Verrücktes Leben von Sky (Im Reich der Flüche) ================================================================================ Kapitel 19: 19 -------------- „Da bist du ja!“, Sky hatte Kail schon erwartet. „Noch eine Nacht ohne Schmerz …“, wisperte der. Sky nickte und lehnte sich an einen Baum in der Nähe des Hauses. „Wie wird es ungefähr ablaufen?“, fragte Kail und setzte sich vor dem Vampir zu Boden. „Okay. Es sollte folgender Maßen laufen: Dracula soll durch den Wald schreiten. Treffpunkt wird die Lichtung sein. Dort soll auch der Mord geschehen. Zoe wartet dann dort, das spreche ich noch mit ihr ab.“, Kail nickte. „Gut. Dann wird sie ihn dort so lange hinhalten, bis ich dich gefunden und zur Lichtung gebracht habe.“ „Also spielt es eigentlich keine Rolle, wo ich mich aufhalte.“, bemerkte Kail. „Nicht wirklich. Vielleicht nicht allzu weit weg.“ „Ich versuch’s …“, Kail blickte Sky in die Augen. „Okay. Ich lock dich dann zu Dracula. Der wird sich dann auch hoffentlich noch auf der Lichtung befinden.“ „Aber, wenn er hört, dass ein Werwolf im Wald ist, dann kommt er sicher nicht freiwillig.“ Sky zuckte. Das hatte er nicht bedacht. „Oh nein! Er wird dich mit Sicherheit hören.“ Kail nickte: „Eben deshalb. Das macht die Sache nicht grad einfacher.“ Der Vampir schüttelte den Kopf. „He …“, der Ältere stand auf und stellte sich vor Sky, „… das wird schon. Mach dir darüber jetzt keinen Kopf, du hast das so gut durchdacht, dann wird das auch klappen.“ „Du hast Recht. Aber bei meinem Glück?“, Sky blickte Kail in die Augen. „Das wird. Sicherlich.“ „Was, wenn es Komplikationen gibt?“, der Jüngere sah wirklich besorgt aus. „Keine Komplikationen. Und wenn, dann lassen die sich auch lösen. Dracula wird sterben, dafür sorge ich. Ich habe in Werwolfgestalt einen Hass auf Vampire. Die rieche ich Kilometer weit.“ Sky grinste: „Den Hass empfindest du mir gegenüber doch auch so.“ „Ach Quatsch. Das stimmt nicht. Würde ich dir sonst helfen?“ Wieder blickten sie sich in die Augen. Skys Augen waren hell, Kails Augen eher rötlich. Das Werwolfsblut machte sich wohl schon bereit, den Jungen unter Schmerzen zu Boden gehen zu lassen. Dabei hatte er noch neunzehn Stunden, bis er sich verwandeln würde. „Wann wirst du mit ihr reden?“, fragte Kail und seine Augen blitzten kurz auf. „Mit Zoe?“, der Wolf nickte. „Ich hole sie Morgenfrüh.“ „Aber sie hat doch Schule“, meinte Kail darauf. „Und? Das ist ihr sicher wichtiger. Ich will einen ganzen Tag mit ihr verbringen, da ich weiß, dass das der letzte sein wird.“ Der Werwolf grinste: „Was machst du denn mit ihr?“, ein hämischer Unterton. Sky funkelte ihn an und zog eine Augenbraue hoch: „Das geht dich nen Dreck an.“ „Ja, ja … schmutzige Dinge, was?“ „Kail! Red keinen Scheiß!“ „Nee, jetz ehrlich mal. Was willst du an deinem letzten Tag machen?“ „Weiß ich nicht genau. Viel Zeit mit ihr verbringen.“ „Mmh …“ „Mach das doch auch. Dann kannst du ja deine schmutzigen Dinge machen.“, nun hatte Sky den frechen Unterton. Den mochte Kail gar nicht an dem Jüngeren. „Ja, ja…traust du mir zu, was?“ „Klar. Du bist doch sicher so ein Aufreißer.“ „Immer doch …“, Kail schüttelte grinsend den Kopf. „Mal sehen“, meinten die Jungs gleichzeitig. Da mussten die zwei lachen. „Das wird wohl unser letztes Gespräch sein“, sagte Kail leise. Sky nickte und schloss die Augen. „Was denkst du?“, fragte der Ältere nach einer Weile. Der Vampir zuckte zusammen. Er blickte Kail an. „Was? Ich frag doch nur“, meinte der darauf. „Ich … ach egal“, sagte Sky nur und ließ sich zu Boden sinken. „Geht mich nichts an, oder?“ „Ich weiß nicht …“, murmelte der Jüngere nur. Kail setzte sich neben ihn und blickte in den Himmel. „Ein letztes Mal und wir haben noch nicht gestritten.“, er lächelte und Sky nickte langsam. „Da hast du Recht.“ Die beiden schwiegen sich einige Zeit an. „Willst du mir sagen, was du denkst?“ „Ich weiß es nicht …“, wisperte Sky wieder. „Du kannst meine Gedanken doch lesen, oder?“, fragte Kail. „Kommt drauf an.“ „Auf was?“ „Ob du dir den Kopf darüber zerbrichst oder es nur ein flüchtiger Gedanke ist. Und ob du ihn verschließt oder offen denkst.“ „Aha … und wie mache ich das?“ Sky lächelte: „Das passiert so, können nur die wenigsten beeinflussen.“ „Also kann ich nicht sagen, ich denke jetzt offen, oder wie soll ich das verstehen?“ Der Vampir nickte. „Und wie ist das mit dem Lesen?“ „Ich muss mich da auch konzentrieren, manchmal ist es aber auch einfach ganz ruhig und dann hör ich ganz plötzlich einen Gedanken.“ „Muss die Person in deiner Nähe sein?“ „Nicht unbedingt. Dann ist die Stimme aber lauter.“ Kail nickte und zeigte so, dass er es so ungefähr verstanden hatte. Wieder schwiegen die beiden. Der Mond wanderte langsam hinter die Berge. Bald würde es anfangen zu dämmern. Sky seufzte und Kail öffnete die Augen: „Was ist?“ „Darf ich dir noch was sagen, bevor ich rein muss?“ „Klar. Ich höre dir zu.“, Kails Stimme klang freundlich. „Wir haben uns doch mal darüber unterhalten, ob wir uns schon einmal Sorgen um eine geliebte Person gemacht haben, nicht wahr?“ Der Wolf nickte. „Worauf willst du hinaus?“, fragte er dann und die zwei schauten sich in die Augen. „Ich habe mir auch schon Sorgen um eine Person gemacht und das ist nicht allzu lange her.“ „Aha … und?“ Sky wich Kails Blick kurz aus, dann schauten sie sich wieder in die Augen. „Ich habe mir schon einmal Sorgen um dich gemacht, Kail.“ Nun war der Ältere sprachlos. Er blickte Sky schweigend an. Dieser stand auf und ging zum Haus, da die ersten Sonnenstrahlen drohten, über die Baumkuppen zu kommen. Kail blickte ihm verblüfft nach. „Um … um mich?“ Ein letzter Blick des Vampirs bestätigte die Aussage nochmals und schon trennten sich ihre Wege wieder. Sky wartete nur einige Stunden, zog sich seine Kutte über und verließ das Haus. Als Fledermaus machte er sich auf den Weg zum Dorf. Dort waren die Schüler wieder unterwegs auf den Straßen. Nain und Zoe waren sehr schweigsam am Morgen. „Was ist los mit euch?“, fragte Emma, die zwischen den beiden ging. „Nichts.“, entgegneten die zwei nur. Als sie fast an der Schule waren, blieb Zoe stehen. Ihr Herz schlug ihr plötzlich bis zum Hals. „Was ist los, Zoe?“, fragte Nain leise und blieb auch stehen. Die anderen drehten sich zu ihr um: „Kommt.“ „Geht schon mal. Wir kommen gleich.“ Alle gingen weiter, nur Emma blieb in ihrer Nähe. „Was ist?“, fragte Nain wieder. „Er kommt …“ „Wer?“ „Sky …“ „Aber …“ „Er kommt mich holen.“ „Aber, Zoe, du hast Schule!“, machte Nain. Das Mädchen schüttelte den Kopf: „Und? Ich gehe mit ihm.“ Nain blickte Zoe in die Augen: „Heißt das, dass ich mich jetzt schon verabschieden muss?“ In Zoes Augen spiegelte sich leichte Angst wieder. Doch sie hatte genug Selbstbewusstsein, dass sie nicht weinte. Nain fiel ihr um den Hals und plötzlich tauchte Sky neben den beiden auf. Emma hielt vor Schreck die Luft an. Nain ließ Zoe los und die Mädchen schauten den Jungen an, der schon einmal vor der Schule aufgetaucht war. „Pass auf sie auf, Sky … bitte …“, machte Nain und der Junge senkte den Blick. „Ich will nicht, dass jemand mit rein gezogen wird. Niemand soll unschuldig sterben. Aus dem Grund bitte ich dich und deine Freunde, nicht in den Wald, noch nicht einmal in die Nähe des Nebelwaldes zu kommen“, erklärte die verhüllte Gestalt. Er legte Nain die Hand auf die Schulter. Die blickte Zoe an, welche darauf nickte. Nain umarmte Sky: „Viel Glück. Ich hoffe, dass du deinem Vater stolz entgegen treten kannst.“ „Vielen Dank …“, nun blickte der Junge Zoe an. Nain ließ ihn los. Zoe blickte ihre Freundin an. „Ich hoffe inständig, dass alles gut läuft. Dir soll nichts geschehen, das könnte ich mir nicht verzeihen.“, sagte Nain. „Vielleicht gibt dir Kail noch die Möglichkeit, dich von ihm zu verabschieden, oder ihm wenigstens Glück zu wünschen. Ich hoffe, dass er das ganze überlebt“, meinte Sky und die Jüngste nickte. Zoe umklammerte den Fremden nun. Emma hörte den dreien gespannt zu. Was hatte das alles zu bedeuten? Aufpassen, verabschieden, Glück wünschen? Was redeten die da? Emma schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. Keiner soll die Nacht in den Wald? Das werden wir ja mal sehen, dachte das Mädchen und schlich davon Richtung Schule. Sky legte sanft seine Arme um Zoe: „Ich nehm dich jetzt mit. Ich erkläre dir, was du zu tun hast und dann widme ich mich ganz dir“, flüsterte er ihr zu. Nain lächelte: „Viel Glück euch beiden und dass Gott euch beschützen möge.“ Sky schaute aus den Augenwinkeln zu ihr: „Mich sicher nicht, aber trotzdem danke.“ Nain nickte und ging zur Schule. In dem Augenblick, da sie sich umdrehte, waren Sky und Zoe verschwunden. Während ihre Freundinnen die Schulbank drückten, musste Zoe den Plan lernen. „Also wie war das? Ich warte schon auf der Lichtung auf ihn?“ „Nicht ganz, du sollst aus dem Gebüsch auftauchen, wenn er auf die Lichtung kommt. Am besten wartest du ein bisschen, bevor die raus kommst, damit schindest du Zeit.“ Das Mädchen nickte. „Und dann soll ich mit ihm reden?“ „Verbeugen und immer freundlich sein, aber nicht zu übertrieben. Es soll natürlich und nicht schleimig klingen. Und du musst das tun, was er verlangt, da er dich ja in einen Vampir verwandeln soll.“ Wieder nickte Zoe. „Soll ich ihn also einfach darauf ansprechen, wie das abläuft und so?“, fragte sie unsicher, weil sie Sky nicht lästig sein wollte. „Genau. Du begrüßt ihn und wenn er nicht anfängt zu sprechen, dann musst du ihn höflichst fragen, was es mit dem Ritual auf sich hat, ob etwas dazu benötigt wird oder so. Aber versuche, ihn hinzuhalten. Ich brauche gewiss etwas Zeit, bis ich Kail gefunden habe und ihn zur Lichtung bringen kann. Aber denk dran: Du darfst nicht unfreundlich werden, das verärgert Dracula sehr schnell. Er ist wesentlich ranghöher als du, ob du das akzeptierst oder nicht.“ „Okay … aber, was ist, wenn etwas passiert, was nicht vorgesehen war?“ „Ich werde das schon regeln, mach dir mal keine unnötigen Sorgen. Ich mach das schon.“ „Okay, dann hab ich es jetzt verstanden“, lächelte Zoe und auch Sky musste nun lächeln. Sie waren im alten Wohnzimmer. Zoe trug eine Jeans, Top und Weste und Sky eine schwarze Hose und ein dunkles Hemd. Seine langen, schwarzen Haare fielen ihm leicht über die Schultern nach vorne und hinten. Zoe hatte ihre braunen Haare zusammen gebunden. Nun setzte Sky sich neben sie, da er die ganze Zeit gestanden hatte. „Dein letzter Tag, was?“, machte Zoe leise und schloss die Augen. „Ja. Und ich möchte ihn nur mit dir verbringen.“ „Und was willst du machen?“ „All das, was ich noch nicht gemacht habe. Ich will den ganzen Tag in deiner Nähe sein, weil ich das ja bei Nachteinbruch nicht mehr kann.“ „Was ist denn all das, was du noch nicht gemacht hast?“, fragte Zoe und schaute ihren Geliebten an. Sky lächelte und nahm ihr Gesicht in die Hände. Dann küsste er sie ganz zärtlich. Zoes Augen waren schon leicht eingefärbt, da sie nur noch dreizehn Stunden bis zur Verwandlung in eine Mondgestalt hatte. Bei ihr waren es ähnliche Anzeichen wie bei Kail, doch ihr tat nichts an der Verwandlung weh. Sie schloss ihre Augen und ließ sich hinreißen zu einem Zungenkuss. Sie sanken aufs Sofa. Skys Berührungen waren sanft und auch etwas unbeholfen. Doch nachdem er ihre Reaktionen studiert hatte, waren sie sicher und gefielen ihr von Mal zu Mal besser. Sie legte sich auf ihn und Sky streichelte ihren Rücken herab. Das Mädchen bekam Gänsehaut. Nach einiger Zeit lösten sie sich voneinander und er legte eine Hand an ihren Rücken und die andere an ihren Hintern. Die zwei blickten sich tief in die Augen. „Ich liebe dich …“, murmelte Zoe und Sky lächelte sie süß und verträumt an. „Ich liebe dich auch …“, seine Stimme wurde bei jedem Wort leiser. Sie kam bei jedem dieser Worte näher auf ihn zu und ihre Lippen berührten sich sanft. Sie hat so weiche Lippen, dachte der Vampir. Doch da biss sie ihm leicht auf die Unterlippe. „Hey … was machst du?“, fragte Sky und Zoe grinste. „Nichts … dich ein bisschen piesacken.“ „Aha … macht dir wohl Spaß, was?“ „Klar.“, dann blickte sie nach hinten. „Scheint dir ja auch Spaß zu machen. Ist mein Hintern bequem?“ Sky neigte den Kopf zur Seite. „Jetzt sag nix Falsches!“, warf Zoe ihm direkt ins Gesicht. Er grinste: „Sehr bequem, muss man ihm lassen.“ „Wem?“ „Na deinem Hintern.“ Das Mädchen verrollte die Augen. In diesem Augenblick zog er sie zu sich runter und küsste sie innig. Mitten in der ersten großen Pause wurde es unruhig auf dem Schulhof. „Was machen die denn da?“, fragte Missy und zeigte zu einer kleinen Gruppe von Schülern. „Keine Ahnung. Ist ja kein Lehrer dabei.“, meinte Jule nur. „Stimmt“, sagte Aghate. Sheela lehnte sich an den Zaun. Nain schwieg, wobei sie noch zuvor viel gesprochen hatte. Mitten im Satz brach das Mädchen ab. Lynn blickte sie an: „Was ist?“ Doch sie bekam keine Antwort. Nain fuhr zum Schulhof herum und blickte zu der Gruppe. In ihren Ohren rauschte es. Emma hob eine Augenbraue hoch. Sie sah noch, dass Nain sich langsam entfernte. Als diese weiter weg war, erzählte sie leise das, was sie vorhin erlebt hatte. „Fantasierst du jetzt oder was?“, machte Molli nur. „Nein! Ich hab es wirklich gesehen! Und gehört!“, verteidigte sich Emma. Manche glaubten ihr, andere nicht. Das war auch zu unglaubwürdig. Jule, Lynn und Nicky kauften es ihr aber ab. Auch Sheela war interessiert. Emma erzählte jedes Detail so genau, das konnte nicht erfunden sein. „Hast wohl zu viel Fernseher geguckt“, meinte Missy dazu und Aghate lachte. Emma verschränkte die Arme: „Das ist eure Meinung, aber ich weiß, dass es stimmt! Erinnert euch doch mal an den Abend, wo Kail da war! Sie hat über diesen anderen Jungen geredet! Es ist ihr Freund!“ Da war Nain schon lange auf dem Schulhof. Sie näherte sich den Schülern, die sich um etwas tummelten. Es wurden auch schon mehr. Einige gingen zurück und so wanderte die Traube etwas in Nains Richtung. „Was zum …“, machte das Mädchen und ihr Herz schlug einmal kräftig bis zum Hals, sodass sie in ihrer Bewegung stockte. Das war ein Zeichen. Sie wusste, dass etwas passieren würde. Durch die Schüler hindurch konnte sie nur erahnen, dass Kail in ihrer Mitte war. Sie zuckte kurz, schüttelte den Kopf und ging strikt auf die anderen zu. „Hey! Was macht ihr denn da?!“, sagte sie laut. Drei Jungen drehten sich zu ihr um. „Ein fremder Schüler. Keine Ahnung, was die da machen, ich seh so gut wie nichts.“ „Darf ich mal?“, sie schob ihn mit sanfter Gewalt zur Seite und bohrte sich so ihren Weg durch die Jungen. Denn es war so gut wie kein Mädchen in dieser Traube. Nun wurden allerdings auch die Lehrer auf die Gruppe aufmerksam und die Pausenaufsicht näherte sich. Da gingen ein paar Schüler zur Seite. Nain war schon fast in der Mitte angekommen, da hörte man Herr Darstein rufen: „AUSEINANDER JETZT! WAS ZUM TEUFEL IST DENN HIER LOS?!“ Die Traube löste sich langsam, doch bevor alle Schüler weg waren, kam Nain endlich in der Mitte an. „Kail!“, sie umarmte ihn. „Komm mit mir!“, forderte er sie auf. „Aber … ich hab Schule. Herr Darstein wird dich vom Gelände schmeißen und ich muss in die Klasse.“ „Komm mit mir, bitte … ein letztes Mal. Ich habe auch ein ungutes Gefühl. Wenn etwas schief gehen sollte, werde ich es bereuen, dass ich mich nicht von dir verabschiedet habe.“ Nain schwieg und er nahm sie in den Arm. „Bleibt bitte noch zusammen“, flüsterte sie ein paar Jungs zu, die sie kannte. So wurde Herr Darstein die Sicht versperrt. Ihre Schulsachen waren Nain momentan egal. Kail bahnte sich mit ihr seinen Weg und die beiden verschwanden gemeinsam vom Schulhof. Als die Traube sich völlig aufgelöst hatte, fanden die zwei Lehrer nichts mehr. So konnte dies nicht aufgeklärt werden. Sky wollte nicht mehr von Zoe ablassen. Er zog sie eng an sich heran und sie spürte, wie er sich an sie schmiegte. Seine Berührungen waren sinnlich und taten ihr richtig gut. Als er sie noch mal enger heranzog, keuchte sie in den Kuss. Er blickte ihr in die Augen. Zoes Augen waren nur halb geöffnet. Sie strich ganz leicht eine seiner Strähnen nach hinten und an seinem Hals vorbei. Da fielen ihm die Augen auch halb zu. Sie leckte ihm leicht über die Lippen, die er darauf öffnete und ihre Zungen berührten sich. Nun keuchte Sky auf, denn sie ging mit ihren Fingernägeln durch seinen Nacken. „Oh …“, er schloss die Augen nun ganz. Sie stupste seine Nase mit ihrer an. Es gongte. Die Pause war vorbei und Nain nicht mehr aufzufinden. „Was machen wir denn jetzt mit ihren Sachen?“, fragte Emma. „Hol sie mit, sie ist in deiner Klasse“, meinte Molli. Sheela nahm Nains Zeug und sie gingen in die Klassen. Der war das egal. „Wo willst du mit mir hin?“, fragte Nain, denn Kail hielt sie immer noch an der Hand. Am Brunnen blieb er stehen. „Ich weiß nicht. Nur weiter weg von den Leuten.“ Er umarmte sie fest. „Was denkst du?“, fragte Nain leise. „Dass ich das nicht überlebe.“, in seiner Stimme war Trauer zu vernehmen. Nain schmiegte den Kopf an seine Brust. „Du wirst das sicher überleben … ganz sicher …“, sagte sie leise, doch das klang nicht sehr überzeugt. „Du denkst auch, dass ich sterbe, nicht? Ich würde an dem Fluch sterben, aber schon diese Nacht? Ich wünschte, es wäre nicht so, aber es ist nicht auszuschließen.“ Sie schaute zu ihm hoch und Kail gab ihr einen Kuss. Sie kniff die Augen zu. So versuchte sie, ihre Tränen zu unterdrücken. Kail strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Dann machte Nain die Augen wieder auf. „Ich möchte den Tag noch mit dir verbringen …“, sagte er leise. „Okay … das ist so süß von dir.“, sagte sie ebenfalls leise und schmiegte sich an ihn. „Meine Ma ist nicht da…sie kommt erst sehr spät wieder. Sollen wir zu mir?“, erklärte und fragte Nain. Kail hatte nichts dagegen, so gingen sie zu dem Mädchen. Dort war es ganz still im Haus, denn es war wirklich niemand da. „Komm, wir geh’n auf mein Zimmer“, meinte Nain und die beiden stiegen die Treppen hoch. Als Kail die Tür geschlossen hatte, ging er auf Nain zu, die sich auf ihr Bett setzte. „Und was willst du den ganzen Tag mit mir machen?“, fragte Nain mit leicht gehässigem Unterton. Kail setzte sich neben sie und zog sie mit sich aufs Bett. Schon küssten die beiden sich wieder. Nain drehte sich über ihn und er streichelte sie. Ihre Zungen berührten sich und Nain legte sich auf ihn. „He …“, machte Sky und strich Zoe am Bund ihrer Hose entlang. Sie lächelte, biss sich auf die Unterlippe und bekam Gänsehaut. „Gefällt dir das?“, fragte Sky dann. Sie nickte und küsste ihm auf die Wange. Er lächelte. „Und was gefällt dir?“, fragte sie leise und schmiegte sich an ihn. Er drehte ihren Kopf zu sich und gab ihr einen Kuss. „Genau das.“ „Was?“ „Das gefällt mir. Und zwar sehr.“ „Aha …“, sie strich seinen Hals und Nacken entlang und er bekam Gänsehaut. Sky atmete tief durch. Wieder küssten sie sich. Er strich bestimmend mit seiner Zunge über ihre. Zoe ließ sich das gerne gefallen. Einen letzten Tag nur mit dir, dachte sie. Sky lächelte in den Kuss. Sie spürte, wie er sich an ihr rieb. Sie schmiegte sich auch an ihn. Dann ließ sie von ihm ab. „Warum hast du gelächelt?“, fragte sie. „Einen letzten Tag nur mit dir.“, zitierte Sky. Zoe lächelte nun auch: „Gedanken lesen.“ „Genau. Und dieser Gedanke war einfach nicht zu überhören.“ Sie setzte sich auf und Sky legte seine Hände auf Zoes Oberschenkel. Sie ging mit einem Finger erst über seine Wange, über die Lippen, den Hals herab, über Brust und Bauch und lächelte dabei. Sky schloss die Augen und er atmete tief in die Brust ein. Dann machte sie den obersten Knopf seines Hemdes auf. Nun blickte der Vampir das Mädchen an. „Was denn?“, sie keuchte die Frage in sein Gesicht und machte den zweiten Knopf auf. „Was machst du?“, fragte er wispernd. Zoe lächelte und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Nachdem sie die anderen Knöpfe geöffnet hatte, hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen, dann auf die Brust und zuletzt auf den Bauch. Sky legte den Kopf in den Nacken. Dann küsste sie seinen Hals. „Gefällt dir das?“, hauchte sie ihm ins Ohr und Sky nickte. „Ja …“, er keuchte etwas. Zoe lächelte: „Dann ist ja gut. Da kann ich ja weiter machen.“, und das tat sie auch. Sie küsste seinen Hals und seine Brust. Sky ließ die Augen geschlossen, bis sie wieder seine Lippen berührte. Langsam öffnete er den Mund und wieder berührten sich ihre Zungen. Kail zog Nain eng an sich heran und sie küssten sich innig. Er streichelte ihren Rücken entlang und auch über den Hintern. Das störte das Mädchen nicht im Geringsten. Sie streichelte ihn am Hals und im Nacken und mit der anderen Hand über den Kopf und die Wange. Kail lächelte kurz in den Kuss und schmiegte sich noch enger an sie heran. Dann ließ er von ihr ab und küsste ihren Hals. Nain legte den Kopf zur anderen Seite. „Du magst das, oder?“, fragte Kail sachte und sie nickte. Dann sahen die beiden sich in die Augen. „Ich liebe dich…“, sagte Kail. „Und ich hoffe, dass das nicht mein letzter Tag mit dir sein wird.“ „Und was, wenn es wirklich der letzte ist?“, fragte Nain vorsichtig und streichelte über seine Brust. „Dann …“, er lächelte und schwieg. „Was?“, fragte das Mädchen. „Ein Gentleman schweigt und genießt.“ „Ja, ja. Was hast du gedacht?“ „Nichts … was soll ich schon gedacht haben?“ „Du bist siebzehn und hast keinen einzigen Hintergedanken. Das kauf ich dir nicht ab.“ „Aber was soll ich denn für einen Hintergedanken haben?“ „Was willst du an deinem letzten Tag machen?“ „All das, was ich noch nicht getan habe.“, entgegnete Kail. Sie zog eine Augenbraue hoch: „Aha … und das wäre?“, die Frage kam vorsichtig. Kail streichelte ihre Taille entlang und blickte ihr verträumt in die Augen. „Ich werde nichts tun, was du nicht auch willst, keine Sorge. Ich will nicht zu weit gehen …“, man merkte nicht nur an seiner Stimme, sondern auch an der Art, wie er sie anfasste, dass er vorsichtig und unsicher war. Nain lächelte und gab ihm einen sanften Kuss. Schon ließ sie sich wieder gelassen auf ihm nieder. Zoe spielte gerne mit Skys Zunge, denn er bestimmte weniger, sondern ließ mit sich machen. Das mochte das Mädchen. Da biss sie ihm leicht auf die Zunge. „Du kannst es echt nicht lassen“, kicherte er und sie nickte. „Du bist einfach zum anbeißen süß“, meinte sie und er strich ihr durch den Nacken. „Und du bist wunderschön und viel zu schade, um ein Vampir zu werden.“ „Denkst du, er wird das hinkriegen, bevor er tot ist?“, fragte sie. „Wenn er das wirklich macht für dich, dann wirst du mit ihm und mir sterben“, flüsterte Sky. „Dann bin ich wenigstens bei dir.“ „Aber du kommst sicher in den Himmel“, sagte Sky und schloss die Augen. Er lächelte etwas. „Nein.“ „Wie nein?“ „Na ja … wenn ich ein Vampir bin, heißt das, dass ich den Pakt mit dem Teufel eingegangen bin. Dann komm ich auch nicht mehr in den Himmel.“ „Dann wären wir auf ewig zusammen.“, Skys Stimme klang erfreut und erleichtert. „Und … wenn er es nicht schafft, bin ich alleine …“, murmelte Zoe und wieder streichelte er sie im Nacken und am Rücken. „Ich werde doch immer bei dir sein …“, sagte Sky sanft und blickte ihr verliebt in die Augen. Zoe nickte. Da setzte Sky sich auf. „Was ist?“, fragte das Mädchen verwirrt. „Lässt du mich mal grad aufstehen?“, fragte er leise und Zoe stand auf. Sky ging an ihr vorbei. „Wohin?“ „Bin gleich wieder da“, sagte er und lief die Treppen hoch. Zoe setzte sich auf das Sofa und strich über die Stelle, wo er gelegen hatte. Sie seufzte. Nach wenigen Minuten war Sky wieder unten und kam ins Zimmer. Sie blickte ihn an. „Was hast du gemacht?“ „Was geholt“, meinte Sky nur. „Und was?“ Der Vampir setzte sich neben sie. Zoe drehte sich zu ihm. Denn Sky hielt seine Hände zusammen. „Mach mal die Augen zu …“, sie tat, was er sagte. „… und jetzt halt deine Hände offen.“ Zoe machte dies und etwas Kühles, Leichtes sankt langsam in ihre Handflächen. Daran war etwas Schwereres. „Du kannst du Augen öffnen.“ Schon blickte Zoe in ihre Hände. Sie neigte den Kopf zur Seite. „Was …“ „Das ist einer meiner Blutzähne. Den hab ich mit sechs verloren. Die Kette ist selbst geschmiedet von meinem Vater. Ich hoffe, dass du es annimmst. Es war ein Glücksbringer für mich und nun soll es dich an unsere Zeit erinnern und dir für heute Nacht Glück schenken.“ Das Mädchen lächelte und blickte den Jungen dankend an. „Ziehst du sie mir an?“, fragte sie und hielt ihm die Kette hin. Sky nickte und sie drehte ihm den Rücken zu. Schon lag das Geschmeide um ihren Hals. Zoe packte an den Zahn und lächelte. Als sie sich wieder zu Sky umdrehte, gab der ihr einen Kuss. Sie legte die Arme um seinen Hals. So vergingen die Stunden. Die Paare küssten sich, doch was machten die anderen Mädchen? Sie sammelten sich bei Emma im Zimmer. „Was willst du denn machen?“, fragte Nicky, die auf Emmas Bett saß. Jule saß auf dem Boden: „Genau, klär uns mal auf.“ „Also …“ „Oh, wie ausschweifend“, alberte Lynn herum. „Was ist eigentlich mit Sheela?“, fragte Jule dann. „Na ja, sie sagte, sie kann nicht kommen.“ „Vielleicht kommt sie ja noch später“, meinte Nicky. Die anderen blickten erst sie und dann Emma an. „Okay … also … wir werden in den Nebelwald gehen.“ „Aber es ist Vollmondnacht.“, platzte es aus Lynn. „Aber mich interessiert, was das mit Sky auf sich hat und warum er Nain verboten hat, in den Wald zu kommen.“ „Wenn er es ihr verboten hat, dann sollten wir schon Recht nicht gehen“, meinte Jule. „Kommt schon …“, flehte Emma ihre Freundinnen an. Die gaben dann klein bei. „Also gehen wir bei Einbruch der Dämmerung los.“ Alle nickten und gingen nach Hause. „Wir treffen uns dann am Brunnen“, sagte Emma und verabschiedete sich. Keiner der Eltern durfte etwas von diesem Vorhaben wissen. Und so kam es dann auch, dass Kail in den Wald zurückkehrte, bevor die Sonne verschwand. „Ich will dich nicht gehen lassen“, meinte Nain. „Und ich will nicht, dass du mitkommst. Ich habe nicht vor, dass dir was passiert. Bitte … bleib daheim.“ Das Mädchen nickte, doch das meinte sie nicht ernst. Denn wenn Nain sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann machte sie das auch. Kail gab ihr einen Abschiedskuss und verschwand. Nain saß an ihrem Fenster und blickte ihm nach. Dann schaute sie in den Sonnenuntergang. Madiva war noch immer nicht zuhause, so beschloss Nain, lieber gleich zu verschwinden, als später heimlich. Dies tat sie auch. Ob er das will, oder ob er das nicht will. Das ist mir scheißegal!, dachte sie sich und betrat den Wald. Zoe und Sky saßen noch zusammen. „Also … ich geh sofort zur Lichtung?“ „Dracula wird erst um Mitternacht auftauchen. Er kann schließlich nicht durch die Sonne. Und das hat er auch geschrieben.“, erklärte Sky und legte seine Hand an ihre Wange. Zoe schluckte und nickte. Sky konnte es beobachten, wie sie mit der Zeit blasser wurde. „Hast du Beschwerden?“ „Beschwerden?“, entgegnete sie ihm. „Blutdurst?“, fragte Sky wieder, doch Zoe schüttelte bloß den Kopf. „Okay. Dann ist gut, den solltest du vorher nämlich sonst stillen.“ Er lächelte und auch Zoe musste lächeln. „Wir gehen, sobald die Sonne verschwunden ist“, sagte er und stand auf. „Hast du Blutdurst?“, fragte das Mädchen dann. Der Vampir schüttelte den Kopf. „Du musst dich verwandeln, nicht?“ Nun nickte Sky. Er schwieg. Er plante den Ablauf des Abends noch einmal durch, wie er Kail finden würde und wie Dracula mit Zoe umspringen würde. Was würde der Graf zu ihr sagen? Er seufzte und spürte plötzlich Zoes Arme um seinen Bauch. Nun schloss Sky die Augen und Zoe schmiegte sich an ihn. Dämmerung. Und noch war Emma alleine am Brunnen. Da näherte sich eine Silhouette. Schon bald lächelte sie Nicky an und die beiden umarmten sich. „Wo bleiben die anderen?“, fragte Emma ungeduldig. „Mach mal halblang. Die kommen schon noch, keine Aufregung“, sagte Nicky und da kam Lynn um die Ecke. „Hi!“ Alle umarmten sich. „Okay … fehlt noch Jule …“ Und wenn man vom Teufel spricht, kommt das Mädchen zu den anderen. „Na dann sind wir ja vollzählig“, erklärte Emma und ging los. „Du willst jetzt wirklich in den Nebelwald?“, fragte Lynn und das Mädchen nickte: „Klar.“ „Du musst ja nicht mitkommen“, meinte Jule. Doch Lynn blieb bei ihnen und die vier machten sich auf den Weg zum Wald. Dort war Nain schon angekommen und versteckte sich, als sie Jason dabei beobachtete, wie er sich zu den Bergen begab. Auch Don war ihr einmal am See über den Weg gelaufen, hatte sie jedoch nicht gesehen. Nain schwieg, war so leise sie konnte und schlich durch das Gebüsch. „Wo ist er?“, murmelte sie und schon waren die letzten Strahlen der Sonne verschwunden. Noch war die volle Pracht des Mondes hinter den Bergen. Doch schon bald würde er sich enthüllen. Und dann würde sie finden, was sie suchte: Kail. 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