Verrücktes Leben von Sky (Im Reich der Flüche) ================================================================================ Kapitel 11: 11 -------------- Es war nur knapp eine Stunde, doch von einem Mal zum anderen war es dunkel. Zoe schaute sich um. Der Mond stand über den Baumwipfeln. Als sie sich nach vorne drehte, nahm Sky ihren Kopf in die Hände und schaute sie an. „Was?“ Sky lächelte: „Ich freu mich auf später. Ist alles ok?“ Zoe nickte: „Ja, was soll nicht stimmen?“ „Ich meine von wegen Blutdurst“, flüsterte er ihr zu. Lucius öffnete währenddessen eine Tür zu einem Stall. Man hörte Pferde wiehern. Sky drehte sich nun zu dem Stall und ging dann auch hinein. Zoe folgte den Männern. „Es sind sowieso nur zwei Pferde“, bemerkte Lucius. „Is doch ok“, meinte Zoe nur und wartete an der Tür. Sky nahm eins der Pferde am Halfter: „Wir müssen die beiden aber noch grad satteln.“ „Soll ich helfen?“ Die Männer schauten sich an: „Nein … nicht nötig.“ Zoe warf den beiden einen scharfen Blick zu: „Das hat sich jetzt voll abgeneigt angehört.“ Sky führte das Pferd nach draußen. Im Vorbeigehen gab er Zoe einen Kuss: „Nicht nötig. Das war nicht böse gemeint.“ Zoe lächelte. Sky striegelte den Wallach kurz und legte den Sattel auf. Auch Lucius machte es schnell, jedoch im Innern des Stalls. „Seid ihr soweit?“ Er kam raus und stieg auf. Lucius hatte einen Rappen, Skys Pferd jedoch war etwas brauner. „Klar“, meinte Sky und stieg auf. „Was ist denn jetzt mit mir?“ Sky streckte Zoe die Hand aus: „Komm, ich helfe dir.“ Mit einem Schwung zog er Zoe auf die Kruppe des Pferdes, das sofort einige Schritte nach vorn und zur Seite tat. „Na dann mal los“, meinte Lucius und sofort trabten die beiden los. „Halt dich gut fest“, erklärte Sky Zoe. Sie nickte und nach einigen Metern galoppierten die drei schon. Es ging durch einen dunklen Wald und sie waren weit über eine Stunde unterwegs. Der Vollmond schien über den Baumwipfeln, als die Pferde zum Stehen kamen und Lucius absprang. Auch Sky sprang vom Pferd, er ließ Zoe noch einen Moment sitzen. „Zum Grafen. Wir sind geladen“, erklärte Lucius einer Statue. „Was macht er?“, fragte Zoe und Sky hielt den Finger vor den Mund. Zoe legte den Kopf schief. Die marmorne Statue bewegte sich plötzlich und weis zu einer Villa: „Dann ist euch der Zutritt nach Schloss Dracula gewährt.“ Lucius verbeugte sich, band sein Pferd an und ging den Weg nach. Sky hob Zoe vom Pferd und tat es seinem Vater gleich. „Wie … was jetzt? Ich dachte, es wäre ein Schloss, keine Villa.“ „Du wirst sehen. Der erste Schein trügt.“ Sky nahm sie an der Hand und folgte seinem Vater ins Innere des Hauses. Dieser ging strikt einen Gang entlang und blieb vor einem Gemälde stehen. Sky stellte sich hinter Lucius. Die beiden waren ungefähr gleich groß, wenn Sky nicht sogar ein Stück größer war. Zoe stellte sich schräg hinter die beiden Vampire, ihr war das nicht ganz geheuer. Lucius murmelte kurz etwas, las dann eine Inschrift des Bildes vor, welche Lateinisch war und plötzlich leuchtete das Bild auf. Zoe schrak zurück und schaute zu, wie das Bild einer Glaswand wich. Nein- es war ein Spiegel. Doch keiner der drei spiegelte sich darin, nur die Wand und der Raum. Zoe krallte sich an Skys Arm. „He …“, besänftigte er sie, „… es ist alles ok. Komm schon. Ich dachte, du freust dich auf den Ball.“ „Tu ich auch … aber …“ Lucius trat durch den Spiegel und Zoe bekam es mit der Angst zu tun. Sky ließ ihre Hand los, löste sich aus ihrem Griff, legte seinen Arm um ihre Schultern und ging auf den Spiegel zu. Zoe musste mitgehen, da er sie regelrecht mit sich zog. Sie kniff die Augen zu und plötzlich war ihr kalt. Kälte? Was … wo bin ich? Sky atmete die kalte Luft ein und Lucius meinte mit einem Lächeln: „Endlich! Schloss Dracula!“ Ein Blitz schlug ein und einige Fledermäuse flogen um die Türme und verschwanden in den Fenstern. Zoe wagte den ersten Blick. Schnee. Das war also so kalt. Wieder ein Blitz. Sie zuckte zusammen. „Ganz ruhig“, meinte Sky sanft und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Auch er schaute zum Schloss auf: „Wir sind da.“ Zoe folgte seinem Blick und sah das große Schloss nur noch wenige Meter vor sich. Ihr stockte der Atem: „Schloss … Dracula …“ Die Männer sahen sich an und grinsten: „Ja! Endlich zu Hause!“ Sie lachten und Lucius verwandelte sich in einen Vampir. So flog er den Turm nach oben. Zoe ging einen Schritt zurück und schluckte. Er sah so mächtig aus. Dann spürte sie einen Griff. „Sky“, keuchte sie. Sie wagte es nicht, nach hinten zu blicken, denn sie merkte, er hatte sich verwandelt. „Bleib ruhig …“, hörte sie Skys jugendliche, sanfte Stimme in ihrem Kopf. Sie schloss die Augen und hatte auch schon keinen Boden mehr unter den Füßen. Sky nahm sie in den Arm und flog seinem Vater nach. Zoe schaute die Schlossmauer entlang und fand sich auf dem Sims eines Fensters wieder. Im Innern war es dunkel. Sky und Lucius ließen sich auf dem Boden nieder und Sky setzte Zoe ab. Dann stapften die beiden Vampire einige Schritte, bis sie sich zurück verwandelten. Nain ging mit Kail durch den Wald. Er folgte ihr auf Schritt und Tritt. Was blieb ihm auch anderes übrig? Doch sie waren schließlich nicht allein im Wald. Kail fing an zu schnuppern. Nain wandte sich zu ihm um: „Was ist? Wer ist denn da?“ Man hörte weiter entfernt ein Rascheln. Kail bleckte die Zähne. Seine Haare sträubten sich und er hob kurz eine Augenbraue. „Na …“, zischte Nain, doch der Wolf verharrte nur in dieser Pose. Nain versuchte zu erkennen, wer es denn nun war, den Kail entdeckt hatte. Da plötzlich kam es ihr in den Sinn. Als sie den ersten Schritt in dessen Richtung tat, preschte Kail auch schon los, die Leine wurde länger und Nain lief ihm nach: „Hey!“ Der Wolf hörte nicht. Don ging seines Weges, als er plötzlich im Gebüsch ein lautes Rascheln vernahm. Er blickte sich um, als ihm Kail entgegen sprang, mit weit offenem Maul. Don drückte sich an einen Baum, Kails Klauen neben sich, doch irgendetwas schien ihn davon abzuhalten, Don anzugreifen. Don merkte, dass Kail damit kämpfte, nicht nach hinten gezogen zu werden. Dann bemerkte er auch das Halsband, was Kail trug. Nain kam aus den Büschen gelaufen: „Hey! Sorry, Don. Kail!“ Der Wolf zuckte zusammen und schaute sich zu Nain um. „Sitz!“ „Sitz?“, fragte Don und sah zu, wie sich der Werwolf auf dem Boden niederließ. „Was hast du denn mit dem gemacht?“, fragte er Nain, die mit der Leine in der Hand zu ihm kam. „Erziehung. Ein hartes Wesen fordert harte Maßnahmen.“ Sie lächelte: „Ist alles ok?“ Don nickte: „Ja, dank dir.“ „Ach was … ich hätte ihn lieber bei mir behalten, aber das hat nicht so funktioniert, wie es sollte.“ Don lächelte, schaute dann zu dem Werwolf herab. Kail saß gelangweilt schauend, jedoch zitternd, auf dem Boden. Er schien zu seufzen, atmete tief ein. Auch Nain lächelte: „Ich will dich dann nicht mehr länger aufhalten.“ „Tust du nicht“, erklärte Don. „Na ja … ich wollte aber wieder zum See.“ „Na dann … man sieht sich noch mal.“ Nain lächelte und strich Kail über den Rücken: „Komm mit, Kail. Lass und zurück zum See gehen.“ Der Wolf schaute auf, etwas mürrisch erhob er sich und trottete neben ihr her. Er hatte kein Anzeichen mehr, dass er sie wirklich angreifen würde. Hoffentlich weiß er es nachher nicht mehr, dachte Nain, etwas besorgt, jedoch auch mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Noch war es ganz still in dem Saal. Von weitem konnte man Musik erahnen und einige Leute reden hören. Zoe schaute sich um. Sky lächelte ihr zu und Lucius schien zu warten. Zoe ging zu Sky: „Was machen wir jetzt?“ Der schaute sich kurz um: „Auf den Empfang des Grafen warten und dann auf unsere Zimmer gehen, um uns fertig zu machen.“ Zoe nickte kurz. So war das also. Da hörte man eine Tür aufschwingen. Auf einem Balkon erschien ein Mann, so Mitte 40. Er hatte blasse Haut, schwarze Haare und trug einen schwarzen Anzug und eine silberne Maske. Diese nahm er gerade ab, breitete die Arme aus und mit Akzent und einem schön rollenden r sagte er mit kräftiger Stimme: „Ah, Lucius, Sky! Herzlich willkommen auf Schloss Dracula!“ Die Vampire lächelten, machten eine höfliche Verbeugung zur Begrüßung, Zoe tat es den beiden Männern gleich. „Dieses Jahr in Begleitung, wie ich sehe“, ließ der Graf vernehmen. Sky lächelte Zoe zu und nickte dem Grafen dann freundlich zu: „Ja. Wäre es Ihnen möglich, ihr ein hübsches Ballkleid zu beschaffen?“ Der Graf musterte das Mädchen, nickte dann: „Ihr habt Zimmer 483. Dort werde ich Euch eines zur Verfügung stellen.“ Wieder verbeugten die drei sich und der Graf verschwand. „Na kommt, Kinder“, forderte Lucius die beiden auf und Sky und Zoe folgten dem alten Vampir. Er verließ den Raum und betrat das Treppenhaus. „483 …“, murmelte Sky. Lucius nickte und stieg die Stufen empor. Bald blieb er vor einem Zimmer stehen: „Das ist eures. Ich bin drei Zimmer weiter.“ Die Teenager nickten und Sky öffnete die Tür. „Dein Kleid ist sicher im Bad. Du kannst ja mal gucken.“ Zoe nickte und tatsächlich: Ein rotes Ballkleid, gold bestickt und eine rote Maske mit goldenem Rand. Zoe staunte kurz. Was er wohl tragen wird?, fragte sie sich und verließ das Bad. „Ich darf das Kleid noch nicht sehen. Ich werden unten auf dich warten“, erklärte Sky. „Soll ich mich schon umziehen?“, fragte Zoe. Sky nickte: „Du kannst aber noch was essen, wenn du möchtest. Oder lieber trinken?“ Er schaute sie fragend an. „Nein … ich glaube, das ist nicht nötig …“ „Bist du sicher?“ Zoe nickte: „Ich ziehe mich um.“ „Bis gleich“, sagte Sky. Als Zoe wieder im Bad verschwunden war, zog auch er sich um und ging hinunter in den Ballsaal. Dort waren schon mehrere Vampire. Unter ihnen auch Lilia. Sky schluckte, setzte seine Maske auf und mischte sich unter die Leute. Einige waren schon am Tanzen. Der junge Vampir entdeckte erst seinen Vater auf der Tanzfläche, mit einer alten Bekannten. Sie war eine von Skys Lehrerinnen. Doch dort war auch der Graf mit einer seiner Frauen am tanzen. Skys Augen funkelten auf. Er nahm einen Apfel und biss hinein. Zoe war noch damit beschäftigt, ihr Kleid anzulegen. Das wollte nicht so funktionieren, wie es sollte. „Scheiß Ding!“, fluchte sie und zog nach zwei Minuten endlich den Reißverschluss zu. Sie atmete auf. Nun fehlten nur noch die Schuhe und die Maske, dann war sie endlich fertig. „Er wartet sicher schon …“, meinte sie und stöckelte die Stufen hinunter in den großen Spiegelsaal, wo sich jedoch keiner der Anwesenden spiegelte. Logisch es sind Vampire, dachte Zoe. Misstrauisch schaute sie sich um und überprüfte, ob auch sie sich nicht spiegelte. Glück gehabt, schließlich war sie schon Vampir. Dann hielt sie Ausschau nach Sky, doch in der Menge an maskierten Menschen konnte sie ihn nicht sehen, geschweige denn erkennen. Sie erkannte nur einen: Den Grafen. Doch den suchte sie schließlich nicht. Nicht einmal Lucius erkannte sie, obwohl er gerade an ihr vorbei tanzte. Zoe begegnete einigen, die sich höflich verbeugten. Zoe machte immer einen kleinen Knicks. Sky lehnte an einem der Tische und schaute sich weiter um. Er hatte Zoe dann endlich entdeckt, doch er ging nicht zu ihr. Er schaute aber zu ihr. „Hey …“ Sky wandte sich um und hatte plötzlich Lilia vor sich stehen. „Was machst du?“ „Warten“, antwortete Sky. „Auf wen denn? Dein Vater tanzt doch.“ „Das solltest du vielleicht auch …“ „Vielleicht … aber erst später. Jetzt rede dich nicht raus. Auf wen wartest du?“ „Kennst du nicht“, erwiderte Sky kühl und drehte sich um. Zoe war verschwunden. Hatte sie ihn nun gesehen? Lilia tippte Sky auf die Schulter: „Dann sag mir es doch. Wenn ich sie nicht kenne.“ „Wer sagt, dass es eine sie ist?“ „Ist logisch. Aber wenn du dich nicht traust. Mit mir tanzt du ja auch nicht.“ Sky schluckte und schaute sich kurz um. Doch Zoe schien wie von Erdboden verschwunden. „Wo … zum Teufel …“ „Was denn?“, fragte Lilia. „Nichts“, meinte Sky nur wieder und schaute sich abermals um. Doch immer noch war sie nicht wieder aufgetaucht. Sky war zu Lilia gedreht, als ihm plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Er stockte und wandte sich um. Zoe lächelte. Sie, in ihrem roten Kleid, stand ihm nun gegenüber. Wie elegant der Junge doch aussah. Sky trug einen schwarzen Anzug und eine silberne Maske. Seine langen schwarzen Haare waren nach hinten gebunden. Vielleicht hatte sie ihn aus diesem Grund erst jetzt erkannt. „Da bist du ja“, sagte er und nahm eine ihrer Hände und gab ihr einen Handkuss. Zoe lächelte wieder: „Danke … wollen wir tanzen?“ Sky nickte und Zoe hakte sich bei ihm ein. So gingen sie zur Tanzfläche. Lilia schaute den beiden hinterher. Wer war dieses Mädchen? Sie war nie auf der Schule gewesen und sie hatte sie noch nie gesehen. Sky konnte verblüffend gut tanzen, fand Zoe. Denn sie zögerte bei jedem Schritt. Sky hielt sie locker, zwar richtig, doch trotzdem auf Abstand. Er lächelte. Als in der Musik ein Taktwechsel war, hoben alle Männer in den Paaren die Frau an der Taille hoch und drehten sie eine halbe Runde. Alle exakt im Takt und wie Spiegelbilder. Dann wurde weiter Walzer getanzt. Sky lächelte: „Du machst das gut.“ „Stimmt nicht“, erwiderte Zoe, „ich kann nicht tanzen, aber du machst das gut.“ „Übung. Ich mache das seit fünf Jahren.“ Die beiden lächelten sich an und sahen sich in die Augen. Wieder eine Luftdrehung. So ging das eine ganze Stunde lang. Dann stellte sich Sky an das Buffet, Zoe neben ihn. „Wozu denn eigentlich die Masken?“ „Na es ist ein Maskenball“, erklärte Sky. Zoe schaute ihn an: „Das weiß ich, aber warum haben alle ähnliche Kleidung und Masken?“ „Ballkleider sehen alle sehr ähnlich aus. Anzüge ja auch und die Masken sind alle von Grund auf verschieden.“ „Na das finde ich aber nicht.“ Zoe schaute sich um. Auch Lucius hatte eine silberne Maske an, allerdings mit Goldschmuck. Er sah an sich anders aus als Sky. Hatte der Vampir Recht? Die einen trugen grün, andere blau, dann auch mal rot, schwarz, Gold. Alle sahen sie gleich aus, doch auch verschieden. „Wozu veranstaltet Dracula einen Maskenball? Er könnte doch auch einen einfachen Ball machen.“ „Das ist Tradition. Dieses Jahr findet er mal wieder im Schloss statt.“ „Mal wieder? Wo denn noch?“ „In seinem Sommerpalast in Budapest.“ Sky schaute die Wände nach oben und musste grinsen. „Was?“ Zoe folgte seinem Blick. Auch an der Decke waren einige am tanzen. Sie schüttelte den Kopf. „Aber was haben die Masken für einen Zweck?“ „Verhüllen des Gesichtes“, meinte Sky ausdruckslos. Zoe verdrehte die Augen: „Das hätte ich jetzt nicht gedacht …“ „Sobald der Graf die Maske abnimmt, dann dürfen wir das auch.“ Zoe schaute Sky fragend an. „Er gibt den Takt vor. Widersetzt du dich ihm, dann hast du sofort Probleme am Hals. Er kennt jeden Vampir, weiß wo sie leben. Und wenn nicht, dann findet er es heraus …“ „Er kennt mich?“ Zoe stellte sich vor Sky, damit er nicht ausweichen konnte. Der zuckte mit den Schultern: „Na ja, mich schon, aber da du kein Vollblut bist … er kennt auch die, die gebissen wurden sind, aber du wirst nur an Vollmond zum Vampir. Warum weiß ich immer noch nicht. Mein Vater hat dich wohl nicht richtig gebissen …“, er lachte. Zoe tippte ihm auf die Brust: „Hat er und das weißt du sehr wohl! Es lag an dir, das hat Lucius selber gesagt.“ „Ich hab dich doch nicht gebissen“, witzelte Sky. „Und wenn du so weiter machst, verschwinde ich.“ Sky schaute sie an, eindringlich in die Augen: „Nein. Lass mich nicht alleine. Ich war fünf Jahre lang ohne Partnerin und nun habe ich mal die Richtige gefunden … dann lass ich dich nicht gehen.“ Zoe schwieg, schaute ihn stumm an. Am Sternensee saß Nain am Ufer. Kail lag neben ihr, den Kopf auf den Armen. Seine Augen waren geschlossen. Nain schaute ins Wasser, dann lächelte sie und musterte den Werwolf. Der Vollmond schimmerte im See. Es war ein schöner Anblick. Auch Nain schloss die Augen. Kail schnaubte kurz, nieste und schaute auf. Er blinzelte etwas. „Was ist los?“ Nain warf ihm einen Blick zu. Der Wolf hatte einen ruhigen Gesichtsausdruck. Er schien müde zu sein. „Kail?“ Er schaute sie an. Langsam streckte Nain die Hand nach ihm aus. Die Gefahr, dass er sie angreifen könnte, war immer noch vorhanden. Trotzdem wagte sie sich, ihn zu streicheln. Sanft strich sie durch sein dichtes Fell. Er hatte auch sonst dichtes Haar, was sich nun auch auf den Werwolf aus prägte. Kail schloss wieder die Augen. Nain lächelte und kroch auf ihn zu. Der Mond stand am klaren Himmel. Doch langsam würde es heller werden. Nur noch wenige Stunden verblieben der Nacht. Vorsichtig machte Nain die Leine los. Das Halsband abzumachen war ihr noch zu riskant. Er war schließlich noch ein Werwolf bei vollem Bewusstsein. Kail musterte sie, schnupperte, dann schloss er wieder die Augen und legte den Kopf ab. Nain war ganz vorsichtig, doch keineswegs ängstlich. Sie fürchtete den Wolf nicht, doch man musste immer auf einen Angriff gefasst sein. Sie ließ sich dicht neben ihm nieder. War das so eine gute Idee? Doch sie musste ihm das Halsband abnehmen, bevor er wieder vollständig verwandelt war. Sie hoffte noch, dass er nicht mehr wüsste, was sie mit ihm gemacht hat. Sie war froh, denn diese Nacht hatte Kail nicht gemordet. Das war selten, dass er nicht wenigstens jemanden erschreckt oder angegriffen hat. Das Mädchen schaute wieder zum Mond und flüsterte: „Bitte lass ihn vergessen. Die Krankheit zu heilen ist unmöglich, doch ihn klar denken zu lassen ist das, was ich versuche.“ Kail hob eine Augen braue und schaute sie von unten an. Er stellte die Ohren auf, blieb aber ruhig liegen. Sky legte seine Arme um Zoe. Die wehrte sich nicht. Als Sky die Augen schloss, drehte Zoe den Kopf weg. „Lass mich nicht alleine“, sagte Sky wieder. Zoe nickte: „Wie sollte ich denn auch schon zurück kommen?“ Sie lächelte und blickte zu ihm auf. Er nickte. „Meine Lieben!“ Alles war still. Der Graf stand in Mitten der Gäste. Er nahm die Maske ab: „Ich will ja nicht stören, doch es wäre ein Vergnügen zu sehen, was die Schüler der Jahrgänge schon so können. Seht ihr das nicht auch so?“ Die meisten der Gäste klatschten. Die Schüler jedoch nicht. „Ich habe mir einige Namen herausgesucht. Diese werde ich persönlich prüfen. Sie sollen zu mir in die Mitte treten, einer nach dem anderen, und eine Aufgabe lösen.“ Wieder wurde geklatscht. Der Graf verbeugte sich. Alle Schüler nahmen die Masken ab. Skys dunkle Augen funkelten wieder auf. Zoe lächelte, nahm auch ihre Maske ab. Sky hoffte innerlich, nicht aufgerufen zu werden. Das hatte er bis jetzt schon alle Jahre geschafft. Er war nie aufgerufen wurde. Es kommen meistens nur drei bis fünf Leute dran. Und es gab so viele Schüler. Zoe musste sich ja keine Gedanken machen. Dracula drehte sich, überlegte und nannte dann den ersten Namen: „Lilia!“ Die Namen waren nur einmal verzeichnet, so wusste jeder, dass er gemeint war. „Oh nein …“, keuchte das Mädchen. Sie war in gold-schwarz gekleidet und trat nun vor den Grafen. Sie verbeugte sich. Dracula nickte ihr zu, dann richtete sie sich wieder auf. „Zeig uns, wie du fliegst. Lande an der Wand und komm wieder zu mir!“ Lilia verbeugte sich wieder. Dann sprang sie nach hinten in die Luft, glitt zur gegenüber liegenden Wand und setzte dort auf. Nachdem sie sich aufgerichtet hatte, richtete sie ihr Kleid und ging die Wand nach unten. Normal kam sie wieder auf den Grafen zu, verbeugte sich abermals und wurde nach einem Lob wieder entlassen. „Meine Güte, hatte die Glück“, flüsterte Sky. Zoe schaute ihn fragend an: „Wieso? Sie wurde doch aufgerufen.“ „Aber sie musste nichts schweres machen.“ Der nächste Name. Die Alter waren ganz unterschiedlich. Ab dem dritten Namen hoffte Sky. Noch wurde er nicht aufgerufen. Alle hatten sie leichte Aufgaben: Sich mit der Wand verschmelzen lassen, Fliegen, in eine Fledermaus verwandeln. Das waren Kleinkinderaufgaben, wie Sky es zu sagen pflegte. Doch dann der fünfte Name: „Sky!“ Er schreckte hoch: „Nein …“ Zoe lächelte ihn an: „Na komm, wenn die das alles können, dann wird deine Aufgabe nicht schwerer.“ Er nickte und schritt zu dem Grafen, verbeugte sich und schaute ihn dann an. Sky war größer als Dracula. „So, mein Junge. Du kamst die Jahre vorher schon davon. Dieses Mal wollte ich etwas von dir sehen.“ Sky nickte. „Wie du dir vielleicht schon gedacht hast, waren das alles recht einfache Aufgaben gewesen.“ Sky nickte abermals. Dracula lächelte: „Zeig uns deine Zähne!“ Sky stutzte, doch dann fügte Dracula hinzu: „Deine wahre Gestalt!“ Sky schluckte. Gemurmel durchfuhr das Publikum. Lilia hätte diese Aufgabe nicht erledigen könne, Zoe auch nicht. Doch Sky konnte das, auch wenn er es ungern tat. Er nickte, verbeugte sich und richtete sich dann auf. Sky schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren sie glasig und rot. Sofort wuchs er zu einem Vampir heran, seine wahre Gestalt. Nun war er drei Köpfe größer als der Graf. Sky spreizte die Flügel. Dracula nickte ihm zu und lächelte. Applaus ging durch die Reihen. Sky atmete durch und schrumpfte wieder zusammen. Nun stand er kopfschüttelnd vor dem Grafen, dann öffnete er wieder die Augen, die wieder auffunkelten. Dracula entließ ihn. Dann kam eine seiner Bräute zu ihm und die Gäste begannen wieder zu tanzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)