Obsessed von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Die Tage vergingen, das neue Album von „Guillotine“ war weiterhin ungeschlagen die Nummer eins und Kantilen hatte kaum Zeit, nachzudenken, so sehr nahmen ihn die Fototermine, Interviews und Konzerte in Anspruch. Und er war verdammt froh darüber. So konnten ihn wenigstens die trüben Gedanken der letzten Wochen nicht mehr einholen. Er war kaum noch zu hause, verbrachte die wenigen Termin freien Stunden mit seiner Band. Doch nach einiger Zeit war auch der große Wirbel vorbei und es wurde ruhiger für die Jungs von „Guillotine“. Kantilen saß wieder zu hause und starrte auf den Fernseher. „Hendrix“ lag tief schlafend neben ihm auf dem Sofa und schnurrte leise. Ein Geräusch, das Kantilen normalerweise als sehr beruhigend empfand, doch heute machte es ihn nur noch rastloser. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und floh geradezu aus seiner Wohnung. „Hendrix“ öffnete nur träge ein Auge und blickte ihm nach. Kantilen stieg auf sein Motorrad und fuhr in die Stadt. Es war Wochenende und die Stadt war voll von Menschen. In einer kleinen, unauffälligen Kneipe setzte Kantilen sich an einen Tisch in der hintersten Ecke. In einer Menschenmasse fiel man zwar selten auf, dennoch wollte er auf Nummer sicher gehen und sich möglichst von anderen fern halten. Der Nachteil am Ruhm: man hatte nie wirklich Ruhe. Wurde man von einem Fan erkannt, war man bald umringt von zahllosen Leuten, die irgend etwas von einem wollten. Und das konnte Kantilen momentan am wenigsten gebrauchen. Er bestellte sich einen Whisky-Cola und trank. Weniger, weil er dieses Getränk besonders mochte, eher, um seinen Verstand ein wenig zu betäuben. So saß er einige Stunden in der düsteren Ecke, rauchte und trank. Die Bedienung versuchte krampfhaft, mit ihm zu flirten, doch er ging nicht darauf ein. Ansonsten hatte er wirklich Spaß an diesen kleinen, unschuldigen Schäkereien, doch er war ganz und gar nicht in Stimmung. Plötzlich sah er etwas, das ihn hochfahren ließ. Er starrte auf die Eingangstür. Das konnte nicht sein... Er setzte sich wieder hin. Alles Einbildung. Auch wenn ihm die Bewegungen bekannt vor kamen, es konnte ganz einfach nicht sein. „Du siehst schon Gespenster, Kantilen...“, flüsterte er und musste lachen. Aber er fand, dass es nun langsam Zeit war, weiter zu ziehen. Er zahlte und verließ die Kneipe. Draußen sah er sich um. Er hatte keine Lust, wieder zu hause herum zu sitzen. Er setzte sich auf eine Bank und blickte hoch in den fast schwarzen Himmel. Keine Sterne, es war bewölkt. Nur der leichte Schimmer des Mondes war durch die Wolkendecke zu sehen. Eine Gestalt ging an ihm vorbei und Kantilen sah auf. Dieser Geruch... jetzt war er sich sicher. Es konnte gar nicht anders sein. Er stand auf und ging ihm nach. Er kannte den Gang, jede Bewegung des Mannes war ihm vertraut. Kantilen folgte ihm einige Zeit, dann war er plötzlich verschwunden. Kantilens Blick wanderte verwirrt umher. „Wo bist du hin?“, fragte er leise in die Nacht. „Hier bin ich, Freak.“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Kantilen wirbelte herum. Ein junger Mann trat aus dem Schatten eines Hauseingangs. Sein langes Haar war tiefschwarz und fiel ihm glatt über den Rücken und er musterte Kantilen. Nicht abfällig oder herablassend, eher neugierig. „Daryan?“, fragte Kantilen. Der andere lachte auf. „Mann... was hast du denn getrunken? Verwechselst du mich mit irgendwem?“ Kantilen schüttelte den Kopf. „Ich dachte... du wärst jemand anderes.“ Der Schwarz haarige grinste schief. 'Daryans Grinsen', schoss es Kantilen durch den Kopf. Der andere beugte sich an Kantilens Ohr. „Aber für einen Mann wie dich bin ich jeder, wenn es das ist, was du willst.“ Kantilen zuckte zusammen. „Nein, danke.“, stammelte er und eilte davon. Zu hause warf er sich auf sein Bett. Er war vollkommen am Ende. Er hätte schwören können, dieser Mann... die Gestik, sein Grinsen, die Stimme... das eindeutige Angebot vor dem Hauseingang... 'Daryan ist im Gefängnis... wie soll er denn urplötzlich hier aufgetaucht sein?', erklang eine leise Stimme in seinem Kopf. 'Und wenn es Daryan gewesen sein sollte, warum hat er dann gesagt, er sei nicht Daryan?' Was, wenn er aus dem Gefängnis geflohen war? Wenn er auf der Flucht war? Das würde erklären, warum er sein Äußeres verändert hatte. Kantilen verdrängte die Gedanken. Diese Träumereien brachten nichts. Er hatte den Kerl einfach verwechselt. Er schlief ein. Doch sein Schlaf war unruhig. In seinem Traum irrte er durch menschenleere Straßen, Daryan tauchte immer wieder auf und verschwand dann wieder, rief ihm zu, er solle ihn doch finden. Sein Lachen schallte durch hohe Gassen. Schweißgebadet saß Kantilen im Bett. Tränen liefen über seine Wangen. Er fand keine Ruhe mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)