Verzeihen von bells-mannequin („Es tut mir nicht leid.“ Lily und James.) ================================================================================ Kapitel 1: ... aber nicht entschuldigen. ---------------------------------------- VERZEIHEN „Schon wieder Verzeihung?“ Remus Lupin sieht von seinem Buch auf, als Lily Evans in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors stürmt, leise Flüche vor sich hinbrabbelnd. „Dieser Möchtegern-besserwisserische-arschige-verdammte-idiotische-dumme-blöde…“ Sie beendet nie ihre Beleidigung, so verdammtverfluchtscheißewütend ist sie. Ihre roten Haare sind zischende Flammen und ihre grünen Augen beinahe schwarz wie Kohle, als sie schwer atmend dasteht und – so sieht sie zumindest aus, denkt Remus – sich eine Menge Methoden vorstellt, wie man James Potter langsam und qualvoll und unbedingt schmerzhaft umbringen könnte. „Dieser Hornochse“, sagt sie schlussendlich beinahe sanft, ihre Augen verdelithfarben, wie die Farbe des Steines, der an Mrs Potters Halskette hängt. Remus kommt nicht umhin, zu grinsen, aber so schnell wie es auftaucht, so schnell verschwindet es wieder. „Er hat’s wirklich schon wieder gebracht“, seufzt er dann, aber das Geräusch ist nicht halb so verzweifelt und ernsthaft wie angebracht. Lily kneift die Augen zusammen: „Wenn ich nicht wüsste, dass gleich jemand reinkommen könnte, würde ich erst dich umbringen, weil die mich nicht ernstnimmst, und dann deinen ach-so-tollen Freund, weil er ein Idiot ist. Ich würde ihn“, zählt sie auf, „von seinem Besen hexen, sodass er sich alle Knochen bricht und stirbt, ihn dann begraben, ihn wieder ausgraben, ihn zerhacken und dann verbrennen.“ „Aha“, macht Remus nur. Er muss nicht mehr sagen. Nur. Drei Buchstaben. Und Lily muss wieder ihr kompliziertes Gedankengerüst festigen und stählen. „Wenn ich nicht wüsste, dass Remus mich niemals so betrügen würde, würde ich jetzt echt sauer sein“, behauptet James melodramatisch, als er eine halbe Stunde später durch das Portraitloch klettert und Remus und Lily harmonisch nebeneinander sitzen sieht. Dann runzelt er die Stirn, fährt sich mit der Hand durch die Haare. „Leute, es ist Weihnachten und ihr lernt?“ „Nicht jeder ist so genial und begabt wie du, Potter“, zischt Lily. „Es gibt tatsächlich Leute, die arbeiten müssen, um gute Noten zu schreiben.“ Remus nuschelt in seinen nichtvorhandenen Bart etwas, was verdächtig nach Ich lass das Ehepaar mal allein weiterstreiten klingt – aber, denkt Lily sich, es ist einfach besser für ihre Gesundheit, für ihr Seelenheil, so zu tun, als hätte er nur Husten und sie ein Siebgedächtnis, das sofort die nervigsten aller Dinge vergisst. Einfach puff und dann kann sie sich nicht mehr an dieses nervige Grinsen erinnern, dieses nervige Haar, dieser … dieser … James setzt sich ihr gegenüber in den Sessel und beobachtet sie, sie spürt seine Blicke auf ihrer Kopfhaut, als sie weiter an ihrem Zaubertränkeaufsatz schreibt. „Verzeihung“, sagt er nur irgendwann wieder. Sie kann dieses Wort mittlerweile nicht mehr leiden, sie verabscheuthasstverflucht es. Er muss nur noch diese paar Buchstaben in der richtigen Reihenfolge sagen, mehr nicht, und sie tickt aus. „Du hättest mir nichts schenken müssen, weißt du, James?“ Sie schaut nachdenklich auf das Silberarmband mit den Schneeflockenanhängern, das er ihr heute beim Abendessen, in den Tagesproheten von gestern eingepackt, schlecht und schlampig eingewickelt, in den Schoß geworfen hat. „Ich schenk dir auch nie was.“ Und sie befiehlt schnell, bevor er schon wieder ihr absolutes Tabu-Wort sagen kann: „Halt die Klappe, James.“ Sie sieht, wie er es herunterschluckt, wie es in seiner Kehle kitzelt wieder hochzukommen, und dann irgendwie in seinem Herz landet, wo noch so viele andere Exemplare des Wortes sind. Verzeihung. „Es ist nur – Wiedergutmachung“, sagt er widerstrebend. „Ich weiß, dass du es verabscheust, dass ich dich mag, Lily.“ Und dann lächelt er, dass der Widerstand in ihrem Kopf dahinschmilzt. „Aber…“, er zögert, „verzeih mir.“ „James.“ Plötzlich ist sie wieder so schrecklich wütend. „Du erwartest von mir, dass ich dir verzeihe, ernsthaft? Du bist so ein-… ein Arschloch, weißt du das? Du bringst mich dazu, dass ich mich in dich verliebe und dann sagst du, ich soll dir dafür vergeben, obwohl es dir nicht leid tut?!“ Sie weint plötzlich beinahe und gleichzeitig lacht sie, atemlos. „Du hast in den ganzen sechs Jahren, die wir uns schon kennen, kein einziges Mal Entschuldigung gesagt.“ Erst, als er ganz nah vor ihr steht, bemerkt sie, dass er aufgestanden ist. Er hält ihren unfertigen Aufsatz in den Händen, und sie sind vorsichtig, diese Hände, weil er weiß, dass sie Zaubertränke liebt und weil er weiß, dass sie den ganzen Aufsatz noch ein weiteres Mal schreiben würde, würde er ihn jetzt bei dem, was gleich kommt, zerknittern. „Es tut mir nicht leid, dass ich dich liebe, Lily Evans. Es tut mir auch nicht leid, dass ich ein Idiot bin und du von mir genervt bist und dass ich mitschuldig bin, dass du nicht mehr mit Snape befreundet bist – nichts davon tut mir leid. Ich werde mich nicht für Dinge entschuldigen, die uns nähergebracht haben. Ich werde mich nicht für unsere Beziehung entschuldigen.“ Sie lacht laut auf. Und tritt ihn hart gegen sein Schienbein. Er lässt einen leisen Schmerzenslaut aus, aber das Braun seiner Augen ist entschlossen, so unglaublich entschlossen. „Was für eine verdammte Beziehung, Potter? Was. Für. Eine. Beziehung?!“ Und bevor sie etwas anderes sagen oder denken oder nur fühlen kann, sagt er: „Diese Beziehung.“ Und er küsstküsstküsst sie, und es ist nur ein Kuss, aber auch mehr, und irgendwie auch weniger, mit so viel Sanftheit und so viel Wut – und so wenig Entschuldigen. „Verzeih mir“, sagt er ein letztes Mal. Sie weiß nicht, ob sie ihm verzeihen kann, wirklich nicht – aber in diesem Moment ist es auch absolut scheißegal, denkt sie sich; also zieht sie ihn an sich und küsst ihn jetzt, wirklich, Lily Evans küsst James Potter, sein Mund sanft an ihrem, ihr Lächeln an seinem Herzen – und auch sie entschuldigt sich nicht, nicht für die scharfen Scherben, die überall in ihrer Beziehung stecken oder für ihre Zickigkeit oder für irgendwas. Alles, was sie in diesem Moment tun, ist fühlen. -- So, das wars dann mal wieder. Ich danke den WB-Machern ganz herzlich für die Gelegenheit, mal wieder LilyJames zu schreiben und wünsche allen, dass sie nen guten Rutsch ins Jahr 2010 hatten ^-^ Zuckerwattige Grüße, bells Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)