Perlentaucher Weihnachtsmärchen 2009 von abgemeldet (~ Jeden Tag ein OneShot über Twilight zum Fest der Sinne ~) ================================================================================ Jedes Geschenk hat eine Vergangenheit ------------------------------------- Heute waren fansoits und Angeloi die Urheber des neuesten Weihnachtsmärchens. Wir wünschen viel Vergnügen ;) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft ~ ~ ~ „Wer ist eigentlich auf diese blöde Idee gekommen?“, maulte Paul mit einem hungrigen Blick auf den gigantischen Teller voller Kekse, welcher mitten auf dem Tisch stand und ihn auszulachen schien. Noch immer schmerzte es ihn –nicht physisch– dass Emily ihm auf die Finger geschlagen hatte, als er sich einen großen Teil davon als Beute hatte sichern wollen. In Gedanken rechnete er sich schon aus, wie viele für ihn bleiben würden, wenn diese gerecht aufgeteilt würden. Das Leben war unfair, beschloss er gedanklich, denn die Verlobte des Rudelführers hatte einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. „Meine!“, freute sich Seth, der ihm gegenüber saß und unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. „Komm schon, das wird cool.“ Paul war nicht überzeugt. Was sollte daran cool sein, sich die gegenseitig die schrecklichsten Geschenke des Vorjahres zu Wichteln? Wenigstens schien Leah mal einer Meinung mit ihm zu sein, denn sie sah genauso schlecht gelaunt aus, wie er sich fühlte. Aber na ja – das tat sie eigentlich immer... „Okay, da jetzt alle da sind, können wir ja anfangen“, erklärte Sam und es brach ein kurzer Tumult aus, da alles Wölfe gleichzeitig versuchten, sich den Teller mit Keksen zu sichern, um möglichst viele davon zu erhaschen. Erst ein lautes Räuspern von Emily, ließ sie wieder auseinanderfahren – ein jeder mit leicht schuldbewusster Miene, teils vollen Backen und die Hände gefüllt mit den leckeren Eroberungen. „Ich meinte, mit dem Wichteln“, stöhnte Sam und starrte erbost auf den nun leeren Teller. Lediglich einige Krümel lagen darauf verteilt. Sein strafender Blick wanderte der Reihe nach über den Tisch hinweg zu den jungen Leuten. „Upsch“, nuschelte Jacob mit vollem Mund und versteckte einen Teil seiner Beute mit seinen Händen. Er hatte sich offensichtlich den Löwenanteil gesichert und Embry, der wohl zu langsam gewesen war und nur wenige der leckeren Kekse erobert hatte, sah ihn neidisch an, während Quil, auf der anderen Seite, gar nichts mitzubekommen schien. Er widmete sich seinem gesicherten Anteil an Keksen. Auch Jared sah nur kurz auf und machte nicht den Eindruck, als hätte er schlechtes Gewissen, während sich Seth und Leah lautstark um einen heimatlosen Keks zankten, der bei dem Überfall auf den Teller aus Versehen zwischen ihre Fronten gelangt war. Und Paul zitterte ein wenig, offensichtlich wütend darüber, dass er weniger erbeutet hatte, als sein Schwager ins Spe. „Können wir jetzt anfangen?“, knurrte Sam, verbittert darüber, dass er leer ausgegangen war. Da tröstete es ihn auch nur wenig, dass seine Emily in der Küche verschwand, um den Teller wieder aufzufüllen. Seth nickte begeistert und schob sich den letzten Keks in den Mund, während seine Schwester ihn so wütend anstarrte, wie Sam den Keksteller zuvor. „Gut“, nickte der Anführer der Wölfe und holte einen großen Jutesack unter dem Tisch hervor. „Jeder hat sein Wichtelgeschenk hier herein getan. Ich lasse ihn jetzt herumgehen und jeder zieht sich ein Päckchen. Passt auf, dass ihr nicht euer Eigenes erwischt. Und es wir nicht geguckt!“, ermahnte er Seth zu seiner Linken noch einmal ausdrücklich, dem er den Sack überreichte. Der junge Quileute nestelte an dem Band, so dass eine kleine Öffnung entstand, griff mit dem Arm hinein und schloss für eine Sekunde angestrengt die Augen. Er schien die Päckchen abzutasten, auf der Suche nach dem, das die beste Ausbeute versprach. „Warum darf er eigentlich anfangen?“ Paul erschien immer noch wütend zu sein und stierte eifersüchtig auf den mit den Geschenken gefüllten Sack. Ihm kribbelten seine Fingerspitzen und er spielte mit dem Gedanken, ihm die große Tasche zu entreißen, doch – „Weil es meine Idee war“, antwortete der Jüngste der Wölfe und zog mit einem triumphierenden Grinsen ein bunt verpacktes, längliches Paket aus dem Sack hervor, bevor er diesen an seine Schwester weiterreichte. Paul schnaubte. Leah grummelte etwas Unverständliches – selbst für Wolfsohren! – unter ihren nicht vorhanden Schnauzer, als sie den braunen Jutesack entgegennahm. Ruppig steckte sie ihren Arm hinein und tastete mit einem Augenrollen nach einem Päckchen. Die Jungs wurden immer ungeduldiger und begannen erneut, sich um die Kekse, die Emily hereingebracht hatte, zu zanken. Aber Seth kümmerte das schon nicht mehr, denn er drehte und wendete sein Geschenk und suchte nach einer Schleife, oder wenigstens einem roten Band, um dieses verfluchte, mit Tesafilm improvisatorisch zusammengeklebte, Päckchen zu öffnen. „Ich krieg' das nicht –“ Unterbrochen wurde er von einem hohen Aufschrei von seiner Schwester. Diese hatte schnell ihren Arm wieder herausgezogen und starrte schockiert auf das 'Etwas', das sie nun in den Händen hielt. „Wer von euch war das?“ Leahs Stimme war schneidend und brachte selbst die verfressensten Wölfe zum Schweigen. Paul nahm sogar den Keks, den er sich zuvor in den Mund gesteckt hatte, wieder heraus, während sie mit diesen Worten ein unförmiges, rotes Etwas anhob. Einen anderen Namen schien dieses … Ding gar nicht zu verdienen, denn es sah echt komisch aus, wie Seth vergnügt feststellte. Als er seine Aufmerksamkeit wieder seinem sich nicht öffnen wollenden Geschenk widmete, musste er auch feststellen, dass seines eigentlich auch nicht sehr viel besser war. Was hatte man von einem, bei dem man nicht einmal die Verpackung aufbekam? – Nichts. – Richtig. Leah sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, als sie mit anklagendem Blick der Reihe nach in die Gesichter der Jungen schaute. Keiner rührte sich unter ihrem strafenden Blick. Und Seth suchte noch immer nach dem roten Faden. „Keiner?“ Pause. „Paul, wieso hast du dann deinen Namen drauf geschrieben?“, blaffte sie plötzlich. Der Angesprochene zuckte zusammen, bevor er die Stirn runzelte. „Hä?“ „Idiot“, zischte Leah und schmiss desillusioniert ihr Geschenk zu Boden, das aufprallte wie ein übergroßer Flummi und dann einfach platzte. Die rote Gummimembran, in die das Geschenk gehüllt gewesen war, war gerissen und nun quoll ein brauner Schokopudding zwischen den Plastikfetzen heraus. „Bah, igitt!“ „Du hast es kaputt gemacht“, zeterte plötzlich Jacob los, „dabei war da noch was drin!“ Er unterdrückte ein Knurren, während Paul sich neben ihm vor Lachen schüttelte. Wortlos schubste Jacob ihn vom Stuhl und dieser landete dann mit einem Krachen auf den Fliesen und gackerte weiter. Jacob seufzte und half schließlich dem Armen wieder auf die Beine. „War der noch vom letzten Jahr?“, prustete Paul, während er sich die Haare aus dem Gesicht strich und dümmlich grinste. Jacob rollte mit den Augen, schwieg aber. „Und wer macht die Schweinerei jetzt weg?“, meldete sich auch Emily zu Wort und stemmte die Arme in die Seiten. Wie auf Kommando schauten alle plötzlich ganz unschuldig drein. „Emily, deine Kekse –“, begann Paul. „Leah“, fiel ihm aber Jacob mit seiner prompten Antwort ins Wort. „Paul“, konterte diese. „Ey!“ „Paul“, stimmte dann auch der Rest mit ein und johlte. „Ey!“, motzte Paul noch einmal und schmollte. „Das war Leah – Nicht ich!“ Emily betrachtete ihn skeptisch. „Dafür, dass du so ein Schleimer bist ...“, sinnierte sie nachdenklich. „... räumst du auf“, beendete Sam ihren Satz und grinste spitzbübisch. Pauls Hände fingen wieder verdächtig an zu zittern, als sich dieser zähnefletschend erhob und sich in die Küche trollte, um einen Lappen zu holen. Man hörte, wie Schränke auf und zu geschlagen wurden, bevor er brüllte: „Emily, wo sind deine Lappen?“ Sie seufzte ungehalten, bevor sie auch in die Küche verschwand. „Das soll die Weihnachtsstimmung fördern?“, murmelte sie vor sich hin. „Das ist ja noch schlimmer, als auf einem Kindergeburtstag!“ „Das hab ich gehört!“, schallte es empört aus Küche und Wohnzimmer. Woha, genial. Dolby Surround … „Sorry, Jungs. Aber die Wahrheit muss gesagt werden! – Macht schon mal weiter...“ Jacob, der neben Leah saß, fing aufgeregt an zu zappeln, als sie den Sack an einem Zipfelchen ergriff und anhob. Nervös und zögerlich streckte er eine Hand aus, um den Sack entgegenzunehmen und freute sich auf das zu erbeutende Geschenk, bis Leah diesen plötzlich einfach an Jared weiterreichte. Verdattert blickte er von seiner leeren Hand zu Jared, dem Sack mit den Geschenken und schließlich zu Leah. Diese grinste jedoch nur ironisch. „Das war für dein … schwaches Geschenk. Wie passend!“, lachte sie. Jacob schürzte die Lippen und knurrte, bevor er sich einen tadelnden Blick von Emily einfing, die wieder den Raum betreten hatte. „Man knurrt keine Dame an, Jacob“, rügte sie ihn. Er grunzte zur Antwort. „Leah, schau mal lieber nach, was noch in dem Luftballon war und überlasse das Witze reißen den richtigen Männern!“ Leah blickte ihn empört, mit zusammengekniffenen Augen, an. Dafür hasse ich dich, Jacob Black. „Leah, deine Gedanken sind kaum zu überhören“, feixte Jacob und streckte sich auf dem kleinen Sofa, so gut es ging, aus. „Nun mach schon, es wird dir gefallen.“ Sie zog eine Augenbraue skeptisch in die Höhe, als sie sich bückte und mit einem Finger in den Pudding piekte. „Das ist so widerlich“, stöhnte sie angeekelt. Nach weiteren Piekern wurde Jacob jedoch ungeduldig. „Gib her, du bist so ein Mädchen!“ Mit diesen Worten griff er ungeniert in die braune Masse und zog ein mit braunem Schleim überzogenes Ding heraus. „Da!“, warf er ihr es zufrieden zu und es landete ihr mitten im Schoß. Leah quiekte, als sie es aufhob. Nach einigem Zögern trug sie mit eine Finger den Pudding ab und wischte es an Jacobs Jeans –die er ausnahmsweise trug– ab. „Eine Quietscheente? Oh, eine Badeente!“, murmelte sie entzückt und Jacob brummte mürrisch und versuchte den Pudding abzubekommen, indem er den Fleck verrieb. Klappte aber nicht so ganz … – Mist. Seth fummelte immer noch umständlich an seinem Päckchen, indem er nun mit dem Fingernagel über das Papier kratzte, um eine geeignete Stelle zu finden und es dann öffnen zu können. Inzwischen hatte Jared mit einem triumphierenden Schnauben eine längliche Rolle aus dem Sack gezogen. „Das ist jetzt nicht das, was ich denke“, murmelte er unter dem Gekicher der anderen und betrachtete das in quietschgrünes Papier gewickelte Etwas an. Kleine goldene Sterne waren rundherum aufgeklebt und vermittelten einen Hauch von Weihnachten. „Darf ich tauschen?“, fragte er zerknirscht und erntete ein einstimmiges „Nein!“ „Mach's auf, es wird dich schon nicht beißen“, grummelte Quil und riss Jared den Jutesack aus den Händen. „Und was ist mit mir?“ Jacob wurde jedoch einfach ignoriert. Dafür stieg die Spannung nun an, da Jared begonnen hatte, sein Geschenk aus der Verpackung zu befreien. Sogar Seth stellte für einige Augenblicke seine Versuche ein, endlich an den Inhalt seines Geschenks zu kommen. „Oh, wie süß, genau das Richtige für unsere Gegend“, säuselte Embry, der als erstes einen Blick erhaschen durfte. Mit einem Surren spannte sich der kleine Regenschirm auf und entfaltete seine ganze Pracht in Form aufgedruckter Disneyfiguren. „Aua.“ Quils Beschwerde, in dessen Gesicht ein Teil des Schirms sprang, ging im allgemeinen Gelächter unter. „Du beschwerst dich doch immer über das Scheißwetter hier! Da hat es genau den Richtigen getroffen.“ Leahs Stimmung hatte sich sichtlich aufgehellt. „Dann ist das von dir?“ Ihr Grinsen gab Jared recht und er brauchte eine Weile, bis er den Schirm wieder zusammengeklappt hatte. „Da ist noch ein Fleck, Paul.“ Jacobs gut gemeinter Rat endete damit, dass einer der Lappen nun in seinem Gesicht landete. Braune Brühe tropfte von seinen Haaren und nur Sams Reaktionsvermögen war es zu verdanken, dass sich die beiden nicht an die Gurgel gingen, da er sich rechtzeitig zwischen die Kontrahenten warf. „Er hat angefangen!“, knurrte Jacob mit geballten Fäusten und schlug nach seinem zukünftigen Schwager aus, erreichte ihn aber nicht, da Sam sie mit ausgebreiteten Armen auf Abstand hielt. „Setzen, Jungs!“, mahnte Emily und stellte den dritten Teller mit Keksen bereit. „Paul, räum den Dreck weg und Jake, geh dich waschen.“ Was Sam nicht vermochte, erreichte die Verlobte von Sam mit einer einzigen, erhobenen Augenbraue. Quil hatte inzwischen ausgiebig Zeit gehabt, sich das größte aller Pakete aus dem Sack zu holen. Es schien auch das Schwerste zu sein und er arbeitete bereits daran, es aus dem Geschenkpapier zu befreien, während Embry mit angestrengt geschlossenen Augen in dem Sack wühlte. „Hey! Das ist meins!“, verkündete Paul stolz, nachdem er aus der Küche wiedergekommen war und setzte sich wieder. „Jetzt nicht mehr“, grinste Quil zurück und riss beherzt das schlecht verklebte Papier auf. Was er dann sah, ließ ihn leise aufstöhnen. „Das ist nicht dein ernst, oder?“ „Was denn?“, fragte Paul mit unschuldigem Blick. „Das ist eine wertvolle Playboysammlung. Es war einfach zu schade, sie zu verbrennen, so wie Rachel es gesagt hat. Und du kannst die sicher gut gebrauchen, immerhin dauert das mit dir und Claire sicher noch eine Weile.“ Mitleidig schlug er seinem Sitznachbarn auf die Schulter, dessen Unterlippe gefährlich zitterte. „Das sollten doch Weihnachtsgeschenke sein“, stöhnte Quil und hob vorsichtig die oberste der Zeitschriften auf. „Ist es doch! Ich habe den Jahrgang selbst letztes Jahr von meinem Vater geschenkt bekommen, nachdem meine Mutter sie unter der Kommode gefunden hat.“ Seth blickte neidisch zu Quil herüber, der mit einem hoffnungsvollen „Willst du tauschen?“, seinen Freund offensichtlich animieren wollte, die Lektüre wieder loszuwerden. Tatsächlich sah es für einen Augenblick so aus, doch ein warnendes Räuspern seiner Schwester ließ ihn vorsichtshalber den Kopf schütteln. Außerdem hatte er immer noch nicht den Zugang zu seinem Geschenk gefunden, welches noch verpackt war. „Dann wäre ich ja wohl dran“, freute sich Paul und wollte gerade den Sack von Embry entgegennehmen, als Jacob ihm diesen von hinten entriss. „Kommt gar nicht in Frage“, schimpfte er laut, inzwischen wieder sauber, und hielt seine Beute hinter seinem Rücken versteckt, damit Paul ihn nicht erreichen konnte. „Streitet ihr schon wieder?“, tönte Emilys Stimme aus der Küche und veranlasste Paul sich wieder zu setzen, während Jacob nun beherzt in den Jutesack griff, um diesen dann, nach erfolgreicher Eroberung eines Päckchens, diesen achtlos seinem Bald-Schwager in den Schoß zu werfen. Inzwischen erklärte Jared dem stolzen Besitzer der Playboysammlung des Jahres 2003, dass man in der Mitte die wirklich interessanten Seiten fand und Embry betrachtete immer noch skeptisch das goldene, viereckige Kästchen in seinen Händen, bevor er todesmutig die rote Schleife löste, tief einatmete und dann sein Geschenk skeptisch von allen Seiten betrachtete. „Eine Duftkerze?“ Sein Unterkiefer stand für eine Weile offen, bevor ihn das unterdrückte Gegluckse und Kichern der Anwesenden wieder in die Realität warf. „Wer war das?“, fragte er grimmig und sah einen nach dem anderen scharf an. Jacob, Paul und Leah konnte man schon ausschließen, bleiben also nur… – Warum versteckte Jared eigentlich sein Gesicht so tief in der Zeitschrift? Entweder war Miss Februar wirklich etwas besonderes, oder aber … „Äh, da ist noch eine DVD dabei“, hörte Embry das verlegene Gemurmel seines Freundes hinter der Lektüre. Sofort holte er den zweiten Teil des Geschenks aus der Schachtel und las den Titel halblaut vor: „Mit Yoga zu mehr Entspannung – Antistressübungen für jeden Tag.“ Leah hatte eindeutig Tränen in den Augen, vor unterdrücktem Lachen. Seth bekam vor Kichern sein Geschenk immer noch nicht auf. Quil lag auf seinen Playboys und trommelte auf dem Tisch, so dass die Krümel auf dem leeren Keksteller tanzten. Der Rest war weniger diskret und hielt sich die Bäuche vor Grölen. „Oh, das ist ja entzückend“, meinte Emily, die den Teller abräumen wollte und zufällig mitbekommen hatte, was Embry da ergattert hatte. „Das hätte Sam ziehen sollen.“ Das Lachen ihres Verlobten erstarb, während sich die anderen weiter amüsierten. Es dauerte noch eine Weile bis sich die Jungs soweit beruhigt hatte, dass Jacob sein Geschenk aufmachen und Paul seines aus dem fast leeren Sack ziehen konnte. Seth hatte inzwischen geschafft, die erste Schicht Papier, oder besser gesagt, Klebeband von seinem Päckchen abzuwickeln, nur um frustriert festzustellen, dass darunter noch eine zweite Schicht war, die mindestens genauso gut verklebt war. Er wurde allerdings aufgeschreckt, durch das trompetenhafte Brüllen seines großen Vorbilds Jacob, der mit zusammengekniffenen Augen auf die ausgewickelten, pink farbigen Ungetüme sah, die er soeben aus ihrer Verpackung geholt hatte. „Ewww, mach das weg.“ Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck schob er mit den Fingerspitzen die hübschen Hasen-Plüschpantoffeln in XXL-Größe zu Leah herüber, von der er sich wohl Hilfe erhoffte. Doch die schob sie einfach wieder zurück. „Was denn? Die sind doch niedlich“, grinste sie mit diebischer Schadenfreude. „Schatz? Du hast die Pantoffeln von Tante Edwina abgegeben?“, beschwerte sich Emily empört und starrte ihren Zukünftigen missmutig an. Jacob hatte inzwischen einen der plüschigen Hasenpantoffeln mit einem Finger hochgehoben und schüttelte diesen, als wäre er lebendig und er müsse ihm das Genick brechen. „Dann hab ich dir – das da – zu verdanken?“, brummelte er in Richtung des Alpha und fletschte die Zähne. „Beruhige dich, Alter. Soll ich die Kerze anzünden?“, schlug Embry grinsend vor, während Paul sich vor Lachen immer wieder auf sein Bein schlug, sehr zum Missfallen seines Zukünftigen Schwagers. Er hatte dabei ganz vergessen sein eigenes Geschenk aufzumachen und den Sack weiterzugeben. „Nein, ich weiß was Besseres zur Entspannung: Schick ihn mit Miss April ins Bad“, stichelte Paul und Quil reichte seinem Freund gönnerhaft eine der Zeitschriften. Rosa Plüsch flog quer über den Tisch und landete in Pauls lachendem Gesicht. „Hört sofort auf damit“, beschwerte sich Emily, die immer noch verärgert schien, dass ihr Verlobter Tante Edwinas hübsches Geschenk vom Vorjahr abgegeben hatte. Nicht, dass sie die Pantoffeln wirklich hatte leiden könne, vor allem nicht an ihrem Sam, aber es war schließlich der nette Gedanke der zählte... und das sollten sich auch die Jungs zu Herzen nehmen. „Weihnachtsstimmung – okay? Friede, Freundschaft und Liebe. Kein Streit! Hier, du Pantoffelheld.“ Sie nahm Paul den Hausschuh ab und warf ihn wieder zu Jake herüber, der dem rosa Ungeheuer geschickt auswich, damit es nicht traf. „Genau, Emily hat recht“, versuchte Sam wieder ein paar Punkte bei seiner Verlobten einzuheimsen, doch die sah ihn nur kurz an, stemmte ihre Fäuste in die Seiten und schnaubte. „Wir reden später.“ Damit verschwand sie wieder in der Küche, wo man kurz darauf ein lautes Scheppern hörte. Für eine Minute herrschte Schweigen, bevor die Anwesenden wieder wagten, Luft zu holen und verlegen zu grinsen. „Und Paul? Was hast du Schönes bekommen?“, versuchte Sam die Stimmung wieder zu lockern. Der schien sich erst jetzt zu erinnern, dass er sein Geschenk gezogen hatte und riss das bunte Papier ruppig auf. In seinen großen Händen verschwand die kleine, mit bunten Glasperlen besetzte Dose fast völlig. „Nicht aufmachen“, warnte Quil, doch es war zu spät, Paul hatte den Deckel schon geöffnet. Die entzückenden Klänge von Tschaikowskys Tanz der Zuckerfee erfüllten den Raum und Quil verzog schmerzhaft sein Gesicht, während er sich die Ohren zuhielt. „Ich schwöre euch, wenn ich das noch einmal hören muss, dreh ich durch!“, stöhnte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Claire könnte es den ganzen Tag hören, rauf und runter – aber ich bin auch nur ein Mensch und das hält der stärkste Wolf nicht aus!“ Sogar Paul schien Verständnis dafür zu haben und schloss den Deckel wieder. Inzwischen hatte Seth endlich seine fünfte Schicht Papier abgewickelt und hielt nun ein bunt bedrucktes Täschchen in der Hand. Erwartungsvoll spürte er nun die Blicke des Rudels auf sich ruhen, vor allem den von Embry. Vorsichtig öffnete der den Reißverschluss und schüttelte dann den Inhalt vor sich auf den Tisch. „Oh äh...“, stotterte er und hob ein Fieberthermometer in die Höhe, das zwischen bunten Pflastern, einer Pinzette und einer Schachtel Aspirin lag. „Sehr... nützlich.“ Seine offensichtliche Enttäuschung stand ihm im Gesicht geschrieben, doch Embry zuckte nur mit den Achseln. „Es war deine Idee, Sethyboy. Die schlimmsten Geschenke des Vorjahres, wie du es wolltest. Meine Oma hat immer so merkwürdige Einfälle. Das ist eins ihrer erste Hilfe Pakte zum mitnehmen.“ „Hey, das machen wir nächste Jahr wieder, dann kannst du es wieder loswerden“, tröstete der Alpha sein jüngstes Rudelmitglied und schlug ihm so fest auf die Schulter, dass selbst Seth einige Zentimeter nach unten rutschte. Was ihn aber wohl daran erinnerte, dass Sam seines noch gar nicht aufgemacht hatte. „Hey, da ist doch noch eins für dich drin“, grinste Seth versöhnt über den Vorschlag und zeigte auf den Jutesack, indem das letzte Wichtelgeschenk war. Sams rechtes Augenlid begann zu zucken, als er es hervorholte und vorsichtig das nachgiebige Päckchen befühlte. „Aber keine Pantoffeln, oder?“, fragte er vorsichtshalber Seth, in dessen Augen es schalkhaft glitzerte. Kein gutes Zeichen für den Anführer. Der junge Wolf schüttelte den Kopf und zwinkerte. „Viel besser!“ Gespannte Stille senkte sich über den Raum, nur unterbrochen von dem mahlenden Geräusch arbeitender Kiefer, denn Emily hatte schon wieder Kekse herangeschafft und Embry hatte sogar feierlich seine Duftkerze entzündet. Es quietschte kurz, als Leah sich gespannt nach vorn beugte, um besser sehen zu können, was Sam da langsam und sichtlich zögerlich auspackte und sich dabei versehentlich ihre Qietscheente drückte. „Das ist – grauenhaft“, schüttelte sich Sam, als den wohl furchtbarsten, handgestrickten Schal entfaltete, den man jemals gesehen hatte. Knallige Farben verätzten denjenigen die Augen, die länger als nötig hinsah. Grün, orange, pink und blau wechselten sich in einem unregelmäßigem Muster ab und lila Fransen gaben dem Schal den Rest, um als das wohl eindeutig schrecklichste Wichtelgeschenk durchzugehen. Seth lachte brüllend los, doch niemand schien sich ihm anzuschließen. Stattdessen starrten alle entgeistert auf den farblich entgleisten Halswärmer. Erst nach einigen Sekunden schien er es zu bemerken und verstummte. „Was ist denn los?“, fragte er und sah in die Runde. Einige Gesichter waren bleich, andere dunkler geworden. Die Röte unter den dunkelbraun gebrannten Gesichtern sah merkwürdig aus – Wie abgelaufene Tomaten... Aber jeder sah auf sein, beziehungsweise nun Sams Wichtelgeschenk, mit teils verwunderten, aber auch angewiderten Gesichtsausdrücken, dann unterbrach ein spitzer Schrei die angespannte Stille. Emily hatte den Schal entdeckt und ihre Hand vor den Mund geschlagen, bevor sie ihn vorsichtig, als könnte er zerbrechen, in die Arme nahm und wie ein Baby wiegte. „Woher hast du ihn?“, fragte sie Sam und in ihren Augen glitzerte es verdächtig. Dieser zeigte nur sprachlos mit dem Finger auf Seth, dem nun sichtlich unwohl wurde. Emilys Blick ruhte auf dem Jungen und dieser wurde tatsächlich ein bisschen kleiner auf seinem Stuhl. „Ich hab ihn letztes Jahr zu Weihnachten von Quils Mutter bekommen. Sie meinte, damit ich mich nicht erkälte“, versuchte er zu erklären, woraufhin Emily zu Quil sah und den Schal fest an ihre Brust presste. „Ich hab damit nichts zu tun“, wehrte dieser sich sofort mit erhobenen Händen ab. „Den hab ich ihr zum Geburtstag geschenkt, weil ich den fast vergessen hatte. Meine Cousine hatte ihn mir ein paar Tage zuvor gegeben, als Dankeschön, dass ich sie auf den Abschlussball begleitet habe.“ „Oh mein Gott“, würgte Embry hervor und wurde noch eine Spur dunkler im Gesicht. „Den muss sie von ihrer Schwester bekommen haben. Ich bin mal mit der ausgegangen und hatte ihn ihr gegeben, bevor ich Schluss gemacht habe. Was war ich froh, dass ich das Ding.. losgeworden bin –“ Emily sah Embry so scharf an, dass dieser zu stottern begann. „Und ich glaube, ich weiß, woher du ihn hast“, seufzte Jared laut, worauf sich alle Blicke ihm zuwendeten. „Von euren Nachbarn, den Millers.“ „Stimmt genau“, wunderte sich Embry und kniff die Augen zusammen. „Woher weißt du das?“ „Henry Miller und mein Vater arbeiten zusammen. Irgendwie muss mein Dad den Schal an die Millers losgeworden sein, nachdem er ihn von meiner Mutter bekommen hatte.“ „Und woher hatte sie ihn?“, hauchte Emily und wirkte erschüttert. „Von mir“, erklärte Paul schuldbewusst. „Ich habe ihn meiner Tante geschenkt und die muss ihn meiner Mutter gegeben haben. Bekommen hatte ich ihn von Jared. Ich wurde damals von meinen Eltern genötigt, ihn zu einem meiner Geburtstage einzuladen.“ „Ich dachte, ich wäre das Ding für immer losgeworden“, würgte nun dieser hervor. „Ich bekam ihn übrigens von deiner Schwester, Jake. Rebecca und ich gingen in eine Klasse, wie du weißt. Damals haben wir auch gewichtelt...“ Jacob machte ein Gesicht und sah sich noch einmal die grässlichen Pantoffel an, die ihm mit einem mal gar nicht mehr so schrecklich vorkamen. Es hätte es schlimmer treffen können: Diesen Schal zum Beispiel, den er einst seiner Schwester geschenkt hatte. „Den hatte sie von mir“, murmelte er und holte sich die Bilder vor sein geistiges Auge. „Dad hatte mich zwingen wollen, ihn zu tragen, weil er ein Weihnachtsgeschenk seiner Freunde an mich gewesen war. Harry und Sue Clearwater.“ Sein Blick wanderte zu Leah und Seth, die gebannt zugehört hatten und man sah deutlich, wie das einzige weibliche Rudelmitglied hart schluckte. „Oma hatte ihn mir geschenkt. Ich mochte ihn nicht, weil er so kratzte, da hab ich ihn an meinen Vater weiter verschenkt. Du kannst dich sicher nicht erinnern, Seth, du warst noch klein.“ „Unsere Oma“, flüsterte Emily und Tränen glitzerten in ihren Augen. „Das war mein erster selbstgestrickter Schal. Ich war so stolz darauf … und gerade acht Jahre alt, als ich ihn ihr zu Weihnachten schenkte.“ Ergriffen starrten nun alle auf den hässlichen Schal den sie immer noch fest an ihre Brust gedrückt hielt. „Das ist... erstaunlich.“ Seth war der Erste, der seine Worte wiederfand. „Vielleicht sollten wir in La Push bekannt geben, dass er hiermit aus dem Geschenkeverkehr gezogen wurde. – Wie wär‘s?“ Ein bedrücktes Schweigen hing im Raum und mit schweren Herzens nickte Emily schließlich: „Ich glaube, dass wäre das Beste. Für uns alle.“ Sam tätschelte beruhigend ihre Hand, während sie noch immer den Schal in ihrem Schoß wiegte. Die Anderen nestelten mit hochroten Köpfen an ihren Geschenken und schwiegen. Eine Weile. Bis Seth lärmend aufsprang und alle ihm kuriose Blicke zuwarfen. „Warte, stopp – Moment, wie spät ist es? Was läuft heute im Fernsehen – Wisst ihr das?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)