Flucht von Miezuna ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich rannte. Ich musste einfach rennen. Ich musste fliehen. Weit weg. Sie durften mich nicht kriegen. Ich konnte mich nicht umdrehen, um einen Blick auf meine Verfolger zu werfen. Dafür hatte ich viel zu große Angst. Was wenn sie direkt hinter mir waren und nur noch zugreifen mussten, wenn ich auch nur etwas langsamer wurde? Ich wich dem nächsten Baum aus, kletterte schnell auf den nächsten Hügel und rannte weiter. Zum Glück war ich rechtsportlich und konnte das Alles ohne größere Schwierigkeiten bewältigen. Doch würde meine Kondition auch nicht ewig halten. Ich musste einen sicheren Ort finden oder zumindest ein vorübergehendes Versteck. Meine Beine schmerzten, doch ich versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren. Wenn ich dem Schmerz nachgeben würde, würde ich bald wohl gar nichts mehr spüren. Sie würden mich garantiert umbringen. Daran hegte ich keinen Zweifel. Mein Puls und mein Atem rasen. Plötzlich hörte ich Wasser rauschen. War hier ein Fluss in der Nähe? Könnte das meine Rettung sein? Wenn ich das Gewässer finden würde, könnte ich ihnen vielleicht entkommen. Ich umrundete einen Felsen, sprang über eine Felsspalte und dann konnte ich ihn sehen. Ein reisender Fluss, der in einem gewaltigen Wasserfall mündete. Konnte ich riskieren dort hinunter zu springen? Gab es noch einen anderen Weg zur Flucht? Nein, mir blieb nur noch zu springen, sonst würden sie mich kriegen. Ich zögerte einen Augenblick. Dann hörte ich hinter mir „Da ist er! Er sitzt in der Falle!“ Der Sprecher hatte Recht. Würde ich nicht springen, hätten sie mich. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und sprang. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es so tief war. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis mich endlich das kühle Nass umspülte und davon zerrte. Dabei waren es gerade mal ein paar Sekunden gewesen. Ich hatte wirklich Glück gehabt nicht auf einem Felsen gelandet zu sein. Der Fluss riss mich mit sich. Ich hatte große Mühe zwischendurch kurz Luft zu holen. Dann würde ich hier wohl ertrinken. Das wäre auf alle Fälle besser als von denen erschossen zu werden. Langsam wurde ich schwächer. Das war’s dann wohl. Dabei wollte ich eigentlich noch so viel machen. Ich war nur durch eine Kleinigkeit in diese Situation geraten. Nur weil ich sein Sohn war. Nur weil ich der Sohn des Königs war. Des Königs, der sein Volk verraten und verkauft hatte. Nur aus diesem Grund wollten sie mich töten. Das ist doch nicht fair! Aber was war in diesem Königreich schon fair? Dass das Volk hungerte? Dass der Adel alles für sich beanspruchte? Die horrenden Steuern oder vielleicht, dass der König nichts dagegen unternahm? Dieses Königreich zerfiel zusehends und ich konnte nichts dagegen tun. Und jetzt war es vorbei. Ich verlor endgültig das Bewusstsein und würde wohl nie wieder aufwachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)