Hades von Franlilith (The bloody rage) ================================================================================ Kapitel 5: Garden ----------------- Der Ausspruch „unruhig auf seinem Stuhl herumrutschen“, passte in diesem Augenblick wirklich vorzüglich auf Ciel, der seine Finger in das feine Leder seines Sessels krallte und nervös auf seiner Unterlippe kaute. Die restlichen paar Stunden hatte er damit zugebracht, sich zu fragen, was er Sebastian eigentlich sagen wollte. Unter all dem Grübeln über seinen momentanen Auftrag, konnte er sich vielleicht gut ablenken, aber das Problem blieb dennoch bestehen. Seit Sebastians merkwürdigen Anwandlungen am Morgen, wirkte der Butler auf den jungen Earl anders als sonst. Natürlich, wie sollte es auch anders sein? So deutlich wurde er gewiss noch nie von Sebastian auf die Probe gestellt. Er fragte sich sogar, ob es sich bei der ganzen Sache nur um einen reichlich geschmacklosen Scherz gehandelt hatte. In dem Fall würde er wahrscheinlich einfach anfangen Sebastian zu ignorieren, ganz gleich wie kindisch und dumm das klang. Langsam stand er auf und schluckte. Er hatte seinem Butler gesagt, er würde mit ihm reden wollen, wenn niemand sie hören konnte. Und neben dem Büro – indem Ciel das auf keinen Fall klären wollte – blieb eigentlich nur noch sein Schlafzimmer. Schlimm genug, wenn er darüber nachdachte. Seine Schritte trugen ihn zu jenem Gemach, das sich für ihn plötzlich wie seine ganz persönliche Folterkammer anfühlte. Er schüttelte den Kopf. Herrje, es war doch nur Sebastian. Der Butler, der schon seit Jahren an seiner Seite war und der durch einen einfachen Befehl gehorchte. Ein Dämon, der ihm heute Morgen einen Teil seiner tief gehegten Absichten offenbart hatte. Ciel schauderte bei diesem Gedanken, ehe er die Tür zum Zimmer öffnete und in Sebastians höfflich lächelndes Gesicht sah, der neben dem Eingang stand, als wäre es völlig normal. Nun, das war es auch. „Verzeiht, dass ich erst jetzt auftauche“, sprach er lächelnd und wirkte ein klein wenig so, als würde er sich über den jungen Adligen lustig machen. Jedoch sagte der nichts dazu und ging einfach in den Raum hinein, um sich auf sein Bett zu setzten. Dann hob er leicht einen Fuß und bedeutete so, dass Sebastian ihn entkleiden sollte. Der Butler verneigte sich erneut leicht und kam der stummen Aufforderung ebenfalls schweigend nach. Ohne ein Wort zu verlieren, sah Ciel Sebastian dabei zu, wie er seine Schuhe abstreifte und sie neben das Bett stellte. Es war wie immer, nichts an dieser Situation deutete darauf hin, dass sich zwischen ihnen am heutigen Tag Dinge abgespielt hatten, die es so gar nicht geben sollte. Doch der Earl wusste, dass er nicht ewig über diese Dinge schweigen konnte. Langsam stand Sebastian auf, um die Schleife um Ciels Hals zu lösen. „Ich wollte mit dir reden“, begann er langsam. Der Angesprochene ließ sich in seiner Arbeit nicht beirren und öffnete die Weste. „Das sagtet Ihr mir bereits, junger Herr“, meinte er und schmunzelte etwas, während er die dunkle Weste zusammenlegte. Ciel beobachtete ihn genau, behielt jede noch so kleine Bewegung im Auge. „Ich möchte von dir wissen, was du heute morgen mit dieser Frechheit bezwecken wolltest“, forderte er und sah dem Butler fest in die roten Augen, die selbstverständlich keine nennenswerten Emotionen enthielten, als sie den Blick erwiderten. „Frechheit?“, hakte er nach, als wüsste er nicht worum es ging. Aber das wusste er genau. „Ja, Frechheit.“ Sebastian legte die Weste zur Seite und verneigte sich erneut, auf seine übliche Art und Weiße. „Ich möchte mich entschuldigen, sollten meine Worte tatsächlich so forsch und anmaßend geklungen haben“, sprach er. Ciel zischte nur unzufrieden. Was sollten all diese haltlosen Entschuldigungen? Sebastian konnte das alles unmöglich nicht ernst gemeint haben, dafür waren seine Worte einfach zu nachdrücklich gewesen. Noch immer zitterten seine Hände von der Kälte, die ihn in diesem Moment umgeben hatte, ohne, dass er sagen konnte, sie wäre unangenehm gewesen. „Das haben sie. Sag mir nicht, dass du es nicht so beabsichtigt hättest“, grummelte Ciel und hörte aus seiner eigenen Stimme das ungesunde Maß an Unzufriedenheit heraus, das Sebastian eigentlich nicht hätte hören brauchen. Dieser lachte jedoch und sah dem Earl in die Augen. „Wäre es in Eurem Sinne, wenn dem so wäre?“, wollte er nüchtern wissen. Ciels Gesicht ließ etwas dunkle an, ehe er den Kopf zur Seite drehte und sich, ohne es zu merken, auf die Unterlippe biss. Was sollte diese Frage? Niemals würde er so etwas einfach ohne Verlegenheit aussprechen können. Mit einem Mal war es, als würde die Luft um sie herum an Wärme zunehmen. Gerade als er sich verwirrt umsehen wollte, wurde sein Kinn gepackt und der Kopf wieder in die Gerade gedreht. Sebastians Augen flackerten purpurfarben auf und versetzten Ciel einen kurzen, erregenden Schauer, der sein Blut regelrecht in Wallung brachte. „Warum weicht Ihr aus?“, fragte er und kam mit seinem Gesicht Ciel etwas näher, der die Luft kurz anhielt. „Was wäre, wenn all das in meiner Absicht war?“ Sein Atem streifte Ciels Ohr, ehe er kurz und fast unspürbar mit seiner Zunge über das weiche Fleisch leckte. Erschrocken wich Ciel zurück, schlug die Hand des Dämons weg und stand auf, um erneut vor soviel spürbarer Verführung zu flüchten. Doch dieses Mal, kam er nicht weit. Wie aus dem Nichts griff eine Hand nach seinem Arm und zog ihn zurück, dass der Junge auf dem Schoß seines Butlers zum sitzen kam, der sich auf seinem Bett niedergelassen hatte. Flinke Finger wanderten über sein weißes Hemd und knöpften es langsam, mit größtem Geschick auf, während Ciel sich erst einmal wieder orientieren musste. Was war gerade geschehen?, schallte es in seinem Kopf wieder, als er den Arm spürte, der sich um seine Hüfte legte und ihn am weglaufen hinderte. Handelte es sich bei der Person, auf dessen Schoß er nun gefangen war, tatsächlich um Sebastian? Er wusste nicht ganz, welche Reaktion man auf diese völlig unreal wirkende Situation zeigen sollte. „Sebastian!“, fauchte er, zuckte aber sogleich zusammen, als sein Hemd gänzlich geöffnet wurde und er die weichen behandschuhten Finger seines Butlers ohne umschweifen an seinen Brustwarzen spürte. Ein Schauer jagte dem Jungen durch den gesamten Leib, es war beinahe so, als würde er den Boden unter den Füßen verlieren. Für einen Augenblick überschlugen sich seine Emotionen und er musste sich schwer besinnen, um keine falsche Bewegung zu tun. Es war nur eine kurze Berührung, nicht mehr. Sebastian hatte das Privileg ihn anzufassen. Und doch war es dermaßen intensiv, dass Ciel hätte schreien können. So etwas hatte er nie für möglich gehalten. Waren das die verführerischen Waffen eines Dämons, der sich nahm, was er begehrte? Sein Opfer mit unspürbaren Berührungen umschmeichelte, bis es nachgab? „Was...was tust du?“, brachte er wimmernd heraus und war erschrocken, über seine eigene Stimmlage. Hatte ihn dieser kurze Moment bereits so erregt? Ein Lachen traf sein Ohr. „Das was Ihr bereits seit einer Weile von mir möchtet, junger Herr“, schnurrte der Butler und begann seine Lippen hauchzart über den Hals des Earls wandern zu lassen, der in diesem Augenblick glaubte, seinen Verstand zu verlieren. Wenn sich diese wenigen, kleinen Berührungen schon so verflucht intensiv anfühlten, was wäre dann wenn sie... Von der einen auf die andere Sekunde klärte sich Ciels vernebelter Geist wieder und er biss fest die Zähne zusammen. Es kostete ihn verflucht viel Kraft, dass auszusprechen was er nun dachte. „Hör auf! Das ist ein Befehl, Sebastian!“, knurrte er laut und stand schnell auf, als sich der Griff an seiner Hüfte löste. Sofort wankte er etwas und gab sich alle Mühe irgendwie auf dem Boden zum stehen zu kommen. Sein Atem ging schwer, bevor er es schaffte sich einigermaßen zusammenzureißen. „Wie kannst du nur?“, rief er und für diesen Moment, hatten ihn alle Bedenken verlassen. „Ich bin nicht dein Spielball, du verfluchter Dämon!“ Er hob seinen Blick und sah Sebastian bitter an, der nur etwas verwirrt zurückstarrte. Er wirkte nicht wirklich überrascht, es war eher, als würde er die Wut seines Masters nicht noch weiter schüren wollen. Das war im Augenblick wahrscheinlich ohnehin nicht möglich, denn jedweder Gedanke war aus dem Kopf Ciels verschwunden. „Behandele mich nie wieder so! Ich will gefragt werden, ob du mich anfassen darfst! Nutz deine Privilegien nicht so schamlos aus!“ Seine Stimme überschlug sich und er versuchte irgendwie, sich wieder etwas zu beruhigen. Es war nicht gut, so herumzuschreien. Dieses Gespräch musste niemand mitbekommen, doch Ciel war einfach wütend, über diese Selbstverständlichkeit, die sein Butler hier gerade an den Tag legte. Was war mit ihm los? Konnte er es gar nicht mehr erwarten, über den Körper herzufallen, in dem die Seele schlummerte, nach der er sich verzehrte? Er sah dabei zu, wie Sebastian aufstand und dann vor dem Jungen in die Knie ging, um sich in seiner üblichen Manier zu verneigen. „Ich warte auf Euren Befehl, my Lord“, sprach er und sofort spürte Ciel wie ihm das Herz schwer wurde. Genau, dass hatte er doch nicht gewollt. Er wollte Sebastian nicht den Befehl geben ihn anzurühren, aber gleichermaßen machte es ihm Angst einfach so berührt zu werden. Dennoch war es nicht so, dass es ihm gänzlich unangenehm war. Oh, er wollte diesen Mann und das schon seit langem und jetzt konnte er ihn haben und machte es zunichte. Er schüttelte denn Kopf und biss sich fest auf die Unterlippe. Nein, das wollte er nicht. Es hatte sich wahnsinnig intensiv angefühlt, ohne eine Aufforderung seinerseits von Sebastian berührt zu werden. „Steh wieder auf“, forderte er langsam und schauderte, als er sich diesen unheimlich schönen Mann zum ungezählten Male genauer betrachtete. Wie konnte er so dumm sein, eigentlich hätte er doch beinahe bekommen, was er sich so sehnlichste wünschte. „Ich will dir dafür keine Befehle geben“, murmelte er und sah in die Augen seines Butlers, der ein wenig verstimmt wirkte, aber nicht so, dass man es tatsächlich wahrnahm. „Soeben lauteten Eure Worte noch anders“, sagte Sebastian in einer Art, die Ciel betreten zur Seite blicken ließ. Natürlich, er hatte sich erneut selbst widersprochen, aber wie sollte er das erklären, was zu erläutern kaum möglich war? „Das weiß ich“, meinte er und trat langsam etwas näher an den Dämon heran, der allein durch seine bloße Anwesenheit das Bedürfnis in Ciel weckte, die Haut unter der schwarzen Kleidung zu berühren. „Ich möchte nur nicht...so selbstverständlich berührt werden. Nicht an solchen...Stellen“, murmelte er und spürte wie sein Gesicht heiß wurde. Ihm war das so peinlich und Sebastian stand einfach da und lächelte wieder vor sich hin, als würden sie sich über das Wetter unterhalten. Dann schlug seine Stimmung um. Er hob den Körper des Jungen auf seine Arme und legte ihn ohne ein weiteres Wort auf dem Bett ab. Anschließend lehnte er sich über ihn, wirkte gar nicht mehr so unterwürfig wie es sonst für ihn üblich war. „Darf ich Euch berühren?“, fragte er plötzlich. Ciels Augen weiteten sich. War diese Frage gerade ernst gemeint oder machte sich dieser Dämon einen Spaß aus der Situation? Aber er konnte den Earl eigentlich nicht lügend hinters Licht führen. Dazu war selbst er, aufgrund ihres Vertrages, nicht mächtig. Sein Mund öffnete sich langsam, doch es fiel ihm schwer, eine Erlaubnis für das zu geben, was er gleichermaßen wünschte als auch fürchtete. Was würde dieser Mann mit ihm tun? Seine Worte am Morgen hätten deutlicher nicht sein können. Die Konsequenzen jedoch, waren in diesem Moment für Ciel belanglos, sie zeugten von keinerlei Wichtigkeit, um die man sich Gedanken machen brauchte. Schließlich gehörte seine Seele bereits diesem Dämon, warum sollte er seinen Körper nicht auch verkaufen? Er sah in Sebastians Augen, die kurzzeitig so etwas wie Wärme aufflackern ließen. Eigentlich wünschte er es sich, einmal dieses Gefühl der reinen Lust spüren zu dürfen und welches Wesen konnte dies besser herbeiführen als ein Dämon? Mit Sicherheit würde er es nicht bereuen, oder doch? Was würde passieren, wenn er sich in dieser mehr als unbekannten Situation plötzlich überfordern ließ? War seine Reaktion gerade nicht beweiß genug gewesen, dass er sich ungern berühren ließ. Außer von Sebastian. Nur er durfte dies und er war auch derjenige, von dem sich Ciel all die Dinge wünschte, die seine Phantasie heimsuchten. Langsam, fast in Zeitlupe lehnte Ciel sich nach oben und forderte den Butler stumm auf, ihm näher zu kommen. Dieser schmunzelte und kam der Aufforderung ohne großes Zögern nach. Ciels Körper erzitterte genau in dem Moment, in dem sich die verführerischen Lippen des Dämons auf die seinen legten. Fordernd und dennoch nicht übertreiben wurde der Junge in einen Kuss verwickelt, den er sich in seinen Träumen niemals so intensiv vorgestellt hatte. Leicht spitze Zähne neckten seine Lippen, während die festen - keineswegs schwächer werdenden - Bewegungen, den jungen Adligen fast selbstständig dazu animierten den Rhythmus nachzuahmen. Sein Körper wurde unruhig, allein ein Kuss reichte aus, um seine Phantasien in die Realität umsetzten zu wollen. Und viel zu früh für seinen Geschmack wurde die kurze, neugierig machende Verbindung zwischen ihnen wieder unterbrochen. Ciel sah deutlich, welche Begierde in den purpurnen Augen Sebastians lag und konnte nur schwer der Versuchung widerstehen, die dieser Blick ihm versprach. „Berühr mich wo auch immer du willst...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)