The road to nowhere von Tamura ([SasuxSaku] Adventskalender 2009 / Tag 10) ================================================================================ Kapitel 1: Photographs of you ----------------------------- Mein Atem kam flach und unregelmäßig. Ich wusste nicht, wie lange ich nun schon in dem Schrank fest saß. Die Zeiger meiner Uhr waren in der Dunkelheit unmöglich zu erkennen. Ich drückte mich fester gegen die Rückwand des Kleiderschranks und holte tief Luft. Sog den Geruch ihrer Jeans, Sweater und Tops, neben mir auf Kleiderhacken aufgereiht, vorsichtig ein. Durch den kleinen Spalt zwischen den beiden Schranktüren machte ich ihre Gestalt aus. Sie hatte nur noch Unterwäsche an und war bereits im Begriff, auch diese abzulegen. Ich konnte nur zusehen. Das heißt, ich wollte meine Augen schließen, tat es jedoch nicht. Langsam drehte sie sich in meine Richtung und kam näher. Mit jedem Schritt fing mein Herz kräftiger an, gegen meinen Brustkorb zu hämmern. Nur noch ein paar Sekunden… Mein Gott, ich sollte vielleicht doch wo anders mit der Geschichte anfangen. - Der Tag begann eigentlich wie jeder andere. Ich wollte ein paar Weihnachtseinkäufe erledigen und war deshalb schon früh aufgestanden. Beißende Kälte kroch mir langsam den Brustkorb empor und ich zog meinen Mantel noch ein Stück enger zusammen, während ich den Hof meines Clanhauses überquerte. Einige Schneeflocken tanzten majestätisch vom Himmel und der Wind trug sie langsam durch die Straßen Konohas. Ich vergrub meine Hände in den schützenden Taschen meiner Jeans und hoffte, das Gefühl der Taubheit in ihnen zumindest ein wenig zu mindern. Wie die Jogger bereits um diese Zeit ihr Unwesen in den Parks treiben konnten, werde ich wohl nie verstehen. Mit Trainingsanzügen bewaffnet stolzierten sie an mir vorbei, schienen das Wetter dabei gar nicht zu beachten, und umgekehrt. Nach einigen Minuten meines Spaziergangs trennten mich nur noch wenige Schritte von ein paar kleineren Klamottenläden des Dorfes. Als ich jedoch die vielen, mit Einkaufstüten beladenen Passanten erspähte, spielte ich bereits mit dem Gedanken, wieder zurück in mein warmes Zuhause unterzutauchen. Nicht einmal die Eiseskälte hielt die Leute zu dieser Jahreszeit vom Kaufrausch ab. Aber auf Dauer konnte ich mich ohnehin nicht in meinem Clanhaus verstecken, also steuerte ich auf den erstbesten Laden zu und drückte den kalten Griff der Eingangstür nach unten. Ein altes Glockenspiel nahe der Tür verkündete mein Eintreten und die Verkäuferin drehte sich in meine Richtung. Ich war zum ersten Mal hier. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ Ihre Stimme klang warm und einladend, wie die einer alten Großmutter, welche abends ihren Enkelkindern eine Geschichte erzählt. Ich schüttelte langsam den Kopf und lies meinen Blick durch die Regale schweifen. Es war nicht die Auswahl, die man in einem der neuen Einkaufszentren der Innenstadt fand. Aber es reichte, um meine Besorgungen zu erledigen. Und um mehr als ein kleines Geschenk für Naruto und Sakura musste ich mir ohnehin keine Gedanken machen. Die Liste meiner Freunde war ja bekanntlich nicht gerade lang, was sich zur Weihnachtszeit allerdings als ziemlich nützlich erwies. In der hintersten Ecke des Ladens fand ich schließlich, wonach ich gesucht hatte. Ein pinker Schal, mit hübschen Stickereien verziert, lag sorgfältig zusammen gelegt neben ein paar Handschuhen und Mützen. Die Lippen der Verkäuferin bildeten ein sanftes Lächeln, als sie den Schal in meiner Hand erblickte. „Für die Freundin?“ Nein, der ist für mich. Ich steh auf die Farbe, ging es mir durch den Kopf, während ich nach meinem Portmonee griff. Als Antwort gab ich jedoch ein knappes „Ja“, ehe ich nach dem Wechselgeld griff und den Laden wortlos verlief, wie ich ihn zuvor betreten hatte. Narutos Geschenk war einfacher. Ich hatte ihm einen Gutschein bei diesem Nuddelsuppenstand gekauft, den er so liebte. Eigentlich nur eine Kleinigkeit, aber ich war sicher, dass er sich darüber freuen würde. Wieso ich plötzlich Geschenke besorgte für meine beiden Freunde? Keine Ahnung. Normalerweise schenkte ich ihnen nie etwas zu Weihnachten, oder sonst einen Anlass. Ich erwartete natürlich auch von den beiden keine Geschenke. Naja, meist brachten sie mir trotzdem immer etwas vorbei. Also der Grund für mein plötzliches Einkaufen? Kakashi. Der Weißhaarige war vor einer Woche bei mir gewesen und hatte mich zum Nachdenken gebracht. Er meinte, dass der Tag kommen würde, an dem mir niemand mehr etwas schenken würde. Auch keine bedingungslose Freundschaft, wie Naruto oder Sakura das taten. Und deshalb war ich nun unterwegs zu der Rosahaarigen. Es waren nur noch ein paar Tage bis Weihnachten, und da ich schon bald eine neue Mission außerhalb des Dorfes hatte, wollte ich ihr das Geschenk schon jetzt vorbei bringen. Um ehrlich zu sein brauchte ich eine Weile, um Sakuras Apartment zu finden. Traurigerweise fiel mir erst jetzt auf, dass ich sie all die Jahre nie besucht hatte. Naruto kannte den Weg wie seine Westentasche. Er war früher schließlich oft hergekommen, um ihr seine Liebe zu gestehen. Oder so nannte er es zumindest. Denn zu gestehen war da wirklich nicht viel, hatte der Blonde immerhin all die Jahre dafür gesorgt, dass die ganze Welt von seinen Gefühlen erfuhr. Jedenfalls war ich froh, das kleine Namensschild mit dem „Haruno“, in goldenen, geschwungenen Buchstaben, endlich entdeckt zu haben. Sakura war nicht zuhause. Sie hatte mir damals einen Ersatzschlüssel für das Apartment gegeben. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie sie mir den Schlüssel vorbeibrachte. Sie war ziemlich glücklich gewesen, endlich eine eigene Wohnung zu haben. Von den Eltern losgerissen, hatte sie damals gemeint. Ich schüttelte langsam den Kopf und stieß einen langen Seufzer aus bei dem Gedanken, dass ich all die Jahre nicht einmal einen Fuß in die Nähe ihres Apartments gesetzt hatte. Es wunderte mich sogar, dass der Schlüssel noch passte. Ihr Vorzimmer war klein und doch einladend. Verschiedene Fotos zierten die Wände. Auf einem war Naruto mit einer Schüssel Ramen zu sehen, Kakashi daneben in seinem Buch vertieft. Und auf einem anderen saß Naruto alleine auf der Lichtung nahe unserem Trainingsplatz und lächelte in die Kamera. Weitere Bilder zeigten Ino und den Rest ihres Teams. Auf einem Foto erkannte ich sogar die Hokage, wie sie gerade einen herzhaften Schluck Sake nahm, Shizune mit verdrehten Augen daneben. Langsam erwischte ich mich dabei, wie ich nach einem Foto von mir suchte. Es waren schließlich eine Menge Bilder. Nach und nach erkannte ich all ihre Freunde aus der Akademiezeit wieder. Die Hyugaerbin, ihr Cousin und sogar dieser ständig im grünen Trainingsanzug herumlaufende Typ waren hier verewigt. Nur kein einziges Bild von mir. Das Wohnzimmer war ähnlich wie der Rest der Wohnung. Irgendwie wirkte alles eine Spur wärmer in den Räumen der Rosahaarigen, als es in meinem Clanhaus der Fall war. Ich legte ihr Geschenk auf den Couchtisch vor mir und schob eine Karte zwischen den Schal. Fröhliche Weihnachten, Sasuke Gut, mein Einfallsreichtum hielt sich in Grenzen. Aber ich wusste wirklich nicht, was ich sonst hätte schreiben sollen. Nachdem ich mein Geschenk abgesetzt hatte, lies ich meinen Blick noch ein letztes Mal umher schweifen. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer stand offen. Ich wusste nicht, warum ich den Raum betreten hatte, es passierte einfach so. Ehe ich mich versah, stand ich inmitten des Zimmers und starrte auf ihr Bett. Ich schüttelte langsam den Kopf und drehte mich zur Seite, im Begriff zu gehen. Was machst du hier?, fragte ich mich. Hau endlich ab. Doch wie gebannt blickte ich im nächsten Moment auf die Wand vor mir. Neben der Tür hingen sie. “Meine“ Fotos. Sechs, sieben… neun Stück. Auf einem sitze ich nur da und starre vor mich hin. Auf einem anderen werfe ich gerade einen Blick über meine Schulter und verdrehe die Augen. Wieder ein anderes zeigt mich erschöpft an einem Baum lehnend, die Augen geschlossen. Und auf dem Größten, in der Mitte der Bilder, lächle ich. Ein kleines Grinsen, das in die Ferne gerichtet ist. Ich sehe nicht in die Kamera, nein. Denn ich kannte keines dieser Fotos. Wusste bis zu diesem Augenblick nicht einmal, dass Sakura überhaupt je ein Bild von mir geschossen hatte. Wie angewurzelt stand ich da. Vernahm kaum etwas in meiner Umgebung. Das leise Knacken des Schlosses der Eingangstür bemerkte ich erst, als es beinahe zu spät war. Hastig suchte ich nach einer Möglichkeit, mich irgendwo zu verstecken. Es war ein Fehler herzukommen, dachte ich. Und dann fiel mein Blick auf den Schrank vor mir. Eine dämliche Idee, ganz dämlich. Sie lies sich Zeit. Ich vernahm lange ein Rascheln, das vermutlich aus der Küche kam, und dann Schritte, die sich langsam in Richtung Wohnzimmer bewegten. Das Geschenk, schoss es mir durch den Kopf. Wenn sie den Schal sehen würde, wüsste sie, dass ich hier war. Dämliche Idee, saudämlich. Ich zählte ihre Schritte. Sie musste nun schon am Couchtisch stehen. Sie kam noch näher. Das erste, was ich durch den dünnen Spalt des Schrankes erkennen konnte, war ihr rosa Haar. Sie blieb in der Mitte des Raumes stehen und zog ihren Pullover aus. Ich betete, dass sie etwas drunter hatte. Weißes T-Shirt, Gott sei dank. Hatte sie den Schal tatsächlich nicht gesehen? Vielleicht war sie aus der Küche getreten und beachtete den Couchtisch dabei gar nicht? Mein Atem kam flach und unregelmäßig. Ich wusste nicht, wie lange ich nun schon in dem Schrank fest saß. Die Zeiger meiner Uhr waren in der Dunkelheit unmöglich zu erkennen. Ich drückte mich fester gegen die Rückwand des Kleiderschranks und holte tief Luft. Sog den Geruch ihrer Jeans, Sweater und Tops, neben mir auf Kleiderhacken aufgereiht, vorsichtig ein. Durch den kleinen Spalt zwischen den beiden Schranktüren machte ich ihre Gestalt aus. Sie hatte mittlerweile nur noch Unterwäsche an und war bereits im Begriff, auch diese abzulegen. Ich konnte nur zusehen. Das heißt, ich wollte meine Augen schließen, tat es jedoch nicht. Langsam drehte sie sich in meine Richtung und kam näher. Mit jedem Schritt fing mein Herz kräftiger an, gegen meinen Brustkorb zu hämmern. Nur noch ein paar Sekunden… Sie hielt kurz vor dem Schrank und drehte sich zur Seite. Dann verschwand sie aus meinem Blickfeld. Ich atmete erleichtert auf, als ich wenige Sekunden später das Prasseln der Dusche aus dem Badezimmer vernahm. Langsam stieg ich aus meinem “Gefängnis“, raste durch das Wohn- und Vorzimmer zurück zur Eingangstür. Das Geschenk lies ich liegen. Ich konnte nicht riskieren, es wieder mitzunehmen. Was, wenn sie es schon gesehen hatte? Die kalte Luft beruhigte mich. Ich sog sie tief in meine Lungen und schloss die Augen. Mein Herzschlag reduzierte sich wieder auf ein annehmbares Tempo und erst jetzt wurde mir das Zittern meiner Hände bewusst. Was sollte ich jetzt tun? Vor mir lag die Straße, die mich zurück zu meinem Clanhaus führen würde, das, sicher wie der Hafen nach monatelanger Fahrt für jedes Schiff, auf meine Rückkehr wartete. Also einfach alles vergessen und hinter mir lassen? Später behaupten, ich hätte das Geschenk vorbeigebracht und wäre wieder gegangen? Oder die riskante Variante. Zurück zu ihr, und gestehen, dass ich in ihrem Schlafzimmer gestanden hatte. Das unglaubliche Gefühl der Freude zugeben, das ich beim Anblick der Fotos empfand. Die Erleichterung und dieses undefinierbare Kribbeln, das meinen Körper dabei in Besitz genommen hatte. Was sollte ich jetzt tun? Ich wusste es bereits. Und so schritt ich mit einem Lächeln auf den Lippen, ohne zu zögern, in eine bestimmte Richtung… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)