Viva Las Vegas von serena-chan (usaxmamo) ================================================================================ Kapitel 32: the end of the road ------------------------------- Oh oh oh, da hab ich ja was losgetreten. Ich würde mich ja dafür entschuldigen, aber es war von Anfang an vorgesehen, dass Usa das Baby verlieren soll. Sry, dass ich ihr keine Chance gegeben hab, aber das Leben ist nunmal hart und grausam und das muss unsere Usagi auch immer wieder feststellen. So, aber nun zu diesem, dem letzten finalen Kapitel dieser ff. Gott, ich kanns immer noch gar nicht richtig glauben, dass es wirklich vorbei ist, aber ich tröste mich mit meinem neuen 'kleinen' Projekt, woran ich schon fleißig, fleißig am Arbeiten bin und die ersten Kaps schon fertig geschrieben sind. Also, wer Lust hat und mehr von Mamo und Usa lesen will *eigenwerbung mach*, kann sich melden und muss nur ein wenig (?!) warten, bis ich die Kaps endlich mal in meinen Compi reinhacke und überarbeite (*seufz* immer diese Arbeit!). glg serena-chan 31.Kap ~ the end of the road ~ Ein Vakuum aus Nichts, gespeist aus Gefühlen und Empfindungen, die zuviel waren, als dass es ein Mensch ertragen könnte. Und mitten darin war sie. Nein, sie kam nicht oder ging, lief in keine Richtung oder schwebte im Raum; sie war einfach. Wie lange schon, das wusste sie nicht und warum und wie lange noch auch nicht, aber diese Fragen hatten auch keinerlei Bedeutung für sie. Wer sie war? Hatte sie einen Namen? Bestimmt hatte sie einen, aber einen Namen zu haben bedeutete eine Persönlichkeit zu haben, ein Leben, eine Vergangenheit, Gefühle... Wollte sie das? War es nicht besser, einfach so zu bleiben, hier, in diesem Nichts? Wo nichts an sie heran treten konnte, sie verletzen konnte? War sie denn verletzt worden, dort in … dort, wo sie vorher gewesen war? War sie deshalb in dieses Vakuum, in dieses Nichts geflüchtet? Alle diese Gedanken berührten ihren Geist nur einen Flügelschlag lang, bis auch sie in dem Nichts verschwanden, als hätte es sie nie gegeben. Gab es sie dann hier auch nicht, existierte sie hier genauso wenig wie diese Gedanken? Wo existierte sie dann, wo war sie wirklich und nicht nur ein Nichts, eine Illusion, ein Schatten? Gehörte sie vielleicht gar nicht hier hin? Und plötzlich veränderte sich etwas. Das Nichts füllte sich, etwas kam auf sie zu, tastete und suchte nach ihr. Beschreiben konnte sie dieses Etwas nicht, wusste nicht, ob sie es fühlte, sah oder hörte. Sie wusste nur, dass es plötzlich da war, ein kleines Etwas, das mehr und mehr anschwoll, das Nichts ausfüllte mit... Worten. Nein, nicht mit Worten, mit einem Wort, einem einzigen, das etwas in ihr auslöste. Es war ein Name. Und als er sie dann endlich erreichte und das Nichts vertrieb, erkannte sie, dass dieser Name eine Bedeutung für sie hatte, dass dieser Name wichtig für sie war. Warm klang der Name um sie herum wider, umschmeichelte sie, umfing sie und nistete sich in ihr ein, wie ein Teil ihrer Selbst, das endlich zu ihr zurück gekehrt war. Langsam, als hätte sie es seit Jahren nicht getan, öffnete sie ihre Lippen und ließ den Namen frei. „Shion“ ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~. „Was?“ Mühsam öffnete Usagi ihre Augen. Nur sehr langsam stellte sich ein klarer Blick ein und die Dunkelheit im Raum machten es nicht einfacher, die verschwommenen Schemen vor ihr zu klären. Nach und nach kristallisierten sich zwei dunkle Augen aus dem Dunkel heraus, die auf sie hinunter sahen und die wie sie wusste im hellen Licht dunkelblau aufleuchteten. „Usagi! Du hast deine Augen geöffnet! Bist du wieder da? Hörst du mich?“ Usagi spürte wie seine Hand federleicht über ihren Kopf strich und auf ihre Wange zum Liegen kam. Ein warmes Gefühl strömte von dort durch ihren Körper, erweckte ihn zu neuem Leben und entfachte den kleinen warmen Funken, der sie zurück gebracht hatte, zu einem lodernden Feuer, das ihren erkalteten Körper und ihr ganzes Sein erwärmte. „Usagi?“ Die aufkommende Hoffnung in seinen Augen mischte sich langsam mit erneuter Angst, als befürchtete er, dass sie trotz ihrer offenen Augen immer noch in diesem... Ort gefangen war, wo sie gerade hergekommen war. Wieder öffnete sie ihren Mund und auch wenn ihre Stimme nicht so klar und deutlich klang wie ihre Gedankenstimme eben, sondern eher schwach und brüchig, konnte man sie dennoch verstehen. „Mamoru.“ „Oh, Usagi! Du bist zurück, endlich bist du zurück!“ Wieder spürte sie diese Wärme von ihm sie durchströmen, als er sie heftig umarmte und halb auf ihr lag und immer wieder und wieder 'Du bist zurück!' an ihrem Hals stammelte. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich die feuchten Spuren an ihrem Hals nur einbildete oder nicht, aber würde Mamoru wirklich vor ihr weinen? Würde er wirklich um sie weinen? Ohne ihr Zutun legte sich ihre Hand auf seinen Kopf und streichelte über sein schwarzes Haar, wie ein Kind, das durch die Berührung getröstet wurde. Wie lange sie so da lagen, konnte Usagi nicht sagen, aber es fühlte sich für sie nicht unangenehm an, vielmehr vertraut und, ja, irgendwie natürlich an, als gehörte es einfach so. Irgendwann löste Mamoru sich dann doch wieder von ihr und sah sie mit einem zittrigen Lächeln an. „Ich hatte schon beinah befürchtet, du würdest nie mehr aufwachen und irgendwann ganz..., dass ich dich auch noch...“ 'Auch noch.' Dass er sie auch noch verlieren würde wie... Diesmal waren es ihre Tränen, die ihre Wangen und ihren Hals hinunter zu strömen begannen. „Ich habe mein Baby getötet. Ich habe Schuld, dass.. Ich habe mein Baby...“ Ihre zittrigen Hände waren zu Fäusten geballt. Die Erinnerung und die Erkenntnis, was sie getan hatte, kam mit voller Wucht zu ihr zurück. Dies war der Grund gewesen, warum ihr Geist zu diesem Ort aus Nichts geflüchtet war. Die Trauer, der Schmerz, die Agonie waren einfach zu stark, als dass sie es hätte ertragen können und ihr Geist hatte sich dorthin geflüchtet, um nicht unter dieser Last zu zerbrechen. Aber nun war sie zurück. Und mit ihr die Erinnerungen und der Schmerz. Ein Schmerz, der erneut sie auseinander zu reißen drohte, bis es nichts mehr geben würde, das einmal Usagi gewesen war, das sie ausgemacht hatte. „Usagi, nein! Du hast unser Baby nicht getötet. Hörst du mich? Du hast keine Schuld!“ Aufgebracht versuchte Mamoru durch ihre Mauer aus Schmerz und Selbstanschuldigung zu ihr durch zu dringen. Mit einiger Kraftanstrengung schaffte er es, ihre geballten Hände von ihren tränennassem Gesicht zu lösen und ihr seinen Blickkontakt aufzuzwingen. Sie hatte keine Schuld an dem, was geschehen war, niemand gab ihr die Schuld daran, alle wussten, dass es Annes Gebräu gewesen war, das die Fehlgeburt ausgelöst hatte und dass Anne ihr es in voller Absicht aufgezwungen hatte. „Hör mir zu, Usagi, es war nicht deine Schuld! Anne hatte dir dieses Mittel nur aus dem Grund gegeben, um dir zu schaden. Sie wollte es so aussehen lassen, dass du keine Kinder von mir empfangen kannst und du mir deswegen irgendwann überdrüssig wirst. Sie hatte das alles geplant, verstehst du? SIE hat unser Baby auf dem Gewissen, SIE hat es getötet, nicht du! Anne wird dafür büßen, das verspreche ich dir, aber du musst es nicht! Bitte, gib nicht dir die Schuld und verfalle nicht wieder in diese Apathie. Ich brauche dich doch! Wie soll ich denn ohne dich das alles durchstehen? Ich brauche dich, Usagi!“ Mamoru hockte über ihr und hatte immer noch ihre Hände in seinem Griff, aber sie entzog sie ihm diesmal nicht. Ob es daran lag, dass sie immer noch zu schwach war und nicht die Kraft dazu hatte oder weil sie es einfach nicht wollte und er mit seinen Worten doch zu ihr durchgedrungen war, wusste er nicht. Er hoffte das Zweite. Er sah auf sie hinunter, konnte in der Dunkelheit aber kaum ihre Gesichtszüge sehen oder gar etwas in ihren Augen lesen. Regungslos lag sie da, als hätte er sie doch wieder an diesen apathischen Zustand verloren, aber noch gab er nicht auf. „Bitte, Usagi, bleib bei mir! Ich brauche dich mehr als alles andere!“ Verhaltene Schluchzer waren die einzigen Geräusche, die im Raum zu hören waren und er konnte sie durch ihren ganzen Körper beben spüren. „Wie kannst du mich denn noch brauchen? Ich bin diejenige, die es nicht einmal geschafft hat, dein Baby zu beschützen. Ich habe geschworen, es zu beschützen und stattdessen habe ich geholfen, es zu töten. Auch wenn Anne mir das Mittel gegeben hat, ICH habe es getrunken. Durch mich ist dein Baby tot. Du kannst mich nicht brauchen, ich bin schlecht! Ich bringe nur Chaos und Zerstörung in dein Leben. Nein, du brauchst mich nicht.“ „Sag so etwas nicht, Usagi.“ Selbst er hörte, wie weinerlich er klang, aber er hatte einfach nicht mehr die Kraft sich dagegen zu stellen. „Ich... wie soll ich denn ohne dich mit der Trauer fertig werden wegen unserem Baby? Wie soll ich...“ Ein Kloß in seiner Kehle verschloss seinen Mund. Wie sollte er denn mit dem Allem fertig werden ohne sie? Nur für sie war er die ganze Zeit stark geblieben, hatte sich durch die Tage gequält und hatte in den Nächten immer wieder dem Wahnsinn und der Verzweiflung mühsam widerstanden. Nur für sie. Aber wenn er diesen letzten Rettungsanker nun auch noch verlor... „Oh, Mamoru!“ Und dann entzog sie ihm doch ihre Hände, doch nur um ihn im nächsten Augenblick zu sich hinunter zu ziehen und in ihre Arme zu schließen. Wie zwei Ertrinkende klammerten sie sich aneinander, weinten an der Schulter des anderen. Weinten um alles, was sie verloren hatten; ihr Vertrauen, ihre Hoffnung. Und um ihr gemeinsames Baby, das nie eine Chance haben würde, die Welt zu erleben und sie zu erkunden, sie zu verändern und zu verbessern. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~. Usagi lag in ihrem Krankenhausbett im Halbdunkel. Durch die zugezogenen Gardinen drang immer noch die Schwärze der Nacht hindurch, doch war es nun eine andere Schwärze; milder und sanfter als Stunden zuvor noch, der Vorbote der Morgendämmerung und eines neuen Tages. Usagi war in eine wohltuende Wärme eingehüllt, die von Mamorus halt gebenden Armen ausging. Wie lange sie zusammen so da gelegen hatten, wusste sie nicht, ob es nur einige Augenblicke gewesen waren, ein paar Minuten oder Stunden bis ihre Tränen versiegt waren, aber irgendwann waren sie versiegt, auch wenn der Schmerz noch da war und auch immer da sein würde für den Rest ihres Lebens. Aber sie wusste nun, sie war nicht allein mit diesem Schmerz. Mamoru war da und würde für immer diesen Schmerz mit ihr teilen, was auch immer in der Zukunft noch auf sie zukommen mochte. Er war da für sie, wie auch immer diese Zukunft für sie aussehen mochte, ob mit Mamoru oder nicht, ob mit ihren neuen Freunden oder ohne sie, ob mit ihrem alten Leben, ihrem neuen oder ein ganz neuer Anfang. Einzig und allein das hier und jetzt zählte momentan für sie und das hier und jetzt beinhaltete den Verlust ihres ungeborenen Babys und Mamoru an ihrer Seite, darüber hinaus wagte sie nicht zu denken. Mamorus typischer Rosenduft schwang in der Luft um sie und ließ in ihr das Gefühl von zu Hause und Geborgenheit aufsteigen. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter und ihre Hand lag auf seiner Brust, wo sie sein Herz durch seinen Pullover fühlen konnte und selbst dieses gleichmäßige Schlagen seines Herzens hatte eine wohltuende, beruhigende und heilende Wirkung auf sie. Lange Zeit über waren ihre Gedanken nur von ihrem Schmerz beherrscht gewesen, doch langsam, nach und nach durch Mamorus Nähe rückten wieder auch andere Sachen in ihre Gedankenwelt zurück. Sie spürte Mamorus Wärme, spürte sein Herz und spürte seine Hand, die beruhigend und sanft über ihren Rücken fuhr und sie hatte plötzlich das Gefühl von... nein, es war keine Zuversicht oder neue Lebensfreude, es war auch noch kein Funken neuer Hoffnung auf diese Dinge; aber es war eine Ahnung auf diesen neuen Hoffnungsfunken. Sie wusste plötzlich und spürte tief in sich, dass sie irgendwann wieder neue Zuversicht und neue Lebensfreude empfinden könnte, nicht heute und auch nicht morgen, aber irgendwann wieder. Irgendwann würde diese Ahnung zu einem brennenden, strahlenden Feuer erwachen und sie, Usagi, würde wieder Leben können, auch wenn jetzt noch die Leere in ihrem Bauch noch all zu sehr für sie spürbar war. Ihr kleines Wunderbaby war nicht länger ein Teil von ihr. Sie würde nie wissen, wie es ausgesehen hätte, würde nie sehen können, ob es ihr oder Mamoru ähnlich gesehen hätte, sie würde nie ihre und Mamorus Charaktereigenschaften in ihm suchen können. Hätte es vielleicht die schrägstehenden Katzenaugen von Usagis Großmutter geerbt gehabt oder die schönen Naturlocken ihrer Mutter oder den unbändigen Wuschelkopf Mamorus? Dies alles würde sie nun nie erfahren können. Doch dann kam ihr ein Gedanke. Sie hob ihren Kopf und sah Mamoru an. In seinen Augen konnte sie den gleichen Schmerz sehen wie ihren, aber auch Reue und Liebe. „Hast du es... hast du mein... unser Baby... gesehen?“ Ein warmes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und verdrängte einen Augenblick lang den Schmerz aus seinen Augen und hinterließ nur eine tief greifende Liebe. „Sie wäre eine Schönheit geworden.“ Usagis Augen weiteten sich. „Sie?“ Nun schlich sich Verwirrung in die blauen Augen Mamorus. „Ja, ein Mädchen. Wir hätten eine wunderschöne kleine Tochter gehabt. Wusstest du das nicht?“ Usagi hoffte, dass ihr gerötetes Gesicht im Halbdunkel noch nicht zu erkennen war. „Nein, ich... wollte mich überraschen lassen. Es war mein kleines Wunderbaby und deswegen war es mir nicht so wichtig, ob es ein Junge oder ein Mädchen war.“ „Wunderbaby?“ Usagi errötete noch mehr, aber Mamoru lächelte dann wieder. „Ja, sie war in der Tat ein Wunderbaby.“ Er hob seine Hand und strich sanft über ihr gerötetes Gesicht. „Sie hatte deine Augenform, das war es, was mir als erstes aufgefallen ist und ich bin mir sicher, dass sie den gleichen warmen Blauton in ihren Augen gehabt hätte wie bei deinen. Ihr kleiner Mund war das zweite, das mich an dich denken ließ, zwei perfekte, gleichmäßige Lippen, die später mit Sicherheit die Männerwelt bezirzt hätten. Ihr ganzes Gesicht, ihre kleinen, zarten Gliedmaßen, alles an ihr warst du. Eine perfekte, wunderschöne, kleine Usagi.“ Mittlerweile war es so hell geworden, dass Usagi die nun aufkommende Röte auf Mamorus Wangen erkennen konnte. „Ich... habe sie nach dir benannt, Usagi. Es war einfach der passende Name für sie. Ich... hätte dich ja gefragt, aber...“ Er ließ den Satz unbeendet, selbst wenn Usagi nicht ihren Finger auf seine Lippen gelegt hätte. Tränen schimmerten in ihren Augen, aber diesmal war nicht der Schmerz im Vordergrund. Ein kleines, jedoch etwas zittriges Lächeln umspielte ihren Mund. „Ich danke dir.“ Einem Flüstern gleich schwebten ihre Worte zu ihm und erwärmten sein Herz. Diesmal brachte seine Stimme auch nur ein Flüstern zustande, als wollte keiner von ihnen die Intimität dieses Augenblicks zerstören. „Gern geschehen.“ Seine Lippen berührten bei jedem seiner Worte ihren Finger, einer Liebkosung gleich, die zu einem Kuss auszuwachsen hoffte. Dem Versuch nicht widerstehen könnend berührte Mamoru ein letztes Mal mit seinen Lippen ihren Finger in der Erwartung, dass dies vielleicht das letzte Mal sein könnte, dass er sie küssen durfte, und wenn es nur ihren Finger war. Usagis Blick war in seine Augen fixiert, auch wenn sie nur zu deutlich seine Berührung an ihrem Finger spüren konnte. Sollte sie es ignorieren und lieber als nicht-geschehen ablegen? Sollte sie ihn strikt zurecht weisen und auf Abstand gehen? Oder sollte sie dem Sehnen ihres Körpers nachgeben und sich auf das, wohin auch immer es führen mochte, einlassen? Sie wollte nicht aus seiner Umarmung weg, wollte nicht aus diesem warmen Kokon, den er um sie gehüllt hatte. Sie wollte ihn nicht von sich fort stoßen sondern... Dann unterbrach Mamoru ihre Gedanken, indem er ihr Handgelenk nahm und einen sanften Kuss darauf setzte und sich dann vom Bett erhob. Sanft lächelnd sah er auf sie hinunter, während Usagi sich verwirrt und sich seiner Nähe und Wärme beraubt verunsichert fragte, was diese plötzliche Aufbruchsstimmung von ihm zu bedeuten hatte. Doch dann streckte er ihr seine Hand entgegen. „Komm, ich möchte dir etwas zeigen.“ Einen Augenblick zögerte Usagi, doch dann nickte sie und legte ihre Hand in seine und ließ sich von ihm aufhelfen. „Meinst du, du kannst ein paar Schritte laufen, oder soll ich dir lieben einen Rollstuhl holen?“ Angewidert und brüskiert bei dem Gedanken an einen Rollstuhl (sie mochte diese Teile immer noch nicht leiden) straffte sie ihre Schultern, machte ein entschlossenes Gesicht und stellte ihre Füße auf den Boden. „Nein danke, ich schaffe das... Ohhh!“ Doch kaum hatte sie sich von dem Bett hoch gestemmt und ihr Gewicht auf ihre Beine verlagert, knickten diese wie zwei Streichhölzer unter ihr ein und nur Mamorus schnellen Reflexen war es zu verdanken, dass sie nicht auf den Boden fiel sondern nun sicher in seinen Armen lag, die sie stützend an seinen Körper drückten. Wie ein nasser Sack hing sie in seinen Armen und hatte gerademal soviel Kraft wie ein Küken. Die alte Usagi, die mit Migräne und schlechter Laune in Mamorus Nähe zu kämpfen hatte, hätte in dieser Situation aufgebracht gewütet und gezetert und wäre lieber auf den harten Boden gefallen als sich in Mamorus Armen wieder zufinden. Die alte-neue Usagi jedoch in ihrem blind verliebten Zustand hätte noch wesentlich mehr getan als nur in seinen Armen zu liegen, oder hätte sich auf den Boden fallen lassen und hätte ihn zu sich gezogen. Und die neue-neue Usagi mit ihrem Mamoru-freien Leben? Sie hätte ihm kühl für seine Hilfe gedankt, ihn dann aber entschlossen und resolut von sich geschoben und ihn dann des Zimmers verwiesen. Nur was sollte sie NUN tun? Wie sollte sie NUN reagieren? Wer war sie noch, welche Usagi war sie? Usagi suchte noch nach einer Antwort, als Mamoru ihr die Entscheidung abnahm und sie sanft aber bestimmt auf das Bett wieder zurück sinken ließ. „Ich denke, das beantwortet meine Frage. Warte hier, ich hole einen Rollstuhl für dich.“ Dann war er schon an der Tür. „Mamoru! Warte! Ich... brauche keinen...“ Er drehte sich wieder zu ihr um und sie war sich nicht sicher, aber blitzte da nicht ein versteckter Schimmer in seinem Blick auf? „Wenn du keinen Rollstuhl haben möchtest, bleibt mir nichts anderes übrig, als dich den ganzen Weg zu tragen. Rolli oder tragen, Usa? Entscheide dich.“ Nun blitzte der eben noch halb versteckte Schelm ihr unverhohlen entgegen. Sie wollte nicht in einen Rollstuhl wie ein Invalide durch die Gegend geschoben werden, aber sich von Mamoru tragen zu lassen? Ihr Körper, der Verräter, schrie nach 'tragen', aber auf ihn war bekanntermaßen ja noch nie Verlass gewesen. „Rollstuhl.“ murmelte die Blondine dann kleinlaut und hasste ihre Gene dafür, dass sie immer auf 'Schnell-erröten' programmiert waren, wie sie auch diesmal nur all zu deutlich wieder beweisen mussten. Bereits wenige Minuten später saß Usagi in einem (dieser verhassten Ungetüme von) Rollstuhl und wurde von Mamoru schweigend durch den Flur zu den Aufzügen geschoben. Sie war viel zu beschämt, um fröhliche Konversation oder Smalltalk führen zu können (oder zu wollen), warum Mamoru jedoch so schweigsam war, war ihr nicht klar. Seit er ihr Zimmer verlassen hatte, um ihr den Rollstuhl zu besorgen, und dann nach erfolgreicher Suche wieder gekehrt war, hatte er noch kein einziges Wort zu ihr gesprochen. Er hatte den Rollstuhl schweigend zu ihr ans Bett gefahren und sie dann genauso schweigend hinein gesetzt und sie aus dem Zimmer gefahren. War irgendetwas passiert, als er ihr den Rollstuhl holen gegangen war? Etwas schlimmes? Ein Notfall vielleicht, bei dem seine Kollegen ihn eigentlich brauchten? Ihrem Schamgefühl wich allmählicher Sorge. „Mamoru? Ist etwas passiert? Wirst du auf einer anderen Station vielleicht gerade dringend gebraucht?“ „Wie kommst du denn darauf?“ Nervös knetete Usagi einen Zipfel ihres Morgenmantels, den sie angezogen hatte. „Du wirkst plötzlich so... abwesend und da dachte ich, vielleicht... naja, es ist schließlich deine Arbeit hier und...“ Der Rollstuhl blieb abrupt stehen. Dann trat Mamoru vor sie und kniete sich zu ihr hinunter. Bewusst oder unbewusst legte er seine Hände auf ihre auf ihren Schoss. „Erstmal: Ich bin im Moment nicht auf der Arbeit. Ich habe Sonderurlaub, dank Minako. Keine Ahnung wieso, aber sie scheint einen besonderen Draht zu meinem Chef zu haben, aber jedenfalls bin ich nicht als Arzt hier, sondern nur als Mamoru Chiba, der seine Frau besucht und sein Kind betrauert.“ Bei der Erwähnung von Minako fuhr ein stechender Schmerz durch Usagis Herz. Wie lange war es her, dass sie an ihre beste Freundin seit Kindertagen gedacht hatte? Wie ihr gesamtes altes Leben hatte sie auch Minako zu vergessen gesucht und jeden Gedanken an sie eisern abgeblockt gehabt. Wie sehr sie sie vermisste, wurde ihr erst jetzt bewusst, ihr fehlte das Quirlige an ihr, die positive Einstellung bei ihr, wie düster und ausweglos die Situation auch aussehen mochte, ihr fehlten die Gespräche mit ihr, das Lachen miteinander, einfach alles. Aber wie sollte Usagi nun noch ihr gegenübertreten, nachdem sie weggelaufen war, auch vor ihr weggelaufen war? Aber dann folgte schon das nächste Wort von Mamoru, das sie die Sorge um Minako augenblicklich erstmal wieder vergessen ließ. 'Meine Frau' hatte er gesagt und es war dabei unmissverständlich, dass er sie damit meinte. Theoretisch stimmte das ja auch, schließlich waren sie nach wie vor noch miteinander verheiratet, aber dass er sie wirklich noch als seine Frau ansah? Und sah sie sich noch als seine Frau? Wollte sie noch immer seine Frau sein, nach allem, was geschehen war? Oder war doch zuviel geschehen, als dass man eine Ehe noch kitten könnte, die von vornherein nie hätte geschlossen werden sollen und von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden hatte? Auch auf diese Fragen hatte sie keine Antwort, wusste aber, dass sie irgendwann welche finden musste, wenn auch nicht heute. Also beließ sie es erst einmal bei seiner Wortwahl und hatte mit dem nächsten schmerzhaften Stechen in ihrem Herzen zu kämpfen, als er ihr totes Kind erwähnte. Ihre Hände krampften sich in den Stoff ihres Morgenmantels und augenblicklich war wieder der Kloß in ihrer Kehle, der sie zu ersticken drohte. Eisern kämpfte sie gegen einen erneuten Tränenausbruch an und versuchte die aufkommenden Tränen weg zuwinkern. „Es tut mir leid, Usa, ich wollte dich nicht wieder traurig machen. Verzeih mir.“ Sanft hob Mamoru seine Hand und wischte die Tränenspuren auf ihren Wangen fort. Mühsam brachte sie ein zittriges Lächeln zustande. „Ist schon gut, es geht gleich schon wieder. Es ist nur...“ Seine Hand legte sich auf ihre Wange. „Du brauchst Zeit, das ist nur verständlich. Aber ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. Immer.“ Dann lehnte er sich vor und seine Lippen berührten sanft ihre Stirn. Wieder ging ein warmes Gefühl durch ihr Herz, das aber noch nicht ganz ihre aufgewühlten Gefühle verdrängen konnte. Stumm saß sie in ihrem Rollstuhl und ließ diesen Kuss geschehen und hoffte und bangte gleichermaßen, dass er nicht aufhören sollte. Wahrscheinlich dauerte seine Berührung nur Millisekunden an, für sie schien es jedoch eine Ewigkeit lang, in der sie seine Lippen auf ihrer Stirn spürte. Dann jedoch löste er sich wieder von ihr und sah ihr tief in die Augen, als wollte er fragen, ob sie ok wäre. Ruckartig nickte sie auf seine ungestellte Frage und schaffte sogar wieder ein Lächeln. Ein letztes Mal drückte er noch einmal ihre Hände, bevor er sich wieder erhob und wieder hinter den Rollstuhl ging und sie weiter den Flur hinab schob. Am Fahrstuhl am Ende des Ganges angekommen drückte er auf den Knopf und sie warteten schweigend auf den Fahrstuhl. Usagi sah sich in den angrenzenden Fluren um, in dem einige Patienten und Krankenhauspersonal geschäftig umher liefen. Komisch, wie unwirklich sich dieser Kontrast sich anfühlte; dort war das geschäftige Leben, und hier bei ihr und Mamoru... triste Einsamkeit und Trauer. Wie abgeschottet sie sich von dieser anderen Seite fühlte, wurde ihr erst jetzt bewusst. Würde sie je wieder Teil dieser anderen Welt sein? Im Moment fühlte sich dieser Spalt jedenfalls unüberbrückbar an. Wie sollte sie je wieder dorthin finden, wenn sie alles verloren hatte, für das es sich zu leben lohnte? Wie sollte sie (ihr neues Leben) weiterleben, wenn ihr Lebensinhalt, das für das sie so sehr gekämpft und gesorgt hatte, ihr Baby, nicht mehr gab? Sie hatte einfach nichts mehr! Nein, das stimmte nicht. Sie hatte Mamoru; wenn sie ihn ließ. Zaghaft sah sie hinter sich zu ihm hinauf. Ohne ihr Zutun schlug ihr Herz höher bei seinem Anblick. Konnte sie wirklich ohne ihn leben? Und... konnte sie mit ihm leben? „Mamoru, ich...“ „Mamoru!“ Usagi blickte in den Flur neben sich. Einige Meter von ihnen entfernt stand eine hübsche Krankenschwester, die ihr wage bekannt vorkam. War das nicht diese Hiriko, von der Frau Mitsuno damals bei der Gala gesprochen hatte? Ja, Usagi erkannte die schwarzen Haare und ihr markantes, hübsches Gesicht wieder. Gerade winkte sie Mamoru zu sich. „Warte einen Moment, ja? Ich bin gleich wieder da.“ Ohne eine Antwort von ihr abzuwarten ging Mamoru zu seiner Arbeitskollegin und ließ Usagi sprachlos vor dem Fahrstuhl stehen. Ein Stich ging durch ihr Herz, als sie die beiden so beieinander sah und überrascht stellte sie fest, dass es Eifersucht war. Sie war eifersüchtig auf diese Hiriko? Wegen Mamoru? Und, wenn er nun doch etwas mit dieser Frau hatte? Sie wirkten sehr vertraut miteinander, so wie sie so dicht beieinander standen. Mit einem ungutem Gefühl beobachtete Usagi, wie die Frau dann Mamorus Hand in ihre nahm. Als sie ihn dann auch noch vertraulich umarmte, war das endgültig zu viel für Usagi. Tief getroffen wandte sie sich von dem Paar ab und sah weg. Nun wusste sie es also, sie, Usagi war nichts mehr für ihn als die Mutter seines Kindes, seines toten Kindes, und mehr würde sie wohl nie mehr sein. Auch wenn diese Erkenntnis bitter in ihr Herz stach, musste sie sie akzeptieren und damit leben. Wie hatte sie sich auch nur einen Augenblick lang einbilden können, dass Mamoru doch mehr in ihr sah, dass er sie wirklich zurück haben wollte, nicht für Shion oder wegen ihrem gemeinsamen Kind, sondern nur wegen ihr, ihr allein? Töricht war sie gewesen, auch nur einen Augenblick angenommen zu haben, dass es vielleicht doch eine zweite Chance für sie beide gegeben hätte. Mühsam unterdrückte sie die Tränen, die nur all zu schnell wieder aufgekommen waren und fragte sich, was sie hier eigentlich tat? Was auch immer Mamoru ihr hatte zeigen wollen, hatte er nun anscheinend längst vergessen und anstatt hier weiter herum zustehen wie bestellt und nicht abgeholt, sollte sie lieber in ihr Zimmer zurück gehen und Pläne für ihre Zukunft machen (die ohne Mamoru stattfinden würde). Ja, sie sollte wirklich ihre verkrampften Hände von ihrem Mantel lösen und in ihr Krankenzimmer zurück rollen. Nur... warum tat sie es dann nicht? Wieso saß sie immer noch hier in ihrem Rollstuhl vor dem Fahrstuhl (der längst wieder weg war) und starrte blind vor sich hin? Wieso ging sie nicht davon und ließ ihn einfach stehen? Weil sie es nicht konnte. Sie würde sich selbst belügen, wenn sie sagen würde, dass sie nichts für ihn empfand, dass sie nicht in seiner Nähe sein wollte und Teil seines Lebens sein wollte. Ja, sie liebte ihn immer noch und würde ihn auch immer lieben. Er war, ist und blieb der einzige in ihrem Herzen, auch wenn sie nie die einzige in seinem war. Ihr Herz schmerzte und weinte heimliche Tränen, doch ändern konnte sie daran nichts. „Usagi?“ Sie schreckte aus ihren düsteren, trostlosen Gedanken hoch und wandte sich um und hoffte inständig, dass er die verräterischen, feuchten Spuren in ihren Augen nicht sah, als sie zu ihm hoch blickte. Nur ein kaum merkliches Zusammenzucken deutete darauf hin, dass ihre Hoffnung vergebens war, ansonsten ließ er sich aber nichts anmerken und wies auf die schwarzhaarige Frau neben sich, die zusammen mit ihm zu ihr gekommen war. „Ich weiß nicht, ob du Hiriko Genzo bei unserer Gala kennengelernt hast, Usagi. Sie war für einige Monate im Ausland und hat erst jetzt erfahren, dass wir...“ Mamoru schluckte als müsste er einen Kloß aus seiner Kehle los werden und wieder legte die Schwarzhaarige vertraulich eine Hand auf seine Schulter. Dann sah sie zu Usagi hinunter. Die Tränen in ihren dunklen Augen verwirrten Usagi. Sollte sie nicht froh sein, dass nicht noch ein Kind von Mamoru mit einer anderen Frau existierte, wenn sie seine Geliebte war? Und... wieso kam ihr der Name Genzo so bekannt vor? „Hallo, ich bin Hiroko Genzo. Ich freue mich sehr, dich endlich kennenzulernen. Mamoru hat sehr viel von dir gesprochen und uns immer neugieriger gemacht gehabt damals. Es tut mir nur leid, dass wir uns unter diesen traurigen Umständen kennenlernen. Mein aufrichtiges Beileid zu eurem Verlust. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schmerzhaft es sein muss, ein Kind zu verlieren, auf das man sich so gefreut hat und das man so lange in sich getragen und gespürt hat. Wenn es irgendetwas gibt, das ich für dich tun kann, sag es bitte. Aber ich bin mir sicher, dass du deine Trauer mit Mamorus Hilfe irgendwann überwinden kannst. Welch eine Ironie des Schicksals, dass du und Mamoru unseren neuen Trakt nun selbst aufsuchen müsst, wo er doch der Schirmherr dafür ist. Mein Mann und ich stehen euch jedenfalls jederzeit gerne zur Verfügung, wenn du etwas brauchst.“ Usagi verstand immer weniger von dem, was diese Frau zu ihr sagte. Doch eines ließ sie dann aufhorchen. „Ihr... Mann?“ „Ja, Dr. Genzo. Er ist der Leiter dieses Krankenhauses. Er hatte den Gala-Abend damals eröffnet, erinnerst du dich? Als er von der Tragödie erfahren hat, hat er Mamoru natürlich sofort von der Arbeit freigestellt, damit er die ganze Zeit für dich da sein kann. Das war das mindeste, was wir für euch tun konnten, für dich und Mamoru.“ Wieder beobachtete Usagi verbittert, wie Hiriko vertrauensvoll Mamorus Schulter drückte. Doch diesmal schien Mamoru ihren Blick gesehen zu haben. Er sah von ihr zu der Schwarzhaarigen und wieder zu ihr und ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Usagi, Hiriko ist meine Cousine. Sie war es, die mir den Job hier verschafft hat, als ich aus den Staaten zurück gekehrt bin und sie hat mir anfangs sehr unter die Arme gegriffen.“ Usagi starrte von einem zum anderen. Gut, sie sahen sich entfernt ähnlich, dennoch... „Du hast nie eine Cousine erwähnt.“ Mamoru zuckte mit der Schulter. „Es war ja nicht gerade so, dass du mir am Anfang unserer Ehe zugehört und mit mir geredet hättest. Ich hatte nicht gerade das Gefühl, dass du großes Interesse an meinem Lebenslauf gehabt hast. Und nach dem Wochenende in Hanno waren wir eher... mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.“ Mamoru grinste spitzbübisch, doch Usagi war immer noch nicht ganz überzeugt. „Ihr habt also keine Affaire miteinander?“ Verblüfftes Schweigen. Dann brach Hiriko in schallendes Gelächter aus. „Eine Affaire? Ich mit Mamoru? Ach, wie köstlich, dass muss ich meinem Mann erzählen!“ Mit unverhohlenem Amüsement sah sie Usagi an. „Aber um deine Frage zu beantworten, Usagi: Nein, wir haben keine Affaire miteinander. Mamoru gehört ganz allein dir und wird immer die gehören. Wenn du ihn die letzten Monate gesehen hättest wie wir, wüsstest du das. Ich glaube, es gibt keinen Mann, der mehr eine Frau lieben kann als er dich, und das sage ich als Frau, nicht als Cousine.“ Dann beugte sie sich zu Usagi hinunter und raunte ihr ins Ohr: „Stoß ihn nicht von dir, denn sonst werden mehr als nur ein Herz gebrochen. Er liebt dich mehr als alles andere, dazu braucht man nur zu sehen, wie er dich anguckt.“ Wie von selbst ging ihr Blick zu ihm und ihre Blicke hielten einander fest. Tief sah sie in seine dunkelblauen Teiche und suchte nach dem Beweis für Hirikos Worte. Und sie fand es. Noch etwas verbogen aus Angst, dass sie ihn doch zurückweisen würde, aber ganz verstecken konnte er es nicht. Mit einem wissendem Lächeln erhob sich die Schwarzhaarige wieder und sah dann zu Mamoru. „Aber jetzt will ich euch nicht länger aufhalten, ihr wollt sicherlich jetzt runter in die 5.“ Mamoru nickte wortlos. Ein letztes Mal drehte sie sich zu Usagi um. „Es war schön, dich kennengelernt zu haben, Usagi und ich hoffe, wir sehen uns einmal wieder.“ Dann ging sie den Flur wieder hinunter und ließ die beiden wieder allein. Immer noch wortlos schob Mamoru Usagi in den Fahrstuhl hinein und drückte auf einen der Knöpfe nach unten, während Usagi ihn heimlich beobachtete. Sah man wirklich so leicht, was er für sie empfand? War es wirklich da, oder bildete sie sich das alles nur ein? Eine Illusion? Ein Wunschdenken? Und... was von diesen zwei Möglichkeiten wollte sie? Noch bevor sie eine Antwort darauf finden konnte, hielt der Fahrstuhl an und sie betraten einen Vorraum mit leiser, ruhiger Hintergrundsmusik, der zu einem weiteren Raum zu führen schien. Mamoru drehte sich zu ihr um und kniete sich zu ihr hinunter, so dass sie beinah auf gleicher Augenhöhe waren. „Usagi, du erinnerst dich doch noch an die Gala-Eröffnung vor ein paar Monaten, zu der du mich begleitet hattest? Nun, dies hier wurde an diesem Abend eröffnet.“ Er machte eine angedeutete Geste, die den gesamten Raum einschloss. In seinen Augen war eine Traurigkeit, die sie nur zu sehr nachempfinden konnte; er dachte an ihre tote Tochter. „Ich habe in Amerika während meines Studiums mehrere Praktika an verschiedenen Krankenhäusern gemacht und dort dieses Konzept kennengelernt und es dann hier einführen lassen, da es für viele Menschen Trost darstellen kann. Es ist für viele Leute nur sehr schwer, mit dem Verlust eines geliebten Menschen allein fertig zu werden und nicht wenige wünschen sich noch etwas mehr Zeit mit dieser Person. Deswegen haben wir diesen Ort geschaffen.“ Mamoru öffnete die Tür vor ihnen und schob Usagi in den angrenzenden Raum hinein. Auch hier ummalte leise Musik die Umgebung und verbreitete eine ruhige Atmosphäre im Raum. Das gedimmte Licht war gerade so hell, dass man alle Details des Raumes erkennen konnte, die Lautsprecher an den Wänden, den weichen Teppichboden, der alle lauten Schritte verschluckte, die vielen Kerzen und Kerzenständer in allen möglichen Größen und Varianten, und die Bilder. Es waren noch nicht viele, aber mit der Zeit würden mehr dazu kommen; Bilder von alten Menschen, Großmütter und Großväter, manche mit ihrer Familie zusammen, manche allein auf den Bildern, aber auch Erwachsene waren dabei, Menschen in ihrem, Usagis, Alter oder in dem ihrer Eltern. Und Kinder, kleine Gesichter, die mit großen Augen fröhlich in die Kamera sahen, manche von ihnen so jung, dass sie von ihren Eltern im Arm gehalten wurden. Es war eine Bildersammlung voller glücklicher Momente von Menschen, die nie wieder solch einen Moment erleben würden und ihre trauernde Familie zurückgelassen hatten. Und sie war eine dieser trauernde Familie. Wie hypnotisiert starrte Usagi auf das eine Bild, zu dem Mamoru sie nun führte. Mit jedem weiteren Schritt konnte sie mehr erkennen, sah sie mehr, mehr von ihrer Tochter. Es war ein bezauberndes Bild, es wirkte, als würde sie nur schlafen. Ihre geschlossenen Lider schimmerten bläulich durch die kleinen Venen, die erkaltet durch die hauchdünne Haut schimmerte. Ihr kleiner, winziger Mund, der hätte hellrot aufleuchten sollen, war nun blass, farblos und ließ dennoch nichts von seiner Schönheit missen. Ein winziges, kleines Ohr lugte zwischen einem weichen, dünnen Haarflaum hervor, der dunkler als ihr eigenes Blond war, aber auch nicht das Tiefschwarz von Mamoru besaß. Vielmehr wirkte es hell rötlich, ja beinah rosa-farben, aber Usagi konnte nicht genau sagen, ob es nur an dem Licht lag oder ob es tatsächlich so war, oder ob es an dem hellrosa Strampler lag, der ihren zierlichen, zerbrechlichen Körper umhüllte. „Ist sie das?“ Usagis gehauchte Worte waren kaum lauter als die Hintergrundmusik im Gegensatz zu ihrem pochendem Herzen. Es schlug so laut, dass es alles andere zu übertönen schien. Sie wusste nicht, ob Mamoru über das Tönen ihres Herzschlages ihre Worte gehört hatte und ob er ihr geantwortet hatte, aber das musste er auch nicht. Sie wusste, dass sie es war, wusste, dass dies ihr Baby war, das sie beinah 6 Monate in sich getragen hatte, sah die Ähnlichkeiten zu Himeko, sah sich in ihr. Dieses kleine, wunderschöne Etwas war ihr ihres. Mit zittrigen Beinen stand Usagi aus dem Rollstuhl auf und diesmal wurde sie nicht zurückgehalten, aber niemand hätte sie auch je davon abhalten können. Langsam ging sie auf das eingerahmte Foto zu, immer einen unsicheren Schritt nach dem anderen, dicht gefolgt von Mamoru, der ihr keinen Augenblick von der Seite wich und seinen Arm schützend ausgestreckt hatte, für den Fall, dass sie doch noch stürzen würde. Mit jedem weiteren Schritt hämmerte ihr Herz noch stärker, noch lauter in ihrer Brust und jeder weitere schmerzhafte Herzschlag raubte ihr mehr und mehr die Kraft. Angst, Panik kroch in ihr hoch. Schaffte sie es nicht? Schaffte sie es noch nicht einmal, zu ihrer Tochter zu gelangen, zu dem Bild ihrer wunderschönen, perfekten, kleinen Tochter, zu dem einzigen Beweis, der ihr verblieben war, dass es sie gegeben hatte? Ihre Hände verkrampften sich und suchten blind nach Halt. Sie ertasteten einen starken Arm und hielten sich an ihm fest, als wäre sie eine Ertrinkende auf offener See. Die eiserne Umklammerung ihrer Hände musste schmerzhaft für Mamoru sein und doch sagte er nichts und führte sie haltgebend weiter, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug. Und dann war sie da, stand vor dem Bild ihres kleinen Wunderbabys, ihrer kleinen, perfekten Tochter. Ihre zittrige Hand fuhr zu dem Bild und strich sanft über ihr schlafendes Gesicht, während ihre andere Hand sich wie eine Schraubzwinge noch stärker in Mamorus Arm krallte. „Hallo, Baby. Es tut mir leid, dass ich erst jetzt komme, ich... war nicht stark genug dafür.“ Tränen bildeten sich in ihren Augen, die mit jedem weiteren Wort anschwollen und dann überliefen. „Ich war nicht stark genug, dich zu beschützen, wie ich es versprochen habe. Ich hätte dich beschützen müssen! Ich konnte es nicht! Ich... kann es nicht mehr!“ Mit tränennassem Gesicht sank Usagi in sich zusammen vor dem Bild ihrer Tochter und ließ sich in die starken Arme Mamorus ziehen, der ihren von zahllosen Schluchzern geschüttelten Körper fest an sich drückte. Und auch wenn Mamoru gedacht hatte, er hätte keine einzige Träne mehr zum Weinen, zu viel hatte er schon vergossen gehabt, liefen ihm nun erneute Tränen stumm die Wangen hinab. Es würde wohl nie aufhören, das Weinen, die Trauer, das Leid. Vielleicht würden sie irgendwann einen Weg finden, damit zu leben, aber aufhören würde es nie. ~ ENDE ~ So, und das war's dann. Ja, ich weiß, ich könnte/sollte/müsste noch einen Epilog, ein kleines Happy-End wenigstens schreiben, dass alles wieder gut wird und Usa wieder glücklich (vorzugsweise mit Mamoru). Aber sollte nicht auch ein bisschen Raum für eure Fantasie bleiben *gg*? Wie stellt ihr euch das perfekte glückliche Ende vor? Schreibt mir eure Ideen oder vielleicht habt ihr ja auch Lust, selbst den Epilog zu schreiben und mir zum Lesen zu geben? Ich wäre auf jeden Fall sehr neugierig darauf. Und dann noch, weil ich es viel zu selten gesagt habe: VIELEN VIELEN DANK!! Für eure lieben, aufbauenden, lustigen, herzerweichenden Kommis. Ich freu mich jedes Mal wie ein Schneekönig, von euch eure Meinung zu meiner ff zu lesen, lobende wie kritische. Ich weiß, ich habe nicht immer perfekt, genau genug oder detailiert genug geschrieben, aber ich übe ja noch und mir macht es viel zu viel Spaß mir Geschichten auszudenken, als dass ich wie eine wilde Workeholicerin mir Stress mache und auf 100%ige Genauigkeit achte und sowas. Nehmt mir die kleinen (und großen) Fehlerchen und Ungenauigkeiten (und alles andere auch ^^) also nicht krumm und genießt es einfach, in die Welt einzutauchen, die die Worte für euch hervor holt so wie ich es tue. lg serena-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)