Verrücktes Leben von Sky (Im Reich der Flüche) ================================================================================ Kapitel 18: 18 -------------- Am nächsten Morgen stand eine verhüllte Gestalt vor den Türen der Schule. Zoe und Nain schauten sich an, da sie sich am besten mit Auffälligkeiten auskannten. Als Zoe näher herankam, fing sie an zu laufen. Die Gestalt hob den Kopf kurz an und die blasse Haut kam zum Vorschein. Die anderen Schüler hielten sich fern, jedoch beobachteten sie das Geschehen. Nain stellte sich an den Fuß der Treppe, während Zoe schon die Stufen empor stieg. „Sky …“, machte sie leise. „Was machst du hier?“ „Ich muss dringend mit dir reden.“ „Aber, Sky, ich hab jetzt Schule …“ „Jetzt!“, meinte er, packte sie an den Schultern und war schon auf dem Dach des Gebäudes verschwunden. Ein junges Mädchen fing an zu schreien. „Sei still!“, zischte Nain und fuhr zu den anderen herum. „Es ist nichts geschehen, klar?!“ „Aber … sie sind auf dem Dach…“, stotterte ein 13-Jähriger. Nain funkelte den Jungen an und da kamen Jule und Nicky zu ihr. „Was zum Henker war das?!“, fragte Nicky aufgebracht. Nain beugte sich zu ihr und flüsterte: „Sky.“ „Der Vam…“ „Pssst!“, Nain hielt dem Mädchen den Mund zu. Nun wurden sie wieder angeschaut. „Was hat er vor?“, fragte Jule leise. „Wahrscheinlich reden …“, kaum hatte Nain den Satz beendet, sah sie eine andere Gestalt durch die Schüler hindurch. Sie blinzelte mehrmals feste, doch da war er wieder. Kail, dachte Nain nur. Sie stellte ihre Tasche ab. „Was machst du?“, fragte Molli, die gerade hinzugekommen war. „Passt bitte auf mein Zeug auf.“, sagte Nain und entfernte sich. „Nain! Die Schule fängt gleich an!“, rief Missy ihr nach, doch schon war Nain verschwunden. Nur eine Katze huschte durch die Schüler. „Sky, was …“, schon küsste der Vampir sie. Zoe blickte ihm verwirrt in die Augen. Sky blickte sie nun ebenfalls an. „Was ist?“, fragte Zoe, nachdem er von ihr abgelassen hatte. „Er wird kommen“, fasste Sky sich kurz. Zoe neigte den Kopf zur Seite. Sie konnte Sky nur schlecht ins Gesicht gucken, da er nicht in die Sonne konnte. Die schien jedoch noch nicht stark. Sky zögerte und nahm dann die Kapuze ab. Seine Haut war blass wie Papier. Seine Augen waren klar mit einem Stich ins Braune. „Wer wird kommen? Und wann?“ „Dracula. An Vollmond. Du musst am Tag zuvor zu mir kommen!“, Sky redete wenig, doch Zoe verstand ihn sofort. Sie zog ihn zu sich und küsste ihn wieder. Sky schloss die Augen. „Nain …“, jemand flüsterte ihren Namen. Sie kannte die Stimme zu gut und kam näher. „Was ist los? Was machst du hier?“, sie verwandelte sich, als sie bei Kail war. Der saß vor der Schule im Garten. Zwischen den Büschen konnte man die beiden nicht sehen. „Ich will mit dir reden …“, er blickte zu Boden. Da hob Nain seinen Kopf an und blickte ihm in die Augen: „Was bedrückt dich?“, ihre Stimme klang sanft. „Ich will nicht, dass du diesen Vollmond zu mir kommst.“, meinte Kail. „Aber … warum denn nicht?“ „Weil es zu gefährlich ist.“ „Es kann doch nicht gefährlicher sein, als die letzten Male.“ „Doch.“, er schaute sie weiter an. „Was … was ist los? Sag mir alles!“, forderte Nain, der sein Blick nicht gefiel. „Ich muss Sky helfen und dann ist es mir zu riskant, wenn du in meiner Nähe bist. Du weißt, wie ich auf Sky reagiere, wenn ich ein Werwolf bin.“ „Ungefähr so, wie du es auch als Mensch tust, nur etwas extremer.“, lächelte Nain. „Nain, das ist nicht lustig. Ich meine es ernst. Du sollst bitte nicht in den Wald kommen in der nächsten Vollmondnacht.“ „Bitte erklär es mir. Nenne mir einen vernünftigen Grund.“ „Weil du vernünftig bist und nicht lebensmüde!“, entgegnete Kail und er duldete keine Widerworte von ihr. „Warum lebensmüde?“, fragte Nain. „Dracula kommt!“, meinte Kail. Schon stockte das Mädchen. „Was … wie bitte … ich meine …“, sie schüttelte den Kopf. „Nur ein Werwolf kann den Herrscher der Vampire und seine ganze Gefolgschaft umbringen und das werde ich tun.“ „Aber … was ist denn mit Sky … und Zoe?“ „Zoe ist kein Vampir und Sky … er will seinen Vater rächen und stellt sich furchtlos dem Tod.“ Nun schwiegen sie beide. Hatte Kail zu viel gesagt? Oder wusste einfach keiner mehr etwas dazu zu sagen? Nain schloss die Augen und Kail gab ihr einen Kuss. „Was geschieht dann mit dir?“, fragte sie mit trauriger Stimme. „Mir wird schon nichts geschehen. Was denn auch?“ „Darum frag ich doch!“, sie stemmte die Hände gegen Kails Brust. „Nain …“ „Was ist, wenn du das nicht überlebst? Wenn Dracula dich tötet, nicht du ihn?! Dann wird er euch alle töten und mit Sicherheit auch die Menschen im Dorf noch überfallen.“, nun war sie aufgebracht. Kail nahm sie bei den Handgelenken und blickte ihr weiter in die Augen. Sie sah etwas ängstlich aus. „Nein … das wird nicht geschehen. Sky hat das alles schon geplant. Ich werde die Nacht davor mit ihm ein letztes Mal sprechen.“, erklärte Kail und sie lehnte sich an ihn. „Du darfst nicht sterben …“, murmelte Zoe und Sky wich ihrem Blick aus. „Zoe … ich … ich kann doch nicht …“ „Tut mir leid. Ich weiß, dass du es für deinen Vater tust. Ist okay, ich stehe hinter dir, sonst hätte ich dir nicht geholfen.“ „Ich komme dich an meinem letzten Morgen holen“, erklärte Sky und zog die Kapuze über. „Sag das nicht so, bitte …“, machte Zoe leise. Er neigte den Kopf zur Seite. „Dein letzter Morgen … das klingt so grausam in meinen Ohren.“, sie schaute ihm ins Gesicht. Dann gab er ihr einen letzten Kuss und war verschwunden. Als Zoe die Augen öffnete, stand sie in Mitten unter ihren Freundinnen. Sie schüttelte langsam den Kopf und strich sanft mit einem Finger über die Lippen. Da gongte es. „Komm, Zoe!“, machte Lynn und gab dem Mädchen ihre Sportsachen. „Danke …“, Zoe blickte sich um. „Wo ist denn Nain?“ Nun waren auch die anderen überrascht und blickten sich um. „Du musst in die Schule“, wisperte Kail Nain ins Ohr. Sie nickte, gab ihm einen Kuss auf die Wange und stand auf. „Ich komme dich noch besuchen“, meinte Kail und war spurlos verschwunden. Nain lief zu den anderen. „Da bist du ja!“, meinte Sheela. „Sorry.“ „Wir kommen noch zu spät!“, meckerte Emma und gab Nain ihren Ranzen. Schon liefen die Mädchen durchs Schulgebäude zu ihren Klassen. „Bis in der Pause!“, meinte Zoe und ging in ihre. Die anderen liefen weiter und trennten sich dann auch. Der Schultag wollte einfach nicht vorbei gehen, doch nach langem Gequäle- der erlösende Schlussgong. „Endlich“, hauchte Nain in die kühle Briese, als sie auf dem Weg nach Hause waren. Missy nickte: „Ja, die Schule war heut einfach nur ätzend.“ „Aber ihr habt sicher keine HÜ in Latein geschrieben!“, meldete sich Emma. Molli grinste: „Nein. Nur eine angekündigte HÜ in Englisch. Das war aber mal wieder total einfach.“ „Is ja klar, bei dem Lehrer …“, murmelte Zoe. Sheela nickte: „Eben. Bei dem lernt man eh nix Vernünftiges.“ Vernünftig!, ging es Nain wie ein Blitz durch den Kopf. Sie dachte an Kails Worte und blickte nun zu Zoe, die sich mit Lynn unterhielt. „Was ist los?“, fragte Nicky und Nain fuhr herum: „Äh … nichts. Was soll schon sein?“ „Du bist komisch. Was war vorhin los? Warum bist du so spät gekommen?“, doch die Ältere schüttelte bloß den Kopf und ging weiter. Nach einiger Zeit fing sie an zu schlendern. „Oh nee … Nain …“, machte Aghate. „Jetzt trödel’ nicht wieder so!“ „Das kann dir doch egal sein, du bist doch schon fast zuhause!“, meinte das Mädchen nur, doch dann wurde sie von Jule angeschoben. „Jule …“, machte Nain, doch dann schoben auch Molli und Missy. „Ihr seid unmöglich!“, alle lachten. Dann löste die Clique sich nach und nach auf und als letztes kam Nain nach Hause. Sie wohnte ja am nächsten am Wald. Das Mädchen seufzte und schloss die Tür auf. „Ma, ich bin zu Hause!“ „Essen ist gleich fertig.“, entgegnete Madiva aus der Küche. „Ist gut …“, Nain brachte ihre Sachen in ihr Zimmer. Wieder geht ein ganz normaler Tag zu Ende. Doch nach diesem Tag schwebte eine gewisse Spannung über Zoe und Nain. Die Mädchen wussten, dass eine gefährliche Tat bevorstand. Doch keine der zwei verlor ein Wort darüber. Keine zwei Tage waren vergangen, da saßen Nain und Zoe zusammen am See. Sie hofften, dass sie niemand stören würde, denn was den beiden auf der Seele lag, sollte keiner im Dorf erfahren. „Wir haben heute noch Tanzen“, meinte Zoe. Nain ließ die Füße im Wasser baumeln: „Ich weiß …“, sie seufzte. „Denkst du … das wird gefährlich?“ Nain schwieg. Sie war in Gedanken schon viel weiter. Was würde alles geschehen? Wie plant Sky einen Mord, wobei er nicht sicher sein kann, dass Kail ihm folgen wird, dass Dracula das nicht vorerst merkt? Sie zitterte, da eine kühle Windbö wehte. „Alles in Ordnung mit dir?“, Zoe rutschte näher zu ihr. Sie klang besorgt. Nain lehnte sich an ihre Freundin. „Ich mache mir Sorgen, dass noch etwas Schreckliches geschehen wird. Das habe ich nämlich im Gefühl …“ „Vielleicht täuscht dich dein Gefühl“, versuchte Zoe Nain Mut zu zusprechen. Die jedoch schüttelte den Kopf: „Das hat es noch nie. Ich merke, wenn etwas nicht richtig läuft, merkwürdig ist.“, sie blickte Zoe in die Augen. Zoes blaue Augen strahlten eine gewisse Wärme aus, doch man sah auch die Ungewissheit in ihnen. Nains braune Augen waren kühl und leer. Voll von Sorge. Die Jüngere schloss die Augen und wurde von Zoe gemustert. Da legte die Ältere den Arm um Nain und meinte: „Das wird schon schief gehen. Warum sollte etwas Schlechtes passieren?“ „Ich habe Angst um dich, Zoe! Verstehst du das nicht? Er braucht dich! Und zwar hier! Du, allein du, musst mit Dracula sprechen, bis Sky das mit Kail arrangiert hat!“ Zoe zog Nain näher an sich. „Ich habe aber keine Angst mehr vor Dracula.“ „Er weiß aber, dass du seine Begleitung bist und Dracula weiß, dass Sky ihn töten will! Warum sollte Dracula nett zu dir sein?! Denkst du wirklich, der Mann hat noch gute Absichten, wenn es um Sky geht? Sicher nicht.“ „Nain …“ „Nein! Das kann ich nicht verantworten! Kail will, dass ich an Vollmond zu Hause bleibe, weil es gefährlich werden wird. Denkst du, dass du da einfach so heil raus kommst?! Wie viel vertraust du deinem Sky?“ „Ich würde für ihn sterben, Nain. Er wird sterben, dann hätte ich damit kein Problem, das ebenfalls zu tun.“ Nain war erstarrt. Hatte sie das wirklich gehört? Hatte Zoe das ehrlich gemeint? Das Mädchen nickte langsam und Zoe blickte in den See. Wieder waren einige Tage vergangen. Sky huschte immer wieder im Haus umher. Er war nervös, aufgedreht, wusste nicht, was er machen sollte. Er war wie verwandelt. Dabei wusste er, dass seine Tage gezählt waren. Denn, wenn Kail nicht Dracula töten würde, würde dieser Sky töten. Lebend würde Sky nicht davon kommen. Bei diesem Gedanken blickte er auf ein Bild im alten Wohnzimmer und betete zu seinem Vater. „Ich werde dich rächen. Ich werde dem Tod ins Auge sehen und das nur für dich.“ Doch eine Antwort hatte er nie bekommen. Kail war auf eine andere Art nervös. Er wollte nicht, dass Nain in der Vollmondnacht in den Nebelwald kam, doch er wollte sie unbedingt vorher sehen. Eigentlich aber auch nicht, weil er dann nur noch mehr Gewissensbisse haben würde. Denn Nain hatte bereits gesagt, dass es auch möglich wäre, dass der Werwolf diese grauenvolle Nacht nicht überstehen würde. Sollte sie damit Unrecht haben? Das Mädchen hat einen sechsten Sinn für so etwas. Somit machte Kail sich auch Sorgen um sein Leben. „Aber du weißt, dass du sowieso sterben würdest“, sagte Jason drei Nächte vor Vollmond zu dem Jungen. Don nickte: „Das sagst du doch ständig.“ „Ja, wegen dem Blut.“ Kail nickte: „Ich weiß, aber wer weiß, was da eigentlich alles auf mich zukommt?“ Die anderen beiden schauten sich an. „Darüber machst du dir jetzt Gedanken? Jetzt, wo der Mord geplant ist und du die letzten Abmachungen mit Sky treffen wirst. Jetzt, wo Sky sich schon verabschiedet hat?!“, machte Don. Kail blickte zum Mond. Dieser war schon sehr dick. Er seufzte und heulte leise in den Himmel. Er konnte richtig heulen, wie ein Wolf. Das lag ihm im Blut. Seine Pupillen wurden zu breiten Schlitzen. Die braunen Augen schimmerten gelblich. Die beiden anderen standen auf und gingen ihres Wegs, da Kail kein Wort mehr sagte. Sie ließen den Jungen lieber alleine, da er so in Gedanken war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)