Halbwegs von Coronet ================================================================================ Kapitel 2: Mittags ------------------ Die Sonne näherte sich dem höchsten Punkt und schien aus aller Kraft, was nicht reichte, doch ihre Strahlen waren warm. Jeder der zu warm angezogen war, würde schwitzen. Emma verließ das Haus, in der Hoffnung auf jemanden aus ihrer Uni zu treffen. Langsam ging sie die Straße runter und musterte ihre Umgebung. Es war langweilig, und es wurde immer wärmer, die Sonne schien immer doller. Ein wenig mehr beeilte sie sich doch noch, vielleicht war heute keiner da... palim paaliiiim palliiiiiiimm Emma schrack in zusammen, so sehr war sie in Gedanken versunken gewesen. Laut und deutlich ließ ihr Handy, den zugegeben peinlichen Klingelton, hören. Hastig holte sie es hervor: "Hallo? Ähm, hier ist Emma...?" "Emma... ich weiß nicht... ich kann heute nicht mit dir auf den Geburtstag gehen... sorry!", meldete sich die Stimme. Irritiert stuzte Emma. Konnte sie sich jetzt die Stimmen ihrer Freundinnnen und Freunde nicht mehr merken? Doch sie merkte das es ihr Freund - Joel - war. Wie immer fragte sie die Routinefrage: "Wieso? Bist du krank?" "Ähh, ne ich glaube nich. Is schon in Ordnung, Emma. Echt! Ich muss jetzt... Ja, Tschüss dann." Da drang von ganz weit weg noch eine Stimme an Emmas Ohr. " Na, wird das Bad kalt?" Schon wieder war Emma irritiert. Da sah sie auch schon den Mann. Aber für Emma war das eigentlich schon kein Mann mehr, sondern ein Typ. Also blickte sie den Typen auch dementsprechend böse an. "Wollen sie was von mir?", ätzte sie den Typen an, immer noch mit dem Telefon am Ohr, aus dem Joel jetzt schon ein wenig genervt fragte: "Emma? Was machst du da?" Der Typ lächelte jedoch nur, und deutete auf das Telefon. "Hörst du denn nicht die Frauenstimme aus dem Off? Die, die wahrscheinlich gerade gesagt hat « Das Bad wird kalt» zu Ihrem Freund...?" "D-Das würde Joel niemals tun!", warum zitterte ihre Stimme nur so? Sie hatte immer gedacht sie würde an Joel glauben. Der Typ lächelte wieder. "Hör einfach genau hin. Wenn es zwischen durch ein wenig rauscht, dann musst du aufpassen!" Emma wandte sich wieder ihrem Telefon zu. Joel hatte tatsächlich noch nicht aufgelegt. "... Emma, hast du gerade mit einem anderen Mann gesprochen?", fragte Joel da auch schon mit warnender Stimme. rausch rausch krckc schrrr J...e ko..m da...ad knack sei leise! Emma erstarte zu Salzsäule. Sie fühlte sich so, seltsam! "Joel. Ich weiß es. Du hast nicht eine, sondern mehrere. Ist schon in Ordnung. Ich gehe." beep legte Emma auf. So gingen Monate einer Beziehung also zu Ende. Mit einem Tastendruck, waren solch weltbewegende Dinge verbunden... "Ich hasse dich. Ich... bring dich um!" Es war das einzige was Emma hervor bringen konnte. Seltsamer weise bekam sie nicht einmal Tränen in die Augen. Er hatte sie einfach verlassen, und es fühlte sich gut an, so als ob ein unnötiger Ballast aus ihrem Leben verschwunden war. Erst da bemerkte sie, dass der "Typ" immer noch dastand. "Jemanden umzubringen wird dich hinter Gitter bringen." "Waas bitte?", antwortete Emma schockiert. Wie kam der Typ nur auf so etwas? "Es ist doch logisch. Jemanden zu ermorden ist illegal. Wenn man gefunden wird kommt man in den Knast." "Das ist mir doch klar! Ich bin ja nicht dumm oder so, sonst würde ich nicht studieren.", antwortete Emma missbilligend. Was bildete der sich ein? "Du hast doch gesagt du bringst ihn um. Lass dich nicht erwischen. Hinterlasse keine Spuren.", er antwortete ganz ruhig, als wäre es das nebensächlichste von Welt. Aber Emma war von seiner Aussage sprachlos geworden. Sie hatte tatsächlich gesagt dass sie ihn umbringen würde. Aber das war doch nicht ernst gemeint gewesen. Sie war nun mal verärgert... "Es gibt Menschen die bringen andere um, und lassen sich nicht erwischen. Ich kann ihn für die umbringen." Emma fand das dies ein äußerst makaberer, aber passender Scherz war. Wenn sich das nächste Mal eine Freundin von ihrem Freund trennte würde sie so etwas wohl mal sagen. Emma schaute sich um, doch der Mann stand noch immer dort. Er schien gar nicht daran zu denken wegzugehen. „Ist noch was?“ war das Einzige was ihr einfiel. „Ist schon alles in Ordnung. Eigentlich hatte ich erwartet, dass du reagierst.“ „Och, wenn´s weiter nichts ist!“, Emma drehte sich um und war im Begriff wegzugehen. „Ist das normal? Das ihr in dem Alter nicht darüber nachdenkt? Immerhin habe ich gerade gesagt ich würde jemanden umbringen können.“, sagte der Mann in normaler Tonlage. Emma drehte sich um, und musterte ihn. „Sie sehen mir aber nicht wirklich wie ein Verbrecher aus… Außerdem ist das doch eine Art Redewendung! Noch nie gehört, oder gesagt?“ „Man sollte so etwas nicht sagen, wenn man es nicht ernst meint! Es ist immerhin eine ernste Angelegenheit!“, sagte der Mann, jetzt mit Nachdruck. „Danke, dass sie mich in dieser Hinsicht belehrt haben! Ich werde niemanden umbringen, Danke!“, sagte Emma sarkastisch. „Ich meinte es ernst. Ich gehöre zu einer Art Mafia.“, jetzt antwortete er wieder emotionslos. Für einen Moment lief Emma ein Schauer über den Rücken. „Jagen sie mir doch nicht solche Angst ein! Mann!“, Emma drehte sich jetzt endgültig zum Gehen um. Heute würde sie einfach nur drinnen bleiben und aus dem Fenster starren, während natürlich die Musik lief. Doch Emma merkte wie der Mann aufholte, um schließlich neben ihr zu sein. „Also gut!“, seufzte Emma, „komm mit! Dort hinten ist mein Stammcafé!“ Der Mann – sie hatte es aufgegeben ihn Typ zu nennen – folgte ihr. Im Café herrschte kein besonders hoher Verkehr, und sie erwischten einen Platz weit weg vom Tresen, direkt am Fenster. Emma bestellte einen Milchkaffee, der Mann einen Eiskaffee. „Also, wie heißt du?“, fragte Emma, nach dem sie einen gehörigen Schluck genommen hatte. Erst jetzt merkte sie, wie gut es tat im Warmen zu sein, und nicht alleine zu sein. „Ron. Und du? Emma, richtig?“, beantwortete er seine Frage selbst. „Und? Bist du wirklich ein Mafioso?“ „Klar doch! Meine Knarre hab ich immer dabei! Und zwar hier.“, während er dies sagte, zeigte er auf seinen Mund und sein Gesicht. Emma starte ihn einige Sekunden lang an, dann wandte sie sich ab, und ging bezahlen. „Hey warte, Man!“, rief er ihr nach. „Das war ein schlechter Witz! Du bist nicht besser als all diese Machos und Prolls, die versuchen Reihenweise Mädchen aufzureißen…“ „Das war kein Witz… Du solltest auch mal lächeln! Damit haust du sogar die alte Omi von der Parkbank um! Wetten?“, antwortete er beleidigt. „Wenn du meinst! Dann lächle ich die Omi jetzt halt mit meinem absolut aufgesetzten Girlie- Lächeln außer Gefecht!“, musste Emma lachend erwidern. Sie rannte quer durch den Park, und verlangsamte kurz vor der Oma. Sie spazierte wie beiläufig vorbei, und dann – im richtigen Moment – lächelte sie. Das Lächeln war aber nur von kurzer Dauer, denn sie musste fast lachen. Emma fühlte sich richtig seltsam, als die Oma sie sah, und ihr fröhlich zu wank. Sie rannte zu Ron zurück. „Ach du meine Güte!“, stieß sie hervor. „War doch wunderbar!“, lachte Ron ihr zu, „ die Oma hat es gefreut, und du fühlst dich doch bestimmt besser?“ Emma konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. „Irgendwie fühle ich mich als hätte ich die Oma verarscht…“ „Ach quatsch! Du musstest einfach nur Lachen, weil du dich mal richtig freuen musstest. Genau so mach ich das auch immer.“ „Bei der Mafia, oder wie?“, Emma grinste. „Guter Scherz. Aber es hilft ja nicht einfach so, plötzlich zu lachen. Man kann das ja nicht einstellen. Deine gute Laune ist wahrscheinlich auch nur aufgesetzt! Man fühlt sich doch auch lange noch nicht so gut, wenn man eins von diesen Plastikpuppen Lächeln aufsetzt, wie eine Maske.“ „Tu, ich aber. Ich setzte mein Lächeln nicht auf! Ich lache wann ich will, wie ich will, weil ich an schöne Dinge denke! Es gibt immer etwas Schönes. Guck dir mal den Park an! Was siehst du da schönes? Emmas blick schweifte über den Park. „Ich weiß nicht.“ Kinder spielten lachend auf dem Spielplatz, Pärchen gingen zusammen durch den Park, und Eichhörnchen… Genau, Eichhörnchen! „Oh, die Eichhörnchen! Die sind wirklich niedlich. Ich habe noch nie, ähm ja! Eichhörnchenpärchen gesehen.“, Emma wurde sehr, sehr rot. Vielleicht war das mit den Eichhörnchen doch kein gutes Beispiel gewesen... „Siehst du? Jetzt hast du was Schönes gesehen! Das ist doch schön, oder? Jetzt kannst du dich doch auch freuen!“ Emma grinste. “Du bist echt unverbesserlich“ „Sag ich doch.“, und wenn du einen Menschen anlächelst fühlst du dich doch auch besser?“ „Na, ich glaube nicht!“ Ehe sie sich versah, hatte er sie an der Hand gepackt und war losgerannt. Sie waren durch ein Treppenhaus gerannt, immer weiter hoch, bis sie auf dem Dach standen. Emma schwankte ein wenig. Das Dach hatte kein Geländer, und es war der 10. Stock. Ron jedoch, zog sie bis an den Rand, wo man an den kleinen Balkondächern bis auf die Straße sehen konnte. Sie standen ganz oben, vor dem Abgrund, der Wind pfiff. Pfiff... Emma drehte sich der Magen um. Wie konnte man das ertragen? Sie verstand diesen Mann einfach nicht. Wie konnte er sich an diese Kante stellen, mit dem Gewissen zu sterben, wenn man unten aufschlug? Ron lachte. „Sterben ist nichts für dich was?“ „Das ist nicht lustig!“, zischte sie ihn an. Ihre Hand ließ er jedoch nicht los. „Eben hast du doch noch gelacht? Was ist das Problem?“, fragte er ganz unschuldig. „Ich will vielleicht noch ein wenig Spaß im Leben haben? Wieso war es so... schwer, sich einfach fallen zu lassen, wie in ein Kissen voller Daunen? Wieso wollte sich noch mehr lachen und lächeln können? Ja sie würde nicht so verrückt sein, ihrem Leben plötzlich ein Ende zu bereiten. Ron blickte sie an und sprang. Da Emma immer noch seine Hand hielt wurde sie hinterher gezogen. Sie bemerkte jedoch, dass sie direkt auf einem der Balkondächer landen würden. Die Sonne schien direkt auf die Beiden als sie sich am höchsten Punkt befanden, bevor sie wieder runter fielen. Emma war einen Moment wie benommen, dann lachte sie. „Oh RON! Hast du mir einen Schreck eingejagt!“, doch dann musste sie lachen, denn auch Ron lachte sie an. Emma begriff, dass dieses Lächeln aus dem Herzen kommen musste. Ganz Ron schien zu lachen. Emma wusste nicht wieso sie lachen musste, aber das was sie heute erlebt hatte machte sie glücklich. Sie war glücklich, sogar noch als ihr Blick auf etwas fiel, was zwischen ihnen gelandet war. Auf dem Dach zwischen ihnen lag das, was sie nicht für wahr gehalten hatte. Seine Pistole. Emmas Augen weiteten sich. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, als ob alle Geräusche wie in einem von diesen Filmen abgestellt werden müssten. Ron lächelte einfach nur. Dann hob er sie auf, und ging einen Schritt auf Emma zu. Ohne ein weiteres Wort lächelte er sein unglaubliches Lächeln, dann küsste er sie. Er drehte sich um, rannte weg und rief: „Vergiss nicht!“, und Emma musste lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)