Order von Mebell (24 Tage - 24 Befehle (Oder: Der etwas andere Adventskalender)) ================================================================================ Kapitel 8: 8.Dezember --------------------- 8. Dezember Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Grund genug, dass der Weg zur Haustür schon einen festen Platz in Farins Morgenroutine hat. Das es vielleicht ein winziger Funken Vorfreude auf das nächste Türchen und die somit verbundene Aufgabe ist, dass wird vom die Gitarristen von vornherein komplett ausgeschlossen. Wobei ja bekanntlich schon die Ahnung des Gedanken reicht, um den Verdacht zu wecken. Aber gerade im Moment ist Farin nur müde und, er gibt es gerne zu, auch ein wenig zu faul, um über solche Haarspalterei zu sinnieren. Deswegen entlockt ihm das schon vertraute (und zu seiner Überraschung pünktliche, vielleicht lernt Bela es ja doch noch irgendwann) Läuten nicht mehr als ein Gähnen und ein wenig verschlafen öffnet er die Tür, nur um wieder einen Korb davor zu finden. Die muss es wohl auch im Sonderangebot gegeben haben oder der Drummer hat ihm sein neustes Hobby verschwiegen. Was eigentlich bei ihrem nächsten Treffen den ein oder anderen Spruch wert wäre, aber selbst dazu sind Farins graue Zellen noch nicht wach genug, weshalb er sich den Korb greift und erst mal wieder zur Küche wankt, sich einen extra starken schwarze Tee machend. Halbe Tage im Schnee zu verbringen, selbst wenn man dick eingepackt ist, gehörte eben doch nicht zu den gesündesten Sachen. Und so hat er auch nur ein halbes Auge, für den bunten Zettel, der, dieses mal nicht dran geklebt, sondern fein säuberlich mit einer Schleife an den Korb gebunden wurde. Als die Information jedoch irgendwann, mit einer viel zu langen Reaktionszeit, sein Gehirn erreicht, ist Farin versucht, den Schluck den er gerade im Mund hat über seine ganze schön polierte Küchenzeile zu verteilen. Allein sein Ordnungssinn siegt über den Reflex der gerechten Empörung und beschert ihm erst einmal einen gewaltigen Hustenanfall. Passiert wenn Tee Luft- mit Speiseröhre verwechselt. Erst eine gefühlte Ewigkeit später, kann Farin sich wieder dem Zettel zuwenden. Und sich fragen ob Bela nicht unter die Hausmütterchen gegangen ist. Zumindest würde es zu dem Befehl passen. "Achter Befehl: Stricke dir einen Schal!" Zumindest die Farbe ist ertragbar. Ist Bela doch so klug gewesen, nichts anderes außer schwarze Wolle in den Korb zu legen. Etwas anderes hätte Farin wohl auch gar nicht erst angefasst. So aber, kann er nicht umhin einen prüfenden Blick auf den Inhalt zu werfen und nach einem ebenfalls prüfenden Griff festzustellen, dass die Wolle wirklich ziemlich weich ist. Außerdem wäre so ein Schal sicherlich nicht das schlechteste bei diesen Temperaturen und sein Hals kratzt nach dieser vermaledeiten Schneeballschlacht ohnehin schon die ganze Zeit. Bleibt nur noch die Frage der Herstellung zu klären. Denn auch wenn sich Farin manches mal nur zu gerne als unfehlbar hinstellt (und er hatte verdammt noch mal das Recht dazu, zu 90% ist er eben perfekt), bei Dingen, die das Geschick der Finger erfordern und nichts mit Gitarre spielen oder Verführung zu tun haben, versagt der Blonde stets auf ganzer Linie. Die Beweise dafür prangen dank dem tollen Kastanienmännchen- Befehl von Bela, immer noch als Schrammen an seinen Händen. Er ist halt eben schon immer der Kopf der Band gewesen. Während sich Bela als der Bastler ausnimmt. Ob es sich da um besonders gewagte Outfits, einem Podest für seine Schlagzeug oder selbst gestaltete Mobiles aus Playboyschnipseln handelt. Trotzdem. So schwer kann das ja bitte auch nicht sein. Jede dumme Göre bekommt so einen Schal hin. Und wenn er mit zwei Stäbchen Sushi und andere Dinge essen kann, dann kann er auch mit zwei Stäbchen stricken. Einmal mehr den Korb inspizierend, findet Farin noch mehr Wolle, eine Schere und eine Anleitung, die im Schritt für Schritt und mit Bildern, den Weg zu einen hübschen und vor allen Dingen ganzen Schal erklärt. Da dies alles im allen weniger kompliziert ist und Farin ja immerhin auch Abitur hat, macht er sich sofort ans Werk, die tickende Küchenuhr als stumme Zeugin seiner Bemühungen. * Mittlerweile weiß Farin, dass Sushi und Schal doch nur den gleichen Anfangsbuchstaben haben. Die Anleitung scheint Typ schwedisches Möbelhaus zu sein, ist absolut nicht verständlich und bringt ihn zur Weißglut. Außerdem ist es eine unglaubliche Aufgabe für die Koordination beide Stricknadeln richtig zu bewegen. Aus lauter Frust benutzt er die beiden Nadeln jetzt nach seiner eigenen Methode und hofft auf das gewünschte Endprodukt. Eigentlich ahnt Farin ja schon, dass er am Ende höchstens ein Gebilde der modernen Kunst haben wird. Doch da ist wieder diese verdammte Ehrgeiz in ihm. Also „strickt“ er weiter, lauscht dem leisen Klappern der Stricknadeln und fühlt sich ein bisschen wie eine senile Omi im Altenheim. Draußen schneit es schon wieder (Oder immer noch?), die Dämmerung legt sich zudem langsam über die Landschaft. Nicht auf seine Finger achtend rutscht Farin prompt ab und gerät an eine seiner älteren Wunden, die er auch einem gewissen Herren mit B zu verdanken hat. Leise fluchend aufgrund des pochenden Schmerzes, beschließt er seine Strickarbeit zu beenden. Sollte der Schal zu kurz sein, kann man ihn ja immer noch als Putzlappen verwenden. Oder als staubfangende Deko. Das Ergebnis ist jedoch schlimmer als überhaupt erwartet. Der Schal ist eigentlich ein Objekt, dass mit Löchern durchsetzt ist. Einem Schweizer Käse gleich hält Farin den Schal anklagenden in die Höhe. Definitiv auch nicht mehr zum Putzen zu gebrauchen. Farin lässt den Schal sinken und überlegt, seiner Wut über sein Versagen Luft zu machen. Innerhalb von Sekunden hat er einen gelben Block mit Klebezetteln gefunden und krakelt in seiner schönsten Sauklaue (Farin benutzt diese Sauerei einer Handschrift nur, wenn er wirklich wütend ist.): "Das sind Dinge für senile Omas. Oder Schlagzeuger." Zufrieden schmeißt er einfach seine komplette Ausrüstung in den Korb zurück und pappt den Zettel auf den misslungenen Strickversuch. Was für eine Genugtuung doch so eine simple Beleidigung sein kann. Immer noch äußert zufrieden trägt Farin den Korb wieder vor seine Haustüre, damit der Schlagzeuger morgen auch etwas davon hat. Jedoch ist ihm da jemand zuvorgekommen. Fein säuberlich gefaltet wartet auf Farin ein schwarzer, allem Anschein nach selbstgestrickter Schal mit einer Notiz, auf einem der altbekannten Zettel geschrieben. Die Nachricht ist kurz, sagt aber eindeutig alles aus, was sie aussagen soll. "Ich wusste es." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)