Nie mehr allein von yami-aeris (Ran x Shinichi) ================================================================================ Kapitel 1: Nie mehr allein -------------------------- Endlich war er wieder da. Er würde endlich wieder da sein. Wie hatte sie ihn vermisst. Aber sie hatte geschworen, auf ihn zu warten und genau das hatte sie auch getan. Und es hatte sich ausgezahlt. Gestern hatte er angerufen und ihr gesagt, dass er wiederkommen würde. Sie hatte am Telefon angefangen zu weinen. Er hatte es natürlich gemerkt, aber als er sie darauf angesprochen hatte, hatte sie ihre Tränen schnell weggewischt und ihn angeschrien, was ihm einfalle, dass er erst jetzt wieder auftauchte. Es konnte ja wohl nicht angehen, dass er nach der langen Zeit einfach mal so zwischendurch sagte, dass er wieder da war, so als ob er nur mal schnell ein Wochenende Urlaub gemacht hatte. Er hatte sie nicht unterbrochen. Er hatte ihr einfach zugehört, als ihn beschimpft hatte. Es tat ihm leid, das hatte sie hören können. Deswegen hatte sie irgendwann einfach mitten im Satz aufgehört und ließ den Tränen freien Lauf. Er wollte sie trösten, sprach ihr beruhigende Worte zu. Er munterte sie auf, trotzdem wollten die Tränen nicht aufhören über ihre Wangen zu laufen. Sie freute sich jedes Mal, wenn sie seine Stimme hörte. Es löste bei ihr immer so ein wohliges Kribbeln aus. Doch dieses Mal war es irgendwie anders. Als er ihr gesagt hatte, dass er sie sehen wollte, hatte ihr Herz Luftsprünge gemacht. Sie wusste nicht, ob sie ihn ernst nehmen sollte, zu viel war passiert. Er war immer wieder aufgetaucht und wieder verschwunden. Warum sollte es jetzt anders sein? Konnte sie ihm diesmal glauben? Wie sollte sie sich verhalten, wenn sie ihn wieder sah? Sie würde ihm sicherlich am liebsten um den Hals fallen und ihm diesen in der nächsten Sekunde umdrehen. Nachdem sie sich endlich beruhigt hatte, hatten sie aufgelegt. Er wartete darauf, dass sie an diesem Nachmittag vorbeikommen würde. Sollte sie hingehen? Was, wenn er nicht da war? Wenn er wieder verschwunden war, bevor sie bei seinem Haus ankam? Wenn er gar nicht da gewesen war, sondern sie nur wieder hinhalten wollte? Sie würde trotzdem weiter auf ihn warten. Selbst, wenn er sie wieder enttäuschen würde, sie würde in alle Ewigkeit auf ihn warten. Er war ihre große Liebe und man wartete auf seine große Liebe. Nach sehr langem Hin und Her entschied sie sich letztendlich doch, zu ihm zu gehen. Es war Winter und es hatte draußen geschneit. Sie wickelte sich in einen dicken Mantel und einen Schal ein und machte sich auf durch den zentimeterdicken Schnee. Mit jedem Schritt hinterließ sie einen tiefen Fußabdruck im Schnee. Plötzlich blieb sie stehen und dachte nach. Wie würde er wohl aussehen? Ob er sich sehr verändert hatte? Sie hatten sich so lange nicht gesehen, immer nur telefoniert. Er war heute so anders gewesen. Sonst hatte er sie nach ihrem Tag gefragt und wie es ihr ging. Heute hatte er nur gesagt, dass er wieder da war und dass er sie sehen wollte. Dann hatte er sie trösten müssen. Seine Stimme war so ruhig und zärtlich, nicht wie sonst, so bestimmt und sicher. Ja, er war unsicher gewesen. Hatte er vor dem Treffen genauso viel Angst wie sie? Warum hatte sie überhaupt Angst? Sie kannte ihn doch schon seit sie Kinder waren. Man kann sich doch nicht grundlegend verändern, einfach so. Oder doch? Sie schüttelte den Kopf, wollte die wirren Gedanken los werden. Sie war doch sonst auch immer so mutig. Warum jetzt nicht? Warum bereitete ihr dieser Junge so viele Kopfschmerzen? Warum sorgte sie sich so sehr um ihn? Ist das immer so, wenn man verliebt ist? Hoffentlich nicht, sonst würde sie noch wahnsinnig werden. Aber sie musste jetzt stark sein. Sie wollte ihn doch wiedersehen. Das wollte sie ganz bestimmt. Und trotzdem hatte sie Angst. Langsam begann sie weiter zu laufen, weiter in seine Richtung, vorbei an den erleuchteten Fenstern der ganzen Häuser. Es war schon dunkel. Im Winter wird es immer schon früh dunkel. Aber das störte sie nicht. Sie kannte den Weg zu seinem Haus in- und auswendig und würde ihn auch im Schlaf immer wieder ablaufen können. Sie war schon so oft bei ihm gewesen, ob er nun da gewesen war oder nicht. Aber heute Abend war er da. Hoffentlich. Sie erinnerte sich an den Abend, an dem sie stundenlang in der Kälte vor seinem Haus auf ihn gewartet hatte. Irgendwann war drinnen das Licht angegangen und vorsichtig hatte sie das Haus betreten. Doch er hatte ihr wieder nur gesagt, dass er an einem Fall arbeitete und hatte sie weinend an der Treppe stehen lassen. Ob das heute Abend wieder passieren würde? Sie hoffte es nicht, aber sie konnte den Gedanken nicht aus ihrem Kopf verbannen, diesen schrecklichen Gedanken. Wieder kamen ihr Tränen, schon das zweite Mal innerhalb einer halben Stunde. Er hatte wirklich Talent. Er konnte sie zum Weinen bringen wie kein anderer. Er bedeutete ihr so viel. Ohne es zu merken war sie bei seinem Haus angekommen und ganz automatisch vor seinem Tor stehen geblieben. Erstaunt darüber blickte sie auf. Drinnen brannte tatsächlich Licht. Ansonsten sah das Haus sehr friedlich aus, wie es so unter der dicken Schneedecke dastand. Und jetzt schien es endlich wieder bewohnt zu sein. Zuerst zögerte sie, doch dann drückte sie auf die Klingel. Die Angst überkam sie wieder. Sie wollte gerade umdrehen und schnell nach Hause rennen, als plötzlich die Haustür aufging und Licht auf den zugeschneiten Vorgarten fiel. Sie blieb stehen und schaute zur Tür. Sie erkannte seinen Umriss und ihr stockte der Atem. Langsam kam er auf sie zu. War er es wirklich? Sie konnte es immer noch kaum glauben, dass er wieder da sein sollte. Ungefähr einen Meter vor ihr blieb er stehen und schaute sie an. In seinen Augen lag ein erleichterter Ausdruck. Er war froh wieder zu Hause zu sein. Und er war froh sie zu sehen. Schon wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. Es war wie in einem Traum. Doch sie wollte nicht träumen. Und tat sie das, was sie schon so lange hatte tun wollen. Sie stürzte auf ihn zu und fiel ihm in die Arme. Er drückte sie fest an sich und sie weinte sich an seiner Schulter aus. Beruhigend streichelte er ihr über den Rücken und über die Haare. Niemand sagte etwas. Sie standen einfach so da. Es fing wieder an zu schneien, doch das war ihnen beiden egal. Er war wieder da. Er war endlich wieder da. Sie hatte ihn wieder, ihren Shinichi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)