arschloch@hotmail.de von abgemeldet (Internet hat keine Grenzen - Realität schon) ================================================================================ Kapitel 2: Sam in: "Der Wahnsinn nimmt seinen lauf" --------------------------------------------------- Ich hatte Kopf weh – sehr viel Kopf weh, aber das war nicht das einzige. Ich fühlte mich leicht erdrückt und meine Lieder waren so schwer wie Blei. Es dauerte wirklich eine ganze Weile bis ich sie endlich einmal aufbekam und selbst dann wollte ich sie gleich wieder schließen. Dieser Idiot von einem Cousin… Das erste was ich sah, nachdem sich meine Augen wieder einigermaßen an das grelle Licht gewöhnt hatten war eben dieser besagte Cousin der auf dem Bettrand saß und mit seinem Handy spielte. Er schien in Gedanken zu sein. Dass sich etwas auf dem Bett bewegt hatte schien er aber jedenfalls bemerkt zu haben. Er sah auf und drehte sich zu mir. „Na auch schon wach?“, fragte er mich und seufzte erleichtert auf. Ich murrte nur ein wenig, denn gerade bekam ich nicht wirklich mehr aus meinem Mund. Er nickte nur auf den Schreibtisch, zudem ich auch gleich meinen Blick richtete. Ich sah ein Glas mit Wasser und eine Aspirin-Tablette die er daneben hingelegt hatte. Genau das was ich jetzt unbedingt brauche, wenn ich heute noch einen klaren Gedanken fassen sollte. „Danke…“, murmelte ich nur leicht vor mich hin und griff das Glas, schmiss die Aspirin ins Wasser und wartete bis das Zeug sich aufgelöst hatte, ehe ich das Ganze auf ex austrank. Ich fand dass jede Medizin und alle Medikamente ekelhaft schmeckten und so auch Aspirin, aber ich hatte neben Kopfweh auch noch totalen Durst der somit gestillt worden war. Shane sah mich an, wendete den Blick nicht von mir ab. Seit er bemerkt hatte das ich wach war. Sein Blick schien auch vertrauter zu sein. Machte er sich etwa Sorgen um mich? Eigentlich konnte ich mir das gar nicht vorstellen. Er war kein Typ für Mitleid oder Schuldgefühle, soweit ich das als sein Cousin einschätzen konnte und ich kannte ihn immerhin schon seit klein auf. „Hm?“, ich legte den Kopf leicht schief und wollte ihm signalisieren dass ich drauf wartete dass er etwas sagte, weil er mich noch immer so ansah. Anscheinend hatte er das gar nicht bemerkt denn er sah nun wieder auf sein Handy. „Nichts“ Dann stand er auf, nahm sich das Glas und verschwand aus dem Raum. Er war manchmal echt seltsam. Manchmal…oft eigentlich, aber solche Momente hatte er bis jetzt wenige. Vielleicht hatte er Schuldgefühle das er mir den Ball so fest an den Kopf gedonnert hatte, oder sowas in der Art, aber wie gesagt konnte ich mir das bei ihm nicht vorstellen. Er war nicht der Typ dafür. Ich sah mich etwas in seinem Zimmer um. Nun lag ich hier in dem Raum den es ausdrücklich gilt zu umgehen. Genau! Wieso lag ich eigentlich hier? Ich meine…er wollte doch am aller wenigsten das ich in sein Zimmer komme, wobei er eigentlich von niemanden will das er in sein Zimmer kommt. Schon gar nicht seine Mutter. Plötzlich spürte ich wie in meiner Hose etwas zu vibrieren begann. Es war mein Handy. Ich habe eine SMS bekommen. Sie war von meiner Internetbekanntschaft. „Hallo Süßer. Ich vermisse dich immer mehr. Ich wünschte wir könnten Weihnachten zusammen verbringen. Die Zeit hier die ich eigentlich lieber mit dir verbracht hätte als mit meinen Verwandten kommt mir ewig lange vor…“ Meine Laune besserte sich schlagartig, auch wenn mein Kopf am platzen war. Ich liebe es wenn er mir solche SMS schreibt und das tut er extrem oft. „Hey (: Du bist nicht der einzige der solche Gedanken hat. Ich wünschte ich könnte jetzt bei dir sein…“ Als ich die SMS abgeschickt hatte sah ich erst wie spät es schon geworden ist. „20:00 Uhr!?“ Ich seufzte und ließ mich wieder nach hinten fallen. Was solls, dann war der Tag eben für mich schon gelaufen, aber wenigstens hatte ich nicht gegen diesen Volltrottel verloren. Ich habe mich lediglich ebenfalls zu einem gemacht. War aber nicht so schlimm…Hauptsache ist, das ich das den Ball mit meinem Leben aufgehalten habe. „Willst du was essen?“, hörte ich eine Stimme und sah auf. Es war die Stimme von meinem Cousin, natürlich…wer den sonst? Ich nickte nur leicht, denn erst jetzt bemerkte ich wie mein Magen knurrte. „Ich bring dir was“, sagte er und verschwand auch gleich wieder aus dem Zimmer. Wie gesagt war er gerade eigenartig und zu nett zu mir. Er führt sicherlich irgendwas im Schilde. Es dauerte nicht lange und er kam mit zwei Tellern wieder. Auf beiden dasselbe – Reisfleisch. Einen Teller gab er mir, mit dem anderen setzt er sich neben mir, wünschte mir einen guten Hunger und fing an zu Essen. Ich sah ihn nur etwas perplex an, fing dann aber selbst an zu Essen. Es schmeckte mir nicht so recht und so zwang ich mich eher es runter zu kriegen. Irgendwie schaffte ich es aber nur bis zur Hälfte und stellte den Teller auf dem Nachttisch ab. „Hats nicht geschmeckt?“, fragte Shane, stand auf, nahm die Teller und wartete auf meine Antwort. „Doch, doch…es ist nur…mir geht’s nicht so toll“, gestand ich mir nun auch selbst ein. Er nickte nur um mir zu zeigen das er das auch sehen kann und verließ erneut den Raum. Ich krallte mir seine Fernbedienung, zappte durch die Kanäle und schmollte vor mich hin. Ich hätte IHN jetzt wirklich gerne bei mir. Wieso muss er nur so weit weg sein? Sobald ich das hier überstanden hatte würde ich ihn besuchen. Da konnte er sich sicher sein. Ich spielte nun unbewusst mit dem Ring an meiner linken Hand und seufzte vor mich hin. Dann besah ich ihn mir. Es war ein silberner Ring. Er war nichts außergewöhnliches, aber mein Name war drauf und er war von ihm… Langsam schloss ich meine Augen wieder, seufzte und biss mir auf die Unterlippe. Ich schien eingepennt zu sein, denn irgendwie wurden meine Augen wieder so schwer, dass ich sie nicht mehr öffnen wollte und langsam – nur ganz langsam – bekam ich nichts mehr um mich herum mit… Als ich die Augen wieder öffnete war es bereits wieder hell. Mir ging es auch schon wieder etwas besser und ich streckte mich erst einmal. Erst jetzt bemerkte ich das ich noch immer in Shanes Zimmer lag…leicht verwirrt blinzelte ich nach rechts, wo ich diesen liegen sah. Seinen Mund hatte er nicht ganz geschlossen, seine Haare waren kreuz und quer und irgendwie und er schien wirklich nur ganz leise zu schnarchen. Eigentlich wollte ich ihn jetzt nicht wecken und es wäre äußerst gemein von mir, wen ich es täte, weswegen ich einfach wieder meine Augen schloss. Ich brauchte ohnehin mehr Schlaf als andere. Plötzlich bemerkte ich seine Hand. Wo legte er sie hin? Ich zuckte leicht zusammen, als ich sie an meinem Oberschenkel wiederfand, regte mich aber dennoch nicht. Ich spürte wie er mit der Hand höher wanderte und an meinen Seiten angelangt war. So peinlich mir das jetzt auch war…es war angenehm. Es war wirklich angenehm, wie er mich berührte und das war auch ein Grund wieso ich es zuließ. Ich war mir sicher dass er ohnehin nur träumte und er war eben so ein Kerl, der während des Schlafs auch öfters mal Schlaf wandelte. Anscheinend hatte er sich wieder beruhigt, denn seine Hand lag nun still auf meiner Hüfte, was einerseits wohl mehr als gut so war und andererseits auch schade, denn ich liebte es über alles, wenn ich so gestreichelt wurde. Ich bemerkte dass er sich bewegte und schloss sofort wieder meine Augen. Ich tat einfach so als würde ich tief und fest schlafen und gab keinen Mucks von mir. Ich wollte wissen wie er reagierte, wenn er so aufwachte, doch seine Reaktion wunderte mich. Ich dachte eher mit etwas anderes, aber er zog seine Hand nicht einmal weg. Ich merkte dass er wach war, denn er kam mir näher. Nur zu gerne hätte ich meine Augen geöffnet, um zu sehen was er vor hatte, aber ich konnte nicht. Ich wollte doch seine Reaktion wissen. „Sam? Saaam?“, Shane schien wissen zu wollen ob ich nicht vielleicht schon wach war, aber ich rührte mich nicht. Ich tat so als hätte ich den tiefsten Schlaf der Welt und das kaufte er mir voll und ganz ab. Zumindest hatte ich das Gefühl danach und wenn es nicht so gewesen wäre, dann wäre er mir in genau diesem Moment auch nicht so unglaublich nahe gekommen. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren und erschauerte leicht. Was wollte er jetzt von mir? Wieso kam er mir so unausweichlich Nahe? Irgendwie passte das so gar nicht zu ihm. Er war schon lange nicht mehr in einer solchen Verfassung… Es wunderte mich wirklich dass er das tat. Eigentlich hasste er mich doch. Eigentlich…aber ich hatte wirklich keine Ahnung woher plötzlich diese neue Art an ihm herkam. Irgendwie konnte ich das nur damit in Verbindung setzten dass er mir gestern den Ball an den Kopf gedonnert hatte. Nun spürte ich auch noch seinen warmen Körper, der sich sanft an meinen drückte. Er schien…kuscheln zu wollen? Das verstand ich nun noch weniger…egal…ich ließ ihn machen und tat weiterhin einfach so, als würde ich noch tief und fest schlafe. Shane schien es mir jedenfalls abzukaufen, denn er wusste das, wenn ich mal wirklich schlafe, ich auch extrem lange, fest und vor allem tief schlafe. „Amicus certus in re incerta cernitur.“, hörte ich ihn die Worte in mein Ohr flüstern. Lateinisch? Ich kann doch kein Lateinisch…ganz leise seufzte ich, eher innerlich in mich hinein und versuchte mir grob die Worte zu merken… Amicus certus in re incerta cernitur… Wir lagen nur noch ein paar Minuten so, bzw. er lag…ich schlief. Zumindest tat ich so. Als er den Raum verließ öffnete ich meine Augen und setzte mich auf. Ich musste mir erst einmal alles im Kopf durch gehen lassen, was gerade eben passiert ist. Mein Cousin…ich würde nur zu gerne wissen was mit ihm los ist. So war er schon lange nicht mehr. Eigentlich habe ich ihn seit wir klein waren nie mehr so erlebt. Als wir nämlich noch ganz klein waren, waren wir schon fast die besten und dicksten Freunde. Wir verbrachten jede freie Minute miteinander und man konnte uns nur schwer trennen, außer man wollte zwei Plagen die die ganze Zeit schreien. Wir waren wirklich ziemlich schräg drauf und ich muss sagen dass ich die Zeit manchmal schon noch vermisse. Ich muss zugeben das Shane ein extrem guter Kumpel ist. Er war der einzige den ich hatte, aber irgendwie haben wir uns…na…wie nennt sich das? Auseinandergelebt… Es fing damit an das wir auf die gleiche Schule kamen und wir uns anfangs auch noch sehr drüber gefreut hatten, aber wir wurden erwachsen. Wir kamen in die Pubertät und sein, ebenso wie mein Freundeskreis erweiterte sich. Wir wurden in getrennte Klassen gesteckt und trafen uns nur noch in den Pausen. Da Shane schließlich auch noch aus der Stadt zog war alles zu Ende… Als wir uns dann nach einigen Jahren wiedersahen, zu einer Feier, ich glaube die Geburtstagsfeier seiner Mutter, war die Atmosphäre ziemlich angespannt. Zum Einen, weil wir uns nicht wirklich im Guten wiedergetroffen haben und zum Anderen weil ich meinen festen Freund mitgebracht hatte. Er machte eine Szene, eine Szene vor allen Leuten. Er schrie mich an, beleidigte mich, was mir einfiel meinen Freund mitzubringen und damit die Familien in den Schmutz zu ziehen und wieso ich die Frechheit besaß das auch noch zum Geburtstag seiner Mutter zu machen. Ich war mir nicht bewusst dass ihn das so anging und das er sich davon so angegriffen gefühlt hatte, denn sonst hätte ich meinen Freund nicht mitgebracht. Diesem war das ganze unangenehm und er ist gleich nach Shanes Ansprache verschwunden. Wie dem auch sei…ich war überrascht dass er heute so drauf war. Das er mir so nahe kam war mir auch neu. Normaler weiße hielt er extrem viel Abstand von mir. Er sagt er wolle sich nicht „anstecken“. Er ist noch immer im Kindergarten hängen geblieben, wenn er sowas von sich gibt. Ich seufzte leicht und sah auf die Uhr. Es war noch gar nicht so spät. Ziemlich früh… Während ich schon wieder fast in Gedanken versunken wäre hörte ich wieder den Holzboden knirschen. Ich sah in Richtung Tür und musterte den Oberkörper eines jungen Mannes. Shanes Oberkörper. Er war anscheinend gerade duschen. Ich schnupperte und der Geruch von AXE – Dark Temptation drang in mein empfindliches Näschen. „Auch schon wach?“, er fuhr sich mit der rechten Hand durch das nasse Haar das ihm teils noch ins Gesicht flog und ihn damit wirklich wirken ließ wie ein Model für ein Duschgel oder ein Shampoo. „Ja, ich bin gerade erst wach geworden“, flunkerte ich und streckte mich erst mal um das Ganze zu verdeutlichen und es so aussehen zu lassen als wäre meine Aussage wahr, was sie natürlich nicht war. „Dann kannst du jetzt auch aus meinem Zimmer verschwinden“, gab er in der gewohnten Tonlage von sich. Wieso wunderte mich das gerade kein bisschen? Wahrscheinlich weil ich das von ihm einfach schon gewohnt bin. Er war immer so. Er zeigte seine Gefühle nie direkt und schon gar nicht Leuten die sich Verwandten schimpfen durften. „Stimmt“, meinte ich nur, ging an ihm vorbei und verließ den Raum. Ich sollte mich duschen gehen & dann war es sowieso Zeit für meinen morgendlichen Kaffee. Meine Tante würde sicher wieder anfangen drüber zu reden das ich noch den Christbaum mit Shane aufputzen müsste. Lust hatte ich wie gesagt absolut keine und von daher war ich auch nicht wirklich überzeugt das der Tag noch etwas Gutes an sich haben könnte. Erst mal gucken was der morgen noch so bringt. Vielleicht ändert sich ja etwas, was ich mir dennoch kaum vorstellen kann…. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)