Verbunden von Tamura ([SasuxSaku]) ================================================================================ Kapitel 1: Bonded ----------------- „Glaubst du eigentlich Sasuke, dass es so etwas wie ein Band zwischen zwei Menschen gibt?“ „Ein was?“ „Ein Band. Eines, das zwei Menschen verbindet, auch lange nachdem sich ihre Wege getrennt haben? Sogar über ihren Tod hinaus?“ „Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass etwas über den Tod hinaus existiert.“ … Vielleicht, wenn sie sich nur hart genug darauf konzentriert, wacht sie plötzlich auf. Vielleicht, wenn sie ihre Augen lange genug schließt und dann ganz langsam wieder öffnet, vielleicht verschwindet dann seine blutende, beinahe tote Gestalt vor ihr. Nein… Denn als der Regen ihr rosa Haar an ihre Wangen klebt, wie in Zeitlupe auf seinen verletzten Körper fällt und so den letzten Funken Hoffnung in ihr fortspült, wird ihr klar, dass das kein Traum ist. Auch wenn sie hofft, jeden Moment aufzuwachen, sie weiß, dass jeder Albtraum besser wäre, als die blutende Realität auf dem nassen Waldboden vor ihr. Sie kann nicht sprechen, bringt keinen Ton hervor. Ihre Beine wollen sie nicht noch näher zu ihm tragen und geben nach. Ihre Knie schlagen hart auf dem feuchten Untergrund auf, doch sie ignoriert den Schmerz. Erst ein paar Sekunden später verschwindet der Schock in den Tiefen ihres Verstandes und lässt entsetzliche, grauenhafte Angst ans Ufer treten. So schnell wie nie zuvor zerrt sie sich an seine Seite. Er öffnet seine dunklen Augen, eines davon blutunterlaufen und bereits blind, und richtet sie auf ihre feinen Züge. „Itachi… ist tot.“ Seine Stimme klingt gebrochen und ertönt kaum lauter als ein Flüstern. Das kleine Lächeln auf seinen Lippen ist kein Richtiges und reicht nicht bis zu seinen Augen. Die einst so starken Seelenspiegel des Schwarzhaarigen wirken leer, tot. Sie streckt eine Hand in seine Richtung, ohne zu wissen warum. Vielleicht will sie ganz sicher gehen, dass dies wirklich kein Traum ist, kein schlechter Scherz ihres Unterbewusstseins. Vielleicht will sie seine kalten Hände spüren, nur um die Tränen zu stoppen, die unaufhaltsam ihre Wangen entlang laufen. Es gibt so viele Gedanken, die ihr in diesem Moment durch den Kopf gehen, so viele Dinge, die sie ihm nie sagen konnte und nie sagen wird. Doch ihr wird bewusst, dass das alles nicht mehr wichtig ist, als er mit letzter Kraft seinen Oberkörper aufrichtet und in ihre Arme fällt. Sein Gewicht bringt sie ganz zu Boden und hält sie mit aller Kraft dort. Ihre Haare tauchen ein in die nasse Erde des kalten Untergrunds, doch auch das ist jetzt nicht mehr wichtig. „Beweg dich nicht, Sasuke.“ Ihre Stimme ist leise, doch bestimmt. „Ich hab es geschafft“, bringt er mit Mühe hervor, sein Körper von Krämpfen geschüttelt. Ja, er hat es geschafft. Seinen Clan gerächt, seinen Bruder getötet. Doch zu welchem Preis? „Ich hab ihn besiegt, hörst du Sakura?“ „Ja“, erwidert sie nach kurzem Zögern. Sie will ihm Dinge sagen, die sie nicht ernst meint und ihm Gefühle offenbaren, die sie seit Jahren für sich behalten hat. Doch sie schweigt. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. „Ich musste es tun… verstehst du?“ Er presst die Worte mit Mühe aus seinem Mund. Nein, sie versteht nicht. Doch was soll sie ihm antworten? Macht es denn noch einen Unterschied, ob sie versteht? Selbst, wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde, dass Rache kein Grund ist, sein Leben dafür aufs Spiel zu setzten. Was würde das jetzt noch ändern? Gar nichts. Also schweigt sie. Schildert ihm nicht den Kummer und die Schmerzen, die er ihr bereitet hat. Denn jetzt zählt nur Eines. Ihm zu helfen, und mit aller Kraft sein Leben zu retten. Und deshalb spart sie sich eine Antwort und presst ihre Hände auf seine Verletzungen. Langsam fließt das heilende Chakra in seinen Körper und versucht die zahlreichen Wunden zu schließen, doch irgendetwas stimmt nicht. Sasuke fühlt weiterhin die Schmerzen seiner unzähligen Verletzungen. Er weiß, dass ihre Hilfe zu spät kommt. Zu spät ist eigentlich nicht ganz richtig, denn ihm war bereits vor ihrem Eintreffen bewusst, dass er nur noch ein paar Minuten hatte. Zu viel Kraft kosteten ihn die letzten Angriffe seines Bruders. Allmählich wird seine Sicht schwächer und die Farben seiner Umgebung, ihr rosa Haar, verschwimmen zu einem grauen Etwas. Er lauscht dem Geräusch fallender Regentropfen und kann von weitem ein Donnern hören. Vielleicht ist es aber auch nur das unregelmäßige Schlagen seines Herzens, das mit letzter Kraft versucht, noch etwas Leben durch seinen Körper zu treiben. Ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen. Eines, das Sakuras Blut zum Kochen bringt. Was konnte in diesem Augenblick noch komisch sein? „Ich dachte immer, es würde sich… es würde sich besser anfühlen, wenn Itachi tot ist. Dass diese Leere dann verschwindet. Doch aus irgendeinem Grund… fühl ich genauso… genauso wie zuvor.“ „Du darfst jetzt nicht aufgeben!“, brüllt sie. Sakuras Hände frieren und verkrampfen bei dem Gebrauch des vielen Chakras. Sie muss sich eingestehen, dass es keinen Zweck hat. Auch, wenn sie alle seine Wunden rechtzeitig schließen kann, er hat bereits zu viel Blut verloren. „Lass es. Es ist schon… zu spät.“ Etwas bricht in ihrem Inneren und schlägt hart gegen ihren Brustkorb. Vielleicht ist es ihr Herz, das ohne ihn nicht mehr weiterschlagen will. Sie lässt ihre Hände langsam zu Boden gleiten. Er hat recht. Sie kann ihm nicht mehr helfen. Ein plötzliches Gefühl der Übelkeit erfasst sie und macht ihr bewusst, dass dies ihre letzten Minuten mit ihm sind. „Du solltest… von hier verschwinden“, kratzt seine Stimme, „sonst erfrierst du noch.“ „Ich kann nicht.“ Sie schüttelt ihren Kopf. Kristallklare Tränen vermischen sich mit dem immer stärker werdenden Regen und fallen zu Boden. „Warum?“ Sie ist überrascht. Weiß er die Antwort darauf denn noch immer nicht? Ein kleines Lächeln erscheint auf ihren Lippen und sie starrt ihn einen Augenblick an, ehe sie erwidert: „Ich dachte, das weißt du. Ich… ich lie…“ „Ja. Vielleicht hast du recht. Vielleicht… weiß ich es. Ich wollte nur…“ Sasuke weiß nicht, was er noch sagen soll. Er betrachtet Sakura durch langsam verblassende, schwarze Augen und fühlt ein ungewöhnliches Gefühl der Wärme in sich aufsteigen. Sie empfindet noch immer etwas für ihn. Sie liebt ihn. Noch immer... Plötzlich muss er lachen. Denn für den Bruchteil einer Sekunde fühlt Sasuke genauso, wie er es sich nach dem Tod seines Bruders erhofft hatte. Diese Leere in seinem Herzen verschwindet. All die Jahre des Trainings, um stärker zu werden und seine Rache zu bekommen, zwecklos. Sie liebt ihn. „Sakura?“ Sie nickt langsam und streicht eine Strähne aus seinem Gesicht. „Nenn mich… nenn mich Sasuke-kun.“ Und sie tut es. Langsam formen ihre Lippen die Worte und er lächelt. Nicht, weil er glücklich ist, jenen Spitznamen noch ein letztes Mal zu hören. Sasuke lächelt über seine eigene Dummheit. Dann wird alles schwarz um ihn herum und in Dunkelheit gehüllt. Er ist nicht mehr in der Lage, den markerschütternden Schrei seiner früheren Teamkollegin zu vernehmen. Sakura Haruno und Sasuke Uchiha war es nie bestimmt, bis ans Ende ihrer Tage glücklich zu sein. Es war nie ihr Schicksal gewesen, zusammen alt zu werden. Doch in jenem Moment, als Sakura ihr Kunai aus einer Seitentasche zieht, die Spitze des kalten Stahls auf ihr Herz richtet und mit letzter Kraft in ihren Brustkorb treibt, ist das alles nicht mehr wichtig. Denn für sie gibt es nur eine Welt, in der sie glücklich sein kann. Eine Welt mit Sasuke Uchiha. … „…Ich glaube schon.“ „Ne Sasuke-kun, möchtest du vielleicht heute Abend auf ein Date gehen? Wir könnten vielleicht…“ „Klar.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)