Das Glückskatzensyndrom von Chanyeol ================================================================================ Kapitel 3: Episode III - Von Kimonos, Zuckerwatte und Nasenbären ---------------------------------------------------------------- Diesmal war ich nicht ganz so schnell. Ich hoffe natürlich, dass es gefällt (auch wenn ich das Gefühl habe, dass diese FF nicht gelesen wird...). Also für diejenigen, die sie lesen: Viel Spaß mit dem dritten Kapitel von Das Glückskatzensyndrom ~ Ein weiterer sonniger Tag war hereingebrochen, doch unterschied sich dieser von den anderen, welche die Stadt letzte Woche bereits mit Spätsommerwärme beglückt hatten, denn man würde ihn genießen können. Feiertag. Es klang geradezu wie außergewöhnliche Musik in Sagas Ohren. Wann war ihr letzter freier Tag gewesen, den sie so hatten verbringen dürfen wie sie wollten, und nicht eingesperrt hinter den Gefängnismauern der PS-Company? - Produktiv, produktiv, produktiv! ALICENINE. saß komplett an dem westlichen Küchentisch, um ein noch viel westlicheres Frühstück, welches eine nicht ganz so westliche, goldene Glückskatze einkreiste und spachtelten, ohne von Zeitdruck verfolgt zu werden. Während der Jüngste unter ihnen Cornflakes mampfte, begnügte Nao sich mit einer ziemlich gigantischen Tasse Kaffee und Tora sah hinter seinem mit Speck und Spiegeleiern beladenen Teller nur halb so genervt aus, wie sonst. „Also, was machen wir mit diesem gottgegebenen, freien Tag?“, fragte Shou irgendwann in die Runde. „Der ist nicht gottgegeben, Shou-kun“, verbesserte Hiroto schmatzend. „Der Dank sollte unserem Gönner Ga-“ „Ja, blah“ Shou schnitt ihm einfach das Wort ab. „Lass ihm doch einfach seine Illusionen“ Nao schmunzelte dem Kleinen zu. „Los, Tora erzähl mal, was machst du mit den 24 Stunden Freiheit?“ Shou bewarf den Dunkelhaarigen mit Toastkügelchen, die er gedreht hatte – Mutters Mahnspruch: „Mit Essen spielt man nicht“ völlig außer Acht lassend – und wartete gespannt auf die Antwort. Tora grunzte und zuckte dann mit den Schultern, bevor er Shous Gesichtsausdruck bemerkte, der nur ein Entertaining-Programm für ihn bedeuten konnte und räusperte sich rasch. „Ich wollte heute einfach mal ausspannen. Musik hören. In meinem Zimmer. Alleine.“ „Schon okay ich hab begriffen, dass du nichts mit mir machen willst“, lachte Shou. „Wie sieht’s bei dir aus, Hiro? Vergnügungspark?“ Hirotos Augenbrauen zuckten verdächtig angesichts dieses Vorschlags und mit einem eindeutigen Funkeln in den Äuglein, lehnte er sich leicht über den Tisch und raunte. „Wenn das ein Date sein soll?!“ „Erm, nein... Saga-sama!“ Shou wandte sich schnellstmöglich von dem ausgehungerten Kaninchen ab und dem bis jetzt recht schweigsamen Bassisten zu. „Nichts da“ Saga hatte gehofft nicht in die engere Auswahl des Sängers zu fallen, doch was konnte man bei fünf Personen schon erwarten und sonst klebte Shou auch immer an ihm, wie eine zu groß geratene Klette. „Ach komm schon, Sagaaa“ Shous Stimme hatte etwas Weinerliches angenommen und Saga seufzte genervt. „Das wird sicher lustig“ „Bestimmt“, knirschte Saga, gewillt standhaft zu bleiben, doch als er die großen, flehenden Augen sah, überlegte er was so schlimm daran war mit einem seiner besten Freunde den Feiertag in einem Vergnügungspark zu verbringen. Er hatte ohnehin nichts geplant und er konnte sich bei weitem spaßigeres vorstellen, als mit Hiroto ‚Strippen’ zu spielen, denn auf genau das würde es hinauslaufen, wenn sich mehr als eine Person schrecklich langweilen würde. „Okay“ Saga nickte und Shou setzte schon zu einem ausgelassenen „Juhuu!“ an. „Aber nur, wenn das KEIN Date sein soll!“ „Aber Saga“ Shou legte eine Hand an seine linke Brust und sah den Bassisten mit einem von zweifelhafter Ehrlichkeit durchtränkten Blick an. „Was denkst du denn von mir? Das ist kein Date“ Toras Pupillen wanderten zu Shous Rücken und er schnaubte. So war es beschlossen. Schwieriger gestaltete sich die Antwort und Lösung auf eine Problemfrage, die sie völlig außer Acht gelassen hatten. Wie sollten sie unbemerkt bleiben, an einem überfüllten Ort, an dem es von Fans nur so wimmeln konnte? „Die Fans haben schließlich auch Feiertag“, stellte Shou fest und kratzte sich grübelnd am Hinterkopf. „Und Vergnügungspark ist ein beliebtes Ziel, vor allem für Jugendliche“ „Können die Fans nicht wenigstens am Feiertag frei nehmen von ihrem Fansein?“, stellte Saga die ziemlich hirnlose Frage. Die beiden saßen im Wohnzimmer und sahen sich den Wetterbericht an, der trockene Wärme versprach – ideal für ihren Tagesplan. „Aber, Saga“ Shou schüttelte den Kopf. „Fans können nie aufhören Fan zu sein. Das ist wie bei uns. Wir werden immer Sänger und Bassist von ALICENINE. sein, selbst wenn wir-“ wie vom Geistesblitz getroffen, setzte Shou sich auf und schlug mit der Faust in seine Hand. „Das ist es!“ „Was ist es?“ Saga schaltete den werbenden Fernseher wieder aus und sah angstvoll zu Shou, der ihn mit glitzernden Augen und diesem kranke Ideen spiegelnden Gesicht fixierte. Saga vermutete Schreckliches, doch war das, was der Sänger ihm nach ein paar spannungssteigernden Sekunden eröffnete mehr als er zulassen konnte. „Das mach ich nicht, Shou! Das ist Wahnsinn. Warum können wir nicht einfach Sonnenbrillen aufsetzen?“ „Hallo!“ Shou wedelte mit einer Hand herum. „Die Fans lesen unsere Blogs. Da sind mehr als genug Bilder von uns und Sonnenbrillen zu sehen“ „Ja, und eins von mir völlig verschwitzt und schlafend, hast du das endlich raus getan, Shou?“ Dass der Kopf gerötet zur Seite gedreht wurde, war wohl Antwort genug. „Shou!“ „Das tut doch jetzt gar nichts zur Sache, Saga-sama“ seine Fingernägel schienen von unheimlichem Interesse. „Okay, okay“ Saga griff sich an die Schläfen. „Aber ich verkleide mich nicht als Frau!“ Natürlich war das nicht das letzte Wort. Und nachdem der Ältere ihm die Aussicht auf viel von Hirotos nackter Haut noch einmal unter die Nase gerieben hatte, standen sie nun dicht gedrängt im Toilettenraum. „Zieh dein Oberteil mal aus“ Shou schlüpfte bereits aus seinem Kanariengelben T-Shirt. „Und wozu?“ Saga leistete zögernd Folge. Der Plan schien inzwischen in Shous Kopf gereift, wie eine rote, saftige Frucht und musste nur noch gepflückt werden, denn er griff ohne Zögern zum limettengrünen Klopapier. „Was soll das denn werden, ein Quickie? Dann sperrt wenigstens ab“ Hiroto und Nao standen im Türrahmen und besahen sich das Geschehnis mit immer verwunderter werdenen Blicken, die auch von Saga auf Shous Hände geworfen wurden, die einen Toilettenpapierknödel geformt hatten und ihm diesen nun an die rechte Brust hielten. „Erm, Shou, was genau soll das werden?“ Saga bekam langsam wirklich Angst. Shou kleisterte derweil in aller Seelenruhe das Klopapier mit Hilfe von Tesafilm, den er auf dem Waschbecken abgelegt hatte, an die Brust des Bassisten. „Wir beginnen mit den weiblichen Vorzügen“, erklärte er knapp und machte sich an den nächste Klopapierbusen, während Hiroto und Nao in Gelächter ausgebrochen waren und Saga nur noch voller Unglauben dastehen konnte und sich schließlich auch noch die zweite Kugel ankleben ließ. „Wollt ihr bei so einer Transvestiten-Show mitmachen, oder wozu ist das gut?“, fragte Hiroto nach einer Weile. Er hielt sich den stechenden Bauch so hatte er lachen müssen. „Oder Crossdressing?“, vermutete Nao. „Weder noch!“ Shou sah prüfend an sich herunter. Auch er hatte sich mit den Papierbrüsten bestückt, allerdings waren sie weitaus üppiger, als die, die er Saga geformt hatte. „Wir verkleiden uns als Frauen, damit uns im Vergnügungspark kein Fan erkennt“ Ein „Ahh“ klang durch den schmalen Raum, dann lachte Hiroto wieder lautstark los und musste sich abstützen um nicht auf den Boden zu kullern. „Das ist ja wohl das Dümmste, was ich je gehört habe“, prustete er, worauf Saga sich gleich noch viel mehr gepeinigt vorkam. Nicht nur Peinlichkeit, nein, jetzt wurde ihm auch schon Dummheit vorgeworfen – okay, genau genommen war es Shou, der die Idee gehabt hatte, aber er steckt mitten drin. „Shou, das ist eine Kindergartenidee“ Nao kicherte in sein Latte-Macchiato-Glas. „Na und?“ Shou ließ ungerührt die Schultern zucken. „Das wird schon funktionieren, schließlich sieht Saga-sama ganz bezaubernd aus!“ Er zwinkerte dem Bassisten schelmisch zu, und zog ihn schmunzelnd aus der Enge. Nao und Hiroto wichen zurück und folgten nachdem sie einen belustigten Blick ausgetauscht hatten – das konnte man sich schließlich nicht entgehen lassen. „Shou, du kannst gerne alleine in den Vergnügungspark gehen“, zeterte Saga indessen, doch wurde er einfach von Shou in dessen Zimmer bugsiert. „Wenn uns jemand erkennt, nicht auszudenken! Da ist mir ja ein besoffener und nackter Hiroto noch lieber“ – „Hey“ – „Was wir in unserer Wohnung machen, erfährt die Außenwelt wenigstens nicht!“ „Aber, hör mal, Saga, es ist perfekt“ Shou breitete die Arme aus, seine Brüste knisterten verdächtig, aber der Tesafilm hielt der ruckartigen Bewegung tapfer stand. „Wir sehen geschminkt ohnehin total weiblich aus, aber niemand wird auf die Idee kommen, dass wir uns wirklich als Frauen verkleiden“ „Natürlich, es ist ja auch krank!“ schnaubend ließ sich der Bassist vor den Spiegel zerren. Völlig unbeeindruckt wurde weiter sinniert: „Wir ziehen uns Röckchen an und-“ „Kein Röckchen!“ „Stell dich nicht so an! Deine Beine sind Sünde, Saga, du solltest sie der Männerwelt nicht vorenthalten“ Angesichts des dreckigen Grinsens hätte Saga seinem Kollegen gerne in die Fresse geschlagen. „Ja finde ich auch!“, pflichtete Nao ihm bei und zog eine Welle Latte-Macchiato durch den Löffelstrohhalm in dem warmen Glas in seinen Mund, Hiroto nickte nur grinsend und unterstreichend. „Kein Röckchen!“, echote Saga stur. „Das verletzt meine männliche Würde“ „Als hättest du jemals so etwas besessen“ Hiroto streckte ihm die Zunge heraus, als er sich zu umdrehte und ihm den nackten Mittelfinger zeigte. „Fick dich, Pon!“ „Fick mich“, warf er mit einem schlampigen Augenaufschlag und zu viel Rauch in der Stimme zurück und befeuchtete seine Lippen. Mit was für Menschen lebte er überhaupt zusammen? Mit einem stets mies gelaunten Tiger, der sich meistens in seinem Zimmer verbarrikadierte (und gut daran tat), einem Koffeinabhängigen, einem notgeilen Karnickel, das seine Hormone nicht unter Kontrolle halten konnte und einem vollkommen kranken Hirn – Herzlichen Glückwunsch, Saga! „Ach komm schon“, holte die Stimme des Drummers ihn zurück, „nimm es doch mit Humor“ er grinste ihn an. „Hey, Nao, willst DU unseren Sänger vielleicht begleiten?!“, zischte er warnend zurück; zu gerne hätte er den beiden Türrahmenbelagerern das unverschämte Feixen aus den Gesichtern gewischt. Konnte sich denn niemand vorstellen, wie lächerlich er sich fühlte? Halbnackt mit zwei limettengrünen Klopapierbrüsten vor einem breiten Spiegel konnte man das Ausmaß der Peinlichkeit bis jetzt nur erahnen. „Nein danke, ich bleibe hier und trinke Kaffee“ Nao wich einen Schritt zurück in den Flur. „Das dachte ich mir“ Er verspürte das Bedürfnis irgendjemanden zu erwürgen. Am besten den Urheber des ganzen Übels, Shou selbst, doch dieser blickte seinen Kollegen mit einer unglaublichen Zuversicht durch den Spiegel hindurch an, so seufzte Saga ergeben, als ließe das Kohlendioxid sämtliche Wut aus seinem Körper. Er wollte ja auch kein Spielverderber sein; man sah dem Sänger doch an, wie sehr er sich auf den gemeinsamen Ausflug mit seinem Angebeteten freute – und eigentlich war Saga auch für jeden Spaß zu haben. Schließlich konnte er sich nur noch über eine Sache aufregen: „Warum hast du eigentlich viel größere Brüste als ich, Shou?“ „Weil ich besser gebaut bin als du, Saga“ „Das kannst du doch nicht sagen, du bist ein Mann!“ „Für heute nicht, Schätzchen“ Shou drückte Saga lachend einen Kuss auf die Backe und hüpfte dann zwischen Nao und Hiroto hindurch aus dem Raum. „Wenigstens kannst du dir so sicher sein, dass es kein Date ist“, meinte der Drummer, trat neben Saga und klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. „Es ist eine Freakshow!“ „Meinst du?“ Hiroto betrachtete Saga, als wäre er der absolute Frauenkenner. „Vielleicht ist Shou auch lesbisch“ er leckte sich betont über die Lippen. „Man, ich steh auf Lesben“ „Oh Gott“ Saga schlug sich leicht gegen die Stirn; vielleicht konnte er doch ganz froh sein in Frauenkleidern einen Vergnügungspark unsicher zu machen, statt mit einem untervögelten Spätpubertierenden in einer Wohnung eingesperrt zu sein. „Start“ Shou hatte über sein geschmackloses T-Shirt eine Kapuzenjacke gezogen. Zwischen seinen zum Lenkrad ausgestreckten Armen zeigten sich deutliche Rundungen. Saga neben ihm betete still, dass sie niemand gesehen hatte, auf dem vorsichtigen Weg über den Gang und das Treppenhaus hinunter bis in die Tiefgarage – zumindest waren sie niemandem begegnet – und sie auch niemand sehen würde, solange sie nicht vollständig verkleidet und somit unkenntlich gemacht sein würden. Sie fuhren durch den stockenden Verkehr Tokyos. Saga war auf dem Beifahrersitz so weit wie möglich nach unten gerutscht, sodass keiner der nebenher rollenden Autofahrer ein Auge auf einen spindeldürren jungen Mann mit Brüsten haben konnte. Shou dagegen saß kerzengerade – musste er, schließlich saß er am Steuer – und lächelte ungläubigen Geistern auch noch ungeniert zu. Saga wäre vor Fremdscham fast gestorben. Man konnte nur hoffen, dass die überdimensionalen Sonnenbrillen und Kapuzen über den gefärbten Haaren, genug leisten würden, um für flüchtige Blicke unerkennbar zu bleiben. Andernfalls würde Gackt sie vierteilen. Als sie endlich auf dem leeren Parkplatz der PS-Company zum stehen kamen und durch den Hintereingang in das Gebäude gelangt waren, atmete Saga erleichtert auf. Um sich weiblicher Kleidung zu bemächtigen, hatte Shou vorgeschlagen bei Megamasso oder Zoro vorbeizuschauen, doch die Bühnenoutfits der Bands lagerten natürlich nicht in den Wohnungen, sondern bei den Plattenlabels und Saga hatte sich strikt geweigert sich bei Ryohei oder Tatsuhi nach Kleidern zu erkundigen; also waren sie auf die gut bestückte Garderobe ihres eigenen Labels gekommen. Dort befanden sich neben sämtlichen Bühnenoutfits aller PS-Bands (inklusive Miyavi) auch Unverwendetes und Geschmackloses, wie die Beiden feststellen konnten, als sie endlich angekommen waren und den Lichtschalter gefunden hatten. „Was ist das?“ Saga zog mit spitzen Fingern ein quietschrotes Latex-Outfit hervor. „Ach das? Das sollte Yasuno mal anziehen, aber es hat sich mit seinen Haaren gebissen“ Wahrscheinlich nicht nur das. Saga hängte es schnell wieder weg. „Was genau suchen wir eigentlich, Shou?“, rief er, sich zwischen zu eng stehenden Kleiderstangen zu seinem Kollegen durchkämpfend. „Irgendwas, was als Frauen-Freizeitklamotte durchgeht“, antwortete Shou selbstverständlich. Als Saga bei ihm angekommen war stellte er erstaunt fest, dass der Sänger schon einen ganzen Haufen Verwertbares neben sich aufgetürmt hatte. „Guck mal, ist das nicht perfekt?“ Shou bückte sich nach einem rot karierten Fetzen und hielt es Saga an. „Was ist das, ein T-Shirt? Dann brauch ich noch ne Hose!“ „Ne ne, das is ein Minikleid!“ „Und wer sollte das mal anziehen?“ „Gute Frage“ Shou seufzte unwissend und wanderte die Kleiderstange entlang in ein vergangenes Jahrzehnt. „Boah, Saga-sama, komm mal!“ Saga ließ das zu unrecht betitelte Kleid auf der Stelle fallen und stolperte dem Rufen nach. „Hast du was gegen Lila?“, fragte Shou grinsend, kaum war er angekommen. „Prinzipiell nicht“, meinte Saga vorsichtig und schielte zu dem, was der Sänger ihm präsentierte. Es waren „Kimonos?“ dabei hatte er mit etwas Hautpreisgebenden gerechnet. „Nicht irgendwelche Kimonos! Das sind Kagrra,-Kimonos“ Shou sprach den Bandnamen so ehrfürchtig aus, als wäre er etwas heiliges. „Fast unbenutzt“ „Mach mal nen Punkt, dann sind es eben Kimonos von Kagrra,, na und?!“ „Sie sind von unseren Senpais, Saga-sama, etwas mehr Ehrfurcht, bitte!“ „Ja, schon okay“ Saga verdrehte die Augen. „Hier ist meine Ehrfurcht!“ Stille. „Wollen wir die jetzt anziehen oder nicht?“ Durch die Kimonowahl war auch die zu Anfangs so schwere Schuhfrage geklärt, denn was wären original Kagrra,-Kimonos ohne original Kagrra,-Getas gewesen? Shou und Saga hatten sich reichlich geschminkt, sodass niemand auf die Idee kommen würde, sie wären eben Shou und Saga. „Saga-sama, guck mal!“ Angesprochener ‚guckte mal’ und stieß einen erschrockenen Schrei aus, als ihn ein langhaariges Wesen anstierte. Es lachte. „Scheiße, Shou. Erschreck mich doch nicht so! Wo hast du die Perücke her?“ „Das ist Uruhas“, wurde erklärt. „Die hatte er zu seinem Frauen-Shooting an, weißt du noch?“ „Ne“, entgegnete Saga. „Ich schau mir keine Shootings von fremden Bands an“ „Du bist zu fixiert! Kannst du mir die hinteren Haare hochstecken?“ „Und du bist krank. Ja komm her! Und was soll ich mit meiner Frisur machen?“ „Tadaa!“ Nachdem Saga dem anderen die Perücke gerichtet hatte bekam er einen schwarzen Wisch ins Sichtfeld gehalten. „Was ist das? Eine tote Katze?“ „Also bitte, Saga-sama, sei doch nicht so geschmacklos! Das sind deine Haare.“ „Sicher nicht“ „Ich glaube sie steht dir! Setz dich hin und stell dich nicht so an!“ Shou zwang ihm die schwarze Perücke auf. „Oh Gott, ich sehe aus wie Sadako Yamamura*“ „Ach was. Hat Sadako so eine hübsche Nase, wie du?“ „Shouhoou“, drohte Saga und knirschte gefährlich mit den Zähnen. „Was denn, ich mein das ernst“ Shou beugte sich hinab und hauchte durch die schwarzen Haare in sein Ohr: „Ich steh auf deine Nase“ „Jaja, schon gut“, sagte Saga und sprang hastig auf. „Lass uns endlich gehen! Wir haben schon viel zu viel Zeit vertrödelt“ In der Tat waren sie so spät dran, dass sich am Eingang des Vergnügungsparks keine endlose Menschenschlange mehr drängte. Nachdem sie die horrende Summe gezahlt hatten, wanderten sie in ihren Kimonos zwischen spaßversprechenden Fahrgeschäften und verheißungsvoll duftenden Fastfood- und Naschkram-Ständen hindurch und wurden ziemlich komisch angesehen. „Die schauen uns alle an“, raunte Saga leicht panisch. Ob sie erkannt wurden? Eine Gruppe Oberschülerinnen, die an der Geisterbahn anstand und sie beobachtete, wirkte mehr als verdächtig. „Keine Sorge“, beruhigte Shou ihn zugleich. „Es kommt eben nicht oft vor, dass zwei so bezaubernde Frauen in Kimonos einen Vergnügungspark besuchen“ Er winkte kichernd drei Jungs zu, die ihre Blicke nicht von ihnen und ihren nicht vorhandenen Hintern lassen konnten. „Man, lass das!“ Saga war nicht einmal halb so gelassen, wie der andere. Allgegenwärtig war die Furcht enttarnt zu werden; ein peinliches Foto von ihnen in sämtlichen Zeitungen war das Letzte, wasALICENINE. gebrauchen konnte. „Saga“ Shou blieb kurz stehen und sah ihm tief in die Augen, „entspann dich mal! Wir werden nicht erwischt, das verspreche ich dir!“ Konnte man etwas auf dieses Versprechen geben? „Genieß es!“ Saga versuchte wirklich der Aufforderung nachzukommen und nach vier Runden Achterbahn war ihm so kotzübel, dass er an nichts anderes mehr denken konnte, als zur nächsten Mülltonne zu rennen, um sich zu übergeben. Shou stand nur neben ihm und lachte mit glockenheller Stimme, um die gaffende Schar nicht bemerken zu lassen, dass sie Männer in Frauenkimonos waren. „Das ist nicht komisch“, hustete der Bassist leise, spuckte aus und hatte natürlich trotzdem noch einen ekelerregenden Geschmack im Schlund. „Komm, ich kauf dir ne Cola“ Shou zog den immer noch würgenden Saga mit sich. Außer Cola kaufte er auch noch eine extra große, extra rosafarbene Zuckerwatte, bei dessen puren Anblick man Zahnschmerzen bekommen konnten. Nachdem Saga die Kotzreste mit Cola weggespült hatte, war ihm zwar immer noch schlecht, aber er ließ sich von Shou begeistern beim Schießstand sein Glück zu versuchen. Der Mann, welcher das Vergnügen betreute, blickte das Paar reichlich verwundert an, als es auf ihn zu kam und nach den Gewehren verlangte. Der spöttische Gesichtsausdruck entging Shou nicht und vom Ehrgeiz gepackt rammte er Saga, der die erste Kugel gleich in den Sand gesetzt hatte weg, legte die Waffe an und traf so oft hintereinander, dass dem Mann vor Verwunderung sämtliche Farbe aus dem Kopf wich. „Freie Wahl“, brachte er noch hervor und Shou stieß triumphierend eine Faust in die Luft. „Yeah“, quietschte er und steckte sogar Saga mit seiner Freude an, die leicht verklang als sie wenig später mit einem übergroßen, hässlichen, blauen Irgendwas, das mit treudoofen Augen in die Welt schielte und mit einer fetten Glitzernase bestückt war, auf einer verlassenen, weißen Bank saßen und Zuckerwatte mampfend die Gefühle des Erfolgs in sich umherwabern ließen. „Warum musstest du das hässlichste Plüschviech, das es gab aussuchen?“ „Ach, so hässlich ist es doch gar nicht“, verschloss der Sänger sich vor der Wahrheit. „Ich glaube es ist ein Nasenbär“, schmatzte Shou und kicherte. „Ich finde ihn süß. Er hat erstaunliche Ähnlichkeit mit dir“ „So ein Scheiß!“, tat es Saga ab – zum Glück kaschierte die meterdicke Make-up-Schicht seine errötenden Wangen. „Bin ich etwa so fett und blau?“ „Nein lila“ „Ich sage dir, es ist ein Koala, schau dir doch mal die Ohren an!“ Saga war entspannt und furchtlos. Es war ein gutes Gefühl mit Shou im rotorangenen Licht der untergehenden Sonne zu sitzen und herumzualbern. Die Idee mit der Verkleidung war doch keine schlechte Idee gewesen; einen Haufen eindeutiger Fans hatten sie problemlos täuschen können und auch sonst waren sie niemandem begegnet, der sie hätte erkennen können. Doch brachten zwei sich nähernde Gestalten Saga dazu erschrocken Zuckerwatte einzuatmen und zu husten – an was man sich nicht alles verschlucken konnte. „Was machst du denn?“ Shou hatte die Gefahr noch nicht erkannt und klopfte seinem Kollegen nur lachend den Rücken. „Yuki“, röchelte Saga dem Erstickungstot nah. „Schnee*²? Nein, mein Schatz, es ist Sommer und außerdem sind wie in Tokyo. Ich meine, okay Klimawandel, aber-“ „Nein“ Saga hustete immer noch. „Yuki und Ryosuke von Lolita23q“ „Wooooo?“, fragte Shou besonders intelligent. „Daaa“ „Tatsächlich. Bist du dir sicher das die das sind?“ „Ja, schau dir doch mal diese Nase an“ Shou blickte grinsend zwischen Yuki und seinem Nachbarn hin und her. „Ja eine gewisse Ähnlichkeit besteht da“ Saga überhörte das gänzlich, er hatte viel zu sehr mit seiner aufbrodelnden Panik zu kämpfen. „Riesig! Komm, lass uns verschwinden, bevor sie uns erkennen!“ „Ach was, die haben uns noch nicht mal bemerkt“, stellte Shou fest und nickte zu den beiden, die sich in einiger Entfernung auf einem Mauervorsprung niedergelassen hatten und nun in den Sonnenuntergang blickten. „Wie romantisch. Ich wette die beiden haben ein Date“ Saga ließ den Kopf zur Seite kippen und beobachtete Yuki und Ryosuke, welche ähnlich ausgelassen miteinander umgingen, wie er und Shou es bis vor kurzem getan hatten. Die beiden wirkten glücklich und auf eine gewisse Art verliebt; Saga sah augenblicklich woanders hin. Wirkten er und Shou etwa auch so? „Was guckst du so?“, fragte Shou uns fing seinen Blick ein. „Gar nichts“, log er. „Gibs zu, du hast grade an ganz schmutzigen Analsex gedacht“, wurde die Situation entschärft. Saga lief mit einem „Gar nicht wahr“ mohnrot an und schüttelte den Kopf, während Shou mal wieder nur lachen konnte. „Ach Saga-sama“, murmelte er schließlich und strich ihm eine schwarze Strähne aus den Augen, was seiner Schamesröte nicht unbedingt gut tat. Sein Herz begann schneller zu pochen und als er sich dessen bewusst wurde, riss er sich von Shous Anblick los, sprang hastig auf und wollte sich aufs Klo entschuldigen, doch er kam nicht einmal einen Meter weit, denn er rannte in einen Menschen, der ihn aufkreischen ließ. „Habt ihr zufällig zwei Kippen?“, erfragte Yuki. „Das ist Make-up“, quietschte Shou los und zog den schreckensstarren Saga wieder neben sich und den Nasenbären auf die Bank. Yuki sah Ryosuke, der neben ihm stand, einen Moment lang an, dann lachte er. „Ey, der war gut, Süße“ Süße? Yuki dachte sie wären Frauen. Shou giggelte nervös, sah den Beiden mit Absicht nicht in die Augen. „Was is’n mit deiner Freundin los?“, wollte Ryosuke wissen und musterte den geschockten Saga. Es war genau die Situation eingetreten, vor der er sich gefürchtet hatte. Nur eine Haaresbreite trennte ihn davon enttarnt und zum Gespött der Nation zu werden. „Sie, erm, sie ist ein großer Lolita23q-Fan“ Wahnsinn, konnte Shou seine Stimme gut verstellen. „Besonders von dir, Yuki-san“ Saga wurde aus sämtlichen bewundernden Gedanken Shous Stimmtalent betreffend gerissen und starrte ihn nun ungläubig an. Das konnte er ihm doch nicht antun. „Ach wirklich?“ Yuki begann zu lächeln. „Also seid ihr beide Fans?“ Shou nickte hastig und rammte seinem Kollegen den Ellebogen in die Seite, bis er es ihm widerwillig nachmachte. „So was, bis jetzt hat uns noch niemand erkannt“, erzählte Yuki. „Dann seid ihr ja was Besonderes. Wie heißt du?“ er hatte Saga angesprochen. Als dieser auf penetrantestes Ellebogenstoßen nicht antwortete übernahm der Sänger. „Sa- Sadako“ Dafür würde er noch büßen. „Ein schöner Name“ Na ja. „Möchtest du ein Autogramm, Sadako-chan?“ mit welchem Recht nahm er sich die Vertraulichkeit und redete ihn gleich mit ‚chan’ an? Saga war schon drauf und dran trotzig den Kopf zu schütteln doch Shou kam ihm zuvor. „Ja, möchte sie“, flötete er. „Und wäre es möglich, dass ich eins von Ryosuke-san...? Also ich meine...“ „Na klar. Kein Problem“ die Beiden grinsten sich an. „Nur haben wir weder Papier noch Stifte bei uns“ „Wir auch nicht, wie schaaaaade“ Eine gute Wendung. Yuki und Ryosuke würden sicherlich bald abdampfen, da sie ihren ‚Fans’ keine Autogramme bieten konnten. „Ja so etwas Bedauerliches“ Tschüss. Saga wollte, dass sie verschwanden. Er war kurz davor von seinem Erzrivalen, Yuki und dessen Bandkollegen Ryosuke als Saga von ALICENINE. als Frau verkleidet erkannt zu werden. Er hatte schon ganz schweißnasse Hände. Zu Hause würde er trinken, viel trinken, nur um diese Erinnerungen abzutöten. „Jaaa“ „Aber wenn ihr möchtet, nehmen wir euch mit zu uns nach Hause und geben euch dort die Autogramme“ Wie bitte? Wie waren die denn drauf. „Aber, Yuki, Gackt“, erinnerte Ryosuke den anderen. „Gackt“, fiepste Saga und erinnerte sich an etwas. Wenn Gackt erfahren würde, was für ein Spiel sie hier trieben, würde es Ärger geben. Also nichts wie nach Hause und wieder in ihre eigentlichen Identitäten schlüpfen. Nur wie sollten sie den beiden jetzt so schnell entkommen? Yuki wirkte nicht, als wolle er sie einfach so gehen lassen. „Ach, der Alte checkt nie was, wenn wir Mädels anschleppen, Ryo, komm schon, keine Angst. Ich habs satt immer nur Schwänze zu lutschten und Ärsche zu ficken, du doch auch“ Echte Fans hätten entweder entsetzt die Flucht ergriffen, oder aber kreischend angefangen zu sabbern. Shou und Saga verfielen in keines der beiden Muster – schließlich waren sie ja auch keine echten Fans. Ryosuke grunzte etwas Unverständliches und gab Yuki die Erlaubnis nach Sagas Hand zu angeln und ihn mit einem eindeutig zweideutigen Lächeln in Richtung Vergnügungsparkausgang zu geleiten. Nein, das lief falsch. Saga schielte nach hinten, wo Shou mit dem blauen Nasenbär-Koala neben Ryosuke hertrottete, der auf ihn einredete. Sie wollten doch schnellstmöglich zurück in ihre Wohnung. Ach Momentchen mal, Lolita23q wohnten doch nur ein Stockwerk über ihnen; sollte man sich deshalb nicht wehren, um auf dem geraden Weg nach Hause zu gelangen? Saga schielte abermals hinter sich. „Keine Panik, süße Sadako-chan, deine Freundin ist noch da“ Yuki lächelte immer noch. Er wollte ihn umgarnen, schmeicheln und ihn in Sicherheit wiegen; bei einem Mädchen hätte er Erfolg gehabt, nur war Saga eben kein Mädchen. Sie ließen sich widerstandslos auf den Rücksitz von Ryosukes Auto schieben. „Verhalte dich einfach ganz natürlich“, flüsterte Shou dem anderen zu, bevor sie losrollten. Saga hätte am liebsten freudlos aufgelacht, schließlich befanden sie sich in der unnatürlichsten Situation, die er sich vorstellen konnte. Nach einer nicht allzu langen Fahrt befanden sie sich schließlich in einem bekannten Haus, aber in der falschen Wohnung. Saga hätte am liebsten geschrieen und getreten, als er von Yuki in dessen Zimmer gezogen wurde; Shou musste das gleiche über sich ergehen lassen, nur hatte er Ryosuke am Hals. „Du brauchst keine Angst haben, kleine Sadako-chan“ Saga wurde schlecht. Im dunkelrotgestrichenen Zimmer des Rivalen fühlte er sich so unwohl, wie ein Hummer in kochendem Wasser. Yuki sollte aufhören ihn mit diesem hungrigen Blick zu mustern! Und überhaupt, wie kam der Gitarrist von Lolita23q dazu – in seinen Augen – kleine, unschuldige Fangirlies vernaschen zu wollen? Saga wurde auf das ungemachte Bett gedrückt und war kurz davor seinem Peiniger zwischen die Beine zu treten oder auf die große Nase zu schlagen, doch Yukis Äußerung brachte ihn aus dem Konzept. „Weißt du was, Süße? Deine Nase ist ganz bezaubernd“ Wie grotesk. Saga befreite sich mit der Entschuldigung noch schnell auf die Toilette zu müssen, und rettete sich selbst vor Yukis Lippen, die seinen schon gefährlich nahe gekommen waren. Kaum war er aus dem Zimmer geschlüpft, presste ihm jemand die Hand auf den Mund. Shou. „Los, wir verschwinden!“, zischte er und gemeinsam liefen sie auf der Wohnung und begannen im Treppenhaus angekommen zu sprinten. Sie rissen sich die Perücken vom Kopf und bemerkten nicht einmal Hiroki, der nach der Post gesehen hatte, und ihnen nun verwundert hinterher blickte. „Scheiße, Shou, so was verrücktes machen wir nie wieder“, keuchte Saga, und lehnte sich gegen die Wand. Sie waren endlich reichlich außer Atem in ihrer Wohnung angekommen. „Versprochen“ Eine Weile warteten sie, bis sich ihre Atmung beruhigt hatte, dann stellte Saga eine berechtigte Frage: „Mal was ganz anderes: Warum haben Yuki und Ryosuke sich nicht in solche albernen Verkleidungen geschmissen?“ „Sie waren ungeschminkt, das reichte ihnen offenbar als Tarnung“ „Ach, und warum sind wir da nicht drauf gekommen?“ Darauf zuckte Shou nur mit den Schultern, aber antwortete schließlich doch. „Ich wollte unbedingt mal sehen, ob ich dich auch als Frau attraktiv finde“ Es kam Saga irgendwie fadenscheinig vor, trotzdem bekam er ganz heiße Ohren, doch statt sich aufzuregen fragte er kleinlaut nach: „Und?“ „Ich kann es bejahen! Aber als Kerl bist du mir um einiges lieber“ Shou lächelte ein unwiderstehliches Lächeln und wanderte in Richtung Badezimmer. „Ich finde es war ein gelungenes Date“ *Für alle, die es nicht wissen: Sadako Yamamura ist das Mädchen aus dem original japanischen Horrorfilm ‚the Ring’ *²Yuki bedeutet Schnee ~ Erst habe ich befürchtet, das Kapitel könnte zu kurz werden, und jetzt ist es so lang geworden. Ich hoffe trotz der Länge war es unterhaltsam. Offiziell noch mal von meiner Seite: Danke an alle Favos. Möchte jemand eine ENS, wenn das nächste Kapitel kommt? -Lasst es mich wissen. Bis zum nächsten Kapitel von ‚Das Glückskatzensyndrom’ P.S: Über Kommis freue ich mich wie ein Keks ^__^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)