Das Glückskatzensyndrom von Chanyeol ================================================================================ Kapitel 1: Episode I - Strippen ------------------------------- Es überkam mich einfach. Ich weiß nicht warum, aber es ist mir auch egal. Allgemein bleibt zu sagen, dass ihr das Ganze nicht zu ernst nehmen solltet, schließlich ist es eine Fanfiction. Viel Spaß beim Lesen von: Das Glückskatzensyndrom! ~ Wohnung Nummer 29: Ein Feiertag. „Aiji, mir ist langweilig“ Maya lag auf dem Wohnzimmerboden und starrte die Decke an. Von Aiji, der in seinem Lieblingssessel saß und konzentriert Zeitung las, kam keinerlei Reaktion. „Aijiii“ er drehte den Kopf zu seinem Kollegen und fixierte ihn mit seinen traurigen Augen, wie ein Welpe wirkend, das gestreichelt werden wollte. „Hm“, grunzte es hinter der Zeitung. Aha, schon einmal ein Zeichen, dass ihm halbe Aufmerksamkeit geschenkt wurde. „Aijiii“ Maya rollte sich auf den Bauch und stützte den Kopf auf die Hände. „Hm.“ „Machen wir was?“ „Hm...“ War das als ‚Ja’ oder ‚Nein’ zu deuten? „Gehen wir shoppen?“ „Du weißt genau, dass wir dann wieder von einer Horde Fans gestalkt werden. Da hab ich keine Lust drauf“, wurde sein erster Vorschlag trocken abgewehrt. So ein Langweiler. Maya seufzte, richtete sich auf und tigerte zum Sofa, um sich dort mit Schwung nieder zu lassen. Aiji blätterte knisternd um, während der Blonde zum Fernseher schielte. „Wie wärs, wenn wir unsere DVD anschauen?“ er versuchte so viel Motivation wie möglich in seiner Stimme klingen zu lassen, vielleicht konnte er den anderen so anstecken – Fehlanzeige. Aiji ließ einen wenig begeisterten Laut vernehmen. „Dann lass uns Sex haben!“ Das erste Mal ließ er die Zeitung sinken und musterte Maya, als hätte dieser sich freiwillig einen Lolli genehmigt. „Warum sollten wir Sex haben?“ Aiji zeigte so viel zweifelnde Mimik, wie möglich. „Sonst muss ich mir immer anhören, wie hetero du doch bist. ‚Ich habe einen Sohn. Einen Sohn, Aiji, ich kann gar nicht schwul sein’“ er verstellte seine Stimme und schüttelte dann den Kopf. „Außerdem steh ich nicht auf dich, also lassen wir das“ „Aber das schreiben die doch immer in diesen Geschichten?“ „Wer sind die?“ „Na die Fans. Fanfictions!“ „Du ließt Fanfictions?“ Maya antwortete mit Erröten und blickte ganz auffällig unauffällig in eine andere Richtung. „Alles klar“ Aiji schmunzelte und hob die Zeitung wieder vor seine Augen. Eine Zeit lang herrschte Stille im Raum. Der Blonde robbte auf der Couch umher und brachte seine grauen Zellen zum Arbeiten. Irgendetwas musste es doch geben, was ihnen beiden den Feiertag versüßen konnte. Irgendwie fiel ihm nichts ein. Aiji und er hatten zwar die gleichen Wurzeln aber wenn es um Freizeit ging, hatten sie gänzlich verschiedene Ansichten. Nachdem Maya den zehnten lautmalerischen Ton der Langeweile von sich gegeben hatte, lugte sein Kollege über den Rand des Tagesblattes hinweg. „Genieß deinen freien Tag doch einfach“, meinte er. „Aber mit ist so langweilig. Wie soll ich da genießen?“ Maya machte ein Gesicht als müsste er gleich sterben. „Aijiiiiiii“, quengelte er erneut los und Angesprochener ließ ein Seufzen voll von Genervtheit vernehmen, und ohne hinter seiner Zeitung aufzutauchen, gab er seinem Kollegen den ultimativen Rat. „Maya, wenn dir so langweilig ist, dann such dir doch eine Beschäftigung!“ Der Blonde wäre beinahe vom Sofa gekippt. „Oh, danke, Aiji, da wäre ich natürlich nie alleine drauf gekommen“, sagte er spöttisch und streckte die Zunge heraus. Es war offensichtlich, dass der andere nichts gegen seine Langeweile unternehmen wollte – die Zeitung war eben viel interessanter. Maya seufzte schwer, stand auf und schlurfte in einer atemberaubenden Geschwindigkeit zum Flur – im Hinterkopf die Hoffnung Aiji könnte sich bei diesem bemitleidenswerten Anblick doch noch ein Herz fassen und ihn beschäftigen, doch der Gitarrist schien nicht einmal zu registrieren, dass sich sein Mitbewohner entfernte. Na gut, dann würde Maya sich alleine seinen Feiertagsspaß suchen – und natürlich auch finden. Nachdem die Türe hinter ihm zugefallen war, überlegte er immer noch leicht beleidigt wer der anderen Bewohner sich noch langweilen mochte und mit ihm die ideale Beschäftigung für diesen Tag finden könnte. Wer war unternehmungslustig und mit ebenso unlustigen Bandkollegen gestraft, wie er selbst? Wie als zweifelhafte Antwort auf seine Frage öffnete sich die Türe zu seiner Rechten und ein trübe dreinblickender Tsukasa geisterte heraus. Seine Augen unterstrichen Schatten, der Blick wirkte irgendwie leer. Mit hängenden Schultern wanderte er ein paar Schritte über den rubinroten Teppich, bemerkte dann Maya, der ihn leicht irritiert beobachtete. „Hallo Maya“ die Stimme klang nach einer durchzechten Nacht. „Yo“ Maya nickte ihm zu und bemerkte erst jetzt, dass Tsukasa ungewöhnlicher Weise barfuss war. Neugier packte ihn. Was mochte der Grund sein, dass der Drummer von D’espairsRay weder Socken noch Schuhe trug? Versuchte er es mit einem neuen Stil? Eiferte er Tora oder Yomi nach? Wollte er wohlmöglich krank werden? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter? ‚Ganz anderes’ kam in diesem Moment auf jeden Fall aus Tsukasas Mund und ließ Maya, gerissen aus seinem Grübeln, mehr als verwundert dreinblicken. „Hast du vielleicht einen Haufen Socken gesehen?“ Natürlich hier hüpften täglich ganze Horden von Fußbekleidung herum. „Wie bitte?“ Maya war verwirrt. War dieser Mensch noch zerstreuter als Karyu und hatte vergessen, dass Socken in den Schrank gehörten? Vielleicht stand Tsukasa unter Drogen – Maya hatte jedenfalls den Eindruck. Tsukasa ließ gerade ein müdes, krächziges Lachen hören. „Das klingt verrückt, ich weiß“ Wenigstens war er sich dessen noch bewusst. „Zero und Karyu haben sich gestern den Spaß gemacht meine sämtlichen Socken zu verstecken, leider waren sie so betrunken, dass sie sich selber überhaupt nicht mehr daran erinnern können, wo sie die versteckt haben“ Maya hätte nach einigen Sekunden des ungläubigen Schweigens am liebsten losgelacht, doch angesichts der verzweifelten Lage, in der Tsukasa sich zu befinden schien, verzichtete er großherzig auf Belustigung. „Die müssen aber gut versteckt sein“ Maya sah sich suchend um. Er konnte seinen freien Tag natürlich opfern, ein Sockensuchkommando aufstellen und Tsukasa helfen seine vermissten Besitztümer zurück zu bringen. Nein, es gab heute sicher noch Spannenderes zu erleben. „Was?“ „Na die Socken“ „Ach so ... ja“ Tsukasa schlich den Rückzug an. „Falls du sie doch noch finden solltest, sag mir bitte bescheid, ohne Socken lässt es sich schlecht leben“ Das konnte Maya sich vorstellen. Kalte Füße waren unangenehm und nackte Füße in Schuhen fabrizierten käsigen Geruch. „Tschüss“, nuschelte es noch, bevor die D’espairsRay-Türe wieder geschlossen wurde. Bedauernswerte Schicksale, die hier umhergeisterten. Maya schüttelte den Kopf. Nach dem kurzen Plausch mit einem seiner Nachbarn wollte er sich wieder seine Bespaßung widmen. Spontan fiel ihm Miyavi ein, doch bei näherem Nachdenken wollte er sich an seinem freien Tag nicht mit einem hyperaktiven Hüpfball herumschlagen. Von unten her schallte ein hysterischer Schrei nach oben und Maya trat interessiert ans Geländer. Er erkannte nichts, hörte nur das Echo der zuschlagenden Türen. Na toll, sogar die kleinen Indie-Bands hatten Spaß, nur er stand immer noch vor seiner Wohnung und wusste nichts mit sich anzufangen. Da meldete sich etwas in seinem Kopf: Indie-Band. Ein Grinsen schlich über seine Lippen. Während Takeru sicher wieder zum Shoppen gerannt war und Yuji mitgeschleppt hatte, saßen Chiyu, Masato und vor allem der Neuzugang Shinpei sicherlich in ihren Zimmern und langweilten sich. Maya würde der Retter in der Not sein und den dreien einen unvergesslich lustigen Feiertag bescheren. Ganz begeistert von seiner eigenen Idee machte er sich auf in den 5. Stock. SuG hatte außer ihrem Namen auch noch das Bandmotto auf die Tür graffitiert. Sah gar nicht schlecht aus; vielleicht sollte LM.C sich auch einmal ein neues Türkonzept überlegen. Er drückte seinen Finger auf die Klingel. Sie schallte durch die Wohnung und schon bald hörte man erst eine Türe knallen, dann einen gewaltigen Rums und keckerndes Lachen. Noch bevor Maya sich darüber wundern konnte, wurde aufgerissen. Ein reichlich unbekleideter Chiyu stand vor ihm. Bis auf rot-gepunktete Boxershorts, hing ihm nur eine Jeans in den Kniekehlen. „Oh Besuch“ der Ton und der Geruch der Maya in die Nase stieg, kaum hatte der Bassist den Mund aufgemacht, verriet, dass er betrunken war. Kippte sich die Jugend von Heute schon am frühen Mittag eins hinter die Binde? Und mal ganz davon abgesehen, musste sie sich in Folge dessen ausziehen? Offenbar schon, denn mit einem: „Wer ist es denn?“ kam Takeru nur in einem überdimensionalen, knallpinken T-Shirt, das Maya an Love Scream Party erinnerte, über den Flur angehüpft. „Ooooi, Maya“ auf Takerus Zügen breitete sich dieses unwiderstehliche Grinsen aus. „Yo“, kam es leicht irritiert von ihm und ehe er behaupten konnte, er hätte sich in der Türe geirrt, grapschte der Kleine nach seinem Arm und zog ihn in die Wohnung. „Es ist super, dass du da bist. Du langweilst dich sicher „Ja... erm ich meine nein, ich wollte-“ „Uns Gesellschaft leisten“ Takeru, welcher immer noch sein Handgelenk umklammert hielt, legte den Kopf schief und lächelte unschuldig. Oh Gott, meine Grübchen sind ja nichts gegen seine, schoss es Maya durch den Kopf und er wurde rot. Diese zu klein geratene Fashion-Queen wusste ihre Reize ganz gezielt einzusetzen. Maya hatte keine Chance und Widerrede wurde ohnehin nicht geduldet. „Das wird sicher lustig komm mit!“ Er wurde von Chiyu und Takeru ins Wohnzimmer geschoben beziehungsweise gezogen. Dort erwartete Maya eine ziemlich chaotische Räumlichkeit. Es roch intensiv nach zu viel Sake und Zigaretten. Die Vorhänge waren zugezogen, vielleicht war das auch besser so, angesichts der ausgelassenen Feiertagsparty, die hier gefeiert zu werden schien. Auf dem Boden lagerten zwischen umgestoßenen Flaschen und mehr oder weniger leergefutterten Fraßtüten, Yuji und Masato umringt von einem Berg Klamotten. Zu Mayas Erstaunen waren die Beiden noch vollständig angezogen – um es genau zu sagen etwas zu vollständig: Eingepackt in Wintermäntel und Mützen mussten sie doch sicher schwitzen, schließlich war der Raum warm und außerdem Spätsommer. Hier wurde wirklich ein außergewöhnliches Verhalten an den Tag gelegt. Einzig Shinpei lag zusammengerollt, wie ein Kätzchen auf der Couch und schlief. Alkohol schien ganz verschiedene Auswirkungen bei den Musikern von SuG zu haben. Nachdem Maya die Szenerie eine Weile verwirrt gemustert und nicht einmal die wenig gelallten Begrüßungen von den Winterfreunden registriert hatte, klärte sich sein Kopf ein wenig, als Takeru ihn auf den Boden riss. Maya entkam ein erschrockenes Quietschen, welches die anderen vier kichern ließ. „Wo bist du nur mit deinen Gedanken, Maya?“ Takeru hockte sich auf ihn und grinste verboten. Er wurde erneut rot. „Wir spielen Strippen“, erklärte Chiyu, dessen Haarschopf sich in Mayas Sichtfeld geschoben hatte. Wie zur Verdeutlichung dieser Aussage, ließ Takeru seine Hand unter sein T-Shirt wandern und schob es betont langsam und lasziv nach oben. Als Maya bemerkte, dass Takeru keine Unterwäsche mehr trug, lief sein Kopf Gefahr zu platzen und er schubste den Sänger mit einem Kreischen a’la Bell the Cat von sich; diese Aktion belustigte wieder alle und Chiyu ließ verlauten: „Aber nein, das ist ein Spiel“ „Komm ich erklär die die Regeln!“ Takeru reichte das T-Shirt wieder bis zu den Knien, doch Maya hatte sich von seinem Schock noch nicht ganz erholt. An einem Feiertagsmittag brauchte er wirklich kein männliches Geschlechtsteil vor seiner Nase – auch nicht das von Takeru. „Also, man spielt immer zu zweit – ich spiele mit Chiyu – und denkt sich eine Aufgabe für die gegnerischen Teams aus. Wenn die Aufgabe zur Zufriedenheit ausführt wird, muss das Aufgabensteller-Team trinken, wenn nicht, müssen die anderen Teams trinken und sich von jeweils einem Kleidungsstück verabschieden, die das Aufgabensteller-Team dann nach Möglichkeit anziehen muss“ Takeru schien noch nicht ganz so gut bedient, wie Chiyu, denn wer sich so etwas merken kann muss noch einigermaßen klar im Kopf sein. Maya witterte seine Chance wieder zu entkommen„Okay, aber ihr seid schon zu viert also-“ „Shinpei“ Chiyu stand am Sofa und rüttelte rabiat an der Schulter des Neuen. Maya packte das Entsetzen. „Shinpei hatte vorhin niemanden zum Spielen“, erzählte Takeru. „Er meinte er schaut sich das ganze mal an und sucht sich noch wen, aber dann ist er eingeschlafen“ Maya fragte sich wie lange die Gesellschaft schon spielte, denn Shinpei schien aus einem dermaßen tiefen Schlaf gerissen zu werden, dass er schon länger auf der Couch liegen musste. „Guten Morgen“ Chiyu und Takeru winkten ihm zu. „Wir haben einen Partner für dich?“ „Hm?“ Shinpei verschlafen in die Runde schielend, schien noch nicht ganz wach, doch als er vom Sofa gezogen wurde, beinahe den Halt verlor und mit seinen rudernden Armen um ein Haar die goldene, kitschige, winkende chinesische Glückskatze, die zur Standarteinrichtung der Wohnungen gehörte, vom schmalen Tischchen fegte, klärte sich sein Blick erschrocken. „Man, Chiyu-san, kannst du nicht aufpassen?“, zischte er wütend. „Nö“, kam frech zurück. „Chiyu, zieh endlich diese Hose aus!“, befahl Yuji da und stopfte sich Erdnussflips in den Mund. „Darf ich wenigstens den Gürtel behalten?“ „Was willst du denn mit dem?“ Masato hob fragend die Augenbrauen. „Ich könnte ihn zweckendfremden...“ – „Das sind ja ganz neue Töne von dir. Du hast echt zu viel getrunken, mein Lieber“ „Na und?! Heute ist frei, da darf ich das ja wohl“ giggelnd strampelte Chiyu seine Hose von den Beinen. „Maya ist jetzt mit dir in einem Team“, erklärte Takeru gerade und geleitete den Drummer zu Maya. Shinpei schien ähnlich unbegeistert zu sein, wie er. „Hör mal, Takeru, kann ich nicht-“ „Nein, du kannst nicht!“, wurde es einfach abgetan. „Ihr seid dran, los!“ Nach wenigen Runden, in denen Maya sein T-shirt, Shinpei Ohrenschoner und Jacke, die er aus seinem Zimmer geholt hatte, ans ‚YuMa’-Team – wie sich Yuji und Masato nannten – verloren hatten und sich vier Gläser Sake hatten genehmigen müssen, kam ihm, dass dieses Spiel überhaupt keinen Sinn verfolgte. Jedes Team konnte willkürlich entscheiden; Da die ‚Styler’ (Chiyu und Takeru) zu betrunken waren und sich zu leicht zum Ausziehen überreden ließen, ‚Team Yo’, bestehend aus Shinpei und Maya (auf Takerus Frage hin, wie ihre Gruppe denn heißen würde, hatte er das erste Wort verlauten lassen, das ihm einfiel) zu wenig Erfahrung im Spiel hatten und ‚YuMa’ am wenigsten betrunken, unglaublich kreativ, fies und unerbittlich waren, hatten letztere die Nase weit vorne und so viele Kleidungsstücke angehäuft, das es einfach unmöglich war diese alle anzuziehen, so wuchs der Klamottenberg um die beiden stetig. Gerade sollte Takeru sich auch noch seines letzten Hemdes entledigen, Maya wurde alleine bei der Vorstellung schon wieder puterrot und betete, der Feueralarm würde hereinplatzen oder Gackt, der diesen Albtraum dann beenden würde – schließlich sollte die Öffentlichkeit nie erfahren welchen peinlichen Freizeitbeschäftigungen die Musik-Stars Japans nachgingen und die Gefahr in allen Klatschblättern des Landes würde auftauchen, dass SuG und Co. (die Hälfte von LM.C bildete hierbei Co.) ein dummes Teenie-Auszieh-Trink-Spiel spielten, würde ihren Boss sicher dazu bewegen dem ganzen ein Ende zu bereiten. Außerdem würde er den Kindern sicher den Alkohol wegnehmen und das wäre schon Erlösung gewesen, denn je mehr Sake floss, desto versauter wurden die Aufgaben. „Hallo?!“ Jemand steckte den Kopf ins Wohnzimmer – wer immer es war, Maya schuldete diesem Jemand unendlichen Dank, denn durch dessen Auftauchen wurde Takeru gehindert sich nackig zu machen. Als er den Kopf ruckte, erkannte er: „Hiroto“ ‚YuMa’ und den ‚Stylern’ kam der Name fast gleichzeitig über die Lippen. „Wie bist du hier rein gekommen?“ Masato war inzwischen dermaßen eingepackt, dass er kaum noch reden konnte – bekam er überhaupt noch ausreichend Luft? „Die Türe stand offen“, erklärte der Neuankömmling. „Ich wollte eigentlich nur wissen, ob ihr Kaffee habt, unserer ist ausgegangen und Nao kriegt gerade Entzugserscheinungen und- SPIELT IHR STRIPPEN?!“ letzteres kam so abrupt und laut, dass Maya zusammenfuhr. „Jaahaa“, flötete Takeru. Hiroto starrte sie an, als hätten sie sein I-Phone malträtiert. Endlich. Der junge Gitarrist hatte genug Köpfchen, um die missliche Lage zu erkennen – er würde Maya erneut retten, Hilfe holen: Gackt, oder zumindest Kaoru; dieser würde Ordnung in dieses Chaos bringen und ihn erlösen. Maya lag in Gedanken schon bei sich auf der Couch und guckte LM.C-PVs oder LM.C-DVDs oder las LM.C-Fanfictions – Hauptsache er beschäftigter sich mit solch schönen Dingen wie LM.C und nicht mit ausgezogenen Kumpels (Anm.d.A: der Bandname Sug kommt vom Englischen Wort: Thug, das ‚Kumpel’ bedeutet). „UND DAS OHNE MICH, SEID IHR BESCHEUERT?!“ Ja, genau, sag ihnen wie- Maya fiel prompt aus allen Wolken und tat sich gewaltig weh. „Maya-san, geht’s dir gut?“ Shinpei sah ihn besorgt von der Seite an. In der Finsternis, die seine ums Gesicht geschlossenen Hände erschufen, jammerte er vor sich hin. „Warum ich? Warum nicht Miyavi? Oder Aiji?“ Weil Aiji klug genug war zu Hause zu sitzen und in Ruhe Zeitung zu lesen. „Maya“ „Warum bin ich nicht zu Hause geblieben und hab LM.C-PVs oder DVDs geschaut oder LM.C-Fanfictions gelesen?“ „Maya!“ „Waruuum nur?“ „MAYA!“ Er hob den Kopf und fragte die Runde: „Warum hab ich nicht ein Sockensuchkommando aufgestellt?“ „Hä?“ Fragezeichen bildeten sich auf den Gesichtern der Anwesenden ab. „Macht ihr Nao nen Kaffee?“, riss Hiroto die Aufmerksamkeit wieder an sich. „Warum?“ Yuji drehte langsam seinen gesamten Oberkörper, um ihn ansehen zu können. „Na er wird mein Partner! Aber so zitternd kann ich nichts mit ihm anfangen!“ „Okay“ das war das Stichwort und Hiroto sauste los zurück in die ALICENINE-Wohnung. „Da Shinpei die Kaffeemaschine nicht bedienen kann, musst du das übernehmen!“, entschied Yuji. „Warum soll ich das machen? Chiyu und Takeru sind doch auch noch da“, nuschelte Masato. Angesichts der beiden Halbentbößten, die nicht einmal mehr gerade sitzen konnten und sich das unbegründete Lachen verkneifen mussten, suchte er nach einer begründeteren Ausrede „Ich kann mich gar nicht bewegen“ „Aber du kannst wenigstens deine Hände noch benutzen“ Yuji nickte zu vier schichten Handschuhen, die ihm das Blut abdrücken mussten. „Na gut“ Ächzend und reichlich umständlich rollte Masato sich erst auf dem Boden herum, bis er Fläche genug fand, um sich aufzustützen. Wie ein Pinguin, wackelte er zur Türe, gegen die er erst einmal rannte, bevor er sich fluchend auf den beschwerlichen Weg in die Küche machte. Hiroto war bald zurück, mit zwei Plastiktüten und einem blass wirkenden Nao. „Kaffee kommt gleich“, verkündete Yuji und versuchte nach Erdnussflips zu greifen, doch es gelang nicht, so ließ er sie sich von Takeru in den Mund schieben. „Ich bin Milchkaffee“, redete Nao inzwischen, wie in Trance. „Ich bin Milchkaffee“ Hiroto drückte ihn auf die Couch. „Ja ja – beruhig dich mal!“ und er begann aus den Tüten allerhand Jacken und Schals zu ziehen und sie sich anzuziehen. „Ich bin Milchkaffee“ „Hier Nao, die sind für dich“ er setzte seinem Kollegen eine Mütze und einen Haarreif mit Bärchenohren auf. „Ich bin Milchkaffee“ „Ist auch Schokolade mit Cappuccino okay?“ Shinpei schien sich als einziger verpflichtet zu fühlen dem Milchkaffee aus seiner Misere zu helfen, da es noch Stunden dauern konnte, bis Masato mit dem versprochenen Koffeingetränk zurück kam, schließlich war er kaum in der Lage sich selbst über den Flur tragen. „Hier“ Shinpei hatte aus einer Jackentasche ein paar Schoko-Cappuccino-Drops gefischt und hielt sie Nao hin. Wie in Zeitlupe hob er die Hand und angelte nach der erlösenden Süßigkeit, führte sie schließlich zum Mund, kaute. Alles starrte auf ihn, bis auf Hiroto der zu sehr damit beschäftigt war sich in Mäntel einzuwickeln. Nach wenigen Minuten schien Nao wieder einsatzbereit und Masato kam endlich zurück. Im Schneckentempo trug er den dampfenden Becher zu Nao, der ihn dankend entgegennahm und auf Ex kippte - zu Mayas Erschrecken, da der Kaffee noch relativ heiß sein musste, auch wenn Masato eine halbe Ewigkeit von der Küche zurück ins Wohnzimmer gebraucht hatte. „Sagt mal, was mach ich hier?“ Nao sah sich verwundert um. „Und warum seid ihr nackt?“ Das gleiche Entsetzen, welches Maya verspürt hatte, spiegelte sich in seinen Augen. „Noch sind wir nicht nackt“ Takeru grinste viel sagend, blickte zu Maya und leckte sich über die Lippen. Hitze staute sich in seinen Wangen und er sah schnell woanders hin. Masato hatte es inzwischen geschafft sich wieder neben Yuji zu setzen. „Ja, es wird aber Zeit“ Chiyu bewarf Yuji mit Flips und dieser versuchte sie mit dem Mund zu fangen. „Zieh dich aus, kleine Maus!“ Hiroto warf Takeru einen Kusshandschuh zu. „Nein“, winselte Maya. „Spielt ihr Strippen?“ „Nein WIR spielen Strippen, Naolein“ „Wenn ich noch einen Kaffee bekomme“ „Zieh dich endlich aus, Keru-chan!“ „Ja sicher, Masato, machst du dem lieben Nao noch einen Kaffee, bitte?“ „Och nöö~“ „Ausziehen!“ „STOP!“ Alle Augen wanderten zu Maya, der aufgesprungen war. „Willst du mir meine Aufgabe abnehmen?“ Takeru fixierte den Blonden, legte seine linkte Hand in seinen Schritt und die Rechte zwischen seine Lippen. Maya meinte angesichts dieser Folter sterben zu wollen. Er riss sich zusammen und stammelte: „Ich meine... ich... ich mache Nao den Kaffee!“ „Bin ich dafür!“, gab Masato seine Stimme ab. Maya war schon aufgesprungen, bevor demokratisch verfahren werden konnte. Er stolperte über eine Jacke die sich in die Nähe des Flures verirrt hatte und rannte dann nur noch. Man hörte die Türe. Shinpei ließ sich leicht zur Seite kippen und genoss freie Sicht bis auf den Hausgang. „Weg ist er“ „Schade“ Takeru und Chiyu kicherten nur noch. „Jetzt hast du ja gar keinen Partner mehr, Shinpei-kun“, stellte Yuji, der sich von Masato mit Ungesundheiten füttern ließ, beiläufig fest. „Ach halb so wild. Ich wollte ja von Anfang an was anderes machen“ „Ach? Was denn?“ glücklich schmatzend drückte Yuji Masato ein Küsschen auf die Backe. „Danke, Ma-chan!“ „Bitte, Yu-chan“ „Wir hätten sowieso gewonnen, wie immer. Also mach dich schnell vom Acker, bevor Takeru dich aufhalten kann“ Das ließ Shinpei sich nicht zwei Mal sagen. Wohnung Nummer 29: „Und war deine Suche erfolgreich?“ Aiji saß immer noch im Wohnzimmer, doch die Zeitung hatte er durch eine ältere Ausgabe der Fool’s Mate ausgetauscht, von dessen Seiten Kirito und er selbst in ziemlich interessanter Pose abgelichtet worden waren. „Ja“, log Maya. Er wollte sich nicht die Blöße geben. Im Aufzug hatte er sich wieder einigermaßen beruhigt und dankte sogar Miyavi dafür, dass er diesen kranken Köpfen entkommen war, auch wenn dieser ausnahmsweise überhaupt nichts mit dieser Verrücktheit zu tun hatte – dachte Maya zumindest. Widerlegen konnte es Aiji, der später am Tag auf seine möglichst beiläufige Frage, ob er ein Spiel kenne, das Strippen hieße antwortete: „Strippen? Ist das nicht dieses unsinnige Spiel ohne Regeln, das die Kleinen so cool finden? Mit wem hast du das gespielt, Maya“ Neugier, aber auch Anstachelndes sprach aus Aijis Tonfall. „Mit niemandem. Ich hab vorhin Tsukasa getroffen“ Das war nicht gelogen. „Du hast mit Tsukasa Strippen gespielt? Also du bist wirklich seltsam, manchmal!“ „Nein nein“ Maya wurde puterrot. „Er hat seine Socken gesucht“ „Schon klar“ Aiji zwinkerte seinem Mitbewohner viel sagend zu. „SuG suchen auch immer ihre Socken!“ Bei dem Bandnamen zuckte Maya kurz zusammen. Er war wohl für sein Leben traumatisiert. „Aber weißt du wer das Spiel erfunden hat?“, redete Aiji weiter und stand schmunzelnd auf. Maya schüttelte den Kopf, über der Couch und an seines Mitbewohners Lippen hängend. „Miyavi“ Grinsen. „Ich geh jetzt Kochen“ Maya knallte unsanft auf den Boden und schwor sich dafür zu Sorgen, dass der Solokünstler sich beim nächsten Sturz von der Bühne mehr Verletzungen zuziehen würde, als ein paar Prellungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)