Vampire's tale von Phoenix_Michie (-love between us may not be-) ================================================================================ Kapitel 1: Neuzugang -------------------- Soo~ hier etwas Neues von mir. Man darf selber lesen, was passiert^^ Enjoy~ --- Er war der Letzte, den wir in die Band holten. Irgendwie hatte uns jeder Bassist, den wir gefragt hatten, abgesagt. Und als er damals in unseren spartanisch eingerichteten Probenraum kam, bemerkte ich sein Zögern. Es schien, als wäre er sich nicht sicher, dass er bei uns mitspielen wollte. Eigentlich hatte ich niemanden in meiner Band haben wollen, der jederzeit womöglich die Band verlassen würde, weil er sich dann plötzlich doch bewusst wurde, dass es für ihn nicht das Richtige war. Aber wir hatten nur ihn. Er war der Einzige, der sich uns als Bassist anbot. Und außerdem…übte er schon damals eine gewisse Faszination auf mich aus. Doch ich versuchte in der Anfangszeit, mir nicht allzu viele Gedanken über ihn zu machen. Denn auch die Anderen hatte ich nicht sonderlich viel über ihr Leben ausgefragt, schließlich hielten sie sich ebenso mit Fragen zurück. Wir wussten nicht viel voneinander – nur unsere Namen. Und dass wir die Musik liebten. Wie unhöflich. An dieser Stelle werde ich mich mal kurz vorstellen. Mein Name ist Karyu. Jedenfalls heiße ich so in unserer Band. Hab mir vorsichtshalber schon mal einen Künstlernamen zugelegt. Das hatte jeder von uns. Wir kannten die bürgerlichen Namen der Anderen nicht. Wir wollten unsere Vergangenheit hinter uns lassen. Meine holte mich schnell wieder ein. Und seine war allgegenwärtig, wie ich später noch erfahren würde. Sein Name war Zero. *-*-*-* Vor 6 Monaten „Ich hab gehört ihr braucht einen Bassisten.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. Überrascht musterte ich den Fremden. Er wirkte selbstsicher in seinem Auftreten. Sein Blick glitt einmal durch den Raum, er schaute jeden von uns kurz an, dann stoppte er bei mir. Er fixierte mich regelrecht… „Ehm…ja“, erwiderte ich schließlich intelligent und konnte meine Augen nicht von ihm wenden. Irgendetwas irritierte mich. Aber vielleicht war es auch nur der Umstand, dass sich jemand auf die Anzeige hierher bequemt hatte. Denn bis jetzt hatte ich immer irgendjemanden anquatschen müssen – erfolglos. Noch immer lag sein Blick auf mir. Wusste er, dass ich der Leader dieser –zugegeben, bisher erfolglosen – Losertruppe war? Doch glücklicherweise kam mir da mein Drummer zur Hilfe. „Super, dann zeig uns mal, was du kannst“, schlug er neugierig vor und widerwillig löste der vermeintliche Bassist seinen Blick von mir und sah meinen Bandkollegen kurz an, nickte dann. „Ich hoffe, du hast deinen Bass mit, wir haben hier keinen rumstehen“, sagte ich noch, während ich einen Schritt hervorgetreten war. Der Fremde nickte nur und öffnete noch mal die Tür, zu der er hereingekommen war und griff dahinter, zauberte sein Instrument, brav in einer schwarzen Tasche eingepackt, hervor. Erleichtert zerrte ich einen Hocker zu mir heran, den ich mir mit meinem Vocal teilte und sah dem Bassisten dabei zu, wie er seinen Bass aus der Tasche schälte, nachdem er sich neben das Drum-Set gekniet hatte. Anerkennend musterte ich sein Instrument. Es war ein schwarz-silberner E-Bass, 5-Saiter, echt schickes Teil. Musste ihn einiges gekostet haben. Auch die Anderen starrten begeistert darauf, wir hatten schließlich nicht so viel Geld, um uns ein dermaßen teures und hochwertiges Instrument zu kaufen. Sprich mit Gitarre und Drums waren wir nicht ganz zufrieden, dafür, dass wir Karriere machen wollten. Wie gebannt sah ich dem Neuzugang dabei zu, wie er seinen Bass an den Verstärker anschloss und kurz stimmte. Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel in der Hoffnung, dass der Kerl jetzt doch bitte auch noch so gut spielen konnte, wie sein Bass aussah – nahezu perfekt! Wir wären gerettet – vorerst. Er stand mit dem Rücken zu uns und warf uns über die Schulter einen kurzen Blick zu, begann dann an den Saiten zu zupfen und die ersten Töne zu spielen. Immer mehr wurde daraus ein Bass-Solo vom Feinsten. Mit großen Augen schaute ich ihm beim Spielen zu. Da hatte jemand aber Erfahrung. Es klang wirklich gut. Rhythmisch zu den Klängen bewegte er seinen Körper und mir fiel sein dunkles Haar auf, das im Takt seiner Bewegungen mitwippte, ihm fließend über die Schultern glitt. Erst nach einer Weile fiel mir auf, dass unser Drummer miteingestiegen war. Er trommelte mit wenigen Schlägen auf den Drums herum, doch durch diese zurückhaltende Schlichtheit unterstützte er die Melodie des Bassisten auf eine positive Art. Nach einer gefühlten, wunderschönen Ewigkeit schließlich wurde es wieder still im Raum. Schnell sammelte ich meine Kinnlade vom Boden auf und versuchte, den Bassisten nicht allzu sehr anzustarren. Unbeeindruckt drehte er sich zu uns um, hatte noch immer seinen Bass umgehängt. Er hob eine Augenbraue. „Und?“, fragte er mit seiner tiefen Stimme in den Raum, doch sein Blick lag auf mir. Woher wusste er nur, dass ich der Leader war? Sonst würde der Bassist nicht ständig mich ansehen, schließlich gab es noch andere in diesem Raum. Hatte ich vielleicht ein rotes Schild an meiner Stirn kleben auf dem stand: ‚Ich hab hier das Sagen!’? Die Stimme unseres Vocals riss mich aus meinen Gedanken. „Also ich fand’s klasse! Du bist spitze, Mann!“ Ich meinte, ein kaltes Lächeln auf den Lippen des Fremden zu erkennen. „Hai, ich finde, du beherrschst deinen Bass“, stimmte mein Drummer zu und grinste mich begeistert an. Lächelnd sah ich zu dem Bassisten. „Also, wenn du wirklich willst...Du wärst hier sehr willkommen“, sagte ich schließlich und er erwiderte meinen Blick unergründlich. „Warum sollte ich nicht wollen? Dann wäre ich ja nicht hier“, erwiderte er und ein leichtes, gelangweiltes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Das war der Moment, in dem ich kurz daran dachte, dass er nicht komplett und mit ganzem Herzen dabei sein wollte. Aber vielleicht täuschte ich mich ja auch… Seine dunklen Augen lagen noch immer auf mir, als wolle er eine Antwort von mir haben. „Ok, dann ist es beschlossen! Wir haben jetzt offiziell einen Bassisten!“, rief ich aus und die Anderen jubelten begeistert. „Yeah man, endlich!“ Sie klopften ihm auf die Schulter und er nickte ihnen zu. Hm, konnte der Kerl eigentlich auch Emotionen nach außen zeigen? Sofort spürte ich seinen Blick auf mir, doch ich lächelte ihn kurz an und senkte den Blick, tat, als würde mich die Uhrzeit interessieren, da ich mich unter seinem Blick leicht unwohl fühlte. Noch immer irritierte mich etwas an ihm. „Uh Shit!“, entfuhr es mir. „Es ist schon 19 Uhr!“ Aufgeschreckt fuhr mein Drummer hoch und stürzte zu seiner Jacke. Er musste arbeiten. Wir alle taten das, meistens abends oder in der Nacht, manchmal auch vormittags. Irgendwoher musste ja Geld kommen, um sich eine Wohnung und Essen leisten zu können. „Danke Karyu! Man sieht sich!“ Mit erhobener Hand verabschiedete er sich von uns und verschwand aus dem Raum. Seufzend zog auch der Vocal langsam seine Jacke über. „Viel können wir ja jetzt nicht mehr tun. Dann willkommen in der Band“, zwinkerte er unserem Neuzugang zu und winkte uns. Wir nickten ihm zu und schon war ich allein mit dem Bassisten. Schweigend warf ich ihm einen kurzen Seitenblick zu. Er schaute unserem Vocal mit gerunzelter Stirn hinterher, sah dann auf mich. Ich packte betont langsam meine Gitarre ein. Kurz schien er zu überlegen, dann wandte er sich seinem Bass zu. Als ich mich schließlich, mit geschulterter Gitarre, zu ihm umdrehte und ihm beim Zusammenräumen zusah, fiel mir etwas auf. „Oh, entschuldige, ich habe gar nicht nach deinem Namen gefragt“, wurde mir bewusst und ich lächelte ihn entschuldigend an. Er erwiderte meinen Blick, lächelte mich dann leicht an, während er sich aufrichtete. „Ich heiße Zero. Und du?“ Als hätte er es nicht bereits gewusst… „Wie, Zero?“, wiederholte unser Drummer am nächsten Nachmittag, als wir uns alle vier im Probenraum eingefunden hatten. Wobei Kellergeschoss wohl besser gepasst hätte… „Darf man seinen Sohn so nennen? Ist das überhaupt ein Name?“, ereiferte er sich und ich konnte förmlich spüren, wie Zero innerlich die Augen verdrehte, als er darauf tatsächlich auch noch geduldig antwortete. „Das ist doch nicht mein richtiger Name.“ Dämlack, fügte ich in Gedanken an den Vocal noch hinzu. Ich drehte mich um und wollte meine Gitarre zur Hand nehmen, konnte dadurch Zeros Grinsen sehen. Was hatte ihn denn jetzt so erheitert? Grinste doch sonst eher nie als selten. Das hatte ich in den wenigen Stunden, die wir uns seit gestern kannten, schon mitbekommen. Sein Grinsen fror leicht ein und ich schüttelte grübelnd den Kopf, versuchte an die Musik zu denken. „Also, Männer, wie sieht’s aus? Können wir loslegen?“, wollte ich wissen, und sofort wuselten Drummer und Vocal an ihre Positionen. Zero und ich warteten bereits auf sie. Wir hatten uns geeinigt, zu Beginn mit ein paar Cover Songs anzufangen. Zwar lagen bei mir zu Hause einige eigene Ideen auf Papier herum, aber ich war noch unzufrieden mit meinen geistigen Ergüssen. Und erneut bemerkte ich Zeros Blick auf mir. --- Kapitel 2: Gespräche -------------------- *-*-*-* Vor 5 Monaten „Also ich weiß nicht, Karyu. Er geht ja nicht mal was mit uns trinken.“, wandte mein Vocal gerade nachdenklich ein. „Weißt du denn irgendwas über ihn, außer seinen Namen und dass er gut Bass spielen kann?“ Betrübt schüttelte ich den Kopf. Nein, leider hatte ich auch wenig Kenntnis darüber, wer Zero eigentlich war. Und das lag auch an seiner ‚sozialen Unkompetenz’, wie unser Drummer es genannt hatte. „Ach Leute.“, sagte ich schließlich leicht verärgert und stand auf. „Mich würde es natürlich auch interessieren, was er so macht. Aber wenn er nun mal nicht drüber reden will. Ist mir schnuppe, solange er für uns Bass spielt. Oder wie seht ihr das?“ Ich sah sie mit forschendem Blick an, doch sie schüttelten nur den Kopf und standen ebenfalls auf. „Na ja, du weißt ja jetzt was wir denken.“, sagte mein Vocal und ging mitsamt Drummer aus der Tür. Seufzend machte ich mich daran, meine Gitarre wieder zu verstauen und ließ mich entnervt auf das Sofa fallen. Noch nicht mal 4 Wochen arbeiteten wir mit Zero zusammen und schon passte den Anderen was nicht an ihm. Und es waren nicht mal seine Künste, an denen sie sich störten, was ja das Wichtigste war. Bevor ich mir weiter Gedanken machen konnte, betrat Zero den Raum und sah sich kurz um. „Nanu, sind die Vöglein ausgeflogen?“, wollte er wissen und lief an mir vorbei ohne mich anzusehen. „Scheint so…“, murmelte ich nur und sah kurz auf um festzustellen, dass er seinen Bass einpackte. „Du klingst niedergeschlagen.“, meinte er plötzlich und richtete sich auf, warf mir einen kurzen Blick zu, doch ich sah wieder zu Boden. „Hmm…eigentlich nicht…“, erwiderte ich nur und blieb lustlos in der Couch hängen. Purer Luxus, den wir uns eigentlich nicht hatten leisten können. Zero hatte drauf bestanden und etwas mehr als wir bezahlt. Da bekam man schon ein schlechtes Gewissen, aber die Couch wurde auch gut genutzt. Unser Vocal pennte ständig drauf ein… Erst jetzt bemerkte ich, wie Zero plötzlich vor mir stand. „Würde dich ein Drink aufmuntern?“, fragte er mich und überrascht schaute ich auf, begegnete seinem Blick. Er schien meine Reaktion erwartet zu haben und nickte. „Ich lad dich ein.“ Er ging zur Tür, während ich ihm noch immer entgeistert hinterher sah. Hatten sich meine Bandkollegen nicht noch gerade darüber beschwert, dass er nie was mit uns trinken ging? Blubb. Ein Streitpunkt weniger. „Komm!“, rief Zero ohne sich umzudrehen und hüllte sich in seinen schwarzen Mantel ein, während ich langsam aufstand und nach meinem dunklen, violetten Mantel griff. Ohne ein weiteres Wort gingen wir aus dem Raum, den ich sorgfältig abschloss und steuerten die nächste, etwas gehobenere Bar an, die nicht weit von unserem Probenraum entfernt war. „Wie kommt’s so plötzlich, dass du was trinken gehst?“, rutschte es mir neugierig heraus und ich sah verlegen zu Boden. Eigentlich wollte ich nicht so aufdringlich sein. Vocal und Drummer hatten mich ganz irre gemacht… Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute Zero mich von der Seite an. „Wer sagt denn, dass ich nie was trinken gehe?“ „Na ja, du gehst ja nie mit uns, wenn wie es dir anbieten..“, antwortete ich ehrlich und hielt den Blick noch immer auf den Boden gerichtet. Leise lachte er. „Ich besuche schon mal…bestimmte Bars, aber eben nicht mit euch.“, erwiderte er schließlich langsam und ich spürte wieder seinen Blick auf mir. „Warum das denn?“, wollte ich entgeistert wissen und sah ihn verständnislos an, doch er schaute nach vorne auf die Straße. „Ist einfach besser so.“, meinte er nur, was mich nicht gerade zufrieden stellte, doch beließ ich es verwirrt dabei. Zu gerne hätte ich mehr nachgefragt und erfahren, aber so unhöflich wollte ich dann doch nicht sein. Schweigend erreichten wir die Bar und setzten uns in eine ruhige Ecke, damit wir uns ungestört unterhalten konnten. Es herrschte ein relativ schummriges Licht zu meiner Enttäuschung, hatte ich die Hoffnung gehabt, Zero jetzt mal schön im Licht anschauen zu können. Denn leider war unser Probenraum auch mit eher bescheidenem Licht ausgestattet, weshalb wir uns meistens auf das Tageslicht stürzen mussten, damit es ein bisschen diesen Keller erhellte. Leider ging es langsam auf den Winter zu… ‚Elende Spelunke!’ dachte ich mir und wandte dann aber meine Aufmerksamkeit den Getränken und dem Bassisten zu. Langsam rührte Zero die Eiswürfel in seinem Getränk um. „Sag mal…weißt du eigentlich, womit unser Vocal sein Geld verdient?“, fragte er mich und ließ mir kurz Zeit zum Nachdenken, sah mich dann an. In diesem Halbdunkeln erkannte ich nur das schwache Glitzern in seinen Augen. Irritiert erwiderte ich den Blick. „Nein, dass hat er mir nie gesagt. Ich hab ihn auch nie danach gefragt, wieso? Hast du es getan?“ Leicht schüttelte Zero den Kopf. „Ich hab ihn nicht gefragt, aber ich weiß es trotzdem. Ich dachte, es könnte dich interessieren. Schließlich bist du unser Leader und solltest bestimmte Dinge wissen…über deine Kollegen.“, meinte er und ein leises, ironisches Grinsen schien kurz über seine Lippen zu huschen. Konnte ich mir bei der Schummer-Beleuchtung auch einbilden. Ich seufzte. „Wenn du schon so anfängst, dann will ich es gar nicht wissen.“, gab ich zu. Interessiert musterte er mich. „Denkst du so schlecht von der Welt?“ Ich erwiderte seinen Blick mit einer Mischung aus Traurigkeit und Resignation. „Ich hab in meinem kurzen Leben schon ne Menge gesehen, dass mir meine Hoffnungen an das Gute immer mehr nimmt.“, gab ich zu und Zero nickte langsam. „Ja, kann ich verstehen.“, meinte er und nahm einen Schluck von seinem Wein. Wein. Ausgerechnet. Und ich fing gleich mit dem Hardcore-Zeug an. Wie erbärmlich. Seufzend nippte ich an meinem Gesöff, trennte den Blickkontakt. Ich hatte eine kleine, fiese Hoffnung. Vielleicht würde Zero sich ja einen antrinken und dann konnte ich etwas mehr über ihn erfahren. Ich war schon neugierig…das war meine Natur. Aber ich versuchte mich so gut es ging zurückzuhalten. „Hm, sag mal…darf ich dich mal fragen, wie alt du bist?“, wollte ich schließlich zögernd wissen und er sah mich etwas überrascht an. „Was schätzt du denn?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein, hab ich dein Gesicht noch nie richtig betrachten können, du hängst ja ständig im Dunkeln rum…“ Hatte jetzt irgendwie schmollend geklungen. Doch er schaute mich unverwandt an. „…aber ich würde sagen etwas älter als wir…“ „Warum glaubst du das denn?“, fragte er ruhig nach. „Ehm…einfach vom Verhalten her.“, antwortete ich zögernd. „Auch wenn’s irgendwie oll klingt.“ „Ach was, tut’s nicht.“, winkte er ab und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. ‚Wie schön’, durchzuckte es mich. Lächelte Zero doch sonst so selten. Ich spürte, wie er mich ansah. Hatte mein Starren wohl bemerkt. Ich schluckte und versuchte mich an einem Lächeln, war irgendwie aus dem Konzept gebracht. „Aber wie alt du bist du denn eigentlich?“, erkundigte er sich unerwartet und musterte mich erneut. „Oh, ehm…ich bin 21.“, antwortete ich ihm und sah ihn erwartungsvoll an in der Hoffnung, dass er jetzt auch mit der Sprache rausrücken würde. „So so, ich auch.“, gab er schließlich zu, war ihm mein Blick nicht gegangen. „Monat?“, wollte ich wissen und er musste grinsen. Ich prägte es mir sofort ein. War nämlich eins von der ehrlichen Sorte. „November, Monat des Regens.“, sagte er und ich lachte triumphierend auf. „Hah, ich bin im goldenen Oktober geboren! Bin wohl einen Monat älter als du!“ „Gratuliere.“, erwiderte er trocken und ich zuckte grinsend die Schultern. „Lass mir den Triumph.“, meinte ich nur und widmete mich wieder meinem Drink. „Was hat dir vorhin eigentlich so die Laune verdorben?“, fragte er dann interessiert und warf mir einen kurzen Blick über den Rand seines Weinglases zu. Ich seufzte leise und senkte wie schon zuvor an diesem Abend den Blick. Eigentlich wollte ich Zero damit nicht belasten, aber ich war ehrlich. „Ach, die Anderen…“, sagte ich nur vage und machte eine wegwerfende Handbewegung. Doch so schnell ließ sich mein Bassist nicht abwimmeln. Er beugte sich zu mir vor und sah mich an, doch ich erwiderte den Blick nicht, allerdings gab ich trotzdem nach. „Na ja…wir haben uns über dich unterhalten.“ Ich schwieg. War bis jetzt die Wahrheit. Den unangenehmen Rest musste ich Zero ja nicht stecken… „Und? Was habt ihr euch so erzählt?“, bohrte er nach. Hatte er noch nie getan. Schien eigentlich nicht seine Art zu sein. Bis jetzt hatte er noch immer jedes Thema schnell fallen gelassen wenn er gemerkt hatte, dass man nicht drüber reden wollte. Wenn man mal großartig miteinander geredet hatte… Vorsichtig sah ich zu ihm auf. „Die beiden haben nur rumgesponnen und sich über unwichtige Dinge aufgeregt.“, versuchte ich die Sache abzuwiegeln. Stimmte ja auch meiner Meinung nach. Ich verstand nicht ganz, warum ich ihn nicht um seinetwillen anlog. Wäre vielleicht auch besser für das Arbeitsklima. Aber ich log ihn nicht an. Vielleicht hatte ich das Gefühl, dass es eh nichts bringen würde? Unwohl hielt ich seinem Blick stand und seufzte dann. Er sah mich noch immer mit diesem Blick an, als wolle er es unbedingt von mir wissen. Es ging ja auch um ihn, und ich kam mir beschissen vor, ihm nicht zu sagen, was hinter seinem Rücken über ihn geredet wurde. „Die beiden finden….dass du dich von uns abgrenzt. Du kommst in den Raum, sagst nicht viel, wir spielen und das war’s. Es stört sie, dass du uns nichts erzählst.“ „Aber ihr gebt auch nicht viel von euch preis.“, wandte er, aufmerksam wie er war, ein. Ich nickte und senkte den Blick. „Ich weiß, das hab ich ihnen auch gesagt. Aber sie meinten nur, dass du ja nicht mal auf nen Drink mit uns kommst.“ Ich musste grinsen. Zero verstand und grinste ebenfalls. „Das Problem wäre hiermit wohl beseitigt.“, meinte er gelassen und ich stimmte ihm zu. Ließ dann jedoch wieder den Kopf hängen. Da war noch was. „Na jedenfalls…finden wir, dass du wirklich gut Bass spielen kannst.“, warf ich noch ein, zögerte dann aber kurz. „Aber…?“, hakte Zero nach, wusste, dass da noch etwas war. „Ach, keine Ahnung was ihr Problem war. Sie haben so komisch rumgedruckst. Ich konnte es nicht richtig nachvollziehen…“ „Ist es dir nicht aufgefallen?“ „Findest du nicht, dass er sich irgendwie…komisch verhält?“ „Er tut immer so cool und ruhig. Ich hab ihn noch nie aus sich rausgehen sehen…manchmal frag ich mich, ob er überhaupt Gefühle hat…“ „Na ja und außerdem…macht mich irgendwas an ihm nervös. Dich nicht?“ „Nichts gegen seine Basskünste, wirklich, aber…irgendwie find ich ihn merkwürdig. Wir wissen gar nichts über ihn. Nicht mal aus seinem Verhalten kann man viel schließen, weil er ja wenig macht, außer Spielen…“ „Also wirklich, ihr spinnt doch. Seid doch einfach froh, dass wir so einen guten Bassisten haben…!“ Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute Zero mich an. „Und…was denkst du denn so?“, wollte er schließlich interessiert wissen. Ich zuckte mit den Schultern und warf ihm lächelnd einen kurzen Blick zu. „Ich bin schon auch neugierig, mit wem ich da eigentlich in einer Band spiele…und ich finde, dass du für dein Alter unverschämt gut Bass spielen kannst.“ Dabei übe ich erst seit 30 Jahren… Ich sah, wie seine Mundwinkel zuckten. Glaubte er mir nicht? „Wirklich, kannst du mir glauben.“, setzte ich deshalb ehrlich nach. „Ich glaub’s dir ja.“, beteuerte er beschwichtigend und lächelte erneut leicht. Wow. Würde er das auch morgen tun, wenn die anderen zugegen waren? Zero senkte den Blick und trank sein inzwischen zweites Glas Wein aus. Das wievielte Glas meines Fusels es mittlerweile war, möchte ich an dieser Stelle nicht erwähnen… „Was denkst du jetzt?“, wollte ich schließlich vorsichtig von ihm wissen. „Sei uns nicht böse…“ „Euch?“, sagte er überrascht und ich spürte wieder seinen Blick auf mir. „Wenn, dann höchstens auf die beiden Flachzangen. Du hast mir wenigstens noch ins Gesicht gesagt was du denkst und mir erzählt, was los ist. Aber egal, ich kann es ihnen nicht verübeln…“, meinte er nachdenklich und ich sah kurz irritiert zu ihm auf. „Ich find’s jetzt nicht sooo sonderlich schlimm, wie du bist. Du…machst eben ein Geheimnis aus dir.“, formulierte ich und glaubte, ein Glucksen zu hören. „Ja, so kann man das wohl sagen. Ist auch besser so…“ Schon wieder dieser Satz. Ich beschloss, dem diesmal auf den Grund zu gehen, wenn wir schon mal am Reden waren. „Warum?“ Unschuldig erwiderte ich seinen wachen Blick. Zero seufzte. „Es gibt Dinge, die solltest du nicht wissen, Karyu.“ Karyu. Ich hatte meinen Namen noch nie aus seinem Mund gehört, glaubte ich mich zu entsinnen. Kurz starrte ich ihn an. Bemerkte es aber nicht. Ich dagegen mochte es, Zeros Namen auszusprechen. Jeden Tag mindestens 10 Mal. War schon ein komisches Gefühl, nach der Null zu rufen. Mein Drummer mitsamt Vocal machte sich immer gerne über diesen Namen lustig und dachte sich irgendwelche Witze aus. Oft musste Zero auch von Angesicht zu Angesicht darunter leiden. Aber das schien ihn nicht zu stören. Da stand er drüber. Wäre auch nicht seine Art gewesen, sich über solch ein Kindergarten-Gewäsch aufzuregen. „Karyu?“, riss mich seine tiefe, sanfte Stimme aus meinen Gedanken. „Hm?“, brachte ich nur intelligent hervor und merkte, dass ich ihn noch immer ansah. Ein leichtes Grinsen lag auf seinen Zügen. „Du starrst schon ne Weile so müde vor dich hin, lass uns gehen.“, meinte er und ich nickte langsam, aber enttäuscht. Ich fand es schön, hier mit Zero zu sitzen und sich mal ordentlich zu unterhalten. Wie ich es mir schon gedacht hatte: er war ein netter Kerl. Punkt. Es gab nichts, wo man sich über ihn aufregen konnte. Außer dass er mal endlich ins Licht gehen sollte, damit ich ihn mir richtig anschauen konnte, aber das würde ich mir nun zur ständigen Aufgabe machen. Wachsam sein, dass war nun mein Motto! Dann würde ich Zero auch mal zu Gesicht bekommen! „Karyu?“ Erneut holte mich seine Stimme zurück in die Wirklichkeit. Und wieder starrte ich ihn an. „Ich weiß ja, dass ich faszinierend bin, aber könntest du dann deinen Blick von mir lösen und dich erheben? Wir wollten gehen.“, erinnerte er mich. Ich wurde rot und zwang mich zu einem Lächeln. Nickend stand ich auf und kurze Zeit später standen wir draußen in der kalten Herbstluft. Ich steckte mir eine Zigarette an. „Danke noch mal, dass du mich eingeladen hast.“, sagte ich leise und er nickte nur, sah mich nachdenklich von der Seite an. „Hab ich gerne gemacht.“ Ich hielt ihm meine Packung Zigaretten hin. „Auch eine?“ Doch Zero schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich rauche nicht.“ Etwas überrascht nickte ich nur und steckte die Schachtel wieder in meine Manteltasche. „Hm na dann, wir sehen uns morgen, schätze ich?“, fragte ich und er nickte zur Bestätigung. „Ich werde da sein. Wie immer um 4?“, wollte er dann noch wissen. „Genau, wie immer.“ Ich hob die Hand zum Abschied und Zero murmelte ein Tschüss, drehte sich dann um und ging weg. Ich sah ihm hinterher. Sein Blick. Er löste etwas in mir aus. Ständig reagierte ich auf diesen Blick…wurde mir langsam klar. Ich bekam immer eine Gänsehaut, von der ich nicht wusste, ob ich sie als schön oder schon unwillkommen einordnen sollte. Aber ich mochte es, wenn er mich ansah. Komische Gedanken… --- Kapitel 3: Probleme ------------------- Hmm...die FF kommt an ^-^ Das hätte ich irgendwie nicht gedacht xD Aber danke fürs Lesen, und nun gibt es das nächste Kapitel, wo Karyu ein bisschen leiden muss... Enjoy~ --- *-*-*-* 2 Monate später Es war November und ging in großen Schritten auf den Winter zu. Mit Zero verstand ich mich immer besser. Was ich von den Anderen nicht so enthusiastisch behaupten kann. Wenn er mit ihnen redete oder wir mit ihnen in einem Raum waren, dann war er wie früher. Aber sie murrten nicht mehr so oft und hatten sich mit seinem Verhalten abgefunden. Zumal sie merkten, dass ich super mit ihm klar kam. Was sie natürlich auch neugierig machte, aber was sollte ich schon dazu sagen? Es war eben so… *-*-*-* „Du hast 4 Tage, kapiert?“ Ein weiterer Faustschlag traf mich ins Gesicht und ich taumelte ein Stück zurück, wurde jedoch von einem der Häscher unsanft aufgefangen. „Es sei denn“, zischte er in mein Ohr, „du hast bis dahin das Geld.“ Unwahrscheinlich. Woher denn? Ich keuchte vor Schmerz, als mich noch ein Faustschlag direkt in die Magengrube traf. Toll. Dabei war mir doch schon schlecht. Ich hörte ein Knurren in der Nähe. „Lass ihn sofort los“, erklang es drohend mit tiefer Stimme. „Häh?“, meinte der Typ hinter mir und schien seinen Kopf zu bewegen, doch ich war zu keiner Bewegung fähig und ließ weiterhin den Kopf hängen. „Lasst ihn in Ruhe.“ Wieder diese vertraute Stimme, leise und ruhig, aber drohend. Gefährlich. Dann ein Knurren. Ein tiefes. Gefährliches. Plötzlich, mit einem erschrockenen Laut, ließ der Kerl hinter mir mich los und verschwand. Ich sackte überrascht zu Boden, kraftlos, schwach. Und prallte dumpf auf der Erde auf. Vor meinen Augen drehte sich alles und mir war so schlecht von dem Geschmack des Blutes in meinem Mund. Ich hörte sie wegrennen. „Karyu?“ Vorsichtig wurde ich auf den Rücken gedreht und erkannte meinen Bassisten. „Zero…?“, kam es schwach über meine Lippen und wollte kaum glauben, dass er es tatsächlich war, dessen Gesicht da im Dunkeln über mir schwebte und mich besorgt zu mustern schien. „Komm, steh auf. Ich helf dir“, sagte er leise und schob einen Arm unter meinen Rücken, griff nach meiner Hand um mich hoch zu ziehen. Kurz hatte ich meine Zweifel ob das klappen konnte. Ich war doch etwas größer als er… Mehr als ein widerwilliges, schmerzerfülltes Stöhnen brachte ich nicht hervor und stand auf wackligen Beinen. Ich schwankte, weil mir so schwindelig war, vermutlich war ich zu schnell aufgestanden. Doch Zero legte glücklicherweise meinen Arm um seine Schultern und ich spürte seine Hand an meiner Taille. Mich so stützend sah er mich von der Seite an. „Ich bring dich nach Hause. Wo wohnst du?“, wollte er wissen und ich räusperte mich. „Gleich um die Ecke“, wisperte ich mit rauer Stimme als Antwort und wies ihm die Richtung. In vorsichtigem Schneckentempo gingen wir los. Der metallische Geschmack meines eigenen Blutes füllte immer mehr meinen Mund aus. Förderte definitiv meine Übelkeit. Auf dem Weg zu meiner kleinen Wohnung brachte ich kein Wort heraus, laberte ich Zero ja sonst immer gerne zu um anschließend in den Genuss seiner tiefen, wohlklingenden Stimme zu kommen. Aber jetzt musste ich mich ganz darauf konzentrieren, durchzuhalten und mich nicht einfach auf dem Boden zusammenzurollen. Ich war schon etwas überrascht, aber auch erleichtert, dass Zero mich den ganzen Weg über stützen konnte, lehnte ich mich doch mit fast meinem ganzen Gewicht an ihn. Eigentlich ging es mir ja gegen den Strich, dass Zero mich so zugerichtet und schwach sah… „Hier?“, hörte ich plötzlich seine fragende Stimme und sah auf, nickte dann. „Gib mir mal deinen Schlüssel“, forderte er und ich kramte kurz in meiner Manteltasche herum um ihm anschließend das gewünschte Objekt zu geben. Nachdem Zero mich in die Wohnung geschleppt hatte, verfrachtete ich mich stöhnend auf die Couch. Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und schloss kurz die Augen. Mein ganzer Körper schmerzte, mein Gesicht brannte wie Feuer. Was für’n Abend. Seufzend öffnete ich die Augen und sah mich kurz nach Zero um. Er stand mitten im Raum und sah mich mit einer Spur Besorgnis in den Augen an. Doch ich glaubte noch etwas anderes in ihnen zu sehen. War es Wut? „Wie fühlst du dich?“, fragte er mit leicht zitternder Stimme. Meine Ahnung bestätigte sich. Es war Wut. „Geht schon“, erwiderte ich mit etwas brüchiger Stimme und schloss wieder meine Augen. Als ich sie kurz darauf aufschlug, war Zero nicht zu entdecken. Aber bevor ich nach ihm rufen konnte, stand er auch schon plötzlich vor mir, so dass ich leicht zusammenzuckte. Er sah mich prüfend an. „Setz dich auf.“ Ohne Nachzudenken kam ich seiner Aufforderung nach. Und hatte sofort einen kalten Waschlappen im Nacken. „Ahh!“, entfuhr es mir erschrocken und ich wollte mir reflexartig das Teil von meinem Nacken klauben, berührte aber dabei stattdessen Zeros Hand – die genauso kalt war. „Leg den Kopf zurück, du hast immer noch Nasenbluten“, meinte er nur ruhig und zog unauffällig seine Hand zurück. Ergeben ließ ich meine ebenfalls sinken und tat wie mir geheißen. Zero setzte sich mir gegenüber und bevor ich überhaupt einen anderen Gedanken haben konnte, schoss mir nur das Wort ‚Licht’ durch den Kopf. Denn genau darin saß mein Bassist ja gerade. Was konnte ich jetzt also tun? Genau, ihn anstarren. Ausgiebig. Wenn er nicht zurückgeschaut hätte. Also musste ich es bei einem relativ kurzen Blick belassen, den ich ihm zuwarf, der aber immer noch zu lang war. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass er wusste, dass ich ihn musterte, doch er sagte nichts. Stumm ließ er den Blick meinerseits über sich ergehen. Und ich musste dabei aufpassen, dass mir der Mund nicht offen stehen blieb. Irgendwie faszinierte mich Zeros Anblick. Wie er da ruhig, mit übereinander geschlagenen Beinen schon fast elegant in dem schwarzen Sessel saß und mich mit einem wachen Blick bedachte. Das war Punkt eins. Aber ich musste zugeben, dass ich etwas länger als nötig in sein Gesicht schaute. Es war blass und ebenmäßig, wohlgeformt. Leichte, dunkle Schatten, die einen Kontrast zu seiner hellen Haut bildeten, lagen unter seinen Augen, die eine wunderschöne Farbe hatten, die allerdings schwer zu definieren war: es war ein dunkles, warmes Braun, das mich an Schokolade erinnerte, in dem sich kleine, dunkelgoldene Sprenkel befanden – wie hatten seine Eltern das denn hinbekommen? Ich wurde von einem kleinen Lächeln abgelenkt, dass über sein –zugegeben – hübsches Gesicht huschte. Ertappt schreckte ich aus meiner Trance auf. Ich schloss lieber meine Augen, spürte jedoch weiterhin seinen Blick auf mir. Überraschenderweise hatte Zero noch kein Wort über den chaotischen Zustand meiner Wohnung gesagt, der man stark ansehen konnte, dass ein Single in ihr hauste. Ich bekam sonst auch immer irgendwas darüber zu hören von jedem Besucher. Aber Zero war eben sowieso anders, im positiven Sinne. Das hatte ich im Gefühl. „Also, was war da los?“, stellte er endlich die Frage, von der ich gedacht hatte, dass er sie schon viel früher stellen würde. Ich seufzte. Wollte ich ihm jetzt wirklich erzählen, in welchen Schwierigkeiten ich steckte? Natürlich entging Zero mein Zögern nicht. „Ich hab dir geholfen. Darf ich dann nicht wenigstens erfahren, wie du da überhaupt reingeraten bist?“ Ich begann mich unter seinem intensiven, fordernden Blick unwohl zu fühlen und starrte an die Decke, zitterte leicht aufgrund der Kälte des Waschlappens in meinem Nacken. „Ja, ich weiß“, murmelte ich schließlich. „Danke erstmal, dass du mich gerettet hast.“ Nur aus den Augenwinkeln nahm ich sein Nicken wahr. Zero wartete auf mehr. „Und ja…die wollten mich nur an was erinnern“, meinte ich vage und schaute ihn kurz an. Mit hochgezogener Augenbraue musterte Zero mich. „Ja, hab ich mitbekommen. Und weiter?“, ließ er nicht locker, was ja auch zu schön gewesen wäre. „Ich will dich damit nicht langweilen“, versuchte ich es ihm trotzig auszureden. „Karyu“, sagte er nur ungeduldig, was mich schwanken ließ. „Soll ich dir jetzt ernsthaft meine komplette, lange und deshalb langweilige Geschichte dazu erzählen?“, fragte ich ein letztes Mal nach, etwas ungläubig, in der Hoffnung, dass er es sich doch bitte wieder anders überlegte. Natürlich musste Zero meine Hoffnung zerstören. „Ja“, antwortete er nur ruhig und wandte den Blick nicht von mir ab. Bäh! Jetzt musste ich ihm es wohl erzählen. Ich verdrehte die Augen und seufzte. Schon wieder. Weil Zero mich zum Reden brachte. Und es waren nicht gerade angenehme Dinge, über die ich redete. „Also, ich drück’s mal so aus: irgendwie musste ich ja an eine Wohnung kommen. Ich hab zu Beginn einfach keine bekommen. Hab zu wenig verdient…“ Ich hoffte, dass Zero auf den Rest auch so kommen würde. Das tat er bestimmt auch. Trotzdem ließ er mich leiden. „Und?“, hakte er nach, verzog noch immer keine Miene. „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“ Hui, wurde er langsam ungeduldig? War ja mal was Neues. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. „Jaaa~ und deshalb…hab ich mich eben mal woanders umgehört. Man hat mir auch eine Wohnung angeboten, für die ich am Anfang nichts zahlen musste. Ich sollte ihnen später, wenn die Band was abwarf, langsam was zurückgeben. Aber dass es so schnell nicht klappen kann, muss ihnen doch klar gewesen sein“, erzählte ich und schüttelte den Kopf. Seufzend tat Zero es mir nach. „Jetzt sag bitte nicht, dass du da ehrlich ein krummes Ding am Laufen hast“, sagte er und sah mich forschend an, hatte aber kaum den Glauben an eine andere Antwort. „Doch, hab ich wohl mehr oder weniger…“, murmelte ich. „Müssen wir jetzt noch weiter auf die Details eingehen?“, wollte ich noch maulend wissen, woraufhin Zero erbarmungswürdigerweise den Kopf schüttelte. „Was mich aber noch interessieren würde: was passiert denn jetzt? Anscheinend kannst du ihnen das Geld nicht rechtzeitig zurückzahlen. Wollen die dich irgendwann so lange verkloppen, bis du tot bist?“ Bei diesen Worten stöhnte ich auf. Ich war nicht genervt, aber so etwas von ihm zu hören, war irgendwie…komisch. Zumal er dabei so ernst klang, fast schon so, als wüsste er, dass es wirklich passieren würde, wenn mir nichts einfiel. „Was weiß ich denn? Ich kenn die nicht wirklich und außerdem hab ich mit so was keine Erfahrung…“ Zero erwiderte nichts. „Jedenfalls werd ich auf jeden Fall in vier Tagen auf der Straße sitzen“, seufzte ich. „Ach, das ist die Gnadenfrist?“ „Sozusagen…“, erwiderte ich etwas niedergeschlagen. „Dann muss wohl unser Proberaum eine Weile herhalten.“ „Bitte?“, kam es ungläubig von meinem Bassisten. „Du willst in der nächsten Zeit in…diesem Kellerloch leben? Es wird bald Winter, dann ist es schweinekalt da unten.“ Ich nickte leicht. „Weiß ich auch, aber ich kann sonst nirgendwo hin. Nirgendwo“, sagte ich mit Nachdruck, nicht dass er noch auf die Idee kommen würde, mich nach meiner Familie zu fragen. Er sah mich noch kurz nachdenklich an und erhob sich mit einer fließenden Bewegung. „Du hast aufgehört zu bluten…“, stellte er fest und zog mir den feuchten Waschlappen von meinem Nacken. Ich glaubte in seinem Blick, der über mein Gesicht wanderte, eine Spur von Besorgnis zu sehen, doch er sagte nichts. Stattdessen hob er langsam seine Hand, in der er den Waschlappen hielt und drückte ihn mir unter die Nase, wischte mir das Blut dort vom Gesicht und tupfte es mir auch an der Schläfe weg. Ich sah ihm dabei nicht in die Augen, hielt den Blick starr nach vorn gerichtet – direkt auf seinen Oberkörper, der in seinen schwarzen Mantel gehüllt war. Er ließ das feuchte Stück Stoff tiefer wandern und fuhr damit sanft über mein Kinn – wo ich das Zeug nicht überall zu kleben hatte… Schließlich trat er einen Schritt zurück und ich schaute zu ihm auf. „Du solltest versuchten, den Pullover zu reinigen. Mit ein bisschen Glück gehen die Blutflecken raus“, meinte er und legte den Waschlappen auf dem Tisch ab. Seine Hände zitterten. „Ich muss jetzt gehen. Sehen wir uns morgen?“, fragte er noch, während ich versuchte, mir meine Enttäuschung nicht ansehen zu lassen. „Ja, natürlich.“ Zero nickte nur und drehte sich um. „Zero!“, rief ich ihm noch hinterher und er warf mir einen Blick über die Schulter zu. „Danke noch mal.“ Und wieder nickte er nur, kein leises Lächeln war auf seinem Gesicht zu entdecken. Irgendwie verwirrte mich das. Und es machte mich traurig. „Bis dann“, waren seine letzten Worte, dann hörte ich nur noch, wie sich meine Wohnungstür schloss. --- Kapitel 4: Veränderungen ------------------------ Und schon geht's weiter~ ^_^ Enjoy~~ --- Am nächsten Tag betrat ich den Probenraum mit einer Sonnenbrille auf der Nase. Ich hatte zwar kein dickes Feilchen, aber die Haut unter meinem rechten Auge sah doch auffällig rot aus und hatte eine leicht ungesunde Färbung. Außerdem war meine Unterlippe aufgeplatzt. Na ja, konnte man nichts machen. Abwarten und Tee trinken. Den Fragen meiner beiden anderen Kollegen wich ich aus. Aber sie akzeptierten das, schließlich war es uns allen schon mal passiert, aus dem einen oder anderen Grund. Und es gab ja auch Dinge, die sie mir nicht erzählten, so ließen sie mich in Frieden. Ich quälte mich mit Kopfschmerzen und einer leichten Übelkeit durch die Proben. Der unfaire ‚Kampf’ vom Vortag wirkte sich weiterhin auf mich aus. Auch mein Oberkörper schmerzte noch immer. Ich hatte die ganze Zeit über das Gesicht verzogen. Und ich merkte, wie Zero mich kaum ansah. Hatte ich ihm was getan? Ging er mir jetzt aus dem Weg? Vielleicht wollte er sich von mir fern halten um selbst keinen Ärger zu bekommen… Wie ich so im Nachhinein überlegte, interessierte es mich schon irgendwie, wie er es geschafft hatte, die Schläger zu vertreiben. Soweit ich das mitbekommen hatte, hatte er sie nicht mal angefasst. Aber vielleicht hatten sie auch einfach nur keine Lust gehabt, einen weiteren Menschen zu verprügeln. Wie auch immer… Als die Proben vorbei waren, schien Zero extra lange beim Aufräumen zu brauchen. Er wusste, dass ich immer der Letzte war, der den Raum verließ um ihn abschließen zu können. Also wollte er wohl heute mit mir allein reden, wenn die Anderen nicht mehr da waren. Ich nickte meinem Vocal noch zu und winkte kurz, bevor ich mich Zero zuwandte, der mich bereits ansah mit einem seiner undefinierbaren Blicke. „Du kannst eine Weile bei mir wohnen.“ Überrascht machte ich große Augen und erwiderte vor Schreck nichts. Was war denn jetzt los? „Ich kann den Leader ja nicht hier in diesem eiskalten Keller wohnen lassen. Da holst du dir noch den Tod“, meinte er und lächelte leicht. „Aber Zero-..“ „Sag einfach ja“; unterbrach er mich und lief an mir vorbei, warf mir einen fragenden Blick zu. „Musst du heute arbeiten?“ Ich nickte nur, war sprachlos. Es war schon ein verlockendes Angebot, aber ich wollte Zero nicht auf die Nerven gehen. Bei ihm wohnen…da würde ich ihn sehr oft zu Gesicht bekommen – an sich nichts Schlechtes, aber was dachte er davon? „Und wie sieht es morgen aus?“, wollte er dann wissen und ich rang mich zu ein paar Worten durch. „Da muss ich nicht“, brachte ich nur knapp hervor und hatte den Blick gesenkt. Auch wenn Zero es mir von sich aus anbot, kam ich mir doch schlecht dabei vor, wenn ich zusagte. Vielleicht würde er sich bald darauf wünschen, mir dieses Angebot nicht gemacht zu haben? „Gut“, hörte ich ihn dann sagen. „Am besten du packst schon mal ein bisschen zusammen und morgen fahren wir dein Hab und Gut rüber zu mir.“ Sprachlos und ein wenig überwältigt sah ich ihn an. „Wa-…jetzt warte doch mal!“, bat ich ihn, aber Zero grinste mich nur an und ging in Richtung Ausgang. „Also, morgen Nachmittag dann bei dir!“, rief er noch und hob die Hand, verschwand schließlich im Dunkel des Flurs und ließ mich verwirrt zurück. Zum Nachdenken kam ich nicht viel, musste ich ja arbeiten gehen, wo meine Konzentration erfordert war. Ich arbeitete in einem Café, dass auch im Winter gut besucht war, da es die Speisekarte einfach gekonnt umstellte. Es gab nur wenige Angestellte, und vor allem um diese Jahreszeit fehlte der Eine oder Andere wegen Krankheit noch zusätzlich. Aber auf mich konnte man zählen. Ich wurde sehr selten krank, das wusste und schätzte man in dem Café auch. Bis spätabends hatte ich alle Hände voll zu tun und verkroch mich sofort, als ich wieder zu Hause war, erschöpft in mein Bett. Erst als ich am nächsten Tag aufstand und mich kritisch in meiner Wohnung umsah, dachte ich wieder über Zeros Angebot nach. Das eigentlich schon keines mehr war. Er hatte mir ja keine Wahl gelassen, schließlich tauchte er in ein paar Stunden hier bei mir auf… Warum machte er das nur? Ich wusste ja, dass er nett sein konnte, aber... irgendwie war das doch ganz schön krass. Ich würde jedenfalls nicht irgendeinen Kerl in meiner Wohnung leben lassen, den ich erst seit gut 3 Monaten kannte… Aber erleichtert und dankbar war ich Zero schon… Und gespannt auf seine Bleibe war ich auch. Schließlich, nach ein paar wenigen Stunden, hatte ich alles leer geräumt. Na ja, es war auch nicht viel… Zuerst hatte ich meine Akustik-Gitarre draußen an die Wand gestellt um dann in Ruhe meine Taschen runterzuholen. Ich hatte eine bereits zusammen mit der Gitarre raus gebracht und mühte mich nun mit den letzten beiden ab. Eine Tasche hatte ich mir über die Schulter gehängt, sie war etwas leichter, da sich darin nur Klamotten befanden. Die paar die ich eben hatte…die andere Tasche zog ich förmlich vor mich her, die Treppe runter. Was ich da reingeschleudert hatte, wusste ich nicht mehr. Schnaufend und keuchend stolperte ich mitsamt Tasche in Richtung Haustür über die letzte Stufe und geriet ins Schwanken, als die Tasche mit einem Ruck über eben jene Stufe rutschte und mir entgegen fiel. Erschrocken stolperte ich zurück und prallte gegen jemanden, der hinter mir stand. Ich war wohl zu konzentriert gewesen, um denjenigen zu bemerken. „Entschuldigung“, sagte ich aufgeschreckt, während sich eine blasse Hand auf meine Hüfte legte, weshalb ich mich verwirrt umdrehte und mein Herz einen kleinen Hüpfer machte. „Alles in Ordnung?“, fragte Zero, dem ich überrascht ins Gesicht schaute, in dem sich ein amüsiertes Grinsen abzeichnete. Unauffällig zog er seine Hand zurück und trat einen Schritt zurück, während ich nickte. „Wie lange stehst du denn hier schon?“, wollte ich wissen, doch Zero grinste nur kurz, was mich zu einem empörten Schnauben brachte. „Du hättest mir ja mal helfen können“, meinte ich murmelnd und schleppte die Tasche zwei Schritte weiter nach draußen, drängte mich dabei an Zero vorbei. „Nein, es hat vielmehr Spaß gemacht, dir dabei zuzusehen, wie du dir einen Ast abbrichst“, meinte er nüchtern, doch ich ignorierte ihn gekonnt, machte ein beleidigtes Gesicht. „Sag mal…“, begann Zero dann zögernd und ich schaute ihn an, während er meine Sachen betrachtete. „Ist das alles was du mitnehmen willst?“ Verwundert legte sich sein Blick auf mich. Ich zuckte mit den Schultern. „Schon“, gab ich zu. „Die ganzen Möbel sind ja eh nicht meine, die waren da schon drin. Als hätte ich Geld gehabt mir eigene zu holen“, erinnerte ich ihn. „Und das meiste brauch ich eh nicht unbedingt. Das hier ist eben das Wichtigste.“ „Deine Gitarre“, meinte Zero mit verschränkten Armen, an die Wand gelehnt, während er neben mich sah. Ich nickte. „Hai, natürlich. Und meine Klamotten, ein paar Bücher, Waschzeug, meine Notenpapiere, Unterlagen und noch anderer Kleinkram…“, fügte ich leise hinzu und schnappte mir eine Tasche und meine Gitarre, die ich schulterte. Bevor ich den Rest in die Hand nehmen konnte, hatte Zero die Taschen schon angehoben und ging vor, ohne dass ich etwas sagen konnte. „Komm schon!“, rief er, und ich folgte ihm zu einem blitzenden, schnittigen Toyota. Ungläubig starrte ich die Karre an. „Jetzt sag bloß nicht, dass das dein Wagen ist“, flüsterte ich ehrfürchtig und warf ihm einen kurzen Blick zu, den Zero leicht grinsend erwiderte. „Ich wusste, dass er dir gefällt“, meinte er nur und öffnete den Kofferraum, in dem er die beiden Taschen abstellte. Schnell schmiss ich die letzte Tasche auch rein, legte meine Gitarre auf dem Rücksitz des Autos ab und machte dann noch mal staunend eine Runde um den Toyota. Der war teuer gewesen. Noch immer überrascht setzte ich mich schließlich zu Zero in den göttlichen Wagen und bewunderte die Edelausstattung, während er losfuhr. Mir fiel zwischen dem ganzen Staunen auf, dass ich gar nicht wusste, wo Zero eigentlich wohnte, weshalb ich ihn gleich mal danach fragte. „Oh, ich wohne am Stadtrand“, antwortete er vage und ich zog die Augenbrauen hoch. Der Westen der Stadt, in den wir gerade fuhren, war schon eine komische Gegend. Teure, alte Häuser und Villen befanden sich dort, kleine, dunkle Wälder oder Wiesen. Diese Stadtgrenze war schon etwas eigentümlich. Und da lebte Zero. Hm, passte auch irgendwie zu ihm, war der Stadtrand genauso geheimnisvoll wie er. Wir fuhren nicht besonders lang und waren schnell auf einem Waldweg angelangt, der zu einem großen, alten Haus hoch führte, das durch einen hohen Zaun geschützt wurde. Wie im Film, dachte ich staunend und stieg langsam aus, während ich das Grundstück vor uns betrachtete. Zero hatte den Toyota vor dem Tor geparkt und öffnete gerade den Kofferraum um mein Zeug auszuladen. Doch wollte ich ihn die Arbeit nicht machen lassen, waren es ja auch meine schweren Taschen mit denen er sich abquälen müsste, was ja aber nicht nötig war. Ich kam Zero zur Hilfe und wollte sie ihm abnehmen, doch er schüttelte den Kopf. „Kümmer dich lieber um deine Gitarre und pass auf, dass du beim Gaffen nirgendwo gegen rennst“, grinste er mich an und ich verdrehte die Augen. „Ach Zero, du bist gemein. Ich muss das alles erstmal auf mich wirken lassen“, meinte ich beleidigt und schnappte mir doch noch eine Tasche und folgte Zero anschließend, der lächelnd den Kopf schüttelte. Per Fingerabdruck-Scan schwang das große, dunkle, verzierte Tor auf und Zero schritt hindurch, während ich ihm staunend folgte. Ich wurde mir immer sicherer, dass mein Bassist ganz schön viel Geld hatte. Ich gönnte es ihm ja, aber mir stellte sich da eine Frage: warum gab er sich mit uns ab, wenn er alles haben konnte? Mit seinem Talent und Geld müsste er so einige Möglichkeiten haben, auf höherem Niveau Musik machen zu können. Stattdessen war er zu uns gekommen… Grübelnd erreichten wir endlich die Haustür, nachdem ein weiterer, langer Steinweg zum Haus hoch geführt hatte. Es war eine breite Tür aus massivem Holz, die Zero mit einem alten, langen Schlüssel öffnete. Stand er auf altertümliches Zeug? Nur kurze Zeit später fand ich eine Antwort darauf: äußerlich ja. Aber wenn man das herrische Haus von innen sah, musste man sich erstmal an den Kontrast gewöhnen, war die Inneneinrichtung modern und alles andere als alt. Sicher gab es einige Möbel, die besonders stark verziert oder mit Ornamenten bestückt waren, aber sie harmonierten perfekt mit den modernen. Auch entdeckte man hie und da ein altes Gemälde, was mich schon wieder überraschte. Von Kunst schien er auch noch Ahnung zu haben. Alles in allem war es ein sehr geschmackvoll eingerichtetes Haus, das eine gewisse Geborgenheit und Ruhe ausstrahlte, war zumindest mein Eindruck. Ich liebte es schlichtweg. Ich merkte gar nicht, wie ich nach meinem Rundgang wieder im Flur stand und staunend umherstarrte. „Wow…hier wohnst du ganz allein?“, fragte ich ihn ungläubig und er schüttelte den Kopf. „Wohnen tu ich hier schon, offensichtlich. Aber nicht mehr allein“, stellte er klar und lächelte leicht. Ich konnte nicht anders und erwiderte das Lächeln. „Ja, stimmt. Jetzt hast du mich am Rockzipfel hängen. Noch kannst du es dir anders überlegen, ich hab noch nicht ausgepackt“, sagte ich und meinte es auch eigentlich ernst, doch Zero winkte ab. „Ich weiß was ich tue“, meinte er nur und ging an mir vorbei. „Komm, ich zeig dir mal dein Zimmer.“ „Mein Zimmer?“, hakte ich nach und er nickte, während wir die Treppen hoch liefen. „Ja, ich hab hier drei Gästezimmer und eins ist jetzt eben deins“, antwortete er und ich folgte ihm. Wow, sogar ein Zimmer für mich hatte ich hier. Ich traute mich ja nicht Zero zu fragen wo er das ganze Geld herhatte um sich das alles leisten zu können. Es interessierte mich schon sehr, aber so aufdringlich und neugierig wollte ich nicht sein… Wenig später saßen wir zusammen in Zeros Wohnzimmer bei einem Glas Rotwein – er schien das Zeug zu lieben… Es war wirklich gemütlich hier, vor allem schön ruhig und nicht so wie bei mir (bis noch vor wenigen Stunden), wo man ständig den Lärm der Straße hören konnte. Da stand es schlecht um die Konzentration. Aber hier war es glücklicherweise anders, grenzte an das alte Haus auch ein kleiner Wald, und die einzige Zufahrt hierzu war ein schmaler Feldweg, den eigentlich nur Zero benutzte, um zu seinem Haus zu kommen. Das bedeutete, dass man in einem Umkreis von einem knappen Kilometer niemandem begegnen dürfte. Hatte schon seine Vorteile sicherlich, aber auf Dauer würde es mir hier so allein, wie er bis jetzt gewesen war, schon eiskalt den Rücken runter laufen. Zero war eben ein hartgesottener Kerl. Nein, ich wusste es nicht wirklich, dazu kannte ich ihn leider zu wenig, aber das würde sich ja hoffentlich in den nächsten Tagen ändern. „Vielen Dank, dass ich für eine Weile bei dir wohnen kann“, sagte ich aufrichtig, war mir aufgefallen, dass ich mich noch gar nicht bei meinem Bassisten bedankt hatte. Mit einem kleinen Lächeln erwiderte er meinen Blick. „Mach ich gerne, wenn ich dir damit helfen kann“, meinte er und ich lächelte kurz, schaute dann zu Boden. So einfach war das alles nicht…aber daran wollte ich jetzt nicht denken. „Hm…woher kannst du eigentlich so gut Bass spielen?“, versuchte ich auf andere Gedanken zu kommen und ihn davon abzuhalten, mir irgendeine Frage zu meinem Verhalten zu stellen, sah ich ihm doch an, dass er irgendwas sagen wollte, so wie er, anscheinend besorgt, die Stirn runzelte. Doch nun sah er mich mit unergründlichem Blick an. Ich versuchte gerade damit auch, etwas mehr über Zero zu erfahren. „Übung“, meinte er nur trocken und schaute mich weiterhin an. Irritierend. Mal wieder. Und ich wusste nicht genau was, bzw. warum… Ich zog nicht ganz zufrieden eine Schnute. „Ach wirklich“, murmelte ich. „Und seit wann?“ Den Blick nicht von mir abwendend, schlug er die Beine übereinander und trank einen Schluck Wein. „Seit langem“, antwortete er mir anschließend vage und ich zog die Augenbrauen hoch. „Aha. Und das heißt?“ Ein kühles Lächeln huschte über seine Lippen. Oh. Das hatte er mir schon seit einigen Wochen nicht mehr gezeigt… „Das heißt“, meinte er ruhig, „dass ich schon seit vielen Jahren Bass spiele. Du solltest doch wissen, dass man nur durch Übung besser werden kann.“ Etwas Aufforderndes legte sich in seinen Blick und seufzend nickte ich. „Ja…“, murmelte ich nur und sah auf meine Hände. „Karyu…“, hörte ich ihn entschuldigend sagen, begleitet von einem leisen Seufzer. Etwas verwundert sah ich auf. „Es ist besser für dich, je weniger du über mich weißt“, meinte er, woraufhin ich die Stirn runzelte. Mal wieder diese Worte, ‚es ist besser’ und keine Erklärung dazu… „Ich hoffe, dass es die richtige Entscheidung war um deinetwillen, dich hierher zu holen. Und versteh das jetzt bitte nicht falsch“, fügte er hinzu, als ich ihn mit großen Augen ansah. „Ich will, dass du hier bist, solange es dir hilft. Aber…ich weiß nicht, ob es auf Dauer gut für dich ist…“ Mit abwesendem Blick trank Zero etwas von dem Wein, während ich ihn verwirrt und verständnislos anschaute. Ich versuchte mir einen Reim darauf zu machen, was er mir jetzt eigentlich hatte sagen wollen. Was das bedeutete. Aber ich wollte nicht nachfragen, es schien als wenn Zero mir das sowieso nicht hatte sagen wollen. Eigentlich. Noch mal würde er bestimmt nichts dazu sagen. Ich versuchte, nicht allzu beleidigt und enttäuscht zu sein. „Na gut“, sagte ich leise und stand auf. „Ich werd jetzt lieber mal meinen Kram auspacken, bevor ich morgen ewig nach irgendwas suche.“ Zero erwiderte nichts, sondern sah mich nur mit seinem undefinierbaren Blick an, während ich das Zimmer verließ und die Treppen hochging. Unser kurzes Gespräch, vor allem seine letzten Worte, hatte mich durcheinander gebracht. Ich konnte mich auf keinen Gedanken konzentrieren und fing an, meine Taschen auszupacken um mich abzulenken. Zuerst leerte ich die Tasche mit meinen ganzen Klamotten, die ich alle erstmal aufs Bett verteilte. Und schon hatte ich es geschafft, das Zimmer etwas unordentlich zu machen. Seufzend schüttelte ich den Kopf. Hier bei Zero wollte ich mich benehmen. Aber ich hatte mir eh vorgenommen, die gleich darauf noch in den Schrank zu räumen. Irgendwo musste ich ja schließlich schlafen… Ich langte ein letztes Mal in die Tasche und holte ein Päckchen hervor. Es war ein sorgfältig in Zeitungspapier eingewickeltes Bild. Ich zog vorsichtig das Papier ab und strich mit den Fingern sanft über die Zeichnung. „Das bist du doch auf dem Bild…?“ Aufgeschreckt drehte ich mich um und sah zu Zero auf, der hinter mir in der Tür stand und auf das Bild sah, dass ich, auf dem Boden sitzend, in Händen hielt. „Gott, Zero, musst du mich so erschrecken?“, entfuhr es mir klopfenden Herzens und ein entschuldigendes Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Ja“, antwortete ich dann und senkte den Blick wieder auf das Bild. „Und nicht, dass du denkst, ich wär so selbstverliebt, dass ich mir ein Portrait von mir selbst hier hin stelle. So ist das nicht…“, fügte ich leise hinzu und sah auf, als Zero sich einen Platz auf dem Bett frei schaufelte und sich setzte, mich sanft ansah. „Und wie ist es dann?“, wollte er interessiert wissen und ich nagte an meiner Unterlippe, bevor ich antwortete. „Das hier hat meine kleine Schwester für mich gemacht. Vor 3 Jahren.“ „Hm, so klein kann sie gar nicht sein, so talentiert wie sie ist. Das Bild sieht sehr gut aus“, meinte er nachdenklich. „Wie alt ist sie denn?“ Ich hielt kurz inne. Aber Zero konnte ich es sagen. Er war mein Freund und würde es verstehen. „Sie…Ayako wäre jetzt 19…“, antwortete ich schließlich leise und spürte Zeros intensiven Blick auf mir, der mich dazu zwang, aufzuschauen. Und er konnte den Schmerz in meinen Augen sehen, denn er erwiderte meinen Blick mit einem Ausdruck in den Augen, in dem Verständnis und Mitgefühl lagen, zur gleichen Zeit meinte ich etwas Entschuldigendes in ihnen zu sehen. Er senkte den Blick, sprach jedoch die Worte nicht aus, die ihm auf der Zunge lagen. Ich verstand auch so. „Ist okay, du kannst es ja nicht wissen…“ Doch…ich hätte es wissen können. Und dich daran nicht noch mehr erinnern müssen…ich hatte gehofft, etwas feinfühliger geworden zu sein… „Vor knapp 2 Jahren…ist sie gestorben…“, wisperte ich und wickelte das Bild wieder in das Papier ein. Zero hob langsam den Kopf und musterte mich. „…warum…?“ Leise und kaum hörbar, als könnte er mich mit der Lautstärke seiner Frage verletzen, schwebte sie durch den Raum. Ich schluckte und sah zu Boden. Noch immer war es schwer für mich darüber zu reden. Plötzlich stand Zero auf, als mein Schweigen anhielt. „Tut mir leid, ich hätte lieber nicht fragen sollen“, meinte er leise und ging aus dem Zimmer. „Zero…“ Seufzend legte ich das wieder eingeschlagene Bild auf den Nachtschrank. Ich hatte ihn gar nicht vertreiben wollen. Bestimmt hätte ich es ihm erzählt, aber ich musste erstmal tief Luft holen, um nicht wieder in Tränen auszubrechen – vor Zero wollte ich das schon mal gar nicht! Als ich ihm am späten Abend über den Weg lief, als ich ins Bad gehen wollte, sprach er das Thema nicht noch mal an. Ich war auch ganz erleichtert darüber. Er hatte keinen Fehler gemacht, aber genau das schien er zu denken. Ich hatte nun ein schlechtes Gewissen, weil er eines hatte. Aber da Zero nicht noch mal von meiner Schwester anfing, beließ ich es auch dabei. Noch in derselben Nacht erhielt ich einen überraschenden Anruf, den die Band betraf, jedoch entschied ich mich schnell dazu, Zero es im Beisein der Anderen mitzuteilen und es ihm nicht schon jetzt zu sagen, ‚nur’ weil ich im Moment für eine Zeit lang bei ihm wohnte. Am nächsten Tag, als dann endlich die Zeit für die alltägliche Probe ran war, konnte ich es kaum abwarten, meinen Bandkollegen die frohe Nachricht zu überbringen. „Was strahlst du denn wie ein Atompilz?“, wollte mein Drummer neugierig wissen und da konnte ich nicht mehr schweigen. Grinsend schaute ich in die Runde. „Also um es kurz, aber erfreulich zu machen: wir haben nächste Woche einen Auftritt“, verkündete ich strahlenden Gesichtes, und meinen Bandkollegen blieb erstmal der Mund offen stehen. Außer Zero natürlich, die coole Sau. Ließ sich mal wieder nichts anmerken, der Kerl. Na gut, ein leichtes Lächeln legte sich mal kurz auf seine Lippen. Immerhin. „Wie das denn?“, wollte unser Drummer wissen und schaute mich fast schon ungläubig an. „So was nennt man Beziehungen“, erklärte ich ihm grinsend. „Riku hat mich gestern angerufen und gefragt, ob wir mal ran wollen. Wir wären die Vorband für ‚DUST’s’, diese Newcomer Band nach der jeder Mensch über 16 geradezu schreit. Kann uns ganz gut helfen.“ Die Anderen nickten begeistert. Dass Zero sich kaum regte, muss ich eigentlich nicht erwähnen oder? „Von dem Konzert hab ich gehört“, sagte mein Vocal. „Das soll ausverkauft sein. Warum aber fragen die uns erst eine Woche vorher?“ „Riku meinte, dass es in der ursprünglichen Band einen Krankheitsfall gibt. Und dann hat er uns vorgeschlagen“, antwortete ich und musste grinsen. Anderer Leute Pech war unser Glück. Riku war übrigens ein Freund von mir und Organisator einiger Events in der Stadt. Kannte man ihn, war das schon ein Erfolg für sich. „Aber DUST’s macht schon etwas andere Musik als wir“, warf Zero nachdenklich ein. Ich zog eine Schnute und sah ihn an, doch mein Vocal ergriff schon das Wort. „Da müssen die mit zurecht kommen. Und sooo sehr unterscheiden sich unsere Genres nun auch nicht. Spielen wir eben die Songs, die DUST’s noch am nächsten kommen…“, meinte er und schaute mich an. Langsam nickte ich. „Denk ich auch. Und trotzdem ist es ja noch immer unser Stil“, sagte ich und merkte Zeros Grinsen, dass er schnell unterdrückte, als ich ihn ansah. Ich wusste ja, dass ich es ihm zu verdanken hatte, noch relativ gelassen bleiben zu können und sagen zu können, dass wir unseren eigenen Stil hatten, da er mich vor einigen Wochen schon ermutigt hatte, der Band mal meine eigens kreierten Songs vorzustellen. Die waren auch prompt gut angekommen, machte es auch mehr Spaß eigene Songs zu spielen als nur zu covern. Deshalb hatten wir in der letzten Zeit an den neuen Songs gearbeitet und sie geprobt. Das war unser Glück. Denn nun konnten wir mit eigenen Songs glänzen. „Viel Zeit haben wir eh nicht. Maximal eine halbe Stunde stehen wir auf der Bühne. Wir können höchstens 5 Songs spielen.“ Die Anderen grinsten mich an und ich verdrehte die Augen. „Ich weiß, wir haben nur 5 eigene“, meinte ich und musste dann auch grinsen. Ein weiterer Glückspunkt. „Also dann!“ Ich hob meine Faust in die Luft. „Lasst uns mal eine Set-List aufstellen und proben, damit wir uns nicht blamieren.“ Gesagt, getan. Und es herrschte eine ausgelassene, freudige Stimmung wie selten um nicht zu sagen, wie noch nie. Endlich mal ein Auftritt, das war Werbung pur für uns! Und vor allem war die ganze Arbeit, die wir uns gemacht hatten, nicht umsonst gewesen! Die Woche, die wir mit weniger Proben verbrachten, als uns eigentlich lieb gewesen wäre, da wir ja auch arbeiten mussten, war zugleich meine erste Woche, die ich bei Zero wohnte. Es war wirklich angenehm, aber ich bekam ihn nicht so oft zu Gesicht, wie ich erwartet hatte. Morgens fuhr ich immer zur Arbeit, von der er mich dann sogar abholte, sodass wir zusammen zu den Proben fahren konnten. Abends dann, wie immer, kam ich mit den Öffentlichen zum Café und auch wieder zurück zu Zero, was wirklich eine halbe Quälerei war. Ich langweilte mich auf dem langen Weg von der Bushaltestelle hoch zu Zeros Haus zu Tode. Es gab nichts weiter als Bäume. Ich war noch nie ein Fan vom Stadtrand gewesen… Meistens kam ich dann auch wegen des langen Weges spät zu Hause an, irgendwann vor Mitternacht. Aber Zero war jedes Mal noch wach und hatte irgendetwas Leckeres für mich zu essen bereit. Es freute mich ungemein, zeitgleich bekam ich aber auch ein schlechtes Gewissen, denn ich tat nichts für ihn und ließ mich immer bedienen. Deshalb entschied ich mich dazu, auch mal was für ihn zu tun und machte morgens für uns Frühstück oder übernahm auch mal das Aufräumen wenn ich nicht arbeiten musste. Allerdings war das nicht immer erfolgreich, da ich nun mal eher ein unordentlicher Mensch war und schnell zufrieden war… Irgendwie war ich auch ständig dabei, Zero zu suchen. Wieder ein Grund, weshalb ich ihn selten sah. Entweder war ich arbeiten oder suchte ihn in seinem Haus. Fast jedes Mal kam er dann aus dem Keller hoch. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass du Hobby-Bastler bist“, sagte ich am letzten Tag vor unserem Auftritt, als er seinen Kopf aus dem Keller steckte. „Hm?“ Verständnislos sah Zero mich an. „Na du verbringst so viel Zeit in deinem Keller. Da dachte ich, dass du dir irgendwas zusammen baust, einen neuen Schrank oder so“, erklärte ich und kurz starrte er mich an, lachte dann. „Nein, ich bastel da nichts“, meinte er zu meiner Überraschung. „Und so oft steck ich nun auch wieder nicht im Keller." „Na, aber täglich“, wandte ich ein, woraufhin Zero nickte. „Kann schon sein, aber nicht lange“, erwiderte er schließlich. „Und“, fragte ich dann neugierig nach, „was machst du dann da unten, wenn nicht bauen oder basteln oder irgendwas anstreichen?“ Doch darauf antwortete Zero mir nicht. Er senkte den Blick und schüttelte den Kopf, während er schweigend an mir vorbei ging. Ok. Auf meine Frage wollte er mir offensichtlich keine Antwort geben. Was soll denn schon so schlimm sein, dachte ich mir und war irgendwie verletzt, aber ich verschwendete nicht allzu viele Gedanken daran… --- Soo~ im nächsten Kapi, das gerade in der 'Herstellung' ist, wirds langsam spannend xD Also, bitte weiterlesen ^___^ Kapitel 5: Die Dinge geraten ins Rollen --------------------------------------- Oh je, ich glaub, auch wenn Witz beabsichtigt war, ist daraus wenig geworden xD However, enjoy Karyu und Zero~ ;D --- Für den Tag des Auftritts hatte ich mit Ach und Krach frei bekommen. Zwar wusste meine Chefin, dass ich einer ihrer besten Mitarbeiter war, da ich eben nie gefehlt hatte und viel der Arbeit erledigte, aber eben genau deshalb wollte sie mich nicht missen. Doch sie mochte mich und konnte verstehen, warum ich den einen Tag frei brauchte, außerdem wollte sie mich in den Bandangelegenheiten unterstützen, nett wie sie war. Die Stunden vor dem Konzert waren schön und aufregend auf der einen Seite, aber auch anstrengend und nervenaufreibend. Nervös hibbelten wir (…außer Zero…) hinter der Bühne umher und warteten auf den Beginn des Konzerts. Wir hatten schon Bekanntschaft mit unseren Kollegen von DUST’s gemacht. Die waren eigentlich recht symphatisch, ein bisschen überheblich vielleicht. Im Großen und Ganzen waren wir recht zuversichtlich, was den Auftritt anging, und es sollte dann auch glücklicherweise super laufen. Wir spielten die fünf Songs fehlerlos, hatten dabei, genau wie unser Publikum, Spaß und rockten den Club. Man konnte sagen, wir hatten Erfolg. Auch die Jungs von DUST’s waren beeindruckt von uns und luden uns zu ihrer kleinen After-Show Party ein. Sogar Zero sagte zu bzw. traute sich nicht, nein zu sagen. Was mich ungemein freute. Es wurde dann auch noch eine recht lange Nacht. Irgendwann nach Mitternacht ließ ich mich dann schließlich von Zero mitziehen und musste natürlich leider auch prompt in dessen Auto einpennen. Scheiß Alkohol. Aber immer positiv sehen: wenigstens kotzte ich ihm seinen Toyota nicht voll. Puh. Als wir an seinem Haus ankamen und er mich geweckt hatte, stieg ich schwankend, aber glückselig aus dem Wagen aus und hakte mich bei Zero unter, grinste ihn triumphierend an. „Die ham’ wir echt fertisch gemacht…ne?“, meinte ich überzeugt und Zero nickte immerhin leicht grinsend und schüttelte dann den Kopf. „So übertrieben würde ich es nicht ausdrücken“, murmelte er, doch ich ignorierte das. Wir hatten echt Glück gehabt, auf diesem Event spielen zu können, da übertrieb ich wie ich wollte. Ich erinnere mich nur noch, wie Zero mich irgendwann in mein Bett warf, da ich es nicht mal schaffte, selbst die Treppen hoch zulaufen ohne wieder runter zu purzeln… Ich erwachte mit leichten Kopfschmerzen, was ich mit einem erleichterten Seufzen kommentierte, hatte ich nämlich Schlimmeres erwartet. Schwerfällig setzte ich mich auf. Und merkte, dass ich nur noch meine Shorts trug. Ich konnte mich aber nicht mehr daran erinnern, mich ausgezogen zu haben. Dazu war ich gar nicht mehr in der Lage gewesen… Bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte oder nach Zero rufen konnte, musste er ja doch irgendwas wissen, stand eben jener schon plötzlich in der Tür. Mein aufgeschreckter Blick wanderte zu ihm. Er grinste mich an. „Was guckst du denn so erschrocken? Ist was passiert?“, fragte er und irgendwie kam mir das Wort ‚scheinheilig’ in den Sinn. „Ehm…das frag ich dich. Was war gestern noch los? Ich kann mich an so wenig erinnern…“, gab ich zu und sah Zero fragend an, der ein paar Schritte näher kam und sich zu mir auf den Bettrand setzte. „Hm…also du warst der Meinung, dass mein altes Haus mal einen neuen Farbanstrich gebrauchen könnte“, sagte er und ich schaute ihn ungläubig mit großen Augen an. „Weshalb ich dich erstmal davon abhalten musste, in meinen Schuppen zu rennen und ihn nach ein bisschen Farbe zu durchwühlen. Und dabei…bist du mir aus Versehen in den Schnee gefallen und warst ganz schön nass nach einer Weile. Hast vor lauter Zittern fast das Jammern vergessen“, grinste er mich amüsiert an. „Ich hab dich dann die Treppen zu deinem Zimmer hoch geschleift, wo du mich aber gut drei Mal die Stufen wieder mit runter gezogen hast, weil du doll geschwankt hast. Letztendlich war ich dann so frei und hab dich von deinen nassen Klamotten befreit, schließlich solltest du dir keine Erkältung zuziehen“, endete er seine Erzählung und seine Augen blitzten mich belustigt an. Ich hingegen starrte meinen Bassisten mit aufgerissenen Augen an und spürte, wie mir die Hitze in die Wangen schoss. „Das….ist nicht dein Ernst oder?“, wollte ich ungläubig wissen, doch er zuckte nur mit den Schultern und wandte den Blick nicht von mir ab. „Na ja, zugegeben…ich hab ein paar Details ausgelassen…“, gab er zu und nun legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Oh mein Gott. Unbewusst hatte ich das auch noch laut gesagt, denn Zero zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ich hab bestimmt irgendwas total Peinliches gesagt, stimmt’s?“, fügte ich hinzu und schaute ihm unverwandt in die Augen, während er nachdenklich nickte. „Kommt drauf an, was du als peinlich bezeichnest…“, meinte er fröhlich und ich schluckte. „Ich glaub, das will ich gar nicht wissen“, murmelte ich und sah auf die Bettdecke hinab. „Hm…“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Zero den Kopf hin und her wiegte, mich dann leicht lächelnd anschaute. „Du hast hier halb nackt auf mir gehangen und genuschelt, dass du mich magst“, erzählte er und sein Blick wurde wieder so intensiv. Fast fordernd. Mit heißen Wangen schaute ich auf, versuchte aber gelassen dreinzublicken. „Jaa…ist ja auch die Wahrheit…“, murmelte ich. Trotzdem war es mir irgendwie unangenehm, dass ich es ihm gesagt hatte. „Keine Angst“, meinte er plötzlich und grinste mich an. „Ich hab dir gesagt, dass ich dich auch mag. Sonst hättest du mich nie los gelassen.“ Er zwinkerte mir zu. Hieß das, dass er es nur gesagt hatte, damit- „Aber ich hab’s trotzdem ernst gemeint“, fügte er schmunzelnd hinzu und stand auf. Mist. Hatte man mir wohl mal wieder angesehen, was ich gedacht – und befürchtet – hatte… „Ich hab dir schon mal was zum Frühstück hingestellt“, informierte Zero mich, bevor ich mich zu irgendeiner Erwiderung auf das kurz zuvor Gesagte durchringen konnte. Dankbar nickte ich. Was zu Essen!, dachte ich mir und sprang aus dem Bett um ins Bad zu laufen. Unter der Dusche ging mir unser Gespräch gar nicht mehr aus dem Kopf. Ich stellte extra das Wasser etwas kühler, damit es meinen heißen Wangen endlich wieder zu normaler Temperatur verhalf. So wie es aussah, hatte ich mich vor Zero zum totalen Oberdeppen gemacht. Toll. Was er jetzt von mir denken musste? Und dann noch die Sache mit dem ‚ich mag dich’. Na ja, wenigstens hatte ich keine härteren Worte benutzt. ‚ich mag dich’ war ja noch recht unverfänglich. Und Zero schien ja auch kein Problem damit zu haben. Puh. Aber wenn er nun dahinter kommen würde, dass ich ihn mehr als nur mochte? Ich wusste, dass ich noch dabei war, mich in ihn zu verlieben. Ganz so hardcore war ich noch nicht drauf, aber auf dem besten Wege…und das würde er sicher nicht so lustig finden. Er war zu cool dafür. Zu cool und abgeklärt, um jemanden an sich ranzulassen. Dass ich bei ihm wohnen durfte, das war schon ungewöhnlich. Mehr würde da von seiner Seite nicht kommen. Außerdem war da ein weiterer quälender Gedanke: so sehr ich Zeros Nähe auch suchte und vor allem genoss, wusste ich, dass ich möglichst schnell wieder ausziehen musste. Anders würde ich nicht weiter verhindern können, dass ich immer mehr für meinen Bassisten empfand… Unten angekommen setzte ich mich mit meiner Zeitung, in der ich nach Wohnungsangeboten suchte, in die Küche und trank etwas von dem noch heißen Kaffee. Plötzlich tauchte Zero hinter mir auf, so dass ich leicht zusammenzuckte. Er legte eine Hand auf meine Schulter. „Das kannst du dir eigentlich sparen. Ich glaube kaum, dass du demnächst eine Wohnung finden wirst“, meinte er und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Ich zuckte mit den Schultern. „Probieren kann man’s ja mal.“ „Karyu.“ Sein intensiver Blick lag wieder auf mir. „Mal abgesehen davon, wirst du so oder so hier bleiben“, sagte er und ich runzelte die Stirn. „Das bringt aber nichts, Zero“, seufzte ich schließlich und er erwiderte meinen Blick fragend. „Weglaufen bringt nichts. Ich muss sie sowieso aufsuchen…“, sagte ich leise. „Bitte?!“, entfuhr es meinem Bassisten ungläubig und er starrte mich an, als wäre ich verrückt. „Warum das denn?“ „Sie haben etwas…das mir gehört. Ich muss es unbedingt wieder haben“, antwortete ich mit Nachdruck und schaute Zero an, der mich noch immer mit gerunzelter Stirn anschaute. „Ist es dir wirklich so wichtig?“, wollte er wissen, woraufhin ich nickte. „Es…ist von meiner Schwester“, erzählte ich langsam. „Sie hat mir kurz vor ihrem Tod einen Ring geschenkt, damit ich sie nie vergesse, wenn wir mal getrennt voneinander wären. Ich hab ihn an einer Kette befestigt und ihn mir um den Hals gehangen, damit ich ihn nicht verlieren kann…und dann…war ich so bescheuert…und hab ihn ihnen gegeben…“ Mit aller Macht versuchte ich inzwischen, bei den Erinnerungen die aufkommenden Tränen zurückzudrängen. „Damit ich nicht vor ihnen weglaufen kann, haben sie mir das Wichtigste, was ich hatte, weggenommen…ganz freiwillig war es natürlich nicht…“ Mir versagte die Stimme und ich senkte den Blick. Ich hatte einen großen Fehler begangen, das musste man mir nicht sagen. „Ich muss ihn wieder haben…mir bleibt nichts anderes übrig, als zu ihnen zu gehen…“ „Nein!“, sagte Zero bestimmt und ich spürte seinen Blick auf mir. „Sieh mich an!“ Zögernd hob ich den Kopf. „Du wirst dich von denen fern halten, hast du verstanden? Darauf warten die doch nur, dass du zurück kommst, damit sie deine Leiche im nächstbesten Fluss versenken können!“ Mit ungewohnt hartem Blick sah er mich an. „Ich werd nicht zulassen, dass du dich so blindlings in deinen eigenen Tod begibst, das kannst du vergessen! Hier bist du wenigstens in Sicherheit und ich kann ein Auge auf dich haben.“ Sprachlos starrte ich ihn an. So viele zusammenhängende Wörter, die einen Sinn ergaben, hatte ich von ihm noch nie gehört. Ich senkte den Blick. „Aber ich kann nicht anders…“, wisperte ich und mein schlechtes Gewissen sowie die Sehnsucht nach meiner Schwester meldeten sich. Ich brauchte diesen Ring… „Karyu.“ Wütend sah Zero mich an. Ich war eingeschüchtert. So hatte ich ihn noch nie erlebt…“Ich kann es ja verstehen, dass dir das wichtig ist. Aber mir ist noch viel wichtiger, dass du am Leben bleibst. Mir ist egal, wovon ich dich da abhalten muss. Basta! Und glaub nicht, dass ich nicht mitbekomme, wenn du zu denen gehst. Dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass du nen Abgang machst!“ Mit blitzenden Augen stand er auf und verschwand aus der Küche. Ich starrte weiterhin auf den leeren Platz vor mir. Meine Gedanken überschlugen sich. Ich war sprachlos. Verwirrt und verletzt. Traurig und beschämt. Alles, aber nicht wütend auf Zero, weil er so klare Worte gefunden hatte. Was sollte ich jetzt nur tun? An diesem Tag bekam ich meinen Bassisten nicht mehr zu Gesicht. Ich war von nachmittags an bis in die frühe Nacht arbeiten, doch selbst als ich endlich, nach Mitternacht, zu Hause ankam, war er noch immer nicht zu entdecken. Überall suchte ich nach ihm, doch ich fand ihn einfach nicht. Selbst als ich im Keller nachschauen wollte, war die Tür abgeschlossen und als ich nach ihm rief, bekam ich nur Stille als Antwort. Zero war nicht da… Sonst war er das immer gewesen… Ich nahm mir vor, zu warten, bis er wieder nach Hause kam, schlief aber schon bald im Wohnzimmer auf der Couch ein, da ich total fertig von der Arbeit war… ~ Er steht ihnen gegenüber, knurrt sie mit dunklen, rot leuchtenden Augen an. Sie zittern vor Angst und weichen zurück. „Gebt ihn mir, sofort“, fordert er mit einer Stimme, die kaum mehr nach einem Menschen klingt. Zitternd greift einer von ihnen in seine Hosentasche und schiebt das Objekt über den Boden. Es schlittert zu ihm und er hebt es gemächlich auf, steckt es ein. Fixiert dann die verängstigten Männer. „Große Klappe, aber nichts dahinter“, sagt er abschätzig. „Diese Sorte Mensch hasse ich am meisten…“ Mit einem bedrohlichen Laut stürzt er sich plötzlich auf sie. Sie sind seine Beute. Noch von weitem hört man ihr Schreien. Ihr Wimmern. Ihr Flehen um Leben und Erbarmen. Doch das hat er nicht… ~ Noch im Dunkeln komme ich wieder nach Hause. Wie immer schalte ich das Licht nicht ein. Warum auch, ich seh ja auch so alles bestens. Und ich kann eh spüren, dass er nicht in seinem Bett liegt, sondern hier unten auf der Couch. Ich glaube, er hat auf mich gewartet. Vielleicht… Ich könnte ihn ja fragen, wenn er wieder wach ist. Eine Weile sehe ich ihm beim Schlafen zu. Das kühle Mondlicht erhellt sein Gesicht. Er sieht friedlich aus. 'Nur im Schlaf findet man seine innere Ruhe. Oder seine schlimmsten Albträume.' Das sagte mir einmal ein alter Mann. Mein Bruder, um genau zu sein. Bevor er mit 70 Jahren starb…damals war das ein unglaublich hohes Alter…aber das ist eine andere Geschichte. Ich lebte, mehr oder weniger, im Hier und Jetzt. Und ich musste mich um jemanden kümmern, der mir wichtig war. Ich hätte kaum gedacht, dass ich wieder jemanden treffen würde, der mir so ans Herz wachsen würde. Und eben deshalb werde ich ihn beschützen, komme was da wolle. Und der erste Schritt war getan… Vorsichtig hebe ich ihn hoch und trage ihn in sein Zimmer. Lege ihn sanft aufs Bett und decke ihn zu, hoffe, dass ich ihn nicht aufwecke. Leicht streiche ich über seine Wange und er kuschelt sich in die Decke, schmiegt sich an meine Hand. „…Zero…“ ~ Erstaunlicherweise wachte ich in meinem Bett auf. Dabei war ich doch auf der Couch eingeschlafen…Kurz war ich verwirrt, doch dann ahnte ich, dass Zero mich hierher getragen haben musste. Wie er das wohl geschafft hatte… Ich schwang meine Beine aus dem Bett und erstarrte. Eiskalt lief es mir den Rücken hinunter. Ich starrte auf meinen Nachtschrank – dort lag der Ring, den mir meine Schwester geschenkt hatte! Er hing noch immer an der Kette; ich hatte ihn seit Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen! Mit zitternden Händen griff ich vorsichtig nach der Kette und fuhr mit den Fingern über den Ring, ehrfürchtig, als wenn er gleich zerbrechen würde. Woher kam er denn jetzt? Die Antwort schlich sich abrupt in mein Hirn, aber ich wollte das nicht glauben…das war unmöglich… Langsam hing ich mir die Kette um den Hals, während mein Herz immer schneller schlug. Hastig sprang ich auf, verließ das Zimmer und polterte die Treppen hinunter. „Zero?“, rief ich meinen Bassisten und sah mich im Haus um. „Hier“, kam es leise aus der Küche und ich fand ihn, einen Kaffee trinkend, am Küchentisch vor. Ausdruckslos erwiderte er meinen aufgeregten Blick. Ich deutete auf den Ring. „Das warst du, oder?“, hakte ich überflüssigerweise nach und er nickte nur. Doch bevor ich weiterfragen konnte, hob er die Hand. „Frag mich jetzt bloß nicht, wie ich das gemacht habe. Und warum, ist ja wohl klar. Damit wäre aber auch schon alles geklärt“, meinte er ruhig, sah mich dabei aber nicht an. Ich hielt inne, musste mich kurz sammeln. „Ok“, sagte ich schließlich und Zero schaute überrascht auf. „Mich würde das Wie zwar schon interessieren, aber wenn du nicht willst, dann musst du ja nichts dazu sagen.“ Etwas scheu, aber glücklich lächelnd trat ich zu ihm und umarmte ihn sanft. „Danke…“, flüsterte ich ihm aufrichtig ins Ohr und ließ ihn wieder los. Zero erwiderte meinen Blick, wie ich glaubte etwas verlegen, und deutete hinter sich auf die Küchenzeile. „Ich hab für dich auch einen Kaffee gemacht“, murmelte er und sah in die Zeitung, die auf dem Tisch lag. Ich schnappte mir meine Tasse Kaffee und setzte mich zu Zero an den Tisch, schaute ihn immer wieder an. Er war überrascht gewesen, dass ich so einfach aufgab und nicht weiter nachfragte. Ob das wirklich gut so war, dass er mir nicht antwortete, war fraglich. Denn jetzt malte ich mir irgendwelche Horrorszenarien aus. Kurz überlegte ich, ob ich ihm davon erzählen sollte, sodass er mir sagen würde, wie er es geschafft hatte, den Ring zurück zu holen. Aber da gab es, realistisch betrachtet, nicht viele Möglichkeiten, und die waren alle nicht sehr angenehm und schön…eigentlich wollte ich wahrscheinlich gar nicht wissen, wie er es gemacht hatte… Aber irgendwie…störte mich das nicht so besonders, wie es vielleicht sollte. Ich hatte den Ring endlich wieder – das zählte! Erst jetzt fiel mir unser Schweigen auf – und dass ich Zero anstarrte – und er meinen Blick mit hochgezogener Augenbraue erwiderte. Ich wurde rot und trank von dem Kaffee. „Ich…muss gleich noch zur Arbeit, aber…wir sehen uns doch heute Nachmittag, oder?“, durchbrach ich das unangenehme Schweigen und er nickte. „Natürlich. Aber denk dran, dass wir heute keine Probe haben“, sagte er und ich hielt überrascht inne, sah Zero verdutzt an, weshalb er mir ein Grinsen schenkte. „Ach Karyu, das muss echt viel Alkohol gewesen sein“, meinte er und sah mich schmunzelnd an. „Du kannst dich nicht mehr daran erinnern, dass du uns frei gegeben hast?“ Kurz starrte ich meinen Lieblingsbassisten an, dann schüttelte ich langsam den Kopf. „Verdammt“, murrte ich und schlug mir gegen den Stirn. „Na toll…“ Kopfschüttelnd stand Zero auf. “Du solltest dir selbst mal eine Pause gönnen. Sieh es also positiv. Und außerdem“, fügte er hinzu und warf mir einen undefinierbaren Blick zu, „wollte ich eh noch etwas mit dir besprechen.“ Ich schluckte und trank meinen Kaffee aus. Was Zero wohl von mir wollte? Ich fragte nicht weiter nach und würde mich wohl überraschen lassen müssen… Den ganzen Tag über, während ich im Café war, ging mir der Gedanke daran nicht mehr aus dem Kopf. Zero hatte so ernst ausgesehen… --- Im nächsten chap gehts Drummer und Vocal an den Hals xD und Karyu deswegen leider auch, der Arme wird nervlich ein bissel leiden uú aber Zero ist ja da~ :) so viel also als kleine preview xD chuuu~ Kapitel 6: break-up? -------------------- Als ich am frühen Abend geschafft in Zeros Haus schlich, war er mal wieder nirgends zu sehen. Super. Erst mit mir reden wollen, und dann aber nicht da sein. So liebten wir das doch. Ausnahmsweise beschloss ich, ihn mal nicht zu suchen, sondern steuerte schnurstracks auf das Bad zu und stellte mich kurze Zeit später unter die Dusche. Erleichtert seufzte ich auf und schloss genießend die Augen, als das heiße Wasser auf meine kühle Haut und die erschöpften Muskeln traf. Hach ja, so musste das sein… Langsam öffnete ich die Augen wieder, ein entspanntes Lächeln lag auf meinen Zügen… - das sofort einfror, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie Zero in der Tür stand. Erschrocken schaute ich ihn an und er erwiderte den Blick nicht minder überrascht. Kurz starrten wir uns an, bevor Zero sich schließlich noch zu ein paar Worten durchrang. „Oh, uhm…’tschuldigung. Ich dachte, du… machst was anderes“, sagte er verlegen und wandte sich um, verließ das Badezimmer schnell. Noch eine Weile starrte ich auf die geschlossene Tür, spürte, wie meine Wangen noch immer heiß waren, während weiterhin das Wasser über meinen Körper floss. Verdammt. Hatte Zero mich jetzt wirklich…nackt gesehen?! Ich schluckte. Oh man…heftig schüttelte ich den Kopf um nicht mehr weiter darüber nachzudenken. Das brachte doch eh nichts… Ich duschte etwas länger als nötig und verbrachte generell mehr Zeit in dem Bad als gewöhnlich. Neeeeiiiin, ich versuchte natürlich überhaupt nicht, meine Zeit zu vertrödeln und das Gespräch mit Zero hinaus zu schieben. Aber irgendwann fiel mir auch nicht mehr ein und ich trabte in mein Zimmer, wo ich mir frische Klamotten überzog und anschließend ging ich runter ins Wohnzimmer, wo Zero bereits auf er Couch saß und auf mich zu warten schien. Allerdings kam keine Äußerung wie ‚Da bist du ja endlich’ oder ähnliches. Er schien ein geduldiger Mensch zu sein. Langsam setzte ich mich ihm gegenüber auf das Sofa und schaute ihn erwartungsvoll an, versuchte die peinliche Sache im Bad zu verdrängen und mich davon nicht ablenken zu lassen. „Ich wollte mit dir über das Interview sprechen“, begann Zero und sah mich ernst an. Etwas überrascht erwiderte ich den Blick und nickte nur. „Du solltest dringend mal mit unseren beiden Bandkollegen reden. Wenn wir ab jetzt immer mal wieder Interviews geben, solltest du wissen, womit sie ihr Geld verdienen.“ Leicht runzelte ich die Stirn. Er wollte auf etwas hinaus, seine Stimme hatte so einen merkwürdigen, fast lauernden Unterton, als erwartete er von mir, dass ich von selbst drauf kam, was die beiden trieben. „Vor Interviews wühlen die erstmal unsere Vergangenheit durch, ob sie was Interessantes finden. Und deshalb müssen wir gut aufpassen“, fuhr er bedächtig fort, während er mich weiterhin ansah. Unsicher erwiderte ich den Blick. „Also du meinst, dass ich mit ihnen über ihre Jobs reden soll?“, ging ich auf Nummer sicher, woraufhin Zero nur nickte. „Und…wenn ich dich richtig verstehe, dann haben die beiden Dreck am Stecken, ist es das, was du mir eigentlich sagen willst?“ Wieder nickte mein Bassist nur. Ich sah ihn ausdruckslos an. Ich wollte meinen beiden Bandkollegen nichts unterstellen…“Woher willst du das wissen?“, fragte ich deshalb nach, hatte wieder meine Stirn gerunzelt. Ich wollte vorsichtig sein, was das anbetraf. Leicht zog Zero seine Augenbraue hoch, aber sah mich trotzdem noch immer ruhig an. „Ich weiß es eben. Es ist offensichtlich, dass sie ihr Geld auf Wege bekommen, die dir nicht lieb sein werden“, antwortete er ernst, doch ich gab mich damit nicht zufrieden. „So offensichtlich kann es ja nicht sein, wenn ich keinen Plan hab, was die machen. Was denkst du denn bitte, was ihre Arbeit so schlimm macht?“, wollte ich wissen und schaute ihn misstrauisch an, während er seufzte, meinem Blick aber stand hielt. „Dein Vocal geht auf den Strich…“ Ich schluckte und sah Zero mit großen Augen an. „Hast du ihn…etwa gesehen?“, fragte ich leise, doch er schüttelte den Kopf. „Nein, das musste ich gar nicht“, meinte er darauf nur. „Und was unseren Drummer angeht…der dealt mit Drogen.“ Harte Worte. Fassungslos starrte ich ihn an. „Das meinst du doch jetzt nicht ernst, oder?“ Zero sah mich nur an. Er schien sich sicher zu sein in seinen Vermutungen, doch ich wollte nicht vorschnell sein, ohne von den beiden Betroffenen selbst gehört zu haben, dass es wahr war. Und mein Bassist schien mir das anzusehen. „Frag sie morgen einfach selbst um dich zu überzeugen. Aber ich kenne ihre Antwort bereits“, behauptete er und stand auf. Ich senkte verwirrt den Blick. „…woher…?“, fragte ich leise und spürte seinen Blick auf mir, doch anstatt mir zu antworten verschwand er. Irgendwohin, in die dunklen Tiefen seines alten Hauses. Und ließ mich zurück, verwirrt, ungläubig und schockiert. Ich wusste gar nicht, was ich zuerst denken sollte. Wie in Trance stand ich auf und schleppte mich die Treppen hoch in mein Zimmer, schmiss mich quer aufs Bett statt längs, sodass meine Beine über den Bettrand hinaus hingen sowie meine Arme, die ich ausstreckte. Ich drückte mein Gesicht in die Bettdecke und schloss die Augen, lauschte meinem eigenen Atem, während des Versuchs, meine Gedanken zu ordnen. Aber das einzige, was ich denken konnte, war, dass das alles nicht wahr sein konnte. Denn wenn es das doch war, musste ich die beiden dazu kriegen, sich was Seriöses zu suchen. Und ich wusste nicht, wie sie das finden würden…aber vielleicht stimmte das ja auch nicht. Ein Stricher und ein Drogendealer…das konnte ich mir bei den beiden gar nicht vorstellen… Aber Zero schien so überzeugt zu sein, keine Ahnung woher er diese Sicherheit nahm, aber sie war da. Und ich vertraute ihm. Ich merkte kaum, wie ich leicht vor mich hinzudösen begann, während meine Gedanken um die Band kreisten. Ich hatte zum Glück noch ein paar Tage Zeit bis zu dem Interview. Zwar wusste ich nicht, ob das überhaupt was brachte, aber es ließ mir etwas mehr Zeitraum, die Dinge zu klären. Mir graute es schon vor dem nächsten Tag, vor der Probe. Vor dem verdammten Gespräch. Ich musste aufpassen, was ich sagen würde. Unterstellte ich den beiden geradeheraus, womit die sie ihr Geld verdienten, und das stimmte am Ende gar nicht, dann war ich der Arsch vom Dienst und sie würden mich auf ewig hassen. Und die Band konnten wir gleich vergessen… „…Karyu?“ „!“ Ich erschrak fürchterlich und zuckte zusammen, als ich Zeros Stimme so unglaublich nah an meinem Ohr hörte. Mit einem überraschten Laut wollte ich mich aufrichten, prallte jedoch gegen Zeros Oberkörper und spürte sofort seine stützende Hand an meiner Brust. Und in der gleichen Sekunde begann mein Herz ungesund schnell zu schlagen, was mir das Blut in die Wangen trieb. Halb aufgerichtet, wie ich war, erkannte ich Zeros Arm im Dunkeln neben mir, mit dem er sich abstützte. „Zero, was…?!“ In diesem Moment ließ er mich schon los und ich drehte mich irritiert auf den Rücken, während er wieder vom Bett herunter kletterte und ich seinen Blick auf mir spürte. „Es tut mir leid, dass ich dich damit so überfallen habe, ich hätte etwas sensibler sein sollen…“, murmelte er und ich verstand. Es ging um unser voriges Gespräch, natürlich. „Ich kann verstehen, dass du mir nicht gleich glaubst…glauben willst…“ Schweigend sahen wir uns an. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also nickte ich nur, auch wenn mir zu spät einfiel, dass er es vermutlich gar nicht sehen konnte. Doch Zero drehte sich anschließend um und ging wieder, war so schnell verschwunden, wie er gekommen war… Verwirrt blieb ich zurück. Da steh ich nun, ich armer Thor, und bin so klug als wie zuvor. Wie passend… Am nächsten Tag hatte ich überhaupt keine Lust, keinen Elan und vor allem keine Motivation um aufzustehen. Schließlich musste ich mir heute ein Gespräch vom Feinsten antun... Ich starrte lustlos an die Decke. Wovor hab ich denn Angst?, dachte ich mir in der Hoffnung, mich noch aus dem Bett zu bekommen. Ich glaub einfach nicht, dass das die Wahrheit ist, das würden sie nie tun… Aber Zero…wusste, dass es stimmte. Und ich vertraute ihm… Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich achtete nicht auf die Zeit, fand einfach keinen Grund um aufzustehen. Als ich plötzlich ein Seufzen hörte, schaute ich mich verwirrt um und drehte den Kopf schließlich in Richtung Tür, wo Zero an den Türrahmen gelehnt stand und mich anschaute. „Wir müssen los“, erinnerte er mich leise und kam auf mich zu, setzte sich zu mir auf den Bettrand. „Hrmm…“ Ich blieb liegen und wollte eigentlich wieder an die Decke starren, doch wie des Öfteren konnte ich nicht anders und erwiderte Zeros Blick. Hatte ich fast vergessen. Heute hatten wir uns mal für mittags verabredet…aus irgendwelchen Gründen, die ich schon wieder vergessen hatte. „Na los…“, sagte Zero sanft und hob seine Hand, sodass ich mich kurz fragte, ob er mir über die Wange streicheln wollte, doch er schob langsam die Bettdecke ein Stück tiefer und stand wieder auf, während sein Blick noch immer auf mir lag. „Ich warte unten…“, meinte er noch und ich nickte, bevor er sich umdrehte und das Zimmer verließ. Ich war total überrascht von mir selbst. Seit gestern war ich so wortkarg ihm gegenüber… Schweigend fuhren wir eine halbe Stunde später los. Im Innern wusste ich doch schon, dass Zero recht hatte…und er wusste, dass ich es wusste. Es bedurfte keiner weiteren Worte. Wenn ich meinen Beweis hatte, dann würde ich weitersehen… Erstaunlicherweise waren wir nicht die Ersten. Die beiden waren schon da. Und sie merkten, dass etwas nicht stimmte. Mir war meine trübsinnige und auch angespannte Stimmung anzumerken. Ich kam erst gar nicht dazu, ihnen zu sagen, dass wir erst reden und dann spielen würden, wollte ich das ja sofort geklärt haben, aber da sah mich mein Drummer schon unsicher an. „Was gibt’s denn?“, wollte er wissen und setzte sich auf das Sofa, während ich vor ihm stehen blieb und Zero sich schräg hinter mir an die Wand lehnte. Ich spürte seine Blicke in meinem Rücken und dadurch besserte sich meine Laune nicht. „Also…ich…“ Zögernd klaubte ich meine Worte zusammen. Wie sollte ich das unverfänglich rüberbringen? Doch ich wusste ja von vornherein, worauf ich hinauswollte und warf sogleich wieder alle Vorsicht und vor allem Rücksicht über Bord, da sich auch Zeros Blick intensiv und fordernd auf mich legte. Ich schluckte und sah meine beiden Bandkollegen ernst an. „Mich würde interessieren, als was ihr so arbeitet“, rückte ich mit der Sprache raus und bekam das Gefühl, auch ein Recht als Leader zu haben, es zu erfahren. Wenn es langsam ernst wurde, sollten wir möglichst viel voneinander wissen und vor allem waren solche Sachen wie mit Drogen dealen natürlich ein absolutes No-go. Ich sah förmlich, wie es in den Köpfen der beiden zu arbeiten begann. Mein Vocal kam einen Schritt auf mich zu und zog die Augenbrauen in die Höhe. „Warum das denn?“, wollte er misstrauisch wissen und mein Drummer stand langsam auf. „Wie kommst du denn jetzt darauf? Wir haben dich auch nie danach gefragt“, wandte er ein und ich nickte. „Schon, aber jetzt liegen die Dinge anders“, meinte ich nur. „Was hast du denn für einen Job?“, fragte mich unser Vocal und ich starrte ihn kurz an. „Kellner.“ Wenn er es unbedingt wissen wollte…und außerdem konnte er jetzt auch mal mit der Sprache rausrücken. Mein Herz begann etwas schneller zu klopfen und ich hoffte, dass die beiden jetzt das richtige sagen würden. So was wie: ‚Ach echt, du auch?’ Das wäre mir am liebsten gewesen… „Bist du dir sicher?“ Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich meinen Drummer. Was sollte das denn? „Ja natürlich, ich weiß was ich jeden verdammten Tag mache und womit ich mir mein Geld verdiene“, erwiderte ich nur und merkte, wie eine gewisse Kühle in meiner Stimme lag. Ich fühlte mich aber aufgrund seiner dummen Bemerkung leicht verarscht von ihm. „Hat er dich auf den Trip gebracht?“ Er deutete in Zeros Richtung, der sich noch immer im Hintergrund hielt. Ich funkelte meinen Drummer an. „Lass Zero da raus“, brummte ich ihn an und mein Vocal hob die Hände. „Ok ok“, sagte er, „also ich…geh fast jeden Tag auf den Strich.“ Er sah mich mit einem Blick an, als würde es ihn nicht weiter stören, als wäre es das normalste der Welt. Meine Augen wurden groß und sogar mein Drummer starrte ihn kurz an, doch er zuckte nur mit den Schultern. „Ich hatte keine andere Wahl, also seht mich nicht so an. Irgendwoher muss das Geld ja kommen…“ Also doch. Zero hatte Recht. Ungläubig wanderte mein Blick zu unserem Drummer, der meinen Blick resigniert erwiderte. „Ja ok, mein Geld bekomm ich nicht gerade auf herkömmlichen Wege“, gab er zu. „Und…wie genau?“, wollte ich mit zitternder Stimme wissen, ahnte ich die Antwort aber schon. Er kramte in seiner Jackentasche rum und warf ein kleines, durchsichtiges Tütchen auf den Boden, in dem ein weißes Pulver war. Drogendealer. Mein Drummer war tatsächlich ein Drogendealer. Und mein Vocal war ein Stricher. Ganz toll. Unbewusst ballte ich meine Hände zu Fäusten. „Euch ist klar“, sagte ich mit leiser Stimme, die noch immer zitterte, „dass ihr damit aufhören müsst?“ Ein verächtliches Schnauben seitens meines Drummers war zu hören. „Sicher. Aber das ist so gut wie unmöglich. Ich kann nicht so einfach von heute auf morgen aufhören, die Tütchen zu verticken“, meinte er mit kühler Stimme und warf einen Blick zu unserem Vocal, der den Blick gesenkt hatte. Für ihn galt das gleiche. „Ich kann auch nicht“, murmelte er leise und mir reichte das schon. Wortlos wandte ich mich von ihnen ab und schnappte mir noch meinen Mantel. Bevor ich den Raum verließ, stellte mir unser Drummer noch eine Frage: „Und, willst du jetzt nicht auch endlich wissen, womit Zero sein Geld verdient?!“ Ich antwortete nicht. Den halben Tag über lief ich durch die Gegend. Ich hatte noch keine Lust, nach Hause zu gehen, wo Zero war. Und vermutlich auf mich wartete. Ich konnte mir denken, dass er über unsere Bandkollegen reden wollte. Mal wieder. Er hatte also Recht behalten…woher auch immer er es gewusst hatte. Es war die Wahrheit. Leider… Ich seufzte, und genau in dem Moment klingelte mein Handy. Es war Zero. Ich starrte kurz gedankenverloren auf das Display, tat jedoch nichts weiter. Nach einer langen Minute hörte es auf. Vorsichtshalber schaltete ich mein Handy aus und stapfte weiter durch die Gegend. Er machte sich bestimmt Sorgen…aber ich wollte jetzt nicht reden, ich brauchte meine Ruhe…ich musste nachdenken. Wie es jetzt wohl weiter ging? Es schien ja nicht so, als würden unsere beiden Problemkinder ihre fragwürdigen Jobs aufgeben…ich fragte mich auch, wie sie da hineingeraten waren… Dafür gab es viele Möglichkeiten. Und wie würde die Zukunft aussehen? Wahrscheinlich noch düsterer als zuvor. Ich glaubte auch nicht, dass es was bringen würde, noch mal mit ihnen zu reden. Ich atmete die kalte Luft des Winters ein. Erst jetzt, nach 2, 3 Stunden fiel mir auf, wie kalt es eigentlich war. Überall lag Schnee und die Menschen kämpften sich durch das knöchelhohe Weiß. Ich merkte, dass ich meine Füße kaum noch spürte. Langsam zog ich meine Hände aus den warmen Tiefen meiner Manteltaschen und in Sekundenschnelle begannen sie zu schmerzen. Ich zitterte leicht und lief weiter. Vorsichtig bahnte ich mir einen Weg durch das winterliche Chaos, während die kalte Luft in mein Gesicht schnitt und unsichtbare, brennende Spuren hinterließ. Wann war es denn plötzlich so kalt geworden? Der Wind hatte aufgefrischt…auch das noch… Ich blieb unter einer Laterne stehen. Die Sonne, durch die dicken, grauen Wolken nicht mehr auszumachen, schickte nur spärliches Licht auf die Erde und ging bereits wieder unter. Dabei war es erst später Nachmittag… Ich zündete mir eine Zigarette an und ging ein Stück weiter. Man sollte besser in Bewegung bleiben. Aber nur kurze Zeit später hielt ich wieder an. Es war mir im Moment zu anstrengend, durch den Schnee zu waten und ich würde erstmal meine Zigarette aufrauchen. Und hoffte, dass diese schreckliche Kälte langsam mal wieder nachlassen würde. Ich klapperte leise mit den Zähnen und schüttelte mich. Was für ein Wetter… Und dann…spürte ich etwas Feuchtes in meinem Gesicht. Ich sah verwundert auf und bemerkte endlich die Schneeflocken, die zur Erde fielen. Ich seufzte tief und senkte den Blick, während ich das Gesicht verzog. Toll. Es schneite gerade in meinen Kragen. Ich zog an der Zigarette und sah mich um. Versuchte mich zu orientieren. Wo war ich hier eigentlich? Ich ahnte es nur und wollte eigentlich nichts lieber, als zurück nach Hause – zu Zero. Hinter mir hörte ich ein Auto. Ich schaute auf die Straße, wo noch mehr an mir vorbei fuhren. Man konnte ja vielleicht einen fragen, der zufällig auch zum Stadtrand musste… Ach Karyu. Als ob DICH jemand mitnehmen würde… Ich nahm einen weiteren Zug und überlegte. Ich hatte echt keine Lust, den ganzen Weg zu laufen. Ich würde hier draußen wohl den Kältetod sterben… Mit klappernden Zähnen starrte ich weiterhin auf die Straße vor mir und überlegte, ob ich nicht doch jemanden anquatschen sollte, als plötzlich merkwürdigerweise ein Auto vor mir hielt. Es war ein schwarzer Toyota. Eine Karre, die nur einem gehören konnte, weil sie für alle anderen zu cool gewesen wäre. Nur zu Zero passte der Wagen. Die Beifahrertür öffnete sich. „Steig ein. Du erfrierst ja gleich.“ Zögernd nahm ich einen letzten Zug meiner Zigarette und schnippte sie in den Schnee, bevor ich schließlich in das Auto stieg. „Ist ja eine Hitze hier…“, murmelte ich und erntete ein Kopfschütteln seitens Zero. „Wenn du auch stundenlang da draußen in der Kälte rumrennen musst“, meinte er nur trocken und ordnete sich wieder in den Verkehr ein. Ich musterte ihn kurz. Ich war so froh in dem Moment, ihn zu sehen. Er war mein Retter, mein Held. Mal wieder. Immer noch. Er schaute starr auf die Straße und ich schwieg, während ich mir die verschneite Landschaft, in der ich bis kurzem noch fest gesteckt hatte, anschaute. Jetzt, da ich neben Zero saß, kam mir wieder das Gespräch vom Mittag in den Sinn. Ich musste daran denken, mit welchen Jobs wir unser Geld verdienten… Zero setzte den Blinker und bog nach rechts auf eine einsame, verlassene Straße ab, die den Beginn des Stadtrandes verhieß. „Du willst eine Antwort haben, oder? Auf die Frage unseres Drummers“, sagte er plötzlich und ich schaute ihn überrascht an. Woher wusste er das schon wieder? Ich sah auf die Straße und überlegte. Es interessierte mich ja schon, aber… „Alle wissen, was du machst, und du weißt, was sie machen. Aber nicht, was mein Job ist“, meinte er und warf mir einen kurzen Seitenblick zu. „Hm, na ja…ehrlich gesagt, dachte ich, dass du gar keine Arbeit hast“, gab ich zu. „Ich meine, du redest nie davon und außerdem bist du meistens zu Hause, wenn ich es bin. Du gehst nie regelmäßig raus, weswegen man denken könnte, dass du Arbeit hast…“ Er ging nicht weiter darauf ein und machte ein ernstes Gesicht. „Frag mich doch einfach.“ Zögernd schaute ich ihn an. Wollte ich es überhaupt wissen? „Na gut“, rang ich mich schließlich durch, „was ist dein Job?“ Forschend betrachtete ich Zero, als er mich kurz ansah, mit einem merkwürdigen Blick. „Ich hab ein paar Bekannte, die immer mal wieder Aufträge für mich haben“, sagte er nur und ich seufzte. Da würde wohl nicht mehr kommen. Und es klang auch nicht gerade seriös. War ich denn hier der einzige, der sein Geld ordentlich verdiente?! „Hauptsache, deine ‚Arbeit’ hat nichts mit Prostitution, Drogen oder Mord und Totschlag zu tun“, meinte ich resigniert und wusste nicht, ob ich das jetzt eigentlich in irgendeinem Sinne scherzhaft meinte. „Nein“, sagte er, „nicht mit Prostitution und Drogen.“ Mir entging, wie er seinen Blick wieder auf die Straße richtete. Und erst später fiel mir auf, dass er etwas nicht gesagt hatte: dass er mit Mord und Totschlag nichts zu tun hatte… Wir gingen den Weg hoch zu Zeros Haus, als er plötzlich meine Hand ergriff. „Dir friert ja gleich deine Hand ab!“, entfuhr es ihm erschrocken, doch ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich bin eben eine Frostbeule. Es hilft mir nicht viel, wenn ich für 10 Minuten im Warmen sitze“, meinte ich nur und er ließ mich kopfschüttelnd los um die Haustür zu öffnen. „Möchtest du einen Tee zum Aufwärmen haben?“, fragte er mich dann, während wir unsere Stiefel und Mäntel auszogen. Ich nickte daraufhin nur und wollte in die Küche gehen, doch Zero schüttelte den Kopf. „Ich mach dir den Tee und du ziehst dir erstmal noch was Warmes an.“ Ich nickte erneut und ging die Treppen hoch. Nachdem ich mir einen Pullover und dicke Socken übergezogen hatte, trabte ich ins Wohnzimmer, wo Zero mir eine heiße, dampfende Tasse Tee hinstellte. „Arigatou.“ Er lächelte nur und drückte mich aufs Sofa, bevor er eine dunkle, warme Decke über mich ausbreitete. Überrascht sah ich ihn an. „Hey…“, murrte ich, doch er ignorierte meinen Protest. Seine Fürsorge überraschte mich immer wieder. Ich machte es mir auf der Couch bequem und nahm die Tasse in die Hand, während Zero sich neben mich setzte. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht“, sagte er leise, als würde er etwas zugeben. „Du hättest mir ja wenigstens sagen können, dass du unterwegs bist. Aber du bist ja nicht an dein Handy gegangen und musstest es nach meinem ersten Anruf ausschalten…“ Ich sah beschämt zu Boden. „Es tut mir leid“, murmelte ich, doch er seufzte. „Ich kann’s ja nachvollziehen. Du brauchtest eben etwas Ruhe…“ Ich nickte nur leicht und nahm einen kleinen Schluck von dem heißen Tee. „Ich will, dass du eines weißt“, meinte Zero plötzlich und unsere Blicke trafen sich. „Du machst dir Sorgen über die Zukunft der Band. Aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin, egal was passiert. Wir kennen uns zwar erst wenige Monate, aber ich lasse dich nicht alleine…“ Mit großen Augen sah ich ihn an. Erstmal mussten seine Worte mein Gehirn erreichen. „D-danke“, sagte ich schließlich leise und stellte meine Tasse auf den Tisch zurück um Zero fest in die Arme schließen zu können. Ich fühlte mich irgendwie erleichtert. „Das ist schön zu wissen“, fügte ich ehrlich hinzu und ließ ihn langsam wieder los. Mein Bassist senkte leicht lächelnd den Blick. „Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken“, murmelte er und ich warf ihm einen scheuen Blick zu. Doch trotzdem blieb die Situation unverändert. Auch wenn Zero mir zu verstehen gegeben hatte, dass wir über die Band hinaus befreundet bleiben würden, sah es doch so aus, als wenn ich bald keine Musik mehr machen konnte, da meine Band dabei war, sich aufzulösen. Seufzend kuschelte ich mich tiefer in die Decke und spürte Zeros Hand auf meiner Schulter. Betrübt sah ich ihn an. „Was willst du jetzt machen?“, fragte er, doch ich sah ratlos zu Boden. „Ich weiß nicht. Es bringt doch nichts, mit ihnen zu reden. Sie werden so weitermachen. Aber ich nicht…“, sagte ich leise und trank von meinem Tee. Ich fühlte mich schon wieder recht aufgewärmt. „Gib nicht auf“, sagte Zero mit Nachdruck, doch ich lächelte nur müde und wand mich aus der Decke um aufzustehen. „Ich werd mich kurz hinlegen“, sagte ich leise und schlich langsam nach oben in mein Zimmer, wo mich auf das Bett fallen ließ und mich zusammenrollte. Mit offenen Augen starrte ich in die Finsternis, konnte einfach keine Ruhe finden. Die Musik war mein Leben, eine eigene Band mein Traum. Und durch diese beiden Idioten war das alles für’n Arsch. Ich wälzte mich im Bett hin und her und konnte nicht aufhören, daran zu denken, wie es ohne Band sein würde. Vor allem jetzt, wo wir endlich kleine Erfolge hatten, musste so was rauskommen. Erstens war es nichts für die Öffentlichkeit, das mussten die nicht wissen, und zweitens konnte ich nicht wirklich gut damit umgehen, zu wissen womit die beiden zu Geld kamen. Mein Vocal tat mir leid, ich machte mir Sorgen um ihn, dass er vielleicht verletzt würde. Und was mein Drummer da immer genau trieb, wollte ich erst gar nicht wissen. Was er da machte, war ja nun wirklich nicht ohne. Plötzlich öffnete sich die Tür und etwas Licht stahl sich ins Zimmer. „Du kannst wohl auch nicht schlafen“, sagte Zero nachdenklich und ich nickte nur leicht, während er sich zu mir auf den Bettrand setzte. Er sagte nichts weiter und ich schloss die Augen. Den ganzen Tag schon dachte ich nur über die Probleme nach, die ich mit der Band hatte, was mir Kopfschmerzen eingebracht hatte. Ich wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken. Langsam wurde ich ruhiger und spürte noch Zeros tröstende Hand auf meinem Arm, bevor ich in einen unruhigen Schlaf fiel. Ich hatte kaum Hoffnung, dass sich der nächste Tag besser präsentieren würde. Und ich sollte Recht behalten. An jenem Tag sollte sich mein Leben verändern. Und nicht mehr lange sollte ich eines haben, wie ich es kannte. --- Sooo~ im naechsten chap klaert sich dann einiges ^.^ und es geht unserem Zero blutig an den Kragen uu genug der Spoilerei xD Kapitel 7: Turning Point ------------------------ Soo~ machen wir uns mal an das vorvorletzte Kapitel ^-^ Enjoy~~~ --- Ich stand in der Küche und las den Zettel, den Zero dort auf den Tisch gelegt hatte. Er schrieb, dass er schon in den frühen Morgenstunden das Haus verlassen würde, da er überraschend etwas erledigen musste. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Er wusste auch nicht, wie lange es dauern würde und wann er wiederkommen würde. Super. Konnte ich den halben Tag alleine hier rumhängen. Heute würde es auch wohl kaum eine Bandprobe geben. Warum auch, wenn es eh bald keine Band mehr geben würde… Ich beschloss, etwas früher zur Arbeit zu gehen, da ich sonst rastlos in Zeros Haus umhertigern würde und nichts mit mir anzufangen wusste. Glücklicherweise wurde ich im Café etwas abgelenkt von meinen Gedanken und hatte genug zu tun. Am späten Nachmittag jedoch war ich schon wieder auf dem Weg nach Hause. Es wurde langsam dunkel und ich lief den Weg nach Hause, um nicht noch weitere Stunden alleine dadrin rumzugammeln. Es wäre wohl besser gewesen, sich von den engen Gassen fern zu halten. Aber darüber dachte ich nicht nach. Ich hörte nur Stimmen. Ich kam ihnen immer näher, und glaubte, sogar eine von ihnen zu kennen. Zögernd ging ich ein paar Schritte näher. Ich sah niemanden, aber hörte sie. „Die haben davon Wind bekommen! Du weißt, dass das Ärger bedeutet, oder? Er ist ein verdammter Mensch! Du musst ihn rausschmeißen, das ist dir doch klar?!“ Ich kannte diese Stimme nicht und blieb, an der Wand verborgen, stehen. „Das werde ich aber nicht“, kam die leise, drohende Antwort. Zero! Hatte ich es doch geahnt! „Ich entscheide immer noch, was ich mache und werde es mir nicht vorschreiben lassen. Immerhin kann ich mich beherrschen.“ „Fragt sich, wie lange noch“, erwiderte der Unbekannte lauernd und eine frische Brise kam auf. „Aah~ ein Mensch treibt sich hier rum“, meinte er plötzlich und ich erstarrte. Er konnte nur mich meinen, oder? Hier war niemand anders, nur ich... Ich wusste nicht, was eigentlich los war zwischen ihnen und was das bedeutete. Es kam mir nur total komisch vor und ich spürte ein gewisses Unbehagen aufkommen. „Warum auf einmal so schweigsam? Es wird doch nicht etwas dein Liebling sein, oder?“ Ich löste mich von der Wand und trat einen Schritt zurück. Mir war das nicht geheuer. „Rühr ihn nicht an.“ Es waren bedrohlich geknurrte Worte und ich zuckte zusammen. War das…wirklich Zero? „Du wirst mich nicht aufhalten können“, erwiderte der Kerl leise und ich hörte einen erstickten Laut. Vorsichtig ging ich um die Ecke und blieb erstarrt stehen. Um Zeros Hals hatte sich die Hand des Mannes gelegt und drückte ihn gegen die Wand. Mein Bassist hatte die Hände in dessen Oberarme gekrallt und knurrte. „Ich werde ihn schreien lassen…“ Mit einem wütenden Laut drängte Zero den Kerl jedoch von sich und wollte auf ihn losgehen, aber der Andere war schneller – bei dem schmerzerfüllten Schrei, der die Luft zerriss, schloss ich unwillkürlich meine Augen. Hörte nur noch ein unregelmäßiges Keuchen. „Soll ich ihn sterben lassen? Oder ihm Schlimmeres antun?“ Langsam öffnete ich wieder die Augen. „Zero!“ Ein verzweifelter Schrei verließ meine Lippen und ich war unfähig mich zu bewegen. Ein schmerzerfüllter Laut Zeros war zu hören, der verletzt am Boden lag. Die Hand seines Angreifers steckte noch tief in seinem Bauch und eine Blutlache bildete sich. Scheiße. Der fremde Kerl grinste mich an. „Da haben wir dich ja. Bevor du unserem Zero hier noch mehr Unglück bringst, werd ich dich beiseite schaffen.“ „Wag es nicht“, brachte Zero hervor und starrte den Kerl an, der seine Hand aus der Wunde zog, was mein Bassist mit einem schmerzlichen Stöhnen registrierte. „Versuch mich doch aufzuhalten.“ Kühle Worte. Und er wandte sich mir zu. Wollte der mich jetzt echt umbringen? Was war mit Zero? Er würde nun sterben, wenn man ihm nicht half! Mein Atem ging immer schneller. Ich wusste nicht was ich tun sollte. //Karyu! Lauf! Er wird dich sonst töten, du musst verschwinden!// War das Zeros Stimme?! Aber sie…war in meinem Kopf! Vollends verwirrt trat ich einen Schritt zurück. //Lauf endlich! Mach dir keine Gedanken um mich, ich werde nicht sterben, hörst du! Verschwinde, jetzt ist keine Zeit um irgendwas zu erklären!// Und zum Nachdenken kam ich gar nicht, da der unheimliche Kerl auf mich zukam. Mir blieb nichts weiter übrig als Zero zu vertrauen und ich machte auf dem Absatz kehrt, begann los zu rennen. //Du musst die nächste Straße nach rechts! Such den Schrein, nur darin bist du vor ihm sicher! Er kann dir nichts, solang du innerhalb der Schreinmauern bist! Lauf so schnell du kannst…// Ein Schrein? Was sollte der mir jetzt helfen? Doch Zeros Stimme meldete sich nicht noch mal. Ich hörte nur meinen eigenen beschleunigten Atem – und Schritte hinter mir. Immer schneller rannte ich und bog in halsbrecherischem Tempo in die nächste Straße ein. Von weitem konnte ich auch schon den Schrein sehen. Ich hoffte inständig, dass das Teil mir helfen würde. Ich glaubte, dass die Schritte von weiter weg zu hören waren – ich war wohl etwas schneller als dieser Typ – ein Vorteil, wenn man groß war und lange Beine hatte! Doch langsam bekam ich schon Seitenstechen, während ich die Stufen zum Schrein erklomm und durch den großen Torbogen rannte. Ich riskierte einen kurzen Blick über die Schulter und sah, dass er mir noch immer auf den Fersen war. Wie war das gewesen? Ich musste IN den Schrein? Ich biss die Zähne zusammen und hielt mit unverändertem Tempo auf das große Tor zu. Ich hoffte inständig, dass sich die Türen nach innen öffneten, als ich mich dagegen warf – und hatte Glück. Das Tor schwang auf und ich stolperte auf den Hof, drehte mich um und sah meinen Verfolger auf mich zukommen. Er war nicht mehr weit entfernt und ich schnappte mir die Türen und drückte sie mit aller Kraft wieder zu. Ich bemerkte den wütenden Gesichtsausdruck in den Augen des unbekannten Mannes, bevor sich die Türen endlich schlossen. Ich hörte nur noch sein verärgertes Knurren, als er sich scheinbar gegen das Tor warf und ich zurück geschleudert wurde. Die Türen öffneten sich leicht und ich sah am Boden liegend zu ihm auf. „Damit er keinen weiteren Fehler macht, werde ich eben ihn aus dieser Welt befördern. Ich werde ihn so laut schreien lassen, dass du es selbst hier noch hören wirst“, sagte er kalt mit leiser Stimme und sah mich mit einem Blick an, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er drehte sich um und lief wieder zurück. Ich rappelte mich auf und merkte, wie jemand hinter mir stand – ein Mönch. Er starrte mich an. „Ich muss ihm helfen“, sagte ich leise. „Ich muss meinen Freund vor ihm retten…“ Der Mönch nickte nur und drückte mir etwas in die Hand. Es schien so etwas wie eine kleine Kugel zu sein. „Du kannst den Vampir noch einholen. Beeil dich und wirf ihm das ins Gesicht, am besten. Es ist Weihwasser. Es wird ihn nicht töten, aber ihm unvorstellbare Schmerzen bereiten, sodass er erstmal von dir abgelenkt sein wird. Viel Glück!“ Er schob mich durch das Tor und ich rannte einfach los, ohne großartig weiter darüber nachzudenken. Ich wollte einfach nur Zero retten vor diesem Irren. Ich realisierte kaum, was mir da gerade gesagt wurde. Immer wieder hallte das eine Wort in meinem Kopf wider: ‚Vampir’. Aber darüber konnte und wollte ich jetzt nicht nachdenken. Ich rannte so schnell, dass der Kerl schon bald in Sichtweite war. Und ich holte ihn ein, war ihm immer dichter auf den Fersen. //Zero!// Ich war schon völlig außer Atem, als ich ihn fast eingeholt hatte. Es fing an zu nieseln. Er bog um die Ecke in die Gasse. Und ich folgte ihm. Zero hatte sich unterdessen erstaunlicherweise wieder aufgerappelt und stand gekrümmt an die Wand gelehnt, während er zuerst seinen Angreifer anstarrte, dann wanderte sein Blick zu mir. Bevor der Kerl noch mal Hand an Zero legen konnte, griff ich ein. „Hier bin ich, du Wichser!“ Er fuhr herum und sah nur noch die Kugel auf sich zufliegen. Was ich erhofft hatte, trat ein: sobald das schwarze Teil auf seine Stirn traf (die ich glücklicherweise getroffen hatte), zerplatzte es und Wasser spritzte ihm ins Gesicht und tropfte auf seinen Oberkörper. Die Reaktion folgte sofort: von seiner Haut stieg Dampf auf und er fasste sich ins Gesicht, schrie schmerzerfüllt auf. Doch ein zweiter, leiserer Schrei mischte sich mit hinein: Zero schien auch etwas abbekommen zu haben und sank zurück auf den Boden. Also war er wirklich auch…ein Vampir?! Der unheimliche Typ währenddessen stolperte einige Schritte zurück und verschwand mit einem Knurren um die Ecke. Den waren wir wohl erstmal los. Sogleich kniete ich mich neben Zero, der das Gesicht schmerzlich verzogen hatte und ein ersticktes Keuchen von sich gab, so dass ich ihn ängstlich und besorgt musterte. Erst jetzt sah ich, dass seine Haut unterhalb der Kehle stark gereizt war. Dort musste er etwas von dem Zeug abbekommen haben! Ich wischte die Tropfen des ‚Weihwassers’, wie der Mönch ja behauptet hatte, von der blassen Haut und leises Stöhnen kam über Zeros Lippen. Meine Gedanken überschlugen sich. Was sollte ich tun? Unruhig glitten meine Hände zitternd über seinen Körper. „Zero? Kannst du aufstehen?“ Schwerfällig hob er seine Augenlider und schaute mich an. „Karyu…du musst hier weg“, wisperte er, doch ich schüttelte nur den Kopf und versuchte ihn mit aller Macht auf die Beine zu kriegen. Ein breiter Streifen dunkelroten Blutes lief aus seinem Mund und der Mantel war blutdurchtränkt an der Stelle, wo er verletzt worden war. Stützend legte ich seinen Arm um meine Schultern. „Du brauchst einen Arzt“, sagte ich leise und besorgt, aber Zero schüttelte den Kopf. „Nein ich brauch keinen. Karyu, ich kann daran eh nicht sterben…“, meinte er schwach und ich hoffte, dass er sich wirklich sicher war. Obwohl ein normaler Mensch an so einer tiefen Wunde bereits längst verreckt wäre… „Jetzt sag mir wenigstens, dass dein Auto hier irgendwo steht.“ Zero schnaubte. „Ich steig doch nicht so in meinen Wagen und blute alles voll“, brachte er hervor und ich starrte ihn mit großen Augen an. So schlecht konnte es ihm ja wirklich nicht gehen… „Zero, wo ist dein Auto?“, fragte ich noch mal und erntete ein Seufzen. „Nur 3 Straßen weiter. Da lang“, antwortete er und deutete in die Richtung. Langsam gingen wir los, während der Niesel stärker wurde. So vieles schoss mir durch den Kopf, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Sein schwarzer Toyota kam schon in Sicht, als Zero sich plötzlich von mir löste und mich von sich stieß. Überrascht sah ich ihn an, er selbst stolperte gegen die Wand und hielt die Hand auf seine Wunde gepresst, während er mich mit zusammengebissenen Zähnen ansah. „Du solltest mir nicht zu nahe kommen. Verschwinde lieber“, sagte er mit kühler Stimme, doch ich konnte nichts weiter als ihn verständnislos anzuschauen. „Ich lass dich doch jetzt nicht hier zurück!“ „Karyu, ich verliere viel Blut“, erwiderte er und löste die Hand von seinem Körper, sodass das Blut von ihr troff und ich sehen konnte, wie das Blut regelrecht aus der Wunde floss. Ich musste schlucken. „Und das muss ich mir so schnell wie es geht zurück holen, sobald die Verletzung anfängt zu heilen. Aber das wird noch etwas dauern. Irgendwann werde ich mir das Blut holen, das ich brauche, egal wie. Und du solltest solange nicht in meiner Nähe sein.“ Auffordernd blickte er mich an, doch ich schüttelte wie in Trance den Kopf. „Nein, ich bring dich jetzt nach Hause, da kannst du machen was du willst. Aber ich werde bei dir bleiben. Du hast doch gesagt…du kannst dich beherrschen, weißt du noch?“, erinnerte ich ihn an sein Gespräch mit dem unbekannten Mann, doch er senkte nur zischend den Kopf. Bevor er sich weiter wehren konnte, packte ich ihn mir wieder und zog ihn mit mir zum Auto. „Und wenn es sein muss, schleif ich dich nach Hause, ist mir egal“, murrte ich und spürte seinen Blick auf mir. Ich ahnte, dass ihm etwas auf der Seele lag, dass er etwas sagen wollte, aber er schwieg. Ich half ihm in seinen Wagen und holte die Autoschlüssel aus seiner Manteltasche, bevor ich mich hinters Steuer klemmte und den Motor anließ. Zero hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen, während seine Hand sich wieder auf die Wunde gelegt hatte. Aber das brachte herzlich wenig. Seine ganze Hand war bereits blutverschmiert. Ich musste mich schnell darum kümmern! In halsbrecherischem Tempo jagte ich den Toyota kurze Zeit später den Wog zu Zeros Haus hoch. Auch wenn er sagte, dass er nicht sterben würde, es sah so böse aus, dass sich jeder normale Mensch mehr als nur Sorgen machen würde! Ich parkte vor dem Tor und sprang aus dem Wagen um anschließend Zero raus zu helfen. Gemeinsam gingen wir den schmalen Steinweg zu dem alten Haus hoch und ich war froh, wieder hier zu sein… Nachdem ich die Haustür geöffnet hatte, zögerte Zero zuerst und verzog das Gesicht. Ihm widerstrebte es wahrscheinlich, jetzt auch noch seinen Flur ‚vollzubluten’. Ungeduldig zog ich ihn in das warme Haus und schloss die Tür, während ich ihn anschaute, aber nichts sagte. „Lass mal sehen“, meinte ich schließlich, doch er wich zurück. „Nein“, wehrte er sich und sah mit einem dunklen Blick zu mir. „Karyu, du weißt, was ich bin. Es ist gefährlich, vor allem jetzt, in meiner Nähe zu sein.“ „Ich will dir helfen“, erwiderte ich nur und wollte mir nicht weiter Gedanken darüber machen, WAS er genau war. Zero seufzte. „Dann geh wenigstens nach oben und komm heute nicht mehr runter, ok? Damit hilfst du mir…“ Meinte er das ernst? Meine Gedanken waren mir wohl anzusehen, denn er scheuchte mich in Richtung Treppe. „Bleib in deinem Zimmer, ich muss das hier alleine machen“, sagte er und sah mir düster in die Augen. „Ich will nicht, dass du als mein Abendessen endest.“ Ich schluckte. Sein Abendessen?! Blass im Gesicht, nickte ich nur, und erklomm langsam die Treppe. Mir missfiel es, dass ich ihm nicht helfen sollte, aber wenn er meinte… Leicht zitternd setzte ich mich auf das Bett. Ich atmete tief durch und versuchte, meine Gedanken zu ordnen, überdachte noch mal das Geschehene. Und was es nun für mein Leben bedeutete. Zero…war ein Vampir?! Die sollte es wirklich geben? Aber ich hatte gesehen, dass es stimmte… Mir war schon unwohl bei dem Gedanken. Und ich wollte gar nicht wissen, was Zero da unten jetzt machte…er musste ja an Blut kommen. Ich schluckte. Aber er hatte mir bis jetzt nichts getan. Ich ließ mich in die Kissen fallen und spürte, wie die Müdigkeit mich überkam. Wie sollte ich denn jetzt schlafen können? Ich wollte eigentlich mit Zero reden. Aber nach ein paar Minuten schon fielen mir die Augen zu und ich fiel in einen unruhigen, leichten Schlaf. Doch nur wenige Stunden später wachte ich wieder auf. Ich schaltete das Licht ein und sah, dass es kurz nach Mitternacht war. Es war so still im Haus…war Zero weg? Besorgt stand ich auf und ging zur Tür, wo ich zögernd stehen blieb. Eigentlich sollte ich oben bleiben…aber ich wollte nur mal schauen, ob er noch da war und wie es ihm ging. Leise öffnete ich die Tür und ging vorsichtig die Treppe hinunter. Es gab kein Licht, das mir den Weg erhellte. Unten sah ich mich zuerst in der Küche um, doch dort war Zero nicht. Ich durchquerte wieder den Flur und warf einen Blick in das Wohnzimmer. „Zero...?“, fragte ich leise in den Raum, da ich glaubte, seine Silouhette im Dunkel ausmachen zu können. Der Schatten bewegte sich leicht. „Was machst du denn hier unten?“, kam die leise Erwiderung, während ich näher kam und mich ihm gegenüber auf das Sofa setzte. „Ich konnte nicht schlafen. Und außerdem…sagtest du, dass ich nicht heute nach unten kommen sollte. Aber heute ist ja schon morgen“, rechtfertigte ich mich mit einem Lächeln in der Stimme und hätte zu gerne gesehen, wie Zero mich anschaute. Ich wusste, DASS er mich ansah, aber nicht wie… „Du willst reden, oder?“ Ich nickte. „Hai…“ Kurz schwieg Zero. „Warum eigentlich noch?“, wollte er dann wissen, woraufhin ich überrascht den Blick hob, seinen Blick jedoch nicht fand in der Finsternis. „Du weißt jetzt, dass ich kein Mensch bin. …was hält dich noch hier?“, setzte er leise nach und ich sah ihn beinahe fassungslos an. „Da fragst du noch? Du könntest von mir aus ein Alien sein oder der Mann im Mond, das ist mir egal! Ich kann dich nur danach beurteilen, wie du dich mir in den letzten Monaten gegenüber verhalten hast, und du warst immer freundlich und hilfsbereit. Du hast mir geholfen und ich…ich will dich einfach nicht allein lassen. Wir verstehen uns doch so gut!“ Zero schwieg. Noch immer lag sein Blick auf mir, der sich intensiviert hatte. „Karyu, überleg doch mal. Ich bin ein verdammter VAMPIR! Und jetzt denk mal an die ganzen Legenden und Mythen, die man sich über uns erzählt. Es stimmen sicher nicht alle, aber sie haben eines gemeinsam: wir sind gefährlich. Eben weil wir Blut trinken. Und das holen wir uns von Menschen. Wir sind eine Gefahr für euch!“ Ich schluckte und versuchte, die Infos zu verarbeiten, bevor ich zu einer Erwiderung ansetzte. „Aber du hast mir bist jetzt nichts getan. Überhaupt nichts und ich hatte auch nie das Gefühl, dass du irgendwie gefährlich bist oder so was-…“ „Unsere Bandkollegen allerdings haben gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmt“, unterbrach er mich. „Sie haben sich schon ihre Gedanken gemacht und wurden irgendwie unruhig. Aber du hast echt nichts gemerkt…wahrscheinlich bist du einfach ein unaufmerksamer Mensch…“ Kurz starrte ich ihn an. „Keine Ahnung. Ich fand eher deine Abwesenheit beunruhigend und nicht deine Anwesenheit“, gab ich zu. „Zero, ich vertraue dir. Du wirst mir auch in Zukunft nichts tun“, sagte ich mit fester Stimme. „Es ist nur etwas komisch…zu wissen, dass du…ein Vampir bist. Dass es euch tatsächlich gibt…“ Ich hörte ihn seufzen. „Ich glaube, du kannst dir einfach nicht vorstellen, was das bedeutet. Wir haben wenig Probleme damit, Menschen umzubringen“, sagte er und seine Stimme hörte sich kalt an. Ich wollte etwas Wärme in ihr hören… „Entweder, weil sie von unserer Existenz wissen und uns an den Kragen gehen. Oder einfach, weil wir Blut brauchen. Ein Grund findet sich immer. Wir haben keine gute Meinung von Menschen. Was glaubst du, warum ich hier draußen recht abgeschottet lebe? Weil ich wenig Lust hab, Menschen zu begegnen. Sie sind so leicht zu durchschauen, so erbärmlich…“ Ich runzelte die Stirn und schluckte. „Willst du mir unbedingt so ein schlechtes Bild von dir vermitteln? Das wird nicht klappen“, sagte ich. „Du hast mich zu dir geholt, mir geholfen. Ich glaube nicht, dass du von MIR so schlecht denkst. Und das ist das, was mich interessiert. Du kannst die Menschen hassen, wenn du willst, mach das. Auch ich mag die wenigsten von ihnen. Aber solange du mich nicht hasst, reicht mir das“, meinte ich und senkte den Blick. Das war ein halbes Eingeständnis… „…Karyu…“ Es war nur ein Flüstern. Er überlegte. Stille trat ein, in der ich die Augen nicht von seinem Gesicht abwandte, das von der Dunkelheit verschluckt wurde. Zögerlich stand ich auf und ging zu ihm um mich neben ihn zu setzen. Kurz musterte ich ihn, auch wenn ich nicht viel sah und fasste meinen Mut zusammen. ~~~ Als Karyu sich an ihn lehnte, war der Vampir überrascht und etwas überfordert zugleich. Ihm war nicht ganz klar, warum der Größere nicht schreiend davon rannte. Weshalb nur war er so verdammt ruhig? Kurz zögerte Zero, dann legte er aus einem Impuls heraus die Arme um den schmalen Körper neben sich und drückte ihn leicht an sich. Eine angenehme Wärme ging von Karyu aus, die der Vampir genoss, wie ihm unwillkürlich klar wurde. Doch er löste sich nicht von dem Größeren… Karyu währenddessen schloss die Augen. Es war so still…zu still. Ein weiterer Beweis dafür, dass Zero kein Mensch war, auch wenn er so aussah. Doch sein Herz schlug nicht mehr. Karyu konnte kein regelmäßiges, dumpfes Pochen an seinem Ohr hören… Zero lebte nicht mehr… Er versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und schmiegte sich unbewusst enger an den kühlen Körper seines Bassisten. Ihm wurde schlagartig klar, dass er sich nun wirklich vollends in Zero verliebt hatte. Das hatte er nicht verhindern können…und nun? Karyu konnte sich nicht vorstellen, dass sie beide mal zusammen kommen würden. Irgendwie hatte er immer das Bild von Zero mit einer hübschen Frau im Kopf, nicht mit ihm, einem zu groß geratenen und zu dünnen Mann, der glaubte, Gitarre spielen zu können… Ein lautloser Seufzer entglitt Karyu. Dass er auch immer Pech hatte. Mit 16 hatte er mal eine Freundin gehabt, und ihre Beziehung hatte nur 1 Jahr gehalten. Sie hatte seinen Traum von einer eigenen Band als unrealistisch bezeichnet und ihn irgendwann kopfschüttelnd verlassen. Einen Träumer hatte sie ihn genannt. Aber er hatte seinen Traum ja erfüllen können, oder? Wenigstens für ein paar Monate… Mit 18 hatte er einen One-Night-Stand mit einem Kerl gehabt. Mehr aus Versehen. Aber schon wenige Monate später hatte er tatsächlich eine Beziehung mit einem Mann gehabt, der nur 2 Jahre älter als Karyu gewesen war. Es war schon eine interessante Zeit gewesen…aber leider hatte das nicht mal 5 Monate gehalten. Und jetzt hatte er sich in einen Vampir verliebt. Das war ja eine Entwicklung… Betrübt schwanden ihm langsam die Sinne und er schlief an Zeros Seite ein. ~~~ Vorsichtig hebe ich ihn auf meine Arme um ihn in sein Bett tragen zu können. Er kuschelt sich an meine Brust und ich muss lächeln, während ich die Stufen hoch gehe. Langsam bekomme ich das Gefühl, dass er ohne mich nicht schlafen kann. Immer wieder sucht er in der Finsternis meine Nähe… Sachte stoße ich die Tür auf und lege ihn auf sein Bett. Seine Hand lässt mein T-Shirt nicht los. Über ihn gebeugt schaue ich in sein Gesicht, das vom Licht des Mondes sanft erhellt wird. Seine Augen sind geschlossen. Er will mich nicht gehen lassen. Ich ergreife seine Hand und löse sie von meinem Oberteil, während ich lautlos seufze. Die Finger seiner Hand schließen sich nun um meine. Selbst im Schlaf gibt er nicht auf. Kaum hörbar hebe ich die Bettdecke an und lege mich neben ihn, wobei er noch immer meine Hand festhält. Und er lässt mich die ganze Nacht über nicht los, während ich über seinen Schlaf wache… ~~~ --- Das nächste chap...was kann man zu dem sagen ohne zu viel zu verraten? Hmmm...es wird ein bisschen Liebe dazu kommen *nick* und ein bisschen Ungewissheit... Was die Band angeht, da wird sich nun alles klären, leider... ich hoffe, ihr seid auch im nächsten chap dabei ^-^ ^_^/ Kapitel 8: Fragwürdig --------------------- Das hier ist nun mein vorletztes Kapitel ^-^ Ich hoffe, es gefällt und ihr habt Spaß beim Lesen^^ Enjoy, as always~ --- Irgendwas war anders als an den Morgen zuvor, das war mir sofort klar, als ich die Augen aufschlug. Die ersten Sonnenstrahlen drangen bereits durch das Fenster und ich unterdrückte ein Gähnen. Doch ich wurde schlagartig wach, als ich etwas Kühles neben mir spürte – das konnte nur einer sein! Irgendwie überfordert mit der Situation drehte ich den Kopf zur Seite und sah geradewegs in Zeros dunkle Augen. „Jetzt starr mich nicht so entgeistert an, Karyu. Wer wollte mich denn heute Nacht nicht loslassen?“, fragte er und hob seine Hand – an der meine hing. Mit festem Griff. Augenblicklich wurde ich rot und gab die blasse, kühle Hand frei. „Oh, ich…entschuldige…“, murmelte ich verlegen und setzte mich auf, sah ihn dann von der Seite an. „Warst du…die ganze Nacht bei mir?“, wollte ich wissen, woraufhin er nickte. „Es ist sehr interessant, dir beim Schlafen zuzuhören. Das hätte ich öfter machen sollen.“, meinte er mit einem Schmunzeln in der Stimme und ich schluckte. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was ich so von mir gegeben hatte. Um mir weitere Peinlichkeiten zu ersparen, stellte ich ihm eine andere Frage. „Hättest du um die Zeit nicht eigentlich auch schlafen sollen?“, murmelte ich und merkte, wie sein Blick sich veränderte. „Karyu, ich…kann nicht schlafen. Schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Was glaubst du, woher die hübschen Augenringe kommen?“, meinte er mit hochgezogenen Augenbrauen und ich erwiderte den Blick ungläubig. „Oh…ach so.“, sagte ich intelligent. „Das…wusste ich ja nicht.“ Kopfschüttelnd lächelte er mich an. „Woher auch.“ Zero drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, während er an mir vorbei aus dem Fenster sah. „Jetzt geht die Fragestunde los. Also, was willst du wissen?“ Neugierig und erleichtert, dass er mir die Möglichkeit von sich aus gab, schaute ich ihn an. „Hm…erstmal, wie alt du wirklich bist.“, antwortete ich gespannt und ich glaubte, ein leises Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, während er meinen Blick noch immer nicht erwiderte. „Wenn ich mich jetzt richtig erinnere, dann bin ich etwas älter als 300.“, meinte er und meine Augen wurden groß. „Ach“, versuchte ich meine Entgeisterung zu überspielen, „es gibt Schlimmeres. Immerhin bist du nicht 2000 Jahre alt.“ Er lachte. „Stimmt. Im Vergleich bin ich mit meinen 300 noch ziemlich jung.“, meinte er und ich versuchte, den ungläubigen Blick aus meinem Gesicht zu tilgen. Ich schaute nun ebenfalls aus dem Fenster. Viele Fragen lagen mir auf der Zunge und ich wusste gar nicht, wo ich weitermachen sollte. „Sag mal“, fiel mir da plötzlich ein, „dann…hast du ja gar kein Schlafzimmer, wenn du eh nicht einschlafen kannst, oder?“ Überrascht sah er mich an. „Wie kommst du denn jetzt wieder darauf?“ Er lächelte leicht. „Aber stimmt. Ich hab keins.“ „Und…warum macht dir die Sonne nichts aus?“, fragte ich dann, woraufhin Zero seufzte. „Das sind doch nur Märchen, dass wir verbrennen oder so was, wenn die Sonnenstrahlen uns treffen. Ist höchstens ein bisschen hell in den Augen, aber man gewöhnt sich dran.“, antwortete er und ich nickte. „Ihr trinkt doch menschliches Blut, hast du gesagt…aber du bist noch nie über mich oder unsere beiden Idioten hergefallen…“ Ernst schaute Zero mich an. „Mit der Zeit lernen Vampire sich zu beherrschen. Wir fallen nicht wahllos jeden Menschen an, der uns über den Weg rennt. Das wäre eh ziemlich gefährlich…“, meinte er und ich starrte gedankenverloren vor mich hin. „Warum…“, fragte ich leise, „warum bist du eigentlich vor 4 Monaten zu uns in die Band gekommen?“ Vorsichtig sah ich ihn an. Das hatte mich schon seit geraumer Zeit beschäftigt, auch als ich noch nicht gewusst hatte, dass er ein Vampir war. Sanft erwiderte er meinen Blick. „Du musst wissen, dass ich bereits seit 30 Jahren Bass spiele.“, sagte er. „Als ich halbwegs zufrieden war mit meinen Fähigkeiten, kam mir schon der Gedanke, dass ich mich mal in einer Band versuchen will. Das war vor 20 Jahren.“ Mit großen Augen erwiderte ich Zeros Blick. Meinte er das jetzt ernst? „Aber…ich hab mir das nicht zugetraut. Monatelang mit Menschen zusammen sein…erstens musste ich mir welche suchen, mit denen ich klar kam, und zweitens würden die ja irgendwann vielleicht mitbekommen, dass ich anders bin als sie. Deshalb hat es noch mal einige Jahre gedauert, bis mir die Idee wieder kam. Und seit zwei Jahren war ich auf der Suche nach einer passenden Band.“ Er zögerte. „Ich habe euch genommen…weil ihr noch unbekannt wart. Sollte mir ein Fehler unterlaufen…würde das nicht weiter auffallen.“, sagte er leise und schaute wieder aus dem Fenster. Ich musste schlucken. Es war ja offensichtlich was er damit meinte. Hätte er einen von uns getötet, weil er sich nicht beherrschen konnte, hätte das weniger Aufsehen erregt, als wenn ihm das bei einer erfolgreichen Band passiert wäre. Ich schaute auf meine Hände und versuchte, ihn zu verstehen. Das konnte ich auch irgendwie, aber trotzdem fühlte ich mich irgendwie…enttäuscht, verletzt. Aber ich konnte es ja nachvollziehen, warum Zero so gehandelt hatte. Damals hatte er uns ja gar nicht gekannt… „Karyu?“ „Hm?“ Ich erwiderte seinen fragenden Blick und spürte seine Hand auf meinem Arm. „Alles in Ordnung?“ Langsam nickte ich. „Ja…“ Mir fiel eine weitere Frage ein, mit der ich mich ablenken konnte. „Isst du eigentlich gerne Knoblauch?“ Leise lachte Zero. „Gelegentlich, ja. Zu bestimmten Speisen benutze ich Knoblauch gerne als Gewürz.“ Grinsend erwiderte ich seinen Blick, in dem ein belustigtes Funkeln lag. „Dann kann man dir wohl auch nichts mit Kruzifixen?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, bei den wenigen Fällen, in denen ich eins gesehen hab, ist mir nichts passiert…“ „Und…wie hast du das gestern eigentlich gemacht? Ich meine, ich hab dich…in meinem Kopf gehört…“ Gequält lächelte Zero. Hatte er mir was zu beichten? „Ach na ja…“ Er starrte an die Decke. „Ich kann Gedanken lesen, und bis auf bestimmte Entfernungen ist es mir möglich, mit anderen in Gedanken zu reden, wenn ich schon mal ihre Gedanken gelesen habe…“ Ungläubig lag mein Blick auf ihm. Er konnte bitte WAS?! Und dann auch noch offensichtlich MEINE!? Ich schluckte, und wollte gar nicht wissen, was er schon alles über mich wusste… Er sah mich entschuldigend an. „Ich hab es in den ersten Tagen bei dir öfter gemacht.“, gab er zu. „Ich wollte schlau aus dir werden. Aber mit der Zeit kam ich mir immer schlechter dabei vor und hab’s gelassen…es tut mir leid…“, meinte er, doch ich winkte ab. „Ist ok…hätte ich wahrscheinlich auch gemacht.“, erwiderte ich und versuchte mich an einem Lächeln. Zero sah erleichtert aus und schaute mich noch immer an. „Eine letzte Frage hab ich noch.“, sagte ich dann. „Ja?“ Ich drehte mich nun ganz zu ihm und musterte ihn. „Wie geht’s dir eigentlich?“ Leise lachte er auf. „Also wenn das dein einziges Problem ist…“ „Na ja, es ist wohl eher deins…“, erwiderte ich und sah ihn besorgt an. „Also? Das sah gestern ganz schön böse aus…“ Sanft ruhte Zeros Blick auf mir. „Das ist schon wieder verheilt. Geht bei uns ganz schnell.“ Erleichtert atmete ich aus. War doch mal eine gute Nachricht. „Und…“, fiel mir dann noch ein, „was ist…mit deinem Blut?“ „Hmm“, meinte er langsam, „ich hab einfach noch…an ein paar Blutkonserven genuckelt…aber ich könnte noch eine vertragen.“, fügte er nachdenklich hinzu. „Hunger auf Frühstück, wie?“, sagte ich mit großen Augen, woraufhin er kurz lachte. „Sozusagen.“, stimmte er mit einem Glitzern in den Augen zu und ich musste lächeln. Auch wenn das alles ziemlich unglaublich war, genoss ich diesen Morgen mit Zero. War schon komisch… „Was ist los?“, fragte er plötzlich und ich sah ihn verwirrt an. „Du schaust mich schon wieder so an…“ Oh. Ich rang mir ein verlegenes Lächeln ab und wurde rot, während ich kopfschüttelnd den Blick senkte. Irgendwann würde mich das noch verraten… „Karyu…?“ Fragend drehte ich Zero den Kopf zu, und in diesem Moment brachte er mich völlig aus der Fassung: plötzlich hatte ich seine kühlen Lippen auf meinen und augenblicklich begann mein Herz zu rasen. Verwirrt erstarrte ich für einen kurzen Moment, verstand kaum, was los war. In kurzem Zögern legte ich meine Hände auf seine Schultern, aber schließlich wanderte eine Hand in seinen Nacken und ich zog Zero enger an mich. Sanft erwiderte ich den Kuss und spürte, wie die Hitze erneut in meine Wangen schoss. Zart bewegten sich seine Lippen gegen meine und er drückte mich zurück in die Kissen, während ich mit den Händen zu seinen Schulterblättern strich. Längst hatte ich die Augen geschlossen und fühlte mich wie in einem Traum. Leise seufzte ich auf, als Zeros Finger ihren Weg unter meinen dünnen Pullover fanden und über meine warme Haut streichelten. Fast blieb mein Herz stehen, als seine Zungenspitze kaum spürbar über meine Unterlippe strich. Doch langsam öffnete ich meine Lippen einen Spalt breit, durch den sich Zeros Zunge sofort stahl und meine anstupste, mich herausforderte. Ich stieg mit ein, ließ mich nicht lange bitten und begann, zuerst unsicher, seine Zunge zu massieren. Immer leidenschaftlicher wurde unser Kuss und meine Unsicherheit schwand langsam. Es war so unglaublich, dass er mich von sich aus geküsst hatte! Hoffnung regte sich in mir und ich wollte, dass er wusste, was ich fühlte. Widerwillig löste ich den Kuss und sah Zero in den Augen. Noch immer hämmerte mein Herz wild gegen meinen Brustkorb und meine Finger spielten mit einer seiner schwarzen Haarsträhnen, während ich meinen Mut zusammen nahm. „Ich liebe dich, Zero…“ Mehr als ein Flüstern bekam ich nicht zustande. Als er nichts erwiderte, sondern mich nur musterte, schaute ich beiseite. Ich hatte es ja befürchtet… Meine Finger entließen seine Haarsträhne und ich wanderte mit der Hand über seinen Arm, mit dem er sich neben mir abstützte. Ich wurde noch röter, als mir klar wurde, dass ich mich gerade vollends zum Deppen gemacht hatte. Dass ich aber auch immer so vorschnell sein musste… Leicht verzweifelt schloss ich die Augen und hörte meinen eigenen, lauten Herzschlag, doch dann spürte ich Zeros kühle Finger an meiner Wange. „Karyu, sieh mich an“, bat er mich sanft und ich öffnete meine Augen wieder, erwiderte zögernd seinen Blick. Aber ich konnte nicht sagen, was in ihm vorging. Zeros Blick war unergründlich wie eh und je. Langsam näherte er sich wieder meinen Lippen. „Ich liebe dich auch, hörst du?“ Für einen Moment setzte mein Herz aus und ich musste schlucken. „W-wirklich?“ Doch anstatt zu antworten, lächelte Zero leicht und strich hauchzart mit den Lippen von meinem Kinn über den Mundwinkel zu meinem Mund und küsste mich sanft. Eine leichte Berührung, die mir aber schon einen warmen Schauer über den Rücken jagte. Ich zögerte nicht mehr lange und sofort legte sich meine Hand in Zeros Nacken, wo ich begann, ihn leicht zu kraulen. Es schien ihm auch zu gefallen, dem wohligen Brummen nach zu urteilen, das er von sich gab. Zufrieden öffnete ich meine Lippen und konnte auch gleich Zeros Zunge empfangen. Ich seufzte glücklich in den Kuss und fuhr mit den Händen langsam über seine Schultern zu seinem Rücken, wo meine Finger sich unter sein T-Shirt stahlen. Ich wollte die kühle, weiche Haut nicht nur berühren, sondern sie auch sehen, weshalb ich begann, an dem dünnen Stück Stoff zu zupfen. Zero verstand und richtete sich auf, wobei ich mit aller Macht ein Keuchen unterdrücken musste, als er dabei sein Gewicht auf meine Hüfte verlagerte, seine Zärtlichkeiten waren an mir nicht spurlos vorbei gegangen. Nachdem er sich das Shirt ausgezogen hatte, musterte ich die helle Haut und strich mit den Fingern über seinen makellosen Oberkörper. Doch bevor ich Zero wieder zu mir ziehen konnte, fuhr er mit den Händen unter meinen Pullover und schob ihn höher, um ihn mir auszuziehen. Leise raschelnd landete er auf dem Boden und kurz schaute Zero mich an, doch ich zog ihn näher an mich und küsste ihn. Süchtig nach seinen Küssen drängten sich meine Lippen gegen seine, während ich mit den Händen erkundend über seine muskulöse Brust strich und sich meine Augen langsam schlossen. Auch wenn es nur ein Kuss war, genoss ich ihn so sehr. Eben weil es Zero war, der mir so nahe war. Aber in diesem Moment löste er sich von mir und ich spürte seine Lippen an meinem Hals, wo sie sanfte Küsse auf meiner Haut verteilten. Eine gewisse Nervosität erfasste mich, als aus den Küssen plötzlich leichte Bisse wurden. Meine Hand verirrte sich in Zeros dunklen Haaren und ich verkrampfte unwillkürlich, als ich seine dunkle Stimme hörte. „Du weißt gar nicht wie verlockend du bist…“, wisperte er und ich öffnete meine Augen, erwiderte seinen verführerischen Blick, mit dem er mich von unten her ansah. Mein Herz, falls überhaupt noch möglich schlug nun doppelt so schnell als zuvor und ein heißer Schauer durchfuhr mich. Zero brachte mich schon jetzt fast um den Verstand. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, leckte er über die geröteten Stellen und ich seufzte auf, schlang dann die Arme um ihn und drückte ihn enger an mich, während seine Lippen sich wieder fordernd auf meine legten. Kaum spürbar wanderten seine Finger meine Seiten entlang zu meiner Hose und öffneten sie, zogen mir langsam den Stoff von meiner Hüfte. Erst jetzt, in diesem Moment, wurde mir klar, was Zero wollte, was seine Absicht war. Erneut schlug mein Herz schneller gegen meinen Brustkorb, so dass ich befürchtete, die Luft bliebe mir weg. Doch ich hatte mich schon so lange nach seiner Nähe gesehnt, hatte mir so sehr seine Berührungen auf meiner Haut gewünscht, dass ich nun keineswegs aufhören wollte. Ich hob meine Hüfte leicht an, damit er mir die Hose besser ausziehen konnte und machte mich dann meinerseits daran, mit zitternden Händen, den Knopf seiner dunklen Jeans zu öffnen und sie so weit es ging hinunterzuschieben. Nachdem auch dieses Kleidungsstück auf dem Boden seinen Platz gefunden hatte, widmete Zero sich wieder meinem Hals, dessen Haut er mit Zunge und Zähnen reizte. Keuchend drehte ich den Kopf um ihm mehr Platz zu lassen und strich mit meinen rauen Händen über seinen muskulösen Körper, was ihn leise schnurren ließ. Eine Weile fuhren wir mit diesen Liebkosungen fort, ohne dass wir weiter gingen, die nächste Grenze überschritten. Aber in einem Moment des Begehrens nahm mein Verlangen überhand und ich schlang ein Bein um Zeros Hüfte, presste ihn eng an mich. Diese Aktion entlockte ihm ein heißes Keuchen und ich konnte deutlich durch den Stoff unserer dünnen Shorts’ seine Erregung an meiner spüren. Leicht musste ich grinsen, sog dann aber scharf die Luft ein, als Zeros Finger sich in meine Shorts stahlen, und er mich zart küsste. Ich erwiderte seinen Blick, während er mir den Stoff von den Hüften schob und wisperte leise seinen Namen. Ich wollte nur seine nackte Haut auf meiner spüren und versuchte, ein verlangendes, erwartungsvolles Stöhnen zu unterdrücken, als Zero mir den unausgesprochenen Wunsch erfüllte und sich wieder auf mich legte, mir so nahe war, dass er mir die Sinne raubte. Seine Haut, vor einiger Zeit noch kühl, fühlte sich nun viel wärmer an auf meiner und gierig nach jedem Zentimeter strich ich mit den Händen darüber, während ich meine Beine anwinkelte und seine Erregung an meinem Unterleib spüren konnte. Zero ließ ein leises Keuchen zu hören und ich legte meine Hand an seine Wange um ihn zu mir zu ziehen. Leidenschaftlich küsste ich ihn, ließ ihn so wissen, dass ich weiter gehen wollte. Langsam löste er den Kuss und richtete sich etwas auf um mir in die Augen zu schauen. „Zero…“, kam es leise über meine Lippen und ich streichelte sanft über seine Wange, während ich seinen Blick erwiderte. Ich fühlte seine raue Hand meine Seite hinunter wandern zu meiner Hüfte und schließlich über die Innenseite meines Oberschenkels. Unbewusst sanken meine Arme hinab auf die Bettdecke und ich keuchte laut auf, als sich plötzlich ein Finger in mich schob. Es folgte wenig später ein zweiter, und er begann mich vorsichtig zu weiten, weshalb ich mich etwas verkrampfte, doch ich spürte Zeros heißen Atem von meinem Hals näher zu meinem Mund kommen und er nagte leicht an meiner Unterlippe, während meine Hand sich in seiner schwarzen Mähne verkrallte. Unwillkürlich reckte ich mich seinen Fingern entgegen und konnte spüren, wie sich seine Lippen an meinen zu einem seichten Grinsen verzogen, bevor er sie mir wieder entzog und sich von mir löste, doch er wanderte mit dem Kopf etwas tiefer und ich zuckte leicht zusammen, als er zarte Küsse auf meiner Brust verteilte. Erneut wisperte ich, diesmal heiser, seinen Namen und er hob den Kopf, verschaffte sich mehr Platz, indem er meine Beine etwas weiter auseinanderdrückte. Ein heißes Kribbeln durchfuhr mich und ich konnte ein leises, ersticktes, dabei erwartungsvolles Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Ich wollte Zero endlich in mir spüren und wieder kam er meinem offensichtlichen Verlangen nach, und drang langsam in mich ein. Ein erregtes Stöhnen konnte ich nun nicht mehr unterdrücken und meine Hände krallten sich in seinen Rücken, als ein schmerzhaftes Ziehen durch meinen Unterleib fuhr, doch ich konnte nicht sagen, wo der Schmerz endete und die Lust begann. Keuchend beugte sich Zero über mich und ich erwiderte seinen Blick mit glasigen Augen. „Alles okay?“, wollte er wissen und ich brachte nur ein Nicken zustande, während ich versuchte, das Atmen nicht zu vergessen. Sanft küsste er mich kurz und begann, sich in mir zu bewegen, wobei ich vergeblich versuchte, weitere erstickte, lustgetränkte Laute zu unterdrücken. Zero zog sich etwas aus mir zurück, um dann wieder in mich zu stoßen. Schon bald wurden seine Bewegungen schneller und stärker, da ich mich rasch an ihn gewöhnt hatte. Meine Fingernägel schnitten sich in die helle Haut des Vampirs, was ihn leise knurren ließ, und mein Körper bäumte sich unfreiwillig auf, als Zero den Punkt in mir traf, der mir einen zusätzlichen Rausch verpasste. Stöhnend konnte ich mich kaum noch beherrschen und hätte mich selbst dafür schlagen können, dass ich Zero meine ungehaltenen Emotionen und Gefühle entgegen schleuderte, doch ich konnte einfach nicht anders, da er mich einfach um den Verstand brachte. Seine dunklen Haare kitzelten bei jedem Stoß über meine Schulter, aber dann spürte ich sie an meiner Wange, als er sich leicht aufrichtete. Zwischen Keuchen und Stöhnen schlang ich fordernd meine Beine um Zeros Hüfte, wollte ihn intensiver und noch tiefer in mir spüren. Gleichzeitig stöhnten wir auf und ich krallte mich regelrecht in seinem Rücken fest, was ihn allerdings nicht weiter zu stören schien. Plötzlich fühlte ich seine erhitzten Lippen, wie sie meine mit zarten Küssen liebkosten und ich erwiderte sie sanft, während er sich weiterhin hart in mich trieb. Doch ich merkte, wie ich nicht mehr lange an mich halten konnte, da Zero immer wieder meinen Lustpunkt traf und für kurze Zeit meine Welt in Weiß getaucht wurde, wobei mein Körper jedes Mal heftig erzitterte. „Aaaah~ Zero…!“, stöhnte ich erregt und warf den Kopf in den Nacken, in dem Wissen, dass ich kurz vor meiner Erlösung stand. Auch Zero erging es nicht anders, und als ich plötzlich seine heiße Flüssigkeit in mir spürte, meinen heiser gestöhnten Namen hörte, konnte ich ebenfalls nicht mehr an mich halten und bog schreiend meinen Rücken durch, bevor ich endlich meinen Höhepunkt erreichte und mich heftig zwischen uns ergoss. Mit geschlossenen Augen rang ich um Luft und genoss die Wellen der abklingenden Sensation, fühlte Zeros beschleunigten, heißen Atem an meiner Halsbeuge. Er war etwas auf mich herab gesunken und ich strich mit der Hand über seinen Rücken hoch zu seinem Nacken, den ich sanft kraulte, während ich schwer atmend versuchte, zu realisieren, zu verstehen, was da gerade passiert war. Ich war kurz der Meinung, dass dies alles nur ein Traum war und ich gleich allein in einem dunklen Zimmer aufwachen würde, ohne Zero. Ein leises, wohliges Brummen war zu hören und ich musste erschöpft lächeln, bevor er wenig später seinen Kopf hob und mir einen Kuss auf die trockenen Lippen gab, den ich sofort erwiderte. Schließlich legte Zero sich neben mich und ich legte einen Arm um seine Brust, während ich ihn anschaute. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, das ich glücklich erwiderte, woraufhin ich mich an ihn kuschelte und entkräftet die Augen schloss, während ich Zeros Finger auf meiner warmen Haut fühlte, wie sie immer wieder meinen Arm hinauf und hinunter strichen. Leise wisperte ich seinen Namen und merkte, wie sich die Müdigkeit wie ein schwerer Schleier über mich legte, bevor ich schließlich zufrieden an Zeros Seite einschlummerte. --- Das nächste chap wird vorerst das letzte sein uú Als kleiner 'Spoiler' mal der Kapitel-Titel: "Not being together? - Being together forever!" Es wird jetzt auch nicht wirklich ein Happy End geben...eher ein Open-End xD Dass ihr Bescheid wisst^^ Chuuu~~~ Kapitel 9: Not being together? - Being together forever! -------------------------------------------------------- Last chapter... --- Ich wage es nicht, wage es nicht zu schreiben: wenn du stirbst. -Pablo Neruda, Die Tote- --- Später am Tag, als ich wieder zu mir kam, lag Zero nicht mehr neben mir. Etwas verwirrt setzte ich mich langsam auf. Vielleicht war er ja unten? Vorsichtig kletterte ich aus dem Bett, wobei der befürchtete Schmerz schwächer als erwartet war und ich klaubte mir erleichtert ein paar Klamotten zusammen, bevor ich ins Bad ging um zu duschen. Mir war seltsam ruhig zumute, weshalb ich mich kurz über mich selbst wunderte. Immerhin hatte ich mit Zero geschlafen! Bei diesem Gedanken flammten augenblicklich die Bilder vor meinem geistigen Auge auf und ich musste grinsen. Doch wie würde es nun weitergehen? Mit klopfendem Herzen ging ich wenig später hinunter und fand Zero in der Küche. Er stand mitten im Raum, mir den Rücken zugewandt, doch dann drehte er sich langsam zu mir um. In Zeros Blick lag etwas, dass mir Angst machte. Nicht um mein Leben, nein, aber um unser Verhältnis zueinander. Zero sah mich entschuldigend, traurig, beinahe verletzt an, auch wenn er versuchte, es nicht zu zeigen. „Es tut mir leid…aber wir können nicht zusammen sein“, sagte er leise und ich sah ihn verständnislos mit großen Augen an. Daher wehte der Wind…“Du bist ein Mensch! Und ich ein Vampir. Das ist viel zu gefährlich. Eigentlich dürfte ich dich sowieso nicht hier haben…“, fügte er hinzu, wandte den Blick nicht von mir ab. Ungläubig starrte ich Zero an. „Das fällt dir jetzt ein?!“ Er senkte den Blick und erwiderte nichts. „Zero, du hast gesagt…du liebst mich“, erinnerte ich ihn mit verletzter Stimme, doch er seufzte nur und drehte sich um, holte eine Tasse aus dem Schrank. „Ich weiß…“, erwiderte er schließlich. „Und ich habe das auch ernst gemeint…“ Mein Herz wurde schwer. Dass er mir versicherte, dass er mich wirklich liebte, beruhigte mich eher weniger, denn er war ja der Meinung, dass wir nicht zusammen sein konnten. Ich schluckte und löste mich langsam aus meiner Starre. Erst ließ ich ihn so nah an mich ran und dann stieß er mich einfach so von sich?! Ich fühlte Enttäuschung und Wut in mir aufsteigen und wandte mich verletzt ab. Wenn mein Leben schon dabei war, sich selbst zu schrotten, konnte ich ihm auch gleich dabei helfen und mit dem Rest meiner Band sprechen um alles zu klären. In diesem Moment hatte ich mich klar entschieden, was ich tun würde. Die Antwort, die Konsequenz ihres Handelns war mir schon lange insgeheim bewusst gewesen… Nun würde ich das letzte Licht, dass mein Dasein erhellte, löschen. Zero rief mir nicht hinterher, als ich wieder nach oben verschwand um zu telefonieren. Ich erreichte die beiden sofort und sagte ihnen nicht viel. Nur dass ich sie so schnell wie möglich im Probenraum sehen wollte, da wir noch über die Sache mit ihrer ‚Arbeit’ reden mussten. Erstaunlicherweise waren beide dafür, dass wir uns doch am besten noch am gleichen Tag treffen sollten und ich willigte ein. Einige Minuten stand ich in meinem Zimmer rum und überlegte, was ich nun zu Zero sagen sollte. Wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte…und vor allem, wie ich die Sache nun am besten über die Bühne brachte… Unschlüssig starrte ich aus dem Fenster in die winterliche Gegend und ging irgendwann seufzend runter, die Anderen würden sonst noch warten… Nachdem ich mir im Flur langsam meinen Mantel angezogen hatte, suchte ich Zero auf, der noch immer in der Küche war. Ich versuchte, ihn möglichst ausdruckslos anzuschauen, während ich mit ihm redete. „Ich treff mich jetzt mit den Anderen im Probenraum, du solltest vielleicht mitkommen, denn ich hab mich entschieden, was die Band angeht. Das leg ich nicht in ihre Hände. Also, wenn es dich interessiert…“ Ich senkte Blick, musste daran denken, dass Zero es vielleicht schon wusste. Er hätte ja meine Gedanken lesen können… Aus dem Augenwinkel sah ich nur sein Nicken und er stand auf, sagte nichts, sondern zog sich schweigend an. Die Fahrt in die Stadt war schrecklich. Wir wechselten kein Wort miteinander, schwiegen uns an. Ich konnte dieses Schweigen fast mit den Händen greifen, so schwer war es. Die ganze Zeit über starrte ich aus dem Fenster und bekam kaum mit, was ich eigentlich sah. Da saß der Mann, den ich liebte, Vampir hin oder her, neben mir und ich wusste, dass er das gleiche für mich fühlte – und wir zogen so was ab. Wir verletzten uns gegenseitig. Jedenfalls tat diese Situation weh. Und für Zero schien es bereits klar zu sein und festzustehen, dass er mit mir nicht zusammen sein wollte. Dann konnte ich demnächst ja ausziehen, schließlich musste ich mir das nicht antun: täglich in seiner Nähe sein, das tat weh mit dem Wissen, dass er mich abwies. Natürlich hatte er seine Gründe, aber zählte meine Meinung, meine Gefühle denn gar nichts? Er tat mir damit doch nur noch mehr weh als irgendwie anders möglich… Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als der Wagen plötzlich anhielt und ich schreckte auf, sah mich verwirrt um. Wir waren da. Langsam stieg ich aus und wartete nicht auf Zero, während ich zum Eingang ging, vor dem die Anderen standen. Ich nickte ihnen nur zu und schloss die Tür auf, schließlich musste man ja nicht hier draußen klären, was wir eben zu klären hatten – obwohl es da nicht mehr viel zu sagen gab. Ich spürte, wie sich die beiden einen verwirrten Blick zuwarfen, doch das kümmerte mich wenig. Irgendwie hatte ich langsam das Gefühl, eher den Verdacht, dass sich eine gewisse Starre auf mich gelegt hatte. Ich war wie in Trance, mein ganzes Inneres fühlte sich taub an. Vielleicht nannte man so was einen Schockzustand? Leicht schüttelte ich den Kopf um diesen frei zu kriegen. Für einen solchen Zustand dachte ich definitiv noch zu viel nach… Ich ließ mich auf das Sofa fallen, während Zero sich wie des Öfteren an die Wand mir gegenüber lehnte und mein Vocal setzte sich neugierig ans andere Ende des Sofas. „Also, was gibt’s so Dringendes?“, wollte mein Drummer wissen, der sich einfach vor mich stellte. Kurz sah ich die Drei an. Mir war gerade nicht nach Sentimentalitäten zumute, weshalb ich den Blick nicht lange über sie schweifen ließ. Wenn man es genau nahm, kannte ich sie eh noch nicht lange, ein paar Monate nur. Und nicht mal erfolgreich waren wir gewesen… „Tja um es kurz zu machen…kein Interview, keine Proben mehr und vor allem keine Band mehr“, sagte ich mit einer Stimme, die nicht mir zu gehören schien. Ich wunderte mich selbst über den geringen Ausdruck in ihr. Ich merkte, wie Zero mich skeptisch ansah. Hatte er es wohl doch noch nicht in meinen Gedanken gelesen? Die beiden Anderen starrten mich ungläubig an. „Warum willst du auf einmal so schnell aufgeben?“ Ich wandte mich an meinen Vocal. „Aufgeben? Hm, so hab ich das noch nicht gesehen. Ich nenn es eher Schutz. Oder Vorsicht, wie auch immer. Kriegt nämlich irgendwer raus, was ihr beide so in eurer Freizeit treibt, sind wir alle dran, das ist euch doch klar, oder?“, wollte ich wissen, woraufhin Schweigen herrschte. Sie wussten es. „Okay, na dann könnt ihr meine Entscheidung ja nachvollziehen. Schließlich wollt ihr euch ja auch nichts anderes suchen…“ Zögernd nickten Vocal und Drummer. „Und das…war’s jetzt so einfach?“, fragte mein Sänger und ich stand langsam auf. „Sieht so aus“, erwiderte ich leise und sah kurz unseren Drummer an. „Du solltest dann demnächst dein Drum-Set hier rausschaffen. Ich werde den Schlüssel für diesen Raum bald wieder zurück geben.“ Wieder ein Nicken. Ich ging zu meiner eingepackten E-Gitarre und strich darüber. Aus, vorbei. Tschüss, Traum. „Dann könnt ihr jetzt gehen“, murmelte ich und drehte mich zu den Dreien um. Ich hatte keine Ahnung, was ich für ein Gesicht machte. Ich konnte es nicht sagen. „Macht’s gut. Ich wünsch euch was…“, fügte ich hinzu und mein Vocal kam auf mich zu, drückte mich kurz. „Es tut mir leid“, sagte er leise und nickte mir zu, bevor er sich auch von den Anderen verabschiedete. Wieder diese Worte, wurde mir plötzlich bewusst. Sie halfen gar nichts. Als mein Drummer den Mund aufmachte, schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nichts mehr hören. Er verstand und klopfte mir entschuldigend auf die Schulter, während sein trauriger Blick kurz auf mir weilte und dann war auch er weg. Langsam ging ich an Zero vorbei zur Tür und machte das Licht aus. Meine Gitarre würde ich vielleicht später mitnehmen. Ich drehte mich nicht um. Es war zeitgleich wie ein Abschied von Zero. Er sagte nichts. Und kurz bevor der Vampir mich brutal mit sich riss, kam mir der Gedanke, dass ich doch eigentlich nicht genug gekämpft hatte. Hatte ich das überhaupt getan? Ich hatte weder um meine Liebe noch um meinen großen Traum gekämpft. Ja, ich hatte aufgegeben. Zeros POV Für einen Moment hatte ich nicht aufgepasst. Nur einen kleinen Moment. Ich war verwirrt gewesen. Karyu hatte mich durcheinander gebracht. Doch bevor ich ihn zurückhalten und fragen konnte, was das sollte, geschah etwas, dass mich zutiefst erschütterte: plötzlich, nachdem Karyu das Licht ausgeschaltet hatte, prallte etwas gegen ihn, riss ihn blitzschnell mit sich zurück in den Raum. Und genau vor meinen Augen passierte das, was ich nie hatte geschehen lassen wollen. Schlimmer als der Tod… Sobald sich die scharfen, spitzen Zähne in Karyus weiches Fleisch schlugen und das Blut aus seiner Halsschlagader quoll, ging sein schmerzerfüllter Schrei in meinem hasserfüllten Knurren unter. Ich stürzte mich, endlich aus meiner fassungslosen Trance gelöst, auf den anderen Vampir. „Ryuichi!“ Ein dumpfer Laut war zu hören, als ich mich gegen ihn warf, sodass er von Karyu ablassen musste, und schleuderte ihn gegen das Fenster, das unter dem Druck brach. Glas splitterte und der Vampir verschwand krachend aus dem Raum. Mein Blick fiel auf Karyu, der sich noch kurz mit glasigen Augen auf den Beinen halten konnte, während die Glassplitter um uns herum zu Boden stoben. Fast wie in Zeitlupe konnte ich sehen, wie er einknickte und ein erstickter Laut kam über seine geöffneten Lippen, während das Blut aus seinem Hals bereits über seine Hand tropfte. „KARYU!!“, schrie ich, als sein Körper erschlaffte, fing ihn gerade noch rechtzeitig auf, bevor er auf den Boden prallte. Ich sah in seine leicht geöffneten Augen, seinen blutverschmierten Hals und konnte nicht fassen, was geschehen war. Warum hatte Ryuichi das getan? Er musste gewusst haben, dass ich hier war und verhindern konnte, dass er Karyu umbrachte – denn das war ja bereits gestern seine Absicht gewesen. Schnell hob und senkte sich Karyus Brust, in einem unregelmäßigen Takt. Verzweifelt schlang ich meine Arme um ihn und sank mit ihm auf die Erde. Seine Haut wurde langsam kälter…fest schloss ich ihn die Arme, und flüsterte immer wieder seinen Namen. „Es tut mir leid…es tut mir so leid…Karyu…“ Ich wusste, dass er nicht im Sterben lag. Ihn erwartete Schlimmeres. Die Ewigkeit. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, wie lange ich mit Karyu in den Armen auf dem Boden kniete. Es müssen Stunden gewesen sein. Doch plötzlich konnte ich die Veränderung spüren. Wie ein letztes Mal sein Herz schlug. Ich hob den Kopf, schaute ihn an, wollte in seine Augen sehen, doch sie waren geschlossen. Dann tat er seinen letzten Atemzug. Und es wurde still. Unglaublich still. Und kalt. Jegliche Wärme war aus seinem Körper gewichen. Die nächsten Minuten, die kamen, wandte ich den Blick nicht von seinem Gesicht. Es war blass. So blass… Ich sah Karyu an. Und er öffnete langsam seine Augen. Das geschah im Jahre 1997. Und heute haben wir den 09.09.1999. Zero und ich hatten uns entschieden, eine eigene Band zu gründen. Wir wollten es noch mal mit der Musik versuchen. Wir wollten sie nicht aufgeben. Wir wollten unseren Traum nicht aufgeben. --- tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)