Axel's Story von Hinatara (Got it memorized?) ================================================================================ Kapitel 45: Der Schlüssel - Vergessen ------------------------------------- „Du wirkst nicht aufmerksam“, stellte Nadetha fest. Leira schrak auf, wie aus einem Tagtraum. Seit sie zu dem Treffen gekommen war, war sie so seltsam. Nicht nur, dass ihr Haar alle rote Färbung verloren hatte, sie sie angestarrt hatte, als müsse sie überlegen, wer das schwarzhaarige Mädchen war, das da vor ihr stand; sie wirkte abwesend, fast betrübt. Dash und Kray, in deren Proberaum sie saßen, gingen gerade mit Butcher ihre Solos durch, Azas sah sich irgendetwas für die Arbeit durch. Ob ihnen Leiras seltsames Verhalten überhaupt auffiel? Azas hatte den Kopf gehoben, als Nadetha Leira angesprochen hatte, Dash und Kray vielsagende Blicke ausgetauscht und Butcher fragend mit den Schultern gezuckt. Ja, ihnen war es aufgefallen. Ob es ein Fehler gewesen war, mit Butcher zusammenzuziehen und Leira alleine zu lassen? In der Schule hatten Nadetha und Leira oft herumgealbert, dass sie in eine WG ziehen würden, doch Leira musste verstehen, dass sie auch eigene Wege gehen wollte. Und sie liebte Butcher nun einmal. „Ist irgendetwas passiert, was du uns gerne erzählen würdest?“, fragte Azas endlich. Azas, der Psychologe. Nadetha hätte fast gekichert. „Nein“, meinte Leira nur. „Alles in Ordnung.“ Doch ihr Lächeln sah gequält aus. „Vielleicht sollten wir den Auftritt doch abblasen“, schlug Kray vor. Butcher hielt die Luft an und Nadetha wusste, was das für eine Enttäuschung insbesondere für ihn sein würde, da er sich doch schon so sehr darauf freute, aber Leira schüttelte heftig den Kopf. „Auf keinen Fall. Ich habe mich doch gerade erst an den Gedanken gewöhnt, auch vorne zu stehen.“ „Was ist dann los?“ „Mir…mir geht es nur nicht so gut. Aber bis übermorgen ist garantiert wieder alles in Ordnung. Ich werde mich bei meinen Eltern auskurieren, kein Problem.“ Damit stand sie auch schon auf. „Wir sehen uns dann.“ Und lief die Treppe hinauf. „In der Verfassung wird sie nie und nimmer auftreten können“, vermutete Dash. Nadetha blickte ihrer Freundin nur fassungslos hinterher. Inzwischen kannte sie Leira gut genug. Und sie wusste, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war… Leira rannte durch die Straßen. Als renne sie vor etwas weg. Ohne Ziel. Außer Atem wurde sie langsamer. Die Erschöpfung tat gut. Seltsam gut… In dem Schaufenster eines Dekoladens standen Kerzen und flammten auf, als sie vorbeilief. Sie blieb stehen und starrte sie an. Was auch immer dieses Leben war… Sanft strich sie über die Glasscheibe. Was hatte ihr die Entscheidung gebracht? Nutze deine zweite Chance, hatte man ihr gesagt. Es ist die Letzte. „Du bist immer noch da, nicht wahr? Du bist immer da gewesen.“ Die Flammen antworteten nicht. Er war immer so…so seltsam gewesen. Wie sie hatte er versucht, nicht schwach zu wirken, die Schwächen zu verstecken. Er gehorchte, weil er meinte, so einen Grund zu haben, Schwächen zu besitzen. Aber er war so zerbrechlich… „Ich bin so egoistisch, verzeih!“ Es tat gut, zu weinen. Endlich alle Trauer aus sich heraus zu lassen, die Einsamkeit zu vergessen. Nie hätte sie gehen dürfen. Aber wenn sie geblieben wäre… Alles wäre falsch gewesen. Jede Entscheidung. Und nun… nun waren die dunklen Kräfte gegangen, sie war machtlos. Es fühlte sich schrecklich an. Die Flammen der Kerzen tanzten hin und her. Als würden sie die Köpfe schütteln. Du wirst ihn nicht wieder sehen. „Das ist nicht wahr.“ Die Menschen in den Straßen mussten sie für Verrückt halten. „Er ist immer bei mir. Ich weiß es!“ Wusste sie es? Oder vermutete sie nur? Nein, sie wusste es nicht…. „Ich kann nicht mehr.“ Erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand. Bitte, Lea… Aber sie wusste selbst nicht, um was sie ihn bat… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)