A Nation called Germany von freivolk ================================================================================ Kapitel 2: ----------- 1648 – das thüringische Mittelgebirge „......ihr verdammten Ketzer habt uns schließlich die Schweden und Franzosen ins Land geholt!“ „Ach, hätten wir denn freiwillig auf eure Scheiterhaufen springen sollen. Ihr Papisten habt doch.....!“ So ging es die ganze Zeit. Österreich und Preußen ritten nebeneinander und stritten sich. Jeder der beiden hätte gerne auf die Begleitung des anderen verzichtet, aber die Bestimmungen des Waffenstillstandes verboten es. 30 Jahre hatte der Krieg gedauert und keiner von den Beiden konnte sich an einen schlimmeren erinnern. Zwar ritten sie durch fast noch urtümliche Wälder, wo kaum Menschen lebten, aber selbst hier rochen die Nationen den Gestank des Todes und der Verwesung, der über dem gesamten römisch-deutschen Reiche lag. Jetzt schien endlich ein Frieden möglich zu sein, aber dieser Frieden musste vom Heiligen Römischen Reich bestätigt werden. Aber das Heilige Römische Reich war verschwunden. Und so zogen die Nationen aus und suchten es, jeweils immer eine katholische und eine protestantische, damit keine Seite sich vielleicht einen Vorteil verschaffen konnte. Österreich ärgerte sich, dass er nicht mit Sachsen zusammen war. Das war zumindest eine gebildete Nation, mit der man über Kunst diskutieren konnte. Aber dieser ungebildete Schlagetot aus dem Osten, für den das Leben nur aus Reiten und Raufen bestand? Einfach unerträglich. Preußen hingegen wäre lieber mit Bayern zusammen losgeritten. Das war ein lustiger Geselle, der gerne trank und lachte, selbst in dieser düsteren Zeit. Aber dieser arrogante Sauertopf aus dem Süden, der anscheinend glaubte, dass ihm die Sonne aus dem Arsch scheine? Einfach unerträglich. Und so stritten sie sich permanent. Darüber, wer schuld am Krieg war, über den rechten Glauben, über das Wetter und darüber wo sie am besten suchen sollten. Dazu eröffnete Preußen gerade eine neue Runde: „Wir sollten anderswo suchen. Was sollte er denn hier in dieser gottverlassenen Gegend?“ Österreich erwiderte gereizt: „Eine gottverlassene Gegend ist genau das richtige. Wenn er irgendwo wäre, wo es viele Menschen gäbe, dann wüssten wir das. Er hält sich irgendwie verborgen!“ „Und warum ausgerechnet hier?“ „Ich sag ja nicht, dass er hier ist. Aber in der Nähe liegt die Ruine einer alten Burg, die dem Reich gehörte. Wäre ein passendes Versteck für ihn!“ „Das ist aber sehr weit hergeholt. Ich meine....!“ Mitten im Satz unterbrach sich Preußen und blickte verwirrt umher. „Ist was?“ fragte Österreich. „Äh, riechst du das auch?“ erwiderte Preußen. Österreich hob atmete tief ein. Der Geruch des Todes war auf einmal verschwunden. Stattdessen roch es auf einmal nach: „Lebkuchen?“ Sie sahen sich beide fragend an. „Hier geht irgendetwas vor sich!“ sagte Preußen. Still ritten sie weiter. Der Geruch wurde intensiver. „Siehst du das?“ Zwischen den Bäumen konnte man schemenhaft ein Haus erkennen. Gilbert und Roderick trieben die Pferde an. Da erklang aber eine glockenhelle Stimme: „Nicht dahin, edle Herren. Es ist gefährlich dort!“ Sie zügelten ihre Pferde und wandten sich um. Ein kleines Mädchen stand da, höchstens 10 Jahre. Es trug einen leuchten-roten Umhang und auf den Kopf eine rote Kappe (es sei darauf hingewiesen, dass es noch lange dauern sollte, bis die Brüder Grimm alle Märchen sammelten und dass es mehrer Jahrhunderte her war, dass irgendjemand Preußen oder Österreich ein Märchen erzählt hatte.) Beide Nationen zogen ihre Hüte (man war schließlich im Zeitalter der Kavaliere). „Danke für die Warnung, gnädiges Fräulein, aber ich glaube um uns braucht ihr euch keine Sorgen zu machen!“ Das Mädchen schüttelte den Kopf: „Ich weis, wer die Herren sind, aber es gibt Orte, wo auch ihr nicht hingehen solltet. Außerdem werdet ihr ihn da nicht finden!“ „Ihn nicht finden?“ „Das Heilige Römische Reich!“ Preußen und Österreich stockte der Atem. „W-weist du denn wo er ist, Mädchen? Antworte!“ Das Mädchen sagte zwar nicht mehr, zeigte aber einen Weg entlang. Preußen und Österreich gaben ihren Pferden die Sporen und ritten los. Nur Preußen wandte sich nur noch mal kurz um, um nach dem Mädchen zu sehen. Aber sie war wie vom Erdboden verschwunden. „Äh, Ostereich, dieses Mädchen. Sie.....!“ „Ja, ja, ich weis! Sie war kein Mensch. Das kann uns jetzt aber egal sein!“ Eine Lichtung öffnete sich vor ihnen. Und da sahen sie ihn. Wie tot lag das Heilige Römische Reich inmitten einer Wiese. Österreich und Prußen sprangen von ihren Pferde und liefen zu ihm. Sie knieten neben ihm nieder. Über viele Jahrhunderte war das Heilige Römische Reich nie gewachsen, war immer ein Kind geblieben. Das war nichts ungewöhnliches bei Nationen. Trotz alledem war das Heilige Römische Reich immer voller Kraft und Energie gewesen, so dass die anderen deutschen Nationen es respektiert hatten. Als aber der Krieg begann, fing das Heilige Reich an zu wachsen, aber gleichzeitig schien er immer mehr an Kraft zu verlieren. Jetzt war er groß wie ein 14-jähriger Junge aber gleichzeitig war er immer bleicher und ausgezehrter geworden. Und so wie ihn Preußen und Österreich ihn jetzt gefunden hatten, wirkte er eher wie ein Schatten als ein reales Wesen. „Atmet er noch?“ fragte Österreich. „Ich denke ja!“ sagte Preußen. „Heiliges Römisches Reich! Hörst du uns? Ludwig, wach bitte auf. Sprich mit....OH VERDAMMT!“ Gilbert hatte das Wams von Ludwig geöffnet. Und dann sah er die Wunden. Es waren keine frische Wunden, sondern alte, aber sie schienen sich nie geschlossen zu haben. Eiternd und entzündet zogen sie sich über den ganzen Körper. //Er hat dies wahrscheinlich schon seit Jahren!// dachte Preußen. //Und hat es uns nie merken lassen!// „Wir....wir müssen ihn zu einem Arzt bringen!“ sagte Österreich. „Damit kann ihm kein Kurpfuscher oder Knochenflicker in der ganzen Christenheit helfen!“ erwiderte Preußen düster. „Nur er selbst. Ludwig, du musst aufwachen!“ Das Heilige Römische Reich schlug die Augen auf: „Gilbert? Roderich? Ihr hier?“ sagte er mit schwacher Stimme. „Ja Ludwig! Du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt. Wir sind hier, um dich nach Hause zu bringen!“ Langsam schüttelte das Heilige Römische Reich den Kopf: „Ich habe kein zuhause und ich werde nirgendwo mehr hingehen. Es ist aber schön, dass ihr hier seit. Dann sterbe ich nicht alleine!“ Preußen schluckte und versuchte krampfhaft die Beherrschung zu behalten: „Sterben? Was redest du denn da. Wir sind doch Nationen. Wir sterben nicht so leicht!“ Röchelnd lachte das Heilige Römische Reich: „Eine Nation? Was bin ich den für eine Nation? Das größte Reich der Welt wollt ich sein. Und was ist daraus geworden? Ich bin weder heilig, noch römisch, noch ein Reich. Ich habe nicht mal mein Volk vor dieser Katastrophe schützen können. Es ist besser, wenn ich hier ein Ende finde!“ Er wandte sein Gesicht Österreich zu. „Roderich, hör...hör mit zu!“ Österreich, der den Kampf gegen die Tränen am verlieren war, sagte: „Ja, Ludwig, ich höre!“ „Sag....sag Italien......!“ Das Heilige Römische Reich verstummte auf einmal. Seine Augen weiteten sich und er hob die Hand. Dann sagte er ein Wort: „Rotbart!“ Österreich schaute ihn verwundert an: „Rotbart? Äh, Ludwig, bist du dir sicher, dass ich das Italien sagen soll?“ „Nein...!“ antwortete das Heilige Römische Reich und streckte die Hand aus. „Da....Rotbart!“ Preußen und Österreich drehten sich um. Da stand ein riesiges Pferd und auf dem Pferd saß ein Ritter mit einem langen roten Bart. Der Anblick eines Ritters war für Menschen und Nationen des 17. Jahrhunderts schon ziemlich ungewohnt. Das machte ja „Don Quichotte“ so lustig für die Menschen damals. Aber es war definitiv kein Ritter „von der traurigen Gestalt“. Groß und wuchtig war der Ritter, einen goldenen Reif um den Helm und das rote Kreuz der Kreuzfahrer auf der Rüstung. Er stieg ab und schritt auf die Nationen zu. Preußen sprang auf, um sich ihn in den Weg zu stellen: „Wer bist du, Kerl? Und was....!“ Da sah er aber dem Ritter ins Gesicht....und wich bleich zurück. Der Ritter nahm das Heilige Römische reich in die Arme und setzte es auf sein Pferd. Dann stieg er selber auf, gab dem Pferd die Sporen und ritt los. „Hey!“ schrie Österreich. „Wartet! So geht das nicht!“ Er lief zu seinem Pferd und schrie Preußen zu: „Gilbert! Komm! Wer müssen hinterher!“ Preußen wirkte verwirrt; aber dann lief er auch zu seinem Pferd. Sie ritten los, aber verloren den Ritter bald aus dem Blick. Aber dann öffnete sich der Wald. Sie ritten auf einen Berg zu auf dem eine Burg stand. Da sahen sie den Ritter am Fuße des Berges. Dann schien er zu verschwinden. Sie erreichten den Berg, aber der Ritter war nicht mehr zu sehen. Sie sahen aber den Eingang zu einer großen Höhle. „Vielleicht sind sie da rein!“ sagte Österreich und stieg ab. „Los komm. Wir müssen Ludwig zurückholen!“ „Darein? Ich glaube das ist keine gute Idee. Roderich, hast du ihn den nicht erkannt?“ erwiderte Preußen. „Wenn erkannt?“ „Rotbart! Kaiser Friedrich Barbarossa! Der Ritter halt!“ Östereich schüttelte den Kopf: „Barbarossa ist seit vielen Jahrhunderten tot!“ „DENKST DU DAS WEIS ICH NICHT! Ich bin an seiner Seite von der Donau bis nach Kleinasien geritten. Ich war dabei, als wir seine Leiche aus dem verdammten Fluss in Syrien zogen und als wir ihn in Antiochia begruben. Und jetzt läuft er heute hier herum. DAS BEUNRUHIGT MICH EIN BISSCHEN!“ schrie Preußen. Es gab nichts lebendes was er fürchtete. Aber die Toten sollten doch bitte da bleiben, wo sie hingehörten. „Es ist egal! Ohne Ludwigs Zustimmung kann es keinen Frieden geben. Wenn du Angst hast, kannst du ja draußen bleiben!“ „ICH HABE VOR NICHTS ANGST; DU GEBRILLTER MUSIKANT! DU WILLST UNBEDINGT IN EINE HÖHLE WO TOTE KAISER RUMLAUFEN? KEIN PROBLEM FÜR MICH!“ Sie betraten die Höhle. Zu ihrer Überraschung sahen sie in einiger Entfernung ein Licht brennen. Sie liefen auf das Licht zu. Und da stand das Heilige Römische Reich auf einmal vor ihnen. „Ludwig, geht es dir besser?“ „Ja, Gilbert, aber nur an diesem Ort. Deshalb werde ich hier bleiben müssen und ihr müsst gehen!“ „Ludwig, du kannst nicht hier bleiben. Der Frieden.....!“ „Ich weis, Roderich, und deshalb gebe ich dir meinen Siegelring, damit du in meinem Namen Frieden schließen kannst!“ Er reichte Österreich den Ring. Dann zog er seinen Degen und reichte ihn Preußen. „Und du, Gilbert, nimm dies und führe ihn gut. Damit unser Volk stolz auf sich sein kann. Denn nur dann kann ich zurückkehren!“ „Zurückkehren?“ „Ja! Eines Tages, wenn Not und Erniedrigung am größten sind, werde ich zurückkehren!“ Ein Vibrieren schien durch die Höhle zu laufen. „Ihr müsst jetzt gehen!“ sagte er. „Östereich, sag Italien........!“ er zögerte kurz, dann fing er aber an zu lächeln. „Ich werde es ihr selber sagen. Eines Tages!“ Dann drehte er sich um und ging ins Licht. Die Höhle begann zu zittern. „SIE STÜRZT EIN!“ „WIR MÜSSEN HIER RAUS!“ Österreich und Preußen eilten zum Ausgang und im letzten Augenblick verließen sie die Höhle. Schwer atmend, setzten sie sich auf die Erde. „Du hättest ihm wirklich mal sagen müssen, dass Italien ein Junge ist!“ keuchte Preußen. „Dass wäre jetzt wirklich nicht der passende Moment dazu gewesen!“ erwiderte Östereich. ...................... 1806 – am selben Ort Gedankenverloren strich Preußen über seinen Degen. „Ja, ich erinnere mich!“ ........................... wird fortgesetzt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)