When two become three von einfach_Antonia ================================================================================ Prolog: Different ----------------- When two become three Prolog: Different Mit sanfter Musik wurde er geweckt. Lächelnd atmete er ruhig aus und streckte sich. Er gähnte herzhaft, drehte sich um und schaltete den Wecker aus. Es war sieben Uhr und Will stand in aller Ruhe auf. Er schnappte sich seine Klamotten und ging barfuss über den beheizten Boden in sein eigenes kleines Badezimmer mit Badewanne und Dusche. Er hatte alle Zeit der Welt, er hatte keine Verpflichtungen. Will musste nur aufstehen, frühstücken und zur Schule fahren. Während er sich fertig machte blickte er in den Spiegel. Blickte seine blonden Haare an und sah sich selbst in die blauen Augen. Er sah ausgeruht aus. Es war kein Wunder, er ging jeden Abend rechtzeitig ins Bett und schlief lange genug. Während er sich seine Tasche nahm und runter ins Esszimmer ging dachte er über sein Leben nach. Sein Leben war so ziemlich perfekt. Er war ein Einzelkind und hatte ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Er war gut in der Schule und bekam alles was er wollte. „Guten Morgen, mein Schatz. Wie hast du geschlafen?“ William James Hastings blickte seine Mutter an und antwortete lächelnd: „Guten Morgen. Ich hab gut geschlafen, wie immer.“ Er lächelte seinen Dad an und setzte sich an den Tisch, dann begann er zu frühstücken. Während des Frühstückes unterhielten sich Will und seine Eltern über alles Mögliche. Um viertel vor Acht verabschiedete Will sich von seinen Eltern, nahm sich seine Schultasche und stieg in sein neues Auto. Seine Schule war nur fünf Minuten von seinem Zuhause entfernt. Lächelnd fuhr er zur Schule. Ja, sein Leben war perfekt. Will fuhr auf den Schulparkplatz und parkte sein Auto. Dort traf er auch auf seinen besten Freund Logan. „Hey Will, alles klar?“ „Morgen Logan, na klar und bei dir?“ „Immer doch“, antwortete Logan. Grinsend gingen sie zu ihren Spints und holten ihre Bücher. „Wir haben jetzt Englisch, oder?“, fragte Logan. „Ja, Logan. So wie immer.“ Logan und Will kannten sich seit dem Kindergarten und waren seitdem beste Freunde. Gemeinsam gingen sie zu ihrem Englischunterricht und setzten sich auf ihre Plätze. Nach und nach füllte sich der Klassenraum und um punkt Acht Uhr betrat ihr Englischlehrer den Raum und begann mit dem Unterricht. Will schlug sein Notizheft auf und sah nach vorn. Dabei bemerkte er, dass der Platz vor ihm leer war. Mit gerunzelter Stirn überlegte er wer dort für gewöhnlich saß. Irgendein Mädchen… Mit braunen, langen Haaren. Mit einem lauten Geräusch wurde die Tür aufgestoßen und eben besagtes Mädchen trat ein. Sie keuchte und war verschwitzt und ihre rechte Wange war stark gerötet. Wie war doch gleich ihr Name? Katy… Kate… Nein… Kenny. Genau, sie hieß Kenny. Und das als Mädchen. Will rümpfte die Nase. Kenny sah immer ein wenig müde und gestresst aus. So als würde sie viel zu tun haben. „Tut mir Leid, Sir. Ich…“ Kenny atmete einmal tief durch und begann dann von vorne. „Ich hatte einige Probleme zuhause. Es tut mir wirklich leid, Sir…“ Probleme Zuhause? Will blickte wieder auf seine Notizen. Erst kam sie zu spät und dann auch noch mit so einer plumpen Entschuldigung. Aber was interessierte ihn das, er hatte besseres zu tun als sich um seine Mitschüler zu kümmern. „Ist schon in Ordnung, Kenny. Setz dich“, sagte ihr Lehrer und fuhr mit dem Unterricht fort. Will beobachtete wie Kenny dem Lehrer einen dankbaren Blick zuwarf und sich dann auf ihren Platz setzte. Ihre Klassenkameraden würdigte sie mit keinem Blick. Will unterdrückte ein Seufzen, es gab schon komische Leute in seinem Jahrgang. Das nervtötende Piepsen ihres Weckers holte sie unsanft aus dem Schlaf. Stöhnend drehte Kenny sich um und schaltete den Wecker aus. In rot leuchtenden Ziffern stand dort: 5 Uhr 30. Wieder einmal stöhnend fuhr sie sich mit beiden Händen über das Gesicht. Wie gerne würde sie länger liegen bleiben, doch das konnte sie sich nicht leisten. Sie schlug die Decke zurück und stand auf. Ihre nackten Füße machten tapsende Geräusche auf dem kalten Fußboden. Jede andere 17-Jährige wäre um diese Uhrzeit noch im Halbschlaf. Doch Kenny nicht. Sie war es gewohnt um halb sechs aufzustehen. Ehe sie sich ins Badezimmer begab ging sie schnellen Schrittes die Treppe hinunter. Bereits auf halbem Wege hörte sie den Fernseher. Sie stöhnte. Wie hätte es auch anders sein können. Am Fuß der Treppe stieß sie einige Bierflaschen um, die polternd über den Fußboden rollten. Kenny fluchte. Sie trat ins Wohnzimmer und fand ihren Vater. Er saß in seinem Sessel, im Fernseher lief irgendein Shoppingsender, in seiner Hand eine halbvolle Flasche Bier und um ihn herum standen mindestens ein dutzend leere Bierflaschen… Und so manches andere. Ein trauriger Glanz trat in Kennys Augen als sie zu ihrem Vater trat. „Hey Dad. Komm, ich bring dich ins Bett“, sagte sie und stemmte ihren halbwachen Vater hoch. „Lee? Bist du das?“, leierte John. Kendra Marie Rivers seufzte tief. Es war jeden Morgen dasselbe Spiel. „Nein, Dad. Ich bins Kendra“, antwortete sie. „Ah, Kenny… Ich dachte, deine gottverdammte Mutter sei wieder da… Aber das bist nur du…“ “Ja, Dad. Nur ich“, murmelte Kenny und führte ihren Vater zur Treppe. Kenny trug ihren Vater mehr als das er selbst ging. Er bekam seine Füße kaum vom Boden und stieß durchgehend gegen die leeren Flaschen. „Weißt du Kenny, ich wollte euch nie haben… Ich wollte immer Jungs… Und was hab ich bekommen?“ Kenny biss die Zähne zusammen. „Mädchen“, knurrte sie, während sie ihren Dad die Treppe hoch hievte. „Genau, nur Mädchen. Gottverdammte Drecksgören. Eure Mutter hätte euch abtreiben sollen!“ Ihr Vater schrie. „Halt die Klappe, Dad. Die Kleinen schlafen noch!“ „Die Kleinen interessieren mich einen Dreck!“ Endlich hatten sie es geschafft. Sie hatten das Schlafzimmer erreicht. Mit einem lauten Ächzen ließ John Rivers sich auf sein Bett fallen. Kenny machte sich schon lange nicht mehr die Mühe ihrem Vater die Schuhe auszuziehen und ihn zu zudecken. Es brachte ja doch nichts. Sie drehte sich um und schloss die Tür hinter sich. Mit schnellen Schritten ging sie in das einzige Badezimmer des Hauses und machte sich hastig fertig. Waschen, Haare kämen und anziehen. Für mehr blieb keine Zeit. Kenny war nicht wie andere Mädchen, aber so wollte sie auch gar nicht sein. Während sie sich daran machte die leeren Flaschen wegzuräumen dachte sie über ihr Leben nach. Sie war 17 Jahre alt und lebte mit ihren beiden kleinen Schwester bei ihrem alkoholabhängigen Vater, der sich nicht einen Deut um seine Töchter kümmerte. Ihre Mum hatte sie kurz nach der Geburt ihrer jüngsten Schwester verlassen und sich seitdem nicht wieder gemeldet. Zehn Jahre war das jetzt her, zehn Jahre in denen sich ihr Vater jeden Tag betrank. Zehn Jahre und an jedem einzelnen Tag hatte Kenny die Mutterrolle übernommen. Sie hatte keine Kindheit und keine wirklich Jugend gehabt. Sie hatte sich immer um ihre Schwestern gekümmert, hatte sie erzogen und ihnen Essen gekocht und das Haus geputzt. Hatte all die Aufgaben übernommen, die eigentlich ihr Vater hätte übernehmen sollen. Jeden Morgen stand sie um halb sechs auf, brachte ihren Vater in sein Zimmer und räumte das Wohnzimmer auf, dann machte sie Frühstück und weckte ihre Schwestern, brachte diese zur Schule und ging dann selbst in den Unterricht. Nach der Schule holte sie ihre jüngste Schwester aus der Schule und machte Mittagessen, machte mit den Schwestern Hausaufgaben und brachte sie dann zu ihren Nachmittagsbeschäftigungen. Sie selbst ging kellnern. Irgendwo musste das Geld ja herkommen. Abends holte sie ihre Schwestern wieder ab, machte Abendbrot und brachte die Kleine ins Bett. Danach ging sie wieder arbeiten. Oft arbeitete sie bis halb elf und war erst um elf wieder zuhause und dann wartete der Haushalt auf sie. Ihr Vater saß den ganzen Tag nur in seinem Sessel, sah Fernsehen und trank ein Bier nach dem Anderen. Oh ja, Kennys Leben war alles andere als perfekt. Um viertel vor Sieben war sie mit allem fertig. Das Wohnzimmer sah wieder in Ordnung aus und das Frühstück war auch fertig. Mit schnellen Schritten lief sie die Treppe hoch und ins Zimmer der Zweitältesten. „Aufstehen, Kyle! Es ist bald Sieben“, sagte sie und öffnete das Fenster ihrer Schwester. Kyle stöhnte. Sie war 14 und mitten in der Pubertät. „Wieso kann ich nicht wie jeder andere um sieben aufstehen?“ Kenny lächelte leicht. Das war typisch ihre Schwester, noch nicht ganz wach, aber schon am meckern. „Ich seh dich in einer Viertelstunde in der Küche“, sagte Kenny und wollte das Zimmer verlassen. „Hast du das Wohnzimmer wieder aufgeräumt?“, fragte Kyle und setzte sich auf. Kenny blieb ruckartig in der Tür stehen und antwortete nicht. „Wieso tust du das noch, Kenny? Ich bin alt genug und weiß was Dad den ganzen Tag treibt.“ Bedrückt blickte Kenny auf den Boden. „Du, Kyle. Aber Dru ist noch zu jung dafür. Ich will euch nur beschützen. Und jetzt mach dich fertig. Das Frühstück wartet.“ Kenny ging in das Zimmer ihrer jüngsten Schwester. „Guten Morgen, Süße. Zeit aufzustehen.“ Drusilla war zehn und ein aufgewecktes und fröhliches Mädchen. Sie bemerkte nichts von alldem was hier im Haus vor sich ging. „Guten Morgen, Kenny“, sagte sie fröhlich. „Zieh dich an, Dru, ja? Und komm dann runter in die Küche.“ „Ist in Ordnung.“ Kenny ging noch einmal in ihr Zimmer und blickte in den Spiegel. Sie kam selten vor ein Uhr Morgens ins Bett und um halb sechs stand sie wieder auf. Sie hatte Augenringe und man sah ihr an, dass sie viel Stress durchlebte. Kenny blickte sich selbst in die braunen Augen. Ihre Augen riefen geradezu, dass sie zu viel Stress, zu viel Verantwortung und zu wenig Schlaf bekam. Sie ging wieder in die Küche, anscheinend hatte sie länger vorm Spiegel gestanden als gedacht, denn ihre Schwestern saßen bereits am Tisch und frühstückten. „Wo ist Dad?“, fragte Dru. „Er schläft“, antwortete Kenny. „Warum schläft Dad so viel? Warum kümmert er sich nicht um uns?“, fragte die Jüngste weiter. „Ja, Kenny, warum kümmert sich Dad nicht um uns?“, fragte Kyle spitz. Kenny warf ihrer Schwester einen bösen Blick zu, dann sagte sie: „Hol deine Tasche und steig ins Auto, Dru. Es ist spät.“ „Aber…“, begann Dru. „Geh ins Auto!“ So Böse guckend wie sie konnte nahm Dru sich ihre Tasche und verließ das Haus. „Kenny!“ Kenny und Kyle blickten auf. Laut polternd kam John Rivers die Treppe hinunter gestolpert. „Geh ins Auto, Kyle“, sagte Kenny und drücke ihrer Schwester ihre Schultasche in den Arm. „Nein, ich bleib hier.“ „Kyle, bitte. Sei später aufmüpfig und geh jetzt ins Auto.“ „Kenny!“ Ihr Vater stand jetzt in der Küche. „Du dreckiges, kleines Miststück!“ „Geh verdammt noch mal ins Auto, Kyle!“, schrie Kenny und endlich setzte Kyle sich in Bewegung. „Okay, Dad. Es ist alles in Ordnung. Warum legst du dich nicht noch ein wenig schlafen?“, versuchte Kenny ihren Vater zu beruhigen. „Sag mir nicht was ich tun soll!“, schrie John und holte aus. Mit einem lauten Knall schlug John zu. Die Wucht des Schlages riss Kenny von den Füßen. Unsanft landete sie auf den Boden, und blickte ihren Vater geschockt an. Das war noch nie passiert. Er hatte sie zum aller ersten Mal geschlagen. „Verschwinde aus meinem Haus, du Schlampe!“ Mit Tränen in den Augen rappelte Kenny sich auf und lief schnell aus dem Haus und ins Auto. Ihre rechte Wange brannte wie Feuer und sie musste mit aller Macht gegen die Tränen ankämpfen. Ihre Schwestern durften nicht sehen, was passiert war. Schniefend setzte sie sich auf den Fahrersitz. Erwartungsvoll wurde sie von ihren Schwestern angesehen. „Was ist passiert?“, wollte Kyle wissen. „Nichts. Es ist alles in Ordnung.“ „Kenny!“ „Halt die Klappe, Kyle!“, schrie Kenny fast schon hysterisch und startete das Auto. Es herrschte eine unangenehme Stille in dem Auto, während Kenny ihre Schwestern zur Schule fuhr. Endlich erreichten sie Drus Schule. Kenny schluchzte noch einmal und drehte sich dann zu ihrer Schwester um und sagte: „Machs gut, Süße und sei brav. Ich hol dich nachher ab.“ „Bis nachher“, grinste Dru und stieg aus. Kenny warf einen Blick auf die Uhr. „Scheiße“, fluchte sie und startete das Auto neu. Es war bereits zehn vor Acht und Kenny musste Kyle noch wegbringen und selbst zur Schule fahren. Wo war die Zeit geblieben? Kenny fuhr so schnell sie konnte. „Was ist passiert?“, fragte Kyle. Ihre große Schwester warf ihr einen Blick zu. „Wir sind zu spät dran, das ist passiert“, antwortete sie. „Das meine ich nicht. Zuhause, die Sache mit Dad…“ „Gar nichts. Ich hab ihn wieder ins Bett gebracht und gut wars“, sagte Kenny und würdigte Kyle keines Blickes mehr. Um genau drei Minuten vor Acht erreichten sie Kyles Schule. „Beeil dich, dann schaffst du es noch“, sagte Kenny und sah ihre Schwester erwartungsvoll an. Kyle sah ihre Schwester noch einmal an, dann stieg sie vor Wut schnaubend aus dem Auto aus. Kenny seufzte und während sie wieder losfuhr hielt sie sich die rechte Wange. Der Schlag ihres Vaters tat noch immer weh, Kenny hatte nie damit gerechnet, dass ihr Vater eines Tages zu schlagen würde. Mit fünf Minuten Verspätung erreichte sie ihre Schule. Hastig warf sie sich ihre Tasche über und rannte zum Englischraum. Kenny klopfte nicht an, sondern stieß die Tür einfach auf und blickte ihren Englischlehrer verzeihend an. „Tut mir Leid, Sir. Ich…“, begann sie. Sie war ganz außer Atem und die brennende Wange trieb ihr immer wieder Tränen in die Augen. Kenny atmete einmal tief durch und begann dann von vorne. „Ich hatte einige Probleme zuhause. Es tut mir wirklich leid, Sir…“ Ihr Lehrer nickte und sagte: „Ist schon in Ordnung, Kenny. Setz dich.“ Dann fuhr er mit dem Unterricht fort. Tief durchatmend ging Kenny zu ihrem Platz. Aus dem Augenwinkel nahm sie den Jungen, der hinter ihr saß, wahr. Als sie sich setzte spürte sie seinen Blick in ihrem Nacken. Wieso glotzte er sie an? Sie kannten sich doch gar nicht. Kenny kannte ja noch nicht einmal seinen Namen. Sie wusste, dass sie einige Kurse zusammen hatten, doch mehr auch nicht. Ein Seufzen unterdrückend widmete Kenny ihre Aufmerksamkeit dem Unterricht. „Hey Ken, wieso warst du heute zu spät?“ Kenny blickte auf. Der Englischunterricht war beendet und die Schüler verließen den Klassenraum, um zu ihren Spints zu gehen. „Ich weiß auch nicht, irgendwie hat heute Morgen alles länger gedauert“, antwortete Kenny ihrer Freundin Megan. „Ist irgendwas passiert?“, fragte Megan. Kenny blickte ihre Freundin an. Megan war die Einzige, die wirklich Alles über Kennys Leben außerhalb der Schule wusste. „Nein, es ist alles in Ordnung. Ich bin wohl einfach nur müde.“ Plötzlich wurde Kenny von hinten angerempelt. Verwundert blickte sie sich um und sah David St. James. „Oh, das tut mir aber leid“, sagte er spöttisch. Kenny stöhnte. David hatte es seit der High School auf sie abgesehen, von Megan wusste sie, dass er auf sie stand und deswegen immer auf ihr rumhackte. Kenny reagierte nicht auf Davids Spott. Das hatte sie nicht nötig, sie hatte schon genug Probleme. Doch David hatte wohl eine Antwort erwartet, denn beleidigt fuhr er fort: „Warum warst du denn zu spät, Kenny? Musstest du wieder deinen besoffenen Vater zu Bett bringen?“ Wütend wirbelte Kenny herum und funkelte ihn an. „Halt bloß die Klappe, David. Du hast keine Ahnung wovon du redest“, zischte sie. Besorgt blickte Megan dem Schauspiel zu und legte Kenny beruhigend die Hand auf die Schulter. „Ach nein? Die ganze Schule weiß doch, dass dein Vater ein Säufer ist und sich nicht um seine Kinder kümmert“, sagte David aggressiv. Kennys Schultern bebten. Will, der zusammen mit Logan hinter David stand, zog erstaunt die Augenbrauen zusammen. So war das also. Ihr Vater war trunksüchtig und vernachlässigte seine Kinder, deswegen sah sie immer so gestresst und müde aus. Ohne lange nachzudenken sagte er: „Lass sie in Ruhe, David. Sie kann doch nichts dafür.“ Er meinte es gut, er wollte Kenny helfen. Kenny blickte ihn an. Der Junge, der in Englisch hinter ihr saß und sie diese Stunde beobachtet hatte. Was mischte er sich ein? „Halt dich da raus!“, schrie sie ihn an. Mittlerweile hatte sich eine große Menschenmasse um Kenny und die beiden Jungen gesammelt und auch die Lehrer wurden langsam aufmerksam. Beleidigt blickte Will Kenny an. „Ich wollte dir nur helfen“, begann er. „Ich brauche deine Hilfe nicht, klar?“, unterbrach Kenny ihn und funkelte ihn an. Eigentlich war sie nicht so leicht aus der Ruhe zubringen, doch wenn es um ihre Familie ging und sich irgendwer in Dinge einmischte, die ihn nichts angingen, konnte Kenny nicht ruhig bleiben. „Gut, dann leb doch weiter mit dem Spott der Anderen!“, schrie Will zurück. Irgendwo in Kenny brannte eine Sicherung durch. Genau wie ihr Vater heute Morgen holte sie aus und verpasste dem Jungen, dessen Namen sie nicht kannte, eine Ohrfeige. Sie war nicht halb so heftig wie Kenny es sich gewünscht hatte, doch es reichte aus um einen roten Abdruck auf seiner Wange zu hinterlassen. „Will Hastings und Kenny Rivers! Was geht hier vor sich?“ Ihr Englischlehrer trat aus seinem Klassenraum und sah die Teenager abwartend an. Die Jugendlichen waren viel zu geschockt um zu antworten. Will, weil er nicht glauben konnte, dass Kenny ihm eine Ohrfeige verpasst hatte und Kenny, weil sie nicht glauben konnte, dass sie wohl mehr von ihrem Vater geerbt hatte als die Augenfarbe. „Ich… Es… Will… Ich…“, stotterte sie leise. Sie hatte das nicht gewollt, das wollte sie Will sagen, doch die Worte kamen einfach nicht über ihre Lippen. „Ich warte!“, sagte der Lehrer mit Nachdruck in der Stimme, doch noch immer antwortete ihm keiner. Gleichzeitig blicken Kenny und Will auf. Blickten sich an. Braun zu Blau. Keiner sagte etwas… Stille Verzweiflung lag in Kennys Blick und Will war noch immer fassungslos. „Gut, ihr werdet beide Nachsitzen und zwar noch heute.“ „Was?“ Zeitgleich überwanden Will und Kenny ihre Fassungslosigkeit und starrten den Lehrer an. „Aber das geht nicht!“, rief Kenny. „Und wieso nicht?“ „Wegen meinen Schwestern. Ich muss sie doch nach der Schule abholen und… Bitte Sir, ich kann heute nicht nachsitzen“, erklärte Kenny panisch. Wenn sie länger in der Schule bleiben musste konnte sie Dru und Kyle nicht abholen und wenn sie das nicht tat, dann… „Das ist mir egal. Du wirst heute nachsitzen, zusammen mit Will und jetzt geht in den Unterricht. Ihr anderen auch!“ Mit diesen Worten drehte der Lehrer sich um und ging zurück in seinen Klassenraum. Langsam aber sicher, begann sich die Schülermasse aufzulösen. Nur Logan, Will, Kenny und Megan standen noch auf dem Gang. Nach nur kurzem Zögern zog Logan den noch immer fassungslosen Will mit sich. „Komm, Alter. Es bringt doch eh nichts“, sagte er. Als sie einige Meter von den Mädchen entfernt waren sagte Will: „Ich kann nicht fassen, dass ich wegen ihr nachsitzen muss. Ich wollte ihr doch nur helfen!“, regte Will sich auf und knallte die Tür seines Spints lautstark zu. „Kenny ist einfach nicht zu helfen. Sie… ist halt sehr selbstständig und lässt sich nicht gerne helfen.“ Will blickte Logan an. „Das klingt so als würdest du sie kennen“, sagte er. Logan zuckte mit den Achseln. „Meine Mum war mit ihrer Mum in derselben Schwangerschaftsgymnastikgruppe als sie mit meiner kleinen Schwester schwanger war. Kennys Mum war damals mit ihrer jüngsten Schwester schwanger, nach der Geburt ist sie einfach verschwunden und seitdem hat Kenny die Mutterrolle übernommen.“ “Ist es wahr, dass ihr Dad sich nicht um sie kümmert?“, fragte Will auf dem Weg zum nächsten Unterricht. Logan nickte. „Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nur das, was in der Schule rumerzählt wird, aber es stimmt wohl. Er soll wohl nur den ganzen Tag rum sitzen und sich betrinken, während Kenny ihre kleinen Schwestern großzieht und sich um den Haushalt kümmert.“ Will schwieg. Er hatte nicht gewusst, was für ein Leben dieses Mädchen führte. Sie hatte es wirklich nicht einfach. Da konnte er verstehen, dass sie so ausrastete bei diesem Thema. „Kenny, komm jetzt. Wir sind zu spät dran“, sagte Megan und zog Kenny hinter sich her. Das braunhaarige Mädchen war in stilles Grübeln übergegangen. Sie musste nachsitzen, was machte sie jetzt mit ihren Schwestern? „Meg, geh schon mal vor, ich muss noch was klären“, sagte Kenny hastig und drückte Megan ihre Tasche in den Arm und lief los. „Kenny! Du kannst doch nicht ständig zu spät kommen!“, rief Megan ihr hinter her. Doch Kenny war schon am Ende des Ganges abgebogen. Seufzend schulterte Megan Kennys Tasche und sah zu, dass sie in den Unterricht kam. Atemlos kam Kenny im Zimmer der Sekretärin an. „Guten Morgen, Miss Rivers. Sollten Sie nicht im Unterricht sitzen?“, fragte Mrs. Morgan lächelnd. Kenny lächelte zurück. Mrs. Morgan war zu allen Schülern freundlich und steckte jeden mit ihrer guten Laune an. „Guten Morgan, schon, aber ich muss heute Nachsitzen und muss erstmal klären wo meine Schwestern bleiben. Dürfte ich mal telefonieren?“, fragte Kenny lächelnd. „Nachsitzen? Was haben Sie angestellt?“ Mrs. Morgan stellte Kenny das Telefon hin und blickte das Mädchen fragend an. „Nichts schwerwiegendes“, antwortete Kenny während sie die Nummer ihrer Tante wählte. „Rivers“, ertönte es von der anderen Leitung. „Hallo, Tante Claire. Ich bins Kenny.“ „Kenny, bist du nicht in der Schule? Ist irgendwas passiert?“ Die Stimme ihrer Tante klang verwundert. „Doch, doch. Ich bin in der Schule und Zuhause ist auch alles in Ordnung, hör mal, du musst mir einen Gefallen tun“, erklärte Kenny. „Alles was du willst, Süße“, antwortete Claire. „Ich muss heute länger in der Schule bleiben. Könntest du Dru und Kyle von der Schule abholen und mit zu dir nehmen?“ „Ähm… Ja, na klar. Ich hab ja heute frei. Muss ich sie sonst noch irgendwo hinfahren?“ Kenny überlegte kurz. „Ja, Kyle hat um fünf Fußballtraining… Dru hat heute nichts weiter vor… Wenn ich in der Schule fertig bin, würd ich Dru dann bei dir abholen und vielleicht schaff ich es auch Kyle zum Training zu fahren“, sagte Kenny. „Mach alles in Ruhe, Kenny. Ich kümmere mich schon um deine Schwestern“, sagte Claire und Kenny hörte an ihrer Stimme, dass die Schwester ihres Vaters lächelte. „Vielen Dank, Tante Claire. Ich schulde dir was.“ „Das ist doch selbstverständlich, Kenny. Wir sehen uns dann heute Abend.“ „Bis dann.“ Erleichtert legte Kenny auf. Gut, das war geklärt. Ihre Schwestern waren in guten Händen. „Vielen Dank, Mrs. Morgan“, sagte Kenny und ging in ihren nächsten Unterricht. Kapitel 1: Kept in and much more -------------------------------- Kapitel 1: Kept in and much more „Bis Morgen dann, Kenny und viel Spaß beim Nachsitzen.“ Kenny warf ihrer besten Freundin einen bitterbösen Blick zu. „Sehr witzig, Megan. Wirklich sehr witzig“, murrte Kenny während sie ihren Notizblock aus ihrem Spint nahm und diesen zuschmiss. „Mach nicht so ein Gesicht, es ist nicht das erste Mal, das du Nachsitzen musst“, sagte Megan und grinste Kenny an. „Schon klar, Meg. Du findest es superwitzig und ich muss leiden.“ „Sei nicht so dramatisch, Kendra. Du wirst eine Stunde schon überleben, außerdem hat Mr. Miller heute Aufsicht beim Nachsitzen. Der ist eh nie im Klassenraum.“ Kenny seufzte tief. „Ich geh dann. Bis morgen.“ „Bis morgen, Ken.“ Noch immer grinsend verließ Megan das Schulgebäude und Kenny machte sich auf dem Weg zum Nachsitzen. Mit einem lauten Knall warf Will seine Spinttür zu. „Gereizt?“, fragte Logan grinsend. „Nein“, fuhr Will seinen Freund an. „Und wieso bist du dann so schlecht gelaunt?“ „Ich muss nachsitzen, nur weil ich mich für eine Schulkameradin eingesetzt hab.“ „Will wir sind auf der High School, hier ist jeder sich selbst der Nächste. Noch immer nicht verstanden, oh du gütiger Samariter?“ Will zog die Augenbrauen hoch. „Was hat deine Mutter dir ins Frühstück getan, Logan? Du bist ja noch ironischer als sonst“, sagte Will während er sich in Bewegung setzte. „Ich finds nur amüsant, dass du als Musterschüler schlecht hin auch endlich mal nachsitzen musst“, antwortete Logan. Will warf ihm einen böse Blick zu, aber dies überging Logan einfach. „Außerdem ist das Nachsitzen heute total easy. Mr. Miller hat Aufsicht, der guckt am Anfang und am Ende der Stunde rein, und ansonsten sitzt er im Lehrerzimmer und versucht sich an seinem Roman.“ „Dass du das weißt, zeigt mir, dass du eindeutig zu oft nachsitzt.“ Will und Logan blieben vorm Zimmer für das Nachsitzen stehen, in diesem Moment rauschte Kenny an ihnen vorbei. Mit einem bösen Blick zu Will, ging sie in den Klassenraum. Will seufzte tief und verdrehte genervt die Augen. Logan schlug ihm noch einmal auf die Schulter und sagte grinsend: „Du schaffst das schon, Alter. Wir sehen uns morgen.“ „Bis dann.“ Noch einmal seufzend betrat Will ebenfalls den Klassenraum. Kenny hatte sich ganz nach hinten gesetzt und allein aus Protest setzte Will sich nun ganz nach vorne. Nach zehn Minuten des eisigen Schweigens und Wartens betrat Mr. Miller den Klassenraum. Böse funkelnd blickte er die beiden Schüler an. „Wenn ihr nicht wärt, könnte ich jetzt Zuhause sein, aber wir sind nun mal alle hier. Ihr werdet hier ruhig sitzen und darüber nachdenken was ihr getan habt. Ich bin im Lehrerzimmer und wenn ich nur einen Mucks von euch höre, dann gibt es mächtigen Ärger!“ Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter dem Lehrer ins Schloss und Kenny und Will waren zum ersten Mal alleine. Laut stöhnend rutschte Kenny ein Stück auf ihrem Stuhl hinunter. Darüber nachdenken, was sie getan hatte? Sie hatte Will eine Ohrfeige verpasst, weil er sich für sie eingesetzt hatte. Weil er ihr helfen wollte. Das schlechte Gewissen begann an Kenny zu nagen. Mit getrübtem Blick sah sie nach vorne zu Will. Will hatte sich ebenfalls nach unten rutschen lassen und stierte wütend vor sich hin. Anstatt darüber nachzudenken, was er getan hatte, denn seiner Meinung nach hatte er nichts Falsches getan, er hatte sich nur für eine Mitschülerin eingesetzt und dafür musste er nun nachsitzen. Irgendwo in Will wuchs das Bedürfnis sich umzudrehen und Kenny anzublicken oder sich einfach mit ihr zu unterhalten. Doch Will Hastings war zu manchen Sachen einfach zu Stolz. Also starrte er nur wütend vor sich hin. Nach weiteren zehn Minuten des Schweigens räusperte sich Kenny und sagte: „Ähm… Will…“ Will, der nicht damit gerechnet hatte angesprochen zu werden, zuckte ertappt zusammen und drehte sich dann langsam zu dem Mädchen um. Kenny war aufgestanden und einige Schritte auf ihn zugegangen. „Ich…“, begann sie. Auffordern blickte Will sie nun an. Er war ebenfalls aufgestanden und einige Schritte auf Kenny zugegangen. „Das mit der Ohrfeige… Ich… Es tut mir leid. Ich wollte das nicht, aber in dem Moment ist irgendeine Sicherung bei mir durchgebrannt. Es tut mir wirklich leid.“ Will und Kenny blickten sich direkt an. Kenny hoffte, dass Will ihr verzeihen würde und Will war erstaunt. Er hätte nicht mit einer Entschuldigung von Kenny gerechnet, doch dann lächelte er. „Ist okay… Eigentlich kann ich dich verstehen und mir tut es auch leid. Ich hätte mich nicht einmischen sollen…“ Auch Kenny lächelte nun und Will stellte fest, dass ihr ein Lächeln besser stand als der besorgte Gesichtsausdruck. Unbewusst kamen sich die beiden immer näher und näher. Plötzlich lag eine knisternde Stimmung in der Luft. Weder Kenny noch Will begriff warum. Und dann trennten sie nur noch wenige Millimeter. Will war es, der den Abstand überbrückte und Kenny küsste. Der Kuss war weder sachte noch schüchtern. Er war stürmisch und leidenschaftlich und Kenny ging hingegen aller Erwartungen sofort darauf ein. Sie war es, die Will forderte weiter zugehen. Immer weiter… Bis Kenny im BH auf einem der Tische saß. Will unterbrach den Kuss und blickte Kenny erhitzt an. „Sollten wir das tun?“ Kenny machte sich daran Wills Hemd aufzuknöpfen und antwortete: „Warum denn nicht?“ „Wegen Mr. Miller“, keuchte Will und küsste Kenny noch einmal. Kenny lachte und antwortete: „Der sitzt im Lehrerzimmer und kommt erst in einer halben Stunde wieder… Das sollte doch reichen, oder?“ Will begann zu grinsen und widmete sich dann Kennys Hose. „Gut, ihr habts geschafft und ich habs geschafft. Jetzt geht nach hause.“ Kenny und Will atmeten erleichtert aus. Endlich konnten sie gehen. Sie beide nahmen ihre Taschen und verließen grinsend den Klassenraum. Schweigend gingen sie zum Parkplatz. Kenny blickte Will von der Seite an. Sie hatten miteinander geschlafen… aus dem Effekt heraus. Kenny wusste nicht wie es jetzt zwischen ihnen weitergehen sollte. Sie empfand nichts für Will… Zumindest nichts tief gehendes… Das Mädchen war sich sicher, dass sie keine Beziehung mit Will wollte. Im Moment nicht. „Will…“, begann sie. Will blickte sie an. „Ich weiß was du sagen willst und ich stimme dir zu.“ Verwundert blickte Kenny ihn an. „Ja, ich meine, okay wir haben miteinander geschlafen, aber das hat doch nichts zu bedeuten, oder?“ Kenny nickte. „Ja, da hast du Recht.“ Will fuhr fort: „Ich finde wir sollten so weitermachen wie bisher… Also… ich meine, nichts überstürzen, das Ganze erst einmal auf uns wirken lassen.“ Unsicher blickte Will Kenny an. Diese musste lächeln. „In Ordnung… Übrigens ich bin Kenny.“ Verwundert blickte Will sie an, bis ihm einfiel, dass sie sich selbst nie offiziell vorgestellt hatten. Unwillkürlich musste er grinsen. Er schlief mit einem Mädchen, dessen Namen er nur per Zufall raus gefunden hatte. „Ich bin Will, freut mich dich kennen zulernen, Kenny.“ Kenny biss sich grinsend auf die Unterlippe. „Gut, Will. Ich denke wir sehen uns Morgen in Englisch.“ Mit diesen Worten drehte sie sich schwungvoll um und ging zu ihrem Auto. Lächelnd und seufzend lehnte Will sich gegen sein Auto. Dieses Mädchen hatte eine Art an sich, die ihn fertig machte. „Hey Will, wie war das Nachsitzen gestern?“ Gemein grinsend kam Logan auf seinen besten Freund zu. Auf Wills Gesicht machte sich ein dreckiges Grinsen breit. „Sagen wir mal so, es war sehr erotisch.“ Fassungslosigkeit machte sich auf Logans Gesicht breit. „Wie meinst du das? Erotisch? Sag nicht du hast mit Kenny…“ Wills Grinsen brachte Logan dazu zu verstummen. „Ihr habt beim Nachsitzen miteinander geschlafen?“, brachte Logan nach Minuten langem Schweigen endlich hervor. Will nahm sein Englischbuch und nickte grinsend. Ohne ein weiteres Wort zu sagen ging Will los. Logan stand noch immer leicht fassungslos da, dann fing er sich wieder und lief Will hinterher. Er klopfte dem Jungen anerkennend auf die Schulter und sagte: „Ey man, ich bin stolz auf dich.“ Wills Grinsen wurde noch breiter. Dann betraten sie den Klassenraum. „Hey Kenny, wie geht’s dir?“ Kenny blickte von ihrem Englischbuch auf und Megan an. „Guten Morgen, mir geht’s gut, danke.“ „War bei dir Zuhause alles in Ordnung?“, fragte Megan weiter. Kennys Blick wurde leicht abwesend. Ja, bei ihr Zuhause war alles in Ordnung. So in Ordnung wie es sein konnte. Nachdem Nachsitzen hatte Kenny ihre Schwestern bei ihrer Tante abgeholt und war mit ihnen nach Hause gefahren. Tief in Kenny hatte Angst vor ihrem Vater gesessen, doch als sie das Haus betreten hatten saß John Rivers wie immer in seinem Sessel vor dem Fernseher. Anscheinend hatte er selbst vergessen, dass er seine eigene Tochter geschlagen hatte. „Ja, alles so wie immer halt.“ In diesem Moment betraten Will und Logan das Klassenzimmer. Ein kleines Lächeln stahl sich auf Kennys Lippen und auch Will lächelte sie an als er an ihr vorbei auf seinen Platz ging. Megan sah verwundert zwischen den beiden hin und her. Irgendetwas stimmte da doch nicht. Entschlossen zog Megan ihre Freundin mit auf den Schulflur. „Was war das denn gerade?“, fragte sie. Kenny blickte sie verständnislos an. „Was meinst du?“ „Na, das mit Will und dir. Gestern noch warst du total schlecht auf ihn zu sprechen und jetzt lächelst du ihn an. Was ist passiert gestern beim Nachsitzen?“ Kenny blickte Megan direkt in die grünen Augen. „Nunja… Wir haben… wir… haben miteinander geschlafen“, beichtete Kenny. Fassungslos sog Megan die Luft ein. „Ihr habt was?“ „Hast du sie noch alle? Du kennst ihn doch gar nicht. Was ist in dich gefahren?“ Schuldig blickte Kenny auf den Boden und murmelte: „Es hat sich halt so ergeben.“ „Sich so ergeben? Habt ihr überhaupt verhütet?“, rief Megan. Kenny war nur heilfroh, dass die meisten Schüler bereits in den Klassenräumen waren. „Schrei doch noch lauter“, zischte Kenny. „Und nein, wir haben nicht verhütet, aber wir haben aufgepasst.“ Das Auftauchen ihres Englischlehrers rettete Kenny vor einem erneuten Ausbruch ihrer Freundin. „Das will ich für euch hoffen“, zischte Megan während sie wieder in den Klassenraum gingen. Verärgert rieb Kenny sich den Oberarm. Megans Griff war hart gewesen, das gab bestimmt einen blauen Fleck. Leicht beleidigt setzte sie sich wieder auf ihren Platz und folgte dem Unterricht. Fünf Wochen waren vergangen seitdem Kenny und Will beim Nachsitzen miteinander geschlafen hatten. In diesen fünf Wochen waren sie sich natürlich immer wieder begegnet und jedes Mal, wenn sie sich sahen mussten sie beide grinsen. Weder bei Kenny noch bei Will hatten sich tiefer gehende Gefühle entwickelt, mittlerweile waren sie sich einig, dass sie wohl nur Freunde sein würden. In den vergangenen fünf Wochen hatte sich einiges in Kennys Leben geändert. Ihr Vater war aggressiver geworden, trank mehr und er schlug öfter zu. Bis jetzt konnte Kenny es vor ihren Schwestern verstecken, doch sie fragte sich wie lange sie dies noch schaffte. Kenny saß gerade im Matheunterricht und anstatt über die Matheaufgaben nachzugrübeln, grübelte sie über ihre Situation Zuhause nach. Plötzlich bekam sie ein flaues Gefühl im Magen. Verwundert blickte Kenny auf. Das flaue Gefühl wurde immer stärker und wandelte sich langsam in Übelkeit um. Wie in Zeitlupe hob Kenny die Hand und presste sie sich auf den Mund. Die Übelkeit wurde immer stärker und Kenny konnte sie nicht länger unterdrücken. Blitzschnell hob sie Hand und sagte: „Entschuldigen Sie, Sir. Könnte ich einmal auf die Toilette? Mir ist übel.“ Ihr Mathelehrer blickte sie an und sah wie blass Kenny geworden war. „Ja natürlich. Geh.“ Kenny presste noch einen Dank hervor, dann rannte sie auf die nächst beste Toilette. Dort übergab sie sich lautstark. Blass und keuchend stand Kenny danach vorm Spiegel und wusch sich das Gesicht und spülte sich den Mund aus. Was war das denn gewesen? War sie krank? Oder hatte sie etwas Falsches gegessen? Noch bevor sie länger darüber nachdenken konnte, überkam sie eine erneute Übelkeitswelle und Kenny übergab sich noch einmal. Pünktlich zur nächsten Stunde kam Kenny aus dem Schulklo. Kenny war sich sicher, dass sie ihren kompletten Mageninhalt auf dem Schulklo gelassen hatte. Noch immer leichenblass und mit Übelkeit „gesegnet“ brachte Kenny den Rest des Schultages hinter sich. Kenny machte sich Sorgen und auch Megan war besorgt. Kenny war nie krank gewesen, sie hatte sich nie einfach so übergeben. Die beiden hofften, dass Kenny nur etwas Falsches gegessen hatte. Mittlerweile war Kenny sich absolut sicher, dass sie nichts Falsches gegessen hatte. Eine ganze Woche schon lief sie mit Übelkeit durch die Gegend. Sie konnte nichts bei sich behalten. Sobald sie feste Nahrung zu sich nahm, wurde ihr noch schlechter und sie musste sich übergeben. Kenny hatte keine Ahnung was das sein konnte. Sie hatte es noch nicht geschafft zum Arzt zu gehen, aber wenn sie ehrlich war hatte sie auch Angst davor. „Hey, Kenny. Du bist zu spät.“ Außer Atem stand Kenny vor ihrer Chefin. „Tut mir leid, Sam. Ich…“, begann sie. „Du bist blass“, stellte die Besitzerin des Lokales, in dem Kenny kellnerte, nüchtern fest. Kenny stockte und während sie ihre Sachen ablegte antwortete sie: „Ja, mir ist in letzter Zeit durchgehend übel. Ich weiß auch nicht was das ist.“ Sam musterte Kenny eingehend. „Du… Deine… Bist du schwanger?“ Vor Schreck ließ Kenny fast das Tablett fallen. „Was? Wie kommst du darauf?“, fragte sie fassungslos. „Naja, dir ist seit einiger Zeit durchgehend übel und deine Brüste sind größer geworden… Das war bei mir auch so als ich schwanger war…“ Noch immer fassungslos blickte Kenny auf ihre Brüste. Größer geworden? Schwanger? „Nein, ich kann gar nicht schwanger sein. Ich hab doch noch nicht einmal einen Freund.“ „Süße, um schwanger zu werden braucht man nicht unbedingt einen Freund. Man braucht nur Sex. Und jetzt kümmere dich bitte um die Tische Zehn und Dreizehn.“ Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, das nicht von der dauerhaften Übelkeit herrührte, ging Kenny an die Arbeit. Okay… Schwanger oder nicht… Sie würde es jetzt herausfinden. Kendra Rivers saß auf dem Schulklo und starrte den Schwangerschaftstest an als wäre dieser ihr schlimmster Feind. Im Prinzip war es ja auch so, fand zumindest Kenny. Mit einem schweren Seufzer packte sie den Test aus. Sams gestrige Worte hatten ihr zu denken gegeben und Kenny wollte jetzt Gewissheit haben. Während sie auf den Test pinkelte und darauf wartete, dass das Ergebnis erschien, betete sie, dass der Test negativ war. Drei Minuten musste sie warten. Kenny saß auf dem Klodeckel und hatte den Kopf in den Armen vergraben, den Schwangerschaftstest hatte sie soweit wie möglich von sich gestreckt… Gestern Abend hatte sie nachgerechnet. Sie war zwei Wochen zu spät mit ihrer Periode dran. Das war noch nie passiert. Sie durfte nicht schwanger sein. Was sollte sie dann tun? Wenn sie schwanger wäre, wie sollte sie dann ihre Schwestern vor ihrem Dad beschützen? Ihre digitale Uhr piepste und gab das Zeichen, dass das Testergebnis nun vorlag. Unsicher blickte Kenny auf den Test und erstarrte. Ein rosa Plus strahlte ihr entgegen. Mit einem lauten Schluchzer ließ Kenny den Kopf zurück auf ihre Arme fallen. Der Test war positiv. Sie war schwanger. Kapitel 2: What should I do now? -------------------------------- Kapitel 2: What should I do now? Laute Schluchzer waren von dem Mädchenklo im ersten Stock zu vernehmen. Einige besorgte Mädchen hatten bereits an der Kabinentür geklopft, doch das Mädchen, welches hinter der abgeschlossenen Tür saß, hatte sie immer wieder weggeschickt. Das Mädchen, welches weinender Weise auf der Toilette saß, war Kendra Marie Rivers. Schluchzend blickte Kenny auf das Plastikstäbchen. Sie konnte es nicht glauben. Sie war wirklich schwanger, aber das ging nicht, sie konnte nicht schwanger sein. Durfte nicht schwanger sein. Doch das rosa Plus auf dem Schwangerschaftstest bewies ihr die harte Realität. Sie war eindeutig schwanger. Kenny wusste von ihrer Mutter, dass so ein Schwangerschaftstest oft nur falsch lag, wenn er ein negativ anzeigte. Somit war sie sich fast 100 % sicher, dass sie schwanger war. Ein weiterer lauter Schluchzer entfuhr. Kenny wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie war gerade erst 17, hatte keinen Schulabschluss und musste sich um ihre zwei Schwestern und ihren Dad kümmern. Was sollte sie jetzt mit einem Baby? Das Baby wäre in ihrer Familie eindeutig nicht sicher. Kenny hatte ja schon Schwierigkeiten ihre Schwestern vor ihrem Dad zu beschützen. Ein Baby… Ein Baby… Sie durfte kein Baby bekommen. Dieses Baby wäre bei ihrem Dad nicht sicher, ihr Dad würde ausrasten, wenn ein weiteres Baby im Haus wäre. Kenny schluchzte. Ihr Leben war zu Ende. Sollte sie das Baby bekommen, würde sie garantiert bei ihrem Vater rausfliegen und wer weiß was dann aus ihren Schwestern werden würde. Oder sollte sie abtreiben? Die ganze Geschichte im Keim ersticken, ohne irgendwem davon zu erzählen? Weder ihrer Familie, noch ihrer besten Freundin noch dem Vater des Babys. Kennys Schluchzer erstarben. Will… Will, der Vater des Kindes. Sollte sie es ihm erzählen? An sich hatte er ein Recht darauf es zu erfahren, immerhin war er der Vater. Vielleicht wollte er das Baby ja. Vielleicht konnte sie das Baby ja bekommen und Will würde es großziehen. Er hatte bestimmt die Mittel dazu. Kenny ließ den Kopf wieder auf ihre Arme sinken. Sie wusste einfach nicht was sie tun sollte. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie nicht weiter wusste. Kenny wusste sonst immer was sie tun sollte, nur in dieser Situation einfach nicht. Das Klingeln der Schulglocke holte Kenny aus ihren Gedanken. Sie musste wieder in den Unterricht. Kenny blickte noch einmal auf das verhängnisvolle Plus, dann steckte sie den Stab in ihre Schultasche und verließ die Toilettenkabine. Am Waschenbecken wusch sie sich noch schnell die Tränen aus dem Gesicht. Sie blickte in den Spiegel und setzte ein gefasstes Gesicht auf. Vorerst würde sie mit niemand darüber reden, solange sie nicht wusste was sie selbst tun würde. Sie wollte sich selbst erst einmal im Klaren darüber werden, was sie wollte. Wollte sie das Baby behalten? Oder wollte sie das Baby nicht? Geistig abwesend brachte Kenny den Rest des Schultages hinter sich. Holte ihre Schwestern von der Schule ab und ging arbeiten. Bei all diesen Aktivitäten war Kenny nie richtig bei der Sache. Sie verfuhr sich als sie ihre Schwestern abholte, sie ließ Teller und Tassen auf der Arbeit fallen, so das Sam sie frühzeitig nach hause schickte, weil sie Angst hatte, dass sie am Ende von Kennys Schicht kein heiles Geschirr mehr besitzen würde. Kenny war mit ihrem Nerven am Ende. Noch immer wusste sie nicht was sie mit dem Baby tun sollte. Noch immer hatte sie sich nicht entschieden. Sollte sie das Baby bekommen oder abtreiben? „Kenny!“ Die junge Frau blickte auf. Kyle stand vor ihr. „Was ist?“, fragte sie verwirrt. „Es ist Dru. Sie lässt mich einfach nicht im Badezimmer in Ruhe!“ Kenny seufzte tief. Sie haderte mit ihrem Schicksal und Kyle beschwerte sich, weil Dru sie nicht in Ruhe ließ. Noch einmal seufzte sie tief, dann folgte sie ihrer jüngeren Schwester nach oben. „Was ist los, Dru? Du solltest längst im Bett liegen“, sagte Kenny müde. „Ja, aber… Kyle darf auch länger wach bleiben“, antwortete Drusilla schmollend. „Süße, Kenny ist auch schon etwas älter als du. Also geh bitte ins Bett.“ „Ich mag aber nicht.“ Kenny seufzte, nahm ihre jüngste Schwester an die Hand und zog sie hinter sich her. Kyle schloss sich grinsend im Bad ein. Kenny legte sich mit Dru in ihr Bett. „Mach die Augen zu, Dru und dann schläfst du ganz schnell ein“, murmelte Kenny. „Kenny?“ „Ja?“ „Wieso sitzt Dad immer nur im Sessel und kümmert sich nicht um uns?“, fragte das kleine Mädchen. Kenny schloss die Augen. Sie war so unsagbar müde. „Dad… Dad hat einfach ein paar Probleme… Er wird sich bestimmt bald wieder um uns kümmern“, antwortete sie matt. „Liest du mir noch etwas vor?“, fragte Dru. Mit geschlossenen Augen tastete Kenny über den Fußboden und suchte nach dem Buch, welches sie und Dru gerade lasen. Während sie Dru beim lesen half und ihre kleinen Fehler berichtigte, dachte Kenny über ihre jetzige Situation nach. Wenn sie sich für das Baby entschied, würde sie das hier vielleicht bald mit ihrem eigenen Kind machen Dann würde sie mit ihren eigenem Kind das lesen üben, es ins Bett bringen und es großziehen. All das, was sie auch mit Kyle und Dru gemacht hatte. Nach zehn Minuten blickte Kenny auf die Uhr. „So Süße, schlaf jetzt. Ich muss noch ein wenig Wäsche waschen.“ Sie gab ihrer kleinen Schwester einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. „Gute Nacht, Kenny.“ Kenny lächelte das kleine Mädchen an, schaltete das Licht aus und schloss die Tür hinter sich. „Kyle! Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“, rief sie Richtung Badezimmer. Die Angesprochene riss die Badezimmertür auf und funkelte ihre Schwester böse an. „Ja“, knurrte sie. Kenny verdrehte genervt die Augen und begab sich dann runter in die Küche, um den Abwasch zu erledigen. Es war bereits zehn als Kyle zu Kenny in den Keller kam. „Ich geh jetzt ins Bett. Mach du auch nicht mehr so lange, ja?“, sagte das junge Mädchen ungewohnt sanft. Kenny lächelte sie an. „Ich versuchs. Gute Nacht, Kyle.“ „Gute Nacht, Kenny.“ Kenny wartete solange bis Kyle ihre Zimmertür geschlossen hatte, dann griff sie zum Telefon und wählte die Nummer ihrer Tante. Sie musste unbedingt mit jemanden über ihre Schwangerschaft reden, sie konnte es nicht für sich behalten. Sie brauchte Rat und Kenny fand, dass ihre Tante die beste Adresse dafür war. „Rivers“, ertönte es von der anderen Seite der Leitung. „Hey, Tante Claire. Ich bins Kenny.“ „Kenny? Ist irgendwas passiert?“ Die Stimme ihrer Tante klang leicht panisch. „Nein… Doch… Ich meine…“, stotterte Kenny. „Was ist passiert, Kendra?“, fragte ihre Tante ernst. Seufzend setzte Kenny sich an den Küchentisch. „Ich bin schwanger“, flüsterte sie ins Telefon und schloss die Augen. Sekundenlang war Schweigen von der anderen Leitung zu vernehmen, dann endlich ertönte die Stimme ihrer Tante wieder: „Du bist was?“ „Ich bin schwanger“, wiederholte Kenny und versicherte sich, dass ihr Vater sie nicht hören konnte. „Von wem?“, schrie ihre Tante sie an. „Von einem Jungen aus der Schule“, antwortete Kenny kleinlaut. „Du hast sie doch nicht mehr alle, Kendra! Du lässt dich von einem Jungen aus der Schule schwängern? Und das in deiner Situation!“ „Tante Claire… Ich…“, begann Kenny. „Du was?“ „Ich wollte dich um einen Rat bitten. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich brauche deine Hilfe.“ Kenny hörte wie ihre Tante scharf die Luft ein sog. „Ich werde dir sagen, was du tun wirst, Kendra“, sagte Claire spitz. Hoffnungsvoll horchte Kenny auf. „Du wirst mit niemandem darüber reden und abtreiben!“ Nun war es an Kenny geschockt zu schweigen. „Abtreiben?“, wiederholte sie. „Ja, stell dir doch mal vor wie dein Vater reagieren würde“, antwortete Claire. „Ja, aber meinst du nicht, ich sollte wenigstens dem Vater des Babys davon berichten?“, fragte Kenny. Je länger Kenny darüber nachdachte desto mehr festigte sich ein Entschluss in ihrem Inneren. „Nein, du wirst dir gleich Morgen einen Termin für eine Abtreibung besorgen“, sagte ihre Tante mit ernster Stimme. „Aber was ist, wenn der Vater das Baby möchte? Was ist, wenn er das Baby großziehen will?“, widersprach Kenny ihrer Tante. „Kendra Marie Rivers, du wirst dieses Baby nicht bekommen können. Du musst in erster Linie an deine Schwestern denken. Was passiert mit ihnen, wenn du das Baby bekommst? Und denk auch mal dran, wie dein Vater reagieren wird.“ Sie sollte an ihre Schwestern denken? Sie hatte ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan als an ihre Schwestern zu denken. Kenny hatte immer nur an andere gedacht. An ihre Freunde, ihre Schwestern, ihre Tante, ja sogar an ihren Vater. Vielleicht war es jetzt an der Zeit mal an sich zu denken, und im Prinzip dachte sie ja dann auch an das ungeborene Baby, das da in ihr heran wuchs. „Tante Claire, aber ich möchte wenigstens das der Vater bescheid weiß. Es ist sein gutes Recht“, beharrte Kenny. Wieder schwieg ihre Tante, dann sagte sie: „Gut, es ist deine Entscheidung. Ruinier dir ruhig dein Leben.“ Mit diesen Worten legte Claire Rivers auf. Fassungslos blickte Kenny auf das Telefon. Ihr Leben ruinieren? War ihr Leben nicht schon längst ruiniert? Seufzend ließ Kenny ihren Kopf auf den Tisch fallen. Ein Teil ihrer Entscheidung war getroffen. Sie würde wenigstens Will von der Schwangerschaft berichten. Kenny atmete noch einmal tief durch, dann drückte sie auf den Klingelknopf. Sie stand vor dem Haus von William Hastings. Es war ziemlich beeindruckend, die ganze Gegend war ziemlich beeindruckend. Wills Familie musste ziemlich viel Geld haben. Kenny war zu Will nach hause gefahren, weil sie ihn in der Schule heute nicht gesehen hatte. Noch dazu wollte sie es ihm nicht unbedingt auf dem Schulflur zwischen zwei Unterrichtsstunden erzählen. Von der Schulsekretärin hatte Kenny sich dann einfach Wills Adresse besorgt. Herannahende Schritte holten Kenny aus ihrer Musterung. Dann wurde die Haustür geöffnet und Kenny blickte in das Gesicht einer schwarzhaarigen Frau, Mitte 40. Sie trug die Kleidung eines Hausmädchens. „Ja, bitte?“, fragte sie. „Ähm… Guten Tag… Ich… Ich bin Kenny Rivers. Ich würde gerne zu Will“, stotterte Kenny. Das Hausmädchen musterte Kenny von oben bis unten, dann lächelte sie freundlich. „Gehst du mit Will zusammen zur Schule?“, fragte sie, während sie eine einladende Geste machte. Kenny trat in das Haus und antwortete: „Ja, wir haben einige Fächer zusammen.“ „Folg mir, Kenny.“ Kenny tat wie geheißen und folgte dem Hausmädchen in den ersten Stock. Dort blieben sie vor einer Tür stehen, das Hausmädchen klopfte an und öffnete dann die Tür: „Will, du hast Besuch.“ „Schick ihn rein“, erschall Wills Stimme. Das Hausmädchen öffnete die Tür noch ein Stück und lächelte Kenny auffordernd an. Kenny nickte dankbar und betrat dann Wills Zimmer. Will blickte von seinem Laptop auf, während Kenny aus dem Augenwinkel wahrnahm wie die Zimmertür geschlossen wurde. „Kenny“, sagte er verwundert. „Hi Will“, antwortete Kenny. „Was führt dich zu mir?“, fragte Will noch immer verwundert. „Es gibt etwas, über das wir reden müssen.“ „Okay“, sagte Will gedehnt. Kenny atmete noch einmal tief durch, dann sprach sie die drei alles bedeutenden Worte aus: „Ich bin schwanger.“ Kapitel 3: Next steps --------------------- Kapitel 3: Next steps In dem Jugendzimmer war es still. Nur das leise Summen des Laptops war zu hören. Fassungslos blickte der blonde Junge die junge Frau in seinem Zimmer an. Hatte er sie richtig verstanden? Hatte sie gesagt, dass sie schwanger war? „Ähm…“, brachte er hervor. Nervös kaute Kenny auf ihrer Unterlippe rum. Warum sagte er denn nichts? Irgendwas musste Will doch jetzt mal sagen. Unsicher blickte Kenny Will an. „Ich… Du…“ Will wusste nicht was er sagen sollte. Kenny war schwanger! „Es… ist…“, begann Will. „Von dir“, sagte Kenny leise. „Ganz sicher.“ Will blickte auf den Fußboden. Das hatte er sich gedacht… Anscheinend wurde er Vater… Wenn Kenny das Baby überhaupt behalten wollte… „Ich… ähm… Was… wollen wir jetzt tun?“, fragte Will schlussendlich. Er wusste noch immer nicht was er sagen sollte… Überrascht blickte Kenny ihn an. „Was?“, fragte sie verwirrt. „Ich hab dich gefragt, was wir jetzt tun wollen?“, wiederholte Will langsam. „Wir?“, wiederholte Kenny. Verwundert blickte Will sie an. „Du fragst was wir tun wollen?“ Will nickte. „Ja… Es ist ja nun nicht so, dass du dich alleine geschwängert hast.“ Kenny musste lächeln und atmete erleichtert aus. „Kenny, egal für was du dich entscheidest… Ob du das Baby bekommen willst oder ob das Baby… abtreiben willst. Ich steh hinter dir. Wir machen das gemeinsam“, erklärte Will. Kenny lächelte ihn an. Sie war froh. Froh darüber, dass Will so hinter ihr stand. „Danke, Will“, sagte sie. Dann seufzte sie und begann auf und ab zu laufen. „Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich meine, wenn ich zu dem Baby ja sage, was ist dann mit der Schule? Und mit meinen Schwestern? Und…“ Mit einem verzweifelten Laut ließ Kenny sich auf Wills Bett fallen und blickte ihn verzweifelt an. Will kniete sich vor Kenny und blickte sie aufmunternd an. „Hast du schon vergessen, was ich eben gesagt hab? Egal was du machen willst… Ich helfe dir…“ Kenny blickte ihn an. „Was willst du?“, fragte sie. Erwischt. „Ich… weiß nicht… Vielleicht sollten wir es unseren Eltern sagen…“ Ruckartig hob Kenny den Kopf. Panik war in ihre Augen getreten. Verwirrt blickte Will sie an. „Was? Wenn wir uns für das Baby entscheiden müssen wir es ihnen irgendwann sagen…“, sagte Will. „Ja… Aber… erst deinen Eltern“, sagte Kenny. Will nickte. „Okay… Ähm… sie sind im Arbeitszimmer… Lass uns gehen.“ Will erhob sich und zog Kenny hinter sich her. Ein wenig verwirrt ließ Kenny sich mitziehen. Will hatte die Schwangerschaft ziemlich gut aufgenommen. Damit hatte sie nicht gerechnet, sie hatte eher erwartet, dass er irgendwie ausrasten würde. Nicht aus Wut oder so, sondern einfach weil er überfordert sein würde. Doch Will hatte gut reagiert. Jetzt stellte sie sich die Frage wie seine Eltern reagieren würden. Dem Haus und der Wohngegend nach zu urteilen waren seine Eltern bestimmt ziemlich versnobt. Sie schienen viel Geld zu haben und könnten bestimmt keine 17-Jährige gebrauchen, die ihnen einen Enkel unterschieben wollte. Womöglich verboten sie Kenny den Kontakt zu Will und verlangten von ihr abzutreiben. Nervös begann Kenny auf ihrer Unterlippe rumzukauen. Dann standen sie vor dem Büro der Hastings. Kenny merkte wie auch Will einmal tief durchatmete, dann klopfte er an. Nachdem die Stimme eines Mannes herein gerufen hatte öffnete Will die Tür und zog Kenny mit ins Arbeitszimmer. Die Ähnlichkeit von Will zu seinen Eltern war kaum zu übersehen. Mr. und Mrs. Hastings waren beide blond und hatten beide blaue Augen, genau wie ihr Sohn Will. „Ähm… Mum, Dad. Ich möchte euch jemanden vorstellen“, begann Will. Erwartungsvoll blickten die Erwachsenen von ihrem Sohn zu dem unbekannten Mädchen. „Das ist Kenny. Kenny, das sind meine Eltern. Maria und Dylan Hastings.“ Kenny zwang sich zu einem Lächeln und sagte: „Es freut mich Sie kennen zulernen.“ Auch Maria und Dylan begrüßten Kenny freundlich, dann wandte Dylan sich an seinen Sohn. „Das ist doch nicht der einzige Grund warum ihr zu uns gekommen seid, oder Will?“ Will schluckte und nickte. „Was ist los, mein Sohn?“ Kenny und Will blickten sich an, Will räusperte sich und gestand: „Kenny ist schwanger. Ihr werdet Großeltern.“ In dem Arbeitszimmer war es nun genauso ruhig wie einige Augenblicke zuvor in Wills Zimmer. Überrascht blickten Maria und Dylan von ihrem Sohn zu Kenny. Nach einer gefühlten Ewigkeit blickten sich die Eltern stumm an, dann sagte Maria: „Nun… Das ist nicht unbedingt das was wir erwartet haben… Aber…“ Da unterbrach Will sie: „Ich weiß, ihr habt mir gesagt ich soll erst Kinder kriegen, wenn ich eine solide Grundlage hab und all das. Aber Kenny ist nun mal jetzt schwanger und ich werde hinter ihr stehen, egal was sie auch tun will… Ich…“ „Beruhige dich, mein Junge“, sagte Dylan Hastings. Augenblicklich verstummte Will und blickte auf den Boden. Kenny beobachtete das Ganze skeptisch. Sie hatte nie erwartet, dass Will sich so für sie einsetzen würde. Immerhin hatten sie einmal miteinander geschlafen und waren dann dazu übergegangen sich langsam anzufreunden. Das, was Will hier tat, war noch lange nicht selbstverständlich. Dylan Hastings erhob sich. „Hört zu, Kinder. An sich ist eine Schwangerschaft immer eine freudige Nachricht… in eurer Situation allerdings nicht ganz so erfreulich. Und dennoch, solltet ihr euch dazu entscheiden dieses Baby zu bekommen und groß zuziehen, dann werden auch wir hinter euch stehen und euch all unsere Unterstützung zukommen lassen, die ihr braucht.“ Kenny blickte die Eltern lächelnd an. „Vielen Dank, Mr. und Mrs. Hastings“, sagte sie, während Will seine Eltern dankbar ansah. „Habt ihr euch denn schon entschieden?“, fragte Maria. Kenny und Will blickten sich an. „Nein, haben wir nicht“, antwortete Will ohne den Blick von Kenny zu nehmen. „Kenny, warst du schon bei deinem Frauenarzt?“, fragte Maria weiter. Kenny blickte die Frau an. „Nein… Um ehrlich zu sein, hab ich auch nicht wirklich Zeit um regelmäßig zu einem Arzt zu gehen“, gestandt sie. Leicht schockiert blickte Maria das Mädchen an. „Du gehst nicht regelmäßig zu einem Arzt?“ Kenny schüttelte den Kopf. „Mir fehlt einfach die Zeit dazu.“ Maria griff zum Telefon und begann zu wählen. „Ich mach dir einen Termin bei meinem Arzt. Bevor ihr euch entscheidet, sollte Kenny sich untersuchen lassen“, sagte Maria ernst. „Danke, Mum…“, nuschelte Will. Und während Maria mit ihrem Frauenarzt telefonierte und Dylan sich wieder seiner Arbeit widmete gingen Will und Kenny zurück in Wills Zimmer. Es herrschte eine unangenehme Stille zwischen den beiden Jugendlichen bis Will sie durchbrach: „Wir sollten auch mit deinen Eltern reden.“ Kenny schreckte auf. „Nein!“, rief sie. Verwundert blickte Will sie an. „Wieso nicht?“ Kenny ließ sich müde auf Wills Bett sinken und stützte den Kopf in die Hände. „Du kennst doch die ganzen Gerüchte, die in der Schule umgehen, oder?“, sagte sie matt. „Die, dass deine Mum euch nach der Geburt deiner jüngsten Schwester verlassen hat und dein Vater alkoholabhängig ist?“, fragte Will. Kenny nickte. „Genau die. Seit zehn Jahren kümmere ich mich darum, dass Zuhause alles rund läuft. Mein Vater sitzt den ganzen Tag nur vorm Fernseher und trinkt ein Bier nach dem anderen, er steht nur auf um sich neues Bier zu holen. Die Erziehung meiner Schwestern und das schmeißen des Haushaltes hab ich übernommen, seit ich sieben Jahre alt bin. Seit meinem fünfzehnten Geburtstag geh ich abends arbeiten… auch wenn ich das damals noch gar nicht durfte. Doch irgendwoher muss das Geld ja kommen. Wenn ich meinem Vater jetzt sage, dass ich schwanger bin ist es aus. Will, ich will warten bis wir eine Entscheidung getroffen haben.“ Will setzte sich neben Kenny und strich ihr langsam über den Rücken. „Das ist in Ordnung, Kenny. Wann wir es deinem Dad sagen ist allein deine Entscheidung“, sagte er. „Will?“, fragte Kenny dumpf. „Ja?“ „Wo ist eure Toilette?“ „Ähm… Die Tür da vorne führt in mein eigenes Badezimmer…“ Augenblicklich sprang Kenny auf und lief in Wills Badezimmer. Nur Sekunden später hörte er wie Kenny sich übergab. Besorgt blickte er zur Badezimmertür. Will hatte das Gefühl, dass die Sache mit Kenny gerade erst losging. Kapitel 4: Decisions and reactions ---------------------------------- Kapitel 4: Decisions and reactions „Guten Morgen, Kenny. Wie geht’s dir?“ Überrascht blickte Kenny auf, dann lächelte sie. „Guten Morgen, Will. Mir geht’s gut… So gut wie es mir eben gehen kann.“ Will blickte sich um und als klar war, dass kein anderer anwesend war, strich er Kenny übers Haar. „Heute Nachmittag geht’s wohl ums Ganze, oder?“, fragte Will. Kenny nickte. Gestern hatte sie ihm erzählt, dass er Vater wurde und heute hatte sie einen Termin bei der Frauenärztin seiner Mutter. Heute würden sie und Will entscheiden, ob sie das Baby behalten würden. „Ich hab irgendwie Angst“, murmelte sie. Will fuhr ihr erneut übers Haar und sagte: „Wir schaffen das schon. Bist du mit deinem Auto hier?“ Kenny schloss die Tür ihres Spints und ging neben Will her zum Klassenraum. „Ja, ich musste ja immerhin meine Schwestern zur Schule fahren“, antwortete sie. „Wo bleiben sie nach der Schule?“, fragte Will. Kenny musste lächeln. Will sorgte sich nicht nur um sie, sondern auch um ihre Schwestern. „Das ist alles geregelt. Kyle hat Fußball und schläft bei unserer Tante und Dru geht direkt nach der Schule mit zu einer Freundin, um dort ebenfalls zu schlafen.“ „Das heißt du hast heute den ganzen Tag Ruhe“, sagte Will lächelnd. Kennys Blick wurde betrübt. „Wenn ich von dem Arzttermin absehe“, gab sie zu bedenken. Sie blieben vor dem Klassenzimmer stehen. „Wir schaffen das schon, Kenny. Ich hab jetzt Mathe. Wir treffen uns dann bei mir Zuhause, ja?“ Kenny nickte. „Gut, bis dann.“ Will drehte sich um und ging den Gang hinunter, doch noch bevor Kenny im Klassenzimmer verschwand drehte er sich noch einmal um und rief: „Hey Kenny, mach dir keine Sorgen. Lächle mal lieber.“ Dann grinste er sie an und bog ab. Auf Kennys Gesicht stahl sich ein Lächeln. „So ein Spinner“, murmelte sie und begab sich in den Unterricht. „Seid ihr bereit?“ Kenny hätte am liebsten nein gesagt, doch das konnte sie nicht. Es war Nachmittag, die Schule war beendet und Kenny und Will waren bei Will Zuhause. Mit einem fragenden Blick stand Maria Hastings vor ihnen. In der einen Hand den Autoschlüssel, die andere Hand auf der Türklinke. „Okay, lasst uns fahren“, sagte Kenny gespielt fröhlich und stieg in Marias Auto ein. Während der Fahrt zum Arzt schwiegen Kenny und Will, allein Maria redete: „Ich könnte verstehen, wenn ihr nicht abtreiben wollt. Aber, wenn ihr nicht abtreiben wollt und das Baby nicht behalten wollt, dann könnt ihr das Kleine auch zur Adoption frei geben. Es…“ Den Rest von Marias Rede bekam Kenny nicht mehr mit. Das Baby zur Adaption freigeben? Neun Monate lang sein eigen Fleisch und Blut im Körper tragen und es dann wildfremden Leuten geben, die es für einen aufzogen? Kenny bezweifelte, dass sie dies könnte. Entweder ganz oder gar nicht. Entweder bekommen und selbst aufziehen oder abtreiben. Will unterbrach ihre Gedanken: „Mum… Können wir erstmal sehen was der Arzt sagt, bevor wir uns entscheiden?“ Maria verstummte augenblicklich. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel auf Kenny, dann sagte sie: „Ja, natürlich. Tut mir leid.“ Will blickte wieder aus dem Fenster. Das Gerede seiner Mutter hatte ihn nervös gemacht. Er wusste noch immer nicht so ganz was er von Kennys Schwangerschaft halten sollte, er hatte ihr zwar seine Unterstützung zugesichert, und er meinte es auch ernst, doch ein Teil in ihm, ein ganz kleiner Teil, hoffte noch immer, dass Kenny sich irrte. Dass sie nicht schwanger war. Dass ihr Körper ihr nur einen Streich spielte. Verdammt, sie waren doch erst 17. Sie hatten ja noch nicht einmal die High School absolviert, wie sollten sie da ein Baby großziehen? Selbst mit der Hilfe seiner Eltern würde es ein schwieriges Unterfangen sein. Will seufzte tief, dass Kenny ihm einen besorgten Blick zuwarf registrierte er gar nicht. Nach zwanzig Minuten Fahrt hatten sie die Arztpraxis erreicht. Mit einem mulmigen Gefühl stieg Kenny aus dem Auto aus und hing sich ihre Tasche über die Schulter. Maria betrat ohne zu zögern die Praxis während Will und Kenny noch einmal tief durchatmen mussten. Ihnen beiden wurde bewusst, dass ihre Entscheidung immer näher rückte. Als die Teenager die Praxis betraten hatte Maria sie schon längst angemeldet und wartete lächelnd auf sie. „Kommt, wir haben noch ein wenig Zeit“, sagte Maria und führte ihren Sohn und Kenny ins Wartezimmer. Maria hatte übertrieben als sie sagte, dass sie noch ein wenig Zeit hatten. Fast eine Dreiviertelstunde saßen sie im Wartezimmer, zusammen mit anderen Frauen. Während Maria ungerührt in einer Zeitschrift blätterte blickten sich Kenny und Will unwohl um. Wobei sich Will noch unwohler fühlte als Kenny. Er war das einzige männliche Wesen weit und breit. Die anderen Frauen im Wartezimmer warfen ihm immer wieder fragende Blicke zu und all die Broschüren über Schwangerschaft, Pille und Periode taten ihr Übriges. Leise stöhnend vergrub er den Kopf in seinen Händen. Kenny wandte den Blick von Will, der sich stöhnend durch die Haare fuhr. Er fühlte sich hier nicht wohl und sie ebenso wenig. Die Blicke der anderen Frauen, die alle mindestens zehn oder fünfzehn Jahre älter waren als sie selbst, ließen Kenny immer kleiner werden. Endlich betrat die Ärztin das Wartezimmer und lächelte Kenny an. „So, Kenny, jetzt bist du an der Reihe“, sagte die ältere Frau freundlich. Augenblicklich erhoben sich Kenny und Maria, allein Will blieb sitzen. Seine Mutter und Kenny drehten sich verwundert um. „William, nun komm“, sagte Maria und ging ins Behandlungszimmer. Kenny stand noch immer im Wartezimmer und blickte Will an. Die neugierigen Blicke der anderen Frauen nahm sie gar nicht wahr. „Willst du, dass ich mitkomme?“, fragte Will leise. Kenny nickte knapp. Will erhob sich und ging mit Kenny zu seiner Mutter und der Ärztin. Da Kenny zum ersten Mal bei Dr. Brooke war stellte diese erst einige Fragen, auf dessen Antworten Will gerne verzichtet hätte. Doch dann wurde es ernst. Es ging an den Ultraschall. Die Spannung im Raum war merklich gestiegen, die Nerven der Teenager zum zerreißen gespannt. Voller Spannung und Ungeduld blickten Kenny, Will und sogar Maria auf den Monitor. „So… Da haben wir es… Hier ist euer Baby. Du bist auf den Tag genau sieben Wochen schwanger“, offenbarte Dr. Brooke und deutete auf einen schwarzen Punkt in der Mitte des Bildschirms. Kenny schloss die Augen. Sie war wirklich schwanger. Sieben Wochen schwanger war sie. Bis zuletzt hatte sie gehofft, dass sie sich irrte, doch die Ärztin hatte auch die letzten Zweifel zerstört. Kendra Marie Rivers war wirklich schwanger. Will konnte den Blick nicht vom Monitor wenden. Das da, dieser kleine schwarze Punkt war sein Baby. Sein Kind, sein eigen Fleisch und Blut. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er sich auf dieses Baby freute. Freute sich über Kennys Schwangerschaft und insgeheim betete er dafür, dass auch Kenny sich für das Baby entscheiden würde. Er würde alles dafür tun, damit sie dieses Baby bekam. Würde sie auf den Knien anflehen nicht abzutreiben. „Wie groß ist das Baby?“, fragte Kenny und öffnete die Augen. Die Ärztin lächelte und druckte das Ultraschallbild aus. „Euer Baby ist grade mal acht Millimeter groß.“ „Nur?“, rief Will aus. Kenny blickte ihn an und musste lächeln. Anscheinend hatte er nicht viel Ahnung von einer Schwangerschaft. Auch seine Mutter und die Ärztin lächelten ihn an. „Will, diese Größe ist in Kennys Stadium vollkommen normal. Euer Baby wird noch größer.“ Kenny nahm die Bilder von der Ärztin entgegen und während Will, Maria und Dr. Brooke zur Rezeption gingen zog Kenny sich wieder an. Den Blick nicht vom Ultraschall nehmend ging sie hinter den Hastings zum Auto. Sie musste sich jetzt entscheiden. Kenny lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze des Beifahrersitzes. Ihre langen Haare verdeckten ihr Gesicht. Mit den Fingerspitzen berührte Kenny den schwarzen Punkt, der ihr Baby sein sollte. Ihr Baby. Ihr acht Millimeter großes Baby. Wollte sie dieses Baby? Ein Lächeln schlich sich auf Kennys Lippen. Ja, sie wollte dieses Baby. Die Fahrt zum großen Haus der Hastings verlief schweigend, selbst Maria sagte nichts. Sie ließ Will und Kenny in Ruhe. Ihr Sohn und seine Freundin mussten jetzt eine schwere Entscheidung treffen und in Ruhe nachdenken. Als sie das Haus erreicht hatten gingen Kenny und Will direkt in Wills Zimmer ohne ein Wort zu sagen passierten sie Dylan Hastings, der sie fragend ansah. Erst seine Frau würdigte ihn eines Blickes. „Und?“, fragte er gespannt. „Sie ist genau sieben Wochen schwanger“, antwortete Maria. „Aber eine Entscheidung haben sie noch nicht getroffen.“ Dylan blickte die Treppe hinauf. Wenn Will und Kenny sich für das Baby entschieden, dann wäre er in 33 Wochen Großvater. Ein komischer Gedanke. Kenny hatte sich die Schuhe ausgezogen und saß im Schneidersitz auf Wills Bett. Noch immer blickte sie auf das Ultraschallbild. Will stand vor ihr und wusste nicht was er tun sollte. Kenny musste diese Entscheidung jetzt alleine treffen, er wollte dieses Baby zwar, aber er musste sich auch nicht um kleine Schwestern, Haushalt und einen alkoholkranken Vater kümmern. „Soll ich dich alleine lassen?“, fragte er unsicher. Kenny blickte auf und lächelte ihn an. „Nein… Ich… ich hab mich entschieden“, sagte sie. Erwartungsvoll trat Will näher an Kenny. Kenny stand auf und stellte sich direkt vor Will. Sie hielt ihm das Ultraschallbild direkt vors Gesicht und sagte: „Das da ist unser Baby, Will. Unser Kind… Es lebt… Es abzutreiben wäre Mord. Ich… will dieses Baby, Will. Bitte lass uns dieses Baby bekommen.“ Das Ultraschallbild hatte Will in seinen Bann geschlagen. Sein Baby. Er hörte Kennys Worte und blickte sie an. Auch sie wollte dieses Baby. Er musste grinsen. „Okay“, sagte er und auch Kenny musste grinsen. „Okay?“, wiederholte sie. Will nickte. „Ja, okay. Lass uns dieses Baby bekommen.“ Kenny strahlte ihn an. Will hatte ja gesagt, sie brauchte das Baby nicht abtreiben, Will wollte das Baby. Kenny und Will strahlten sich gegenseitig an und plötzlich war da wieder diese knisternde Spannung. Dieselbe Spannung wie beim Nachsitzen und beide Teenager nahmen dieses wahr. Will beugte sich weiter zu Kenny vor und wollte sie küssen. Sie würde sein Kind gebären und mittlerweile hatte er bemerkt, dass er mehr als Freundschaft für Kenny empfand. Doch Kenny sah das offenbar anders, zwar spürte auch sie die Spannung zwischen ihnen, doch sie räusperte sich und hauchte: „Wir sollten deinen Eltern bescheid geben.“ Will stutzte und zog sich zurück. „Ja… Das… das sollten wir wohl“, sagte er. Blitzartig wandte Kenny sich ab und stürmte fluchtartig aus dem Zimmer. Wie vom Donner gerührt stand Will vor seinem Bett. Warum war Kenny vor ihm geflüchtet? Empfand sie etwa nichts für ihn? War er für sie einfach nur der Vater ihres Kindes? Kopfschüttelnd und verwirrt folgte er Kenny zu seinen Eltern. Maria und Dylan saßen in der Küche, Kenny stand schon vor ihnen und zeigte Dylan begeistert das Ultraschallbild. Als Will die Küche betrat blickten ihn alle an. „Ähm…“, begann er. Doch sein Vater nahm ihm das Sprechen ab. „Aus Kennys Reaktion schließe ich, dass ihr euch für das Baby entschieden habt“, sagte Dylan. Kenny und Will nickten synchron. Dylan seufzte. Er wurde also wirklich Großvater. Damit konnte er im Golfclub so richtig angeben. Dylan musste grinsen. „Dann bleibt uns nichts anderes zu sagen als: Herzlichen Glückwunsch.“ Kennys Grinsen wurde noch breiter. Erst jetzt realisierte sie, dass sie ein Baby bekam und ihre Freude überwog. Ihr ganzes Leben würde sich jetzt ändern. Ihr Leben und das Leben ihrer Schwestern. Kenny verfiel ins Grübeln. Wie brachte sie Schule, Schwestern, Haushalt, Arbeit und ein Baby unter einen Hut? Die Hastings hatten ihr Hilfe versprochen, aber sie konnte wohl schlecht von ihnen verlangen, dass sie sich auch noch um ihre Schwestern kümmerten. „Ich finde, dass Kenny bei uns einziehen sollte“, drang Marias Stimme an ihr Ohr. „Was?“, rief Kenny aus und blickte Wills Mutter geschockt an. „Zieh bei uns ein, Kenny.“ „Nein, das geht nicht. Ich kann das nicht!“, stammelte Kenny geschockt. Sie konnte ihre Schwestern nicht alleine bei ihrem Vater lassen. Das ging nicht. Verwundert wurde sie von Dylan und Maria angesehen. Allein Will begriff warum Kenny nicht bei ihnen einziehen wollte. „Es ist wegen ihrem Dad“, sagte er leise. Fragend wurde er von seinen Eltern angesehen und dann begann er Kennys Geschichte zu erzählen. Am Ende strich Maria Kenny betrübt übers Haar und flüsterte immer wieder, dass es ihr so leid tue. „Ich kann meine Schwestern nicht alleine lassen“, sagte Kenny fest. „Ja, aber du kannst auch nicht bei deinem Vater bleiben. Nicht jetzt, wo du ein Kind erwartest“, entgegnete Dylan. „Kann nicht irgendwer anders deine Schwestern aufnehmen?“, fragte Maria. Kenny schüttelte den Kopf. „Was ist mit deiner Tante?“, warf Will ein. Kenny blickte ihn an. „Nein, meine Tante… Sie hat selbst zu viel zu tun. Sie kann sich nicht noch um Kyle und Dru kümmern.“ „Gib mir die Nummer deiner Tante“, verlangte Dylan. „Nein, Mr. Hastings, das müssen Sie nicht tun. Ich…“ „Kenny, du hast zehn Jahre lang für deine Familie geschuftet. Hast die Aufgabe übernommen, die eigentlich dein Vater hätte übernehmen müssen. Du hast getan was du tun musstest, jetzt ist deine Tante an der Reihe. Gib mir ihre Nummer.“ Ein wenig eingeschüchtert wählte Kenny die Nummer ihrer Tante und gab Dylan Hastings das Telefon. Dieser verschwand aus der Küche und sperrte sich ins Arbeitszimmer ein. „Ich ruf euren Schuldirektor an, er sollte auch informiert werden“, sagte Maria und verließ ebenfalls die Küche, jedoch nicht ohne Kenny noch einmal über den Kopf zu streichen. Kenny blickte ihr leicht verwirrt hinterher. „Deine Mum hat die private Telefonnummer des Direktors?“, fragte sie. Will nahm ihnen etwas zu trinken aus dem Kühlschrank und antwortete ihr: „Klar, er ist immerhin mein Patenonkel.“ Kenny staunte nicht schlecht. „Der Direktor ist dein Patenonkel?“, wiederholte sie. Will nickte. „Jap, von ihm hab ich auch den zweiten Vornamen.“ Kenny grinste. „Oh man“, sagte sie. Wills Gesicht wurde wieder ernst. „Wir sollten es auch langsam deinem Vater erzählen“, sagte er. Noch ehe Kenny antworten konnte kam Dylan zurück in die Küche. Grinsend. „Ich musste einiges an Überzeugungsarbeit leisten, aber deine Tante hat sich bereit erklärt deine Schwestern aufzunehmen. Sie will es allerdings dir überlassen es ihnen zu sagen.“ Kenny blickte ihn an. Kyle und Dru würden zu ihrer Tante ziehen. Sie würde zu Will ziehen. Es war doch soweit dann alles in Ordnung, oder? Kenny lächelte. „Danke, Mr. Hastings.“ Dylan lächelte sie an. „Kenny, du bringst meinen Enkel zur Welt.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Dylan.“ Lächelnd schüttelte sie Dylans Hand. Dylan ließ die Teenager wieder alleine. „Also, wann willst du es deinem Vater sagen? Und deinen Schwestern“, wiederholte Will. Kenny blickte ihn an. „Morgen. Kyle und Dru sind doch heute Abend gar nicht zuhause… Ich erzähls ihnen Morgen“, antwortete sie. Dann fiel ihr noch etwas ein. „Ich muss Megan noch bescheid sagen. Die macht sich doch die größten Sorgen.“ Will zog die Stirn kraus. „Megan? Ach Megan, deine Freundin?“, fragte er. Kenny nickte. „Ja… Sie bringt mich um, wenn ich es ihr nicht bald erzähle, oder sie es durch Zufall erfährt.“ „Du hast Recht… Ich sollte es auch bald mal Logan erzählen“, sagte Will. Kenny sah ihn an. „Warum erzählen wirs ihnen nicht jetzt? Ich hol Megan und du holst Logan. Dann treffen wir uns in irgendnem Cafe und sagens ihnen“, schlug sie vor. „Ja, das ist eine gute Idee.“ „Gut, kennst du Sams Diner in der Fünften?“, fragte Kenny. Will nickte. „Dann treffen wir uns in einer halben Stunde dort.“ Wieder nickte Will und während er seinen Eltern bescheid sagte, machte Kenny sich schon auf den Weg. Eine halbe Stunde später saß sie mit einer etwas verwirrten und empörten Megan in Sams Diner. Dem Lokal in dem sie arbeitete. Lange konnte sie diesen Job nicht mehr machen, mit Sam musste sie auch noch reden. Gott sei dank war Freitag. Der Einzige Tag in der Woche, an dem Sam nicht im Lokal war. „Jetzt noch mal: Was machen wir hier?“, fragte Megan und blickte ihre Freundin auf der anderen Seite des Tisches an. „Wir warten auf Will und Logan“, antwortete Kenny müde. „Will, der Typ mit dem du beim Nachsitzen geschlafen hast und Logan sein bester Freund, richtig?“ Kenny nickte knapp. Megan öffnete den Mund erneut, doch in diesem Moment setzen sich plötzlich Will und Logan zu ihnen. „Hey“, sagte Will und lächelte schüchtern. Logan und Megan sahen sich abschätzend an. Kenny unterdrückte ein Grinsen. „Also, warum sind wir hier?“, fragte Logan, nachdem er Megans Musterung abgeschlossen und sich etwas bestellt hatte. „Wir haben euch etwas zu sagen“, begann Will. Megan hob abschätzend die Augenbrauen hoch. Sie hatte ein dummes Gefühl bei der Sache. Seufzend zog Kenny das Ultraschallbild aus der Tasche und legte es auf den Tisch. „Ich bin schwanger“, sagte sie. „Wir bekommen ein Baby“, fügte Will hinzu und stützte sich auf den Tisch. Ihre Freunde sahen sie stillschweigend und geschockt an. Keiner sagte ein Wort. Es kam Will und Kenny vor wie eine Ewigkeit bis Megan sich endlich räusperte. Vorwurfsvoll blickte sie Kenny an und sagte: „So viel zum Thema ihr habt aufgepasst, was?“ Kenny musste grinsen. „Ein Baby also…“, murmelte Megan und musste lächeln. „Solange ich Patentante werde habt ihr meine volle Unterstützung.“ „Hey… Und was ist mit mir? Ich will auch Patenonkel werden“, schaltete sich Logan ins Gespräch ein. Nun grinste auch Will. „Jaja… Wir finden schon eine Lösung für euer Problem“, sagte er. Logan grinste, dann zog er das Ultraschallbild näher heran und sah es sich genauer an. „Und wo ist da das Baby?“, fragte er verwirrt. Will beugte sich weiter vor und deutete auf den Punkt in der Mitte des Bildes. „Da. Das ist das Baby.“ „Das ist ganz schön klein, oder?“, gab Logan zu bedenken. „Acht Millimeter.“ „WAS?“, rief Logan aus. „Nur?“ Kenny und Megan blickten Logan an. „Wo wurdet ihr beide eigentlich aufgeklärt?“, fragte Megan. „Wieso?“ Logan blickte sie auffordernd an. „Acht Millimeter sind normal“, sagte Kenny. Logan nickte. Die vier Teenager verbrachten den restlichen Abend in dem Diner, unterhielten sich und lernten sich immer besser kennen. „Okay… Ich komm dann Morgen um eins zu dir und dann sagst dus deinem Dad“, sagte Will und schmiss Kennys Autotür zu. Kenny nickte. Es war spät geworden und Kenny saß in ihrem Auto, auf dem Weg nachhause. „Gut, wir sehen uns dann Morgen.“ „Bis Morgen, Will“, sagte Kenny, startete den Motor und fuhr los. Sie hatte beschlossen heute nicht mehr über irgendetwas nachzudenken. Weder über ihre Zukunft, noch über die Reaktionen ihrer Schwester oder ihres Vaters. „Wir sind wieder da!“ Kenny lief die Treppe runter und lächelte ihre Schwestern an. „Na ihr, wie wars?“, fragte sie und drückte Dru an sich. „Es war toll. Muriel und ich haben so viel Spaß zusammengehabt“, sagte Dru und lächelte ihre älteste Schwester an. „Das ist schön, Süße. Und bei dir Kyle?“ Kyle grunzte mürrisch. „Ich war bei Tante Claire, ja? Das ist alles andere als spannend. Noch dazu bekam gegen Abend super schlechte Laune.“ „Kyle…“, begann Kenny, doch Kyle drängte sich an ihrer Schwester vorbei. „Ich bin in meinem Zimmer“, murmelte Kyle. Kenny blickte ihr hinterher. Kyle würde es bestimmt nicht gut aufnehmen, dass sie zu Tante Claire ziehen müsste. Kenny strich Dru über die Haare und schob sie dann zur Treppe. „Geh nach oben und pack deine Tasche aus. Ich komm in ein paar Minuten zu dir.“ „Alles klar.“ Fröhlich wie immer sprang Dru die Treppen rauf. In diesem Moment klingelte es an der Tür. „Ich geh schon!“, rief Kenny durchs ganze Haus. Sie öffnete die Tür und Will trat ein. „Hey“, sagte sie. „Hey wie geht’s dir?“ „Ich hab bis jetzt mein Frühstück bei mir behalten. Das ist ein Fortschritt“, antwortete Kenny und lächelte. „Gut. Erst dein Dad oder deine Schwestern?“ „Mein Dad…“, sagte Kenny und führte Will ins Wohnzimmer. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah jemand anderes als ein Familienmitglied wie ihr Vater lebte. Will sog scharf die Luft ein als er John Rivers erblickte. Die Augen lagen tief in den Höhlen, seine Haare fettig und sein Hemd stand nur so vor Dreck. Um ihn herum auf dem Boden lagen sämtliche Alkoholflaschen und in seiner Hand hielt er ein halb leeres Bier. „Dad“, sagte Kenny energisch. Doch er reagierte nicht. „Dad!“, schrie sie ihn an. Endlich reagierte John. Er blinzelte und blickte seine Tochter an. „Was willst du?“, fragte er. „Ich muss dir was sagen“, begann Kenny. „Wasn?“ „Ich bin schwanger.“ Die trüben Augen von John Rivers klärten sich als er die Worte seiner Tochter vernahm. Geschockt blickte er sie an, doch Kenny sprach weiter: „Kyle, Dru und ich werden ausziehen. Die beiden Kleinen zu Tante Claire und ich… zu dem Vater des Kindes.“ Zwei Sekunden blickte John seine Tochter an, dann sprang er auf und schrie: „Was soll das heißen?? Ihr zieht aus?? Hast du sie noch alle, Kenny? Ich bin euer Vater! Ihr könnt nicht einfach ausziehen!“ Er funkelte Kenny wütend an. Sie stand da, unsicher und doch wieder sicher die Sache durchzuziehen. Wieder einmal brannte eine Sicherung in John durch. Ohne nachzudenken holte er aus und verpasste seiner ältesten Tochter eine saftige Ohrfeige. Kenny Kopf wurde zur Seite geschleudert und Will stellte sich instinktiv vor sie, um sie vor weiteren Schlägen zu bewahren. John Rivers funkelte ihn an, dann wandte er sich auf dem Absatz um und verließ wutentbrannt das Haus. Kenny hielt sich die feuerrote Wange und blinzelte die Tränen weg. Will drehte sich noch immer geschockt zu ihr um. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. „Ja, lass uns zu den Mädchen gehen und dann packen. Je eher wir weg sind desto besser.“ Noch immer besorgt folgte Will Kenny nach oben. Diesem Martyrium war Kenny also schon seit zehn Jahren jeden Tag ausgesetzt gewesen. Es war gut, dass sie jetzt endlich hier raus kam. „Dru, komm doch mal bitte zu Kyle ins Zimmer“, rief Kenny über den Flur und klopfte bei ihrer kleinen Schwester an. „Was?“, kam die unfreundliche Antwort. Kenny seufzte und betrat das Zimmer gefolgt von Will und auch Dru war bereits da. Kyle blickte ihre Schwester überrascht an. „Kyle, Dru. Das ist Will“, stellte Kenny den jungen Mann neben ihr vor. Keines der beiden Mädchen sagte etwas. Wortlos setzten sich die jüngsten Rivers-Familienmitglieder auf das Bett und blickte ihre ältere Schwester an. „Ich hab euch was zu sagen“, begann Kenny. „Ich bekomme ein Baby.“ „Was?“, rief Kyle aus und sah ihre Schwester geschockt an. Dru blickte Kenny nur begeistert an. Sie bekam ein Baby. „Das ist noch nicht alles. Wir werden umziehen. Ihr zu Tante Claire und ich zu Will.“ „Aber… Dann sehen wir uns doch kaum noch“, sagte Dru. Kenny lächelte. „Nein, Süße. Wir werden uns weiterhin sehen. Ich komm euch regelmäßig besuchen, versprochen.“ Drus trauriger Blick verschwand und Kenny blickte zu Kyle. Die 14-Jährige hatte noch immer nichts gesagt. Doch nun: „Sei ehrlich, du willst uns loswerden, oder?“ Kennys Augen verengten sich. „Kyle, was soll das? Ich wollte immer nur das Beste für euch und das ist nun mal das Beste.“ „Ach Quatsch! Du hast nur kein Bock mehr auf uns. Kein Bock mehr darauf jeden Morgen Dads Spuren zu verwischen! Du willst dich einfach nicht mehr um uns kümmern, gibs doch endlich zu! Du hast dich von diesem Typ schwängern lassen, damit du deine eigene kleine Familie gründen kannst!“ „Das ist nicht wahr, Kyle! Ihr seid meine Schwestern!“ Wütend sprang Kyle auf und schrie: „Ja, eine ganz tolle Schwester bist du! Du lässt uns einfach im Stich!“ Dann rannte Kyle aus dem Zimmer und aus dem Haus. Genau wie ihr Vater vor kurzem. Kenny blickte ihr bedrückt hinter her. Irgendwie hatte sie diese Reaktion ja schon erwartet. Kyle kam einfach zu sehr nach ihrem Dad. Sie seufzte tief. „Komm, Dru. Wir packen unsere Sachen“, sagte sie. Freudig sprang Dru auf und rannte in ihr Zimmer, um schon einige Sachen zusammen zu packen. Will blickte Kenny an. „Was machen wir jetzt mit Kyle?“, fragte er. Kenny lächelte matt. „Sie beruhigt sich schon wieder. Sie hat vielleicht das Temperament von unserem Dad, aber sie ist noch lange nicht so stur. Kyle steht spätestens heute Abend bei Claire vor der Tür.“ Will nickte. Wenn Kenny das sagte, glaubte er ihr. „Ich hol die Kartons aus dem Wagen.“ „Danke, Will.“ Will lächelte. „Kein Problem“, antwortete er. Dann ging er nach draußen, um die Umzugskartons zu holen. Sie würden den ganzen Umzug nicht an diesem Wochenende schaffen, aber wenigstens war so schon ein Anfang gemacht. Kapitel 5: Talks and thoughts ----------------------------- Kapitel 5: Talks and thoughts Laute Würgegeräusche tönten aus dem Badezimmer. Besorgt klopfte Will leicht gegen die Tür. „Kenny! Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. Wieder vernahm er Würgegeräusche, erst dann antwortete Kenny. Ihre Stimme klang gedämpft und matt. „Ja, es ist alles in Ordnung. Packt schon mal weiter. Ich komm gleich nach.“ Will runzelte die Stirn, vertraute aber auf ihr Urteilsvermögen und ging zurück ins Kennys Zimmer. Der Umzug war fast geschafft und das noch am selben Wochenende. Megan und Logan hatten sich bereit erklärt ihnen zu helfen, so waren bereits Kyles und Drus kompletten Sachen bei ihrer Tante. Jetzt fehlten nur noch Kennys Sachen. Seufzend betrat Will Kennys Zimmer. Logan und Megan blickten ihn nur kurz an, dann packten sie weiter Kennys Sachen zusammen. Doch Will sah sich in Kennys Kinderzimmer um. Es sah heruntergekommen aus. Wie so ziemlich alles in diesem Haus. Will war erst später klar geworden, wie sehr Kennys Zuhause verfallen war. Es war so komplett anders als sein Zuhause. Die Außenfarbe des Hauses schien bereits seit einigen Jahren abgeblättert und keiner hatte sich die Mühe gemacht das Haus neu zu streichen und auch ihre Wohngegend war nicht grad die Beste. Logan hatte es treffen als ganz untere Mittelschicht bezeichnet. Will fühlte sich hier nicht wohl. Er konnte einfach nicht verstehen wie Kenny hier leben konnte. Wie sie hier ihre Schwestern aufziehen konnte. Will verstand auch nicht warum Kenny nicht zum Jugendamt gegangen war. Alles wäre besser gewesen als bei John Rivers aufzuwachsen. Will ekelte sich regelrecht vor diesem Mann. Nur ungern erinnerte er sich an den Mann, der sich Kennys Vater nannte. Das vor dreckstehende Hemd, die fettigen Haare, die leeren Alkoholflaschen um ihn herum. Wie konnte man sich so vernachlässigen? Wie konnte man seine Kinder so vernachlässigen? Will konnte es einfach nicht verstehen… Er war so etwas einfach nicht gewohnt. Er war in einem heilen Umfeld aufgewachsen. In dem besten Stadtteil der Stadt, in einer heilen Familie, ohne viel Verantwortung. Kennys und sein Leben waren von Grund auf verschieden, er hätte so jemanden wie Kenny nie als Freundin gehabt. Und jetzt? Jetzt bekamen sie ein gemeinsames Kind. Das Schicksal hatte wohl andere Pläne für sie gehabt. „Will?“ Der blonde Jugendliche drehte sich verwirrt um und blickte in Kennys braune Augen. „Ja?“ „Fahr mit Logan doch schon mal zu dir. Die restlichen Sachen schaffen Megan und ich schon alleine“, sagte Kenny müde. Will blickte sie an. Sie war leichenblass, ihre Augen und Wangen waren gerötet und sie hatte tiefe Augenringe. „Meinst du wirklich?“, fragte er unsicher. Will zweifelte nicht daran, dass Kenny und Megan die restlichen Klamotten einpacken und einladen konnten, er machte sich eher Sorgen um John Rivers. Er hatte gesehen, wie der Mann reagiert hatte als Kenny ihm von der Schwangerschaft und dem Auszug berichtet hatte. Hatte gesehen, wie John ausgeholt und seine eigene Tochter geschlagen hatte. Dieser Schlag war nicht spurlos an Kenny vorüber gegangen, ihre rechte Wange war leicht bläulich verfärbt. Will war noch immer total geschockt, fassungslos. Wie konnte man sein eigenes Kind schlagen? Das ganze Wochenende über hatte er Kennys Vater nicht gesehen. Das junge Mädchen hatte ihm erzählt, dass ihr Vater nach Mitternacht nach Hause kam und noch vor Sonnenaufgang wieder verschwand. Was er trieb wusste sie nicht, und Will hatte das Gefühl, dass Kenny es auch gar nicht wissen wollte. Kenny lächelte ihn beruhigend an. „Ja, wir schaffen das schon. Fahrt schon mal vor.“ Will nickte. „Okay… Wir sehen uns dann bei mir.“ Er drückte Kenny einen Stapel ihrer T-Shirts in die Arme und verabschiedete sich auch von Megan. So auch Logan und gemeinsam gingen sie zu dem großen Mietwagen. Seufzend schmiss Kenny ihre T-Shirts in den nächstbesten Karton, ihre restlichen Klamotten folgten auf dieselbe Weise. Megan beobachtete ihre Freundin mit gemischten Gefühlen. Kenny war schwanger. Begriffen hatte Megan es irgendwie noch nicht. Ihre Freundin würde in den nächsten Monat echt rund werden und wahrscheinlich alles Essbare in sich hinein stopfen und sie würde wohl noch weniger Zeit haben. Es würde sich einiges ändern. „Ken?“, fragte Megan. Kenny blickte auf. „Ja?“ „Wieso hast du mit Will geschlafen?“ Verwirrt wurde Megan angesehen. „Wie meinst du das?“ „Naja… Es passt einfach nicht zu dir“, gab Megan zu. Kenny musste lachen und kniete sich zu ihrer Freundin auf den Boden. „Sex passt nicht zu mir, meinst du? Dir ist schon bewusst, dass das nicht mein Erstes Mal war.“ Auch Megan grinste. „Klar, weiß ich das. Aber der Sex mit Will, der war so… Ungeplant… So spontan.“ „Ich weiß, aber was genau willst du mir damit sagen?“, fragte Kenny. Megan seufzte tief. „Das bist einfach nicht du gewesen, Kenny. Das passt einfach nicht zu dir. Du hast etwas Unüberlegtes getan. Das kenn ich gar nicht von dir.“ Kenny blickte sie einfach nur an. Ihre beste Freundin hatte Recht. Alles, wirklich alles in ihrem Leben hatte sie durchgeplant, seit ihre Mutter sie verlassen hatte. Ihr Stundenplan war soweit wie es ging auf die Stundenpläne ihrer Schwestern abgestimmt, ihre Schichten in „Sams Diner“ waren auf die Freizeitaktivitäten ihrer Schwestern abgestimmt und auf die Pflichten, die sie im Haushalt zu erledigen hatte. Nachsitzen und spontaner Sex mit einem wildfremden Jungen war eindeutig nicht in ihrem Plan vorgesehen gewesen und doch war es passiert. Schon oft hatte Kenny sich gefragt, wieso sie sich darauf eingelassen hatte. Sex in der Schule hatte einen bestimmten Kick, das wusste Kenny, aber warum hatte sie sich darauf eingelassen mit Will zu schlafen, obwohl sie ihn erst seit diesem Tag bewusst wahrgenommen hatte. Und vor allem ohne Kondom. Wieso hatte sie sowas getan? Vielleicht hatte sie unbewusst versucht aus ihrem verkorksten Leben auszubrechen. Bei ihrem Glück war klar gewesen, dass etwas bei diesem ungeschützten Sex passieren würde, das war Kenny aber erst klar geworden als sie nach Hause gefahren war. Und jetzt? Jetzt saß sie in ihrem baldigen alten Zimmer und war schwanger. Sie würde ausziehen. Raus aus dieser Hölle von Leben, welches sie seit zehn Jahren lebte. Wenn Kenny ehrlich war, machte sie sich Sorgen um ihren Dad. Wie würde es mit ihm weitergehen, wenn sie und ihre Schwestern nicht mehr hier lebten? Würde es ihm überhaupt richtig bewusst werden oder war es ihm wirklich so egal, wie er vorgab? Oder war dies vielleicht ein Anstoß sich zu ändern? Kenny bezweifelte es. „Sag mal, Kenny“, sprach Megan weiter als Kenny keine Anstalten machte zu antworten. „Wie machst du das eigentlich jetzt mit der Schule? Wie willst du die Schwangerschaft und die Schule unter einen Hut bringen?“ Kenny grinste. „So genau weiß ich das noch nicht. Ich wird auf jeden Fall solange wie es geht zur Schule gehen und nach der Geburt so schnell wie möglich wieder zur Schule“, antwortete die Schwangere während sie weiterhin Klamotten in den Karton schmiss. „Und was ist mit dem College?“, fragte Megan weiter. Kenny blickte sie ernst an. „Ich werde nicht aufs College gehen.“ „Warum?“, fragte Megan ehrlich verwirrt. „Bis vor kurzem war es noch wegen Kyle und Drusilla. Ich hätte sie nicht alleine lassen können mit meinem Dad.“ „Das bedeutet, du wärst weiterhin arbeiten gegangen und hättest Kyle und Dru großgezogen und dich weiterhin um deinen Vater gekümmert?“, fragte Megan. Kenny nickte. „Ja… Und jetzt werde ich für das Baby nicht aufs College gehen und für meine Schwestern“, betonte Kenny. Megan nickte. „In welcher Woche bist du jetzt?“ Kenny grinste. „In der achten“, antwortete sie und klappte den letzten Karton zu. „Komm lass uns gehen. Ehe sich der werdende Papa noch unnötig Sorgen macht“, sagte sie breit grinsend und hob den Karton an. Megan stand ebenfalls grinsend auf und sagte: „Sei froh, dass er das nicht gesehen hat.“ Damit deutete sie auf den Karton in Kennys Armen. „Klar, ich darf ja noch nicht mal mehr meine Schultasche tragen“, lachte Kenny. Lachend verließen die beiden Freundinnen Kennys altes Zuhause. Bevor Kenny ins Auto stieg blickte sie sich noch einmal um. Besah sich noch einmal die abgeblätterte Farbe ihres Zuhauses. In diesem Haus war sie aufgewachsen und sie hatte nicht erwartet bereits mit 17 von dort auszuziehen, aber es kam ja immer anders als man denkt. Lächelnd setzte Kenny sich hinters Steuer und startete den Motor. Von nun an begann ihr neues Leben. „Wieso müssen wir das Bett eigentlich aufbauen? Es gibt Leute für sowas“, stöhnte Logan und zog die Schraube fester. „Wegen meinem Dad“, antwortete Will gepresst und sein Kopf hatte eine unnatürlich rote Farbe. „Er hat gesagt, ich hab mir die sogenannte Suppe eingebrockt und jetzt soll ich sie alleine auch wieder auslöffeln.“ Mit einem lauten Stöhnen gab er es auf die Schraube in Kennys Bett festzuziehen. Noch einmal stöhnend lehnte er sich gegen das nun aufgebaute Bett, alles was fehlte war die Matratze, die wartete noch unten im Transporter. „Will?“ „Was?“ „Wieweit war Kenny jetzt noch mal?“ Ein Grinsen schlich sich auf Wills Gesicht während er das Ultraschallbild aus seiner Hosentasche zog. „Sie ist in der achten Woche“, antwortete er und hielt Logan zum wiederholten Male das Ultraschallbild unter die Nase. Logan ignorierte das und sagte: „Ich kann nicht fassen, dass du wirklich Vater wirst.“ Will blickte ihn an. „Ja, ich auch noch nicht wirklich. Aber ich freu mich auf das Baby“, antwortete er. Logan blickte ihn an. „Verrätst du mir, wie du College und Familie unter einen Hut bringen willst?“ Wills Gesicht wurde ernst. „Gar nicht“, antwortete er nüchtern. „Wie gar nicht?“, fragte Logan verwirrt. „Ich wollte eigentlich nie aufs College. Ich will nichts studieren, ich will lieber arbeiten… Und jetzt wo das Baby unterwegs ist, ist es eh besser, wenn ich Geld verdiene.“ „Ja, da hast Recht. Seid ihr eigentlich zusammen? Du und Kenny, mein ich.“ Will runzelte die Stirn. Waren sie beiden zusammen? „Ich weiß es nicht…“, gestand er. Dann dachte er daran wie Kenny den Kuss vor einigen Tagen abgeblockt hatte. „Nein, ich glaub nicht, dass wir zusammen sind“, sagte er matt. Logan wollte gerade etwas sagen, doch in diesem Moment sprang Will auf und sagte: „Los, lass uns den Rest der Sachen holen und dann auf die Mädchen warten.“ Und mit diesen Worten war er auch schon aus Kennys neuem Zimmer verschwunden. „Tschüss ihr beiden und danke für die Hilfe“, hörten sie Will in der Eingangshalle sagen. Sie hörten wie die Haustür geschlossen wurde und wie die beiden Jugendlichen die Treppe hinaufgingen. Maria und Dylan Hastings blickten sich lächelnd an. Es war noch ungewohnt zu wissen, dass ab jetzt zwei Jugendliche in ihrem Haus wohnen würden. Sie hatten Kenny das Gästezimmer direkt neben dem von Will gegeben, die beiden Zimmer wurden von dem gemeinsamen Badezimmer verbunden. Dies war wohl die beste Lösung und die beste Chance sich besser kennen zu lernen für die beiden Teenager. An den Gedanken Großeltern zu werden hatten sie sich ebenfalls noch nicht gewöhnt. Nächstes Jahr um diese Zeit würden sie ihr kleines Enkelkind in den Armen halten können. „Was denkst du über Kenny?“, fragte Maria ihren Mann. „Hmm… Sie ist ein nettes Mädchen und sie ist bodenhaft. Sie sieht die Dinge, wie sie sind.“ „Ja, das stimmt“, pflichtete ihm seine Frau bei. „Vielleicht holt sie unseren Sohn endlich von seinem hohen Ross“, murmelte Dylan. Maria lachte. „Das wird sie bestimmt. Darauf kannst du vertrauen.“ Auch Dylan musste lachen. Und sie sollten Recht behalten. Kenny begann bereits jetzt Will komplett zu verändern. Kapitel 6: Just friends, right? ------------------------------- Sooo, hier ist das neuste Kapitel :D Noch dazu möchte ich mir jetzt angewöhnen, die Leserkommentare hier zu beantworten, mal sehen wie lange ich das durchziehe ^^ @Bruno3395: Es freut mich, dass dir die Entwicklung bis jetzt so gut gefällt. Ich hoffe, dass dir die weiteren Ereignisse und Entwicklungen gefallen werden, denn auf uns wartet noch so einiges. ^^ @leewes: Bevor ich dir jetzt antworte muss ich a)die CD wechseln und b) dein Kommi noch mal lesen xD Also, hmm... Will doch zum College schicke? Da muss ich jetzt erstmal drüber nachdenken, aber Kennys Reation hab ich schon vorm Auge, der Arme Will. Und das du Dylan und Maria magst hast du mir noch nicht gesagt, aber ich bin beruhigt das zu lesen. Kommen wir zu Kennys Dad (mehr beantworte ich dir hier nicht sonst kommt ihr nie zum Kapitel)... Ja, John Rivers ist keine einfache Person. Aber eins kann ich dir sagen: Er ist so wichtig, dass er noch sein eigenes Kapitel bekommt... Kapitel 8 nämlich. So, nun wünsche ich euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel und hoffe, dass es auch genauso gefällt wie die vorangegangenen. Kapitel 6: Just friends, right? Als es leise klopfte wandte sie den Kopf zur Tür. „Ja?“, sagte sie. Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet und Will schob sich in das Zimmer. Kenny wandte den Blick wieder auf das Ultraschallbild. Seit Logan und Megan gegangen waren, lag Kenny nun schon auf ihrem Bett und blickte das Ultraschallbild an. Ihr Baby. Es war eine komische Vorstellung zu wissen, dass ein Mensch in einem heranwuchs. Daran gewöhnt hatte sie sich immer noch nicht. „Stör ich?“, fragte Will und blieb vor ihrem Bett stehen. Kenny blickte ihn wieder an. „Nein, setz dich“, antwortete sie lächelnd. Will legte sich zu Kenny aus Bett. Nah an sie heran und blickte ebenfalls auf das Ultraschallbild. Als er einatmete sog er Kennys Duft mit auf. Sie roch nach Vanille. Eine ganze Weile lagen sie schweigend nebeneinander, bis Will fragte: „Gefällt dir dein Zimmer?“ Kenny wandte den Kopf zu Will. Ihre Stirn berührte Wills. „Ja, es ist schön. Danke.“ Wieder trat Stille ein. Kenny und Will lagen einfach beieinander und sahen sich in die Augen. Keiner sagte etwas, und plötzlich war da wieder diese knisternde Stimmung. Wie auch schon beim Nachsitzen und wie bei dem Moment, in dem sie sich für das Baby entschieden hatten. Will beschloss die alles entscheidende Frage zu stellen. „Kenny... Sind wir eigentlich zusammen?“ Er selbst hätte nichts dagegen, er hatte bereits eingesehen, dass er mehr als Freundschaft für Kenny empfand. Doch wie war es bei ihr? Was war er für sie? Einfach nur ein Freund, der sie geschwängert hatte und sie jetzt bei sich wohnen ließ? Oder empfand sie auch mehr für ihn? Plötzlich fing Kenny an zu lachen. Verwirrt blickte Will sie an. Warum lachte sie auf einmal? Noch immer lachend antwortete Kenny endlich: „Nein, Will. Nein, wir sind nicht zusammen. Wir sind nur Freunde.“ Sie lachte lauter und als sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte fügte sie hinzu. „Wir sind nur Freunde, die ein Baby zusammen bekommen.“ Will wandte den Blick von Kenny und versuchte seine Enttäuschung zu unterdrücken. Er wäre wirklich gerne mit ihr zusammen gewesen. Hatte Kenny denn nie die Spannung zwischen ihnen gespürt? Oder wollte sie es einfach nur nicht wahrhaben? Oder war es wirklich wie sie es sagte? Waren sie wirklich nur Freunde, die ein Baby bekamen? „Sag mal, Will“, begann Kenny. Will unterbrach sein Grübeln und sah sie fragend an. Kenny hatte sich auf die Seite gedreht und sich auf einen Arm gestützt. „Das beim Nachsitzen... War das dein erstes Mal gewesen?“, fragte sie mit einem schelmischen Funkeln in den braunen Augen. Will entgleisten die Gesichtszüge. Wie kam sie auf den Gedanken? Klar, wenn er ehrlich war, war es sein erstes Mal gewesen. Aber sollte er es zugeben? „Ähm...“, versuchte er sich zu retten, doch Kenny durchbohrte ihn mit ihren Augen. „War das so offensichtlich?“, gab er sich schlussendlich geschlagen. Wieder musste Kenny lachen. „Leider ja.“ Auch Will musste grinsen. Kennys Lachen war einfach ansteckend. Liebevoll knuffte er sie in den Oberarm. „Aber fürs erste Mal war es doch gar nicht so schlecht“, sagte er. „Immerhin ist was Gutes dabei raus gekommen.“ Kenny lachte lauter und legte Wills Hand auf ihren Bauch und lächelte ihn dann glücklich an. „Ja, da hast du Recht.“ Irgendetwas stimmte hier nicht. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Verwirrt und gleichzeitig alarmiert schlug Kenny die Augen auf und blickte auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. Es war sechs Uhr morgens und plötzlich wusste Kenny was hier nicht stimmte. Ihr verdammter Wecker hatte nicht geklingelt. Sie hatte verschlafen! Wie von der Tarantel gestochen schlug Kenny die Decke zurück und sprang aus ihrem Bett. Dann stürmte sie zur Zimmertür und wollte diese aufreißen, doch sie fand den Türknauf nicht. Verwirrt legte Kenny die Hände an die Wände, um den Lichtschalter zu finden. Nach endlos langem Suchen fand sie ihn endlich, doch das Licht erhellte nicht ihr Zimmer. Dann endlich begriff Kenny. Sie war ja gar nicht mehr zuhause. Sie wohnte doch jetzt bei Will und seinen Eltern. Verärgert schlug sie sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Wie konnte man nur so vergesslich und begriffsstutzig sein? Missmutig blickte Kenny auf ihr Bett zurück. Sie musste ja nicht mehr um halb Sechs aufstehen. Von nun würde sie zusammen mit Will um sieben aufstehen, aber jetzt war sie wach und durch den Schock verschlafen zu haben, hellwach. Sie könnte jetzt wirklich nicht mehr schlafen. Mit einem tiefen Seufzer kramte Kenny frische Klamotten aus ihrem Schrank. Ihr blieb nichts anderes übrig als aufzustehen. Vielleicht konnte sie dann schon mal das Frühstücke vorbereiten. Doch als Kenny in der Küche ankam bemerkte sie, dass noch jemand anderes wach war. Leise betrat sie die Küche und erblickte die Frau, die ihr am Donnerstag die Tür geöffnet hatte. Seit diesem Tag hatte Kenny sie nicht mehr gesehen, sie schien so etwas wie ein Hausmädchen zu sein. Verlegen räusperte sich die Schwangere. Die Frau in der Küche fuhr verwundert herum, doch als sie Kenny sah lächelte sie. „Guten Morgen, Kenny. Warum bist du denn schon so früh auf?“ Kenny zog sich ihr T-Shirt zu recht. „Ich kann nicht mehr schlafen...“, antwortete sie leise. Plötzlich stöhnte die Haushaltshilfe auf. „Nein, wie unhöflich von mir. Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.“ Mit schnellen Schritten kam sie auf Kenny zu und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Susan. Ich bin die Haushaltshilfe der Hastings.“ „Freut mich Sie kennen zu lernen“, sagte Kenny freundlich und schüttelte die Hand. „Nein, du. Wenn du Sie sagst fühl ich mich so alt“, brabbelte Susan munter. Kenny lachte. „In Ordnung. Kann ich dir irgendetwas helfen, Susan?“ „Nur wenn du möchtest.“ „Gerne“, sagte Kenny und stellte sich neben Susan. Gemeinsam bereiteten sie das Frühstück vor. „Bist du schon lange bei den Hastings?“, fragte Kenny während sie das Rührei in der Pfanne hin und her schob. „Dylan und Maria haben mich angestellt als Maria mit Will schwanger wurde“, antwortete Susan lächelnd. „Das ist schon sehr lange...“, murmelte Kenny. „Dylan und Maria scheinen sehr erfolgreich“, sagte Kenny. Susan blickte von den Brötchen auf. „Ja, Dylan ist ein wirklich erfolgreicher Rechtsanwalt und Maria ist Innenarchitektin. So gut wie jeder in der Stadt und näheren Umgebung kennt die Beiden.“ Kenny blickte wieder in die Pfanne. Wills Leben und ihr Leben waren so verdammt verschieden. Seine Eltern waren mehr als erfolgreich und Will bekam alles was er sich wünschte und sie? Sie wurde von ihrer Mutter sitzen gelassen, vom Vater vernachlässigt und konnte sich und ihre Familie grade so über Wasser halten. Kenny verstand nicht wirklich wieso Will sich so um sie kümmerte. Vor dem Nachsitzen hatte sie ihn ab und an in der Schule gesehen und auf sie hatte es immer den Eindruck als wäre er oberflächlich, doch sie schien sich geirrt zu haben. Wenn Will wirklich so oberflächlich gewesen wäre, wie sie immer dachte, dann hätte er sich wahrscheinlich nie dazu herabgelassen sie aufzunehmen und zu unterstützen, geschweige denn überhaupt mit ihr zu schlafen. „Kenny, was machst du hier?“ Kenny drehte sich um und lächelte. „Guten Morgen, Will“, erklang Susans Stimme. „Deine Freundin hilft mir ein wenig euer Frühstück zu machen.“ Will blickte von Susan zu Kenny. „Wann bist du aufgestanden?“, fragte er sie. „Gegen sechs“, antwortete Kenny wahrheitsgemäß. Will seufzte leise. „Das brauchst du doch nicht mehr“, sagte er. „Ich weiß, aber ich bin es nicht gewohnt später aufzustehen“, gab Kenny zurück. „Dann wirst du dich jetzt daran gewöhnen, Liebes“, sagte Susan und schob Kenny und Will aus der Küche. „Und jetzt setzt euch schon mal. Das Frühstück kommt gleich.“ Ohne ein Wort des Protestes setzten sich Kenny und Will ins Esszimmer und warteten auf Wills Eltern und das Frühstück. Um Punkt fünf vor Acht waren Kenny und Will in der Schule und trafen sich mit Logan und Megan auf dem Parkplatz. Gemeinsam lachend und scherzend gingen sie zu ihrer ersten Unterrichtsstunde Englisch. Trotz ihrer Unbeschwertheit nagte ein beklemmendes Gefühl an Kenny. Maria hatte mit ihrem Schulleiter über ihre Schwangerschaft gesprochen, dieser hatte zwangsläufig mit den anderen Lehrern sprechen müssen und schon sehr bald würde man sehen, dass sie schwanger war und dann würden es endgültig alle Schüler ihrer Schule wissen. Kenny fragte sich wie sie wohl reagieren würden. Immerhin war sie die erste Schwangere auf der High School... Zumindest die Einzige von der sie wusste. Auf dem Weg zum Klassenraum bemerkte Kenny die Blicke der Anderen nicht. Diese wurden ihr erst bewusst als sie auf ihrem Platz saß. Wirklich jeder warf ihr mindestens einen skeptischen Blick zu. Kenny runzelte die Stirn. Wussten sie es etwa schon? Aber woher? Da betrat ihr Lehrer den Klassenraum und auch er warf Kenny einen undefinierbaren Blick zu. Seufzend schlug die 17-Jährige ihren Notizblock auf. In den nächsten Monaten würde noch so einiges auf sie zukommen, dass ahnte sie bereits jetzt. „Hey, Kenny!“ Entnervt drehte Kenny sich um und erblickte David St. James. Es war Mittagspause und schon den ganzen Vormittag musste sie sich irgendwelche dummen Sprüche von ihrem Mitschülern anhören. Von, sie sei zu doof um zu verhüten bis hin zu sie hätte das ja alles geplant, um an Wills Geld ran zukommen. An sich war Kenny die Meinung anderer egal, doch die fiesen Sprüche nahmen sie nun doch ganz schön mit. Noch dazu war sie zur Zeit sehr nahe am Wasser gebaut und musste schon öfters die Tränen unterdrücken, dazu kam auch noch, dass sie die Übelkeit wieder bemerkbar gemacht hatte. Das sie öfters den Klassenraum verlassen musste stachelte ihre Mitschüler nur noch an. Nun saß sie in der Mensa und wollte eigentlich in Ruhe zu Mittag essen, doch dies blieb ihr leider verwehrt. David stand jetzt direkt vor ihr und grinste sie fies an. „Was willst du, David?“, fragte sie genervt. Plötzlich stopfte David sich eine Jacke unters T-Shirt und stemmte die Hände in die Hüften. „Oh seht mich an, ich bin Kenny. Mein Dad ist Alkoholiker, meine Mutter hat mich verlassen und ich hab mit dem reichsten Typen unserer Schule geschlafen und mich schwängern lassen, damit ich etwas mehr Aufmerksamkeit bekomme“, sagte er mit merkwürdig verstellter Stimme. Fassungslos sah Kenny ihn an und auch Megan sagte kein Wort. Das war eindeutig unter die Gürtellinie. Doch die Schüler um sie herum begannen zu lachen. Mühsam versuchte Kenny die Tränen zu unterdrücken, in jeder anderen Situation hätte sie David jetzt angeschrien, doch seit der Schwangerschaft war Kenny einfach zu sensibel. So blickte sie David nur mit Tränen gefüllten Augen an. „Lass den Scheiß, St. James!“, rief jemand hinter David. Alle blickten sich um und sahen Will direkt hinter David stehen. Der werdende Vater hatte eben erst mitbekommen wie sehr Kenny unter dem Spott ihrer Mitschüler leiden musste und er wollte dem nun ein Ende setzen. „Oh, sieh mal einer an. Der glückliche Vater“, witzelte David. „Na, Will, wie fühlt es sich an als Geldhahn herhalten zu müssen?“ Will kam David bedrohlich nahe. „Ich an deiner Stelle würde die Klappe halten“, zischte er. Kenny schluckte. Will meinte es wirklich ernst. Der Teenager war wirklich wütend. „Was sonst? Willst du mich dann mit einer Rassel bewerfen?“, gab David höhnisch zurück. Will platzte der Kragen. Schneller als irgendwer reagieren konnte hatte er seine Faust in Davids Gesicht gerammt. Kenny stieß einen spitzen Schrei aus und fuhr hoch. „Will!“, rief sie und hielt ihm am Arm fest. David lag keuchend auf dem Boden und blutete aus der Nase. Die Schülermasse um David und Will blickten den blonden entsetzt an. „Hör gut zu, St. James. Kenny ist schwanger, na und? Das Baby ist von mir, hast du was dagegen? Wenn ich noch einmal mitbekomme, dass du dich über sie oder ihre Familie lustig machst, dann kriegst du mächtigen Ärger, hast du verstanden?“, zischte Will böse. Fassungslos blickte Kenny ihn an. Was passierte hier gerade? David rappelte sich stöhnend auf, antwortete Will jedoch nicht. „Ich hab gefragt, ob du mich verstanden hast“, wiederholte Will. David hielt sich die blutende Nase, dann sagte er gepresst: „Mehr als deutlich.“ Will sah sich um. „Das gilt für jeden hier! Wenn mir zu Ohren kommt, dass sich irgendwer über Kenny lustig macht, dann endet er so wie David. Klar?“ Kaum verständliches Gemurmel ging durch die Schülermasse. „William Hastings!“ Nach diesem vor Wut dröhnenden Schrei teilte sich die Masse und gab den Blick auf den Schuldirektor frei. Kenny, die Will immer noch am Arm gepackt hielt, schluckte. Das würde mächtigen Ärger geben, Patenonkel hin oder her. „In mein Büro. Sofort!“, knurrte James Loomer nur. Will lächelte Kenny aufmunternd an, löste sich aus ihrem Griff und folgte seinem Patenonkel in sein Büro. Augenblicklich standen Megan und Logan neben Kenny und begannen mit ihr zu reden. Doch Kenny blickte Will nur fassungslos hinterher. Er bekam jetzt Ärger, sehr viel Ärger und das alles nur, weil er sich für sie eingesetzt hatte. Weil er zu ihr gehalten hatte. Ein angenehmes Kribbeln setzte sich in Kennys Bauch fest und es kam nicht von der Übelkeit her. Sie schien Will viel zu bedeuten, sehr viel zu bedeuten... Kapitel 7: Kenny and Kyle ------------------------- Lang lang hats gedauert, doch geschafft hab ich es letztendlich doch =) Das neue Kapitel von "When two become threee" (kurz WTBT). Ich will euch nicht lange vom lesen abhalten, nur schnell die KOmmis beantwortet und dann gehts los =) Viel Spaß. @Bruno3395: Aloa =) An Inspiration mangelt es mir bei dieser FF nicht, doch leider an der Zeit -.- Ich hoffe du kannst mir verzeihen, dass du solange warten musstest(?) Viel Spaß beim Lesen. @Leewes: Vorweg, das wird wahrscheinlich ein wenig länger, was? xD Ja, das erste mal xD Ich musste beim schreiben ständig lachen, weil ich die ganze Szene bildlich vor mir gesehen hab xD Stell dir bloß mal Wills Gesichtsausdruck vor xDD Also solltest du wirklich ein graues Haar wegen John bekommen bezahl ich natürlich das Färben xD Also viel Spaß beim lesen :D Kapitel 7: Kenny and Kyle „Drei Wochen Nachsitzen und eine Verwarnung?“ „Ja, Logan, immer noch.“ „Drei Wochen...“ „Logan!“, erklang es dreistimmig im Zimmer von Will Hastings. Es war Freitagabend... Wochenende und Logan, Megan, Kenny und Will saßen bei Will im Zimmer und machten sich einen ruhigen Abend. Vier Tage war Wills „Angriff“ auf David nun her und dies hatte mächtige Wellen geschlagen. Nicht nur zuletzt beim Schuldirektor und Wills Eltern. Während Logan Wills Bestrafung immer noch nicht fassen konnte blickten Will, Kenny und Megan auf den Laptopbildschirm. Die Freunde hatten beschlossen ins Kino zugehen, doch den passenden Film hatten sie noch nicht gefunden. „Wie wäre es mit Action?“, schlug Will vor. Kenny blickte ihn an. „Nein, das vertrage ich im Moment nicht“, sagte sie. „Wieso das denn nicht?“, fragte Logan verwundert. Will seufzte. „Wegen ihrem Magen. Das kleinste Tröpfchen Blut bringt sie dazu sich zu übergeben.“ „Das ist ja doof...“, sagte Logan. Kenny seufzte. „Ja, einer dieser Schwangerschaftsnachteile“, sagte sie. In dem Moment klopfte es an der Zimmertür und Maria kam herein. „Kenny... Telefon. Es ist deine Tante.“ Kenny rollte sich von Wills Bett und nahm Maria das Telefon ab. „Danke.“ Währen die anderen drei weiter das Internet unsicher machten, sprach Kenny mit ihrer Tante. „Hallo?“ „Hallo, Kenny... Ich bins Claire. „Ja... Was gibt es? Ist was mit den Mädchen?“, fragte Kenny und ging durch das Badezimmer in ihr eigenes Zimmer. „Ja“, gab Claire zu, ihre Stimme klang leicht bedrückt. „Was ist mit ihnen? Sind sie krank?“, fragte Kenny besorgt. „Nein... Sie sind beide gesund... Es ist Kyle.“ „Tante Claire, komm endlich zum Punkt“, sagte Kenny leicht aufgebracht. „Kyle war die letzten Tage nicht in der Schule.“ „War sie doch krank?“, fragte Kenny und ließ sich auf ihr Bett sinken. „Nein, sie hat die Schule geschwänzt.“ „WAS? Wieso das?“, rief Kenny aus und fuhr wieder hoch. „Ich weiß es nicht“, gestand Claire. „Aber sie rastet auch immer wieder aus und schreit ihre kleine Schwester an und mich auch. Noch dazu hängt sie immer mit so komischen Leuten rum. Kenny, ich mach mir Sorgen um Kyle.“ Kenny runzelte die Stirn, sagte erstmal nichts. Sie dachte nach. Kyle war schon immer leicht explodiert, aber seitdem sie bei ihrer Tante wohnen musste hatte es sich wohl verschlimmert und diese komischen Leute kannte Kenny bereits. Sie gingen mit Kyle in dieselbe Klasse und waren Skater. „Ist in Ordnung, Tante Claire... Ich kümmere mich darum“, sagte Kenny schlussendlich. Wahrscheinlich war sie im Moment die Einzige, die an Kyle rankommen würde. Denn wahrscheinlich war sie diejenige, die das alles ausgelöst hatte. Zumindest nach Kyles Meinung. „Vielen Dank, Kenny. Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen. Wir hören von einander. Tschüss, Kendra.“ „Bye.“ Kenny legte auf und in Gedanken versunken brachte sie das Telefon nach unten. Sie wusste noch nicht genau wie, aber sie musste unbedingt mit Kyle reden und zwar ein ganz ehrliches Gespräch. „Hey, was wollte deine Tante?“ Kenny erblickte Will. „Hey... Es ging um Kyle... Sie macht unserer Tante einigen Ärger im Moment...“, antwortete Kenny und setzte sich an den Tresen. „Oh... Sehr schlimm?“, fragte Will besorgt und blickte Kenny an. Diese versuchte ein Lächeln. „Nein... Es ist nichts weiter. Sie scheint nur ein wenig überfordert zu sein.“ „Überfordert? Deine Tante ist eine erwachsene Frau und ist mit zwei Kindern überfordert?“, fragte Will skeptisch. Kenny blickte ihn an. „Will... Meine Tante hat nie Kinder gehabt... Sie weiß nicht wie man sie erzieht. Außerdem ist Kyle ein Fall für sich, sie ist nicht immer einfach. Nicht jeder kommt mit ihrer Art klar, es ist nicht immer einfach mit ihr auszukommen.“ „Du hast es doch auch geschafft.“ „Ja, aber auch nur weil sie meine Schwester ist.“ Kenny blickte Will eindringlich und Will schwieg eine Weile. Hatten sie Kyle und Dru nicht zu Claire gebracht, damit Kenny sich nicht mehr all zu viele Gedanken um die Mädchen machen müsste und sich auf sich konzentrieren konnte? Anscheinend waren sie gescheitert. „Okay... Ähm... Wir haben uns für einen Liebesfilm entschieden, oder viel mehr Megan hat beschlossen. Kommst du mit?“, fragte Will dann. Kenny sah ihn an. Jetzt ins Kino und sich einen herzzerreißenden Film ansehen? „Sei mir nicht böse, aber ich bleib lieber hier. Mir ist nicht nach Kino“, antwortete Kenny. Will blickte ihr in die braunen Augen. Ja, das konnte er verstehen. Nach kurzem Zögern gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte: „Mach dir nicht so viele Gedanken, das renkt sich schon alles wieder ein.“ Kenny lächelte. „Klar, irgendwie.“ „Hm... Soll ich lieber hier bleiben?“, fragte Will leise. Kenny hörte wie Megan und Logan die Treppe hinunter kamen. „Nein, geh mit den anderen ins Kino. Macht euch einen schönen Abend. Ich mach mir was zu essen und setz mich vor den Fernseher.“ Will nickte. „Mach dir nicht so viele Gedanken, ja?“ Kenny nickte. „Versprochen.“ Will erhob sich und ging mit Kenny zusammen in die Eingangshalle. Nach einigem Gemurre von Megan machten sich die drei Teenager nun doch auf den Weg ins Kino und Kenny setzte ihren Plan in die Tat um. „Hey, wo willst du denn hin?“ Kenny zog beim umdrehen ihre Jacke über. „Zum Skaterpark“, antwortete sie kurz. Will und Dylan blickten sie an. „Was willst du da?“, fragte Dylan. „Ich hoffe, dass Kyle da ist.“ „Soll ich mitkommen?“, bot Will an. „Nein, danke. Es ist besser, wenn ich das alleine mach. Bis später“, antwortete Kenny und noch bevor irgendwer etwas erwidern konnte war Kenny aus dem Haus. „Was ist mit ihr?“, fragte Dylan seinen Sohn. Will blickte seinen Vater an. „Eine von Kennys Schwestern macht im Moment ein wenig Ärger und Kenny will sich darum kümmern“, antwortete. Dylan runzelte die Stirn. „Ich dachte, dass ist jetzt die Aufgabe von ihrer Tante“, sagte er. Will seufzte. „Ja, das dachte ich auch...“ Mit einem tiefen Seufzer stieg Kenny aus dem Wagen aus. Es war nur eine Vermutung gewesen, dass Kyle hier war, doch sie hatte recht behalten. Schon von weiten konnte sie ihre kleine Schwester erkennen. Sie saß mit ihrem Skateboard oben auf einer Pipe, umringt von Jungs. Kenny warf die Autotür ins Schloss und ging hinüber zu ihrer Schwester. Wie genau sie das Gespräch anfangen sollte wusste sie noch nicht, aber ihr würde schon was einfallen. Dann stand sie an der Pipe, Kyle hatte sie noch nicht bemerkt. „Kyle Claire Rivers!“, rief Kenny nach oben und blickte ihre Schwester finster an. Kyle wandte den Blick von den Jungs und bemerkte endlich ihre große Schwester. Genervt verdrehte die Augen. „Was willst du?“, rief sie ihr zu. „Ich will, dass du hierher kommst, damit wir reden können!“ „Ich hab aber keine Lust dazu!“ Kennys Blick wurde dunkler. „Das ist mir egal. Du kommst jetzt sofort hier runter!“ Auch Kyles Blick verfinsterte sich, doch sie fügte sich dem Willen ihrer Schwester. „Also, was willst du?“, fragte die 14-Jährige als sie vor Kenny stand. „Ich hab gehört, du hast die Schule geschwänzt. Was soll das, Kyle?“ Kyle stöhnte. „Das hast du von Tante Claire stimmts? Mal wieder typisch.“ „Kyle! Wieso schwänzt du die Schule?“, fragte Kenny eindringlich. „Ich hatte einfach kein Bock auf Schule, klar?“ „Kyle, so geht das nicht! Du kannst nicht einfach die Schule schwänzen, wenn du kein Bock drauf hast.“ „Wieso? Du machst das doch auch!“, warf Kyle ihrer Schwester an den Kopf. „Ich hab noch nie die Schule geschwänzt!“, rief Kenny empört. „Das nicht, aber du hast uns einfach zu Tante Claire abgeschoben, weil du kein Bock mehr auf mich und Dru hattest!“, schrie Kyle. Kenny war im ersten Moment sprachlos. „Das ist nicht wahr und das weißt du auch!“ Kyle platzte der Kragen. „Nein, du hast dich ja nur vom erstbesten schwängern lassen, damit du mit ihm ein tolles, neues Leben anfangen kannst. Mit deiner eigenen kleinen Familie und ohne Dru und mich! Dru und ich sind dir doch vollkommen egal! Du lebst jetzt mit deinem komischen Typen in einem riesengroßen Haus und hast alles was du brauchst!“ Tränen traten in Kyles Augen und auch Kenny konnte die Tränen nicht unterdrücken. „Nein, das ist nicht wahr! Ich habe immer alles für euch getan. Ich hab meine Kindheit und meine Jugend für euch aufgegeben, ich hab Dads Schläge für euch eingesteckt! Ich habe nicht geplant schwanger zu werden. Ich habe mich in diesem Moment einmal um mich selbst gekümmert, ich habe einmal an mich selbst gedacht und nicht an irgendwen anders. Kyle, verdammt, ich liebe dich und Dru doch!“ Die Schwestern sahen sich einfach nur an. Sie hatten nicht bemerkt wie laut sie geworden waren und das alle umstehenden Leute sie anblickten. Kyle sagte nichts, ließ die Tränen laufen und blickte Kenny an. Kenny schluchzte. „Es war Mum, die keinen Bock mehr auf uns hatte. Sie ist einfach abgehauen und hat sich nie wieder von sich hören lassen! Ich wollte euch immer nur Mum ersetzen, ich hab alles gegeben, damit Dad euch weitesgehend in Ruhe lässt! Ihr seid nur zu Tante Claire gegangen, damit es euch dort besser ergeht. Ich wünschte, ich hätte euch mit zu Will nehmen können, doch das geht leider nicht. Kyle, bitte glaub mir, ich wollte immer nur eurer Bestes und bei Claire seid ihr am besten aufgehoben. Ich hab euch nicht im Stich gelassen und ich werde das auch nie tun. Es hat sich nur etwas verändert in meinem Leben. Kyle, ich bekomme selbst ein Baby. Ein Kind. Ich will doch nur, dass es meinem Kind besser ergeht als uns!“ Wie Sturzbäche liefen Kenny nun die Tränen übers Gesicht. Mit verklärtem Blick sah sie Kyle an. Kyle erging es nicht besser. Wenn sie ehrlich war, hatte sie wirklich gedacht, dass Kenny sich mit Absicht hatte schwängern lassen, doch jetzt wusste sie es ja besser. Mit langsamen Schritten ging Kyle auf Kenny zu und dann umarmte sie. Fest an einander gedrückt standen die Schwestern einfach nur da, bis Kyle sagte: „Es tut mir leid, ich hätte es besser wissen müssen.“ Kenny grinste leicht. „Red einfach das nächste Mal mit mir, bevor du anfängst die Schule zu schwänzen“, antwortete sie. Kyle nickte. Ja, das würde sie tun. „Will! Ich geh jetzt arbeiten! Bis später!“, rief Kenny von unten herauf. Sie hörte wie Will seine Zimmertür aufriss und mit schnellen Schritten zur Treppe lief. Nur Sekunden später erschien sein Gesicht am oberen Treppenabsatz. „Okay. Sei vorsichtig. Bis später!“ Kenny grinste nach oben und verließ dann das Haus. Will war schon echt süß, wie er sich immer Sorgen und Gedanken um sie machte. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er ihr sogar die ganze Schwangerschaft abnehmen würde, wenn er könnte. Und dann noch die Szene mit David in der Schule. Während Kenny zur Arbeit fuhr bildete sich ein komplett neues Bild von Will in ihrem Kopf. „Hey, du bist aber früh dran.“ Kenny blickte ihre Arbeitskollegin lächelnd an. „Ja, ich wollte noch mit Sam sprechen. Ist sie da?“, antwortete sie. „Sie ist hinten im ihrem Büro.“ „Danke, Kat.“ Mit schnellen Schritten ging Kenny in Sams Büro. Die Tür stand offen und Kenny klopfte leicht gegen den Türrahmen. Sam hob den Kopf und lächelte. „Hallo Kenny.“ „Hey Sam, kann ich kurz mit dir reden?“, fragte Kenny. „Klar, setz dich.“ Kenny setzte sich vor Sams Schreibtisch. „Also, Kenny, was kann ich für dich tun?“, fragte Sam lächelnd. „Es geht um meine Arbeit hier... Ich müsste ein wenig kürzer treten“, sagte Kenny. Sam blickte sie verwundert an. „Ist irgendwas passiert?“ „Nein!“, sagte Kenny schnell. „Doch... Schon... Ich bin schwanger“, gestand Kenny. Sam sah sie einige Zeit lang ausdruckslos an, dann sagte sie: „Nun, Kenny. Erst einmal gratuliere ich dir, auch wenn es nicht das ist womit ich gerechnet hab. Ich möchte das du weißt, dass du hier arbeiten kannst solange du dich dazu im Stande fühlst. Aber du musst mir versprechen dich nicht zu übernehmen!“ Kenny lächelte. „Ja, das verspreche ich.“ Auch Sam lächelte. „Gut, und jetzt sag mir wie weit du bist. Ich will alles wissen!“ Grinsend zog Kenny das Ultraschallbild aus der Tasche und erzählte Sam alles, was sie bis jetzt von ihrem Baby wusste. Kapitel 8: John Rivers ---------------------- Hallo und herzlich willkommen zum nächsten Kapitel =) Lang lang hats gedauert, aber hier ist es und ich bin mir ziemlich sicher, dass Lee ihren Spaß haben wird :P @Bruno3395: Genau ^^ In diesem Kapitel gehts um Kenny und ihren Dad. Eigentlich mehr um ihren Dad, wie der Titel schon verraten haben sollte. Viel Spaß beim lesen. P.S. Welche Hitze denn? Bei uns ist es einfach nur schwül -.- @Leewes: Erstmal: Bitte such dir nicht so was teures aus mit Haare färben T____T Nur weil ich jetzt bald ein Azubi bin heißt das nicht das ich Geld hab wie Heu. Ja, der liebe Logan. Eigentlich ist er nicht zurückgeblieben, nur etwas trottelig. So in etwa wie Ron Stoppable in Kim Possible, verstehste? Genau xD Kenny ist am nächsten Tag (also nach dem Anruf ihrer Tante) zu Kyle gefahren, der Übergang war wohl einfach nur schlecht T____T Waurum Kenny Sam erst später von der Schwangerschaft berichtete? Meinst du nicht sie hatte mit Umzug/Dad/Schwester genug Stress und hat das einfach nur verplant? :P So genug jetzt xD Viel Spaß beim lesen und denk dran: Nicht so viel aufregen, das gibt nur nen Herzkasper. Kapitel 8: John Rivers „Ah!“ „Mommy, was ist los? Was hast du?“ Aus geweiteten, tränen gefüllten Augen blickte die 7-Jährige Kendra Marie Rivers ihre Mutter an, die sich gerade vor Schmerzen krümmte. Lee Rivers lächelte ihre Tochter schmerzverzerrt an. „Kendra, Süße, geh zum Telefon und rufe die Nummer an, die da liegt und sag das deine Mommy ein Baby bekommt und einen Krankenwagen braucht, ja?“ Verstört nickte das kleine Mädchen und rannte zum Telefon und tat was ihre Mutter ihr gesagt hatte. Danach lief sie schnell wieder zurück. „Mommy, der Mann hat gesagt er schickt sofort einen Krankenwagen los“, berichtete Kendra. Lee lächelte. „Gut, dann tu mir noch einen Gefallen ja? Hol deine kleine Schwester aus ihrem Bett und hol die Tasche aus meinem Schlafzimmer. Sie steht neben dem Bett“, brachte Lee unter Schmerzen hervor. Augenblicklich rannte Kendra los um ihre Schwester und die Tasche zu holen, als sie wieder nach unten kam klingelte es an der Haustür und Kendra öffnete sie. „Oh Gott sei dank der Krankenwagen“, stöhnte Lee und stemmte sich hoch. Gemeinsam mit ihren zwei Töchtern wurde die in den Wehen liegende Frau ins Krankenhaus gefahren. Bevor Lee in den Kreissaal geschoben wurde bat sie ihre Älteste Tochter noch ihren Ehemann auf der Arbeit anzurufen. Kendra Rivers ließ ihre kleine Schwester Kyle in der Obhut einer Krankenschwester und bat eine andere einmal telefonieren zu dürfen. Auf einem Stuhl stehend wählte Kendra die Arbeitsnummer ihres Vaters. Mit zitternden Lippen wartete sie geduldig darauf, dass ihr Vater ran ging. „Rivers?“, ertönte es endlich am Ende der anderen Leitung. „Hallo Daddy, ich bins“, sagte Kendra. „Kenny? Ist was passiert? Ist was mit deiner Mutter?“, fragte John Rivers besorgt. Kendra antwortete: „Ja... Es ist was mit Mommy. Das Baby kommt. Wir sind schon im Krankenhaus und Mommy hat gesagt ich soll dich anrufen.“ „Okay, Kenny-Schatz, das hast du gut gemacht. Ist Kyle auch bei euch?“ „Jap.“ „Gut. Ich mach mich sofort auf den Weg und bin gleich bei euch.“ „Okay, Daddy.“ Mit diesen Worten legte Kenny, wie sie bis jetzt nur ihr Vater und ihre kleine Schwester nannte, auf und ging zurück zu Kyle und der Krankenschwester. Nur 15 Minuten später kam auch ihr Vater ins Krankenhaus, nachdem er kurz seine Töchter begrüßt hatte wurde er in den Kreissaal gebracht, um seiner Frau bei der Geburt beizustehen. Zwei Stunden und einiges gequängel der kleinen Kyle später betrat ihr Vater das Wartezimmer, auf dem Arm hatte er das jüngste Familienmitglied. Die Kleine Drusilla Lee Rivers. Ihre beiden großen Schwestern war von Grund auf begeistert und auch ihr Vater war mehr als glücklich. Dann durften die beiden großen Mädchen endlich zu ihrer Mutter. Lee Rivers war müde, aber ebenso glücklich wie ihr Ehemann. Nun hielt sie das Neugeborene in den Armen, ihre beiden ältesten Töchter saßen neben ihr und der stolze Vater machte ein Foto nach dem anderen. Alles in allem war das der perfekteste Augenblick ihres ganzen Lebens. Lächelnd stieg John Rivers aus seinem Wagen und ging vor sich hinsummend zur Haustür. Eine Woche war die Geburt seiner jüngsten Tochter nun schon her und seit vier Tagen waren Lee und das Baby nun schon Zuhause. Immer noch summend schloss er die Haustür auf und betrat das Haus. „Ich bin wieder da! Wo sind die hübschesten Mädchen der Stadt?“, rief er ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Doch hingegen seiner Erwartungen stürmten weder Kyle noch Kenny auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Verwundert ging er ins Wohnzimmer. „Hallo?“, rief er. Als er das Wohnzimmer betrat erblickte er alle seine drei Töchter. Kenny weinte und ließ laute Schluchzer vernehmen, sie hatte die kleine Dru auf dem Arm und Kyle hatte sich eng an ihre große Schwester gedrückt. Mit schnellen Schritten war John bei seinen Töchtern, er kniete sich vor Kenny und nahm ihr nasses Gesicht in die Hände. „Was ist los, Süße? Was ist passiert? Und wo ist Mommy?“ Kenny schluchzte noch lauter. „Mommy ist weg“, stieß sie hervor. „Was soll das heißen, Kenny?“ „Mommy ist einfach weggegangen. Sie hat ihre Sachen gepackt und ist weggegangen und sie hat gesagt, dass sie nicht wieder kommt.“ Noch mehr Tränen flossen über Kennys Gesicht und sie blickte ihren Vater aus ihren braunen Augen an. John Rivers kniete fassungslos vor seinen Töchtern. War das wirklich wahr? Hatte seine Frau ihn wirklich verlassen ohne etwas zusagen? Hatte sie ihn wirklich mit ihren Kindern alleine gelassen? Ganz alleine mit drei kleinen Mädchen? „Daddy?“, fragte Kenny schluchzend. Wie betäubt erhob er sich wieder. „Zieht eure Jacken an. Ich bringe euch zu Tante Claire.“ Die Kinder taten wie geheißen und John fuhr die drei zu seiner Schwester. Ohne ein Wort des Erklärens setzte er sie bei ihr ab und fuhr dann zur nächstbesten Kneipe. Dies war der Tag, an dem er sein Leben aufgegeben hatte, an dem er sich selbst und seine Kinder aufgegeben hatte. Bis heute hatte er nicht verstanden warum Lee ihn damals verlassen hatte. Die ersten Wochen nach ihrem Verschwinden hatte er noch versucht sie zu finden oder sie irgendwie zu erreichen, doch er hatte kein Erfolg gehabt. Nicht einmal hatte er sie ans Handy bekommen, geschweige denn sie bei ihrer Verwandtschaft erreicht. Bis er auch dieses aufgegeben hatte. Erst da hatte er angefangen regelmäßig zu trinken. Erst hatte er jeden Abend in der Kneipe gesessen und hatte sich voll laufen lassen, dann war er dazu übergegangen Zuhause zu trinken und seine Kinder zu vernachlässigen. Mit einem lauten Stöhnen erhob John Rivers sich aus seinem Sessel und blickte auf die halbleere Kornflasche in seiner Hand, dann blickte er auf all die anderen alkoholischen Getränke, die im Wohnzimmer standen. Angewidert und voller Wut schmiss er die Kornflasche gegen die Wand. „AH!“, schrie er. Mit wütenden Schritten ging er hinauf in den ersten Stock und blieb im Türrahmen von Kennys Zimmer stehen. Kendra... Seine älteste Tochter. Ihr hatte er all die Verantwortung aufgedrückt, nachdem Lee ihn verlassen hatte. Dabei war sie damals doch erst sieben Jahre alt gewesen, er hatte alles falsch gemacht. Er war ein schlechter Vater gewesen und er war es noch immer. Warum sonst hatten alle seine Kinder ihn verlassen? Er hatte in den letzten zehn Jahren so viel verpasst. So viel in der Entwicklung seiner drei Mädchen. Eins seiner Mädchen war schon erwachsener als er es gerne haben würde. Kenny. Sie war jetzt 17 Jahre alt, hatte ihre Schwestern groß gezogen und erwartete nun selber ein Kind. Kenny war schwanger und was hatte er getan? Er hatte sie geschlagen und anstatt sich zu bessern und sie zu unterstützen hatte er sie aus dem Haus vergrault. Sie und ihre kleinen Schwestern. Wütend schlug John gegen den Türrahmen. Es konnte so nicht weitergehen, er hatte so viel bei seinen eigenen Töchtern verpasst, er wollte denselben Fehler nicht auch noch bei seinem Enkel machen. Er musste etwas ändern. Er musste sich ändern. Immer noch wütend rannte John wieder die Treppen hinunter ins Wohnzimmer. Dort begann er sämtliche Flaschen aufzuheben und wegzuschmeißen. Drei Stunden brauchte John um das ganze Haus von Grund auf sauber zu machen, als er damit fertig war machte er sich daran sich selbst zu erneuern. Er ging erst mal wieder richtig duschen und rasierte sich gründlich und auch seine Haare kürzte er. Danach setzte er sich an seinen alten PC und machte sich daran jemanden zu finden, der ihm helfen konnte. Schnell wurde er fündig. Es gab eine Gruppe für Anonyme Alkoholiker ganz in der Nähe und er beschloss zum nächsten Treffen zu gehen. Der Tag der Wahrheit war gekommen. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend stand John vor dem Gebäude der Anonymen Alkoholiker. Er war sich nicht sicher ob das schlechte Gefühl wirklich von seiner Nervosität herrührte oder einfach daran lag, dass er seit gestern Nachmittag nichts mehr getrunken hatte. Mit einem tiefen Seufzer betrat er das Gebäude und suchte nach dem richtigen Raum. Schnell hatte er ihn gefunden, als er ihn betrat erblickte er mehr Leute als gedacht. John Rivers sah sich um und setzte sich dann in die hinterste Reihe und wartete auf die Dinge, die da kommen sollten. Nach zehn Minuten des Wartens wurde das Treffen eröffnet. „Hallo, Leute. Schön, dass ihr wieder hier seid“, sagte ein Mann, der Mitte 40 war und laut seinem Namensschild Brian hieß. Brian blickte sich in dem Raum einmal gründlich um und sagte dann: „Ich sehe einige neue Gesichter hier. Möchte jemand nach vorne kommen und sich vorstellen?“ Augenblicklich hoben drei Leute die Hände, John war nicht darunter, und einer nach dem anderen ging nach vorne ans Pult, nannte seinen Namen und verriet wie lange er schon trank. Danach stellte Brian sich wieder ans Rednerpult und fixierte John mit seinen blauen Augen. „Noch jemand?“, fragte er. John gab sich selbst einen Ruck, erhob sich und ging nach vorne. Als er hinterm dem Pult stand fühlte er sich noch unwohler als vorher schon. Er atmete noch einmal tief durch und sagte dann: „Mein Name ist John Rivers und ich bin seit zehn Jahren alkoholabhängig.“ Kapitel 9: Informations ----------------------- Da wären wir wieder :D Viel Spaß beim lesen: @Bruno3395: Erstmal: Ich hab immer Angst, dass ich deine Zahlen durcheinander bring :P Freut mich, dass du Johns Entwicklung interessant findest und keine Sorgen, wir erfahren noch warum Lee damals ging. Wir haben noch einiges vor uns. ^^ Kapitel 9: Informations Noch vor bevor Kenny klingel konnte riss Megan die Haustür auf. „Hey!, strahlte Megan. Überrascht lächelte Kenny zurück. „Hi.“ Megan öffnete die Tür nun komplett. „Los komm rein. Wie wars beim Arzt?“ Kenny grinste. „Super. Das Baby ist kerngesund“, antwortete Kenny. Während die beiden Freundinnen nach oben gingen holte Kenny die neusten Ultraschallbilder aus der Tasche und zeigte sie Megan. „Wir sind jetzt bei einer Größe von 5,5 cm und einem Gewicht von 30 Gramm. Alle Organanlagen sind vorhanden und müssen nur noch vollständig entwickelt werden. Alles ist so wie es sein soll“, erklärte Kenny und schmiss sich auf Megans Bett. Megan blickte sich weiterhin die Ultraschallbilder an. „Es ist alles in Ordnung?“, fragte sie. Kenny blickte sie an. „Jap, wie gesagt. Es ist alles da wo es sein soll und alles so wie es sein soll.“ Erleichtert atmete Megan aus. „Dann bin ich ja beruhigt. Wo ist Will eigentlich?“ Kenny lachte. „Der ist mit einem Ultraschallbild direkt zu Logan gefahren und danach wollte er es noch allen anderen seiner Freunde zeigen. Du weißt doch wie er ist. Stolz wie Oskar auf jede neue Entwicklung des Babys.“ Die Schwangere setzte sich wieder auf und blickte ihre Freundin an. „Hmmm...“, machte Megan und sah sich ihre Freundin genau an. „Wenn ich mal von deinen überdimensionalen Brüsten absehe, sieht man dir die Schwangerschaft noch gar nicht an.“ Kenny blickte an sich herunter. Megan hatte Recht. Sie hatte jetzt die 13. Schwangerschaftswoche erreicht und in den meisten Fällen würde sich langsam ein kleiner Bauch bilden, doch nicht bei Kenny. Die 17-Jährige seufzte und legte sich die Hand auf den Bauch. „Eigentlich bin ich ganz froh darüber, ich hab schon genug Ärger in der Schule.“ Auch Megan seufzte und setzte sich dann zu Kenny aufs Bett. „Sag mal, hast du gar keine Angst vor der Geburt?“ Kenny warf Megan einen skeptischen Blick zu und antwortete: „Und wie ich Angst davor habe.“ Megan ließ sich nach hinten fallen und begann zu reden: „Wusstest du, dass es vier verschiedene Phasen bei der Geburt gibt?“ Fragend hob Kenny die Augenbrauen. „Ja, es gibt die Eröffnungsphase, die Übergangsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtphase“, sprach Megan weiter. Nun zog Kenny die Augenbrauen zusammen. „Die Austreibungsphase? Das hört sich eher nach einem Exorzismus an als nach einer Geburt“, sagte sie. „In der Austreibungsphase geht es erst richtig los. Dann ist dein Muttermund zehn Zentimeter geöffnet und in einem Zeitraum von 15 Minuten hast du dann sechs bis sieben Wehen.“ Erschrocken riss Kenny die Augen auf. „Noch dazu kann so eine Geburt Tage dauern. Der Durchschnitt liegt bei 48 Stunden.“ „48 Stunde?“, rief Kenny und starrte Megan geschockt an. „Oh man. Da mach ich lieber freiwillig nen Kaiserschnitt.“ „Naja“, sagte Megan, die noch immer nicht mit ihren Vortrag am Ende war. „Es gibt ja auch noch die Überstürzte Geburt und die Sturzgeburt. Bei einer überstürzten Geburt, dauert das ganze meist nur um die zwei Stunden. Bei einer Sturzgeburt geht das alles sogar noch schneller. Da stürzt das Baby aus dir heraus, im wahrsten Sinne des Wortes.“ Kenny sah ihre beste Freundin nun an. „Sag mal, Megan, woher weißt du das alles eigentlich?“, fragte sie. „Nachdem ich von deiner Schwangerschaft erfahren hab, hab ich mich mal schlau gemacht. Du bist nicht die Einzige, die schwanger werden kann.“ Kenny musste grinsen. „Naja, aber ich bin wohl die Einzige, die spontan mit einem Jungen beim Nachsitzen schläft, ohne zu verhüten.“ Megan lachte. „Ja, das bist du wahrscheinlich“, antwortete sie. Plötzlich klopfte es an der Zimmertür und Megans Mutter steckte den Kopf in das Zimmer. „Darf ich euch mal stören, Mädels?“, fragte sie. Kenny und Megan nickten und Lily Smith betrat nun vollständig das Zimmer ihrer Tochter. „Was gibt’s denn, Mum?“, fragte Megan. Lily ging zu Megans Dvdplayer und legte eine DVD ein. „Ich hab hier eine DVD für euch... Sie könnte hilfreich für dich sein, Kenny.“ Verwundert blickte Kenny die Mutter an. „Was ist das für ein Film, Lily?“ „Eine Hausgeburt“, antwortete Lily während sie sich zu den Mädchen aufs Bett setzte. Zweifelnd blickten Megan und Kenny Lily an, doch es blieb ihnen keine Zeit etwas zu erwidern, denn die Hausgeburt hatte schon angefangen. Auf der DVD war Alles aufgezeichnet. Wirklich Alles. Von der ersten Wehe, über den Blasensprung bis hin zu der Geburt des Babys. Als die Kamera zwischen die Beine der Frau ging und gezeigt wurde wie das Baby sich einen Weg nach draußen bahnte, war für Kenny alles zu Ende. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf und rannte auf die Toilette. Megan, die ihre Chance zur Flucht ebenfalls sah, rannte Kenny hinterher. „Ich guck mal nach ihr“, sagte sie zu ihrer Mutter und folgte Kenny ins Badezimmer. Als sie das Bad betrat war Kenny gerade dabei sich lautstark zu übergeben. Besorgt hockte Megan sich zu ihr und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. „Alles klar?“, fragte sie. Kenny übergab sich noch einmal und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Ich will einen Kaiserschnitt, Meg.“ Megan lächelte. „Würd ich auch an deiner Stelle, aber dann hast du ne Narbe.“ Kenny beugte sich weiter über die Kloschüssel und antwortete gedämpft: „Scheiß auf die Narbe. Dann hab ich wenigstens nicht so heftige Schmerzen.“ Der Körper der Schwangeren bäumte sich auf und erneut übergab sie sich. „Und das war mein Mittagessen“, sagte Kenny mehr zu der Kloschüssel als zu ihrer Freundin. Megan lächelte sanft und betätigte die Klospülung. „Besser?“ Kenny blickte sie an. „Danke“, nuschelte sie und richtete sich etwas weiter auf. „Die Ärztin meinte, dass die Übelkeit bald aufhört... Ich bezweifle das stark.“ „Man sagt, wenn man sich in der Schwangerschaft viel übergibt, wird es ein Mädchen“, bemerkte Megan und half Kenny auf die Beine. Ihre Freundin blickte sie an. „Weil in meiner Familie Mädchen ja auch Mangelware sind“, sagte sie matt. „Na, ein Mädchen mehr oder weniger fällt dann auch nicht mehr auf. Und dann wird halt das nächste ein Junge.“ Geschockt blickte Kenny Megan an. „Das nächste? Spinnst du? Ich will nach dem hier keine Kinder mehr. Einmal reicht mir das Theater hier.“ Megan lachte. „Ja... Das sagen sie alle. Aber lass dir gesagt sein, ein Einzelkind zu sein ist nicht immer schön. Ich sprech da aus Erfahrung.“ Kenny blickte Megan nur skeptisch an, dann gingen sie zurück in Megans Zimmer. Lily hatte währenddessen die DVD ausgeschaltet und blickte Kenny nun besorgt an. „Alles in Ordnung, Schätzchen? Tut mir leid, ich wusste nicht, dass dich das so mitnimmt.“ Kenny lächelte matt. „Ist schon in Ordnung. Mit der Reaktion hab ich auch nicht gerechnet. Aber ich werd jetzt nach hause.“ Mit diesen Worten nahm Kenny ihre Jacke und ihre Tasche. „Bye Lily.“ Während Megan ihre Freundin zur Tür brachte blickte Lily den Mädchen mit gerunzelter Stirn nach. „So, wir sehen uns morgen in der Schule, Ken.“ Kenny nickte. „Bye bye Megan und versteck bloß die DVD deiner Mutter“, sagte Kenny schon wieder leicht grinsend. „Wird gemacht.“ Seufzend setzte Kenny sich in ihr Auto und startete den Motor. Während sie nach hause fuhr, dachte sie über den vergangen Nachmittag nach. Megans Gerede über die Geburt und Lilys DVD hatten ihr den Rest gegeben. Im Moment wollte Kenny nicht einmal mehr daran denken, dass sie überhaupt schwanger war. Es waren einfach zu viele Informationen... Frage am Rande: Welches Geschlecht soll Kennys Baby haben? =) Kapitel 10: Clothes and other things ------------------------------------ @blackwolborg: Viel Spaß beim weiterlesen :) @leewes: Süße :D Ich bin auch begeistert, kann jetzt nämlich mit der Angel-FF loslegen xD *hust* Zurück zum Thema: Zu der Freundin, die dich inspiriert hat sag ich einfach nichts. Ich hoffe, das Kapitel ist ein wenig länger :P @Bruno3395: Ich versuch wirklich an alles zu denken, ist nicht immer einfach :D Aber bis jetzt schein ich es ja ganz gut zu schaffen. Ja... Die Junge oder Mädchen Frage hab ich im Endeffekt wirklich mit nem Münzwurf geklärt. Ich wollt mir nur mal eure Meinung anhören :P Kapitel 10: Clothes and other things „Kenny!“ „Was willst du?“, kam es wütend zurück. Erschrocken wich Will von der Badezimmertür zurück. Kenny war wohl wirklich wütend. „Ähm...“, Will räusperte sich. „Ich wollte eigentlich nur wissen... wo meine Jeans ist“, brachte Will seine Frage zu enden. Plötzlich riss Kenny die Badezimmertür auf und stand wie eine Rachegöttin vor Will. Der junge werdende Vater musste schlucken, sah dann an Kenny hinunter und konnte die Worte nicht mehr aufhalten. „Ich hab meine Hose gefunden, danke Kenny.“ Die Schwangere blickte ihn noch einmal wütend aus ihren braunen Augen an, dann rauschte sie an ihm vorbei und zog sich einen seiner Pullover über das T-Shirt, welches ebenfalls seines war. Seufzend blickte Will Kenny hinterher wie sie das Zimmer verließ. Sie war jetzt in der 19. Schwangerschaftswoche und so langsam sah man es ihr auch an und aus genau diesem Grund war Kenny aus all ihren Klamotten raus gewachsen. Ihre Hosen bekam sie gar nicht mehr zu und ihre Oberteile spannten ihr zu sehr über den Bauch und den Brüsten. Seine Mutter hatte ihr bereits angeboten ihre alten Umstandskleider zu tragen, doch nachdem Kenny die 'modischen' Kleidungsstücke gesehen hatte, hatte sie dankend abgelehnt. Seit dieser Zeit trug sie nun schon Wills Klamotten, in diese passte sie ansatzweise noch rein, doch auch dieser Umstand würde nicht mehr lange anhalten und deswegen gingen Kenny, Maria und Megan heute einkaufen. Natürlich Umstandsmode für Kenny. „Ähm, Kenny?“, rief Will ihr todesmutig hinterher und folgte ihr hinunter in die Küche. „Was willst du?“, schrie sie ihm entgegen. Ein wenig außer Atem blieb Will in der Küche stehen und versuchte krampfhaft den aufkommenden Lachanfall zu stoppen, Kenny stand, mal wieder, vor dem Kühlschrank. So an sich kein sehr amüsanter Anblick, doch seit einigen Wochen stopfte Kenny wortwörtlich Alles in sich hinein, was sie in die Finger bekam. Mit einem Pudding in der Hand drehte Kenny sich nun zu Will um und sah ihn auffordernd an. „Also was willst du?“ Will räusperte sich noch einmal und antwortete dann: „Wann wolltest du mit Mum und Megan noch mal los?“ „Sobald Megan hier aufkreuzt und das kann noch Stunden dauern bei ihrer Pünktlichkeit“, sagte Kenny und schob sich einen weiteren Löffel Pudding in den Mund. Will nickte und beobachtete Kenny vorsichtig. In den nun mehr als zehn Wochen, die Kenny bereits bei ihm wohnte, hatte sie sich verändert. Nicht charakterlich, Kenny war noch immer eine starke und faszinierende Persönlichkeit, aber ihr Körper hatte sich sichtlich erholt. Als Kenny bei den Hastings eingezogen war, war sie abgemagert, angespannt und verdammt müde und all dies hatte sich in ihrem Körper wieder gespiegelt. Doch jetzt, durch Susans gute Pflege und die Schwangerschaft, sah Kenny richtig erholt aus. Ihre Augenringe waren zurück gegangen, da sie nun endlich genug Schlaf bekam und auch hatte sie ordentlich zugelegt und sah nun nicht mehr als zu sehr abgemagert aus. Will war sich sicher, dass Kenny bis zur Geburt ihres Babys ein gutes und vor allem stabiles Gewicht erreicht haben würde. Plötzlich erklang die Hausklingel und nur wenige Augenblicke später rief Maria: „Kenny, Megan ist da. Wir wollen los.“ Nun wieder lächelnd drückte Kenny Will ihren Pudding in die Hand und verschwand im Hausflur. „Bis später, Will!“, war das einzige was Will Hastings von der Schwangeren noch vernahm, dann schlug die Haustür zu. Grinsend machte Will sich daran, Kennys Pudding aufzuessen. Genervt stöhnend wurde Kenny von Megan in das nächste Umstandsmodengeschäft gezogen. Fünf Stunden waren sie nun schon unterwegs und das einzige was sich bis jetzt in ihren Einkaufstaschen befand war Unterwäsche. Und diese Unterwäsche gehörte eindeutig nicht Kenny. Gereizt wand Kenny sich aus Megans Griff und beobachtete finster wie Megan und Maria sich auf die Kleidung stürzten. Warum sie nach fünf Stunden Powershopping noch immer keine passenden Klamotten für Kenny gefunden hatten? Das war ganz einfach. Anscheinend hatte Kenny bei ihren eigenen Klamotten nur geringes Mitspracherecht. Denn all die Kleidung, die für die Schwangere in Frage kommen würden, wurden von den anderen grundlos abgeschmettert. Doch andersrum war es nicht viel besser. All die Kleidung, die Megan für ihre Freundin aussuchte würden ihr nach mindestens einen Monat wieder zu eng werden und all die Kleidung, die Maria für Kenny aussuchte war einfach abgrundtief hässlich. Wer läuft denn freiwillig in einem rosa ganzkörper-Anzug mit aufgestickten Teddybären rum? Kenny ganz sicher nicht. Während Megan und Maria sich nun wieder ihrem Kaufrausch hingaben, wandte Kenny verzweifelt den Kopf suchend nach einer Verkäuferin. Es war immerhin ihr Job den Kunden glücklich zu machen. Endlich hatte Kenny eine Verkäuferin erspäht und steuerte direkt auf sie zu. Als die Verkäuferin Kenny erblickte, lächelte sie freundlich und fragte: „Hallo, kann ich Ihnen behilflich sein?“ Kenny lächelte ebenfalls: „Ich hoffe es. Also... Ich bin, wie man unschwer erkennen kann, schwanger und brauche Umstandsmode.“ „Ja... Schwebt Ihnen etwas bestimmtes vor?“, fragte die blonde Verkäuferin weiter. „Nur grob. Ich möchte etwas, wo ich nicht so schnell wieder rauswachsen werde und etwas, das sagt, dass ich eine moderne, junge Mutter bin. Und nichts mit Rüschen, Tieren oder in pink oder in rosa.“ Die Blonde lächelte und antwortete: „Ich glaube, ich verstehe was Sie wollen. Folgen Sie mir bitte.“ Lächelnd folgte Kenny ihr und ignorierte die Rufe von Maria und Megan galant. Eine dreiviertel Stunde später verließen die drei Frauen das Geschäft und sie alle waren glücklich. Glücklich darüber, dass Kenny endlich die lang gesuchten Umstandskleider endlich gefunden hatte. „Will? Hey, Will!“ Stürmisch betrat Kenny das Zimmer des Jugendlichen. William blickte von seinen Hausaufgaben auf und Kenny an. „Hey, ihr seid ja wieder da. Habt ihr Alles bekommen, was ihr wolltet?“, fragte er und grinste Kenny an. Seufzend schmiss Kenny die Einkaufstüten auf sein Bett und antwortete: „Ja, nach sehr langer Suche. Willst du die Klamotten sehen?“ Will setzte sich grinsend auf das Bett zurück und nickte. „Ja, klar.“ Kenny grinste, zog sich den Pullover über den Kopf und begann dann sich vor Will auszuziehen. Leicht verwirrt blickte Will erst sprachlos zu, solange bis Kenny nur noch in Unterwäsche vor ihm stand. Sie sah verdammt gut aus, der kleine Bauch, den die Schwangerschaft ihr verpasst hatte stand ihr wunderbar... William Hastings musste einmal ordentlich schlucken. „Ähm, Kenny...“, begann er. Kenny hielt inne sich die Hose zu zuknöpfen und sah ihn fragend an. „Was?“ „Ähm... Du bist halb nackt und ziehst dich vor mir um...“ Kenny musste grinsen. „Du hast mich doch eh schon nackt gesehen... Oder stört es dich?“ Will schluckte, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, nein. Mach ruhig weiter.“ Und Kenny machte weiter und zeigte Will all ihre neu erworbenen Klamotten. Hosen, Oberteile, Kleider, Röcke. All diese Kleidungsstücke würden Kenny von nun an bis zum Ende ihrer Schwangerschaft begleiten. Eine halbe Stunde später hatte Kenny ihm all ihre neuen Klamotten gezeigt und saß nun in einer neuen Hose und einem neuem T-Shirt neben Will auf seinem Bett. „Was machen eigentlich deine Gelüste?“, fragte Will und grinste Kenny an. Wohl wissend wie sehr Kenny die Heißhungerattacken und merkwürdigen Esssensgewohnheiten hassten. Doch plötzlich lächelte Kenny und antwortete: „Meine Essensgelüste halten sich seit ein paar Tagen in Grenzen, dafür hab ich jetzt ganz andere Gelüste.“ Neugierig zog Will die Augenbrauen nach oben und fragte: „Ja? Was denn für welche?“ Die Schwangere blickte Will direkt in die blauen Augen. „Sex... Seit zwei Wochen hab ich ununterbrochen Lust auf Sex.“ Augenblicklich riss Will die Augen auf. Sex? Kenny hatte Lust auf Sex? „Ähm... Und... kannst du da irgendwas gegen tun?“ Kenny lachte. „Nein, Will. Nicht wirklich.“ Unangenehm berührt wich Will ihrem Blick aus, dann sagte er: „Nun... Wenn du möchtest... Dann, kann ich... ich dir helfen...“ Minutenlang schwiegen die beiden Teenager und als Kenny noch immer keine Antwort gegeben blickte Will endlich wieder auf und sah Kennys vor Schock aufgerissenen Augen. „Kenny... ich...“ Wütend sprang Kenny endlich auf und schrie: „Nein! Ich will nicht, dass du mir hilfst! Was soll dieses Angebot? Spinnst du?“ Auch in Will machte sich langsam Wut breit. Klar, war das nicht gerade ein Angebot mit dem man rechnete, aber warum stellte sie sich so an? „Wieso? Beim Nachsitzen hat es dich doch auch nicht gestört.“ „Ja, beim Nachsitzen, da... da war ich auch noch nicht...“, antwortete Kenny. „War warst du da noch nicht?“, fragte Will energisch als Kenny nicht weitersprach. „Nichts, vergiss es“, sagte Kenny und wollte das Zimmer verlassen. Will jedoch packte sie sanft am Handgelenk und zog sie näher an sich heran. „Was ist los, Kenny?“ „Ich... will unsere Freundschaft nicht zerstören...“, hauchte Kenny und drückte sich gegen Will. „Aber ich hab es dir doch angeboten... Du würdest nichts zerstören...“ „Doch...“ „Wieso?“, fragte Will noch ein letztes Mal. „Weil... weil ich mich in dich verliebt habe“, gestand Kenny leise. Fast schon zu leise. Doch Will verstand diese Worte und fasste Kenny sanft ans Kinn und brachte sie dazu ihn anzusehen. Ohne irgendetwas zu sagen beugte Will sich vor und küsste Kenny. Diese erwiderte den Kuss erst sanft und schüchtern, doch dann stürmisch und leidenschaftlich. Immer weiter nach hinten drückte Kenny Will mit ihrem leidenschaftlichen Kuss, bis sie schlussendlich auf seinem Bett landeten. Ohne groß nachzudenken und überglücklich, dass der jeweils andere die eigenen Gefühle erwiderte, befriedigten sie gemeinsam Kennys aktuelle Gelüste. „Will?“ „Hm?“ Müde schlug Will wieder die Augen auf und blickte das nackte Mädchen in seinen Armen an. „Sind wir... sind wir jetzt zusammen?“, fragte Kenny und blickte Will hoffnungsvoll an. Will grinste sie an. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er Kenny genau dieselbe Frage gestellt. Nun beugte er sich über Kenny und küsste sie. „Ja, Kenny. Das sind wir.“ Kapitel 11: Boy or girl? ------------------------ Schande über mich >.> Über sechs Monate nicht gepostet. Ich schäme mich so. @Bruno3395: Ich finde es schön, dass die Story für dich immer noch überraschend und abwechslungsreich ist :D Immerhin gebe ich mir auch Mühe, dass es so ist und bleibt. :) @leewes: An die liebe Hella von Sinnen und ihre Ganzkörperanzüge hab ich überhaupt nicht gedacht xD Aber da hast du recht. Sie würde sowas anziehen xD Aber gott sei dank unsere liebe Kenny nicht. Es freut mich, dass es dich freut, dass sie jetzt zusammen sind :D Und jetzt geht es weiter :D:D:D Das Geburtstagskapi xD Kapitel 11: Boy or girl? Sanft strich er ihr über den gewölbten Babybauch und beobachtete sie dabei, wie sie ruhig ein und aus atmete. Als er ihr erneut über den Bauch fuhr, atmete sie tief ein und öffnete dann langsam die Augen. William Hastings blickte seiner Freundin tief in die braunen Augen. Ihr Blick war noch leicht verklärt, da sie gerade erst aufgewacht war. Langsam beugte Will sich über Kenny und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. „Guten Morgen.“ Kenny lächelte ihn liebevoll an, fuhr ihm sanft durch die Haare und antwortete: „Guten Morgen.“ Wieder fuhr Will ihr über den Bauch und legte dann seinen Kopf darauf. Er seufzte tief. „Kaum zu glauben, dass du schon in der 20. Woche bist.“ „Ja… In zwei Tagen könnten wir das Geschlecht erfahren. Willst du es wissen?“, fragte Kenny. Will drehte den Kopf zu ihr und antwortete: „Ich würde es gerne wissen. Wenn du es auch wissen willst, versteht sich.“ Kennys Blick ging in die Ferne, während sie Will durch die Haare fuhr und fragte: „Was hättest du gerne? Einen Jungen oder ein Mädchen?“ Will hob den Kopf und legte sich nun neben Kenny. „Ich glaub, ich hätte gerne einen Jungen. Einen kleinen Fußballspieler.“ Kennys Blick klärte sich wieder und nun blickte sie ihren Freund an, dabei kaute sie auf ihrer Lippe. Ihr Dad wollte damals auch nur Jungen haben, bekommen hatte er drei Mädchen und man konnte sehen was im Endeffekt aus ihrem Vater geworden war. „Und… was ist, wenn es ein Mädchen ist? Meine Familie neigt zu Mädchen.“ Will grinste sie an. „Nein. Ob Junge oder Mädchen ist egal. Mir ist nur wichtig, dass das Baby kerngesund ist.“ Kaum merklich atmete Kenny erleichtert aus. Sie war froh, dass Will sich nicht auf einen Jungen versteift hatte und das er auch mit einem Mädchen zufrieden wäre. Nicht auszudenken, wenn ihr Kind dieselbe Kindheit haben würde wie Kenny selbst. „Also für ein Mädchen find ich den Namen Kate sehr schön“, sagte Will plötzlich. Kenny blickte ihn an. „Hm… Ja schon. Aber jedes zweite Kind heißt Kate. Ich hab allein zwei davon in meinem Mathekurs.“ Will legte die Stirn in Falten und sagte: „Was ist mit Jane?“ Seufzend stand Kenny aus dem Bett aus und ging hinüber zum Kleiderschrank. Seit dem sie nun mit Will fest zusammen war schlief sie beim ihm, deswegen hatte sie einige ihrer Klamotten in seinem Kleide3rschrank deponiert. Während sie sich frische Kleidung aus dem Schrank nahm, antwortete sie: „Auch viel zu häufig.“ Will stöhnte und ging dann ebenfalls zu seinem Kleiderschrank. „Was ist mit Leigh?“ Augenblicklich hielt Kenny damit inne sich ihre Hose anzuziehen. „Was hast du gesagt?“ „Ich habe dich gefragt, wie du den Namen Leigh findest“, wiederholte Will. Abwesend wirkend zog Kenny sich ihre Hose hoch. Leigh… Es war nur eine andere Schreibweise und doch derselbe Name wie der ihrer Mutter. Das wollte Kenny nicht. Ihr Kind sollte nicht den Namen ihrer Mutter tragen, egal ob es ein Junge oder ein Mädchen sein würde. „Nein, der gefällt mir nicht“, sagte sie. „Taylor?“, fragte Will. Kenny zog sich ihre Bluse über und sah ihn an. „Für einen Jungen oder ein Mädchen?“ „Beides“, antwortete Will. Während sie überlegte ging Kenny zur Zimmertür. „Nein, der gefällt mir auch nicht“, antwortete sie und verließ das Zimmer. Will grinste und im Stillen fragte er sich, warum sie überhaupt schon darüber nachdachten, immerhin hatten sie noch gute 20 Wochen Zeit sich einen Namen zu überlegen und solange sie noch nicht wussten was das Baby sein würde, sollten sie sich keine Gedanken machen. „Mum, Dad? Wir fahren jetzt los. Wir sehen uns heute Abend.“ „Alles klar, ihr zwei. Viel Spaß!“ Lächelnd verließen die Teenager das Haus der Hastings. Zwei Tage waren vergangen und nun hatte Kenny erneut einen Termin bei ihrem Frauenarzt und wenn sie Glück hatten, dann würden sie heute das Geschlecht ihres Babys erfahren. Die Diskussion über die Namen hatten sie aufgegeben, solange sie nicht wussten ob Junge oder Mädchen kamen sie auf keinen gemeinsamen Nenner. Nun wollten sie abwarten, was die Frau Doktorin sagen würde. Während der Autofahrt zum Arzt und der restlichen Wartezeit bis zum Termin sprachen die beiden jungen Eltern darüber wie das Kinderzimmer eingerichtet werden sollte. Zwar hatten sie noch einige Wochen, aber langsam sollten sie doch darüber nachdenken. „So, Kenny. Dr. Brooke wäre dann soweit“, sagte die Arzthelferin, die gerade ins Wartezimmer kam. Kenny und Will erhoben sich und folgten ihr in das für sie vorbereitete Behandlungszimmer. Dr. Brooke saß bereits hinter ihrem Schreibtisch und lächelte die Teenager freundlich an. „Hallo, ihr Beiden. Heute ist wieder ein großer Ultraschall geplant. Kommt am Besten gleich mit mir mit.“ Die Teenager erwiderten die Begrüßung und folgten der Ärztin dann zum Ultraschallgerät. In den letzten Wochen hatte Kenny sich an all die Untersuchungen gewöhnt und so legte sie sich ohne Aufforderung auf die Liege und machte ihren Bauch frei. Während Dr. Brook das Ultraschallgel auf Kennys Bauch verteilte, lächelte sie die beiden Eltern an. „Wenn das Baby richtig liegt, kann ich euch das Geschlecht verraten. Wollt ihr das?“, fragte sie. Kenny und Will blickten sich an. Ja, sie wollten es wissen, wenn sie es erst bei der Geburt erfahren würden, würden sie sich nie auf einen Namen einigen können. Also nickten die Beiden. „Gut, dann wollen wir mal schauen.“ Nur wenige Minuten später stand es zu 100 % fest. Es gab nicht den geringsten Zweifel, dass Baby lag breitbeinig in der perfekten Pose, um das Geschlecht zu erfahren. „Ihr bekommt ein kleines, kerngesundes Mädchen. Herzlichen Glückwunsch“, sagte Dr. Brooke während sie die Ultraschallbilder ausdruckte. Will grinste Kenny erfreut an. „Ein kleines Mädchen“, sagte er freudestrahlend. Dann beugte er sich über sie und gab ihr einen Kuss. „Eine kleine Kenny.“ Auch Kenny grinste. Sie war unendlich froh, dass Will diese Nachricht so gut aufgenommen hatte und natürlich freute sie sich auch tierisch über ihre kleine Tochter. Schon bald würde sie ihr kleines Mädchen in den Armen halten können. Beide überglücklich fuhren sie wieder nach Hause, um ihrer Familie die erfreuliche Botschaft zu überbringen. Als sie auf dem Weg in das Haus der Hastings waren sagte Will: „Ich glaube, meine Mutter wird ausflippen vor Freude.“ „Wieso das?“, fragte Kenny verwundert. Will schloss die Haustür auf und antwortete: „Weil ich eigentlich ein Mädchen sein sollte. Zumindest, wenn es nach dem Arzt gegangen wäre und meiner Mutter. Sie wollte immer ein Mädchen haben. Als Mädchen wäre mein Name Wilhelmina gewesen.“ Kenny konnte das lachen nicht unterdrücken. „Oh man, da hast du ja noch mal richtig Glück gehabt, dass du doch ein Junge geworden bist.“ Will nickte lachend. Dann legte er einen Arm um Kennys Schultern und gemeinsam gingen sie in das Wohnzimmer, wo seine Eltern schon sehnsüchtig auf sie warteten. „Na, ihr zwei. Was gibt es Neues?“, fragte Dylan, der zukünftige Großvater. Kenny musste lächeln als sie ihn anblickte. Er war als werdender Großvater unbeschreiblich süß. Es verging nicht ein Tag an dem er nicht über Kennys Bauch strich und sich mit dem Baby unterhielt, er passierte nicht ein Babymodengeschäft ohne hinein zu gehen und mindestens ein Teil zu kaufen. Er ging nicht zu einem Golfspiel mit seinen Freunden oder Kollegen ohne Kenny und Will um die aktuellen Ultraschallbilder zu bitten. Es war unübersehbar, dass Dylan Hastings den Tag der Geburt kaum abwarten konnte. Auch Maria war eine fürsorgliche werdende Großmutter. Fast täglich fragte sie Kenny nach weiteren Schwangerschaftsbeschwerden und half ihr diese zu überwinden. So hatte Kenny auch schnell ihre beständige Übelkeit überwunden. Die Teenager setzten sich zu den Beiden und grinsten sie glücklich an. „Wir wissen jetzt das Geschlecht“, antwortete Kenny und grinste noch breiter. Man konnte förmlich dabei zusehen wie die Spannung in die Gesichter von Dylan Maria trat und sie konnten die Antwort kaum abwarten. „Und? Junge oder Mädchen?“, fragte Maria. „Nun, sagt schon. Spannt uns nicht länger auf die Folter“, forderte Dylan sie auf. Will und Kenny blickten und grinsten sich an, dann sagte Kenny: „Los, sags ihnen, Will. Bevor sie uns meucheln, um es herauszufinden.“ Will blickte seine Eltern an und sagte: „Wir bekommen ein… Mädchen. Ein kleines Mädchen, genau so hübsch wie ihre Mutter.“ Völlig überraschend sprangen Dylan und Maria auf und schrien ihre Freude frei heraus. Verblüfft blickten Kenny und Will die Beiden an, ehe sie sich versahen wurden sie dann schon hoch gezogen und Kenny wurde von den Beiden einmal ordentlich gedrückt. „Ein Mädchen. Das ist wunderbar. Wir haben uns schon immer ein Mädchen gewünscht“, sagte Maria und drückte Kenny noch einmal. Gespielt beleidigt stand Will neben seinem Vater und sagte auf einmal: „Hey. Das ist ein ziemlich großer Knacks in meinem Selbstbewusstsein.“ Lachend schlug Dylan seinem Sohn auf die Schulter. „Nimm es nicht persönlich, Sohn. Sie ist deine Mutter und wollte schon immer ein Mädchen haben, jetzt bekommt sie es. Lass sie.“ Natürlich verstand Will. Er war auch nicht böse oder beleidigt, er wusste ja immerhin, dass seine Mutter ihn aus ganzem Herzen liebte. Dann räusperte Dylan sich und sagte: „So, meine Lieben. Die Zeit bis zum Abendessen werde ich nutzen, um meine Kollegen anzurufen und ihnen zu sagen, dass ich eine Enkeltochter bekomme.“ Grinsend blickte Kenny ihm hinterher, dann löste sie sich von Maria und sagte: „Ich geh und leg mich noch ein wenig hin. Ich bin irgendwie müde.“ „Warte, ich komme mit“, sagte Will und schloss sich ihr an. „Bis später, Kinder“, sagte Maria und grinste noch immer vor sich hin. Sie bekam tatsächlich eine Enkeltochter. Ein klitzekleines Mädchen. Seufzend ließ Kenny sich auf das Bett fallen. Sie war wirklich müde, in der letzten Zeit war sie tagsüber öfters müde, einmal war sie mitten in der Schule eingeschlafen, Gott sei dank nur in der Mittagspause und nicht im Unterricht. Dann setzte sich auch Will auf das Bett. Mit dabei hatte er Kennys Schwangerschaftstagebuch. In dieses Buch trug sie sämtliche Daten von ihren Arztterminen ein, welche Schwangerschaftsbeschwerden sie wann hatte, wann sie wieder vor rüber waren und all die wichtigen Ereignisse, die während der Schwangerschaft passiert waren. Seit kurzem stand ein neues Ereignis in diesem Buch. Der Tag an dem Will und Kenny zusammen gekommen waren. Nun schlug Will das Buch auf und fragte: „Willst du? Oder soll ich?“ Kenny setzte sich auf. „Nein, trag du ein. Ich bin zu müde dafür.“ „Dann trag ich jetzt ein, dass wir jetzt Babys Geschlecht wissen und das Mommy ständig müde ist“, grinste Will. Kenny beugte sich zu ihm und sagte: „Trag auch ein, dass Mommys Leben im Moment nicht besser laufen könnte. Das sie ihr Baby liebt und den dazugehörigen Daddy.“ Will blickte sie liebevoll an. „Ich liebe dich auch, Kenny.“ Sanft küsste er sie, wieder einmal war es Kenny die mehr forderte. Grinsend intensivierte sie den Kuss. Das Schwangerschaftstagebuch rutschte unbemerkt vom Bett und blieb, beim letzten Eintrag aufgeschlagen liegen… Kapitel 12: Names, names and... a father ---------------------------------------- So :D Diesmal schneller als beim letzten Mal geht es dann endlich weiter und nun wünsch ich euch (gleich) viel Spaß beim nachfolgenden, (hoffentlich) spannendem Kapitel :) @Bruno3395: Freut mich zu lesen, dass es mir gelingt die Atmosphäre aus den nachfolgenden Kapitel beizubehalten, egal wie lange es zurückliegt :D Jap und nun viel Spaß weiterhin :) @leewes: Ja, meine Liebe. Die Story mit dem Fußballer hatten wir ja diskutiert :D Wenn du die Namen aus dem letzten Kapitel schon schrecklich fandest, dann wünsch ich dir bei diesen hier viel Spaß xD Kapitel 12: Names, names and… a father „Guten Morgen, Mommy und Daddy!“, rief Megan Smith, ihrerseits beste Freundin von einer baldigen Teenagermutter und stolze werdende Patentante. Kenny, ihrerseits baldige Teenagermutter, grinste Megan freudig an. „Guten Morgen“, grüßten Kenny und Will zurück. „Na, wie war der Ultraschalltermin?“, fragte Logan, der in dem Moment zu dem Trio trat. Kenny und Will grinsten sich vielsagend an, dann zog Kenny das Ultraschallbild aus ihrer Schultasche und antwortete: „Wir wissen jetzt was es wird.“ Während Kenny ihren besten Freunden das Ultraschallbild übergab, sagte Will: „Also seid ihr als Paten jetzt gefragt. Wir brauchen Namensvorschlage.“ Kritisch blickten Logan und Megan auf das Ultraschallbild, die Umrisse des Babys konnten sie ja noch erkennen, aber sonst…? „Also ich seh da nichts“, kommentierte Logan und sah seine Freunde fragend an, während Megan noch immer versuchte das Geschlecht zu erkennen. Will begann zu grinsen. „Ja, eben.“ „Wie jetzt?“, fragte nun auch Megan und ließ das Bild sinken. Kenny lachte. „Okay… Wir machen es ganz einfach. Fangt an Rosa Klamotten zu kaufen.“ Der spitze Schrei von Megan ließ die anderen Drei zusammenfahren. Freudig auf und ab hüpfend umarmte sie ihre Freundin. „Ein Mädchen! Das ist ja wunderbar! Noch ein Mädchen! Endlich kann ich dir meine Namensliste vorstellen.“ Zweifelnd blickte Kenny ihre beste Freundin an und wurde dann mit ihr zur Schule gezogen. Logan und Will standen noch immer auf dem Parkplatz und blickten den davonziehenden Mädchen hinterher. „Ein Mädchen also“, grinste Logan und setzte sich dann auch in Bewegung um die Mädchen einzuholen. „Ja… Ein Mädchen. Was meinst du wie meine Mum abging als sie davon erfuhr“, antwortete Will und legte einen Arm um Kenny. „Solange sie nicht versucht eure Kleine auch Wilhelmina zu nennen“, sagte Logan und wurde fast augenblicklich von Megan unterbrochen. „Also, ich denke eher an was wie… Apollonia oder Aurelie.“ Fassungslos blickten Kenny, Will und Logan sie an. „Das…“, begann Kenny. „…ist hoffentlich“, sagte Logan. „… nicht dein Ernst“, beendete Will. Beleidigt blickte Megan zurück, dann nahm sie einen Notizblock aus ihrer Tasche und strich etwas durch. „Dann halt nicht, was ist mit… Belinda… oder Eulalia.“ Sprachlos blieben die Teenager stehen und blickten Megan an, dann seufzte Will einmal tief und sagte: „Wir haben ja noch genug Zeit uns auf einen Namen zu einigen. Wir müssen jetzt zum Sport, bis später ihr zwei.“ Sanft gab er Kenny einen langen Kuss und auch Logan verabschiedete sich mit einem frechen Grinsen von den Mädels. Kenny machte sich daran ihren Spint aufzuschließen, während Megan weiterhin ihre Namensliste vor las: „Modesty, Olympia und Polyxenia stehen auch noch zur Auswahl.“ Seufzend schloss Kenny ihren Spint wieder ab und machte sich auf den Weg zum Matheraum. „Seraphia, Severa, Xenia, Ophelia, Luana und Oceana. Gefällt dir einer davon?“ Kenny blickte sie an. „Nein, wo hast du diese bekloppten Namen eigentlich her?“ „Aus dem Internet. Nichts ist gut genug für meine kleine Patentochter“, antwortete Megan und legte lächelnd eine Hand auf Kennys gewölbten Bauch. Mittlerweile gekonnt die abfälligen Blicke ihrer Schulkameraden ignorierend setzte Kenny sich auf ihren Platz und zog Megan ihren Block aus der Hand. Skeptisch las Kenny die letzten Namen vor: „Dilayla, Feline, Lourdes, Lola, Mercedes und Priscilla? Megan, wenn der Kleinen einen von diesen Namen gebe wird sie für den Rest ihres Lebens gehänselt werden. Das wird ich ihr nicht antun.“ Wieder beleidigt blickte Megan ihre Freundin an. „Entschuldige bitte, dass ich nicht will, dass mein Patenkind so einen profanen Namen wie Jane bekommt.“ Kenny blickte auf die drei Mädchen, die sie bei Nennung ihres Namens böse angeschaut hatten, dann sah sie wieder Megan an. „Ja… Schon klar. Das will ich auch nicht, aber hast du nicht ein paar normalere Ideen?“ „Was ist mit Daisy?“ Wortlos gab Kenny Megan ihren Notizblock wieder und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. „Okay… Okay… Ich habe gerade im Internet gesucht und euch normale Namen rausgesucht!“, rief Megan und setzte sich laut atmend an den Tisch ihrer Freunde. Seufzend löste Kenny den innigen Kuss, den sie gerade mit Will geteilt hatte, und blickte ihre Freundin an. Es war Mittagspause und sie saßen in der Kantine. Auffordernd blickte sie Megan nun an, je eher Megan anfinge, desto eher hatte Kenny es hinter sich. Megan holte tief Luft und ratterte, dann die erste von vier Spalten herunter: „Adrianna, Bailey, Savannah, Anastacia, Cara, Cynthia, Emelie, Fabienne, Hermione, Isabella, Josephine, Cassandra, Leila, Martha, Salome, Saphira, Serena und Violett.“ Sowohl Kenny, als auch Will und Logan hatten aufmerksam zugehört und nun dachten sie nach. „Also mir gefallen, Savannah und Leila“, sagte Kenny. „Und ich mag Isabella und Saphira“, ergänzte Will und nahm nun seinen eigenen Notizblock hervor um die vier Favoriten aufzuschreiben. Auf den Weg zu ihren Spints verlas Megan die nächste Spalte: „Zoey, Evelyn, Shirley, Phoebe, Joelle, Cheyenne, Dana, Alicia, Lynn, Alexis, Marissa, Kimberly, Leana, Kaley, Kahlan, Teresa, Carrie, Samira, Ashley, Aileen, Sophia, Alexia und Amy.“ Völlig aus der Puste verfolgte Megan zufrieden wie Zoey, Alexis, Kaley, Ashley und Amy auf die Favoritenliste der jungen Eltern landeten. „Kommt schon… Eine Spalte hab ich noch… Bitte. Bitte. Bitte. Bitte.“ Müde ließ Kenny sich in den Beifahrersitz sinken und schloss die Augen. Den ganzen Tag hatte Megan sie nun schon mit ihren Mädchennamen bombardiert. Anscheinend hatte sie schon lange bevor dem alles entscheidenden Ultraschall nach Namen geschaut und nicht nur nach diesen verrückten Ideen, die sie ihnen am Anfang präsentiert hatte. Mit einem schnellen Blick auf Kenny bedeutete Will Megan schnell zu machen und sie machte schnell: „Faith, Hope, Rose, Destiny, Hazel, Audrey, Brianna, Ruth, Cassidy, Charlotte, Chelsea, Lauren, Crystal, Emily, Courtney, Emma, Eden, Sophia, Victoria, May, April, Summer, Faye, Clarissa und Kathleen.“ Kenny öffnete die Augen. „Hazel, Brianna und Charlotte kommen auf die Liste, den Rest kannst du vergessen.“ Während Logan sich kopfschüttelnd von den Drein verabschiedete blickte Megan ihre Freundin an. „Aber was ist mit Summer, April und May? Die Namen sind soo schön.“ Seufzend schloss Kenny wieder die Augen, rutschte auf den Fahrersitz und startete demonstrativ den Wagen. Will öffnete die Beifahrertür und stieg ein während er erklärte: „Die Namen sind nicht passend. Das Baby kommt im Herbst… Es wäre merkwürdig, wenn sie Summer heißen würde.“ Das sah Megan ein, aber sie wäre nicht Megan, wenn sie dafür nicht auch eine Idee hätte. „Dann nennt sie doch einfach Autumn.“ Mit einem letzten entnervten Blick auf ihre beste Freundin setze Kenny den Blinker und fuhr los. Fassungslos und verärgert blickte Megan ihren davon fahrenden Freunden hinterher. „Ich wollte doch nur helfen!“, rief sie. „Kenny? Alles Okay bei dir?“ Besorgt blickte Will seine schwangere Freundin an, wie sie sich müde auf das Bett gelegt und die Augen geschlossen hatte. Jetzt öffnete sie diese wieder und antwortete: „Ja, ich bin nur so müde in letzter Zeit und Megans absurde Namensvorschläge haben mir heute einfach den Rest gegeben.“ Will legte sich zu ihr und fuhr ihr durchs Haar. „Ich will dir ja nicht weiter auf die Nerven fallen, aber ich habe mir auch schon Gedanken über einen Namen gemacht.“ Müde kuschelte Kenny sich an ihn. „Solang sie nicht so außergewöhnlich sind wie die von Megan.“ „Sind sie nicht. Der erste Name wäre Leslie.“ „Hm… Du weißt, dass man so auch einen Jungen nennen kann?“, fragte Kenny und kuschelte sich noch enger an Will. „Ja, ich weiß. Also was denkst du?“, antwortete Will. „Klingt zu sehr nach Hund. Was hast du noch?“ „Okay… Was ist mit Lyndsey?“ Nun hob Kenny den Kopf. „Will, das ist wieder ein zweigeschlechtlicher Name und auch nicht gerade hübsch.“ Will seufzte. Kenny war wirklich anspruchsvoll. „Und was ist mit Angel?“ Kenny setzte sich auf und seufzte nun ihrerseits. „Nein, das ist wie Summer, May, April und Autumn. Irgendwie zu symbolisch.“ Der werdende Vater lehnte den Kopf an das Kopfende und legte die Stirn in Falten. „Okay… dann fallen mir noch Renee, Sidney und Jamie ein.“ Grinsend legte Kenny sich auf Will, so gut es der Babybauch nun eben zu ließ, sah ihn an und hauchte: „Mein lieber Freund, warum schlägst du mir lauter zweigeschlechtliche Namen vor?“ Grinsend beugte Will sich weiter vor, so dass seine Lippen fast die Kennys berührte. „Weil ich dachte, das ist in deiner Familie Mode und da sich auch das Geschlecht unseres Babys an deiner Familie orientiert, dachte ich es sei eine ganz hübsche Idee.“ Stutzig geworden rückte Kenny wieder von Will ab. „Aber das ist nicht Mode in meiner Familie“, sagte sie. „Zugegeben, Kyle ist zweigeschlechtlich, aber Dru und meiner eindeutig nicht.“ Will stützte sich auf seine Unterarme und sah seine Freundin skeptisch an. „Also Dru und Kenny hab ich bis jetzt nur bei Jungs gehört.“ Kenny konnte ein Lachen nicht unterdrücken und setzte sich wieder auf. „Du glaubst echt, dass Kenny und Dru unsere richtigen Namen sind?“ Verwirrt setzte Will sich nun auch auf und antwortete: „Ja… Immerhin habt ihr euch immer so vorgestellt.“ Lachend kletterte Kenny schwerfällig vom Bett und holte ihren Führerschein. „Also, machen wir es noch einmal amtlich. Mein Name ist nicht Kenny. Das ist nur mein Spitzname, mein Vater hat damals damit angefangen, weil er immer Jungs haben wollte. Mein richtiger Name ist Kendra. Kendra Marie Rivers. Freut mich, dich kennen zu lernen“, erklärte Kenny und hielt Will den Führerschein direkt vor die Nase. „Okay…“, sagte Will gedehnt. Es war ihm unangenehm, dass er Kennys richtigen Namen bisher nicht gewusst hat… Was war er nur für ein Freund. „Und Drus Name ist Drusilla. Wie gesagt, mein Dad wollte immer mindestens einen Jungen haben, aber wir sind nun mal drei Mädchen geworden, deswegen sind unsere Namen oder Spitznamen nun mal ein wenig… maskulin. Das würde bei unserer Kleinen gerne vermeiden“, erklärte Kenny während sie sich wieder auf das Bett setzte und sich eine Hand auf den Bauch legte. Will lächelte und legte Kenny ebenfalls eine Hand auf den Bauch und sagte: „Okay… einen Namen hab ich noch.“ Auffordernd blickte Kenny ihn an. Da war sie ja mal gespannt. „Willow.“ „Hm…“, machte Kenny und blickte auf ihren Bauch. „Der Name ist echt hübsch… Aber was meinst wie sie später genannt werden wird?“ Fragend blickte Will sie an. „WILLow. Na klingelts? Jeder würde sie Will nennen. Will, genau wie der Papa.“ „Oh. Da hatte ich gar nicht dran gedacht“, sagte Will mit einem verschmitzten Lächeln. Kenny grinste und stand auf. „Sicher, William. Das glaub ich dir sofort.“ „Nein, ganz ehrlich.“ Seine Freundin warf ihm ein Kissen an den Kopf und ging dann Richtung Badezimmer. „Also, ich geh jetzt schön heiß baden. Ich hab genug von der Namensdiskussion.“ Gespielt beleidigt blickte Will ihr hinter her. „Was? Ohne mich?“ Schwungvoll und dreckig grinsend drehte Kenny sich noch einmal um. „Das hab ich nicht gesagt.“ Ebenfalls grinsend folgte Will seiner Freundin ins Badezimmer und während die Beiden gemeinsam ein erholsames Bad nahmen, hoffte Kenny inständig, dass Megan die Namenssuche zumindest vorerst aufgegeben hatte. Die ständigen Namensvorschläge waren auf Dauer einfach zu viel. Doch Kenny hatte umsonst gehofft. Sobald sie am nächsten Tag aus dem Auto gestiegen war, bombardierte Megan sie mit ihren neuen Namensvorschlägen. Von Stacy über Natasha bis hin zu Melody war Alles dabei und Megan ließ nicht locker. An jedem weiteren Schultag kam Megan mit ellenlangen Listen von Mädchennamen an und Kenny war heilfroh, als endlich Wochenende war. Und während Kenny sich endlich von der anstrengenden Namenssuche erholen konnte, bekamen Claire, Dru und Kyle Rivers unerwarteten Besuch. Es war bereits spät am Abend, Zeit um ins Bett zugehen, zumindest für die zehnjährige Drusilla. Keiner von ihnen hatte das Klingeln an der Haustür erwartet. Verwundert blickte Claire Rivers auf und sagte: „Kyle, würdest du bitte an die Tür gehen? Ich bring dann Dru schon ins Bett.“ Der sonst so aufsässige Teenager, ebenfalls sehr verwundert, nickte und öffnete die Haustür, während Claire versuchte Dru in ihr Zimmer zu bringen. Kyle Claire Rivers hatte die Haustür geöffnet und war in eine Art Schockstarre geraten, als sie sah wer da vor der Tür stand. Es war ein Mann… ein Mann, der ihr nur allzu bekannt war, auch wenn er sich ziemlich verändert hatte. „Hallo Kyle“, sagte der Mann leise und sah das 14-Jährige Mädchen unsicher an. Kyle war zugeschockt, um auch nur daran zudenken zu antworten, dies jedoch nahm ihr ihre kleine Schwester ab. „Daddy!“, vernahm Kyle Drus helle Kinderstimme und als sie den Kopf wandte sah sie wie Dru auf ihren Vater, John Rivers, zu gerannt kam. Mit einem großen Lächeln im Gesicht hob John seine jüngste Tochter hoch und drückte sie fest an sich. „Hey meine Süße! Du bist aber groß geworden“, sagte er und blickte Dru in die dunklen Augen. „Ich hab dich vermisst Daddy! Hast du all deine Probleme geschafft und kümmerst dich wieder um uns?“, fragte Dru und schlang die Arme um den Hals ihres Vaters. „Ich…“, begann John, wurde jedoch von der energischen Stimme seiner Schwester unterbrochen. „Was zum Teufel willst du hier, Jonathan? Es ist schon spät und Dru sollte schon längst im Bett liegen.“ John blickte sie an. „Claire… Ich wollte mit euch reden und das ich so spät hier bin kommt weil, ich bis eben noch bei…“, er stockte und blickte wieder seine Jüngste an. „Dru, wie wäre es, wenn du dich schon einmal Bettfertig machst und ich komm dir gleich Gute Nacht sagen, ja?“ Widerwillig ließ Dru sich auf den Boden setzen, nickte dann aber und verschwand in ihrem Zimmer. „Kann ich rein kommen? Es ist doch ein wenig ungemütlich euch Alles auf der Türschwelle zu erklären.“ Verunsichert blickte Kyle ihre Tante an. Sie selbst wollte schon wissen, was ihr Vater zu sagen hatte, aber es war das Haus ihrer Tante und wenn sie ihn nicht in ihrem Haus haben oder ihm nicht zuhören wollte, musste Kyle das akzeptieren. Claire musterte ihren Bruder skeptisch. Er sah gut aus. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er noch ziemlich ungepflegt, aber jetzt? Er hatte sich wieder rasiert, seine Haare waren wieder ordentlich geschnitten und seine Kleidung war nicht länger schmutzig und schmierig. Was war mit ihm geschehen, dass er sich so zum Besseren verändert hatte? Knapp nickte sie und führte ihn und ihre Nichte in ihr Wohnzimmer, dort setzten sie sich auf die Couch und Kyle und Claire blickten John auffordernd an. „Also, warum tauchst du hier so spät noch auf?“ John holte tief Luft und begann ganz von vorne: „Also Kenny mir sagte, dass sie und die anderen Mädchen ausziehen würden hat es mich am Anfang nicht sonderlich interessiert… Doch irgendwann bin ich zur Besinnung gekommen, ich… machte mich daran das Haus auf Fordermann zu bringen und mich selber. Ich geht seit mehreren Wochen regelmäßig zu den Anonymen Alkoholikern, deswegen bin ich auch erst so spät hier hergekommen. Heute war eines dieser Treffen und danach hatte ich ein langes Gespräch mit unserem Leiter… Er hat mich dazu ermutigt euch aufzusuchen und euch…“ Noch immer von leisen Zweifeln befallen zog Claire die Augenbrauen zusammen. „Um uns was?“, fragte sie. Wieder holte John Rivers tief Luft und sagte dann: „Euch um Verzeihung zu bitten und um eine zweite Chance.“ So, nun war es raus und John sah seine Familie unsicher an. „Du bist trocken? Trinkst nicht mehr?“, fragte Claire. John nickte. „Ja, und ich habe auch wieder einen neuen Job und Kyle und Dru könnten wieder bei mir wohnen. Ich habe so Feierabend, dass ich Zuhause bin, wenn die Beiden Schulschluss haben. Das heißt… wenn die Beiden das wollen, versteht sich…“ Eine lange Zeit war es still in dem Wohnzimmer. Kyle blickte ihren Vater an. Als sie ihn und sein neues, altes Aussehen vor der Haustür gesehen hatte war sie zwar geschockt gewesen, hatte sich aber dennoch gefreut. Denn trotz der letzten zehn Jahre war er immer noch ihr Vater und sie liebte ihn und hatte ihn vermisst. Sie war unglaublich froh, zu sehen, dass es ihm nun besser ging und dass er eine zweite Chance wollte. Liebevoll lächelte sie ihn an und sagte: „Ich würde mich freuen, wenn ich wieder nach Hause kommen könnte… und Dru ja sowieso.“ Erfreut und erleichtert stand John auf und drückte Kyle an sich. „Ich bin so froh, dass zuhören. Danke, Kyle.“ Glücklich erwiderte Kyle die feste Umarmung ihres Vaters. Sie hatte ihn so sehr vermisst. Seine Tochter noch immer im Arm haltend blickte John nun wieder seine Schwester an. „Und was ist mit dir?“, fragte er. Claire seufzte tief. „Ich stimme dem zu. Die Mädchen können wieder zu dir ziehen, aber unter einer Bedingung.“ Verwundert blickte Kyle ihre Tante an. „Unter welcher?“ „Ich werde ein scharfes Auge auf dich haben, John und sobald ich den Verdacht habe, dass es mit euch drein nicht klappt, dann werde ich einschreiten.“ John lächelte seine Schwester an und nickte. Damit war er einverstanden und dennoch, eins hatte er immer noch auf dem Herzen. „Und wie… wie geht es Kenny? Ihr habt doch bestimmt mehr Kontakt zu ihr als ich.“ Kyle blickten ihren Vater an. Es schien ihn schwer zu treffen, dass Kenny den Kontakt zu ihm abgebrochen hatte. „Es geht ihr gut… Oh und ich hab vergessen, sie hat eben angerufen“, antwortete Kyle und grinste ihre Tante und ihren Vater an. „Und? Gibt es etwas Neues?“, fragte John. „Ja. Sie bekommt ein Mädchen.“ John grinste. Ein Mädchen… die schienen wirklich in der Familie zu liegen. Aber, wenn Kenny sogar schon wusste, welches Geschlecht ihr Baby hatte, musste sie die Schwangerschaft schon bald geschafft haben. Durch die ganzen Veränderungen in seinem Leben hatte er die Zeit vollkommen aus den Augen verloren. „In welcher Woche ist sie denn jetzt eigentlich?“ Claire war es, die antwortete: „Sie kommt morgen in die 21. Woche.“ „Wow…“, bemerkte John nur. „Du solltest auch mit ihr reden. Sie wird wissen wollen, dass es dir jetzt besser geht“, sagte Kyle. Zweifelnd blickte John sie an. „Meinst du wirklich, sie würde mir verzeihen und eine zweite Chance geben?“, fragte er. Kyle zuckte nur mit den Achseln und antwortete: „Wieso sollte sie nicht?“ Johns Blick glitt in die Ferne. Vielleicht, weil er ihre Kindheit und ihre Jugend zerstört hatte? So und jetzt seid ihr gefragt :D Es geht darum einen Namen für das Baby zu finden. Schreibt mir einfach welchen Namen ihr von den genannten am Besten fandet oder welche Ideen ihr für das Baby von Kenny und Will habt :D Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung eurerseits freuen :) Kapitel 13: Father to daughter ------------------------------ So, nachdem meine Mama mir wohl irgendwas ins Brötchen gemischt hat und ich heute ein Kapitel nach dem anderen schreiben kann, geht es auch hier weiter :D Viel Spaß. Bruno3395: Hab ich dir mal gesagt, dass ich immer Angst hab deine Zahl falsch zu schreiben? >.> Egal. Ich mag kurze Kommis :D Solang sie länger sind als ein Satz, also keine Sorge. Deine Namen wurden zur Kenntnis genommen und Kenny und Will überreicht, damit sie drüber streiten können. Höhö. Es ehrt mich jetzt, dass du das Kapi mehrmals gelesen hast *-* *Keks gibt* Dankeeeeeee :D @leewes: Deine Kommis: Segen und Fluch zugleich. Aber nicht kürzer machen xD Ich dich ärgern? O.O Ich doch nicht xD Ja... Auch deine Namen wurden aufgeschrieben und an Kenny und Will weitergereicht, mal schauen ob ich rechtzeitig Rückmeldung von den Beiden bekomme oder ob ich da drauf sitzen bleib. Die Sache mit ihrem Dad... die wirst du heute erfahren... oh man ich tu dir ne Menge an, erst Devon, jetzt John >.> Den Rest des Kommis schenk ich mir jetzt einfach mal xD Falls was wichtiges dabei war frag mich bei msn noch mal. Hier hast du XD xDDDDDDDDDDD Kapitel 13: Father to daughter Eine Woche war vergangen seit dem Kenny und Will das Geschlecht ihres Babys erfahren hatten, eine Woche seit dem Megan sie tagtäglich mit absurden Mädchennamen genervt hatte, eine Woche seit dem John Rivers bei Kennys Familie um eine zweite Chance gebeten hatte, eine Woche in der niemand Kenny davon berichtet hatte. Leise vor sich hinsummend ging Kenny zum Briefkasten, holte die Post und während sie wieder ins Haus ging sortierte sie die Briefe. Die meisten waren für Dylan und Maria, diese legte Kenny auf den Küchenthresen und ging mit den restlichen zwei Briefen nach oben zu Will. Dort warf sie ihm die zwei Briefe aufs Bett und setzte sich an den Schreibtisch, um sich wieder ihren Hausaufgaben zu widmen. „Danke, aber was ist das?“, fragte Will. „Post für dich? Wahrscheinlich Werbung für die Colleges“, antwortete Kenny gedankenverloren. Mit gerunzelter Stirn öffnete Will die Briefe. Kenny hatte Recht, es waren tatsächlich Broschüren von den umliegenden Colleges. Jetzt musste er Kenny wohl oder übel von seinen Plänen berichte. „Ähm… Das ist überhaupt noch ein Thema über das ich mit dir reden will“, begann er. Kenny drehte sich auf dem Stuhl zu ihm um und sah ihn auffordernd an. „Ich habe nicht vor aufs College zugehen.“ So nun war es raus und Will hatte schon eine Ahnung wie seine Freundin darauf reagieren würde. Für sie war es klar gewesen, dass sie nicht aufs College gehen würde, damals wegen ihrer kleinen Schwestern, jetzt wegen dem Kind. Denn sie Beide waren sich einig gewesen, dass sie das Baby nicht mit wenigen Wochen in fremde Hände geben würden und jetzt da Will ihr sein Geheimnis gestanden hatte würde Kenny ihn bestimmt in Grund und Boden schreien. Diese jedoch saß noch immer ungerührt auf ihrem Stuhl und starrte ihn ausdruckslos an. So herrschte Stille in dem Jugendzimmer, Will wagte es noch nicht einmal laut zu atmen. Dann endlich sah er wie Kenny zum Sprechen ansetzte. „Wenn du meinst, dass du damit durchkommst, mein Freund, hast du dich gewaltig geschnitten. Ich werde hier jetzt nicht rumschreien, zum Wohle des Kindes. Aber du kannst dir bewusst sein, wenn ich nicht schwanger wäre, hättest du bereits einen Tinnitus. Um es kurz zu machen: Einer von uns sollte aufs College gehen und ich bin dafür, dass du es bist. Du hast sowieso die besseren Noten und wenn du dich nicht augenblicklich daran machst die Bewerbungen fürs College zu schreiben, überleg ich mir das mit dem rumschreien noch einmal.“ Mit diesen Worten stand sie auf und verließ das Zimmer. Will saß auf seinem Bett und blickte noch immer auf den Stuhl auf dem Kenny gesessen hatte. Zugegeben, es war angenehm gewesen Kenny nicht schreien zu hören, aber diese ruhige Stimme mit diesem ruhigen Unterton war fast noch unheimlicher gewesen als sich eine ihrer Standpauken anzuhören. Im Grunde hatte Kenny ja Recht. Er sollte aufs College gehen, seine Noten waren gut, so gut, dass er wahrscheinlich ein Stipendium bekommen würde. Aber wenn er auf ein College gehen würde, würde er Kenny und das Baby nicht allzu oft sehen. Es sei denn sie würden sie eine Wohnung in der Nähe des Campus besorgen… Mit einem Lächeln blickte Will auf die Collegebroschüren. Es wäre doch gelacht, wenn er College und Familie nicht unter einen Hut bringen würde. Jetzt schaffte er es doch immerhin auch und auch später würden Kenny und er Alles schaffen, was sie sich vornahmen. Es war bereits später am Abend als Maria Hastings mit dem Telefon in der Hand in das Zimmer ihres Sohnes kam. „Kenny? Telefon für dich. Deine Tante.“ Dankbar lächelnd nahm Kenny Maria das Telefon ab und zog sich ins Bad zurück, um ungestört mit ihrer Tante reden zu können. „Hallo Tante Claire.“ „Hallo, Kenny. Wie geht es dir? Was macht das Baby?“, erklang die energische Stimme ihrer Tante vom anderen Ende der Leitung. Kenny musste lächeln. „Mir geht es gut, danke. Und die Kleine macht ordentlich Turnübungen. Warum rufst du an? Ist wieder etwas mit Kyle?“ „Kann ich meine Nichte einfach mal so anrufen, ohne dass irgendwas passiert sein muss?“ „Doch, doch. Natürlich“, antwortete Kenny lachend. Dann räusperte sich Claire und sagte: „Aber du hast Recht. Ich ruf nicht ohne Grund an. Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast morgen Abend mit uns zu essen.“ Freudestrahlend antwortete Kenny: „Ja, gerne. Wann sollen Will und ich da sein?“ Plötzlich herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. „Tante Claire? Bist du noch da?“, fragte Kenny verwundert. „Doch ja. Entschuldige… Eigentlich wollte ich nicht, dass Will mitkommt.“ „Wieso das?“ „Ich dachte wir machen einfach mal einen Familienabend. Nur du, deine Schwestern und ich, verstehst du?“ Kenny legte die Stirn in Falten, dann nickte sie. „Ja, okay… Wann soll ich denn da sein?“ „So gegen sieben wäre schon.“ „Alles klar. Bis morgen dann.“ „Bis Morgen, Kendra.“ Nachdenklich legte Kenny auf und brachte das Telefon hinunter, als sie wieder ins Zimmer kam wischte sie die Bedenken, dass ihre Tante Will vielleicht immer noch nicht akzeptiert hatte wieder beiseite. Was Claire gesagte war nur logisch. Sie hatten schon lange keine Zeit mehr nur unter sich verbracht, also war es langsam mal an der Zeit Will Zuhause zu lassen und nur Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Dass statt Will ein anderer Herr ihnen Morgen Gesellschaft leisten würde, ahnte Kenny zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Noch bevor der Laut der Klingel ganz verklungen war hörte Kenny die schnellen Schritte ihrer jüngsten Schwester und ihren freudigen Ausruf: „Tante Claire. Das ist Kenny! Kenny ist da!“ Schon wurde die Haustür schwungvoll aufgerissen und Kenny blickte in das frech grinsende Gesicht von Drusilla. Liebevoll drückte Kenny sie an sich. „Schön dich zu sehen, Süße. Wie geht’s dir?“, fragte Kenny und kniete sich dann vor ihre Schwester. „Mir geht es sehr gut. Wir sind auch wieder bei…“ „Drusilla, lass deine Schwester doch erst mal reinkommen!“ Kenny blickte auf und lächelte ihre Tante liebevoll an, während sie eintrat und die Haustür hinter sich schloss. Dann wurde sie von ihrer Tante umarmt. „Gut, siehst du aus, meine Liebe.“ Kenny grinste. „Ja? So fühl ich mich gar nicht.“ Da erblickte Kenny ihre andere Schwester, die grinsend im Türrahmen stand und dann sagte: „Tante Claire lügt ja auch. In Wahrheit bist du unglaublich rund geworden.“ Kenny lachte. „Ich freu mich auch dich zusehen, Kyle.“ „So, lasst uns schon einmal ins Esszimmer gehen. Wir haben uns sicher viel zu erzählen“, sagte Claire und scheuchte ihre Nichten ins Esszimmer. Dort angekommen stellte Kenny ihre Tasche neben einen Stuhl und blickte dann verwundert auf den Tisch. Dort war für fünf Leute gedeckt. „Hab ich etwas verpasst? Hätte ich Will doch mitbringen sollen?“, fragte sie ihre Tante. Diese tauschte einen unangenehm berührten Blick mit Kyle aus und antwortete dann: „Nein. Das ist nicht für Will.“ Kenny, die ihre Familie sehr gut kannte, blickte die Beiden nun skeptisch an und sie brauchte auch nichts sagen, denn schon brach aus ihrer Schwester die Erklärung heraus. „Wir hatten letzte Woche besuch von Dad!“ Überrascht riss Kenny die Augen auf. Ihr Vater war hier gewesen? „Wieso habt ihr mir nichts davon erzählt?“, fragte Kenny stockend. „Weil wir genau wussten, dass du uns nicht glauben würdest, wenn wir dir erzählen würden, was mit Dad passiert ist.“ „Und was ist mit Dad passiert?“, fragte Kenny weiter. Noch bevor Kyle erneut antworten konnte, klingelte es erneut an der Tür. Claire ging um aufzumachen und Kyle blickte ihre Schwester besorgt an, die sich beim ertönen der Klingel augenblicklich versteift hatte. Sie wusste ganz genau, wer da nun vor der Tür stand und nur zwei Sekunden später wurde ihr Verdacht bestätigt und ihr Vater stand vor ihr. Wie zur Salzsäule erstarrte stand Kenny neben ihrem Stuhl und starrte ihren Vater direkt in die Augen. Fast schien es ihr als würde sie sich selbst in die Augen schauen. Genau wie seine Tochter war John Rivers einfach stehen geblieben und starrte seine Älteste an. Sie sah einfach umwerfend aus, sie hatte gut zugenommen, der Babybauch wurde durch ihr Kleid locker umspielt und die dunklen Augenringe unter ihren wunderschönen braunen Augen waren spurlos verschwunden. Alles in Allem war John von dem Anblick seiner großen Tochter wortlos überwältigt worden. Die unsicheren Blicke von dem Rest der Familie nahmen Vater und Tochter gar nicht wahr. In genau diesem Moment hatten sie einfach nur Augen für sich, bis John dann endlich die ersten Worte über die Lippen kamen: „Du siehst fantastisch aus, Kenny.“ Unsicher wischte Kenny sich die schweißnassen Hände an dem Kleid ab. Sie hatte nicht die geringste Ahnung was sie zu ihrem Vater sagen sollte, geschweige denn wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. „Danke“, brachte sie heiser hervor und war ihrer Tante unendlich dankbar als diese sie aufforderte sich zu setzen, da sonst das Essen kalt werden würde. Während des gesamten Essens sprachen Kenny und John kein Wort miteinander, aber immer wieder trafen sich ihre Blicke. Fast so als könnten sie nicht fassen sich tatsächlich gegenüber zu sitzen. Kenny beobachtete ihren Vater genau. Er hatte sich verändert, sah gepflegter aus, schien nüchtern, scherzte mit ihren Schwestern und ihrer Tante und während Claire Wein trank, blieb er ausschließlich bei Wasser. „So, meine Kleine. Schlaf gut und träum was Schönes“, sagte John Rivers, gab Drusilla noch einen Kuss auf die Stirn und machte dann ihre Nachttischlampe aus. Erst als er aufstand und zur Tür gehen wollte sah er, dass Kenny im Türrahmen stand. „Warum sind wir Beide hier?“, fragte sie ein wenig heiser. John warf einen kurzen Blick über die Schulter und antwortete dann: „Lass uns unten darüber sprechen. Dru muss schlafen.“ Kenny nickte knapp und ging vor. Hinter sich hörte sie, wie John die Zimmertür schloss und ihr folgte. Als sie im Wohnzimmer angekommen waren setzte Kenny sich zu ihrer unsicher wirkenden Schwester aufs Sofa, während John neben seiner Schwester stehen blieb und seine Töchter lächelnd ansah. „Also? Ich höre. Was ist hier los?“, verlangte Kenny zu wissen. Nun ruhten alle Blicke auf John, dieser holte tief Luft und begann zu erzählen: „Vor einigen Wochen bin ich aus meiner Lethargie erwacht. Ich habe eingesehen was ich dir und den Mädchen angetan habe. Es ist eine Schande, dass ihr erst Alle ausziehen musstet, damit ich das begreife. Auf jeden Fall… ich bin jetzt trocken. Ich gehe regelmäßig zum Treffen der Anonymen Alkoholiker, ich habe wieder einen festen Arbeitsplatz… Das Haus ist auf Fordermann gebracht worden und deine Schwestern wohnen jetzt auch wieder bei mir. Du brauchst dir keine Sorgen um sie zu machen, deine Tante hat ein strenges Auge auf mich und überwacht fast jeden Schritt den ich tue…“ John hielt einen Moment inne, denn jetzt kam die Alles entscheidende Frage. „Kenny… Hier und jetzt wollte ich dich bitten mir zu verzeihen und mir eventuell eine zweite Chance geben würdest.“ Kenny blickte ihren Vater an. Sie sagte nichts, zeigte keine Regung. Sie saß einfach da und plötzlich sprang sie schneller als man es ihr noch zugetraut hätte auf und verschwand im Badezimmer. Alarmiert sprang Kyle auf und lief ihr hinterher. „Kenny?“, fragte sie und klopfte an die Badezimmertür. Von der anderen Seite antworteten ihr laute Würgegeräusche. „Kenny? Ist alles okay bei dir?“, fragte Kyle besorgt. „Ja. Ich brauch nur einen Moment Ruhe“, antwortete Kenny matt. Besorgt blickte Kyle zu ihrem Vater und ihrer Tante. Während ihre Tante nur ergeben seufzte, stand ihr Vater da wie ein Häufchen Elend. „Mach dir nichts draus, Dad. Ich wette, das ist ganz normal.“ John versuchte ein gequältes Lächeln, so lieb die Worte seiner Tochter auch gemeint waren, es konnte kein Zufall sein, dass Kenny genau dann schlecht wurde, wenn er sie um Verzeihung bat. Im Badezimmer hatte Kenny die Worte ihrer Schwester zwar gehört, aber doch nicht wirklich wahrgenommen. In sich zusammen gesunken, saß sie vor der Toilette und hatte das Gesicht in den Händen verborgen. Stumme Tränen flossen ihr über das Gesicht. Warum wusste sie selbst nicht so genau. Sie war froh, dass ihr Vater sich so gut gefangen hatte. Dass es ihm jetzt wieder gut ging, dass er Arbeit hatte, dass er sich Hilfe für sein Alkoholproblem geholt hatte und dass ihre Schwestern ihm verziehen hatten. Nun hatte er auch sie um Verzeihung gebeten, doch konnte sie das? Konnte sie dem Mann verzeihen, der ihr Leben ruiniert hatte? Der ihr Kindheit und Jugend gestohlen hatte? Der sie mehr als einmal geschlagen hatte? Auf der einen Seite wollte Kenny ihrem Vater verzeihen, immerhin war er nicht immer so gewesen, die ersten zehn Jahre ihres Lebens waren die Besten überhaupt gewesen. Ihr Vater hatte ihr gezeigt, dass er sie liebt und war immer für sie da gewesen, aber dann war die Hölle losgebrochen… Und das wiederum wollte Kenny ihm nicht verzeihen… Aber was sollte sie jetzt machen? Auf der einen Seite wollte sie ihren Vater nicht ein zweites Mal verlieren, auf der anderen Seite fiel es ihr so unglaublich schwer ihm all seine Taten zu verzeihen. Stunde um Stunde saß Kenny auf dem kalten Fußboden im Badezimmer und zermarterte sich das Gehirn. Stunde um Stunde saß John auf dem Sofa seiner Schwester und dachte an seine Tochter, die sich im Badezimmer eingeschlossen hatte. „Vielleicht sollte ich besser gehen“, sagte er gerade als die Badezimmertür aufgeschlossen wurde. Alle Blicke ruhten auf Kenny, die leichenblass und mit geröteten Augen wieder ins Wohnzimmer kam. „Nein… Ein paar Minuten solltest du noch bleiben“, sagte sie heiser. Langsam setzte John sich wieder hin und beobachtete seine Tochter genau. Beobachtete wie ihre Hände nervös nach Halt suchend über ihr Kleid wanderten, wie sie sich hilflos auf der Unterlippe herumkaute… Das hatte sie als Kind schon immer getan, immer dann, wenn sie etwas erzählen wollte, aber nicht wusste wie sie anfangen sollte. „Ich… habe lange über dich und deine Worte nachgedacht“, begann sie dann endlich und mit jedem Wort wurde sie ruhiger. „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau ob ich dir jemals voll und ganz verzeihen kann… Versteh mich nicht falsch, ich freue mich wirklich, dass du dich wieder gefangen und nach oben gearbeitet hast und es ist schön zusehen, dass Dru und Kyle wieder bei dir wohnen können… Aber das was du mir Alles angetan hast, kann ich nicht einfach so vergessen und ich weiß auch, dass du das nicht verlangst und auch nie verlangen würdest… Aber ich brauch einfach noch ein wenig Zeit. Zeit, um dich neu kennen zulernen. Du scheinst wieder der Mensch zu sein, den ich als zehnjährige kannte, aber das ist lange her und ich möchte dich einfach bitten mir die Zeit zu geben und bis dahin würde ich vorschlagen, dass wir uns regelmäßig treffen und uns unterhalten… Über Heute, über die vergangene Zeit und bald vielleicht sogar über die Zukunft…“ Sprachlos blickte John sie an, dann stand er auf mit Tränen in den Augen. „In Ordnung. Das ist vollkommen in Ordnung. Ich bin nur undankbar froh, dass du überhaupt noch mit mir redest.“ Langsam ging Kenny auf ihren Vater zu und umarmte ihn dann vorsichtig. Als sie merkte, dass ihr Vater die Umarmung erwiderte, kuschelte sie sich an ihn und flüsterte: „Ich liebe dich, Daddy.“ Mit Tränen in den Augen drückte John sie noch ein wenig fester an sich und antwortete: „Ich liebe dich auch, Kenny.“ Das wars :D Und auch wenn ich meinen Favoriten schon habe, bin ich immer noch immer offen für Namen für das Hastings-Baby :D Kapitel 14: William and John ---------------------------- Und endlich geht es weiter :D Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat :( @Leewes: *Taschentuch reicht* wie gesagt, ich hätte nie erwartet, dass du einmal wegen John weinen würdest O.o Sö, hier siehst du wie Will auf den neuen John reagiert... so ganz damit zufrieden bin ich nicht, aber naja... Mal schauen was du dazu sagst :) @Bruno3395: Haben die Zahlen denn eigentlich eine wichtige Bedeutung oder sind die nur Deko? ^^ Die Namen wurden notiert :D Auch wenn der Name eigentlich schon fest steht, aber vielleicht überzeugt mich ja doch noch einer von euch von was anderem :P An euch Beide: Ich denke, ihr könntet nachvollziehen wie stolz und geehrt ich wäre, wenn eine meiner Ideen veröffentlich werden würde... Es ist einer meiner Träume mal ein Buch zu veröffentlichen... Aber Alles kostet Geld und Geld hab ich nun mal leider nicht... Zumindest nicht genug für das verlegen eines Buches ;-( Aber ich freue mich, dass ihr da so einer Meinung seid und euch den Film anschauen würdet :D Kapitel 14: William and John Mit einem mulmigen Gefühl ging Kenny in das Zimmer, welches sie sich mit Will teilte. Sie hatte etwas vor… etwas, dass nicht leicht werden würde, etwas, dass Will ganz und gar nicht gefallen würde. Drei Wochen war ihr überraschendes Treffen mit ihrem Vater nun her und seither war Kenny jedes Wochenende zu ihrem alten Zuhause gefahren, um sich ein Bild von ihrem „neuen“ Vater zu machen. Sie war erstaunt gewesen wie gut ihr Vater sich entwickelt hatte und wie liebevoll er sich nun um ihre Schwestern kümmerte. Eine endgültige Entscheidung, ob sie ihrem Vater nun verzeihen konnte oder nicht, hatte Kenny noch nicht gefällt. Aber sie hatte entschieden, dass es nun an der Zeit war Will von den Veränderungen zu erzählen, denn das hatte sie so lange wie möglich hinaus gezögert. Kenny kannte Will und wusste ganz genau, dass er nicht gerade begeistert davon gewesen wäre ihren Vater wieder zusehen, egal wie sehr er sich verändert hatte. „Will, kann ich kurz mit dir sprechen?“, fragte Kenny und setzte sich zu ihrem Freund auf das Bett. Aufmerksam blickte Will sie nun an. „Was gibt es denn?“ „Ich wollte eigentlich fragen… Hast du Lust auf eine Überraschung?“ Nun war Will doch etwas verwundert. So wie Kenny eben geklungen hatte, hatte er eher damit gerechnet, dass sie etwas Wichtiges zu besprechen hatte. „Ähm… Was denn für eine Überraschung?“, fragte er deshalb. Kenny grinste. „Wenn ich es dir verrate ist es keine Überraschung mehr, das weißt du ganz genau.“ „Okay. Na dann. Wollen wir?“, fragte Will. Immerhin war er jetzt wirklich neugierig geworden. Lächelnd stand Kenny auf und schlüpfte in ihre Schuhe und öffnete dann die Haustür. „Dann komm. Wir müssen fahren.“ Ebenfalls lächelnd stand Will auf und folgte seiner Freundin aus dem Zimmer und am Ende aus dem Haus. Während der Autofahrt zu seiner Überraschung scherzten die Teenager über Megans neuste Namensideen und William James Hastings achtete nicht ein Stück auf den Weg, den Kenny fuhr. Hätte er es getan, hätte er vielleicht schon früher gewusst wohin Kenny mit ihm fuhr, aber so blickte er erst aus dem Fenster als Kenny mit einem tiefen Seufzer einparkte und den Motor ausschaltete. „Das… Wir… Das ist dein altes Zuhause“, stellte Will überrascht fest. Kenny lächelte ihn unsicher an und stieg aus dem Auto, ohne ihm zu antworten. Will folgte ihr und sagte: „Kenny, was machen wir hier?“ Unsicher fuhr Kenny sich mit ihren Händen über den Bauch. „Weißt du noch, dass es bei meiner Tante? Wo ich alleine hingefahren bin?“ Will nickte. „Nun… meine Tante hatte meinen Vater ebenfalls eingeladen… Und wir haben uns unterhalten und er hat sich verändert, er ist jetzt trocken und hat Arbeit und das Haus sieht auch wieder gut aus, sieh nur, er hat es sogar frisch gestrichen. Und die Mädchen wohnen jetzt auch wieder bei ihm. Tante Claire und ich haben ihn immer im Auge und er macht es gut, er ist vielleicht noch nicht der Pünktlichste, aber er hat bis jetzt alle Termine eingehalten und er geht zu den Anonymen Alkoholikern…“ Endlich hielt Kenny keuchend inne, während sie versucht hatte ihren Vater zu verteidigen und Will die neue Situation zu erklären hatte sie nicht Luft geholt. Zweifelnd und leicht beleidigt, da Kenny nicht schon früher etwas gesagt hatte, drehte Will sich wieder zu dem Haus, in dem seine Freundin einst gelebt hatte. Sie hatte Recht, das Haus war frisch gestrichen und wieder in Stand gesetzt worden, nichts erinnerte daran, dass dieses Haus vor noch nicht einmal allzu langer Zeit ziemlich heruntergekommen ausgesehen hatte. Wenn John Rivers sich wirklich verändert hatte, war Will Hastings nun neugierig geworden. „Dann lass uns deinen Vater mal kennen lernen“, sagte Will im neutralen Ton. Zumindest dachte er, dass er neutral war. Aber Kenny kannte ihren Freund mittlerweile gut und hörte den skeptischen Unterton heraus. Sie unterdrückte ein Seufzen und ging voran ins Haus. „Dad? Wir sind da!“ „Ich bin im Wohnzimmer, Schatz.“ Kenny ging voran und Will folgte ihr langsam, dabei sah er sich ganz genau um, damit er auch ja jede Veränderung in diesem Haus mitbekam. Kenny hatte schon Recht, das Haus sah ordentlicher aus. Man bemerkte wirklich, dass sich hier etwas verändert hatte. Dann betraten er und Kenny das Wohnzimmer und Will traf das zweite Mal auf Kennys Vater, John Rivers. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Will wie John seine schwangere Tochter umarmte und sich dann zu ihm wandte. Will fiel sofort auf, dass John Rivers sich tatsächlich verändert hatte, eindeutig zum Besseren. „Hallo Will. Freut mich dich kennen zu lernen…“, sagte John und streckte Will die Hand entgegen. Entgeistert blickte Will auf die entgegen gestreckte Hand. Er konnte nicht fassen was hier gerade abging. Verächtlich blickte Will dem Vater seiner Freundin in die braunen Augen. „Glauben Sie wirklich, dass ich Ihnen die Hand schütteln werde? Nach all dem was Sie Kenny und ihren Schwestern angetan haben?“ „Will!“, rief Kenny aus, doch wurde von ihrem Freund ignoriert. „Ist Ihnen eigentlich bewusst, was Sie Alles getan haben? Sie haben Kennys Kindheit und Jungend zerstört, weil sie sich allein um ihre Schwestern kümmern musste. Sie musste sich um ein Kleinkind und um ein Baby kümmern und war dabei gerade einmal sieben Jahre alt. Sie musste Haushalt, Schule, ihre Schwestern und einen Job managen und war nicht selber viel mehr als ein Kind. Wissen Sie eigentlich welchen Tribut dieses Leben von Kenny gefordert hat? Kenny mag Ihnen vielleicht verziehen haben, aber ich werde das nicht tun können! Für mich werden Sie immer ein verantwortungsloser Vater bleiben, der es nicht verdient hat, dass man ihm verzeiht!“ Mit weit aufgerissenen Augen blickte Kenny ihn an. „Will, hast du sie noch Alle?“, begann sie, doch ihr Vater legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ist in Ordnung, Kenny“, sagte er, dann blickte er wieder Will an. „Er hat ja Recht.“ Verwundert blickte Kenny ihren Vater an, dann blickte sie ebenfalls zu Will. Dann begann John zu sprechen: „Ich weiß genauso gut wie du, was ich in der Erziehung meiner Kinder falsch gemacht habe und ich weiß, was ich in meinem Leben Alles falsch gemacht habe und ich will mich hier nicht rechtfertigen oder entschuldigen und wenn es dich beruhigt, Kenny hat mir noch nicht verziehen, auch wenn es für dich jetzt vielleicht so aussehen mag. Aber ich denke Kenny ist noch lange nicht soweit, jetzt im Moment ist unsere Beziehung immer noch dünnes Eis und wir lernen uns gerade erst wieder neu kennen…“ Will starrten den älteren Mann sprachlos an, dann blickte er zu Kenny. Sie war vielleicht bereit ihm irgendwann zu verzeihen und sollte es erst in 30 Jahren sein, aber Will wusste nicht, ob er dazu jemals bereit wäre. Klar, John hatte ihm nicht mal ein viertel so viel angetan wie Kenny, aber er hatte gesehen wie Kenny und ihre Familie gehaust hatten. Hatte gesehen wie John Rivers seiner eigenen Tochter eine Ohrfeige verpasst hatte. „Ich weiß nicht, ob ich Sie jemals mögen kann…“, sagte Will heiser und blickte wieder zu John. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Johns Lippen als er antwortete: „Das musst du nicht. Ich möchte nur, dass du mich akzeptierst, denn wir Beide sind Teil von Kennys Leben.“ Es kam Kenny wie die Ewigkeit vor als Will und ihr Vater sich gegenüberstanden und sich lange in die Augen starrten, dann endlich drehte Will sich ohne ein weiteres Wort zu sagen um und verließ das Haus. Neben sich hörte Kenny ihren Vater seufzen. „Dad… ich… er… Es tut mir leid“, sagte Kenny und machte einen Schritt in Richtung Tür. Unsicher, ob sie nun lieber Will hinterher laufen oder doch bei ihrem Vater bleiben sollte. John lächelte seine Tochter liebevoll an und sagte: „Na los, geh schon. Ich komm schon klar.“ „Danke, Dad“, antwortete Kenny und lief mit schnellen Schritten aus dem Haus zu Will. Dieser stand vor dem Auto und starrte ausdruckslos vor sich hin. Kenny machte erst gar nicht den Versuch ein Gespräch zu starten, sie wusste, dass er ihr jetzt ohnehin nicht antworten würde. So verlief die Fahrt nach Haus schweigend… Kapitel 15: Silence ------------------- Oh man, ich treulose Tomate, seit NOVEMBER nichts mehr hochgeladen. Es tut mir so unendlich leid, Leute. Wirklich :( @Bruno3395: Oh ja... Die Luft hat gebrannt, die Feuerwehr war wohl auch schon alarmiert ;) Danke fürs Beantworten meiner Frage, mal schauen, ob ich deine alte Telefonnummer bis zum Ende dieser Geschichte ohne nachzuschauen drauf hab xD @leewes: ENDLICH geschafft das neue Kapitel q.q Ich hoffe, dieses Kapitel gefällt dir ebenso wie das vorherige, auch wenn dieses weniger Spannungsgeladen ist. Irgendwie gefällt mir mein Schreibstil in dem Kapitel nicht so... kann aber auch daran liegen, dass ich totmüde bin xD Have fun Kapitel 15: Silence Ganze fünf Wochen waren vergangen seitdem Kenny ihren Freund zu ihrem Vater geführt hatte. Fünf Wochen seitdem Will John seine Meinung ins Gesicht gesagt hatte. Fünf Wochen seitdem Kenny und Will nicht ein Wort über dieses Treffen verloren hatten. Zwar hatte Kenny in der ersten Woche mehrfach versucht mit Will darüber zu reden, aber dieser war nicht darauf eingegangen. So hatte Kenny schlussendlich aufgegeben. Sollte Will jemals darüber reden wollen, würde er von sich aus zu ihr kommen. Während der letzten fünf Wochen hatte Kenny sich weiterhin regelmäßig mit ihrem Vater getroffen. Jeden Samstag trafen sie sich, unternahmen etwas, gingen Essen oder blieben einfach Zuhause und lernten sich neu kennen. Kendra Marie Rivers war nun bereits in der 30. Schwangerschaftswoche und befand sich somit auf der Zielgeraden. In spätestens zehn Wochen würden Kenny und Will ihre kleine Tochter in den Armen halten können, in spätestens zehn Wochen war der Tag, auf den sie so lange gewartet hatten, wäre dann endlich gekommen und die Beiden hatten noch so viel zu erledigen. Noch immer hatten sie sich nicht auf einen Namen einigen können, was dies anging kamen sie auf keinen gemeinsamen Nenner, so war es, dass die Beiden nicht einen einzigen gemeinsamen Favoriten hatten. Das Kinderzimmer hatten sie auch noch nicht in Angriff genommen, denn auch dort konnten sie sich weder auf eine Wandfarbe noch auf die Farbe der Möbel einigen, also hatten sie auch diese Entscheidung immer weiter nach hinten verschoben. Ebenso wie das Einkaufen der Babysachen, zwar hatten sie schon einiges an Kleidung und Zubehör, doch das was sie bis jetzt besaßen würde nicht reichen, aber auch dieses Thema hatten die Teenager von sich weggeschoben, immerhin hatten sie ja noch gute zehn Wochen Zeit. Es war Montagmittag und Kenny, Will und ihre zwei besten Freunden saßen gemeinsam in der Schulmensa zum Mittagessen. Die Jungs unterhielten sich gerade über die vorangegangen Chemiestunde und während Kenny ihr Mahl für zwei aß, las Megan (wieder einmal) in einem Schwangerschaftsratgeber. Plötzlich schlug sie das Buch mit einem lauten Knall auf den Tisch und zog somit die Blicke aller in der Nähe sitzender Personen auf sich. Dies kümmerte die 17-Jährige jedoch nicht im Geringsten, denn sie starrte ihre beste Freundin fast schon fanatisch an. Kenny hatte beim Knallen des Buches verwundert von ihrem Mittagessen aufgesehen und blickte ihre Freundin nun überrascht an. Was war jetzt wohl wieder in sie gefahren? „Kendra“, begann Megan ernst. „Ja, bitte?“, antwortete Kenny noch immer verwundert. „Du bist jetzt in der 30. Woche oder?“ Kenny nickte nur, da sie bereits wieder von ihrem Sandwich abgebissen hatte. „Wann zum Teufel suchst du dir endlich eine Hebamme, die dich während der Geburt begleitet?“ Die Schwangere schluckte ihren Bissen hinunter und antwortete dann: „Ich nehme mir keine eigene Hebamme. Im Krankenhaus laufen doch genug herum, warum soll ich dann noch Extrageld, welches ich nicht habe, für eine eigene Hebamme ausgeben?“ Megan legte die Stirn in Falten und dachte über die Worte ihrer Freundin nach. Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. So eine private Hebamme war bestimmt nicht billig, da war es einfacher sich eine im Krankenhaus zuteilen zu lassen. Aber eine Sache hatte Megan noch auf dem Herzen, denn immerhin hatte sie davon in ihrem Buch gelesen und es schien sehr sehr wichtig zu sein. „Und was ist mit einem Geburtsvorbereitungskurs?“, fragte sie deshalb. „Es wäre ja nicht schlecht, wenn ihr wüsstet was da auf euch zukommt und wie ihr das Alles zu Händeln habt.“ Kenny und Will tauschten einen kurzen Blick und Kenny antwortete: „Ich war ja der Meinung das Hausgeburtenvideo deiner Mutter zu Beginn der Schwangerschaft sei Vorbereitung genug, aber Will hat das leider anders gesehen.“ „Und deswegen gehen wir ab Übermorgen zu einem Vorbereitungskurs. Du siehst also, wir haben uns schon um Alles gekümmert.“ Nun tauschten Megan und Logan einen Blick, einen ziemlich skeptischen Blick, da die Beiden wussten, dass Kenny und Will sich bei weitem noch nicht um Alles gekümmert hatten, konnten sie Wills Aussage nur wenig Glauben schenken. Zwei Tage später standen Will und Kenny vor einem mehrstöckigen Gebäude, in dem mehrere verschiedene Kurse angeboten wurden. Von Yoga über Töpfern bis hin zu stricken, aber eben auch: Geburtsvorbereitungskurse. Und genau zu diesem wollte das junge Paar nun auch. Bei ihrer Anmeldung wurde ihnen gesagt, sie sollen sich bequeme Kleidung anziehen und dies hatten sie getan. Auch wenn Will es sehr unangenehm empfand in Jogginghose vor die Tür zu gehen, aber was tat man nicht Alles für seine ungeborene Tochter? Neben sich hörte er Kenny laut seufzen und er blickte sie an. Mit einem gequältem Gesichtsausdruck blickte Kenny ihren Freund an und fragte: „Na, wollen wir?“ Will nickte. „Und nicht vergessen: Atmen!“, fügte er grinsend hinzu. Leicht, aber wirklich nur leicht, genervt verdrehte Kenny die Augen und betrat das Gebäude. Dem der Tafel im Erdgeschoss war zu entnehmen, dass sich der Raum für den Geburtsvorbereitungskurs im fünften Stock war, so machten sich Kenny und Will auf den Weg zum Fahrstuhl und fuhren dann in den fünften Stock. Als sie sich dem Raum nährten drang lautes Lachen daraus hervor. Kenny musste zwei Mal tief durchatmen bevor sie den Raum betrat. Bisher hatten andere Erwachsene nicht gerade positiv auf ihre Schwangerschaft reagiert und meistens hatte sie nur skeptische, teils sogar missbilligende Blicke zugeworfen bekommen. Aber Kenny wäre nicht Kenny, wenn sie nicht einmal tief durchatmen müsste und dann wieder alles gut wäre. Und genau das tat sie jetzt auch. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht betrat Kenny, gefolgt von Will, den Geburtsvorbereitungskurs und blick so ruckartig stehen, dass Will in sie hineinlief. Nur mit Mühe schaffte Kenny es ihre entgleisten Gesichtszüge wieder zuordnen, sie hatte ja durchaus erwartet, dass in diesem Kurs hauptsächlich ältere Paaren sein würde. Paare, die ihr zweites, vielleicht auch schon drittes Kind erwarteten, aber das NUR Paare jenseits der 30 in diesem Kurs waren, verstörte Kenny zutiefst. Sie hatte gehofft wenigstens ein oder zwei Paare zu treffen, die vielleicht erst Mitte zwanzig waren und ebenfalls ihr erstes Kind erwarteten. Auch Will bemerkte nun, dass er und seine Freundin weit unter dem Durchschnittsalter dieser Gruppe lagen und spürte wie Kenny plötzlich einen Schritt nach Hinten machte und er wusste, wenn er jetzt nicht handelte würde Kenny postwendend den Raum verlassen und wieder nach Hause fahren. Also legte er ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie mit leichter Gewalt weiter in den Raum hinein. Die anderen Teilnehmer hatten das junge Paar mittlerweile auch entdeckt und blickten die Beiden skeptisch an. Will begegnete allen mit einem freundlichen Lächeln und wünschte jedem Paar einen guten Abend und dann begann der Kurs. Eine Stunde später war Kenny am Ende ihrer Nerven. Die anderen Kursteilnehmer hatten sich mit der Zeit mit dem jungen Paar abgefunden, aber die verschiedenen Sitzpositionen und das ganze Geatme ging ihr gehörig gegen den Strich, wie Will dabei so ruhig bleiben konnte war ihr ein Rätsel. Sie selber hatte die größten Schwierigkeiten beim Atmen im Takt zu bleiben und auch ja nicht falsch zu atmen. Das wiederum verstand Kenny auch nicht, wie zum Teufel konnte man denn falsch atmen? Eine weitere Stunde später war der Kurs endlich beendet und Kenny war die erste, die aus dem Raum verschwunden war. Mit einem Tempo, welches man ihr eindeutig nicht mehr zugetraut hätte war sie im Fahrstuhl verschwunden. Auf die Idee auf ihren Freund zu warten kam die junge Schwangere nicht, sie war nur unendlich froh als sie endlich aus dem Gebäude raus konnte. Sie war sich hundert Prozent sicher, dass sie nächste Woche nicht wieder hierher kommen würde und wenn Will sich auf den Kopf stellte. Kendra Marie Rivers würde nicht einen Fuß in dieses Gebäude setzen. Nach einigen Minuten der Wartezeit kam auch endlich Will und Kenny, die bereits ungeduldig hinter dem Steuer gewartet hatte, startete den Motor und fuhr los. „Also ich fand den Kurs sehr spannend und informativ. Ich freu mich schon auf nächste Woche“, begann Will und lächelte seine Freundin an. Diese jedoch warf ihm einen bitterbösen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf den Verkehr, Will erkannte, dass Kenny jetzt absolut nicht mit ihm reden würde, also schwieg er. Und so verbrachte das Paar eine weitere Autofahrt in Stille… Kapitel 16: Baby Shower ----------------------- So, meine Lieben, nach ewigen Zeiten und pünktlich zu Leewes Geburtstag gibt es endlich ein neues Kapitel :D @Leewes: Happy Birthday, Süße :D Werden Kenny und Will sich jemals zusammenraufen? Werden sie alles noch ausstehende schaffen? Oder wird ihnen ihre Tochter einen Strich durch die Rechnung machen? @Bruno3395: Es war nicht ganz demnächst... aber ich hoffe, dass auch dieses Kapitel dir so gut gefällt wie all die anderen :) @91Cyper: Viel Spaß beim lesen. Kapitel 16: Baby Shower „Will, können wir jetzt endlich nach Hause?“ William Hastings warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr und antwortete: „Einen Kaffee noch, Kenny. Dann können wir nach Hause.“ Genervt verdrehte Kenny die Augen und beobachtete wie sich ihr Freund noch einen weiteren Kaffee bestellte. Sie war müde und ihr taten Rücken und Füße weh, sie wollte einfach nur nach Hause. Den ganzen Tag waren sie in Kaufhäusern unterwegs gewesen, um Sachen für das Baby und für das Kinderzimmer zu kaufen. Von acht bis sechzehn Uhr waren sie unterwegs gewesen und alles was sie gekauft hatten waren zwei Schnuller mit einem Teddybären drauf und nun saßen sie bereits eine Stunde in dem Cafe, in dem Kenny bis letzte Woche noch gearbeitet hatte. Zur selben Zeit wie sein Kaffee erreichte Will auch eine SMS, fast schon hektisch kramte er sein Handy aus der Hosentasche und überflog die Kurznachricht. Dann blickte er seine Freundin lächelnd an, nahm einen großen Schluck von seinem heißen Kaffee, legte ausreichend Geld auf den Tisch und stand auf. „So, jetzt können wir los.“ Zu müde, um sich über Wills plötzlichen Sinneswandel zu wundern, hievte Kenny sich mühsam hoch und folgte ihrem Freund zum Auto. Als sie endlich Zuhause angekommen waren schloss Kenny in Windeseile die Haustür auf und wollte schnurstracks nach oben in ihr Zimmer verschwinden und sich hinlegen. Doch noch bevor sie die Treppe erreicht hatte, öffneten sich plötzlich die großen Schiebetüren zum Wohnzimmer. „Überraschung!“, erklang es vielstimmig. Verblüfft verharrte Kenny augenblicklich und sah erstaunt in die Gesichter ihrer Freunde und ihrer Familie.“ „Ähm… hi“, stieß sie sprachlos hervor. Plötzlich kam Will zu ihr und legte ihr eine rosane Schärpe um. Noch immer verwundert blickte Kenny auf die Schärpe, auf dieser Stand in großen, weißen Druckbuchstaben „Mommy to be“. Nun erblickte Kenny auch die rosanen Buttons mit der Aufschrift „It’s a girl“, die sämtliche Gäste trugen, da verstand sie endlich was hier los war. „Eine Babyparty!“, stieß sie lachend hervor. „Na, klar. Jede werdende Mutter hat eine verdient! Ihr macht ja schließlich genug mit“, meldete sich John zu Wort. Dankbar lächelnd blickte Kenny in die Runde und ließ sich widerstandslos von Megan zum Sofa ziehen. Die Gäste waren ausschließlich Kennys und Wills Familie sowie Logan und Megan, doch das störte Kenny nicht im Geringsten, denn all die Leute, die ihr im Leben wichtig waren waren gekommen. Ihr Vater, ihre Tante, ihre Schwestern, ihre beste Freundin, sowie Wills Eltern, sein bester Freund und Susan, die Haushälterin. In den nächsten drei Stunden wurde gegessen, gelacht und es wurden Spiele gespielt, von denen niemand der Beteiligten wollte, dass etwas davon jemals an die Öffentlichkeit geriet. Dann war es Zeit für die… „Geschenke!“, verkündete Megan lauthals und schob Kenny und Will auf zwei Stühle, die inmitten ihrer Partygäste standen. Nun wurde ein Päckchen nach dem anderen überreicht und während Kenny diese voller Begeisterung auspackte, diente Will einfach nur als Mülleimer. Kenny behielt all die rosanen Klamottensets, die Bademantel und Badetücher, das Babygeschirr, die Babyfläschchen, die Lätzchen, die Schnuller, das Mobile und die ersten Spielzeuge. Als soweit alle Geschenke geöffnet und Kenny und Will sich brav bedankt hatten, sagte Maria: „Ich habe noch eine Kleinigkeit für euch.“ Verblüfft nahm Kenny das Paket entgegen. „Aber ihr habt uns doch schon so viel geschenkt“, antwortete sie und deutete dabei auf den großen Geschenkehaufen. „Es ist auch nur eine Kleinigkeit, mach es auf“, meinte Maria. Verwundert öffnete Kenny das Paket und zum Vorschein kam eine selbstgestrickte, rote Babyjacke. „Oh, Maria“, entfuhr es Kenny. „Das ist das erste Mal, dass ich etwas gestrickt habe. Ich hoffe, sie gefällt euch“, antwortete die zukünftige Großmutter. Schwerfällig stand Kenny von ihrem Stuhl auf und drückte Maria fest an sich. Will folgte ihrem Beispiel. „Danke, Mum. Die Jacke ist wirklich süß.“ Da räusperte sich John und sagte: „Ich habe da auch noch eine Kleinigkeit für euch. Es steht drüben im Esszimmer, es sollte eine Überraschung sein.“ Nun wieder verwundert blickte Kenny erst ihren Vater an, dann wandte sie sich um und ging zum Esszimmer, dessen Schiebetüren geschlossen waren. Sie hatte nicht die geringste was ihr Vater mit einer „Kleinigkeit“ meinte, von Strampler bis Autositz könnte es alles sein. Will hinter sich stehend, schob Kenny gespannt die Tür auf und hielt abrupt inne. „Oh Dad, dass…“, stieß sie sprachlos hervor und drehte sich wieder zu ihrem Vater um. „Gefällt es er euch nicht? Ich hab noch die Quittung, wir können ihn noch umtauschen“, antwortete John ein wenig enttäuscht. Kenny musste lächeln. „Nein, Dad. Er ist traumhaft. Vielen Dank.“ Und mit diesen Worten ging Kenny zu ihrem Vater und schloss ihn fest in die Arme. Will betrachtete noch immer das Geschenk von John. Es war ein schwarzer Kinderwagen mit leichten pinken Akzenten, auch er drehte sich nun zu John um und blickte ihn an. „Vielen Dank, der Kinderwagen ist echt schön.“ „Es freut mich, dass er euch gefällt“, antwortete John. „Dann haben wir ja schon fast Alles“, sagte Kenny und lächelte ihre Partygäste dankbar an. „Du sagst es: Fast“, meldete sich Susan zu Wort. „Euch fehlt immer noch eine Menge, allen voran das Kinderzimmer.“ „Ja…“, gab Kenny zu. Denn noch immer hatten Kenny und Will sich nicht auf die Farbe und die Möbel geeinigt. Sie wussten ganz genau, dass die Zeit langsam knapp wurde und das sie sich entscheiden musste, aber genau dieser Zeitdruck führte dazu, dass sich die Beiden immer nur darüber stritten. Susan nahm Kenny und Will an die Hand und führte die Beiden nach oben, gefolgt von allen Gästen, denn die wussten ganz genau was nun kam. „Wir alle haben uns gedacht, da ihr eh nicht in die Gänge kommt, haben wir zusammen entschieden wie das Kinderzimmer aussehen soll“, erklärte Susan und blieb vor Kennys ehemaligem Zimmer stehen. „Die Lage ist perfekt, denn das Zimmer wird ja durch das Badezimmer mit eurem verbunden und wir haben versucht nicht allzu viel rosa zu verwenden“, sprach Susan und öffnete dann schwungvoll die Zimmertür. Augenblicklich weiteten sich Kennys und Wills Augen, zusätzlich schlug Kenny die Hände vor den Mund. „Oh mein Gott“, stieß sie hervor. „Mensch, Leute…“, hauchte Will und betrat gemeinsam mit seiner Freundin das traumhafte Kinderzimmer. Die beiden Wände links und rechts von der Tür waren in einem sanften Türkis gehalten, die anderen beiden Wände waren weiß geblieben. An der linken Wand standen ein weißes Babybett, sowie ein rosaner Stubenwagen. Am Fenster stand ein weißer und gepolsterter Schaukelstuhl, an der zweiten türkisen Wand standen die Wickelkommode und ein Kleiderschrank, beides ebenfalls in weiß. Auf dem weichen und türkisen Teppichboden waren bereits einige Spielzeuge verteilt. Es war wirklich Alles da… alles was ein Babyzimmer brauchte, alles was Kenny für ihre kleine Tochter haben wollte. Schluchzend drehte sie sich zu ihren Freunden um und versuchte vergeblich sie alle auf einmal in den Arm zu nehmen. „Danke. Ich danke euch, es ist wunderschön geworden“, schluchzte sie lautlos in Megans Schulter. Glücklich lächelnd wurde dies zur Kenntnis genommen. Kapitel 17: Apart ----------------- Kapitel 17: Apart Seufzend warf Kenny einen Blick auf die Digitaluhr am Herd und verließ die Küche. Es war bereits nach neunzehn Uhr und Kenny war ganz alleine Zuhause. Dylan und Maria waren geschäftlich Essen und Will… ja Will, der war nach der Schule noch nicht nach Hause gekommen. Zuletzt gesehen hatte Kenny ihn nach dem Unterricht, da hatte er ihr mitgeteilt, dass sie schon einmal nach Hause fahren solle, da er und ein paar Schulkameraden noch etwas für ein Projekt vorbereiten mussten. Seit dem hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Kenny konnte absolut verstehen, dass Will sich jetzt intensiv um seine Schulprojekte kümmerte, denn immerhin musste er bald sämtliche Collegebewerbungen abschicken, aber Kenny war es nicht gewohnt, dass Will sich nicht zwischendurch meldete. Nicht, dass Kenny krankhaft eifersüchtig oder einen Kontrollzwang hatte, aber Will hatte sich bisher immer gemeldet oder ihr zumindest gesagt, wenn es später wurde. Aber Kenny dachte sich dabei nicht viel, wahrscheinlich waren er und seine Schulkameraden einfach nur intensiv mit ihrem Projekt beschäftigt. Mit einem schweren Seufzer starrte Kenny die Treppe hinauf. Seit einigen Tagen fiel es ihr unglaublich schwer die Stufen hinauf zusteigen. Sie war jetzt in der 33. Wochen, ihr fehlten nur noch sieben Wochen bis zum errechneten Geburtstermin und diesen konnte sie mittlerweile kaum noch erwarten. So sehr sie sich auch auf ihre Tochter freute und wie sehr sie die Schwangerschaft auch genoss, mittlerweile konnte und wollte sie nicht mehr. Sie war nun ständig müde, erschöpft, die Rückenschmerzen gingen kaum noch weg und die Tritte, die anfangs das wunderbarste Gefühl auf Erden waren waren mittlerweile nur noch anstrengend und unangenehm. Mit einem letzten Blick auf die Uhr machte sie sich an den Aufstieg ihres ganz eigenen Mount Everest. Von einem unerwarteten Geräusch geweckt fuhr Kenny aus dem Schlaf und setzte sich im Bett auf. Verwundert sah sie sich im stockdunklen Zimmer um und warf dann einen Blick auf die Uhr: 22:59. Ihr nächster Blick galt der anderen Seite ihres Bettes, dort wo normalerweise Will lag und schlief. Er war immer da, egal wann sie die Augen aufschlug, nie war er bei ihrem Erwachen nicht da gewesen. Doch dieses Mal war er nicht da. Plötzlich erklang wieder das unerwartete Geräusch, welches sie geweckt hatte und sie blickte zur Tür, welche sich gerade öffnete. Und da war er: William Hastings, der Mann der sonst um diese Uhrzeit neben ihr lag. Der Mann, der den ganzen Nachmittag, den ganzen Abend an irgendeinem Schulprojekt gesessen hat. Kenny knipste ihre Nachttischlampe an und blinzelte Will an. „Hey“, sagte sie müde. „Hey“, antwortete Will überrascht. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.“ Kenny zuckte die Achseln. „Schon okay. Warst du bis eben bei deinen Schulkameraden?“ Will nickte und begann sich bettfertig zu machen. „Ja, das Thema hatte es wirklich in Sich. Wir waren so vertieft in unsere Aufgaben und als ich gesehen habe wie spät es bereits ist habe ich mich gleich auf den Weg zu dir gemacht.“ „Okay, seid ihr denn wenigstens fertig geworden?“ Mit einem Seufzen legte Will sich zu Kenny ins Bett und antwortete: „Nein, leider nicht. Wir treffen uns Morgen noch einmal, aber dann müssen wir auch fertig sein.“ „Hmm… okay“, war das einzige was Kenny dazu noch einfiel und da Will sich bereits hingelegt und die Augen geschlossen hatte, blieb ihr nichts anderes übrig als das Licht auszumachen und sich ebenfalls wieder hinzulegen. Drei Wochen waren vergangen, drei Wochen in denen Kenny und Will kaum gemeinsam etwas unternommen haben. Kenny war nach der Schule meist direkt nach Hause gefahren, da ihr der Babybauch von Tag zu Tag mehr zu schaffen machte. Will hingegen war geradezu täglich nach der Schule mit Logan und anderen Schulkameraden verschwunden, um gemeinsam Hausaufgaben zu machen, Projekte vorzubereiten oder einfach nur mal wieder Zeit miteinander zu verbringen. Einmal hatte er sogar einen Ultraschalltermin vergessen und obwohl Kenny ihn dreimal daran erinnert hatte, musste sie ihn vom Arzt aus anrufen, damit er pünktlich da war. Heute allerdings war eine Ausnahme, denn Will war nach der Schule direkt mit Kenny nach Hause gekommen. Natürlich freute das Kenny, doch auf der anderen Seite war sie auch verwundert, aber sie beschwerte sich nicht, sondern genoss die Zeit, die sie nun mit ihrem Freund verbringen konnte. Es war Freitagabend, 19 Uhr und Kenny und Will saßen unten im Wohnzimmer und schauten gemeinsam fernsehen als plötzlich Wills Handy klingelte. „Hey Logan“, sagte er in die Sprechmuschel. Lange Zeit schwieg er dann bis er sagte: „Ja, cool. Super, bis gleich.“ Und mit diesen Worten stand er auf und war im Begriff das Wohnzimmer zu verlassen. Verwundert blickte Kenny ihm hinterher. „Ähm… hallo?“; sagte sie, bereits jetzt leicht gereizt. „Oh, sorry. Logan und ein paar andere aus dem Englischkurs machen nen gemütlichen Dvdabend.“ Grinsend erhob Kenny sich vom Sofa und sagte: „Super, ich zieh mir nur eine andere Hose an.“ „Ähm… eigentlich hatte ich gedacht, dass du hier bleibst“, antwortete Will. Ruckartig blieb Kenny am Fuß der Treppe stehen, drehte sich um und blickte ihren Freund fassungslos an. „Wieso?“ „Na, weil du sonst immer so super früh ins Bett gehst. Spätestens um acht Uhr abends ist deine Nachttischlampe aus und du schläfst.“ „Warte, warte, warte. Willst du mich hier grad verarschen?“, rief Kenny. „Nein, keineswegs.“ „Ich bin nur um acht Uhr im Bett, weil du den lieben langen Abend unterwegs bist und dich irgendwo rumtreibst und nicht mal im entferntesten daran denkst mich vielleicht zu fragen, ob ich vielleicht mal mitkommen möchte. Und sei es auch nur für einen Kaffee, damit ich mal was anderes sehe als die Klassenräume und dieses Haus hier.“ „Kenny… ich dachte immer, weil die letzten Schwangerschaftswochen so anstrengend seien und du auch immer so müde aussiehst…“ „Ich sehe so müde aus, weil jeder meint mich wie ein rohes Ei behandeln zu müssen. Ich bin nur schwanger und ich werde es ja wohl schaffen ab und zu mal was mit euch Essen oder Trinken zu gehen. Herr Gott im Himmel. Manchmal habe ich das Gefühl du hast überhaupt kein Interesse mehr an unserer Tochter!“ „Was? Das ist doch gar nicht wahr. Warum unterstellst du mir so etwas?“ Wütend funkelte Kenny Will an. „Warum hast du letztens den Ultraschall vergessen, obwohl ich dich mehrmals daran erinnert habe? Warum redest du nicht mehr mit mir über einen Namen für sie? Warum trägst du nichts mehr in das Babybuch ein? Warum bist du kaum noch Zuhause? Warum interessierst du dich so wenig für uns?“ Mit Tränen in den Augen starrte Kenny den Vater ihres ungeborenen Kindes an und wartete sehnsüchtig auf eine Antwort. Sie würde ihm alles verzeihen, wenn er ihr jetzt nur eine plausible Erklärung liefern würde. Angst oder Torschlusspanik. Irgendetwas… doch alles was Will hervor brachte war: „Ich weiß es nicht!“ Wütend und enttäuscht stampfte Kenny die Treppe rauf. „Kenny… warte!“, rief Will und machte Anstalten ihr zu folgen. Schwungvoller als sie es sich selber zugetraut hatte drehte Kenny sich zu ihm um und schrie: „Wage es nicht mir zu folgen, William. Ich will dich nicht mehr sehen. Du schiebst mich ab. Du verbringst keine Zeit mehr mit mir, du hast einen Ultraschall vergessen und das obwohl du früher zu jedem Termin mitgekommen bist. Wenn du nur das Interesse an mir verloren hättest, wenn du nicht mehr mit mir zusammen sein wollen würdest, das könnte ich verstehen. Aber ich kann nicht verstehen warum du dich nicht mehr für deine Tochter interessierst. Dein eigen Fleisch und Blut. Du hast immer gesagt, dass du immer für mich und das Baby sein wirst, aber du bist es nicht. Du bist kaum noch Zuhause. Ich kann das nicht mehr.“ „Was? Kenny, was meinst du damit?“, fragte Will mit zitternder Stimme. „Am Anfang habe ich es noch verstanden, am Anfang habe ich noch gedacht du stößt dir noch einmal die Hörner ab, genießt die Zeit, die du noch hast. Aber jetzt… Es ist aus Will…“ Geschockt starrte Will die Treppe hinauf. Handlungsunfähig sah Will Kenny zu wie sie die Treppe hochlief und ihrem gemeinsamen Zimmer verschwand. Er stand einfach nur da und starrte nach oben, eine Minute, fünf oder zehn? Er wusste es nicht, doch irgendwann kam Kenny mit ihrer gepackten Tasche wieder runter kam und sich ihre Jacke anzog. Mit einem letzten Blick auf Will sagte sie: „Du hast meine Nummer, wenn du mir etwas zu sagen hast.“ Und dann fiel die Tür ins Schloss und Will? Will stand noch immer regungslos in der Eingangshalle und starrte die geschlossene Haustür an. „Was habe ich getan?“, flüsterte er. Als Kenny vor der Haustür der Hastings stand bemerkte sie den strömenden Regen gar nicht. In Sekunden schnelle war sie bis auf die Knochen nass, doch das kümmerte sie nicht. Schluchzend stieg sie in ihr Auto und fuhr los. Sie hatte kein Ziel, wusste nicht wo sie hin sollte oder überhaupt wollte. Sie wusste ja noch nicht einmal, ob sie überhaupt jemanden sehen wollte. Kenny fuhr einfach drauf los, bog ab wann immer es ihr in den Sinn kam und nach einer schier endlosen Fahrt blieb sie endlich stehen. Tiefe Schluchzer entrangen sich ihrer Kehle, noch immer konnte sie nicht fassen was passiert war. Sie wusste nicht wie lange sie in ihrem Auto saß und laut vor sich hin schluchzte und versuchte das Geschehene zu begreifen, doch plötzlich wurde die Fahrertür aufgerissen. „Kenny! Was ist passiert?“ Erschrocken drehte Kenny den Kopf und… „Dad? Was…?“ Endlich sah Kenny sich um und realisierte wo sie war. Als sie einfach blind drauf los gefahren war, war sie bei ihrem Vater gelandet. „Kenny, ist alles in Ordnung? Stimmt was nicht mit dem Baby?“ Erneut stiegen Tränen in Kennys Augen und schluchzend antwortete sie: „Mit dem Baby ist alles in Ordnung, aber Will und ich…“ Sie brach ab, sie konnte es nicht aussprechen, denn wenn sie es aussprach war es Realität. John strich ihr übers Haar. „Komm erst einmal ins Haus. Du bist ja klitschnass.“ Unbeholfen stieg Kenny aus dem Auto und ging mit ihrem Vater ins Haus. An der Tür standen schon ihre Schwestern, auch sie hatten gesehen wie Kennys Auto vor dem Haus hielt, aber niemand ausgestiegen war. Mitfühlend sah Kyle ihre große Schwester an und ohne ein Wort zusagen drückte sie Kenny fest an sich. Nachdem John Kenny unter die heiße Dusche geschickt und Kyle und Dru ihr etwas zu essen gemacht hatten, fand sich die Familie Rivers im Wohnzimmer ein. Kenny lag, mit dem Kopf im Schoss ihres Vaters und die Füße auf dem Schoss von Kyle, auf dem Sofa und hatte seit ihrer Ankunft kein Wort mehr gesprochen. Dru saß vor dem Sofa und hielt Kennys Hand. Niemand sagte ein Wort, bis auf zeitweises Schluchzen von Kenny war es im Wohnzimmer totenstill. Am nächsten Morgen saß Kenny, eingewickelt in eine dicke Wolldecke und einem Teebecher in der Hand, erneut auf dem Sofa. Ihr Handy hatte sie direkt neben sich liegen, bereit jederzeit einen Anruf entgegen zu nehmen oder eine SMS zu beantworten. Doch ihr Handy machte keinen Mucks. Gegen die Mittagszeit kam ihr Vater zu ihr und setzte sich. „Du kannst solange bleiben wie du willst, das weißt du. Und natürlich kannst du hier auch wieder einziehen…“, sagte er langsam. Nicht sicher, ob er in dieser Situation das richtige sagte. „Danke, Dad“, antwortete Kenny abwesend. „Und wir haben ja noch das kleine Nähzimmer deiner Mutter frei, dort könnten wir… Ich meine natürlich nur, wenn du willst… Das Zimmer für die Kleine einrichten. Es ist zwar nicht so groß, aber…“ „Vielen dank, Dad. Ich würde mich freuen, wenn wir hierbleiben könnten.“ „Jederzeit, Kenny. Ich werde nächste Woche eure Sachen bei den Hastings abholen.“ Dankbar blickte Kenny ihren Vater an, dann blickte sie erneut auf ihr Handy. Sie war bereit gewesen Will zu verzeihen, war bereit gewesen zurück zukommen. Die einzige Bedingung, die sie gehabt hatte war eine plausible Erklärung von ihm. Aber anscheinend hatte er diese nicht… Seit zwei Wochen lebte Kenny nun wieder mit ihrer Familie unter einem Dach und es lief gut. Bereits nach zwei Tagen waren sie alle ein eingespieltes Team und hatte ihre Routine und Kenny konnte auch wieder lachen. In der Schule lief es weniger gut. Es machte Kenny schwer zu schaffen Will jeden Tag in der Schule zusehen. Megan gab zwar ihr Bestes Kenny bei Laune zu halten, doch jedes Mal wenn sie ihm begegnete stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen. Und die Tatsache, dass Will sie kaum eines Blickes würdigte machte ihre Situation auch nicht besser. „Kenny, geht’s dir gut?“, fragte Megan auf dem Weg zur Kantine. „Ich weiß nicht… Die Kleine ist heute sehr gut drauf“, antwortete Kenny und hielt sich die Seite. Was auch immer heute in ihre Tochter gefahren war, es gefiel Kenny absolut nicht. Den ganzen Vormittag schon tritt und schlug sie um sich, noch dazu hatte das Gefühl, dass ihre Tochter Saltos in ihrem Bauch schlug. „Vielleicht solltest du nach Hause fahren und dich ein wenig hinlegen. Ich meine, du hast nur noch zehn Tage bis zum Stichtag… Geh nach Hause und leg dich hin. Ich bringe dir nachher die Aufgaben vorbei.“ Kenny seufze. Eigentlich wollte sie solange wie möglich zur Schule gehen und so wenig Unterricht verpassen, aber angesichts der Tatsache, dass ihr Baby seine Turnübungen nicht auf den Nachmittag verlegte, hatte Megan wohl Recht. „Okay… dann bis später.“ Als Kenny das Wohnzimmer betrat wurde sie von zwei Augenpaaren überrascht angesehen. „Hey, Kenny. Was machst du denn schon hier?“, fragte ihr Vater. Grinsend fuhr Kenny sich über den Bauch und antwortete: „Deine Enkelin ist heute sehr aktiv und sehr brutal.“ Dann setzte sie sich zu ihrem Vater und ihrer jüngsten Schwester aufs Sofa. „Na, Dru. Was macht dein Fieber?“ „Schon viel besser. Dad hat mich sehr gut gepflegt“, antwortete sie schon wieder leicht grinsend. „Das ist gut.“ Es hatte sie gefreut zusehen, dass ihr Vater mit Dru Zuhause geblieben war als sie festgestellt hatten, dass sie Fieber hatte. „Und was macht ihr gerade?“ „Wir wollten uns gerade Drus Fotoalbum anschauen“, antwortete John. „Ja, ich möchte ein Bild von Mama sehen.“ „Okay, ich bin dabei“, antwortete Kenny. Und gemeinsam blätterten sie Drus Fotoalbum durch. Nach fast einer dreiviertel Stunde sagte das kleine Mädchen: „Wann kommt denn endlich ein Bild von Mama?“ Ratlos blickten Kenny und John sich an. „Ich weiß nicht. Selbst als du geboren wurdest war sie auf keinem Bild dabei“, antwortete John und blätterte etwas schneller durch das Album. Kenny war unterdess aufgestanden und hatte sich die anderen Album angesehen. „Dad“, sagte sie. „Ja?“ „Mom ist auf keinem einzigen Bild dabei…“ „Was? Das ist ja seltsam.“ Verwirrt blickte Kenny ihren Vater an. Warum gab es kein einziges Bild ihrer Mutter? Kapitel 18: Labor and Delivery ------------------------------ Kapitel 18: Labor and Delivery „Kenny! Hey Kenny!“ Noch während sie weiterging schloss sie verzweifelt die Augen. Was wollte er nur von ihr? Kenny öffnete wieder die Augen und ging ohne ihren Ex-Freund zu beachten weiter. Megan, die an ihrer Seite ging warf Kenny einen besorgten Blick zu und drehte sich dann zu Will und Logan um und sah die Beiden verzweifelt an. „Kendra! Ich will doch nur kurz mit dir reden!“, rief Will jetzt so laut, dass es jeder hören konnte. Ruckartig blieb Kenny stehen und drehte sich zu ihm um. „Reden? Du hast deine Chance zu Reden verpasst. William!“ „Kenny, ich mache mir Sorgen um dich!“, sagte Will und blickte sie eindringlich an. „Wir alle machen uns Sorgen um dich“, schaltete sich Megan ein. Als Antwort bekam sie von Kenny einen vernichtenden Blick zugeworfen. „Du brauchst dir keine Sorgen machen. Mir geht es gut. Danke!“ Dann drehte sie sich wieder um und ging weiter den Schulflur entlang. „Aber heute ist Ihr Stichtag“, rief Will ihr hinterher. Kendra Marie Rivers wirbelte wie in Lichtgeschwindigkeit herum und funkelte Will wütend an. „Ich weiß, dass heute Ihr Stichtag ist. Das brauchst DU mir nicht zu sagen. DU bist der Letzte, der mir sagen braucht, dass heute der Stichtag MEINER Tochter ist.“ Geschockt blickte Will sie an. „Sie ist auch meine Tochter“, hauchte er. „Nein, Will. Du hast das Recht sie Tochter zu nennen verspielt, als du mich vor ein paar Wochen hast gehen lassen. Also, lass mich bitte in Ruhe. Ich weiß schon was ich tue.“ Danach drehte sie sich wieder um und ging weiter. Megan hatte Mühe mit ihr Schritt zu halten. „Kenny“, begann sie. „Ich will nicht darüber sprechen“, antwortete Kenny harsch. Megan blickte sie argwöhnisch an. Sie ließ sich doch nicht von Kenny den Mund verbieten. „Ich find wir haben Alle ein Recht darauf uns Sorgen zu machen. Allen voran Will. Es ist immerhin auch sein Kind.“ „Es ist nicht sein Kind, nicht mehr. In dem Moment, in dem ich ihn wirklich gebraucht habe war er nicht da.“ „Okay, er hat Mist gebaut, aber er macht sich wirklich Sorgen. Und auch ich finde, dass du schon längst nicht mehr zu Schule gehen solltest.“ „Wieso nicht? Mir geht es doch gut. Ich habe keine Wehen und sonst keine Beschwerden. Noch dazu habe ich direkt nach der Schule einen Termin bei meiner Frauenärztin.“ „Aber…“, begann Megan. „Kein Wort mehr, Megan. Ich bitte dich.“ Megan schwieg, aber auch nur, weil sie einfach nicht mehr wusste was sie noch entgegnen sollte. „So, Kenny. Das Baby sieht im Ultraschall sehr gut aus, der Herzschlag ist kräftig und regelmäßig. Dir geht es ebenfalls soweit gut. Ich sehe also keinen Grund die Geburt heute schon einzuleiten.“ Zufrieden wischte Kenny sich das Ultraschallgel vom Bauch, setzte sich auf und zog sich wieder an. Sie hatte doch gesagt, dass es ihr und dem Baby gut ginge. Es gab also keinen Grund warum sich alle Sorgen machen mussten. „Ich schlage vor, du tust Alles was die Wehen fördert und mit etwas Glück sehen wir uns in einigen Tagen im Krankenhaus wieder und holen dein Baby auf die Welt“, sagte Dr. Brook und lächelte Kenny an. Kenny erhob sich von der Liege und lächelte ihre Ärztin ebenfalls an. „Wird erledigt“, antwortete sie, dann verabschiedete sie sich und fuhr nach Hause, um ihrer Familie Bericht zu erstatten. „Süße, bist du dir sicher, dass du wirklich noch zur Schule gehen willst?“, fragte John seine älteste Tochter und sah besorgt zu wie sie ihre Schultasche packte. Nun seufzte sie und blickte ihn an. „Ja, Dad.“ „Mir gefällt das nicht, du bist jetzt schon vier Tage überfällig, da heißt es kann jeden Moment losgehen. Mir wäre wohler, wenn ich wüsste, dass du Zuhause bist. Ich könnte deine Tante anrufen, die würde sicher vorbei kommen und dir Gesellschaft leisten und dann wäre auch gleich jemand da, falls es losgeht.“ „Nein, Dad. Ich möchte lieber zur Schule gehen und falls es da losgeht sind jede Menge Leute da, die mir helfen können.“ Jonathan Rivers blickte seine Tochter leidend an. Er konnte jetzt sagen was er wollte, Kenny würde sich durchsetzen. Im Prinzip hatte er selbst Schuld, durch seine Alkoholkrankheit hatte sie schneller erwachsen werden müssen und hatte schnell gelernt wie sie sich am besten durchsetzen konnte, jetzt hatte er den Salat und konnte nichts an ihrer Meinung ändern. „Okay, dann lass mich dich wenigstens zur Schule fahren. Ich möchte ungern, dass du einen Verkehrsunfall baust, nur weil plötzlich die Wehen einsetzen.“ Kenny nickte lächelnd. Wehen… sie wäre froh, wenn die Wehen ganz plötzlich einsetzen würden. Dann wüsste sie nämlich, dass sich ihre Tochter endlich entschieden hatte auf die Welt zu kommen, denn bisher tat sich noch gar nichts, wenn sie mal von den Senkwehen absah, die dann und wann mal aufkamen. Etwa eine halbe Stunde später setzte John seine Tochter an der Schule ab, während der gesamten Fahrt hatte er noch versucht sie zu überzeugen, doch wieder nach Hause zugehen, aber Kenny bestand darauf zur Schule zugehen. Auf dem Parkplatz wurde Kenny von Megan in Empfang genommen. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Das du immer noch zur Schule kommst?“ „Megan, bitte. Ich sterbe Zuhause vor Langeweile und wenn ich zu lange Zuhause rumhänge und nichts tue, dann denke ich wieder über Will und all das nach und das möchte ich nicht“, erklärte Kenny. Natürlich war ihr bewusst, dass es nicht unbedingt die allerbeste Idee war weiterhin zur Schule zugehen, aber wenn sie einfach nur Zuhause bleiben würde, würde sie anfangen nachzudenken und das wollte sie nun wirklich nicht. Megan seufzte tief, nickte dann und ging dann mit Kenny zum Englischklassenraum. Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte Kennys Unterleib und sie stöhnte leise auf. Was war das denn gewesen? Hinter sich spürte sie eine Bewegung und sie wusste genau, dass Will sich zu ihr vorgebeugt hatte. „Alles okay?“, fragte er. Kenny beachtete ihn nicht. Natürlich war alles okay. Auch wenn das gerade eine Wehe war, es war eine einzige. Das bedeutete nicht, dass ihre Tochter sich sofort auf den Weg machte. Sie würde jetzt die nächste Zeit abwarten und dann gegebenenfalls ins Krankenhaus fahren. „Ich frage ja jetzt nur ungern, aber geht es dir gut? Du bist ein bisschen blass um die Nase“, wagte Megan sich zu sagen. „Ja, ich denke schon. Ich habe den Vormittag über zwei Wehen gehabt“, antwortete Kenny und stocherte lustlos in ihrem Salat herum. „Du hast Wehen?“, rief Megan aus. Wütend blickte Kenny sie an. „Hör auf hier so rumzuschreien. Ich habe in vier Stunden zwei Wehen gehabt, das ist noch kein Grund hysterisch zu werden.“ „Aber möchtest du nicht lieber nach Hause?“ Die Hochschwangere schüttelte den Kopf. „Nein, nicht so lange die Wehen nicht regelmäßiger werden oder die Fruchtblase geplatzt ist.“ Zweifelnd blickte Megan sie an. „Ich möchte dich hiermit darauf hinweisen, dass mir deine Einstellung absolut nicht gefällt, aber ich weiß auch, dass ich sie nicht ändern kann. Ich bin nur froh, dass ich genau dieselben Kurse habe wie du und immer in deiner Nähe bin.“ Liebevoll lächelte Kenny ihre beste Freundin an. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du dich so sehr um mich kümmerst.“ „Und wo wir gerade bei den Kursen sind, wir müssen los, sonst kommen wir zu spät zu Mathe.“ Lachend hievte Kenny sich hoch, ließ sich von Megan ihr Tablett abnehmen und ging dann mit ihr zusammen zum Klassenraum. „Oh uh. Warte mal“, sagte Kenny als sie vor dem Klassenraum standen und schloss vor Schmerz die Augen. Besorgt legte Megan ihr eine Hand auf den Rücken. „Schön tief durchatmen“, sagte sie leise und strich Kenny über das Haar. Nach wenigen Augenblicken war die Wehe vorbei und Kenny öffnete die Augen und warf sofort einen Blick auf die Uhr. „Bist du sicher, dass du nicht nach Hause möchtest?“, fragte Megan noch einmal. Kenny atmete noch einmal tief durch und antwortete: „Wenn die nächste Wehe innerhalb der nächsten 30 Minuten kommt, dann darfst du mich nach Hause fahren oder ins Krankenhaus oder wo auch immer du mich hinfahren willst.“ Megan nickte. „Okay.“ Dann gingen sie in den Klassenraum, wo bereits der Lehrer ungeduldig wartete. Zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn, Kenny versuchte krampfhaft das heutige Thema zu verstehen, als wieder ein heftiger Schmerz ihren Unterleib durchzog. Stöhnend legte sie eine Hand auf ihren Bauch, warf einen schnellen Blick auf die Uhr und wartete dann das Ende der Wehe ab. Okay… Megan hatte wohl Recht. Sie sollte nach Hause, erneut spürte sie wie eine Wehe kam, oder doch lieber ins Krankenhaus. Noch während die Wehe anhielt suchte Kenn Megans Blick. Natürlich hatte Megan bereits bemerkt was Sache war. Fragend blickte sie Kenny an. Diese nickte ihr nur zu und sofort schoss Megans Arm in die Luft, um die Aufmerksamkeit des Lehrers zu bekommen. „Ja, Megan. Was ist?“, fragte ihr Mathelehrer genervt. „Bei Kenny haben die Wehen eingesetzt und ich würde sie gerne ins Krankenhaus fahren.“ Augenblicklich richteten sich die Augen von zwölf Schülern und dem Lehrer auf Kenny, die auf ihrem Platz saß, die Augen vor Schmerz geschlossen und die Hände auf den Bauch gepresst hatte. „Äh ja. Natürlich. Macht euch auf den Weg.“ Megan erhob sich, ging zu Kenny und half ihr hoch. „Megan, ich glaub nicht, dass wir es bis zum Krankenhaus schaffen“, sagte Kenny. Ihre beste Freundin legte ihr einen Arm um die Schulter und antwortete: „Doch, dass schaffen wir schon. Wir beeilen uns.“ Kenny wollte ihr eine Antwort geben, doch alles was sie hervor brachte war: „Oh.“ „Kenny?“, fragte Megan besorgt, dann folgte sie Kennys geschocktem Blick auf den Fußboden. „Oh!“, stieß nun auch Megan hervor. „Deine Fruchtblase… ist…“ „Ahhh!“, unterbrach Kenny Megan. „Wir schaffen es nicht ins Krankenhaus. Ich merke, dass sie drückt.“ Panik machte sich in Megan breit. „O… Okay. Wir schaffen das schon…“, stammelte sie. Hilfesuchend blickte Megan sich in dem Klassenraum um, doch auch ihre Mitschüler und ihr Lehrer blickten nur hilflos auf die junge Schwangere, die anscheinend in den nächsten paar Minuten ihr Kind auf die Welt bringen würde. Vor lauter Schmerzen hatte Kenny sich wieder auf ihren Stuhl gesetzt, dabei hatte sie Megans Hand nicht losgelassen. „Meg… tu mir bitte den Gefallen und hol Will. Bitte, ich brauch ihn jetzt.“ „Ich lass dich jetzt nicht alleine, Kenny.“ Flehend blickte Kenny nun ihren Lehrer an. „Bitte, kann irgendwer Will holen? Er ist jetzt im Chemieunterricht.“ Ihr Lehrer nickte. „Michael, lauf zum Chemieraum und hol William Hastings. Beeil dich.“ Augenblicklich drehte sich Angesprochener um und rannte aus dem Klassenraum. Das ganze hatte nur wenige Minuten gedauert, doch Kenny hatte bereits eine weitere Wehe. „Uh, verdammt“, presste sie hervor und drückte Megans Hand. „Kann irgendwer bitte einen Krankenwagen rufen?“, sagte Megan an niemand bestimmten und konzentrierte sich dann wieder vollkommen auf Kenny. Diese blickte sie aus tränenden Augen an. „Ich weiß, dass du mich nicht alleine lassen willst, aber kannst du trotzdem meinen Vater anrufen?“ Lächelnd strich Megan ihr über das Haar. „Natürlich, das mach ich.“ „Ahh!“ Während Megan Johns Nummer in Kennys Handy suchte, ließ sie die Hand von Kenny nicht einen Augenblick los. William Hastings war schon die ganzen letzten Tage nicht immer mit seinen Gedanken da, wo er sein sollte. Eigentlich war er seit der Trennung von Kenny nicht mehr ganz bei sich. Zu groß waren die Schuldgefühle und zu groß die Sorgen, die er sich um sie machte. Er wusste selbst, dass er Mist gebaut hatte als Kenny eine Antwort von ihm verlangt und er nur geschwiegen hatte. Er hätte ihr sagen sollen, dass er Angst bekommen hatte. Dass jeder Tag, den der Stichtag ihres gemeinsamen Kindes näher gerückt war, ihn vor eine Herausforderung gestellt hatte. Will hatte keine Angst vor der Verantwortung, sondern davor als Vater zu versagen. Er scheute sich nicht davor, die Verantwortung zu tragen, die so ein Kind mit sich brachte, er hatte von Tag zu Tag mehr Angst bekommen ein schlechter Vater zu sein. Ihm war bewusst, dass er mit Kenny darüber hätte sprechen können, dass sie ihm seine Angst genommen hätte und dann hätten sie gemeinsam die letzten Wochen von Kennys Schwangerschaft genossen. Stöhnend stützte er den Kopf in seine Hände, während er teilnahmslos auf die Tafel blickte und die Erklärungen seines Lehrers in ein Ohr hinein und aus dem anderen Ohr hinausging. Er hatte Kenny enttäuscht und er wusste, dass sie ihm nicht so schnell verzeihen würde, wenn sie ihm überhaupt verzeihen würde und doch machte er sich große Sorgen um sie. Kenny war heute den vierten Tag überfällig und sie ging noch immer zur Schule, anstatt Zuhause zu bleiben und auf die Geburt zu warten. Er hatte versucht mit ihr zu reden, doch sie hatte ihn, wie erwartet, nicht beachtet. Allein durch Megan war er, was Kennys und die Gesundheit des Babys betraf, auf den laufenden und auch von ihr wusste er, dass die Geburt in spätestens zwei Tagen eingeleitet werden würde. Das plötzliche aufgehen der Tür riss Will aus seinen Gedanken, verwirrt blickte der gesamte Chemiekurs zur Tür und Will wurde noch verwirrter als er Michael aus Kennys Mathekurs erkannte. Als er Michaels panischen Blick und den dünnen Schweißfilm auf seiner Stirn bemerkte machte sich sofort Panik in ihm breit. Irgendetwas war mit Kenny. „Will?“, sprach ihn Michael an. William James Hastings sprang so plötzlich auf, dass sein Stuhl umkippte. „Es ist Kenny, oder?“, hauchte er. „Ja. Ihre Fruchtblase ist geplatzt und sie hat ziemlich häufige Wehen. Allem Anschein nach kommt das Baby in der Schule zur Welt.“ Ohne seinen Lehrer zu beachten oder um Erlaubnis zu bitten rannte Will los. Er würde Kenny nicht warten lassen, er hatte sie schon einmal im Stich gelassen, er würde es nicht noch einmal tun. „Hey, Mann. Warte. Ich komm mit!“, rief Logan und rannte Will hinterher. Doch dieser beachtete ihn gar nicht. Jonathan Hastings war gerade im Auto unterwegs als plötzlich sein Handy klingelte. Da er ein vorbildlicher Autofahrer war, hatte er natürlich eine Freisprechanlage. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht nahm er den Anruf seiner ältesten Tochter entgegen. „Na, Süße. Soll ich dich abholen kommen?“, sagte er. „Hallo Mr. Rivers. Hier ist Megan. Es geht um Kenny“, erklang es von der anderen Seite. John riss die Augen auf. „Was ist mit Kenny? Wo ist sie? Geht es ihr gut? Was ist mit dem Baby?“ Im Hintergrund hörte er seine Tochter schreien. „Megan! Was ist los bei euch? Wo seid ihr?“ „Wir sind noch in der Schule. Sie hat ziemlich schnell Wehen bekommen und die Wehen kommen schnell hintereinander, noch dazu ist vor kurzer Zeit ihre Fruchtblase geplatzt. Ich denke nicht, dass wir es noch ins Krankenhaus schaffen, bevor das Baby kommt.“ Innerlich fluchte John. Er hatte doch gewusst, dass es nicht gut gehen konnte. Wieso hatte er Kenny nicht gezwungen Zuhause zu bleiben? „Okay, Megan. In welchem Raum seid ihr?“ „Im Matheraum“, kam die schnelle Antwort. „Gut, ihr bleibt wo ihr seid. Schickt alle, die nicht unbedingt im Raum sein müssen hinaus. Sag Kenny, sie soll sich schon mal unten rum frei machen. Wenn es sein muss holen wir dieses Baby in eurer Schule zur Welt. Ich bin in fünf Minuten bei euch.“ „Okay, danke.“ John legte auf. Er war froh, dass er wirklich nur fünf Autominuten von Kennys Schule entfernt war, aber er war auch ein wenig sauer auf seine Tochter. Aber er wusste, dass es nichts bringen würde ihr Vorwürfe zu machen und das hatte er auch gar nicht vor. Erst einmal musste er sein erstes und hoffentlich vorerst letztes Enkelkind auf die Welt holen. Hektisch drängelte sich Will durch Kennys Klassenkameraden und blieb dann ruckartig an der Tür stehen. „Warum steht ihr alle hier draußen? Warum ist keiner bei meiner in den Wehen liegenden Freundin?“ Wütend blickte er den Mathelehrer an. „Sie wird in den nächsten Minuten das Kind bekommen und ich glaube nicht, dass irgendeiner von euch möchte, dass der gesamte Mathekurs dabei zusieht.“ Das verstand Will natürlich. Mit einem dankbaren Blick betrat Will den Klassenraum. „Hat einer von euch einen Krankenwagen gerufen?“, fragte Logan, während er im Türrahmen stand. „Ja, aber… es kann keiner kommen. Es gab einen Unfall auf dem Highway, sie sind alle im Einsatz“, antwortete der Mathelehrer. „Das ist ziemlich schlecht“, murmelte Logan, betrat den Klassenraum und schloss die Tür hinter sich. Im Klassenraum erwarteten ihn Will, Kenny und Megan. Kenny saß gegen eine Wand gelehnt auf dem Fußboden, ihr Unterleib war mit einer Decke bedeckt, so dass ihr nicht jeder, der das Zimmer betrat, gleich zwischen die Beine gucken konnte. Megan und Will knieten zu ihrer beider Seiten und Megan hatte gerade begonnen Will aufzuklären. „… dann habe ich John angerufen und ihm erzählt was passiert ist. Er hat mir gesagt was ich mit ihr tun soll, er müsste jeden Moment hier sein.“ Will nickte ihre dankbar zu und noch bevor er irgendwas sagen konnte, schaltete sich Logan ein: „Sagt mal, brauchen wir nicht noch Handtücher? Und Wasser? Und irgendwas womit wir die Nabelschnur abklemmen und durchtrennen können?“ Überrascht blickten ihn seine Freunde an, unfähig was zu sagen. „Er hat Recht“, presste Kenny unter Schmerzen hervor. „Wenn das Baby wirklich bald kommt, dann brauchen wir das Alles.“ Will strich Kenny über das schweißnasse Haar und nickte. „Könntest du dich darum kümmern, Logan?“, fragte er seinen besten Freund. Logan nickte. Selbstverständlich würde er das tun, er konnte im Moment nicht viel tun, aber das würde er erledigen. Mit einem letzten Blick auf die abstruse Szene, drehte er sich um, verließ den Klassenraum und machte sich auf den direkten Weg zur Schulkrankenschwester. „Uh, verdammt. Warum tut das denn so weh?“, stieß Kenny nach einer Wehe hervor. Will ergriff ihre Hand und strich ihr erneut über das Haar. „Sht, Kenny. Du schaffst das. Ich helfe dir dabei“, sagte er beruhigend. Mit Tränen in den Augen blickte Kenny ihn an. „Will, es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe und es tut mir leid, dass ich mich von dir getrennt habe“, sagte sie mit weinerlicher Stimme. Will schossen die Tränen in die Augen. Kenny stand kurz vor der Geburt ihres Kindes und alles woran sie dachte war das? „Nein, du brauchst dich für nichts entschuldigen. Du hast doch gar nichts falsch gemacht, dass war doch alles meine Schuld. Hörst du? Mir tut es leid. Mir tut es wirklich, wirklich leid.“ Trotz ihrer Schmerzen lächelte Kenny ihn an. „Hör zu, Kenny, ich liebe dich und ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Natürlich nur, wenn du willst.“ „Uh…“, presste Kenny unter einer erneuten Wehe hervor. Nach der Wehe blickte Kenny ihn an und antwortete: „Ich bin dabei. Ich liebe dich nämlich auch.“ Überglücklich küsste Will Kenny. Er war so froh, dass sie sich wieder vertragen hatten. Zwar musste dafür erst ihre Tochter in der Schule geboren werden, aber immerhin. Plötzlich wurde die Tür wieder aufgerissen und Logan und John stürmten in den Klassenraum. „Kenny!“, stieß John hervor und schloss die Tür hinter sich. „Daddy!“ „Kenny, was machst du nur für Sachen?“, fragte John und legte Kenny eine Hand an die nasse Wange. „Bei uns wird es halt nie langweilig“, sagte Kenny und durchlitt dann wieder eine Wehe. „Gut, wie oft kommen die Wehen?“, fragte John, während er sich vor Kenny kniete. „Alle ein bis zwei Minuten“, antwortete Megan. John nickte und warf einen Blick unter die Decke zwischen Kennys Beine. „Okay, Süße, ich kann den Kopf schon sehen. Das bedeutet, dass du bald pressen musst, okay?“ Unfähig noch irgendetwas zu sagen, nickte Kenny nur. „Gut, Megan, Logan. Ich denke es ist besser, wenn ihr auch rausgeht, ich hole euch sobald das Baby da ist.“ Die beiden Teenager nickten und verließen, nur widerwillig, den Klassenraum. John schlug die Decke zurück, sah seine Tochter eindringlich an und sagte: „Mit der nächsten Wehe fängst an zu pressen. So fest du kannst.“ Kenny nickte und machte sich bereit. Sie vergewisserte sich, dass Will noch immer ihre Hand hielt und dann richtete sie den Blick fest auf ihren Vater. Der Moment war gekommen, sie würde jetzt Mutter werden. Will würde Vater werden und John Großvater. Ihrer aller Leben würde sich jetzt komplett verändern. Der Teenager spürte wie sich die nächste Wehe ankündigte und dann presste sie so stark sie konnte. „Ja, sehr gut, Kenny! Stop!“, dirigierte John seine Tochter. Stöhnend ließ Kenny den Kopf in den Nacken fallen. „Sag mal, John, woher weißt du eigentlich was du da tust?“, fragte Will und blickte den älteren Mann an. „Ich habe damals als Kenny geboren wurde mal einen Kurs gemacht, um zu verstehen wie so eine Geburt ganz genau von Statten geht.“ „Sehr engagiert, Dad“, sagte Kenny und ahnte, dass gleich wieder eine Wehe kommen würde. „Zurück zum Thema“, sagte John. „Bei der nächsten Wehe fängst du wieder an zu pressen, aber nicht so stark und dann… seid ihr beiden Eltern.“ Kenny nickte und blickte Will an. Sie konnte sehen, dass ihm die Tränen in den Augen standen und dann kam die Wehe. Kenny gab sich Mühe nicht zu fest zu pressen, sie hatte die Augen konzentriert geschlossen und plötzlich hörte sie Will neben sich Keuchen und nur eine Sekunde später erklang kräftiges Babygeschrei. Hastig öffnete Kenny die Augen und sah wie ihr Vater ein Baby hochhielt. Ihr Baby! Ihre kleine Tochter. Sofort schossen ihren Tränen der Freude in die Augen. „Sie ist so wunderschön“, hauchte Kenny und wusste genau, dass sie damals vor 33 Wochen genau die richtige Entscheidung getroffen hatte. Noch immer sprachlos sahen Kenny und Will John dabei zu, wie er ihre Tochter in ein Handtuch einwickelte und dann die Nabelschnur abklemmte. „Na, Will. Möchtest du die Nabelschnur durchtrennen?“, fragte der frischgebackene Großvater. Voller Stolz und Freude nickte Will und beugte sich zu seiner Tochter und durchschnitt die Nabelschnur. Dann übergab John Kenny ihre Tochter. „Hallo Baby“, hauchte sie und konnte es noch immer nicht fassen, dass ihr Baby da war. „Das hast du wirklich toll gemacht“, sagte John, während er die Decke wieder über Kennys Beine legte. Ohne ihn an zusehen dankte Kenny ihrem Vater. „Erst lässt du dir so viel Zeit, und dann kommst du mit einer ganz großen Show auf die Welt“, sagte Will und strich seiner Tochter über den Kopf. „Ich werde mal die frohe Botschaft verkünden“, sagte John und ging zur Tür. Überglücklich blickte Will seine Freundin an. „Du hast echt tolle Arbeit geleistet“, hauchte er. „Danke, du aber auch.“ „Oh mein Gott. Ist die süß!“, stieß Megan aus, sobald sie den Raum betreten hatte. Logan und Megan waren vorerst die Einzigen, die John in den Raum gelassen hatte. Zu viel Trubel wäre für die kleine Familie jetzt nicht gut. „Herzlichen Glückwunsch euch Beiden“, sagte Logan und konnte nicht aufhören zu grinsen. „Und wie heißt sie jetzt?“, fragte Megan völlig aufgedreht. Ratlos blickte Will Kenny an. „Ähm… da die letzten Wochen ja nun reichlich turbulent waren, haben wir eigentlich keinen Namen.“ Kenny blickte wieder auf ihre süße, kleine Tochter und sagte: „Eigentlich hätte ich eine Idee.“ „Und welche?“, fragte Will gespannt. „Ich dachte an Willow als Rufnamen“, antwortete Kenny und blickte dabei den Vater ihrer Erstgeborenen an. „Das ist eine wunderbare Idee“, sagte John. „Und an Joan als ihren Zweitname. Als Anlehnung an ihren Großvater, der bei ihrer Geburt wunderbare Arbeit geleistet hat.“ Nun schossen auch John Tränen in die Augen. Er fühlte sich geehrt, dass Kenny ihrer Tochter einen Namen geben wollte, der so ähnlich klang wie seiner. „Danke, Kenny“, schniefte er. Zehn Minuten später, nachdem auch ihre anderen Kurskameraden das Baby bewundert hatten und Kenny sich ein wenig von den Strapazen der Geburt erholt hatte, verfrachtete John seine Tochter, seine Enkelin und seinen vielleicht irgendwann mal Schwiegersohn ins Auto, um sie ins Krankenhaus zu fahren. Auch wenn Baby Willow bis jetzt einen kerngesunden Eindruck machte, musste sie ja doch untersucht werden. Und auch Kenny brauchte eine Nachsorgeuntersuchung. Einige Stunden später war klar, dass Mutter und Kind kerngesund waren. Beide ein wenig erschöpft, aber es gab bei deinen keine medizinischen Bedenken und in drei Tagen durften Kenny und Willow auch wieder nach Hause. Kenny und Will lagen beide im Krankenhausbett, Willow schlief friedlich in Kennys Armen und die jungen Eltern konnten einfach nicht den Blick von ihrem Baby nehmen. Den ganzen Nachmittag über war Besuch gekommen, Kennys gesamte Familie war bereits da gewesen und hatte das neuste Familienmitglied begrüßt und bewundert. Allein Wills Eltern fehlten noch. Da klopfte es an der Zimmertür und Wills Eltern kamen herein. „Hey, entschuldigt, dass wir erst jetzt kommen“, sagte Maria lächelnd. „Ist doch nicht so schlimm“, antwortete Will. „Hauptsache ihr seid überhaupt gekommen.“ „Und jetzt zeigt uns unser Enkelkind.“ Nur widerwillig gab Kenny ihre Tochter aus den Armen. Es war einfach unfassbar, dass dieses kleine Wesen in ihr herangewachsen war. Mit Tränen in den Augen wiegte Maria das Baby in den Armen. „Sie ist so süß. Ich kann noch gar nicht fassen, dass sie endlich da ist“, sagte Maria und übergab die Kleine an ihren Ehemann. Kenny nickte. „Ja, es ist unfassbar. Wir haben so lange auf sie gewartet und dann kam sie am Ende so schnell auf die Welt.“ Will legte einen Arm um Kenny. Er war unendlich stolz auf seine eigene kleine Familie. „Herzlich Willkommen in der Familie, Willow Joan“, sagte Dylan und lächelte seine Enkelin vernarrt an. Und als hätte die kleine Willow Joan ihren Großvater verstanden, gluckste sie glückselig im Schlaf. Kapitel 19: Youth welfare department ------------------------------------ Ja, ihr dürft mich steinigen oder Teeren und Federn. Was auch immer ihr wollt. Aber HEY, hier ist das neue Kapitel und ich weiß jetzt schon, dass es am Ende Proteste geben wird oder auch nicht :D Mal schauen @darkwolves: Danke fürs Lesen :) Ich denke, wenn man so eine schnelle Geburt wie Kenny hat ist es einem eigentlich relativ egal wer einem da unten hinguckt, Hauptsache es ist vorbei :) @Bruno3395: Vielen Dank :D Ich hoffe, dass hier wird ebenso großes Kino, oder überhaupt irgendein Kino ;) @91cyber: Danke :) @alandatorb: Wir haben ja soweit schon alles besprochen, also sage ich nur noch einmal vielen Dank und viel Spaß bei diesem Kapitel :) Kapitel 19: Youth welfare department Voller Faszination blickte Kenny hinab in das Kinderbett, in dem ihre zwei Monate alte Tochter seelenruhig schlief. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass dieses zauberhafte Baby in ihr herangewachsen war. Genauso unglaublich war es, dass ihre kleine Tochter bereits zwei Monate alt war. Seit der Geburt von Willow Joan Hastings verging die Zeit wie im Flug und Kenny genoss jede einzelne Sekunde davon. Sie spürte wie sich zwei Arme von hinten um sie herumlegten und William Hastings lehnte sich gegen sie. „Hey Mommy“, flüsterte er leise, um auch ja nicht das schlafende Baby zu wecken. „Na du“, antwortete Kenny genauso flüsternd wie der Vater ihres Kindes. „Ich habe dir die Schulaufgaben wieder auf den Nachtschrank gelegt.“ „Danke. Aber dafür habe ich gerade keinen Kopf.“ Will lächelte. „Ich beneide dich, dass du den ganzen Tag mit ihr verbringen kannst.“ Ebenfalls lächelnd wandte Kenny sich von ihrer Tochter ab und warf einen Blick auf den Nachtschrank, wo Will die Schulaufgaben abgelegt hatte. Seit Willows turbulenter Geburt war Kenny nicht mehr zur Schule gegangen und lernte von Zuhause aus, um so mehr Zeit mit ihrer Tochter verbringen zu können. Die Schulleitung war damit einverstanden gewesen, solange Kenny die Abschlussprüfungen in der Schule absolvierte. Für Kenny ging das absolut in Ordnung, sie war dankbar für diese Option, denn so musste sie ihre Tochter nicht gleich nach der Geburt in eine Kindertagesstätte geben. „Was meinst du, wann wacht sie wieder auf?“, fragte Will während er sich über das Babybett beugte und seine Tochter verträumt ansah. „Wenn sie ihrem üblichen Rhythmus folgt, dann innerhalb der nächsten halben Stunde.“ „Ich hoffe, es sehr. Ich kann es kaum erwarten sie endlich wieder zu knuddeln.“ William James Hastings konnte sein Glück noch immer kaum fassen. Es kam ihm vor als wäre es gerade erst gestern gewesen als Kenny ihm gesagt hatte, dass sie schwanger war. Und nun lag dieser kleine Krümmel vor ihm, der Krümmel der über 40 Wochen in Kenny herangewachsen war. Der Krümmel, der sie in so manch schwierige Situation gebracht hatte und doch war es das Alles wert gewesen. Will war unendlich froh, dass Kenny und er sich für Willow entschieden hatten. Nun wandte auch er sich von dem Babybett ab und setzte sich zu seiner Freundin auf das Bett. „Mein Dad, hat eben gefragt, ob wir Morgen mit ihm und Willow auf den Golfplatz kommen. Er möchte unbedingt mit ihr angeben.“ Während sie weiterhin die Schulsachen durchblätterte lächelte Kenny. Ja, das konnte sie absolut nachvollziehen. Willow war unglaublich süß. Mit ihren braunen Haaren und den blauen Augen war sie die perfekte Mischung aus ihren Eltern und absolut jeder verliebte sich sofort in das kleine Mädchen. „Ist in Ordnung“, stimmte sie Wills Plänen für den morgigen Tag zu. Mit einem Lächeln im Gesicht öffnete Kenny die hintere Autotür, nahm den Autositz von der Rückbank und schloss die Tür so leise wie möglich. Dann ging sie gefolgt von ihrem Freund und dessen Vater ins Haus. Sie hatten den gesamten Nachmittag auf dem Golfplatz verbracht, beziehungsweise im Clubhaus, denn es hatte den gesamten Nachmittag geregnet. Doch das hatte der Stimmung keinen Abbruch getan, denn Willow hatte sämtliche von Dylans Freunden und Kollegen bezaubert, beschäftigt und in Atem gehalten. Im Haus angekommen machte Kenny sich daran ihre Tochter vorsichtig aus dem Autositz zu holen und sie in den Stubenwagen zulegen, dann begab sie sich in die Küche, um sich etwas zu essen zu machen. Doch nur wenige Minuten später klingelte es an der Tür, während Kenny sich weiterhin ein Sandwich schmierte öffnete Maria die Tür und nur wenige Minuten später kam sie gefolgt von einem Mann und einer Frau in die Küche. Kenny blickte auf und sah den besorgten Gesichtsausdruck von Maria. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie verwundert. Maria räusperte sich und antwortete: „Das sind zwei Beamte vom Jugendamt, sie wollen mit dir und Will sprechen. Ist Will oben?“ Überrascht nickte Kenny nur und beobachtete Maria dabei, wie sie sich das Telefon nahm und oben anrief, um Will hinunter zuholen. Kennys Blick glitt zu den beiden Beamten, die da in der Küche der Hastings standen. Sie hatte keinen blassen Schimmer was sie hier wollten, doch so wie die Beiden die Küche inspizierten, würden sie kein gutes Haar an ihnen lassen. Nur wenige Augenblicke später kam Will die Treppe hinunter gestürmt und betrat die Küche. Sein Gesicht spiegelte die selbe Verwirrung wieder, wie das von Kenny. Gespielt freundlich nickte er den beiden Beamten zu und stellte sich neben seine Freundin und griff unter dem Thresen nach Kennys Hand. Genau wie sie hatte er ein mulmiges Gefühl bei der Sache. „Also...“, begann Kenny und blickte die Beamten fragend an. Die Beiden unterbrachen ihre Musterung der Küche und blickten das junge Elternpaar ernst an. „Wie wir aus zuverlässiger Quelle wissen sind Sie beide vor wenigen Monaten Eltern geworden von einem Mädchen mit Namen...“, begann der Mann und blickte dann auf sein Klemmbrett. „Willow Joan“, presste Will hevor. „Richtig und wir wissen aus sicherer Quelle, dass sie mit der Erziehung dieses Kindes schlicht weg überfordert sind.“ Geschockt blickte Kenny die beiden Beamten an, sie spürte wie sich Will neben ihr verkrampfte. Die beiden Teenager waren gleichermaßen geschockt und zu keiner Antwort fähig. Maria war die Erste, die sich wieder gefasst hat. „Wie kommen Sie denn auf so eine absurde Idee?“, fragte sie völlig fassungslos. Die Beamten warfen ihr nur einen kurzen Blick zu und widmeten sich dann wieder den Teenagern. „Wir erhielten einen anonymen Tipp und er ershcien uns gerechtfertigt.“ Noch immer fassungslos schnappte Kenny nach Luft. Sie konnte es einfach nicht fassen. Wie kam nur jemand darauf, dass sie mit ihrem Baby überfordert wäre? Sie und Willow waren schon nach wenigen Tagen ein eingespieltes Team gewesen. Kenny hatte noch nie einen Moment gehabt, in dem sie es bereut hatte sich für ihre Tochter entschieden zu haben. „Ich verlange von Ihnen zu wissen, wer Ihnen diesen absurden Tipp gegeben hat? Ich arbeite die meiste Zeit von Zuhause aus und weiß ganz genau, wie Kenny mit ihrer Tochter umgeht. Und ich kann ihnen versichern, dass sie keineswegs mit ihr überfordert ist. Eher im Gegenteil, ich habe noch nie jemanden in Kennys Alter getroffen, der so gut mit einem Baby umgeht.“ Die Beamtin warf Maria einen undefinierbaren Blick zu und antwortete: „Wir dürfen den Namen nicht preisgeben. Aber unsere Quelle hat uns versichert, dass einige Dinge vor Willows Geburt gravierend schief gelaufen sind.“ „Was denn für Dinge?“, stieß Will wütend hervor. Er konnte noch immer nicht fassen, was hier gerade vor sich ging. Sie Beide waren defintiv nicht überfordert. „Nun, zu aller Erst wäre da die Trennung von euch beiden. Nur wenige Wochen vor der Geburt des Kindes.“ „Das ist doch nicht Ihr Ernst“, stieß Kenny empört hervor. „Sie können uns doch nicht vorhalten, dass wir eine harte Zeit hatten. Jedes Paar hat mal Probleme in seiner Beziehung.“ Die Beamtin, die Kenny immer unsypathischer wurde, zog skeptisch eine Augenbraue hoch, nahm ihr Klemmbrett zur Hand und antwortete: „Dann wären da noch: Der voreheliche Sex während des Nachsitzens, eure ständigen Streitereien, die Tatsache, dass keiner von euch Beiden einen Schulabschluss hat und keiner von euch Geld verdient und dann, die ohnehin nicht geplante Schwangerschaft.“ Der zweite Beamte nahm den Faden auf: „Und auf Grund all dieser Gründe und des anonymen Tippgebers sind wir dazu verpflichtet Willow vorerst in eine Pflegefamilie zu geben!“ „NEIN!“, schrie Kenny. „Sie werden mir mein Kind nicht wegnehmen!“ „Ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl“, antwortete die Beamtin und blickte dabei ins Wohnzimmer, in dem man sehen konnte wie Willow sich in ihrem Stubenwagen regte. „Das lasse ich nicht zu!“, stieß Kenny hervor und stürmte ins Wohnzimmer, um ihre Tochter auf den Arm zunehmen. „Miss Rivers...“, begann die Beamtin und wollte Kenny folgen. „Moment mal“, begann Will und trat ihr in den Weg. „Sie lassen drei minderjährige Kinder bei ihrem alkoholkranken Vater und tauchen noch nicht einmal zu einer Stippvisite auf und dann kommen Sie hierher und nehmen zwei verantwortungsbewussten Teeangern, die sich ihren Hürden stellen, ihr Kind weg? Das Kind, welches sie lieben und vergöttern und für das sie ihr Leben geben würden?“ Ausdruckslos wurde Will von den beiden Beamten angesehen, hinter ihm drückte Kenny ihre Tochter fest an sich. Sie würde nicht zulassen, dass ihr jemand Willow wegnehmen würde. „Was stimmt in Ihrem verdammten System bloß nicht?!“, schrie Will außer sich vor Wut. „Das hat hier und jetzt keine Bedeutung, Mr. Hastings. Wir werden dieses Baby jetzt mitnehmen.“ „Dieses Baby hat einen Namen und Sie werden einen Teufel tun“, ereiferte sich nun auch Maria und stellte sich neben ihren Sohn. „Wir sind dazu verpflichtet...“, begann der Beamte. „Sie sind dazu verpflichtet Familien zuhelfen, die Ihre Hilfe brauchen und nicht Familien ihre Kinder wegzunehmen, die sich sichtlich bemühen und ihre Sache gut machen“, erklang da Dylans Stimme von der Treppe. Durch all den Tumult war er in seinem Büro hellhörig geworden und war nach unten gekommen. Die beiden Beamten schenkten Dylan nur einen kurzen Blick, dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Kenny und Will. „Bitte macht es euch nicht schwerer als es ohnehin schon ist. Gebt uns einfach das Baby und in einigen Wochen bekommt ihr einen Termin für die Anhörung.“ „In einigen Wochen?“, stießen Will und Kenny gleichzeitig aus. „Ja, das Jugendamt hat viel zu tun.“ „Wers glaubt“, schnaubte Will. Die Beamtin drängte sich an Will vorbei und ging mit schnellen auf Kenny zu. Diese wich blitzartig zurück und drückte Willow noch enger an sich. „Das kommt gar nicht in Frage“, zischte sie. „Du hast gar keine andere Wahl. Wir haben einen richterlichen Beschluss.“ Pansich blickte Kenny zu Dylan. Er als Rechtsanwalt hatte Ahnung von solcherlei Dingen. „Dad?“, fragte Will und blickte seinen Vater hilflos an. Müde schloss Dylan die Augen. Wenn die Dinge so liegen, konnten sie bis zur Anhörung nichts tun. „Kinder, es tut mir leid. Wenn sie wirklich einen richterlichen Beschluss haben, müsst ihr ihnen Willow geben.“ „NEIN!“, schrie Kenny. Unerbitterlich kam die Beamtin auf Kenny zu und streckte die Arme nach dem Baby aus. Willow Joan Hastings fing augenblicklich an zuschreien, doch das interessierte die Jugendamtmitarbeiterin nicht. Genauso wenig wie die Tränen, die Kenny über das Gesicht liefen. Hilflos sah Kenny zu, wie die Beamtin Willow auf den Arm nahm und sich mit ihr auf den Weg zur Haustür machte. „Nein, bitte. Ich bitte Sie!“, schrie sie verzweifelt und stürzte zur Haustür. „Ich tue Alles was Sie wollen, aber bitte nehmen sie mir nicht mein Baby! Nicht mein Baby! Nicht sie!“ „Es tut uns leid, aber wir haben keine andere Wahl.“ Völlig fassungslos blickte Will den Beamten an. Der junge Vater war sich sicher, dass es ihm nicht leid tat. Aber was sollte er tun? Wie in Trance ging Will auf Kenny zu und fasste sie am Handgelenk, damit sie den Beamten nicht bis auf die Straße nachlief. „Nein! Sie können doch nicht so einfach mein Baby mitnehmen! Ich bitte Sie!“, schrie Kenny und presste sich verzweifelt an Will. Beruhigend strich dieser ihr über den Rücken, selbst völlig überfordert mit dieser Situation. Die Beamten waren bereits fast aus der Tür raus als ihnen noch etwas einfiel. „Wir bräuchten da noch ihren Autositz.“ Maria Hastings straffte sich und sagte: „Natürlich, alles was Sie wollen.“ Dann begab sie sich mit den beiden Beamten vor die Tür. Völlig verzweifelt ging Kenny in die Knie und schrie und weinte bitterlich. „Nein. Willow!“ Gemeinsam knieten Will und Kenny im Flur auf dem Boden und weinten gemeinsam um ihre Tochter. Dylan Hastings stand völlig verzweifelt auf der Treppe und blickte auf seinen Sohn und seine Freundin. Fieberhaft überlegte er was er für die Beiden tun konnte, damit sie ihre Tochter sobald wie möglich wieder in den Armen halten konnten. „Kenny?! Wo bist du? Ich bin jetzt da!“ Mit einem lauten Knall fiel die Haustür der Hastings ins Schloss und John Rivers stürmte auf die Treppe zu. „John?“ Der Angesprochene blickte zur Seite. „Maria... bitte entschuldigt, dass ich hier einfach so reingestürmt bin. Aber nach eurem Anruf habe ich mich sofort auf den Weg gemacht. Ich muss ihr jetzt einfach beistehen.“ Maria seufzte tief und deutete John ihr in die Küche zu folgen. Dort goss sie ihm eine Tasse Kaffee ein und sagte: „Sie und Will liegen seit Stunden auf dem Bett und sprechen nicht mehr mit uns. Dylan telefoniert gerade mit einem Bekannten aus dem Familienrecht, um zusehen ob man die Anhörung nicht schon vorverlegen kann.“ John nippte an seinem Kaffee und nickte. Als Maria ihn angerufen und ihm berichtet hatte, was am Nachmittag geschehen war hatte er es nicht fassen können. Er hatte erlebt wie Will und Kenny mit Willow umgingen und er konnte sich niemanden vorstellen, der bei diesem Anblick auf die Idee kommen würde, dass die beiden nicht geeignete Eltern wären. In diesem Moment kam Dylan in die Küche. Erwartungsvoll blickten Maria und John ihn an. Dylan nickte John begrüßend zu und sagte dann: „Ich habe mit Tim Harper gesprochen. Er ist ein Spezialist auf dem Gebiet des Familienrechtes und hat sich bereit erklärt unseren Fall zu übernehmen. Er hat mit dem zuständigen Abteilungsleiter gesprochen, welcher mit dem zuständigen Richter gesprochen hat und der hat sich bereit erklärt, die Anhörung vorzuverlegen. Sie findet jetzt in drei Tagen statt.“ „Das ist gut. Hast du es den Beiden schon gesagt?“, fragte Maria ihren Ehemann. Dylan nickte. „Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie es wirklich mitbekommen haben.“ John seufzte. Kenny würde sich wahrscheinlich erst wieder richtig öffnen, wenn sie Willow wieder bei sich hatte und das war nur noch eine Frage der Zeit. Das zumindest hoffte John Rivers sehr. Drei lange Tage später stand eine völlig erschöpfte Kenny gemeinsam mit ihrem Freund, dessen Vater und ihrem eigenen Vater im Gericht. Vor wenigen Minuten war Tim Harper, ihr Anwalt, zu ihnen gestossen und erläuterte gerade die, von ihm ausgedachte, Taktik. Doch Kenny hörte ihm gar nicht richtig zu. Mit fahrigen Händen strich sie sich das Kostüm glatt, dass sie von Maria bekommen hatte, denn ein Teil von Tims Taktik war es, dass Kenny und Will durch ihre Outfits einen verantwortungsbewussten Eindruck machten. Besorgt blickte John auf seine Tochter. Seit dem das Jugendamt ihr Willow weggenommen hatte, hatte sie nichts mehr gegessen und kaum geschlafen. In diesem schicken Kostüm, in das Maria sie gesteckt hatte, sah sie seltsam verloren aus. John hoffte, dass dieses ganze Theater bald wieder vorbei sein würde, denn erst dann würde Kenny sich wieder erholen. „Der Richter hat mir versichert, dass dieser anonyme Tippgeber bei der heutigen Anhörung dabei sein wird“, sagte Tim Harper gerade und bekam so Kennys Aufmerksamkeit. „Wirklich?“, fragte sie. Tim nickte. „Ja, denn dieser jemand versucht das Sorgerecht für Willow zu bekommen.“ „Was? Aber wieso? Wer ist denn dieser jemand?“, fragte Kenny völlig ausser sich. „Ich weiß es leider nicht. Der Richter wollte mir keine Namen nennen.“ Völlig verzweifelt ließ Kenny ihren Blick über den Flur des Gerichtsgebäudes schweifen. Sie konnte es noch immer nicht fassen. Sie konnte einfach nicht begreifen, wer zum Teufel ihr ihr eigenes Baby wegnehmen wollen würde. So sehr sie auch überlegte, ihr viel einfach niemand ein, der so sehr etwas gegen sie hatte. In diesem Moment betrat eine Gruppe von Menschen das Gebäude und Kenny erkannte die beiden Mitarbeiter des Jugendamtes, die ihr Willow weggenommen hatten. Gemeinsam mit zwei anderen Personen, die mit dem Rücken zu Kenny standen, blieben sie nur wenige Meter von ihnen stehen und begannen sich über die bevorstehende Anhörung zu unterhalten. Kenny wollte sich gerade wieder abwenden als sich die dunkelblonde Frau aus der Gruppe zu Kenny umdrehte und ihr einen kurzen Blick zuwarf, er dauerte wahrscheinlich nur wenige Sekunden, doch dieser kurze Augenblick hatte ausgereicht, um Kenny in Schock erstarren zu lassen. „Oh mein Gott“, stieß sie hervor, dann drehte sie sich zu ihrem Vater um. „Dad!“ „Ja, mein Schatz?“ Noch immer fassungslos deutete Kenny auf die Frau mit den dunkelblonden Haaren, die jetzt so stand, dass man ihr Profil perfekt erkennen konnte. Plötzlich spürte Kenny wie John ihre Hand ergriff und sich verkrampfte. „Das darf doch nicht wahr sein“, hauchte John und im selben Moment wurde Kenny klar, wer sie und Will beim Jugendamt angeschwärzt hatte. „Lee?!“, stieß Johnathan Rivers nun laut aus und zog somit alle Blicke der Umstehenden auf sich. Völllig geschockt blickten John und Kenny die lang vermisste Lee Rivers an und konnten nicht fassen, dass sie sich auf diese Art und Weise wiedersahen. Kapitel 20: Hearing ------------------- Huhu! Fragt mich nicht wie ich es geschafft habe, freut euch, dass ich es geschafft habe so schnell ein neues Kapitel fertig zu kriegen ;) Ich hoffe es gefällt euch und möchte euch bitten unbedingt das NACHWORT zu lesen! @sunshine84: Und wenn es noch drei Jahre dauert, ich werde das hier beenden :D Verlass dich drauf ;) Wird Lee das Sorgerecht zugesprochen bekommen? Lies selbst ;) @darkwolves: Ich hoffe du hast nicht zu lange warten müssen :) @alandatorb: Danke fürs Kommi und hier hast du was zum weiterlesen :) @Bruno3395: Jaaaa.... ich habe deine Zahlen auf die Reihe gekriegt ohne nachzugucken! Hier ist das fehlende Teil ;) @91Cyber: Auch für dich das fehlende Teil :) Kapitel 20: Hearing „Lee?! Bist du es wirklich?“, stieß John fassungslos aus. Er konnte es einfach nicht glauben, dass seine vor zehn Jahren spurlos verschwundene Frau nun völlig gelassen vor ihm stand und für ihn und ihre gemeinsame Tochter nicht mehr als einen kurzen Seitenblick übrig hatte. Kenny stand wie vom Donner gerührt neben ihrem Vater und starrte ihre Mutter fassungslos an. Zwar war es etwas mehr als zehn Jahre her, dass Kenny sie zuletzt gesehen und doch hätte sie Lee Rivers unter Tausenden wieder erkannt. Lee hatte sich nicht ein wenig verändert, klar sah man ihr an, dass sie etwas älter geworden war, aber sie trug das dunkelblonde Haar noch immer leicht gelockt und die ungeschminkten grünen Augen ließen noch immer keine Gefühle oder Gedanken erraten. Kendra Marie Rivers erinnerte sich noch, als wäre es erst Gestern gewesen wie Lee sich damals vor sie gekniet und ihr das Baby übergeben hatte und sagte: „Du musst jetzt gut auf deine Schwestern aufpassen, Kendra. Denn Mommy wird jetzt gehen und ich denke nicht, dass ich wieder komme.“ Dann war sie gegangen, samt Reisetasche und sämtlichen Ersparnissen und war nicht mehr gesehen, bis zu diesem Tag. An dem Tag, an dem es um das Sorgerecht für Kennys Tochter ging. Verwirrt blickte Will zwischen den Rivers und der ihm unbekannten Frau hin und her. Hatte John sie gerade Lee genannt? Lee? So wie Kennys Mutter? Will runzelte die Stirn, wenn das wirklich Kennys Mutter war, was wollte sie dann hier? Und wo kam sie so plötzlich her? Hatte sie von Kennys Misere erfahren und war gekommen um ihr bei zustehen? Oder war es ein seltsamer Zufall, dass sie sich ausgerechnet hier begegneten? Gespannt wartete Will was noch passieren würde. John machte einen Schritt auf Lee zu und ließ damit Kennys Hand los. „Lee... oh mein Gott! Wie geht es dir? Was machst du hier? Wo warst du all die Jahre?“, sprudelte es nur so aus ihm heraus. Je weiter John auf seine Ehefrau zuging, desto mehr ich diese zurück. Sie sah weder ihren Mann, noch ihre Tochter an, geschweige denn, dass sie auf eine von Johns Fragen antwortete. Stattdessen stellte sie sich hinter ihren Anwalt und ließ ihn die Sache regeln. Lees Anwalt reichte John gerade bis zum Kinn, war um die sechzig Jahre alt und hatte seinen letzten Anzug wahrscheinlich zu seinem Abschlussball gekauft, und doch stellte er sich John in den Weg und sagte mit merkwürdig piepsender Stimme: „Mr. Rivers, meine Mandantin ist nicht gewillt außerhalb des Gerichtssaales mit Ihnen zu sprechen. Bitte heben Sie sich Ihre Fragen auf bis wir vor dem Richter stehen.“ Nun völlig aus der Bahn geworfen starrte John den mickrigen Kerl vor ihm an. Lee wollte nur in der Anwesenheit eines Richters mit ihnen sprechen? War sie jetzt völlig bekloppt geworden? „Aber wieso?“, platzte es aus ihm heraus. „Auch das werden Sie in der Anhörung erfahren“, antwortete der Anwalt, wandte sich ab und betrat den Anhörungssaal, gefolgt von Lee und den beiden Mitarbeitern des Jugendamtes. Völlig außer sich drehte John sich wieder zu seiner Tochter um und starrte sie an. „Was ist nur in sie gefahren?“, stieß er aus. Kenny, die mittlerweile das ganze Ausmaß begriffen hatte, blickte ihren Vater verstört an. „Ja begreifst du es denn nicht? Sie ist diejenige, die uns Willow wegnehmen will!“ „Moment mal“, ging Will dazwischen. „Deine eigene Mutter will uns unser Kind wegnehmen? Ihr eigenes Enkelkind? Wie krank ist das denn?“ Kenny zuckte nur hilflos mit den Schultern und zermarterte sich das Gehirn darüber. Dylan und Tim hatten sich das Spektakel schweigend mit angesehen und überlegten nun was genau da auf sie zukommen würde. „Ich denke, wir sollten jetzt auch reingehen“, schlug Tim vor und machte den Anfang. Die Anderen folgten ihm auf den Fuß und als Kenny den Saal betrat schaute sie sich überrascht um. Sie hatte mit einem Zeugenstand und einer Anklagebank gerechnet und nicht mit einem großen, runden Eichentisch an den sich alle Beteiligten setzten und erwartungsvoll den Richter anschauten. Richter Joshua Benett war bekannt dafür, dass er seine Anhörungen gerne als offene Diskussionen abhielt, so dass die Gegenseiten auch miteinander kommunizieren konnten und das nicht nur über ihre Anwälte. Natürlich hatte er dafür bestimmte Regeln aufgestellt: Erstens: Alle Beteiligten wurden vereidigt, damit niemand falsche Anschuldigungen hervorbrachte. Zweitens: Es wurde niemanden ins Wort gefallen. Drittens: Wer schrie, fluchte, handgreiflich oder beleidigend wurde, würde sofort des Saales verwiesen. Nachdem sich Alle mit dieser Art der Anhörung einverstanden erklärt hatten und Alle vereidigt waren, übergab Richter Benett das Wort an Mr. Griffin, Lees Anwalt. Während dieser erklärte, dass Lee Rivers tatsächlich das Sorgerecht für Willow beantragt hatte und in welch schlimmen Zuständen die Beamten das arme Mädchen vorfanden (mutterseelenallein in ihrem Stubenwagen in dem viel zu großen Wohnzimmer) beobachtete Richter Benett die Teenager-Eltern. Man sah ihnen an, dass ihnen dieser Fall an die Nieren ging. Mit einem Stirnrunzeln durchblätterte er noch einmal die Akte, schon seitdem diese auf seinen Schreibtisch gelandet war hatte er sich sehr für diesen Fall interessiert, denn in seinen Augen hatten weder Will noch Kenny irgendetwas falsch gemacht. Weswegen er auch nicht verstand warum einer seiner Kollegen den richterlichen Beschluss zur Mitnahme des Kindes unterzeichnet hatte. Aber nun gut, er würde erst einmal abwarten und zuhören. Will nutzte eine Atempause von Mr. Griffin um genervt aufzustöhnen und zu sagen: „Ich raff immer noch nicht, dass Sie uns das Kind wegnehmen, aber drei Minderjährige bei ihrem alkoholkranken Vater lassen.“ „Will!“, fuhr Dylan seinen Sohn an. „Ist doch wahr“, sagte Will trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist schon in Ordnung, Mr. Hastings. Ihr Sohn darf ruhig sagen was er denkt“, warf der Richter ein und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Triumphierend blickte Will seinen Vater an, plötzlich meldete Lee sich zu Wort. Zum ersten Mal seitdem sie sich begegnet waren. „Aber Kendra hätte sich genauso gut Hilfe beim Jugendamt holen können. Sie war damals ein schlaues Mädchen, es wäre ein einfaches gewesen das Jugendamt anzurufen. Dann wäre bestimmt Alles gut geworden.“ Kenny zog die Stirn kraus. Sie war damals ein schlaues Mädchen? Heute anscheinend nicht mehr. „Wenn ich das getan hätte, hätten die mich und meine Schwestern in Pflegefamilien gesteckt. Getrennt. In drei verschiedene“, antwortete Kenny und blickte ihrer Mutter direkt in die Augen. „Das hätten sie vielleicht auch nicht getan. Das kannst du nicht einfach so annehmen“, gab Lee zurück. Kenny seufzte. „Tja, wir werden wohl nie erfahren was passiert wäre.“ Lee beugte sich etwas vor und sagte: „Aber schau doch nur was du so deinen Schwestern und dir angetan hast. Du musstest illegal in einem Diner arbeiten, damit ihr über die Runden kommt.“ Nun lehnte sich auch Kenny etwas weiter vor und funkelte ihre Mutter wütend an. „Ja, weil du sämtliche Ersparnisse von Dad mitgenommen hast. Geld, welches nicht dir gehörte. Wenn du das da gelassen hättest, hätte ich nicht arbeiten gehen müssen, um deine Kinder zu versorgen.“ Für einen kurzen Augenblick schwieg Lee, doch dann hob sie wieder an: „Du hattest ungeschützten Geschlechtsverkehr, in der Schule, während des Nachsitzens und du bist noch minderjährig.“ Kenny lachte verächtlich. „Und du warst die Unschuld vom Lande, oder was? Grandma hat mir Dinge über dich erzählt für die sie sich deinetwegen immer noch schämt.“ Bewundernd beobachtete John wie seine Tochter und seine Frau sich einen Vorwurf nach dem Anderen an den Kopf warfen. Dabei schienen die beiden Frauen alles um sich herum vergessen zu haben. Mit einem Blick auf seine Tochter fiel John auf, dass Kenny ihre Mutter noch nicht ein einziges Mal beim Namen genannt hatte, geschweige den Mom. Er wusste nicht, ob sie einfach noch unter Schock stand auf Grund des Wiederauftauchens von Lee oder ob sie sich schlicht und einfach weigerte die Frau, die sie vor Jahren im Stich gelassen hatte, Mutter zu nennen. „Du hast deine Schwestern zu deiner Tante abgeschoben“, sprach Lee da weiter. „Du hast dein Neugeborenes in der Obhut einer sieben- und einer vierjährigen gelassen. Sechs Stunden bevor Dad von der Arbeit nach Hause kam“, zischte Kenny leise. Auch Lees Blick wurde von Wort zu Wort dunkler. „Du hast deinen alkoholkranken Vater alleine in diesem Haus und ihm sich selbst überlassen.“ Kennys Blick fiel auf ihren Vater und sie ließ sich in ihrem Stuhl zurücksinken. „Ja und sie nur was aus ihn geworden ist. Ein verantwortungsbewusster Mann, der sich seinen Problemen stellt und zu seinen Fehlern steht. Außerdem will ich gar nicht davon anfangen wer ihn zum Alkohol getrieben hat.“ Wütend sprang Lee auf und funkelte ihre Tochter an. „Du hast dich kurz vor der Geburt deines Kindes von seinem Vater getrennt und dein Kind in der Schule zur Welt gebracht, weil du zu dumm warst rechtzeitig Zuhause zu bleiben. Du bist ein dummes und verantwortungsloses Kind, Kendra und noch lange nicht reif genug ein eigenes Baby groß zu ziehen.“ Noch bevor Kenny etwas erwidern konnte, räusperte sich Richter Benett lautstark. „Ich denke, das reicht für heute. Wir treffen uns Morgen um die selbe Uhrzeit wieder hier.“ „Ähm... wann kommen wir denn zu dem Teil in dem wir über Lees Verantwortungslosigkeit sprechen?“ „Morgen, William. Morgen“, antwortete Richter Benett dem jungen Vater und verließ den Saal. Während Will, John und Dylan sich mit Tim zusammensetzten, um den ersten Tag auszuwerten, sah Kenny dabei zu wie Lee und ihr Anwalt ebenfalls den Saal verließen und fasste einen Entschluss. „Kenny? Wo willst du denn hin?“, fragte Will und sah seiner Freundin verwirrt zu wie sie den Saal verließ. „Warte! Bitte warte!“, rief Kenny und lief mit schnellen Schritten ihrer Mutter hinter her. Doch Lee Rivers dachte nicht daran ihrer Tochter diesen Gefallen zu tun. Sie hatte ihr nichts mehr zu sagen. Vorerst. „Mom!“, rief Kenny quer durch das Gerichtsgebäude in der Hoffnung so Lees Aufmerksamkeit zu erlangen. Es fühlte sich eindeutig nicht richtig an Lee so zu nennen, doch Kenny war verzweifelt. Ruckartig blieb Lee stehen als sie ihre Tochter rufen hörte. So hatte sie schon lange niemand mehr genannt. Mit einem milden Lächeln im Gesicht drehte sie sich zu Kenny um und blickte in den verzweifelsten Gesichtsausdruck, den sie je gesehen hatte. Kenny atmete tief durch und stellte die Frage, die sie schon seit Jahren beschäftigte: „Warum hast du uns damals verlassen?“ Der Anflug von Lees Lächeln verschwand sofort und sie starrte Kenny ausdruckslos an. Es kam Kenny wie eine Ewigkeit vor, doch in Wahrheit waren es nur wenige Sekunden, doch endlich regte Lee sich. Doch anstatt die erhoffte Antwort zu geben, drehte Lee sich um und verließ das Gebäude. Kenny blieb völlig verzweifelt auf dem Gang stehen und starrte ihrer Mutter hinterher. Ernst blickte er erst auf den Zettel in seiner Hand und dann auf das kleine Vorstadthaus, vor dem er stand, dann seufzte er tief. Eigentlich durfte John gar nicht hier sein, denn in diesem Haus wohnte Lee Rivers, seine Ehefrau. Keine 40 Minuten Autofahrt von dem Ort entfernt, in dem er mit seinen Kindern wohnte. War das für ihn nicht schon schockierend genug gewesen, hatte er auch noch erfahren, dass Lee bereits seit neun Jahren in diesem Haus wohnte. Zusammen mit einem anderen Mann. John wusste nicht, ob er aus lauter Verzweiflung heulen sollte oder aus lauter Wut Alles kurz und klein schlagen. Erneut entrang sich ein Seufzer seiner Kehle als er daran zurückdachte wie seine Tochter in dem Gerichtsgebäude auf dem langen Flur stand und ihrer Mutter verzweifelt hinterher blickte. Es hatte ihm das Herz gebrochen Kenny so zusehen. Auch Tims Einschätzung der Anhörung, nämlich das s Lees Chancen Willow zubekommen nicht besonders groß waren, hatte Kenny nicht aufgemuntert. Noch immer hatte sie ihr Kind nicht wieder und keiner hatte ihr gesagt, wann sie Willow wiedersehen würde. Zerknirscht und schweigend waren sie also wieder zu den Hastings gefahren und während Will und Kenny sich wieder in ihrem Zimmer eingeschlossen hatten, hatte John ihren Anwalt bekniet und angefleht Lees aktuellen Aufenthaltsort heraus zu finden. Das Alles war jetzt fünf Stunden her und vor einer Stunde hatte John einen Anruf von Tim und somit Lees Adresse bekommen. Bedingung war, dass John niemanden sagen würde, dass er diese Informationen von Tim hatte, denn immerhin wollte Lee außer gerichtlich mit niemanden von ihnen etwas zu tun haben. Und doch war John jetzt hier und er würde erst wieder gehen, wenn er Antworten hatte. John atmete noch einmal tief durch, ging dann zur Haustür und klingelte. Nur wenige Augenblicke später öffnete Lee die Tür und sah ihn überrascht an. „John?“ „Hallo, Lee. Kann ich rein kommen?“ ################### BREAKING NEWS Wie ihr vielleicht bemerkt habt, steht der Fortschritt dieser Geschichte bereits auf 98 %. Das bedeutet für euch... das leider nur noch Kapitel 21 und der Epilog auf euch warten. Deswegen möchte ich euch bitten, alle eure offenen Fragen mit in die Kommentare zu schreiben, damit ich sie rechtzeitig mit unterbringen und auch beantworten können. Natürlich werden die Fragen Wieso Lee die Familie verließ und Bekommen Kenny und Will ihr Kind wieder beantwortet. Aber wie gesagt, falls noch andere Fragen aufgetaucht sein sollte, will ich die euch natürlich gerne beantworten :) Danke fürs Lesen des Nachwortes und bis zum nächsten Kapitel Eure Moni Kapitel 21: Lee Rivers ---------------------- Oh mein Gott, ist es zu glauben, dass das hier das LETZTE Kapitel sein wird und es nur noch einen Epilog geben wird? q.q Entschuldigt, ich muss heulen :'( @91cyber: Bitteschön... der Rest vom Schützenfest. @Bruno3395: Ich freu mich immer wieder, wenn ich deine Zahlen auf die Reihe krieg xD Ich hoffe der Showdown gefällt dir. Und wieso sollte ich dich als treuen Leser vergessen? :D @darkwolves: Hier erfährst du warum Lee ihrer Tochter das antut :) @sunshine84: So, warum Will sich so komisch Verhalten hat hab ich versucht in Kapitel... 18 glaube ich (da wo Willow geboren wird) zu erklären. So und die restlichen Fragen hab ich so gut es ging mit eingebaut :) Falls nach dem Kapitel doch noch etwas offen sein sollte, lass es mich einfach wissen :) Kapitel 21: Lee Rivers Jonathan Rivers machte etwas, was er schon seit langer Zeit nicht mehr getan hatte. Das letzte Mal hatte er es getan als es bei Kendras Geburt zu Komplikationen gekommen war und er des Kreissaales verwiesen wurde. Er kaute an seinen Fingernägeln. Gemeinsam mit seiner Tochter, ihrem Freund, dessen Vater und ihrem Anwalt saß John wieder im Gerichtssaal und wartete auf den Richter und ihre Gegner. Geistesabwesend saß er neben seiner Tochter und knabberte nervös an seinen Fingernägeln. „Dad? Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Kenny und sah ihren Vater besorgt an. John nickte und widmete sich wieder seinen Fingernägeln, den skeptischen Blick seiner Tochter bemerkte er gar nicht. Er war zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. Gestern Nachmittag war er insgesamt drei Stunden bei seiner Ehefrau gewesen und hatte sich angehört was sie zu sagen hatte, nachdem er sie überzeugen konnte überhaupt zu reden. Alles in Allem war er überrascht über das gewesen was Lee ihm erzählt hatte und doch hatte er ihr ein Versprechen abringen können. Aber erst nachdem er ihr ebenfalls etwas versprochen hatte. Jetzt blieb es abzuwarten, ob Lee ihr Versprechen halten würde, dann, und nur dann, würde auch er sein Versprechen halten. Oder zumindest alles dafür tun, was in seiner Macht stand. Nervös blickte John noch einmal auf die Uhr, genau wie sein, hoffentlich irgendwann einmal, Schwiegersohn. „Hätte das ganze nicht schon vor zehn Minuten anfangen müssen?“, fragte Will und blickte zu Tim. Dieser zuckte auch nur mit den Schultern, er wusste von nichts. Im selben Augenblick betrat Richter Benett den Saal und ganz wie es dem Gesetz entsprach standen alle Anwesenden auf. Verwundert beobachtete Kenny wie Richter Benett die Tür hinter sich schloss und sich setzte. „Bitte, setzen Sie sich“, sagte er und schlug seine Akte auf. Nun bekam auch Kenny ein mulmiges Gefühl. Die Anhörung begann ohne Lee und ihren Anwalt? Was war denn nun los? Richter Joshua Benett räusperte sich und begann zu sprechen: „Als erstes, Mrs Lee Rivers und Mr Griffin werden heute nicht an der Anhörung teilnehmen.“ Erstaunt blickten Will und Kenny zu ihrem Anwalt. Wieder zuckte Tim nur mit den Schultern, auch davon wusste er nichts. „Des weiteren muss ich euch mitteilen, dass dieser ganze Fall auf Vetternwirtschaft beruht. Mr Griffin ist der Schwager des Jugendamtleiters und konnte nur so erreichen, dass sich das Jugendamt für euch und eure Familie interessiert. Der Richter, der den Beschluss zur Mitnahme von Willow unterzeichnet hat, spielt regelmäßig mit dem Leiter des Jugendamtes Golf und schuldete ihm noch einen Gefallen. Und nur so, konnte es Mrs Rivers gelingen euch bis hier her zuziehen. Zu Mrs Rivers' Pech habe ich euren Fall zugewiesen bekommen, denn der Richter, den sie sich ausgesucht hatte, war zu diesem Zeitpunkt leider verhindert.“ Fassungslos blickte Kenny den Richter an. Das war alles nur ein abgekatertes Spiel gewesen? Wie konnte ihre Mutter ihr nur so etwas antun? Was war nur in sie gefahren? Auch Will war fassungslos. „Es ist eine Schande, dass so etwas möglich war und ich habe bereits alle daran beteiligten Personen gemeldet“, fuhr Richter Benett fort. Die Teenager-Eltern atmeten erleichtert auf. Das war gut. Hoffentlich würde so etwas nie wieder passieren, niemanden. „Des weiteren“, hob der Richter wieder an. „Habe ich nie an Kennys und Wills Erziehung und ihrem Pflichtbewusstsein gezweifelt. Ich habe die Aussagen von euren Schulkameraden gelesen, die mir euer Anwalt gegeben hat und ich habe nicht eine Sekunde lang an euch gezweifelt und deswegen werde ich euch das Sorgerecht für Willow natürlich nicht entziehen und ihr dürft sie wieder mit nach Hause nehmen.“ Kenny hatte das Gefühl als würde ein ganzer Berg von ihr abfallen. Dieser Satz war der Beste, den sie in ihrem gesamten Leben gehört hatte. Sie war so unglaublich froh ihr Kinder wieder zubekommen. Auch Will strahlte über das gesamte Gesicht und fragte: „Wann bekommen wir sie wieder?“ Richter Benett lächelte und antwortete mit erhobener Stimme: „Kate? Sie können jetzt reinkommen.“ Nur Sekunden später öffnete sich die Tür und eine junge Frau betrat den Raum, auf ihrem Arm trug sie ein Baby. „Willow!“, rief Kenny, sprang auf. Dicht gefolgt von Will. Überglücklich nahm Kenny ihre Tochter auf den Arm, drückte sie fest an sich und küsste sie von oben bis unten. „Hallo meine Süße. Ich habe dich so vermisst“, schluchzte sie und ließ die Tränen fließen. Endlich hatte sie ihr Baby wieder. Endlich war Willow wieder da wo sie hingehörte. Will drückte seine beiden Frauen fest an sich und gab ihnen abwechselnd Küsse. Es war atemberaubend sie wieder Beide in den Armen halten zu können. Willows glückliches Lachen und Glucksen zeigte ihm, dass auch sie ihre Eltern vermisst hatte, so klein sie auch noch war. „Aber wo war Willow denn die ganze Zeit?“, fragte John und trat auf Kenny und Will zu. Immerhin wollte er seine Enkelin auch endlich durch knuddeln, doch weder Will noch Kenny waren bereit ihr Kind auch nur eine Sekunde loszulassen. Kate antwortete: „Sie war in einer Pflegefamilie und hat ihnen das Leben ziemlich schwer gemacht. Laut der Pflegeeltern hat sie nur aufgehört zu schreien, wenn sie geschlafen hat. Verständlich bei so tollen Eltern.“ „Und was ist mit Lee und ihrem Anwalt? Warum waren sie heute nicht hier?“, fragte Will. „Mrs Rivers hat gestern Abend ihre Anklage zurückgezogen“, antwortete der Richter, während er seine Tasche packte. Kenny blickte vom Richter zu ihrem Vater. John stand nun wieder etwas abseits und blickte betreten zu Boden. Sie zog die Stirn kraus, hatte er etwas damit zu tun? „Wie ich sehe, ist Willow ja nun wieder in guten Händen. Ich entschuldige mich in aller Form für alle entstandenen Unannehmlichkeiten, die Ihnen allen entstanden sind. Aber ich versichere Ihnen, die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und hoffe, dass wir uns nicht mehr wiedersehen.“ Dankbar lächelte Kenny den Richter an. „Danke für alles“, sagte sie. Joshua Benett schenkte der jungen Mutter ein letztes aufmunterndes Lächeln und verließ dann den Raum. Kenny gab ihr Tochter noch einmal einen Kuss und überließ sie dann Will und seinem Vater. Mit einem schweren Seufzer nahm sie ihren Vater fest in die Arme und flüsterte: „Ich weiß nicht, was du gestern Nachmittag getan hast. Aber ich danke dir aus ganzem Herzen. Vielen Dank, Daddy.“ Tränen traten in Johns Augen. „Kenny, ich muss dir da noch etwas sagen“, antwortete er. Kenny schob ihren Vater auf Armeslänge von sich und blickte ihn verwirrt an. Was hatte er nur schon wieder getan? Eine Stunde später saß Kenny, zusammen mit ihren Schwestern, ihrer Tochter und ihrem Vater im Wohnzimmer und wartete darauf, dass John ihnen erzählte was er ihnen zu erzählen hatte. Er hatte darauf bestanden, dass Kyle und Dru ebenfalls anwesend sein würden. Summend stillte Kenny ihre Tochter (sie hatte erfreulicherweise festgestellt, dass Willow problemlos wieder an ihrer Brust gesaugt hatte) und blickte ihren Vater erwartungsvoll an. „Also, Dad. Was ist los?“, fragte sie. John seufzte tief. Eigentlich stand er hier gerade vor einer unlöslichen Aufgabe. „Ähm... wie du, Kenny, es dir vielleicht schon gedacht hast, war ich gestern Nachmittag bei eurer Mutter und ich konnte sie davon überzeugen die Anklage gegen euch fallen zulassen. Allerdings nur unter eine Bedingung.“ Mit einem komischen Gefühl im Magen blickte Kenny zu ihren Schwestern. „Unter welcher?“, fragte Kyle, die genau dasselbe ahnte wie ihre große Schwester. Nervös knetete John seine Hände. Seine Töchter würden jetzt bestimmt ausrasten. „Sie will euch alle drei sehen und euch erklären was damals passiert ist“, antwortete er und schloss, in Erwartung eines Donnerwetters, die Augen. Schweigend blickten sich die drei Schwestern an. Zumindest Kenny und Kyle hatten mit dieser Bedingung schon gerechnet und doch waren sie sich noch nicht sicher, ob sie ihre Mutter wirklich sehen wollten. „Was passiert, wenn wir uns weigern?“, fragte Kenny. Vorsichtig öffnete John wieder die Augen. Es erstaunte ihn, dass seine Töchter so ruhig blieben, aber anscheinend hatten sich alle drei in dem vergangenem Jahr stark verändert. „Sie hat nichts genaues, gesagt. Aber sie wird ihre Mittel und Wege finden uns das Leben zur Hölle zu machen...“ Kenny seufzte tief und blickte wieder zu ihren Schwestern. „Was sagt ihr dazu?“ Dru nickte begeistert. „Ich will Mommy endlich kennen lernen“, rief sie aus. Kenny nickte sanft. Niemand konnte ihr das verübeln, sie war die einzige, die ihre Mutter nie von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden hatte und sich auch noch an sie erinnern konnte. „Was ist mit dir, Kyle?“, fragte Kenny. Gequält blickte Kyle ihre große Schwester an. „Eigentlich will ich sie nie wiedersehen, nachdem was sie uns und dir und Will angetan hat, aber auf der anderen Seite würde mich ihre Gründe dafür interessieren...“ Kenny nickte. Genau so ging es ihr auch. „Lasst uns zu ihr fahren. Aber wir werden ihr klar machen, dass sie uns das letzte Mal sehen wird. In Ordnung?“, schlug Kenny vor. Kyle und Dru nickten. Die Älteste der drei Schwestern blickte wieder zu ihrem Vater und sagte: „Ich bringe Willow nach oben und sage Will Bescheid, dann werden wir losfahren.“ Erleichtert nickte John. Auch er konnte sein Versprechen halten. „Meinst du, dass ist wirklich so eine gute Idee?“, fragte Will und legte seine schlafende Tochter in ihr Bettchen. Kenny lehnte sich an ihn und antwortete: „Ich weiß es nicht. Aber irgendwie sind wir es Dru auch schuldig. Sie muss ihre Mutter kennen lernen, es wird noch hart genug für sie. Sie wird Lee danach nie wiedersehen, glaube mir, dafür werde ich sorgen.“ Will seufzte. „Dann geht. Ich passe auf die Kleine auf, denn ich gehe davon aus, dass du Willow nicht mitnehmen wirst.“ „Ganz bestimmt nicht. Lee wird meine Tochter niemals zu Gesicht bekommen.“ „Sehr gut.“ „Ich rufe an, wenn es spät wird. Muttermilch ist ja genug im Kühlschrank, falls sie aufwacht“, sagte Kenny und dachte dabei an die Tage, an denen Willow nicht bei ihnen war und Kenny regelmäßig die Muttermilch abgepumpt und eingefroren hatte, dann löste sie sich von Will. Will nickte und gab Kenny einen Abschiedskuss. „Bis später.“ Und dann war Kenny aus dem Zimmer. Zweifelnd blickte Will ihr hinterher. Knappe 40 Minuten später hielt John Rivers vor dem Haus seiner noch Ehefrau an. „Ist das jetzt echt ihr Ernst?“, fragte Kyle erbost. „Sie wohnt 40 Minuten von uns entfernt und hat nicht einmal den Arsch in der Hose uns besuchen zukommen?“ Auch Kenny konnte es nicht fassen. „Wie lange wohnt sie schon hier?“, fragte sie ihren Vater. „Neun Jahre. Nachdem sie uns verlassen hatte, ist sie erst mal ein Jahr in der Welt umher gereist und dann hat sie sich das Haus hier gekauft.“ „Und das alles mit deinem Geld“, murmelte Kenny und blickte zur Haustür, die sich gerade öffnete. Lee Rivers hatte das Auto ihres Mannes vorfahren sehen und stand nun lächelnd in der Tür und winkte ihrer Familie zu, so als wären die letzten zehn Jahre nicht gewesen und John und die Mädchen wären gerade von einem Ausflug heimgekehrt. „Was grinst die denn so blöd?“, fragte Kyle genervt. Während Kenny sich das Lachen nicht verkneifen konnte, blickte John sie mahnend an. „Reiss dich zusammen, sie ist deine Mutter.“ Kyle schnaubte. „Die da ist nicht meine Mutter. Kenny war mir mehr eine Mutter als diese Frau da“, antwortete sie und stieg dann aus dem Wagen aus. „Mach dir nichts draus, Dad. Sie hat immerhin recht“, sagte Kenny. „Ganz toll“, schnaubte John und stieg ebenfalls aus. Genau wie Kenny und Dru. „Hallo, Mädchen. Ich freue mich, dass ihr hier seid“, rief Lee da. Kenny legte Kyle einen Arm um die Schulter und raunte: „Im Gericht war sie noch nicht so erfreut gewesen.“ „Wahrscheinlich hofft sie jetzt, dass wir ihr heulend um den Hals fallen und froh sind, dass sie sich erbarmt und jetzt wieder unsere Mutter spielen will. Aber da hat sie sich sowas von geschnitten.“ Kenny lächelte ihre Schwester zufrieden an, dann nahm sie Dru an die Hand und folgte ihrem Vater zum Haus. John drückte sich schweigend an seiner Frau vorbei ins Haus und ging schnurstracks ins Wohnzimmer, während seine Töchter nicht so einfach an Lee vorbeikamen. Die Drei standen noch immer zusammen auf der Veranda. Während Dru ehrfürchtig zu ihrer Mutter aufschaute, warteten Kenny und Kyle nur darauf, dass Lee endlich aus dem Weg ging. „Toll seht ihr aus, Mädchen. Ihr seid alle so groß geworden“, schwärmte Lee gerade. „Ja, man wächst in zehn Jahren nun mal“, murmelte Kyle. „Hast du etwas gesagt, Kyle?“, fragte Lee. Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Kendra, wo hast du denn Willow gelassen? Ich hätte sie so gerne mal gesehen“, wandte Lee sich an ihre Älteste. „Sie ist Zuhause“, antwortete Kenny. „Da wo sie hingehört“, fügte Kyle hinzu. „Mir ist das Alles hier zu blöd. Können wir jetzt endlich reingehen?“, fragte Dru genervt. Überrascht blickte Kenny ihre jüngste Schwester an. Diesen Ton hätte sie jetzt nicht von ihr erwartet. Verstört blickte auch Lee ihre Tochter an. „Ähm... ja natürlich“, antwortete sie nur und gab endlich die Tür frei. Erleichtert betraten die drei Schwestern das kleine Haus und setzten sich zu ihrem Vater auf die Couch. „Möchtet ihr etwas trinken oder essen?“, fragte Lee. „Nein, wir wollen wissen warum wir hier sind“, antwortete Kyle für alle Anwesenden. Brüskiert blickte Lee ihren Ehemann an. „Du hast unseren Töchtern nicht gerade die besten Manieren beigebracht.“ John warf Lee einen vieldeutigen Blick zu. „Das kommt nun mal dabei raus, wenn Kinder ohne ihre Mutter aufwachsen.“ Lee schnaubte, so hatte sie sich das Ganze nicht vorgestellt. Zum Teil Erwartungsvoll und zum Teil genervt wurde Lee nun von ihrer Familie angesehen und sie begriff, dass hier nichts mehr zu holen war. Ihre Töchter waren nur hier um eine Erklärung zu bekommen und wenn sie diese hatten, würden sie einfach wieder aufstehen, durch die Haustür gehen und dann würde Lee sie wahrscheinlich nie wiedersehen, es sei denn sie gab sich jetzt Mühe und verständnisvoll und reumütig.... Auch wenn sie dafür ein wenig schauspielern musste. Mit einem schweren Seufzen ließ Lee sich auf den Sessel gegenüber der Couch sinken und sah ihre Töchter entschuldigend an. „Ich... Es tut mir unendlich leid, dass ich euch damals einfach so im Stich gelassen habe. Damals, das war einfach eine so verdammt harte Zeit für mich.“ Verwirrt blickte Kenny ihre Mutter an. Eine harte Zeit für sie? Lee war verheiratet, brauchte nicht zu arbeiten und hatte drei wundervolle Kinder. Was war daran denn bitte hart? „Das verstehe ich nicht“, sagte Kyle und sprach damit aus was alle dachten. „Ich muss euch gestehen, dass ich damals bereits zwei Jahre lang eine Affäre hatte und trotz Allem noch mit eurem Vater geschlafen habe, um ja keinen Verdacht zu erregen und als ich dann merkte, dass ich schwanger war, wusste ich beim besten Willen nicht wer von den zwei Männern der Vater war.“ Empört schnappten Kenny und Kyle nach Luft. Das gab es doch nicht. „Und du machst mir Vorwürfe, dass ich ungeschützten Sex hatte?“, regte Kenny sich auf. „Das ist doch etwas ganz anderes“, versuchte Lee sich herauszureden. Unruhig stand Kenny auf und lief hin und her. „Nicht wirklich. Aber immerhin wusste ich von Anfang an zu 100 Prozent wer der Vater meines Kindes ist. Nicht so wie du.“ „Wirfst du mir das jetzt vor?“, fragte Lee drohend. Kenny blieb stehen und fixierte ihre Mutter. „Oh ja, das tu ich.“ „Dann ist Daddy vielleicht gar nicht mein Dad?“, fragte Dru vorsichtig in die angespannte Stille. Lee kniete sich vor ihre Jüngste und nahm ihre Hand. „Schätzchen, doch das ist er. Ihr seht euch viel zu ähnlich als dass er es nicht sein könnte.“ Unsicher sah Dru ihre Mutter an, dann entzog sie ihrer Mutter ihre Hand und kletterte auf den Schoss ihres Vaters. Der sich leicht an sich drückte und sagte: „Du bist ganz sicher meine Tochter. Das schwöre ich dir hoch und heilig.“ „Das ist gut, Daddy“, nuschelte Dru. Lee hockte noch immer vor dem Sofa und konnte noch nicht ganz fassen, dass sich sogar ihre Jüngste nicht für sie begeistern konnte. Gerade von Dru hatte sie ein freudigeres Wiedersehen erwartet, denn immerhin hatte Dru überhaupt keine Erinnerungen an sie und Lee dachte, Dru würde außer sich vor Freude sein, endlich ihre Mutter kennen zulernen. Anscheinend hatte sie sich getäuscht. „Und warum bist du dann abgehauen, wenn Dru nicht das Kind von deinem Liebhaber ist?“, fragte Kyle. Lee richtete sich wieder auf und antwortete: „Ich war einfach unglücklich, denn insgeheim hatte ich mir gewünscht, dass Dru nicht von John gewesen wäre, denn dann wäre John hinter meine Affäre gekommen und ich hätte ihn guten Gewissens verlassen können, doch dem war leider nicht so. Aber dann habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten, also habe ich meine Sachen gepackt und euch verlassen.“ „Und das konntest du mit deinem Gewissen vereinbaren?“, fragte Kenny aufgebracht. „Deine Kinder, darunter ein Säugling, einfach so stehen zu lassen. Ohne eine Erklärung, ohne ersichtlichen Grund. Weißt du eigentlich, dass ich die ersten Jahre dachte, dass ich oder Kyle etwas falsch gemacht hatte und du uns nicht mehr lieben würdest und deswegen gegangen bist? Ich habe die Schuld bei uns gesucht, doch in Wahrheit warst du nur selbstsüchtig und hast deine Bedürfnisse über die deiner Kinder gestellt.“ „Es tut mir wirklich leid, ich weiß, dass es die falsche Entscheidung war.“ „Ach, hör auf. Wir wissen alle, dass es dir nicht leid tut, denn dann wärst du schon viel früher zu uns gekommen und hättest dich entschuldigt. Es ist ja nicht so, dass du eine Weltreise von uns entfernt wohnen würdest“, sagte Kyle laut und sprang dabei ebenfalls auf. Genau wie Kenny war sie einfach so wütend auf ihre Mutter. Nicht darüber, dass Lee sie im Stich gelassen hatte, nein das hatten die beiden Schwestern schon längst verwunden. Sie waren wütend, weil Lee sich so darstellte als wäre sie das Opfer gewesen. Und nun stand sie hier und erwartete, dass sie ihr alles verzeihen würden und wieder eine große und glückliche Familie werden würden. Kenny und Kyle waren sich nicht oft einig, aber diesmal waren sie es. Sie würden ihrer Mutter nicht verzeihen und sie waren sich auch sicher, dass sie sie nie wieder sehen wollten. Lee stand still da und blickte ihre Töchter an. Langsam aber sicher wurde ihr klar, dass sie wirklich keine Chance mehr bei ihnen hatte. Sie hatte es versaut. „Warum wolltest du mir mein Kind wegnehmen?“, fragte Kenny und blickte ihre Mutter direkt an. „Justin wollte Kinder. Wir haben es unzählige Male versucht bis sein Arzt uns sagte, dass Justin unfruchtbar sei. Dann habe ich erfahren, dass du ein Kind bekommen hast und mein Plan nahm Gestalt an.“ Fassungslos blickte Kenny ihre Mutter weiterhin an. „Das heißt, nur weil dein Macker keine eigenen Kinder zeugen konnte, wolltest du dir einfach mal eben so mein Kind nehmen? Anstatt dich um die drei zu kümmern, die du selbst in die Welt gesetzt hast?“, sagte sie leise. „Kendra, es tut mir so unendlich leid! Ich weiß, dass es nicht die richtige Entscheidung war. Aber ich habe keinen anderen Ausweg gesehen“, begann Lee, doch Kenny unterbrach sie. „Hör endlich auf das zu sagen! Wir wissen es, dass es dir angeblich leid tut und doch glaubt dir keiner.“ Kenny war so unglaublich wütend, dass sie die Vase vom Tisch nahm und sie gegen die Wand warf. „Ich kann dich einfach nicht verstehen. Es wäre ein einfaches gewesen, nach Hause zu kommen, uns alles in aller Ruhe zu erklären und dann, wenn du es wirklich und wahrhaftig bereut hättest... Dann hätten wir es vielleicht eingesehen und dir verziehen. Genau wie bei Dad, aber so? Du hast versucht mir mein Kind wegzunehmen. Und jetzt kommst du zurück und tust so als wärst du all die Jahre das Opfer? Ich wünschte du wärst nie zurückgekommen, ich wünschte du wärst weiterhin mit deinem blöden Liebhaber um die Welt gereist und hättest du uns vergessen. Ich wünschte, du würdest irgendwo am anderen Ende der Welt leben und keinen weiteren Gedanken an uns verschwenden. Ich wünschte, du hättest irgendwo weit weg ein neues Leben angefangen, genau wie wir!“ Mit diesen Worten stürmte Kenny aus dem Wohnzimmer in den Hausflur. „Kenny!“, rief John und wollte seiner Ältesten hinterher, doch diese hatte noch etwas zu sagen und kam wieder zurück. Die Tränen flossen Kenny nur so übers Gesicht und sie hatte Mühe vor lauter Schluchzen zu sprechen, doch sie blickte ihre Mutter ernst an und wisperte: „Ich schwöre dir, wenn du es noch einmal wagen solltest in die Nähe meiner Tochter oder meine Schwestern zu kommen wirst du es bereuen. Bleib von mir aus hier wohnen, aber ich schwöre dir, wenn ich dich nur einmal in meiner Stadt sehe, wird es dir leid tun. Das verspreche ich dir!“ Damit stürmte Kenny endgültig aus dem Haus. Als sie die Treppen zur Veranda hinunterstürmte lief sie gegen einen Mann und wäre beinahe gestürzt, wenn sie der Mann nicht gehalten hätte. „Kendra? Was machst du denn hier?“, hörte sie die tiefe Männerstimme fragen. Aus verquollenen Augen blickte Kenny den Mann an und konnte nicht fassen wen sie da sah. „Mr. Miller? Was machen Sie denn hier?“, fragte sie erstaunt. Fassungslos darüber einen ihrer Lehrer hier anzutreffen. „Ich wohne hier. Die Frage war, was du hier machst.“ Kenny riss die Augen auf. Mr. Miller wohnte hier? Mr. Justin Miller... ihr Lehrer wohnte mit ihrer Mutter zusammen... war ihr Liebhaber... ihre Affäre... einer der Gründe warum ihre Mutter ihre Familie verlassen hatte. „Sie... Sie haben meine Mutter über alles informiert was in meinem Leben passiert ist. Nur daher wusste sie, dass ich ein Kind bekommen habe... Sie waren ihr Informant“, stieß sie fassungslos hervor. Bedrückt blickte Mr. Miller sie an. Wütend riss Kenny sich von ihm los und zischte: „Das werden sie noch bereuen.“ Mit schnellen Schritten lief Kenny zum Auto ihres Vaters und ließ sich hinters Steuer sinken, sobald ihre Schwestern und ihr Vater hinauskommen würden, würde sie losfahren. Kenny wollte nur noch weg von hier. Im Wohnzimmer von Lee Rivers schwiegen alle Anwesenden nach Kennys Ausbruchs. Das war der Ausbruch mit dem John bereits heute Nachmittag gerechnet hatte. „Ähm... ich habe da noch eine Frage“, meldete sich Drusilla zu Wort und zog so alle Blicke auf sich. „Ich habe vor einiger Zeit mit Kenny und Dad Fotoalben angeschaut und wir haben nicht ein einziges Foto von dir entdeckt. Ich wüsste gerne warum das so ist“, führte Dru aus. Lee blickte ihre jüngste Tochter an. Die Tochter, die sie als Baby nur kurze Zeit nach ihrer Geburt verlassen hatte, und antwortete: „Als ich ging habe ich sämtliche Fotos, auf denen ich mit drauf war, vernichtet. Warum... kann ich dir nicht sagen. Wahrscheinlich wollte ich nicht, dass ihr euch ständig diese Bilder anschaut und an die vergangene Zeit erinnert. Wahrscheinlich habe ich den Gedanken daran nicht ertragen, dass ich euch verletzt habe.“ Einige Sekunden blickte Dru ihre Mutter aus ihren braunen Augen an, dann nickte sie, stand auf und verließ das Haus. Einer Mutter, die sich ihr ganzes Leben nicht für sie interessiert hatte, hatte Drusilla Lee Rivers nichts mehr zusagen. Und auch Kyle warf ihrer Mutter einen letzten Blick zu und verließ dann das Haus, auch für sie war ihre Mutter gestorben. Verzweifelt blickte Lee ihren Ehemann an, so hatte sie sich den Nachmittag dann doch nicht vorgestellt. Seufzend erhob John sich und blickte seine Frau an. „Wenn du es so getan hättest wie Kenny gesagt hat... Wenn du es wirklich bereut hättest und wenn deine Entschuldigung ernst gemeint gewesen wäre, dann hätten wir vielleicht Frieden schließen können. Wir hätten irgendwann vielleicht verstanden, dass du fast elf Jahre für dich gebraucht hast und wir hätten uns alle langsam wieder annähern können. Wir hätten vielleicht sogar den neuen Mann in deinem Leben akzeptiert und du hättest deine Enkelin kenne gelernt, und sie aufwachsen sehen. Aber du musstest ja den harten Weg gehen und hast dir Alles verbaut.“ Sprachlos blickte Lee ihren Mann an. Wusste, dass sie einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte. „Und was passiert jetzt?“, fragte sie leise. Verzweifelt schloss John kurz die Augen, dann öffnete er sie wieder und blickte Lee entschuldigend an. „Du wirst dich an das halten, was Kenny dir gesagt hat. Du wirst dich von uns fernhalten, denn keiner von uns will jemals wieder was mit dir zu tun haben, und ich... ich werde die Scheidung einreichen und vielleicht werde ich auch noch das Geld, welches du mir gestohlen hast, einklagen. Oder Unterhalt für die Mädchen, aber das werde ich noch einmal mit meinem Anwalt besprechen.“ Noch immer fassungslos blickte Lee John an. Sie hatte es gründlich vermasselt und nun musste sie dafür gerade stehen. „Lebe wohl, Lee“, sagte John und verließ das Haus seiner baldigen Ex-Frau ohne sie oder ihren gerade nach Hause gekommenen Lebensgefährten noch eines Blickes zu würdigen. Seine drei Töchter saßen bereits in seinem Minivan und als Kenny ihn erblickte startete sie den Motor und wartete ungeduldig darauf, dass John einstieg, um diesen Ort und ihre Mutter für immer hinter sich zu lassen. „Ich kann immer noch nicht fassen, dass Mr. Miller mit deiner Mutter unter einem Hut steckte“, sagte Logan und versuchte dabei nicht allzu oft auf die stillende Kenny zu blicken. Natürlich wusste er, dass es wichtig war ein Baby zu stillen und doch war es ihm irgendwie noch nicht ganz geheuer, wenn Kenny ihre Brust so offen zur Schau stellte. Kenny nickte nur und beobachtete ihre Tochter beim Trinken. Eine Woche war vergangen seitdem Kenny mit ihren Schwestern bei ihrer Mutter war und dieser einen Woche war noch viel passiert. „Ich finde es viel unglaublicher, dass dieser feige Kerl noch am selben Abend beim Direktor angerufen und gekündigt hat. Hat noch nicht mal den Arsch in der Hose zu seinen Taten zu stehen“, ereiferte sich Megan und wartete ungeduldig darauf, dass Kenny mit dem Stillen fertig war, damit sie Willow wieder auf den Arm nehmen konnte. Wieder nickte Kenny nur. Sie war es leid, darüber zu reden was in der letzten Woche passiert war. Ja, Mr. Miller hatte gekündigt und ja er und Lee hatten am nächsten Tag ihr Haus verkauft und waren auf nimmer Wiedersehen verschwunden. „Wie sind das jetzt eigentlich mit der Scheidung deiner Eltern aus? Ich meine, jetzt wo deine Mum wieder einfach verschwunden ist.“ Müde blickte Kenny ihre Freundin an und begann ein wenig hin und her zu schaukeln. „Sie hat bei Tim die Adresse eines Postfaches hinterlassen, dahin soll er sämtliche Unterlagen schicken und bis jetzt kam auch immer alles ausgefüllt und unterschrieben zurück. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis Dad und sie geschieden sind“, antwortete Kenny. „Und was ist mit der Unterhaltsforderung deines Dads?“ Mit einem tiefen Seufzer blickte Kenny Willow an. „So wie es im Moment aussieht, wird sie rückwirkend für uns alle Drei eine bestimmte Summe nachzahlen. Für Kyle und Dru wird sie solange bezahlen müssen bis die Beiden ausziehen.“ „Und was ist...“, begann Megan, wurde jedoch von Kenny unterbrochen. Abwehrend hielt Kenny ihr die zufrieden glucksende Willow entgegen. „Megan, bitte. Ich will darüber nicht mehr sprechen. Ich bin einfach nur froh, dass es vorbei ist.“ Zu verzaubert von ihrem süßen Patenkind nahm Megan das Baby auf den Arm und vergaß ihre Fragen. Will hingegen legte seiner Freundin einen Arm um die Schultern, drückte sie fest an sich und küsste sie auf die Schläfe. Auch er war froh, dass es vorbei war. Lee und Mr. Miller hatten die Gegend verlassen, er und Kenny hatten ihr Baby wieder und Lee Rivers würde ihre gerechte Strafe erhalten. Es war für sie alle Zeit wieder zum Alltag zurückzukehren und nicht mehr weiter über diese kurze Zeit in ihrem Leben nachzudenken. Zufrieden beobachteten Kenny und Will wie Megan und Logan sich intensiv mit Willow beschäftigten. Kenny lehnte sich noch weiter an ihren Freund und seufzte glücklich. Es war wieder alles so wie es sein sollte und das war gut so. Epilog: Happy Birthday Willow Joan ---------------------------------- Könnt ihr es glaube? T____T Das hier ist das ALLERLETZTE Kapitel von "When two become three". Ich finde es unfassbar und möchte mich bei allen Lesern und Kommi-Schreibern aufs herzlichste Bedanken! Ich bin so unfassbar dankbar, dass ihr sie so schön fandet *-* Vielen Dank! Ich liebe euch! *Schmeißt ne Runde Lebkuchen* @Bruni3395: ich werde deine Zahlen vermissen und natürlich deine Kommentare *-* Danke, dass du mich bis hierher begleitet hast. Ich hoffe, dieser Epilog gefällt dir auch so gut wie der Rest der Geschichte :) @sunshine84: Auch an dich ein dickes Danke fürs Lesen, kommentieren und begleiten *-* @91cyber: Irgendwann werde ich bestimmt noch mal was schreiben. Aber ich denke, das wird noch ein wenig dauern :) Epilog: Happy Birthday Willow Joan Willow Joan Hastings hatte die hellblauen Augen ihres Vaters und die dunkelbraunen Haare ihrer Mutter. Sie war so stur wie sie und so gutmütig wie er und heute hatte sie ihren 17 Geburtstag. Anstatt der großen Sweet Sixteen Geburtstagsfeier, die in ihrer Heimatstadt üblich war, hatten ihre Eltern ihr eine große Feier zu ihrem 17. versprochen. Der Grund war simpel: Ihre Eltern waren 17 als Willow geboren wurde und die Zeit davor war, laut Aussage ihrer Eltern, eine harte, aber dennoch ihre beste Zeit und so hatte Willows Mutter kurzer Hand beschlossen, dass der 17. Geburtstag jedes ihrer Kinder etwas ganz Besonderes und Großes werden sollte. Doch da Willow auch die Bescheidenheit ihrer Mutter geerbt hatte, hatte sie darauf bestanden den Tag mit ihrer Familie zu verbringen, anstatt eine große Feier mit ihren Freunden zu schmeißen. Lächelnd blickte sie nun auf den gedeckten Tisch an dem ihre gesamte Familie saß... bis auf ihre Eltern: William und Kendra Hastings. Noch immer lächelnd blickte Willow nun zu dem Kaminsims, auf dem die Familienfotos standen. Nach ihrem turbulenten Start in ihr gemeinsames Leben hatten Will und Kenny sich mit weiteren größeren Lebensentscheidungen Zeit gelassen. Nach ihrem gemeinsamen High School Abschluss hatten sie beschlossen, dass Will seinen Traum verwirklichen und Anwalt werden sollte. Das hieß: Kenny hatte beschlossen und Will führte es aus. Während Will also ins College ging, blieb Kenny vorerst Zuhause und meldete sich bei einigen Onlinekursen an, um Lektorin zu werden. Kurz nach Willows fünftem Geburtstag wurde aus Kendra Rivers Kendra Hastings. Genau wie alles andere in ihrem Leben verlief auch Kennys Hochzeit minimalistisch. Geladen waren nur die engsten Freunde und Verwandte und fünf Jahre nach ihrer Hochzeit beschlossen Will und Kenny, dass es Zeit für Familienzuwachs war. Einige Monate nach Willows zehntem Geburtstag bekam sie ihr erstes Geschwisterchen. Dank ihrer Patentante war Willow zu diesem Zeitpunkt bereits vollends aufgeklärt und wusste woher die Babies kamen. Trotzdem war sie am Ende sauer auf Megan, da diese ihr eine Schwester versprochen hatte, doch als Willow das erste Mal ihre Mutter im Krankenhaus besuchte, stellte diese ihr ihren kleinen Bruder vor, anstatt einer kleinen Schwester. Nathan Joel Hastings war der lang herbeigesehnte männliche Familienzuwachs und Willow genoss die Zeit als Einziges Mädchen. Sieben Jahre lang waren die Hastings eine glückliche Familie von vier Leuten, doch vor neun Monaten eröffnete Kenny ihnen, dass sie bald zu fünft sein würden, da sie zum dritten und letzten Mal schwanger sei. Dies war auch der Grund warum ihre Eltern heute nicht da waren. Kenny war bei ihren weiteren Kindern ihrem Motto, lange Schwangerschaften, schnelle Geburten treu geblieben, so war es geschehen das... Laute Stimmen aus dem Flurt der Familie Hastings rissen Willow aus ihren Gedanken. „Bist du dir sicher, Kenny?“, hörte Willow ihren Vater besorgt fragen. Verwundert stand sie auf und ging ihren Eltern entgegen. „Mom, was machst du denn hier?“, fragte Willow. Freudestrahlend nahm Kenny ihre Tochter in den Arm und antwortete: „Na, was schon? Geburtstag feiern. Mein Baby wird immerhin nicht jeden Tag 17.“ „Klar, aber geht es dir gut? Ich meine, du hast doch Gestern erst entbunden“, merkte Willow vorsichtig an. Kenny stieß einen tiefen Seufzer aus. Ja, erst Gestern hatte sie ihren zweiten Sohn, Aaron Lukas, entbunden und das hatte ihr so gar nicht gepasst. Da Kenny leider dazu neigte überfällig zu werden, war Aaron nur einen Tag vor Willows Geburtstag geboren, satte zehn Tage zu spät. Kenny wäre es lieber gewesen, wenn Aaron etwas früher gekommen wäre. „Macht euch keine Sorgen. Mir geht es wirklich gut. Ich mache das nicht zum ersten Mal“, sagte Kenny lächelnd, dann schloss sie ihre Tochter in die Arme und drückte sie fest an sich. „Happy Birthday, meine Kleine“, hauchte sie und versuchte krampfhaft die Tränen zu unterdrücken. „Danke, Mommy“, antwortete Willow. „Gibst du sie auch wieder frei? Ich wollte sie auch noch mal drücken“, beschwerte sich Will lachend. Kenny küsste Willow noch einmal auf die Wange, dann entließ sie ihre Tochter aus der Umarmung, nahm Will den Autositz mit ihrem neugeborenen Sohn ab und ging mit ihm ins Wohnzimmer, wo der Rest ihrer Familie schon ungeduldig darauf wartete das Baby herum zu reichen. „Mommy!“, rief der zehnjährige Nathan und stürmte auf seine Mutter zu. Erst da gewahrte er den Autositz mit seinem Bruder und rief: „Aaron!“ Kenny lachte. Das hätte sie sich ja denken können, jetzt wo Aaron da war, war sie bei Nathan nicht mehr angesagt. Liebevoll strich sie Nathan über den dunkelbraunen Haarschopf, der halb im Autositz verschwunden war. „Hallo Kleines“, begrüßte John seine Tochter. „Hey Dad.“ „Setz dich. Du bist ein wenig blass um die Nase.“ Lächelnd setzte Kenny sich auf den freigewordenen Stuhl und beobachtete zufrieden ihre große glückliche Familie. In den vergangenen 17 Jahren hatte sie nicht ein einziges Mal eine ihrer Entscheidungen bereut. Auch wenn nie wirklich etwas nach Plan gelaufen war und sie und Will einige Hürden hatten meistern müssen, war doch alles gut geworden. Will leitete gemeinsam mit seinem Vater erfolgreich eine eigene Anwaltskanzlei, Maria war noch immer als selbstständige Innenarchitektin tätig, John leitete seit einigen Jahren seine eigene Autowerkstatt und führte seit einiger Zeit eine glückliche Beziehung mit einer alten Schulkameradin, den Alkohol hatte er seit fast 18 Jahren nicht einmal mehr angesehen. Kyle hatte ihren Traum verwirklicht und war nun Sportlehrerin an Kennys alter High School. Dru war Steuerberaterin geworden. Megan und Logan hatten nach einigem Hin und Her endlich zueinander gefunden, führten eine glückliche Ehe und erwarteten in vier Monaten ihr erstes Kind. Willow würde nächstes Jahr ihren Abschluss machen und dann ans College gehen, um Ärztin zu werden. Und Kenny selbst? Sie hatte sich ihren heimlich gehägten Traum Lektorin zu werden erfüllen können. Sie arbeitete von Zuhause aus und konnte so ihre Kinder aufwachsen sehen und ihnen trotzdem die Freiheit geben, die sie brauchten. Von Lee hatten sie alle seit ihrem letzten Gespräch nichts mehr gehört. Stillschweigend hatte sie ihre Strafe und den Unterhalt bezahlt. Niemand wusste wo sie sich aufhielt und niemand wollte es wissen, denn so wie es war, war es einfach nur perfekt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)