One-Shot von abgemeldet (Ino&Gaara) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- One-Shot „Fuck“ Mit zittrigen Fingern ließ sie das nächste Streichholz fallen, das sich nun zu den anderen einreihte, die ihren Weg bereits zum Boden gefunden hatte. Gleich darauf wurde es von der Feuchtigkeit des Bodens durchtränkt und somit untauglich. Mit aufgerissenen Augen beobachtete die blonde Schönheit das Schauspiel, dass sich ihr nun schon einige male geboten hatte und warf einen vorsichtigen Blick in die Streichholzschachtel. Ihr Herz setzte einen Moment aus, als sie feststellte, dass sich nur noch ein letztes darin befand. Als schien erst in diesem Augenblick das Ausmaß dieser Tatsache in ihr aufzukeimen, nahm das zittern ihrer Hände stetig ab. Ihre hellblauen Augen waren nun auf ihre Hände gerichtet und schienen sie alleine durch ihre Blick, zum still sein zu zwingen. Schließlich waren sie komplett ruhig. Erleichtert atmete auf. Ihr Blick glitt hinauf in den bewölkten Himmel. Graue Wolken sahen ihr entgegen und immer wieder fanden dicke Tropfen ihren Weg in ihr Gesicht. Und trotzdem musste sie dieses Feuer anbekommen. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht wurde ernst, als sie sich erneut dem Streichholz zuwandte. Unter die Regentropfen auf ihrem Gesicht hatten sich echte Tränen gemischt. Für einen kurzen Moment kam sie der Versuchung nahe sie wegzuwischen, schallte sich im stillen aber gleich darauf wieder dafür. Sie saß hier in einer dunklen Gasse, an einem verregneten Tag, hatte nur die Kleidung die sie am Leibe trug und machte sich sorgen darüber, dass jemand ihre Tränen sehen könnte? Ein krächzender Laut entwich ihrer Kehle, als sie versuchte aufzulachen. Stattdessen wurde aus diesem ein aufkommendes Husten, unter dem ihr ganzer Körper erzitterte. Als er verebbt war griff sie nach dem letzten Streichholz. Beinahe zärtlich, als wäre es ihr Kind, legte sie schützend ihre Hand über das Holz, um es vor dem Regen zu schützen. Eine Haarsträhne verirrte sich dabei in ihr Gesicht und verwischte Tränen und Regen miteinander. Dann ließ sie die braune Seite, am Rand der Streichholzschachtel, ratschen. Keine Sekunde später entzündete es sich und ihre mittlerweile ertaubten Finger umspielten ein Kribbeln. Ganz vorsichtig beugte sie sich über den provisorisch erstellten Kamin und ließ das Streichholz darin fallen. Das Papier das sich darin befand zündete sofort und dunkler Qualm entwich der Mülltonne. Ein leichter Windzug trieb den Rauch direkt in ihr Gesicht und sie musste die Augen schließen, da sie begannen zu brennen. Ihr sowieso schon gereizter Hals begann furchtbar zu kratzen und auch ihre Nase begann zu kribbeln, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Ein Schluchzen entwich ihr, als der Rauch sich in eine andere Richtung bewegte und sie fuhr sich doch über ihre Augen. „Shice Shikamaru“, flüsterte sie leise und öffnete ihre Augen. Ein Schleier aus Tränen hinderte sie daran, ihre Umgebung genau zu erkennen. Nur das stetige Licht vor ihr war wichtig, dass sich züngelnd durch den Papierhaufen fraß. Ohne Gnade würde es jede Erinnerung an diesen Kerl verbrennen und keine Ausnahme machen. Wie zur Bestätigung erkannte sie eines der Fotos, am groben Umriss. Es war der Abend gewesen, an dem sie zusammen gekommen waren. Ihre Freunde hatten sie miteinander bekannt gemacht gehabt und es war ihr drittes Date gewesen. Vor ihrem inneren Auge erschien das Geschehen erneut und brachte damit eine erneute Welle des Kummers in ihr hoch. Das Feuer zerstörte den, auf einem Foto festgehaltenen Moment binnen Sekunden. So war es gut. Ein mattes lächeln bildete sich auf ihren feuchten Lippen und sie blickte erneut hinauf in den Himmel. Nun hatten sie volle drei Jahre in Freud und Leid hinter sich gebracht. Eine Verlobung vor zwei Monaten gefeiert und in wenigen Wochen hätten sie geheiratet. Und dann war alles zusammen gebrochen. Wie ein Turm aus Würfeln. Irgendwann wurde er instabil. Zwar konnte man ihn stützen und durch überlegtes auflegen eines weiteren Würfels das Gleichgewicht noch eine längere Zeit halten, aber letzten Endes war er zum Fallen verdonnert. Genau wie ihrer aufgebaute Beziehung. Wut und Schmerz wühlten ihren Körper auf, als sie sich an die Schmach erinnerte. Er hatte sie betrogen. Sie war eine starke Frau die vieles verkraften konnte. Aber das er es auch noch in ihrem Haus tat. In ihrem Bett! Sie verwarf den Gedanken an die Bilder, die sich in ihrem Kopf bildeten. Es war aus. Und ihre beste Freundin war auch weg vom Fenster. So etwas taten Freunde nicht. „Temari“, flüsterte sie leise und ihre Stimme brodelte nur so vor unterdrückter Wut. Unbewusst ballte sie ihre freie Hand zu einer Faust und war der Versuchung nahe, ihrem Zorn freien lauf zu lassen. Wie ein kleines Kind wollte sie sich auf den Boden schmeißen und ihren Schmerz herausbrüllen. Um sich Schlagen wie ein wildes Tier, bis man schließlich erschöpft wäre und zur Besinnung kommen würde. Ganz langsam ließ sie sich zurückfallen, doch ihr Fall wurde gehalten. Etwas befand sich direkt hinter ihr. Sie hatte niemanden gehört und eigentlich wollte sie keine Zuschauer. Das hier war eine private Angelegenheit. Wie in Zeitlupe hob sie den Kopf an und konnte rote Spitzen ausmachen. Da der Kopf unter einer Kapuze verborgen schien, konnte sie nicht mehr erkennen. Ihr Gesicht verzog sich, während sie sich langsam wieder vorbeugte, den Fremden dabei aber nicht aus den Augen ließ. Er sagte nichts. Und sie konnte auch nicht erkennen wohin er sah. Vielleicht würde er sich gleich umdrehen und verschwinden. So wie sie aussah würde er selbst, wenn er Hintergedanken gehabt hatte, gleich wieder den Rückzuck einkehren. „Würde es ihnen etwas ausmachen aus dem Weg zugehen? Sie sitzen vor der Tür.“ Seine Stimme war tief und kühl. Es schien jegliche Emotion in ihr zu fehlen. Trotzdem hatte sie einen interessanten Klang. Es war die Sorte Stimme, die etwas zu sagen hatte und selten Widerspruch erhielt. Und auch dieses mal schien er fest überzeugt zu sein, keinen zu erhalten. Wie gesagt eigentlich war sie eine starke Frau die nicht so schnell kuschte. Und eigentlich war sie sehr freundlich und wusste höfflich mit anderen umzugehen. Eigentlich… Ihr Blick glitt zur besagten Tür und ihr Mundwinkel zuckte für einen Moment gefährlich hoch. Was wollte so ein Kerl, in so einer Gosse? Die Tür schien morsch und nicht einmal mehr richtig befestigt im Rahmen zu sitzen. Gewiss würde sie bei einem stärkeren Windzug fallen. Und er verlangte von ihr sich zu erheben? Er musste doch gesehen haben, dass sie in einer schlechten Verfassung war. Und dann hatte er nichts besseres zu tun als sie von der wärmenden Quelle zu verscheuchen? Okay, es war keine wärmende Quelle für sie, sondern ein Akt der Rache. Aber sollte es nicht für Außenstehende so aussehen? Verdammt, was war aus den sozialen Mitbürgern geworden, die einander halfen? Okay, sie wollt auch eigentlich alleine gelassen werden und diese Sache für sich erledigen. Aber konnte man trotzdem nicht ein bisschen Anteilnahme erwarten, wenn man einen so vorfand? Verdammt! Sie zog die Luft scharf ein und erhob sich langsam. Doch anstatt von der Tür zu weichen, versperrte sie den Durchgang. Demonstrativ verschränkte sie die Arme vor der Brust um ihre Aussage noch einmal zu unterstreichen. Er hatte sie einfach auf dem falschen Fuß angetroffen und sie brauchte ein Ventil um sich abzuregen. Schade für den Fremden. Dabei wusste sie nicht einmal wie er aussah. Als könnte der Fremde vor ihr Gedanken lesen riss er sich die Kapuze vom Kopf und sah sie aus eisblauen Augen an. Sie war im ersten Moment gebannt und nicht im Stande zu reagieren. Noch nie hatte sie solche Augen gesehen. Und der kalte Ausdruck, er passte zu seiner Stimme. Ein Schauder durchfuhr ihren Körper, bei der Vorstellung wenn er jetzt sprechen würde. Sein rotes Haar schien einen abstrakten Kontrast zu seinem Erscheinungsbild zu bilden. Es saß etwas wirr vom Kopf ab, wie das Feuer in ihrem improvisierten Kamin und bewegte sich leicht wie dieses, als erneut ein leichter Zug aufkam. Seine Erscheinung sprach für Kälte, Abneigung und Lieblosigkeit, während seine Haare das Leben zu repräsentieren schienen. Ein einzelnes Büschel wippte im Wind auf und ab und sie musste sich zwingen nicht zu lachen. Dieser Anblick wirkte so Falsch. Ein grinsen stahl sich über ihre Lippen, doch sie blieb standhaft und brachte keinen Ton über diese. Dann passierte es jedoch, als ihr bewusst wurde wie sie nun auf ihn wirken musste. Starr stand sie da vor ihm, verschränkt die Arme und mit einem Grinsen, dass dafür sprach, dass sie jeden Moment los lachen würde. Sie musste richtig angsteinflößend wirken. Stopp! Wie konnte sie nur in solch einer Situation lachen? Es verebbte wieder und sie baute sich wieder vor ihm auf. Seine rechte Augenbraue zuckte leicht und sie glaubte er war genervt. Aber auch er schien seinen Willen durchsetzen zu wollen und machte einen Schritt auf sie zu. Die Blonde musste ihren Kopf leicht anheben, um ihm weiterhin ins Gesicht blicken zu können. Irgendwie fühlte sie sich dadurch ungemein erniedrigt. Die Machtverhältnisse schienen irgendwie falsch rüber zu kommen. Da sie immer noch nicht gewillt war zur Seite zu gehen, wie ihm klar wurde, seufzte er resignierend und fuhr sich durch sein rotes Haar. Nun stand es zum teil wie eine Igelfrisur ab und hatte etwas Punk-Artiges an sich. Sein Haar war wandelbar. Aber das war eigentlich nicht wichtig oder? „Es regnet“, stellte er in einem sachlichen Ton fest, als hätte er gerade etwas sehr uninteressantes, einem sehr unwichtigen Menschen berichtet. Es passte einfach toll zu ihm, musste sie sich eingestehen. Im Kopf malte sie sich aus, wie das ganze wohl gewirkt hätte, wenn seine Stimme heller gewesen wäre oder dunkler. Doch beides hätte ihn eher zu einem Witz gemacht. Dann fuhr er sich, wie zur Bestätigung über seine Wange, auf der ein besonders dicker Tropfen gelandet war. Erst da viel ihr auf wie blass sein Turn eigentlich war. So weiß wie der Schnee, so kalt wie der Winter… „Was sie nicht sagen“, kommentierte sie seine Aussage und spielte wie beiläufig mit einer Strähne ihrer nassen Haare. Dabei war sie darauf bedacht gewesen, genauso abweisend wie er zu wirken und fand für sich selbst, dass es ihr erstaunlich gut gelungen war. „Ich bin durchnässt“, wandte er nun ein und seine Augen leuchteten einen kurzen Moment. Ihr Ausdruck hatte sich verändert. Jetzt schien er sie wirklich zu sehen. Zuvor hatte er sie nicht einmal richtig angesehen. Nun schien sie seiner Aufmerksamkeit sicher zu sein. Und damit schien auch die Kälte, die er ausströmte, auf sie einzuwirken. Ein kalter Schauder lief ihre Wirbelsäule hinab, bis hin zu ihren Zehen, um anschließend wieder den Weg hinauf zu vollführen. „Dann sind wir schon zwei“, antwortete sie belustigt und versuchte ein erneutes Zittern zu verhindern. Dieses mal wäre es wegen der Kälte entstanden, doch damit hätte sie nur Angriffsfläche geliefert. „Sie frieren.“ Mist, fluchte sie im inneren. Er hatte es also trotzdem bemerkt. Aber wie auch nicht? Seine Augen waren aufmerksam und schienen sich jedes Detail einzuprägen. Obwohl es nicht möglich war, glaubte sie sogar, er könne durch ihre Kleidung sehen, in ihr inneres und erkennen wie es darin zuging. Wie gesagt, das war ja unmöglich. Trotzdem versuchte sie es zu verdecken und lehnte sich gegen den Türrahmen. Die Bewegung war flüssig verlaufen und zufrieden wollte sie zu einer Antwort ansetzen, als es hinter ihr gefährlich laut knackte und sie im nächsten Moment den Druck hinter sich verlor. „Wa? ...“, sie spürte noch, wie ihr Körper langsam zurück viel und sich der Erde, doch schneller als sie eigentlich wollte, näherte. Aber der Aufprall blieb aus, als sich ein Arm um ihre Talje legte und sie auffing. Mit einem schnellen Schwung hatte er sie zurück auf die eigenen Beine gebracht und war an ihr vorbei in das Gebäude getreten. Es roch alt und verdorben stellte sie fest und verzog angewidert das Gesicht. Wie konnte man nur freiwillig in so ein Gebäude gehen? Ein Windzug erfasste sie und ließ ihre Zähne klappern. Wann war es nur so schrecklich kalt geworden? Dabei viel ihr auf, dass sie gar nicht nachgedacht hatte wo sie jetzt hinsollte. Sie war ja einfach abgehauen ohne ein Wort, ohne Geld und ohne Koffer. Gerade machte sie allen negativen Bewertungen über Blondinen alle Ehre. Toll. „Es ist zwar nur ein Drecksloch und hat keine Heizung, aber wenn es sie nicht stört können sie mitkommen.“ Verwirrt sah sie zu seinem roten Hinterkopf. Hatte er ihr gerade wirklich angeboten mit ihm zu kommen? Aber warum sollte er das tun? Sie war ja nicht besonders nett zu ihm gewesen und eigentlich hatte sie da gerade die Tür des Gebäudes kaputt gemacht. War das vielleicht sogar mal seine Mülltonne gewesen? Nur um sicher zu gehen warf sie einen Blick auf ihren provisorischen Kamin und stellte fest, dass das Feuer erloschen war. Sie hatte es nicht einmal bemerkt. Nur noch schwarze Häufchen befanden sich im inneren, aber weit und breit war kein Name auszumachen. War also doch nur irgendeine Mülltonne. Gut. Zögernd sah sie wieder zu ihm hinüber. Er machte sich nicht die mühe zu warten, sondern hatte schon die ersten Treppen genommen. Was für ein Gentlemen, dachte sie und sah noch einmal hinaus. Ein tiefes Grollen erklang im selben Augenblick und sie machte einen weitern Sprung hinein ins Gebäude. Hatte sie eigentlich erwähnt, dass sie sich vor Gewittern fürchtete? „Wenn es ihnen nichts ausmacht“, rief sie ihm rasch hinterher und war ihm schon gefolgt. Sie gingen zwei Stockwerke hinauf, bis sie schließlich vor einer Tür halt machten. Erleichtert seufzte die Blonde, denn für einige Sekunden hatte sie sogar die Vermutung gehegt, eine Treppenstufe würde brechen. Dem knarren zu folge, schienen sie zumindest in diesem Zustand zu sein. Durfte man Menschen eigentlich in solchen Gebäuden wohnen lassen? Aber ihr Bein war noch ganz. Nichts war eingebrochen. Also kein Grund um groß aufsehen zu erregen. Es hallte leicht, als er den Schlüssel ins Schloss steckte und zwei Mal drehte. Dann folgte ein Klack und die Tür öffnete sich. Ohne sich einmal umzudrehen trat der Rothaarige ein, dicht gefolgt von seiner, spontan Begleitung. Das Gebäude hatte für sich gesprochen und die Blonde hatte nicht viele Erwartungen, in die Wohnung des Mannes gesetzt. Ganz ehrlich, wer würde auch mit einer riesigen Couch, einer modern eingerichteten Küche oder einer stillvoll, aufs Detail bedachte, Wohnung rechnen? Genau niemand, nicht in so einem Drecksloch! Und nun stand die Blonde im kleinen Flur und musste sich zwingen nicht mit offenem Mund weiter zu laufen. Weiter laufen! Sie war unbewusst stehen geblieben, als sie in das innere geblickt hatte. Gleich nachdem er das Licht angeschaltet hatte, hatte sie eine große Kommode direkt im Eingang ausmachen können. Sie war aus Holz und geschmückt mit Blumenverzierungen. Darauf befand sich eine hübsche, kleine Schale mit Block, Stift und anderen Schreibutensilien. Sie lagen im Uhrzeigersinn aneinander gereiht. Er öffnete den unteren Bereich und beförderte eine kleine Lade mit Schuhen zu tage. Dort stellte er sein eben noch getragenes Paar hinein. Die Blonde konnte zwar nur das Hinterteil der Schuhe ausmachen, doch auch diese sahen schon unheimlich gepflegt und teuer aus. Abrupt wanderte sein Kopf in ihre Richtung und schien auf etwas zu warten. Für einen Moment war sie irritiert, bis er schließlich seinen Blick auf ihre Schuhe sinken ließ. „Ich auch?“ Fragte sie verwundert nach, nur um sicher zu gehen, dass sie auch richtig verstanden hatte. Er sah ihr nur erneut in die Augen, ohne auch nur den geringsten Mucks von sich zu geben. Die Kälte wich und sie konnte Belustigung in ihnen lesen. Sein gesamtes Erscheinungsbild schien sich dadurch zu verändern. Sein blasser Turn schien mit einemmal das Leben selbst zu sein und seine blauen Augen veranlassten dazu, in ihnen zu versinken. Sie wirkten unendlich weit… Und er wollte immer noch ihre Schuhe. Rasch zog sie sich ihre Schuhe aus und beförderte eine Menge Wasser auf den Boden. Erschrocken viel sie auf die Knie und versuchte es mit ihrer nassen Kleidung aufzusaugen. Das Resultat daraus war, dass es sich noch weiter ausbreitete. „Oh nein. D-das tut mir jetzt wirklich leid. H-habe sie einen Lappen?“ Mit einer ruhe, die sie nicht nachvollziehen konnte, griff er nach ihren Schuhen und tat sie in die Kommode. Erst danach erhob er sich wieder und verschwand in dem Raum auf der rechten Seite. Die Blonde sah ihm abwartend nach und spürte Hitze ihren Kopf hinauf steigen. Hatte sie sich gerade wirklich wie ein hysterisches Weib aufgeführt und wie ein Idiot versucht nass mit nass zu trocknen? „Ouhh“, gab sie quälend von sich und fasste sich an die Stirn. Warum handelte sie auch aus dem Impuls heraus? Sie hatte es ja nur getan, weil sie der erste Eindruck so eingeschüchtert hatte. „Nehmen sie das.“ Stoff viel in ihre Hand und sie sah zu ihm herauf. War sie wirklich so in Gedankenversunken gewesen, dass sie ihn erneut nicht bemerkt hatte? Sie schüttelte ihren Kopf und besah sich den Stoff kurz, ehe sie sich daran machte den Flur aufzuwischen. Erst dabei viel ihr auf, dass er ihr gleich ein ganzes Handtuch mit gebracht hatte. Soviel Wasser hatte sie nun auch nicht verteilt, dachte sie entrüstet und sah erleichtert auf, als alles wieder komplett trocken war. Erst dabei bemerkte sie das kleinere Tuch, dass er noch in der Hand hielt und sofort erlosch, ihr gerade entstandenes Lächeln. „Eigentlich war Das für den Kopf gewesen“, stellte er sachlich fest, doch seine Mundwinkel zuckten gefährlich. Er verkniff sich das Lachen. Sie war so ein Loser. Normalerweise passierten ihr doch auch nicht solche Peinlichkeiten. Normalerweise, wiederholte sie und erhob sich langsam. Aber es war nichts normal. Ihr Freund hatte sie mit ihre besten Freundin betrogen und nun stand sie in der Wohnung eines fremden Mannes, denn sie nicht einmal im Geringsten kannte. War sie wirklich so fertig? Hatte er es geschafft sie so dermaßen zu verletzen? Ihre Lippen bebten, denn die Antwort war vollkommen klar. Ja! Sie hatte ihn über alles geliebt. Einander vertraut und für einander eingestanden. Sie waren zusammen gezogen und hatten sogar schon über Familienplanung nachgedacht. In ihren Träumen war er immer der Mann gewesen, mit dem sie alt werden würde. Er hatte ihr alles genommen und nichts als Kummer und Leid hinterlassen. „Sie sollten sich wirklich abtrocknen.“ Die Stimme des Fremden rief sie zurück in die Realität. Wann hatte er ein neues Handtuch besorgt? Der Tee war zwar nicht ihr Geschmack, doch er war heiß und tat trotzdem ungemein gut. Gierig nahm sie einen weiteren Schluck und konnte spüren wie die Wärme hinab sank in ihren Magen. Das Handtuch hatte sie sich galant wie eine Tuba um den Kopf gewickelt. Nachdem er ihr trockene Kleidung angeboten hatte und sie dankend bejaht hatte, brachte er sie in sein Wohnzimmer und hatte sie gebeten, es sich dort erst einmal zurecht zu machen. Einige Minuten waren vergangen, als er zurückkam mit einer Kanne und zwei Tassen. Froh über etwas Trinken hatte sie sich gleich etwas eingeschenkt und nun saß sie auf der großen Couch und konnte sich selbst im riesigen Plasmabildschirm bewunden. Und wieder verstand sie nicht, dass jemand mit soviel Geld, in so einem Loch wohnte. Was war nur aus den Reichen geworden? Hausten dann die Armen heutzutage in Villen? „Soll ich ihnen Kleidung zum Wechseln geben?“ Hörte sie in mit einem mal Fragen und wandte sich wieder zu ihm. Erst dabei wurde ihr klar, dass sie mit ihrer Nassen Kleidung auf der Couch platz genommen hatte. Ruckartig sprang sie auf und nickte mit dem Kopf. Röte schoss ihr in den Kopf und sie senkte rasch den Kopf. Hatte sie den noch nicht genug durchgemacht? Aus dem Augenwinkel konnte sie erkennen, dass er wieder in das rechte Zimmer verschwand. Nach einigen Minuten kam er zurück und reichte ihr einen Pullover, sowie eine Jogginghose und Socken. Dankend nahm sie die Kleidung entgegen. „Ich werde mich ebenfalls umziehen gehen. Sagen sie bescheid, wenn sie fertig sind.“ Hinter sich machte er die Tür zu und ließ die Blonde erneut allein. Langsam pellte sie sich aus ihrer Kleidung und zog die Jogginghose über. Erst als sie auch den Pullover angezogen hatte, viel ihr auf, dass sie sich in Frauenkleidung befand. Also hatte er eine Freundin. Warum sie dies traurig Stimmte, konnte sie selbst nicht genau sagen, aber es erschien ihr auch nicht wichtig genug zu sein, um sich noch länger damit zu befassen. „Ich bin fertig …“, sie stockte einen Moment, da sie nicht einmal den Namen des Fremden kannte. Das war doch einfach verrückt. War sie eigentlich schon immer so naiv gewesen? Obwohl alles so unsagbar Falsch wirkte, weckte es in ihr trotzdem auf gewisse Art und Weise den Eindruck vom richtigen Handeln. Sie kannte den Fremden zwar nicht, aber er schien nicht der Typ Mensch zu sein, der Frauen einlud um sie zu vergewaltigen oder auf andere Art zu misshandeln. Der Türgriff ging nach unten und öffnete sich langsam. Auch der Rothaarige hatte sich eine Jogginghose so wie ein einfaches T-Shirt übergezogen. In der Hand hatte er eine Packung Kekse, der Marke Prinzen. „Tut mir leid, mehr habe ich momentan nicht hier“, entschuldigte er sich, als er sie auf den Tisch platzierte. Lachend winkte sie ab und setzte sich wieder auf die Couch. „Ich hoffe ihre Freundin stört es nicht, dass ich ihre Kleidung trage“, lenkte sie das Gespräch in eine andere Richtung und griff nach der Packung. Leises rascheln erklang, als sie diese mit schnellem Griff öffnete und sich einen herausholte. Unterdessen zog der Rothaarige die Augenbrauen hoch. „Wie kommen sie darauf, ich hätte eine Freundin?“ Verblüfft über diese Antwort verharrte sie einen Moment in ihrer Bewegung und musterte ihn argwöhnisch. Nahm er sie auf den Arm oder war das sein Ernst? Aus seinen Augen ließ sich nichts schließen und so entschied sie die Antwort als ernstgemeint anzuerkennen und griff sich in den Pulli, woraufhin sich seine Augen einen Augenblick weiteten. Er schien zu begreifen und schließlich verfinsterte sich sein Blick. Moment, warum verfinsterte er sich? Hatte sie etwas Falsches gesagt? „Tut mir leid, falls ich ein blödes Thema angesprochen habe“, entschuldigte sie sich rasch und überlegte stark, wie sie eine neue Richtung einschlagen konnte. „Oh, ich heiße übrigens Ino. Und da wir jetzt schon in ihrer Wohnung sind und reden können sie mich auch ruhig duzen.“ Sein Blick hellte sich wieder etwas auf und seine stechend blauen Augen bohrten sich in die Ihrigen. Augenblicklich erfasste sie eine Welle von Schauern und schienen gar nicht mehr aufhören zu wollen. Noch nie hatte sie erlebt, dass ein anderer Mann, ausgenommen Shikamaru, so eine Reaktion mit bloßen Blicken bei ihr auslösen konnte. „Mein Name ist Gaara und du hast nichts blödes angesprochen, ich habe mich nur an etwas blödes erinnert. Aber um deine Frage zu beantworten, nein ich habe keine Freundin mehr.“ Der letzte Satz sprach für sich und Ino konnte gut nachvollziehen wie er sich fühlte. Seine Stimme war mit einem Hauch von Verbitterung erklungen. Wahrscheinlich hatte sie ihn ziemlich verletzt und da er noch Kleidung von ihr hatte, konnte die Trennung in noch nicht al zu langer Vergangenheit liegen. Der Gedanke, dass er ebenfalls eine Trennung hinter sich hatte und unter ihr litt stimmte sie ungemein glücklich. Doch das erstaunlich daran war, dass sie dieser Gedanke nicht im Geringsten beschämte. „Falls es dich tröstet, ich habe auch gerade erst eine Trennung hinter mir. Der Mistkerl hatte mich mit meiner besten Freundin betrogen. Arschloch!“ Wütend biss sie in den Keks und schmeckte die süßliche Schokolade, die sich zwischen den beiden Hälften befand. Genießerisch ließ sie sie auf der Zunge zergehen, ehe sie sich ans Kauen des Kekses machte. Dann jedoch schluckte sie und verschluckte sich, als sie den verblüften Ausdruck auf dem Gesicht von Gaara erblickte. Erst da wurde ihr bewusst, was sie ihm gerade erzählt hatte. Schnell hielt sie sich die Hand vors Gesicht als sie auch schon zu Husten begann. Ein ziemlich großes Stück schien sich in die Luftröhre verirrt zu haben, denn immer wieder packte sie eine neue Welle, bis ihr schließlich jemand auf den Rücken klopfte und sie von ihrer Qual befreite. Dankend sah sie zu Gaara hinauf, der sich wieder neben sie setzte und einen Schluck Tee trank. Im Gegensatz zu ihm wirkte sie wie ein unreifes Kind, dabei war sie schon 24 Jahre alt. Unbewusst kam darauf die Frage auf, wie alt er wohl war. Fasziniert beobachtete sie, wie sich sein Kehlkopf bewegte, während er einen Schluck nach dem anderen nahm, schließlich von den Lippen absetzte und die Tasse absetzte. Das schier unglaubliche Verlangen, nach der Tasse zu greifen und ebenfalls von derselben Stelle zu trinken, an der er zuvor genippt hatte, war in diesem Augenblick ungemein stark, doch sie beherrschte sich und zwang sich stattdessen ihn anzusehen. „Unsere Begegnung scheint vorher bestimmt gewesen zu sein“, begann er seinen nächsten Satz und sah sich einen Moment im Raum um, als würde er etwas Spezielles suchen. Schließlich schien er es gefunden zu haben oder aber auch nicht und sah wieder zu ihr herüber. „Meine Ex hat mich vor zwei Wochen mit einem meiner Arbeitskollegen betrogen.“ Für Sekunden herrschte komplette Stille zwischen den beiden und sie sahen sich einfach nur an, ehe Inos Mundwinkel verräterisch zuckten und sie anschließend beide in ein schallendes Gelächter einfielen. Gaara war der erste der wieder zur Fassung erlangte und keuchend weiter sprach. „Ich… habe mir sofort eine neue Bleibe gesucht… Egal wie sie aussah…. Hauptsache weg von ihr.“ „Deshalb also dieses Gebäude“, antwortete Ino rasch und schnaufte erleichtert aus. Die beiden unterhielten sich noch eine geraume Zeit miteinander und stellten fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten. Viele Interessen miteinander teilten und in vielen Dingen einer Meinung waren. Sehr spät oder eher früh am nächsten Morgen entschieden sie zu Bett zu gehen. Sie schliefen miteinander und es war nicht wie ein erstes Mal. Es wirkte vertraut und trotzdem unglaublich erregend. Beide konnten behaupten, dass es der beste Sex ihres Lebens war, was nicht nur an ihrem Erfahrungsschatz, sondern auch an der Sympathie, die die beiden in kürzester Zeit für einander entwickelt hatten, lag. Es würde sich noch viele Male in dieser Nacht wiederholen und schließlich würden die beiden ein Paar werden. Baut man einen Turm von Anfang an mit bedacht und ruhiger Hand, so kann man ihn bis ins unermessliche wachsen lassen. So hoffe das Ende ist euch nicht zu abgedroschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)