Kiri no kenpaku von Starwings (Das Erbe eines Clans) ================================================================================ Kapitel 5: Herausforderungen ---------------------------- „Heute keine Mission?“, wunderte sich Sanago, als sie nicht zur Akademie gingen, sondern direkt auf den Trainingsplatz. „Ja richtig. Ich habe den Hokage gebeten uns die nächsten drei Tage nicht einzusetzen. Mir ist aufgefallen, dass ihr euer Chakra so gut wie kaum einsetzt im Training. Dabei kann Chakra in einem Kampf entscheidend sein. Ich möchte euch zeigen, wie wichtig eine richtige Kontrolle ist, um die Kampfpotentiale voll zu entfalten.“ „Das wissen wir doch alles, Sensei“, mischte sich der Braunhaarige wieder einmal ein. „Ich habe ja auch nicht behauptet, dass euch so etwas fremd ist. Ich habe lediglich angemerkt, dass es euch an der praktischen Umsetzung mangelt.“ Er wandte sich zu den Bäumen, die am Rand des Platzes standen und warf drei Kunai bis zur ersten Astgabelung, jeweils einer der Pflanzen. „Ihr müsst lernen euer Chakra gezielt einzusetzen. Ihr werdet auf diese Bäume dort klettern und zwar ohne die Hände zu benutzen. Es ist eine Basisübung, auf der alle anderen Chakraübungen aufbauen. Wenn ihr die Grundfertigkeiten erlernt habt, wird es für euch einfacher werden auch schwierigere Jutsus und Techniken zu erlernen. Euer Ziel für die nächsten drei Tage ist es, die erste Astgabelung der Bäume dort zu erreichen. Dafür müsst ihr Chakra in den Füßen konzentrieren und den Ausstrom konstant halten bei einer bestimmten Stärke. Ich denke das reicht als Erklärung, es ist wichtig, dass ihr den Rest selbst herausfindet.“ Yamagi war sich nicht sicher, ob es ratsam war diese Übung schon so früh anzuwenden, aber er war immer der Meinung gewesen, dass ein Shinobi zur vollen Entfaltung seines Potentials in der Lage sein sollte, sein Chakra möglichst genau und präzise zu kontrollieren. Je weniger Chakra sie verschwendeten umso besser waren ihre Aussichten in Kämpfen und umso länger würden sie überleben und darum ging es ihm. Er wollte seine Schüler nicht verlieren, nur weil er sie nicht ausreichend auf den Alltag eines Shinobis vorbereitet hatte. Sie waren ihm anvertraut worden und er würde sie nicht im Stich lassen. Bis zum Abend versuchten sie nun die Bäume zu erklimmen aber nicht nur Youki landete mehr als oft unsanft auf dem Boden, sondern auch Sanago und Rei. Alle drei hatten Schwierigkeiten mit der Übung. Was den Fortschritt der Dreien anging, gab es kaum einen Unterschied. Sanago machte zwar immer wieder große Sprünge, blieb dann aber für längere Zeit auf gleicher Höhe, während Rei sich kontinuierlich weiter nach oben arbeitete. Bei Youki war es ein wildes Chaos. Mal weiter nach oben, dann wieder sehr weit unten. Irgendwie wollte ihr das ganze nicht gelingen. Immerhin war die Rinde an keiner Stelle beschädigt, so wie bei ihren beiden Teamkollegen, zu viel Chakra benutzte sie also instinktiv nicht. „So ein Mist!“, fluchte der Braunhaarige immer wieder und seine grünen Augen blitzten verärgert. Jedes Mal danach hörte man das Knacken der Baumrinde und der junge Shinobi wurde nach hinten geschleudert, stand aber immer wieder unbeeindruckt auf. Youki kniete keuchend auf der Erde und schaute Rei mit Bewunderung zu. Er schien gar nicht erschöpft zu sein, sondern machte einfach weiter. Mit Mühe richtete sie sich wieder auf um auch weiter zu machen. Sie wollte bei ihrem letzten Versuch noch einmal alles geben und konzentrierte soviel Chakra wie möglich in ihren Füßen. Dann rannte sie los und spürte, dass sich das Holz nicht so entfernt anfühlte wie bei den letzten Versuchen, sondern sie hatte wirklich das Gefühl festen Boden unter den Füßen zu haben. Einen Schritt noch, dann war sie an dem Kunai. Sie konnte es kaum glauben. Youki streckte die Finger aus erreichte das Messer jedoch nicht. Dann löste sich der Kontakt zum Holz und sie fiel herunter. Sie schaffte es noch sich abzurollen und blieb einige Meter weiter schwer atmend liegen. Sanago fühlte sich durch die Leistung seiner Teamkollegin angespornt und wollte es ihr gleich tun. In seinem Übereifer verlor er aber schon nach kurzer Zeit die Kontrolle und wurde durch die Intensität seines Chakras nach hinten geworfen. „Ach das ist doch doof!“ Yamagi sah den Braunhaarigen an und musste seufzen. So viel verschwendete Energie. Wenn er sich ein bisschen mehr konzentrieren würde, dann würde er auch mehr Erfolg haben. Kurz darauf landete das erste Kunai neben ihm im Gras. Überrascht schaute er zu Rei, der vor dem Baum stand und seinem Sensei stolz entgegen blickte. Yamagi stand auf und zog dabei das Messer aus dem Gras. Mit einem anerkennenden Lächeln warf er das Kunai in die Astgabelung eins höher. „Wenn man ein Ziel erreicht hat, sollte man sich gleich dem nächsten widmen. Nur so erreicht man Fortschritt“, meinte der Jonin und ging zu den Dreien herüber. Youki lag immer noch auf dem Rücken und atmete schwer. Als sie ihren Sensei hörte setzte sie sich jedoch auf. Er schaute sich die Leistung des Teams an und nickte zufrieden: „Ich denke das reicht für heute. Ihr seid völlig erschöpft und ich möchte nicht, dass sich einer von euch übernimmt.“ Ausnahmsweise widersprach ihm Sanago nicht und klopfte sich den Staub von den Sachen. Sie verabschiedeten sich voneinander und machten sich auf den Heimweg. Es dauerte tatsächlich eine volle Woche, bis die drei die Übung gemeistert hatten und nicht zuletzt, da Youki länger gebraucht hatte als ihre Teamkollegen. Doch sie war trotz allem stolz auf sich und auch auf ihre Leistung, da konnten die beiden anderen sagen was sie wollten. Die nächsten Wochen waren geprägt von einfachen Missionen und anschließendem Training. Sie übten die Zielfähigkeiten, Ausdauer und den Nahkampf. Für diesen Abend hatte ihr Sensei ihnen etwas besonderes versprochen, weshalb die drei jungen Shinobis ganz ungeduldig auf dem Trainingsplatz standen und warteten, dass Yamagi endlich wieder kam. „Was meint ihr, hat er für uns?“ Sanago hob den Kopf und zuckte mit den Schultern: „Vielleicht ne neue Foltermethode. Mir tun nach dem Konditionstraining immer furchtbar die Beine weh...“ Youki konnte da nur gequält grinsen. Er sollte sich ernsthaft fragen, wie es ihr dabei ging, immerhin war sie von der Ausdauer her die schlechteste im Team. Sie war schon froh, wenn sie es am nächsten Tag überhaupt aus dem Bett schaffte ohne gleich wieder hinzufallen. „Vielleicht liegst du da gar nicht so falsch“, meldete sich Rei kurz und zielte mit seinem Kunai auf dem Baumstamm der etwas weiter hinter seinen Teamkollegen stand. Ein Windhauch verriet den beiden, dass etwas an ihnen vorbeigerauscht war, aber sie sahen erst was es war, als die Klinge mitten im Baumstamm stecken blieb. „Zielsicher wie immer“, musste Sanago ihm anerkennen, auch wenn er das nicht gerne tat. Er wandte sich zu dem Schwarzhaarigen und zog ein Kunai aus seinem Rückenbeutel: „Wir können ja noch ein wenig trainieren solange er noch nicht wieder zurück ist.“ Rei nickte kurz: „Wenn du willst.“ „Was ist denn mit dir Youki? Willst du auch mitmachen?“ Das Mädchen war tatsächlich überrascht über die Frage, auch wenn sie sich sowas bei den beiden Jungs eigentlich hätte denken müssen: „Nein... ihr könnt ruhig. Ich warte einfach.“ Dabei war das nicht mehr nötig. Ruhig und gelassen schlenderte Yamagi über den Platz und präsentierte seinen Schülern ein Blatt Papier. „Ich habe hier die erste C-Rang-Mission für das Team 5“, und stieß dabei auf laute Begeisterung seitens seines Teams. Youki jubelte zwar nicht gleich los, aber sie lächelte entschlossen. „Morgen werden wir aufbrechen. Wir sollen die Bauarbeiten eines Gasthauses überwachen. Der Bauleiter hat sich an das Dorf gewendet, nachdem fünf Arbeiter auf ungeklärte Art und Weise verletzt wurden. Sie sprechen von einem Fluch, der auf dem Gebäude liegt. Wir sollen herausfinden, was die wirkliche Ursache für die Unfälle ist.“ „Hmm... Geister? Ich tippe eher auf Sabotage“, kommentierte Rei den Auftrag. „Wie gesagt. Es ist unsere Aufgabe herauszufinden was dahinter steckt“, schob er die Aussage beiseite und fuhr fort in seinen Ausführungen, „Ich möchte, dass ihr euch morgen am Osttor einfindet. Die Mission ist für zwei Wochen angesetzt. Solange wird es dauern bis die Bauarbeiten abgeschlossen sind. Packt alles ein, was ihr für diese Zeit braucht und verzichtet auf alles Unnötige.“ Youki wusste ganz genau, dass das letzte speziell an sie gerichtet war. Aber das war im Moment Nebensache. Sie hatten ihre erste C-Rang-Mission. Endlich würden sie richtige Ninja Aufgaben erfüllen und dann waren sie auch noch gleich zwei Wochen unterwegs. Das Mädchen war neugierig, wie ihr Sensei an diese Mission gekommen war. Am Abend sagte sie ihrer Mutter und ihrem Großvater Bescheid. Ihr Bruder war nach seiner Genesung bereits wieder auf einer Mission. Schade eigentlich, sie hätte ihn gerne nach ein paar Tipps gefragt. Rena bat ihre Tochter nur darum vorsichtig zu sein und ihr Großvater wollte ihr noch etwas zeigen. Zusammen gingen sie nach Draußen auf die Lichtung. „Ich glaube es ist an der Zeit, dass ich dir dein erstes Jutsu beibringe. Yoshio habe ich damals zu seiner ersten Mission das gleiche gezeigt. Es ist eine einfach Basistechnik, die auch nicht viel Chakra beansprucht.“ Gespannt schaute sie Daisuke zu und prägte sich gleich beim ersten Mal die Fingerzeichen ein. Es waren gerade einmal fünf, also nichts schwieriges. Ihr Großvater klatschte in die Hände und entfernte sie danach langsam voneinander. Zwischen den Handflächen sammelte sich Wasser, das, nachdem er eine schlagende Bewegung nach vorne mit beiden Fäusten ausgeführt hatte, sich zu einem reißenden Bach ausdehnte und mit voller Wucht nach vorne sprang. Der Baum, der von den Wassermassen getroffen wurde erbebte unter dem heftigen Schlag. „Für den Anfang solltest du das Wasser für diese Technik aus irgendwelchen Gewässern und Behältern beziehen. Eine so große Menge an Wasser aus dem Chakra zu formen ist für dich noch zu schwierig. In unserem Clan heißt diese Technik Wasserfaust. Versuch es doch mal selber.“ Er stellte einen Krug mit Wasser auf den Boden und erklärte seiner Enkelin, wie sie das Wasser einsetzen musste. Youki machte die Fingerzeichen und hielt ihre Hände über den Krug. Sie spürte wie ihre Handflächen anfingen zu kribbeln und die Wasseroberfläche begann sich zu kräuseln, aber sie konnte nicht einmal einen Tropfen aus dem Krug gewinnen. Ihr Großvater schien nicht überrascht: „Das war für das erste Mal doch gar nicht so schlecht. Wie das Bäume klettern, ist dieses Jutsu auch eine Art Basisübung, um ein Gefühl für das Suiton zu bekommen. Ich weiß natürlich nicht sicher, ob du es hast, aber normalerweise liegt es den Shinobis unseres Clans im Blut. Ich bin sicher, dass du das Prinzip schnell raus hast, wenn du fleißig übst.“ Das Mädchen war etwas frustriert. Zumindest einen Tropfen hätte sie doch in ihre Hände befehlen können. Richtig. Das Suiton. Ihr Vater und ihr Bruder, und natürlich Großvater, benutzten oder hatten es benutzt und das auch noch sehr gekonnt. Am nächsten Morgen wartete Team 5 am Osttor, wobei eigentlich alle recht zügig da waren. Ihr Sensei gab noch die letzten Hinweise und schließlich verließen sie das Dorf und würden, wenn alles gut ginge, in zwei Wochen zurück sein. Youki war ziemlich aufgeregt und malte sich in Gedanken aus, wie ihr Auftrag wohl verlaufen würde. Sie war ein wenig enttäuscht aber auch gleichzeitig positiv überrascht, als sie nach zwei Tagen das Gasthaus erreichten. Es schien sich um ein traditionelles Ryokan zu handeln, sogar mit eigener heißer Quelle. Die Westfassade wurde noch mit Gerüsten abgestützt und man hörte das Gehämmer der Handwerker überall, schon von weitem. Neben dem Gasthaus wuchsen eine Vielzahl von Bäumen, sowie Bambus, der extra hinter dem Gebäude angepflanzt worden war. Trotz des Lärms hätte Youki schwören können, dass sie ein paar Vögel gehört hatte. Als sie dem Haus näher kamen, konnten sie bereits den Inhaber sehen, der sie freudig in Empfang nahm, auch wenn er beim Anblick der jungen Genin ein wenig stutzig wurde. Es war ein freundlicher Mann von etwa vierzig Jahren und bereits dünner werdendem Haar, dass er jedoch versuchte zu kaschieren, in dem er sie sich quer über den Kopf kämmte. Er trug einen dunklen Anzug, mit einer unordentlichen schwarzen Krawatte dazu. Als sie ihn sich recht betrachtete war er gut einen halben Kopf kleiner als ihr Sensei, obwohl dieser nicht besonders groß war. Yamagi streckte dem Besitzer seine Hand entgegen und verbeugte sich. Die Genin taten es ihm gleich. „Es freut mich, dass das Dorf so schnell auf meine Bitte reagiert hat.“ „Kein Problem, Herr Yutame. Aber ich denke sie schildern uns erst einmal, in was genau unsere Aufgabe hier besteht. Die Angaben in dem Schreiben waren doch sehr knapp gehalten.“ Rei sagte etwas bewusst so, dass es nur die drei jungen Shinobi hören konnten: „Ein last-minute Auftrag also.“ Youki musste kurz Nachdenken was das noch mal war. Ihr wurde dabei schlagartig klar, warum so eine junge Truppe die Mission übernommen hatte. Last-minute Aufträge werden sehr kurzfristig gestellt und stellen das Dorf oft vor ein Problem, jedoch nur, wenn sie von niederer Bedeutung sind. Ist kein geeignetes Team vorhanden werden auch schon mal Genins losgeschickt. Ein Glücksfall für das Team 5. Nach einem ausgedehnten Gespräch war das Problem klar. Es hatte unerklärlich Unfälle gegeben, die nicht durch Fahrlässigkeit oder sonstige Einflüsse entstanden waren. Dabei hatte man nie jemanden gesehen, sodass bald das Gerücht von Geistern die Runde machte. Bis zum Bauende, dass voraussichtlich in zwei Woche sein würde, mussten die Shinobi jetzt das Gelände bewachen und bei eventuellen Zwischenfällen verhindern, dass sich ein weiterer Arbeiter verletzte. Essen und Unterkunft, sowie die Benutzung der heißen Quellen stand ihnen dabei kostenlos zur Verfügung. Das hörte sich doch schon mal gut an. Yamagi hatte direkt den ersten Dienstplan für den morgigen Tag ausgearbeitet und instruierte seine Schüler kurz. Sollte etwas passieren mussten sie ihm sofort Bericht erstatten. Unter Umständen konnte so eine schnelle Versorgung der Verletzten eingeleitet werden – auch wenn sie das vermeiden wollten. Youki war dem hinteren Garten zugeteilt, wo die Arbeiter über dem Steingarten noch mit der Außenfassade beschäftigt waren. Das Gerüst war gut zehn Meter hoch, da die Beete extra ein wenig tiefer angelegt worden waren, um einen guten Blick vom Balkon am Speisesaal darauf zu haben. Das Erdgeschoss war drei Fuß über ihrem Kopf und die Braunhaarige wollte sich lieber nicht vorstellen, wie jemand auf die großen Steine fiel. Neugierig blickte sie sich um und entdeckte etwas weiter die Bambuswände am getrennten Bad. Es war eine Ewigkeit her, dass sie das letzte Mal in einer heißen Quelle war. Die Blumen im Garten, sowie der Wasserlauf waren noch nicht vollständig installiert und die frisch gepflanzten Seerosen waren auch noch geschlossen. Bis zum Abend geschah nichts, sodass nach Feierabend, bis auf dem Team, einer handvoll Bediensteter, dem Besitzer und ein paar Arbeitern, die nicht aus der Umgebung stammten, niemand mehr da war. Zusammen saßen sie im Speissaal und schauten über den Balkon durch die offenen Shoji direkt in den Garten. An der hohen Decke hingen einzelne Viereckige Lampen, aus einem Holzrahmen und mit dünnem Stoff bespannt, auf dem kunstvolle Bilder gedruckt waren. Die Tische waren aus dunklem Holz und der große Saal durch bepflanzte Kästen und Stellwände mit Tiermotiven in einzelne kleine Abschnitte eingeteilt, sodass jeder beim Essen unter sich sein konnte. Die Besprechung vor dem Essen würde sich ab diesem Abend zur Regelmäßigkeit entwickeln. Yamagi machte sich ein paar Notizen für den Missionsbericht und meinte nur, wenn man Zeit habe, könnte man durchaus schon vorarbeiten, dann hätte man hinterher nicht so viel zu tun. Der Koch würde leider erst nach Eröffnung einziehen, weshalb es nur ein wenig Reis, Fisch und Misosuppe gab. Das seltsame lange glibberige Zeug darin hatte der Inhaber als Spezialität präsentiert. Hoffentlich meinte er damit seine eigene und nicht die seines Gasthauses, denn das Zeug schmeckte seltsam. Nach dem Abendessen zeigte man dem Team ihre Zimmer. Etwas enttäuscht musste Youki feststellen, dass sie ein Einzelzimmer bekommen hatte. Offensichtlich wollte man die Geschlechtertrennung in diesem Haus aufrecht erhalten – was sie beim Baden durchaus vorzog – aber allein schlafen wollte sie eigentlich nicht. Ihr Raum war bis auf die typischen Tatami Matten und das Futon sehr spärlich eingerichtet. Die Deckenlampe war wie die im Speisesaal viereckig. Blumen schmückten die helle Holzkomode an der Wand und ein einzelnes Bild an der Wand lenkte von der monotonen Farbe ab. Als die Braunhaarige jedoch die Shojis zur Seite schob, war sie überwältigt von dem Ausblick auf den ausgedehnten Wald, der in dieser Richtung in eine Schlucht führte. Wenn sie auf den kleinen Balkon trat konnte sie sogar die Sterne beobachten. Schnell schlüpfte sie wieder hinein und kramte aus ihrer Tasche ihre Waschsachen hervor. Ein gutes Bad vor dem Wachdienst war bestimmt nicht verboten. Außerdem fühlte sich der Bademantel einfach himmlisch weich an. Im Hinausgehen zog sie die Hausschuhe wieder an und traf dort prompt auf Rei und Sanago, sowie ihren Sensei. Da hatten wohl alle dieselbe Idee gehabt. Im Eingangsbereich des Bades standen Fächer mit Körben in denen man seine Sachen lassen konnte und es waren frische weiße Handtücher bereit gelegt. Die Fliesen am Boden hatten einen warmen rot-braunen Ton. Das Licht kam von kleineren Glaslampen an den Wänden und der Dampf machte die Luft erfrischend und gleichzeitig beruhigend. Youki zog ihre Kleidung aus und legte auch die Ausrüstung, die sie für alle Fälle noch mitgenommen hatte in den Korb. Danach öffnete sie die Schiebetür nach draußen und wickelte sich das Handtuch um den Körper, sodass ihre Blöße grob bedeckt war. Yamagi würde schon dafür sorgen, dass die beiden Jungs keinen Unsinn anstellten. Kurz überprüfte sie mit dem Fuß die Wassertemperatur und stieg dann über die Steintreppe ins Wasser. Das Becken war groß genug, dass man ein wenig darin schwimmen konnte, wenn man wollte. Rund herum waren große Steine gelegt, sodass es den Eindruck eines natürlichen Teiches machte. An der gegenüberliegenden Seite war ein kleiner Wasserfall der unaufhörlich rauschte. Und über sich konnte man in den Nachthimmel schauen. Die Konoichi war völlig zufrieden und entspannt. Wer hätte gedacht, dass sie auf ihrer ersten Mission gleich solchen Luxus genießen durften. Die meisten anderen Shinobis landeten nie an einem solchen Ort. Dem Geräusch des Wassers lauschend vergaß Youki fast, warum sie eigentlich hier waren. Der Auftrag rückte in den hintersten Winkel ihres Gedächtnisses. Dafür fiel ihr das Jutsu ihres Großvaters wieder ein. Fast beleidigt über diesen störenden Fremdkörper in der Harmonie, die sie gerade genossen hatte, öffnete sie die Augen und seufzte. Vielleicht sollte sie ein bisschen üben. Doch mehr als ein paar Schwingungen im Wasser erreichte sie auch nach zahlreichen Versuchen nicht, also ließ sie es einfach wieder sein. Leider hatte die Übung sie aus der Stimmung gebracht, sodass sie aus dem Wasser stieg und zur Tür ging. Sehnsuchtsvoll warf sie einen Blick zurück und hoffte, dass sie morgen auch wieder Zeit fand hierher zu kommen. Drinnen duschte sie sich noch kurz und ging dann wieder auf ihr Zimmer. Sie hatte erst gegen Mitternacht Dienst und entschloss sich bis dahin auszuruhen, sodass sie nicht noch einschlief über Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)