Liebe aus Glückskeksen von SakumiKazi ================================================================================ Kapitel 1: Einleitung --------------------- Einleitung Johannes‘ Eltern sind geschieden seit er 5 Jahre alt war, nun ist er 16. Bis vor wenigen Tagen lebte Johannes bei seiner Mutter in einem kleinen Dorf in Deutschland. Vor wenigen nun also ist er zu seinem Vater gezogen, in eine der größten Städte der Welt, nach Tokyo, Japan. Es ist nicht so, dass Johannes keinen Kontakt zu seinem Vater hatte, was sie nämlich nicht wusste, war, dass sein Vater ihm jede Woche einen Brief geschrieben hatte, schon allein, damit seine bilinguale Erziehung nicht verebbt. Aber allein die Sprache zu sprechen, ist nicht hilfreich genug um als Dörfler in einer Weltmetropole zu leben; denn von Anfang an lief es nicht ganz so, wie es laufen sollte. Kaum hatte Johannes das Flugzeug verlassen, fühlte er sich auch so, verlassen und allein. Der Berliner Flughafen war für ihn schon eine Schau der Superlative gewesen, aber der Tokyoter übertraf das noch um Längen. Für Johannes war er mindestens doppelt so groß wie der Berliner. Er konnte sich gar nicht satt sehen. \\Wenigstens kann ich die Sprache, sonst würde ich hier glatt verloren gehn\\, hatte er sich gedacht und sah sich gleichzeitig um, wie er den Schildern zur Gepäckausgabe gefolgt war, denn trotz, dass es hier mindestens so viele Touristen wie Einheimische gab, waren die wenigsten Schilder in Englisch oder gar in Deutsch. Seinen doch sehr auffälligen Koffer, im Tiger-Look, hatte er schnell gefunden und machte sich dann auf Richtung Ausgang, wo sein Vater ihn erwarten sollte. Nach einer ausgiebigen Suche stellte er fest, dass sein Vater ihn nicht erwartete, wie abgemacht, aber das war kein Problem, er kannte die Adresse und wusste wie man japanische Schilder las. Gerade wollte er das Gebäude verlassen, da versperrten zwei Anzugträger ihm den Ausgang. Freundlich grüßte er und versuchte vorbei zu treten, aber sie ließen ihn nicht, bis einer von ihnen fragte, ob er Johannes-kun wäre. Zwar hatte man ihm gelehrt mit niemanden mit zu gehen, egal ob er seinen Namen kannte oder nicht, aber diese Muskelpakete vor ihm machten nicht den Eindruck, als wollten sie ihm etwas tun, also nickte er. Nun grüßten auch sie ehrerbietend und erklärten, dass sein Vater sie geschickt hätte, weil er selbst gerade nicht weg konnte. Schwer seufzend ließ er sich von den beiden chauffieren, das sah ihm ganz nach Leibgarde aus, so wichtig war er nun auch wieder nicht, zumindest seiner Meinung nach... Dann ließ er sich eben herum fahren, denn sie mussten durch die ganzen Stadt um zum Haus seines Vaters zu kommen, dass er, Johannes‘ letzten Informationen, allein bewohnte, abgesehen von dem Butler, seines Vaters, und Gouvernante, bezeichnet, als erste Hilfestellung, für Johannes. Aber einen Trost gab es, sein Vater liebte Hunde und hatte viele bei sich. Der Butler und die Gouvernante erwarteten ihn vor der Haustür und Hannes staunte nicht schlecht über die, so typisch für seine Vater, aber absolut untypisch für dieses Land, Villa im Viktorianischen Baustil. Hannes fühlte sich nur einmal mehr darin bestätigt, dass sein Vater nicht wusste, wohin mit seinem ganzen Geld, dass er verdiente. Der persönliche Sicherheitsdienst trug seinen Koffer und wollte gerade noch die Tiertragebox ergreifen, die Johannes in der Hand hielt, da sah er böse hinauf und sagte: „Iie, kesshite!“ (Anm.: ‚Auf keinen Fall!‘) Sofort zuckte der Schrank weg, verbeugte sich tief und fuhr das Auto auf den Hof und stellte es zu den anderen fünf, definitiv zu teuren und zu selten gefahrenen Autos, zum Glück hatte er in seinem Auslandsjahr in Amerika den Führerschein gemacht und wenn er sich an das links fahren gewöhnt hatte, konnte er jedes dieser Schätze so viel, so oft und solange bewegen wie er Lust und Zeit hatte. Nun führte sein Weg ihn erst mal zum Haus, schaffte aber nicht einmal die Hälfte des Weges, da kamen von beiden Seiten über den Rasen unzählig viele Hunde angerannt und warne drauf und dran ihn von den Füßen zu reißen. „IIE, INU!“ sagte er laut und streng und alle blieben vor ihm stehen. Er spürte die begeisterten Blicke des Personals. Langsam senkte er die leere Hand und alle setzten sich, dann wendete er die Hand auf die Kante und tat als schiebe er etwas weg. Einige der Tiere erhoben sich und machten ihm den Weg frei. Stolz nickte er ihnen zu ging weiter. Sei folgten ihm. Das Personals begrüßte ihn und stellte sich vor, bevor sie ins Haus traten. Die Hunde mussten draußen bleiben. In der Prunkvollen Eingangshalle stellte er die Tragebox ab, hockte sich neben sie und öffnete die Tür. Das erste was heraus schaute waren lange Schnurhaare und zwei spitze Katzenohren. Nur langsam und zögerlich schob sich die gestromte Maine Coon Dame heraus. Einen Blick warf sie durch die Halle, bevor sie sich umdrehte und zu nicken schien. Einige Augenblicke später kam eine dunkelbraun befellte Nase aus der Box und dann nach und nach der Rest der Langhaar Dackeldame. Die beiden Tiere sahen ihn an und Hannes nickte. Sofort gingen sie los und erkundeten das Haus. „Aber nicht raus, egal wie es reizt“, sagte er und erhob sich wieder. Die, doch etwas kräftig gebaute Frau, Mika-san, nahm die Box und brachte sie weg. Hannes fragte gar nicht erst und folgte dem Butler, ein Engländer mit Namen, wie sollte es auch anders sein, James, der ihn durchs Haus führte. Zu erst das riesige Wohnzimmer, mit einem Flügel, Hannes war begeistert, im positiven Sinne; dann das Esszimmer und die Küche, alles im Erdgeschoss. Nun folgte er in den Keller, ein riesiges Badezimmer, ein Fitnessraum und mehrere kleiner Räume, die noch leer waren. Als nächstes folgte der erste Stock, fünf Zimmer gab es dort, eines war das Schlafzimmer seines Vaters, da durfte er nicht hinein sehen, auch in die anderen Zimmer durfte er nicht sehen, warum auch immer, aber das würde er noch heraus finden, an sich vermutete er dahinter die Sammlungen seines Vaters, fragte aber nicht danach und beobachtete die der Butler eine Dachluke öffnete und die Treppe herunter ließ. Vermutlicherweise war das sein Zimmer und damit sollte er auch recht behalten, ihm gehörte der gesamte Dachboden, groß, geräumig und noch völlig uneingerichtet, was hieß, er durfte shoppen gehn, seine Lieblingsbeschäftigung. Kaum hatte er einen blick nach oben geworfen, wurde von unten gerufen, dass man ihn am Telefon sprechen wollte. Seufzend ging er wieder runter und nahm das Schnurlose Telefon entgegen. „Ja?“ fragte er. „Hannes? Schön, du bist schon da“, kam es von der anderen Seite. „Ja Dad, bin ich, aber ich bin nur halb so glücklich wie ich sein wollte“, murrte er ungeduldig. „Tut mir leid, ich mach das wieder gut und geh gleich mit dir shoppen, wenn du nicht zu müde bist.“ „Bei dem Angebot bleibe ich natürlich wach“, meinte er und ein lächeln schob sich auf seine Lippen. „Wie geht es deiner Mutter?“ „Gut, aber sie hatte immer gehofft, dass du den Teil der Übersiedlung vergisst.“ „Das hätte sie gern“, lachte sein Vater, „du, ich muss wieder zur Besprechung. Ich versuche sie so kurz wie möglich zu fassen, du kannst deine beiden Lieblinge ja mit meinen schon mal bekannt machen.“ „Ich hoffe sie zerfetzen May nicht in der Luft, dann zerfetze ich aber sie.“ „Keine Angst, ich habe sie wohl wollen allen gegenüber erzogen.“ „Das habe ich gemerkt, mich hätten sie am liebsten gleich überfallen.“ „Das wusstest du mit Sicherheit zu verhindern. Also dann, bis später.“ „Aber beeil dich wirklich.“ „Ja, tue ich, mein Schatz. Bye.“ „Bye.“ Beide legten auf und dann musste Hannes erst mal nach seinen Haustieren suchen. Die beiden saßen im Wohnzimmer vor auf der einen Seite der Verandatür und auf der anderen hatten sie die Hunde seines Vaters versammelt. „Na, lachst du sie aus?“ fragte er May und hockte sich hinter die beiden. Sie nickte ihm vermeintlich zu, erhob sich, wand der Tür den Hintern zu, hob den Schwanz und stolzierte davon. Sofort brach auf der anderen Seite der Terror aus. Hannes schlug mit der Hand gegen des Fenster und schaute sie warnend an. Eigentlich brauchte er sich um May keine sorgen machen, sie war eine reine Wohnungskatze und da die Hunde nicht rein durften, also bis her durften sie es nicht, gab es auch keinen Grund für sorge. Bei seiner Dackeldame, gerufen Belle oder Biene, genannt Belle Constanze Chappy II., war das etwas anderes, Hannes hatte sie zwar Stubenrein gemacht, aber dennoch war sie ein Hund wie jeder andere und wollte auch raus. Sobald er mehr über die andere Seite wusste, würde er beide Seiten langsam an einander gewöhnen. Hier zu Lande waren gerade Sommerferien, daher hatte er noch Zeit dafür; und die, die nicht für sein Zimmer drauf ging, ging für die Hunde drauf, denn die hiesige Schule konnte nicht sehr viel anspruchsvoller und schwerer sein, als das Internat, was er bisher besucht hatte. „Na komm, stellen wir erst mal eure Essensregeln klar“, sagte er, nahm den Dackel auf den Arm und ging in die Küche. „Mika-san?“ fragte er und setzte Belle auf einen nahen Stuhl. Nicht sehr begeistert besah sich das, nickte ihm aber hören zu. „Noch in Deutschland habe ich mit der Probe einer Dachshundzucht begonnen. Dieser Hot dog hier also ist schwanger und bekommt gesondertes Futter, wenn es recht ist, gebe ich ihnen eine Futterliste. Meine Katze ist durch aus als verwöhnt zu bezeichnen, sie frisst nur frischen Fisch, feinste Innereien und bekommt zwei mal die Woche leichtes Mineralwasser. Trockenfutter und Dosenfutter bekommen die beiden überhaupt nicht.“ „Das ist kein Problem und Sie?“ „Ich? Ach ja, ich... Ich bin nicht verwöhnt, aber sehr pingelig. Ich esse nur Fisch und Geflügel. Bevorzugt esse ich dazu Nudeln und gekochtes Gemüse geht absolut überhaupt nicht. Die asiatischen Gene sorgen für eine leichte Lactoseintoleranz, aber nur reiner Milch bezüglich. Als Ersatz möchte ich weder Soja noch Buttermilch sehen. Milchreis ist okay. Einmal im Monat habe ich meine Vegetarische Woche, da möchte ich kein Tofu sehen.“ Wieder nickte sie. Er wand sich Belle zu und nahm sie wieder hoch. In der Tür wand er sich noch einmal um. „Mika-san, Tropische Früche wie Mango, Papaya und der gleichen bleiben mir bitte fern, Zitrusfrüchte sind gern gesehen, genauso wie saure Äpfel und frühreife Früchte, vor allem Bananen, sie sollten möglichst noch grün sein, sonst sehe ich sie nicht einmal an. Wie gesagt ich bin nicht verwöhnt, nur sehr pingelig“, lächelte er und verließ dann wieder die Küche. „Bis euer Körbchen kommt dürft ihr in meinem Bett schlafen. Vielleicht können wir ja im Keller ein eigenes Zimmer für euch einrichten, ich rede mal mit meinem Vater“, sagte er zu seinem Hund, die nickend bellte und sich unters Dach tragen ließ. May folgte ihnen und mauzte beleidigt, als Johannes vor ihr die Treppe hinauf klettern wollte. „Verzeiht My Lady, ihr habt natürlich den Vortritt“, sagte er gespielt untertänig, trat zurück und machte May den Weg frei. Mit erhobener Nase und gereckten Schwanz stolzierte sie nach oben. „Heute wieder besonders eingebildet“, flüsterte er Belle zu und folgte der Katzendame, sie es sich gleich auf dem Futon gemütlich machte. Er setzte Belle ab und seufzte schwer. „Ich suche mal eine Decke. Für dein Bäuchlein ist der Futon zu dünn und du könntest dich unterkühlen.“ May mauzte sarkastisch und gähnte herausfordernd. „Pass ja auf, was du von dir gibst oder du schläfst im Garten, bei den mindestens drei Dutzend Hunden.“ Sofort war sie still und kuschelte sich wärmend an Belle. Hannes ließ die beiden allein und suchte eine Decke. Nach einigen Minuten hatte er eine Wolldecke gefunden und machte sie nach oben. „So, euer Übergangskörbchen. Keine Sorge, ich hole mir ein Bett.“ Dann waren erst mal die zwei Koffer und die zwei Taschen dran, die sein erstes Gepäck enthielten, der Rest würde in den nächsten Tagen mit einem Flugzeug kommen und geliefert werden. Wie er allerdings seinen Schreibtisch hier hoch bekam, war ihm noch ein Rätsel, aber sein Vater hatte ja für jedes Problem eine Lösung. Ein Tiger-Koffer kam auf die Rest Seite ans Kopfende, darin einige seiner Anziehsachen und diverser Kleinkram. Der Koffer im Spezialdesign kam als fußende, es war der für May und Belle ganz allein, darin war alles verstaut was man auf einer Reise so brauchen konnte: Fressnäpfe, Futter, Wasser, Spielzeug. Die große rote Tasche kam auf die Linke Seite ans Kopfende darin war die Leber seiner Reiseausstattung, seine Technik, ein niegelnagel neuer Mac, mit Windows, die Playstation portable, der DSi und Fernbedienung und Lenkrad für die Wii-Konsole, die anderen Konsolen und Zubehör würde mit den anderen Sachen bald kommen. In der, nicht wirklich kleineren Tasche waren dann seine Noten, der minimalste Teil seiner Kunstsachen und diverser Kleinkram. Als erstes kippte er diese Tasche aus und suchte wild nach seinem Mobiltelefon. Er hatte sich extra ein neues gekauft und ihm wurde gesagt, dass dieses weltweit funktional war. Endlich hatte er das neue Black Berry Model gefunden und sucht nach einem Netz. Es lief auf Vertrag also konnte er es gleich testen und seinen Freunden eine RundSMS schreiben, dass er angekommen ist und dass sie alle neidisch sein sollen auf ihn. Bei dieser SMS fiel ihm ein, dass er vielleicht auch noch seiner Mutter beschied geben musste, also ging es wieder nach unten ins Erdgeschoss und es wurde zu hause angerufen. Es ging nur der Ab ran, also sprach er was drauf und lege dann wieder auf. Die mit runter gebrachten Noten legte er auf den Flügel und schlug ein paar Töne an. „Böse verstimmt“, murmelte er. „James?“ rief er in den Flur. „Ja, Kuboto-san?“ fragte der Butler und kam ins Wohnzimmer geeilt. „Wann hat mein Vater zuletzt auf diesem Flügel gespielt?“ „Noch nie.“ „Das habe ich mir gedacht. Rufen Sie bitte jemanden der es für mich stimmt, so schnell als möglich.“ Der Butler nickte und ging gleich zum Telefon. Hannes ging derweil um den Flügel und ließ sich auf der Couch nieder. Eigentlich wollte er nicht schlafen, dann aber döste er doch weg und wurde erst wieder wach als der die umgestimmten Töne des Flügels hörte. Verschlafen öffnete er die Augen und blickte zu einem jungen Mann, höchstens 10 Jahre älter als er selbst und hübsch war der vielleicht. Hannes Herz schlug doppelt so schnell und er merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Der junge Mann sah auf und lächelte ihn warm an. „Es tut mir Leid Sie geweckt zu haben, aber es steht doch schlimmer um den Flügel als es am Telefon gesagt wurde“, sagte er mit einer tiefen, aber sanften Stimme. Noch mehr Röte schoss Hannes ins Gesicht und er erhob sich von der Couch. „Hallo, ich glaube nicht, dass überhaupt eine Seite richtig klingt“, sagte er und trat heran. „Da haben Sie glatt recht“, nickte der andere, „sind die Noten von Ihnen?“ „Ja, das habe ich selbst komponiert.“ „Auf einem gestimmten Flügel klingt das sicher wunderschön.“ „Dann stimmen Sie ihn und ich spiele es Ihnen vor“, meinte Hannes und öffnete ihn. „Mir sieht das ehr nach einem vier Händer aus“, bemerkte der andere und begann die Seiten zu stimmen, „C₁ bitte.“ „Das sind verschiedene Kompositionen und es sind zwei Händer“, erwiderte Hannes und schlug die Taste an. Nach über einer Stunde war der Flügel fertig gestimmt und nun wurde sein Spiel erwartet. Hannes setzte sich an den Flügel und spielte wahllos eines des Stücke. Unbemerkt hatten sie noch einen Zuhörer bekommen, sein Vater war eingekehrt. Kaum beendet klatschte aus dieser. Hannes sprang auf und fiel seinem Vater um den Hals. Sanft lächelnd schloss er ihn in die Arme. Sie lösten sich wieder von einander. „Wie viel schulde ich Ihnen?“ fragte Hannes Vater den anderen Jungen. „Das schöne Spiel war Bezahlung genug“, lächelte er Hannes zuckersüß an und verbeugte sich. Der lief wieder hochrot an und vergrub das Gesicht, wie ein kleines Kind, an der Brust seines Vaters. „Danke“, nickte sein Vater und verabschiedete den Stimmer noch. „Du kannst wieder erwachsen werden, er ist weg. Hast du dich doch nicht etwa verliebt“, kicherte er. „DAD!“ maulte Hannes hoch rot und boxte ihm leicht gegen die Schulter. Lachend schloss er ihn wieder in die Arme. „Es ist schön dich nach den vielen Jahren wieder mal zu sehn. Du hast dich gut gemacht und du scheinst deinem Vater nach zu eifern“, lächelte sein Vater. „Falls du meinst, dass ich schwul bin, ja, das bin ich“, sagt wer gerade heraus und sah zu seinem Vater hoch. „Und hast du auch schon Erfahrung gesammelt?“ „Auf einem reinen Jungen Internat, na was denkst du denn. Ich bin schon seid über zwei Jahren keine Jungfrau mehr.“ „Verstehe einer deine Mutter... Na ja, jetzt bist du ja bei mir. Du gehst zwar nicht auf ein Internat und ich empfehle dir auch nicht, das in aller Öffentlichkeit preis zu geben, aber du darfst dich gern frei ausleben.“ „Zu nett, das sich deine Erlaubnis habe“, meinte er sarkastisch angehaucht. „Das war eigentlich mein ernst“, sagte er und ging zur Verandatür und kippte das Fenster an. „Daddy, ich kenne die Gesetze. Aber eigentlich, wenn ich dich mal auf der Arbeit besuche...?“ „Du bist zwar noch Minderjährig, aber ich will mal nicht so sein. Falls du mal den Richtigen findest, es ist immer ein Zimmer frei. Aber jetzt möchte ich erst mal die Kaiserin und deinen Hot dog kennen lernen.“ „Sag das bloß nicht zu ihr, sie noch so agil, dass sie dich anfällt.“ „Okay, ich werde es mir merken“, kicherte er und folgte seinem Sohn unters Dach. May und Belle sahen auf und gaben laut von sich. „Guten Tag die Damen, es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen“, begrüßte er die beiden, hockte sich vor sie und verbeugte sich ehrerbietend. May fühlte sich gleich auf Wolken gehoben und Belle schmiegte ihren Kopf an seine Hand. „Du scheinst dich ja schon gut eingenistet zu haben“, stellte er fest, als er sich aufrichtete und sich umsah. „Na ja, die Tasche habe ich nur aus gekippt um mein Mobiltelefon zu finden“, meinte Hannes und sortierte die Sachen. May mauzte ihn an. „Ja, erst mal ist mein Zimmer dran.“ „Was möchte ihre Majestät denn?“ „Ach im Keller sind doch noch ein paar Räume frei, wie ich das so gesehen habe, und da ist mir in den Sinn gekommen, dass man jeden der beiden ja einen davon einrichte könnte...“ „Von mir aus, du sagtest ja, dass May eine Wohnungskatze ist, nicht?“ „Ja, ist sie und im Moment verbringt Belle auch mehr Zeit im Haus. Du sagst doch immer, dass man in Tokyo alles bekommt, was man will?“ „Fast alles, den perfekten Mann für mich habe ich noch nicht gefunden. Was möchtest du denn?“ „Treppen sind für Dackel das schlimmste auf der Welt und beim stöbern im Internet, habe ich das hier entdeckt“, sagte er und zeigte seinem Vater einen Ausdruck. „Was ist das?“ fragte er verwirrt und sah sich das Bild an. „Du hast doch sicher schon mal so einen Treppenlift für ältere Menschen gesehen, die nur schwer Treppen hoch und runter kommen. Das ist ein Modell für Dachshunde. Hier ist die Schiene, die wird niedrig aufgebracht, dann das hier sind die ganz flache Treppen und das hier ist der Sitzkorb. Praktische Position des Anschalters, mit der Pfote oder der Nase leicht drückbar und das ganze ist so schmal, dass man locker daran vorbei gehen kann. Mit den Seilen hier kann der Hund die Treppchen sogar hoch ziehen, falls sie auf der Treppe schleifen könnten.“ „Lass mich raten, unabdingbar, wenn sie in den Keller zieht?“ fragte sein Vater und sah zu ihm hoch. Breit grinsend nickte Hannes. „Ich setze jemanden drauf an so ein Ding zu beschaffen, jetzt aber gehen wir erst mal für dich shoppen. Willst du die beiden mit nehmen?“ „Ihre Tragetasche ist leider noch nicht da.“ „Dann wird einfach eine gekauft, denn hat jede eine. Was haltet ihr davon?“ Die beiden nickten sofort. Hannes räusperte sich. „um das gleich noch mal klar zu stellen, ihr hattet Glück, dass ihr als verwahrloste Jungtiere überhaupt einziehen durftet und von da an musste ich alles selbst bezahlen, beim Futter angefangen bis hin zu den teuren Zollkosten, damit ihr gleich mit fliegen dürft und überhaupt hier rein dürft. Dafür habe ich gespart, seid ich euch mit nach hause gebracht hatte. Um überhaupt noch was anderes, außer für euch Geld auf zu bringen, machen zu können musste halt an der ein oder anderen Ecke gespart werden. Ab jetzt könnt ihr euch zwar verwöhnen lassen, aber dafür zollt den nötigen Respekt. Und du“, er wand sich an seinen Vater, „du fällst mich ab sofort nicht in den Rücken, klar?“ „Absolut“, nickte er brav und nahm May hoch. Hannes bückte sich nach Belle und folgte seinem Vater zum Fuhrpark. „Ich weis ja, dass du deinen Hund gut erzogen hast, aber wenn sie laufen soll und ihr in die Stadt geht, bitte nimm sie an die Leine und wenn du ein Geschäft betrittst tu sie in ihre Tasche. Hunde ohne Leine sind hohe Geldstrafen und so ein Hund wie sie ist schneller weg als du schauen kannst.“ „Dad, zum zweiten Mal, ich kenne die Gesetze und sei beruhigt Belle geht nie ohne ihre Tasche und Leine aus dem Haus. Darf ich fahren?“ wechselte er abrupt das Thema. „Natürlich darfst du, such dir den Wagen aus. In der Garage steht noch ein Lexus und ein Hummer, wenn dir so was großes lieber ist?“ „Ich muss erst mal Linksfahren lernen, also was, was du entbehren kannst.“ „Ich kann jedes von denen mit Leichtigkeit ersetzen, keine Angst.“ „Na gut, dann möchte ich die Dodge, mit so einer wollte ich schon immer mal fahren“, freute er sich wie ein kleines Kind über einen neuen Teddy. Es war alles für ihn so neu. Von einfacher Mittelklasse war in die Highsociety gekommen und wurde jetzt von all den Vorteilen und Besonderheiten überhäuft. „Wenn du mal nicht fahren willst...“ „Den Taxiservice habe ich schon kennen gelernt“, nickte er und warf noch einen Blick auf den benachbarten Rolls Royce, bevor er Belle auf den Rücksitz setzte und vorn einstieg. Sein Vater saß auf dem Beifahrersitz und erklärte ihm das Autos, Als Linkshänder war die Schaltung natürlich genauso einfach wie für einen rechts Händer in einem vermeintlich ‚normalen‘ Autos, mal abgesehen davon, dass er sich gerade eine Automatik heraus gepickt hatte, somit also noch weniger zu tun hatte und sich ganz darauf konzentrieren konnte nicht auf die falsche Straßenseite zu kommen. „Wenn du die rechte Fahrerseite beherrscht, kannst du dir auch mal zutrauen eine linke Fahrerseite auf der Linken Fahrbahn zu fahren.“ „Was solche Autos gibt es heir auch?“ fragte Hannes fasziniert. „Aber natürlich, sie sind zwar noch selten, aber sie kommen vor, der Lexus zum Beispiel ist einer, aber jetzt lernst du erst mal diese Art zu fahren. So, bitte einmal rechts abbiegen und denk dran, du musst darüber.“ „Ich fand ja linksabbiegen in Deutschland schon stressig, aber jetzt kommt hier noch rechts abbiegen dazu... „hier sind die Straßenverhältnisse in der Hinsicht einfach umgedreht. Wenn du Pech hast musst du eine Nachprüfung ablegen, zu mal du fünf Jahre zu früh dran bist und dann auch noch die andere Straßenseite gewöhnt. Hannes, linke Straßenseite.“ Scharf lenkte er auf seine Seite zurück, dass sich die Rückbank beschwerte. „Ruhe dahinten oder ihr dürft fahren“, murrte er und hielt an einer Ampel. „Wir fahren an deiner Schule vorbei, empfehle ich dir nicht in Zukunft mit dem Auto dort hin zu fahren, das wäre sehr auffällig und ich weis nicht ob dir das auf die Dauer so gefällt.“ „Wieso?“ „Na ja, wenn du jeden Tag, Sechs Tage die Woche mit einem anderen Auto kommst, bekommst du deine Mitschüler nie wieder los. An die Anhänglichkeit der Mädchen wirst du dich auch gewöhnen müssen, denn durch deine Mischherkunft bist du für sie etwas besonderes und du kennst ja sicher die weltweit kursierenden Gerüchte über japanische Mädchen. Die sind nicht wirklich übertrieben.“ „Echt nichts?“ „Echt nicht.“ „Ich versuche mein Bestes“, lächelte er und fuhr wie sein Vater es ihm sagte. „Allgemein ist übrigens nicht zu empfehlen sich in der Innenstadt viel mit dem Auto zu bewegen, du kommst nämlich nicht sehr gut vorwärts. Ohne abzudriften wirf mal einen Blick nach rechts, das ist die Schule, die du ab nächstem Jahr besuchst.“ Er fuhr etwas langsamer und sah nach rechts. Sie sah nicht sonderlich spannender von außen aus wie seine alte, „ähm, Uniform?“ „Ja, die können wir auch gleich abholen. Es wird eine weiße sein mit gelben Streifen, Oberstufenuniform“, erklärte er und zeigte dann abbiegen, „von ihr ist es auch nicht weit bis in die Innenstadt zu laufen und mit der U-Bahn, in soweit du einen Platz bekommst, sind es nur vier Station und du purzelst so gut wie vorm Club raus.“ „okay, merk ich mir.“ „Links, Hannes, links.“ Seufzend lenkte er wieder rüber. Einige Zeit später ließ sein Vater ihn in ein Parkhaus fahren, „so jetzt zeige ich dir noch ein Tokyo-Spaß. Aussteigen.“ „Was?“ fragte er, stieg aber aus. „Das hier ist eine Parkhausautomatik. Das Auto wird in den Fahrstuhlkörper gefahren, dann löst man das Ticket und verlässt den Fahrstuhl“, sagte er und zog ihn raus, er konnte gerade so noch seine Tiere raus holen. „Ich weis nicht wie viel Ahnung du von Physik hast, aber wenn diese Tür zugeht, dann wird das Auto nach unten gefahren und über Rollen auf 5mm Abstand zum Nachbarn einquartiert und du bekommst es erst wieder wenn du die Karte da rein steckst, dann weis der Computer, genau diese Auto muss er da jetzt wieder raus holen, umdrehen und hoch fahren.“ „Dad, ganz ehrlich, ich habe absolut keinen Schimmer von Physik, das ist glatter Fünfer Durchschnitt bei mir“, seufzte er und gab seinem Vater May, die er in dem Gedränge gut fest hielt. „Höchst interessant, Na komm, dort drüben ist ein Einkaufszentrum.“ Hannes folgte seinem Vater und hielt Belle gut fest. Da sein Vater für einen Durchschnittsjapaner sehr groß war und Hannes natürlich auch groß war, konnte er ihn nicht wirklich verlieren, da er über die Köpfe hinweg sehen konnte. „Da fällt mir ein“, meinte sein Vater, als sie das Kaufhaus betreten hatten, „wie sieht es mit Taschengeld aus?“ „Ähm... was?“ fragte er, da er gerade etwas abgelenkt war von dem Kaufhaus, was ehr schon eine Einkaufsstadt war. „Taschengeld“, wiederholte der ältere und ging vorweg. Hannes konnte sich gar nicht satt sehen., „was ist das?“ fragte er sarkastisch, „wie ich schon mal erwähnte, wenn ich etwas wollte, dann musste ich es mir erarbeiten. Ich habe zwar von meinen Großeltern und anderen älteren Leuten immer mal was zugesteckt bekommen, wenn ich für sie gearbeit habe, also Rasen gemäht, aufgeräumt oder so was, aber so richtiges Taschengeld habe ich nie bekommen.“ „Hannes, auch wenn ich weis, dass du es sicher schon weist, aber ich sage es trotzdem. Tokyo ist kein Dorf. Du kannst dir gern einen Nebenjob suchen, von mir aus in einer Zoohandlung oder im Tierheim oder wo auch immer, aber ich weis nicht ob du die Zeit dafür haben wirst. Du wirst ja sicher Klavierstunden haben wollen und Sport scheint bei dir auch nicht in der Schule zu enden. Der Tag hat nur 24 Stunden und du gehst sechs Tage die Woche zur Schule...“ „Dad, komm zum Punkt, wie viel Taschengeld willst du mir geben?“ seufzte er und lief nun neben ihm her. „Ähm...“, das hatte ihn etwas aus der Bahn geworden. „Ich kenne den Wechselkurs und ich werde sicher noch eine Weile umrechnen.“ „Vor erst würde ich dir eine meiner Karten geben, ein Konto für dich ist schon in Arbeit, wenn das okay ist?“ „Spricht etwas gegen ein zweites Konto?“ Er betrat ein Tier-Accessoir-Geschäft und meinte: „Nein, aber warum ein zweites?“ „Ganz einfach“, sagte er und folgte brav, „eines zum ausgeben, eines zum sparen. Bisher war es immer 2/3 sparen und 1/3 ausgeben.“ „Wenn du das so möchtest, dann spracht nichts dagegen“, dann wand er sich der Verkäuferin zu und bat um eine Doppel-Tragetasche. Hannes behielt Belle auf den Arm und sah sich ein wenig um. Bei einem großen Körbchen machte Belle sich bemerkbar. „Ich bin zuerst dran. Wenn mein Zimmer eingerichtet ist, dann dürft ihr shoppen gehn, vorher ist nur anschauen und vormerken“, meinte er streng, hockte sich aber vor das Körbchen und sah es sich genauer an. „Seide, du fängst ja jetzt schon an den neugewonnen Luxus in vollen Zügen zu genießen... na komm, setzen wir dich dickes Ding mal in die Tasche“, meinte er lieb und ging zurück. „Bald nimmt sie die doppelte Tasche allein ein“, schmunzelte er und setzte sie rein. Noch hatten beide darin genügend Platz und waren auch sehr zufrieden mit dem ganzen. „Da brauchen wir nicht zu diskutieren“, nickte sein Vater und bezahlte bar. Hannes nahm die Tasche über die Schulter und verließ den Laden, gefolgt von seinem Vater. Sie waren nur wenige Schritte gegangen, da versteckte sich Hannes wieder hinter seinem Vater. „Hannes, was soll das denn nun schon wieder?“ seufzte sein Vater. Der junge blickte an ihm vorbei und kam dann wieder hervor. „Siehst du dein Herztblatt jetzt an jeder Ecke oder ist das bei euch normal, dass ihr euch ständig versteckt?“ „Ersteres und überhaupt glaube ich es nicht, er war wirklich gerade dort.“ „Ja, mein Schatz, natürlich“, lächelte er und legte den Arm um ihn und drückte ihn sanft an sich. Dann zog er ihn in ein Geschäft für Möbel. „Was brauchst du denn alles?“ „Wo du das gerade erwähnst, mein Schreibtisch wird eingeflogen, glaubst du den bekommen wir in einem Stück unters Dach?“ „Das Dachfenster ist groß, im Notfall muss ein Kran her, wenn du dich überhaupt nicht davon trennen kannst.“ „Wenn einer die Schule verlässt unterschreibt die ganze Klassenstufe auf dem Schreibtisch und man nimmt ihn mit. Wie bei einem Gipsverband.“ „Hört sich richtig cool an, deine alte Schule. Ich hoffe auf der neuen hast du auch soviel spaß.“ „Wird schon. Darf ich ein Wasserbett haben?“ „Alles was du willst“, lächelte sein Vater. Hannes freute sich und ging gleich zu den Betten, „ein flaches Bett, dass die Mädels rein kommen und dazu eine Wassermatratze.“ „Dann darf May aber nicht ihre Krallen ausfahren.“ „So leicht ist das nun auch nieder nicht“, erwiderte Hannes, stellte die Tasche ab und ließ sich auf die Matraze fallen, „mein Rücken sagt danke.“ „Das freut mich. Welches Gestell willst du denn dazu?“ fragte er und zückte einen Block und einen Stift um sich die Nummern und Größen zu notieren. Neugierig beobachtete Hannes das ganze, er war es gewöhnt, dass wenn er mal Möbel kaufen war, dann kamen mindestens drei Verkäufer auf einen zu. „Das Bettgestell, Hannes.“ „Wie? Ähm...“, murmelte er und erhob sich wieder, „das hier, wenn die Wände hell werden geht das Schwarze.“ „Habe ich dich eigentlich jemals gefragt was deine Lieblingsfarbe ist?“ fragte sein Vater und notierte auch diese Nummer. „Kann mich nicht erinnern, aber neben den Regenbogenfarben liebe ich die Farbe Saphir“, sagte er und ging zu den Schränken. „Warum streichst du dein Zimmer dann nicht in Regenbogenfarben?“ „Es sind ja noch Ferien, da habe ich ja genug Zeit.“ „Jupp“, nickte sein Vater und folgte ihm. Nach über zwei Stunden hatte er dann alles was er benötigte, ein neuer Rekord für ihn, so lange Zeit hatte er noch nie Zeit in einem Geschäft verbracht. Hannes ging zwar unheimlich gern shoppen, aber es lag wahrscheinlich an den mangelnden Finanzen, dass er nie so lange in einem Geschäft blieb, außer der Zoohandlung. Nicht, dass er seine beiden Tiere nicht liebte, aber wollte unbedingt etwas ganz Exotisches haben und Fische mochte er auch sehr gern, so also klebte er keine fünf Schritte weiter an dem Schaufenster einer benachbarten Tierhandlung. „Reichen deine beiden dir nicht?“ fragte sein Vater scherzhaft. „Ich liebe die beiden, aber gegen ein oder andere Haustier mehr, was nicht so viel Arbeit macht und durchaus exotisch ist, hätte ich nichts einzuwenden.“ „Wenn du ganz lieb bitte sagst, ringe ich mich vielleicht da zu durch es dir zu genehmigen.“ „Magst du solche Tiere nicht?“ „Sagen wir es mal so, sobald eine Spinne größer als einen Zentimeter Durchmesser ist, bekomme ich Panikanfälle. Reptilien kann ich nicht beurteilen.“ „Gut dann eben keine Vogelspinne, aber wenn Reptilien magst, darf ich dann eins haben und zwei Aquarien, bitte?“ fragte er lieb und sah ihn mit großen Augen an. „Wieso zwei Aquarien?“ fragte er und ließ sich in den Laden ziehn. „Ich kann schlecht Zierfische mit Raubfischen zusammen setzten, oder?“ „Wohl war, das wäre unklug.“ Hannes nickte und zog ihn zu den Terrarien. Da kein Verkäufer in Sicht war und hier sehr veile leute waren, schob er einfach das Glas auf. „Bitte einmal eine Schlange anfassen.“ „Du weist schon, was du da tust, oder?“ „Ja, bin es mir bewusst, jetzt streichle sie schon. Sie beißt nicht.“ Zögerlich steckte sein Vater die Hand rein und strich über die feuchte schuppige Haut der Schlange. „Etwas feucht, aber so schlimm fühlt sich das gar nicht an.“ „Siehst du, davor muss man keine Angst haben und jetzt noch eine Echse“, meinte Hannes und schob das Terrarium wieder zu und öffnete ein anderes. „Das sieht trocken aus...“ „Ist es auch. Das dort oben war eine Python, sie mögen es feucht. Das hier ist ein Leguan, der mag es warm und trocken. In meiner alten Schule hatten wir jede Woche ein anderes Tier, was wir vom Biounterricht aus pflegen mussten. Ich habe ihnen noch gesagt versucht das Tier nicht zu baden, aber sie mussten ja unbedingt. Der Leguan ist durchgedreht, hat drei Leute fertig gemacht und ich musste ihn dann beruhigen und einfangen. Es reicht völlig ihn mit einer Pflanzensprühflasche zu befeuchten.“ „Bist du gut in Bio?“ fragte sein Vater und zog die Hand wieder zurück.“ „Bio ist mein Steckenpferd.“ „Interessant. Magst du nun lieber eine nichts tuende Schlange oder einen böse schauenden Leguan.“ „Wie wäre es mit einem Skorpion?“ fragte Hannes. „Sind Skorpione nicht Spinnen?“ \\Mist, hätte ja klappen können\\, dachte er, „na gut, dann die Python, bitte.“ „Sollst du bekommen.“ Hannes freute sich und ging, an den Spinnen vorbei, zu den Aquarien und suchte sich seine Fische aus. Sein Vater zückte wieder den Notizblock und schrieb mit. Aquarium, Terrarium und Zubehör brauchten sie ja auch noch. „Nach diesem Einkauf ist erst mal drei Wochen sparen angesagt mein Bester.“ „Du braucht drei Wochen um das Geld wieder zu bekommen?“ „Nein, aber ich dachte immer du bist von Haus aus ein sparsamer Menschen...?“ „Bin ich auch, aber schau mal“, sagte er und wand sich zu kurz zu ihm um, bevor er weiter ging und an den Vögeln vorbei kam, vor denen nun sein Vater stehen blieb und sie beobachtete, „jetzt ist ein Punkt in meinem Leben gekommen, an dem ich mir erst mal alles leisten kann, was ich mir sonst hätte schwer erarbeiten müssen und doch nicht bekommen hätte. Das muss ich also ausnutzen. Wenn ich alles zusammen habe, was mit den Tiere sicher so ist, dann wird deine Karte sicher bei mir einstauben.“ „Darauf wird sie sich freuen. Kannst du was zu dem da sagen?“ fragte er und zeigte auf einen großen Vogel in leuchtenden Farben. „Das ist ein Paradiesvogel, aber mehr kann ich dazu nicht sagen, ich kenne nicht jede Tiergattung in und auswendig in allen ihren Arten und Familien.“ „Aber du weist wenigstens welche Vogelart es ist, für mich es nur ein Vogel...“ „...der dich fasziniert“, beendete Hannes für ihn den Satz. „Ja, kann man so sagen.“ Der Junge trat näher und las das Schild vor. „Königs-Paradiesvogel, Neuguinea. Flugunfähig.“ „Flugunfähig, was bedeutet das?“ „Seine Flügel wurden gestutzt, damit er nicht mehr fliegen kann, so kann er also nur da sitzen und gut aussehen. Das stutzen der Flügel kann man so und so sehen. Auf der einen Seite ist es Quälerei, denn ein Vogel ist zum fliegen da, aber auf der anderen Seite, sage ich zumindest mir zumindest, wenn es den Vogel retten kann, dann ist es okay. Jedes Tier, dass in einem Zoo oder Privat ist und gut behandelt wird, ist ein Tier einer Gattung, dass gerettet ist. Sein rotes Gefieder ist hübsch, nicht?“ fragte Hannes. „Ja, ich finde ihn wirklich toll“, schwärmte sein Vater. „Dann nimm ihn halt mit“, sagte Hannes und nahm ihm den Block aus der Hand und ging damit zu einem Verkäufer, der ihm gleich alles zusammen suchte und transportabel verpackte. „Hey, aufwachen. Möchtest du ihn nun oder nicht?“ wollte Hannes wissen und stupste seinen Vater an. „Wie? Ähm, ja gern“, murmelte er nur. Der Verkäufer trat gleich in den abgeschlossenen Bereich und verstaute den Vogel in einem Transportkäfig. „Dürfen deine Hunde ins Haus?“ „Nein, absolute Tabuzone.“ „Gut, May, schau mich an“, sagte er und hielt die Tragetasche auf Augenhöhe. Sie wand den Blick von dem Vogel und sah ihr Herrchen unschuldig an. „Der Vogel wird nicht gejagt, ist das klar?“ Brav nickte sie und kuschelte dann wieder mit Belle. „Ich glaube ihr zwar nicht, aber was solls.“ Schmunzelnd bezahlte sein Vater und Hannes holte einen Einkaufswagen, worauf sie alles transportieren konnten. „Ich hole das Auto und du wartest hier, okay?“ schlug sein Vater vor. Hannes nickte und ließ sich auf einer der Bänken nieder. „Du bist wirklich hübsch“, sagte er zu den Vogel und betrachtete, der sah zurück, als wollte er ihm ein Danke sagen. Lächelnd wand er sich dann May und Belle zu und kraulte die beiden. Nach ein paar Minuten schön kam sein Vater und beide luden alles ein und fuhren nach hause. Dort luden sie wieder aus und brachten gleich alles hoch, bis auf den Vogel. Fachmännisch baute sein Vater alles unter Hannes Anweisungen auf und verschwand dann nach unten, bevor er noch anfangen musste zu heimwerkern, was er nun so überhaupt nicht konnte. Hannes blieb oben und beschäftigte sich mit May und Belle, wobei das mehr auf nur bürsten hinaus lief, da May von Haus aus faul war und Belle sich nicht großartig bewegen wollte. Fertig mit dem Bürsten legte er sich etwas hin und war schnell eingeschlafen, das ganze hatte ihm wohl doch viel Energie geraubt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)