Verrücktes Leben von Sky (Im Reich der Flüche) ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Im Jahre 1990 wurde im Waldstück des Nebelwaldes ein kleines Mädchen von zirka einem Jahr gefunden. Die Kleine wurde mit ins Dorf geholt und von einer allein lebenden Frau aufgenommen. Sie nannte das Kind Nain. Viele komische Dinge ereigneten sich schon am Anfang des Jahres. Noch viele Kinder mehr gab es in Nains Alter. Doch sie alle waren normal, oder anders … oder war Nain wirklich anders? Kein Kind wies Merkmale auf, die dieses Mädchen hatte, doch es konnte natürlich auch an der Mutter liegen, denn diese wurde für eine Magierin gehalten. Nicht zu Unrecht, denn Madiva konnte wirklich zaubern, doch tat sie dies nur im Haushalt, wenn es anders nur mühsam ging. Nain wurde auf Arbeit und Härte erzogen. Sie hatte keinen Vater und keine Geschwister. Doch schulisch musste sie auch Leistungen hervorbringen, denn ansonsten würde sie in dem Dorf nicht akzeptiert. „Das Kind ist aus dem Nebelwald, das kann doch nicht normal sein!“, waren einige Bemerkungen, die das Mädchen früher aushalten musste, oder auch: „Ja! Und sie lebt bei dieser Hexe. Aus dem Kind kann doch nichts werden.“ „Wir hätten sie im Wald lassen sollen, oder wenigstens selbst aufnehmen.“ Heute lachte sie solche Bemerkungen weg. Sie störten sie nicht mehr- ganz im Gegenteil- manchmal fand sie es gut. Aber Nain hatte auch schon viele Freundinnen in dem Dorf gefunden, die allerdings gegen den Willen ihrer Eltern bei dem Kind waren. Madiva war erfreut darüber und es sollte sich als gut erweisen, dass sie zusammen hielten… Kapitel 2: 2 ------------ Einige Jahre zogen ins Land und immer wieder gab es Gerüchte über den Nebelwald, dass sich merkwürdige Gestalten dort aufhielten. Es soll vorgekommen sein, dass Menschen von einem Werwolf überfallen wurden, oder dass sich ein wilder Stier und Vampire dort rum trieben. Nain und ihre Freundinnen waren schon 16. In ihre Klasse gingen zum Beispiel die Mädchen Jule, Nicky, Molli, Missy, Aghate, Emma, Lynn, Sheela und Carina. Ihre erste und treueste Freundin hieß Zoe. Sie war schon 17 und die älteste der Clique. Die Sonne brannte schon den ganzen Tag und das sollte die nächsten Tage so bleiben, weswegen es Hitzefrei gab. Dies nutzten die Mädchen als Anlass, zelten zu gehen. Doch nur Zoe war mutig genug mit Nain in den Nebelwald zu gehen. Nain fühlte sich diesem Ort irgendwie hingezogen und sie hielt sich gerne dort auf. „Was soll denn auch schon passieren? Aber wenn ihr zu feige seid …“ „Lieber feige als lebensmüde!“, sagte Molli und das war auch die Meinung der anderen, nur Zoe hielt zu Nain. Zoe selbst war bewusst, dass Nain anders war. Ihr Verhalten war auch manchmal komisch, doch eine Freundschaft ist stärker als alle Gefahren. Die Gerüchte nahmen zum Wochenende hin immer mehr zu. , oder Auch über einen Grizzly wurde berichtet, doch Madiva und auch andere Leute im Dorf, wie Martin, sagten nur: „Ein Bär im Wald? Was für ein Unsinn! Das werden sich Kinder ausgedacht haben und nun macht unseren keine Angst, nur weil sie im Wald spielen wollen!“ Bald war es soweit. Freitagnachmittag. Zoe klingelte bei Nain. Die machte auch sofort die Tür auf und zog die Freundin ins Haus. „He ... was ist denn los? Wieso bist du so stürmisch?“ Nain legte den Finger an die Lippen. Zoes Blick enthielt einen fragenden Ausdruck. „Komm einfach mit hoch … Mum soll davon nichts wissen.“ Nain und Zoe schlichen also nach oben ins Zimmer und Nain deutete aus dem Fenster. „Was zum …“ Fußspuren und etwas verschwand in den Büschen. „Mist! Jetzt glaubst du’s mir nicht.“ „Was denn?“ Zoe schaute Nain wieder fragend an und die flüsterte ihr ins Ohr: „Der Bär.“ „Ja klar!“ „Sag ich doch, du glaubst mir net.“ „Ist doch auch egal jetzt. Lass uns gehen.“ Die Mädchen machten sich auf den Weg und trafen unterwegs auf Missy und Nicky. „Ihr geht doch nicht wirklich in den Nebelwald, oder?“, fragte Missy ungläubig. „Klar. Hab ich doch gesagt“, meinte Nain nur und Zoe fügte hinzu: „Wenigstens mal was anderes. Da sind wir ungestört.“ Nicky meinte: „Na ja … dann passt aber auf euch auf.“ Zoe nickte, doch Nain stand still da und schien die Ohren zu spitzen. Ihre Freundinnen konnten ja nicht ahnen, dass Nain nicht nur optisch etwas anders war, denn mit ihrer Ziehmutter hütete sie ein Geheimnis. „Wir sollten gehen, tschüss“ „Wieso denn auf einmal so schnell?“ „Komm einfach.“ Bald schon kamen die beiden an dem berühmten See des Waldes an, dem Sternensee. Er trug seinen Namen aus dem Grund, dass nach einer Legende des Waldes ein Wesen mit drei Sternen vom Himmel gestürzt sein soll. Angeblich war es ein Engel, doch andere Sagen behaupten, es soll ein vierbeiniges Tier gewesen sein. Den Mädchen fiel es nicht schwer das Zelt aufzubauen. Es dauerte nur ca.10 Minuten. „Was nun?“, fragte Zoe. Sie war noch nicht oft zelten gewesen, doch Nain hatte schon Erfahrung. Sie schlief oft unter freiem Himmel. „Wir gehen ein bisschen Feuerholz suchen und dann können wir uns was zu essen machen. Hast du Lust zum Schwimmen?“ „Vielleicht später … Hunger hab ich auch noch nicht wirklich. Dann lass uns mal Holz sammeln.“ Zoe grinste und Nain nickte. Dann machten sich die zwei auf den Weg. Der Rest der Clique saß zusammen bei Jule. Sie lagen faul in deren Zimmer und quatschten. Plötzlich meinte Lynn: „Was denkt ihr, was die anderen beiden jetzt machen?“ Carina und Missy sahen sie an und zuckten mit den Schultern. Jule meldete sich zu Wort: „Sie werden mit Zeltbau fertig sein und Holz sammeln … vielleicht auch noch spazieren oder schwimmen, wenn sie am See sind.“ „Warum sind wir eigentlich nicht mit?“, fragte Nicky. „Meine Mutter hat’s mir nicht erlaubt“, erklärte Molli. „Meine auch nicht“, sagte Aghate, „Sie meinte: Im Wald ist es zu gefährlich für ein paar Teenager ohne einen Erwachsenen.“ Emma nickte. Dann sahen sie zu Sheela und Carina. „Was?“ „Wolltet ihr nicht, oder durftet ihr nicht?“ „Beides“, sagte Sheela und Carina meinte: „Ich wollte einfach nicht, ich bin nicht so ein Mensch der freien Natur.“ Schweigen trat auf. „Was ist denn los?“, fragte Molli, „Hätten wir etwa ohne Erlaubnis einfach mitgehen sollen?“ Nicky und Jule nickten unmerklich. Nach einer halben Stunde Holzsuchen liefen Zoe und Nain wieder zurück zu ihrem Zelt. „Hoffentlich bleibt das Wetter wirklich so“, sagte Zoe und Nain nickte ihr zu. Sie zog sich die Schuhe und die Hose aus. „Was machst du?“, doch schon sprang ihre Freundin ins Wasser und war sofort weg. Zoe schüttelte kichernd den Kopf und legte das Holz zusammen. Sie ist schon etwas anders, doch das ist gerade das Schöne an ihr, dachte Zoe und auch sie zog sich um. Dann ging sie ans Ufer und schaute sich um, doch Nain war nicht mehr zu sehen. Zoe setzte einen Fuß nach dem anderen ins Wasser, doch schon von Anfang an war ihr kalt. Plötzlich streifte etwas ihren Fuß, sie stand schon bis zu der Hüfte im Wasser. Das Mädchen schrak zusammen und sah sich wieder um. Immer noch nichts von Nain zu sehen. Wo ist sie nur? Ist sie schon wieder aus dem Wasser?, fragte sich Zoe. Die anderen der Clique saßen immer noch bei Jule, bis Missy endlich sagte: „Wir können ja auch mal zu den beiden gehen, oder wenigstens spazieren.“ Damit war die Mehrheit einverstanden. Schon machten sie sich auf für einen Spaziergang. Doch den Nebelwald erreichten sie nicht mehr. Es wurde langsam dunkel… Zoe lag im flüsternden Gras und sah in den klaren Himmel. Plötzlich knackte es neben ihr und Nain legte sich neben sie. „Wo warst du?“ „Schwimmen“ „Ich hab dich nicht mehr gesehen …“ „Ich dich aber. Mir geht’s gut.“ „Sicher? Du bist manchmal so seltsam …“ Nains Blick wanderte zu Boden. „Entschuldigung …“ Zoe legte der Freundin den Arm um die Schultern. „Is schon ok. Ich weiß es ja.“ Als die beiden getrocknet waren, gingen sie ins Zelt und machten sich Bettfertig. „Was machen wir heute Nacht noch?“, fragte Zoe grinsend. Nain zuckte nur lächelnd mit den Schultern: „Was du willst, aber nicht mehr raus. Hier is es noch einiger Maßen warm.“ Zoe nickte und setzte sich in Schneidersitz. Nain lächelte sie dankend an, doch Zoe wusste nicht recht wieso: „Was ist?“ „Ich bin froh, dass wenigstens du mitgekommen bist.“ „Aber das ist doch Ehrensache. Das gehört sich so für echte Freundinnen.“ Urplötzlich saß Nain regungslos da. Zoe bemerkte, wie vorhin auch, dass Nain zu lauschen schien. „Was ist?“ Nain hielt nur ihren Finger vor die Lippen. Zoe blickte sie fragend an. Dann öffnete Nain das Zelt und steckte den Kopf hinaus. Ihr Blick galt dem Himmel; es war Sternenklar und Vollmond. Danach kam sie wieder herein und machte den Reißverschluss zu. „Was ist denn mit dir?“ Ein Schrei. Ein schmerzender Schrei, Widerwillen und Angst lag auch in ihm. Nain spitzte die Ohren und Zoe zuckte zusammen. Stille- aber nicht für lange. Wenige Sekunden später war ein Wolfsheulen zu vernehmen. „Leg dich!“, befahl Nain zu ihrer Freundin, die sich auch sofort legte. „Beweg dich nicht mehr und versuch zu schlafen!“ Nain öffnete das Zelt wieder. „Was hast du vor?“ „Ich bin bald wieder da … Zoe?“ „Ja?“ „Wenn morgen früh kein Lebewesen neben dir liegt, dann hol meine Mutter zur Hilfe, ok?“ Zoe nickte etwas verwirrt und Nain verließ das Zelt und verschwand im Dunkel. Das Mädchen konnte einiges zaubern, das hatte sie von ihrer Mutter gelernt. Sie machte das Zelt kaum sichtbar und schlich Richtung Bäume. Nain ging querfeldein. Vor ihr tauchten kurz zwei leuchtende Punkte auf, die gleich darauf wieder verschwanden. Ein Knistern in den Kronen der Bäume, ein Knacken ca.30 Meter von ihr entfernt. Schnell verwandelte sich das Mädchen, welches nicht umsonst als anders dargestellt wurde, in ein Eichhörnchen und kletterte auf den nächsten Baum. Es war ruhig, doch da- wieder ein Knacken. Nain sprang von Ast zu Ast dem Knacken entgegen. Merkwürdig … was kann das sein?, dachte sie und plötzlich sah sie einen Umriss am Waldboden. Stille. Die schwarze Gestalt schaute sich um und dann hörte man ein dumpfes Knurren. Wieder vernahm Nain in der Ferne die leuchtenden Punkte. Sie waren rot. Ein Fledermausschwarm flog über die Baumkuppen. Fledermäuse um diese Uhrzeit? Sie fliegen sonst doch in der Dämmerung … Ein Brüllen. Ein wütendes Brüllen. Es kam aus der Richtung, in der sie vorhin das Heulen gehört hatte. Plötzlich kehrte wieder Stille ein. Das wurde Nain zu unheimlich und sie nutzte die Chance. Schnell sprang sie vom Baum. Auf dem Boden landete ein Reh, welches mit weiten Sprüngen zurück zum See eilte. Dort verwandelte sie sich wieder in einen Menschen und krabbelte ins Zelt, das daraufhin wieder sichtbar wurde. Leise legte sie sich in ihren Schlafsack. Zoe schlief schon tief und fest. Am nächsten Morgen… Zoe erwachte schon um halb neun. Nain schlief noch ruhig. Der Morgen war schön und warm. „He … aufstehen …“, Zoe öffnete das Zelt und trat ins Freie; die Sonne strahlte vom blauen Himmel. Nain wachte auf, als sie von dieser geblendet wurde. Sie setzte sich auf und Zoe wusch sich in der Zeit am See. Die anderen lagen noch in ihren Betten, doch Jule und Nicky machten sich Sorgen um die beiden im Nebelwald. Denn wieder sollen Kinder verschwunden sein, unter ihnen Markus. Es sind schon insgesamt drei Kinder verschwunden, das erste war Kail. Der Junge war im Jahr 2000 am 1.Mai verschwunden. Er wurde im Nebelwald allein gelassen, nur für eine Stunde, doch man fand ihn nie wieder. Niemand weiß, was geschehen war. Zoe saß auf einem Stein und ihr Haar wehte im Wind. Nain begab sich zu ihr: „Morgen.“ „Morgen … wann kamst du?“ „Du hast schon geschlafen.“ „Was hast du denn überhaupt gemacht?“ „Ich hab mich nur ein bisschen umgeguckt.“ Noch nicht einmal Zoe wusste von den Fähigkeiten Nains. Doch Nain hatte nicht vor, es ihr noch lange zu verheimlichen. „Zoe …“ „Ja?“ „Gehst du Feuerholz holen? Ich zünde den Rest dann an.“ Zoe nickte und stand langsam auf. Dann schaute sie sich um und ging langsam in den Wald. Nur ungern ließ Nain sie alleine in den Wald gehen, doch Tagsüber konnte ja nicht viel passieren. Es war erst neun. Zoe ging denselben Weg wie gestern, doch dann kam sie vom Weg ab. Jedes geeignete Stück Holz sammelte die 17-Jährige auf. Nach mehreren Kilometern Weg, der ihr jedoch nicht so lang vor kam, entdeckte Zoe ein altes Haus. Es sah heruntergekommen aus. Die Fenster waren zugenagelt. Als Zoe versuchte, die Tür zu öffnen- sie war nicht verschlossen. „Merkwürdig …“, sie öffnete die Tür ganz. Im Haus war es still. „Wird unbewohnt sein“ Sie ging hinein und sah sich im Erdgeschoss um. Es ging ein Stockwerk hoch und auch runter. Ein Keller, dachte sie. Dann war ein Knacken im oberen Stock zu hören. Zoe war still und lauschte. Stille. Da war doch was, dachte sie. Nichts zu hören. Es war still, als ob das Haus die Luft anhalten würde. Dann schlich Zoe zur Treppe, sah nach oben, doch dann schlich sie sich aus dem Haus und lief mit dem Holz auf dem Arm zurück zum See. Nain saß am Ufer, das Feuer brannte; in einer merkwürdigen Farbe. Feuer ist doch nicht blaugrün. Doch als Nain Zoe hörte, wurde das Feuer rot. Zoe schüttelte ungläubig den Kopf. „Wo warst du so lange?“, Nains Stimme klang etwas besorg. Sie setzte sich neben Zoe, die das Holz ans Feuer legte: „Ich hab mich noch ein bisschen umgesehen. Wie lange bleiben wir im Wald?“ „Bis Montag, wenn wir dann Schule haben, sonst so lang es geht … wenn dir das Recht ist.“ Zoe lächelte: „So lang wie möglich!“ Die beiden umarmten sich. Das liebte Nain an Zoe. Sie war die einzige, die sie verstand und wirklich zu ihr hielt. Um halb elf traf sich die ganze Clique am Brunnen im Dorf, natürlich ohne Zoe und Nain. „Was hast du denn vor?“, fragte Lynn. Emma hatte alle zusammengerufen. „Ich wollte vorschlagen, in den Nebelwald zu gehen.“ „Ich darf das doch nicht!“, warf Molli sofort ein. „Es ist Tag, was soll schon geschehen?“, meinte Jule. Sie fand den Vorschlag gut. „Sie hat Recht“, meinte Aghate, doch auch sie hatte etwas Bammel. Carina war dagegen, doch sie wollte die anderen nicht im Stich lassen. Nach dem Mittagessen gingen sie dann alle los. Nain und Zoe waren wieder im See. Diesmal aber zusammen. „Wo bist du das letzte Mal ab geblieben?“ Nain zuckte nur mit den Schultern und tauchte unter. Zoe hinterher. Sie machten eine Wasserschlacht und dann hörte Nain Schritte. Sie stützte sich auf Zoes Schultern, als diese an einer Stelle war, an der sie stehen konnte, und schaute in Richtung Bäume. Die Mädels lachten und näherten sich durch den Wald dem See. „Was meint ihr, was die grad machen?“ „Schwimmen oder schlafen.“ „Die schlafen doch nicht mehr, nicht Nain. Schwimmen kann gut sein.“ „Und was machen wir, wenn sie nicht da sind?“ Alle zuckten mit den Schultern. Nain und Zoe legten sich zum Trocknen in die Sonne. Zoe auf einen warmen Stein und Nain ins trockene Gras. Sie hätte sich auch einfach in ein Tier verwandeln können, dann wäre sie trocken gewesen. Doch das konnte sie jetzt nicht. Dann kamen die Freundinnen. „HEY!“, riefen alle und Zoe und Nain sprangen auf. Sie fielen den anderen in die Arme. „Na ihr … was habt ihr denn schon so angestellt?“ „Nicht viel …“ „Was führt euch denn hierher?“, Zoe lächelte, während Nain um die anderen herum ging. „Wir dachten, wir besuchen euch mal, so ganz allein hier draußen.“ Zoe schaute sie an Sheela vorbei zu Nain: „Was ist?“ Nain drehte sich wieder um: „Äh … nichts.“ Zoe legte den Kopf schief und jetzt sahen auch die anderen Nain fragend an. „Echt nicht“, meinte die nur und stellte sich zu den anderen. Nach einigen Minuten ging die Clique zu dem Zelt von Zoe und Nain. Dort setzten sie sich an den See und quatschten weiter. Nach diesem Wochenende hatten die Kinder des Dorfes noch zwei Tage Hitzefrei, doch alle waren zu Hause. Nain hatte bei ihrer Ziehmutter Zauber Unterricht und machte sich schon ziemlich gut. „Konzentriere dich besser. Dann klappt es auch und viel leichter ist es dann auch“, erklärte Madiva ihrer Tochter und Nain übte jeden Tag das, was Madiva ihr aufgab. Kapitel 3: 3 ------------ Nach zwei Wochen gab es Ferien… „Was macht ihr so?“, fragte Lynn. „Ich wollte wieder in den Wald“ Nain schaute zu Zoe, die zu ihnen gekommen war. „Und ihr?“ „Ich weiß noch nicht“, kam es von vielen. Noch niemand hatte eine Idee. „Kommt doch einfach mit mir, dann bin ich wenigstens nicht allein. Es ist das letzte Mal doch auch nichts passiert. Ihr müsst also keine Angst haben.“ Alle schwiegen. „Ich geh wieder mit“, sagte Zoe und auch Nicky und Jule erklärten sich freiwillig. Als sich immer mehr bereit erklärten, gingen schließlich alle mit, sogar Carina. Zu Hause wurde nichts gesagt, nur Nain sagte Madiva Bescheid. Sie packte ihre Sachen, denn die Clique wollte schon am Samstag los. Auch die anderen packten und bereiteten sich auf die nächsten Tage vor. Hoffentlich passiert wirklich nichts, dachte Aghate, doch sie war ganz zuversichtlich, dass nichts geschehen würde, da sie doch so viele waren. Nur Anfangs hatten alle ein bisschen Angst, doch als sie sich diesen Gedanken durch den Kopf gehen ließen, waren alle Sorgen vergessen. Bei Nain fühlten sie sich im Wald sicher, da sie sich dort sehr gut auskannte und sehr selbstbewusst war. Am Samstag war es dann so weit… Zoe klingelte und Nain lief zur Tür: „Hi!“ „Na? Wann kommen denn die anderen, oder treffen wir uns am See?“ „Nein, Molli und Missy wollen um halb eins kommen“, erklärte Nain. Einige Zeit später klingelte es und Nicky, Jule und Emma standen vor der Tür. „Kommen wir schon zu spät?“, fragte Emma. Nain schüttelte lächelnd den Kopf. Als endlich alle da waren, sagte Nain Bescheid und die Mädels machten sich auf den Weg zum Wald. Am Waldrand wurde es einigen wieder bange, doch Zoe, Jule, Nicky und Emma gingen Nain ohne Zögern hinterher. Deshalb gingen auch die anderen locker weiter. Am Sternensee angekommen legten alle ihr Gepäck ab und setzten sich. „Pause“, stöhnte Lynn und auch Aghate keuchte. Carina und Sheela grinsten, doch alle legten sich dann ins Gras. „Aber ehrlich mal: Habt ihr solchen Schiss hier zu schlafen?“, fragte Nain gehässig. Alle sahen sich an und einige schüttelten den Kopf. „Es passiert ja auch nichts.“ Zoe blickte zu den anderen und einige nickten. Nach einigen Minuten sagte Jule: „Lasst uns mal mit den Zelten anfangen, sonst werden wir ja nicht fertig, oder wir ham es dann wenigstens hinter uns.“ Nicky und Missy nickten und dann standen alle auf und nahmen die Zelte. Die, die zusammen in einem Zelt schlafen wollten, bauten auch zusammen auf. Das waren: Zoe und Nain, Nicky, Lynn und Carina, Jule, Missy und Molli und Sheela, Emma und Aghate. Das Zelt aufzubauen dauerte nicht sehr lange und als die Mädchen fertig waren, meinte Nain: „Wer hat denn Lust zu schwimmen? Der Rest kann ja schon mal Holz sammeln gehen.“ Wieder schauten sich alle an und Jule, Molli und Nicky entschieden sich fürs Schwimmen. Die anderen gingen zusammen mit Zoe Holz sammeln. Nain zog ihre Schuhe, Strümpfe und Hose aus und sprang ins Wasser. Die drei anderen zogen sich um und gingen langsam hinein. Wieder mal konnte man Nain nicht mehr sehen. Es machte ihr einen riesigen Spaß, als Otter zu schwimmen. Doch dann schwamm sie mit den anderen. Zoe und der Rest der Clique waren unterwegs im Wald und sammelten Holz. Zoe hielt sich diesmal fern von dem Haus, damit die anderen es nicht sahen. „Reicht das?“, Sheela blickte zu Zoe und die nickte: „Ist gut. Wir können gehen, dann ist für uns vielleicht auch noch Zeit zu schwimmen.“ Die Girls liefen durch den Wald zurück zum See. Dort planschten Nain, Jule, Nicky und Molli herum. „HEY!“, rief Missy schon von weitem. Emma und Sheela zogen im Laufen ihre Shirts aus und nachdem sie auch ihre Hosen und Schuhe aus hatten, sprangen sie ins kalte Nass. „Uh … woah!“ Es war wirklich kalt, doch das störte nicht lange, denn nachdem man einige Runden gedreht hatte, wurde es warm. „Lynn …“ Lynn drehte sich zu Molli um, die ihr sofort eine Ladung Wasser ins Gesicht spritzte. Auch Carina wurde nass gemacht und zwar von Aghate und Emma. Nain tauchte wieder unter und verschwand. Zoe bemerkte das und beschloss, sie später darauf anzusprechen. Später kam auch ganz schön schnell. „Lasst uns raus gehen“, schlug Missy vor, „dann können wir uns noch in der Sonne trocknen!“ Alle waren einverstanden, nur Nain war immer noch verschwunden. Doch das merkte fast keiner, außer Zoe. Nicky und Jule merkten, dass Zoe unruhig war und merkten daraufhin auch, dass Nain fehlte. Am Ufer des Sees saß eine Wildkatze. „Hey … Jule, guck mal“, Molli zeigte zu dem Tier, „Die is gar nich scheu …“ Jule lächelte und die Mädchen beobachteten die Katze. Sie putzte sich seelenruhig auf ihrem Stein in der Sonne. Es war schönes Wetter. Sommer total war angesagt. Das ließen sich die Mädels ja auch nicht zweimal sagen. Es wurde langsam dunkel und mit einem Mal war die Katze verschwunden. Aghate und Carina versuchten sich am Feuer, wobei Lynn ihnen half. Plötzlich kam Nain aus ihrem Zelt. „Hey! Wo warst du?“, fragte Sheela. Nain zeigte auf ihr Zelt: „Da drin. Wieso?“ „Du warst einmal weg.“ Das Mädchen lächelte nur und setzte sich, ganz trocken, zu den anderen ans Feuer. Die hatten allerdings alle noch feuchte Haare, doch keiner merkte das wirklich. Alle hatten was zum Essen dabei, zum grillen, oder Stockbrotteig. Auch Marshmallows waren dabei. Die Sonne verschwand hinter den Bäumen und erste Sterne waren zu sehen. Nain schaute zu den Sternen und suchte den Mond. Doch der zeigte sich noch nicht, allerdings war es eine klare Nacht. „Das wird schön“, meinte Zoe und alle nickten. Die Sorgen waren passe und Angst- pah! Vergessen! Das wollte Nain von allen hören und soweit hatte sie ihre Freundinnen nun. Allen gefiel es und zu essen hatten sie genug, die Zelte standen stabil und im Wald war es friedlich- noch. Jetzt wurde es richtig dunkel und auch der Mond war zu sehen. Der strahlte voll. Das Feuer leuchtete ebenfalls roten Lichts. Die Mädchen erzählten sich Geschichten und auch über die Schule. „Macht doch tierisch Spaß!“, bemerkte Sheela. „Ja! Es ist richtig toll hier draußen!“, warf Molli ein. „Ich frag mich, warum Mum mir das nicht erlauben wollte“, meldete sich Lynn. Auch Aghate sagte: „Wegen den Gefahren- aber ich hab hier noch nichts gefährliches erlebt!“ Alle lachten. Vollmond, dachte Nain. Sie war schon seid dem Essen so still gewesen. „Ist was?“, flüsterte Zoe ihr zu. Nain schreckte aus ihren Gedanken: „Was?“ Zoe schaute sie zweifelnd an. Nain erwiderte dies mit einem fragenden Blick. Alles andere quatschte. „Still!“, sagte Nain plötzlich. Alle sahen sie an. Vollmond hatte wieder Folgen- ein Schrei. Es war der gleiche, wie an erste Mai. Die Mädels zuckten zusammen und schauten ängstlich in den Himmel. Doch Nain blieb aufrecht sitzen und lauschte. Stille. Molli und Lynn sahen sich um. Ein Heulen. Das Heulen eines Wolfes, oder das eines Werwolfes? Angst spiegelte sich in den Gesichtern der Mädchen wider. Nain schloss die Augen und stand dann auf. Sie drehte sich Richtung Wald und schien etwas zu suchen. „Was ist los?“, fragte Jule mit zitternder Stimme. „Was war das?“, hörte man aus Aghates Richtung. Diese Fragen stellten sich auch die anderen. Zoe stand ebenfalls auf und stellte sich neben Nain: „Nain, was war das? Was ist los hier?“ Plötzlich griff Nain nach Zoes Hand und lief mit ihr in den Wald. Die anderen sahen den beiden ängstlich nach, dann sahen sie sich an. Nach einer Weile Schweigen, standen alle auf und verkrochen sich in den Zelten. „Sollen wir uns alle in eins setzen?“, fragte Sheela, „Dann merken wir, wenn einer fehlt.“ Damit waren alle einverstanden und verkrochen sich in Lynns Zelt, es war nämlich am größten. „Was machst du?“ Zoe musste mit Nain mithalten, was im Wald nicht so einfach war. Nain lief einfach geradeaus, ohne sich umzusehen. Ruckartig hielt sie an und schaute zu Zoe. Die atmete schwer, doch Nain war nicht aus der Puste. Sie war förmlich über den Boden geflogen. „Hast du das gehört?“, fragte Nain. Zoe nickte langsam: „Ja, warum?“ „Weißt du, was das war?“ Zoe schüttelte den Kopf. „Sicher?“ „War das der …“ „Der?“ Nain starrte Zoe auffordernd an. Die schluckte: „Werwolf?“ Daraufhin nickte Nain: „Ich wollte den anderen keine Angst machen. Die Geschichten über diesen Wald sind wahr. Hier geschehen verrückte Sachen. Es gibt einen Werwolf, ich hab ihn gesehen.“ Zoe starrte Nain erschrocken an. Sie fing an zu zittern: „Und … dann holst … du uns noch … alle mit … hier hin?!?“ Ein Knacken. Nain erschrak. Sofort verwandelte sie sich, vor den Augen Zoes, in einen Leoparden, nahm Zoe auf den Rücken: „Halt dich fest!“, fauchte das Tier. Zoe gehorchte, ohne recht zu begreifen, was sie tat. Nain kletterte auf einen Baum und verwandelte sich oben in einen Marder. Sie schaute in Zoes verschreckte Augen, dann zu Boden. Eine schwarze Gestalt trottete mit stampfenden Schritten unter ihnen vorbei. In der Ferne konnte man wieder die leuchteten Punkte sehen und auch zwei Fledermäuse flogen über sie. ZWEI? Und dann um die Zeit!, dachte Zoe. Nain saß wieder in Menschengestalt neben ihr und hielt den Finger auf die Lippen. Zoe nickte. Alles war still. „Komm“, flüsterte Nain, „Spring kurz nach mir, aber genau über mir!“, befahl sie und Zoe blieb kurz sitzen. Nain landete als Hirsch und Zoe fiel ihr genau auf den Rücken. In großen Sprüngen flog der Hirsch über den Waldboden und kam dem See näher. Es raschelte neben den beiden und durch den Schreck wurde der Hirsch zur fauchenden Katze. Nain machte einen Buckel und sträubte die Haare. Zoe flog vor ihr zu Boden. Sie schaute mit weit geöffneten Pupillen zu dem Busch und als sie das Knurren vor ihr hörte, wurde aus ihr eine Katze, die sich hinter der von Nain verkroch. Nain schaute Zoe erstaunt an, die wusste nicht was war, so verschreckt war Zoe. Dass sie eine Katze war, fiel ihr einfach nicht auf. Als das Knurren immer lauter wurde, verwandelte sich Nain schnell in einen Geparden, biss Zoe in den Nacken und sprintete so schnell wie möglich in eine andere Richtung. Kurz darauf schoss ein Zähne fletschender Wolf aus dem Gebüsch und stellte sich auf die Hinterbeine. Dieses braungraue Wesen schaute dem verschwindenden Bündel hinterher, doch er verzog sich wieder. Im Camp saßen alle zusammen geengt in Lynns Zelt und machten sich langsam Sorgen um die Verschwundenen. „Was meint ihr, was das war?“, fragte Carina. „Ein Wolf …“, sagte Aghate leise. „Aber was macht Nain mit Zoe im Wald? Dort ist es doch noch gefährlicher!“, meinte Jule besorgt. Nicky nickte: „Was hat Nain vor?“ „Sie benimmt sich manchmal wirklich komisch“, sagte Missy. Dazu nickte Lynn. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte Emma. „Warten“, meinte Sheela, „Was sonst?“ Alles schwieg. „Wir können sie ja auch suchen“, schlug Jule vor. „Aber …“ „Kein aber!“, Nicky machte die Zelttür auf und krabbelte nach draußen: „Kommt ihr jetzt?“ Jule atmete tief durch und krabbelte auch nach draußen. Der Rest sah sich an. Dann krochen auch Emma und Lynn raus. Ihnen folgte Sheela. Missy und Molli entschlossen sich dann auch zu helfen. Aghate und Carina zögerten: „Wir können doch auch hier auf euch warten und wenn die beiden kommen, sagen wir, dass ihr sie suchen seid …“ Alle schauten die beiden auffordernd an. Dann wurde Aghate weich und stand kurz darauf neben Nicky. Alleine wollte Carina nicht bleiben und ging dann auch mit. Irgendwann wurde Nain langsamer und sah sich um. Der Wolf war weg. Sie wusste, dass musste der Werwolf gewesen sein. Langsam setzte sie Zoe ab und stand wieder als Mensch da. Zoe schaute zu ihr nach oben, dann an sich herunter und mit verschrecktem Gesicht wurde sie wieder ein Mensch: „Was war das?“ Sie starrte Nain an. Die lächelte: „Du hast das auch. Wie du vielleicht gesehen hast, kann ich mich in Tiere verwandeln und du auch.“ –„Ich auch?“ –„Wenn du dich erschreckst. Das war bei mir früher auch so.“ Nain stellte sich neben Zoe und nahm sie an der Hand. Zoe zitterte: „Was war das?“ Nain ging langsam los: „Ein Werwolf. Ich hab dir geholfen.“ „Geholfen?“ „Ich kann dir beibringen, die Verwandlung halbwegs zu kontrollieren, doch das beansprucht Zeit.“ „Verwandlung?“ Zoe war immer noch neben der Spur und verstand nur sehr wenig. „Die Verwandlung in eine Katze.“ Zoe schaute Nain fragend an. Die Clique durchforstete den Wald nach den Freundinnen. Plötzlich hörten auch sie ein Rascheln und ein folgendes Knurren. „Was ist das?“, fragte Nicky leise. Aghate klammerte sich an Jule und Missy an Carina, doch die hing schon an Lynn. Alle zitterten- und das nicht zu Unrecht. Der Werwolf stürzte sich nicht direkt auf die Kinder, sondern richtete sich vor deren Augen auf und fletschte wieder die Zähne. Alle fingen an zu schreien. Das hörten Nain und Zoe. „Zoe!“, rief Nain, „Keine Angst jetzt. Steig einfach auf!“ Plötzlich stand ein Hirsch neben Zoe. Dieser nickte zu seinem Rücken und duckte sich etwas. Zoe stieg zögernd auf, doch schon als sie nur das Geweih berührte, zum Festhalten, raste das Tier los. In dieser Nacht schien sich alles zu verändern. Auch die anderen Mädchen mussten durch die Einwirkungen des Nebelwaldes eine solche Verwandlung durchmachen. Molli wurde zu einem Hund und lief davon. Ihr gleich taten es Emma, Missy und Sheela. Aghate verschwand als Eule in den Bäumen, Lynn verkroch sich als Schlange im Gebüsch und Carina und Jule verwandelten sich in Zwergschweine, die sich auf die Hufe machten. Als Känguru verschwand Nicky im Wald. Nun musste sich der Wolf entscheiden, wem er folgen wollte, doch er blieb zurück. Nain stoppte und stand wieder als Mensch vor Zoe. „Was ist jetzt?“, fragte die. Nain lauschte und schaute sich um. „Hoch da!“, sie zeigte auf den Baum. „Aber … da komm ich so schnell nicht hoch!“ „Du kommst!“ Nain kletterte als Katze nach oben. Als Zoe das Knacken ca.20 Meter hinter sich hörte, verwandelte auch sie sich aus Angst wieder in eine Katze und kletterte zu Nain. Ein Junge ging unter ihnen entlang. Er schien nicht viel auffallen zu wollen, doch Nain hatte einen merkwürdigen Geruch in der Nase. Dies war kein normaler Mensch. Der blonde, nicht extrem große Junge roch nach- Bär! Er war das Wesen, das hier als Grizzly bezeichnet wurde. Dieser Junge hatte die Fähigkeit wie Zoe und konnte sich in ein Tier verwandeln. Während dieser Gedanken lief der Kerl schleunigst davon und aus dem Gebüsch war ein Schnaufen zu hören. Ein Rascheln und dann trat ein weiterer Junge hervor: „Verschwinde nur! Du weißt warum!“, rief der dem Blonden hinterher. Dieser Junge hatte braune, schulterlange Haare und war muskulös gebaut. Er schaute dem anderen noch etwas nach, bekam plötzlich Widderbeine und ging davon. Einige Stunden später tauchten alle als Menschen wieder im Camp auf. Doch was sie dort sahen, war nicht sehr erfreulich. „Was soll das ganze!“, sagte Aghate aufgebracht. „Die Zelte sind hin!“, meckerte Emma. „Und was war das im Wald?“, Lynn wandte sich sofort an Nain. Die wollte es nicht länger vor den anderen geheim halten: „Ihr könnt mich für eine Verrückte halten, doch im Wald läuft wirklich ein Werwolf herum. An erste Mai hab ich ihn das erste Mal gesehen. Er hat dem Anschein nach auch unsere Zelte zerstört.“ Nain ging zu einem der Zelte und nahm einen Fetzen. Alles war zerstört. „Wo sollen wir denn jetzt schlafen?“, fragte Missy. „Nach Hause können wir jetzt nicht mehr“, meinte Sheela. „Durch diesen Wald geh ich jetzt nicht mehr!“, warf Carina sofort dazwischen. Das war die Meinung aller, nur nicht die von Zoe. Sie wollte in den Wald, doch nicht mehr diese Nacht. Sie wollte sich das Haus näher ansehen. „Wir schlafen dann eben im Freien“, sagte Nain nur und legte sich ins Gras. Alle starrten sie an. „Was? Das hab ich hier schon öfter gemacht und ihr seht ja, mir ist noch nichts passiert. Und wenn euch kalt wird, einige Schlafsäcke sind noch ganz ok.“ Bereitwillig legte sich Zoe auf die eine und Jule auf die andere Seite neben Nain. Nicky legte sich dann auch dazu. „Wenn wir uns warm halten“, erklärte Jule, „dann brauchen wir keine Schlafsäcke.“ „Und passieren kann uns, wenn wir zusammen halten, auch nicht viel“, meinte Sheela, die sich auch gelegt hatte. Nain setzte sich: „Der Werwolf kommt nicht gern aus dem Wald. Es sind Jungen in dem Wald…einer war ein Satyr und der andere ein Bär. Der Satyr roch auch nach Stier.“ „Roch? Satyr?“ Jetzt blickten die Mädels gar nicht mehr durch. „Ist doch auch egal jetzt…lasst uns schlafen“, meinte Sheela, aber auch sie hatte keine Ahnung, was Nain meinte. Kapitel 4: 4 ------------ Am nächsten Morgen… Alle Mädchen lagen aneinander gekuschelt im Gras und schliefen. Zoe wachte als erste auf, denn sie hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Die Dinge vom Vortag waren ihr auf den Magen geschlagen. Sie wollte wissen, was genau geschehen war. Sie stand auf und setzte sich an den See. Sie schaute ins Wasser, als plötzlich Nain anfing zu grummeln. Zoe wandte sich der Mädchenmenge zu und beobachtete ihre Freundin beim Aufstehen. „Morgen“, sagte Zoe und Nain guckte sie mit müden Augen an. „Na, gut geschlafen?“ Nain lächelte und nickte. Dann stand sie auf und ging zu Zoe. „Was ist los mit dir? Warum bist du schon so früh wach?“, fragte sie und Zoe schaute wieder ins Wasser: „Keine Ahnung … konnte einfach nicht mehr schlafen.“ Nain legte ihr den Arm um die Schultern: „Es ist dir sehr auf den Magen geschlagen …“ „Was meinst du genau?“ „Gestern Nacht. Glaubst du es denn wenigstens?“ Zoe nickte. „Die anderen schlafen ja noch …“, meinte Nain und sah zu dem Mädchen Knäuel. Zoe drehte sich auch zu den anderen und nickte wieder. „Soll ich es dir zeigen?“, fragte Nain wieder und Zoe schaute sie fragend an: „Was zeigen?“ „Wie man das macht.“ Zoe zuckte nur mit den Schultern, dann sah sie wieder ins Wasser. Eine Sekunde später lag ein Tiger neben ihr und Zoe wäre fast ins Wasser gefallen, vor Schreck. Der Tiger fing an zu schnurren und rieb sich an ihr. „Nain …“, flüsterte Zoe und der Tiger nickte. Kurz darauf saß Nain wieder als Mensch neben Zoe. „Wow! Wie machst du das?“ Jetzt war Zoe neugierig und nicht mehr ängstlich über die Sache. „Du musst dich darauf konzentrieren. Gestern hast du dich aus Angst verwandelt, aber ich kann dir nicht solche Angst einjagen … oder doch …“, Nain drehte sich weg und Zoe schaute sie immer noch interessiert an. Nain stand auf. „Was machst du?“, fragte Zoe, doch die Freundin gab ihr keine Antwort. Nain ging Richtung Wald, doch plötzlich stürzte sie sich als Löwe auf Zoe. Die fing an zu schreien und verwandelte sich wieder in eine Katze. Alle anderen schreckten auf und sahen den Löwen und die Katze auf dem Stein. Mit großen Augen blieben sie wie angewachsen sitzen. Zoe öffnete als Katze wieder die Augen und Nain lächelte sie als Löwe an: „Siehst du? Du musst dich entweder konzentrieren, oder dir eine Angst einflößende Vorstellung machen“, schnurrte der Löwe und verwandelte sich daraufhin in eine Siamese. Zoe war eine getigerte Katze und beide Katzen sahen zu den Freundinnen, die sich immer noch nicht regten. Zoe und Nain sahen sich an und nickten. Dann liefen die zwei Katzen zu den Mädchen. Zoe schmiegte sich an Aghate und Nain an Sheela. Dann schauten sich die Katzen wieder an und gleichzeitig schnurrten sie: „Ihr könnt das auch.“ Alle Girls schraken zusammen, doch Jule erinnerte sich richtig an den Vorabend und nickte: „Aber keine Katze …“ Nain legte den Kopf schief: „Also stimmt es doch. Es liegt am Nebelwald. Was warst du, Jule?“ „Ein kleines Schwein.“ Carina schaute sie an: „Ich auch.“ „Ich war eine Schlange“, sagte Lynn. „Und ich ein Hund“, meinten Molli, Missy, Emma und Sheela gleichzeitig. Nicky schaute die anderen an: „Ich war ein Känguru.“ Nain verwandelte sich dann in einen Jaguar und Zoe später wieder in einen Menschen: „Ich geh in den Wald Holz holen.“ „Ok, soll einer mit“, fragte Missy und Zoe schüttelte nur den Kopf. Zoe machte sich also auf den Weg. Sie ging wieder Richtung des Hauses. Dort angekommen, es dauerte wieder etwas länger als sie vermutete, öffnete sie die Tür und trat ein. Es war dunkel im Innern, doch Zoe konnte genug sehen. Sie ging an der Treppe vorbei. Dann hörte sie von oben wieder das Knacken und drehte sich um. Langsam ging sie rückwärts weiter. Plötzlich spürte sie etwas hinter sich. Sie lief gegen irgendetwas- oder irgendjemanden? Ruckartig fuhr sie herum und ging einige Schritte zurück. Sie konnte zwar nicht viel sehen, doch sie erkannte einen Jungen vor sich. Es war allerdings keiner der beiden vom Vortag. Die schlanke Gestalt fragte mit freundlicher Stimme: „Wer bist du? Was machst du hier allein im Wald?“ Zoe zögerte: „Ich … ich bin Zoe. Und ich bin mit meinen Freundinnen am See.“ „Mit deinen Freundinnen also … was macht ihr hier?“ „Wir zelten … wer bist du denn? Oder was machst du in diesem Haus?“ Der Junge, der immer noch im Dunkeln stand, sagte nach einiger Zeit: „Ich heiße Sky. Ich woh… äh … meinem Vater gehört dieses Haus. Aber es bleibt sicher nicht mehr lang stehen, wenn wir es nicht endlich mal renovieren.“ Zoe lächelte. „Was ist?“, fragte Sky, aber Zoe hätte nicht gedacht, dass er es sehen würde. Skys Augen sahen auch etwas merkwürdig aus, doch das konnte ja auch an der Dunkelheit liegen. „Was ist?“, fragte er wieder, „Warum lächelst du?“ „Ich … weiß nicht. Mir war so danach. Warum stehst du hinter der Treppe?“ Sky stockte: „Weil…weil die Tür offen steht.“ „Was ist daran so schlimm? Dann sieht man wenigstens was. Ist das schlimm für dich?“ „Vom sehen her ist es mir egal, aber … ich hab ne Sonnenallergie.“ Zoe nickte: „Soll ich sie zu machen?“ Sky lächelte sie freundlich an. Zoe machte, was sie gesagt hatte und dann kam Sky in den Flur: „Was willst du hier machen? Warum bist du eigentlich hier?“ Zoe setzte sich auf die Treppe, die sofort knackte. Sky grinste, weil sie sich so erschreckt hatte. „Ich hab das Haus schon einmal gesehen und wollte wissen, wem es gehört und … na ja … ob hier überhaupt jemand ist.“ Sky lehnte sich an die Wand vor ihr und nickte. Er war über 180cm groß, das konnte Zoe schätzen. Es war wieder still. Nain saß nun schon seit längerer Zeit schweigend vor dem Feuer. Die anderen wuschen sich am See und dann setze Sheela sich neben sie: „Was ist los?“ Nain schüttelte nur den Kopf. Sie machte sich langsam Sorgen, weil Zoe schon so lange weg war. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte Zoe und Sky drehte den Kopf zu ihr. Er zuckte mit den Schultern und sie schaute ihn verträumt an. „Was ist?“, fragte er. „Du bist total hübsch … ups hab ich das laut gesagt?“ Sky lächelte und nickte. „Aber echt. Du bist hübsch“, meinte Zoe wieder. „Na ja … wenn du meinst. Ich kann das nicht so beurteilen.“ Sky schaute an sich herab. „Dann guck doch selbst.“ Zoe zeigte zu einem Spiegel, der dort an der Wand hing. „Äh … lieber nicht“, stotterte Sky. „Ach komm schon. Angst?“ „Ich nicht … aber …“, schon schubste Zoe ihn vor den Spiegel. Sky schaute sie an und Zoe ließ ruckartig von ihm ab. Sie ging einige Schritte rückwärts und starrte auf den Spiegel- er war leer! „Was … was …“ Sky schloss die Augen und ging auf sie zu. Er war kein normaler Junge, das merkte Zoe nun auch. „Du … bis …“ Sky blieb stehen: „Hab keine Angst …“ „Ein Vampir!“ Zoe blieb wie angewurzelt stehen. „Ja, bin ich. Aber ich tue dir nichts.“ „Ein … Vampir …“, Zoe sank langsam zu Boden. Sky stellte sich vor sie und ging in die Hocke. Als er mit seiner Hand nach ihr griff, zuckte Zoe zurück. Sky zog die Hand wieder zu sich und sagte mit ruhiger Stimme: „Ich werde dich nicht anrühren. Ich trinke nicht das Blut von Menschen. Aber mein Vater darf dich nicht sehen …“ Zoe wurde langsam wieder ruhiger. Als Sky sich an die Wand setzte, kroch Zoe zu ihm und setzte sich neben ihn. „Du bist echt ein …“ Sky nickte. Als er sie ansah, in diesem Blickwinkel hatte Zoe viel Licht, öffnete er den Mund und zeigte ihr die Zähne. Zoe starrte erst ungläubig darauf, doch als Sky den Mund schloss und sie weiterhin ansah- es war wieder still. Im Camp machten sich die Mädchen langsam Sorgen um Zoe. Wo kann sie nur stecken? Ist vielleicht etwas passiert?, dachte Nain und stand auf. Alle saßen am Feuer und aßen zu Mittag. Zoe war schon seid 3 Stunden verschwunden. Irgendwann machte sich Nain dann auf die Suche. Die anderen sahen nur noch, wie sie im Wald verschwand. Zoe und Sky sahen sich in die Augen. Es war immer noch still im Haus. Skys Vater schlief, was Sky normaler Weise auch tat um diese Uhrzeit. Zoe konnte das Alter des Jungen nur nach seinem optischen Dasein schätzen, doch da er ein Vampir war, konnte man das nicht genau sagen. Er sah allerdings aus wie 16 oder 17. Es war immer noch still, doch dann- langsam näherte sich Sky Zoe. Sie schloss die Augen, doch sie hatte auch Angst dies zuzulassen. Er hat versprochen mich nicht zu beißen, dachte Zoe und dann küssten sich die beiden. Es war ein wundervoller Kuss. Zoe hatte sich Jungs noch nie hingezogen gefühlt, doch bei Sky war das anders. Sie kannte ihn nicht, doch von Anfang an war da etwas, was ihn anziehend machte. Nain streifte durch den Wald. Sie versuchte eine Spur von ihrer Freundin aufzunehmen, doch sie konnte sie nicht ausfindig machen. Wo kann sie denn nur hingegangen sein?, fragte sie sich. Plötzlich hörte sie wieder etwas hinter sich im Busch rascheln. Als sie stehen blieb, war es still und wenn sie sich bewegte, fing das Rascheln wieder an. Sie fühlte sich beobachtet und jemand folgte ihr. Sky ließ von ihr ab und öffnete die Augen. Seine Augen funkelten, denn Zoe konnte ja nicht wissen, wie lange Sky in diesem Haus einsam leben musste. Auch sie öffnete die Augen und sah an die Wand. Wieder schwiegen die beiden. Für Zoe war es der erste Kuss und dann noch ein Vampir, in den sie sich scheinbar verliebt hatte. Für Sky war es zwar nicht der erste Kuss, doch er hatte schon seid sehr vielen Jahren keine Menschen mehr gesehen und hätte nie gedacht, sich in einen zu verlieben. Zoe stand langsam auf und er schaute zu ihr hoch: „Was ist?“ „Ich muss los … meine Freundinnen suchen mich bestimmt schon.“ Auch Sky stand auf. Ihm war nicht ganz bewusst was er sagte, doch: „Kommst du wieder?“ Hatte er das wirklich gefragt? Sie war ein Mensch! Zoe sah zu Boden und dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. Sie schubste ihn wieder hinter die Treppe und lief zur Tür. Die riss sie auf und lief nach draußen. Die Tür flog zu, es war wieder dunkel und Sky alleine. Er fasste sich an die Wange und lächelte. Dann verwandelte er sich in eine Fledermaus, flog nach oben und verschwand dort in einem schwarzen Zimmer. Er legte sich neben seinen Vater und schlief. Die beiden flogen jede Nacht aus, doch Sky überfiel, im Gegensatz zu seinem Vater, keine Menschen. Zoe lief so schnell sie konnte Richtung See. Dort wurde sie von den anderen empfangen, doch Jule fragte: „Wo ist denn Nain? Ich dachte sie wollte dich suchen.“ „Ich hab sie nicht gesehen …“, meinte Zoe, „… dann sucht sie wohl noch …“ Sie drehte sich wieder zum Wald. „Du willst doch nicht schon wieder abhauen“, sagte Sheela. „Jemand muss sie doch suchen!“, erklärte Zoe. „Ja, aber sie kommt wohl wieder. Du bist doch gerade erst wieder gekommen.“ „Wo warst du denn überhaupt?“, fragte Carina. „Ja“, warf Aghate ein, „Du siehst anders aus.“ Zoe schüttelte den Kopf und schaute wieder in den Wald. Nain war immer noch im Wald. Sie fühlte sich auch nicht zu Unrecht beobachtet. Jemand verfolgte sie. Doch wer? Denn jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, war es still. Sie wusste, dass das Rascheln aus dem Gebüsch kam, doch es war schräg hinter ihr. Jetzt reicht’s! Das wird mir hier zu blöd!, dachte sie und sprang als Luchs in das Gebüsch. Soll ich gehen?, fragte sich Zoe, doch erst nahm sie sich etwas zu essen. „Wenn sie in einer Stunde nicht da ist, dann geh ich sie suchen“, sagte sie zu den anderen. Die nickten nur, doch auch alle anderen der Clique machten sich Sorgen um die Freundin. Denn jetzt konnte es sein, das auch Tags über etwas passieren konnte. Zoe wollte nicht sagen, was geschehen war und das machte dem Rest nur noch mehr Sorgen. Nain schaute sich um. Sie streifte dem Rascheln entgegen, was man nicht mehr vernehmen konnte. Es war still, doch dann traf sie auf etwas, was sie nicht vermutet hätte. Ein Junge sah den Luchs mit verschreckten Augen an. Nain verwandelte sich zurück: „Warum folgst du mir?“, fragte sie sofort. Er schwieg. Sie konnte nicht ahnen, was dieser Junge im Wald verloren hatte. „Rede! Sag schon!“, forderte sie ihn auf. „Ich will wissen, was du mit deinen Freundinnen hier machst“, war die Antwort des Fremden. „Wir haben ein Recht am See zu zelten, aber was machst du hier?“ Nain setzte sich und auch er setzte sich richtig hin. Der Junge sah zu Boden: „Ich lebe im Wald … schon mehrere Jahre.“ Nain legte den Kopf schief: „Wer bist du?“ Nun sah er sie an. Er hatte einige Wunden im Gesicht. „Ich heiße Kail“, sagte er und Nain traute ihren Ohren nicht: „Kail? Also bist du der Junge, der 2000 verschwunden ist?“ Er nickte. Kail schaute sie an: „Es ist gefährlich hier. Ihr solltet nicht im Wald bleiben. Der Wolf weiß, wo ihr schlaft.“ „Der Wolf?“ Nain schaute ihn durchdringend an. Nun sah Kail wieder zu Boden. „Du meinst den Werwolf?“, fragte Nain wieder, „Was weißt du davon? Woher weißt du, dass wir hier sind und warum folgst du mir? Nur um mir das zu sagen?“ „Du weißt nicht, was dieses Wesen mit euch anstellt, wenn er euch nicht flüchten lässt!“ „Was? Was würde er anstellen?“, fragte Nain gehässig und beugte sich zu ihm, „Was würde er tun? Woher weißt du so genau Bescheid?“ Kail sah ihr in die Augen und die seine leuchteten leicht rot. Nain erschrak und ließ sich nach hinten fallen. Sie stützte sich auf den Händen ab: „Du?“ Kail kniete sich und nickte: „Ich will euch warnen. Schon lange könntet ihr alle tot sein, doch ich kann mich auch beherrschen.“ Nain stand auf und trat aus dem Gebüsch. Zoe dachte immer noch über Sky nach. Was der wohl nun tat? Doch sie alle machten sich Sorgen um Nain, die schon seid einer halben Stunde weg war. „Ich will nicht länger warten!“, sagte Zoe und stand auf. Alle saßen am See und es war still. Auf diese Worte schraken alle zusammen und sahen Zoe an: „Was hast du denn vor?“ „Ich werde sie suchen.“ Zoe drehte sich um und ging Richtung Wald. „Bleib doch hier“, meinte Missy. Zoe schüttelte nur den Kopf und ging weiter: „Ich komm doch wieder. Ich finde mich zurecht.“ Alle waren wieder still und Zoe verschwand im Nebelwald. Sie ging einen ihr bekannten Weg entlang und schaute sich um. Wo könnte sie sein? Doch sie hatte keine Ahnung. Nain konnte überall sein. Sie kannte sich doch aus, doch Zoe tat dies nicht. Sie musste aufpassen, wo sie hin ging. Eine Spur- die fand sie nie. Doch sie konnte sich denken, wo die Freundin hingegangen sein könnte um sie im Wald zu suchen. Im Wald war es totenstill. Kein Wind bewegte die Blätter, kein Tier war am Boden. Stille. Das gefiel Zoe nicht, denn sonst schallte es im Wald. Jedes Geräusch war sonst hörbar. Doch an diesem Mittag war alles still. Es war kein gewöhnlicher Tag. Lag es an dem gestrigen Vollmond? Doch das konnte nicht sein. Der Nebelwald schien wie tot. Was soll das denn?, fragte sich Zoe. Sie blieb stehen und lauschte, doch wirklich konnte man nichts hören. Hilfe konnte sie sich zur Suche nicht holen und wenn sie weiter in den Wald hinein ging, dann würde sie sich noch verlaufen. Also beschloss sie umzudrehen und lief zurück zum Camp. „Wo warst du? Hast du Nain nicht gefunden?“, fragten die anderen. Zoe schüttelte den Kopf: „Ich hab keine Spur gefunden. Es war ganz still im Wald, ganz ungewöhnlich“, erklärte sie und setzte sich auf einen Stein am Ufer. Wieder war es still. Es war ein merkwürdiger Tag. Es schien alles tot, kein Lebewesen war im Wald und auch die Mädchen hatten an diesem Tag nichts zu sagen. Doch dann meinte Lynn: „Wir sollten zu Hause nach Zelten gucken. Oder sollen wir noch einmal im Freien schlafen?“ Jule warf ein: „Lasst uns doch erst einmal auf Nain warten, vielleicht kommt sie ja noch wieder.“ „Das wollen wir doch hoffen“, meinte Molli. Zoe war still. Sie nahm nicht wahr, was um sie herum geschah. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Der Wind fuhr ihr durch die Haare. Der See schlug kleine Wellen und das Feuer knisterte. Nichts von dem hörte das Mädchen. Auch Kail stand auf. „Du hast uns überfallen?“, fragte Nain ihn. „Ich kann nicht mehr vollkommen wie ein Mensch denken, wenn es Vollmond ist! Ich bleibe schon im Wald und versuche mich von Menschen fern zu halten, doch ich habe gesehen, dass du kein Mensch bist.“ Nain schwieg und starrte ihn immer noch an. Kail trat auf den Weg und stand ihr gegenüber. „Du hättest mich schon mehrmals angreifen können. Du hättest mich schon längst töten können…“ Er hielt ihr den Finger an die Lippen: „Ich hätte. Ihr wärt alle tot, wenn ich nicht wie ein Mensch fühlen könnte. Ich töte nicht wahllos und stürze auch nicht blutdurstig auf Menschen.“ Sie sahen sich an. Um sie herum Stille. Der Wald schallte nicht, das merkte auch Nain. Ungewöhnlich…, dachte sie. Das Mädchen trat einige Schritte zurück und wandte sich in Richtung See. „Was hast du nun vor?“, fragte Kail. Nain ging einen Schritt weiter: „Weiß ich nicht, aber die anderen haben mich schon gesucht, das spüre ich.“ Kail ging ihr nach. „Was willst du noch?“, fragte Nain, ohne sich umzudrehen. Er schwieg, doch ging weiter. „Ich habe ihnen schon gesagt, dass hier merkwürdige Gestalten im Wald leben. Das hier Jungs rum laufen hab ich auch schon erwähnt.“ „Dann wird es ja nicht schlimm sein, wenn ich dir folge, oder stör ich dich?“ Kail lächelte. Nain wandte sich um und sah ihn an: „Was willst du denn bei uns?“ „Reden. Ich bin halt selten unter Menschen…“ Also gingen sie zusammen zurück zum Sternensee. Es war schon Nachmittag und alle saßen am Feuer, als Nain kam. Mit einem Jungen im Schlepptau. „Hey. Wer ist denn das?“, fragte Emma. „Mir geht’s gut“, meinte Nain und fuhr fort, „Und der hier ist Kail. Habt ihr vielleicht schon einmal gehört.“ „KAIL!“, waren die Reaktionen der Freundinnen. Kail war ein Junge circa 180cm und schlank gebaut. Er setzte sich zu den Mädchen. Nain grinste. Sie fuchtelte ein wenig an dem Feuer rum und schon leuchtete es in Zoes Lieblingsfarbe: pink. Alle starrten in die Flammen. „Was war das denn?“, fragte Carina. „Meine Mum wird nicht umsonst als Magierin bezeichnet“, meinte Nain. Alle mussten lachen und sofort war der Wald wieder mit Leben erfüllt. Es wurde langsam dunkler und Kail wollte sich schon auf den Weg in den Wald machen, doch da alle unter freiem Himmel schliefen meinten die Mädels: „Bleib doch hier. Einer mehr stört auch nicht.“ So blieb Kail also bei den Mädchen. Eine sternenklare Nacht. Zoe saß wieder etwas Abseits auf dem Stein, während die anderen ums Feuer saßen. Sie dachte wieder an Sky, denn um diese Zeit würde er sicher mit seinem Vater unterwegs sein. Genauso war es auch. Sky und sein Vater Lucius waren in Fledermausgestalt durch die Nacht unterwegs. Lucius flog wie gewöhnlich Richtung Dorf und Sky war wie immer dagegen, da er nicht das Blut der Menschen trank. Er bevorzugte eher die Tiere. Sein Vater wollte ihn schon immer zu den Menschen bringen, doch das war ihm in all den Jahren nicht gelungen. „Als Baby hast du es geliebt“, sagte er immer. Doch Sky ließ sich nicht umstimmen. „Ich will es einfach nicht und von dir lass ich mir nicht rein reden!“ Wie sonst auch machten sich die beiden getrennt auf den Weg. Im Camp machten sich die Teenies zum Schlafen fertig und nahmen sich ihre zerfetzten Schlafsäcke. „Hättest ja nicht so übertreiben müssen“, flüsterte Nain Kail zu und dann legten sich alle hin. Kail legte sich jedoch weiter Abseits und Zoe saß immer noch am See. Sie war in Gedanken versunken. Lucius flog davon und Sky flog heimlich wieder Richtung Wald. Er machte sich auf die Suche nach dem Camp der Mädchen. Er wusste ja nicht, dass es einfach war, denn wenn er wüsste, dass die Mädels am See waren, wäre er sofort dorthin geflogen. Doch er musste erst einmal suchen und das konnte dauern. Im Camp war das Feuer schon erloschen. Alles schlief, außer Zoe. Sie baumelte mit den Füßen im eiskalten Wasser und sah zu den Sternen. Plötzlich knisterte das Gras hinter ihr und eine Fledermaus landete. Zoe fuhr herum und sah sich um. Der Mond war nicht mehr ganz voll, aber hell genug, dass sie das kleine schwarze Etwas am Boden erkennen konnte. Die Fledermaus kam auf das Mädchen zu gekrabbelt und setzte sich neben sie auf den Stein. „Na, du? Was machst du denn hier?“ Die Fledermaus rührte sich nicht und sah sie an. Zoe legte den Kopf schief und dann saß auch schon Sky neben ihr. Sie traute ihren Augen nicht. „Überrascht?“, fragte der Junge und Zoe fiel ihm um den Hals. Jetzt war Sky überrascht. Sky lächelte und seine Vampirzähne blitzten hervor. Auch sie musste lächeln und kicherte ein bisschen. Er legte den Kopf schief: „Was war jetzt?“ Zoe schüttelte den Kopf und gab ihm einen Kuss. Sky legte einen Arm um ihren Rücken und die andere Hand an ihren Hinterkopf. Lucius war im Dorf schon auf Beutezug gegangen. Er hatte schon mehrere Leute gebissen und kam langsam zum Ende. Es war schon genug für eine Nacht und deshalb flog er zurück zum Wald. Im Camp… Sky ließ von Zoe ab und schaute ihr in die Augen. Dann setzte er sich kerzengerade hin und spitzte sichtbar die Ohren. „Was ist los?“, flüsterte Zoe, doch Sky drehte den Kopf zum Himmel und schaute aus den Augenwinkeln nach oben. Seine Augen hatten Zweifel in sich. Zoe drehte seinen Kopf zu sich: „Was ist?“ „Es tut mir so leid…“, Sky gab ihr noch einen Kuss und als er sich gelöst hatte, verwandelte er sich wieder in eine Fledermaus und flog davon. Er hatte in dieser Nacht zwar kein Blut getrunken, doch er flog nach Hause. Dort wartete Lucius schon: „Wo warst du?“ „Bei den Feldern, wie immer“, meinte Sky nur und setzte sich auf die Treppe. „Du hast kein Blut getrunken. Sag mir: Wo warst du?!“ Sky wandte sich seinem Vater ab. Das tat er in letzter Zeit immer. „Du wirst langsam frech, Junge!“ „Mir egal! Ich bin schon alt genug! Von dir lass ich mir nichts sagen und sagen muss ich dir auch nichts!“ Sky lief nach oben und setzte sich auf das Fensterbrett. Zoe legte sich schlafen. Sie hätte allerdings ach zu gerne gewusst, warum er plötzlich so komisch war. Kapitel 5: 5 ------------ Am nächsten Tag gingen alle nach Hause. Dort wurde sich erst einmal richtig gewaschen und gegessen. Nain nahm Kail trotz Widerwillen mit ins Dorf. Sie und Zoe trafen sich am Brunnen. „Kommst du diese Nacht noch einmal mit, oder willst du lieber zu Hause bleiben?“, fragte Nain Zoe. „Ich komm wieder mit.“ „Mum hat mir erzählt, dass es wieder Überfälle von Vampiren gab“, erklärte Nain. Zoe schwieg. So ging es am Nachmittag wieder in den Wald. Dort wollte Kail auch bleiben: „Soll ich mit zum See kommen, oder wieder in den Wald gehen?“, fragte er die beiden. Beide Mädchen zuckten nur mit den Schultern. „Wie du willst“, meinte Nain und Kail blieb noch etwas. Zoe machte Feuer und dann setzten sie sich zusammen. „Wo schläfst du eigentlich sonst im Wald?“, fragte Nain. Kail erklärte ihr etwas den Weg vom See aus und Zoe schaute verträumt in die Flammen. „Zoe?“ Sie erschrak: „Äh…was?“ „Schläfst du jetzt schon?“ „Nein, wieso?“ „Ich wollte noch ein bisschen in den Wald gehen, kommst du auch mit?“ Zoe überlegte: „Ok…ich komme schon.“ Alle drei standen auf und machten sich auf für eine Nachtwanderung. In Gedanken verlor Zoe den Anschluss und Nain und Kail verschwanden im dunklen Wald. Irgendwann blieb das Mädchen stehen. Plötzlich knarrte es in den Ästen. Zoe lauschte und schaute sich um. Eine Fledermaus landete vor ihr auf dem Boden. Zoe schaute fragend zu Boden: „Was soll denn das jetzt?“ Sie staunte nicht schlecht, als Lucius vor ihr erschien. Sie fing an zu zittern. „Ein junges Mädchen so allein im Nebelwald. Was machst du denn hier? Um diese Uhrzeit? Musst du denn nicht zu Hause sein?“ Der Mann näherte sich Zoe. Sie kannte ihn nicht und wich zurück. Lucius lächelte sie schmeichelnd an, doch das hatte bei dem Mädchen keinen Nutzen. Sie ließ sich von ihm nicht einwickeln. Sie wusste viel über Vampire und kannte ja jetzt selber einen. Doch davon ließ sich Lucius nicht abhalten. Er ging mit schnellen Schritten auf sie zu und hielt sie an den zum Schutz vorgehaltenen Armen fest. „Du kannst mir nicht mehr entkommen!“ „Ich weiß, was du willst, aber verschwinde!“ Doch dann war es auch schon geschehen. Lucius biss Zoe in den Hals. Zoe schrie. Der Schmerz ging ihr bis in die Knochen. Sie wusste, was das für ein Gefühl war. Sie starb, doch etwas in ihr blieb am leben. Als Lucius sie los ließ, klappte sie zusammen. Er verwandelte sich wieder und flog davon. Etwas später kam Lucius zu Sky, der im Haus wieder auf der Treppe saß: „Wo warst du?“, fragte er. „Wo wohl?“, erwiderte sein Vater und schritt an ihm vorbei nach oben. „Du bist komisch. Wen hast du gebissen? Jemand berühmtes im Dorf?“, meinte Sky schelmisch. Sein Vater drehte sich zu ihm um und grinste: „Warum willst du das wissen? Sonst ist es dir doch auch egal, wen ich beiße.“ „Ich darf doch erfahren, wen mein Vater so überfällt, oder?“, Sky stand auf und stand seinem Vater nun gegenüber. „Niemand besonderes. Ganz gewöhnlich, wie immer.“ „Das heißt?“ Lucius wandte sich um und ging weiter die Treppe hinauf. „Hey! Warum redest du nicht mit mir? Niemand dreht mir so einfach den Rücken zu!“ Lucius drehte den Kopf nach hinten und schaute seinen Sohn aus den Augenwinkeln an: „Warum willst du das denn überhaupt wissen? Es scheint dich ja brennend zu interessieren…“ Wieder ging er weiter, bis Sky ihn an der Schulter fest hielt. „Jetzt sag es mir doch endlich. Wo ist das Problem?“ „Ich bin nicht verpflichtet dir Auskunft über meine Opfer zu geben!“, fauchte der alte Vampir zurück. Er schlug Skys Hand von der Schulter und nahm die letzten Stufen. Doch wieder hielt Sky seinen Vater fest. „Es geht dich nichts an!“, Lucius gab Sky eine Ohrfeige. Es war schlagartig still. Die beiden sahen sich an und dann lief Sky wieder nach unten. Lucius ging schlafen, doch Sky flog nochmals aus. Zoe öffnete langsam die Augen. Um sie herum war es dunkel. Sie setzte sich und schaute an sich herab. Was war das? Ich bin doch nicht wirklich… Sie konnte den Gedanken nicht weiterführen. Sie war etwas blasser als sonst. Plötzlich landete eine Fledermaus ca.10 Meter von ihr entfernt. Sky drehte sich zu Zoe um und verwandelte sich. Er lief zu ihr: „Zoe, was ist passiert?“ Zoe schaute zu ihm hoch und Sky half ihr auf die Beine. „Ich…“, wieder sah Zoe an sich herab und dann in Skys Augen. Sofort fiel sie ihm um den Hals. Sky nahm sie in den Arm. Auch er merkte, dass etwas nicht stimmte mit Zoe: „Was war?“ „Er…“ Sky starrte sie an: „Sag, dass es nicht wahr ist!“ Zoe guckte ihn von unten an und dann zu Boden. Noch mal nahm er sie in den Arm: „Das darf nicht wahr sein…“, er hob ihr Kinn an und sah ihr in die Augen. Doch dort stellte er keine Veränderung fest. Nach einem auffordernden Blick machte sie den Mund auf. Dort waren nur leichte Veränderungen zu sehen, doch die Bissspur verriet alles. „Wie konnte er?!“ Sky schaute in Richtung des Hauses. Zoe bekam Tränen in die Augen: „Was ist nun mit mir?“ Sky wandte sich wieder zu ihr: „Du … na ja … er hat dich gebissen. Das heißt, du bist … tot. Aber es scheint mir nicht ganz so. Es ist ihm nicht wirklich gelungen…“ Zoe schaute ihn fragend an: „Nicht gelungen?“ „Geh zurück zu den anderen“, meinte Sky nur, „Ich muss auch nach Hause. Sieh!“ Er deutete auf die Baumkuppen. Die Sonne würde nicht mehr lange hinter ihnen bleiben. Zoe gab ihm einen Kuss und nach einem weiteren Blick verschwand Sky als Fledermaus im Wald. Zoe wurde von Nain aufgegabelt und die zwei gingen zurück zum See. „Wie konntest du?!“, Sky platzte ins Haus, schlug die Tür zu und lief nach oben. Sein Vater saß im Zimmer: „Was meinst du?“ Sky starrte ihn wütend an: „Wieso musst du das immer tun?“ Lucius musterte seinen Sohn mit geschlitzten Augen: „Wo warst du?“ „Beantworte meine Frage!“ „Du hast mir nichts zu sagen! Ich bin immerhin noch dein Vater!“ Sky stellte sich vor ihn: „Dann beantworte sie doch, bitte!“ „Ich bin ein Vampir. Was fragst du noch?“ „Wieso sie?“ Lucius stand auf: „Willst du mir vorschreiben, wen ich beißen darf?“ Sky merkte jetzt erst, was er gesagt hatte und wich zurück: „Aber …“ „Du warst bei dem Mädchen? Was ist los?“ „Ich …“ „Wie kannst du nur so ein Narr sein? Du bist Vampir, Junge! Daran kannst du nichts ändern! Vampire haben in den Menschen nur Feinde.“ Sky wusste nicht, was er sagen sollte. Lucius nahm ihn am Kragen: „Du bleibst morgen Nacht bei mir und wirst das tun, was ich dir sage!“ Angst war in Skys Augen. Er hatte früher schon befürchtet, dies tun zu müssen. „Ich mache das, was ich für richtig halte. Du kannst mich nicht zum Blut trinken zwingen!“, Sky schlug Lucius Hand weg und lief ins Erdgeschoss. Sein Vater blieb oben: Du wirst schon sehen. Zoe und Nain konnten so früh nicht mehr einschlafen. Es war schon nach sechs und die Sonne kam hinter den Bäumen hervor. Es war ein kühler Morgen und beide Mädchen schwiegen. Kail war im Wald zurück geblieben. Nain merkte die Unruhe in ihrer Freundin und merkte auch, dass Zoe etwas anders war als sonst. „Was ist los mit dir?“, fragte sie und Zoe sah ihr in die Augen: „Es ist…ich…“ Nain legte ihren Arm um Zoes Schultern. „Er …“, wieder fing Zoe an zu weinen. „Ganz ruhig…was ist los?“ „Er hat mich gebissen!“, platzte es aus Zoe und sie lehnte sich an Nain. „Wer?“, fragte die. Doch Zoe konnte nichts mehr sagen. Sky müsste sich eigentlich langsam nach oben zum Schlafen begeben, doch er blieb unter der Treppe sitzen. Ein lange verschwundenes Gefühl plagte ihn: Angst und Sorge. Und dann wurde er von seinem Vater regelrecht unterdrückt. Er bekam Tränen in die Augen. Auch das kannte er nicht mehr. Er wollte zu ihr, doch wenn er in die Sonne ging- das wollte er sich nicht vorstellen. Schmerzen würde er haben und fürchterliche Qualen erleiden. Doch er wollte nicht schlafen und beschloss einfach unten zu bleiben. Lucius lag nun schon in seinem Sarg und schlief. Doch er hatte sich Gedanken um Sky gemacht. Dieser Tag zog sich in die Länge. Nain wollte wissen, was mit Zoe war und die wartete auf die Nacht. Sie wollte zu Sky, oder er sollte zu ihr kommen. Doch nach langem warten wurde es langsam dunkel. Sky hatte den ganzen Tag nicht geschlafen und sah aus dem Spalt unter der Tür. Das Licht wurde rötlich und auch oben regte sich langsam was. Sein Vater würde sich bald zum Flug fertig machen, doch er musste vor ihm nach draußen. Ich will das nicht, dachte er immer wieder. Die Sonne verschwand. Schon hörte man Schritte von oben. Sky sprang auf und lief nach draußen. Lucius schaute aus dem Fenster, verwandelte sich und flog nach draußen. Doch Sky blieb am Boden und wartete, bis sein Vater über ihm hinweg war. Dann machte er sich auf den Weg zum See. Zoe saß mit Nain im Gras. Das Feuer war schon erloschen, doch das war gut so, denn dann würde man sie nicht so schnell finden. Aus Richtung Wald konnte man Schritte hören. Jemand näherte sich den beiden. Zoe konnte ahnen, dass es Sky war, doch Nain war gespannt. Dann kam es so, wie Zoe dachte und Sky kam zwischen den Bäumen hervor. Er kam auf die beiden zu und schaute in den Himmel. Sein Vater war wohl doch alleine los geflogen. „Wer bist du?“, fragte Nain neugierig. Sky setzte sich und stellte sich dann vor: „Mein Name ist Sky. Ich lebe mit meinem Vater im Wald.“ „Sky. Was ist mit mir?“, fragte Zoe. Sky schaute sie an: „Ich hab dir schon gesagt, dass du tot sein müsstest, doch dem Anschein nach nicht.“ Kurz war es still. „Müsste sie dann nicht Blut durstig sein?“, fragte Nain. „Je nachdem…“, meinte Sky. „Je nachdem?“, fragte Zoe, „Wie meinst du das?“ „Ich trinke kein Menschenblut und bin auch nicht jede Nacht unterwegs, um Beute zu machen“, erklärte der Vampir. „Warum trinkst du kein Menschenblut?“, fragte Zoe, „Dein Vater macht es doch.“ „Ich bin nicht wie er. Es ist eine lange Geschichte … es ist doch bestimmt langweilig für euch …“ Zoe legte ihren Arm um ihn: „Ich will es wissen. Was war los, warum trinkst du nicht mein Blut?“ Sky schaute in den Himmel: „Es ist schon längere Zeit her, schon Jahre. Als Kind hab ich noch Menschenblut getrunken, doch dann ist etwas geschehen, was mein Leben verändert hat. Ich war schon von Klein auf ein Vampir, wie mein Vater, jedoch war meine Mutter ein Mensch.“ Nain und Zoe hörten ihm aufmerksam zu. Er fuhr fort: „Ich lebte bei ihr, doch konnte dadurch nur selten Blut trinken, denn das meiner Mutter rührte ich nicht an. Mein Vater wollte, dass ich bei ihm lebe, um mich wie einen Vampir zu erziehen, doch das wollte meine Mutter natürlich nicht. Ich musste immer miterleben, dass sie sich stritten und dann, als ich 5 Jahre alt war, kam er nachts zu uns. Ich lag in meinem Bett, doch ich hörte, wie die beiden sich anschrieen. Dann ging ich zu meiner Mutter, um zu sehen, was los war und dann …“, er sah zu Boden, „Sie schrie. Er hatte sie gebissen, vor meinen Augen. Ihre Schreie gingen bis in die Knochen. Ich hatte solche Angst, doch ich konnte ihr nicht helfen.“ „Doch sie lebt doch dann als Vampir weiter“, meinte Nain. „Schön wäre es gewesen“, erwiderte Sky, „Er hat sie getötet! Er erstach sie mit einem Pfahl. In ihrem Zimmer hatte sie ein Kreuz, deshalb durfte ich nie hinein. Mein Vater flog sofort zurück in den Wald. In der Nacht danach holte er mich zu sich.“ Zoe war sprachlos und auch ihre Freundin konnte dazu nichts sagen. Sky schwieg nun auch. Dann sah er Zoe an. Die umarmte ihn. Wieder hatte der Vampir Tränen in den Augen. Sie gab ihm einen Kuss. „Aber warum ist Zoe kein Vampir?“, fragte Nain. Sky schaute sie an: „Das kann ich mir auch nicht erklären.“ Dann hörte er die Rufe seines Vaters, der in Fledermausgestalt über den Wald flog. Sky schaute in den Himmel. „Was ist?“, fragte Zoe. „Er sucht mich“, meinte Sky leise. „Wer?“, fragte Nain. „Lucius, mein Vater.“ „Und warum sucht er dich?“, fragte Zoe besorgt. „Er will … na ja … er will, dass ich …“ „Dass du?“, fragten die Mädchen. „Er will, dass ich …“ „So weit waren wir schon“, meinte Nain. Zoe schaute sie an und dann wieder zu Sky: „Was will er?“ „Dass ich Menschenblut trinke.“ „Er will dich dazu zwingen?“, fragte Nain ungläubig. Sky nickte und stand auf. „Aber warum gehst du denn noch zu ihm?“, fragte Zoe und hielt ihn fest. „Ich will euch nicht in Gefahr bringen. Er kann mich dazu nicht zwingen!“ „Aber …“ „Es ist schon gut“, meinte Sky, gab Zoe einen Kuss, verabschiedete sich von ihr und lief in den Wald. Als Fledermaus flog er über die Bäume hinaus und erwiderte die Rufe seines Vaters. Lucius landete auf einem Baum und wartete darauf, dass Sky zu ihm kam. Er wusste, dass Sky so viel Respekt hatte zu kommen. Und dann kam sein Sohn. Sky landete vor seinem Vater. Der ergriff ihn am Flügel und zog ihn mit sich in die Luft. Die beiden flogen ins Dorf. Dort, am Brunnen, verwandelte sich Lucius zurück und auch Sky stand wieder als Mensch da. „Was willst du hier mit mir?“, fragte der Junge, „Du weißt, dass ich im Dorf nichts anfangen kann. Ich hasse es hier zu sein!“ „Du wirst sehen, was ich vor habe.“ Sky schaute seinem Vater nach, der die Straße entlang ging: „Komm schon!“ Er gehorchte und folgte seinem Vater. Lucius war erfreut zu sehen, dass noch Kinder im Dorf waren. Einige Kinder spielten auf dem Spielplatz verstecken und Lucius näherte sich einem. Sky beobachtete ihn dabei: Was soll das? Was hat Vater vor? „Pass auf, Julia!“, rief ein Junge. Lucius packte das Mädchen am Arm und die anderen liefen davon. Schon bei dem Namen Julia wurden wieder Erinnerungen in Sky wach. Denn dies war der Name seiner Mutter. „Was hast du vor?“, fragte er seinen Vater, der auf ihn zukam. Das Mädchen versuchte sich zu wehren, doch Lucius hielt sie fest. „Frag nicht dumm! Hier, ich helfe dir schon, wo ich kann, dann tu mir doch diesen einen Gefallen. Beiß sie!“ Sky starrte den Vater an und schaute dann zu dem kleinen Mädchen herunter: „Das kannst du nicht von mir verlangen! Ich werde sie nicht beißen!“ Langsam verlor Lucius die Geduld mit seinem Jungen: „Sky! Du bist alt genug um zu verstehen, worauf es hier ankommt!“ „NEIN!“ Jetzt fing das Kind an zu weinen. „Wenn du es nicht tust, dann beiß ich sie! Weg kommt sie nicht mehr. Ihr Schicksal ist besiegelt!“ Nun saß Sky in einer Zwickmühle. Was sollte er denn tun? Er konnte schon von sich aus keine Menschen beißen und jetzt sollte es auch noch ein Mädchen sein, das den Namen seiner Mutter hatte und weinte? Das war zu viel für den Jungen. „Jetzt mach schon!“, forderte Lucius ihn weiter auf. Sky schüttelte langsam den Kopf und trat zurück: „Lieber bin ich kein Vampir mehr“, flüsterte er. Nun reichte es Lucius endgültig. Er setzte einen Schritt auf seinen Sohn zu und packte diesen im Nacken. „Ah!“ Diese Gelegenheit nutzte Lucius, hielt das Mädchen fest und drückte Skys Kopf an den Hals der Kleinen. Da er den Mund offen hatte, bohrten sich Skys Zähne in ihre Haut. Sofort schoss Blut in seinen Mund. Lucius ließ ihn los und das Kind zu Boden. Sky spuckte das Blut vor die Füße seines Vaters und lief davon. Er verwandelte sich und flog zum Wald. Irgendwo im Nirgendwo setzte Sky auf und ließ sich auf den Boden fallen. Er hatte immer noch Blutreste an den Zähnen und verkroch sich in einer Höhle. Er konnte nicht mehr. Wieso hatte sein Vater ihm das angetan? Hätte er sich nicht so oft widersetzen sollen? Er konnte das Blut nicht trinken. Wollte Lucius das nicht akzeptieren? Wenn er es nicht tut, dann ist er nicht mein Vater!, dachte Sky und schloss die Augen. Zoe und Nain schliefen nun auch, doch Zoe machte sich große Sorgen um Sky. Am nächsten Morgen… Lucius hatte seinen Jungen an dem Abend nicht mehr gesehen. Sky war nicht zu Hause und die Sonne ging langsam auf. Zoe und Nain hatten vor, an diesem Tag nach Hause zu gehen. Sie packten alles zusammen und machten sich auf den Weg zum Dorf. „Was glaubst du hat Lucius gestern mit Sky gemacht?“, fragte Nain und Zoe zuckte mit den Schultern: „Nichts Gutes würde ich sagen. Sky scheint seinen Vater nicht sehr zu mögen.“ Sky saß in der Höhle, doch er konnte nicht schlafen. Seine Augen waren geschlossen und er sah nicht, wie spät, oder eher, wie früh es schon war. Er dachte die ganze Zeit an das kleine Mädchen Julia, das er gestern Nacht getötet hatte. Er hatte sie umgebracht! Aber nein- nicht er war es! Sondern Lucius. Sein Vater hatte das Kind umgebracht, doch sie starb durch Skys Zähne. Diese Vorstellung, diese Tatsache, machte ihn verrückt. Er machte sich Vorwürfe. Ich hätte nicht zu ihm fliegen sollen! Doch das würde nur Respektlosigkeit zeigen. Doch Sky hatte Respekt. Er hatte wirklich noch Respekt vor seinem Vater, wo hingegen anderen den ihren schon lange verlassen hätten. Er saß mit dem Rücken an der Wand dieser Höhle, hatte die Augen geschlossen, hatte völlig die Zeit Orientierung verloren und machte sich Vorwürfe und Gedanken über seinen Vater. Wie tief bin ich gesunken?, fragte er sich. Irgendwann öffnete er seine Augen und sah, dass die Sonne schon aufgegangen war. Er setzte sich in die dunkelste Ecke der Höhle und versuchte zu schlafen. Er hatte schon lange nicht mehr geschlafen. Zoe lag daheim auf ihrem Bett und machte sich Gedanken um Sky, was Lucius mit ihm gemacht haben könnte, oder wo er war. Doch sie dachte ja er wäre im Wald. Da irrte sie sich auch nicht, doch im Haus war er nicht. Wenn Zoe das wüsste, würde sie sich noch mehr Sorgen machen. Nain machte sich Sorgen um Zoe. Sie hat sich in einen Vampir verliebt, dachte sie. Nain war allein in ihrem Zimmer und Madiva war nicht zu Hause. Im Wald geschahen die letzten Tage immer verrücktere Sachen. Dort trafen plötzlich alle Jungen, die vorher verhasst waren, aufeinander. Kail, Jason und Don. Doch die zwei weiteren Entführten Kinder waren nicht im Wald. Nein- Markus, der letzte verschwundene Junge, war in den Bergen. Er war zwar im Wald verschwunden, doch dort geblieben ist er nicht. Die drei Jungen hatten alle eine Fähigkeit, doch nur Kail war ein Entführter. Jason war ein großer und muskulöser Junge mit braunen, schulterlangen Haaren, der sich in einen Satyr, Minotaurus oder einen Stier verwandeln konnte und Don war ein blonder, etwas kleinerer Junge mit kurzen Haaren, der sich in einen Bären verwandeln konnte. Kail war der einzige der drei, der seine Verwandlung nicht kontrollieren konnte. Er war schließlich ein Werwolf. Er wusste zwar, wann er sich verwandelte, doch abhalten konnte er sich da von nicht. Lucius saß in seinem Haus und machte sich Sorgen um seinen Sohn, denn er konnte nicht wissen, dass Sky eine Unterkunft gefunden hatte. War ich zu streng mit ihm? Hätte ich ihn gehen lassen sollen? Auch der Vater machte sich Vorwürfe. Er hat Sky zu heftig dazu gezwungen. Der Tag verging und auch die folgende Nacht. Lucius traute sich nicht, nach Sky zu suchen, da er befürchtete nicht rechtzeitig zum Sonnenaufgang zurück zu sein. Seine schlimmste Befürchtung war auch, dass Sky sich schon in der Sonne zu Asche verbrannt hatte. Doch daran wollte er nicht glauben. Er wusste, dass Sky schlau genug war, sich von der Sonne fern zu halten und auch, dass der Junge viel allein durchstehen konnte. Sky blieb den Tag und auch die Nacht in der Höhle sitzen. Er wollte nicht nach Blut suchen, da von hatte er für die nächste Zeit genug. Er wollte es einfach nicht mehr. Würde er das Blut Saugen jetzt ganz aufgeben? Nein- er wusste, dass das sein Tod sein würde. Er wollte warten. Warten, dass er aufbrechen konnte und zurück zu seinem Vater konnte. Es war doch eine Schande für den Vater, dass er sich geweigert hatte. Doch da täuschte sich Sky, denn Lucius machte sich große Sorgen und hatte Angst um den Jungen. Ja- er hatte Angst. Auch Lucius konnte dieses Gefühl wieder empfinden. Er kannte das auch nicht mehr. Er wusste, was er dem Jungen angetan hatte und hatte Angst, dass sich Sky in den Tod stürzen könnte. Wieder wurde es Tag. Im Wald war es still. Die Menschen im Dorf machten sich auf ihre Einkäufe und weiteres zu erledigen. Zoe war immer noch in Gedanken bei dem Vampir. War sie selbst einer? Dann könnte sie aber nicht in die Sonne, doch das konnte sie ja. Das nutzte das Mädchen. Zoe machte sich in der Frühe auf den Weg in den Nebelwald. Sie wollte wissen, was mit Sky war. Doch dass er nicht bei seinem Vater war, wusste sie nicht. Im Wald hörte sie jemanden in ihrer Nähe. Kail streifte wieder durch die Gegend. Er hatte Zoe gehört und folgte ihr, allerdings wieder durchs Gebüsch. Zoe schaute aus den Augenwinkeln zur Seite und blieb stehen. Es war still um sie. „Ach komm raus! Ich weiß, dass du da bist!“ Mit ihr war nicht zu scherzen, das hörte Kail an ihrer Stimme und kam aus den Büschen hervor. „Was willst du?“, fragte Zoe und ging weiter. „Ich wollte nur wissen, wie’s dir geht und was du machst um diese Uhrzeit…und das hier im Wald.“ „Mir geht’s scheiße und ich suche!“ Kail ging ihr nach: „Und wonach suchst du? Vielleicht kann ich dir helfen.“ Zoe drehte sich zu ihm um: „Ich suche Sky und ich glaub nicht, dass du mir helfen kannst.“ Kail legte den Kopf schief: „Sky … ist das nicht der kleine Vampir Junge von Lucius?“ „Er ist nicht klein! Er ist mindestens so groß wie du!“ „Ja, ja … schon ok. Soll ich dir denn helfen?“ „Kannst du?“ „Würde ich sonst fragen?“ Die beiden gingen zusammen durch den Wald. „Warum suchst du ihn?“, fragte Kail. „Weil ich glaube, es ist etwas passiert mit ihm.“ „Aber wenn was passiert ist, dann wäre er nicht bei seinem Vater. Die beiden hatten die letzte Zeit oft Streit.“ Zoe blieb stehen: „Wo könnte er denn sonst sein?“ Kail blieb auch stehen und zuckte mit den Schultern. „Was meinst du?“, fragte Zoe wieder. „Ich meine…wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich mich irgendwo verkriechen, da er ja nicht raus kann am Tag.“ Zoe ging zu Kail: „Und wo? Wo würdest du dich verkriechen?“ „Weiß nicht …“ „Kail. Du bist doch Werwolf, oder?“ Der Junge nickte: „Was hat das jetzt damit zu tun?“ Zoe grinste ihn eindeutig an: „Kannst du das?“ Kail verdreht die Augen: „Ich könnte, aber wie soll ich das machen?“ „Frag nicht mich. Du hast gesagt, dass du’s kannst.“ Kail schaute zu Boden, dann zu Zoe und hockte sich dann: „Aber wehe dir und du lachst!“ „Ja … jetzt mach schon! Es könnte wichtig sein.“ Kail nickte und fing an zu schnuppern. Da er ja auch Wolfsblut in sich hatte, konnte er Fährten aufnehmen und das versuchte er nun. Doch vergeblich: „Ich muss wissen, wie er riecht, dann kann ich es noch mal versuchen“, meinte er und dann sah Zoe ihn an: „Er riecht wohl nicht anders als eine Fledermaus. Aber sein Geruch muss in dem Haus sein.“ Kail schluckte und schaute Richtung Haus. Es lag nur noch einige hundert Meter entfernt und dorthin gingen die beiden jetzt. Zoe öffnete langsam die Tür und trat ein. Kail folgte ihr und nahm den Geruch im Haus auf: „Es sind zwei …“ „Klar! Er und sein Vater“, meinte Zoe und dann gingen die zwei wieder nach draußen. Dort hockte sich Kail wieder hin und versuchte eine Fährte zu finden. Es dauerte zwar seine Zeit, doch plötzlich: „Da!“ Zoe schreckte aus ihren Gedanken: „Was?“ „Er ist da lang“, wiederholte Kail und dann liefen die beiden durch den Wald. Sky schlief in der Höhle. Er saß ganz hinten und kein Lichtstrahl konnte zu ihm gelangen. Seine Tränen hatten Spuren auf den Wangen hinterlassen. Er rührte sich nicht. Lucius hatte die beiden ins Haus kommen hören. Er konnte nicht schlafen. Als er Zoes Stimme gehört hatte, wusste er, dass sie und der Wolf seinen Sohn suchen wollten. Sie hat die Gelegenheit dazu, dachte Lucius, denn er konnte Tags über nicht nach draußen. Kail musste zwischendurch immer mal stocken und erneut warten, doch die zwei kamen dem Ziel schneller näher, als sie gedacht hätten. Denn die Höhle war nicht mehr weit. Sky konnte Stimmen hören. Er war noch im Nebelwald, das war ihm klar. Wer war das nur? Wer machte solchen Lärm? Er traute sich nicht, näher an den Ausgang zu gehen, da er nicht zum Licht wollte. Doch die Stimmen machten ihn neugierig. Sie waren in der Ferne zu hören, doch wer es war, konnte der Vampir nicht erkennen. „Kail, hast du ihn?“, fragte Zoe. „Er war hier … dort drüben.“, Kail zeigte auf einige Spuren. Man konnte auf dem Boden erkennen, dass Sky gestürzt war. Kail war schon froh den Vampir zu riechen, da Sky doch geflogen war. Sie waren nur noch 300 Meter von der Höhle entfernt und das sollte sich erkenntlich zeigen. Nun erkannte Sky die Stimmen. Er schaute nach draußen und krabbelte etwas Richtung Ausgang, doch nicht sehr weit. „ZOE!“, rief er. Seine Stimme war schwach. Er hatte lang nichts gegessen und wenig geschlafen. Er war schwach. Zoe hörte ein Rufen in der Ferne: „Hast du das auch gehört?“, fragte sie Kail und der nickte: „War das …“ „SKY!“, rief Zoe, „WO BIST DU?“ Sky antwortete, doch seine Stimme wurde zunehmend leiser. Allerdings reichte es, dass die zwei zur Höhle fanden. „Sky?“ Zoe ging hinein. „Zoe … ich bin hier …“, seine Stimme hatte fast einen Flüsterton angenommen. Sie umarmte ihn: „Sky! Was machst du hier?“ Auch Kail trat in die Höhle. „Ich kann nicht zu Vater. Ich hab ihn enttäuscht … er hat mich enttäuscht!“ Zoe sah ihn fragend an: „Was hat er mit dir gemacht?“ Sky zeigte ihr die Zähne, an denen war noch von dem Blut. Das würde er nur schwer wieder loswerden. „Ist das … Menschen …“, Sky nickte und zog sie an sich. „Was war denn genau?“, fragte Zoe wieder. Kail setzte sich an den Eingang. „Er hat mich gezwungen ein kleines Mädchen zu beißen! Ich hab es nicht getan und er… er …“, Sky bekam gleich wieder Tränen in die Augen. Zoe streichelte ihm über den Kopf: „Du musst es mir nicht erklären. Beruhige dich.“ „Er kann nicht zurück bei Tag“, meinte Kail, „Willst du zu deinem Vater?“ Sky hob den Kopf und schaute den Wolf an: „Ich werde wieder zu meinem Vater gehen. Ich muss!“ „Du musst?“, fragte Zoe. Sky nickte und lehnte sich an sie. „Er hat meinen Kopf genommen und meine Zähne in ihren Hals gebohrt“, schluchzte er. Ein weinender Vampir? Das ist auch mal was anderes. Zoe blieb bei ihm, doch Kail machte sich wieder allein auf den Weg in den Wald. Als es dämmerte, setzte sich Lucius schon an eines der Fenster. Er wollte wissen, ob Zoe seinen Sohn gefunden hatte und wartete ungeduldig auf die Dunkelheit. Die kam auch, wie es immer sein musste. Zoe und Sky verließen zusammen die Höhle und gingen durch den Wald. „Du hast also wegen deinem Vater das Kind gebissen?“, fragte Zoe und Sky nickte: „Mehr noch, ich hab Julia umgebracht, doch sie wird als Vampir leben, nicht so wie mein Vater es mit meiner Mutter Julia getan hat!“ Zoe stockte: Er hat ihm auch noch solch seelischen Schaden zugefügt!, dachte das Mädchen. Die beiden gingen weiter zu dem Haus von Lucius. Dieser saß auf der Treppe und wartete. Als die Tür aufging, erschrak er und blickte auf. Zoe kam ins Haus. Sky blieb noch draußen. „Was machst du hier?“, fragte Lucius. „Was ich hier mache ist meine Sache. Was ist mit dir? Was hast du mit Sky gemacht?“ Lucius stand auf und ging auf das Mädchen zu: „Was ich mit ihm gemacht habe, geht einen Menschen nichts an.“ „Ich will die Geschichte aus deiner Perspektive noch erfahren, Sky hat sie schon erzählt.“ „Er ist hier?“, fragte der Vampir und Zoe nickte. Sie deutete zur Tür und Lucius trat daraufhin an ihr vorbei ins Freie. Sky stand an einen Baum gelehnt und schaute zu seinem Vater. Dann senkt er den Kopf wieder. „Junge … was … wo warst du?“, Lucius trat näher und Sky hob wieder den Kopf. Seine Augen waren rot und er fiel seinem Vater um den Hals. Der nahm ihn, wenn auch zögernd, in den Arm: „Es ist doch gut. Ich wollte dich nicht so verletzen …“ „Es tut mir Leid!“ Jetzt war Lucius verblüfft: „Wieso denn dir?“ „Das ich dich so enttäusche. Ich kann das Blut halt nicht trinken, es geht nicht …“ „Ich hätte dich nicht zwingen dürfen. Du musst es nicht.“ Dann war es still. Zoe kam wieder nach draußen. Im Wald war Ruhe eingekehrt. Nain saß mit den Beinen nach außen auf ihrer Fensterbank und schaute in den Himmel. Zu gerne würde sie im Wald sein, doch das konnte sie jetzt nicht. Madiva war zwar nicht da, doch sie wollte nicht gegen eine Regel verstoßen. Sky und Lucius ließen voneinander ab und sahen sich in die Augen. Lucius hielt seinen Sohn an den Oberarmen und lächelte. Das war eins der ersten Male, dass Sky seinen Vater wirklich lächeln sah. Zoe stand hinter dem alten Vampir und konnte ja nicht sehen aus welchem Grund Sky jetzt plötzlich so strahlte. Der schaute an seinem Vater vorbei zu ihr und nickte Zoe zu sich. Lucius drehte sich zu dem Mädchen um. „Vater… das ist Zoe“, sagte Sky, „Sie hast du gebissen, doch sie lebt noch. Was hat das zu bedeuten?“ Lucius dachte nach: „Welche Verbindung habt ihr zueinander?“, fragte er und Sky schaute Zoe an: „Na ja …“ „Du kannst es ruhig sagen, egal was es ist“, meinte sein Vater. Zoe lächelte und gab Sky einen Kuss. Lucius lächelte: „Dann bist du kein wahrer Vampir. Mein Biss hat bei dir nicht das gleiche angerichtet wie bei anderen.“ „Und das bedeutet?“, fragte Zoe. „Das wirst du noch herausfinden.“ Sky lächelte wieder. Er sah im Mondlicht ziemlich blass aus, was er sonst auch tat. Sie gingen ins Haus. „Ich muss allerdings noch weg“, meinte Lucius und ließ die beiden Kinder allein. „Was machen wir dann so lange?“, fragte Sky und schaute Zoe an. Die zuckte mit den Schultern und setzte sich auf die Treppe. Er setzte sich neben sie. Nach einiger Zeit des Anschweigens, wandte sich Sky zu ihr und gab Zoe einen Kuss. Die war darauf nicht vorbereitet, doch genoss den Kuss mit geschlossenen Augen. Ihre Eltern machten sich im Dorf langsam Sorgen um Zoe, da sie seit Mittag nicht mehr zu Hause war. Vielleicht war ihr etwas passiert und sie wussten nicht, wo das Mädchen war. Bald wurde es wieder etwas heller und Lucius machte sich auf den Rückweg. Sky und Zoe waren im oberen Stock, wo sie sich bis jetzt noch nie hin gewagt hatte. Sie standen an einer Wand des Schlafzimmers der Vampire. Zoe umschlang Skys Hals und er hielt eine Hand an ihren Rücken und die andere an ihrem Hinterkopf. Sie waren in einem Kuss versunken, doch Zoe hatte keine Angst mehr. Sie vertraute dem Jungen völlig. Sie würde ihm ihr Leben anvertrauen. So würde es auch sicher umgekehrt gehen, wenn Sky nicht tot wäre. An diesem Tag konnte Sky schlafen und Zoe machte sich im Morgengrauen auf den Heimweg. Dort wurde sie umsorgt empfangen und bekam keinen Ärger. Glück, dachte Zoe und legte sich schlafen. Kapitel 6: 6 ------------ An einem Samstag ging Nain zu Zoe und klingelte. Zoe öffnete: „Hi, was führt dich zu mir?“ „Ich wollte fragen, ob du die Nacht mit in den Wald kommst.“ Zoe dachte nach und dann machten sich die Mädchen auf den Weg zum Wald. Es war ein Uhr Nachmittag und die Mädels streiften durch den Wald. Nain wusste, dass diese Nacht eine Vollmondnacht war und die beiden suchten Kail. „Der strolcht doch sonst immer hier rum“, meinte Zoe und Nain nickte. „Aber warum suchst du ihn eigentlich?“, fragte Zoe dann. „Weil… er mich dazu aufgefordert hat“, meinte Nain und ging weiter. „KAIL!“, riefen die Mädchen und irgendwann kam er dann auch aus den Büschen: „Was denn?“ „Wir suchen dich schon lange! Wo warst du?“ „Ich war hier“, sagte der Wolf und stellte sich zu den Mädchen, „Warum sucht ihr mich?“ Nain schaute ihn an. Blicke sagen oft mehr als Worte. Er nickte und sah dann zu Zoe: „Und warum sie?“ „Damit ich nicht alleine bin“, erklärte Nain. Kail verdrehte die Augen und die drei gingen zum See. „Schlaft ihr die Nacht hier?“, fragte der Junge und Nain nickte: „Na ja … nicht wirklich schlafen, aber wir bleiben hier.“ „Aha …“ Zoe setzte sich hin und versuchte sich in eine Katze zu verwandeln. Das schlug, wie bei den anderen Versuchen, fehl. Nain grinste: „Das beansprucht Zeit, das zu lernen.“ Zoe drehte sich zu ihr: „Ja, aber dann kann ich’s auch.“ Nain nickte und der Tag wandte sich zur Nachtzeit. Kail schaute öfters in den Himmel, doch dunkel war es noch nicht. „Willst du nicht zu Sky gehen?“, fragte Nain und sah Zoe an. Die nickte: „Werd ich machen.“ Dann machte sich Zoe auch schon auf den Weg und ging ins Haus. Sky schlief noch, doch als er die Tür hörte, wachte er auf und ging nach unten. Zoe lehnte sich an die Wand und sah, wie er die Treppe runter kam. Als Sky sie erblickte, lächelte er und stellte sich vor sie. Zoe lächelte auch und dann küssten sich die beiden. Sie setzten sich unter die Treppe ins Dunkel. Draußen nahm die Helligkeit ab und erste Sterne zeigten sich. „Du solltest dich lieber aus meiner Reichweite entfernen“, meinte Kail, doch Nain schüttelte nur den Kopf: „Ich hab keine Angst vor dir und wehren kann ich mich schon lange. Hält ein Gepard mit einem Werwolf mit?“ Kail zuckte mit den Schultern. Alle paar Minuten schaute er zum Himmel, denn er wollte auf die Verwandlung vorbereitet sein. Dann sah man auch schon den Mond hinter den Bäumen, doch eine Wolke schob sich davor. „Nur im Schein?“, fragte Nain und Kail nickte. Er beobachtete die Wolke, sie würde in wenigen Augenblicken verschwunden sein. Zoe und Sky waren am knutschen. Das Vollmondlicht schien durch die Holzspalten und fiel auch unter die Treppe. Plötzlich funkelte in Zoes Augen etwas und Sky ließ von ihr ab: „Alles in Ordnung?“ Zoe guckte ihn fragend an: „Ja, wieso?“ Sky musterte sie. Dann legte er seine Hand an ihre Wange und drehte den Kopf etwas ins Profil. Als er dort auch nichts feststellte, schob er mit seinem Daumen ihre Lippe nach oben und Vampirzähne blitzten hervor. Ich hab sie nicht gebissen, dachte der Junge und dann kam Lucius die Treppen runter. Sky hielt einen Finger auf seine Lippen. Zoe war still und Lucius verschwand. Er dachte, Sky wäre schon fort. „Was ist denn? Warum guckst du so?“, fragte Zoe und Sky musterte sie immer noch: „Der Biss hat vielleicht nicht so wie sonst gewirkt, aber ein Vampir bist du im Augenblick.“ Zoe legte den Kopf schief. Was erzählte Sky da? Der Mond schien nun hinter der Wolke hervor. Kail riss seine Augen auf und seine Pupillen verengten sich stark. Er fing an unregelmäßig zu atmen und stand auf. Nain verwandelte sich Vorsichtshalber schon mal in einen Geparden und machte sich zum Laufen fertig. „Ah!!!“, Kail schrie auf. Er sank zu Boden und stützte sich auf die Arme. Wieder schrie er und Nain sah ihm verängstigt zu. Sie konnte dem Jungen nicht helfen, sondern musste zusehen, wie er unter Schmerzen litt. Dann rappelte sich Kail auf. Stille. Eine Verwandlung war vollzogen und der Werwolf stand mit geschlossenen Augen da. Er schnupperte und als er Nain roch, öffnete er die Augen und heulte. Ein grässliches Heulen. Was es hieß, wusste nur der Wolf selbst. Er starrte den Geparden an und fletschte die Zähne. Nain fauchte und lief an dem Werwolf vorbei. Der griff mit seinen Pranken nach ihr, doch er verfehlte das schmale Geschöpf. Sky sah sie durchdringend an und schüttelte langsam den Kopf: „Du armes Mädchen …“, flüsterte er. „Was ist denn?“ „Du bist ein Mondgeschöpf“, erklärte Sky, doch auch das verstand Zoe nicht. „Wovon redest du, Sky? Mondgeschöpf?“ „Der Biss meines Vaters hat dich zu einem Mondgeschöpf gemacht.“ „Und was ist das?“ Sky schaute nach draußen. „Es ist Vollmond und?“, meinte Zoe und drehte Skys Gesicht zu sich. „Du wirst bei Vollmond zu einem Vampir. Ansonsten bist du ein Mensch. Du bist ein Mondgeschöpf“, erklärte Sky weiter. Zoe schaute an sich herab. Sie wurde immer blasser und spürte nun auch die langen Zähne in ihrem Mund. Ihre Augen waren nicht mehr blau, sondern rot. Das konnte allerdings nur Sky sehen. Jetzt wusste Zoe, wie es sich als Vampir mit den Zähnen und dem Aussehen anfühlte. „Hast du Blutdurst?“, fragte Sky besorgt und nahm sie in den Arm. Zoe zögerte und nickte dann langsam. Sie starrte Sky an. Der schloss die Augen und streckte den Hals. „Was …“ Sky schüttelte langsam den Kopf: „Bevor du nach draußen gehst, beiß mich!“ Zoe starrte ihn erschreckt an, doch Sky nickte auffordernd. Zoe wollte nicht, doch sie hatte mittlerweile solchen Durst, dass sie zögernd zubiss. „Ah…“, Sky kniff die Augen zu und biss auf die Zähne. Er hielt sie fest im Arm, so dass Zoe nicht so schnell aufhören konnte. Sky konnte sie jedoch durch den Biss nichts antun. Kail verfolgte Nain durch den Wald. Es hatte schon einen Sinn, dass er ihr folgte, nämlich, dass er keinen Menschen anfiel. Sie sprang über die Äste, doch ein Gepard hatte so lange keine Ausdauer. Sie sprang nach oben an einen Ast und krallte sich fest, so gut sie konnte. Doch rutschte etwas nach unten und Kail riss sie zu Boden. Der Gepard fauchte und verwandelte sich in eine Maus. Nain flüchtete unter die Blätter. Er verliert die Kontrolle!, dachte sie. Sie beobachtete den suchenden Werwolf mit großen, verschreckten Augen. Kail steckte die Nase ins Laub und versuchte sie aufzuspüren, doch als er ihr zu nah kam, biss Nain ihm in die Nase und kletterte als Marder nach oben. Kail sprang voller Wut auf den untersten Ast des Baumes und kletterte Nain nach. „Verschwinde, Kail!“, fauchte der Marder dem Wolf entgegen, doch das hielt den nicht auf und Nain sprang zum nächsten Baum. Bei dem Versuch, ihr zu folgen, stürzte Kail aus 12 Metern in die Tiefe. Zoe hing immer noch an Skys Hals. Der spürte den Schmerz schon nicht mehr: „Macht es dir Spaß?“, fragte er und Zoe öffnete die Augen. Sky guckte in die Leere vor ihm, doch dann ließ sie von ihm ab. Sie betrachtete ihre Bissspuren und drehte dann Skys Kopf zu sich herab. Er hatte einen leeren Blick. Der Biss hatte ihm nichts ausgemacht, doch er hatte Angst um Zoe, dass sie sich auf Menschen spezialisieren würde. Zoe sah ihn entschuldigend an und streichelte ihm über die Wange und den Hals. „Beiß mich, immer wenn Vollmond ist, komm zu mir!“, sagte Sky. Zoe wollte etwas sagen, doch sie bekam kein Wort heraus. „Du musst damit leben lernen. Es ist bei dir nur an Vollmond. Ich muss das fast täglich durchmachen. Ich helfe dir damit.“ Zoe nickte und schloss die Augen. Er gab ihr einen Kuss, nahm sie richtig in den Arm und stand mit ihr auf. Er trug sie nach draußen. Nain sprang hinter Kail her. Er landete im Laub und verletzte sich etwas. Doch nicht sehr. „Kail…“, Nain saß als Mensch neben dem Werwolf und strich ihm durchs Fell. Kail hatte die Augen geschlossen und atmete leise. Der Mond verschwand hinter einer dichten, großen Wolke und der Wolf wurde wieder zum Menschen. Nain beugte sich über den Jungen: „Kail, sag doch was.“ Langsam öffnete er die Augen und versuchte sich zu setzen. Er hatte eine Platzwunde am Hinterkopf. „Ist nichts Ernstes, aber du musst ruhig bleiben und das behandeln“, erklärte Nain, doch Kail konnte sich nicht konzentrieren. Er war auf den Mond fixiert: „Geh! Ich will dich nicht verletzen!“, er schubste sie von sich weg und krabbelte nach hinten weg. „Aber, Kail. Du verletzt mich nicht, aber du bist verletzt. Ich will dir helfen. Mir passiert nichts.“ Kail schüttelte den Kopf: „Du kannst das Morgen behandeln, aber jetzt ist es zu gefährlich. Noch ist die Wolke da, doch wenn die wieder verschwindet, dann werde ich dich angreifen…“ „Ich weiß das.“ Sie setzte sich neben ihn und hielt die Hand an die Wunde. Er blutete noch. „Was hast du vor mit mir?“, fragte Zoe, doch Sky antwortete nicht. Er setzte sie ab. Zoe legte den Kopf schief: „Was ist?“ „Du kannst dich doch sicherlich auch in eine Fledermaus verwandeln, wenn du bei Vollmond ein Vampir bist.“ Zoe zuckte mit den Schultern. Sky erklärte ihr seine Methode und verwandelte sich. Erwartungsvoll sah er Zoe an, die sich auch verwandelte: „Das ist viel einfacher, als in eine Katze“, meinte das Fledertier und krabbelte auf Sky zu. Der ließ seine Zähne blitzen und flog los. „Wohin?“, rief Zoe ihm nach. „Komm einfach mit!“ Und auch sie flog los. Das war allerdings nicht ganz so einfach, wie man es sich vorstellte. Anstrengung pur! Kail nahm ihre Hand von seinem Kopf: „Das ist nicht so schlimm.“ Nain lächelte: „Ich hab keine Angst vor dir und du weißt, dass du noch etwas Kontrolle über den Wolf in dir hast, also lass es doch gar nicht erst zu gefährlichen Situationen kommen.“ Kail schaute zu Boden. Sie legte ihren Arm um ihn. Noch war der Mond hinter der Wolke. Nain lehnte sich an Kail, der nun auch seinen Arm um sie legte. „Wie ist das … diese Verwandlung durchzumachen?“, fragte sie. „Schmerzhaft“, war seine Antwort. Dann schauten sie sich an. Längere Zeit wechselten die beiden kein Wort, bis sie sich küssten, nur kurz, denn dann ließ Kail von ihr ab, stand auf und entfernte sich einige Meter. Nain schaute in den Himmel; die Wolke war weg. Kail fiel zu Boden und musste sich wieder unter Höllenqualen in einen Werwolf verwandeln. Diese Schreie hörten Sky und Zoe, die sich mittlerweile auf einem Baum niedergelassen hatten. „Kail“, flüsterte die kleine Fledermaus von Zoe. Sky schaute in den Wald, wo der Schrei herkam: „Sollen wir mal gucken gehen?“ „Wieso?“ „Ist Nain nicht bei ihm? Ich kann sie riechen.“ Zoe nickte: „Ja, sie ist bei ihm. Aber wieso? Sie kann auf sich aufpassen.“ Sky guckte kurz weg, dann wieder zu Zoe: „Ach komm schon … nur mal gucken…“ Zoe ließ die Zähne blitzen: „Bist aber ziemlich neugierig.“ Sky sah sie von unten an- man glaubt nicht, wie süß so eine Fledermaus gucken kann. „Okay …“ Die beiden flogen also los. Nain saß als Eichhörnchen auf einem Baum und guckte auf den Wolf herab. Kail stand nun auf allen Vieren, doch er stellte sich auf, als er die Fledermäuse hörte. Jason und Don waren zusammen im Wald. Sie hatten sich angefreundet und hörten Kail. „Der Arme“, meinte Jason. Don nickte: „Er muss das jeden Vollmond durchmachen. Es muss doch schrecklich sein für ihn.“ „Er hat dann keine Kontrolle mehr, oder nicht mehr wirklich“, fügte Jason hinzu. Don nickte und schaute sich um. Zoe und Sky landeten neben Nain. „Was macht ihr denn hier?“, fragte Nain leise. Zoe antwortete: „Sky wollte sehen, wie es dir geht und was Kail so anstellt.“ Nain schüttelte den Kopf und musterte Sky, dann schaute sie Zoe fragend an. „Was?“, meinte die. „Vampir?“ Nain schaute ungläubig drein. Zoe nickte: „Nur bei …“ „Nur bei Vollmond“, redete Sky ihr dazwischen, „Sie ist jetzt eine Mondgestalt.“ Nain nickte: „Aha …“ Kail schaute nach oben zu den drei. Sie guckten zu ihm runter. „Kail … beruhige dich. Bleib da und lauf jetzt nicht weg“, sagte Nain leise. Sie verwandelte sich wieder in einen Menschen. Kail zuckte zurück und fing plötzlich an zu schnuppern. Daraufhin fing auch Sky an. „Was ist?“, fragte Zoe. „Er riecht jemanden …“ Nain verwandelte sich, als sie am Boden saß in einen Hund und fing auch an zu schnuppern. „Was riecht er denn?“, fragte Zoe wieder. Kail fing an zu knurren. „Don und Jason…“, murmelte Nain. Sky schaute sie fragend an: „Wer soll das sein … der Bär und der Stier?“ Nain nickte: „Ja. Jason ist ein Minotaurus oder ein Stier und Don der Grizzly.“ Zoe konnte nichts riechen: „So gut bin ich wohl nicht ausgebildet.“ Sky grinste- soweit das als Fledermaus möglich war. Kail schnupperte immer noch und merkte nicht, dass Nain sich als Hund näherte. Sky und Zoe schauten ihr schweigend zu und Zoe klammerte sich an ihn. Sie zitterte. Jetzt bloß nicht voreilig sein …, dachte sie und starrte Nain und Kail gespannt an. Der Werwolf lauschte plötzlich und spitzte die Ohren. Sky konnte vernehmen, dass Kail kurz die Augenbrauen hochschnellen ließ und richtete sich auf: „Nain pass auf! Er hat dich bemerkt!“ „Was?“ Nain wandte sich um. Sky und Zoe rissen die Augen auf, denn das war ein großer Fehler. Kail sprang um und drückte die Hündin zu Boden. Nain heulte auf. „LASS SIE!“, rief Sky wieder und sprang als Mensch von dem Baum. Zoe schaute ihm verschreckt nach: „Was machst du?“ Doch Sky antwortete nicht. Kail schaute auf, als er Sky erblickte und knurrte. Je näher der Junge dem Wolf kam, desto mehr fletschte der die Zähne. „Was hast du denn vor?“, fragte Zoe wieder. Sie hatte sich auch wieder in einen Menschen verwandelt. Sky schaute zu ihr: „Bleib bitte oben … es ist zu gefährlich!“ Sie legte den Kopf schief. Kail wandte seine Blicke nicht von dem Jungen. Sky traute sich nicht näher, ohne Verteidigung, doch sollte er sich in einen richtigen Vampir verwandeln? Er würde den Mädchen nur Angst machen. Er ging noch einen Schritt auf den Wolf zu, doch der rührte sich nicht. Zoe schaute in den Himmel; der Mond stand in voller Pracht, es war Sternen klar. So ein Mist!, dachte sie und beobachtete weiter die drei am Boden, Eben war es noch umgekehrt … Als Sky nur noch drei Schritte von Kail entfernt war, schlug der Werwolf nach Sky aus. Der schnellte zurück, doch Kail erwischte ihn an seinem rechten Bein. Eine Fleischwunde, doch nicht sehr tief. Sky sackte auf die Knie. Das nutzte Kail förmlich aus und stand auf. Er ging mit schleichenden Schritten auf ihn zu. „SKY!“ Zoe wollte schon zu ihm, doch Sky schaute nach oben. Sie blieb sitzen, als er den Kopf schüttelte. Dann wandte er sich wieder an ihn. Kail stand nur noch ein Stückchen von Sky weg. Was sollte er nun tun? Wenn er mir zu nahe kommt … soll ich es wagen? Es ist schon eine Ewigkeit her, dass Sky sich in einen Vampir verwandelt hatte, der in Menschengestalt Flügel hatte. Nain stand wieder auf und schaute zu den Jungs: Was hat er vor? Man konnte Sky einen Hintergedanken ansehen und auch wollte sie wissen, was Kail mit dem Jungen machen wollte. Zoe konnte dem Spektakel nicht lange zusehen. Die Spannung stieg bis ins Unermessliche. Sky fixierte Kail und der Wolf schritt langsam auf ihn zu. Kail knurrte lautstark und zeigte die Zähne. Warum ein Werwolf wütend ist? Das ist eine gute Frage. Nain verkroch sich schnell nach oben zu ihrer Freundin. Sie hatte sich noch immer nicht verletzt. Dann ging Kail ruckartig auf die Viere und stürzte sich auf ihn. Sky riss die Augen auf und ließ sich nach hinten fallen. Er trat Kail, als der genau über ihm war, in den Bauch über sich rüber und rollte sich nach vorne ab. Sky stand wieder und drehte sich um. Kail schlug einen Purzelbaum und schüttelte den Kopf, als er saß. Dann rappelte er sich auf und wandte sich an Sky. Was soll ich tun?, fragte der sich. Er schaute zu den Mädels, die die Jungs beobachteten. Kail folgte seinem Blick. Stille; der Wolf schien hämisch zu lächeln. Oder bildete Sky sich das ein? Nein! Er bildete es sich nicht ein. Kail hatte die Mädchen entdeckt, die sich auf dem Ast kauerten. Nain bemerkte dies und nickte nach oben. Zoe folgte dem Baumstamm und sah über sich einen Ast. „Verwandle dich …“, flüsterte Nain. Zoe flog als Fledermaus höher und auch Nain kletterte hoch. Und in diesem Augenblick- der Ast brach! Kail zog sich nun am Stamm nach oben und schlug nach den Mädchen. Zoe schrie aus Angst, als der Werwolf auch den nächsten Ast erreichte. „HÖHER!“, rief Nain. Sky konnte da nicht lang zusehen. Er musste es riskieren, denn einen anderen Ausweg gab es nicht mehr. Er ging näher an den Baum: „KAIL! HEY! HIER BIN ICH!“ Der Wolf schaute nach unten. Sky hatte keine Ahnung, wie er es genau anstellen sollte und überlegte, wie es das letzte Mal vor sich ging. Und gerade, als Kail sich fallen ließ und zu dem Jungen kam- Sky verharrte. Seine Augen strahlten rot, heller als die des Werwolfes und auch heller als sonst. Kails Blicke waren auf ihn fixierte. Was ging nur in ihm vor? Auch die Mädchen schauten nach unten. Es war totenstill. Was macht er?, fragte sich Zoe. Sky schloss die Augen. Kail wich winselnd zurück, als er merkte, welche Energien der Vampir freisetzte. Er wurde größer. Immer größer. Das war Kail ungeheuer, doch auch er rührte sich nicht mehr. Als Sky die Augen wieder aufriss, strahlten diese in einem grellen rot, bis Sky einen festen Blickpunkt hatte. Nun waren sie klar. Nur in einem bestimmten Lichtfall sah man sie rot aufleuchten. Kail fing wieder an zu knurren- und dann knurrte Sky zurück. Er fixierte den Wolf und ging mit großen Schritten auf diesen zu. Erst jetzt konnte Zoe sehen, dass Sky Flügel auf seinem Rücken hatte. Die Flügel einer Fledermaus, die allerdings nach den Proportionen stimmten. Kail wich nicht zurück, doch als Sky die Flügel vor ihm spreizte, sank der Werwolf leise winselnd zu Boden. Und als der Vampir auch noch den Mund öffnete- der Horror! Seine Blutzähne waren mindestens fünf Zentimeter lang geworden und Sky lehnte sich nach vorne über Kail. Der hatte verschreckte Augen und starrte ihn an. Zoe und Nain schwiegen. Sie starrten auf die beiden herab. Dann schaute Nain in den Himmel. Der Mond stand immer noch dort, doch eine Wolke näherte sich ihm gefährlich. Würde Kail sich abermals verwandeln müssen? Und was war aus Sky geworden? Von seiner schmalen Jungengestalt war nichts mehr übrig. Der Vampir war über zwei Meter groß und hatte breite Schultern und überaus herausragende Muskeln. Auch Kail war als Werwolf um die zwei Meter, so groß wie Sky, was er auch in Menschengestalt war, doch der Wolf sah nicht so schrecklich aus. Er hatte ebenfalls breitere Schultern und Muskelpakete bekommen. Diese beiden Rivalen standen sich nun gegenüber, doch aus irgendeinem Grund schien Kail schon zu wissen, dass Sky ihm gefährlich werden konnte. Sky riss den Mund weit auf und fauchte den Werwolf an. Kail zuckte sofort zurück, doch das ließ er nicht mit sich machen. Auch der Wolf fing wieder an zu knurren. Zoe starrte Sky an. Sie konnte nicht glauben, was dort unten geschah. Konnte das ihr Sky sein? Er war ganz und gar nicht mehr Vertrauens erregend. Sie bekam Angst. Hatte er überhaupt Kontrolle über sich? Sie war sich nicht sicher und beobachtete weiter, was noch geschah. Nain merkte die Unruhe in Zoe und musterte ihre Freundin. Dann schaute sie in den Himmel und nach unten. Die beiden starrten sich an, ließen den sich gegenüber nicht aus den Augen. Beide knurrten und wollten bei dem anderen Eindruck schinden. Sky hatte klare Gedanken und wollte das nicht in einem Kampf ausarten lassen. Kail jedoch war als Werwolf fast nicht zu bremsen und könnte jeden Augenblick auf den Vampir losgehen. Doch keiner rührte sich. Dann wurde es plötzlich dunkler und Sky schaute in den Himmel. Der Mond verschwand und die beiden badeten nun nicht mehr im Vollmondlicht. Was das zu bedeuten hatte, wussten alle. Auch Kail starrte nun in den Himmel und winselte. Er musste diese schmerzhafte Verwandlung in dieser Nacht ungewöhnlich oft durchmachen. Und auch nun würde es ein fünftes Mal geschehen. So war es auch und die Mädchen mussten von oben zuschauen. Runter trauten sie sich auch nachdem Kail kein Werwolf mehr war nicht. Denn Sky war immer noch in Vampirgestalt. Er schaute zu den beiden nach oben und dann wieder zu dem am Boden liegendem Kail. Der Junge rührte sich nicht. Nain zögerte, doch weil Sky sich nicht arg bewegte, kletterte sie nach unten und schaute nach Kails Wunde. Zoe jedoch blieb oben. Sky guckte fragend nach oben und Zoe wich seinem Blick aus. Skys Augen waren immer noch knallrot und freundlich sah er nicht aus. Doch Sky verwandelte sich noch nicht zurück, denn die Wolke war nicht sehr groß und die Nacht noch nicht vorbei. Doch hinter dem Berg wurde es schon heller. Sky wollte die beiden aber nicht mit Kail alleine lassen und versuchte so lang zu bleiben, wie möglich. Kail öffnete nach einiger Zeit die Augen und erblickte Sky vor sich. Sofort schrak er zurück, doch Sky nickte ihm freundlich zu. Kail konnte es deuten, doch die Mädchen waren dazu nicht wirklich befähigt. Dann nickte Sky nach oben und Kail schaute langsam in den Himmel. Die Wolke war noch zur Hälfte vor dem Mond. Dann schaute der Junge zu Nain, die neben ihm hockte, danach auf den Baum, wo Zoe saß. Er schwieg und schloss die Augen. Sky wollte nicht, dass die Mädchen nochmals Gefahr laufen, angegriffen zu werden und sagte, mit einer Stimme, die Gänsehaut bereitete: „Geht lieber, ihr zwei.“ Nain starrte ihn an und Sky schloss die Augen. Zoe konnte ihren Ohren nicht trauen. War das wirklich noch der Sky, den sie kennen gelernt hatte? War es immer noch der freundliche Junge, schmal und liebevoll? Es kam ihr gar nicht so vor. Denn dieser Vampir jagte ihr eine höllische Angst ein. Was war das, was er nun geworden ist? Konnte sie das als Vampir auch? Das wollte sie gar nicht wissen. Sie würde sich nur selbst Angst machen. Plötzlich merkte sie, dass sie beobachtet wurde. Sky schaute zu ihr herauf und sie blickte nun nach unten. Als er die Flügel kurz spreizte, um sie danach anzulegen, schrak sie zusammen. Sofort verwandelte sie sich in eine Fledermaus und verschwand im Wald. Alle drei schauten ihr nach und nach kurzem Zögern folgte Nain ihr. Sky und Kail blieben zurück. Der Vampir schaute alle paar Augenblicke in den Himmel, doch Kail hielt die Augen geschlossen. Er wartete lieber auf das nächste Mal, als dass er sich nun schon die Qualen vorstellen muss. Es wurde immer heller. Sky musterte Kail abermals und der sah ihn nun an: „Verschwinde!“ Sky hob eine Augenbraue und Kail nickte zu den Bergen: „Du überlebst das sonst nicht!“ Sky zögerte, verwandelte sich wieder in einen Jungen und hockte sich neben den anderen. „Warte nicht …“ „Es dämmert erst. Ich bleibe, bis du wieder auf den Beinen bist“, erklärte Sky und Kail lächelte ihn an. Dann verschwand sein Lächeln plötzlich und er sah zu Boden. „Was ist los?“, fragte Sky und beugte sich zu ihm. „Sie hat Angst vor dir“, meinte Kail nur und setzte sich langsam auf. Er hatte Schmerzen und war müde. Auch Sky hatte nur noch wenig Kraft. Er musste sich hüten, damit er vor den ersten Sonnenstrahlen auch am Haus ankam. „Du meinst … Zoe?“ Kail nickte. Dann schaute er Sky ins Gesicht: „Aber es war gut, wenn du dich nicht hättest anders wehren können. Erklär es ihr, oder lass sie allein.“ Sky schaute zu Boden. Dann wieder zu den Bergen: „Ich muss weg!“ Kail wandte sich um und Sky sprang auf. Er lief durch den Wald, wo er länger Schatten hatte. Kail blieb allein und setzte sich an den Baumstamm. Er schlief ein. Nain und Zoe saßen am See. Zoe sah ziemlich verschreckt und verzweifelt aus. „Was ist mit dir?“, fragte Nain und legte ihren Arm um sie. „Hast du ihn nicht gesehen?!?“ „Sky?“ Zoe nickte. „Ich hab ihn auch gesehen, ja und?“ „Ja und?!“ Zoe warf sich der Freundin um den Hals. Nain schloss sie in die Arme: „Es wird alles gut ... er hat mir nichts getan, glaubst du, er würde dich dann anrühren?“ Zoe schüttelte den Kopf: „Nein … aber … er sieht so … na ja schrecklich aus.“ Nain konnte verstehen, dass Zoe Angst hatte. Nain selber hatte ja schon öfter solche merkwürdigen Dinge gesehen, doch Zoe hatte am Anfang dieser Nacht schon erfahren müssen, dass sie ein Vampir ist, wenn Vollmond ist. „He …“, Nain streichelte Zoe über den Hinterkopf, „es wird alles gut. Er musste sich doch irgendwie wehren. Es mag schrecklich ausgesehen haben, doch er ist doch nicht so. Beurteile das nicht so streng … er hat sich dann unter Kontrolle.“ Zoe schwieg. „Zoe … lass es dir doch von ihm erklären …“ „Von ihm erklären?! Ich gehe ganz bestimmt nicht zu ihm!“ „Was?!“ Nain schaute Zoe in die Augen: „Das kannst du doch nicht tun! Was ist denn mit ihm? Er ist doch bestimmt wieder ein Junge. Dann hattest du keine Angst vor ihm.“ „Dann. Aber er könnte jederzeit so aussehen … oder schlimmer noch! Er könnte blutdurstig werden!“ Nain legte den Kopf schief: „Wieso das denn?“ Zoe schaute zu Boden. „Das ist doch nur eine Vermutung von dir, oder?“, fragte Nain wieder. Die Freundin schwieg. Und das blieb auch so. Sky kam kurz vor knapp an seinem Haus an und schloss sofort die Tür. Er kroch die Treppe regelrecht nach oben. Er war hundemüde. Doch auch Lucius war noch wach. Er öffnete die Tür zu dem Schlafzimmer der beiden und sah seinen Sohn auf der Treppe liegen. Sky hatte die Augen geschlossen. „Was ist passiert?“ Lucius lief zu ihm und Sky hob den Kopf an. Er hatte die Augen immer noch geschlossen, doch er hörte seinen Vater. Sky brachte kein Wort heraus und Lucius sah, dass die Sonne schon aufging. Damit sein Sohn nicht im hellen Treppenhaus schlafen musste, hob er ihn hoch und brachte Sky ins Zimmer. Dort legte er den Jungen in seinen Sarg und ging dann auch schlafen. Sky atmete etwas unregelmäßig und kniff zwischendurch die Augen zu. Kapitel 7: 7 ------------ Nain und Zoe machten sich auf den Weg ins Dorf. Dort auf den Straßen war es ruhig. Alles schlief noch und die Mädchen schlichen sich in ihre Zimmer. Dort schlief Nain ein, doch Zoe konnte nicht schlafen. Sie hatte immer noch das Bild des Vampirs in ihrem Kopf. Sky hatte sie so angeschaut, dass das Bild fest in ihrem Kopf haften blieb, denn genau so hatte er sie schon einmal als Junge angeschaut und auch als Fledermaus kannte sie einen solchen Blick von ihm. Doch irgendwann übermannte sie die Müdigkeit und sie schlief doch ein. Es waren nur noch drei Tage bis Schulbeginn. Dann würde sie sich auf etwas anderes konzentrieren müssen und die Clique würde wieder mehr zusammen unternehmen. Auch dem Rest war das klar und fast alle taten etwas für den Unterrichtsbeginn. Doch dazu hatte Nain keine Lust. Sie hatte ihr Englischbuch vor sich, doch es war so langweilig. Dann machte sie ein paar Aufgaben aus dem Mathebuch und später lernte sie Vokabeln und etwas Deutsch. Die Eltern fragten ihre Kinder ab und schon war auch dieser Tag vorbei. „Noch zwei Tage“, meinte Nain zu Molli. Die beiden saßen mit Jule in deren Zimmer und quatschten. „Was hast du eigentlich die letzten Tage gemacht? Man hört so wenig von dir“, sagte Jule. „Ja“, stimmte Molli ein, „von dir und Zoe kriegt man nichts mehr mit.“ Nain grinste: „Ist doch eh unwichtig.“ Die anderen beiden legten die Köpfe schief und guckten Nain eindringlich an. „Ok … wir waren im Wald.“ „Schon wieder?“, fragte Molli. „Ja … haste was dagegen?“ Sie schüttelte den Kopf: „Nein, aber was macht ihr denn die ganze Zeit da?“ „Genug“, meinte Nain nur. Schulbeginn. Alle quälten sich am frühen Morgen aus ihren Betten und machten sich fertig. Der Schulweg war nicht weit und dort trafen alle zusammen, nur Zoe nicht, die sich mit ihren Klassenkameradinnen traf. Zoe hatte in den letzten Tagen nichts von sich hören gelassen. Nain vermutete, dass sie immer noch die Bilder von Sky im Kopf hatte, denn auch sie selbst sah Kail und Sky vor sich. Wie die beiden sich gegenüberstanden und keiner sich rührte. Unheimlich, dachte sie. Am nächsten Wochenende hatte Zoe sich endlich zusammengerafft. Sie nahm sich vor Samstagnacht zu Sky zu gehen. Gesagt, getan. Um acht Uhr machte sie sich auf den Weg. Es war noch hell. Jule sah Zoe auf der Straße. Sie wollte ihr schon nachgehen, doch als sie sah, dass Zoe in den Nebelwald ging, lief sie zu Nicky. Lynn wollte an diesem Abend bei Nicky übernachten. Nicky öffnete, als es klingelte. „Hey, Jule, was ist?“ „Kommt mit mir!“ Sie nahm Nicky und Lynn an der Hand. „Und wohin?“, fragten die. „In den Wald.“ „Warum?“, fragte Lynn. „Weil ich wissen will, was Zoe macht!“ Die drei liefen zum Waldrand. Dort sah man Zoe verschwinden. Sie merkte nicht, dass sie verfolgt wurde und ging strikt in Richtung des Hauses. Jule, Nicky und Lynn kannten diese Gegend des Waldes nicht. Doch sie folgten der Freundin mutig. Als sie am Haus ankamen, war es schon dunkler. Zoe verschwand im Innern. Die anderen blieben draußen, doch sie wollten hören, was sie drin machte. Man konnte Stimmen hören. „Sky?“ Zoe ging den unteren Flur entlang. „Ja?“ Sky kam die Treppe runter, „Was ist denn?“ Zoe schaute zu Boden: „Es tut mir leid, dass ich so lange nicht mehr da war, aber ich hab jetzt wieder Schule und …“ Er hielt seinen Finger auf ihre Lippen: „Ist schon ok …“ „Es tut mir auch leid, dass ich einfach so abgehauen …“ Wieder schüttelte er nur den Kopf: „Ich verstehe das … hast du wirklich Angst vor mir?“ Zoe schaute ihm in die Augen. Es war Vollmond und die drei draußen hatten viel Licht. Jedoch fiel auch Licht nach Innen und Zoes Augen begannen zu leuchten. Sky lächelte und gab ihr einen Kuss. „Erklär mir das, bitte“, meinte Zoe und setzte sich mit ihm an die Wand. „Es war ja nur zur Verteidigung“, fing er an. „Ja, aber kann ich das auch?“ Sky zuckte nur mit den Schultern: „Ich weiß es nicht …“ „Aber was war das?“, fragte Zoe wieder. „So sehe ich als echter Vampir aus … Lucius sieht etwas anders aus und ich glaube, so schlimm wie er sehe ich nicht aus.“ Die beiden kicherten. Schon bei dem Wort “Vampir“ sind Jule, Lynn und Nicky zusammengezuckt. Oh mein Gott!, dachten die drei und lauschten weiter. Als die beiden drin wieder zur Ruhe gekommen waren, meinte Zoe: „Soll ich es mal probieren?“ Sky überlegte kurz: „… na ja … mein Vater ist weg. Wenn du willst.“ Zoe nickte, doch dann schaute sie ihn fragend an. „Was?“, fragte Sky wieder. „Ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll.“ Sie schaute zu Boden. „He … das ist doch nicht schlimm. Du musst dich konzentrieren …“ „Sag jetzt nicht konzentrieren! Das hat bei Nain mit der Katze auch noch nicht geklappt!“ Sky grinste: „Soll ich es dir dann zeigen?“ Zoe zögerte. Sie hatte wieder das Bild von ihm im Kopf, doch da sie wusste, dass er ihr nichts tat, nickte sie schließlich. Draußen war die Anspannung groß und drin war es still. Sky schloss die Augen, als er sie öffnete waren sie wieder knallrot, was sogar von den Zuschauern gesehen wurde. Dann wurde er plötzlich größer und Zoe erschrak, weil es im Flur ziemlich eng war. Er stand neben ihr und- die Freundinnen hörten den Schrei. Sie schauten durch die Risse im Holz und sahen Sky als ein Monster neben ihrer Freundin. Sie standen wie angewurzelt da. „Du gehst rein!“, meinte Jule. „Nein! Warum ich?“, erwiderte Lynn. „Geh du doch! Du hattest die Idee“, erklärte Nicky. „Egal! Kommt schon! Bevor er ihr was antut!“, meinte Jule und alle drei stürmten das Haus. „Lass sie in Ruhe, du Schwein!“, rief Nicky. Sie war die größte und die anderen standen etwas hinter ihr. Sky drehte sich zu den ungebetenen Gästen und schaute sie mit seinen feuerroten Augen an: „Vampir, wenn ich bitten darf!“, sagte er mit seiner tiefen, rauen Stimme. Die ging den Mädchen bis ins Gebein. Alle standen stocksteif da und Zoe stand auf. Auch ihre Augen leuchteten in diesem Licht, was den Mädchen abermals Angst machte. Sky rührte sich nicht. Wie beim letzten Mal hatte auch Zoe das Gefühl, Blut zu schmecken. Sie sollte Sky dann beißen, doch nun konnte sie das nicht. Jule und Lynn wichen zurück, als Sky die drei eindringlich musterte, nur Nicky blieb stehen. Sie hatte dem Vampir in die Augen gesehen und zwar nicht nur flüchtig. Sie stand wie angewurzelt da und auch, als die beiden anderen sie nach hinten ziehen wollten. Keine Reaktionen. Zoe bemerkte, dass ihre Freundin sich nicht rührte und schaute Sky an. Er verharrte immer noch in der Position. Seine Flügel waren angelegt und er stand etwas gebeugt da. Zoe musterte sein Gesicht, welches einen merkwürdigen Ausdruck preisgab. Was war mit ihm? Was dachte er, oder welches Gefühl verspürte er? Zoe war sich nicht völlig sicher, aber hatte er dasselbe Gefühl wie sie? Hatte er Blutdurst? Das könnte gut möglich sein, weil man sich eine solche Gelegenheit als Vampir nicht nehmen lassen kann. Drei Junge Mädchen, die freiwillig zu ihm kommen. Doch er trank kein Menschenblut. Aber sie selbst tat dies und musste sich etwas beherrschen. Allerdings das war kein Problem, da sie nicht vorhatte, ihre Freundinnen zu beißen. Nur war Sky auch so gestrickt? Er hatte ihr erklärt, wieso er nicht das Blut der Menschen trank, doch würde er es sein Leben lang einhalten? Würde er nicht irgendwann wirklich Blutdurst bekommen? Diese Fragen flogen ihr im Kopf umher. Nicky und Sky rührten sich immer noch nicht. Sky schaute sie intensiv an, als wolle er sie in seinen Bann ziehen. Aber das hatte er schon geschafft. Das Mädchen rührte sich nicht. Plötzlich hörte man etwas. Angst verbreitete sich in der Luft. Aus Jule und Lynn wurden wieder ein Schwein und eine Schlange. Die beiden verschwanden so schnell sie konnten im Wald. Sky und Zoe merkten dies, sahen sich an und Zoe nickte Sky zu, der sie etwas angegrinst hatte. Er fauchte Nicky mit seinen langen Zähnen an und diese verwandelte sich mit großen Augen in ein Känguru. Sie verschwand ebenfalls im Wald. Sky verwandelte sich zurück und die beiden Vampire fingen an zu lachen. „Was war mit dir?“, fragte Zoe plötzlich. Sky ließ den Kopf hängen: „Es war verlockend …“ Zoe musterte ihn. Er atmete schwer: „Was war verlockend?“ „Sie zu beißen …“ Er wagte es nicht, sie bei diesen Worten anzusehen. Doch Zoe hob sein Kinn und gab ihm einen Kuss. „Aber du hast es nicht getan.“ „Hätten die anderen sich nicht verwandelt und mich auf die Idee gebracht, sie zu erschrecken … dann hätte ich … mich nicht mehr länger zurückhalten können“, stammelte er. Wieder gab Zoe ihm einen Kuss. Dann biss sie ihm in die Unterlippe und danach in den Hals. Er schloss die Augen und die beiden ließen sich zu Boden sinken. Er leckte sich sein Blut von der Lippe und als sie von ihm abließ, küssten sie sich wieder. Die drei im Wald verschwundenen, trafen nach einiger Zeit aufeinander. Sie verwandelten sich wieder, da nun keine Gefahr mehr drohte- dachten sie auf jeden Fall. Ein grausames Heulen war zu vernehmen. Alle drei starrten sich an. „VOLLMOND!“, stieß Jule hervor. Lynn fügte mit zitternder Stimme hinzu: „Werwolf …“ Nicky nickte wieder mal und schaute sich um. Im Wald streunte etwas umher. Kail war wieder unterwegs und an diesem Abend war keiner bei ihm. Niemand, der ihn aufhalten könnte, Beute zu machen. Er roch die Mädchen und heulte abermals. Dann konnten die drei in ihrer Nähe Knurren hören. Alle standen mit dem Rücken zueinander und schauten in alle Richtungen. Vor Lynn erschienen kurz zwei rote Punkte. Sie tippte Jule und Nicky auf die Schulter, doch als diese hin guckten- die Punkte waren verschwunden. „Was denn?“, fragte Nicky etwas ängstlich. „Da war er“, stotterte Lynn, doch dann starrte Jule in ihrem Umfeld umher. Auch sie hatte die Punkte wahrgenommen. Sky schreckte bei Kails Geheul auf: „Oh nein!“ Zoe schaute ihn fragend an: „Was ist denn?“ „Die drei sind im Wald!“ „Und?“ „Und?! Kail ist auch im Wald!“ Zoe starrte ihn an. Die beiden sprangen auf und verwandelten sich in Fledermäuse. Dann flogen sie aus und Sky versuchte Kail aufzuspüren, was nicht allzu schwer war. Im Gebüsch raschelte es. Ca.10m von den dreien entfernt knurrte der Wolf. Kail beobachtete die drei genau und plante seinen Angriff, damit er keinen Fehler machte. Doch dann landeten zwei Fledermäuse vor den Füßen der Girls. Die drei starrten die Tiere an, die sich plötzlich in Menschen verwandelten. „Noch ist nichts passiert“, meinte Sky und schaute in den Busch. Kail hatte die beiden auch gesehen. „Was …“ Die drei Freundinnen brachten kein Wort heraus. „Wir wollen euch nur helfen“, erklärte Zoe und blieb bei den Mädchen stehen. Sky jedoch hob einen Ast auf und warf ihn zu Kail. Der ließ ein Bellen und Knurren von sich hören und richtete sich auf. Dies hatten die anderen schon einmal gesehen, doch Kail fletschte die Zähne nicht gegen die Mädchen, sondern gegen den anderen Jungen. Sky musterte Kail eindringlich: „Lass deine Pfoten von den Kindern! Du bist selbst erst 17!“ Da hatte der Vampir Recht, denn er, sowie Kail waren auch noch Teenager. Doch Kail ließ nicht mit sich verhandeln und er stellte sich wieder auf alle Viere. Die anderen schauten ängstlich drein, nur Sky und Zoe hatten keine Angst vor dem Wolf. Doch Kail war das egal. Er hatte Hunger und den wollte er auch stillen. Wieder fletschte er die Zähne. Sky fing ebenfalls an zu knurren. Er hatte sich zwar eben erst verwandelt, doch wenn ihm wieder keine Wahl blieb, musste er es riskieren. Es war unwichtig, ob die Menschen Angst vor ihm hatten, nein! Wichtig war ihm einzig und allein, dass Kail keines der Mädchen tötete. Das sah Kail aber ganz und gar nicht so, denn er wollte wenigstens etwas Beute machen. Ein Mädchen würde ihm nicht völlig reichen, doch es war schon was wert. Zoe blieb bei ihren Freundinnen, die sie und die Jungs fragend anschauten. Sky wollte sich nicht täuschen lassen, denn Kail setzte zurück, doch das verhieß nichts Gutes. Der Wolf setzte zum Sprung an. Doch Sky fing ihn als Vampir in der Luft ab. Wieder starrten die Mädchen die Jungs, die nun beide Monster waren, an. „Was geht denn hier ab?“, fragte Jule. Alle fingen an zu zittern. „WEG!“, befahl Zoe und die vier gingen zwischen die Bäume in Sicherheit. Kail und Sky hatten sich gewaltig in den Haaren. Sky hielt den Werwolf fest. Er könnte auch fliegen, doch Kail war schwer und hielt nicht still. „Hör auf jetzt!“, schrie Sky ihn an, doch Kail schlug um sich und traf den Vampir im Gesicht. Sky ließ Kail los und hielt sich die Klauen an die Wunde. Er blutete, denn Kail hatte kräftige Pranken und lange, scharfe Krallen. Die Gelegenheit nutzte der Wolf und stürmte an Sky vorbei. Der heilt ihn jedoch fest und hob ihn mit Schwung in die Luft. Er flog in die andere Richtung und musste den Werwolf fallen lassen. Dieser wiederum landete auf den Pfoten und schaute nach oben. Sky landete vor ihm und die beiden starrten sich an. Für einen Kampf hatten beide keine Kraft, doch Kail sammelte sich, stellte sich auf, schmiss Sky über sich weg und lief in den Wald. Interesse an den Mädchen hatte er verloren und Sky machte sich auf die Suche nach denen. Er flog los. Seine großen Schwingen trugen ihn lautlos durch den Wind. Zoe hatte ihre Freundinnen zum Sternensee gebracht. Dort saßen alle am Ufer und Zoe hielt Ausschau nach Sky. Die anderen drei sagten kein Wort. Man konnte nur das zirpen der Grillen hören. „Was ist los mit euch?“, fragte Zoe und schreckte die Mädchen aus ihren Gedanken. Alle schüttelten nur den Kopf. „Kommt schon! Ihr könnt mir nicht weiß machen, dass nichts ist.“ Jule schaute Zoe an: „Vampir …“, flüsterte sie, „… Werwolf … du auch?“ Zoe nickte: „Ich bin nur bei Vollmond ein Vampir. Sein Vater hat mich gebissen.“ „Sein Vater?“, fragte Nicky. „Ja. Lucius.“ Die drei schauten erst sich und dann Zoe an: „Noch einer?!“ Zoe nickte nur und schaute wieder in den Himmel: „Sky kommt wieder.“ Auch die anderen folgten ihrem Blick. Und hinter den Baumwipfeln erschien die Gestalt des Vampirs. Seine weiten Schwingen legte er etwas an und flog zu Boden. Dort stapfte er auf die Mädchen zu: „Kail ist im Wald verschwunden.“ Wieder zuckten die Menschen bei der Stimme zusammen. Dann raffte sich Lynn zusammen: „Kail?“ Zoe wandte sich an das Mädchen: „Er ist der Werwolf.“ Die drei Menschen musterten Sky und flüsterten sich etwas zu. Sie merkten jedoch nicht, dass der Vampir die Ohren spitzte und ihnen zuhörte. Auch Zoe verstand jedes Wort deutlich. „Redet nicht so einen Quatsch!“, meinte sie plötzlich zu den Freundinnen. Sky ließ den Kopf hängen und ging zum Wasser. Die Mädchen schreckten auf: „Du … hast es … gehört?“ Zoe warf allen einen bösen Blick zu: „Ja! Und nicht nur ich …“ Sie schaute zu Sky: „Er hat auch jedes Wort verstanden. Das ist nicht nett!“ Die drei schwiegen und Zoe ging zu ihm. Sky wandte sich um: „Danke, dass du dich für mich einsetzt, aber es ist nicht schlimm. Sollen sie sagen, was sie wollen. Es kümmert mich nicht.“ Er schaute ins Wasser und dann in den Himmel. Auch Zoe schaute ins Wasser. Nichts- die beiden spiegelten sich nicht. Das Sky kein Spiegelbild hatte, wusste sie ja, aber sich selbst nicht mehr zu sehen, war merkwürdig für Zoe. „Das ist doch total bekloppt“, meinte Jule zu den anderen. „Jetzt ist sie noch ein Vampir!“, fügte Lynn hinzu. „Und wir dachten, Nain sei merkwürdig, da sie sich in Tiere verwandelt, doch das schlägt weit über die Strenge!“, sagte Nicky. Alle nickten. „Was, wenn er uns was antut?“, fragte Lynn plötzlich. Zoe drehte ihren Kopf leicht in die Richtung der drei, doch sie ließ sich nichts anmerken. Sky schaute sie verträumt an: „Hat dir das eben gereicht?“, fragte er, immer noch mit der tiefen Stimme. Er hatte sich noch nicht zurück verwandelt, da Kail jeden Augenblick wieder kommen könnte. „Du meinst, dass ich dich gebissen …“ Er nickte nur und schaute wieder in den Himmel. „Ich will nicht sterben!“, flüsterte Jule leicht ängstlich. „Denkste ich?!“, warf Lynn ein. „He … wir werden nicht sterben“, meinte Nicky. Sie merkte plötzlich, dass die drei beobachtet wurden. Sky hatte sich zu ihnen gedreht. Zoe wagte es nicht, ihn zu umarmen, auch wenn sie es zu gern getan hätte. Sky musterte die Menschen nochmals, doch dann ging er auf die drei Mädchen zu. Die drehten sich zu dem Vampir um. „Was willst du von uns?“, fragte Nicky frech. „Ich hätte auch mit Zoe im Haus bleiben können und Kail sein Werk fertigbringen lassen.“ „Was soll das heißen?“, stammelte Lynn leise. Skys Stimme klang in den Ohren der drei kalt wie Eis. „Oder noch besser … ich rufe meinen Vater. Der wird nicht zögern einen nach dem anderen von euch zu töten!“ Zoe kam zu Sky. Sie konnte verstehen, dass er wegen der Anschuldigungen ihrer Freundinnen sauer war, doch sie wollte nicht, dass er noch austickt. „Sky …“ Der spannte einen Flügel vor Zoe, dass sie nicht neben ihn kam. Doch gegen seinen Gedanken, drückte die den Flügel nach unten und stellte sich zu ihm: „Lass sie doch reden. Es ist dir doch eh egal.“ Sky schloss die Augen. Dann sah man, dass seine Ohren wieder gespitzt waren. Jule, Nicky und Lynn starrten den Vampir an und alles war still. Plötzlich riss Sky die Augen auf. Diese leuchteten wieder in einem feurigen Rot. Alle schreckten zusammen und Zoe stellte sich vor ihn: „Sky …“ Sein Gesicht bot einen etwas verzweifelten Ausdruck und dann starrte der Vampir in den Himmel. „Was ist los?“, fragte Zoe, doch sie bekam keine Antwort. Sky machte den Mund etwas auf und schaute Zoe an. Er fing an, unregelmäßig zu atmen. „Sky!“ Zoe nahm ihn an den Schultern, die sich auf und ab bewegten. „Geht! SCHNELL!“, sagte sie zu den Mädchen. „Was ist denn?“, fragte Jule. „Er hat Blutdurst! Das hatte er eben schon etwas. Je länger er in eurer Nähe ist, desto mehr will er beißen!“ Die drei sprangen auf und gingen langsam rückwärts. „Sky … rede mit mir“, forderte Zoe ihn immer wieder auf, doch er konnte nicht reden. Seine Augen waren leer und wurden klarer. Er machte ihr wieder Angst, doch das konnte sie nicht davon abhalten, zu versuchen, mit ihm zu reden und ihn zu beruhigen. „Ich …“, sagte er plötzlich, „… ich … kann nicht … nicht sie … kein Mensch …“ Zoe nickte: „Ja. Du darfst es nicht! Du trinkst nicht das Blut der Menschen, schon vergessen?“ Sky schüttelte den Kopf und seine Augen kämpften, um nicht klar zu werden. Ein leichter Rotschimmer war noch da. Zoe zögerte, doch dann gab sie ihm einen Kuss und legte ihre Arme um seinen Hals. Er schloss die Augen langsam. Sie biss ihm leicht auf die Lippe und sagte dann: „Wenn, dann trink meines.“ Sky zitterte und verwandelte sich langsam wieder zurück. „Ich kann es nicht“, flüsterte er, „Flieg mit mir aus, bitte!“ Zoe schaute zu den anderen: „Aber nur, wenn wir sie ins Dorf bringen können.“ Sky nickte. Seine Augen waren müde und er durstig. „Wartet“, meinte Zoe zu den Mädchen. Sky ging ihr nach. „Was?“, fragte Lynn zögernd. „Wir bringen euch noch heim“, erklärte Zoe und schob die drei vor sich her. Sky trottete den Mädchen hinterher. Er versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. In wenigen Minuten würde er Blut bekommen, denn das war momentan fast lebenswichtig. Sonst würde er noch eines der Kinder töten und das wollte er genau so wenig wie Zoe. Kapitel 8: 8 ------------ Im Dorf angekommen gingen Lynn und Nicky zu Nicky und Jule heim. Sky und Zoe verwandelten sich und flogen zu den Feldern. Nain hatte Kail öfter in dieser Nacht gehört. Sie konnte bei Vollmond nie wirklich schlafen und beobachtete so auch die Straße. Sie hatte Zoe und Sky gesehen. Daraufhin machte sie sich auf den Weg in den Wald um nach dem Wolf und Lucius zu suchen. Auf Kail wollte sie wieder aufpassen und mit Lucius wollte sie reden, ob er wüsste, was mit Sky los wäre. Zoe und Sky kamen an den Feldern an und Sky biss sofort eines der Schafe. Zoe setzte sich auf einen Zaunpfahl und beobachtete ihn. Das tote Tier musste er liegen lassen. „Das wird die Bauern aber nicht erfreuen“, lachte Zoe. Sky warf ihr einen Blick zu und biss insgesamt noch drei weitere Schafe. „Vier Leichen …“, meinte Zoe leise, denn die Tiere überlebten nicht mit einem Teil, sondern mussten ihr Leben völlig lassen. Sky ging als Junge zu ihr: „Ist was?“ Er wischte sich den Mund ab und gab ihr einen Kuss. Seine Augen hatte wieder die normale Farbe angenommen. „Was war mit dir?“, fragte Zoe besorgt. „Alles wieder in Ordnung“, sagte Sky und setzte sich als Fledermaus zu ihr. „Wieder?“ Zoe lehnte sich an ihn: „Hattest du Blutdurst?“ Er nickte. Doch er konnte sich keine Vorwürfe machen, denn er hatte die Menschen nicht angerührt. Nain war immer noch auf der Suche nach Kail. Das kann doch nicht so schwer sein, dachte sie. Sonst war er doch immer unterwegs. Dann hörte sie es rascheln. Nain wandte sich um und aus dem Gebüsch trat Don. Allerdings als Grizzly. „Erschreck mich nicht so!“, fauchte sie ihn sauer an. „’tschuldigung …“ Er verwandelte sich zurück in einen Jungen: „Suchst du was?“ Nain nickte: „Ja, Kail. Weißt du, wo er rum streunt?“ Don zuckte mit den Schultern: „Soll ich dir helfen?“ Nain nickte dankend und die beiden machten sich auf die Suche. Doch Kail war nicht aufzufinden. Er war verschwunden, hatte sich regelrecht in Luft aufgelöst. „Das kann doch nicht sein“, meinte Nain zu Don. Auch Jason kam nun zu den beiden und half suchen. Doch nichts. Kail war nicht aufzufinden. Die Vampire machten sich auf den Heimweg. Zoe und Sky flogen wieder in den Wald. Dort war es unheimlich still. Lucius war noch nicht da und so setzten sie sich wie immer unter die Treppe. Dort schloss Sky die Augen und plötzlich küsste Zoe seinen Hals. „Was machst du?“, fragte er, doch Zoe schwieg. Er öffnete die Augen und merkte dann, dass sie ihn umarmte und über den Rücken streichelte. Er schloss die Augen wieder. Dann schaute sie ihn an: „Gefällt dir das?“ Er nickte leicht. Sky kannte solche Gefühle nicht und war überrascht, wie angenehm es war. Im Dorf machten die Mädchen sich Sorgen um Zoe. „Was ist, wenn einer von uns gebissen wird?“, fragte Lynn. „Oder es einer der Kinder in der Schule erfährt“, sagte Nicky. „Wir dürfen es niemandem verraten“, erklärte Lynn und Nicky war derselben Meinung. „Es bleibt unter uns drei.“ Denn Jule wusste es ja auch, doch sie würde es niemandem sagen. Sie schrieb Nicky eine SMS: Glaubst du, Nain weiß es auch? Von ihr hört man ja auch nicht mehr viel. Nicky antwortete nach Absprache mit Lynn: Bei Vollmond kann sie nicht schlafen, aber im Wald war sie ja nicht. Vielleicht ist sie noch gegangen. Jule schaute auf die Uhr. Es war schon nach Mitternacht. Soll ich noch gehen?, fragte die sich und schrieb dann: Es kann doch gut sein, dass Nain noch gegangen ist. Ich will mir das genauer angucken, was kann schon groß passieren? Nicky sah Lynn an und las ihr vor. „Spinnt sie?“, meinte die nur, doch Nicky wollte sich den Wald auch genauer anschauen. „Ich geh mit, wenn Jule geht.“ „Ihr seid doch nicht mehr ganz dicht!“, sagte Lynn nur, „Ich bleib hier. Noch mal geh ich nicht in den Wald.“ „Und was ist mit heute Mittag? Würdest du dann mitkommen?“ Lynn zuckte mit den Schultern: „Ok … bei Tag geh ich.“ Das schrieb Nicky Jule zurück und dann legten die drei sich schlafen. „KAIL!“ Don, Jason und Nain waren immer noch auf der Suche nach dem Wolf. Doch weiterhin war keine Spur. Dann verwandelte sich Nain in einen Jagdhund und schnupperte. „Sollen wir zum See?“, fragte Don. Nain schaute ihn fragend an. „Stimmt“, warf Jason ein, „Das ist ein guter Ausgangspunkt.“ Damit war das Mädchen dann einverstanden und die drei gingen zum Sternensee. Jetzt verwandelte sich auch Don und fing an nach Kails Fährte zu suchen. Doch wieder nichts. „Das gibt’s nicht!“ „Irgendwo muss er doch sein …“ Nain machte sich Sorgen. Jason legte seinen Arm um ihre Schultern, als sie sich als Mensch auf den Stein setzte: „Wir finden ihn. Spätestens wenn der Mond verschwunden ist, denn du weißt ja, dass er dann anfängt zu schreien.“ Nain nickte: „Ich kann mir vorstellen, dass es Schmerzen bereitet.“ Don stapfte immer noch als Bär durchs Gras und versuchte ihn aufzuspüren. „Gib es auf, mein Freund“, meinte Jason, „Du findest ihn nicht.“ Doch dann- ein Schrei folgt dem Geheule eines Wolfes. Alle drei starrten in diese Richtung. „Es kam aus den Bergen!“, erklärte Don und lief los. Jason verwandelte sich in einen Stier und Nain in einen Luchs. Die drei liefen dem Gekreische entgegen. Sky legte seine Arme auf Zoes Schultern und zog sie zu sich. Dann küssten die beiden sich. Zoe hatte mit dem Vampir Dasein keine Probleme mehr. Sie hatte das Gefühl sich dann wohler in seiner Gegenwart zu fühlen. Sie schmusten richtig und Sky genoss dieses Gefühl. Es war nie zuvor gekannt, denn auch bei seiner Mutter hatte er sich nie so wohl gefühlt. So geborgen. Die beiden versanken gerade in einem Kuss, als sich die Tür zum Haus öffnete. Lucius war zurück, doch niemand hörte etwas, auch der alte Vampir merkte nicht, dass die beiden unter der Treppe waren, noch nicht. Zoe küsste Sky wieder an den Hals und er legte den Kopf in den Nacken. Sky saß an der Wand und Zoe über ihm. Seine Füße hatte der Junge an der gegenüberliegenden Wand. „Mmh …“ Zoe küsste aufwärts, was Skys Vater dann hörte. Er schlich den Flur entlang und lauschte den beiden. Mein Sohn mit diesem Mädchen? Sie ist doch ein Mensch … Doch dann, bei diesem Gedanken, konnte er seinen Jungen verstehen. Denn Lucius selbst hatte Sky schließlich mit einer Menschenfrau bekommen. Julia schenkte ihm einen Sohn, der ein Vampir wurde. Er selbst hatte starke Gefühle zu einem Menschen entwickelt und Zoe war in dieser Nacht ja auch ein Vampir. Er ließ die beiden allein. Er gönnte es seinem Sohn, denn Sky sollte auch lernen zu lieben. Lucius wartete nur darauf, dass Sky ihn anspricht und um Rat fragte. Und er erhoffte sich schon sehnsüchtig einen Enkel, doch Sky und Zoe waren noch jung und das musste warten. Früher bekamen die Mädchen mit 13-14 schon ihr erstes Kind. Das war heute nicht mehr so, denn nun bekam man das erste Kind mit durchschnittlich über 20 Jahren. „Wir kommen näher!“, rief Don, der vorne lief. „KAIL!“, rief Nain. Jason war ihr auf den Fersen, denn ein Stier ist auch sehr schnell, vor allem auf freiem Feld. „Was macht er in den Bergen?“, fragte Nain. „Keine Ahnung …“, meinte Jason. „Kann er dort eher was fangen?“, fragte der Luchs wieder, doch nun bekam sie keine Antwort. Don wurde langsamer und ihm gleich tat es Jason. Beide kamen zum Stehen und Nain war zwischen den beiden. „Was ist denn?“, fragte sie. Don verwandelte sich zurück und ging mit verschreckten Augen weiter. Nain schaute sich um, sie konnte nichts erkennen, doch dann- Don hob ein Kind auf. Eine Leiche. „Oh mein Gott …“, flüsterte Nain, die sich auch verwandelte. Jason kam ebenfalls als Mensch zu den beiden. Nain bekam Tränen in die Augen: „Nein …“ Don legte das Kind weiter zur Seite. Das kleine Mädchen war völlig mit Blut verschmiert und ihr fehlten Stücke an den Gliedmaßen. Auch an der Taille hatte sie tiefe Wunden und Kratzer im Gesicht und am Hals. „Hat er sie …?“ Jason nickte betroffen und Nain vergrub das Gesicht in den Händen. Jason legte ihr den Arm um die Schultern: „Es ist wegen des Blutes. Sein Werwolfblut ist der Grund für solche Taten. Er kann nichts dafür und es tut ihm immer leid. Wenn er Mensch ist, würde er sich am liebsten umbringen für das alles.“ „Aber wir müssen ihn finden!“, warf Don dazwischen, „Sonst wird er diese Nacht weiter morden!“ Nain nickte und die drei liefen weiter. Lucius ging leise nach oben. Sky und Zoe ließen sich nicht stören. Die beiden waren völlig außerhalb ihrer Welt. Sie küssten sich innig und schmusten miteinander. Sky fing an dieses Gefühl zu mögen. Sie streichelte ihn und er nahm ihr Gesicht in die Hände. Dann gab er ihr einen Zungenkuss. Das war ein großer Schritt, denn das war für Sky, wie für Zoe, der erst Zungenkuss. Die beiden versanken richtig und dann lag sie ihm in den Armen. Beide schlossen die Augen und hätten einschlafen können, doch das war ja nicht Sinn und Zweck. Wieder küsste sie seinen Hals entlang und streichelte seinen Bauch. Sky schaute sie an, lächelte und gab ihr einen Kuss. Dann legte er seine Arme um ihre Taille und streichelte ihr über den Rücken. Kail war immer noch nicht aufzufinden. Es war auch nichts mehr zu hören, kein Geheule, kein Geschrei. „Das ist doch merkwürdig …“, flüsterte Jason und die anderen beiden nickten. „Er muss doch irgendwo sein“, meinte Nain und die drei suchten weiter. Kail kroch währenddessen durchs Gebüsch, nicht weit entfernt und beobachtete sie. Eine Wolke drohte, den Mond zu verdecken, doch das konnte sich noch um Minuten handeln. „KAIL!“, rief Nain, „Ich sollte doch bei ihm sein und aufpassen“, meinte sie dann zu Jason, der neben ihr ging. Don stapfte als Bär voraus und schnupperte nach dem Wolf: „Er war noch gar nicht bis hier!“, sagte er plötzlich und drehte sich um. „Das heißt?“, fragte Nain. „Wir haben ihn übersehen!“, erklärte Jason, der sich auch umdrehte. Nun verschwand der Mond und ein Schmerzensschrei war zu vernehmen. Kail richtete sich hinter einem Busch auf, fiel auf die Straße und verwandelte sich zurück. „Kail!“ Nain lief sofort zu ihm und musterte den Jungen. Er lag schwach am Boden und schaute zu ihr auf: „Nain …“, flüsterte er und sie streichelte ihm über den Hinterkopf. „Was hab ich getan?“, fragte Kail leise und sah auch zu den anderen. Don und Jason, so wie Nain, ließen den Kopf hängen. „Sagt schon! Was hab ich getan?“, fauchte Kail sie an und setzte sich. „Ein Mädchen“, flüsterte Nain nur und umarmte ihn. „Nein …“ In seinen Augen tummelten sich Tränen. Die Jungs nickten und hockten sich auf den Boden. „Nein … ein Kind?“ Nain nickte, auch in ihren Augen stand schon das Wasser. „Das darf nicht sein … ich kann doch nicht …“, stammelte Kail, doch Nain streichelte ihm über den Hinterkopf: „Du kannst nichts dafür. Es war nicht deine Schuld.“ „Ich hab ein Kind getötet!“ Er fing an zu weinen. „Kail … es ist alles ok. Es war nicht deine Schuld und man kann es nicht mehr ändern. Du bist verflucht und kannst dich gegen die Krankheit nicht mehr wehren“, erklärte Nain mit ruhiger Stimme und streichelte ihn weiter. Auch ihr liefen nun die Tränen übers Gesicht. „Wir sollten zurück zum Wald“, meinte Don und alle standen auf. „Der Mond kommt bestimmt noch einmal“, sagte Kail und schaute kurz nach oben. Die Wolke war noch mittig vor der vollen Scheibe. „Das kann aber noch dauern“, flüsterte Nain und lehnte sich an ihn. Auch Zoe gefiel die zärtliche Seite an Sky. Nun musste sie keine Angst mehr vor ihm haben. Er würde ihr wirklich nie etwas antun, das hatte sie verstanden. Die beiden konnten sich gar nicht mehr voneinander lösen. Sky hielt sie im Arm und sie lag an ihm. Dann streichelte sie ihm über die Wange. „Ah!“ Sie öffnete die Augen und schaute ihn an. Dann erst bemerkte sie, dass Kail Sky gekratzt hatte: „Tut es sehr weh?“ Sky schüttelte nur den Kopf und sie schloss wieder die Augen. Überall war es ruhig im Wald. Es begann bereits zu dämmern. Sky schaute durch die zugenagelten Fenster und sah, dass der Himmel langsam rot wurde. Auch Zoe merkte dies, da ihre Zähne zurückgingen. „Willst du schon gehen?“, fragte Sky und sie schüttelte den Kopf: „Ich bleibe noch.“ Sie küssten sich wieder. „ZOE!“, rief Nain, „Kommst du mit ins Dorf?“ Zoe schreckte auf und Sky ließ sie los: „Geh ruhig mit. Wir sehen uns heute Abend … oder?“ Sie nickte: „Und sonst morgen.“ Nochmals küssten sie sich und dann stand Zoe auf: „Komme!“ Nain stand mit Kail an einem Baum und wartete. „Schon da“, meinte Zoe und kam näher. Sie sah, dass die beiden geweint hatten. „Oh mein Gott! Was ist denn passiert?“ „Unwichtig“, meinte Nain nur, doch Kail sagte: „Als Wolf hab ich mich nicht unter Kontrolle und habe gemordet.“ „Was?!“ Er ließ den Kopf hängen. Nain strich ihm durchs Gesicht. „Tut mir leid“, entschuldigte sich Zoe. „Ist schon ok. Ein Mädchen“, erklärte Kail weiter und bekam wieder Tränen in die Augen. „Kail … ist doch ok. Hör auf jetzt dir noch mehr Schuld zu geben“, sagte Nain und nahm sein Gesicht in die Hände. Er nickte und dann machten die Mädchen sich auf den Heimweg. Kapitel 9: 9 ------------ Am nächsten Tag hatten alle Schule. Dort wären Zoe und Nain fast eingeschlafen. Langweilig, dachte Nain immer wieder. Das war es auch, nicht nur für sie. Am Mittag trafen sich alle nach dem Essen am Brunnen. „Hey!“ Sie begrüßten sich und setzten sich dann auf den Boden. Dort wurde gequatscht. Zoe wurde nicht als Vampir erwähnt, doch Lynn flüsterte ihr zu: „Sollen wir es den anderen auch sagen?“ Zoe schüttelte nach kurzem Zögern den Kopf: „Sie werden es noch erfahren.“ Damit waren alle einverstanden, die davon wussten. „Wer geht heute mit in den Wald?“, fragte Jule plötzlich. „Du willst in den Wald?“, fragte Nain. „Klar! Wer kommt mit?“ Zoe und Nain stimmten sofort zu und auch Nicky und Lynn waren damit einverstanden. Auch Emma und Sheela gingen mit. „Na kommt schon!“, rief Nain, die schon vor lief. „Nicht so eilig“, sagte Sheela. Doch schon verschwand Nain zwischen den Bäumen: „Ich komm gleich zum See!“, hörte man ihre Stimme. „OK!“, riefen die anderen ihr nach. Zoe ließ sich etwas zurückfallen und trennte sich dann auch von der Truppe. Nain suchte wieder nach Kail: „He … Kail … wo bist du?“ Er öffnete die Augen und schaute aus einem Busch hervor: „Hier … wieso?“ Sie setzte sich zu ihm. „Geschlafen?“ Er nickte und sie umarmten sich. „Was machst du hier?“, fragte er dann. „Ich bin mit meinen Freundinnen hier. Kommst du mit zum See?“ „Wieso ich?“ „Nur so … damit du nicht allein bist.“ Er nickte und die beiden standen auf. Dann machten sie sich auf den Weg. Zoe öffnete die Tür zum Haus: „Sky?“ Oben regte sich etwas und Sky schlich aus dem Zimmer: „Leise … mein Vater schläft“, sagte er und kam die Treppe runter. „’tschuldigung …“ „ Was machst du hier?“ „Bin mit Freundinnen hier. Wollte aber noch ein bisschen zu dir kommen, weil ich heute Abend nicht kann. Wir haben Dorffest und da treten wir auf.“ „Aha … tanzen?“ Zoe nickte und drückte dem Vampir einen Kuss auf. Nach einigen Minuten machte sie sich jedoch dann auf den Weg. „Ich komme vielleicht mal gucken“, meinte Sky noch und verschwand dann hinter der Treppe, um nicht ins Licht zu geraten. Am See traf Zoe zuerst ein. Nain brauchte mit dem verschlafenen Kail noch ein bisschen. „He … wo wart ihr?“, fragte Lynn. „Im Wald“, sagte Zoe und setzte sich. Nain setzte sich auch mit dem Jungen im Schlepptau. „Und wer ist der Kerl?“, fragte Jule grinsend. „Jule … sei nicht immer so unhöflich“, flüsterte Nicky. „Das ist ein Freund“, erklärte Nain, doch seinen Namen erwähnte sie Anfangs nicht. „Wollt ihr auch was?“, fragte Jule und reichte Kekse herum. „Gerne“, meinten alle und jeder nahm sich einen. „Wie heißt du denn?“, fragte Sheela und sah Kail an. Der Junge wies Narben auf und war nicht ganz sauber gekleidet. „Ich … äh …“ Kail schaute Nain an. „Was denn?“, fragte die, „Du kennst deinen Namen doch selber.“ Alle lachten und Kail lächelte. Dann kniff er kurz die Augen zu und schüttelte zuckend den Kopf. „Was ist los?“, fragte Emma. Er schüttelte nur den Kopf: „Schon ok …“ „Ja, aber wie heißt du denn jetzt?“, fragte Sheela wieder. „Oder wie sollen wir dich ansprechen?“, fragte nun auch Jule. „Ich heiße Kail“, sagte er dann und alle stockten etwas. Er schloss die Augen und gähnte dann lang. „Müde?“, fragte Nain leise und der Wolf nickte. „Kail …“, wiederholte Emma leise. Nicky und die anderen beiden, die vorige Nacht da waren, brachten kein Wort heraus. Dann stand Kail auf und ging zum Wasser: „Es macht euch doch nichts aus, wenn ich schwimme, oder?“, fragte er und die Mädchen schüttelten alle samt den Kopf. Dann zog Kail sein Shirt und seine Hose aus und sprang ins Wasser. Schuhe hatte er keine. Als er sich auszog konnte man an seinem ganzen Körper Wunden und Narben sehen und Nain zog die Luft scharf ein. „Was denn?“, fragte Jule. Sie schüttelte den Kopf. „Die Narben?“, fragte Lynn und Nain nickte: „Der arme Kerl.“ Emma war der Name nur durch den verschwundenen Jungen bekannt und auch Sheela hatte keine Ahnung, dass dieser schmächtige Kerl der Werwolf war. „Warum sagt ihr nichts mehr?“, fragte Emma Nicky, Lynn und Jule. „Ach nichts …“, meinten die nur und beobachteten Kail im Wasser. Er tauchte ab, doch jedes Mal, wenn er auftauchte, schüttelte er den Kopf wie ein Hund. Oder bildeten sie sich das nur ein? Die Sonne stand hoch am Horizont. Es war richtig warm und auch Nain und Zoe überredeten sich zum Schwimmen. „Aufgepasst!“, Nain sprang zu Kail ins Wasser. Auch Zoe machte einen Kopfsprung. „Woah …“ Kail schwamm zur Seite. Zoe tauchte auf, doch Nain blieb unten. Sie zog die beiden unter Wasser. „NAIN!“, rief Zoe. Das Mädchen tauchte wieder auf: „Was denn?“ Alle lachten und auch der Rest kam ins Wasser. Kail hob Nain hoch und warf sie ins Wasser. „HEY!“ Der Junge sah doch sehr freundlich aus. Er lachte richtig süß. Nicky kam es so vor, als würde Nain ihm schöne Augen machen. Es wurde langsam dunkel. „Wann wollt ihr denn heim?“, fragte Kail, der mit den Mädels am Ufer saß. „Später … wir ham nen Auftritt“, erklärte Zoe. Emma und Sheela merkten, dass Lynn, Jule und Nicky sich immer noch merkwürdig verhielten. „Wann gehen wir?“, fragte Lynn. „In ner halben Stunde, würde ich sagen“, meinte Nicky. „Was ist mit euch?“, fragte Emma, „Ihr drei seid so merkwürdig. Gibt’s ein Problem, oder etwas, das wir wissen sollten?“ Nicky, Lynn und Jule schüttelten den Kopf. Auch Kail merkte nun, dass die drei ziemlich still waren: „Ist es wegen mir?“, fragte er. Ruckartig fuhren die Mädchen zusammen. „Es ist wegen mir, oder?“, fragte der Junge wieder. Die drei schauten ihn nur an, dann wieder weg. „Sagt es ruhig“, meinte Kail, „Wenn es ein Problem gibt, dann gehe ich. Oder soll ich etwas erklären?“ Nicky kam eine Idee: „Ja, Kail. Erkläre uns mal was.“ „Und was?“ „Was du hier im Wald treibst, warum du nicht wieder ins Dorf zurück kommst, oder ob das wirklich du warst, vor ein paar Nächten.“ Sheela schaute Jule fragend an: „Vor ein paar Nächten?“ „Wir waren doch dem letzt im Wald und … na ja …“ „Ist doch unwichtig!“, meinten Zoe und Nain nur, „Lasst ihn doch in Ruhe.“ „Nein! Ist schon ok … aber, Nicky, was soll ich genau sagen?“ Die drei steckten die Köpfe zusammen: „Erkläre Sheela und Emma mal, warum wir uns wahrscheinlich so merkwürdig verhalten. Erkläre ihnen diese Nacht!“ Kail zögerte, sah dann zu den Mädchen und dann zu Nain. Die schüttelte den Kopf: „Du musst gar nichts erklären.“ Dann nahm er tief Luft und meinte: „Ich wurde entführt und lebe seither hier im Wald. Dass ich nicht ins Dorf komme, hat einen triftigen Grund … na ja … in jener Nacht, die Jule und Nicky ansprachen, haben die drei ziemlich viele Dinge gesehen, die sich hier an Vollmond abspielen.“ „Zum Beispiel?“, fragte Emma. „Man hört ja hier von Vampiren und Werwölfen.“ Alle nickten nur. „Und weiter?“, fragte Sheela. „Na ja … Zoe?“ Das Mädchen schaute ihn an: „OK … ich wollte sowieso, dass ihr es mal erfahrt … na ja … ich wurde von Lucius gebissen. Er ist Skys Vater und beide sind Vampire. Ich werde an Vollmond zum Vampir.“ Alle starrten sie an. Kail nickte: „Ja. Und ich … na ja …“ „Er ist der Werwolf!“, meinte Lynn. Sheela und Emma waren sprachlos. Nain legte ihren Arm um Kail: „He … aber das doch nur an Vollmond. Er ist ein lieber Junge, wie die in unserer Klasse … na ja … besser. Die Kerle in unserer Klasse haben kein Benehmen.“ Kail schloss die Augen und lehnte sich an Nain. „Aber, Zoe, was hat das mit diesem … wie hieß er noch mal … ah ja … Sky auf sich?“, fragte Sheela. „Sky ist ein Vampir … er trinkt kein Menschenblut und na ja … er ist mein Freund.“ Langsam mussten sich die Mädchen auf den Heimweg machen. Mit Nain und Zoe sprachen die anderen vorerst nur wenig. Kail blieb am See zurück. Im Dorf angekommen, gingen die Mädchen erst nach Hause und trafen sich dann auf dem Festplatz. „Wo werden wir geschminkt?“, fragte Aghate. „Hinten im Zelt“, erklärte Carina, die sich schon mit den Trainerinnen abgesprochen hatte. Tanzen taten nur Nain, Aghate, Zoe, Nicky, Molli und Sheela. Und auch noch einige andere Mädchen aus dem Dorf. So gingen die sechs nach hinten zu den anderen und zogen sich um. Dann wurden sie geschminkt. „Ich bin total aufgeregt“, meinte Sheela. „Ja … schon ein bisschen“, sagte Zoe. Es war schon dunkel und viele Leute auf dem Festplatz. Im Wald saß Kail immer noch am See, als plötzlich eine Fledermaus in seiner Nähe landete. „Was machst du hier?“, fragte Kail, der Sky erkannt hatte. Der verwandelte sich in einen Menschen: „Ich wollte fragen, ob du mit ins Dorf kommst. Ich kann dir auch Sachen leihen, denn so würdest du ein bisschen auffallen.“ Kail sah an sich herab: „Na ja … aber ich weiß nicht. Was soll ich im Dorf?“ „Da ist doch Fest und Nain und Zoe tanzen.“ „Ah ha … vielleicht.“ Dann konnte der Vampir ihn doch überreden und die beiden machten sich, nachdem sie einiger Maßen aussahen, auf den Weg ins Dorf. Dort war die Stimmung schon riesig, da die Funken schon auf der Bühne waren. Es wurde viel geklatscht und gejubelt. Das hörten Sky und Kail schon von weitem. „Ich glaube, so viel Trubel ist nicht das Wahre für uns zwei“, meinte Kail, doch Sky zuckte nur mit den Schultern und ging weiter. Auch Kail blieb neben ihm. Bald kamen sie an und sahen die Leute auf dem Platz. „Wie viele das sind“, sagte Sky. „Ich wusste gar nicht, dass so viele Leute im Dorf leben“, flüsterte auch Kail, denn eine kleine Gruppe Menschen ging an den beiden vorbei. Sky trug eine Jeans und ein graues T-Shirt. Kail auch Jeans und ein rotes T-Shirt. „Sonst trägst du doch immer schwarz, warum jetzt nicht?“, fragte Kail. Sky sagte nur: „Damit ich nicht so blass aussehe.“ Dann mischten die beiden sich unter die Leute und schauten den Tänzern zu, die nun auf der Bühne standen. „Wann tanzen denn Zoe und Nain?“, fragte Kail wieder. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich gleich.“ Und so war es auch. „Jetzt die Premiere ihres neuen Tanzes. Die jungen Damen von Ballester“, sagte ein Mann mit Mikro und die Mädchen stellten sich auf. Es waren 12 Tänzerinnen. Die Musik begann und sechs Mädchen standen auf. Dann die anderen sechs und schon liefen sie auf die Bühne. Dort war nach einiger Zeit Musikwechsel und eine neue Formation. So ging es mehrere Minuten, bis sie sich nach der Schlusshebung verbeugten. Dann wurde applaudiert und die Mädchen stellten sich zum Abmarsch auf, der auch gleich folgte. Sky und Kail lächelten sich an und warteten darauf, dass die zwölf wieder normal zum Festplatz kamen. Das dauerte allerdings, denn … „Das war doch super!“, meinte Emma, die Aghate umarmte. „Danke“, meinten alle Tänzerinnen. „Der kam total gut an“, sagte Jule und Molli und Nicky lächelten. „Dafür war er auch anstrengend genug“, sagten Zoe und Nain. Dann zogen sich alle um und schminkten sich etwas ab. Danach gingen die Mädchen alle zu einem Stand und bekamen Getränke. „Praktisch, wenn man beteiligt ist“, sagte Sheela, „Dann kriegt man ´s kostenlos.“ Alle lachten und stießen zum Erfolg an. Dann entdeckte Nain zwei bekannte Gesichter und den Leuten und stupste Zoe an: „Guck mal!“ „Was denn …“ Auch Zoe sah nun, dass Kail und Sky sich unterhielten. Dann gingen die Jungen zum Brunnen und setzten sich dort hin. „Wir sehen uns Morgen“, meinten Zoe und Nain. Dann umarmten sie alle Freundinnen und gingen Richtung Brunnen. „Hey“, machten die Jungs, „Ihr wart super!“ „Danke“, sagten die beiden Mädchen und setzten sich zu Sky und Kail. „Was macht ihr denn hier?“, fragte Nain. „Ich wollte so oder so kommen, aber dann dachte ich, ich bring Kail mit“, sagte Sky. Zoe umarmte ihn: „Danke, dass du gekommen bist.“ „Ach, wofür denn? Ist mal was anderes.“ „Aber bei so vielen Leuten …“ Sky lächelte. Nain und Kail schauten die zwei an. „Was denn?“, fragte Zoe. „Ach … gar nichts“, meinte Nain nur und drückte Kail einen Kuss auf die Wange. Der lächelte dann. „Wir sind doch schon ganz hübsche Pärchen“, meinten die beiden Mädels dann. Die Jungs schauten sich fragend an: „Findet ihr?“ „Klar!“, warf Nain sofort dazwischen. „Genau“, sagte auch Zoe, „wir sind alle Freunde und ein bisschen anders, doch zusammen unschlagbar.“ Nain kicherte und die Jungs grinsten: „Na wenn ihr meint …“ „Meinen wir!“, war die prompte Antwort- sofern man dies als Antwort bezeichnen kann. Alle lächelten und dann schauten die Mädels zur Bühne, wo nun die nächsten Gruppen tanzten. „Die sind alle besser als wir“, jammerte Zoe. „Ach was“, meinte Sky und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Doch!“, sagte die nur wieder. „Gar nicht wahr!“, erwiderte Nain dazu, „Die sind auch älter, aber wir machen das super so!“ „Genau!“, bemerkte nun auch noch Kail. „Alle seid ihr gegen mich!“, jammerte Zoe wieder und Sky hielt ihr den Mund zu. Sie schaute ihn verdutzt an, doch er schüttelte langsam den Kopf. Dann nahm er sanft die Hand von ihrem Mund und küsste sie zärtlich. Zoe schloss die Augen. Als Sky aufhörte, leckte er ihr leicht über die Oberlippe. Sie grinsten sich an und man konnte Skys Zähne sehen. Er lächelte immer mit den Zähnen, dadurch konnte man natürlich auch die langen Eckzähne sehen. Kail lehnte sich an Nain und schloss die Augen. Wieder bekam er einen Kuss auf die Wange gedrückt und Zoe und Sky lächelten zu den beiden rüber. „Was?“, fragte Kail und Sky und Zoe schüttelten die Köpfe. „Wie lange bleibt ihr?“, fragte Nain die Jungs. Sky und Kail sahen sich an und zuckten mit den Schultern. „Spätestens vor der Sonne muss ich weg sein“, meinte Sky. „Ich geh dann mit ihm“, erklärte Kail. So war es dann auch und Kail und Sky verabschiedeten sich vor Sonnenaufgang. Kapitel 10: 10 -------------- Eines Tages, an einem Freitag, traf sich Sky mit Zoe im Dorf. Der Junge kam spät am Abend zu dem Mädchen nach Hause, die ihn, ohne das die Eltern etwas bemerkten, mit in ihr Zimmer nahm. „Was ist?“, fragte Zoe. Sky setzte sich auf ihr Bett. Es war ziemlich weich: „Ich wollte dich etwas fragen.“ „Und was?“ Zoe setzte sich neben den Vampir und schaute ihn an. „Ich wollte wisse, ob du mitkommen willst.“ „Wohin?“ „Heute Abend geht es los, morgen ist Vollmond.“ „Ich weiß, aber wohin?“ „Mein Vater und ich reisen heute Nacht nach Transsilvanien.“ Zoe sah ihn erschrocken an: „Was?“ „Ja, warum bist du so verwundert?“ „Transsilvanien? Rumänien?“ Sky nickte: „Was ist denn?“ „Transilvania, dort wo Dracula lebt?“ Sky lächelte, wieder mit seinen Zähnen: „Ja. Wir werden den Grafen besuchen. Er gibt einen Ball und da sind mein Vater und ich eingeladen.“ „Aber ich nicht“, meinte Zoe. „Wir dürfen in Begleitung kommen, wenn vorhanden“, lächelte der Vampir. Zoe entwischte nun auch ein Lächeln. Dann sah sie zu Boden. Er legte seinen Arm um sie: „Was ist?“ „Ich werde doch erst Morgen zum Vampir …“ „Aber wir kommen Morgen erst an“, erklärte Sky. „Der Ball ist am Abend, dort sind viele Vampire. Mein Vater hat immer versucht, mich zu verkuppeln“, grinste der 17 Jährige. „Das hat er ja jetzt nicht mehr nötig“, sagte Zoe und küsste Sky. Der lächelte: „Also kommst du mit?“ Zoe nickte: „Was brauch ich denn?“ Sky legte den Kopf schief und dachte nach: „Na ja … Klamotten. Und hast du ein Kleid?“ „Kleid?“ „Das du auf dem Ball anziehen könntest. Ein langes Kleid.“ Zoe schüttelte den Kopf: „Nein … aber was ziehst du an?“ „Einen Anzug, versteht sich!“ Sky grinste: „Du kannst dir was leihen, oder vielleicht hat mein Vater noch was.“ Zoe nickte: „Aber ich muss meinen Eltern noch Bescheid sagen.“ Sky setzte sich ans Fenster. Der Mond stand am Himmel; er war fast voll. „Tu das und dann komm zum Brunnen.“ Zoe nickte, stand auf und ging zur Tür. Im selben Moment, als sie diese öffnete, flog der Vampir, als Fledermaus, davon. Zoe schüttelte lächelnd den Kopf, ging nach unten und stellte sich in die Tür vom Wohnzimmer. Dort saßen ihre Eltern. „Mum, Dad …“ Die beiden guckten auf. „Ich würde heute gerne noch weg. Ich bleib ein paar Tage bei nem Freund.“ „Was heißt ein paar Tage?“, fragte ihre Mutter. „Was heißt ein Freund?“, fragte ihr Vater. „Ich bleib so vier Tage weg, ok? Ich pack grad noch und gehe dann.“ „Wohin denn?“ „Ich fahr mit denen weg.“ „Mit wem? Und wohin weg?“ „Mit Sky und seinem Vater ins Ausland. Die beiden haben mich eingeladen.“ „Sky?“, fragte ihre Mutter. Zoe nickte: „Ja, ich pack jetzt, ok?“ Ihr Vater nickte: „Aber komm heil wieder.“ Und schon verschwand Zoe wieder in ihrem Zimmer. Dann machte sie sich auf den Weg zum Brunnen und schaute sich um: „Sky?“ Plötzlich knackte etwas hinter ihr und Zoe fuhr herum. Nur eine Katze …, dachte sie erschrocken, doch dann legte jemand seine Hand auf ihre Schulter. „Komm mit“, sagte eine bekannte Stimme, doch es war nicht Sky. Zoe drehte sich um und Lucius stand vor ihr. „Sky ist noch zu den Feldern geflogen und hat mir gesagt, ich soll dich abholen“, meinte der alte Vampir und Zoe nickte. Dann ging sie mit ihm in den Wald. Einige Zeit später traf auch Sky ein. „Tut mir leid, dass ich mich verspäte“, sagte er zu Lucius und Zoe. „Schon gut“, meinte Lucius nur. „Vater …“ Lucius drehte sich zu ihm um: „Was?“ Sky schaute zu Zoe: „Hast du ein Kleid für den Ball, für Zoe?“ Lucius musterte das Mädchen und sagte dann: „Die werden ihr nicht passen … sie soll sich etwas im Schloss leihen.“ Sky nickte und auch Zoe nickte dann. Der Vampir ging nach oben und Sky und Zoe verkrochen sich unter der Treppe. Dort zog Sky sie zu sich und gab ihr einen Kuss. „Ich dachte, wir fahren heute …“ Er nickte: „Mein Vater macht sich noch fertig“, erklärte Sky und küsste sie wieder. Sie schaute ihm in die Augen. Sie liebte seinen Ausdruck. „Und wie kommen wir nach Transsilvanien?“ „Übers Wasser“, meinte Sky grinsend, „Wir werden segeln und reiten.“ „Jeder ein Pferd? Oder Kutsche?“ „Jeder ein Pferd, wenn du nicht mit mir auf einem reiten möchtest.“ Zoe grinste: „Wie willst du das bitte schön anstellen, Herr Vampir?“ Sky streckte ihr die Zunge raus: „Indem du entweder vor oder hinter mir sitzt.“ Sie lächelten sich an. Dann küssten sie sich wieder und plötzlich stand Lucius im Flur. Sky machte die Augen auf und ließ von Zoe ab. Sie standen beide auf und dann machten sie sich mit Skys Vater auf den Weg durch den Nebelwald. „Wie lange brauchen wir bis zum Boot?“, fragte Sky und Lucius drehte den Kopf zu ihm: „Knapp vier Stunden Fußmarsch.“ Er antwortete barsch. Waren sie spät dran? Aber Lucius war doch so lange oben gewesen. An Sky und Zoe konnte es nicht liegen. „Kommen wir noch heute, oder erst Morgen an?“, fragte Sky wieder. „Zum Schiff können wir es noch heute schaffen, aber in Transsilvanien sind wir erst Morgen Abend.“ „Aber wir können doch nicht tagsüber wandern“, meinte Zoe. „In Transsilvanien ist es bedeckt. Wir können mit den Pferden schnell zum Wald reiten und dann weiter zum Schloss“, erklärte Lucius und ging dabei strikt weiter. Sky und Zoe immer hinterher. Zoe legte ihren Arm um Skys Taille und lehnte sich an ihn. Auch er lehnte seinen Kopf an ihren und legte seinen Arm um ihre Schultern. Nach mehreren Stunden wurde Zoe müde. Sie war so langes Laufen nicht gewohnt und dann, ohne Vorwarnung und ohne das Lucius es sah, nahm Sky sie huckepack und ging weiter. Ihm schien es nichts auszumachen, denn er ging so schnell wie vorher und auch gerade. Er hielt Zoe ganz locker und die legte ihren Kopf an Skys. Wäre es nicht so wackelig, würde sie glatt einschlafen. Sky drehte seinen Kopf etwas nach hinten: „Hey … so müde?“ Zoe nickte und gähnte dann. Es war noch über eine halbe Stunde, doch auch die ging vorbei. „Dort vorne ist das Schiff“, erklärte Lucius. Sky lächelte: „Hast du gehört?“, fragte er leise. Zoe nickte. Am Schiff ging Sky mit Zoe in eine der Kabinen. Lucius war noch an Deck, dann ging er in seine Kabine schlafen. Sky legte Zoe auf das Bett: „Hier kannst du schlafen.“ „Danke“, flüsterte sie und schloss die Augen. „Nichts zu danken.“ Sky gab ihr einen Kuss auf die Wange. Er stand am Fenster und schaute nach draußen. Bald legte das Schiff ab. Sky sah, dass die Sonne aufging. Lucius war auch schon in seiner Kabine. Was die anderen wohl machten? Das fragte sich der junge Vampir. Auch im Nebelwald ging die Sonne auf. Nain lag auf ihrem Bett. Madiva war unten in der Küche und rührte etwas zusammen. Danach machte sie Frühstück. Nain hatte keine Lust, denn an diesem Tag hatte sie Unterricht. Ich kann doch zaubern … ich kann alles, was ich brauch!, dachte sie. Sie wollte nicht den halben Tag zu Hause sitzen und lernen. Lieber wollte sie zu den anderen in den Wald. Doch darauf konnte sie lange warten. Plötzlich ging die Tür zu ihrem Zimmer auf. Nain schaute auf und sah ihre Mutter: „Guten Morgen.“ „Morgen, Schatz, kommst du gleich essen? Dann bring deine Bücher mit.“ Nain nickte und schon verschwand Madiva wieder. Nain setzte sich und verweilte eine Zeit lang in der Position. Dann schloss sie die Augen und stellte sich ihr Zimmer vor. Dann stand sie auf und suchte sich ihre Sachen blind zusammen. Das war allerdings nicht so einfach, obwohl sie das vor wenigen Tagen noch super konnte. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ihr Zimmer nicht sehr aufgeräumt war. Doch nach einer Weile hatte sie alles gefunden. Dann zog sie sich an und machte sich noch fertig, nahm ihre Bücher und ging zur Tür. Dann klopfte es hinter ihr. „Was?“ Sie drehte sich um. Nichts. „Aber da war doch was am Fenster …“ Sie legte die Bücher ab und öffnete das Fenster. Jemand tippte ihr auf den Kopf, doch als sie sich umsah, war niemand zu sehen. „Wer ist da?“, fragte sie. Keine Antwort. Jetzt reicht’s mir! Entweder du sagst, wer du bist, oder ich verschwinde ... Dann verwandelte sie sich in eine Katze und kletterte aufs Dach. Die Katze legte den Kopf schief, als sie angelächelt wurde. „Was machst du denn hier?“ Sie saß wieder als Mädchen da und Kail lächelte immer noch: „Brauch ich dafür einen Grund? Oder soll ich wieder …“ Schon gab sie ihm einen Kuss. Beide lächelten. Dann schaute Nain nach unten: „Ich muss noch frühstücken. Und danach hab ich noch Unterricht.“ „Unterricht? Was für Unterricht?“ Nain lächelte: „Zaubern. Meine Mutter bringt mir das bei.“ Kail schaute sie schräg an: „Ah ja …“ „NAIN!“, hörte man Madiva rufen. Das Mädchen zuckte zusammen: „Komme gleich!“ Kail schaute sie schief an: „Na dann will ich mal nicht länger stören …“ „Tust du doch nicht“, meinte Nain, „Du kannst ja mitkommen, oder wartest in meinem Zimmer. Ich brauch nur so zwei Stunden, dann komm ich hoch und wir gehen zusammen zum Wald. Kail nickte und Nain verschwand in ihrem Zimmer, nahm die Bücher und lief nach unten. Kail kletterte auch ins Zimmer und setzte sich auf ihr Bett. Sky saß neben Zoe auf dem Bett und schaute zum Fenster. „Alles so weit und blau“, sagte er leise. Zoe drehte sich um. Sie schlief noch, aber nicht mehr so tief, das merkte Sky. Er schaute sie an und lächelte. Ob sie wohl träumt?, fragte er sich. Zoe drehte sich wieder um. Er streichelte ihr sanft über den Rücken. „Wir sind bald da“, flüsterte Sky. Dann klopfte es an der Tür und Sky drehte sich um: „Wer ist da? Ich will nicht gestört werden!“ Es kam keine Antwort, nur klopfte es abermals. Was soll das denn? Sky stand auf und ging auf die Tür zu. Als er sie öffnete, lächelte ihn ein bekanntes Gesicht an: „Hallo, Sky. Lang nicht gesehen.“ Sky stutzte: Lilia …? Lilia war ein Vampirmädchen, dass mit ihm auf die Schule gegangen war. Sie wurde mit vierzehn gebissen, blieb also in dieser Jugendgestalt. Sky jedoch konnte sich verändern und wurde erwachsener. „Du hast dich ganz schön verändert …“ Sky lächelte, doch dann schubste er sie aus der Kabine und stand nun mit ihr auf dem Flur. „Was ist los?“, fragte Lilia und versuchte einen Blick in sein Zimmer zu werfen. „Nichts …“ Sky versperrte ihr den Weg und schloss die Tür hinter sich. „Du bist irgendwie merkwürdig … hast dich wirklich verändert.“ „Du überhaupt nicht … genau so frech wie früher.“ Sie streckte ihm die Zunge raus und grinste ihn frech mit ihren Vampirzähnen an. Sky ließ auch seine aufblitzen, doch eher unwillkürlich. „Was willst du? Und woher weißt du, welches Zimmer ich habe?“ Lilia drehte sich um und trat an Deck, dort stellte sie sich an das Geländer und steckte die Nase in den Wind: „Wenn man recherchiert.“ „Du und recherchieren? Das ist ja mal ganz was Neues. Wer hat’s dir verraten?“ Sie wandte sich zu ihm und grinste: „Ich hab halt meine Kontakte … ist doch auch egal.“ Sie schaute zu Boden. Was ist denn jetzt?, fragte sich der Junge. Es war bewölkt, doch schon ziemlich hell, so ca. sieben Uhr. Es sollte kein allzu schöner Tag werden- für Menschen. Für die Vampire war es so super. „Was ist?“, fragte Lilia plötzlich. Sky schreckte aus seinen Gedanken: „Äh … nichts, was soll schon sein?“ Das Mädchen lachte kurz und schüttelte den Kopf: „Immer noch der gleiche … genau so verträumt und verpeilt wie immer.“ Sky zog eine abneigende Fratze und drehte sich zum Wind. Er schloss die Augen, hob den Kopf und man konnte als Schatten seine wahre Gestalt sehen. Lilia stockte und schluckte. Dann schaute sie ihn schräg an und wieder zu Boden. „Was ist?“, fragte nun Sky. Sie schaute wieder auf und sah ihm direkt in die Augen. „Nichts …“ „Du kannst es immer noch nicht, oder?“ Sky grinste fies. „Was … meinst du?“ Lilia schaute weg. „Du weißt, was ich meine. Lilia, wenn du das nicht vorzeigen kannst, fällst du wieder durch. Lern doch einfach mal ein bisschen.“ „Mach ich doch!“ Sie drehte sich etwas beleidigt um. Sky legte ihr entschuldigend die Hände auf die Schultern: „Aber du kannst es doch, oder?“ Langsam schüttelte sie den Kopf: „Nein …“, murmelte sie, „… ich kann’s nich …“ Sky lächelte: „Ist doch nicht so schlimm … sind deine Eltern auch hier?“ Lilia nickte: „Ja, aber unter Deck.“ Sky verstand, lehnte sich ans Geländer. Er schaute in den Himmel. Seine sonst so braunen Augen strahlten etwas ins Grüne, auch etwas bläulich. „Grau-grün … auch nicht schlecht“, witzelte Lilia. „Ja, ja … wenn du meinst.“ Er schloss die Augen und atmete tief ein. „Was hast du noch so vor? Wir fahren schließlich noch den ganzen Tag.“ Sky zuckte nur mit den Schultern. Die Stunden im Dorf vergingen auch und Nain kam in ihr Zimmer. Kail saß regungslos da, hatte die Augen geschlossen. „Hast du dich nicht gerührt?“, fragte Nain. Er schüttelte den Kopf: „Nein, wieso?“ „Nur so …“ Sie setzte sich neben ihn. „Heute ist wieder Vollmond“, meinte Kail leise. Nain nickte: „Dann sollten wir aber lieber in den Wald gehen … wenn wir hier bleiben, dann passiert noch was.“ Kail nickte. Dann schaute er sie fragend an. „Was?“, fragte Nain. „Was lernst du eigentlich so?“, fragte Kail. Er war früher ja auch auf der Schule gewesen, doch das war ja normaler Unterricht. „Alles mögliche … mit der Natur … Gegenstände einzufärben. Auch das mit den Verwandlungen, wie ich damit klar komme und so … nichts Besonderes. Warum fragst du?“ „Kannst du auch andere verzaubern … zur Verteidigung, oder so?“ Nain stutzte, überlegte etwas. Dann nickte sie, schüttelte aber wieder den Kopf: „Nicht wirklich … ich kann Leute schweben lassen und dann auch in der Luft lassen für eine gewisse Zeit. Ich kann jemanden auch schnell hypnotisieren. Dann ist der auch außer Gefecht. Wieso?“ „Ach nur so … ich meine ja nur … wegen …“ „Ja?“ „Ach egal. Vergiss es wieder.“ „ Ok … wenn du das sagst.“ Die beiden schwiegen sich eine Zeit lang an. Dann lehnte sich Nain an Kail und atmete tief durch. „Hm?“ „Was meintest du eben? Sag es doch, bitte.“ Kail schwieg. „Ach komm schon …“ „Wegen heute Nacht. Nicht das dir noch was passiert.“ Wieder schwiegen beide. „Ach komm schon.“ Lilia stellte sich zu Sky. „Was denn? Was erwartest du? Als ob ich mein ganzes unendliches Leben verplanen könnte. Ich weiß es noch nicht. Sicher setz ich mich gleich wieder in meine Kabine und schlafe etwas.“ „Na dann … aber es kann doch nicht sein, dass du noch keine einzige Idee hast, was du machen willst den lieben langen Tag.“ Sky wandte sich ab und ging wieder zu den Türen. „Hey! Jetzt einfach abhauen.“ Er hörte ihr nicht zu, ging einfach weiter. „Sky! Was soll das?!“ „Ich hab zu tun!“, fauchte er zurück und verschwand dann in seiner Kabine. Lilia schaute ihm verwirrt nach und stellte sich dann wieder an das Geländer, setzte sich nach einer Weile und ließ ihre schwarzen Haare im Wind wehen. Sky setzte sich an de Bettkante. Zoe hatte die Augen noch geschlossen, dann gähnte sie und schaute ihn müde an: „Morgen …“ „Morgen.“ Er gab ihr einen Kuss und Zoe setzte sich. „Wie lange fahren wir noch?“ „Bis heute Nachmittag“, erklärte Sky. Zoe legte die Arme um seinen Hals. Dann schloss sie die Augen. „Was ist los?“, fragte Sky. „Hoffentlich werde ich nicht von den anderen Vampiren vergrault …“ „Ach was“, meinte Sky und lächelte ihr ins Gesicht. „Na ja … kann doch sein.“ Er schüttelte den Kopf: „Wieso denn auch? Du bist heute Abend schließlich ein Vampir, so lange der Mond steht. Erst ab sieben Uhr verwandelst du dich zurück.“ Zoe nickte: „Aber wie lange geht der Ball?“ „Von elf bis drei“, erklärte Sky. „Na dann.“ Wieder küssten die beiden sich. „Hoffentlich passt mir ein Kleid“, meinte Zoe. Sky lächelte: „Bestimmt … warum auch nicht?“ „Wenn’s die nicht in meiner Größe gibt …“ Die beiden grinsten sich an. Sky leckte sich über die Zähne: „Wir werden sehen.“ „Ach du …“ Zoe gab Sky einen Kuss. „Was denn?“ Sie schüttelte nur den Kopf: „Bist du schon lange wach?“ „Ich hab gar nicht geschlafen“, meinte Sky und kratzte sich dabei am Hinterkopf. Sie lächelte: „Dann solltest du das noch tun.“ Er nickte: „Ich leg mich auch mal hin. Was machst du dann?“ „Ich bleib hier sitzen und warte, bis du wieder wach bist.“ Wieder küssten die beiden sich und Sky legte sich hin und schloss die Augen. Zoe saß auf der Bettkante und betrachtete ihn. Sie hatte Sky noch nie schlafen sehen. Er atmete ganz ruhig. War er denn schon eingeschlafen? Oder ruhte er nur? Zoe schaute aus dem Fenster. Es war schon Mittag. Trotz des bewölkten Himmels war es ziemlich hell auf See. Sie lächelte. „Was mach ich nur? Was soll ich die ganze Zeit denn nur machen?“ Sky regte sich nicht. Also schlief er schon. Wieder schaute sie aus dem Fenster. Dann schloss sie die Augen und stand auf. Zoe setzte sich auf einen Stuhl und schrieb auf ein Blatt. Sie kritzelte irgendwas. Malen konnte man das mit Sicherheit nicht bezeichnen. Aber es waren auch nicht wirklich Buchstaben. Sie zeichnete Schriftzeichen, die sie mal irgendwo aufgeschnappt hatte. Nain und Kail waren schon im Nebelwald unterwegs. „Es ist so still heute“, meinte Nain. Kail nickte: „Merkwürdig … ich mag das nicht.“ Nain schaute sich um. Dann kam von weitem Don als Bär auf sie zu getrottet. „Hey“, machte Nain direkt. Kail verdrehte die Augen: „Der schon wieder. Was machst du denn hier, Don?“ Der Bär schaute auf: „Was soll ich schon machen, Wolf?“ Kail schaute ihn scharf an. Dann verwandelte sich Don wieder in einen Menschen und kam zu den beiden: „Ich geh nur spazieren, was macht ihr?“ „Ich bleib heute bei ihm“, erklärte Nain und zeigte zu Kail. Der wandte sich ab. „Was ist denn?“, fragte Nain und hielt ihn am Arm. „Nichts … ich will zum See.“ Sie nickte und verabschiedete sich noch von Don. Dann folgte Nain Kail, bis sie am See waren. Dort setzte sie sich auf einen Stein. „Was war denn?“, fragte sie, doch Kail schaute nur ins Wasser. „He …“ Er drehte sich zu ihr: „Was soll sein?“ Nain legte den Kopf schief: „Hast du was gegen Don?“ Er schaute wieder ins Wasser. „Liegt es an dir, ihm, oder an der Tatsache, dass du ein Werwolf bist?“ Sie setzte sich neben ihn. „Ich weiß nicht … ich hab nichts gegen Don. Er ist nett … das liegt sicher am Mond.“ Nain legte ihren Arm um Kail, der immer noch ins Wasser blickte. „So schlimm?“ „Geh lieber …“ „Nein!“, meinte Nain sofort. Kail schaute sie verwundert an. „Ich habe dir versprochen, bei dir zu sein.“ „Aber …“ „Kein aber!“ Kail senkte seinen Blick: „… ich will nicht, dass dir etwas passiert.“ „Wird schon nicht. Bis jetzt ist noch nie etwas passiert. Ich weiß mir auch zu helfen“, erklärte Nain und Kail nickte. Dann setzten die beiden sich und schauten ins Wasser. Plötzlich klopfte es an der Tür. Zoe schaute auf und Sky saß kerzengerade im Bett: „Nicht öffnen!“, zischte er und Zoe wandte sich zu ihm um: „Aber wieso?“ „Pssst! Ich schlafe!“ „Ja, aber ich doch nicht“, flüsterte Zoe. Ihr kam das zwar etwas merkwürdig vor, doch sie willigte ein. Sky starrte weiter auf die Tür und Zoe drehte sich auch wieder zur Tür um: „Aber was ist denn los?“, fragte sie. „Ich bin am schlafen und will nicht gestört werden!“ „Du schläfst nicht“, meinte Zoe nur und malte weiter. „Hab ich aber. Und wenn schon … ich will nicht gestört werden.“ Wieder klopfte es. „Du weißt, wer draußen steht, nicht wahr?“, sagte Zoe und warf Sky einen Blick zu. „Ich glaube, es zu wissen. Bin mir nicht sicher.“ „Mach doch einfach auf und guck. Was ist, wenn’s dein Vater ist?“ „Ist es nicht, der würde rufen“, erklärte Sky und stützte sich auf seine Arme. „Aha …“ Zoe nickte und malte weiter. Ein drittes Mal klopfte es an der Tür. Sie gibt wohl noch nicht auf … wenn ich schlafe, dann schlafe ich! Übrigens weiß sie, dass ich nicht gestört werden will!, dachte der Vampir. Er wusste, dass Lilia draußen stand. Und trotzdem öffnete er nicht. Lag es an Zoe? „Mach doch einfach auf, das nervt“, sagte Zoe und stand leise auf. „Nein!“, zischte Sky und sprang lautlos hinter sie. Er hielt sie an den Schultern fest: „Nein … nicht öffnen!“ „Wirst du verfolgt, oder was?“, fragte Zoe aus Spaß- sie wusste ja nicht, wie Sky reagieren würde. „So ähnlich …“ Sie schaute ihn fragend an: „Hast du Streit mit jemandem an Bord, oder wie?“ Er schüttelte den Kopf: „Das nicht, aber jemand hängt wie eine Klette an mir. Dieser jemand weiß, dass das meine Kabine ist.“ „Aber weiß nichts von mir, willst du darauf hinaus?“, fragte Zoe und schaute Sky in die Augen. Der schluckte nur. „Dieser jemand ist eine sie, nicht wahr?“ Sky senkte den Blick: „Eine alte Schulfreundin. Nicht mehr, falls du das denkst!“ Zoe grinste nur und drehte sich zur Tür: „Wo liegt dann dein Problem?“ Sky hielt sie fest: „Nein! Weiß nicht … ist doch auch egal, ich will nicht gestört werden.“ Ein viertes Mal. „Sie lässt dir wohl keine Ruhe, was?“ Zoe grinste hämisch. „Lass bloß die Tür zu …“ „Was sonst?“ Sky zog sie an sich und gab ihr einen langen Kuss. Zoe schloss die Augen und fiel ihm in die Arme. Dann ließ sich Sky mit ihr auf dem Bett nieder. Er wusste, dass sie ihm nicht mehr entkommen kann, wenn er erst einmal so anfing. In den Bann ziehen geht nicht nur mit den Augen, das hatte er gelernt. Also versanken die beiden in einem zärtlichen, langen Zungenkuss, der richtig unter die Haut ging. Im Nebelwald wurde es langsam dunkel. Kail schaute nach oben: „Der Mond ist noch hinter den Bergen.“ „Hey … ganz ruhig.“ Nain lehnte sich an ihn. Kail schloss die Augen: „Ich will nicht, dass dir was passiert. Ich kann mich dann nicht gut beherrschen.“ „Ich weiß … mach dir keinen Kopf. Was ist eigentlich, wenn der Mond hinter Wolken verschwindet?“ Kail schaute Nain an, als sie den Kopf in seinen Schoß legte. „Ähm … dann verwandle ich mich zurück.“ „Ist das nicht schlimm für dich, wenn es eine bewölkte Nacht ist?“ Er nickte: „Doch. Es ist dann ziemlich schmerzhaft.“ „Oh …“ Sie schloss die Augen. „Mach dir keine Sorgen …“ Er streichelte ihr über den Kopf. Nain schaute Kail in die Augen: „Tu ich nicht, wenn du dir auch keine mehr um mich machst.“ „Das kann ich dir nicht versprechen“, meinte Kail, „Das kann man schlecht abstellen, schließlich bin ich kein gefühlloser Kerl.“ „Echt nicht?“, witzelte Nain. „Nein …“ „Nein, das wüsste ich. Du bist nur ein wenig neugierig.“ „Ach echt? Wer sagt das?“ „Ich sag das“, meinte Nain, „Und das ist auch so.“ „Ach ja? Wann bin ich denn neugierig?“ „Du fragst immer noch mal nach“, erklärte Nain und Kail tat etwas empört: „Was soll das denn heißen?“ Nain grinste: „Ist schon ok … vergiss es einfach.“ Zoe und Sky ließen sich durch das weitere Klopfen nicht ablenken, vor allem Sky nicht. Er hatte Zoe fest im Arm und die beiden küssten sich noch immer. Er ließ nicht mehr von ihr ab und beide hatten die Augen geschlossen. Ein sechstes Mal wurde geklopft: „Warum lässt du mich nicht rein?“, rief Lilia. Sky schaute zur Tür, doch konnte nicht antworten, schließlich war er beschäftigt. Man konnte die Tür nicht von außen öffnen, wenn man keinen Schlüssel hatte, also musste Lilia wohl oder übel draußen bleiben. Sky ließ den Rollladen mit einer Hand runter. Zoe schaute auf und ließ von ihm ab, als er nicht aufpasste: „Was machst du?“ Sky schaute sie an: „Nichts … was soll ich machen?“ „Wozu lässt du die Rollladen runter? Wir sind doch bald schon da.“ „Denk mal nach.“ Zoe legte den Kopf schief: „Ja?“ „Vampir?“ „Was soll das denn jetzt heißen?“ „Lilia ist ein Vampir. Wenn sie zu dem Fenster fliegt?“ „Warum sollte sie das tun? Ich glaube so viel Anstand haben Vampire dann doch noch, oder?“ Sky legte den Kopf schief und schaute sie finster an: „Was soll das denn heißen? Meinst du damit etwa, dass ich keinen Anstand habe?“ „Nein“, verteidigte sich Zoe und lehnte sich zurück. Sky hielt sie fest und küsste sie wieder. Zoe drückte sich von ihm: „Na ja, das zeugt nicht gerade von Anstand.“ Sky ließ seine Augen aufblitzen. Als sie sich wieder küssen wollten, drückte Zoe ihn ein Stück weg. „Was?“ Sky schaute sie fragend an. Zoe nickte leicht Richtung Tür. Als Sky sich umschaute, erblickte er seinen Vater. Erschrocken fragte er: „Was machst du denn hier?“ „Ich wollte euch nur Bescheid geben, in einer halben Stunde gehen wir von Bord.“ Sky und Zoe nickten leicht und senkten den Blick, bis Lucius wieder weg war. „Oh, Mann …“, meinte Zoe leise. „Wieso? Ist es so schlimm für dich?“, fragte Sky. „Es ist mir schon etwas unangenehm, vor deinem Vater zu knutschen.“ Sky schaute zu Boden: „Tut mir leid, aber ich hab ihn ja auch nicht gesehen.“ „Hab ich auch nicht behauptet. Ich hab dir keine Schuld zugewiesen. Es ist alles ok“, sagte Zoe nur und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sky schloss die Augen und lächelte. Dann schaute er sie schräg von unten an und flüsterte: „Dann müssen wir gleich los. Schade eigentlich …“ „Was ist daran schade?“, fragte Zoe. Sky schaute zu Boden und grinste immer mehr. „Dann kann ich ja mal live miterleben, wie du tanzen kannst“, grinste Zoe und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Er hob den Kopf und schaute sie kopfschüttelnd an: „Du denkst echt nur an den Ball?“ „Klar! Darum geht’s hier.“ Sie ließ sich grinsend in seine Arme fallen. „Aber ehrlich mal: Du freust dich wirklich?“ Zoe nickte: „Ja. Hoffentlich finde ich ein schönes Kleid. Welche Farbe hat denn dein Anzug?“ „Rat mal.“ „Schwarz?“ Er nickte: „Ja, was sonst? Rot? Grün?“ „Och, Sky! Wäre doch auch möglich. Aber wenn du in schwarz kommst, dann such ich nach nem roten Kleid, ok?“ Er gab ihr einen Kuss: „Warum nicht? Sieht sicher toll aus. Kannst du tanzen?“ „Na ja … so sicher nicht. Ich bin ja in der Tanzgruppe, aber das ist ja was anderes.“ „Ich kann tanzen, das gibt sich dann.“ Kail schaute wieder in den Himmel. Er musste schlucken und nun schaute auch Nain wieder nach oben: „Oh … ähm, Kail …“ Sie setzte sich auf und drehte ihn zu sich. Kail konnte seinen Blick nicht mehr von dem Mondschleier hinter dem Berg wenden. „Kail! Hör mir zu! Geh nicht in den Wald! Bleib hier, dass ich dich sehen kann!“ Er antwortete nicht. Langsam wurde sein Blick etwas glasig und die Mimik zeigte seinen Widerwillen. „Kail!“ Nain schüttelte ihn etwas. Dann plötzlich schlug er ihre Hände weg und schubste sie von sich. „Ah …“ Nain fing sich auf den Unterarmen auf. Dann schaute sie wieder zu ihm. Kail starrte immer noch zum Himmel. Nach wenigen Sekunden stand er am Ufer des Sees, in dem sich der klare Himmel spiegelte. Der Vollmond kroch den Berg empor und zeigte sich nun in seiner vollen Gestalt. Kails Atem wurde rascher und er zitterte. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, wenige Augenschläge und Kail war verwandelt. Dies geschah wieder unter einem Schmerzensschrei. Nain stand auf und schaute den Wolf an. Kail fiel auf die Knie und schaute mit halb offenen Augen ins Wasser. „Kail … bleib sitzen … rühre dich nicht …“Als der Werwolf sie hörte, spitzte er die Ohren und drehte sich zu ihr. Nain tat noch einen Schritt und Kail zuckte zurück. Er fing an zu knurren. „Bleib sitzen!“, zischte Nain. Der Wolf hob eine Augenbraue und kroch etwas zurück. Er war noch auf allen Vieren. Nain ging weiter auf ihn zu, doch Kail tat nicht das, was sie sagte. Er ging weiter nach hinten und knurrte lauter, je näher sie kam. „Bleib endlich da, wo du bist! Kail, es ist zu deinem Besten!“ Blitzschnell richtete er sich auf und heulte. Die Chance ergriff das Mädchen und legte ihm einen Zauber auf. „So … jetzt werden wir sehen, wer hier auf wen hören muss … sitz!“ Kail schaute sie an und bleckte die Zähne. Doch da- langsam schloss er die Augen und wurde regelrecht zu Boden gezogen. Dann saß er auch schon und Nain kam näher. Kail knurrte leise vor sich hin, doch blieb sitzen und ließ die Augen geschlossen. Sie schaute sich das Resultat ihres Zaubers an: „Na ja … gar nicht mal so schlecht. Und er hört ja schon mal etwas.“ Sie näherte sich ihm jedoch nicht weiter als zwei Meter. Doch auch von dort konnte sie sehen, dass der Wolf das Halsband trug, was sie ihm gezaubert hatte. Doch da fehlte noch was. Wo war die Leine? „So ein Mist! Wie mach ich das denn jetzt?“, fragte sie sich und ging um Kail herum. „Platz!“ Nun legte sich der Werwolf auf den Boden. Er wurde durch das Band dazu gezwungen. Nain verwandelte sich und als Maus hatte sie Kail die Leine schnell angelegt. Das andere Ende nahm sie natürlich in die Hand, als sie sich zurück verwandelt hatte. „Na dann … mal sehen … Kail?“ Der Wolf machte die Augen auf und schaute sie an. Sein Knurren war doch noch nicht verstummt. „Ok … wer lässt sich schon gerne an die Leine holen“, meinte Nain leise, „egal … Kail, komm.“ Sie ging etwas rückwärts und Kail ging ihr nach. Doch zögernd und langsam. Auch Nain musste tierisch aufpassen. Sie musste ihm zeigen, dass sie der Chef war und durfte auch keine Angst zeigen. Das Schiff fuhr in den Hafen ein. Sky stand auf, nachdem auch Zoe sich erhoben hatte. „Na dann woll’n wir mal“, meinte er und öffnete die Tür. Draußen war es neblig und dicht bewölkt. Normales Wetter für Rumänien um diese Zeit. Sky ging zu seinem Vater, der an Deck stand. Zoe folgte ihm auf Schritt und Tritt. „Wie kommen wir zum Schloss?“, hörte sie Sky fragen. „Wie jedes Jahr“, meinte Lucius nur. Sky nickte und lächelte Zoe zu. „Was?“, fragte die. „Ich hoffe, du kannst reiten“, sagte Sky und sie gingen von Bord. Zoe schaute sich um. Es war viel Rummel. Sehr viele Leute gingen an Land, andere jedoch gingen an Bord und suchten sich ihre Kajüten. Zoe musste lächeln. Sky legte seinen Arm um ihre Schultern: „Na … was denkst du?“ „Das kann ja was werden“, grinste Zoe und legte den Kopf an seine Schulter. Sky lächelte nun auch wieder und gab ihr einen Kuss auf den Kopf: „Ich freu mich.“ „Worauf?“ „Dass ich endlich ein Jahr mit Begleitung auf dem Ball auftauche.“ Sie schaute zu ihm hoch: „Hattest du solche Komplexe deswegen?“ Sky grinste: „Ja! Die anderen Kerle meines Jahrgangs kommen immer in Begleitung.“ „Na du doch auch“, meinte Zoe. Sky schaute sie fragend an: „Ja … jetzt.“ „Nö. Schon immer.“ Er legte den Kopf schief: „Wie? Was meinst du?“ „Och Sky! Denk doch mal nach.“ Er hob nur kurz die Schultern. „Dein Vater!“, lachte Zoe. „Oh … Zoe!“ Er kitzelte sie kurz. Dann tippte Lucius ihm auf die Schulter. „Hm?“ „Na kommt. Unsere Pferde sind hinten am Wald im Stall.“ Sky nickte. „Muss ich alleine reiten?“, fragte Zoe. Lucius wandte sich an sie: „Wieso?“ „Weil ich euch dann sowieso nicht nach komme.“ „Ach was“, machte Lucius nur. „Ich bin noch nie alleine geritten. Und ich wette, dass ihr es eilig habt und galoppiert.“ Die Vampire schauten sich an: „Und?“ Zoe schlug sich die Hand vor die Stirn: „Oh Mann! Ich kann das nicht!“ Sie schaute zu Boden. Lucius warf Sky einen Blick zu. Der lächelte und stellte sich vor Zoe: „He …“ Sie schaute ihn an, dann senkte sie ihren Blick wieder. „Dann reitest du eben mit mir. Ich kann das schließlich.“ Zoe schaute ihn wieder an und musste dann auch lächeln: „Das würden Jungs in unserer Klasse nie sagen. Da reitet keiner. Sonst sind die Mädels die besseren Reiter.“ „Auch im Damensitz?“, fragte Lucius und ging los. Zoe hob eine Augenbraue: „Dann kann ich es erst recht nicht! Dann flieg ich doch runter.“ Die Vampire mussten lachen. „Was?“ „Na bei euch ist das ja egal, mit dem Reiten und dem Sitz“, meinte Sky. Sie schaute die beiden an und ging zwischen sie: „Was denn?“ „Na in unserer Zeit ist es den Frauen nicht gestattet, wie ein Mann auf dem Pferd zu sitzen. Sie müssen im Damensitz reiten, vor allem, weil Kleider getragen werden. Aber ihr lauft ja heute sowieso alle in Hosen rum“, erklärte Lucius. Kapitel 11: 11 -------------- Es war nur knapp eine Stunde, doch von einem Mal zum anderen war es dunkel. Zoe schaute sich um. Der Mond stand über den Baumwipfeln. Als sie sich nach vorne drehte, nahm Sky ihren Kopf in die Hände und schaute sie an. „Was?“ Sky lächelte: „Ich freu mich auf später. Ist alles ok?“ Zoe nickte: „Ja, was soll nicht stimmen?“ „Ich meine von wegen Blutdurst“, flüsterte er ihr zu. Lucius öffnete währenddessen eine Tür zu einem Stall. Man hörte Pferde wiehern. Sky drehte sich nun zu dem Stall und ging dann auch hinein. Zoe folgte den Männern. „Es sind sowieso nur zwei Pferde“, bemerkte Lucius. „Is doch ok“, meinte Zoe nur und wartete an der Tür. Sky nahm eins der Pferde am Halfter: „Wir müssen die beiden aber noch grad satteln.“ „Soll ich helfen?“ Die Männer schauten sich an: „Nein … nicht nötig.“ Zoe warf den beiden einen scharfen Blick zu: „Das hat sich jetzt voll abgeneigt angehört.“ Sky führte das Pferd nach draußen. Im Vorbeigehen gab er Zoe einen Kuss: „Nicht nötig. Das war nicht böse gemeint.“ Zoe lächelte. Sky striegelte den Wallach kurz und legte den Sattel auf. Auch Lucius machte es schnell, jedoch im Innern des Stalls. „Seid ihr soweit?“ Er kam raus und stieg auf. Lucius hatte einen Rappen, Skys Pferd jedoch war etwas brauner. „Klar“, meinte Sky und stieg auf. „Was ist denn jetzt mit mir?“ Sky streckte Zoe die Hand aus: „Komm, ich helfe dir.“ Mit einem Schwung zog er Zoe auf die Kruppe des Pferdes, das sofort einige Schritte nach vorn und zur Seite tat. „Na dann mal los“, meinte Lucius und sofort trabten die beiden los. „Halt dich gut fest“, erklärte Sky Zoe. Sie nickte und nach einigen Metern galoppierten die drei schon. Es ging durch einen dunklen Wald und sie waren weit über eine Stunde unterwegs. Der Vollmond schien über den Baumwipfeln, als die Pferde zum Stehen kamen und Lucius absprang. Auch Sky sprang vom Pferd, er ließ Zoe noch einen Moment sitzen. „Zum Grafen. Wir sind geladen“, erklärte Lucius einer Statue. „Was macht er?“, fragte Zoe und Sky hielt den Finger vor den Mund. Zoe legte den Kopf schief. Die marmorne Statue bewegte sich plötzlich und weis zu einer Villa: „Dann ist euch der Zutritt nach Schloss Dracula gewährt.“ Lucius verbeugte sich, band sein Pferd an und ging den Weg nach. Sky hob Zoe vom Pferd und tat es seinem Vater gleich. „Wie … was jetzt? Ich dachte, es wäre ein Schloss, keine Villa.“ „Du wirst sehen. Der erste Schein trügt.“ Sky nahm sie an der Hand und folgte seinem Vater ins Innere des Hauses. Dieser ging strikt einen Gang entlang und blieb vor einem Gemälde stehen. Sky stellte sich hinter Lucius. Die beiden waren ungefähr gleich groß, wenn Sky nicht sogar ein Stück größer war. Zoe stellte sich schräg hinter die beiden Vampire, ihr war das nicht ganz geheuer. Lucius murmelte kurz etwas, las dann eine Inschrift des Bildes vor, welche Lateinisch war und plötzlich leuchtete das Bild auf. Zoe schrak zurück und schaute zu, wie das Bild einer Glaswand wich. Nein- es war ein Spiegel. Doch keiner der drei spiegelte sich darin, nur die Wand und der Raum. Zoe krallte sich an Skys Arm. „He …“, besänftigte er sie, „… es ist alles ok. Komm schon. Ich dachte, du freust dich auf den Ball.“ „Tu ich auch … aber …“ Lucius trat durch den Spiegel und Zoe bekam es mit der Angst zu tun. Sky ließ ihre Hand los, löste sich aus ihrem Griff, legte seinen Arm um ihre Schultern und ging auf den Spiegel zu. Zoe musste mitgehen, da er sie regelrecht mit sich zog. Sie kniff die Augen zu und plötzlich war ihr kalt. Kälte? Was … wo bin ich? Sky atmete die kalte Luft ein und Lucius meinte mit einem Lächeln: „Endlich! Schloss Dracula!“ Ein Blitz schlug ein und einige Fledermäuse flogen um die Türme und verschwanden in den Fenstern. Zoe wagte den ersten Blick. Schnee. Das war also so kalt. Wieder ein Blitz. Sie zuckte zusammen. „Ganz ruhig“, meinte Sky sanft und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Auch er schaute zum Schloss auf: „Wir sind da.“ Zoe folgte seinem Blick und sah das große Schloss nur noch wenige Meter vor sich. Ihr stockte der Atem: „Schloss … Dracula …“ Die Männer sahen sich an und grinsten: „Ja! Endlich zu Hause!“ Sie lachten und Lucius verwandelte sich in einen Vampir. So flog er den Turm nach oben. Zoe ging einen Schritt zurück und schluckte. Er sah so mächtig aus. Dann spürte sie einen Griff. „Sky“, keuchte sie. Sie wagte es nicht, nach hinten zu blicken, denn sie merkte, er hatte sich verwandelt. „Bleib ruhig …“, hörte sie Skys jugendliche, sanfte Stimme in ihrem Kopf. Sie schloss die Augen und hatte auch schon keinen Boden mehr unter den Füßen. Sky nahm sie in den Arm und flog seinem Vater nach. Zoe schaute die Schlossmauer entlang und fand sich auf dem Sims eines Fensters wieder. Im Innern war es dunkel. Sky und Lucius ließen sich auf dem Boden nieder und Sky setzte Zoe ab. Dann stapften die beiden Vampire einige Schritte, bis sie sich zurück verwandelten. Nain ging mit Kail durch den Wald. Er folgte ihr auf Schritt und Tritt. Was blieb ihm auch anderes übrig? Doch sie waren schließlich nicht allein im Wald. Kail fing an zu schnuppern. Nain wandte sich zu ihm um: „Was ist? Wer ist denn da?“ Man hörte weiter entfernt ein Rascheln. Kail bleckte die Zähne. Seine Haare sträubten sich und er hob kurz eine Augenbraue. „Na …“, zischte Nain, doch der Wolf verharrte nur in dieser Pose. Nain versuchte zu erkennen, wer es denn nun war, den Kail entdeckt hatte. Da plötzlich kam es ihr in den Sinn. Als sie den ersten Schritt in dessen Richtung tat, preschte Kail auch schon los, die Leine wurde länger und Nain lief ihm nach: „Hey!“ Der Wolf hörte nicht. Don ging seines Weges, als er plötzlich im Gebüsch ein lautes Rascheln vernahm. Er blickte sich um, als ihm Kail entgegen sprang, mit weit offenem Maul. Don drückte sich an einen Baum, Kails Klauen neben sich, doch irgendetwas schien ihn davon abzuhalten, Don anzugreifen. Don merkte, dass Kail damit kämpfte, nicht nach hinten gezogen zu werden. Dann bemerkte er auch das Halsband, was Kail trug. Nain kam aus den Büschen gelaufen: „Hey! Sorry, Don. Kail!“ Der Wolf zuckte zusammen und schaute sich zu Nain um. „Sitz!“ „Sitz?“, fragte Don und sah zu, wie sich der Werwolf auf dem Boden niederließ. „Was hast du denn mit dem gemacht?“, fragte er Nain, die mit der Leine in der Hand zu ihm kam. „Erziehung. Ein hartes Wesen fordert harte Maßnahmen.“ Sie lächelte: „Ist alles ok?“ Don nickte: „Ja, dank dir.“ „Ach was … ich hätte ihn lieber bei mir behalten, aber das hat nicht so funktioniert, wie es sollte.“ Don lächelte, schaute dann zu dem Werwolf herab. Kail saß gelangweilt schauend, jedoch zitternd, auf dem Boden. Er schien zu seufzen, atmete tief ein. Auch Nain lächelte: „Ich will dich dann nicht mehr länger aufhalten.“ „Tust du nicht“, erklärte Don. „Na ja … ich wollte aber wieder zum See.“ „Na dann … man sieht sich noch mal.“ Nain lächelte und strich Kail über den Rücken: „Komm mit, Kail. Lass und zurück zum See gehen.“ Der Wolf schaute auf, etwas mürrisch erhob er sich und trottete neben ihr her. Er hatte kein Anzeichen mehr, dass er sie wirklich angreifen würde. Hoffentlich weiß er es nachher nicht mehr, dachte Nain, etwas besorgt, jedoch auch mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Noch war es ganz still in dem Saal. Von weitem konnte man Musik erahnen und einige Leute reden hören. Zoe schaute sich um. Sky lächelte ihr zu und Lucius schien zu warten. Zoe ging zu Sky: „Was machen wir jetzt?“ Der schaute sich kurz um: „Auf den Empfang des Grafen warten und dann auf unsere Zimmer gehen, um uns fertig zu machen.“ Zoe nickte kurz. So war das also. Da hörte man eine Tür aufschwingen. Auf einem Balkon erschien ein Mann, so Mitte 40. Er hatte blasse Haut, schwarze Haare und trug einen schwarzen Anzug und eine silberne Maske. Diese nahm er gerade ab, breitete die Arme aus und mit Akzent und einem schön rollenden r sagte er mit kräftiger Stimme: „Ah, Lucius, Sky! Herzlich willkommen auf Schloss Dracula!“ Die Vampire lächelten, machten eine höfliche Verbeugung zur Begrüßung, Zoe tat es den beiden Männern gleich. „Dieses Jahr in Begleitung, wie ich sehe“, ließ der Graf vernehmen. Sky lächelte Zoe zu und nickte dem Grafen dann freundlich zu: „Ja. Wäre es Ihnen möglich, ihr ein hübsches Ballkleid zu beschaffen?“ Der Graf musterte das Mädchen, nickte dann: „Ihr habt Zimmer 483. Dort werde ich Euch eines zur Verfügung stellen.“ Wieder verbeugten die drei sich und der Graf verschwand. „Na kommt, Kinder“, forderte Lucius die beiden auf und Sky und Zoe folgten dem alten Vampir. Er verließ den Raum und betrat das Treppenhaus. „483 …“, murmelte Sky. Lucius nickte und stieg die Stufen empor. Bald blieb er vor einem Zimmer stehen: „Das ist eures. Ich bin drei Zimmer weiter.“ Die Teenager nickten und Sky öffnete die Tür. „Dein Kleid ist sicher im Bad. Du kannst ja mal gucken.“ Zoe nickte und tatsächlich: Ein rotes Ballkleid, gold bestickt und eine rote Maske mit goldenem Rand. Zoe staunte kurz. Was er wohl tragen wird?, fragte sie sich und verließ das Bad. „Ich darf das Kleid noch nicht sehen. Ich werden unten auf dich warten“, erklärte Sky. „Soll ich mich schon umziehen?“, fragte Zoe. Sky nickte: „Du kannst aber noch was essen, wenn du möchtest. Oder lieber trinken?“ Er schaute sie fragend an. „Nein … ich glaube, das ist nicht nötig …“ „Bist du sicher?“ Zoe nickte: „Ich ziehe mich um.“ „Bis gleich“, sagte Sky. Als Zoe wieder im Bad verschwunden war, zog auch er sich um und ging hinunter in den Ballsaal. Dort waren schon mehrere Vampire. Unter ihnen auch Lilia. Sky schluckte, setzte seine Maske auf und mischte sich unter die Leute. Einige waren schon am Tanzen. Der junge Vampir entdeckte erst seinen Vater auf der Tanzfläche, mit einer alten Bekannten. Sie war eine von Skys Lehrerinnen. Doch dort war auch der Graf mit einer seiner Frauen am tanzen. Skys Augen funkelten auf. Er nahm einen Apfel und biss hinein. Zoe war noch damit beschäftigt, ihr Kleid anzulegen. Das wollte nicht so funktionieren, wie es sollte. „Scheiß Ding!“, fluchte sie und zog nach zwei Minuten endlich den Reißverschluss zu. Sie atmete auf. Nun fehlten nur noch die Schuhe und die Maske, dann war sie endlich fertig. „Er wartet sicher schon …“, meinte sie und stöckelte die Stufen hinunter in den großen Spiegelsaal, wo sich jedoch keiner der Anwesenden spiegelte. Logisch es sind Vampire, dachte Zoe. Misstrauisch schaute sie sich um und überprüfte, ob auch sie sich nicht spiegelte. Glück gehabt, schließlich war sie schon Vampir. Dann hielt sie Ausschau nach Sky, doch in der Menge an maskierten Menschen konnte sie ihn nicht sehen, geschweige denn erkennen. Sie erkannte nur einen: Den Grafen. Doch den suchte sie schließlich nicht. Nicht einmal Lucius erkannte sie, obwohl er gerade an ihr vorbei tanzte. Zoe begegnete einigen, die sich höflich verbeugten. Zoe machte immer einen kleinen Knicks. Sky lehnte an einem der Tische und schaute sich weiter um. Er hatte Zoe dann endlich entdeckt, doch er ging nicht zu ihr. Er schaute aber zu ihr. „Hey …“ Sky wandte sich um und hatte plötzlich Lilia vor sich stehen. „Was machst du?“ „Warten“, antwortete Sky. „Auf wen denn? Dein Vater tanzt doch.“ „Das solltest du vielleicht auch …“ „Vielleicht … aber erst später. Jetzt rede dich nicht raus. Auf wen wartest du?“ „Kennst du nicht“, erwiderte Sky kühl und drehte sich um. Zoe war verschwunden. Hatte sie ihn nun gesehen? Lilia tippte Sky auf die Schulter: „Dann sag mir es doch. Wenn ich sie nicht kenne.“ „Wer sagt, dass es eine sie ist?“ „Ist logisch. Aber wenn du dich nicht traust. Mit mir tanzt du ja auch nicht.“ Sky schluckte und schaute sich kurz um. Doch Zoe schien wie von Erdboden verschwunden. „Wo … zum Teufel …“ „Was denn?“, fragte Lilia. „Nichts“, meinte Sky nur wieder und schaute sich abermals um. Doch immer noch war sie nicht wieder aufgetaucht. Sky war zu Lilia gedreht, als ihm plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Er stockte und wandte sich um. Zoe lächelte. Sie, in ihrem roten Kleid, stand ihm nun gegenüber. Wie elegant der Junge doch aussah. Sky trug einen schwarzen Anzug und eine silberne Maske. Seine langen schwarzen Haare waren nach hinten gebunden. Vielleicht hatte sie ihn aus diesem Grund erst jetzt erkannt. „Da bist du ja“, sagte er und nahm eine ihrer Hände und gab ihr einen Handkuss. Zoe lächelte wieder: „Danke … wollen wir tanzen?“ Sky nickte und Zoe hakte sich bei ihm ein. So gingen sie zur Tanzfläche. Lilia schaute den beiden hinterher. Wer war dieses Mädchen? Sie war nie auf der Schule gewesen und sie hatte sie noch nie gesehen. Sky konnte verblüffend gut tanzen, fand Zoe. Denn sie zögerte bei jedem Schritt. Sky hielt sie locker, zwar richtig, doch trotzdem auf Abstand. Er lächelte. Als in der Musik ein Taktwechsel war, hoben alle Männer in den Paaren die Frau an der Taille hoch und drehten sie eine halbe Runde. Alle exakt im Takt und wie Spiegelbilder. Dann wurde weiter Walzer getanzt. Sky lächelte: „Du machst das gut.“ „Stimmt nicht“, erwiderte Zoe, „ich kann nicht tanzen, aber du machst das gut.“ „Übung. Ich mache das seit fünf Jahren.“ Die beiden lächelten sich an und sahen sich in die Augen. Wieder eine Luftdrehung. So ging das eine ganze Stunde lang. Dann stellte sich Sky an das Buffet, Zoe neben ihn. „Wozu denn eigentlich die Masken?“ „Na es ist ein Maskenball“, erklärte Sky. Zoe schaute ihn an: „Das weiß ich, aber warum haben alle ähnliche Kleidung und Masken?“ „Ballkleider sehen alle sehr ähnlich aus. Anzüge ja auch und die Masken sind alle von Grund auf verschieden.“ „Na das finde ich aber nicht.“ Zoe schaute sich um. Auch Lucius hatte eine silberne Maske an, allerdings mit Goldschmuck. Er sah an sich anders aus als Sky. Hatte der Vampir Recht? Die einen trugen grün, andere blau, dann auch mal rot, schwarz, Gold. Alle sahen sie gleich aus, doch auch verschieden. „Wozu veranstaltet Dracula einen Maskenball? Er könnte doch auch einen einfachen Ball machen.“ „Das ist Tradition. Dieses Jahr findet er mal wieder im Schloss statt.“ „Mal wieder? Wo denn noch?“ „In seinem Sommerpalast in Budapest.“ Sky schaute die Wände nach oben und musste grinsen. „Was?“ Zoe folgte seinem Blick. Auch an der Decke waren einige am tanzen. Sie schüttelte den Kopf. „Aber was haben die Masken für einen Zweck?“ „Verhüllen des Gesichtes“, meinte Sky ausdruckslos. Zoe verdrehte die Augen: „Das hätte ich jetzt nicht gedacht …“ „Sobald der Graf die Maske abnimmt, dann dürfen wir das auch.“ Zoe schaute Sky fragend an. „Er gibt den Takt vor. Widersetzt du dich ihm, dann hast du sofort Probleme am Hals. Er kennt jeden Vampir, weiß wo sie leben. Und wenn nicht, dann findet er es heraus …“ „Er kennt mich?“ Zoe stellte sich vor Sky, damit er nicht ausweichen konnte. Der zuckte mit den Schultern: „Na ja, mich schon, aber da du kein Vollblut bist … er kennt auch die, die gebissen wurden sind, aber du wirst nur an Vollmond zum Vampir. Warum weiß ich immer noch nicht. Mein Vater hat dich wohl nicht richtig gebissen …“, er lachte. Zoe tippte ihm auf die Brust: „Hat er und das weißt du sehr wohl! Es lag an dir, das hat Lucius selber gesagt.“ „Ich hab dich doch nicht gebissen“, witzelte Sky. „Und wenn du so weiter machst, verschwinde ich.“ Sky schaute sie an, eindringlich in die Augen: „Nein. Lass mich nicht alleine. Ich war fünf Jahre lang ohne Partnerin und nun habe ich mal die Richtige gefunden … dann lass ich dich nicht gehen.“ Zoe schwieg, schaute ihn stumm an. Am Sternensee saß Nain am Ufer. Kail lag neben ihr, den Kopf auf den Armen. Seine Augen waren geschlossen. Nain schaute ins Wasser, dann lächelte sie und musterte den Werwolf. Der Vollmond schimmerte im See. Es war ein schöner Anblick. Auch Nain schloss die Augen. Kail schnaubte kurz, nieste und schaute auf. Er blinzelte etwas. „Was ist los?“ Nain warf ihm einen Blick zu. Der Wolf hatte einen ruhigen Gesichtsausdruck. Er schien müde zu sein. „Kail?“ Er schaute sie an. Langsam streckte Nain die Hand nach ihm aus. Die Gefahr, dass er sie angreifen könnte, war immer noch vorhanden. Trotzdem wagte sie sich, ihn zu streicheln. Sanft strich sie durch sein dichtes Fell. Er hatte auch sonst dichtes Haar, was sich nun auch auf den Werwolf aus prägte. Kail schloss wieder die Augen. Nain lächelte und kroch auf ihn zu. Der Mond stand am klaren Himmel. Doch langsam würde es heller werden. Nur noch wenige Stunden verblieben der Nacht. Vorsichtig machte Nain die Leine los. Das Halsband abzumachen war ihr noch zu riskant. Er war schließlich noch ein Werwolf bei vollem Bewusstsein. Kail musterte sie, schnupperte, dann schloss er wieder die Augen und legte den Kopf ab. Nain war ganz vorsichtig, doch keineswegs ängstlich. Sie fürchtete den Wolf nicht, doch man musste immer auf einen Angriff gefasst sein. Sie ließ sich dicht neben ihm nieder. War das so eine gute Idee? Doch sie musste ihm das Halsband abnehmen, bevor er wieder vollständig verwandelt war. Sie hoffte noch, dass er nicht mehr wüsste, was sie mit ihm gemacht hat. Sie war froh, denn diese Nacht hatte Kail nicht gemordet. Das war selten, dass er nicht wenigstens jemanden erschreckt oder angegriffen hat. Das Mädchen schaute wieder zum Mond und flüsterte: „Bitte lass ihn vergessen. Die Krankheit zu heilen ist unmöglich, doch ihn klar denken zu lassen ist das, was ich versuche.“ Kail hob eine Augen braue und schaute sie von unten an. Er stellte die Ohren auf, blieb aber ruhig liegen. Sky legte seine Arme um Zoe. Die wehrte sich nicht. Als Sky die Augen schloss, drehte Zoe den Kopf weg. „Lass mich nicht alleine“, sagte Sky wieder. Zoe nickte: „Wie sollte ich denn auch schon zurück kommen?“ Sie lächelte und blickte zu ihm auf. Er nickte. „Meine Lieben!“ Alles war still. Der Graf stand in Mitten der Gäste. Er nahm die Maske ab: „Ich will ja nicht stören, doch es wäre ein Vergnügen zu sehen, was die Schüler der Jahrgänge schon so können. Seht ihr das nicht auch so?“ Die meisten der Gäste klatschten. Die Schüler jedoch nicht. „Ich habe mir einige Namen herausgesucht. Diese werde ich persönlich prüfen. Sie sollen zu mir in die Mitte treten, einer nach dem anderen, und eine Aufgabe lösen.“ Wieder wurde geklatscht. Der Graf verbeugte sich. Alle Schüler nahmen die Masken ab. Skys dunkle Augen funkelten wieder auf. Zoe lächelte, nahm auch ihre Maske ab. Sky hoffte innerlich, nicht aufgerufen zu werden. Das hatte er bis jetzt schon alle Jahre geschafft. Er war nie aufgerufen wurde. Es kommen meistens nur drei bis fünf Leute dran. Und es gab so viele Schüler. Zoe musste sich ja keine Gedanken machen. Dracula drehte sich, überlegte und nannte dann den ersten Namen: „Lilia!“ Die Namen waren nur einmal verzeichnet, so wusste jeder, dass er gemeint war. „Oh nein …“, keuchte das Mädchen. Sie war in gold-schwarz gekleidet und trat nun vor den Grafen. Sie verbeugte sich. Dracula nickte ihr zu, dann richtete sie sich wieder auf. „Zeig uns, wie du fliegst. Lande an der Wand und komm wieder zu mir!“ Lilia verbeugte sich wieder. Dann sprang sie nach hinten in die Luft, glitt zur gegenüber liegenden Wand und setzte dort auf. Nachdem sie sich aufgerichtet hatte, richtete sie ihr Kleid und ging die Wand nach unten. Normal kam sie wieder auf den Grafen zu, verbeugte sich abermals und wurde nach einem Lob wieder entlassen. „Meine Güte, hatte die Glück“, flüsterte Sky. Zoe schaute ihn fragend an: „Wieso? Sie wurde doch aufgerufen.“ „Aber sie musste nichts schweres machen.“ Der nächste Name. Die Alter waren ganz unterschiedlich. Ab dem dritten Namen hoffte Sky. Noch wurde er nicht aufgerufen. Alle hatten sie leichte Aufgaben: Sich mit der Wand verschmelzen lassen, Fliegen, in eine Fledermaus verwandeln. Das waren Kleinkinderaufgaben, wie Sky es zu sagen pflegte. Doch dann der fünfte Name: „Sky!“ Er schreckte hoch: „Nein …“ Zoe lächelte ihn an: „Na komm, wenn die das alles können, dann wird deine Aufgabe nicht schwerer.“ Er nickte und schritt zu dem Grafen, verbeugte sich und schaute ihn dann an. Sky war größer als Dracula. „So, mein Junge. Du kamst die Jahre vorher schon davon. Dieses Mal wollte ich etwas von dir sehen.“ Sky nickte. „Wie du dir vielleicht schon gedacht hast, waren das alles recht einfache Aufgaben gewesen.“ Sky nickte abermals. Dracula lächelte: „Zeig uns deine Zähne!“ Sky stutzte, doch dann fügte Dracula hinzu: „Deine wahre Gestalt!“ Sky schluckte. Gemurmel durchfuhr das Publikum. Lilia hätte diese Aufgabe nicht erledigen könne, Zoe auch nicht. Doch Sky konnte das, auch wenn er es ungern tat. Er nickte, verbeugte sich und richtete sich dann auf. Sky schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren sie glasig und rot. Sofort wuchs er zu einem Vampir heran, seine wahre Gestalt. Nun war er drei Köpfe größer als der Graf. Sky spreizte die Flügel. Dracula nickte ihm zu und lächelte. Applaus ging durch die Reihen. Sky atmete durch und schrumpfte wieder zusammen. Nun stand er kopfschüttelnd vor dem Grafen, dann öffnete er wieder die Augen, die wieder auffunkelten. Dracula entließ ihn. Dann kam eine seiner Bräute zu ihm und die Gäste begannen wieder zu tanzen. Kapitel 12: 12 -------------- Der Mond stand genau über den Bergen. Hoch im Zenit. Nain schaute der Mondbahn nach, doch Kail lag immer noch mit geschlossenen Augen ruhig da. Ganz ungewöhnlich. Sonst würde er vor Kraft und Energie nur so strotzen. Hatte ihm das Halsband die Kraft genommen? Nain streichelte ihn. Auch das hätte der Werwolf vorher nicht mit sich machen lassen. Doch nun war ihm das Recht. Als Nain sich hinstellte, schaute er zu ihr nach oben. Nain ging zum Wasser, hielt eine Hand hinein. Dabei merkte sie nicht, dass Kail aufgestanden war. Er schubste sie ins Wasser. „Hey!“ Kail stand aufrecht am Ufer, die Ohren aufgestellt. Dann heulte er auf. Ein grauenvolles Geräusch, das die Stille der Nacht durchdrang. Dieses Heulen war überall zu hören. Nicht nur im Nebelwald, sondern auch in dem Dorf. Madiva hatte sich noch keine Sorgen um ihre Tochter gemacht, doch nun schaute sie nach, ob Nain in ihrem Zimmer war. Doch dort war sie nicht. Madiva lief zum Fenster: „Nain!“ Die Straßen waren leer. Alles war still. Der Mond stand voll am Himmel. „Ich weiß doch, dass du nicht schlafen kannst, doch ich habe dir gesagt, du sollst an Vollmond nicht nach draußen!“ Sie machte sich Gedanken, hatte wirklich Angst um das Mädchen. Dieses Gefühl hatte sie vorher nie geplagt. Doch sie ahnte, dass sie dem Monster sehr nahe war. Was ja auch stimmte. „Kail, du ... !“ Sie knurrte. Kail stellte nur wieder die Ohren auf und hob eine Augenbraue. Er schien sich über sie lustig zu machen. Nain schwamm zum Ufer: „Es ist kalt!“ Sie verwandelte sich in einen Wolf und setzte sich vor ihn. Der Werwolf schien jedoch keineswegs beeindruckt. Doch dann jaulte Nain auch auf. Kail legte den Kopf schief. Klar, das Heulen eines einfachen Wolfes hatte nichts von dem eines Werwolfes. Das war aber auch nicht Sinn der Sache. Jason und Don hatten das Heulen von Kail schließlich auch gehört und nun auch das von der Wölfin. Die beiden trafen im Innern des Waldes aufeinander. „War das etwa?“, fragte Jason. Don nickte: „Nain. Sie sind am See.“ „Denkst du, wir sollten hin gehen?“ Don schüttelte den Kopf: „Ich weiß nicht so recht. Sie hatte ihn schon die ganze Nacht unter Kontrolle. Vielleicht war das auch nur so ne Art Wettheulen.“ Jason schaute ihn fragend an: „Kontrolle?“ „Sie hat den Armen an die Leine gelegt“, lachte Don. Auch Jason musste lachen. Sky stützte sich an dem Tisch ab, an dem Zoe stand. Sie schaute ihn fragend an: „Was ist los?“ Er keuchte, kniff die Augen zu: „Ich … muss hier raus.“ „Was?!“ Sie legte den Arm um seinen Rücken. „Ich … kann nicht mehr … ich brauche …“ Zoe nickte, stützte ihn: „Aber woher willst du das nehmen?“ „Dracula hat keine Ställe. Wir müssen wieder nach Transsilvanien.“ Zoe schaute sich um und brachte den Jungen nach draußen. „Sky?“ Er nickte: „Was?“ „Wie kommen wir hier raus?“ Er schaute sich um. „Sky?“ „Ich komm alleine hier raus“, meinte er dann, „ich bin gleich wieder da. Geh wieder nach drinnen, ok?“ Sie nickte: „Ich warte dort.“ „Danke …“ Er ging auf das Tor zu und sprang durch ein Oberlicht nach draußen. Als Zoe sich umdrehte, erschrak sie. „Hallo.“ Sie schluckte: „Hallo …“ Es war Lilia, die Sky und Zoe dabei beobachtet hatte, als sie raus gingen. „Du bist also die Begleitung.“ „Ja … hast du etwa was dagegen einzuwenden?“ Zoe baute sich auf. Sie war größer als Lilia. Die hob eine Augenbraue: „Warum habe ich dich noch nie hier gesehen?“ Zoe schwieg. „Weil sie nicht auf der Schule ist und noch nie auf einem meiner Bälle war“, drang eine Männerstimme zu den beiden. Die Mädchen schauten zu dem Ort, an dem sie den Ausgangspunkt der Stimme vermuteten. Und tatsächlich kam Dracula aus dem Dunkel zu den beiden. „Aber …“, stammelte Lilia. Dracula gab ihr zu verstehen, sie alleine zu lassen. Lilia verbeugte sich und ging wieder in den Tanzsaal. Der Graf verbeugte sich vor Zoe und sie auch vor ihm. „Ich heiße dich Willkommen, Zoe.“ Die stutzte. Woher kannte er ihren Namen? Hatte Sky also doch Recht gehabt? „Vielen Dank, Graf“, sagte sie leise. „Darf ich mich vorstellen?“ Er lächelte. Zoe nickte. „Ladislaus Dragulia. Geboren 1422, ermordet 1462.“ Er lächelte. Zoe schluckte. So lange lebte dieser Mann als lebender Toter. Wie viele Generationen er schon durchlebt hatte. Das war unvorstellbar für das Mädchen. „Ich bin gerade mal 16 und sie sind schon seit über 500 Jahren 40 …“ Der Graf lächelte wieder: „Das hast du ganz richtig erkannt. Doch wie ich sehe, bist du kein richtiger Vampir. Wer hat dich gebissen? Sky kann es wohl schlecht gewesen sein. Der Junge wagt sich nicht mehr an Menschenblut.“ Zoe nickte: „Lucius hat mich gebissen.“ „Aber warum bist du nur eine Mondgestalt?“ Dieses Wort hatte Zoe schon oft von Lucius und Sky gehört. Sie zuckte mit den Schultern: „Ich weiß es nicht, Graf.“ Dracula schien sehr freundlich. Doch er wusste, dass sie kein richtiger Vampir war. War das nun gut? Sie schluckte. „Was ist los, meine Liebe?“, fragte er in einem sanften Ton. Zoe schüttelte nur den Kopf: „Nichts …“ Der Graf machte eine Geste, die ihr sagte, sie solle wieder in den Tanzsaal. Zoe nickte, machte einen Knicks und schritt an ihm vorbei. Als sie sich noch einmal umschaute, war er verschwunden. Sie dachte sich nichts dabei und ging zurück in den Saal. Sky war zu der Zeit schon wieder in Transsilvanien. Er schaute sich um. Hier lebten so viele Menschen, die Vampire jagten. Er konnte sich schlecht einfach an Vieh vergreifen. Allerdings wäre das besser, als einen Menschen zu töten. Es reichte ja wohl, wenn Dracula ein bis zwei im Monat tötete. So verlor die Stadt an Bewohnern. Doch trotzdem kamen die Touristen hier her. Er ging durch die Straßen, atmete keuchend. Seine Augen funkelten, waren allerdings milchig klar. Es schien ein roter Schleier hindurch. Er schluckte. Was sollte er tun? An einem Menschen vergreifen? Wenn ihm nichts anderes übrig blieb, musste er wohl. Zoe hatte doch auch keinen Blutdurst gehabt. Warum denn er? Und das an so einem Abend. Es war ein wichtiger Abend, hatte Lucius gesagt. „Nur, weil wir ausgezeichnet werden können?“, hatte Sky höhnisch gefragt. Darauf hatte ihm sein Vater keine Antwort gegeben. Das hatte sich somit von selbst gelöst. Als Sky kurz zu Boden schaute, flog ein Schatten über ihn. Der Junge schaute schreckhaft auf und mehrere Meter vor ihm landete eine Fledermaus. Seine Augen weiteten sich: „Oh nein …“, flüsterte er. Die Fledermaus wandte sich ihm zu und stellte die Ohren spitz auf. Sky schüttelte den Kopf und ging einen Schritt zurück. Nun drehte sich das Fledertier ganz zu ihm um. Sie fauchte. Noch ein Schritt. Dann tat das Tier einen Schritt auf den Vampir zu. Nun wollte Sky nur noch weg. Er wirbelte herum und wollte weglaufen, doch schon blieb er wieder stehen. „Nein …“ Er ging schnell zurück. Der Graf stand vor ihm: „Wohin denn so eilig, mein Junge?“ Sky schüttelte den Kopf, schloss die Augen und ging weiter zurück. Dann schnellte Dracula auf ihn zu und packte den Jungen am Kragen: „Es ist unhöflich, sich nicht zu verabschieden!“, fauchte der Graf. Der Mann kam schnell in Rage. Er wurde zum Vampir und flog mit Sky zurück zum Schloss. Im Tanzsaal war immer noch Stimmung. Nur einige hatten bemerkt, dass der Graf verschwunden war. Seine Bräute waren in dem Saal verteilt am tanzen. Lucius schaute sich nach seinem Sohn um, den er jedoch nicht fand. Nur Zoe, die an einem Tisch saß, wusste, wo Sky war. Doch konnte sie sich da noch sicher sein? Wo war Dracula hin verschwunden? Das wollte ihr nicht aus dem Kopf. Sie schloss die Augen, setzte ihre Maske wieder auf und schaute sich dann in dem Saal um. Sie bemerkte, dass sie gemustert wurde. Doch von wem? Von Lilia. Sie saß nicht weit von ihr und redete mit einer anderen Vampirdame. Sie heulte sich in gewisser Art und Weise aus. Denn Lilia hatte schon immer ein Auge auf Sky. Doch der hatte sich nie für sie interessiert. Nun hatte er ja noch weniger Grund, sie endlich zu sehen. Schließlich hatte er nun dieses Mädchen. Sie wollte unbedingt wissen, in welcher Verbindung die beiden zueinander standen und wer dieses Mädchen überhaupt war. Doch da unterbrach ein Fensterklirren die Musik und Tänze. Alle schraken auf und schauten sich um. Dann sah man den Schatten eines Vampirs und kurze Zeit später tauchte Dracula inmitten der anderen auf. Sofort bildete sich eine Lücke in der Mitte des Saales. Alle traten einen Schritt zurück. Lucius schaute sich wieder um. Wo war sein Sohn denn nur? Er machte sich schon Sorgen und Zoe starrte zum Grafen. Was hatte er getan? Wo war ihr Geliebter? Dracula räusperte sich, setzte ein verschmitztes Lächeln auf und sagte: „Das Chören der besten Schüler kann nun beginne. Ich werde sehen, wer nun schon bereit ist und wer fertig ist und das Erlernte anwenden kann. Auch will ich die Fähigkeiten und Eigenschaften testen. Vielleicht ist ja die ein oder andere Überraschung dabei.“ Zoe schluckte. Was hatte das alles zu bedeuten. Dann legte ihr jemand die Hand auf die Schulter. Zoe zuckte und sah sich um. Lucius stand hinter ihr: „Wo ist er?“ „Wer?“ „Sky!“ Zoe atmete durch und schloss die Augen: „Ich weiß es nicht.“ „Das darf doch nicht wahr sein“, tobte Lucius, jedoch nicht so laut, dass er hätte gehört werden können, außer von Zoe. Die nickte: „Ich weiß, dass er in die Stadt gehen wollte, nur kurz, aber er hätte müssen schon lang wieder da sein.“ „In die Stadt?!“ Lucius hockte sich vor sie. Zoe nickte. „Warum?“, fragte Lucius hektisch. „Er … er hatte Blutdurst.“ Lucius Blick erfror. „Nein …“ Er stand auf und schaute sich in dem Saal um. Doch in dem Gewirr konnte man nichts sehen. Dann sprang er an die Wand und ging an die Decke. Doch auch so konnte er nichts erkennen. Wo war er nur? Wo war Sky? Dracula hatte seine Finger im Spiel, das wusste der Vampir. Doch was hatte er vor? Dracula weiß, was mit Sky ist, er weiß aber auch, dass der Junge unbedingt trinken muss, sonst würde er noch seinen Verstand verlieren. Lucius kam wieder zu Zoe. „Was ist denn?“, fragte die. „Wir müssen abwarten. Was hat Dracula nur vor?“ „Dracula?“, fragte Zoe wieder und schaute zu dem Grafen, der sich auf eine Erhöhung stellte. Lucius nickte: „Ja … er muss seine Finger im Spiel haben. Ich kenne ihn gut und er kennt Sky. Sky ist ihm schon immer zu anders gewesen. Das ist irgendwo auch verständlich …“ „Verständlich?! Nur weil er kein Menschenblut trinkt?“ Lucius nickte: „Ja. Das ist der Grund. Und er weiß auch, dass er trinkt.“ „Wie? Aber er …“ „Er hat Blutdurst. Und in seinem Zustand hätte er sich nicht in einen Vampir verwandeln sollen.“ Zoe sah besorgt aus. Doch das ließ sie sich nicht sonderlich anmerken. Nain saß immer noch zu Kails Füßen. Der Wolf schaute zu ihr herab. Dann ging er in die Knie und schaute der Wölfin ins Gesicht. Nain grinste, sofern man das sehen konnte. Kail streckte seine Klaue nach ihr aus. Sie zuckte kurz zurück, schloss dann die Augen und hielt still. Für einen Werwolf sehr sanft streichelte er ihr über den Kopf. Nain schleckte ihm durchs Gesicht. Der Werwolf schloss die Augen und sie schlich um ihn herum. Was nach ich denn jetzt?, fragte sie sich, setzte sich neben ihn und aus Gewohnheit schmiegte sie sich an Kails Schulter. Der drehte sich mit dem Gesicht zu ihr, zog dadurch aber die Schulter weg. Wieder schauten sie sich an. Nun sogar in die Augen. „Kail?“, fragte Nain, die sich nun zurück verwandelte. Kail schluckte. Dann schaute er in den Himmel. Bis zum Morgengrauen war es nicht mehr lange. Der Mond schlich langsam aber stetig hinter die Berggipfel. Kail senkte das Haupt und kroch etwas zurück. Nain schaute ihn immer noch an: „Alles wird gut … es ist bald vorbei.“ Der Werwolf schaute auf, etwas höhnisch. Nains Blick war fragend. „Vorbei!“, stieß der Wolf hervor. Nain ließ sich schreckhaft nach hinten fallen. Sie starrte ihn an. Hatte sie das nun geträumt, oder war das wirklich echt gewesen? Er kann reden? Kail drehte den Kopf weg, dann schaute er wieder gen Himmel. Nain rieb sich die Augen: „Was soll das heißen? Die Nacht ist bald vorüber, dann hast du 28 Nächte Ruhe.“ „Es tut weh!“, meinte er knurrend und mit sehr rauer tiefer Stimme. Dann kniete er sich ins Gras und stützte sich auf den Händen ab. „Was ist los?“, fragte Nain. „Noch ist doch noch nichts …“ Kail schaute sie an. Sein Denken war also schon zurück. Das zeugte davon, dass er sich sicher bald verwandeln würde. Oder hatte das mit ihrem Zauber zu tun gehabt? Sie ging auf ihn zu und nahm vorsichtig das Halsband ab. Kail verfolgte sie mit seinen Blicken. Das machte sie etwas nervös, doch das Mädchen ließ sich nichts anmerken. Kail drehte, als er das Halsband aus hatte, den Kopf im Nacken und den Hals. Dann schaute er wieder das Mädchen an. Nain saß etwas weiter von ihm entfernt im Gras und ließ den Werwolf nicht aus den Augen. Dann schaute sie in den Himmel. Den beiden blieben drei Stunden. Dann würde es langsam beginnen, heller zu werden. „Ich habe mir die letzten Jahre einige der Schüler genauer angeschaut. Wie sie sich entwickelt haben, was sie alles erlernt haben und auch ihren Charakter, Fähigkeiten, Gedanken, Reaktionen …“, erklärte der Graf. Alle Vampire hörten ihm zu. „Nun möchte ich überprüfen, ob ich mich in meiner Auswahl nicht getäuscht habe. Dazu rufe ich wieder einige der Schüler auf, von denen ich dann ihre bisher schwächsten Kräfte fordere. Wenn sie den Test bestehen, werde ich sie als vollwertigen Vampir ansehen und auszeichnen.“ Alle im Saal klatschten. Die Schüler erhofften sich schon die Auszeichnungen, aber natürlich nur die, die auch schon länger dafür kämpfen und lernen. Lucius war immer noch in Sorge um seinen Sohn. Was hatte Dracula nur vor? Als es wieder ruhiger geworden war, klatschte der Graf einmal in die Hände und rief einen Schüler auf. So, wie er gesagt hatte, testete er die schwächste Fähigkeit. In diesem Jahr sollten nur wenige ausgezeichnet werden. Nur drei hatte Dracula sich ausgesucht. Der Erste hatte wenig Erfolg: „Das kannst du mit Sicherheit noch besser. Ich denke mal, dass es für dich noch nicht an der Zeit ist.“ Der Junge verbeugte sich demütig und ging wieder zu seiner Begleitung. Wieder klatschte der Graf: „Lilia.“ Das Mädchen schien etwas verwirrt. Warum sollte gerade sie aufgerufen werden. Der Graf wartete einen Augenblick, dann warf er ihr einen Blick zu. Sie trat in die Mitte und ging dann zu Dracula auf die Erhöhung. Sie machte einen Knicks. „So … bei dir ist mir in den letzten Jahren aufgefallen, dass es dir schwer fällt, dich in einen Vampir zu verwandeln, stimmt das?“ Lilia nickte und schluckte. „Aber ich denke, dass du, wenn du es willst, das auch hinkriegst, oder liege ich da etwa falsch?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf: „Nein … ich kann das, wenn ich mich wirklich bemühe … bestimmt.“ „Dann bemühe dich! Zeig deine wahre Gestalt!“ Lilia machte wieder eine Verbeugung, trat einen Schritt zurück und schon traten schattenhaft Flügel und ihre Vampirzähne auf. Sie kniff die Augen zu und spannte den Körper an. Langsam wurden die Schatten und Silhouetten deutlicher. Als sie die Augen aufriss, strahlten diese rot auf und nach einiger Zeit wuchs Lilia wirklich zu einem Vampir heran. Sie konnte es kaum glauben, doch schon ging Applaus durch die Reihen. Dracula lächelte verschmitzt. Wieder konnte er einen wahren Vampir als seinen Nachkommen vorweisen. Es konnte nur noch aufwärts gehen mit der Vampirkultur. Dann atmete Lilia durch und zeigte ihre Zähne. Dracula nickte ihr zu: „Gut gemacht.“ Schon verwandelte sie sich wieder zurück, verbeugte sich und bekam eine Brosche angesteckt. Wieder machte sie einen Knicks und unter Applaus, auch vom Grafen, ging sie wieder zu ihrem Platz. Nun waren die Vampire gespannt. Wer war der letzte, den der Graf sich ausgesucht hatte? Es könnte jeder Schüler, der seit fünf Jahren dafür arbeitete, sein. In Lucius ging eine Spannung auf, ein unwohles Gefühl. Er schluckte, setzte sich neben Zoe und wartete. Kapitel 13: 13 -------------- Die schaute erst zu Lucius, dann zu Dracula, der nun wieder in die Hände klatschte. Doch anstatt einen Namen zu nennen, wandte er sich um und hob präsentierend die Arme. Dann sagte er doch noch: „Der letzte ist Sky!“ Lucius stockte, fiel ein Stück in sich zusammen. Doch wirklich: Sein Sohn schritt zum Grafen. Er atmete hektisch. „Er hat Blutdurst …“, murmelte Lucius und Zoe schluckte. „Nein!“ Sky verbeugte sich. „Mein Junge. Sicher denkst du dir, was mich an dir die letzten Jahre gestört hat. Du hast dich so prächtig entwickelt, doch einen Mangel, den will ich noch beheben.“ Lucius stand auf, um mehr zu sehen. Erstarrt schaute er zu den beiden Vampiren. Sky nahm tief Luft, doch er sagte nichts. Er schluckte, kniff die Augen zu. Dann wirbelte Dracula herum: „Marishka!“ Hinten im Raum erschien eine seiner Bräute. Sie hatte blondes gelocktes Haar und war in weiß und rosa gekleidet. Vor sich hatte sie ein Mädchen, etwa im Alter von 16. Sky schaute sie an, sehr intensiv. Dann nahm Dracula das Mädchen an sich und nickte Marishka ab. Die ging wieder nach hinten zu den anderen beiden. Dann schaute Dracula zu Sky. Das Mädchen zitterte nicht, doch ihr Gesicht war panisch. Sie war in Draculas Bann. Das Mädchen konnte nicht weglaufen. Sky stand da wie angewurzelt. Er wusste, was der Graf vorhatte. „Mein Junge …“, meinte Dracula, „… du kannst dir die Auszeichnung verdienen. Beiß sie!“ Viele Vampire ließen ihre Zähne aufblitzen. Man konnte richtig mit ansehen, wie hektisch Sky atmete. Er versuchte es zu unterdrücken, doch der Blutdurst war zu stark. Er öffnete den Mund ein Stück. Schon wuchsen seine Zähne. Lucius sprang auf: „Sky! Nein!“ Auch Zoe stand auf und bangte. Doch der Graf ließ sich nicht ablenken. „Du willst doch ein Vampir sein, also beweise es mir, Junge!“ Sky keuchte. Seine Augen waren halb geschlossen. Er leckte sich über die Zähne. Er konnte den Blutdurst nicht unterdrücken. Es war zu verlockend. Das Mädchen hatte große Angst. Würde sie sterben? Nun schloss Sky die Augen ganz und öffnete den Mund weiter. Lucius drang durch die Massen: „Sky!“ Zoe lief ihm nach: „Er kann nicht anders!“ Lucius hatte Panik und Wut in den Augen: „Lasst ihn, Graf!“ Doch Dracula war gar nicht daran interessiert, zu verhandeln. Er hatte beschlossen, dass der Junge Blut leckt, und so wird es auch kommen. „Na los. Niemand hält dich davon ab. Sie gehört nun dir … trink ihr junges Blut. Beiß zu!“ Das ließ sich Sky nicht zweimal sagen. Blitzartig biss er zu und trank das Blut des Mädchens. Lucius und Zoe erstarrten. „Nein …“, meinten beide. „Sky!“, rief Zoe mit zitternder Stimme. So kannte sie ihn nicht. Sie hatte auch noch nie gesehen, wie ein Vampir einen Menschen biss. Nur hatte sie es erlebt. Und jetzt stand sie daneben und konnte weder dem Mädchen noch Sky helfen. Nach einer halben Minute ging Klatschen durch die Reihen, denn auch viele andere wussten, dass Sky nicht an Menschenblut ging. Doch nun schien er kaum davon lassen zu können. Doch dann ließ Sky von ihr ab und leckte sich die Lippen. Er schloss die Augen. „Das zeugt von Gehorsam. Das hast du sehr gut gemacht, Sky“, lobte ihn Dracula. Sky reagierte gar nicht. Was war nur geschehen? Dann steckte Dracula ihm eine Marke an. Sky öffnete die Augen und schaute Dracula in die Augen. Der lächelte und winkte ihn ab. Marishka hatte das Mädchen schon weggebracht. Sky ging ins Publikum, sah Zoe und Lucius und ging zu den beiden. Zoe fiel ihm um den Hals. „Was ist passiert?“, fragte Sky monoton. Lucius starrte ihn an: „Das willst du nicht ...“ „Was?!“, fauchte Sky. Dabei schmeckte er Blut in seinem Mund. Sein Blick erstarrte. „Sky … du …“ „Nein …“, keuchte er. Dann wandte er sich zu dem Grafen um. Doch der verließ nun den Raum. „Nein …“, sagte er wieder. Zoe legte ihre Hand auf seine Schulter. Sky schüttelte den Kopf. Lucius stellte sich vor ihn: „Sky. Du konntest nichts dafür ...“ „Ich habe einen Menschen getötet! Vater! Das … nein!“ Sky vergrub das Gesicht in den Händen. Dann legte Zoe ihre Arme um seinen Bauch. „Sky ... ich werde das mit Dracula regeln ...“ „Ich will den Scheiß nicht!“ Mit den Worten riss er die Marke von seiner Brust und schmiss sie zu Boden. Dann flog er zum Ausgang und lief die Treppen nach oben. Zoe folgte ihm und kam ins Zimmer 483. Sofort riss sie die Tür auf. Sky kniete mitten im Raum und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Zoe schloss die Tür und ging zu ihm: „Sky … es ist doch alles ok …“ „Nein!“, stieß er unter schluchzen hervor, „Nichts ist ok! Ich hab einen Menschen getötet!“ „Woher willst du das wissen?“ „Weil ich das Blut schmecke! Es war ein Mädchen, oder? Wie alt? Sag’s mir! Bitte …“ Er schaute auf. Seine Augen waren schon rot unterlaufen. Zoe schluckte, hockte sich vor ihn und nahm ihn in den Arm: „Sie war ungefähr in meinem Alter. Dracula hat dich regelrecht dazu gezwungen …“ „Dracula …“, meinte Sky und schaute über ihre Schulter hinweg. „Ja … was ist mit ihm?“ „Wo ist mein Vater?“ „Im Saal … er wollte mit dem Grafen reden.“ Skys Blick erfror. „Was ist los?“, fragte Zoe, doch bekam keine Antwort. Wie sein Vater gesagt hatte, ging er zu dem Grafen. Dracula stand in der Mitte eines leeren Raumes. „Ladislaus!“, rief Lucius ihn an. Doch Dracula zuckte nicht mal mit der Wimper. Lucius ging in schnellem Tempo auf ihn zu. Da wirbelte der Graf herum und schaute Lucius mit einem Lächeln im Gesicht an: „Was ist denn, mein Freund?“ „Wenn du mich als Freund ansehen würdest, dann hättest du das eben nicht getan!“, fauchte Lucius ihn an. Dracula schaute ihn unbeeindruckt an. „Was meinst du, mein Guter.“ „Du weißt genau, dass er es nicht will! Weißt du eigentlich, was du Sky damit angetan hast?! Ich habe es doch selbständig schon probiert, doch er will es nicht. Dann sieh es doch ein!“ Ladislaus schaute ihn aufmerksam an: „War das alles? Gut …“ Er wandte sich ab und ging einige Schritte. Weiter kam er nicht mehr, denn Lucius riss ihn an der Schulter herum und packte den Vampiren am Kragen. Dracula schaute Lucius wütend in die Augen. „Was soll das?! Was wagst du dich?!“, sagte er in dem Versuch sich zurückzuhalten. Lucius Blick strahlte auch Wut aus: „Eine Erklärung! Was sollte das?! Er ist mein Sohn! Er liegt mir am Herzen und ich mag es nicht, ihn so verstört zu sehen!“ „Das ist nicht mein Problem! Was willst du denn jetzt auch dagegen tun?“, fauchte der Graf zurück. Er packte Lucius Unterarm und schubste ihn von sich weg. Lucius atmete tief durch: „Wenigstens eine Entschuldigung! Rede mit ihm!“ „Als ob dein missratener Bengel mich noch sprechen will …“ Kaum hatte der Graf diese Worte gesprochen, ging Lucius ihm an die Kehle. Ladislaus packte seine Hände und drückte die Handgelenke zu: „Was bringt dir das?“, fragte er grinsend. Doch Lucius hörte nicht auf. Er war wütend und verzweifelt. „Wenn du mich tötest, dann tötest du dich und deinen Sohn noch dazu“, erklärte der Graf. Dessen war sich Lucius bewusst, jedoch nicht in diesem Augenblick. Dann bohrte Dracula ihm seine Fingernägel in die Unterarme. Daraufhin ließ Lucius ihn zu Boden fallen. Er schluckte. Dracula richtete sich auf, strich sein Jackett zu Recht und ging auf Lucius zu: „Überleg dir besser, was du tust!“ Lucius konnte sich nicht zurück halten und gab dem Grafen eine Ohrfeige, sodass der zur Seite schritt. Draculas Augen blitzten auf und er funkelte Lucius wütend an. Plötzlich stand dieser still da und rührte sich nicht mehr. Der Vampir schloss die Augen. Mehr konnte er auch nicht. Sky schaute zu Boden. Er kniete immer noch vor Zoe, die nun ihre Hand auf seinen Kopf legte: „Sky …“ „Ich … das … ist alles …“ „Was?“ Doch weitere Worte kamen nicht aus dem Vampir. Er richtete sich auf und setzte sich aufs Bett. Zoe setzte sich neben ihn: „Sag schon, was los ist.“ Doch Sky schüttelte nur den Kopf. Zoe drehte ihn zu sich. Sky schloss nun die Augen: „Ich …“ „Das hast du schon gesagt. Was willst du sagen, Sky?“ „Ich … kann nicht …“, er senkte den Kopf. Zoe schluckte und seufzte. Nain und Kail waren unterwegs durch den Wald. Sie wollte nicht mit ihm in der Nähe des Sees bleiben, wenn es heller werden würde. Er tapste ihr mit geschlossenen Augen hinterher. Dann setzte sich Nain an einen Baum, doch Kail ging weiter. Als sie sich räusperte, drehte er sich zu ihr und schaute sie an. „Komm her!“, sie klopfte neben sich auf den Boden. Kail trottete zu ihr und ließ sich am Fuß des Baumes nieder. Nain strich ihm durch das Fell. „Noch zwei Stunden“, murmelte sie. Kail schnaubte nur und schloss die Augen. Dracula schritt um Lucius herum, der sich immer noch nicht rühren konnte. „Na! Gefällt dir das?“, meinte der Graf und lachte auf. Lucius atmete schwer. „Du kommst mir nicht ungeschoren davon! Du hast dich mir schon zu oft widersetzt. Und jedes Mal habe ich es durchgehen gelassen.“ Lucius schaute Ladislaus an. „Doch dieses mal ist es anders. Nun bist du zu weit gegangen.“ Der Graf stellte sich vor ihn: „Das lasse ich nicht mehr an mir abprallen. Dafür wirst du büßen. Ich habe da auch schon eine schöne Idee. Vielleicht wird das dich und deinen Bengel das Fürchten lehren, wobei es für dich zu spät sein wird!“ Wieder lachte Ladislaus auf. Lucius klappte zusammen. Schon kamen einige andere Vampire. „Macht euch fertig. In ein einhalf Stunden ist es soweit. Wir müssen in einer Stunde also los.“ Lucius bekam davon nur noch wenig mit, bis es um ihn schwarz wurde. Sky schaute aus dem Fenster. Seine Augen waren rot unterlaufen. Die Tränen waren jedoch schon verschwunden. Nun strahlten seine Augen ein anderes Gefühl aus, doch Zoe konnte es nicht wirklich zuordnen. Skys Blick war für sie leer, doch in seinen Augen war Angst und Ungewissheit. Er sagte nichts mehr, schaute nur nach draußen. Es war ganz Still im Raum, als Zoe wegen seiner Stimme erschrak. „Wie spät ist es?“ Es war eine monotone Stimme. „Ähm … ich glaube es ist nach fünf.“ Skys Augen weiteten sich. Er sprang auf und riss das Fenster auf. Dann lehnte er sich weit nach draußen. „Was machst du da?“, fragte Zoe. Wieder mal bekam sie keine Antwort. Sie stand auf und ging zu ihm. Da drehte er sich ruckartig um: „Ein einhalf Stunden!“ „Was?“, sie schaute ihn verwirrt an. „Dann wird es hell!“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Es wird ein Sonnentag!“, Sky schrie förmlich. Zoe legte ihre Hände an seine Brust: „Ja … aber was willst du mir damit sagen, Sky?“ Er schloss die Augen. Sie spürte, dass er hektisch war. Seine Brust schnellte regelrecht wegen seines Atems. Plötzlich warf er einen Gestaltschatten, sodass man seine Flügel sah. Zoe kniff kurz die Augen zu. „Wo ist er nur?“, murmelte der Vampir und fiel auf die Knie. Kapitel 14: 14 -------------- Ladislaus war mit drei anderen Vampiren auf dem Weg aus dem Schloss. Zwei der anderen hatten Lucius in den Armen, doch der war noch nicht bei Bewusstsein. Vor Dracula flog das Tor auf und trotz der Dunkelheit konnte man sehen, dass alle Vampire blasser waren, außer Lucius. Er sah so aus wie immer. Alle gingen zurück nach Transsilvanien. „Es dauert nicht mehr lange“, sagte Dracula hämisch grinsend. Er ging den anderen voran. Als sie durch einen Wald kamen, öffnete Lucius die Augen. Er schaute sich müde um: „Wo bin ich …?“ Vor sich sah er nun Dracula gehen. Dann öffnete er die Augen ganz und hob den Kopf. Die Vampire gingen auf die Klippen zu. Wenn er Lucius hinunter werfen ließ, dass würde Dracula nichts bringen. Was hatte er dann vor? Sky stand auf. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte Zoe. „Das waren die Tore! Sie sind geschlossen worden.“ „Und?“ „Und?!“ Sky packte sie an den Oberarmen. Zoe zuckte verschreckt zurück: „Sky … du machst mir Angst!“ Der Vampir hielt inne. „Angst!“ Nun wich Zoes Blick einem Verwirrten. „Dracula will ihn … NEIN!“ Sky ließ sie los, nahm sich eine Jacke und riss die Tür auf. „Sky! Wohin?“ Zoe hielt ihn fest. „Weg!“ Dann schaute er an ihr herab und dann an sich selbst. „Nicht so!“, sagte er dann und zog sich eine Jeans und ein T-Shirt an. Dann wieder seine Lederjacke und wieder ging er zur Tür. Da hörte, dass Zoe sich das Kleid auszog und eine Hose anzog. Er drehte sich um und sah ihr zu, wie sie sich ein T-Shirt anzog. Dann griff auch sie nach ihrer Jacke: „Ich komm mit.“ „Nein!“ „Und warum nicht? Wie willst du mich auch daran hindern?“ „Das ist ganz einfach!“, sagte Sky mit seiner Vampirstimme und zeigte seine Zähne. „Ich habe keine Angst vor dir, Sky“, erklärte Zoe kühl und ging an ihm vorbei. Er schaute ihr verblüfft nach. „Du willst doch nach draußen. Aber ich lass dich nicht alleine gehen, weil du nicht in die Sonne kannst. Ich schon. Ich bin in wenigen Stunden schließlich kein Vampir mehr.“ Er schluckte. Nun musste er sich geschlagen geben. Er schloss die Tür hinter sich und die beiden liefen die Treppe herab. Nach einigen Minuten kamen die vier Vampire auf der Klippe an. Unten floss ein Fluss. Die beiden Fremden warfen Lucius zu Boden. Der fiel auf die Knie und stützte sich auf die Hände. Dann schaute er zum Grafen, der vor dem Vollmond stand. Dabei merkte er, dass Dracula weiße Haut hatte. Lucius‘ Augen weiteten sich. Er starrte zum Mond und dann zur anderen Seite. Dort konnte man schon den leichten hellen Streifen sehen, den sie Sonne mit sich brachte. „Nein … nein!“, meinte Lucius und wollte aufstehen, doch höher als auf die Knie schaffte er es einfach nicht. Dracula stellte sich vor ihn: „Na. Angst?“ Lucius blickte ihn böse an: „Was hat das für einen Sinn? Was bezweckt Ihr damit?“ „Das fragt so ein kluger Mann? Ein Wunder, dass du es nicht selber weißt, mein Guter.“ Ladislaus drehte sich zum Sonnenaufgang: „Noch eine drei viertel Stunde! Dann werden wir sehen, wer der mächtigere von uns beiden ist!“ Er lachte auf. Lucius klappte der Kiefer aus: „Sky …“ Seine Augen wurden feucht, doch weinen konnte er nicht. Er schluckte. Dann schloss er die Augen und betete. Er betete nicht den Teufel an. Nein. Er betete zu Gott. Lass ihn nicht ungeschoren davon kommen. Lass meinen Tod nicht umsonst gewesen sein … beschütze Sky! Der lief mit Zoe die Treppen herab und aus dem Schloss. „HALT!“, rief Lilia ihnen nach. „Was macht ihr da?!“ „Halt die Klappe! Es dauert nicht mehr lange!“, schnauzte Sky sie an und lief weiter. Er packte Zoe und flog los. Sie schloss die Augen. Der Wind blies ihr um die Ohren. Sky flog ziemlich schnell, oder meinte sie das nur? Doch bald musste er absetzen. „Komm!“, er griff ihre Hand und lief in den Wald. „Was hast du es so eilig?“ „Es ist noch weit bis zu den Klippen!“ „Klippen? Was willst du denn da?“ „Zu meinem Vater!“ „Aber Lucius ist doch bei Dracula.“ „Ja eben deshalb!“ Sky zerrte sie weiter. Sie konnte nur schwer sein Tempo mithalten. „Sky!“ Doch er reagierte nicht. Er schaute strikt nach vorne und rannte so schnell ihn seine Beine trugen. Zoe stolperte ihm hinterher, bis sie zu Boden ging. Sky blieb stehen, nahm sie huckepack und lief weiter. „Sky …“ „Es wird gleich hell. Wir müssen vorher da sein!“ Ohne langsamer zu werden, lief er weiter. Dracula riss Lucius‘ Anzug auf und schaute zur Sonne, die den hellen Streifen hinter den Hügeln bildete. Er grinste: „Das wird dir zeigen, wie grausam man als Vampir sein muss, um zu überleben.“ Lucius keuchte. Er ließ die Augen geschlossen. Hilf mir!, dachte er und legte den Kopf in den Nacken. Dann schaute er in den Himmel, der immer heller wurde. Das merkten auch Sky und Zoe. Die beiden waren immer noch im Wald. „Es geht nicht schneller! Ich muss zu ihm!“ Zoe legte die Arme um Skys Schultern. Der bekam wieder Tränen in die Augen. Doch er rannte weiter. Stolperte ab und zu über Äste. „Wir hätten Pferde gebraucht!“, schrie er. Zoe schloss die Augen. Sie wusste immer noch nicht genau, was los war, doch sie sagte nichts mehr. Skys Tränen tropften auf ihr Gesicht. Sie kniff die Augen zu. Vater!, dachte er verzweifelt. Doch alleine das reichte nicht aus, Lucius zu helfen. Denn der war in einer aussichtslosen Lage. Er kniete mit der Brust zur aufgehenden Sonne gerichtet am Rand der Klippen. Seine Augen waren nun zu dem immer größer werdenden Streifen gerichtet. War alles umsonst gewesen? Was konnte er nun schon tun? Wer konnte ihm schon helfen? Dracula und die anderen würden nicht verbrennen, doch Lucius würde zu Grunde gehen. Und dagegen konnte niemand etwas tun. Auch im Nebelwald ging die Sonne langsam auf. Nain schaute in den Himmel, der langsam rötlich wurde. „Gleich … ist es soweit …“ Kail schaute sie an. Dann blickte auch er zum Himmel. Sie strich durch sein Fell. Nun stand Kail auf und ging auf die Lichtung zu. „Kail, was machst du da?“ Er drehte nicht um und stellte sich in mitten der Lichtung auf. So konnte die Sonne ihn sofort erwischen. Sky und Zoe kamen langsam auf den Waldrand zu. „Da vorne!“, rief sie, doch der Wind fraß ihre Worte. Sky hatte jedoch verstanden und nickte. Seine Augen funkelten, als er die vier Vampire sah. Doch dann sah er auch, wie hell es schon war. Er setzte Zoe ab. Die ging ihm jedoch weiter hinterher. „Lucius …“, meinten beide leise. Dann kamen die ersten Sonnenstrahlen. Skys Augen weiteten sich. Die beiden standen im Schatten der Bäume, doch Lucius war der Sonne ausgeliefert. Er schloss die Augen und ein Schrei durchfuhr die Stille. Und das nicht nur in Transsilvanien. Auch in Italien schrie jemand. Denn Kail brüllte zum Himmel. Er schrumpfte in sich zusammen, verlor sein Fell und fiel zu Boden. Nain lief zu ihm. Er zitterte, zuckte noch. Als er die Augen öffnete, waren diese noch rot. Doch nicht wegen des Werwolfes. Nein- er weinte Blut. Nain hockte sich neben ihn: „Kail! Hörst du mich?“ Er schloss die Augen wieder und atmete tief ein. Dann schaute er sie an. Nun blickte sie in seine braunen Augen, wie sie es kannte. Er schluckte: „Mir … mir geht’s gut …“ Nain nickte und strich ihm über den Oberarm. Kail lag in zerrissenen Jeans vor ihr. Ohne Shirt. Er schloss die Augen wieder. „NEIN!“, Sky wollte zu seinem Vater, doch Zoe hielt ihn fest. „HALT! Du wirst auch verbrennen!“ Er schaute sie an, dann wieder zu Lucius. Der schrie vor Schmerzen. Dracula lachte und breitete die Arme aus: „Na! Wie ist es so in der Sonne, Lucius?“ Der kniff nun die Augen zu. Die anderen Vampire standen still da. Sie hatten alle die Augen geschlossen. Sky zog Zoe mit sich. „Nein! Blieb hier, Sky!“ Sie lief vor ihn und drückte ihn zurück. „Nein! Vater! Ich muss ihm helfen!“ „Das kannst du nicht! Du wirst sterben!“ Sky warf ihr einen kühlen Blick zu: „Ich bin bereits tot!“ Ihre Augen weiteten sich. Dann schaute sie zu Dracula: „Ich kann in die Sonne. Ich bin kein Vampir mehr. Aber warum können die anderen das?“ „Sonnenschutz“, erklärte Sky und lehnte sich an einen Baum. Er schaute starr zu seinem Vater, der langsam in sich zusammenfiel. Erst wurde seine Haut rot, schlug Blasen und dann verbrannte er völlig. Der Schrei hallte noch weiter. Er würde ewig in Skys Kopf schallen. Dem flossen wieder Tränen. Dann verwandelten sich Dracula und die anderen beiden in Vampire und flogen in den Himmel. „Dafür wirst du büßen, Ladislaus Dragulia! Das schwöre ich bei Gott! Ich bringe dich um!“, schrei Sky aus Leibeskräften. Er sank auf die Knie. Dracula hatte es gehört, das war ihm klar. Denn der musste über ihre Köpfe hinweg fliegen und Sky hatte eine laute, ausdrucksstarke Stimme. Zoe kniete sich vor ihn. Das hörte Sky und fiel ihr sofort um den Hals: „Es ist alles meine Schuld! Nur wegen mir hat er sich mit dem Grafen angelegt. Alles ist meine Schuld, wegen mir ist er gestorben! Jetzt habe ich niemanden mehr! Kein Familienmitglied. Du bist die einzige, die noch zu mir hält!“ Er drückte sein Gesicht an ihre Schulter. Zoe legte sanft die Arme um ihn: „Ich werde immer bei dir sein … es ist nicht deine Schuld. Der Graf allein trägt Schuld daran. Er hat deinen Vater ermordet …“ „Und dafür werde ich ihn umbringen! Egal, ob ich dann sterbe! Ich werde meinen Vater rächen!“ Zoe schaute auf seine schwarzen Haare herab. Sie atmete einmal durch: „Aber … niemand weiß, wie man Dracula töten kann. Er ist doch kein Vampir wie du.“ „Nein, ich bin ein Halbblut. Aber er hat den Pakt mit dem Teufel geschlossen. Ich weiß, wie man ihn umbringen kann, doch das ist nicht so einfach …“ Er hob den Kopf und schaute sie an. „Und wie?“ „Kail.“ „Was hat der damit zu tun?“ „Er ist ein Werwolf.“ Sie legte den Kopf schief: „Na und?“ „Nur ein Werwolf kann Dracula töten. Er muss ihn beißen, dann ist Dracula besiegt.“ „Aber ... dann stirbst du auch.“ „Na und! Das ist mir egal! Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich bin doch schon tot.“ Nun tummelten sich auch in ihren Augen Tränen: „Aber … dann habe ich niemanden mehr … ich liebe dich doch.“ Sky erstarrte. Dann schaute er sie an: „Aber … das tut mir leid … ich wollte nicht …“ Sie strich ihm durch die Haare: „Du hast Recht. Mach, was du für richtig hältst.“ „Zoe ich … ich wollte nicht, dass du darunter leiden musst …“ „Es ist schon ok. Dracula darf nicht ungeschoren davon kommen. Ich helfe dir dabei.“ Sky schaute zu Boden, dann gab er ihr einen Kuss. Als sie sich in die Augen schauten, sagte er leise: „Ich liebe dich auch.“ Einige Zeit war es still. „Bis zum nächsten Vollmond sind es noch 28 Tage“, erklärte Zoe dann. Sky nickte und die beiden standen auf. „Wir müssen sofort zurück ins Schloss. Dort holen wir unsere Sachen und fahren so schnell wie möglich mit der Fähre über nach Italien“, sagte Sky und die beiden machten sich auf den Rückweg. Kail schlief ein. Mitten auf der Lichtung. Nain blieb bei ihm, als sie im Gebüsch etwas rascheln hörte. Sie drehte sich um: „Wer ist da?“ Da kamen Don und Jason zu ihr. „Wie geht es ihm?“, fragte Don. „Wie geht’s dir?“, fragte Jason. „Mir geht’s gut und ihm anscheinend auch. Er schläft.“ Kail atmete ganz ruhig. Nain wischte ihm das Blut aus dem Gesicht. „Was hat er?“ Don hockte sich neben die beiden. Sie zuckte mit den Schultern. „Was war denn?“, fragte er wieder. „Er hat Blut geweint …“ Die Jungs schauten sich an. Jason ließ sich neben Don nieder und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Nain und schaute die beiden Jungs an. Die schauten sich an und dann zu Boden. „Ihr wisst es, oder?“ „Er ist zu schwach“, sagte Jason leise. Don nickte: „Er wird an der Krankheit zu Grunde gehen …“ Nain erstarrte: „Soll das heißen, dass er sterben wird?!“ „Na ja …“, beide Jungs schauten erst zu Kail und dann zu Nain. Die schaute zu Kail runter und streichelte ihm wieder über den Oberarm. Sie schluckte: „Was heißt … zu schwach?“ „Er ist noch jung … nicht stark genug, um dem Fluch standzuhalten. Jede weitere Verwandlung heißt für ihn, einen Schritt weiter zum Grab“, formulierte es Jason. Nain blieb für einige Sekunden der Atem stehen. Don stieß Jason in die Seite. Der schaute mit entschuldigendem Blick zu dem Mädchen. Doch Nain dachte gar nicht daran aufzublicken. Sie musterte Kail mit traurigem Blick. Er schlief so ruhig und friedlich. Es wollte nicht in ihren Kopf, dass sie ihn schneller verlieren könnte, als ihr lieb war. Nach so vielen Jahren sinnlosen Liebens hatte sie nun endlich einen Jungen gefunden, der sie verstand und den sie wirklich liebte. Auf Schloss Dracula eilten sich Sky und Zoe. Wohl möglich hätte Dracula sie dort behalten, doch der tauchte nicht auf. Noch nicht einmal ein anderer Vampir war auf den Gängen gewesen. Es war auch ein sonniger Tag, doch auf dem Schloss war es immer düster. Wie Sky durch die Sonne kam? Er hatte da so seine Möglichkeiten. Und auch Zoe hatte ihm etwas geholfen. Sie packten schnell ihre Sachen. „Ist das von dir?“, fragte Zoe und hielt ein Lederarmband hoch. Sky blickte auf und nickte: „Ja ... gib her.“ Er nahm es an sich und zog es an. Dann hing er sich seine Tasche um: „Fertig?“ Sie schmiss noch Sachen in ihre Tasche und schaute ihn dann an. Er lächelte matt. Dann schauten sich beide noch einmal im Zimmer um, ob vielleicht noch etwas von ihnen hier lag. Doch das Zimmer war leer, abgesehen von den Möbeln. Dann, Sky schaute sich noch um, fiel sie ihm um den Hals und drückte ihm ohne Vorwarnung einen Kuss auf. Sky schloss überrascht die Augen. Sie legte die Arme um seinen Hals. Dann schauten sie sich in die Augen. „Hoffentlich kommen wir hier raus“, flüsterte Sky und gab ihr noch einen Kuss. Sie nickte und dann gingen sie aus dem Zimmer. „483 …“, hauchte Zoe in den Wind, der durch das Treppenhaus zog. Sky atmete tief ein. Auch ums Schloss herum war Dunkelheit. Doch in Transsilvanien schien die Sonne. „In Italien ist es sicher auch hell“, meinte er. Sie wandte sich ihm zu und ging zur Treppe. Dort stolperte sie schon fast über die erste Stufe, doch Sky fing sie noch ab: „Pass ein bisschen auf. Ich will unauffällig hier raus …“ Sie lächelte blamiert und nickte dann. Noch einmal blickten sie sich um und liefen dann die Stufen herab. Es war ein langer Weg. Um die dreihundert Stufen ging es abwärts in die Tiefe. Unten in der Eingangshalle gingen zwei Damen über den Gang. Sky schaute um die Ecke. „Als ob das unauffällig wäre“, zischte Zoe. Er warf ihr einen Blick zu: „Am besten soll es keiner mitkriegen …“ Er nahm sie bei der Hand und ging mit schnellen Schritten auf das Tor zu. Er durchbohrte es regelrecht mit seinem Blick, doch dann rief ihn jemand aus seinen Gedanken: „SKY!“ Er blieb stehen, doch drehte sich nicht um. „Marishka“, zischte er nur. Zoe klammerte sich an ihn: „Was ist …?“ „Psst!“ Er schloss die Augen. Wo war sie nur? Und war sie alleine? „Marishka!“, rief er dann und wandte sich einer Wand zu. Ein hämisches Lachen hallte von den Wänden wieder. „Sky …“, flüsterte Zoe und schloss die Augen. Er strich ihr durchs Haar: „Geh!“ Sie schaute auf. Sky nickte zum Tor. Vorsichtig ließ sie ihn los und ging an ihm vorbei. Doch sicher war sie sich nicht. „Aleera! Marishka!“, rief er. Da hörte er zwei Luftzüge an ihm vorbei fliegen. Er drehte sich zu Zoe um: „LAUF!“ Zoe nahm die Beine in die Hand und lief auf das Tor zu. Sky verwandelte sich und das Tor flog auf. Er flog Zoe hinterher. Kapitel 15: 15 -------------- Madiva machte sich immer noch Sorgen um Nain. Denn die war nicht wieder aufgetaucht. Es war schon seit einer halben Stunde hell. Doch ihr Mädchen hatte sich noch nicht blicken lassen. Da klingelte es an der Tür. Die Magierin ging die Treppen nach unten und öffnete Jule und Missy die Tür. „Guten Morgen. Ist Nain zu Hause?“ Madiva schüttelte den Kopf: „Nein ... sie ist weg.“ Die Mädchen schauten sich an und nickten dann. „Danke“, meinte Jule. Sie drehten sich um und gingen. „Was jetzt?“, fragte Missy. „Wir gehen Nicky und Molli abholen.“ Das Mädchen nickte und ging Jule nach. Sie klingelten nach wenigen Minuten bei Molli. Die kam auch persönlich an die Tür: „Hey.“ „Hi. Hast du Zeit?“ „Klar. Aber wozu?“ „Wir wollten mit Nicky in den Wald“, erklärte Jule. „Ok … und was ist mit den anderen?“, fragte Molli. „Aghate und Carina kommen doch eh nur ungern mit“, sagte Missy. „Und Emma und Lynn haben keine Zeit“, fuhr Jule fort. „Na dann … ich hol grad noch meine Jacke“, sagte Molli und lief nach drin. Missy und Jule blieben vorne stehen und warteten auf sie. Nachdem Molli wieder gekommen war, gingen sie zu Nicky. Deren Mum machte die Tür auf: „Guten Morgen, Mädels.“ „Guten Tag. Ist Nicky da?“ „Ja … NICKY!“ Auf der Treppe polterte es. Das Mädchen griff sofort nach ihrer Jacke und fiel den Freundinnen um den Hals. „HEY!“ Dann machten sie sich auf den Weg zum Waldrand. „Was machen wir denn eigentlich?“, fragte Molli. „Nach Nain suchen“, erklärte Jule. „Was ist denn mit ihr?“, fragte Missy. „Es war Vollmond. Sie war die Nacht im Wald und nun wollen wir sie suchen …“, meinte Nicky. Jule nickte und ging in den Wald. Nicky folgte ihr auf Schritt und Tritt. Molli und Missy warfen sich einen Blick zu und folgten den beiden. Doch keine von ihnen tat einen Mucks. Nain saß immer noch mit Jason und Don bei Kail. „Wir sollten ihn mal hier weg schaffen“, meinte Don. Nain schaute auf: „Warum?“ „Er liegt hier nicht gerade unauffällig … und auch nicht bequem.“ „Wo wollt ihr ihn denn hin bringen?“, fragte Jason. Don schaute sich um und lauschte dann auf: „Weg!“ Nain blickte ihn fragend an und hörte dann auch die Schritte von Menschen. Dass das ihre Freundinnen waren, wusste sie ja nicht. „Aber wohin?“, fragte Jason leise und stand auf. Er packte Kail an den Schultern. Das war keine Schwierigkeit. Don nahm Kails Beine. Die beiden schauten sich an. „Was?“, fragte Nain. „Er ist ziemlich leicht“, staunte Don. Jason nickte. „Wir legen ihn hinten in die Büsche“, sagte Don. „Viel besser liegt er da auch nicht“, protestierte Nain. Jason nickte, doch die Jungs brachten Kail zu den Büschen. „Hier wird er wenigstens nicht gesehen“, erklärte Don. Nain setzte sich zu den Jungs und nahm Kails Kopf in den Schoß, der nun auf dem Rücken lag. Dann duckten die drei sich. Die Schritte kamen näher. Jason schaute sich um und Don lauschte. Nain strich Kail sanft über die Wange. „Wo kann sie nur sein?“, fragte Missy und schaute sich um. „Warum rufen wir nicht einfach mal?“, fragte Molli. Jule drehte sich um: „Darum. Weil es so ruhig ist.“ „Eben deshalb“, meinte Molli wieder, „Dann hört sie uns wenigstens.“ „Wir suchen weiter“, beschloss Jule und Molli und Missy schauten sich an. „Dann guckt doch am See“, sagte Missy. Nicky schüttelte den Kopf: „Nein.“ „Warum nicht?“, fragte Missy. „Zu offensichtlich“, erklärte Jule. Nicky schaute sich um: „Genau das … da hinten ist eine Lichtung.“ Sie zeigte zwischen den Zweigen hindurch. „Dann mal los“, sagte Jule und die vier gingen auf die Lichtung zu. Jason schaute auf: „Wer ist das denn?“, fragte er leise. Nun blickte auch Nain auf und lächelte: „Meine Freundinnen …“ „Was machen die hier?“, fragte Don. „Mich suchen, nehm ich mal an …“, sie verstummte. „Was?“, fragten die Jungs synchron. „Meine Ma. Sie macht sich sicher Sorgen … aber ich kann jetzt nicht hier weg …“, sie schaute zu Kail runter, der immer noch ruhig atmend schlief. Wieder strich sie ihm über seine schmalen Wangen. Seine blonden Haare fielen über ihren Schoß. Sie lächelte. „Und was ist jetzt mit den Weibern?“, fragte Jason. „Weiß ich doch nicht“, zischte Nain nur. „Es sind deine Freundinnen. Dann zeig dich ihnen doch“, sagte Don. „Warum?“ „Na, wenn sie dich doch suchen“, meinte Don wieder. Nain überlegte: „Ich weiß aber nicht, warum sie mich suchen.“ Wieder war sie still. Die Mädchen waren auf der Lichtung angekommen und schauten sich stumm um. Die vier horchten in den Wind, der in den Baumkronen raschelte. „Zeigt ihr euch doch“, flüsterte Nain den Jungs zu. Die schauten erst sich, dann das Mädchen an. Dann musste Don grinsen: „Können den Vieren ja mal einen riesigen Schrecken einjagen.“ Er nickte Jason auffordernd zu. „Keine schlechte Idee“, sagte der. Die beiden hockten sich. „Stier?“, fragte Jason dann. Don legte den Kopf schief: „Na ja … ich glaube Satyr oder Minotaurus wäre gruseliger …“ Jason nickte: „Aber du …“ „Bär.“ Wieder nickte der Braune. Don verwandelte sich in einen Braunbären und stellte sich auf. Er brüllte. Die Mädchen schraken alle zurück und schrieen auf. Nun ließ sich Don wieder auf alle viere nieder und stapfte mit hochgezogenen Lefzen auf die Mädchen zu. Die gingen immer weiter zurück. Er riss sein Maul auf und schon liefen Missy und Molli in Hundegestalt davon. Nicky und Jule blieben stehen, doch auch sie hatten Schrecken in den Augen. Dann sprang Jason als Minotaurus aus dem Gebüsch. Nain musste grinsen. Wie lustig das doch aussah. Da waren’s nur noch zwei, dachte sie sich. Nun trat Nicky einen Schritt hinter die kleinere Jule. Die schluckte. „Ich hab ja schon einiges gesehen, aber das ist ...“ Don brüllte und Jason schnaubte auf. Die Augen der beiden strahlten rot auf. Nun hob Jule vor Schreck die Augenbrauen. Nicky schaute über sie. Auch in ihren Augen war Angst. Die Monster schauten sich an und setzten noch einen Schritt auf die beiden Mädchen zu. Die zuckten zurück und blieben dann wie angewurzelt stehen. Jule kniff die Augen zu. Don und Jason kamen immer näher, doch die Mädchen rührten sich nicht mehr. Auch Nicky schloss die Augen. Die beiden atmeten hektisch, ängstlich. Als Don und Jason dicht an den beiden waren, sagte Nain: „Ist gut, Jungs. Lasst sie leben.“ Es folgte ein Kichern und die Jungs verwandelten sich zurück und zuckten mit den Schultern. Dann fingen sie an zu lachen. Langsam öffneten die zwei Mädchen die Augen und blickten die beiden Jungs verwundert an. Dann sich selbst. „Was zum …“, machte Jule. Nicky legte ihr die Hände auf die Schultern. Nain zog ihre Jacke aus und bettete vorsichtig Kails Kopf darauf. Dann gab sie ihm einen sanften Kuss und stand auf. Sie grinste: „HI!“ Sie wurde von ihren Freundinnen verdutzt angeguckt. Dann ging die auf die beiden zu und schubste die Jungs zur Seite. Sie nahm Jule in den Arm: „Na ... habt ihr schon lange gesucht?“ Nicky war immer noch etwas verdutzt und Jule stumm. Nach kurzem Überlegen drehte Nain sich zu Jason und Don um: „Musstet ihr auch so schlimm sein?!“ Die Jungs grinsten frech, doch verkniffen es sich zu lachen. „Was machst du hier?“, fragte Nicky dann. Nain wandte sich ihr zu: „Ich war die Nacht hier.“ „Und wer sind die?“, fragte Jule mit leiser Stimme. „Ach die … mach dir nichts draus.“ Jason verschränkte die Arme: „Was soll das denn heißen?“ Doch er bekam keine Antwort. „Und warum seid ihr hier?“ „Weil wir dich suchen“, sagte Nicky. „Ja, schon klar. Aber warum?“ „Wir wollten in den Wald, weil’s Vollmond war. Und da wollten wir dich mitholen, aber deine Ma hat gesagt, dass du nicht da wärst.“ Nain stockte. „Was?“, fragte Don und stellte sich hinter sie. „Ich hab vergessen Bescheid zu sagen. Aber sonst hätte ich nicht weg gedurft“, erklärte das Mädchen. Alle schauten sich schweigend an. „Sie macht sich sicher Sorgen“, murmelte Nain und biss sich auf die Unterlippe. „Aber du machst dir Sorgen um Kail“, sagte Jason. Nain nickte. „Was ist denn mit ihm?“, fragte Nicky. Jule schaute die anderen an. „Er …“, Nain schaute zu dem Gebüsch. Man konnte plötzlich ein Husten vernehmen. Sie lief zu ihm: „Kail!“ Der Junge setzte sich, mit geschlossenen Augen und hustete weiter. Dann kniete er sich hin und spuckte Blut. Nain erschrak, sie hockte sich neben ihn: „Kail! Hörst du mich?“ Er nickte und unterbrach sein Husten. Dann räusperte er sich und schüttelte den Kopf. Er schluckte. „Geht’s?“, fragte das Mädchen wieder. Der Wolf nickte und schaute sie an. Nain atmete tief durch, er tat es ebenfalls, jedoch aus einem anderen Grund. Sie sahen sich in die Augen. Kail schloss kurz seine Augen und stand auf. Auch Nain stellte sich wieder und legte den Arm um seine Taille. Er schaute zu den anderen vier und atmete durch. Zoe stürmte aus dem Schloss. Die Schatten flogen über sie hinweg. Dann kam ein dritter hinzu und der schrie: „Halt still, das wird unbequem!“ Zoe blieb stehen und Sky packte sie unter den Armen. Somit riss er sie von den Füßen und flog wieder in die Luft. „Hey!“ „Ich sag doch, dass wird unbequem“, meinte Sky nur und schaute nach vorne. „Ich will so schnell wie möglich nach Hause.“ „Aber die Sonne scheint doch“, rief Zoe gegen den Wind. Sky hörte sie nicht, doch das wusste er auch selber. Sie spannte die Arme an, um nicht so durchzuhängen, da warf er sie in die Luft und fing sie wieder über seinem Rücken, sodass sie auf ihm landete. Zoe riss die Augen auf. Was war das denn?, fragte sie sich. Kaum zu glauben, wie die Aussicht von seinem Rücken war. Vor ihnen lag Transsilvanien. Sky hatte Glück, denn im Moment war die Sonne hinter den Wolken. In Mitten der Stadt ging er zu Boden. Die Menschen, die sich dort aufhielten, liefen alle zur Seite. Er ließ seine Augen leuchten, um freie Bahn zu bekommen. Dann rief er: „Pferde! Ich muss zum Meer!“ Ein Mann zeigte zu seinen Ställen. Dort standen zwei angebundene Pferde, die schon geputzt und gesattelt waren. Sky ergriff Zoes Hand und lief zu den Rappen. Er ließ sie los, nahm eine Trense und machte sein Pferd reitklar. Zoe versuchte auch den anderen Wallach zu trensen, doch das wollte ihr nicht so gelingen. Sky legte seine Hand auf ihre Schulter: „Na komm … nimm meinen, dann mach ich das hier.“ Sie wandte sich ihm zu und nickte etwas blamiert. „Ist schon ok. Du machst das eben nicht oft.“ Wieder nickte Zoe stumm und ging zu dem anderen Wallach. „Na komm“, meinte Nain und zog Kail mit sich zu den anderen. Die lächelten nur kurz. „Wie geht’s dir?“, fragte Don. Kail nickte nur. Jason musterte ihn, dann schauten Don und Jason sich an. Kail folgte ihren Blicken, doch dann schaute er zu den Mädchen. Jule und Nicky standen immer noch hintereinander. Kail schmunzelte: „Was ist denn mit euch beiden los?“ Die Mädchen schauten sich an. „Na ja…“, machte Nicky. „Die beiden haben uns zu Tode erschreckt!“, erklärte Jule und zeigte zu den anderen Jungs. Die grinsten kurz. „Ach ja?“, fragte Kail und musterte Don und Jason. Die zogen kurz eine Fratze und unterhielten sich dann. Kail fielen kurz die Augen zu. Da schauten die Freundinnen zu Nain, die nur mit den Schultern zuckte. „Ich denke“, fing Nicky an, „du solltest bald mal nach Hause zu deiner Mutter.“ Nain blieb stumm. Sie wollte Kail nicht alleine lassen, doch den konnte sie sicher nicht davon überzeugen, mit ihr zu kommen. „Und wir sollten Missy und Molli mal suchen“, meinte Jule dann. Nain schaute sie an. „Stimmt!“, machte Nicky. Kail hob eine Augenbraue: „Warum? Was ist denn mit denen?“ Nain musste sich ein Grinsen verkneifen: „Die beiden sind vor Angst abgehauen …“ Jule zeigte in eine Richtung: „Da lang sind sie gelaufen.“ „Wo kommt man da hin?“, fragte Nain und drehte sich zu Don und Jason. Die beiden schauten auf: „Da lang?“ Die Mädchen nickten. „Da kommt man doch zu Sky“, meinte Kail leise. Nain schaute ihn an: „Und wohin noch?“ „Wenn du lange genug läufst, dann kommst du da lang nach Rom“, witzelte Jason. „Ich meinte, was näher Gelegenes. Muss ja auch keine Stadt sein“, meinte Nain wieder. „Zur Straße“, erklärte Don. „Welche? Zur Landstraße?“, fragte Jule. Don nickte: „Ja.“ Die Mädchen schauten sich an. „Ja und?“, machte Jason nur, „Dann finden sie wenigstens nach Hause.“ „Da hat er Recht“, stimmte Nain zu. Nicky und Jule schauten sich stumm an. Na wenn die das meinten. Dieses Mal kam Zoe sogar alleine aufs Pferd, während Sky den Rappen noch aufzäumte. Dann stieg auch er auf, die Tasche um die Schultern, und sagte: „Soll ich dir deine Tasche abholen?“ Zoe schüttelte mit dem Kopf. Sky nickte ihr kurz zu, nahm die Zügel richtig auf, zog den Wallach herum und trieb ihn an. Zoe drückte auch die Schenkel zu, etwas verstand auch sie vom Reiten, und folgte ihm Nach wenigen Minuten schon trabte Sky. Mit einer Hand hielt er die Zügel auf Kontakt und mit der anderen zog er sich eine Kapuze über den Kopf. „Die Sonne kommt bald raus!“, rief Zoe, die versuchte, mit ihm auf einer Höhe zu reiten, doch Sky gab ihr keine Antwort. Sie legte den Kopf schief. Machte er sich Gedanken, da es für ihn nicht ganz ungefährlich war in der Sonne? Da fing Sky an zu galoppieren. Zoe hatte erst Probleme, im Sattel zu bleiben, da auch ihr Pferd gleich mit dem anderen anfing, zu laufen. Doch bald hatte auch sie den Wallach im Griff und ging mit den Bewegungen des Pferdes mit. „Sky!“, rief sie wieder. „Ich will noch vor der Sonne in den Wald!“, gab er ihr zur Antwort. Nun wusste sie wenigstens, dass er ihr zugehört hatte. Sie kniff die Augen zu. Bei einem PS konnte man schon eine ganz schöne Geschwindigkeit erreichen. Sie hatte etwas ins Auge bekommen, doch traute sich nicht, eine Hand vom Zügel zu nehmen. Der Rappe lief einfach weiter. Vor ihnen lag schon der Waldrand. Sky hatte den Kopf gesenkt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Doch auch er sah den Wald vor sich und trieb den Wallach weiter an. Zoe machte ein Auge wieder auf, um wenigstens ein bisschen zu sehen. Das kam allerdings etwas zu spät, denn vor sich sah sie Sky mit seinem Pferd springen. Ruckartig zog auch ihres an und Zoe musste sich an der Mähne des Rappen festhalten, um nicht zu Boden zu gehen. Da setzten die Hufe wieder auf und weiter ging’s im gestreckten Galopp. Sky schaute sich kurz nach ihr um und als er im Schatten der ersten Bäume war, machte er langsamer. Jule und Nicky warfen sich wieder einen Blick zu und gingen dann in die gezeigte Richtung. „Was macht ihr?“, fragte Nain. „Na die anderen suchen“, erklärte Jule prompt. Nicky folgte der Kleineren. Nain schaute den beiden nach, warf Kail einen Blick zu und ging etwas in die gleiche Richtung. „Bleib du hier!“, zischte Don. Nain schaute sich zu ihm um: „Aber warum?“ „Du sollst doch nach Hause.“ „Na und? Ich kann die beiden doch nicht alleine lassen.“ „Im Wald passiert ihnen nichts. Und sie wollen die anderen doch unbedingt suchen. Dann lass sie doch einfach.“ Nain schaute ihn schräg an: „Willst du mich etwa davon abhalten?“ „Nein“, meinte Don sofort. Dann kam Jason zu ihr: „Du willst Kail doch nicht alleine lassen. Hol ihn mit ins Dorf, vielleicht kann er sich da ausruhen“, flüsterte er ihr zu. Dann, nach einem kurzen Blick auf den Wolf, der seine Augen gerade geschlossen hatte, fügte er noch hinzu: „Und vielleicht kannst du ihm neue Sachen besorgen. So kann er hier doch nicht rumlaufen.“ „Aber es ist nicht gerade kalt“, sagte Nain nur. Jason grinste: „Na wenn du das so siehst …“ Sie hob eine Augenbraue: „Ja, ja … ist gut.“ Don und Jason grinsten sich an, als Kail den beiden einen langen Blick zuwarf. „Was war denn jetzt so lustig?“, fragte der Wolf. Die Jungs winkten ab. Nain schaute Kail von unten an: „Ich muss ins Dorf …“ „Ja … ist ok.“ Nach einem kurzen Blick auf den Boden, fügt sie hinzu: „Kommst du mit mir? Dann bin ich nicht so alleine …“ Kail zögerte. „Na ja …“, meinte er dann, schaute die Jungs an, die sich abwandten, und gab dann nach, „… ok. Ich komm mit …“ Nain lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Kail wurde ein bisschen rot. Dann gingen sie an den beiden Jungs vorbei. Jason grinste und flüsterte Don was zu. Nun musste der anfangen zu kichern. Nain ließ sich nicht stören, doch Kail schaute kurz über die Schulter. Er war den beiden heute nicht so wohl gesonnen. Sky saß den Trab aus. Für Leichtraben war er heute nicht gestimmt. Zoe saß auch aus und trabte neben ihm: „Wenn du das nächste Mal galoppierst, sag mir bitte Bescheid, ok?“ Er nickte und zog die Kapuze etwas aus dem Gesicht. Zoe lächelte und schaute dann wieder nach vorne. „Ich hoffe, wir schaffen es …“, sagte Sky und zog die Zügel etwas an, damit der Rappe in Schritt ging. Wieder schaute Zoe ihn an: „Was meinst du?“ „Ich will nicht unbedingt in die Sonne. Kurze Zeit geht das, aber länger als zehn Minuten will ich auch mit der Kutte nicht bleiben.“ Zoe nickte: „Verstehe … das wird schon.“ Er lächelte und schaute zu ihr: „Danke.“ „Wofür?“ „Dass du für mich da bist … und das mit mir durchmachst.“ Zoe schüttelte grinsend den Kopf und klopfte ihrem Wallach den Hals. Sky seufzte. Da floss ihm eine Träne über die Wange, die dann dem Wallach über die Mähne perlte. Er schluckte. Zoe schaute wieder zu Sky und senkte dann den Kopf: „Das mit Lucius …“ „Ist schon ok …“ „Ich weiß, dass das hart für dich ist. Ich würde das nicht so einfach wegstecken …“ „Ich habe schon so viel wegstecken müssen“, erklärte Sky und hob das Kinn. Er atmete durch. Zoe blickte zu ihm rüber: „Es tut mir trotzdem Leid …“ Sky lächelte matt: „Danke. Ist aber schon ok. Ich zahl es diesem Dreckskerl heim! Auch wenn ich mit meinem Leben bezahlen muss … das allerdings tut mir dann leid.“ „Muss es nicht. Ich steh hinter dir. Und ich werde dich nie vergessen, falls ich dich verlieren sollte. In meinem Herzen lebst du weiter …“ Er wurde leicht rot, lächelte und seufzte. Dann klopfte auch er dem Wallach den Hals. Nain schleppte Kail mit sich nach Hause. Er ging aber auf freiwillig mit. „Ich hoffe, meine Ma lässt dich rein“, witzelte sie. Denn Nain merkte, dass die Stimmung im Tief war. Er war nicht aufzumuntern. „He…“, machte sie dann und legte ihren Arm um seine Taille, „was bedrückt dich so?“ „Mir geht’s nicht gut“, antwortete Kail nur und schloss die Augen. Seine Lippen waren etwas bläulich. Nain atmete schwer und blickte besorgt zu ihm auf. Kail schaute weg. „Du hast wenigstens niemanden getötet“, meinte Nain dann leise, er nickte nur. Dann sagte Kail: „Ok … da hast du Recht, aber das hat doch jetzt gar nichts mit der Situation zu tun.“ Nain blickte ihn verwirrt an: „Na was denn dann? Nur weil es dir schlecht geht, bist du so komisch drauf? Oder liegt es vielleicht an was anderem?“ Kail schwieg, schaute dann zu Boden. „Na komm schon … sag, was dich bedrückt“, sagte Nain mit sanfter Stimme. „Ich weiß, dass es mit mir zu Ende geht. Dass der Wolf mich gebissen hat, ist das Schlimmste, was mir in meinem Leben widerfahren ist. Ich bin erst 17 und sechs Jahre lang schon lebe ich mit diesem Fluch …“ Nain schaute zu Boden: „Es tut mir leid.“ „Was?“, fragte Kail und stupste sie an. „Dass ich dich ausgefragt habe …“ „Ist schon ok … ist dein gutes Recht. Schließlich bist du die Person, die mir wohl am meisten nachtrauern wird.“, die Worte kamen nicht mit Spott sondern todernst gesprochen über seine blauen Lippen. Er räusperte sich. „Ist es so schlimm?“, fragte Nain. „Nein“, beruhigte sie Kail. „Meine Stimme spielt ein bisschen gegen meinen Willen.“ Er grinste. „Bei mir kannst du dich mal ein paar Stunden lang ins Bett legen, ok? Du bist sicher müde.“ „Ich hab doch geschlafen“, meinte Kail nur, doch Nains Blick verriet ihm, dass er es gar nicht erst versuchen sollte, sich rauszureden. Bald klingelte Nain bei sich zu Hause. Madiva kam sofort an die Tür gelaufen. Nain schrak zurück, als die Tür aufgerissen wurde, doch schon fiel Madiva ihr um den Hals. Kail hatte sie entweder noch nicht bemerkt, oder er war ihr grad einfach egal. Nain schloss ihre Mutter in die Arme: „Es tut mir leid … ich wusste, dass du mich nicht gehen lassen würdest.“ Madiva schwieg einfach, nickte dann aber. Kail schaute in eine andere Richtung und versuchte, sich unaufmerksam zu verhalten. Madiva und Nain wechselten noch ein paar Worte. Dann schaute die Magierin zu dem Jungen. Kail schaute zu Boden. „Guten Tag“, sagte Madiva freundlich. Kail schluckte und meinte fast lautlos: „Guten Tag …“ Nain lächelte: „Mum, das ist Kail. Wir geh’n auf mein Zimmer.“ Madiva lächelte ihr nur zu und schon zog Nain Kail an der Hand hinter sich her. Der stolperte ihr nur schweigend hinterher. „Wie weit ist es noch?“, fragte Zoe, die sich im Sattel langsam unwohl fühlte. „Noch eine halbe Stunde“, erklärte Sky und stellte sich einen Augenblick in die Steigbügel. Zoe grinste ihn an. „Was denn?“, fragte er nur und ließ sich wieder im Sattel nieder. „Ach, gar nichts …“ Sky lächelte: „Ja, ja … was hast du denn jetzt gedacht?“ „Anscheinend das gleiche wie du“, kicherte Zoe und stellte sich auch in die Steigbügel. „Und das war so lustig?“, Sky legte den Kopf schief. „Weil du das gemacht hast, was ich gedacht hab“, erklärte Zoe noch mal. Sky kicherte etwas, schloss die Augen und schaute dann in den Himmel. Dabei fiel ihm die Kapuze in den Nacken. Er verzog leicht das Gesicht und Zoe musste anfangen zu lachen, verkniff es sich aber weitgehend. Sky schaute sie aus den Augenwinkeln an: „Was ist so witzig?“ Zoe schüttelte nur den Kopf. „Sag schon! Du machst dich über mich lustig …“ Zoe zeigte kurz zu seinen Haaren, da schielte Sky nach oben. Wieder musste sie kichern. „Was ist denn?“, er fuhr sich durch die strubbeligen Haare und seufzte, „Das ist von der …“ „Ich weiß. Sieht trotzdem lustig aus … sorry.“ „Schon gut. So siehst du morgens auch aus.“ Zoe schnappte nach Luft, meinte aber dann: „Es ist aber nicht morgens.“ „Ich weiß“, sagte Sky nur kühl und trieb den Wallach kräftiger, damit dieser zügiger ging. Zoe gab ihrem auch die Hacken und sie trabte ein Stück. Sky grinste kurz. Vor ihnen lag das Ende des Waldes, deshalb zog er sich die Kapuze wieder über. Er konnte nur schätzen, wie stark die Sonne schien. Auch Zoe sah das Licht vor ihnen und sie trieb den Wallach wieder an. Sky hingegen blieb noch hinter ihr. Er wartete, um schnell durch die Sonne zu kommen. Denn das Pferd brauchte seine Pausen. Kurz bevor Zoe ans Tageslicht kam, hörte sie Hufgetrappel hinter sich und schon galoppierte Sky an ihr vorbei. Er hielt mit einer Hand seine Kapuze fest, mit der anderen die Zügel auf Kontakt. Auch Zoe galoppierte wieder an. Das gleißende Sonnenlicht schien auf die beiden herab. Sky kniff kurz die Augen zu, weil er geblendet wurde, doch er ritt weiter. In fünf Kilometern Entfernung lag der Hafen, das wusste er. Zoe versuchte, mit ihm mitzuhalten. Doch ihr Wallach war dem Anschein nach einfach nicht so schnell wie der andere. Sky konnte auf sie jedoch keine Rücksicht nehmen, das wusste Zoe auch. Und es ging sowieso nur geradeaus. Sie würde sich schon nicht verlaufen. Sky hatte sich im Wald Handschuhe angezogen und nun merkte Zoe, aus welchem Grund er das getan hatte. Denn seine Hände waren dem Licht völlig ausgesetzt. So war es nicht schlimm. Plötzlich drehte er sich zu ihr um und rief: „Komm schon! Ich will dich nicht so weit hinter mir haben!“ Zoe beugte sich nach vorne und stelle sich im Sattel auf. Der Rappe streckte sich unter ihr und jagte hinter seinem Vorderpferd her. Auch Sky ritt schneller. Unerwartet setzte sein Pferd zum Sprung an. Sky riss die Augen auf und krallte sich mit beiden Händen an die Zügel. Schnell beugte er sich nach vorne, doch noch ehe er sich versah, hatte er auch schon keine Kapuze mehr ins Gesicht gezogen. Er schloss die Augen, welche im Sonnenlicht litten. Zoe sah dies, doch sie war immer noch hinter ihm. Erst jetzt sprang sie über das natürliche Hindernis, welches im Weg lag. Skys Haut wurde kreidebleich. Wie Papier. Er keuchte und drehte den Kopf nach unten, damit ihm die Haare ins Gesicht fielen. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, griff er nach hinten und zog die Kapuze wieder über den Kopf. Sein Herz raste. Es schlug schmerzhaft gegen seine Brust. Wieder drehte er sich um und sah mit Freude, dass Zoe nur zwei Pferdelängen hinter ihm war. Nain schubste Kail im Zimmer auf ihr Bett: „Da! Leg dich mal hin. Ich mach mich fertig.“ Kail kniff die Augen zu: „Fertig? Wofür?“ „Ich geh duschen. Dann zieh ich mich an und such dir mal neue Sachen.“, Nain musterte den Jungen, der dann auch an sich hinunter blickte: „Was denn?“ „So gehst du nicht mehr raus!“, sagte Nain bestimmend, damit erst gar keine Widerworte aufkamen. Kail nickte leicht und legte sich richtig hin. Das Mädchen wartete einen Augenblick, suchte ihre Sachen zusammen und ging ins Bad. Kail war ziemlich schnell eingeschlafen, denn als Nain nach einer Viertelstunde wieder kam, lag er ausgestreckt auf ihrem Bett. Man sah noch ein paar Schrammen aus dem Wald. Doch als Nain näher kam, fiel ihr etwas auf, was sie vorher nie gesehen hatte. An Kails rechter Schulter und der Brust waren große Narben. Sie beugte sich über ihn. Das mussten die Bisse des Werwolfes sein. Sie schluckte, doch dann widmete sie sich einer anderen Sache. Schließlich musste sie noch neue Klamotten für Kail besorgen. Sky schaute vor sich und nach einigen weiteren Galoppsprüngen tauchte Zoe neben ihm auf. „Da bist du ja“, sagte er grinsend und ging mit den Bewegungen des Pferdes kräftig mit. Denn sein Rappe war wohl auf Hochtouren gekommen. „Wie weit ist es noch?“, fragte Zoe gegen den Wind. Sky wandte sich um und blickte zum Waldrand zurück, der jedoch schon ziemlich weit zurück gelegen war. „So um die vier Kilometer“, erklärte er und hielt die Kapuze wieder richtig fest. Die Pferde schnaubten auf. „Da vorne traben wir wieder ein Stück“, meinte Sky dann, denn vor ihnen war eine Art Allee. Zoe nickte: „Im Schatten …“ „Die beiden brauchen mal eine kleine Pause“, sagte Sky und klopfte seinen Wallach. „Sollen wir anhalten?“, fragte Zoe, doch darauf bekam sie keine Antwort. Logisch nicht, dachte sie sich dann. Schließlich wollte Sky so schnell wie möglich zum Hafen. Da konnten sie sich keine Pausen leisten. „Wir müssen die nächste Fähre kriegen“, rief Sky plötzlich. „Die legt bitte wann genau ab?“, entgegnete Zoe ihm. „In zwanzig Minuten.“ Zoe schluckte. Dann zog Sky die Zügel an, die Kapuze ließ er jedoch auf. „Nur noch so wenig Zeit?“, fragte Zoe besorgt. „Das ist doch nicht wenig. Die Pferde Transsilvaniens sind die schnellsten Pferde Europas. Nicht einmal ein Werwolf kann sie einholen. Da ist es nicht schwer im zügigen Trab und im vollen Galopp in weniger als einer Viertelstunde am Hafen zu sein.“, Sky prahlte förmlich. Zoe musste kurz lächeln und klopfte ihrem Wallach den Hals. Sky seufzte und schaute sich um. Bei seinem Blick in den Himmel verzog er das Gesicht. „Das scheint heute ein schrecklicher Tag zu werden …“ „Warum? Ist doch sonnig … oh …“, Zoe schaute zu Boden. „Genau das“, murmelte Sky, schloss die Augen, ließ die Zügel fallen und streckte sich nach oben. Doch er trieb so weiter, dass sein Pferd immer noch trabte. Das verblüffte Zoe dann schon etwas. Normalerweise waren es die Mädchen, die besser reiten konnten, doch Sky konnte es um viele Ecken besser, als sie. „Was war das denn eben?“, die Vampire waren schon durch den Spiegel und zurück im Schloss. Die Gäste schliefen. Draculas Zähne blitzten auf und in seinen Augen funkelte es: „Er hat uns zugesehen…“ „Wer?“, fragte Darius, einer der beiden, die Lucius nach draußen geschleppt hatten. Basta, der andere, ebenfalls muskulöse Vampir, schupste ihn leicht nach vorne. Da drehte der Graf sich zu den beiden um. „Na Sky!“, zischte Basta. Darius nickte. „Er hat gesehen, wie ich seinen Vater gequält und umgebracht habe“, erläuterte Ladislaus und ein Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. Die beiden anderen schauten sich an: „Was ist daran denn lustig?“ „Er hat mir mit Mord gedroht!“, lachte Dracula. Immer noch verständnislos wurde er nun von seinen Mitläufern angesehen. Dracula hatte noch immer das Grinsen auf dem blassen Gesicht, das wegen des Sonnenschutzes noch blasser wirkte. Da meinte er: „Mich und ermorden?! Das ist so gut wie unmöglich!“ Darius nickte nur, doch Basta warf ein: „Nicht ganz und gar unmöglich, mein Graf.“ Dracula blickte zu dem kleineren der beiden. „Sky ist nicht blöd. Der Junge hat was im Kopf …“ „Aber wie will er mich töten? Wo will er den Werwolf herkriegen?“, Ladislaus ging auf Basta zu. „Und wenn er einen hat?“, fragte Basta kleinlaut. „Dann stürzt er sich ins Grab!“, Dracula bleckte die Zähne und sprang lachend ins Dunkel. Da ertönte das Gelächter seiner Frauen und man hörte den Grafen mit der Wand verschmelzen. Die Vampire schauten sich wieder an, gingen dann auf ihre Zimmer. Das Schloss war gespenstig ruhig, doch nicht alle schliefen. Lilia saß an ihrem zugezogenen Fenster, welches von Eisblumen beschlagen war. Sie schaute auf ihre Knie, die sie angezogen und umklammert hatte. Ein leises Seufzen ertönte: „Was war denn eben mit ihm los? Warum ist er so schnell weg? Was geht in seinem Kopf vor?“ Sie sprach von ihrem Schwarm: Sky. Doch der wollte anscheinend nur noch Recht wenig mit ihr zu tun haben. Jetzt hatte er ja diese Zoe. Lilia ballte die Fäuste, als sie an die Fremde dachte. Wegen ihr hatte der Junge wohl keine Zeit mehr, sich mit ihr zu unterhalten. Und da könnte sie im gewissen Sinne Recht haben. Aber eher war Sky damit bemüht, sich aus der Sonne zu halten. Er nahm die Zügel wieder auf und ließ seinen Rappen in den Schritt fallen. Zoe tat es ihm gleich: „Wollten wir nicht so schnell wie möglich weiter?“ Sky hob kurz die Hand, hielt an und sein Wallach trank aus einer Pfütze: „Sie brauchen Wasser, er atmet komisch.“ Zoe hielt auch an und ihr Wallach nahm einen Schluck. Dann trottete er zum Gras, das am Rand des Weges wuchs. Sky grinste und klopfte seinem Wallach den Hals. Danach sagte er: „Ich glaube, Hengste wären ausdauernder und flotter gewesen …“ „So schlimm?“, fragte Zoe und zog die Zügel an, damit ihr Pferd aufhörte zu fressen. Skys Rappe hob den Kopf und Sky gab ihm Schenkeldruck. Schon ging er los und der Vampir nahm die Zügel leicht auf. „Warte mal!“, Zoe trabte Sky hinterher. Der trabte dann auch an. Vor ihnen sah man wieder das Sonnenlicht auf den Weg fallen. Er nahm die Hand wieder an die Kapuze und fing an zu galoppieren. Zoe ritt immer hinter ihm. Schon fiel wieder gleißendes Sonnenlicht auf sie ein. Im vollen Galopp ging es Richtung Hafen. Als Nain nach einer weitere Viertelstunde wieder in ihr Zimmer kam, lag Kail immer noch so da, wie vorher. Sie lächelte, setzte sich zu ihm und strich ihm über den Bauch. Dann schaute sie noch einmal zu seiner Narbe. Dabei merkte sie nicht, dass er die Augen geöffnet hatte. Er schwieg, musterte sie von unten und versuchte, ruhig zu atmen. Nach einiger Zeit räusperte er sich und Nain zuckte nach hinten. „Du bist wach?!“, fragte sie verschreckt. Kail nickte langsam und streckte sich: „Wie lange … hab ich geschlafen?“ Nain musste nun auch lächeln: „Eine halbe Stunde ungefähr. Ist doch gut … und ich hab dir Sachen geholt.“ Kail schaute auf und setzte sich. Das Mädchen gab ihm eine Jeans und ein T-Shirt. Da musste Kail etwas grinsen: „Aber du kennst meine Kleidergröße doch gar nicht.“ „Ach nein? Probier’s doch an.“, forderte sie. Schon zog sie Kail das Shirt über. Und zu seinem Erstaunen passte es perfekt. Nain strubbelte ihm durch die dunkelblonden Haare und stand auf. Kail schaute an sich runter, als er aufgestanden war und blickte dann wieder zu ihr. „Soll ich raus gehen?“, fragte Nain da und blickte ihm in die Augen. Kail schluckte, schüttelte dann den Kopf und zog seine zerfetzte Hose aus. Dann zog er die neue Jeans an, die ihm auch perfekt passte. „Wenn sie dir zu weit gewesen wäre, dann hätte ich die dir enger gemacht“, erklärte die Sechszehnjährige. Kail lachte kurz und sah ihr dann in die Augen: „Danke … vielen Dank.“ Nain neigte den Kopf zur Seite: „Ach, wofür denn?“ „Das du mir beistehst …“, murmelte Kail und setzte sich. Nain setzte sich neben ihn: „Da ist doch nichts dabei. Ich will schließlich nicht, dass dir was passiert, oder den anderen in deiner Umgebung.“ Wieder lächelte er: „Aber ich meine jetzt … du hilfst mir so sehr … und du weißt sicher selber, dass das hier seine Auswirkungen hat …“, er hob sein Shirt, sodass man den unteren Teil der Narbe sehen konnte. Nain schloss die Augen. Darauf schien er regelrecht gewartet zu haben, denn in diesem Moment drückte er ihr einen leichten Kuss auf. Dann drehte er den Kopf weg und beugte sich etwas von ihr weg. Nain riss die Augen auf. Das hatte sie nicht erwartet. Sie schluckte, konnte sich jedoch kein Lächeln verkneifen. Dann legte sie vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter. Kail zuckte zusammen und schloss seine Augen. „He … was ist denn?“ Er antwortete nicht. Warum auch? „Kail … was war daran denn schlimm? Du hast mich doch geküsst, nicht ich dich.“ Darauf drehte er sich zu ihr und gab ihr einen zweiten Kuss. Dabei legte er die Hand an ihren Hinterkopf. Nain schloss die Augen und ließ sich hinreißen. Im Schloss hatte sich noch nicht viel getan. Lilia hatte ihr Zimmer verlassen und schlich die eisigen Treppen herab. In Jeans und einer braunen Kutte verließ sie das Schloss. Schon fand sie sich im Schnee wieder, doch in der Stadt, die hinter dem Spiegel lag, schien die Sonne, wie auch im Rest Transsilvaniens. Sie zog die Kapuze über und streifte durch die Stadt. Aber dort wollte sie nicht lange bleiben und schaute sich in der Villa um. Die Säle waren geschmückt mit Blumen, trotzdem wirkten sie kahl. Die hohen Wände waren mit Spiegeln und Wandteppichen verhangen und die Decke von schmalen Säulen gestützt. Sie seufzte leise, als sie etwas hinter sich hörte. Lilia fuhr herum, doch sie konnte niemanden sehen. Nichts und niemanden. Das machte sie stutzig, doch sie ließ sich nicht irritieren. Das Vampirmädchen ging einfach weiter durch das Gebäude, bis sie am Ende ihres Rundgangs wieder vor dem allbekannten Spiegel ankam. Nach tiefem Einatmen schritt sie hindurch und es wurde wieder kalt um sie. Es war ziemlich hell, eigentlich ungewöhnlich hier ums Schloss. Fledermäuse umkreisten die Türme und verschwanden in den Fenstern. Es waren keine Fußspuren mehr auf dem Boden, dafür schneite es zu sehr. Sie ging wieder die Treppen empor und verschloss ihr Zimmer. Jule und Nicky waren noch lange im Nebelwald unterwegs, bis sie endlich etwas entdeckten. „Da hinten“, meinte Jule leise. Nicky ging an ihr vorbei. Jule schaute ihr fragend nach, blieb hinter ihr und ging mit. Ein kleiner Busch raschelte vor sich hin. Als Nicky und Jule näher kamen, wurde es still. Die beiden schauten sich an und plötzlich sprang ihnen ein Hund entgegen. Der blieb stehen, musterte die Mädchen und schon stand Molli vor ihnen. „Hey … wo ist denn jetzt Missy?“, fragte Jule besorgt. Molli zuckte mit den Schultern: „Irgendwann haben wir uns getrennt … seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen.“ Nicky blickte tiefer in den Wald. Hinter sich hörten die drei etwas knacken. „Wie lange dauert es denn noch?!“, Zoe musste gegen den Wind anschreien, damit Sky sie nur annähernd hören konnte. Hinzu kam noch das Hufgetrappel der Pferde, welches auf dem Feldweg gut zu hören war. Das Abdämpfen der Gräser half nicht bei den harten Hufen der Wallache. Sky drehte sich zu ihr um: „Nicht mehr lange. Da hinten ist die Stadt. Dann müssen wir langsamer machen.“ Zoe nickte kurz und nach wenigen Galoppsprüngen sah sie den Rand der Stadt. Dort angekommen, nahm Sky die Zügel auf und trabte über die Straße, bis er in Schritt zurückfiel. Zoe ging schräg hinter ihm. Der Vampir schaute sich um. „Wo ist denn der Hafen?“, fragte Zoe. Die Hufe der Pferde klapperten auf den Pflastersteinen. „Am Meer“, grinste Sky. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht“, meinte Zoe. „Dort hinten.“, Sky deutete in eine Richtung. Im Hafen lag die Fähre, die nach Italien überfuhr. Zoe klopfte ihrem Pferd den Hals: „Und wohin mit den beiden? Wir hatten in Italien keine Pferde …“ „Die bleiben hier … das wird sonst zu teuer.“ „Hast du Geld dabei?“ Sky nickte, trabte ein kurzes Stück an und stieg im Schritt ab. Dann nahm er Zoes Pferd am Zügel und führte die beiden Pferde zu den Ställen am Hafen. Zoe stieg ab. „Kannst du sie abtrensen und absatteln?“, fragte Sky. Zoe nickte: „Ich denke schon …“ „Ich gehe grad Karten kaufen, dann komme ich wieder.“ Mit diesen Worten ließ Sky sie stehen und ging den Pier entlang. Zoe band die Pferde an und nahm ihnen die Sättel vom Rücken. Die beiden Rappen schüttelten sich sofort. Sie waren total verschwitzt. „Kann ich verstehen“, murmelte das Mädchen, „Wäre ich sicher auch nach einer so langen Strecke ständigem Rasens.“ Der eine schnaubte, der andere scharrte über den Boden. Dann nahm sie beiden die Trense ab. Halfter hatten beide noch drunter. Die Wallache kauten kurz und schüttelten den Kopf und den Hals. Zoe lächelte und bürstete sie kurz ab. Da legte ihr Sky die Hand auf die Schulter. „Fertig“, meinte Zoe. „Schön. Ich bring sie in die Boxen. Wir haben Kabine 43.“, Sky hielt ihr den Schlüssel hin und schaute ihr nach. Dann brachte er die Pferde unter und gab ihnen Futter. Nain und Kail waren ungestört in dem Zimmer des Mädchens. Da hörten sie, dass die Haustür zugeschlagen wurde. Sie schauten auf. „Was war das?“, Kails Stimme klang keuchend. „Meine Ma … sie muss noch weg“, erklärte Nain und lächelte. Kail musste dann auch lächeln. „Was ist denn los?“, fragte Nain und strich ihm über die Wange. Er schüttelte den Kopf: „Ich will heute noch wieder in den Wald …“, murmelte er und schaute zu Boden. Nain nickte: „Ich weiß. Ich komm dann mit dir. Aber erst will ich noch was klären.“ „Was denn?“ „Mit dir.“ Nun war Kail etwas verwirrt. „Was denn?“, fragte er wieder. Sie schaute ihm in die Augen: „Was ist das hier für dich?“ „Was meinst du?“, fragte der Wolf. Nain blickte ihn weiter an. „Das …?“ Sie nickte. „Na ja …“ „Ist es nur Spaß für dich?“, fragte das Mädchen. Er schüttelte sofort den Kopf und blickte ihr tief in die braunen Augen. „Was dann?“ „Ich fühle mich zu dir hingezogen“, sagte Kail leise. Nain musste lächeln und gab ihm einen kurzen Kuss. Dann stand sie auf. Kails Blick ähnelte einem winselnden Hund. Sie kicherte kurz und sagte dann: „Du wolltest doch wieder in den Wald.“ Er nickte. „Dann komm auch.“ Nach diesen Worten stand auch Kail auf und stellte sich neben sie. Nain griff nach seiner Hand und lief die Treppe runter. Währenddessen hatten sich die drei Mädchen im Wald alle nach dem Knacken umgedreht. „Was war das?“, fragte Nicky leise. Jule ging auf das Knacken zu. „Ich weiß nicht“, flüsterte Molli und krallte sich regelrecht an Nickys Arm. „Ach was!“, mache Jule laut, „Da war gar nichts! Was denn auch?!“ Die beiden schauten erst sich und dann Jule an. „Was machst du da?“, fragte Molli aufgeregt. Da sah sie einen Schatten zwischen den Bäumen. „Was?“, fragte Nicky, als sie den verschrecken Gesichtsausdruck ihrer Freundin bemerkte. „Da …“, Molli zeigte in die Richtung. Auch Nicky schaute dort hin und sah den Schatten. Doch in ihren Augen war keine Furcht. Auch Jule hatte es gesehen und war ebenfalls nicht verschreckt. „Missy!“, rief Nicky und der Schatten kam auf die drei Mädels zu. Nun erkannte auch Molli ihre Freundin. Missy fiel Jule um den Hals: „Da seid ihr ja!“ „Wo warst du?“, fragte Nicky. „Im Wald …“, meinte Missy kleinlaut. Sie hatte sich verlaufen und war nun so überglücklich, endlich ihre Freundinnen wieder gefunden zu haben. Nain und Kail gingen durch die Straßen und trafen auf Sheela. „Hey!“, machte Nain und fiel dem Mädchen um den Hals. „Hi! Na wie geht’s dir?“ „Gut und dir?“ „Auch … und … wie geht’s dir?“, fragte Sheela und blickte zu Kail. Der lächelte: „Auch ganz gut …“ „Was machst du?“, fragte Nain Sheela, die sich dann wieder ihr zuwandte. „Nichts … ich bin auf dem Heimweg.“ „Aha … wo warst du denn?“ „Bei Lynn. Sie ist doch krank.“ „Ach stimmt ja“, machte Nain. „Hast du schon was von Aghate gehört?“, fragte Sheela. „Nein … was denn?“ „Sie wollte doch in vier Tagen ihren Geburtstag feiern“, erklärte das Mädchen. Nain nickte. „Ja. Und Carina ist total am Boden.“ „Warum das denn?“, fragte Nain besorgt. „Sie zieht in zwei Wochen um“, meinte Sheela. Nain war etwas verdutzt. „Du bist echt nicht mehr auf dem neusten Stand, was?“, lachte Sheela. Die Freundin schüttelte nur den Kopf: „Scheint ganz so …“ Kail schaute zu Boden und trat hinter sie. Nain musste lächeln. „Was ist los?“, fragte Sheela. „Ich muss los …“, meinte Nain nur und gab ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange. „Bye.“ „Ciao …“, nun war Sheela verdutzt, doch sie sagte nichts mehr. Nain und Kail gingen an ihr vorbei, weiter in Richtung Nebelwald. Zoe stand vor der Kabine, die sie daraufhin aufschloss. „Dreiundvierzig …“, meinte sie leise. Das waren wieder Ziffern, die sie auch im Schloss hatten. Nur fehlte dieses Mal die acht. Sie trat ein und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Dann ließ sich Zoe aufs Bett fallen. Ihre Beine taten weh. Auch ihre Finger, die sie nun zu spreizen versuchte. Das wollte allerdings nicht so gelingen. Sie schüttelte die Hände aus und probierte es abermals- vergeblich. „Das tut weh…“, meinte sie und schloss die Augen. Nach kurzer Zeit ging die Tür auf: „He …“, machte Sky mit sanfter Stimme. Er wollte wohl testen, ob sie schon schlief. Zoe öffnete die Augen: „Da bist du ja …“ Sky lächelte und verschloss die Tür. Dann setzte er sich zu ihr aufs Bett. Nach kurzem Zögern fragte Zoe: „Hat das was zu bedeuten?“ „Was?“ „Die Nummer der Kabine …“ „Warum?“ „Weil sie zwei der Ziffern enthält, die auch unser Zimmer auf Schloss Dracula hatte.“ Sky schloss die Augen: „Weißt du noch die Nummer der Kabine auf der Hinfahrt?“ „Nein … doch“, machte Zoe. Sky schaute ihr in die Augen. „Achtundvierzig …“, flüsterte Zoe. Sky lächelte. „Hat das denn nun was zu bedeuten oder nicht?“, fragte Zoe wieder. Sky nickte: „Ja, hat es.“ „Negativ?“ „Nein …“ „Welche Kabine hatte dein Vater?“ „Dreiundvierzig … jedes Mal. Ich habe immer ein Zimmer, dessen Nummer eine vier enthält … und am besten noch eine drei oder acht.“ „Warum?“ Sky lächelte nur: „Nicht wichtig.“ „Ich will’s aber wissen.“ „Ob du das willst, ist unwichtig. Das heißt nämlich noch lange nicht, dass ich dir das auch sage.“ Skys Stimme klang ziemlich herausfordernd. „Ich möchte es aber so gerne wissen …“, murmelte Zoe und Sky kam ihr näher. Das konnte doch nicht sein, dass sie ihn so in ihren Bann ziehen konnte. Er war doch der Vampir. Wie macht sie das?, fragte er sich innerlich, doch schon gab er ihr einen Kuss. „Sagst du es mir … bitte.“, sagte Zoe. Sky schluckte: „Aberglaube.“ „Du bist abergläubig?“ Sky lächelte: „Etwas … du würdest es so bezeichnen. Ich weiß, an was man glauben kann und an was nicht. Und diese Ziffern haben einen großen Wert in meinem Leben. Das ist also kein wirklicher Aberglaube.“ „Warum hast du es dann so bezeichnet?“ Er zuckte mit den Schultern und beugte sich über sie. Wieder gab er ihr einen Kuss. Danach schaute Zoe ihm in die Augen. Nicht tief, nur flüchtig. Sie schluckte: „Du hast trotzdem Blutdurst?“ Sky runzelte die Stirn: „Was meinst du? Wieso trotzdem?“ „Du hast … ach vergiss es …“ Sky stockte nun und schaute zu Boden: „Ich habe sie völlig getötet, nicht wahr?“ „Wie meinst du das?“, fragte Zoe. Sie verstand das nicht. „Ist sie kein Vampir, wenn du sie beißt?“ „Nicht, wenn ich ihr das Blut völlig aussauge“, erklärte Sky und schaute aus dem Fenster. Es lag im Schatten, doch trotzdem zog er die Jalousien runter. Zoe tippte ihm auf die Schulter: „Was hat das denn genau mit den Zahlen auf sich? Was bedeuten sie?“ Sky schüttelte nur wieder den Kopf. „Geht dir das so nahe, dass du sie getötet hast?“ „Früher war es mir auch egal. Aber ich mag das Blut nicht. Einen Menschen töten ist nicht mehr so das meine. Aber ich finde es nicht tragisch.“ „Aber es geht dir trotzdem nicht einfach am Arsch vorbei“, sagte Zoe. Sky seufzte: „Kann sein.“ Zoe legte ihre Hand in seinen Nacken: „Sagst du es mit denn?“ „Das mit dem Ziffern?“ Sie nickte und er gab ihr wieder einen Kuss. Dann setzten sie sich nebeneinander. „Also … ähm … na ja, die vier steht dafür, dass ich mir 4 Jahren angefangen hab, selbstständig zu jagen.“ Zoe nickte und schaute ihn erwartungsvoll an. „Äh … die acht steht dafür, dass ich das achte Halbblut meiner Dynastie bin.“ „War Lucius ein Vollblut?“ Sky schaute zu Boden und schüttelte den Kopf: „Nicht ganz. Sagen wir, zu drei vierteln war er Vampir.“ „War eins seiner Elternteile menschlich?“, fragte Zoe wieder. „Nein. Seine Eltern waren beide Halbblütig.“ Zoe verstand zwar nicht ganz, was er damit meinte, aber darauf würde sie später zurückgreifen. „Was hat es mit der 3 auf sich?“ Sky musste schmunzeln. „Was?“ „Ist schon ok.“ „Dann sag es mir. Vielleicht versteh ich dann, warum du so dämlich grinst.“ „Ich grinse nicht dämlich!“ „Sag es mir … bitte …“ Sky schaute ihr in die Augen und seufzte: „Ok … die drei steht für die Morde.“ „Die du begangen hast?“ Sky schüttelte den Kopf: „Nein, die an mir vergeübt wurden.“ Zoe erschrak. Er wurde bereits dreimal ermordet?! „Und … wie wurdest du … ermordet?“, fragte Zoe stockend. Sky lächelte und zählte mit den Fingern mit: „Das erste Mal bekam ich ein Schwert durch den Bauch. Der zweite Mord war eine Kugel durch den Kopf …“ „Und … der dritte?“ „Ein Dolch in der Brust.“, er sagte das so, als wäre es selbstverständlich. Zoe schluckte. Oh mein Gott!, dachte sie. Das konnte doch nicht sein. „Da bist du sicher erstaunt, was?“, machte Sky und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie nickte kurz. Als er seinen Arm um sie legte, zuckte sie zusammen. Sky legte den Kopf schief: „Was ist denn jetzt los?“ „Nichts …“, sie schaute erst zu Boden, dann zu ihm. „Ich hab da mal ne Frage …“ „Frag. Was du willst.“ „Mir ist da was aufgefallen …“ „Was denn?“ Zoe nahm tief Luft und schaute ihn dann an: „Also, dein Name passt nicht.“ „Wieso das denn nicht?“ „Na ja … guck mal … oder eher hör mal: Dein Vater hieß Lucius.“ „Ja, und?“ „Das Mädchen im Schloss hieß Lilia. Marishka heißt Draculas Braut …“ „Nicht ganz richtig“, warf Sky dazwischen. „Aber … sie hieß doch Marishka.“ „Aber Dracula hat drei Bräute.“ „Ist doch jetzt egal … nein, wie heißen die?“ „Aleera, Marishka und Verona“, erklärte Sky. „Aha! Siehst du?! Ich habe sogar Recht gehabt!“ „Mit was?“, fragte Sky nur. „Also: Alle Vampire die weiblich sind haben einen Namen, der auf a endet. Alle männlichen Vampire einen, der auf us endet.“ „Aha … aber ich nicht.“ „Ja, deswegen passt dein Name …“, er hielt ihr den Finger auf die Lippen und sagte: „Ich sollte Angelus heißen!“ „Was?“ Sky nickte. „Deine Mutter hieß Julia …“ „Julia Marie. Rein zufällig. Aber die Schwester meines Vaters heißt Iulia. Ihr Mann Gaius und die Söhne von ihr Iulius und Brutus. Aber Basta hat ein a am Ende.“ „Ok … dann fällt der vielleicht raus …“ Sky überlegte kurz: „Nein … doch nicht. Er heißt mit vollem Namen Severus Basta. Auch die Endung …“ „Aber mit Angelus wärst du ja schon raus gefallen“, meinte Zoe dann. „Wieso?“ „Na wer nennt einen Vampir schon Engel?“ „Das wollte mein Vater. Aber meine Ma wollte mich Sky nennen.“ „Das heißt Himmel, allerdings den, den man sieht, nicht der heilige.“ Sky nickte: „Ich weiß … die Eltern meines Vaters heißen Cornelius und Amidala.“ Da fragte Zoe: „Waren sie Vollblüter?“ Sky grinste kurz: „Ungläubig? Das heißt halt so … ich weiß, klingt wie ne Pferderassenbezeichnung.“ „Gib mir einfach ne Antwort.“ „Nein.“ „Ja wie nein?“, machte Zoe und musterte ihn ungläubig. „Beide Halbblüter, wie ich schon erwähnt habe. Die Schwester meines Vaters hat Kinder mit einem Vollblut. Die beiden sind auch Reinblütig …“ „Aber du nicht, weil deine Mutter ein Mensch war“, meinte Zoe dazu. Sky nickte: „Genau.“ „Aber du stichst trotzdem raus.“, Zoe schupste ihn leicht. Sky lachte: „Ja, ja … ich hab’s verstanden…“ Zoe lächelte ihn an und wie auf Kommando gab er ihr wieder einen Kuss. Zurück im Nebelwald setzten sich Nain und Kail an den Sternensee. Dort waren sie soweit ungestört. Die Mädchen im Wald machten sich auf den Heimweg. Es war bereits Nachmittag. „Wir können uns ja noch mal wegen Aghates Geschenk treffen“, meinte Jule zu Molli. Die nickte: „Ja, machen wir. Ich meld mich bei dir.“ „Ok. Bis dann.“ Missy und Jule gingen zusammen nach Hause. Molli verabschiedete sich dann auch von Nicky, die noch an Lynns Haus vorbeikam. Die war jedoch nicht im Vorgarten, wie sonst auch. Nicky seufzte und schloss ihre Haustür auf. Dann verzog sie sich in ihr Zimmer. Nain schaute ins Wasser und spielte dann mit ihren Fingern darin. Kail stützte sich auf die Hände und drehte den Kopf in die Sonne. Er seufzte: „Es ist so schön hier … aber wenn man so lange in diesem Wald lebt, ohne es zu wollen, dann vergisst man das schon mal.“ Nain blickte kurz zu ihm, nickte dann und schaute wieder ins Wasser. Kail zog die Hose hoch und tauchte seine Füße in den See. Er zog die Luft ein: „Kalt …“ „Ja … aber nur im ersten Moment“, meinte Nain und strich ihm mit den nassen Fingern über die Wange. Kail lächelte: „Stimmt … das war jetzt warm…“ „Liegt vielleicht auch daran, dass meine Finger warm sind“, sagte Nain und spritze ihn dann nass. „HEY!“, Kail sprang auf und packte das Mädchen. Dann warf er sie mit samt Klamotten in den See. Doch bevor sie ins Wasser eintauchte, verwandelte sich Nain in einen Otter. Kail schüttelte lächelnd den Kopf: „Ja, ja…so bist du eben.“ Er setzte sich wieder, als sich nach einer Weile etwas an ihn schmiegte. Nain strich ihm durch die blonden Haare. Kail schloss die Augen und genoss die Zärtlichkeiten des Mädchens. Ihre Haut ist so weich … glänzend, wie aus Perlen gemacht, dachte er. Er selbst hatte raue und vernarbte Haut. Seine Hände waren nicht so schön, wie die von den Jungen, die im Dorf lebten. Er hatte Schürfwunden und alte Narben am ganzen Körper. Doch er war muskulöser und abgehärteter als die anderen Jungen. Nain lächelte. Ihr gefiel es in der Sonne. Was Zoe gerade wohl macht?, fragte sie sich. Sie kraulte grinsend an Kails Hals. Der neigte den Kopf in die andere Richtung und öffnete leicht die Lippen. Gefällt dir wohl, was?, dachte Nain innerlich. Sie grinste immer noch und streichelte nun mit der anderen Hand über Kails Bauch. Da spürte sie, dass seine Atmung nicht regelmäßig war. „Was ist denn los?“, fragte sie dann leise. Kail gab ihr keine Antwort. Er schüttelte nur den Kopf. Zoe und Sky merkten nicht, wie die Zeit verging. Sie verbrachten die ganze Überfahrt nach Italien in ihrer Kabine. Zoe hatte nun schon so viel über Sky herausgefunden. Doch in ihrem Unterbewusstsein machte sich wieder Angst breit. Sie würde ihn verlieren, das wusste sie sicher. Doch wann das war, wusste sie nicht. Er plante, in diesem Augenblick plante er den Mord an Dracula. Das wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Er lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett, die Arme hinterm Kopf verschränkt. Sein Atem ging ruhig und in regelmäßigen Abständen, was Zoe hören konnte. Ohne es zu sagen, legte sie den Kopf auf seine Brust. Da schluckte sie. „Was machst du?“, fragte Sky, doch ließ die Augen geschlossen. Sie antwortete ihm nicht. Doch sie zitterte leicht. Er hatte keinen Herzschlag. Nicht wirklich. Natürlich nicht, er war doch tot! Zoe schloss die Augen. Leicht spürte sie seine Hand auf ihrer Schulter. „Merkwürdig, nicht? Das bist du nicht gewohnt.“ „Nein …“, auch ihre Stimme zitterte. „So ist es bei Vollmond auch bei dir. Ich habe keinen Herzschlag, das heißt nicht, dass ich kein Herz habe …“, er streichelte ihr leicht über den Rücken. „Es schlägt nicht ständig … sehr unregelmäßig. Nur, wenn mich etwas dazu anregt.“ Zoe nickte. Und da hörte sie sein Herz pochen. Kurz, leise, fast unmerklich. „Da war er.“ „Was?“ „Dein Herzschlag. Warum hat es geschlagen?“ Sky schmunzelte: „Wegen dir.“ „Mir?“ „Ja.“ „Warum?“ „Weil ich mich bei dir so wohl fühle“, meinte er leise und mit sanfter Stimme. Kail legte seine Hand auf die von Nain. Sie spürte seine raue Haut. „Was ist denn?“ „Nichts … was soll denn sein?“, seine Stimme war fast nur als ein Hauchen zu vernehmen. Nain grinste ihn an, als er die Augen öffnete. „Was?“, fragte er leise. „Es scheint dir ja doch mächtig zu gefallen …“ „Was?“ Sie strich ihm wieder über den Hals. Daraufhin schloss Kail die Augen. „Na …“, sie grinste frech. „Oh …“, machte Kail und schaute sie mit halb offenen Augen an. Sie hörte nicht auf, ihn zu streicheln. Seine Augen fielen wieder zu und er öffnete die Lippen wieder etwas. Da drückte Nain ihm einen sanften Kuss auf. Kail legte ihr die Hand in die Nacken und ließ sie nicht wieder weg. Nain setzte sich auf seinen Schoß und Kail legte die Arme nun um sie. Sie rutschte näher an ihn und schon wurde der Kuss intensiver. Zoe schloss die Augen. Da konnte man das Horn der Fähre hören. Sie erschrak, doch Sky verzog keine Miene: „In fünf Minuten legt sie an.“ „Ok …“, meinte Zoe nur. Sie streichelte über seine Brust. „Es waren harte Tage für dich, nicht?“, fragte sie dann. Sky reagierte nicht. „Für dich war es wohl auch nicht einfach“, sagte er dann. Zoe schüttelte den Kopf: „Nein … aber du bist bei mir, das stützt.“ Sky lächelte: „Das ist schön … ich helfe dir gerne.“ „Danke … aber wie fühlst du dich gerade?“ „Ich fühle mich wohl.“ „Aber … innerlich? Was denkst du über die Geschehnisse?“ „Ich fühle mich leer … wenn ich Dracula wirklich töten sollte, dann ist es aus mit den Vampiren … ein für alle Mal.“ Er schloss die Augen. Zoe schmiegte sich noch enger an ihn und strich seinen Hals entlang. Wieder das Schiffshorn. Sky tippte sie kurz an, darauf setzte sie sich. Auch er setzte sich hin: „Wir müssen …“ Die Fähre wurde langsamer und legte dann im Hafen an. „Wie ist das Wetter?“, fragte Sky und stand auf. Zoe machte die Jalousie hoch: „Sonnig …“, murmelte sie. „Scheiße“, sagte Sky. Er zog seine Kutte über, die Kapuze auf und drehte sich zu Zoe um: „Kommst du?“ Sie nickte und stand auf. Dann gingen die beiden an Deck. Strahlendes Sonnenlicht fiel auf sie nieder. Sky hasste das, doch es war ihm momentan egal. Er wollte einfach wieder nach Hause und der Weg war lang. „Wie weit ist es?“ „Wir haben drei bis vier Stunden vor uns“, erklärte Sky und marschierte los. Zoe folgte ihm auf Schritt und Tritt. Nain und Kail ließen sich derweil auf die Wiese sinken und knutschten weiter. Nichts störte sie im Moment. Er hielt sie im Arm und wollte sie nicht wieder loslassen. Die Fische im See sprangen ab und zu etwas, um nach Luft zu schnappen, die Grillen zirpten im Gras, doch nichts von alledem bemerkten die beiden. Nain rollte sich über ihn. Das störte Kail nicht, sie war schließlich nicht schwer. Viel eher schien es ihm so besser zu gefallen. Er ließ seine Hand ihren Rücken runter gleiten. Nain störte sich nicht daran, auch nicht, als es so kam, wie es kommen musste. Er strich ihr über den Hintern. Doch auch das hielt sie nicht davon ab, weiter zu küssen. Er kann so gut küssen, dachte sie. Sie hat so weiche Lippen, war sein Gedanke. Sie ließen einfach nicht mehr voneinander. So lagen sie einige Stunden in der Sonne: schmusend und knutschend. Sky und Zoe kamen schnell voran und erreichten den Nebelwald nach drei Stunden. Es wurde schon langsam dämmrig. „Du solltest nach Hause gehen“, sagte Sky und blickte sich nach ihr um. Zoe überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf: „Nein, ich bleib die Nacht bei dir.“ „Aber ich muss ausfliegen und schlafe nicht“, erklärte Sky, der von dem Vorschlag wohl abgeneigt war. „Gut“, machte Zoe, „wenn du mich nicht sehen willst, dann bin ich weg!“, sie ging an ihm vorbei und würdigte ihn keines Blickes. Sky schluckte, setzte ihr nach und griff nach ihrer Schulter: „Warte!“ „Was willst du?!“, meinte Zoe nur energisch. „Bleib … bitte …“, nun war Skys Stimme wieder ganz leise und samten. Er schloss die Augen halb und schaute sie entschuldigend an. „Ist ok“, machte Zoe und strich ihm über die Wange, „ich bleibe.“ Sky lächelte. Die beiden gingen zu Skys Haus, was nun noch verlassener war. Sky seufzte tief. Da legte Zoe ihm die Hand auf die Schulter: „Es trifft dich wirklich sehr … oder?“ Sky nickte stumm. Er schaute sich im unteren Geschoss um. Da ging er auf die gegenüberliegende Tür zu. Zoe war noch nie in einem der Zimmer gewesen. Sky trat die Tür auf, es staubte. Er wedelte ein bisschen vor seinem Gesicht, damit er was sah. Dann verschwand er im Dunkel. Zoe tappte ihm nach: „Sky?“, sie schaute in den Raum und konnte nichts erkennen. Es war für ihre Augen zu dunkel. Skys Schritte konnte sie hören, blieb jedoch lieber im Türrahmen stehen. Der Vampir schritt trittsicher durch den Raum, ohne mit etwas in Kontakt zu kommen. Das verwunderte Zoe etwas, obwohl sie die Mächte der Vampire mittlerweile schon sehr gut kannte. „Was machst du?“, fragte sie leise. Sky war nicht angeregt, zu antworten, so trat Zoe doch ein. Die Dielen knarrten. Sie versuchte, etwas zu erkennen, doch es misslang ihr. Es war finster in dem Zimmer, finsterer als die Nacht. Sky drehte sich kurz zu ihr, schaute dann wieder weg. Diesen Moment konnte Zoe sehen, da seine Augen aufblitzten. Sie waren am leuchten! Weiß?, fragte sich Zoe. Sonst waren Skys Augen doch rot. Aber im Dunkel waren sie weiß. Das verwunderte sie auch etwas. Sie blieb, wo sie war: „Was machst du, Sky? Suchst du etwas?“ „So kann man es auch ausdrücken.“ „Wie drückst du es aus?“, fragte sie wieder und ging dann noch einen Schritt. „Ich suche etwas, ja. Ich suche ein paar Sachen zusammen, die ich schon seit Jahren nicht gesehen habe. Dann frag ich mich, wann du nach Hause willst.“ „Weiß ich doch jetzt noch nicht. Ich möchte noch ein bisschen bleiben … wenn das geht.“ „Von mir aus. Das ist deine Entscheidung“, meinte Sky nur. Die Schritte waren leise. Unter seinen Sohlen hatte keine der Dielen geknarrt. Auch die zwei Turteltauben am Sternensee bemerkten nun, dass die Sonne langsam unterging. „Ich …“, meinte Nain und setzte sich auf Kails Oberschenkel. „Du?“, fragte er grinsend. Nain verzog etwas das Gesicht: „Lass mich doch mal ausreden! Also …“ „Oh Gott, jetzt kommt’s …“, Nain knurrte etwas. Kail zog den Kopf grinsend ein. „Hör mal zu, ja?! Nicht frech werden, Freundchen!“, sie zwickte ihm in die Seiten und Kail zuckte zusammen. Da grinste Nain: „Also …“ „Nicht schon wieder.“ „KAIL!“, sie funkelte ihn böse an und Kail hob die Arme vors Gesicht. „Ich denke, ich sollte mal langsam nach Hause gehen. Wo bleibst du die Nacht?“, redete Nain den Satz jetzt endlich zu Ende. „Warum?“, fragte Kail. „Nur so …“ „Ich weiß es noch nicht …“, murmelte er dann und schaute sie wieder an. Nain lächelte sanft: „… kannst ja mit zu mir kommen …“ „Warum nicht?“, lächelte Kail nur. Als sie sich wieder ganz zu ihm drehte, zog er sie zu sich runter und gab ihr einen langen Kuss. Zoe lehnte sich an den Türrahmen und sie versuchte immer noch, etwas zu erkennen. Solch eine Dunkelheit ist doch unmöglich, dachte sie. Als Sky der Tür näher kam, konnte sie seine Umrisse durch das Licht aus dem Flur sehen. Er lächelte, doch Zoe konnte nichts sehen, was er in den Händen haben könnte. Er hatte auch nichts in den Händen. „Hast du es nicht gefunden?“, fragte sie und er nahm sie in den Arm: „Doch.“ „Und wo?“ „Da drin“, meinte er und nickte in den Raum. Sie verstand nicht: „Ist es denn nichts Materielles?“ „Doch … auch …“, sagte er dann und hob sie hoch. Dann ging er mit ihr den Flur entlang. „Was … was machst du?“, fragte sie leise. Er lächelte bloß und trat eine andere Tür auf. Auch in diesem Raum war es so finster wie in dem anderen. Zoe schaute hinein, doch konnte wieder nichts sehen. „Ach, Quatsch!“, machte Sky und schüttelte den Kopf, „Falsch. Ich wollte doch …“, er ging weiter den Flur entlang. „Was? Was suchst du denn jetzt schon wieder? Was wolltest du?“ Sky antwortete nicht. Er trat die Tür am Fuße der Treppe auf. Darin war es heller, sodass Zoe die Umrisse von Möbeln erkannte. Es war ein Wohnzimmer. „Was suchst du denn?“ „Ein schöneres Plätzchen“, erklärte Sky und ging in den Raum. Er hatte Zoe vor der Tür runter gelassen. „Für was?“ „Zum Schlafen“, sagte der Junge. „Aber … du hast doch oben …“ „Da will ich heute nicht schlafen“, meinte er nur leise und Zoe fragte gar nicht erst weiter. Denn Sky schlief schließlich oben im gleichen Raum wie sein Vater. Und da der nun nicht mehr da war- Sie konnte ihn verstehen. Sky strich mit der Hand über das Polster der Couch. Er verzog leicht das Gesicht. Alles war verstaubt. Das war auch kein Wunder. „Hier ist es ziemlich dreckig“, sagte Zoe, die nun auch ins Zimmer gekommen war. „Logisch“, meinte Sky dazu. „Warum?“ „Weil seit dreizehn Jahren niemand mehr in diesem Raum gewesen ist“, erklärte er. Zoe rümpfte die Nase. Oh mein Gott!, dachte sie da nur. Das war doch unglaublich. 13 Jahre! Sky nickte: „Genau das …“, er flüsterte nur. „Stimmt“, zischte Zoe fast stumm. Sky drehte sich zu ihr: „Vampir.“ Er lächelte. „Ja … Gedanken lesen …“ Wieder nickte der Junge und plötzlich wehte ein starker Wind durch das Zimmer. „Mach die Augen zu!“, forderte Sky Zoe auf. Das hatte sie jedoch schon getan, denn der ganze Staub wurde aufgewühlt. Sie kniff die Augen zu und hielt sich die Arme schützend vors Gesicht. Zu reden wagte sie es nicht, da fiel ihr ein, dass er doch Gedanken lesen konnte. Was machst du?! Sky stutzte und drehte sich zu ihr um. Da musste er grinsen: „Ich mach sauber.“ Auf solch eine Art und Weise?! „Stört’s dich?“, meinte er da nur, doch einige Sekunden später hörte der Wind auf. Zoe schüttelte den Kopf, doch an ihr war kein Staubkorn! Sie schaute den Vampir an, der Raum wirkte nun viel heller. Sie erkannte sogar die Farben der Möbel, die noch in einem sehr guten Zustand waren. „Ist das ok so?“, fragte Sky und schritt durchs Zimmer. Zoe blickte sich um. Sie nickte. „Na dann“, meinte der Junge und setzte sich auf die Couch. Er klopfte neben sich. „Ich?“, Zoe deutete auf sich selbst. Er nickte und klopfte abermals neben sich. Ohne großartig zu zögern, ging sie auf ihn zu und setzte sich nicht neben ihn. „Was…“, er schaute sie verblüfft an, als sie sich frontal auf seinen Schoß setzte. Zoe grinste: „Stört’s dich?“ Seine Augen verformten sich zu Schlitzen. Nain drückte sich nach einer Weile nach oben und setzte sich wieder. „Was?“ „Wir sollten geh’n“, meinte sie und schaute zum Himmel. „Warum? Ist doch schön hier“, hauchte Kail in den Wind. Nain hob eine Augenbraue: „Es ist für mich kein Problem, die Nacht im Wald zu schlafen, doch meine Mutter weiß es nicht und wird sich dann Sorgen machen. Ich habe ihr in letzter Zeit genug Sorgen bereitet.“ Kail blickte ihr in die Augen, doch er war leider kein Vampir. Sie lächelte: „Kommst du mit, oder nicht?“ „Na ja … ich …“, er drehte den Kopf zur Seite. „Och, komm…bitte“, machte Nain da. Kail setzte sich und legte den Kopf leicht in den Nacken, um ihr in die Augen schauen zu können. Sie lächelte weiterhin. Ihm huschte nun auch ein Lächeln über die Lippen. „Also kommst du?“, fragte Nain und setzte sich nach dieser Frage neben ihn. Kails Blick folgte ihr. Nun hob sie eine Augenbraue: „Hat’s dir die Sprache verschlagen?“, ein frecher Unterton war in ihrer Stimme zu hören. Kail erwiderte nichts, er schaute sie nur weiter an. „Du willst, dass ich hier bleibe, nicht? Was stört dich so sehr am Dorf?“ „Dass dort Menschen leben“, sagte er kühl und leicht angewidert. Nain schlitzte die Augen: „Ich bin auch einer, falls du es vergessen haben solltest!“ Er schluckte und zuckte zurück: „Aber … ich … ich meinte … doch nicht … so war das …“, er brachte keinen vernünftigen Satz zustande. Sie schaute betrübt zu Boden: „Du bist doch selber einer…“ „Ich bin seit sechs Jahren kein Mensch mehr, Nain!“ „Aber du warst es!“, entgegnete sie ihm barsch. Kail öffnete den Mund, doch er konnte nichts erwidern. Nain blickte ihm in die Augen: „Wenn dich die Menschen so stören, dann sollte ich am besten nie wieder auf dich aufpassen!“ Kails Augen weiteten sich: „Nein!“, er griff nach ihrem Arm. Nain schaute ihn an und eine leichte Unsicherheit verbarg sich in ihren Augen. „Das…das war doch nicht…ich meinte doch…bitte, nehm mir das nicht übel. Ich kann mich nicht mehr so genau mit normalen Menschen identifizieren.“ „Ach und mit mir schon, oder was?“ „Na ja…du musst zugeben, dass du auch nicht unbedingt so normal bist …“, er blickte sie kurz an, dann senkte er den Blick. Nain schürzte die Lippen und schaute ihn an: „Na ja…“, sie überlegte, „…aber ich bin auch nur ein Mädchen.“ „Aber du lebst unter Menschen.“ „Das hast du auch, Kail. Du weißt nur nicht mehr, wie es ist. So viel wird es sich nicht verändert haben.“ „Das weiß man nie“, entgegnete er nur und ließ sie los. Nain blieb allerdings sitzen. „Du redest dir das ein, Kail. Ich bin so wie du. In einer Hinsicht anders, aber eigentlich so wie die anderen. Du denkst doch nicht anders als andere Jungen im Dorf.“ „Keine Ahnung. Jeder hat andere Gedanken und Meinungen.“ „Ja, das schon, aber im Prinzip ist es grob gesehen das Gleiche.“ Er nickte zustimmend. „Aber du bist nicht wie ich“, meinte er dann. „Und wenn schon. Du bist momentan ein ganz normaler Junge, vielleicht in einer Hinsicht anders, nämlich, dass du stärker und robuster bist. Aber nur an Vollmond bist du das, wofür du dich jetzt hältst: ein Werwolf.“ „Und wenn schon. Ich bin im Moment auch ein Werwolf, nur in Menschengestalt. Ich kann trotzdem töten!“ „Aber die Krankheit nicht verbreiten!“, zischte sie und kam näher an sein Gesicht. „Krankheit nennst du das also, hä? Für mich ist es ein Fluch, ein Fluch, der mein Leben zerstört hat.“ „Ein Fluch, der dein Leben verändert hat, nicht zerstört.“ „Es wird mich umbringen und das weißt du auch!“, sagte er und zog sie näher zu sich. „Und das will ich nicht, Nain, verstehst du? Ich bin noch jung … ich will leben, nicht unter diesem Fluch zugrunde gehen. Das ist nicht der Sinn meines Lebens.“ „Jeden trifft das Schicksal. Meines ist es, anders zu sein. Trotzdem finde ich mich zu Recht und nach den vielen Jahren haben sie aufgehört, mich zu beschimpfen und zu verfluchen. Ich bin ein Kind, ein Mensch, ein ganz normales Mädchen, das, wie jeder andere auch, seine speziellen Eigenschaften hat. Denkst du, sie wissen, dass du der Werwolf bist? Keiner kennt die Bestie in seiner menschlichen Gestalt. Für sie bist du ein Fremder …“ „Für mich sind es nicht mehr meine Freunde, Familie und Bekannte. Meine Familie ist tot, meine Freunde haben nie nach mir gesucht und Bekannte … wer braucht die schon. Jetzt bin ich mit Jason und Don befreundet, doch wir sehen uns so gut wie nie. Ich habe wenig mit anderen Leuten zu tun.“ Nain schüttelte den Kopf: „Dann tue ich dir doch einen Gefallen, wenn ich gehe.“, sie stand auf und ging einige Schritte. Als sie merkte, dass er aufgestanden war, ging sie langsam weiter und verschwand zwischen den Bäumen. Kail ging ihr nach, seine Schritte hörte sie im Gras. „Keineswegs.“, Sky legte seine Arme um ihre Taille. Mit ihr hatten sich Welten für ihn geöffnet. Er hatte zuvor nie solchen Kontakt zu einem Mädchen. Zoe grinste. Sie hatte schon Jungs kennen gelernt, doch keiner ihrer Klassenkameraden sprach ihr zu. Sie beugte sich nach vorne und gab Sky einen Kuss. Der lächelte. Seine Augen fielen ihm halb zu. „Was ist denn, Süßer?“, fragte Zoe mit sanfter Stimme. Er seufzte bloß. Da hob sie sein Kinn und blickte ihm in die Augen: „Müde?“ Sein Mund ging ein Stückchen auf und er schaute sie verträumt an. Zoe musste etwas kichern. Sky hob die Augenbrauen und schaute plötzlich etwas verwirrt. „Was … was war los?“ „Was? Du bist …“, wieder musste sie kichern und stupste ihm auf die Nase. „Was bin ich?“ „Du sahst so süß aus …“ „Wann? Wie? Was?“ „Du hast so verträumt und zufrieden geschaut. Was hast du gedacht?“ „Weiß nicht …“, er strich ihr über den Rücken. „Aber …“, sie schob seine Hand leicht zur Seite, „… du musst doch wissen, was dir durch den Kopf gegangen ist.“ „Nein …“, seine Stimme klang sanft und leise. Sie lächelte und streichelte ihm über die Wange, worauf er die Augen schloss. Deswegen gab sie ihm einen Kuss, doch wirklich überrascht war er nicht darüber. Er genoss es dennoch sehr. Beide hatten sie nun die Augen geschlossen. Kapitel 16: 16 -------------- Nun waren alle wieder zu Hause angekommen, nur Nain und Kail noch nicht. Das Mädchen verbarg sich hinter einem Baum, an dem Kail leise vorbei ging. Er hatte sie jedoch nicht bemerkt. Dass er barfuss durch Dornen ging, störte ihn recht wenig. Nain jedoch verzog das Gesicht, als sie es sah. Seine Fußsohlen bluteten sogar schon. Doch Kail war es gewohnt, ihn störte das Bisschen Schmerz nicht. Als sie die Luft scharf einzog, lauschte er auf und drehte sich grinsend zu ihr um. „Na …“ „Du willst doch nichts mit Menschen zu tun haben“, entgegnete Nain bloß. Kail ließ den Kopf hängen: „Sei mir doch nicht böse wegen der Aussage. Das war doch nicht an dich gerichtet …“ „Aber an Menschen. Und ich bin ein Mensch, Kail.“ „Das weiß ich. Aber du bist ein Mensch mit magischen Kräften.“ Nain legte den Kopf schief: „Und?“ „Das ist abnormal, genau wie ich auch. Und deswegen …“ „Bin ich dir sympathisch.“ „Genau.“, er nickte. Dann kam er auf sie zu. Als er vor ihr stand, blickten die beiden sich in die Augen. „Ich habe trotzdem nicht vor, eine Nacht im Wald zu verbringen. Ich habe schon genug Zeit in meinem Leben hier verbracht.“ „Ich wette nicht so viel wie ich“, konterte Kail. Nain schwieg und schaute an ihm vorbei. „Wenn das Angebot noch gilt, dann komm ich mit“, erklärte der Junge und lächelte. Nain überlegte kurz und nickte dann: „Klar, das gilt noch.“, sie nahm ihn an der Hand und zog ihn hinter sich her. „Tun deine Füße nicht weh?“, fragte das Mädchen und drehte den Kopf zu ihm. Kail schüttelte den Kopf: „Nein, warum?“ „Ähm …“, sie schaute zu seinen Füßen, deren Sohlen immer noch bluteten. „Tut nicht weh, keine Sorge …“ „Aber entzündet sich das nicht?“ „Nein“, meinte Kail nur. „Die Wunden heilen ziemlich schnell … es ist doch kein reines Blut, schon vergessen?“ Sie schüttelte den Kopf und bald waren auch die beiden zuhause. Die Nacht verlief soweit ruhig, der Mond nahm langsam ab, bis es nach zwei Wochen Neumond gab. In dieser Nacht war es sehr dunkel im Wald. Sky genoss es sehr, denn er streifte gerne durch die Finsternis. Dann war er kaum sichtbar. Don, Jason und Kail saßen auf einer Lichtung. Kail saß auf einem Ast, Don auf dem Boden und Jason lehnte sich an den Baumstamm unter Kail. Sie schwiegen nun schon seit fünf Minuten. Dann sagte Don: „Was war denn bei euch so los in den letzten Tagen?“ „Nichts.“, antworteten die anderen zwei und seufzten. „Und was habt ihr noch so vor?“ „Keine Ahnung“, sagte Jason und streckte sich. Die beiden schauten zu Kail nach oben. Der zuckte bloß mit den Schultern. „Nichts?“, fragte Don wieder. „Na ja … ich weiß nicht … vielleicht kommt das noch.“ „Du bist so ungewohnt still“, meinte Jason zu dem Jüngsten. Kail blickte zu ihm runter: „Was soll das denn heißen? Don quasselt doch immer am meisten.“ „Ja, aber du hast sonst auch mal was zu sagen und heute Nacht. Du schweigst ja die ganze Zeit.“ „Was soll ich denn schon sagen?“ „Keine Ahnung. Was dir so durch den Kopf geht“, warf Don dazwischen und stützte sich auf den Händen ab. Kail neigte den Kopf zur Rechten: „Weiß nicht …“ „Och komm. Du wirst ja wohl irgendwas denken!“ „Ja, dass du ihn nervst“, lachte Jason. Don verschränkte die Arme und blies die Backen auf. Kail grinste: „Nein … ok, das schon, aber nicht wirklich. Ist schon gut. Ich bin nicht schnell zu nerven.“ „Na dann ist ja gut“, sagte Jason und winkelte ein Bein an. Kail seufzte wieder und suchte die schwachen Umrisse des Mondes. Man konnte ihn wirklich kaum erkennen, doch es war keine Mondfinsternis. Sky hätte das gefreut, doch das bisschen Licht war auch schon ok. Er streifte durch die Schatten der Bäume und blickte sich um. Blutdurst hatte er noch nicht. Suchte er jemanden? So könnte man meinen. Doch wirklich suchend war sein Blick nun auch nicht. Das konnte man jedoch in seinen Augen nie wirklich erkenne. Skys Augen strahlten weiß. Er war nachdenklich. Vielleicht suchte er doch jemanden, oder er dachte an etwas. Doch an was? Oder an wen? „Wo …“, murmelte Sky. Doch mehr Worte bekam der Wind nicht zu fressen. „Was ist los mit dir?“, meinte Don und blickte weiter zu Kail. Der Wolf reagierte nicht wirklich. Er schüttelte nur den Kopf. „Och komm sag mal. Dich bedrückt doch was“, hakte der Kleinste weiter nach. Doch Kail schien ihn nicht zu hören. Er war in Gedanken und blickte weiter suchend in den Himmel, durch das Geäst der Baumkrone hindurch. Er seufzte wieder. Da merkte er auch nicht, dass neben ihm plötzlich jemand saß. Als er es in den Augenwinkeln bemerkte, schreckte er zur Seite: „Mein Gott! Erschreck mich nicht so!“ Jason und Don schauten sofort wieder zu ihm. Skys Augen blitzten auf: „Tut mir leid. War nicht meine Absicht …“ „Was dann?!“, zischte Kail und seine Augen blitzten rot auf. Sky lächelte: „Immer mit der Ruhe. Ich hab dir nichts getan … warum kannst du mich denn so plötzlich nicht leiden.“ „Ich hatte dich noch nie wirklich gern, schon vergessen“, meinte Kail nur. Sky rümpfte die Nase, blickte sein Gegenüber jedoch weiter an. „Was willst du?“, fragte Jason, der Sky nun auch erkannte. Der Vampir schaute zu ihm herab: „Was geht dich das denn an?“ Kail packte Sky am Kragen: „Rede!“ Die roten Augen blickten nun in Skys weiße Augen. Der hatte jedoch keine Miene verzogen. „Wenn ich mir das recht überlege … nein, du wirst mir sowieso nicht helfen.“ Kail zog eine Augenbraue hoch und neigte den Kopf leicht zur Seite: „Bitte, was? Helfen?“ Sky nickte und lächelte: „Aber du wirst ja eh nicht zusagen. Von daher muss ich mir wohl einen anderen Werwolf suchen.“ Die beiden unten am Boden blickten sich an und grinsten: „Da kannst du lange suchen.“ Skys Mundwinkel fielen erst herab, dann spielte er etwas damit. „Mmh … na dann … dann kann ich das halt vergessen. Was anderes versuchen ist zwar Schwachsinn, aber Selbstmord ist es so oder so.“ Kail drehte ihn wieder grob zu sich: „Selbstmord? Was hast du denn vor?“ Sky schüttelte den Kopf: „Bei einer so unfreundlichen Bestie frage ich erst gar nicht nach!“, in seinem Ton lag pure Frechheit aber auch etwas Neugierde erregendes. Kail musterte ihn intensiv und ehe Don und Jason sich versahen, waren die beiden verschwunden. „Was hast du vor?!“, Kail drückte Sky an die Wand in einem dunklen Zimmer. Der Vampir hob die Hände: „Reg dich erst mal ab, Kumpel.“ „Ich bin nicht dein Kumpel!“ „Aus diesem Grund frage ich nicht und weihe dich auch nicht ein!“, fauchte Sky und Kail ließ ihn los. „Schon besser …“, der Vampir strich sich seine Kleidung glatt. „Jetzt sag mir, was du vorhast. Was spielt sich in deinem kleinen Köpfchen ab?“ Sky hob eine Augenbraue: „Ein Mord.“ „An wem?“, fragte Kail und ließ sich auf dem Boden nieder. „Im Vordergrund der an meinem Vater. Doch ich plane den nächsten.“ „An wem?!“, Kail tippelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Holzboden. Dass Skys Vater ums Leben gekommen war, war dem Wolf anscheinend sehr egal. Sky tigerte durch den Raum. Er räusperte sich. „Sag es endlich, oder du kannst meine Mitarbeit ganz vergessen!“ „Dann erzwing ich sie!“, zischte Sky und in der Wand neben Kails Kopf steckte ein Wurfmesser. Der Werwolf ließ sie Augen aufleuchten: „Wie willst du Nichtsnutz von einem Vampir das schon machen?!“ Der andere tigerte weiter durch das Zimmer. Dann sagte er sachlich: „Du hast keinen klaren Kopf, wenn du ein Werwolf bist. Dann lockt man dich zu der Stelle, an der man dich braucht und fertig.“ „Und fertig?“ „Dann hat man deine Hilfe.“ „Ich soll an einen Ort? Aber ich dachte, es geht um Mord.“ Sky tauchte ganz nah vor Kails Gesicht auf: „Tut es doch, mein Lieber. Tut es.“ Kail wollte nach ihm packen, doch schon stand Sky wieder am anderen Ende des Raums. „Okay, aber … jetzt erklär mir, an wem der Mord verübt werden soll. Oder, was ich mit der Sache zu tun hab.“ „Du wirst der Mörder sein.“ Kails Gesicht wurde komplett farblos: „Was?! Ich werde niemanden töten!“ „Wenn es sich dabei um keinen Menschen handelt?“, fragte Sky ohne wirklich auf die Reaktion von Kail einzugehen. „Um wen dann? Sag es endlich!“ „Wozu würde ich dich brauchen? Du, als Werwolf, bist der Einzige, der diese Kreatur töten kann. Hast du denn keine Ahnung, wer den Werwolfsfluch in die Welt gesetzt hat? Keine Ahnung, wegen wem du zu dem wirst, was in deinem Blut ist?“ Kail stand auf und ging auf ihn zu. Schnell packte er Sky am Kragen: „Das ist mir scheißegal! Ich will diesen Fluch einfach nur loswerden!“ „Das ist leider nicht mehr möglich, Kail. Du bist seit nunmehr sechs Jahren von dieser Krankheit besessen. Du kannst nur noch daran sterben, sonst hast du kein Schicksal mehr. Deines meint es wohl nicht gut mit dir.“ „Dann sag mir, wer der Kerl ist!“ „Wütend? Auf mich, oder auf den, der den Fluch erschaffen hat und das Gegengift besitzt, welches dir nicht mehr helfen wird?“ „Wer war das?!“, Kails Stimme war rau und Wut lag in ihr. Der Junge wurde immer ungeduldiger. Sky hob die Hände und Kail setzte ihn ab. „Gut, danke. Also …“, der Vampir seufzte und räusperte sich wieder. „Der, wegen dem du von einem Werwolf angesteckt wurdest, befindet sich nicht in diesem Land. Noch nicht. Ich werde ihn zum nächsten Vollmond einladen. Er ist der Mörder meines Vaters und ich will, dass du die Welt von der Bestie befreist.“ Kail und Sky standen sich gegenüber. „Die Welt befreien von wem?“, fragte Kail nun wieder, doch seine Stimme war ruhig und sicher. Sky schmunzelte: „Das, mein Guter, wirst du noch erfahren. Mach dir Gedanken darüber. Ich verwende dich dazu, wofür du geschaffen bist. Denn allein du bist befähigt, diesen Mann, ob in Menschengestalt oder nicht, zu töten.“, mit diesen Worten war Sky verschwunden. Kail blickte ins Leere und verschwand dann auch aus dem Raum. „Und der fünfte Tag.“, Nain lag auf ihrem Bett. Sie blickte an die Decke und langweilte sich ihrer Meinung nach zu Tode. „Das überleb ich nicht!“ Das Mädchen hatte zwei Wochen Hausarrest. Niemand durfte zu ihr. Und sie langweilte sich jeden Tag mehr. Sie hatte schließlich keine Beschäftigung. „Noch neun Tage …“, murmelte sie in die Dunkelheit. Sie seufzte. Don und Jason saßen immer noch auf der Lichtung und unterhielten sich etwas, als es in den Ästen raschelte. „Was …“ „… war das?“, beendete Jason den Satz. Zwischen ihnen landete Kail auf dem Boden. Die Jungs schauten ihn erschrocken an, dann atmeten sie auf. „Wo warst du?“, fragte Don. „Weg!“, blaffte Kail und ließ sich auf dem Boden nieder. „Mit Sky?“, fragte Don weiter. Kail nickte. „Was hat er gesagt?“, fragte nun Jason, der interessiert war, was der Vampir gemeint hatte. Kail dachte nach. Er dachte über die Worte des anderen nach. Denn Sky hatte irgendwo Recht. Nur fand Kail keinen Anhaltspunkt, wer diese Bestie war, die nur er töten konnte. Er neigte den Kopf von einer Seite zur anderen. „Was ist denn los?“, fragte Don und kniete sich hin. „Ich weiß nicht, wer diese Person sein soll“, sagte Kail leise und neigte den Kopf wieder in die andere Richtung. „Welche Person?“, fragte Jason und setzte sich gerade hin. „Die sich umbringen will?“, fragte Don, der immer noch an dem Selbstmord hing. „Nein, die umgebracht werden soll. Die ich umbringen soll!“, Kail blickte erst zu Don, dann zu Jason. Die beiden schauten ihn fragend an. „Mehr Info“, forderte Jason. Kail stand auf und setzte sich so, dass die drei ein Dreieck bildeten. „Also … Sky hat gesagt, es handle sich um eine Person, die nicht im Land ist, aber zu Vollmond kommen solle. Dann wäre ich als Werwolf der einzige, der diese Bestie töten könne. Ich verstehe das nicht.“ „Hat er sonst noch was gesagt?“, fragte Don. „Hm … dass … ah ja, dass diese Person diejenige wäre, die den Werwolfsfluch erschaffen hat. Und er hätte das Gegengift, das mir nicht mehr helfen kann.“ „Nicht in diesem Land … mmh …“, die beiden anderen überlegten nun auch, doch da Kail nicht noch mehr Informationen lieferte, kamen auch sie auf keinen Entschluss. Kail war noch etwas aufgebracht und musste erst wieder richtig runterkommen. Er seufzte und ließ sich auf den Rücken fallen. Die andere beiden musterten den Jungen. Am nächsten Morgen waren sie wieder alle im Wald verstreut. Don war im dunkleren Teil des Waldes, Jason näher an den Bergen, Kail saß in einem Baum, der über den See hing, und Sky war zuhause. Er lag auf der Couch im Untergeschoss und blickte an die Decke. Der Raum war nicht sehr dunkel am Tag, das störte ihn etwas. Kail ließ seine rechte Hand im Wasser baumeln. Er lag auf dem Bauch, den Kopf auf den linken Arm gelegt und blickte ins Wasser. Es war kühl. Doch er nicht. In seinem Kopf war immer noch die Frage, um wen es sich bei dieser Person handelte. Er hatte Skys Worte noch immer nicht verstanden. Der jedoch wusste genau, wen Kail für ihn umbringen sollte, doch Sky plante noch, wie er die Person nach Italien kriegen konnte. Der Junge legte die Stirn in Falten. „Du Monster, das wirst du noch büßen! Aber wie mache ich das? Deine Bräute wirst du nie alleine lassen. Oder sie dich nicht!“, er fauchte etwas und richtete sich auf. Dann verschränkte Sky die Arme vorm Bauch. „Das kann doch nicht so schwer sein! Wie … wie macht man das? Wie formuliert man eine Einladung an eine so bedeutende Person? Oder eher ist es schwierig: Wozu lade ich den Bastard ein?!“, er stand auf und trat einen Hocker um. Der zerfiel in seine Einzelteile, doch das störte den Vampir nicht. Kail hatte keine Lust, den ganzen Tag auf diesem Ast zu verweilen und so ließ er sich ins Wasser fallen. Von dort aus schwamm er zum Ufer, krabbelte auf die Wiese und blieb einen Augenblick in der Sonne liegen. Schnell trockneten seine Sachen und seine Haare und so machte er sich auf in Richtung Dorf. „Sechster Tag!“, diese Worte kamen Nain immer über die Lippen. Sie saß auf ihrem Bett und war am lernen. Dann zauberte sie Kleinigkeiten vor sich hin und ließ sie entweder davon schweben oder verschwinden. Dann seufzte das Mädchen. „Ich will nicht mehr…warum darf niemand zu mir kommen?“, ihre Augen waren leer. Sie ließ den Kopf hängen und stützte ihn daraufhin in ihren Händen ab. „Stundenlang nur Zaubern. Das ist ätzend!“, denn sie lernte seit drei Stunden, um ihre letzten Zauberstunden aufzuholen. Für die Schule hatte sie schon alles wiederholt. „Das kann ja was werden …“, Nain knurrte. Fünf Minuten später hörte sie es knurren. Eine Katze fauchte hinterm Haus, dann hörte sie den Wind unter den Schiefern zischen. Sie schüttelte den Kopf und steckte die Nase wieder ins Buch. Doch dann hörte sie wieder dieses Knurren, was aber nicht aggressiv klang. Eher lockend. Sie kratzte sich am Hinterkopf und stand auf. Dann ging sie zum Fenster. Das öffnete sie und blickte hinaus. Doch sie konnte nichts und niemanden sehen. Auch die Katze war verschwunden. „Hm … komisch …“, machte sie, zuckte mit den Schultern und ging wieder zu ihrem Bett. Als sie sich gerade setzen wollte- da! Wieder dieses Knurren! „Meine Güte!“, meinte Nain und lief wieder ans Fenster. Dort beugte sie sich nach draußen, doch konnte immer noch niemanden sehen. „Mir reicht’s! Scheiß auf den Hausarrest!“, so kletterte sie aufs Dach und ließ sich die Sonne kurz ins Gesicht strahlen. Dann blickte sie sich um. Wo bist du?, fragte sie sich. Nain kroch gewand über die Ziegel, sodass es leise blieb. Angst vor dem Fall hatte sie nicht. Sie tat dies oft, denn auf dem Dach klettern ist eine Möglichkeit sich die Langweile zu vertreiben. Doch wirklich gestürzt war sie noch nie, nur bis zur Regenrinne. Daran fand sie immer Halt, wenn es nötig war. Doch das war es schon lange nicht mehr gewesen. Sie kletterte nach oben und blickte sich um. Als sie sich auf die Spitze des Daches setzen wollte, packte jemand sie von hinten und zog sie nach unten. „Hey …“, doch schon wurde ihr der Mund zugehalten. Sie schloss die Augen und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Doch halt! Sie kannte diese rauen Hände. Als Nain die Augen wieder öffnete, lächelte ihr ein bekanntes Gesicht entgegen. Sie hob die Augenbrauen und blickte ihn dann sanft an. „Erschreckt?“, fragte er und ließ sie los. „Kail …“ „Warum sitzt du drin?“ „Hausarrest. Ich wäre lieber draußen.“ „Glaub ich dir“, meinte Kail. Nain nickte. „So eine Scheiße!“, Sky trat nun den Tisch zusammen. Denn alle Möbelteile in dem Raum gingen sehr leicht kaputt. „Worauf könnte der Bastard schon anspringen?!“, er ließ sich auf der Treppe nieder. Dann schlug er die Hände vors Gesicht. „Das kann doch nicht so schwer sein …“ Da öffnete sich plötzlich die Tür. „Ah!“, Sky schrie wegen des Lichts auf und ging hastig einige Schritte zurück in den Raum. „Entschuldigung, Sky … ich wusste ja nicht …“, Zoe schloss die Tür hinter sich. „Schon gut. Mir ist nichts passiert. Ich hab mich bloß erschreckt“, erklärte der Vampir und sie trat in den Raum. „Mein Gott, wie sieht’s denn hier aus?!“, Zoe blickte sich um. „Na ja …“, auch Sky schweifte das Zimmer mit seinem Blick. „Ich … ich bin am nachdenken.“ „Und aus dem Grund machst du die Einrichtung zunichte?“, fragte Zoe frech. Der Ältere seufzte bloß. Er setzte sich auf das Sofa, welches noch heil war. „Worüber denkst du nach?“, fragte Zoe und stellte sich vor ihn. „Wie ich ihn nach Italien kriege“, sagte Sky. Zoe neigte den Kopf zur Seite und blickte ihn fragend an: „Wen?“ „Dracula!“, Skys Stimme war gereizt oder eher entnervt. „Mach mich nicht so an!“, zischte Zoe und setzte sich. „Sorry … ich bin halt …“ „Du kamst noch auf keine Idee und hast so gut wie alles schon in Erwägung gezogen. Doch keine Idee würde Dracula wirklich hier her bringen.“ Sky nickte: „Genau das … ich hab sogar bereits ein erstes Mal mit Kail gesprochen.“ Zoe schaute ihn erstaunt an. „Was?“ „Was hat er darüber gesagt?“ „Ich hab ihm nicht gesagt, dass es sich bei der Person um Dracula handelt.“, erklärte Sky. Zoe nickte nun. Auch sie dachte nun nach. Nach wenigen Minuten stand sie auf und schritt durch das Zimmer. Sky legte wieder die Stirn in Falten. Ihm wollte einfach nichts einfallen. Als er aufstand, brach das Sofa unter ihn zusammen. „Das kann doch nicht …“, er warf den Bruchstücken einen wütenden Blick zu. Zoe kicherte und ging dann weiter durch den Raum. An den Wänden hingen Bilder. Alles war noch leicht verstaubt, trotz Skys Reinigungsaktion. Oder hatte die Zeit die Farbe einfach mitgenommen? Das war natürlich auch möglich und sogar logischer. Zoe strich leicht über einen der Rahmen. „Nicht anfassen!“, meinte Sky schnell. Sie drehte sich zu ihm um: „Wieso?“ Sky lächelte leicht blamiert: „Nicht, weil du es nicht darfst … aber … es fällt momentan so gut wie alles in sich zusammen. Ich will nicht, dass die Bilder auch kaputt gehen …“ „Schon okay. Ist gut“, lächelte Zoe und schritt weiter durch den Raum. Auch Sky begann zu gehen und nachzudenken. „NAIN!“, Madiva klang bestimmend. Das Mädchen zuckte zusammen. Sie saß nun schon seit zehn Minuten mit Kail auf dem Dach und ließ sich von der Sonne wärmen. Kail hielt sie noch immer im Arm. Nain seufzte: „Ich muss rein, sonst bekomm ich Ärger …“ „Ach Quatsch!“ „Doch … leider. Ich würde ja auch lieber hier bleiben…“ Kail nickte und lockerte seinen Griff. „Tut mir leid…“, meinte Nain noch. „NAIN! KOMM RUNTER!“, Madiva war in der Küche. Es sollte bald Essen geben. Nain ließ den Kopf hängen. „Ich will nicht …“ „Du musst. Ich warte hier.“ „Aber ich kann nicht einfach wieder raus, das darf ich nicht. Und es darf niemand zu mir kommen“, erklärte Nain. „Das ist mir doch egal. Bin ich niemand?“, Kail grinste. Nain musste nun auch lächeln: „Nein, du bist jemand. Aber … wir werden sehen.“ Beide nickten und schon kletterte Nain wieder zu ihrem Fenster. Dort sprang sie ins Zimmer und lief ins Treppenhaus: „Komm schon! Sorry! War beschäftigt!“ Schnell war sie unten und deckte den Tisch. Nach dem Essen ging sie wieder ins Treppenhaus. „Was machst du denn den ganzen Tag in deinem Zimmer?“, fragte Madiva noch. „Lernen“, sagte Nain. „Fürs Zaubern. Ich hab doch Morgen wieder eine Stunde, oder nicht?“ „Doch … ok, dann lern mal schön. Wenn ich dich brauche, dann rufe ich. Und ich will hoffen, dass du dann kommst.“ „Werde ich. Ich höre dich doch.“, Nain lief auf ihr Zimmer. Dort machte sie das Fenster auf: „Kail?“, ihre Stimme war leise. „Ja- ha …“, machte der Junge. Er saß neben dem Fenster und grinste Nain an, als diese aus dem Fenster stierte. Sie lächelte: „Kann ich wissen, dass du hier unten bist?“ „Nein. Aber ich habe es gehofft.“ „Was? Das ich es weiß?“ „Nein, dass du kommst“, sagte Kail und sie kletterte wieder auf den warmen Schiefer. Nach einiger Zeit drehte Zoe sich um: „Eine Frage.“ „Was?“, entgegnete Sky und blickte sie aus der anderen Ecke an. „Ich bin doch kein richtiger Vampir … und Ladislaus weiß das.“ „Ja. Und?“ „Na ja … kann er einen nicht zum Vampir machen?“ Sky ging ein Licht auf: „Ja! Das kann er. Und du wirst ihn darum in einem Brief bitten.“ Zoe lächelte und ging auf Sky zu. Der lächelte nun auch und atmete etwas auf. Sie küssten sich und dann meinte der Junge: „Ich geh Briefpapier und so holen.“ „Kann ich mit normalem Füller schreiben?“ „Klar. Wenn du willst auch mit einer Feder.“ „Nein…lieber Füller“, meinte Zoe und schon war er verschwunden. Keine drei Wimpernschläge später stand er schon wieder vor ihr. „Formuliere es freundlich und einem Grafen angemessen“, forderte er sie auf und Zoe setzte sich auf einen Sessel an den noch stehenden Tisch. „Den anderen hast du ja zertrümmert!“, meinte sie aus Spaß. Sky nickte und setzte sich auf den Boden. „Okay…oh Gott, wie schreibt mal einen Brief an einen Grafen?“, Zoe war ziemlich nachdenklich. „Ich hoffe, du hast eine schöne Schrift“, sagte Sky. Sie zog einen Mundwinkel etwas an und neigte den Kopf zu beiden Seiten. „Nicht?“ „Ach doch, schon. Aber nicht so super hübsch.“ „Das muss keine perfekte Schönschrift sein. Aber trotzdem schon … na ja … hervorstechend.“ „Hast du eine so wundervolle Schrift?“, fragte Zoe leicht gehässig. „Mein Vater ließ mich alle Briefe an Dracula schreiben“, erklärte Sky etwas hochnäsig. „Toll. Dann schreib du doch!“ „Aber der Brief soll von dir sein, nicht von mir!“ „Aber Dracula weiß, dass ich deine Begleitung bin!“, meinte Zoe nun ernster. „Und? Das hat doch damit nichts zu tun.“ „Er hat deine Morddrohung doch gehört! Sky, der Mann ist nicht blöd.“ „Das weiß ich selber. Jetzt schreib!“ „Was denn?“ „Erstmal die Begrüßung“, erklärte Sky. „Und … wie begrüßt man einen Graf Dracula?“ „Sehr verehrte Graf …“, meinte Sky und rollte die Hand in der Luft. Zoe schrieb. Langsam und ordentlich. Sky stand auf und begutachtete ihre Schrift: „Ist doch schön“, sagte er dann und Zoe lächelte. „Ist das denn auch gut so?“ Er nickte und setzte sich neben ihr auf den Boden. „Du kannst dich ruhig auf die Armlehne setzen“, erklärte sie, doch er lehnte ab. „Und was nun?“ „Was du von ihm willst“, sagte Sky. „Was denn?“ „Ich möchte Euch gegenüber einen Wunsch äußern, den es zu erfüllen vermag. Ihr wisst bereits, dass ich kein vollwertiger Vampir bin, oder werden kann, da ich eine, wie Ihr es bezeichnet habt, Mondgestalt bin. Da ich aber in die Lehre zu einem vollwertigem Vampir treten will, ist es nötig, dass Ihr durch Eure Macht, mich zu einem richtigen Vampir macht. Dazu bitte ich Euch, nach Italien zu kommen, da ich durch meine menschlichen Tätigkeiten, wie Schule, nicht in der Lage bin, nach Transsilvanien oder Ungarn zu reisen. Dies bitte ich dann auch zu entschuldigen. Ich würde mich geehrt fühlen, wenn Ihr Euch dazu bereit erklärt, meinen Wunsch tatsächlich zu erfüllen. Mit großer Verehrung …“, so rasselte Sky einen perfekt formulierten Brief an den Grafen runter. Zoe schrieb fleißig mit und er musste Redepausen machen, damit sie mitkam. „Kommt mir vor wie ein Diktat in der Schule“, lachte sie und unterschrieb zum Schluss. „Zeig her!“, forderte Sky von ihr und sie hielt ihm das Blatt hin. Er überflog den Text und suchte nach Fehlern, dann begutachtete er noch die Schrift. „Und?“, fragte Zoe bangend, da er noch eine ernste Miene hatte. Dann lächelte Sky: „Perfekt!“ Sie sprang auf und gab ihm einen freudigen Kuss. „Das ist echt toll. Danke. Du bist mir eine große Hilfe.“ „Auch wenn ich weiß, dass ich dich verlieren werde. Ich stehe hinter dir.“ „Dafür bin ich jeden weiteren Tag dankbarer“, sagte Sky leise und mit samtener Stimme. Nain und Kail saßen derweil auf dem Schieferdach des alten Hauses im Dorf und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Auf den Straßen war es ruhig, abgesehen von ein paar Kindern, die spielend durch die Gärten liefen. Nain blickte sich um und seufzte. „Was ist?“, fragte Kail leise und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Wie gerne ich früher gespielt habe und kein Elternteil wollte, dass sein Kind Zeit mit mir verbringt.“ „Haben sie aber … oder?“, wollte Kail wissen. „Ja. Zoe ist meine Freundin, seit ich vier Jahre alt bin.“ „Schon seit fast dreizehn Jahren?!“, Kail schien erstaunt darüber. „Ja. Sie ist meine beste Freundin. Obwohl man das nie so genau sagen kann. Man versteht sich halt mit allen recht gut. Als ob du nie einen guten Freund gehabt hast!“, sie schaute ihn an. „Na ja … Nain, ich lebe im Wald, seit ich elf bin. Das sind jetzt schon fast sieben Jahre … ich hab mit ein paar Jungs in meinem Alter gespielt, mich mit ihnen getroffen. Aber ich hatte nie eine wirkliche Bindung zu ihnen.“ „Oh … das ist schade. Ich glaube, bei Mädchen ist eine Freundschaft auch noch mal anders.“ Der Junge nickte. „Du kommst aus einem der Nachbardörfer, nicht? Ich habe dich nämlich nie im Dorf oder auf unserer Schule gesehen.“ „Das stimmt. Mein Dorf liegt am anderen Ende des Waldes. Sprich zwei Dörfer weiter“, erklärte Kail und zeigte in die Richtung. „Ja … schon komisch. Aber warum bist du dann immer im Waldstück in der Nähe unseres Dorfes?“, sie schaute ihn an. „Weil hier der See ist“, grinste Kail. Auch Nain lächelte. „Ist doch so. Was soll ich in den Bergen? Der Wald ist schöner …“ „Na wenn du das sagst. Ich lebe ja nicht da…nicht ganz.“ Kail legte seine Arme um sie: „Nicht ganz. Aber schon … irgendwie, nicht wahr?“ „Ja …“, sie nickte wieder und schloss die Augen. Zoe blickte Sky in die Augen, sie wusste, dass das nicht so gut war, doch tat es trotzdem. Er lächelte sanft und sie kam auf ihn zu. Als er die Hand nach ihr ausstreckte, legte sie ihre auf seine Schultern und gab ihm einen Kuss. Sky lächelte innerlich, doch er genoss es lieber, sie noch zu spüren. Denn es waren nur noch ungefähr zwei Wochen, bis sein Tod vielleicht besiegelt war. Wenn er Dracula nicht töten konnte, dann würde dieser sicher ihn töten. Doch auch Sky war nicht dumm. Er würde sich schon zu helfen wissen. Kapitel 17: 17 -------------- Bald brach die Nacht herein. Kail war wieder im Wald und Zoe wieder zuhause. „Was habt ihr den ganzen Tag gemacht?“, Don lag auf dem Rücken und blickte nach ‚oben’ zu den anderen beiden. Wieder saßen Jason, Kail und Don auf einer Lichtung mitten im Wald und unterhielten sich. „Ich war im Dorf“, erklärte Kail. „Oh … und was hast du gemacht?“, Jason grinste und blickte zu dem Wolf auf. Kail lag auf dem Ast über dem Stier und blickte nun nach unten. Seinen Kopf hatte er auf einem Arm liegen und den anderen Arm hatte er auf dem Bauch. „Das geht dich nichts an“, meinte der Wolf dann. „Nichts Braves?“, fragte Don und schloss die Augen. „Ich hab nur auf einem Dach gesessen und mich gesonnt“, erklärte Kail und legte den Kopf auf eine Seite. „Und ihr?“, fragte der Jüngste dann. „Hm … ich war in den Bergen“, sagte Jason. „Und was hast du da gemacht?“ „Ein bisschen spazieren … essen … keine Ahnung. Auch in der Sonne liegen. Geht da gut.“, der Älteste grinste. Nun blickten die zwei zu Don. „Was hast du gemacht?“ „Geschlafen“, sagte der Bär nur. Die Jungen blickten sich dann alle drei kurz an. „Und dann hast du jetzt auch die Augen zu?“, fragte Jason. „Und wenn schon. Lass mich doch. Ich schlafe ja nicht. Mit geschlossenen Augen ist es halt angenehmer.“ „Na wenn du meinst …“, Kail gähnte. „Du hast ja nicht viel geschlafen …“ „Nein. Nur geruht. Und … ich hab seit drei Tagen nicht richtig geschlafen.“ „Warum nicht?“, wollte Jason wissen. „Keine Ahnung. Ich warte darauf, dass Sky zu mir kommt. Ich will wissen, um wen es sich handelt.“ „Mach dir doch nicht so viele Gedanken“, meinte Don und setzte sich. Kail drehte sich auf den Bauch und blickte den Kleinsten an: „Mach ich doch gar nicht.“ „Anscheinend schon, sonst würdest du doch schlafen.“ „Ach was!“, nun ließ der Jüngste sich zu den anderen am Boden fallen. Dort setzte er sich neben Jason. Der nickte: „Aber wirklich … mich interessiert es auch. Schlafen kann ich trotzdem.“ „Ja, du! Du wurdest auch nicht als Mörder angeheuert.“, verteidigte sich Kail. „Scheint dir ja auf den Magen zu schlagen …“, seufzte Don. Kail schloss die Augen und gähnte wieder. „Bist wohl echt ziemlich müde …“, meinte Jason und blickte den Jungen an. Kail ließ die Augen geschlossen und fing plötzlich an zu husten. Die anderen beiden erschraken. Kail hustete ziemlich lange und zum Schluss keuchte er. Sein Atem klang röchelnd. „Alles okay?“, fragte Don schnell. Kail schluckte und kniff die Augen zu. Dann nickte er: „Klar … alles okay …“ „Sicher?“, die Stimmen der anderen beiden klangen besorgt. Kail blickte in seine Handfläche. Blut! Er hustete wieder Blut! Jason schaute über Kails Schulter und sah dies. Er wird daran sterben, dachte der Stier. Der Jüngste der drei atmete noch hektisch. Sein Mund stand ein Stück offen, seine Augen waren verschreckt. Don blickte Jason fragend an. Der blickte nicht gerade erfreut. Jason zeigte auf sein Herz. Don verstand und senkte den Blick. Kails Augen spiegelten Angst und Schrecken. Er konnte den Blick nicht von dem Blut wenden. Es kam aus seinem rechten Lungenflügel, das merkte Kail. Denn an dieser Stelle hatte der Werwolf ihn gebissen. „Falsches Blut!“, zischte er wütend. Die beiden anderen blickten ihn fragend an. „Was?!“, machte Don. „Verfluchtes Werwolfsblut!“, Kails Augen drohten, in Tränen auszubrechen. Jason legte ihm den Arm langsam um die Schultern: „Hey … beruhige dich …“ „Wie denn?! Ihr wisst es doch selber!“ Die beiden anderen warfen sich einen kurzen Blick zu. „Sagt es ruhig! Ihr wisst beide, dass ich daran verrecken werde!“ „Kail!“, machte Jason und packte den Jungen an den Schultern. „Reg dich ab, Mann!“ Kail atmete tief ein, doch man merkte, dass er den Tränen nahe war. Der Jüngste schluckte und brachte dann nur noch rau: „Lasst mich in Ruhe!“, hervor. Jason ließ ihn los und Kail rappelte sich auf. Dabei beobachteten die anderen zwei ihn. Doch bevor der Wolf loslaufen konnte, stieß er beim Umdrehen mit jemandem zusammen. „Oh, hast du’s eilig?“, die Stimme war frech, wie immer. Kail hob eine Augenbraue und tat einen Schritt zurück. Don und Jason standen auf. „Sky, was willst du?“, fragte Don. Der Vampir blickte ihn an: „Das wollt ihr nicht wissen…“ „Aber ich will es endlich wissen! Wer ist das Opfer!“, Kail packte Sky am Kragen und hob ihn an. Sky zog scharf die Luft ein. „Sag es mir!“, rief Kail wieder. „Kail … beruhige dich …“, sagte Jason beschwichtigend. Der Wolf warf ihm einen düsteren Blick zu und der Stier wich zurück. Rein optisch war Jason kräftiger und stärker, doch Kail konnte wirklich Kräfte entwickeln, die man ihm nicht zutraute. Nun funkelte der Wolf den jungen Vampir an. „Lass mich runter, sonst hörst du es erst, wenn es zu spät ist!“, zischte der. Kail jedoch grinste nur: „Ja klar. Was machst du, wenn ich dich nicht runter lasse?“, nun war auch seine Stimme frech. Sky lachte stumm und verwandelte sich in eine Fledermaus. Kail verlor somit den Halt an dem Jungen und Sky setzte zwei Meter weiter weg als Mensch wieder auf. „Sag … sag es endlich!“, Kails Stimme zitterte wieder und er versuchte, nicht wieder zu husten. Denn der Hustenreiz war da. Er räusperte sich und Sky kam auf die drei Jungs zu. Don und Jason stellten sich neben Kail. Der blickte kurz zu beiden Seiten. „Was wird das denn? Leibwächter brauche ich nicht!“ „Schon okay.“, meinte Don nur. Jason nickte. Sky stemmte die Hände in die Hüften und blickte von einem zum anderen. Nun fixierte er Kail: „Du willst es also wirklich wissen? Du willst wissen, wen du für mich ermorden sollst?“ Der Wolf nickte. Sky tauchte hinter den drei Jungen auf: „Es ist eine wichtige Person im Reich der Monster und Bestien.“ Jason drehte sich zu ihm um: „Ach ja? Da gibt es viele!“ „Na, na … nicht so grob, Stier!“ Jason schnaubte und seine Augen funkelten kurz: „Respekt vor Älteren!“ „Ich habe mehr Respekt in meinem kleinen Finger, als du im ganzen Körper!“, machte Sky dann und tauchte ganz dicht vor Don auf. „Hast du auch eine blöde Bemerkung auf Lager, Bär?!“ Don jedoch blickte ihn gleichgültig an: „Ich will es nur wissen, mehr nicht. Ich warte auf mehr Informationen, damit wir endlich darauf kommen.“ „Das ist so simpel, aber was soll man von euch Idioten schon erwarten!“, Sky lachte hämisch und wich vor Kail zurück, der nach ihm schlug. „Mistkerl! Rück mit der Sprache raus, oder ich bring dich um!“ „Das schaffst du gar nicht …“, Sky stockte und blickte nach oben. „Das kannst du an Vollmond noch machen.“ „Dich?!“, fragten Jason und Don, doch Kail schüttelte den Kopf. „Ich weiß es!“ Nun wurde er von allen angeguckt. Sky setzte vor ihm auf und verschränkte die Arme: „Ach ja? Wer ist das Opfer?“ „Er ist der Erfinder des Werwolffluches und der Besitzer des Gegengiftes. Er ist eine hohe Persönlichkeit, kann in Menschengestalt und als Bestie auftreten. Wenn ich ihn für dich ermorde … weil du das willst, ist es für dich Selbstmord. Weil, wenn diese Person tot ist, dann stirbst du mit ihm!“, die anderen beiden klebten an Kails Lippen, nur Sky nicht, der schaute ihm in die Augen und grinste nun. „Und wie ist sein Name? Wenn du es doch weißt, warum redest du um den heißen Brei?“ „Weil du das auch tust“, entgegnete Kail nur und Sky grinste nur noch mehr. Die Augen aller funkelten kurz auf. Die Spannung zwischen den Augenpaaren von Sky und Kail war mit viel Fantasie sogar zu erkennen. „Wer ist es?“, fragten Don und Jason neugierig. Kail grinste und ging rückwärts bis in die Mitte der Lichtung. Dann blickte er in den Himmel: „Wer soll es schon sein?! Graf Ladislaus Dragulia natürlich!“, er lachte und Sky klatschte langsam in die Hände. „Bravo … ich gratuliere dir. Darauf hättest du doch schon lang kommen müssen.“ „Ich war mir nicht sicher. Doch nun bin ich es. Aber warum sollte ich das tun? Nur weil dieser Bastard von Vampirvater der Mörder deines halbblütigen Vaters ist?“ Sky knurrte und flog mit schnellen Schritten auf Kail zu. Der jedoch packte nach dem Vampir und warf ihn zu Boden. Dann kniete er sich über Sky: „Was ist? Es ist doch die Wahrheit! Du weißt selbst, dass dein Vater nicht reinblütig war. Und nur, weil Dracula den Rest deiner Familie nun auch noch ausgelöscht hat, willst du, dass ich diesen Dreckskerl ermorde? Das ist zu wenig, Sky. Warum sollte ich das tun?“ Sky biss die Zähne aufeinander: „Wenn du nicht dein dreckiges Werwolfblut in dein Venen hättest, dann würde ich dich töten! Aber nein, ich brauche dich.“ „Damit ich dich töte!“, lachte Kail. Dann kam er Skys Gesicht ganz nahe: „Das könnte ich auch so, dann wärst du bei deinem Vater.“ „Halts Maul!“, zischte Sky und spuckte Kail ins Gesicht. Der zog nun eine ernste Miene und wischte sich den Speichel des Vampirs weg. Kail grinste darauf finster und legte Sky eine Hand an den Hals: „Wenn du so weiter machst, dann tu ich es gleich!“ „Kail!“, machte Don und ging auf ihn zu. „Bleib weg!“, fauchte der Wolf und Don schrak zurück. Dann widmete der Junge sich wieder ganz dem Jüngeren. Sky jedoch zeigte keine Angst, sondern eher Überlegenheit. „Wenn ich dich nicht bräuchte, dann wärst du auch schon tot, Kail. Dann hättest du das ganze Leid mit deinem falschen Blut nicht.“, er lächelte und ließ kurz seine Vampirzähne aufblitzen. Kail nahm die Hand zurück und wischte das Blut an seinem Shirt ab. „Ich hab doch Recht. Es kommt nicht aus einer Wunde …“ „Tut es doch!“, unterbrach Kail ihn. „Und wo ist diese Wunde?“, fragte Sky und stand auf, da Kail von ihm runter gegangen war. Der Wolf blickte an sich herab und schloss die Augen. Nach einem Moment der Stille brach er wieder in Husten aus. Jason ging zu Kail und hielt ihn auf den Beinen. Kail krümmte sich und keuchte schmerzend auf, als er atmete. Sky schlitzte die Augen und stellte sich vor ihn: „Leb wenigstens noch bis zum nächsten Vollmond. So lange wirst du das ja wohl noch schaffen. Du bist schließlich kein Schwächling.“, mit diesen Worten verschwand der Vampir und Kail lehnte sich an Jason, da er sonst zu Boden gehen würde. Über seine Lippen lief Blut, das er auch wieder an den Händen hatte. Sein Atem klang röchelnd. Don und Jason blickten sich besorgt an, doch dann verlor Kail schon das Bewusstsein. Keine zwei Tage später trat Kail die alte Holztür zu Skys Haus auf. Durch den Knall schrak Sky auf und fiel vom Sofa. Er war gerade eingeschlafen. Doch nun musste er sehen, wer es wagte, einen solchen Krach zu machen. Nur da musste er nicht mal gucken, denn schon erklang Kails Stimme: „Komm her!“ Sky spitzte die Ohren: „Warum sollte ich? Was willst du hier, Kail?!“ Der Werwolf kam in das Zimmer: „Mit dir reden. Und zwar Klartext!“ Sky zuckte nur mit den Schultern und setzte sich aufs Sofa, was er herbeigeschafft hatte, da das andere kaputt gegangen war. „Dann setz dich und sag, was du hören willst.“ „Okay.“, Kail setzte sich neben ihn. „Also kann man mit dir doch vernünftig reden?“, Sky hob eine Augenbraue und streckte sich. „Natürlich! Warum sollte man das nicht können?“, entgegnete Kail empört. „Weil du nicht gerade den Anschein dazu machst.“ Kail atmete tief ein und aus und schaute Sky dann in die erwartungsvollen Augen. „Na ja … ich will wissen, was du so ungefähr vorhast.“ „Wegen … Dracula?“, fragte Sky und Kail nickte. „Na ja, ich … oder eher Zoe, hat ihn dazu eingeladen, nach Italien zu kommen.“ „Kam schon eine Antwort?“, fragte Kail nun und zog die Füße an, damit er sich in Schneidersitz setzen konnte. „Noch nicht. Aber das dauert auch immer einige Tage. Der Brief müsste eigentlich heute oder Morgen kommen“, erklärte der Vampir und wieder nickte der Wolf. „Was willst du dann mit ihm machen? Wo wird er hinkommen?“ „Ich denke, er wird ein Treffen im Wald wollen. Das ist auch gut, dann hab ich die Möglichkeit, an dich heran zu kommen.“ „Okay … wie willst du mich zu dem Grafen bringen?“ „Das lass meine Sorge sein …“, Sky setzte sich nun auch anders hin, ließ die Füße allerdings auf dem Boden. „Aber … Dracula wird doch sicher merken, dass du was vorhast. Oder denkst du ich bin so leise, dass er mich und dich nicht hört?“, Kail grinste etwas. „Hören wird er dich sicherlich nicht.“ „Ach nein?“ „Nur, wenn du schnaubst und das tust du eigentlich selten.“ „Das weiß ich ja nicht, ich erinner’ mich nie daran.“ Sky nickte. Dann fuhr er fort: „Zoe muss ihm ja gegenüber treten, sie hat schließlich darum gebeten, dass der Graf kommen solle. Wenn er darauf eingeht, dann muss sie auch mit ihm sprechen.“ „Aber … Ladislaus weiß doch sicher, dass sie deine Begleiterin ist, oder nicht?“ „Doch, schon. Aber … ich denke nicht, dass er glaubt, ich würde sie mit rein ziehen. Das habe ich ja auch nicht vor. Ich will nicht, dass ihr etwas geschieht.“ „Ich dachte, der hat deine Morddrohung gehört.“ „Woher weißt du das denn?!“, entfuhr er dem Vampir. Der Werwolf grinste nur: „Ach…ich hab überall meine Ohren.“ „Man merkt’s. Ja, er muss es gehört haben, schließlich war er über uns und ich habe geschrieen.“ „Und du kannst laut werden …“ „Ja, ist ja auch egal jetzt. Ich will auf jeden Fall, dass dieser Mord, falls Dracula sich dazu veranlasst fühlt, hierher zu kommen, glatt läuft. Ich will keine unschuldigen Opfer. Niemand, der nicht daran beteiligt ist, soll im Wald sein, oder mit rein gezogen werden. Das will ich nicht verantworten.“ „Du musst das auch nicht verantworten, denn danach bist du tot.“ „Das bin ich doch schon.“, grinste Sky. „Du weißt, was ich meine.“ „Ja, schon klar. Danach kann ich nicht mehr auf Erden wandeln.“ „Genau. Dann wird die Schuld wieder mir in die Schuhe geschoben. Ein Wunder, dass das Dorf noch nicht auf Werwolfjagd gegangen ist.“, Kail schüttelte den Kopf. Sky kicherte etwas finster. Da warf der Wolf ihm einen kurzen Blick zu: „Lach nicht so blöd!“ „Ich lach erstens nicht blöd und zweitens ist das meine Sache. Kann dir doch egal sein!“ „Ja, ja …“ „Also … was wolltest du noch wissen?“, Sky streckte sich etwas zu Kail, der von ihm weg rutschte. Der Vampir grinste. „Rück mir nicht auf die Pelle!“ „Rede!“ „Na ja … an Vollmond?“ Der Jüngere nickte. „Sag mir Bescheid, wenn du die Rückmeldung von Dracula erhalten hast. Ich will wissen, ob dieser Mord nun wirklich verübt wird, oder ob ich noch Zeit habe.“ Abermals nickte Sky. Dann schaute er Kail an, der den Blick nun erwiderte. „Und du bleib mir bis dahin auch am leben! Mach keinen Scheiß!“ „Du hast mit gar nichts zu sagen“, meinte Kail nur und verschränkte die Arme. „Aber …“ „Na hör mal! Ich will nicht sterben! Ich versuche so lange es mir möglich ist zu leben!“, erklärte der Werwolf auf Skys leicht perplexe Reaktion auf den Gegenkommentar. Sky nickte darauf nur und blickte stumm zu Boden. „Machst du dir schon einen Kopf um meine Gesundheit, oder was? Und das alles nur, weil du mich brauchst …“, Kail grinste und schloss die Augen. Sky blickte ihn aus den Augenwinkeln fluchend an. Die Augen blitzten rötlich auf. „Reiner Eigennutzen“, erklärte der Vampir kühl. „Schon klar, wir sind schließlich keine Freunde. Da macht man sich keine Sorgen um den anderen, nicht wahr?“ „Ähm …“, das hatte den Jüngeren etwas überrumpelt. Er schluckte, blickte den Wolf kurz an und dann zu Boden. „Ich hab mir noch nie so wirklich Sorgen gemacht. Das ist ganz selten und dann ist es sehr extrem“, redete Kail weiter. Sky hörte ihm zu. Dann meinte er leise: „Hast du dir jemals Sorgen um dein eigenes Leben gemacht? Oder immer nur um andere?“ Nun schauten die Jungen sich an. „Mein Leben ist seit sechs Jahren nichts mehr wert für mich“, erklärte Kail. „Ich mache mir wenn bloß Sorgen um Leute, die mir etwas bedeuten.“ „Das gibt es für dich noch?“, die Frage sollte nicht frech oder ungehobelt sein, sondern eher neugierig und interessiert. Wenn nicht sogar verblüfft. Kail nickte: „Aber nicht allzu viele.“ „Um wen hast du dir das letzte Mal Sorgen gemacht?“ „Weiß ich nicht mehr …“ „Schon so lange her?“, fragte der Vampir weiter. Kail antwortete nun nicht. Er überlegte, doch sagte nichts mehr. „Ich habe mir schon Sorgen um meine Familie und um Zoe gemacht …“, flüsterte Sky. „Sei froh, dass du sie hast“, meinte Kail nur und legte den Kopf in den Nacken. Es knackte. Sky nickte: „Bin ich auch, aber ich habe sie nicht mehr lange. Oder eher sie mich nicht.“ „Das hast du selber zu verantworten, Sky.“ Kail schaute ihn an. Der Vampir erwiderte den Blick nun und wich Kails Augen dann aus. „Was denkst du?“ „Nichts …“ „Wir reden im Moment so vertraut … du kannst es mir ruhig sagen. Das bleibt alles unter uns.“ „Ich wollte dich fragen, ob du dir schon einmal Sorgen um jemanden gemacht hast, den du eigentlich nicht so wirklich gut kennst.“ „Was ist das denn für eine Frage?“, das war die einzige Reaktion von Kail. Sky blickte ihn wieder an: „Gib mir doch einfach eine Antwort.“ „Na ja … ich weiß nicht. Was meinst du denn auch damit? Um wen zum Beispiel?“ „Hm … ähm … na ja … vielleicht … vielleicht um Don oder Jason.“ „Na ja nicht wirklich. Ich mache mir nur sehr selten Sorgen.“ „Und um ein Mädchen?“ „Ja.“ „Kenn ich sie?“ „Ich weiß es nicht. Und das tut jetzt auch nichts zur Sache …“ „Kail. Unser Gespräch tut seit fünf Minuten nichts mehr zur Sache.“ „Dann sollten wir es hiermit beenden“, sagte der Werwolf. „Nein.“, entfuhr es Sky. Kail blickte ihm in die Augen. „Was denn noch?“, der Ältere klang gereizt. „Ich … hast du dir noch nie Sorgen um einen Menschen gemacht, der dir eigentlich in keinem Sinne nahe steht, außer, dass er ungefähr so alt ist wie du selber und auch nur, weil es ihm nicht gut geht oder er ihn Gefahr ist?“ Die beiden sahen sich weiter an. Kail schien nachzudenken, schüttelte dann allerdings den Kopf: „Nicht das ich wüsste.“ „Nicht?“ „Warum fragst du das? Du machst dir ziemlich Gedanken um diese Frage … geht es dir so? Hast du dir in einer solchen Situation schon Sorgen um eine Person gemacht?“ Sky schwieg. Kail schien ins Schwarze getroffen zu haben. Er fing an zu lächeln: „Ist es so?“ „Sei nicht hämisch!“, meinte Sky scharf. „Bin ich nicht …“, Kails Lächeln wich, „… gibst du mir eine Antwort?“, nun klang der Wolf eher mitfühlend. Sky nickte. „Ist es so?“ Wieder nickte der Vampir stumm. Kail blickte zu Boden: „Darf ich wissen, um wen es sich handelt?“ Nach kurzem Zögern schüttelte der Jüngere den Kopf. „Okay … dann nicht. Das ist schließlich deine Sache“, sagte Kail und Sky schluckte. Dann nickte er. Kail stand auf. Der Vampir folgte ihm mit seinem Blick. „Ich muss los. Man sieht sich … denk dran, du sagst mit vorher bitte Bescheid, wenn der Kerl kommen sollte.“ „Klar …“, Skys Stimme war schwach. Er stockte und starrte zu Boden. Was war denn jetzt nur los mit ihm? Er konnte es sich nicht erklären. Kail schaute den Jüngeren ein letztes Mal an, dann machte er die Tür zum Zimmer hinter sich zu. Alleine, das war das Einzige, was Sky in diesem Augenblick dachte. Das war er so oft, seit sein Vater ermordet worden war. Bei dem Gedanken daran zerriss es ihm fast das Herz. Doch er hatte noch Zoe. Dann kam ihm wieder der Gedanke, dass er in weniger als zwei Wochen tot sein würde, endgültig- und damit würde er Zoe alleine lassen. Sky schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, auf andere Gedanken zu kommen und diese hier zu vertreiben. Kail saß in der Sonne am See. Er blickte zu den wenigen Wolken am hellblauen Himmel. Er seufzte. Wann würde er erfahren, ob Dracula sich wirklich in Italien blicken ließ? Vor dieser Nachricht graute es ihm etwas. Er hasste es, zu morden, doch dieser Mord bedeutete für ihn in diesem Sinne eigentlich kein schlechtes Gewissen. Er rächt nur Lucius, obwohl er so gut wie nichts mit dem alten Vampir zu tun hatte. „Auch egal, dann mach ich es halt aus Nächstenliebe.“ Die empfand er nur allerdings nicht für Sky. Oder doch? War da irgendetwas, was die beiden Jungen verband? Sie konnten nicht wie andere, normale, Jungs leben, mussten sich verstecken, waren anders, hatten schmutziges Blut. Kail nickte und schloss die Augen: „Das wird es sein.“ „Kail!“, Sky flog im Dunkel der Nacht durch den Wald. Kail schrak im gleichen Augenblick zusammen. Plötzlich breitete sich Panik in seinem Blick aus. „Kail? Was ist los?“, fragte Don, der wieder bei dem Wolf war. Jason war die Nacht in den Bergen. Doch Kail antwortete nicht. Er fuhr herum, in die Richtung, wo Skys Rufe herkamen. Sein Herz fing an zu rasen. Es schlug ihm bis zum Hals. Dann brachte er endlich einen Ton heraus: „Sky! Hier!“ Keine drei Sekunden später- Sky tauchte vor Kail auf. Er hechelte etwas, sah ziemlich abgehetzt aus. „Was ist los?“, Kails Stimme klang zerbrechlich. Skys Augen spiegelten die Antwort wider und Kail schloss die Augen. Dann nickte er: „Ist okay … ich hab verstanden.“ „Er kommt in neun Tagen“, erklärte Sky. „Nachts?“, fragte der Wolf darauf. Nun nickte der Vampir und verschwand. Don musterte Kail fragend: „Was ist denn los? Was hat das zu bedeuten?“ Der Werwolf drehte sich zu dem Kleineren um und meinte leise: „Nun ist es endgültig.“ „Was?“, Don hatte keine Ahnung, worum es ging. „Dracula wird sterben!“, die beiden blickten sich in die Augen. Kapitel 18: 18 -------------- Am nächsten Morgen stand eine verhüllte Gestalt vor den Türen der Schule. Zoe und Nain schauten sich an, da sie sich am besten mit Auffälligkeiten auskannten. Als Zoe näher herankam, fing sie an zu laufen. Die Gestalt hob den Kopf kurz an und die blasse Haut kam zum Vorschein. Die anderen Schüler hielten sich fern, jedoch beobachteten sie das Geschehen. Nain stellte sich an den Fuß der Treppe, während Zoe schon die Stufen empor stieg. „Sky …“, machte sie leise. „Was machst du hier?“ „Ich muss dringend mit dir reden.“ „Aber, Sky, ich hab jetzt Schule …“ „Jetzt!“, meinte er, packte sie an den Schultern und war schon auf dem Dach des Gebäudes verschwunden. Ein junges Mädchen fing an zu schreien. „Sei still!“, zischte Nain und fuhr zu den anderen herum. „Es ist nichts geschehen, klar?!“ „Aber … sie sind auf dem Dach…“, stotterte ein 13-Jähriger. Nain funkelte den Jungen an und da kamen Jule und Nicky zu ihr. „Was zum Henker war das?!“, fragte Nicky aufgebracht. Nain beugte sich zu ihr und flüsterte: „Sky.“ „Der Vam…“ „Pssst!“, Nain hielt dem Mädchen den Mund zu. Nun wurden sie wieder angeschaut. „Was hat er vor?“, fragte Jule leise. „Wahrscheinlich reden …“, kaum hatte Nain den Satz beendet, sah sie eine andere Gestalt durch die Schüler hindurch. Sie blinzelte mehrmals feste, doch da war er wieder. Kail, dachte Nain nur. Sie stellte ihre Tasche ab. „Was machst du?“, fragte Molli, die gerade hinzugekommen war. „Passt bitte auf mein Zeug auf.“, sagte Nain und entfernte sich. „Nain! Die Schule fängt gleich an!“, rief Missy ihr nach, doch schon war Nain verschwunden. Nur eine Katze huschte durch die Schüler. „Sky, was …“, schon küsste der Vampir sie. Zoe blickte ihm verwirrt in die Augen. Sky blickte sie nun ebenfalls an. „Was ist?“, fragte Zoe, nachdem er von ihr abgelassen hatte. „Er wird kommen“, fasste Sky sich kurz. Zoe neigte den Kopf zur Seite. Sie konnte Sky nur schlecht ins Gesicht gucken, da er nicht in die Sonne konnte. Die schien jedoch noch nicht stark. Sky zögerte und nahm dann die Kapuze ab. Seine Haut war blass wie Papier. Seine Augen waren klar mit einem Stich ins Braune. „Wer wird kommen? Und wann?“ „Dracula. An Vollmond. Du musst am Tag zuvor zu mir kommen!“, Sky redete wenig, doch Zoe verstand ihn sofort. Sie zog ihn zu sich und küsste ihn wieder. Sky schloss die Augen. „Nain …“, jemand flüsterte ihren Namen. Sie kannte die Stimme zu gut und kam näher. „Was ist los? Was machst du hier?“, sie verwandelte sich, als sie bei Kail war. Der saß vor der Schule im Garten. Zwischen den Büschen konnte man die beiden nicht sehen. „Ich will mit dir reden …“, er blickte zu Boden. Da hob Nain seinen Kopf an und blickte ihm in die Augen: „Was bedrückt dich?“, ihre Stimme klang sanft. „Ich will nicht, dass du diesen Vollmond zu mir kommst.“, meinte Kail. „Aber … warum denn nicht?“ „Weil es zu gefährlich ist.“ „Es kann doch nicht gefährlicher sein, als die letzten Male.“ „Doch.“, er schaute sie weiter an. „Was … was ist los? Sag mir alles!“, forderte Nain, der sein Blick nicht gefiel. „Ich muss Sky helfen und dann ist es mir zu riskant, wenn du in meiner Nähe bist. Du weißt, wie ich auf Sky reagiere, wenn ich ein Werwolf bin.“ „Ungefähr so, wie du es auch als Mensch tust, nur etwas extremer.“, lächelte Nain. „Nain, das ist nicht lustig. Ich meine es ernst. Du sollst bitte nicht in den Wald kommen in der nächsten Vollmondnacht.“ „Bitte erklär es mir. Nenne mir einen vernünftigen Grund.“ „Weil du vernünftig bist und nicht lebensmüde!“, entgegnete Kail und er duldete keine Widerworte von ihr. „Warum lebensmüde?“, fragte Nain. „Dracula kommt!“, meinte Kail. Schon stockte das Mädchen. „Was … wie bitte … ich meine …“, sie schüttelte den Kopf. „Nur ein Werwolf kann den Herrscher der Vampire und seine ganze Gefolgschaft umbringen und das werde ich tun.“ „Aber … was ist denn mit Sky … und Zoe?“ „Zoe ist kein Vampir und Sky … er will seinen Vater rächen und stellt sich furchtlos dem Tod.“ Nun schwiegen sie beide. Hatte Kail zu viel gesagt? Oder wusste einfach keiner mehr etwas dazu zu sagen? Nain schloss die Augen und Kail gab ihr einen Kuss. „Was geschieht dann mit dir?“, fragte sie mit trauriger Stimme. „Mir wird schon nichts geschehen. Was denn auch?“ „Darum frag ich doch!“, sie stemmte die Hände gegen Kails Brust. „Nain …“ „Was ist, wenn du das nicht überlebst? Wenn Dracula dich tötet, nicht du ihn?! Dann wird er euch alle töten und mit Sicherheit auch die Menschen im Dorf noch überfallen.“, nun war sie aufgebracht. Kail nahm sie bei den Handgelenken und blickte ihr weiter in die Augen. Sie sah etwas ängstlich aus. „Nein … das wird nicht geschehen. Sky hat das alles schon geplant. Ich werde die Nacht davor mit ihm ein letztes Mal sprechen.“, erklärte Kail und sie lehnte sich an ihn. „Du darfst nicht sterben …“, murmelte Zoe und Sky wich ihrem Blick aus. „Zoe … ich … ich kann doch nicht …“ „Tut mir leid. Ich weiß, dass du es für deinen Vater tust. Ist okay, ich stehe hinter dir, sonst hätte ich dir nicht geholfen.“ „Ich komme dich an meinem letzten Morgen holen“, erklärte Sky und zog die Kapuze über. „Sag das nicht so, bitte …“, machte Zoe leise. Er neigte den Kopf zur Seite. „Dein letzter Morgen … das klingt so grausam in meinen Ohren.“, sie schaute ihm ins Gesicht. Dann gab er ihr einen letzten Kuss und war verschwunden. Als Zoe die Augen öffnete, stand sie in Mitten unter ihren Freundinnen. Sie schüttelte langsam den Kopf und strich sanft mit einem Finger über die Lippen. Da gongte es. „Komm, Zoe!“, machte Lynn und gab dem Mädchen ihre Sportsachen. „Danke …“, Zoe blickte sich um. „Wo ist denn Nain?“ Nun waren auch die anderen überrascht und blickten sich um. „Du musst in die Schule“, wisperte Kail Nain ins Ohr. Sie nickte, gab ihm einen Kuss auf die Wange und stand auf. „Ich komme dich noch besuchen“, meinte Kail und war spurlos verschwunden. Nain lief zu den anderen. „Da bist du ja!“, meinte Sheela. „Sorry.“ „Wir kommen noch zu spät!“, meckerte Emma und gab Nain ihren Ranzen. Schon liefen die Mädchen durchs Schulgebäude zu ihren Klassen. „Bis in der Pause!“, meinte Zoe und ging in ihre. Die anderen liefen weiter und trennten sich dann auch. Der Schultag wollte einfach nicht vorbei gehen, doch nach langem Gequäle- der erlösende Schlussgong. „Endlich“, hauchte Nain in die kühle Briese, als sie auf dem Weg nach Hause waren. Missy nickte: „Ja, die Schule war heut einfach nur ätzend.“ „Aber ihr habt sicher keine HÜ in Latein geschrieben!“, meldete sich Emma. Molli grinste: „Nein. Nur eine angekündigte HÜ in Englisch. Das war aber mal wieder total einfach.“ „Is ja klar, bei dem Lehrer …“, murmelte Zoe. Sheela nickte: „Eben. Bei dem lernt man eh nix Vernünftiges.“ Vernünftig!, ging es Nain wie ein Blitz durch den Kopf. Sie dachte an Kails Worte und blickte nun zu Zoe, die sich mit Lynn unterhielt. „Was ist los?“, fragte Nicky und Nain fuhr herum: „Äh … nichts. Was soll schon sein?“ „Du bist komisch. Was war vorhin los? Warum bist du so spät gekommen?“, doch die Ältere schüttelte bloß den Kopf und ging weiter. Nach einiger Zeit fing sie an zu schlendern. „Oh nee … Nain …“, machte Aghate. „Jetzt trödel’ nicht wieder so!“ „Das kann dir doch egal sein, du bist doch schon fast zuhause!“, meinte das Mädchen nur, doch dann wurde sie von Jule angeschoben. „Jule …“, machte Nain, doch dann schoben auch Molli und Missy. „Ihr seid unmöglich!“, alle lachten. Dann löste die Clique sich nach und nach auf und als letztes kam Nain nach Hause. Sie wohnte ja am nächsten am Wald. Das Mädchen seufzte und schloss die Tür auf. „Ma, ich bin zu Hause!“ „Essen ist gleich fertig.“, entgegnete Madiva aus der Küche. „Ist gut …“, Nain brachte ihre Sachen in ihr Zimmer. Wieder geht ein ganz normaler Tag zu Ende. Doch nach diesem Tag schwebte eine gewisse Spannung über Zoe und Nain. Die Mädchen wussten, dass eine gefährliche Tat bevorstand. Doch keine der zwei verlor ein Wort darüber. Keine zwei Tage waren vergangen, da saßen Nain und Zoe zusammen am See. Sie hofften, dass sie niemand stören würde, denn was den beiden auf der Seele lag, sollte keiner im Dorf erfahren. „Wir haben heute noch Tanzen“, meinte Zoe. Nain ließ die Füße im Wasser baumeln: „Ich weiß …“, sie seufzte. „Denkst du … das wird gefährlich?“ Nain schwieg. Sie war in Gedanken schon viel weiter. Was würde alles geschehen? Wie plant Sky einen Mord, wobei er nicht sicher sein kann, dass Kail ihm folgen wird, dass Dracula das nicht vorerst merkt? Sie zitterte, da eine kühle Windbö wehte. „Alles in Ordnung mit dir?“, Zoe rutschte näher zu ihr. Sie klang besorgt. Nain lehnte sich an ihre Freundin. „Ich mache mir Sorgen, dass noch etwas Schreckliches geschehen wird. Das habe ich nämlich im Gefühl …“ „Vielleicht täuscht dich dein Gefühl“, versuchte Zoe Nain Mut zu zusprechen. Die jedoch schüttelte den Kopf: „Das hat es noch nie. Ich merke, wenn etwas nicht richtig läuft, merkwürdig ist.“, sie blickte Zoe in die Augen. Zoes blaue Augen strahlten eine gewisse Wärme aus, doch man sah auch die Ungewissheit in ihnen. Nains braune Augen waren kühl und leer. Voll von Sorge. Die Jüngere schloss die Augen und wurde von Zoe gemustert. Da legte die Ältere den Arm um Nain und meinte: „Das wird schon schief gehen. Warum sollte etwas Schlechtes passieren?“ „Ich habe Angst um dich, Zoe! Verstehst du das nicht? Er braucht dich! Und zwar hier! Du, allein du, musst mit Dracula sprechen, bis Sky das mit Kail arrangiert hat!“ Zoe zog Nain näher an sich. „Ich habe aber keine Angst mehr vor Dracula.“ „Er weiß aber, dass du seine Begleitung bist und Dracula weiß, dass Sky ihn töten will! Warum sollte Dracula nett zu dir sein?! Denkst du wirklich, der Mann hat noch gute Absichten, wenn es um Sky geht? Sicher nicht.“ „Nain …“ „Nein! Das kann ich nicht verantworten! Kail will, dass ich an Vollmond zu Hause bleibe, weil es gefährlich werden wird. Denkst du, dass du da einfach so heil raus kommst?! Wie viel vertraust du deinem Sky?“ „Ich würde für ihn sterben, Nain. Er wird sterben, dann hätte ich damit kein Problem, das ebenfalls zu tun.“ Nain war erstarrt. Hatte sie das wirklich gehört? Hatte Zoe das ehrlich gemeint? Das Mädchen nickte langsam und Zoe blickte in den See. Wieder waren einige Tage vergangen. Sky huschte immer wieder im Haus umher. Er war nervös, aufgedreht, wusste nicht, was er machen sollte. Er war wie verwandelt. Dabei wusste er, dass seine Tage gezählt waren. Denn, wenn Kail nicht Dracula töten würde, würde dieser Sky töten. Lebend würde Sky nicht davon kommen. Bei diesem Gedanken blickte er auf ein Bild im alten Wohnzimmer und betete zu seinem Vater. „Ich werde dich rächen. Ich werde dem Tod ins Auge sehen und das nur für dich.“ Doch eine Antwort hatte er nie bekommen. Kail war auf eine andere Art nervös. Er wollte nicht, dass Nain in der Vollmondnacht in den Nebelwald kam, doch er wollte sie unbedingt vorher sehen. Eigentlich aber auch nicht, weil er dann nur noch mehr Gewissensbisse haben würde. Denn Nain hatte bereits gesagt, dass es auch möglich wäre, dass der Werwolf diese grauenvolle Nacht nicht überstehen würde. Sollte sie damit Unrecht haben? Das Mädchen hat einen sechsten Sinn für so etwas. Somit machte Kail sich auch Sorgen um sein Leben. „Aber du weißt, dass du sowieso sterben würdest“, sagte Jason drei Nächte vor Vollmond zu dem Jungen. Don nickte: „Das sagst du doch ständig.“ „Ja, wegen dem Blut.“ Kail nickte: „Ich weiß, aber wer weiß, was da eigentlich alles auf mich zukommt?“ Die anderen beiden schauten sich an. „Darüber machst du dir jetzt Gedanken? Jetzt, wo der Mord geplant ist und du die letzten Abmachungen mit Sky treffen wirst. Jetzt, wo Sky sich schon verabschiedet hat?!“, machte Don. Kail blickte zum Mond. Dieser war schon sehr dick. Er seufzte und heulte leise in den Himmel. Er konnte richtig heulen, wie ein Wolf. Das lag ihm im Blut. Seine Pupillen wurden zu breiten Schlitzen. Die braunen Augen schimmerten gelblich. Die beiden anderen standen auf und gingen ihres Wegs, da Kail kein Wort mehr sagte. Sie ließen den Jungen lieber alleine, da er so in Gedanken war. Kapitel 19: 19 -------------- „Da bist du ja!“, Sky hatte Kail schon erwartet. „Noch eine Nacht ohne Schmerz …“, wisperte der. Sky nickte und lehnte sich an einen Baum in der Nähe des Hauses. „Wie wird es ungefähr ablaufen?“, fragte Kail und setzte sich vor dem Vampir zu Boden. „Okay. Es sollte folgender Maßen laufen: Dracula soll durch den Wald schreiten. Treffpunkt wird die Lichtung sein. Dort soll auch der Mord geschehen. Zoe wartet dann dort, das spreche ich noch mit ihr ab.“, Kail nickte. „Gut. Dann wird sie ihn dort so lange hinhalten, bis ich dich gefunden und zur Lichtung gebracht habe.“ „Also spielt es eigentlich keine Rolle, wo ich mich aufhalte.“, bemerkte Kail. „Nicht wirklich. Vielleicht nicht allzu weit weg.“ „Ich versuch’s …“, Kail blickte Sky in die Augen. „Okay. Ich lock dich dann zu Dracula. Der wird sich dann auch hoffentlich noch auf der Lichtung befinden.“ „Aber, wenn er hört, dass ein Werwolf im Wald ist, dann kommt er sicher nicht freiwillig.“ Sky zuckte. Das hatte er nicht bedacht. „Oh nein! Er wird dich mit Sicherheit hören.“ Kail nickte: „Eben deshalb. Das macht die Sache nicht grad einfacher.“ Der Vampir schüttelte den Kopf. „He …“, der Ältere stand auf und stellte sich vor Sky, „… das wird schon. Mach dir darüber jetzt keinen Kopf, du hast das so gut durchdacht, dann wird das auch klappen.“ „Du hast Recht. Aber bei meinem Glück?“, Sky blickte Kail in die Augen. „Das wird. Sicherlich.“ „Was, wenn es Komplikationen gibt?“, der Jüngere sah wirklich besorgt aus. „Keine Komplikationen. Und wenn, dann lassen die sich auch lösen. Dracula wird sterben, dafür sorge ich. Ich habe in Werwolfgestalt einen Hass auf Vampire. Die rieche ich Kilometer weit.“ Sky grinste: „Den Hass empfindest du mir gegenüber doch auch so.“ „Ach Quatsch. Das stimmt nicht. Würde ich dir sonst helfen?“ Wieder blickten sie sich in die Augen. Skys Augen waren hell, Kails Augen eher rötlich. Das Werwolfsblut machte sich wohl schon bereit, den Jungen unter Schmerzen zu Boden gehen zu lassen. Dabei hatte er noch neunzehn Stunden, bis er sich verwandeln würde. „Wann wirst du mit ihr reden?“, fragte Kail und seine Augen blitzten kurz auf. „Mit Zoe?“, der Wolf nickte. „Ich hole sie Morgenfrüh.“ „Aber sie hat doch Schule“, meinte Kail darauf. „Und? Das ist ihr sicher wichtiger. Ich will einen ganzen Tag mit ihr verbringen, da ich weiß, dass das der letzte sein wird.“ Der Werwolf grinste: „Was machst du denn mit ihr?“, ein hämischer Unterton. Sky funkelte ihn an und zog eine Augenbraue hoch: „Das geht dich nen Dreck an.“ „Ja, ja … schmutzige Dinge, was?“ „Kail! Red keinen Scheiß!“ „Nee, jetz ehrlich mal. Was willst du an deinem letzten Tag machen?“ „Weiß ich nicht genau. Viel Zeit mit ihr verbringen.“ „Mmh …“ „Mach das doch auch. Dann kannst du ja deine schmutzigen Dinge machen.“, nun hatte Sky den frechen Unterton. Den mochte Kail gar nicht an dem Jüngeren. „Ja, ja…traust du mir zu, was?“ „Klar. Du bist doch sicher so ein Aufreißer.“ „Immer doch …“, Kail schüttelte grinsend den Kopf. „Mal sehen“, meinten die Jungs gleichzeitig. Da mussten die zwei lachen. „Das wird wohl unser letztes Gespräch sein“, sagte Kail leise. Sky nickte und schloss die Augen. „Was denkst du?“, fragte der Ältere nach einer Weile. Der Vampir zuckte zusammen. Er blickte Kail an. „Was? Ich frag doch nur“, meinte der darauf. „Ich … ach egal“, sagte Sky nur und ließ sich zu Boden sinken. „Geht mich nichts an, oder?“ „Ich weiß nicht …“, murmelte der Jüngere nur. Kail setzte sich neben ihn und blickte in den Himmel. „Ein letztes Mal und wir haben noch nicht gestritten.“, er lächelte und Sky nickte langsam. „Da hast du Recht.“ Die beiden schwiegen sich einige Zeit an. „Willst du mir sagen, was du denkst?“ „Ich weiß es nicht …“, wisperte Sky wieder. „Du kannst meine Gedanken doch lesen, oder?“, fragte Kail. „Kommt drauf an.“ „Auf was?“ „Ob du dir den Kopf darüber zerbrichst oder es nur ein flüchtiger Gedanke ist. Und ob du ihn verschließt oder offen denkst.“ „Aha … und wie mache ich das?“ Sky lächelte: „Das passiert so, können nur die wenigsten beeinflussen.“ „Also kann ich nicht sagen, ich denke jetzt offen, oder wie soll ich das verstehen?“ Der Vampir nickte. „Und wie ist das mit dem Lesen?“ „Ich muss mich da auch konzentrieren, manchmal ist es aber auch einfach ganz ruhig und dann hör ich ganz plötzlich einen Gedanken.“ „Muss die Person in deiner Nähe sein?“ „Nicht unbedingt. Dann ist die Stimme aber lauter.“ Kail nickte und zeigte so, dass er es so ungefähr verstanden hatte. Wieder schwiegen die beiden. Der Mond wanderte langsam hinter die Berge. Bald würde es anfangen zu dämmern. Sky seufzte und Kail öffnete die Augen: „Was ist?“ „Darf ich dir noch was sagen, bevor ich rein muss?“ „Klar. Ich höre dir zu.“, Kails Stimme klang freundlich. „Wir haben uns doch mal darüber unterhalten, ob wir uns schon einmal Sorgen um eine geliebte Person gemacht haben, nicht wahr?“ Der Wolf nickte. „Worauf willst du hinaus?“, fragte er dann und die zwei schauten sich in die Augen. „Ich habe mir auch schon Sorgen um eine Person gemacht und das ist nicht allzu lange her.“ „Aha … und?“ Sky wich Kails Blick kurz aus, dann schauten sie sich wieder in die Augen. „Ich habe mir schon einmal Sorgen um dich gemacht, Kail.“ Nun war der Ältere sprachlos. Er blickte Sky schweigend an. Dieser stand auf und ging zum Haus, da die ersten Sonnenstrahlen drohten, über die Baumkuppen zu kommen. Kail blickte ihm verblüfft nach. „Um … um mich?“ Ein letzter Blick des Vampirs bestätigte die Aussage nochmals und schon trennten sich ihre Wege wieder. Sky wartete nur einige Stunden, zog sich seine Kutte über und verließ das Haus. Als Fledermaus machte er sich auf den Weg zum Dorf. Dort waren die Schüler wieder unterwegs auf den Straßen. Nain und Zoe waren sehr schweigsam am Morgen. „Was ist los mit euch?“, fragte Emma, die zwischen den beiden ging. „Nichts.“, entgegneten die zwei nur. Als sie fast an der Schule waren, blieb Zoe stehen. Ihr Herz schlug ihr plötzlich bis zum Hals. „Was ist los, Zoe?“, fragte Nain leise und blieb auch stehen. Die anderen drehten sich zu ihr um: „Kommt.“ „Geht schon mal. Wir kommen gleich.“ Alle gingen weiter, nur Emma blieb in ihrer Nähe. „Was ist?“, fragte Nain wieder. „Er kommt …“ „Wer?“ „Sky …“ „Aber …“ „Er kommt mich holen.“ „Aber, Zoe, du hast Schule!“, machte Nain. Das Mädchen schüttelte den Kopf: „Und? Ich gehe mit ihm.“ Nain blickte Zoe in die Augen: „Heißt das, dass ich mich jetzt schon verabschieden muss?“ In Zoes Augen spiegelte sich leichte Angst wieder. Doch sie hatte genug Selbstbewusstsein, dass sie nicht weinte. Nain fiel ihr um den Hals und plötzlich tauchte Sky neben den beiden auf. Emma hielt vor Schreck die Luft an. Nain ließ Zoe los und die Mädchen schauten den Jungen an, der schon einmal vor der Schule aufgetaucht war. „Pass auf sie auf, Sky … bitte …“, machte Nain und der Junge senkte den Blick. „Ich will nicht, dass jemand mit rein gezogen wird. Niemand soll unschuldig sterben. Aus dem Grund bitte ich dich und deine Freunde, nicht in den Wald, noch nicht einmal in die Nähe des Nebelwaldes zu kommen“, erklärte die verhüllte Gestalt. Er legte Nain die Hand auf die Schulter. Die blickte Zoe an, welche darauf nickte. Nain umarmte Sky: „Viel Glück. Ich hoffe, dass du deinem Vater stolz entgegen treten kannst.“ „Vielen Dank …“, nun blickte der Junge Zoe an. Nain ließ ihn los. Zoe blickte ihre Freundin an. „Ich hoffe inständig, dass alles gut läuft. Dir soll nichts geschehen, das könnte ich mir nicht verzeihen.“, sagte Nain. „Vielleicht gibt dir Kail noch die Möglichkeit, dich von ihm zu verabschieden, oder ihm wenigstens Glück zu wünschen. Ich hoffe, dass er das ganze überlebt“, meinte Sky und die Jüngste nickte. Zoe umklammerte den Fremden nun. Emma hörte den dreien gespannt zu. Was hatte das alles zu bedeuten? Aufpassen, verabschieden, Glück wünschen? Was redeten die da? Emma schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. Keiner soll die Nacht in den Wald? Das werden wir ja mal sehen, dachte das Mädchen und schlich davon Richtung Schule. Sky legte sanft seine Arme um Zoe: „Ich nehm dich jetzt mit. Ich erkläre dir, was du zu tun hast und dann widme ich mich ganz dir“, flüsterte er ihr zu. Nain lächelte: „Viel Glück euch beiden und dass Gott euch beschützen möge.“ Sky schaute aus den Augenwinkeln zu ihr: „Mich sicher nicht, aber trotzdem danke.“ Nain nickte und ging zur Schule. In dem Augenblick, da sie sich umdrehte, waren Sky und Zoe verschwunden. Während ihre Freundinnen die Schulbank drückten, musste Zoe den Plan lernen. „Also wie war das? Ich warte schon auf der Lichtung auf ihn?“ „Nicht ganz, du sollst aus dem Gebüsch auftauchen, wenn er auf die Lichtung kommt. Am besten wartest du ein bisschen, bevor die raus kommst, damit schindest du Zeit.“ Das Mädchen nickte. „Und dann soll ich mit ihm reden?“ „Verbeugen und immer freundlich sein, aber nicht zu übertrieben. Es soll natürlich und nicht schleimig klingen. Und du musst das tun, was er verlangt, da er dich ja in einen Vampir verwandeln soll.“ Wieder nickte Zoe. „Soll ich ihn also einfach darauf ansprechen, wie das abläuft und so?“, fragte sie unsicher, weil sie Sky nicht lästig sein wollte. „Genau. Du begrüßt ihn und wenn er nicht anfängt zu sprechen, dann musst du ihn höflichst fragen, was es mit dem Ritual auf sich hat, ob etwas dazu benötigt wird oder so. Aber versuche, ihn hinzuhalten. Ich brauche gewiss etwas Zeit, bis ich Kail gefunden habe und ihn zur Lichtung bringen kann. Aber denk dran: Du darfst nicht unfreundlich werden, das verärgert Dracula sehr schnell. Er ist wesentlich ranghöher als du, ob du das akzeptierst oder nicht.“ „Okay … aber, was ist, wenn etwas passiert, was nicht vorgesehen war?“ „Ich werde das schon regeln, mach dir mal keine unnötigen Sorgen. Ich mach das schon.“ „Okay, dann hab ich es jetzt verstanden“, lächelte Zoe und auch Sky musste nun lächeln. Sie waren im alten Wohnzimmer. Zoe trug eine Jeans, Top und Weste und Sky eine schwarze Hose und ein dunkles Hemd. Seine langen, schwarzen Haare fielen ihm leicht über die Schultern nach vorne und hinten. Zoe hatte ihre braunen Haare zusammen gebunden. Nun setzte Sky sich neben sie, da er die ganze Zeit gestanden hatte. „Dein letzter Tag, was?“, machte Zoe leise und schloss die Augen. „Ja. Und ich möchte ihn nur mit dir verbringen.“ „Und was willst du machen?“ „All das, was ich noch nicht gemacht habe. Ich will den ganzen Tag in deiner Nähe sein, weil ich das ja bei Nachteinbruch nicht mehr kann.“ „Was ist denn all das, was du noch nicht gemacht hast?“, fragte Zoe und schaute ihren Geliebten an. Sky lächelte und nahm ihr Gesicht in die Hände. Dann küsste er sie ganz zärtlich. Zoes Augen waren schon leicht eingefärbt, da sie nur noch dreizehn Stunden bis zur Verwandlung in eine Mondgestalt hatte. Bei ihr waren es ähnliche Anzeichen wie bei Kail, doch ihr tat nichts an der Verwandlung weh. Sie schloss ihre Augen und ließ sich hinreißen zu einem Zungenkuss. Sie sanken aufs Sofa. Skys Berührungen waren sanft und auch etwas unbeholfen. Doch nachdem er ihre Reaktionen studiert hatte, waren sie sicher und gefielen ihr von Mal zu Mal besser. Sie legte sich auf ihn und Sky streichelte ihren Rücken herab. Das Mädchen bekam Gänsehaut. Nach einiger Zeit lösten sie sich voneinander und er legte eine Hand an ihren Rücken und die andere an ihren Hintern. Die zwei blickten sich tief in die Augen. „Ich liebe dich …“, murmelte Zoe und Sky lächelte sie süß und verträumt an. „Ich liebe dich auch …“, seine Stimme wurde bei jedem Wort leiser. Sie kam bei jedem dieser Worte näher auf ihn zu und ihre Lippen berührten sich sanft. Sie hat so weiche Lippen, dachte der Vampir. Doch da biss sie ihm leicht auf die Unterlippe. „Hey … was machst du?“, fragte Sky und Zoe grinste. „Nichts … dich ein bisschen piesacken.“ „Aha … macht dir wohl Spaß, was?“ „Klar.“, dann blickte sie nach hinten. „Scheint dir ja auch Spaß zu machen. Ist mein Hintern bequem?“ Sky neigte den Kopf zur Seite. „Jetzt sag nix Falsches!“, warf Zoe ihm direkt ins Gesicht. Er grinste: „Sehr bequem, muss man ihm lassen.“ „Wem?“ „Na deinem Hintern.“ Das Mädchen verrollte die Augen. In diesem Augenblick zog er sie zu sich runter und küsste sie innig. Mitten in der ersten großen Pause wurde es unruhig auf dem Schulhof. „Was machen die denn da?“, fragte Missy und zeigte zu einer kleinen Gruppe von Schülern. „Keine Ahnung. Ist ja kein Lehrer dabei.“, meinte Jule nur. „Stimmt“, sagte Aghate. Sheela lehnte sich an den Zaun. Nain schwieg, wobei sie noch zuvor viel gesprochen hatte. Mitten im Satz brach das Mädchen ab. Lynn blickte sie an: „Was ist?“ Doch sie bekam keine Antwort. Nain fuhr zum Schulhof herum und blickte zu der Gruppe. In ihren Ohren rauschte es. Emma hob eine Augenbraue hoch. Sie sah noch, dass Nain sich langsam entfernte. Als diese weiter weg war, erzählte sie leise das, was sie vorhin erlebt hatte. „Fantasierst du jetzt oder was?“, machte Molli nur. „Nein! Ich hab es wirklich gesehen! Und gehört!“, verteidigte sich Emma. Manche glaubten ihr, andere nicht. Das war auch zu unglaubwürdig. Jule, Lynn und Nicky kauften es ihr aber ab. Auch Sheela war interessiert. Emma erzählte jedes Detail so genau, das konnte nicht erfunden sein. „Hast wohl zu viel Fernseher geguckt“, meinte Missy dazu und Aghate lachte. Emma verschränkte die Arme: „Das ist eure Meinung, aber ich weiß, dass es stimmt! Erinnert euch doch mal an den Abend, wo Kail da war! Sie hat über diesen anderen Jungen geredet! Es ist ihr Freund!“ Da war Nain schon lange auf dem Schulhof. Sie näherte sich den Schülern, die sich um etwas tummelten. Es wurden auch schon mehr. Einige gingen zurück und so wanderte die Traube etwas in Nains Richtung. „Was zum …“, machte das Mädchen und ihr Herz schlug einmal kräftig bis zum Hals, sodass sie in ihrer Bewegung stockte. Das war ein Zeichen. Sie wusste, dass etwas passieren würde. Durch die Schüler hindurch konnte sie nur erahnen, dass Kail in ihrer Mitte war. Sie zuckte kurz, schüttelte den Kopf und ging strikt auf die anderen zu. „Hey! Was macht ihr denn da?!“, sagte sie laut. Drei Jungen drehten sich zu ihr um. „Ein fremder Schüler. Keine Ahnung, was die da machen, ich seh so gut wie nichts.“ „Darf ich mal?“, sie schob ihn mit sanfter Gewalt zur Seite und bohrte sich so ihren Weg durch die Jungen. Denn es war so gut wie kein Mädchen in dieser Traube. Nun wurden allerdings auch die Lehrer auf die Gruppe aufmerksam und die Pausenaufsicht näherte sich. Da gingen ein paar Schüler zur Seite. Nain war schon fast in der Mitte angekommen, da hörte man Herr Darstein rufen: „AUSEINANDER JETZT! WAS ZUM TEUFEL IST DENN HIER LOS?!“ Die Traube löste sich langsam, doch bevor alle Schüler weg waren, kam Nain endlich in der Mitte an. „Kail!“, sie umarmte ihn. „Komm mit mir!“, forderte er sie auf. „Aber … ich hab Schule. Herr Darstein wird dich vom Gelände schmeißen und ich muss in die Klasse.“ „Komm mit mir, bitte … ein letztes Mal. Ich habe auch ein ungutes Gefühl. Wenn etwas schief gehen sollte, werde ich es bereuen, dass ich mich nicht von dir verabschiedet habe.“ Nain schwieg und er nahm sie in den Arm. „Bleibt bitte noch zusammen“, flüsterte sie ein paar Jungs zu, die sie kannte. So wurde Herr Darstein die Sicht versperrt. Ihre Schulsachen waren Nain momentan egal. Kail bahnte sich mit ihr seinen Weg und die beiden verschwanden gemeinsam vom Schulhof. Als die Traube sich völlig aufgelöst hatte, fanden die zwei Lehrer nichts mehr. So konnte dies nicht aufgeklärt werden. Sky wollte nicht mehr von Zoe ablassen. Er zog sie eng an sich heran und sie spürte, wie er sich an sie schmiegte. Seine Berührungen waren sinnlich und taten ihr richtig gut. Als er sie noch mal enger heranzog, keuchte sie in den Kuss. Er blickte ihr in die Augen. Zoes Augen waren nur halb geöffnet. Sie strich ganz leicht eine seiner Strähnen nach hinten und an seinem Hals vorbei. Da fielen ihm die Augen auch halb zu. Sie leckte ihm leicht über die Lippen, die er darauf öffnete und ihre Zungen berührten sich. Nun keuchte Sky auf, denn sie ging mit ihren Fingernägeln durch seinen Nacken. „Oh …“, er schloss die Augen nun ganz. Sie stupste seine Nase mit ihrer an. Es gongte. Die Pause war vorbei und Nain nicht mehr aufzufinden. „Was machen wir denn jetzt mit ihren Sachen?“, fragte Emma. „Hol sie mit, sie ist in deiner Klasse“, meinte Molli. Sheela nahm Nains Zeug und sie gingen in die Klassen. Der war das egal. „Wo willst du mit mir hin?“, fragte Nain, denn Kail hielt sie immer noch an der Hand. Am Brunnen blieb er stehen. „Ich weiß nicht. Nur weiter weg von den Leuten.“ Er umarmte sie fest. „Was denkst du?“, fragte Nain leise. „Dass ich das nicht überlebe.“, in seiner Stimme war Trauer zu vernehmen. Nain schmiegte den Kopf an seine Brust. „Du wirst das sicher überleben … ganz sicher …“, sagte sie leise, doch das klang nicht sehr überzeugt. „Du denkst auch, dass ich sterbe, nicht? Ich würde an dem Fluch sterben, aber schon diese Nacht? Ich wünschte, es wäre nicht so, aber es ist nicht auszuschließen.“ Sie schaute zu ihm hoch und Kail gab ihr einen Kuss. Sie kniff die Augen zu. So versuchte sie, ihre Tränen zu unterdrücken. Kail strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Dann machte Nain die Augen wieder auf. „Ich möchte den Tag noch mit dir verbringen …“, sagte er leise. „Okay … das ist so süß von dir.“, sagte sie ebenfalls leise und schmiegte sich an ihn. „Meine Ma ist nicht da…sie kommt erst sehr spät wieder. Sollen wir zu mir?“, erklärte und fragte Nain. Kail hatte nichts dagegen, so gingen sie zu dem Mädchen. Dort war es ganz still im Haus, denn es war wirklich niemand da. „Komm, wir geh’n auf mein Zimmer“, meinte Nain und die beiden stiegen die Treppen hoch. Als Kail die Tür geschlossen hatte, ging er auf Nain zu, die sich auf ihr Bett setzte. „Und was willst du den ganzen Tag mit mir machen?“, fragte Nain mit leicht gehässigem Unterton. Kail setzte sich neben sie und zog sie mit sich aufs Bett. Schon küssten die beiden sich wieder. Nain drehte sich über ihn und er streichelte sie. Ihre Zungen berührten sich und Nain legte sich auf ihn. „He …“, machte Sky und strich Zoe am Bund ihrer Hose entlang. Sie lächelte, biss sich auf die Unterlippe und bekam Gänsehaut. „Gefällt dir das?“, fragte Sky dann. Sie nickte und küsste ihm auf die Wange. Er lächelte. „Und was gefällt dir?“, fragte sie leise und schmiegte sich an ihn. Er drehte ihren Kopf zu sich und gab ihr einen Kuss. „Genau das.“ „Was?“ „Das gefällt mir. Und zwar sehr.“ „Aha …“, sie strich seinen Hals und Nacken entlang und er bekam Gänsehaut. Sky atmete tief durch. Wieder küssten sie sich. Er strich bestimmend mit seiner Zunge über ihre. Zoe ließ sich das gerne gefallen. Einen letzten Tag nur mit dir, dachte sie. Sky lächelte in den Kuss. Sie spürte, wie er sich an ihr rieb. Sie schmiegte sich auch an ihn. Dann ließ sie von ihm ab. „Warum hast du gelächelt?“, fragte sie. „Einen letzten Tag nur mit dir.“, zitierte Sky. Zoe lächelte nun auch: „Gedanken lesen.“ „Genau. Und dieser Gedanke war einfach nicht zu überhören.“ Sie setzte sich auf und Sky legte seine Hände auf Zoes Oberschenkel. Sie ging mit einem Finger erst über seine Wange, über die Lippen, den Hals herab, über Brust und Bauch und lächelte dabei. Sky schloss die Augen und er atmete tief in die Brust ein. Dann machte sie den obersten Knopf seines Hemdes auf. Nun blickte der Vampir das Mädchen an. „Was denn?“, sie keuchte die Frage in sein Gesicht und machte den zweiten Knopf auf. „Was machst du?“, fragte er wispernd. Zoe lächelte und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Nachdem sie die anderen Knöpfe geöffnet hatte, hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen, dann auf die Brust und zuletzt auf den Bauch. Sky legte den Kopf in den Nacken. Dann küsste sie seinen Hals. „Gefällt dir das?“, hauchte sie ihm ins Ohr und Sky nickte. „Ja …“, er keuchte etwas. Zoe lächelte: „Dann ist ja gut. Da kann ich ja weiter machen.“, und das tat sie auch. Sie küsste seinen Hals und seine Brust. Sky ließ die Augen geschlossen, bis sie wieder seine Lippen berührte. Langsam öffnete er den Mund und wieder berührten sich ihre Zungen. Kail zog Nain eng an sich heran und sie küssten sich innig. Er streichelte ihren Rücken entlang und auch über den Hintern. Das störte das Mädchen nicht im Geringsten. Sie streichelte ihn am Hals und im Nacken und mit der anderen Hand über den Kopf und die Wange. Kail lächelte kurz in den Kuss und schmiegte sich noch enger an sie heran. Dann ließ er von ihr ab und küsste ihren Hals. Nain legte den Kopf zur anderen Seite. „Du magst das, oder?“, fragte Kail sachte und sie nickte. Dann sahen die beiden sich in die Augen. „Ich liebe dich…“, sagte Kail. „Und ich hoffe, dass das nicht mein letzter Tag mit dir sein wird.“ „Und was, wenn es wirklich der letzte ist?“, fragte Nain vorsichtig und streichelte über seine Brust. „Dann …“, er lächelte und schwieg. „Was?“, fragte das Mädchen. „Ein Gentleman schweigt und genießt.“ „Ja, ja. Was hast du gedacht?“ „Nichts … was soll ich schon gedacht haben?“ „Du bist siebzehn und hast keinen einzigen Hintergedanken. Das kauf ich dir nicht ab.“ „Aber was soll ich denn für einen Hintergedanken haben?“ „Was willst du an deinem letzten Tag machen?“ „All das, was ich noch nicht getan habe.“, entgegnete Kail. Sie zog eine Augenbraue hoch: „Aha … und das wäre?“, die Frage kam vorsichtig. Kail streichelte ihre Taille entlang und blickte ihr verträumt in die Augen. „Ich werde nichts tun, was du nicht auch willst, keine Sorge. Ich will nicht zu weit gehen …“, man merkte nicht nur an seiner Stimme, sondern auch an der Art, wie er sie anfasste, dass er vorsichtig und unsicher war. Nain lächelte und gab ihm einen sanften Kuss. Schon ließ sie sich wieder gelassen auf ihm nieder. Zoe spielte gerne mit Skys Zunge, denn er bestimmte weniger, sondern ließ mit sich machen. Das mochte das Mädchen. Da biss sie ihm leicht auf die Zunge. „Du kannst es echt nicht lassen“, kicherte er und sie nickte. „Du bist einfach zum anbeißen süß“, meinte sie und er strich ihr durch den Nacken. „Und du bist wunderschön und viel zu schade, um ein Vampir zu werden.“ „Denkst du, er wird das hinkriegen, bevor er tot ist?“, fragte sie. „Wenn er das wirklich macht für dich, dann wirst du mit ihm und mir sterben“, flüsterte Sky. „Dann bin ich wenigstens bei dir.“ „Aber du kommst sicher in den Himmel“, sagte Sky und schloss die Augen. Er lächelte etwas. „Nein.“ „Wie nein?“ „Na ja … wenn ich ein Vampir bin, heißt das, dass ich den Pakt mit dem Teufel eingegangen bin. Dann komm ich auch nicht mehr in den Himmel.“ „Dann wären wir auf ewig zusammen.“, Skys Stimme klang erfreut und erleichtert. „Und … wenn er es nicht schafft, bin ich alleine …“, murmelte Zoe und wieder streichelte er sie im Nacken und am Rücken. „Ich werde doch immer bei dir sein …“, sagte Sky sanft und blickte ihr verliebt in die Augen. Zoe nickte. Da setzte Sky sich auf. „Was ist?“, fragte das Mädchen verwirrt. „Lässt du mich mal grad aufstehen?“, fragte er leise und Zoe stand auf. Sky ging an ihr vorbei. „Wohin?“ „Bin gleich wieder da“, sagte er und lief die Treppen hoch. Zoe setzte sich auf das Sofa und strich über die Stelle, wo er gelegen hatte. Sie seufzte. Nach wenigen Minuten war Sky wieder unten und kam ins Zimmer. Sie blickte ihn an. „Was hast du gemacht?“ „Was geholt“, meinte Sky nur. „Und was?“ Der Vampir setzte sich neben sie. Zoe drehte sich zu ihm. Denn Sky hielt seine Hände zusammen. „Mach mal die Augen zu …“, sie tat, was er sagte. „… und jetzt halt deine Hände offen.“ Zoe machte dies und etwas Kühles, Leichtes sankt langsam in ihre Handflächen. Daran war etwas Schwereres. „Du kannst du Augen öffnen.“ Schon blickte Zoe in ihre Hände. Sie neigte den Kopf zur Seite. „Was …“ „Das ist einer meiner Blutzähne. Den hab ich mit sechs verloren. Die Kette ist selbst geschmiedet von meinem Vater. Ich hoffe, dass du es annimmst. Es war ein Glücksbringer für mich und nun soll es dich an unsere Zeit erinnern und dir für heute Nacht Glück schenken.“ Das Mädchen lächelte und blickte den Jungen dankend an. „Ziehst du sie mir an?“, fragte sie und hielt ihm die Kette hin. Sky nickte und sie drehte ihm den Rücken zu. Schon lag das Geschmeide um ihren Hals. Zoe packte an den Zahn und lächelte. Als sie sich wieder zu Sky umdrehte, gab der ihr einen Kuss. Sie legte die Arme um seinen Hals. So vergingen die Stunden. Die Paare küssten sich, doch was machten die anderen Mädchen? Sie sammelten sich bei Emma im Zimmer. „Was willst du denn machen?“, fragte Nicky, die auf Emmas Bett saß. Jule saß auf dem Boden: „Genau, klär uns mal auf.“ „Also …“ „Oh, wie ausschweifend“, alberte Lynn herum. „Was ist eigentlich mit Sheela?“, fragte Jule dann. „Na ja, sie sagte, sie kann nicht kommen.“ „Vielleicht kommt sie ja noch später“, meinte Nicky. Die anderen blickten erst sie und dann Emma an. „Okay … also … wir werden in den Nebelwald gehen.“ „Aber es ist Vollmondnacht.“, platzte es aus Lynn. „Aber mich interessiert, was das mit Sky auf sich hat und warum er Nain verboten hat, in den Wald zu kommen.“ „Wenn er es ihr verboten hat, dann sollten wir schon Recht nicht gehen“, meinte Jule. „Kommt schon …“, flehte Emma ihre Freundinnen an. Die gaben dann klein bei. „Also gehen wir bei Einbruch der Dämmerung los.“ Alle nickten und gingen nach Hause. „Wir treffen uns dann am Brunnen“, sagte Emma und verabschiedete sich. Keiner der Eltern durfte etwas von diesem Vorhaben wissen. Und so kam es dann auch, dass Kail in den Wald zurückkehrte, bevor die Sonne verschwand. „Ich will dich nicht gehen lassen“, meinte Nain. „Und ich will nicht, dass du mitkommst. Ich habe nicht vor, dass dir was passiert. Bitte … bleib daheim.“ Das Mädchen nickte, doch das meinte sie nicht ernst. Denn wenn Nain sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann machte sie das auch. Kail gab ihr einen Abschiedskuss und verschwand. Nain saß an ihrem Fenster und blickte ihm nach. Dann schaute sie in den Sonnenuntergang. Madiva war noch immer nicht zuhause, so beschloss Nain, lieber gleich zu verschwinden, als später heimlich. Dies tat sie auch. Ob er das will, oder ob er das nicht will. Das ist mir scheißegal!, dachte sie sich und betrat den Wald. Zoe und Sky saßen noch zusammen. „Also … ich geh sofort zur Lichtung?“ „Dracula wird erst um Mitternacht auftauchen. Er kann schließlich nicht durch die Sonne. Und das hat er auch geschrieben.“, erklärte Sky und legte seine Hand an ihre Wange. Zoe schluckte und nickte. Sky konnte es beobachten, wie sie mit der Zeit blasser wurde. „Hast du Beschwerden?“ „Beschwerden?“, entgegnete sie ihm. „Blutdurst?“, fragte Sky wieder, doch Zoe schüttelte bloß den Kopf. „Okay. Dann ist gut, den solltest du vorher nämlich sonst stillen.“ Er lächelte und auch Zoe musste lächeln. „Wir gehen, sobald die Sonne verschwunden ist“, sagte er und stand auf. „Hast du Blutdurst?“, fragte das Mädchen dann. Der Vampir schüttelte den Kopf. „Du musst dich verwandeln, nicht?“ Nun nickte Sky. Er schwieg. Er plante den Ablauf des Abends noch einmal durch, wie er Kail finden würde und wie Dracula mit Zoe umspringen würde. Was würde der Graf zu ihr sagen? Er seufzte und spürte plötzlich Zoes Arme um seinen Bauch. Nun schloss Sky die Augen und Zoe schmiegte sich an ihn. Dämmerung. Und noch war Emma alleine am Brunnen. Da näherte sich eine Silhouette. Schon bald lächelte sie Nicky an und die beiden umarmten sich. „Wo bleiben die anderen?“, fragte Emma ungeduldig. „Mach mal halblang. Die kommen schon noch, keine Aufregung“, sagte Nicky und da kam Lynn um die Ecke. „Hi!“ Alle umarmten sich. „Okay … fehlt noch Jule …“ Und wenn man vom Teufel spricht, kommt das Mädchen zu den anderen. „Na dann sind wir ja vollzählig“, erklärte Emma und ging los. „Du willst jetzt wirklich in den Nebelwald?“, fragte Lynn und das Mädchen nickte: „Klar.“ „Du musst ja nicht mitkommen“, meinte Jule. Doch Lynn blieb bei ihnen und die vier machten sich auf den Weg zum Wald. Dort war Nain schon angekommen und versteckte sich, als sie Jason dabei beobachtete, wie er sich zu den Bergen begab. Auch Don war ihr einmal am See über den Weg gelaufen, hatte sie jedoch nicht gesehen. Nain schwieg, war so leise sie konnte und schlich durch das Gebüsch. „Wo ist er?“, murmelte sie und schon waren die letzten Strahlen der Sonne verschwunden. Noch war die volle Pracht des Mondes hinter den Bergen. Doch schon bald würde er sich enthüllen. Und dann würde sie finden, was sie suchte: Kail. Kapitel 20: 20 -------------- Zoe und Sky küssten sich ein letztes Mal. Das Mädchen bekam fast Tränen in die Augen, doch Sky schüttelte den Kopf und lächelte verliebt. „Nie … wirklich niemals werde ich dich vergessen. Ich werde immer bei dir sein, Zoe, komme, was wolle.“ Sie nickte, umarmte ihn und Sky zog sie nach draußen. Er schluckte, blickte in den nachtschwarzen Himmel und zählte ein paar Sterne. Es würde eine klare Nacht werden. „Gut …“, murmelte der Vampir und Zoe schwieg. Sie blickte zum Himmel. Da zuckte Sky zusammen und starrte zu den Sternen. „Was ist los?“, fragte Zoe besorgt, doch der Junge schüttelte den Kopf und setzte sich in Bewegung. „Sky …“ „Geh! Du weißt, was du zu tun hast!“ „Aber … was ist mit …“ „Er ist hier!“ Ein grässliches Heulen zerbrach die Stille der Nacht. Alle im Nebelwald blickten zum Himmel. Der Mond stand im Horizont und das sollte wohl die ganze Nacht so bleiben. Schon hatte Nain sich zu Kail begeben. Er schüttelte sich und knurrte. Der Werwolf zitterte und heulte abermals auf. Dieses Geräusch ging in die Knochen. Nain zuckte zusammen und zitterte. Da blickte der Werwolf auf. Die Mädchen schraken ebenfalls zusammen. „Wo sollen wir hingehen?“, fragte Nicky leicht ängstlich. Die anderen schauten sich an. „Bleiben wir zusammen“, meinte Jule, doch Emma war plötzlich verschwunden. „Oh nein!“, machte Lynn und krallte sich an Nicky. Die blickte sich um. Nun war auch Jule verschwunden. „Was geht hier vor sich?“, fragte Lynn mit zitternder Stimme. „Lass mich los. Ich bleib doch hier“, sagte Nicky, doch als Lynn sie losgelassen und sich umgedreht hatte- nun war sie alleine. „Nein …“, hauchte sie in eine kühle Brise. Was sollte sie nun tun? Das konnte nicht gut ausgehen. Wo waren die anderen? Sky war verschwunden. Nun war jeder auf sich allein gestellt. Zoe schritt langsam Richtung Lichtung und versuchte dabei leise und ruhig zu bleiben. Sie unterdrückte das Zittern, was ihr auch bald gelungen war, da das Vampirblut sie nun beherrschte. Was sollte sie noch mal machen? Sie überlegte und ging ein paar Varianten an Text durch. Sie seufzte und kam der Lichtung langsam näher. Der Einzige, der um sein Leben bangen musste, war im Moment Nain. Denn Kail hatte sie entdeckt. Doch dies zeigte das Monster nicht. Das Mädchen saß stillschweigend in den Büschen und hoffte, er würde sich entfernen. Doch als er sich umgedreht hatte und sie sich etwas bewegte, fuhr er zu ihr herum und ging strikt auf sie zu. Nain, von der Angst gepackt, kroch ein Stück nach hinten, doch schon hob Kail sie am Kragen aus dem Gebüsch und keifte ihr ins Gesicht. Nain kniff die Augen zu. Jetzt ist es aus, dachte sie. Denn der Mond schien ohne Einschränkung durch Wolken und da konnte Kail keinen klaren Gedanken fassen, so sehr er sich auch bemühte. Er schreckte nicht davor zurück, grob zu ihr zu sein, obwohl er eigentlich wissen musste, dass sie das Mädchen war, das er liebte. Abermals jaulte er auf. „Nein …“, wimmerte Nain und blickte ihn mit verängstigten Augen an. Das machte dem Wolf nichts aus. Er folgte seinem Trieb, wurde gedrängt, dies zu tun und schon durchfuhr ein Schrei den Wald und das Dorf. Die Kinder wurden schon vermisst. Madiva machte sich große Sorgen und nun hatte sie den Schrei vernommen. „NAIN!“, rief sie und lief zum Fenster. Stille. Nichts war mehr zu hören. Der Magierin schossen Tränen in die Augen und schon schlug ihr das Herz bis zum Hals. Die Leiche fiel zu Boden. Das war’s. Kail hatte sein erstes Opfer gefunden. Der Werwolf machte sich von dannen. Lynn fuhr zusammen. „Das war doch …“, sie traute sich nicht, weiter zu sprechen. Schnell lief sie durch den Wald. Mit vorsichtigen Schritten durchquerte sich das Gebüsch und fand ihre Freundin tot am Boden. Ohne sich umzuschauen hockte sie sich neben Nain und hob deren Kopf. Blut. Das hatte sie nun an den Händen. „Oh mein Gott … nein … nicht du …“, sie schüttelte den Kopf. Dann zuckte sie wieder zusammen. Ein Knacken, ein Knurren. Sie drehte sich zu der Stelle und sah nur noch die roten Augen auf sie zukommen. Ein zweiter Schrei. Stille folgte und abermals machten sich Sorgen breit im Dorf. Lynns Mutter würde die Stimme ihrer Tochter unter tausenden raushören. Was war geschehen? Wo war ihre Tochter? Auch Jule und Nicky machten sich große Sorgen. Sie hatten es alles gehört. Von Emma war keine Spur mehr. Und auch die beiden fanden sich nicht wieder. Jule war in der Nähe der Lichtung. Diese betrat das Mädchen nun und fand sich im Mondschein wieder. Vorsichtig und besorgt schaute sie sich um. Ein leises Geräusch dicht hinter ihr. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Dann drehte Jule sich um und blickte erschrocken in das Gesicht eines Fremden. Sie wich zurück. Der Mann lächelte. „Guten Abend, die Dame.“, er verbeugte sich etwas. Jule schluckte. Was war das für ein Kerl? „So schweigsam … was macht denn ein Mädchen deines Alters um diese Uhrzeit ganz alleine in einem dunklen Wald?“, die Stimme klang sarkastisch. Jule schwieg. Sie traute dem Ganzen nicht- und das zu Recht! Man spricht nicht mit Fremden!, ging es ihr durch den Kopf und der Mann grinste. „Das bekommen sie alle beigebracht. Doch die Kinder tun es trotzdem.“ Jule erschrak. Er hatte sie gehört? Ihre Gedanken?! Das konnte doch gar nicht sein. „Was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen?“, der in schwarz gekleidete Mann tat einen Schritt auf sie zu. Jule ging zwei nach hinten. Sie traute ihm nun noch weniger. „Angst?!“, fragte er dann und seine Augen funkelten rot auf. Zoe war nun schon an der Lichtung angekommen. Sie hielt inne, als sie Jule und den Fremden auf der Lichtung sah. Nun wusste sie genau: Es war Dracula persönlich. Doch was machte Jule hier?! „Oh nein …“, wisperte Zoe und verbarg sich im Gebüsch. Das konnte nicht gut ausgehen. Sie hatte schon die anderen Schreie vernommen, doch nun war sie sich sicher, dass es sich um die ihrer Freundinnen handelte. „Jule verschwinde da …“, meinte sie leise, doch das Mädchen hörte sie natürlich nicht. Nun bangte Zoe um das Leben ihrer Freundin, denn Jule wusste sicher nicht, dass sie vor Graf Dracula stand und es ihr, wenn sie sich falsch verhielt, allerdings auch mit großer Sicherheit, an den Kragen ging. Ihr Leben hing am seidenen Faden. Jules Augen weiteten sich etwas. Ja, nun hatte sie Angst. Oh Gott …, dachte sie. „Der wird dir nun auch nicht mehr helfen.“, lachte Dracula. Seine langen Eckzähne blinkten im Vollmondschein. Nun war Jule starr vor Schreck. Jetzt war alles aus, das wurde dem Mädchen nun bewusst. Zoe hielt die Hände vor den Mund. Ihre Augen füllten sich mit Schrecken und Wut. Dracula nutzte natürlich die Chance und ging seinem Vampirdasein nach. Ein Schmerzenschrei. Jules Stimme versagte und nach einigen Sekunden fiel die Leiche zu Boden. Das dritte Opfer dieser schreckenvollen Nacht. Zoes Augen weiteten sich. Oh nein!, sie war wie erstarrt. Doch natürlich nicht unbemerkt. Auch Sky hatte die drei Schreie der Mädchen vernommen. Er wurde hektisch und suchte voll Inbrunst nach dem Werwolf, der sich im dichten Gebüsch des Waldes verbarg. Als Kail sich jedoch durch seine roten Augen in der Ferne verraten hatte, verwandelte Sky sich in einen Vampir, dessen Augen nun auch funkelten. Er atmete noch hektisch, doch ließ die Augen des Werwolfs nicht verschwinden. Kail war in seinem Bann. Nun war es ein Leichtes, den Werwolf dazu zu bringen, dass er ihm folgte. Sky ging mit großen Schritten auf Kail zu, der sich, als der Vampir näher kam, aus dem Gebüsch erhob. Doch als Sky nur einen kleinen Augenblick, wegen des Wehens eines Astes, zur Seite schaute, schüttelte Kail den Kopf und ging Zähne fletschend auf den Vampir los. Dieser packte den Wolf jedoch rechtzeitig an den Oberarmen, sodass er dessen Pranken von sich halten konnte. Die beiden Monster keiften sich gegenseitig ins Gesicht. Jeder versuchte, den anderen zu beeindrucken. Skys Fangzähne waren eindeutig länger, doch Kail hatte nur solch scharfe lange Zähne, wo hingegen Sky zwar spitze, jedoch nicht nur so lange hatte. Doch Kail war eindeutig der Überlegene, da er sogar befähigt war, Dracula zu töten. Aber Sky war in diesem Zustand schlauer als der Werwolf und konnte sich somit gut ohne großen Kraftaufwand verteidigen. Nicky und Emma waren wohl völlig verschwunden, denn nur die Mädchen selbst wussten, wo sie waren. Mehr oder weniger … Emma blickte sich suchend um, doch sie fand keinen Anhaltspunkt um sich herum. Doch nach einiger Zeit fand das Mädchen zum See, wo sie sich erst einmal ausruhte. Nicky jedoch war wohl ziemlich weit von allem entfernt. Dachte sie zumindest. Doch als sie endlich auf einen Weg gefunden hatte, wünschte sie sich nach Hause. Denn in dreißig Metern vor ihr entdeckte sie Sky. Nein- ein Monster! Doch sie kannte den Jungen in seiner Vampirgestalt bereits. Somit war sie nur ängstlich. Doch bei näherem Hinsehen- was machte er denn da? Sie fuhr zusammen, als sie das wütende Knurren und Bellen von Kail hörte, der immer noch von Sky festgehalten wurde. Keine drei Sekunden später lag Sky am Boden und Kail flog über ihn hinweg, wandte sich zu dem Vampir um und ging auf ihn los. Sky spannte seine Flügel über sich zusammen und stieß Kail damit nach hinten, damit er aufstehen konnte. Nun standen die beiden sich wieder gegenüber, keiner wich mit dem Blick vom anderen. Nicky schluckte. Nun wäre sie wirklich lieber zuhause. Zoe blieb nicht lange unentdeckt. „Komm zu mir, Zoe. Ich bin nur deinetwegen hierher gereist.“, Dracula klang keineswegs unfreundlich sondern vertrauter als Zoe gedacht hatte. Sie fügte sich und trat in den Schein des Mondes. Als sie nur noch zwei Meter von Dracula entfernt war, verbeugte sie sich ehrfürchtig. Dracula nickte ihr zu und sie stellte sich wieder auf. „Wunderschönen guten Abend …“, lächelte Dracula. „Gute Nacht trifft es sicher besser …“, lächelte Zoe und Dracula lachte leise: „Da hast du wohl Recht, meine Liebe.“ „Vielen Dank, für Eure Zustimmung. Und ich danke Euch auch, dass ihr gekommen seid. Wie ich schon geschrieben hatte … mir ist es leider nicht möglich, nach Transsilvanien zu reisen. Wegen Schule.“ Dracula nickte: „Ist mir bewusst, Zoe.“ „Das könnte ich nur selten, aber ich möchte lieber schon früher ein Vampir werden.“ „Was erhoffst du dir davon?“, Dracula duzte sie. Das machte Zoe natürlich nichts aus. „Ich bin mir nicht ganz sicher, da ich nicht weiß, wie es dann tagsüber ist…“, sie blickte zu Boden. „Vielleicht erhoffe ich mir, dass ich dann Vorteile in meiner Körperkraft habe. Das Fliegen macht mir auch Spaß und … na ja … Blut saugen ist auch ganz interessant.“, nun lächelte sie Dracula an. „Das ist es in der Tat. Delikat, nicht wahr?“ Das Mädchen nickte: „Ja … schon. Allerdings hatte ich ja noch nicht so häufig das Vergnügen …“ „Nicht?“, nun war Dracula wohl verblüfft. „Nein … leider. Ich war erst einige Male eine … na ja … Mondgestalt. Und ich habe erst ein oder zwei Mal Blut getrunken. Dabei schmeckt es so gut …“, sie merkte plötzlich, dass sie das ernst meinte. Dracula nahm ihr Gesicht in die Hand und blickte ihr in die Augen. „Was muss ich tun, damit ich ein Vampir werden kann?“, sie war nun ganz versessen darauf. Auch wenn sie wusste, dass sie dann sterben würde. Dann würde sie wenigstens mit ihrem Geliebten sterben. Dracula grinste und ließ seine Zähne aufblinken. Auch Zoe lächelte ihn erwartungsvoll an. „Stillhalten.“, meinte Dracula nur und blickte dem Mädchen tief in die noch bläulichen Augen. Plötzlich konnte sie sich nicht mehr rühren. Nicky war wie angewurzelt. Nun rührte sie sich nicht mehr. Bei einer ausschweifenden Bewegung der beiden Rivalen vor ihr, zog sie die Luft scharf ein und war nun noch mehr versteinert, denn Kail blickte zu ihr. Nun ließ er Sky links liegen und preschte auf das Mädchen zu. Das konnte Sky nicht zulassen und packte den Werwolf am Rücken. Der schlug gerade nach Nicky aus, als er nach hinten gezogen wurde. Sky blickte dem Mädchen in die Augen. Sie erwiderte den Blick und ging ins Gebüsch. Dort schüttelte sie den Kopf und drehte sich um. „KAIL!“, hörte sie Skys Vampirstimme. Die Monster fauchten sich wieder an. Da heulte Kail zum Mond und seine Augen leuchteten gelb-grün. Er zeigte Sky die Zähne in einer Art, die an ein hämisches Grinsen erinnerte. Der Vampir zog die Augenbrauen hoch und ehe er sich versah, stand Kail hinter ihm. Kail packte nach Sky, der sich mit den Flügeln zu wehren versuchte. Nicky beobachtete dies aus dem Gebüsch heraus. Der Vampir fauchte und fuchtelte mit den Flügeln herum. Der Werwolf knurrte und krallte sich in Skys Oberarme. Der schlug nun seine Klauen in die Pranken des Wolfes, der ihn unter Jaulen losließ. Sky trat nach hinten und flog von Kail weg. Im Flug drehte er sich wieder zu ihm um, denn schon kam der Werwolf wieder auf ihn zu. Sky flog ihm entgegen und stieß Kail nach hinten. Der fing sich auf allen Vieren und knurrte lautstark. Der Vampir umflog ihn gekonnt und landete weiter hinter ihm. Doch schon sank er zu Boden. Sky atmete leise und hinter ihm richtete sich Kail auf und Heulte zum Mond. Nicky war starr vor Schreck. Sie kam auf den Weg zurück und versuchte sich so leise wie möglich zu entfernen. Doch keine Chance. Kail überhörte niemanden. Der Werwolf blickte in ihre Richtung und funkelte sie aus roten Augen an. Sky rappelte sich schwer auf und folgte dem Blick des Monsters. Seine ebenfalls roten Augen weiteten sich, als er Nicky erblickte. „VERSCHWINDE!“, rief er, doch schon preschte Kail auf sie los. Oh Gott!, schoss es dem Mädchen durch den Kopf. Sky sprang vom Boden ab und stürzte dem Werwolf im Flug nach. Dieser drückte gerade die Füße vom Boden, um Nicky anzuspringen, als er von Sky gepackt wurde und der ihn mit sich nach oben zog. Nicht bemerkt hatte er jedoch, dass Kail Nicky erwischt hatte. Sie wurde mit einem Ruck von den Beinen gerissen und fiel fünf Meter weiter blutend zu Boden. Wieder jaulte Kail, da Sky seine Krallen in seinen Rücken bohrte. Die beiden verschwanden und Nicky blieb zurück. Zoe war hilflos in der Situation. Musste sie nun Angst haben? Oder würde es wieder nur dieser stechende Schmerz sein, der sie zu einem Vampir machen würde? Dracula bleckte die Zähne und leckte über die an Länge zunehmenden Blutzähne. Dies konnte das Mädchen nur im Augenwinkel sehen. Dracula hatte das Geheul des Werwolfes gehört. Seine Augen waren schon rot bis hin ins Klare. Ein Biss- ein Schrei. Sky starrte zur Lichtung. Zoe …, er atmete rasch. Nun musste es schnell gehen. Er war schon zu spät dran. Kail wandte sich unter ihm, weil er dem Anschein nach nicht gerne flog. „Halt gefälligst still!“, fauchte Sky. Zoes Augen fielen langsam zu und das Mädchen ging zu Boden. Dracula leckte sich die Zähne und wischte sich das Blut ab. Er lächelte: „Nun bist du mir keine Last mehr …“, ein dreckiges Lachen erklang. Emma starrte in den Wald. Nein, das konnte nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein! Sie stand auf und ging in den Wald zurück. Sie wollte der Sache nun endgültig auf den Grund gehen. Sky kam der Lichtung näher. Er flog zu den Baumwipfeln und aus vier Metern Höhe ließ er Kail fallen. Der Werwolf rollte sich am Boden ab und blickte durchs Laub hinter dem weiter fliegenden Vampir her. Dann rappelte er sich auf und lief hinterher. Sky jedoch war schon wesentlich früher als Kail an der Lichtung und landete in Jungengestalt auf der offenen Fläche. Er blickte sich um und lief verschreckt zu Zoe, deren Leiche am Boden lag. Er hob ihren Kopf: „Nein …“ „Was denn? Wäre sie nicht sowieso gestorben?“, Dracula trat aus dem Schatten. Sky drehte sich zu dem Grafen: „Sie wollte Vampir werden, Dracula! Einer von Euch! Und Ihr?! Ihr tötet das Mädchen kaltherzig!“ Dracula kam lächelnd auf Sky zu: „Junge … ich habe kein Herz!“, er lachte. Sky legte vorsichtig Zoes Kopf auf den Boden und stand langsam auf. Er ging um Dracula herum: „Das ist ungerecht …“, flüsterte er. Der Graf verfolgte ihn mit den Augen: „Was meinst du, Sky? Ich weiß gar nicht, was daran ungerecht sein soll.“ Ladislaus stemmte die Hände in die Hüfte und drehte sich um sich selbst, damit er immer mit dem Gesicht zu dem anderen Vampiren stand. Sky schlitzte die Augen: „Eine Lüge! Das ist eine Lüge! Ihr wisst genau, was ich meinte!“, mit solcher Art zu sprechen, versuchte Sky Dracula hinzuhalten. Er musste auf Kail warten, dann wäre alles egal. Im Dorf fanden sich die Eltern der Vermissten bei Madiva zusammen. „Beruhigt euch, meine Lieben…“, versuchte die Dame die Leute zu beschwichtigen. „Meine Tochter ist verschwunden!“ „Meine ist im Wald! Ich habe ihre Schreie gehört!“ „Was hat das alles zu bedeuten?!“, prasselte es auf die Magierin ein. „Wenn meiner Tochter etwas zugestoßen ist, dann werde ich dir das nie verzeihen!“, meinte Lynns Mutter zu Madiva. „Aber ich habe nichts mit der Sache zu tun! Mein Mädchen ist auch verschwunden. Die Kinder müssen im Wald sein, denn auch ich habe Schreie gehört, unter denen auch die von Nain waren.“, erklärte sie ruhig. Nun wurde ihr zugehört. „Danke. Wir müssen nun zusammen halten. Es heißt, dass ein Werwolf sich in den Wäldern hier aufhält. Wenn dies der Fall sein sollte, müssen wir gewappnet sein.“ „Waffen müssen her!“, rief Nickys Vater. „Silberkugeln!“, rief Martin. Nun wurde er angeschaut. „Nur mit Silber kann man einen Werwolf töten. Wir brauchen Pistolen mit Silberkugeln. Sonst wird er uns alle töten!“ „Ich habe Silber“, sagte Madiva. „Jeder holt sich etwas, womit er sich verteidigen kann! Die Frauen bleiben hier! Einige brauchen Fackeln!“, forderte Emmas Vater die anderen auf. Die Meute löste sich auf und nach einer Viertelstunde fanden sich die Männer des Dorfes und einige Frauen wieder bei Madiva ein. Diese füllte eine Pistole mit drei Silberkugeln. „Mehr habe ich nicht …“, sie schloss die Trommel und entsicherte die Waffe. „Einer, der ziemlich treffsicher ist, bekommt diese Pistole. Mit anderen kann man die Monster von sich fern halten“, sagte sie und Mollis Vater kam zu ihr: „Ich bin Schütze und nach Aussagen anderen sehr treffsicher.“ Madiva gab ihm die Pistole: „Pass darauf auf. Ohne diese Waffe hängt unser Leben am seidenen Faden.“ Der Mann nickte und die Leute versammelten sich vor dem Haus. „RUHE!“, forderte Martin und alle waren still. „Wir müssen uns jetzt zusammen reißen. Alle müssen zusammen bleiben. Alleine kommen wir da nicht heil raus.“ Das Heulen eines Wolfes erklang und alle blickten in den Himmel. Das war kein normaler Wolf. Sky blickte den Grafen weiter an, der ihn nur anlächelte. „Ihr wisst, was ich meine…“, sagte Sky wieder. Er musste Zeit schinden. Wo war der Werwolf denn?! „Meine Art zu denken unterscheidet sich von deiner, mein Junge.“, Draculas Stimme war ruhig. Ahnte er etwas? Sicher, sonst hätte er Zoe doch nicht getötet. Sky schaute ihn an und schloss dann die Augen. Dracula beobachtete den Jungen weiter. Er wich nicht von der Stelle. Der Jüngere wuchs wieder zu einem Vampir heran. „Was ist los? Warum machst du dich so groß?“, Ladislaus grinste. Doch Sky antwortete nicht. Er blickte den Grafen aus roten Augen an. Dann lauschte er auf. Innerhalb weniger Augenblicke musste es geschehen. Sky ging leicht in die Knie und drückte sich vom Boden ab, denn im selben Augenblick sprang Kail aus dem Gebüsch hinter ihm. Mit gebleckten Zähnen stürzte das Monster auf Dracula. Dieser schreckte zurück und wurde im gleichen Augenblick zu einem Vampir. Der bleckte nun ebenfalls die Zähne, doch schon packte Kail Dracula und biss ihm in die Schulter. Sky spürte einen stechenden Schmerz. Er kniff die Augen zusammen und ging zu Boden. Dracula setzte einen Fuß nach hintern, dann den nächsten. Doch mit jedem weiteren Schritt löste er sich mehr auf. Bis auf die Knochen war er nun verschwunden, als diese sich zum Schluss auch noch auflösten. Sky starrte Kail an und war von einer Sekunde auf die andere ebenfalls verschwunden. Der Wolf jaulte lautstark auf und blickte zum Vollmond. Es waren nur wenige Wolken am Himmel. Emma erschrak. Sie war in Nickys Nähe, zu der sie sich nun begab. „Oh mein Gott! Nicky!“ Das Mädchen öffnete schwach die Augen. Emma hockte sich neben sie. „Was ist … oh nein…“, Nicky war blutüberströmt. Nun wich die Jüngere zurück und Nicky schloss die Augen. Ihr Atem war kaum noch zu hören. Emma konnte nicht mehr helfen. Sie bekam Tränen in die Augen. Schnell entfernte sie sich. Dieser Sache musste sie nun endgültig auf den Grund gehen. Die Bewohner des Dorfes waren bereits am Wald angekommen. „Nun heißt es: zusammen bleiben!“, sagte Madiva. Sie ging mit einer Fackel unter den ersten in den Nebelwald. Der Mond schien noch immer in voller Pracht, doch von dem Werwolf oder den Kindern war nichts zu sehen. Kail streifte wieder durch den Wald. Ebenso Emma, doch das Mädchen kannte sich nicht so gut aus. Das Mädchen setzte jeden Schritt bedacht, denn sie wusste, dass der Wolf noch da sein musste. Ein weiteres Heulen. Sie blickte sich um und sah in der Ferne Lichter auftauchen. In der Nähe der Lichter: ein Knurren. Rote Punkte tauchten auf und verschwanden wieder. Die Eltern blieben in einem Knäuel stehen. „Was war …“ „Ssch!“, machte Madiva und ging einen Schritt weiter. Alles schwieg. Ein Knacken, die Augen, wieder war alles still. Das Herz schlug den Menschen bis zum Hals. Es dröhnte, es pochte. Allen rauschte das Blut in den Ohren. Zeichen für Todesangst. Die hatte jeder einzelne von ihnen. Ein Aufprall, ein weiteres, nun durchdringendes, Knurren. Alle schraken zusammen, stellten sich eng aneinander, Rücken an Rücken. „Madiva … was …“, da war er. Der Werwolf richtete sich hinter den Büschen auf. Alle gingen sie einen Schritt zurück und bekamen große Augen. Emma hörte Schreie von Eltern. Von ihren Eltern! Sie lief durch den Wald zu der Stelle, an der Kail stand. Der Werwolf trat ins Mondlicht und fletschte die Zähne. „Weiche, Bestie! Weiche!“, rief eine Frau. Doch Kail bleckte nur noch mehr die weißen, blutbefleckten Zähne. Plötzlich verschwand der Mond hinter einer leichten Wolke. Kail hielt inne. Mollis Vater zückte den Revolver und zielte, als Emma vor den Wolf sprang. „HALT! NICHT SCHIESSEN!“ Alle schraken auf. „EMMA! Komm da weg!“, rief ihr Vater. Kail blickte auf das Mädchen herab. Dann in den Himmel. Der Werwolf neigte den Kopf zur Seite. „Er ist doch nur ein Junge! Er ist verflucht! Er kann nichts dafür!“ „EMMA!“ „NEIN!“, machte Madiva. „Lasst sie reden.“ „Es ist Kail!“, meinte Emma. Der Wolf spitzte die Ohren und blickte wieder zu ihr. Seine Augen wurden klar. „Kail?!“, machte Martin. Er war wohl der Einzige, der die Vergangenheit nicht verdrängt hatte. Emma nickte: „Er ist der Junge, der verschwunden ist. Kail kann nichts dafür … der Fluch ist es doch!“ „Den kann man nicht mehr heilen …“, sagte Madiva und schüttelte den Kopf. Mollis Vater hatte immer noch anvisiert. Die Fläche erhellte wieder. Nein, schoss es Madiva durch den Kopf. Doch bevor sie es aussprechen konnte- ein Schrei. „EMMA!“, schrie ihr Vater. Darauf ein Ächzen und Kail zeigte die blutigen Klauen. Das Mädchen lag erschlagen am Boden. Eine Sekunde später- ein Schuss. Ein Jaulen, Heulen. Kail blickte auf seine Brust, dann zu den Leuten. Blut sickerte warm aus seinem Herzen. Es ströhmte nun auch aus seinen Augen. Der Werwolf legte den Kopf nach hinten und heulte auf. Das Heulen wurde zu einem Schmerzensschrei. Die Rückverwandlung war schnell geschehen und langsam ging der Siebzehnjährige zu Boden. Blut lief über Brust, Bauch und seine Wangen. „Es … tut … mir … so … leid …“, keuchte er. Die Frauen liefen zu ihm. Nickys Mutter hob den Kopf des Jungen. „Es war das Beste für dich“, flüsterte Madiva. „Nain …“, hauchte Kail und blickte die Magierin aus feuchten und leeren Augen an. Dann bewegte er die Lippen stumm und brach ab. Langsam fielen seine Augen zu und der röchelnde Atem verstummte. Zwei Frauen fingen an zu weinen. Epilog: -------- Epilog Diese Nacht hatte neun Tote mit sich gebracht. Sieben Leichen wurden gefunden. Von dem Tod Draculas und Skys wusste niemand. Die Vampire starben auf der ganzen Welt. Unbemerkt. Die Leichen der Mädchen wurden auf dem Friedhof des Dorfes begraben. Kail begrub man im Wald, nahe dem See. Don und Jason kehrten nicht mehr in den Nebelwald zurück. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)