Verrücktes Leben von Sky (Im Reich der Flüche) ================================================================================ Kapitel 6: 6 ------------ An einem Samstag ging Nain zu Zoe und klingelte. Zoe öffnete: „Hi, was führt dich zu mir?“ „Ich wollte fragen, ob du die Nacht mit in den Wald kommst.“ Zoe dachte nach und dann machten sich die Mädchen auf den Weg zum Wald. Es war ein Uhr Nachmittag und die Mädels streiften durch den Wald. Nain wusste, dass diese Nacht eine Vollmondnacht war und die beiden suchten Kail. „Der strolcht doch sonst immer hier rum“, meinte Zoe und Nain nickte. „Aber warum suchst du ihn eigentlich?“, fragte Zoe dann. „Weil… er mich dazu aufgefordert hat“, meinte Nain und ging weiter. „KAIL!“, riefen die Mädchen und irgendwann kam er dann auch aus den Büschen: „Was denn?“ „Wir suchen dich schon lange! Wo warst du?“ „Ich war hier“, sagte der Wolf und stellte sich zu den Mädchen, „Warum sucht ihr mich?“ Nain schaute ihn an. Blicke sagen oft mehr als Worte. Er nickte und sah dann zu Zoe: „Und warum sie?“ „Damit ich nicht alleine bin“, erklärte Nain. Kail verdrehte die Augen und die drei gingen zum See. „Schlaft ihr die Nacht hier?“, fragte der Junge und Nain nickte: „Na ja … nicht wirklich schlafen, aber wir bleiben hier.“ „Aha …“ Zoe setzte sich hin und versuchte sich in eine Katze zu verwandeln. Das schlug, wie bei den anderen Versuchen, fehl. Nain grinste: „Das beansprucht Zeit, das zu lernen.“ Zoe drehte sich zu ihr: „Ja, aber dann kann ich’s auch.“ Nain nickte und der Tag wandte sich zur Nachtzeit. Kail schaute öfters in den Himmel, doch dunkel war es noch nicht. „Willst du nicht zu Sky gehen?“, fragte Nain und sah Zoe an. Die nickte: „Werd ich machen.“ Dann machte sich Zoe auch schon auf den Weg und ging ins Haus. Sky schlief noch, doch als er die Tür hörte, wachte er auf und ging nach unten. Zoe lehnte sich an die Wand und sah, wie er die Treppe runter kam. Als Sky sie erblickte, lächelte er und stellte sich vor sie. Zoe lächelte auch und dann küssten sich die beiden. Sie setzten sich unter die Treppe ins Dunkel. Draußen nahm die Helligkeit ab und erste Sterne zeigten sich. „Du solltest dich lieber aus meiner Reichweite entfernen“, meinte Kail, doch Nain schüttelte nur den Kopf: „Ich hab keine Angst vor dir und wehren kann ich mich schon lange. Hält ein Gepard mit einem Werwolf mit?“ Kail zuckte mit den Schultern. Alle paar Minuten schaute er zum Himmel, denn er wollte auf die Verwandlung vorbereitet sein. Dann sah man auch schon den Mond hinter den Bäumen, doch eine Wolke schob sich davor. „Nur im Schein?“, fragte Nain und Kail nickte. Er beobachtete die Wolke, sie würde in wenigen Augenblicken verschwunden sein. Zoe und Sky waren am knutschen. Das Vollmondlicht schien durch die Holzspalten und fiel auch unter die Treppe. Plötzlich funkelte in Zoes Augen etwas und Sky ließ von ihr ab: „Alles in Ordnung?“ Zoe guckte ihn fragend an: „Ja, wieso?“ Sky musterte sie. Dann legte er seine Hand an ihre Wange und drehte den Kopf etwas ins Profil. Als er dort auch nichts feststellte, schob er mit seinem Daumen ihre Lippe nach oben und Vampirzähne blitzten hervor. Ich hab sie nicht gebissen, dachte der Junge und dann kam Lucius die Treppen runter. Sky hielt einen Finger auf seine Lippen. Zoe war still und Lucius verschwand. Er dachte, Sky wäre schon fort. „Was ist denn? Warum guckst du so?“, fragte Zoe und Sky musterte sie immer noch: „Der Biss hat vielleicht nicht so wie sonst gewirkt, aber ein Vampir bist du im Augenblick.“ Zoe legte den Kopf schief. Was erzählte Sky da? Der Mond schien nun hinter der Wolke hervor. Kail riss seine Augen auf und seine Pupillen verengten sich stark. Er fing an unregelmäßig zu atmen und stand auf. Nain verwandelte sich Vorsichtshalber schon mal in einen Geparden und machte sich zum Laufen fertig. „Ah!!!“, Kail schrie auf. Er sank zu Boden und stützte sich auf die Arme. Wieder schrie er und Nain sah ihm verängstigt zu. Sie konnte dem Jungen nicht helfen, sondern musste zusehen, wie er unter Schmerzen litt. Dann rappelte sich Kail auf. Stille. Eine Verwandlung war vollzogen und der Werwolf stand mit geschlossenen Augen da. Er schnupperte und als er Nain roch, öffnete er die Augen und heulte. Ein grässliches Heulen. Was es hieß, wusste nur der Wolf selbst. Er starrte den Geparden an und fletschte die Zähne. Nain fauchte und lief an dem Werwolf vorbei. Der griff mit seinen Pranken nach ihr, doch er verfehlte das schmale Geschöpf. Sky sah sie durchdringend an und schüttelte langsam den Kopf: „Du armes Mädchen …“, flüsterte er. „Was ist denn?“ „Du bist ein Mondgeschöpf“, erklärte Sky, doch auch das verstand Zoe nicht. „Wovon redest du, Sky? Mondgeschöpf?“ „Der Biss meines Vaters hat dich zu einem Mondgeschöpf gemacht.“ „Und was ist das?“ Sky schaute nach draußen. „Es ist Vollmond und?“, meinte Zoe und drehte Skys Gesicht zu sich. „Du wirst bei Vollmond zu einem Vampir. Ansonsten bist du ein Mensch. Du bist ein Mondgeschöpf“, erklärte Sky weiter. Zoe schaute an sich herab. Sie wurde immer blasser und spürte nun auch die langen Zähne in ihrem Mund. Ihre Augen waren nicht mehr blau, sondern rot. Das konnte allerdings nur Sky sehen. Jetzt wusste Zoe, wie es sich als Vampir mit den Zähnen und dem Aussehen anfühlte. „Hast du Blutdurst?“, fragte Sky besorgt und nahm sie in den Arm. Zoe zögerte und nickte dann langsam. Sie starrte Sky an. Der schloss die Augen und streckte den Hals. „Was …“ Sky schüttelte langsam den Kopf: „Bevor du nach draußen gehst, beiß mich!“ Zoe starrte ihn erschreckt an, doch Sky nickte auffordernd. Zoe wollte nicht, doch sie hatte mittlerweile solchen Durst, dass sie zögernd zubiss. „Ah…“, Sky kniff die Augen zu und biss auf die Zähne. Er hielt sie fest im Arm, so dass Zoe nicht so schnell aufhören konnte. Sky konnte sie jedoch durch den Biss nichts antun. Kail verfolgte Nain durch den Wald. Es hatte schon einen Sinn, dass er ihr folgte, nämlich, dass er keinen Menschen anfiel. Sie sprang über die Äste, doch ein Gepard hatte so lange keine Ausdauer. Sie sprang nach oben an einen Ast und krallte sich fest, so gut sie konnte. Doch rutschte etwas nach unten und Kail riss sie zu Boden. Der Gepard fauchte und verwandelte sich in eine Maus. Nain flüchtete unter die Blätter. Er verliert die Kontrolle!, dachte sie. Sie beobachtete den suchenden Werwolf mit großen, verschreckten Augen. Kail steckte die Nase ins Laub und versuchte sie aufzuspüren, doch als er ihr zu nah kam, biss Nain ihm in die Nase und kletterte als Marder nach oben. Kail sprang voller Wut auf den untersten Ast des Baumes und kletterte Nain nach. „Verschwinde, Kail!“, fauchte der Marder dem Wolf entgegen, doch das hielt den nicht auf und Nain sprang zum nächsten Baum. Bei dem Versuch, ihr zu folgen, stürzte Kail aus 12 Metern in die Tiefe. Zoe hing immer noch an Skys Hals. Der spürte den Schmerz schon nicht mehr: „Macht es dir Spaß?“, fragte er und Zoe öffnete die Augen. Sky guckte in die Leere vor ihm, doch dann ließ sie von ihm ab. Sie betrachtete ihre Bissspuren und drehte dann Skys Kopf zu sich herab. Er hatte einen leeren Blick. Der Biss hatte ihm nichts ausgemacht, doch er hatte Angst um Zoe, dass sie sich auf Menschen spezialisieren würde. Zoe sah ihn entschuldigend an und streichelte ihm über die Wange und den Hals. „Beiß mich, immer wenn Vollmond ist, komm zu mir!“, sagte Sky. Zoe wollte etwas sagen, doch sie bekam kein Wort heraus. „Du musst damit leben lernen. Es ist bei dir nur an Vollmond. Ich muss das fast täglich durchmachen. Ich helfe dir damit.“ Zoe nickte und schloss die Augen. Er gab ihr einen Kuss, nahm sie richtig in den Arm und stand mit ihr auf. Er trug sie nach draußen. Nain sprang hinter Kail her. Er landete im Laub und verletzte sich etwas. Doch nicht sehr. „Kail…“, Nain saß als Mensch neben dem Werwolf und strich ihm durchs Fell. Kail hatte die Augen geschlossen und atmete leise. Der Mond verschwand hinter einer dichten, großen Wolke und der Wolf wurde wieder zum Menschen. Nain beugte sich über den Jungen: „Kail, sag doch was.“ Langsam öffnete er die Augen und versuchte sich zu setzen. Er hatte eine Platzwunde am Hinterkopf. „Ist nichts Ernstes, aber du musst ruhig bleiben und das behandeln“, erklärte Nain, doch Kail konnte sich nicht konzentrieren. Er war auf den Mond fixiert: „Geh! Ich will dich nicht verletzen!“, er schubste sie von sich weg und krabbelte nach hinten weg. „Aber, Kail. Du verletzt mich nicht, aber du bist verletzt. Ich will dir helfen. Mir passiert nichts.“ Kail schüttelte den Kopf: „Du kannst das Morgen behandeln, aber jetzt ist es zu gefährlich. Noch ist die Wolke da, doch wenn die wieder verschwindet, dann werde ich dich angreifen…“ „Ich weiß das.“ Sie setzte sich neben ihn und hielt die Hand an die Wunde. Er blutete noch. „Was hast du vor mit mir?“, fragte Zoe, doch Sky antwortete nicht. Er setzte sie ab. Zoe legte den Kopf schief: „Was ist?“ „Du kannst dich doch sicherlich auch in eine Fledermaus verwandeln, wenn du bei Vollmond ein Vampir bist.“ Zoe zuckte mit den Schultern. Sky erklärte ihr seine Methode und verwandelte sich. Erwartungsvoll sah er Zoe an, die sich auch verwandelte: „Das ist viel einfacher, als in eine Katze“, meinte das Fledertier und krabbelte auf Sky zu. Der ließ seine Zähne blitzen und flog los. „Wohin?“, rief Zoe ihm nach. „Komm einfach mit!“ Und auch sie flog los. Das war allerdings nicht ganz so einfach, wie man es sich vorstellte. Anstrengung pur! Kail nahm ihre Hand von seinem Kopf: „Das ist nicht so schlimm.“ Nain lächelte: „Ich hab keine Angst vor dir und du weißt, dass du noch etwas Kontrolle über den Wolf in dir hast, also lass es doch gar nicht erst zu gefährlichen Situationen kommen.“ Kail schaute zu Boden. Sie legte ihren Arm um ihn. Noch war der Mond hinter der Wolke. Nain lehnte sich an Kail, der nun auch seinen Arm um sie legte. „Wie ist das … diese Verwandlung durchzumachen?“, fragte sie. „Schmerzhaft“, war seine Antwort. Dann schauten sie sich an. Längere Zeit wechselten die beiden kein Wort, bis sie sich küssten, nur kurz, denn dann ließ Kail von ihr ab, stand auf und entfernte sich einige Meter. Nain schaute in den Himmel; die Wolke war weg. Kail fiel zu Boden und musste sich wieder unter Höllenqualen in einen Werwolf verwandeln. Diese Schreie hörten Sky und Zoe, die sich mittlerweile auf einem Baum niedergelassen hatten. „Kail“, flüsterte die kleine Fledermaus von Zoe. Sky schaute in den Wald, wo der Schrei herkam: „Sollen wir mal gucken gehen?“ „Wieso?“ „Ist Nain nicht bei ihm? Ich kann sie riechen.“ Zoe nickte: „Ja, sie ist bei ihm. Aber wieso? Sie kann auf sich aufpassen.“ Sky guckte kurz weg, dann wieder zu Zoe: „Ach komm schon … nur mal gucken…“ Zoe ließ die Zähne blitzen: „Bist aber ziemlich neugierig.“ Sky sah sie von unten an- man glaubt nicht, wie süß so eine Fledermaus gucken kann. „Okay …“ Die beiden flogen also los. Nain saß als Eichhörnchen auf einem Baum und guckte auf den Wolf herab. Kail stand nun auf allen Vieren, doch er stellte sich auf, als er die Fledermäuse hörte. Jason und Don waren zusammen im Wald. Sie hatten sich angefreundet und hörten Kail. „Der Arme“, meinte Jason. Don nickte: „Er muss das jeden Vollmond durchmachen. Es muss doch schrecklich sein für ihn.“ „Er hat dann keine Kontrolle mehr, oder nicht mehr wirklich“, fügte Jason hinzu. Don nickte und schaute sich um. Zoe und Sky landeten neben Nain. „Was macht ihr denn hier?“, fragte Nain leise. Zoe antwortete: „Sky wollte sehen, wie es dir geht und was Kail so anstellt.“ Nain schüttelte den Kopf und musterte Sky, dann schaute sie Zoe fragend an. „Was?“, meinte die. „Vampir?“ Nain schaute ungläubig drein. Zoe nickte: „Nur bei …“ „Nur bei Vollmond“, redete Sky ihr dazwischen, „Sie ist jetzt eine Mondgestalt.“ Nain nickte: „Aha …“ Kail schaute nach oben zu den drei. Sie guckten zu ihm runter. „Kail … beruhige dich. Bleib da und lauf jetzt nicht weg“, sagte Nain leise. Sie verwandelte sich wieder in einen Menschen. Kail zuckte zurück und fing plötzlich an zu schnuppern. Daraufhin fing auch Sky an. „Was ist?“, fragte Zoe. „Er riecht jemanden …“ Nain verwandelte sich, als sie am Boden saß in einen Hund und fing auch an zu schnuppern. „Was riecht er denn?“, fragte Zoe wieder. Kail fing an zu knurren. „Don und Jason…“, murmelte Nain. Sky schaute sie fragend an: „Wer soll das sein … der Bär und der Stier?“ Nain nickte: „Ja. Jason ist ein Minotaurus oder ein Stier und Don der Grizzly.“ Zoe konnte nichts riechen: „So gut bin ich wohl nicht ausgebildet.“ Sky grinste- soweit das als Fledermaus möglich war. Kail schnupperte immer noch und merkte nicht, dass Nain sich als Hund näherte. Sky und Zoe schauten ihr schweigend zu und Zoe klammerte sich an ihn. Sie zitterte. Jetzt bloß nicht voreilig sein …, dachte sie und starrte Nain und Kail gespannt an. Der Werwolf lauschte plötzlich und spitzte die Ohren. Sky konnte vernehmen, dass Kail kurz die Augenbrauen hochschnellen ließ und richtete sich auf: „Nain pass auf! Er hat dich bemerkt!“ „Was?“ Nain wandte sich um. Sky und Zoe rissen die Augen auf, denn das war ein großer Fehler. Kail sprang um und drückte die Hündin zu Boden. Nain heulte auf. „LASS SIE!“, rief Sky wieder und sprang als Mensch von dem Baum. Zoe schaute ihm verschreckt nach: „Was machst du?“ Doch Sky antwortete nicht. Kail schaute auf, als er Sky erblickte und knurrte. Je näher der Junge dem Wolf kam, desto mehr fletschte der die Zähne. „Was hast du denn vor?“, fragte Zoe wieder. Sie hatte sich auch wieder in einen Menschen verwandelt. Sky schaute zu ihr: „Bleib bitte oben … es ist zu gefährlich!“ Sie legte den Kopf schief. Kail wandte seine Blicke nicht von dem Jungen. Sky traute sich nicht näher, ohne Verteidigung, doch sollte er sich in einen richtigen Vampir verwandeln? Er würde den Mädchen nur Angst machen. Er ging noch einen Schritt auf den Wolf zu, doch der rührte sich nicht. Zoe schaute in den Himmel; der Mond stand in voller Pracht, es war Sternen klar. So ein Mist!, dachte sie und beobachtete weiter die drei am Boden, Eben war es noch umgekehrt … Als Sky nur noch drei Schritte von Kail entfernt war, schlug der Werwolf nach Sky aus. Der schnellte zurück, doch Kail erwischte ihn an seinem rechten Bein. Eine Fleischwunde, doch nicht sehr tief. Sky sackte auf die Knie. Das nutzte Kail förmlich aus und stand auf. Er ging mit schleichenden Schritten auf ihn zu. „SKY!“ Zoe wollte schon zu ihm, doch Sky schaute nach oben. Sie blieb sitzen, als er den Kopf schüttelte. Dann wandte er sich wieder an ihn. Kail stand nur noch ein Stückchen von Sky weg. Was sollte er nun tun? Wenn er mir zu nahe kommt … soll ich es wagen? Es ist schon eine Ewigkeit her, dass Sky sich in einen Vampir verwandelt hatte, der in Menschengestalt Flügel hatte. Nain stand wieder auf und schaute zu den Jungs: Was hat er vor? Man konnte Sky einen Hintergedanken ansehen und auch wollte sie wissen, was Kail mit dem Jungen machen wollte. Zoe konnte dem Spektakel nicht lange zusehen. Die Spannung stieg bis ins Unermessliche. Sky fixierte Kail und der Wolf schritt langsam auf ihn zu. Kail knurrte lautstark und zeigte die Zähne. Warum ein Werwolf wütend ist? Das ist eine gute Frage. Nain verkroch sich schnell nach oben zu ihrer Freundin. Sie hatte sich noch immer nicht verletzt. Dann ging Kail ruckartig auf die Viere und stürzte sich auf ihn. Sky riss die Augen auf und ließ sich nach hinten fallen. Er trat Kail, als der genau über ihm war, in den Bauch über sich rüber und rollte sich nach vorne ab. Sky stand wieder und drehte sich um. Kail schlug einen Purzelbaum und schüttelte den Kopf, als er saß. Dann rappelte er sich auf und wandte sich an Sky. Was soll ich tun?, fragte der sich. Er schaute zu den Mädels, die die Jungs beobachteten. Kail folgte seinem Blick. Stille; der Wolf schien hämisch zu lächeln. Oder bildete Sky sich das ein? Nein! Er bildete es sich nicht ein. Kail hatte die Mädchen entdeckt, die sich auf dem Ast kauerten. Nain bemerkte dies und nickte nach oben. Zoe folgte dem Baumstamm und sah über sich einen Ast. „Verwandle dich …“, flüsterte Nain. Zoe flog als Fledermaus höher und auch Nain kletterte hoch. Und in diesem Augenblick- der Ast brach! Kail zog sich nun am Stamm nach oben und schlug nach den Mädchen. Zoe schrie aus Angst, als der Werwolf auch den nächsten Ast erreichte. „HÖHER!“, rief Nain. Sky konnte da nicht lang zusehen. Er musste es riskieren, denn einen anderen Ausweg gab es nicht mehr. Er ging näher an den Baum: „KAIL! HEY! HIER BIN ICH!“ Der Wolf schaute nach unten. Sky hatte keine Ahnung, wie er es genau anstellen sollte und überlegte, wie es das letzte Mal vor sich ging. Und gerade, als Kail sich fallen ließ und zu dem Jungen kam- Sky verharrte. Seine Augen strahlten rot, heller als die des Werwolfes und auch heller als sonst. Kails Blicke waren auf ihn fixierte. Was ging nur in ihm vor? Auch die Mädchen schauten nach unten. Es war totenstill. Was macht er?, fragte sich Zoe. Sky schloss die Augen. Kail wich winselnd zurück, als er merkte, welche Energien der Vampir freisetzte. Er wurde größer. Immer größer. Das war Kail ungeheuer, doch auch er rührte sich nicht mehr. Als Sky die Augen wieder aufriss, strahlten diese in einem grellen rot, bis Sky einen festen Blickpunkt hatte. Nun waren sie klar. Nur in einem bestimmten Lichtfall sah man sie rot aufleuchten. Kail fing wieder an zu knurren- und dann knurrte Sky zurück. Er fixierte den Wolf und ging mit großen Schritten auf diesen zu. Erst jetzt konnte Zoe sehen, dass Sky Flügel auf seinem Rücken hatte. Die Flügel einer Fledermaus, die allerdings nach den Proportionen stimmten. Kail wich nicht zurück, doch als Sky die Flügel vor ihm spreizte, sank der Werwolf leise winselnd zu Boden. Und als der Vampir auch noch den Mund öffnete- der Horror! Seine Blutzähne waren mindestens fünf Zentimeter lang geworden und Sky lehnte sich nach vorne über Kail. Der hatte verschreckte Augen und starrte ihn an. Zoe und Nain schwiegen. Sie starrten auf die beiden herab. Dann schaute Nain in den Himmel. Der Mond stand immer noch dort, doch eine Wolke näherte sich ihm gefährlich. Würde Kail sich abermals verwandeln müssen? Und was war aus Sky geworden? Von seiner schmalen Jungengestalt war nichts mehr übrig. Der Vampir war über zwei Meter groß und hatte breite Schultern und überaus herausragende Muskeln. Auch Kail war als Werwolf um die zwei Meter, so groß wie Sky, was er auch in Menschengestalt war, doch der Wolf sah nicht so schrecklich aus. Er hatte ebenfalls breitere Schultern und Muskelpakete bekommen. Diese beiden Rivalen standen sich nun gegenüber, doch aus irgendeinem Grund schien Kail schon zu wissen, dass Sky ihm gefährlich werden konnte. Sky riss den Mund weit auf und fauchte den Werwolf an. Kail zuckte sofort zurück, doch das ließ er nicht mit sich machen. Auch der Wolf fing wieder an zu knurren. Zoe starrte Sky an. Sie konnte nicht glauben, was dort unten geschah. Konnte das ihr Sky sein? Er war ganz und gar nicht mehr Vertrauens erregend. Sie bekam Angst. Hatte er überhaupt Kontrolle über sich? Sie war sich nicht sicher und beobachtete weiter, was noch geschah. Nain merkte die Unruhe in Zoe und musterte ihre Freundin. Dann schaute sie in den Himmel und nach unten. Die beiden starrten sich an, ließen den sich gegenüber nicht aus den Augen. Beide knurrten und wollten bei dem anderen Eindruck schinden. Sky hatte klare Gedanken und wollte das nicht in einem Kampf ausarten lassen. Kail jedoch war als Werwolf fast nicht zu bremsen und könnte jeden Augenblick auf den Vampir losgehen. Doch keiner rührte sich. Dann wurde es plötzlich dunkler und Sky schaute in den Himmel. Der Mond verschwand und die beiden badeten nun nicht mehr im Vollmondlicht. Was das zu bedeuten hatte, wussten alle. Auch Kail starrte nun in den Himmel und winselte. Er musste diese schmerzhafte Verwandlung in dieser Nacht ungewöhnlich oft durchmachen. Und auch nun würde es ein fünftes Mal geschehen. So war es auch und die Mädchen mussten von oben zuschauen. Runter trauten sie sich auch nachdem Kail kein Werwolf mehr war nicht. Denn Sky war immer noch in Vampirgestalt. Er schaute zu den beiden nach oben und dann wieder zu dem am Boden liegendem Kail. Der Junge rührte sich nicht. Nain zögerte, doch weil Sky sich nicht arg bewegte, kletterte sie nach unten und schaute nach Kails Wunde. Zoe jedoch blieb oben. Sky guckte fragend nach oben und Zoe wich seinem Blick aus. Skys Augen waren immer noch knallrot und freundlich sah er nicht aus. Doch Sky verwandelte sich noch nicht zurück, denn die Wolke war nicht sehr groß und die Nacht noch nicht vorbei. Doch hinter dem Berg wurde es schon heller. Sky wollte die beiden aber nicht mit Kail alleine lassen und versuchte so lang zu bleiben, wie möglich. Kail öffnete nach einiger Zeit die Augen und erblickte Sky vor sich. Sofort schrak er zurück, doch Sky nickte ihm freundlich zu. Kail konnte es deuten, doch die Mädchen waren dazu nicht wirklich befähigt. Dann nickte Sky nach oben und Kail schaute langsam in den Himmel. Die Wolke war noch zur Hälfte vor dem Mond. Dann schaute der Junge zu Nain, die neben ihm hockte, danach auf den Baum, wo Zoe saß. Er schwieg und schloss die Augen. Sky wollte nicht, dass die Mädchen nochmals Gefahr laufen, angegriffen zu werden und sagte, mit einer Stimme, die Gänsehaut bereitete: „Geht lieber, ihr zwei.“ Nain starrte ihn an und Sky schloss die Augen. Zoe konnte ihren Ohren nicht trauen. War das wirklich noch der Sky, den sie kennen gelernt hatte? War es immer noch der freundliche Junge, schmal und liebevoll? Es kam ihr gar nicht so vor. Denn dieser Vampir jagte ihr eine höllische Angst ein. Was war das, was er nun geworden ist? Konnte sie das als Vampir auch? Das wollte sie gar nicht wissen. Sie würde sich nur selbst Angst machen. Plötzlich merkte sie, dass sie beobachtet wurde. Sky schaute zu ihr herauf und sie blickte nun nach unten. Als er die Flügel kurz spreizte, um sie danach anzulegen, schrak sie zusammen. Sofort verwandelte sie sich in eine Fledermaus und verschwand im Wald. Alle drei schauten ihr nach und nach kurzem Zögern folgte Nain ihr. Sky und Kail blieben zurück. Der Vampir schaute alle paar Augenblicke in den Himmel, doch Kail hielt die Augen geschlossen. Er wartete lieber auf das nächste Mal, als dass er sich nun schon die Qualen vorstellen muss. Es wurde immer heller. Sky musterte Kail abermals und der sah ihn nun an: „Verschwinde!“ Sky hob eine Augenbraue und Kail nickte zu den Bergen: „Du überlebst das sonst nicht!“ Sky zögerte, verwandelte sich wieder in einen Jungen und hockte sich neben den anderen. „Warte nicht …“ „Es dämmert erst. Ich bleibe, bis du wieder auf den Beinen bist“, erklärte Sky und Kail lächelte ihn an. Dann verschwand sein Lächeln plötzlich und er sah zu Boden. „Was ist los?“, fragte Sky und beugte sich zu ihm. „Sie hat Angst vor dir“, meinte Kail nur und setzte sich langsam auf. Er hatte Schmerzen und war müde. Auch Sky hatte nur noch wenig Kraft. Er musste sich hüten, damit er vor den ersten Sonnenstrahlen auch am Haus ankam. „Du meinst … Zoe?“ Kail nickte. Dann schaute er Sky ins Gesicht: „Aber es war gut, wenn du dich nicht hättest anders wehren können. Erklär es ihr, oder lass sie allein.“ Sky schaute zu Boden. Dann wieder zu den Bergen: „Ich muss weg!“ Kail wandte sich um und Sky sprang auf. Er lief durch den Wald, wo er länger Schatten hatte. Kail blieb allein und setzte sich an den Baumstamm. Er schlief ein. Nain und Zoe saßen am See. Zoe sah ziemlich verschreckt und verzweifelt aus. „Was ist mit dir?“, fragte Nain und legte ihren Arm um sie. „Hast du ihn nicht gesehen?!?“ „Sky?“ Zoe nickte. „Ich hab ihn auch gesehen, ja und?“ „Ja und?!“ Zoe warf sich der Freundin um den Hals. Nain schloss sie in die Arme: „Es wird alles gut ... er hat mir nichts getan, glaubst du, er würde dich dann anrühren?“ Zoe schüttelte den Kopf: „Nein … aber … er sieht so … na ja schrecklich aus.“ Nain konnte verstehen, dass Zoe Angst hatte. Nain selber hatte ja schon öfter solche merkwürdigen Dinge gesehen, doch Zoe hatte am Anfang dieser Nacht schon erfahren müssen, dass sie ein Vampir ist, wenn Vollmond ist. „He …“, Nain streichelte Zoe über den Hinterkopf, „es wird alles gut. Er musste sich doch irgendwie wehren. Es mag schrecklich ausgesehen haben, doch er ist doch nicht so. Beurteile das nicht so streng … er hat sich dann unter Kontrolle.“ Zoe schwieg. „Zoe … lass es dir doch von ihm erklären …“ „Von ihm erklären?! Ich gehe ganz bestimmt nicht zu ihm!“ „Was?!“ Nain schaute Zoe in die Augen: „Das kannst du doch nicht tun! Was ist denn mit ihm? Er ist doch bestimmt wieder ein Junge. Dann hattest du keine Angst vor ihm.“ „Dann. Aber er könnte jederzeit so aussehen … oder schlimmer noch! Er könnte blutdurstig werden!“ Nain legte den Kopf schief: „Wieso das denn?“ Zoe schaute zu Boden. „Das ist doch nur eine Vermutung von dir, oder?“, fragte Nain wieder. Die Freundin schwieg. Und das blieb auch so. Sky kam kurz vor knapp an seinem Haus an und schloss sofort die Tür. Er kroch die Treppe regelrecht nach oben. Er war hundemüde. Doch auch Lucius war noch wach. Er öffnete die Tür zu dem Schlafzimmer der beiden und sah seinen Sohn auf der Treppe liegen. Sky hatte die Augen geschlossen. „Was ist passiert?“ Lucius lief zu ihm und Sky hob den Kopf an. Er hatte die Augen immer noch geschlossen, doch er hörte seinen Vater. Sky brachte kein Wort heraus und Lucius sah, dass die Sonne schon aufging. Damit sein Sohn nicht im hellen Treppenhaus schlafen musste, hob er ihn hoch und brachte Sky ins Zimmer. Dort legte er den Jungen in seinen Sarg und ging dann auch schlafen. Sky atmete etwas unregelmäßig und kniff zwischendurch die Augen zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)