Wo die Liebe hinfällt von MarySae ([SasuSaku OS]) ================================================================================ Kapitel 1: Wo die Liebe hinfällt -------------------------------- Wo die Liebe hinfällt Heute war wieder so ein Tag. Ein Tag an dem man dachte, dass es eigentlich nicht schlimmer werden konnte und doch übertraf er alles, was man sich vorgestellt hatte. Und natürlich passierte das wieder mir. Sakura Haruno. Wie immer eigentlich. Doch diesmal war es besonders schlimm. Sasuke Uchiha, der letzte Überlebende des Uchiha- Klans, ist vor zwei Tagen zurück nach Konoha gekommen und wurde tatsächlich wieder aufgenommen. All unsere Mühe ihn zurückzuholen, hatte sich also tatsächlich gelohnt. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Ok, Naruto und ich waren nur indirekt Schuld an seiner Rückkehr gewesen. Er stand plötzlich einfach vor den Stadttoren und meinte, er wolle wieder zurück. Erst waren alle etwas stutzig, doch Tsunade-sama hatte sich seiner angenommen. Zwei Tage hatte es gedauert, bis feststand, dass er bleiben durfte. Obwohl er ein Nuke-Nin war und einige schlimme Sachen angestellt hatte. Wahrscheinlich waren Narutos Bitten ein nicht zu vernachlässigender Anreiz dafür gewesen, ihn wieder aufzunehmen. Immerhin hatte er 4 Jahre lang versucht, den Schwarzhaarigen wieder zurückzuholen. Tsunade-sama konnte ihm einfach nicht widerstehen. Was daran jetzt so schlimm ist, fragt ihr? Klar, es mag seltsam klingen, dass ich die Rückkehr des Mannes, den ich liebte, auf einmal so schrecklich fand. So ganz verstand ich das auch noch nicht. Doch eins wusste ich: das ich es nicht wusste. Ich wusste nicht mehr, was ich für ihn empfand. Es war so lange her, dass wir mal reden konnten, uns einfach näher kommen konnten, ohne den jeweils anderen angreifen zu wollen. Vielleicht zu lange. Die Nervosität ihm gegenüber, die ich als junge Frau so oft verspürt hatte, war so stark abgeklungen, dass ich sie kaum noch wahrnahm. Die Liebe aus Kindertagen war eher einer Art Misstrauen gewichen. Wieso sollte ich ihm vertrauen? Er hatte uns so oft abgewiesen, einfach weggeschickt, und uns im Stich gelassen. Warum sollte es diesmal anders sein? Was sagte mir, dass es anders war? Er ganz bestimmt nicht. Ich hatte ihn die zwei Tage, in denen er wieder in Konoha war, nur einmal kurz von Weitem gesehen. Doch schon diese kurze Begegnung hatte mir gezeigt, dass meine Gefühle anders waren. Es hatte gereicht um zu bemerken, dass ich ihn nicht mehr liebte. Nicht mehr lieben konnte. Und so schlendere ich durch Konoha. Komplett in Gedanken versunken, wie ich es so gerne tat, und dachte über unsere weiteren Schritte nach. Naruto wich Sasuke nicht mehr von der Seite. Schon deshalb, weil Tsunade-sama ihn als seinen Aufpasser abgestempelt hatte. Der Blonde war dafür verantwortlich, dass er nichts tat, solange nicht entschieden ist, ob man ihm trauen kann. Genauso waren Sai und Kakashi ständig bei ihm, um ihn zu bewachen. Nur selten verließen sie das geheime Haus, in den sie ihn gebracht hatten. Doch interessanter Weise, wusste jeder, welches Haus das war. Es stand nahe der Hokage Villa und war seltsamerweise nur in unregelmäßigen Abständen bewohnt. Und diese Zeitintervalle passten haargenau auf die Besuchszeiten anderer Ninjas, die nicht aus Konoha stammten. Auffälliger ging es wirklich kaum nocht… Seit zwei Tagen brannte in dem obersten Stock des Hauses wieder Licht. Ich sah es abends, wenn ich Aufgaben für die Hokage erledigte. Aber ihn zu besuchen, kam mir noch nicht in den Sinn. Nicht solange ich mir nicht im Klaren war, wie ich reagieren sollte. Und vor allem: wie er reagieren wird, wenn er mich sieht. War er abweisend, wie immer? Brach ich in Tränen aus? Meinte Sasuke, er könne einfach da weitermachen, wo er aufgehört hatte? Oder war ich diesmal diejenige, die kühl reagierte? Dinge passieren, von denen man nie gedacht hätte, dass sie einmal passieren könnten. Und ich rechnete im Moment mit allem. Langsam und ohne Eile, betrat ich den Turm des Hokage und bahnte mir den Weg zu Tsunade-samas Zimmer. Ich hatte noch ein paar letzte, eher unwichtige, Dokumente abzugeben, ehe für heute Feierabend war. Der Himmel vor den Fenstern verwandelte sein helles, freundliches Blau in ein dunkles, kaltes Schwarz, wogegen auch die kleinen, funkelnden Sterne nichts ausrichten konnten. Genauso wie der kreisrunde Mond, der majestätisch über der Stadt thronte und alles in ein sanftes Licht tauchte, während die glühende Sonne in einem Meer aus Farben am Horizont versank. Die Nacht brach herein und die Lebewesen gingen mit der Sonne gemeinsam zu Bett. Nur einige wenige trauten sich jetzt noch vor die Tür und setzten sich den teils eisigen Temperaturen des Herbstes aus. Und ich gehörte leider dazu. Als ich an der Tür zu Tsunade-samas Tür angelangt war, klopfte ich dreimal und wartete darauf, dass ich hereingerufen wurde. Doch das dauerte länger als normal und mir fielen weitere Stimmen auf, die sich mir ihr unterhielten. Und mir schwante nichts Gutes, als ich eine davon erkannte. Bald hallte mir das gewohnte: „Komm rein.“ entgegen und ich öffnete leise die Tür. Noch ehe ich eingetreten war, erkannte ich Tsunades Gäste und meine Vermutung wurde bestätigt. Naruto, Kakashi und… Sasuke standen vor ihrem Schreibtisch und hatten ihren Kopf in meine Richtung gedreht. Nun stand ich also mit IHM in einem Raum und wusste überhaupt nicht, wie ich reagieren sollte. So schnell ich mich wieder fangen konnte, versuchte ich, meine gewohnte freundliche Maske aufzusetzen und meine Arbeit zu erledigen. „Hey ihr.“, lächelte ich Kakashi und Naruto zu; Sasuke ignorierte ich erstmal; und ging um den Schreibtisch zu Tsunade-sama. „Ich habe den Bericht noch fertig bekommen. Es waren tatsächlich einige Fehler drin. Wir sollten unsere Freunde mal darauf ansprechen.“, meinte ich geschäftsmäßig zu ihr und sie nickte mir zu. „Aber erstmal in einem freundlichen Ton. Wir wollen unsere neue Handelsbeziehung nicht gleich wieder ruinieren.“, kam es von der blonden Hokage, die lässig in ihrem Stuhl saß. „Jawohl!“, antwortete ich ihr, legte die restlichen Papiere auf dem hölzernen Tisch ab und ging langsam wieder auf die andere Seite. „Sakura-chan!“, grinste Naruto mich an. Seit Sasuke wieder da war, sah man den Blonden wieder öfter lachen. Sein wahres Lächeln war zurückgekehrt und sein ganzes Wesen hatte sich verändert. Jeglicher Pessimismus war reinem Optimismus gewichen und er erinnerte wieder sehr an den blonden Chaoten, den ich damals kennengelernt hatte. „Tsunade-obaa-chan hat eine super Nachricht für uns!“ Ich stutze. Und ahnte noch schlimmeres. „Naruto, hör auf. Das ist keine gute Nachricht.“, meinte Kakashi kopfschüttelnd. Tsunade legte ihre Ellenbogen auf den Tisch vor sich und lehnte, wie so oft, ihre Fingerspitzen aneinander. „Ich muss Kakashi leider Recht geben. Ein Dorf ganz in der Nähe wurde überfallen und fast komplett ausgelöscht. Nur einer hat es bis zu uns geschafft. Doch viel konnte er nicht mehr sagen, denn er ist kurz nach seiner Ankunft hier gestorben.“, erklärte Tsunade-sama und ich hörte aufmerksam zu. „Wer hat das getan?“, fragte ich, nachdem sie geendet hatte. „Genau wissen wir das nicht. Er konnte uns nicht mehr viele Informationen geben.“, meinte die Blonde betrübt und ich wusste jetzt worauf das ganze Gespräch hinauslief. „Und ich denke, Narutos ‚Gute Nachricht’ ist, dass wir vier der Sache auf den Grund gehen sollen, habe ich Recht?“ Tsunade nickte und ich musste ein Aufseufzen mit aller Macht unterdrücken. Ich spürte den Blick der Hokage quasi auf mir. Sie suchte in meinem Gesicht oder meinem Körper nach irgendwelchen Anzeichen, die ich mühsam unterdrücken musste. Ja, ich wollte nicht mit Sasuke auf Mission gehen! Und zwar ganz und gar nicht! Doch das würde mich nicht davon abhalten einer Mission nachzugehen und ich hoffe, dass ich DAS ausstrahlte. „Ja, ihr vier werdet Morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen und sehen, was ihr in Erfahrung bringen könnt. Ich werde Kakashi, als euren Teamleiter, alles weitere erklären. Ihr könnt jetzt gehen.“ Gesagt, getan. Ich verbeugte mich kurz und war sofort vor der Tür. Naruto wollte noch mit mir reden, doch er kam nicht mal dazu, einen ganzen Satz zu sagen. Ich brauchte erstmal Ruhe, ehe ich mich morgen in die Höhle des Löwen wagte. Doch so schnell sollte diese nicht kommen. „Sakura-chan!“, hörte ich den Blonden hinter mir rufen, doch ich verlangsamte meine Schritte nicht. Leider war der Shinobi nur um einiges schneller als ich, weshalb er innerhalb weniger Sekunden vor mir stand. „Was ist los, Sakura-chan?“, fragte er, scheinbar wirklich ohne jegliche Ahnung. Genervt seufzte ich. „Naruto. Wie du vielleicht gemerkt hast, kann ich mit Sasuke noch nicht ganz so viel anfangen.“, erklärte ich ihm ruhig, aber mit sarkastischem Unterton. Doch er sah mir nur mit schief gelegtem Kopf entgegen. „Ich kann einfach nicht einfach so weitermachen, als hätte es die letzten vier Jahre nicht gegeben, verstehst du? Ich bin nicht so wie du! Im Gegenteil…“ Ich konnte es nicht verhindern, dass meine Stimme traurig und betrübt klang. Und ich sah, wie sich sein Gesicht veränderte. Trotz der dunklen Nacht, schaffte es der Mond, die Szene in ein fahles Licht zu tauchen und mir so die Gefühle in seinem Gesicht zu zeigen. Er schien tatsächlich zu verstehen, was ich meinte, denn er öffnete einige Male seinen Mund um zum Reden anzusetzen, brach aber jedes Mal wieder ab. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Also musste ich wieder ran. „Aber mach dir keine Sorgen. Ich kriege das schon hin.“, lächelte ich ihn an und hoffte innerlich, dass er nicht sah, dass dieses Lächeln nicht echt war. Trotz seines schiefen Blickes schien das auch zu gelingen. „Ich werd mich dann mal hinlegen, damit ich morgen fit bin. Gute Nacht.“, fügte ich noch hinzu, drängelte mich schnell an ihm vorbei und verschwand in der Dunkelheit der Stadt. Total müde und geschafft, stürmte ich meine Wohnung, schmiss meine Tasche in eine Ecke und ließ mich auf mein weiches Bett fallen. Obwohl mein Magen knurrte war mir gehörig der Appetit vergangen. Morgen war also der schlimmste Tag in meinem Leben. Zusammen mit einem überfröhlichen Chaot, einem leicht perversen grauhaarigen Bücherleser und dem Mann, den ich damals so geliebt hatte, der mich jedoch einfach hat sitzen lassen, auf Mission in der es galt, die Mörder eines ganzen Dorfes zu finden. Na das konnte ja heiter werden… ***************** Ich hatte die halbe Nacht wach gelegen und mir den Kopf über alles zerbrochen. Doch da nichts Vernünftiges dabei herauskam, war ich früh am Morgen aufgestanden und habe mich, so gut es ging, auf meine Mission vorbereitet. Und seitdem saß ich am Fenster und dachte an das Unvermeidliche. Erst als sie aufgehende Sonne mich blendete, bemerkte ich, wie spät es eigentlich war. Schnell sprang ich auf, schnappte meine gepackte Tasche und rannte in Richtung des Haupttores. Da ich nicht weit davon entfernt wohnte, dauerte mein kleiner Sprint nur wenige Minuten. Zu meinem Glück waren meine Teamkollegen noch nicht da. Ich hatte zwar nichts anderes erwartet, aber man konnte ja nie wissen. „Du bist zu spät.“ Eine Stimme ließ mich kurz zusammenzucken. Ich fuhr um meine eigene Achse und entdeckte jemanden, der cool an einer Seite des Tores lehnte. Er trug ein blaues, kurzärmeliges Hemd und eine längere, schwarze Hose. Die schwarzen Haare standen gepflegt in alle Richtungen ab. Doch schnell es ging, riss ich mich zusammen. Doch es wunderte mich. Wie konnte ich ihn übersehen? War ich so in Gedanken gewesen? „Guten Morgen, Sasuke. Es war eine zu kurze Nacht.“, erwiderte ich ihm so, als würde ich mit jedem anderen reden. Das war wohl das Beste, was ich tun konnte. Aber etwas stimmte hier nicht. „Wo sind Kakashi und Naruto?“, fragte ich ihn verwundert. Sollten die beiden nicht ständig an ihm kleben? Er rührte sich nicht, als er mir antwortete. „Naruto hatte etwas in seiner Wohnung vergessen und Kakashi ist wie immer zu spät.“ Ich seufzte. „War ja klar.“, meinte ich und schüttelte den Kopf. „Dann heißt es wohl warten.“, beendete ich unser Gespräch worauf eine unangenehme Stille folgte. So standen wir einige Minuten, bis dem endlich ein Ende gesetzt wurde. „Sakura-chaaaan!“ Ein lächeln schlich sich kurz auf mein Gesicht und ich drehte mich zu der Stimme um. Naruto kam winkend auf uns zu gerannt und ich beeilte mich meine ernste Miene wieder aufzusetzen. Immerhin wollte ich mich benehmen wie immer. „Naruto! Wo warst du?“, fing ich gleich an, noch bevor er überhaupt vor mir stand. Ich stemmte meine Hände in die Hüften und sah ihn finster an. „Tut mir leid, Sakura-chan. Ich hatte meine Kunai und Shuriken Zuhause vergessen.“, meinte er mit geducktem Kopf. „Wieso musst du immer alles vergessen? War es nicht eure Aufgabe, Sasuke nicht alleine zu lassen? Wenn das Tsunade-sama mitkriegt…“ Ja, ich war mir bewusst, dass er direkt neben uns stand und alles mit anhörte, doch im Moment achtete ich darauf eher weniger. Ich hätte bei jedem anderen auch nicht anders reagiert. Glaube ich. „Ach, Tsunade-obaa-chan ist da viel zu misstrauisch.“, schmollte der Junge und ich schüttelte nur den Kopf. „Vielleicht hast du Recht, aber es kann für euch beide Ärger bringen.“ Narutos Blick machte mir in diesem Moment klar, welche Tragweite meine Worte hatten. Ich hatte soeben, sagen wir mal, zugegeben, dass ich Sasuke nicht zutraute, dass er Konoha betrügt. Zumindest schien der Blonde das so aufgenommen zu haben. Ich könnte schwören etwas Seltsames in seinen Augen aufleuchten gesehen zu haben… Schnell drehte ich mich von ihm weg und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sei froh, dass ich Tsunade-sama nichts sagen werde.“, meinte ich kühl und blickte in den blauen, immer heller werdenden Himmel. „Hey!“ Kakashi tauchte unvermittelt aus dem Nichts auf, doch ich erschreckte mich gar nicht mehr. Im Gegenteil: Ich war froh, dass er endlich da war. So kam ich vielleicht aus dieser blöden Situation heraus. „Kakashi-sensei! Du bist zu spät!“, beschwerte sich Naruto gleich lauthals, während dieser nur mit den Schultern zuckte. „Ich hatte noch etwas zu erledigen.“, war die schlichte Antwort des Grauhaarigen, ehe er schnell vom Thema ablenkte. „Lasst uns jetzt aufbrechen.“, meinte er, während er schon durch das Tor spazierte. Naruto ließ erstmal von seiner Predigt ab und folgte unserem Sensei gut gelaunt. Auch Sasuke rührte sich jetzt und reihte sich ruhig hinter dem Blonden ein. Ich ging als Letzte los und bildete das Ende unseres Trupps. Doch das blöde war: ich hatte IHN ständig vor Augen. Und damit hatte ich viel Zeit über uns nachzudenken. Aber genau das wollte ich nicht… Doch ich würde in der nächsten Zeit nicht drum herum kommen. Und genau das war das Schlimme. Wie sollte ich mit ihm umgehen? Was, wenn wir zusammen kämpfen mussten? Konnte ich ihn als Teammitglied anerkennen und normal mit ihm kämpfen? So wie damals? „Du bist jetzt also eine Iryōnin?“ Sofort schreckte ich aus meinen Gedanken und starrte den Redner an. Sasuke hatte sich zurückfallen lassen und lief nun auf einer Ebene mit mir. Naruto und Kakashi liefen zwei Meter vor uns und unterhielten sich ebenfalls lautstark. Es würde also niemand mitbekommen, wenn wir uns unterhielten. Auch das noch… „Ja.“, meinte ich schlicht und sah wieder nach vorne. Vielleicht konnte ich normal mit ihm reden. Aber wenn ich ihn dabei auch noch ansehen musste, dann wäre es für mich nicht machbar. Wenn ich sein ruhiges Gesicht sehen würde, wäre das wie ein Stich ins Herz. Viel zu viele Erinnerungen lassen sich mit den einfachsten Worten wieder heraufbeschwören. „Du sollst gut sein.“, kam es darauf von ihm, was mich etwas überraschte. Seit wann war er so gesprächig? Und vor allem: Seit wann machte er mir Komplimente? Dieser Typ wollte mich echt verwirren… „Sagt man das? Ich bin mir da nicht so sicher.“, war meine schlichte Antwort. Noch immer vermied ich es, ihn auch nur anzusehen. Es herrschte kurze Stille. Schweigend liefen wir nebeneinander her und ich starrte auf den Blonden vor mir. Bloß nicht nach links sehen… „Warum meidest du mich?“ Mein Herz setzte aus. Und es fühlte sich an wie Minuten, ehe es wieder einen Schlag tat. Eine seltsame Gänsehaut bildete sich an meinem ganzen Körper und mir wurde plötzlich heiß und kalt zugleich. Er fragte genau das, worüber ich nicht reden wollte. Warum musste er damit ankommen? „Ich… Es war einfach keine Zeit.“, log ich und versuchte aus der Situation herauszukommen. „Wir haben jetzt Zeit.“, meinte er darauf. Seine Stimme klang ruhig und ich hörte keinerlei Gefühle heraus. Er fragte also nicht, weil er beleidigt war… „Wir sollten uns lieber auf die Mission konzentrieren.“ War das eine gute Ausrede? Nein, definitiv nicht. Und ich war mir sicher, dass er nicht darauf eingehen wird. Und ich hatte Recht… „Gestern warst du nicht so glücklich, als du gehört hattest, dass wir zusammen auf Mission gehen würden.“ Ahhh, der Typ musste auch immer so gut aufpassen! Was sollte ich denn darauf sagen? Ja klar war ich nicht begeistert, weil ich dich nicht mehr leiden kann? Super. „Ach wirklich?“, meinte ich leise. Mir war irgendwie elendig zumute. Ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte, also beschleunigte ich meine Schritte, um zu den beiden Shinobis vor uns aufzuschließen, während Sasuke einen kleinen Abstand zu uns hielt. „Ich glaube, da wären wir.“, meinte Kakashi plötzlich und hielt an. Wir anderen taten es ihm gleich. Augenblicklich stieg eine heftige Übelkeit in mir hoch, doch ich ließ es mir von außen nicht anmerken. Immerhin war ich eine Iryōnin und musste oft Blut sehen. Doch der Anblick, der sich uns hier bot, war mehr, als so mancher verkraften konnte… Vor uns breitete sich ein einziger roter Fluss aus, welcher quer durch das Dorf zu fließen schien. Die Häuser waren abgebrannt und Leichen lagen überall verstreut. Kinder, Frauen und sämtliches Vieh… Vor nichts hatten diese Männer halt gemacht… Es wunderte mich bei diesem Anblick sogar, dass es EINER hier lebend weggeschafft hatte. Diese armen Menschen… Langsam und schweigend betraten wir das kleine Dorf, in dem einmal um die 100 Menschen gewohnt haben müssen. Gewohnheitsmäßig ließ ich meine Augen über jeden Toten schweifen um nicht vielleicht doch noch jemand lebend vorzufinden. Doch so zugerichtet, wie die Dorfbewohner waren, konnte jeder Laie sagen, dass sie innerhalb von wenigen Sekunden tot gewesen sein mussten. Das ganze Dorf innerhalb weniger Minuten ausgelöscht. Wie grausam konnten Menschen sein… „Es mussten um die 10 Leute gewesen sein.“, war es Kakashi, der die Stille unterbrach. Wir anderen starrten nur auf die bizarre Szene vor uns. „Ich meine Kampfspuren von 10, wahrscheinlich Männern, ausmachen zu können.“ „Warum haben sie das getan?“, fragte ich leise. Meine Stimme klang seltsam hoch. „Hier gab es doch gar nichts zu holen!?“ Ich verstand es nicht. Wieso brachte eine Gruppe mal eben so 100 Leute um? Was für ein Grund rechtfertigte so eine Tat? „Ich weiß es nicht.“, meinte nun Naruto neben mir, der eine Hand beruhigend auf meine Schulter tat. Er verstand mich… „Lasst uns gucken, ob die noch in der Nähe sind.“, mischte sich Sasuke plötzlich ein. Ich schaute zu ihm rüber. Wie immer blieb er total ruhig. Es war schwierig bei ihm auch nur das kleinste Gefühl in seinem Gesicht zu finden. Ließ ihn das ganze hier kalt? War es ihm egal wie viele Menschen eben ihr Leben verloren hatten? Ich spürte die Wut in mir hochsteigen. Warum war dieser Kerl nur immer so kalt? Machte es ihm Spaß andere auf die Palme zu bringen? Ja, er hatte eine schwere Kindheit, doch das ist keine Ausrede! „Ja, das ist das einzige, was wir für die Menschen hier, noch tun können.“, gab Kakashi als Antwort. Naruto und ich nickten stumm. „Wir sollten uns aufteilen.“, schlug der Grauhaarige dann vor. Doch irgendwas in seinem Ton ließ mich aufhorchen. Er sah uns an. „Naruto kommt mit mir und… Sasuke und Sakura werden das zweite Team bilden.“ Mein Atem stockte. Ich und… ER sollten ein Team bilden? Ob das gut gehen konnte…? Ich bemerkte, wie Naruto mich, mit einem etwas gequälten Gesichtsausdruck, musterte. Er wusste wohl auch nicht, was er dazu sagen sollte. Dann war es wohl an mir… „In Ordnung!“, meinte ich so ruhig, wie ich konnte. Ich wollte nicht immer nur der Klotz am Bein sein. Darum durfte ich hier nicht schwach werden. In diesem Fall hieß das: Mit Sasuke ein Team zu bilden und alleine in einem Schlachtfeld rumlaufen. Super. Nach kurzem Zögern antwortete Kakashi dann. „Ok, wenn das geklärt ist, lasst uns aufbrechen. Es ist ungefähr Mittag, also lasst uns spätestens bei Sonnenuntergang wieder hier sein. Sasuke, Sakura. Ihr nehmt den nördlichen Teil. Naruto und ich nehmen den Südlichen. Passt auf euch auf.“, sagte er, wandte sich zu Naruto um und nach einen kurzen Blick seitens Naruto, verschwanden sie zwischen den Ruinen. Und jetzt stand ich mit dem Uchiha alleine hier. „Komm, lass uns auch gehen.“, meinte ich, ohne ihn anzusehen, und lief langsam näher in das Dorf. Je weiter wir hinein gingen, desto mehr Leichen lagen auf den Wegen. Sie hatten wohl noch versucht zu kämpfen, was mir die ganzen Bauernwerkzeuge, die neben ihnen lagen, zeigten. Diese armen Menschen… „Ob die Angreifer wirklich noch da sind?“, fragte ich meinen… Teamkameraden nach einer langen Zeit des Schweigens. Vielleicht antwortet er mir ja gar nicht, aber ich wollte es wenigstens versuchen. „Wahrscheinlich nicht.“ Wow, er antwortete sogar. „Super.“, zischte ich leise. Die waren wohl gar nicht hier. Dann konnten wir sie nicht einmal bestrafen, diese… diese…! „Sakura…!“ Sasukes Stimme holte mich aus meinen Gedanken, und ich entspannte meine Hände, die ich schmerzvoll zusammengekniffen hatte. „Ja?“, brachte ich etwas ruhiger heraus. „Ich hatte mich geirrt.“ Nun war ich ganz baff. Schnell blickte ich den Schwarzhaarigen an, der bereits in gebückter Kampfhaltung neben mir stand. Sofort tat ich es ihm gleich und entdeckte dann erst den Grund dafür. Fünf Männer kamen seltsam kichernd aus den Schatten der Ruinen auf uns zu. Sie waren also doch noch hier. „Ja, sieht so aus.“, fügte ich noch leise hinzu und zog mehrere Kunai. Das dürfte ein harter Kampf werden. „Ich weiß, dass du mir nicht vertrauen kannst, aber… Bleib hinter mir.“ Mein Herz setzte kurz aus. Verwirrt blickte ich ihn an. Sein Gesicht war vor Anspannung verzerrt und er ließ keinen der fünf Männer aus den Augen. Hatte er gerade gesagt, dass er mich… beschützen will? Sasuke? DER Sasuke Uchiha wollte für mich kämpfen? Das Mädchen, welches er damals so einfach verlassen hatte? Das Mädchen, welches er immer als schwach und nervig bezeichnet hatte? Was war nur los mit ihm? Oder glaubte er noch immer nicht, dass ich kämpfen konnte? War es das? Dass er mir einfach nichts zutraute? „Danke, aber ich kann selber auf mich aufpassen.“, zischte ich leicht wütend und etwas verletzt, nachdem ich mich wieder gefangen hatte. Aus den Augenwinkeln sah ich ihn leicht mit dem Kopf schütteln, aber für mehr hatten wir keine Zeit. Die Männer hatten uns bereits umzingelt. Sie hatten ein seltsames Grinsen im Gesicht, welches mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Jeder von den Schwarzhaarigen trug ein großes Schwert dabei, welche sie auf uns richteten. „Seid ihr die, die das Dorf überfallen haben?“, meinte Sasuke mit kalter Stimme zu den Typen. Er hatte einen dunklen Blick drauf und, soweit ich das sehen konnte, sein Sharingan aktiviert. Also machte ich mich ebenfalls kampfbereit. Ich sammelte Chakra in meiner Faust, bereit zum Angriff. „Hehehehe. Kleine Kinder. Was macht ihr denn noch so spät hier?“, fing einer der Männer an. „Und dann noch so ein süßes Mädchen.“, meinte einer, während er sich über die Lippen leckte. Mir wurde urplötzlich übel. „Das Prinzesschen nehm ich.“, hörte ich einen anderen hinter mir sagen. Langsam bekam ich Angst. Wer weiß, was diese Typen mit mir vorhatten? Ich wollte es gar nicht wissen… „Fasst sie bloß nicht an.“, hörte ich den jungen Mann neben mir zischen. Er tat es schon wieder. Er beschützte mich. Aber warum? Die Räuber fingen an wild zu lachen. „Hahaha! Ist das nicht süß! Er beschützt seine kleine Freundin!“, lachte ein dicker, kleiner Mann. „Sie braucht nicht beschützt zu werden…“, grummelte der Uchiha und beschwor eine komische schwarze Gestalt hinter ihm herauf. In diesem Moment war ich äußerst froh, dass er auf unserer Seite war… Mit einem lauten Schrei hob ich meine Faust und ließ sie genauso schnell wieder gen Boden fallen. Ein lautes Krachen entstand, als sich der Boden um uns herum hoch wölbte und die Männer schreiend zu Boden riss. Sasuke hob seine Hand und schickte das schwarze, skelettartige Monster auf die Männer los. Trotz ihres Versuches auszuweichen, erwischte sie das Ding ohne Mühe, worauf die Männer von schwarzen Flammen umschlossen. Vor Schmerzen schreiend wälzten die Mörder sich auf dem Fußboden, bis sie plötzlich verschwanden. Etwas angewidert sah ich auf die Stellen, auf der eben die Männer qualvoll verbrannt waren. Zwar mussten diese Typen aus dem Weg gezogen wären, aber dennoch… Hatten sie so einen Tod verdient? Sasuke jedenfalls war verdammt stark geworden… „Lass uns schnell die anderen suchen.“, meinte ich trocken und mit einem flauen Gefühl im Magen. Schnell drehte ich mich um und ging zurück dahin, wo die anderen beiden verschwunden waren. Doch sehr weit kam ich nicht, da Sasuke plötzlich wie aus dem Nichts direkt vor mir auftauchte. Automatisch wich ich aus Schreck einen Schritt zurück. Die wieder schwarzen Augen des Uchihas schienen mich zu durchbohren. „Wa-s willst du?“, stotterte ich, wofür ich mich selber Ohrfeigen konnte. Wieso stotterte ich plötzlich? Und wieso schlug mein Herz auf einmal so schnell…? „Ich bin nicht so, wie du denkst. Ich habe mich geändert! Ich habe meine Fehler eingesehen!“ Seine Stimme klang ungewöhnlich hoch und unsicher. So hatte ich ihn noch nie erlebt. „Ich weiß, ich habe viel Mist gebaut, aber das habe ich alles hinter mir gelassen! Gib mir die Chance einen Neuanfang zu machen!“ Er verwirrte mich. Seine Worte passten so gar nicht zu dem, was er sonst sagte! Er gab zu, dass das alles ein Fehler war? Und er wollte neu anfangen? Aber wieso? Was hatte ihn so umgestimmt? „Sieh mich nicht so an...“ Ich schreckte hoch. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt hatte. Mit heißem Gesicht wandte ich meinen Blick von ihm ab und richtete ihn gen Boden. „Willst du nicht mehr mit mir reden?“ „Ich… Weiß nicht, was ich… sagen soll.“, brachte ich mühevoll über meine Lippen. „Du hast damals gesagt, dass du mich… liebst.“ Nein. Nein! Warum kam er jetzt damit? Was sollte ich denn bitte darauf sagen? „Ja, das habe ich. Aber dich hat das einen… Dreck interessiert! Du bist einfach angehauen und hast jeden unserer Versuche dir zu helfen, einfach in den Wind geschlagen! Was meinst du, wie Naruto und ich uns damals gefühlt haben?“ Plötzlich herrschte in meinem inneren nur noch ein Gefühl. Wut. Ja, ich habe ihn geliebt. Damals. Doch ihm war das total egal gewesen… Und jetzt kam er gerade damit. „Ich war nicht… ich selbst. Mein Bruder hatte meine Familie ausgelöscht und mir immer gesagt, ich solle nur Leben, um ihn zu töten. Er hat mir keine andere Wahl gelassen…“ Er sprach die Worte leise und gut durchdacht. Außerdem schien es ihm viel Mühe zu kosten diese Worte auszusprechen. Wahrscheinlich würde er das nicht sagen, wenn noch jemand dabei wäre. „Du hattest eine Chance… Aber du hast sie nicht genutzt.“ Ja, er hätte einfach bei uns bleiben können. Wir hätten ihm helfen können… „Es… tut mir Leid. Ich war zu stur, um das zu sehen…“ Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Nur der Wind ließ die Blätter des nahen Waldes leise vor sich hin rascheln. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont und tauchte alles in ein orangefarbenes Licht. Das Licht brach sich in den blutroten Pfützen, die dadurch bizarr leuchteten. Was sollte ich nur tun? „Sakura, hör zu. Ich habe mich damals in dir getäuscht! Du warst nie schwach. Du hattest einfach andere Talente, als das Kämpfen! Und jetzt, nach deinen Lehrjahren bei der Hokage, bist du eine sehr gute Iryōnin und Kunoichi geworden! Du und Naruto… Ihr seid stärker geworden, als ich damals gedacht hätte. Ich war blind gewesen… Bitte gib mir diese neue Chance! Ich werde alles tun, um es wieder gutzumachen.“ Konnte ich ihm diese Chance geben? Konnte er sich wirklich ändern? War es mir möglich, ihm diese Bitte zu erfüllen? Ja, denn ich liebte ihn immer noch. „Jeder hat eine neue Chance verdient.“, murmelte ich leise und sah mit, wahrscheinlich, roten Wangen an ihm vorbei. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand an den Armen packte, nach vorne zog und langsam mein Gesicht anhob. Sasukes Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. Und dann geschah es: Er drückte seine Lippen, für einen unglaublich langen Moment, auf meine und ich fühlte mich, wie im siebten Himmel. Als er dann einige Millimeter von mir abließ flüsterte er die Worte, die ich so lange hören wollte. „Sakura? Ich liebe dich.“ ++++++++ „Naruto, Kakashi!“ Nach einer etwas längeren Suche hatten wir unsere zwei Teamkameraden endlich gefunden. „Sakura! Sasuke!“, lachte Naruto und die beiden kamen auf uns zu. „Seid ihr ok?“ Ich lächelte ihm zu. „Im Moment, mehr als das.“ Der Blonde blickte mich fragend an. Kichernd hob ich meine rechte Hand ein Stück. Die Hand, in der ich Sasukes hielt. Es dauerte einige Sekunden, ehe er begriff. Plötzlich strahlte sein ganzes Gesicht. „Ihr seid…? Wie ist das…?“ Er bekam keinen ganzen Satz mehr raus. Ich lachte lautstark und auch Kakashi kicherte mit. Sogar Sasuke hatte ein kleines Lächeln im Gesicht. „Wir erzählen es dir später genau.“, meinte ich zu ihm und wechselte schnell das Thema. „Habt ihr euch um die anderen fünf gekümmert?“ „Ja, wir müssten alle von denen erwischt haben.“, kam es von dem Blonden, der sichtlich stolz war. „Dann können wir ja wieder zurück nach Konoha und der Hokage Bericht erstatten. Außerdem können wir Leute schicken, die den Menschen hier ein würdiges Begräbnis ermöglichen.“ Wir nickten alle etwas betrübt und warfen noch einen Blick in das Dorf. Die Sonne war untergegangen und das Dorf lag nun unter einer erdrückenden Schwärze. „Ja, lasst uns zurück.“, meinte ich leise und wandte mich ab. Diese Menschen hatten es nicht verdient getötet zu werden… „Dann los.“, meinte der grauhaarige Gruppenführer und wir rannten zurück durch den Wald. „Hey, Sasuke! Wie hast du das denn angestellt?“ Naruto hatte sein fettes Grinsen aufgesetzt und seinem Freund einen Arm um die Schultern gelegt. Dieser machte jedoch keine Anstalten, ihn von sich zu schubsen, so wie er es früher getan hätte. „Sei nicht so neugierig.“, meinte er nur dunkel. Es klang eher wie eine Drohung. „Dooooch, muss ich! Immerhin ist Sakura so etwas wie eine Schwester für mich! Und als großer Bruder muss ich auf sie aufpassen!“, lachte er fröhlich weiter und ich musste ebenfalls kichern. „Großer Bruder? Vergiss es.“ „Sasuke…!“ Schallendes Gelächter hallte durch den Wald, der vom Mondschein in ein märchenhaftes Licht getaucht wurde. Ob das jetzt ewig so weitergehen wird? Können wir alle zusammen in Konoha leben? Können wir noch mal von vorne beginnen? Ich wusste es nicht. Aber eins war mir klar. Ich würde keinen von beiden so schnell wieder gehen lassen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)