And through it all von CanisMaior (- Angeal Hewley X Zack Fair -) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Note: Nach Längerem habe ich mich dann doch entschieden mal etwas zu posten. ACHTUNG! Das hier wird ganz schön lang werden. Ich bin mittlerweile auf über 80 Seiten und noch nicht mal wirklich am Anfang der Geschichte. Stellt euch auf was ein ^_- Nun... findet ihr nicht auch, dass man in Crisis Core viel zu wenig über Angeal und Zack erfährt? Und weil Angeal sch**** sexy ist und Zack auch ein recht adretter Bursche, war das hier wirklich mal nötig. Erwartet für die erste Zeit aber keine Yaoi-Orgien. Es soll ja realistisch bleiben. Deswegen für die ersten Kapitel FSK 12 (aber eher wegen Krieg/Gewalt etc.) Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Über Kommentare freut sich jeder. Und jetzt: Viel Spaß! -------------------------- .... .. "Und wofür genau soll das gut sein?" Aufrichtiges Interesse sprach aus Sephiroths Stimme, als er sich mit dem Handrücken einige der silbernen Haarsträhnen aus dem Gesicht wischte, um seine Arbeit fortsetzen zu können. "Ich werde einen SOLDIER aus dem Jungen machen." Angeal legte sein Messer beiseite und fügte das soeben geschnittene Gemüse einem Topf mit kochendem Salzwasser hinzu. "Beeil Dich." "Schon fertig." murmelte der Silberhaarige während er das Ergebnis seiner peniblen Schneidearbeit ebenfalls dem Topf hinzu führte. "Indem Du ihn in Dein Arbeitszimmer steckst?" erklang Genesis' leicht amüsierte Stimme von der Couch. Es war nicht ungewöhnlich, dass er sich bei der Zubereitung des Abendessens nicht beteiligte. Und so fand man ihn auch heute lediglich mit einem Glas Rotwein und einem Gedichtband bewaffnet etwas abseits und reichlich untätig auf Angeals Sofa wieder. Es war nicht so, als ob diese Teilnahmslosigkeit Angeal hätte stören können. Besser er tat nichts, als dass er das Essen durch Halbherzigkeit ruiniert hätte. "Ich brauche es nicht. Und die neue Umgebung wird ihm gut tun, etwas über das Leben eines SOLDIER zu lernen. Es ist nicht sein Können, das ihn hindert. Ihm fehlt die richtige Einstellung." Angeal wurde nicht müde, seinen Freunden erklären zu wollen, warum er entschieden hatte, den jungen Rekruten zu sich zu nehmen. Er hatte Potential. Soviel war sicher. Er könnte es weit bringen- wenn er denn so lange überleben würde. Was ihm fehlte war Geduld, Disziplin, die Erkenntnis der Bedeutsamkeit der eigenen Ehre. Es würde nicht genügen, ihn auf dem Schlachtfeld zu unterrichten, um einen wahren Soldaten aus ihm zu machen. Und dies war doch die Anordnung des Direktors gewesen, nicht wahr? "Ich kann mir ja schon denken, was das für eine Einstellung ist." schmunzelte Sephiroth mit der Nase über dem Reiskocher. "Träume... Ehre..." klang es theatralisch von der Couch herüber. "Könnte euch auch nicht schaden!" konterte Angeal mit einem bissigen Grinsen. Er konnte die besten Freunde der Welt sein Eigen nennen. Nur was ihre eigene Einstellung betraf, blieben einige Wünsche durchaus offen. Sicher hatte er sich in den letzten Jahren daran gewöhnt, mit seinen Belehrungen nicht weit zu kommen. Es hinderte ihn jedoch nicht daran, es nicht doch ab und an zu versuchen. "Dann wird es aber ganz schön eng in Deinem Arbeitszimmer." meinte Sephiroth lachend und stahl Genesis einen Schluck aus dessen Weinglas. Das brachte schließlich auch Angeal zum Lachen. "Keine Sorge, dass will ich dem Jungen nicht antun." Was folgte war Lachen von allen Seiten, gefolgt von langer Stille und dem Klirren von Porzellan und Gläsern, während das Essen serviert wurde. Es war das gleiche Ritual wie jeden Samstagabend, wenn die Missionen beendet und die Arbeit erledigt war. Für Angeal war es immer der Höhepunkt der Woche gewesen, seine Freunde hier zusammenkommen zu sehen. Sie müssten sich wohl einen neuen Ort auswählen, wenn der Junge wirklich hier einziehen würde. Vielleicht in Sephiroths Gemächern? Bei Genesis konnte man ja nicht einmal wissen, ob er neben seiner Gedichte und Zitate auch noch einige ordentliche Küchenmesser vorzuweisen hätte. "Und Du bist Dir da wirklich sicher? Denk mal- Du hast diesen Welpen dann rund um die Uhr an Deinen Fersen kleben. Sicher, dass es das wert ist?" Wieder war es Sephiroth, der nach langem Schweigen auf das Thema zurück kam. Es schien wirklich kaum begreiflich für ihn zu sein, wie ein Freund freiwillig die hart erarbeitete Freiheit aufgeben wollte. Es war den 1st Class Soldaten vorbehalten, im ShinRa Hauptgebäude mehr als nur eine Koje in einem der Schlafsäle ihr Eigen nennen zu dürfen. Stattdessen standen ihnen hier Gemächer zu, die eben nicht nur aus einem geräumigen Wohnzimmer mit eingebauter Küche (ein Umstand, den Angeal tatsächlich nicht missen wollte) und einem durchaus großflächigen Schlafzimmer bestanden, sondern zusätzlich auch über ein angrenzendes weiteres Zimmer verfügten, das gemeinhin als Arbeitszimmer genutzt wurde- ein Luxus, den Angeal kaum für nötig erachtete. Letztlich war er in weit bescheideneren Umständen aufgewachsen und sah auch heute noch keine Notwendigkeit für diesen zusätzlichen Platz. Ein Welpe? Angeal schmunzelte unbemerkt, während er sein Glas erneut füllte. Zack Fair hatte tatsächlich viel von einem jungen Welpen. Er war Aufgeweckt, ungeduldig, unaufmerksam und zu verspielt um die eigene Stärke sinnvoll einsetzen zu können. Ein Welpe... das passte wirklich ausgezeichnet! "Sollte es nicht eine unserer höchsten Aufgaben sein, vielversprechende Rekruten zu unseren Nachfolgern auszubilden? Die Stärke der SOLDIER kann nur gewahrt werden, wenn unser Wissen an die nächste Generation weiter gegeben wird..." "Bist Du dafür nicht noch ein wenig zu jung?" bemerkte Genesis mit erhobener Augenbraue. "Das ist nicht meine Idee." bemerkte Angeal trocken nachdem ein weiteres Glas geleert worden war. "Der zusätzliche Raum in unseren Gemächern ist nicht in erster Linie ein Arbeitszimmer. Es ist nicht ungewöhnlich, einen Schützling zu sich zu nehmen. Oder warum sonst bitte gibt es dort immer ein anschließendes zweites Badezimmer?" Nein, Angeal war der festen Überzeugung, dass dieser zusätzliche Raum eben jenem Zweck diente, den er ihm nun auch zu geben gedachte. Direktor Lazard war ja auch keineswegs überrascht gewesen über seine Ankündigung. Ein vollumfänglicher Unterricht konnte sich eben nicht nur auf das Schlachtfeld begrenzen. Der Junge würde auch in seinem privaten Leben lernen müssen, die Haltung und Würde eines SOLDIER in sich zu finden. Angeal war genügend von sich überzeugt, um in dieser Hinsicht ein Vorbild zu sein. Im Gegensatz zu seinen Freunden hier... "Für Konkubinen?" antwortete Sephiroth so aufrichtig, dass alle Drei augenblicklich in lautes und herzhaftes Lachen verfielen. "Deine Konkubinen brauchen ein eigenes Zimmer?" kicherte Genesis atemlos. Angeal aber lachte nur und fragte sich schweigend, ob es schon so weit gekommen war, dass seine 1st Class Kollegen lieber Konkubinen in ihre Gemächer ließen, als vielversprechenden Nachwuchs. Was war nur aus der Ehre eines SOLDIER geworden? ~ ~ ~ Einige Wochen zuvor: I. "Es sind wenige in diesem Jahr." bemerkte Angeal trocken, während er seine Augen über die kleine Schar der Soldaten wandern ließ, die in einiger Entfernung zum Appell bereit standen. "Es sind immer wenige." antwortete Direktor Lazard mit einem leichten Anflug von Bekümmerung. "Zu viele Rekruten. Zu wenige Geeignete. Die Prüfung zum 3rd Class SOLDIER schaffen die Wenigsten. Das hier sind die Einzigen, die es in diesem Jahr geschafft haben." "Ich verstehe." Angeal nickte und begutachtete die Reihen vor ihm genauer. Auch von hier aus konnte er das Strahlen in den Gesichtern der jungen Männer sehen. Purer Stolz sprach aus ihnen, keiner von ihnen war fähig, dieses Gefühl wenigstens annähernd zu verbergen. Angeal selbst konnte sich noch gut an den Tag erinnern, an dem auch er zum ersten Mal die Uniform des Infanteristen zu Gunsten derjenigen abgelegt hatte, die ihn als einen SOLDIER kennzeichnete. Nur hatte er damals schon genügend Ehrgefühl gehabt, das Gefühl des Stolzes nicht derart deutlich an die Oberfläche dringen zu lassen. Es war nicht ihr Fehler. Viele von ihnen waren jung- zu jung vielleicht, um schon hier zu sein. ShinRa mochte vielleicht gute Soldaten ausbilden. Doch die Erziehung war einseitig. Und nicht häufig hatte das Elternhaus genügend Vorarbeit geleistet. Nur würden sie nicht weit kommen - bewaffnet nur mit Stolz und dem Gefühl der Überlegenheit. Diese Waffen nutzten nichts auf dem Schlachtfeld. "Meine Aufgabe ist, sie zu trainieren?" fragte der 1st Class SOLDIER den Direktor knapp. Es hätte ihn nicht wirklich verwundert- schließlich waren die Reihen der potentiellen Lehrer noch dünner besetzt als die der begabten Schüler. Und nachdem General Sephiroth vor gut einem Jahr einen unachtsamen Rekruten beim Training um ein Haar einen Kopf kürzer gemacht hätte und 1st Class SOLDIER Genesis seinem Freund in allem nacheiferte, hätte so oder so niemand mehr gewagt, diese Beiden als mögliche Ausbilder in Betracht zu ziehen. Angeal hatte von Anfang an bezweifelt, dass dieser Zwischenfall mit dem Langschwert Sephiroths wirklich ein Unfall gewesen war. Der General machte niemals Fehler. Es erschien wahrscheinlicher, dass er sich auf diese Art einer unliebsamen Aufgabe hatte entledigen wollen. Nun, dieses Ziel hatte er zumindest erreicht. "Mehr noch." gab Direktor Lazard zurück. "Hab ein Auge auf sie. Welcher von ihnen hat wirklich Potential? Und wenn es nur ein oder zwei sind- ihnen sollte Deine Aufmerksamkeit gehören. Bilde sie aus, wie Du es für richtig hältst. Ich lasse Dir vollkommen freie Hand. Bring sie soweit Du nur kannst." "Potentielle 1st Class Soldaten?" "Wir werden sehen." bemerkte der Direktor und schob seine Brille zurecht. "Du hast mein volles Vertrauen." Dann nickte Lazard und verabschiedete sich aus dem Trainingsgelände. Man sah ihn hier unten so oder so kaum jemals. Es musste ihm ein ernstes Anliegen gewesen sein, wenn er heute hier herunter gekommen war. Nun, Angeal hatte so oder so in keinem Fall die Absicht gehabt, den Direktor zu enttäuschen. ~ ~ ~ II. "Nacheinander aufstellen. Übungsschwerter, keine Materia, keine weitere Ausrüstung. Ihr greift nacheinander an. Wenn euer Vorgänger fällt, seid ihr an der Reihe. Kämpft hart aber behaltet euren Kopf bei der Sache. Ich will hier keine Dummheiten sehen!" Angeal hatte nicht die Absicht, sich einem wirklichen Kampf mit den Soldaten zu stellen. Ein solcher wäre so oder so nach der ersten Minute beendet gewesen und Direktor Lazard hätte ein weiteres Jahr auf potentiellen Nachwuchs warten müssen. Es ging darum, ihr Können zu testen, ihren Stand auszumachen, damit er entscheiden könnte, wo die Ausbildung zu beginnen hätte und wen es speziell zu fördern galt. Angeal würde sicher keinen von ihnen mehr verletzten, als es unumgänglich war. "Der Erste!" Angeal beließ das Breitschwert seiner Familie in seinem Halter und griff selbst nach einem der schlankeren Übungsschwerter, noch ehe der erste Angreifer den Ring hätte betreten können. Der junge Soldat attackierte mit einer Salve schlecht gezielter Schwerthiebe, die nur zu leicht zu parieren waren. Eine kurze Zeit ließ ihn Angeal gewähren. Immer die gleiche Technik, immer die gleiche Hiebhöhe, zudem würde dieser hier Probleme mit dem Gleichgewicht bekommen, wenn er blindlings sein ganzes Gewicht in jeden Angriff legte. Ein einzelner Schritt zur Seite, ein Fuß zwischen die miserable Beinarbeit des Soldaten und dieser purzelte dem Boden geradezu entgegen. "Der Nächste!" Das folgende Exemplar ging die Sache zurückhaltender an- möglicherweise weil er aus den Fehlern des Vorgängers zu lernen versuchte. Hier ein Stich, dort eine Attacke mit der Breitseite der Klinge- zu langsam um auch nur im Entferntesten eine Gefahr darzustellen. Nach kaum einer halben Minute erlöste Angeal auch diesen Kandidaten mittels eines kräftigen Stoßes seines Ellenbogens in den Nacken des Kleineren. "Der Nächste!" Runde um Runde verging, doch letztlich ähnelten sich die Soldaten alle in ihrer Unfähigkeit, länger als auch nur ein paar Sekunden in einem echten Gefecht zu überleben. Die Reihen der Wartenden lichteten sich immer mehr und Angeal war bald schon nahe daran, die Aufgabe, die ihm Direktor Lazard zugeteilt hatte, vollkommen unausführbar zu betiteln. Aber es war nicht die Art des 1st Class SOLDIER so einfach aufzugeben. Und war es nicht auch die Hoffnung, die als letztes starb? "Der Nächs..." Dieser Soldat hatte nicht einmal die Zeit gehabt, Angeal ausreden zu lassen. Schon war er mit einem weiten Satz in den Ring gesprungen und führte seinen ersten Angriff mit einem derart breiten Grinsen aus, dass sich sein Ausbilder schon fragte, ob er die Ausweglosigkeit seines Unterfangens nicht schon begriffen hatte. Schon nach dem ersten Kadetten, den der ältere Soldat zu Boden geschickt hatte, war das stolze Grinsen der Schüler weitgehend verschwunden gewesen. Nicht jedoch bei diesem hier. Mit jedem Angriff den er ausführte, schien er noch mehr zu strahlen. Seine Angriffe waren schnell, beherzt und meist gut ausgeführt. Nur mit dem Zielen hatte es dieser Junge anscheinend nicht so. Nach der ersten Salve von Schwerthieben, die der schlanke Soldat gegen die Schwertseiten seines Ausbilders geführt hatte, lockerte Angeal seine Verteidigung um zu sehen, ob der Angreifer diese wohl effektiv ausnutzen könnte. Es war eine zu erwartende Enttäuschung, dass der Junge keine der noch so offensichtlichen Blößen bemerkte und statt dessen wie wild geworden weiter gegen die Verteidungung des 1st Class Soldaten anrannte. Aber was hatte er auch erwartet? Und so parierte Angeal auch bei diesem Exemplar den nächsten Schwerthieb ohne Mühe, um ihn dann mit einem Schlag mit der Flachen Seite seines Schwertes auf dessen Hinterkopf zu Boden zu schicken. "Der Nächste!" "Moment! Ich bin noch nicht fertig!" Eine reichlich junge Stimme ließ Angeal gerade rechtzeitig herumwirbeln, um sich Auge in Auge mit der Schwertspitze des jungen Soldaten zu finden, der sich abgerollt haben musste, um jetzt so schnell wieder auf den Beinen zu sein. Sein Gesicht bestand förmlich aus einem einzigen Grinsen, während er sich mit der freien Hand den offensichtlich schmerzenden Hinterkopf rieb. "Der Nächste habe ich gesagt." gab Angeal kühl zurück und machte wenig Anstalten, auf das erhobene Schwert des Kleineren zu reagieren. "Der Kampf ist beendet, wenn einer zu Boden geht. Ich stehe aber offensichtlich noch." konterte sein Gegenüber dermaßen unverfroren, dass Angeal eine Augenbraue hob. Respekt... hatte diesem hier anscheinend niemand beigebracht. Er sah es als seine persönliche Aufgabe, dies spätestens jetzt nachzuholen. Mit einem leichten Schwung aus dem Handgelenk hatte Angeal sein eigenes Schwert in Position gebracht und die so dreiste Klingenspitze des Gegenüber in Richtung Boden geschickt. Dann ging er selbst in die Offensive- nicht halbwegs ernst gemeint, doch zumindest so ernsthaft, dass sich einzelne Schweißperlen auf der Stirn des schwarzhaarigen Soldaten bildeten, während er sich bemühte, jeden Streich abzuwehren und selbst noch den einen oder anderen Angriff auszuführen. Denn das musste man ihm lassen- er war schnell in dem, was er tat. Und noch immer bildete sich dann und wann ein Grinsen auf dem Gesicht des Jungen. Und zwar immer dann, wenn er offensichtlich plante, einen neuen Angriff auszuführen. Auf diese Art würde er seinen Gegner niemals überraschen. "Bleib ernst. Du verrätst Dich selbst, wenn Du so grinst." bemerkte Angeal daher knapp, nachdem er ein weiteres Mal einen offensichtlichen Angriff pariert hatte. Aber es sollte nichts helfen. Denn selbst wenn der Soldat seine Mundwinkel bei der nächsten Attacke auf Angeals Kopf krampfhaft im Zaum zu halten versuchte, strahlten seine intensiven, MAKO-gefärbten Augen derart offensichtlich, dass es im Endeffekt auf das Gleiche hinaus kam. So beschloss der 1st Class SOLDIER, genug gesehen zu haben. Während der Kleinere noch sein Schwert nach oben riss, um es gegen den Scheitel seines Lehrers zu führen, hatte dieser ihm die Waffe auch schon aus der Hand geschlagen. Blitzschnell wendete Angeal anschließend die Klinge und stieß dem Schüler den Griff des Schwertes gegen die Brust. Vielleicht ein wenig zu stark als nötig gewesen wäre, um ihn endgültig zu Boden zu schicken. Doch die Sache mit dem mangelnden Respekt war nicht vergessen gewesen. Und tatsächlich kollidierte der junge Soldat augenblicklich begleitet von einem lauten Keuchen mit dem Trainingsboden. "Der Nächste!" Wenngleich es dem Jungen doch an vielem gemangelt hatte, so war er dennoch der Höhepunkt dieser Übung gewesen. Zumindest hatte sich zu seiner Unfähigkeit eine Beherztheit hinzugesellt, die jedem anderen seiner Mitstreiter fehlte. Aber nicht nur dies war bemerkenswert bezüglich dieses Exemplars. In der nachfolgenden Übung war jedem Soldaten ein selbstregenerierendes Monster zugeteilt worden, an dem die eigene Stärke bewiesen werden sollte. Die Angriffe dieser künstlich erschaffenen Wesen waren relativ leicht zu bewältigen, die Schwierigkeit bestand eher darin, schnell und stark genug anzugreifen, um diese Wesen jemals kampfunfähig zu machen. Die durchschnittliche Zeitspanne, die ein 3rd Class SOLDIER brauchte, um endgültig gegenüber diesen Gegnern zu kapitulieren, lag bei etwa zwei Stunden. Ein Sieg war für einen Soldaten dieses Ranges so oder so beinahe ausgeschlossen. Als Angeal das letzte Mal auf die große Uhr über dem Trainingsraum geblickt hatte, hatte der schwarzhaarige Soldat schon mehr als vier Stunden gegen das löwenartige Biest gekämpft. Mittlerweile hatten seine übrigen Mitstreiter längst kapituliert und lehnten schon seit mehreren Stunden erschöpft an der Wand des Trainingsraums. Der junge Soldat aber machte nicht einmal den kleinsten Anschein, in nächster Zeit aufgeben zu wollen. Zwar hatte sich das zuvor so leichtfertige Grinsen in einen angestrengt, verbissenen Gesichtsausdruck gewandelt, doch auch von seiner etwas entfernten Position konnte Angeal das selbstzufriedene Strahlen in den türkisenen Augen des Kämpfers beobachten. Sicher hatte er bemerkt, dass seine bisherige Stärke nicht ausreichen würde, um das Monster zu besiegen. Aber es schien den Jungen nicht resignieren zu lassen. Also ließ ihn sein Lehrer weiter kämpfen. Eine weitere Stunde verging. Ein verhaltenes Murmeln hatte sich hinter Angeal gebildet, der noch immer den aussichtslosen Kampf des Soldaten beobachtete. Die Trainingszeit war längst vorrüber und die Kantnie würde nicht mehr lange geöffnet sein. Dennoch entließ der 1st Class SOLDIER die unruhige Bande noch nicht. Es würde ebenfalls eine Lektion für sie sein zu sehen, dass nicht jeder einen Kampf so schnell aufgab. Erst nach einer weiteren halben Stunde ließ Angeal seine Schüler den Heimweg antreten. Zumindest diejenigen, die nicht mehr mit ihrem Trainingsmonster beschäftigt waren. Denn selbst als sich der Raum von sämtlichen 3rd Class SOLDIERn geleert hatte, kämpfte der Schwarzhaarige noch immer gegen seinen Löwen. Ein lautloses Seufzten glitt von Angeals Lippen. Das würde wohl noch den ganzen Abend so weiter gehen. Und so machte sich der Ältere mit verschränkten Armen am Rande des Kampffeldes darauf gefasst, wohl noch einige Stunden hungrig zu bleiben. Letztlich brauchte es aber nur noch eine weitere halbe Umdrehung des langen Uhrzeigers, bis das Ende des Kampfes abzusehen war. Die Bewegungen des Soldaten waren langsamer geworden, es schien ihm deutlich schwerer zu fallen, den Angriffen des Monsters auszuweichen. Offensichtlich war er dem Ende seiner Kräfte nahe gekommen. Selbstverständlich hätte Angeal diesen Zeitpunkt auch abwarten können. Es hätte sich so oder so wohl nur noch um einige Minuten gehandelt. Allerdings musste bedacht werden, dass dieser Junge nun schon mehr als sechs Stunden gegen das Monster anstritt. Diese Leistung sollte nicht mit der Enttäuschung einer Niederlage bestraft werden. “Genug!” tönte der neuberufene Ausbilder daher in Richtung des Kämpfenden und forderte ihn somit dazu auf, sich zurück zu ziehen und den Ring zu verlassen. “Ich... bin ... noch nicht...fertig...” kam die Antwort des Jüngeren in einem gepressten aber unzweideutigen Tonfall, während er weiterhin auf das Monster einhieb. Angeal konnte nur den Kopf schütteln. Der hier hatte anscheinend echte Probleme, einen Befehl zu befolgen... oder einfach aufzugeben. Einen einzigen Schwertstreich später hatte der 1st Class Soldat das Monster selbst beseitigt und es klappte entzweigeschnitten zusammen. Die leuchtenden Augen des Jüngeren weiteten sich merklich. “Hey! Nicht... fair!” Ein kühler Blick des Vorgesetzten brachte ihn allerdings schnell zum Schweigen. “Wie ist Dein Name, Soldat?” Augenblicklich hatte der Angesprochene Haltung angenommen und salutierte seinem Lehrer trotz der offensichtlichen Erschöpfung gebührend. “3rd Class SOLDIER Zack Fair, Sir!” Angeal aber nickte nur und musterte den jungen Soldaten ausgiebig. Ein junges Gesicht... vielleicht ein wenig zu jung für seinen derzeitigen Rang. Aber Augen, die keinen Zweifel an seinem Willen ließen. “Nun, 3rd Class SOLDIER Zack Fair, das Training ist beendet.” “Aber... ich war noch nicht fertig...” murmelte der Schwarzhaarige mit einem fast schon enttäuschten Blick in Richtung des zerhackten Monsters. “Du hättest ihn nicht besiegen können.” gab Angeal knapp zurück. Langsam, reichte es aber mit den ständigen Widerworten! “Aber...” Der Ältere hatte seine Hand erhoben, noch ehe 3rd Class SOLDIER Zack Fair irgendetwas weiteres hätte sagen können. “Genug!” Augenblicklich verstummte der Angesprochene und legte seine Stirn in Falten. “Sechs Stunden, siebzehn Minuten.” fügte Angeal nach einem Blick auf die Uhr hinzu. Und etwas milder: ”Gute Leistung, Soldat!” “Wirklich?!” Und da war es wieder- dieses offene Strahlen über das ganze Gesicht des Jungen, das seine Augen zum Funkeln brachte und ihm ein breites Grinsen auf die Lippen zauberte. Selbst nach sechs Stunden Kampf und offensichtlicher Erschöpfung schien er dazu in der Lage zu sein. “Wirklich.” Bemerkenswert! Damit wandte sich 1st Class SOLDIER Angeal um und verließ den Trainingsraum. Es war noch zu früh um Hoffnung zu haben. Aber nicht zu früh, um ihn im Auge zu behalten. ------ Kapitel 2: ----------- III. Der erste Eindruck ist immer schwer zu revidieren und so hätte es Zack Fair schwer gehabt, seinen Stand bei seinem Lehrer nach diesem ersten Abend zu verändern, wenn er dies denn beabsichtigt gehabt hätte. Genau das Gegenteil schien aber der Fall zu sein, denn der schwarzhaarige Soldat kämpfte an jedem neuen Tag härter und verbissener gegen seine Gegner und verlor doch niemals das Grinsen aus den Augen, das Angeal ab und an während einem der Gefechte bewundernd beobachtete. Allerdings wurde in den kommenden Lektionen auch immer deutlicher, worin die Schwäche des Heranwachsenden lag. Zack schaffte es nie, die Freude am Kämpfen zu Gunsten von Aufmerksamkeit oder disziplinierter Streitkunst abzulegen. Es kam nicht selten vor, dass er einen Kampf gegen einen doch eigentlich offensichtlich Unterlegenen allein deswegen verlor, weil er sich derart über einen gelungenen Schwerthieb freute. Zunächst versuchte es Angeal mit Anweisungen, wie er sie auch jedem anderen seiner Schüler zuteil werden ließ. ‘Achte auf Deine Deckung!’ ’Konzentrier Dich!’ ’Nutze die Schwächen Deines Gegners zu Deinem Vorteil!’ Was diese Ratschläge jedoch betraf, schien der junge Soldat absolut immun gegen sie zu sein. Man musste Zack Fair lassen, dass er im Normalfall ein schneller Lerner war. Wann immer es darum ging, eine neue Schlagtechnik, eine neue Materia oder eine neue Angriffstechnik zu erlernen, war dieser Soldat schneller als jeder Andere in seinen Reihen. Aber diese Fähigkeit nützte ihm wenig, wenn er nicht darauf achtete, am Leben zu bleiben. So kam es nicht selten vor, dass Zack nach einem Ratschlag am Ende eines Trainingstages am nächsten Morgen gerüstet wieder antrat und eben diese neu zu erlernende Fertigkeit perfekt beherrschte. Ebenso oft hatte sich Angeal aber im Dämmerlicht der untergehenden Sonne sagen hören: “Konzentration! So wirst Du den Kampf niemals gewinnen.” Jedes Mal seufzte der Junge enttäuscht, jedes Mal schien es seinem Lehrer, als wäre die Botschaft angekommen... und jedes Mal schien sie schon am nächsten Morgen vergessen zu sein. Nach etwa zwei Wochen des Trainings hatte Direktor Lazard erneut seinen Weg in den Trainingsraum gefunden und beobachtete nun zusammen mit Angeal den Fortschritt seiner Soldaten. “Irgendein Erfolg?” fragte der hochgewachsene Direktor und verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. Lediglich mit einer knappen Bewegung seines Kopfes deutete der Angesprochene auf einen schwarzhaarigen Soldaten, der sich gerade angestrengt gegen den Angriff zweier Kammeraden wehrte. “Wie alt ist er?” “Zack Fair?” Ein schmales Lächeln wanderte über das Gesicht Lazards als er den jungen Soldaten genauer musterte. “Fünfzehn.” Dafür hätte er nicht einmal in eine Akte sehen müssen. Und als er den verwunderten Blick des Ausbilders auf sich spürte, fügte er hinzu: “3rd Class SOLDIER nach nur einem Jahr. Erstaunlich, nicht wahr?” Angeal aber sagte nichts und wandte seine Augen nur, um seinen Schüler weiterhin zu mustern. Er war ihm schon zuvor außerordentlich jung erschienen. Aber vom Infanteristen zum 3rd Class SOLDIER in nur einem Jahr des Trainings? Es war wirklich außergewöhnlich. “Wir hatten wirklich Hoffnung in ihn.” fuhr der Direktor nach einiger Zeit fort. “Hat er das Potential...?” Commander Angeal verschränkte seine Arme vor der Brust und musterte unzufrieden, wie der Soldat erneut seine Deckung vernachlässigte. “Keine Minute würde er in einem echten Gefecht überstehen. Er ist unaufmerksam, ungeduldig und ihm fehlt jede Art von Disziplin.” Direktor Lazard nickte und wandte den Blick endgültig von dem Geschehen im Übungszirkel. “Wenn das alles ist, was es über ihn zu sagen gibt, haben wir zu Recht Hoffnung gehabt. Ich gehe davon aus, dass er in Zukunft speziell gefördert wird? Ich werde Dich dafür für kurze Zeit von Deinen Missionen freistellen.” Damit verließ der Direktor den Trainingsraum. Im Hintergrund hatte Zack Fair gerade einen seiner Widersacher zu Boden gestreckt und grinste selbstzufrieden, während er seine Übungsklinge an die Brust des Unterlegenen setzte. “Konzentration, Junge!” murmelte Angeal nur noch seufztend. Dann musste er auch schon mit ansehen, wie Zack Fairs zweiter Gegner den unaufmerksamen Soldaten rücklings auf die Matte beförderte. ~ ~ ~ IV. Man hätte es sicher auch als Bestrafung ansehen können, auch noch am Sonntag in die Trainingshalle berufen zu werden, während alle anderen Kameraden den einzigen freien Tag der Woche genossen. Zack Fair aber hätte wohl glücklicher nicht sein können. Grinsend von Ohr zu Ohr stand er vor seinem Lehrer und versuchte sich auf die neue Aufgabe zu konzentrieren. Dieses Mal war er der einzige 3rd Class Soldat im Raum und würde es für den Rest des Tages auch bleiben. Ein guter Grund, um stolz zu sein. “Hast Du alles verstanden?” fragte der Ältere und schon hatte der Schüler nickend sein Schwert gezogen. Angeal aber seufzte nur und schüttelte den Kopf. “Ich sagte doch ohne Waffen!” Was bei Odin war so schwer daran, auch nur eine Minute zuzuhören? “Gib her.” befahl er daher und plazierte das Schwert seines Schülers außer Reichweite. “Also noch einmal: Alles was Du dieses Mal tun sollst, ist ausweichen, verstanden? Keine Angriffe, keine Materia, nichts. Achte darauf, in Bewegung zu bleiben. Aber das wird Dir ja nicht schwer fallen. Und achte auf Deine Deckung. Deine Gegner werden von allen Seiten kommen. Es geht nur darum, nicht getroffen zu werden, verstanden?!” Der etwas hilfslose Blick seines Schülers verriet deutlich, dass er zumindest dieses Mal verstanden hatte, worum es ging. “Aber womit...” “Hier, das sollte als Deckung genügen.” Mit diesen Worten drückte der Commander dem Jüngeren ein flaches Stück Holz in die Hand und trat aus dem Übungskreis, um die Simulation zu aktivieren. Vielleicht würde diese Übung ja helfen, um dem Jungen etwas Konzentration einzubläuen. Die Simulation beinhaltete mehrere kleine Drohnen, die sich zunächst nur von einer, später aber von mehreren Seiten auf den Soldaten zubewegten und kleine Geschosse auf ihn abfeuerten. Nichts wirklich lebensgefährliches, aber Angeal hätte es auch nicht verantworten können, den Schüler schutzlos in den Ring zu schicken, wenn wirklich Gefahr drohte. Und tatsächlich- zunächst schien es wirklich so, als würde sich Zack Fair das erste Mal wirklich damit befassen, nicht getroffen zu werden. Ein Fortschritt... zweifellos. Selbst mit dem lächerlichen Stück Holz führte er einige ordentliche Paraden aus, die sich durchaus sehen lassen konnten. Aber nicht nur das- dieser Junge schien eine gewisse Gabe dafür zu besitzen, sich gewandt auf dem Übungsfeld zu bewegen, ohne dabei außer Atem zu kommen. Gerade noch befand er sich mitten im Sprung, um einem feindlichen Geschoss auszuweichen, da stützte er sich auch schon mit einer Hand am Boden ab, tat den nächsten Satz und landete gekonnt hinter einer anderen Drohne. Fast schon hätte Angeal Grund zu einem zurückhaltenden Lächeln gehabt. Der Grund aber sollte schneller vergehen als befürchtet, als der schwarzhaarige 3rd Class SOLDIER von seinem eigenen Übermut ergriffen wurde. Dem letzten Angriff war er ausgewichen- doch anstatt sich für erneute Attacken bereit zu machen, nutzte Zack Fair den günstigen Moment, um mit dem Stück Holz auf eine der Drohnen einzuschlagen und sie so zum Zerbersten zu bekommen. Die Erste konnte er so erstaunlicherweise sogar unschädlich machen. Und auch die Zweite wurde derart hart von seinem Stiefel getroffen, dass sie an der nächsten Wand zerschellte. Allerdings war er dabei derart abgelenkt, dass er die sieben weiteren Drohnen aus den Augen verlor, die schnell begannen, den ungeschützten Rücken des Soldaten zu attakieren. “Simulation Stopp.” knurrte Angeal leicht genervt, so dass die Angreifer augenblicklich bewegungslos verharrten, während sich der überrumpelte Schüler noch den getroffenen Rücken rieb. “Was war los?” begann der Commander rau. “War meine Instruktion nicht verständlich genug? Ausweichen, decken, nicht angreifen!” Zack Fair aber hob nur hilflos seine Schultern und schüttelte resigniert den Kopf. Es war einer der seltenen Momente, in dem das Strahlen aus seinen Augen verschwunden war. “Wenn Du nicht anfängst zuzuhören, wirst Du keine zwei Minuten in einem echten Kampf überleben! Deine ganze Stärke wird Dir nicht helfen können, wenn Du Deinen Kopf nicht einsetzt!" Angeal machte sich wenig Mühe, es dem Jungen in einem weniger rauen Ton beizubringen. All das, was er hier sagte, hatte er ihm zuvor schon erklärt. Wenn dieser Soldat nicht in der Lage war zu lernen, dann war er hier am falschen Ort... und die Hoffnungen des Direktors fehlgeleitet. "Stolz und Ehrgefühl, Junge!" Zack Fair starrte seinen Vorgesetzten an, als würde er nun endgültig nicht mehr verstehen, was gemeint war. Und doch schien er sich zunächst nicht dazu durchringen zu können, die Frage zu stellen, die eindeutig in seinen Augen brannte. Dieser Junge hatte absolut keine Ahnung von wahrem Stolz... und von Ehre... ? Angeal wagte nicht zu hoffen, dass in diesem jungen Geist eine Haltung zu finden wäre, die ihm bisher verborgen geblieben war. "Stolz..." begann der ältere Soldat daher und musterte seinen Schüler dabei mit hinter dem Rücken verschränkten Armen. "... Du brauchst ihn, um Deinem Gegner mit erhobenen Hauptes zu begegnen. Vergiss niemals, dass Du ein SOLDIER bist. Kämpfe für Deine Ziele und nur für sie. Stolz ist es, was Du immer hier mit Dir tragen musst, wenn Du in den Kampf gehst." Dabei tippte er dem Kleineren mit dem Zeigefinger leicht auf die Stirn, so dass dieser wie automatisch seinen Blick senkte. Doch es war nur ein kurzer Augenblick, dann trafen die fast schon leuchtend türkisen MAKO-Augen wieder die ihres Mentors. Eine Selbstsicherheit lag in ihnen, die Angeal beinahe schon lächeln ließ. Er würde verstehen, was er versuchte ihm zu lehren. Eines Tages würde er verstehen. Und das war mehr als es oft zu hoffen gab. "Ehre..." fuhr der 1st Class SOLDIER fort "... Ehre, nicht immer den leichtesten Weg zu wählen, sondern den, den Dein Herz Dich leitet. Kämpfe niemals, wenn es Deine Ehre nicht gestattet. Ein guter Soldat wird nicht nur Befehle ausführen. Er wird für sie Leben. Lebe für Deine Aufgabe, für den einen Moment des Kampfes." Die Brust des Jüngeren bebte stark durch dessen Herzschlag, als Angeal seine Handfläche für einen Moment dort plazierte. "Triff Deinen Gegner mit dem Herzen. Dann wird auch Dein Schwert seinen Weg finden." Angeal trat einen Schritt zurück und musterte den jungen Mann vor seinen Augen. Ein harter Weg würde vor ihm liegen. Die Schlachten, die Verluste, das Töten durch das eigene Schwert... das alles würde er nicht lange ertragen können, wenn er nicht seinem Ehrgefühl folgen würde. Es war so ein schmaler Pfad, den ein Soldat zu gehen hatte. Dieser Junge hier hatte nicht verdient, daran zu scheitern. "Stolz und Ehrgefühl, Zack. Du wirst beides brauchen, um ein guter SOLDIER zu werden." Damit hatte er sich umgewandt und ergriff das Schwert, welches er Zack Fair zuvor abgenommen hatte. "Ich will Dich heute nicht mehr im Trainingsraum sehen. Nimm Dir den Rest des Tages Zeit, um über die Simulation nachzudenken. Nächste Woche will ich eine bessere Leistung sehen." So reichte er dem reichlich verwundert aussehenden Soldaten sein Schwert und verließ ohne einen weiteren Blick den Trainingsbereich. Auch wenn er den Jungen den ganzen Tag lang hätte trainieren lassen, so hätte es nichts genützt. Es war nicht seine Ausdauer, seine Technik oder seine Schlagfertigkeit, die es zu verbessern galt. Vielleicht täte es ihm tatsächlich besser, einfach einmal nur über eine Strategie nachzudenken. Angeal wollte, dass Zack Fair seine Worte auch verstehen würde. Er würde Zeit dafür benötigen. Zack Fair aber stand nur eine lange Weile schweigend auf dem Trainingsgrund, versuchte zu verstehen, was er niemals zuvor hatte hören müssen und versuchte zu verstehen, warum er nur immer wieder Fehler machen musste. ~ ~ ~ V. Direktor Lazard hatte seine Ankündigung wahr gemacht und Angeal tatsächlich von sämtlichen Missionen der nächsten Wochen freigestellt. Das gab dem Soldaten mehr als nur ausreichend Zeit, um den Ausbildungsstand der jungen Kadetten zu überwachen und dabei in Besonderem auch ein Auge auf Zack Fair zu haben. Bisher hatte er dem Direktor noch nicht Bericht erstattet- worüber auch? Es würde wenig Sinn machen, von dem ersten Einzeltraining zu berichten. Es war nicht im Geringsten verwunderlich, dass dieser Junge versagt hatte. Alles andere hätte Angeal für unrealitisch erachtet. Es würde Zeit brauchen, um seine Grenzen zu finden und sich ein Bild davon zu machen, ob sich eine verstärkte Ausbildung rentieren würde. Doch obwohl Angeal ja eigentlich den 3rd Class SOLDIER fortgeschickt hatte, um ihn zum Nachdenken anzuregen, war er es im Endeffekt selbst, der den Rest des Sonntags damit verbracht hatte, über die Einstellung des schwarzhaarigen Soldaten nachzusinnen. Immerhin war er die einzige Mission, mit der er im Augenblick befasst war. Und er würde sie so gut wie nur möglich abolvieren. Natürlich müsste man ihm Zeit gewähren. Wenn er zu früh zu stark gefordert werden würde, könnte das zweifellos vorhandene Talent möglicherweise Schaden davon tragen. Die Motivation des Jungen war dabei sicherlich nicht das Problem. Im Gegenteil- Angeal musste einen Weg finden, ihn in seinem Übermut ein wenig zu bremsen. Es würde nicht einfach werden, den schmalen Grad zwischen der zu fordernden Leistung und der bisher eindeutig mangelnden Disziplin zu finden. In der kommenden Woche überwachte der Commander an jedem Morgen das Training der 3rd Class SOLDIER. Hauptsächlich Nahkampftraining, Ausdauer und Schwertkampf fiel in seine Verantwortung. Materia waren seiner Ansicht nach in diesem Ausbildungsstand eher hinderlich als von nutzen, da sie es den Schwächeren ermöglichen würden, ihre Defizite durch die zur Ausbildung zugeteilten immer gleich starken Zauber zu überspielen. In einem wirklichen Gefecht würden sie diese nicht zur Verfügung haben. Und Angeal wollte niemanden länger als nötig im Training behalten, der nicht aussichtreich für eine Karriere als SOLDIER sein würde. Schon jetzt war klar, dass in einem halben Jahr einige der Soldaten den Anforderungen nicht mehr gerecht werden könnten. Besser sie würden früher als später ausgesondert. Was aber Zack Fair betraf, so erwartete Angeal schon jetzt weit mehr von ihm. Nach seinen bisherigen Leistungen zu urteilen, müsste er in seinen Fähigkeiten schon jetzt allen seinen Kameraden überlegen sein. Und doch gab es zu viele Kämpfe in denen er unterlag und zu viele Soldaten, die ihn im Streit leichtens bezwingen konnten. Noch immer stand ihm sein Kopf im Weg. Das auch war der Grund, warum Commander Angeal diesen Schüler härter an sich arbeiten ließ als jeden Anderen. Er hatte nicht die Absicht, ihn unfair zu behandeln oder einen Unterschied zwischen ihm und den anderen Soldaten zu machen. Solange er sein Potential nicht zweifelsfrei beweisen könnte, gab es dazu keinen Anlass. Aber wie hätte er zulassen können, dass einer seiner Schützlinge weniger seines Könnens demonstrierte, als in ihm verborgen lag? Gerade dies wäre doch den anderen Schülern gegenüber nicht gerecht. So wurde der 1st Class SOLDIER nicht müde, den übermütigen Soldaten zu ermahnen und zurecht zu weisen. Es war nicht unbemerkt geblieben, dass sich Zack Fair nach dem letzten Sonntag in seinem Eifer noch weiter gesteigert hatte. Ab und an schien es seinem Ausbilder sogar, als wäre der eine oder andere Hinweis auf die mangelnde Konzentration wirklich im Kopf des Jungen angekommen. Nur vergingen eben auch zu viele Momente, in denen ihm sein Leichtsinn einen sicheren Sieg verwehrte. Einen Grund ihn zu loben, hatte Angeal in der ganzen Woche nicht finden können. Nicht an jedem Abend orderte der Commander diesen Schüler zu einem zusätzlichen Training. Es lag mit Sicherheit nicht daran, dass der Junge es nicht nötig gehabt hätte oder Angeal nicht die nötige Zeit dazu zur Verfügung gestanden hätte. Aber schon am ersten Abend, an dem Zack Fair in der Trainingshalle zu verbleiben hatte, während die anderen Schüler in Richtung kantine aufbrachen, war es dem älteren Soldat aufgefallen, wie diese Behandlung auf Zack und die anderen Zöglinge wirkte. Noch war der Moment nicht gekommen, ihm offen eine Sonderbehandlung zu teil kommen zu lassen. Er war noch lange nicht gut genug, als dass eine Bevorzugung gerechtfertigt wäre. Es würde dem Jungen eher schaden, in diesem Stadium von seinem Rudel getrennt zu werden. Der gegenseitige Wettstreit förderte den Ehrgeiz auf jeder Seite. Und auch dieser war eine erwünschte Grundlage in der Ausbildung guter Soldaten. Ebenso war Kameradschaft eine Lektion, die er Zack Fair nicht vorenthalten wollte. Es würde ihm mehr Probleme als Vorzüge verschaffen, schon jetzt offen eine Belohnung seines Lehrers für nicht ausreichende Leistungen zu erhalten. Das würde nur zu falschem Stolz und noch mehr Übermut führen. Und davon besaß er doch sowieso schon mehr als genügend. Daher orderte Angeal den schwarzhaarigen Jungen lediglich an denjenigen Abenden zu einem zusätzlichem Training, an denen dessen Leistungen besonders unerfreulich gewesen waren. So könnte es nicht den Eindruck einer Belohnung oder Bevorzugung vermitteln. Aber auch wenn Angeal die Trainingsabende nach dieser Prämisse auswählte, gab es nicht zu wenige von ihnen. Zu viele Tage vergingen, an denen der Commander dem sonst so strahlenden Soldaten das Lächeln von den Lippen raubte. Vielleicht war er ein wenig zu hart zu dem Jungen. Aber es war nur zu seinem Besten, nicht wahr? Die Einzeltrainings in dieser Woche glichen einander in fast jeder Einzelheit. Nachdem Zack Fair am letzten Sonntag gegen die Drohnen versagt hatte, hatte ihn Angeal kein einziges Mal mehr gegen sie antreten lassen. Statt dessen wählte er für seinen Zögling lediglich schwere Kampfsimulationen- zu schwer für einen fünfzehnjährigen 3rd Class SOLDIER, manche sogar zu schwer für einen 2nd Class SOLDIER der er vielleicht niemals werden würde. Das Gewinnen könnte er noch früh genug lernen. Nun sollte der Schwerpunkt zunächst einmal auf dem Überleben liegen- und das war schwer genug, bei den Monstern, die der Ausbilder auswählte. Zack Fair versagte an jedem Abend, manchmal sogar schon nach wenigen Minuten. Doch keine der Simulationen ließ Angeal den jungen Soldaten ein zweites Mal versuchen. In einem echten Gefecht gäbe es auch keinen zweiten Versuch. Zack Fair ließ sich die Niederlagen niemals wirklich offen anmerken. Und doch bemerkte sein Mentor mit jedem Abend die wachsende Belastung auf seinen Schultern, welche die zusätzlichen Trainingsstunden verursachten. Es war nicht so, als ob er sich je über die zu harten Anforderungen beschwert hätte oder ein Zeichen von Erschöpfung gezeigt hätte. Nur das zufriedene Grinsen ging ihm im Laufe der Woche scheinbar schwerer von den Lippen. Jedes Mal wenn er einen Kampf verlor, wirkte er niedergeschlagener. Auch das war nichts, das Angeal gerne verursachte. Aber diesem Jungen gebührte eine exzellente Ausbildung. Er würde lernen damit umzugehen. Zack Fair gab seinem Lehrer auch wenig Grund, daran zu zweifeln. An jedem neuen Morgen erschien er voller Motivation und Tatendrang im Trainingssal und focht härter und strahlender als jeder Andere. Nach einigen Tagen waren seine Arme mit Blessuren und blauen Flecken aufgrund der zu starken Simulationen des abendlichen Trainings überdeckt. Der Rest seines Körpers war sicherlich in keinem besseren Zustand, doch es schien den Jungen nicht einmal zu kümmern. Ab und an meinte der Commander sogar, Blessuren zu bemerken, die am Abend zuvor noch keineswegs vorhanden gewesen waren. In dieser Tatsache aber irrte er sich sicher nur. Vielleicht... machte er sich ja doch ein wenig zu viele Gedanken um diesen einen Soldaten. Die Woche neigte sich dem Ende und noch immer gab es Direktor Lazard nichts zu berichten. Angeal hatte einen Report aufgesetzt, doch er beinhaltete nichts als eine Auflistung der Kampfsimulationen, mit denen Zack Fair in diesen Tagen konfrontiert worden war. Hinter jeder Simulation hatte der 1st Class Soldat ein ’fehlgeschlagen’ notiert. Neutral betrachtet sah das nicht wie die Statistik eines vielversprechenden Schülers aus. Aber was konnte ein Report schon aussagen? Für Angeal genügte es, den jungen Soldaten kämpfen zu sehen- an jedem morgen bewaffnet mit einem Grinsen auf den Lippen, an jedem Abend streitend gegen die eigene Resignation. Dieser Junge hatte das Potential. Nur war es noch nicht an der Zeit, dass Angeal dies vor sich selbst hätte zugeben können. ~ ~ ~ VI. Annähernd zwei Wochen waren ins Land gegangen, seit dem Zack Fair sein erstes Sondertraining mit Commander Angeal zu absolvieren gehabt hatte. Letztendlich war kaum mehr ein Abend vergangen, an dem der junge Soldat nicht länger als seine Kameraden in den Übungshallen hatte verbleiben müssen. Doch niemals hatte er ein Wort der Beschwerde oder ein Zeichen der Resignation gezeigt. Sein Ausbilder hatte davon abgesehen, ihm den Grund für diese zusätzlichen Stunden mitzuteilen. Es hätte dem Jungen nur ein falsches Gefühl von Überlegenheit gegenüber seinen Kameraden gegeben. Und es war zu früh, um sein Potential abschätzen zu können. Ihm jetzt falsche Hoffnungen in Bezug auf die Ausmaße seines Könnens zu geben, wäre der Ausbildung nur hinderlich. Als das Ende der zweiten Woche jedoch erreicht war und Zack Fair weder seine Aufmerksamkeit noch seine Konzentration durch die zusätzlichen Stunden hatte verbessern können, zweifelte auch 1st Class SOLDIER Angeal daran, den richtigen Weg gewählt zu haben. Es war nicht zu übersehen, dass der junge Soldat seine Technik verbessert hatte. Aber das bezog sich wohl mehr auf seine Schlagkraft und seine Schwerttechnik als auf das Hauptproblem seiner mangelnden Konzentration. Kaum dass er sich einem Gegner gegenüber sah, bei dem tatsächlich die Möglichkeit eines Sieges bestand, wurde er leichtsinnig, übermütig und verspielte so jeden Vorteil, den er eigentlich haben sollte. Zunächst hatte Angeal versucht dieses Manko durch stärkere Kampfsimulationen zu bezwingen. Aber viel mehr als Schrammen und blaue Flecken konnte er dem Soldaten so nicht beibringen. Kaum dass er am nächsten Tage einem Gleichaltrigen zugeteilt wurde, schien jeder Fortschritt nur allzu fern zu sein. Nur eines hatte sich verändert- es kam nun weit seltener vor, dass Angeal seinen Schüler hätte grinsen sehen. Aber dieser neugewonnene Ernst hatte es nicht vollbringen können, Zack Fair auch nur den geringsten Fortschritt zu verursachen. Vielleicht brauchte er nur etwas mehr Zeit. Er war noch jung. Zu hohe Erwartungen in ihn zu setzen, würde ihm am Ende nur schaden. Und doch war sich Angeal auch so bewusst, dass die derzeitige Situation nicht leicht für den Soldaten sein konnte. Auch wenn Zack Fair nie etwas sagte, die fragenden Blicke seines Rudels, wenn der Junge einmal mehr auch für den Abend zum Bleiben geordert worden war, blieben auch dem Mentor nicht verborgen. Dazu kam die zusätzliche Anstrengung, die er als Infanterist so sicherlich nicht hatte durchstehen müssen. Am heutigen morgen erst hatte Angeal den Soldaten von dem täglichen Gemeinschaftstraining freistellen und zum nächsten Sanitäter schicken müssen. Es hatte sich herausgestellt, dass er aufgrund einer offensichtlichen Prellung der Rippen kaum mehr sein Schwert hatte heben können. Dies war eine Gegenbenheit gewesen, über die der ältere Soldat aber noch bis in die Abendstunden hatte nachsinnen müssen. Eine derartige Verletzung hätte ihm doch auffallen müssen! Gerade bei den starken Kampfsimulationen der letzten Abende hatte er Wert darauf gelegt, den Jungen niemals aus den Augen zu lassen und ihm wenn nötig ausreichend Materia und Heilmittel zur Verfügung zu stellen, um zumindest ernsthafte Treffer zu lindern. Ihn derart verletzt aus dem Training gehen zu lassen, war einfach nur unverantwortlich. So ein Fehler durfte nicht noch einmal geschehen. Anderenfalls bestünde keine Alternative als an Direktor Lazards Auswahl eines angemessenen Lehrers zu zweifeln. Zum zweiten Mal am heutigen Abend arbeitete Angeal die Protokolle der letzten Tage durch. 'Fehlgeschlagen' ... 'Abbruch nach 3 Minuten'... 'Fehlgeschlagen'. Waren die Anforderungen zu hart? Es ging ja gar nicht darum, dass er gewinnen könnte. Ein Sieg war vollkommen ausgeschlossen. Aber auch er tat dies hier zum ersten Mal. Dutzende Soldaten hatte er ausgebildet zu guten Kämpfern. Aber noch niemals war ihm auferlegt worden, die Schwächen eines Einzelnen derart gezielt zu beheben. Normalerweise konnte er sich nicht leisten, seine Aufmerksamkeit auf nur einen der Schüler zu richten. Entweder sie konnten mit dem Ausbildungstempo mithalten oder sie würden ausgesondert werden. Ob sie Potential zu mehr hatten, das war bisher nicht seine Sorge gewesen. Mit schwächeren Soldaten hatte er umgehen gelernt. Aber mit besonders talentierten? Das war auch für den Commander Neuland. Wenn es um eine Selbstbeurteilung gegangen wäre, hätte sich Angeal wohl kaum mit lobenden Worten bedenken können. Vielleicht war er zu ungeduldig mit dem Jungen. Aber bisher hatte er ja nicht einmal eine Ahnung, ob er mit ihm überhaupt auf dem richtigen Weg wäre. Ein piepsender Alarm, ausgehend von der Uhr an seinem Nachttisch, riss den Soldaten aus seinen Gedanken. Zeit für das Training. Dieses Mal jedoch nicht für die jungen Kadetten, sondern für den 1st Class SOLDIER selbst. Ein weiteres Ritual zu jedem neuen Wochenende, das er seit einigen Jahren mit seinen engsten Freunden teilte. Und seit es dem neu berufenen Ausbilder verwehrt worden war, an Missionen teilzunehmen und so der Enge des ShinRa Konzerns für einige Tage zu entfliehen, auch eine willkommene Abwechslung und eine gern gesehene Gelegenheit, um die eigenen Fähigkeiten aufrecht zu erhalten und immer wieder neu zu schulen. Fast schon ein sehnsüchtiges Lächeln strich über sein Gesicht, als er das breite Schwert ergriff, das schon viel zu lange Tage unbewegt an der Wand seines Zimmers hatte ruhen müssen. Ein einfacher Schwung aus dem Handgelenk, dann saß die Waffe schon sicher in ihrer Halterung. Es war nicht seine Art, einer auferlegten Arbeit kritisch gegenüber zu stehen. Aber schon jetzt musste Commander Angeal zugeben, dass ihm die Feldmissionen irgendwie fehlten. Nach Monaten und Jahren des Gleichklangs wunderte sich der Soldat nicht mehr darüber, dass sich seine Freunde nicht pünktlich vor dem Trainingsraum einfanden. Von Anfang an hatte General Sephiroth die Gunst der Verzögerung genutzt, um einen seiner berühmten Auftritte zu inszenieren. Man konnte davon ausgehen, das Training regelmäßig ohne ihn zu beginnen und zu irgend einem Zeitpunkt mit der Spitze seiner Klinge konfrontiert zu werden. Es störte Angeal nicht, denn es gehörte zum Training hinzu. Welcher Gegner kündigte sich auch an, bevor er in den Kampf angriff? Was Genesis betraf, so liebte er die Theatralik eines gekonnten Eingriffs nicht weniger als sein Vorbild. Fast schien es Angeal, als würden die beiden an jedem Wochenende einen Wettstreit führen, um den jeweils anderen in dieser Hinsicht zu übertrumpfen. Nachdem Sephiroth Angeals altem Kindheitsfreund in der letzten Woche unerwartet die Klinge an den Nacken gesetzt hatte, während dieser noch in einem Kampf mit Angeal verwickelt gewesen war, erwartete der Commander nicht, auch nur einen von ihnen annähernd pünktlich anzutreffen. Nun, es sprach ja nichts dagegen, nicht selbst schon eine Simulation zu bestreiten um etwas für das wirkliche Training warm zu werden. Um diese späte Uhrzeit hielt sich nicht einmal mehr Servicepersonal im Kommandobereich der Trainingshallen auf, so dass sich der Soldat selbst an den Überwachungscomputer wandte. "Zugangsautorisierung Hewley. Anzeige Trainingssimulation 9-12-1. Simulation auf Anfang. Trainingsgrund 1." "Negativ." ertönte die metallische Stimme des Überwachsungssystems. "Trainingsgrund 1 belegt. Bitte alternative Anordnung." Der Commander hob eine Augenbraue. Sollten sie dieses Mal etwa pünktlich gewesen sein? Trainingsgrund 1 lag direkt neben der Kommandozentrale, doch im Moment waren die Schutzwälle herunter gelassen, so dass die Sicht durch die Panzerglasscheiben durch starke Metallplatten versperrt wurde. "Anzeige Initiierungsautorisierung Trainingsgrund 1." Man sollte immerhin wissen, zu welchem Löwen man im Begriff war, herab zu steigen. "Zugangsautorisierung Fair." "Fair?" Commander Angeal klang reichlich verwirrt. Seit wann befand sich ein Offizier Fair im ShinRa Gebäude? "Klassifizierung." "Klassifizierung Fair, Zack. SOLDIER 3rd Class. Level 7, LP 6.." "Ende." Zack Fair? Der 1st Class SOLDIER wusste für einen Moment tatsächlich nicht, ob er der Klassifizierung glauben sollte. Was machte einer seiner Schüler um diese Uhrzeit im Trainingsraum? Und das noch so eindeutig ohne Aufsicht? Aber nicht nur das... es war ja nicht irgend ein Schüler. Der erste Gedanke, der Commander Angeal kam, war ob der Junge nicht einmal mit dem zusätzlichen Training genügend ausgelastet war. Diese Überlegung wurde jedoch schnell verdrängt, von einer neuen Frage im Kopf seines Lehrers. "Klassifizierung Trainingssimulation." Was bei Odin trieb der Junge darin? "Trainingssimulation 5-1-1." Was?! "Der schon wieder..." Es war die Stimme seines Freundes, die Angeal herumfahren ließ und es ihm nicht gestattete, die Antwort wirklich zu realisieren. "Genesis..." Der Besagte hielt sein Schwert in einer Hand und bedachte den alten Freund mit einem dieser seltsamen Lächeln, die er schon seit seiner frühsten Kindheit getragen hatte. Doch es wurde schnell von dem schwarzhaarigen Soldaten unterbrochen. "Was meinst Du damit?" Genesis aber zuckte nur die Schultern und trat an dem Fragenden vorüber, um sich an einem der Computer manuell zu registrieren. "Er war gestern schon hier. Und am Abend zuvor. Irgend so ein Kadett. Sie sind ja wirklich überall. Fast schon wie Donnervögel. Gestern habe ich ihn hinausgeworfen. Aber ich frage mich schon, was er hier macht. Ich habe ihn kämpfen sehen... kindisch." Von seinen Lippen klang fast jedes Wort wie überheblicher Hohn. Aber Genesis meinte es wohl auch ganz genau so. Angeal aber hatte keine Zeit, um sich um den Tonfall des Freundes Gedanken zu machen. Zack Fair trainierte hier mitten in der Nacht? Und das nicht einmal zum ersten Mal? ... Mit Trainingssimulation 5-1-1? Diese Mission hatte ihm der Commander am letzten Abend präsentiert- vor allem Angriffe von Höhlenmonstern mit starken Feuerzaubern. Der Junge hatte es 3 Minuten 21 überstanden. Und jetzt versuchte er erneut sein Glück? Alleine!? "Keine Sorge, ich werde ihn uns vom Leib schaffen." raunte Genesis in seinem ewig theatralischen Unterton. Angeal aber schüttelte energisch den Kopf, bevor er den Raum in Richtung des Trainingshangars durchschritt. "Warte bitte. Ich kümmere mich darum. Er ist einer meiner Schüler." Es war an Genesis, eine Augenbraue zu heben. Doch tatsächlich tat er wie erbeten und nahm auf einem der Drehstühle Platz. "Computer, Schutzwälle deaktivieren." Einer Angeals Schüler also... Genesis hatte sich schon immer gefragt, woher der Freund die Muße für die Ausbildung der jungen Hunde hatte. Die Schutzwälle verschwanden wie von geisterhand und gaben die Sicht auf Trainingsgrund 1 frei, den 1st Class SOLDIER Angeal gerade betreten hatte. "Computer, Stimmübertragung aus Hangar 1 aktivieren." 3rd Class SOLDIER Zack Fair kämpfte hart und beherzt gegen die drei Bomber in der Höhlensimulation. Diese Biester waren nicht einfach zu bezwingen und Simulation 5-1-1 gehörte mit Sicherheit nicht zu denen, die für einen Soldaten seines Levels angemessen gewesen wären. Doch allem Anschein nach hatte er bisher zumindest keinen kompletten Fehlschlag erlitten. Immerhin stand er noch einigermaßen aufrecht auf den Beinen, als Commander Angeal die Trainingssimulation betrat. Der junge Soldat bemerkte nicht einmal die Anwesenheit des Ausbilders und diesen hätte es auch mehr als überrascht, hätte er es tatsächlich vermocht, einmal wirklich aufmerksam zu sein und auch seinen Rücken zu decken. Und doch musste der Lehrer eingestehen, dass Zack Fair Fortschritte machte. Angeal hatte dem jungen Schüler am letzten Abend die gleiche Simulation präsentiert. Wie jedes Mal hatte er ihm nach einer ausführlichen Anweisung über die Kampfweise der Monster nur einen einzigen Versuch gegeben, gegen sie zu bestehen. 3 Minuten 21. Heute früh hatte er den Soldaten in den Krankenflügel schicken müssen. Den ganzen Abend nun hatte er sich Vorwürfe gemacht, ihn mit zu harten Aufgaben zu konfrontieren. Nun sah er ihn schon wieder kämpfen. Im Gegensatz zum gestrigen Abend hatte der Junge seine Technik verbessert. Er schien nun besser darauf Acht zu geben, welcher der Bomber eine Vergrößerung vorbereitete und attackierte diesen augenblicklich mit schnellen Hieben seines Schwertes. Und doch war es für seinen Ausbilder ohne Frage, dass auch dieser verloren gehen würde. Die Hiebe waren nicht annähernd kraftvoll genug, um einen ausreichenden Schaden zu bewirken. Dazu kam die offensichtliche Einschränkung durch einen Verband, der noch immer deutlich unter den Rüstungsteilen der SOLDIER Uniform herausklaffte. Seine Bewegungen müssten schneller sein. Doch es schien, als könnte er das Schwert noch immer kaum höher als bis zu seiner eigenen Stirn heben. Nun, es war niemals der Sieg gewesen, den Angeal dem jungen Soldaten hatte lehren wollen, sondern die richtige Technik. Und das hier sah eindeutig nach einem Schritt in die richtige Richtung aus. Wenn da nicht die Tatsache wäre, dass es weit nach 22 Uhr war und der Soldat wahrlich nicht autorisiert war, um diese Simulation auzutesten. Nach ihrer Beförderung zu 3rd Class SOLDIERn war es den Kadetten zwar gestattet worden, den Trainingshangar und die gespeicherten Missionen auszutesten, Angeal selbst konnte sich jedoch gut daran erinnern, ihnen mehr als nur einmal eingebleut zu haben, nur Simulationen unter Aufsicht zu bestreiten- und nur solche, die dem Level eines jungen 3rd Class Soldaten entsprachen. Zack Fair musste wohl wieder einmal unaufmerksam gewesen sein. Genauso unaufmerksam, wie er eben jetzt auch wieder war. Während er noch einen Bomber attackierte, um eine durchgeführte Vergrößerung zu bekämpfen, bereitete ein weiteres Monster hinter seinem Rücken die Selbstzerstörung vor. Erst jetzt begriff der Commander, dass die Verletzung des Jungen möglicherweise wirklich nicht unter seiner Aufsicht geschehen war. Missbilligung zeichnete sich auf seinen Zügen ab. "Computer, Simulationsübernahme Simulation 5-1-1. Autorisierung Heweley. Simulation Ende!" Kaum hatte er den Befehl ausgesprochen, verharrten die Bomber auch schon regungslos in der Höhlensimulation und bauten sich zusammen mit dieser im nächsten Augenblick in Computerdaten ab, um den Blick auf einen schlecht beleuchteten Hangar 1 freizugeben. Zack Fair aber fuhr vollkommen überrascht herum. Er hielt sein Schwert noch immer schwer atmend umklammert, als er sich die Simulationsbrille vom Kopf nahm. Sein Blick sprang von Verwirrung zu Sorge und eindeutigen Befürchtungen. Nun, er hatte auch allen Grund dazu. "3rd Class SOLDIER Zack Fair?... Was genau machst Du hier?" Angeals Stimme klang rau und hart. Aber was hatte der Junge auch erwartet? Es war eindeutig mehr als eine Anweisung, die der Soldat hier umgangen hatte. Der Angesprochene hatte nun endlich sein Schwert gesenkt. Sein Blick aber sprach Bände. Es war offensichtlich, dass es einige Situationen gab, in denen er gerade lieber gewesen wäre. Bevor der jüngere Soldat jedoch etwas hätte sagen können, hatte Commander Angeal schon die Arme vor der Brust verschränkt und war fortgefahren. "Simulation 5-1-1 ist nicht geeignet für 3rd Class SOLDIER. Zudem ist es ausdrücklich untersagt, sich ohne Aufsicht hier aufzuhalten. Ich erwarte eine Erklärung." Tat er das wirklich? Nun, in gewisser Hinsicht sicher. Letztlich war es für ihn kaum begreiflich, wie ein einzelner Schüler derart viel Motivation aufbringen konnte, um neben den zusätzlichen Trainingseinheiten noch weitere Kämpfe zu bestreiten. Wahrscheinlich konnte er mit den Niederlagen einfach nicht umgehen. Wie es Angeal vermutet hatte. Zack Fair hatte mittlerweile wieder einigermaßen Atem gefunden und mied den Blick seines Ausbilders nun so gut es ging, ohne den Blickkontakt zu brechen. Das musste man ihm lassen- er hatte zumindest die Stärke, nun nicht auszuweichen. "Sir, ich dachte... zusätzliches Training.." Aber Angeal ließ ihn nicht einmal aussprechen. "Du bist noch immer verletzt, Soldat. Gehe ich Recht in der Annahme, dass dies nicht Dein erster Befehlsverstoß gewesen war? Nicht Dein erster Abend hier?" Zack Fair zuckte bei dem Wort 'Befehlsverstoß' eindeutig ungewollt zusammen. Doch seine MAKO-blauen Augen wichen noch immer nicht aus, als er langsam den Kopf schüttelte. "Wie oft bisher?" Der Junge zog eine unglückliche Grimasse. "Jeden Tag... Seit einer Woche..., Sir!" Angeal nickte nur. "Und die Verletzung? Woher?" "Gestern Nacht, Sir. Ein Bomber. Ich war unvorsichtig." "Das kann ich mir denken." Offensichtlicher Missmut sprach aus der Stimme des Älteren. Zwar musste er sich so nicht vorwerfen, bei einem Trainung die Verletzung eines Schülers übersehen zu haben. Doch war es nicht um Einiges unverzeihlicher, übersehen zu haben, dass einer seiner Schützlinge jeden Abend solche Dummheiten beging? Eindeutig ... eine nicht akzeptable Nachlässigkeit. "Nun, Soldat, ich gehe davon aus, dass Du Dir bewusst darüber bist, dass dies Konsequenzen haben wird." Angeal machte eine kurze Pause und beobachtete den eindeutig reichlich unglücklichen Jungen vor sich. Schon seltsam, wie viel es doch ausmachte, wenn das Grinsen von seinen Lippen verschwand. "Gerade von Dir hätte ich Anderes erwartet. So eine ... Dummheit war wirklich nicht nötig. Sag, ... ist Dein Training nicht ausreichend?" Möglicherweise eine recht unpassende Frage. Aber es beschäftigte den Älteren tatsächlich. Immerhin hatte er in den letzten zwei Wochen sein Augenmerk ausschließlich auf diesen jungen Soldaten gelegt. Dessen Verhalten stellte allerdings die Methoden des Ausbilders in Frage. Der Junge... schien wahrlich nicht ausgelastet zu sein. Zack Fair aber schüttelte eilig den Kopf. "Nein, Sir!" Commander Angeal musterte ihn mit einem zweifelnden Blick. Nicht gerade eine befriedigende Antwort. Wieder eine Pause, in der er den Kleineren beobachtete, der offensichtlich mit Kräften und Nerven am Ende war. "Nun gut, 3rd SOLDIER Zack Fair. Dein Training für heute Abend ist beendet. Geh jetzt zum Sanitätszimmer. Das ist keine Bitte! Und morgen früh meldest Du Dich um acht Uhr in Hangar 2. Dann will ich eine ordentliche Erklärung für Deine Befehlsverstöße. Und bereite Dich auf ein weiteres Trainung vor." Es hatte keinen Sinn, den Soldaten heute noch weiter zu fordern. Er konnte sich ja kaum mehr auf den Beinen halten. Morgen früh würde noch genug Zeit sein, um eine Erklärung zu erhalten. Und es würde dem Jungen sicher auch nicht schaden, ein paar Stunden über seine Verstöße nachzudenken. Ob er überhaupt begriff, wie gefährlich sein Verhalten für ihn hätte sein können? Angeal Hewley hatte sich gerade zum Ausgang gewandt, um den Raum zu verlassen und mit Genesis über das kommende Training zu sprechen, als er die Stimme des Soldaten erneut vernahm. "Warum?!..." Augenblicklich fixierten die Augen des Commanders wieder die des Jüngeren, der vollkommen überrascht einen Schritt zurück tat. Es war offensichtlich, dass er über seine Frage selbst erstaunt war. "Bitte?" Zunächst sagte Zack Fair rein gar nichts, sondern starrte nur verbissen auf den Boden vor seinen Füßen. Dann jedoch hob er fast schon ruckartig den Kopf und starrte seinen Ausbilder fragend an. "Warum... Sir! Warum... morgen wieder ein Training? Warum... noch immer?" Angeal runzelte die Stirn und verschränkte erneut die Arme vor der Brust. Hatte dieser Junge wirklich die Absicht, ihn heute Abend noch wütend werden zu lassen? So viel Respektlosigkeit versammelt in einem Schüler war wirklich außergewöhnlich. "Weil ich es Dir befohlen habe, Soldat." Der Angesprochene schüttelte erneut den Kopf. Sein Blick war ein Ausdruck aufrichtigen Elends, als er vorsichtig weiter sprach. "Das meine ich nicht Sir. Verzeihen Sie. Ich..." "Raus damit, Soldat! Langsam solltest Du ja wohl genügend Übertretungen für einen einzigen Abend gewagt haben." Zack Fair blickte seinen Lehrer an, als hätte man ihm in den Magen getreten. doch als Angeal schon glaubte, der Junge hätte endgültig seine Fähigkeit zu sprechen verloren, brach es auf einmal aus ihm heraus. "Warum die zusätzlichen Trainings? Warum ich? Sie ... sie sehen doch, dass ich es nicht schaffe! Was macht es für einen Sinn? Ich kann ja offensichtlich nicht, was sie von mir sehen wollen. Warum... haben sie nicht genug gesehen?" Es war wohl das Letzte, das Commander Angeal von seinem Jungen Schüler erwartet hätte. Doch der Junge hatte noch lange nicht genug gesagt. "Ich verstehe es nicht. wenn ich ihren Anforderungen nicht gerecht werde, dann..." er schüttelte den Kopf und ballte die freie Hand zu einer zitternden Faust, während er seinen Blick wieder zweifelnd auf das Gesicht des Älteren legte. "Was ... wollen sie noch von mir sehen? Ich kann es doch anscheinend sowieso nicht... Sir!" Eine Zeit verging, in der Angeal den Haufen Elend in Gestalt seines Schülers lediglich musterte. Diese Worte waren unerwartet gekommen. Doch sie spiegelten die Gefühle wider, die der Commander in den Augen des jungen Soldaten zu sehen glaubte. Hatte er ihn tatsächlich so falsch eingeschätzt? "Deswegen die nächtlichen Trainings, nicht wahr Soldat?" Fast schon schuldbewusst senkte der Jüngere den Blick. "Ich kann es noch schaffen." murmelte er leiser. "Ich... schaffe es, Sir! Ich muss nur härter trainieren. Ich wollte sie nicht enttäuschen. Ich schaffe es! Bis zum Winter ist doch noch Zeit, nicht wahr? Bis zur Beurteilung..." Darum ging es also. Die Beurteilung. Fast schon hätte Angeal schmunzeln können- wenn diese Situation nicht so schrecklich ernst gewesen wäre. Dieser Junge fürchtete also tatsächlich darum, ausgemustert zu werden! Wenn er nur wüsste, wie weit er davon entfernt war. Nun war es an Angeal, den Blick für einen kurzen Augenblick zu senken. Möglicherweise war er das alles wirklich falsch angegangen. Denn war es denn wirklich so seltsam, dass er genau diese Fragen stellte, genau diese Vermutungen hegte? An fast jedem Abend Sondertrainings... und jedes Mal hatte er eine Niederlage einstecken müssen. Vielleicht hatte Angeal die Ausbildung falsch begonnen. Der Commander hatte den Blick wieder gehoben und betrachtete nun die unsicheren türkisnen Augen seines Schülers. Vielleicht war es an der Zeit, ihm etwas mehr zu vertrauen. Hatte er denn nicht schon genug seiner Motivation bewiesen. "Nun Soldat Zack Fair" begann Angeal daher langsam und ernst. "Wie viele Kämpfe hast Du heute gegen Deine Kameraden verloren, bevor Du das Training beendet hast?" Zunächst war es ein verwirrter Blick des Jüngeren. Bevor er jedoch eine Antwort hätte geben können, fuhr sein Lehrer schon fort. "Es waren drei. Eins- Deckung vernachlässigt. Du hast mit einem hohen Angriff begonnen und Deine Deckung an der Seite vernachlässigt. Zwei- Dein Gegner hat schon gestrauchelt. Du trittst zur Seite und gibst seinem Schwert Raum. Treffer am linken Oberschenkel. Drei- Zu viel Kraft in den Angriff gelegt. Dein Gegner tritt zur Seite. In einem wirklichen Gefecht, hätte er Deinen Nacken durchtrennt." Zack Fairs Augen waren mit jedem Wort größer und größer geworden. Aber es musste für ihn ja auch unerwartet erscheinen, dass sein Ausbilder jeder seiner Fehler bemerkt hatte. Schließlich gehörte er zu einem Rudel von mehr als einem Dutzend Schülern. Ein normaler Soldat hätte diese Aufmerkssamkeit wohl niemals erlangt. Aber Zack Fair war auch kein normaler Soldat. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er es langsam begreifen würde. "Und wie viele dieser Niederlagen hättest Du erleiden müssen?" fuhr der Ältere fort. "Sir...?" "Keine, Soldat! Keine Einzige. Wenn Du so kämpfen würdest, wie Du es eigentlich kannst, dann hättest Du nicht einen Kampf verloren. Aber Du bist unaufmerksam und überschätzt Dich in einer Weise, die Dich zu Leichtsinnigkeit treibt. Du kannst es besser, Soldat! Deswegen die zusätzlichen Trainings." Zack Fair starrte den Commander noch immer an, als könnte er nicht fassen, was er zu hören bekam. "Sir, ich... verstehe nicht. Ich versuche es doch. Ich... ich werde härter trainieren, damit ich mithalten kann. Sir, ich will sie nicht enttäuschen! Es ist doch noch Zeit, nicht wahr? Ich meine, sie wollen doch nicht..." Angeal hob seine Handfläche um den verunsicherten Jungen endlich zum Schweigen zu bringen. "Zuhören ist nicht Deine Stärke, nicht wahr?" meinte er fast schon wohlwollend. "Ich erwarte nicht von Dir, dass Du mit Deinen Kameraden nur mithältst. Ich habe es Dir gesagt- wenn Du so kämpfen würdest, wie Du es eigentlich zu tun vermagst, dann würdest Du keinen einzigen Kampf gegen sie verlieren. Du hast Potential. Sieh das zusätzliche Training als Chance." Zack Fairs Augen hätten größer kaum sein können. Aber jetzt da der Commander geendet hatte, war der miserable Ausdruck aus ihnen fast schon verschwunden. Er hatte genug gesagt... ganz eindeutig. "Aber komm mir ja nicht auf die Idee, noch einmal alleine eine Simulation zu aktivieren, wenn Du das nächste halbe Jahr noch hier verbringen willst. Wenn Du trainieren willst, dann komm zu mir, verstanden Soldat? Es brauchte ein wenig, bis Zack Fair zu nicken begann, doch dann war es von dem gleichen Enthusiasmus geleitet, mit dem er normalerweise einen Angriff vollführte. Vielleicht hatte Angeal ja wirklich einen Fehler gemacht. Wenn der Junge wirklich geglaubt hatte, er wäre nah daran, ausgemustert zu werden... vielleicht war er wirklich zu hart gewesen. "Morgen früh, acht Uhr. Und jetzt raus hier." meinte er schließlich, als ihn der junge Soldat auch nach einer Ewigkeit noch mit riesigen Augen anstarrte. Einen weiteren Augenblick blieb er bewegungslos, dann war er auch schon auf dem Sprung. "Natürlich Sir." Angeal blieb zurück und betrachtete eine Zeit lang schweigend den leeren Hangar vor sich. Es wäre vielleicht nicht nötig gewesen, dem Jungen so viele Zweifel aufzubürden. Dass er deshalb jeden Abend hierher gekommen war.... der Commander schüttelte den Kopf. Ein starker Wille. Aus diesem Jungen würde etwas werden. "Fast schon niedlich, nicht wahr?" raunte Genesis vom Eingang des Hangars herüber und strich genüsslich mit den Fingerspitzen über die Klinge seines Schwertes. "Ein guter Schüler." bemerkte Angeal trocken. Genesis aber lächelte nur verschmitzt und betrat das Trainingsfeld. ~ ~ ~ VII. Die Konsequenzen des vergangenen Abends waren für Zack Fair reichlich milde ausgefallen. Sein Ausbilder hatte lediglich veranlasst, ihn einen detaillierten Aufsatz über die möglichen Konsequenzen einer Befehlsmissachtung verfassen zu lassen. Letztlich fühlte er sich in gewisser Hinsicht für das Verhalten des Jungen ebenso mitverantwortlich. Dieser hatte es seinem Lehrer ja nur recht machen wollen. Dennoch war es natürlich klar, dass ein Regelverstoß schon aus Gerechtigkeits- und Abschreckungserwägungen nicht ungesühnt bleiben könnte. Und so übermüdet und zerknirscht wie Zack Fair gewirkt hatte, als er das Ergebnis seiner Schreibkünste vor seinen Kameraden dem Ausbilder hatte übergeben müssen, hatte er vielleicht sogar wirklich etwas daraus gelernt. Objektiv betrachtet war allerdings wohl nichts für die Ausbildung des jungen Soldaten tunlicher gewesen, als ihm derart deutlich sein Talent zuzusprechen, wie es der 1st Class SOLDIER an jenem Abend getan hatte. In den kommenden Tagen zumindest überraschte Zack Fair mit mehr als nur überragendendem Enthusiasmus. Das Grinsen, welches sein Ausbilder schon an dem allerersten Trainingstag bemerkt hatte, verließ das Gesicht des Jungen nun tatsächlich keinen einzigen Moment mehr. Selbst wenn er, wie an fast jedem Tag, eine Niederlage einstecken musste, ging er nicht wirklich schweren Herzens damit um. Sicher sah man ihm die Enttäuschung an- sicher auch ab und an die körperliche Anstrengung oder die eine oder andere Verletzung, aber an seiner Freude an dem, zu dem er beordert wurde, hätte niemand zweifeln müssen. Für einen Krieger wie Angeal Hewley, der sich ein Leben lang in stoischer Ruhe und Zurückhaltung erprobt hatte, war es beinahe eine Freude, die Begeisterung in den Augen des Jungen zu sehen. Diese Einstellung würde Zack Fair einmal weit bringen- wenn es der Commander denn schaffen würde, ihn so weit auszubilden, dass er die wirkliche Welt überleben könnte. Wenn Angeal tatsächlich noch Zweifel an dem Talent seines Schülers hatte, so schwand es stetig mit einer Unauffälligkeit, die es den Ausbilder gar nicht so recht bemerken ließ, wann er angefangen hatte, Hoffnungen in die Zukunft des Jungen zu legen. In den Momenten, in denen Angeal diese Gegebenheit auffiel, wusste er sie geschickt auf den Enthusiasmius des Soldaten zu schieben. Dieser war schließlich Grundvoraussetzung für eine große Karierre ... wenngleich dem älteren Soldaten eine so starke Ausprägung wahrlich noch nie vor die Augen gekommen war. Die offensichtliche Überschwänglichkeit hatte Zack Fair allerdings nicht nur Pluspunkte verschafft. Für seine Aufmerksamkeit schien diese pure Freude nicht immer tunlich zu sein. Und noch immer ließ sich der 3rd Class zu leicht durch die eigenen Fähigkeiten ablenken. Das allerdings war nicht der Hauptgrund für Angeal, Zweifel daran zu haben, dass die offenen Worte die beste Idee gewesen waren. Es war noch nie positiv gewesen, einen Einzelnen so deutlich über den Rest des Rudels zu stellen. Zack Fair fehlte möglicherweise noch die notwendige Stärke, um seine Sonderstellung behaupten zu können. Man würde abwarten müssen, wie das Rudel reagierte- und hoffen, dass es nicht zu früh gewesen war, um dem Jungen seine Sonderrolle aufzutun. In dieser Sache standen Angeal aber kaum Handlungsmöglichkeiten offen. Aus diesem Grund hatte er sich auch die Aufgabe gestellt, in Sachen Zack Fair lediglich Überlegungen zu dessen Ausbildung zu führen. Diese Überlegungen hatten den Commander und seinen gut gelaunten Schüler letztlich an einem weiteren Sonntag zusammen in Hangar 2 des Trainingsgrundes geführt. Genau ein Monat war vergangen, seit dem Angeal das erste Training mit dem jungen Soldaten begonnen hatte und auch der Ausbilder musste zugeben, dass durchaus kleine Fortschritte zu verzeichnen waren. Der Simulationscomputer bescheinigte Zack Fair mittlerweile Level 8 und auch seine Angriffsstärke und seine LP waren um einige Punkte angestiegen. Was seine Konzentration betraf, waren die Verbesserungen zwar mehr als verhalten ausgefallen, aber auch hier war der Commander nicht vollkommen ohne Zuversicht. Immerhin hatte es der 3rd Class gerade am letzten Tag vollbracht, kein einziges Mal gegen einen seiner Kameraden zu verlieren. Und auch wenn sich sein Lehrer niemals den Fehler erlaubt hätte, Zack Fair vor seinem Rudel zu loben, war er doch einigermaßen durch diese Leistung zufrieden gestellt gewesen. Da der Sonntag im Normalfall denjenigen Reporten diente, die unter der Woche nicht hatten fertig gestellt werden können, hatte sich Angeal auch vorgenommen, Direktor Lazards angeforderten Bericht über die Fortschritte des jungen Soldaten am heutigen Tage zu vervollständigen. Nicht, dass Angeal nicht auch an den Abenden unter der Woche diese Pflicht erfüllt hätte- aber es hatte ihm wirklich so geschienen, als ob er noch nicht genug über das Potential des Jungen hatte in Erfahrung bringen können. “Und? Was ist es heute Sir? Ein Greif? Ein Haufen Tomberys? Ein riesiger Roboter??” Wie immer klang Zack Fair mehr als erwartungsvoll, während er sein übliches Aufwärmprogramm abspulte und dabei wie ein richtiger Wirbelwind durch den Hangar fetzte. Angeal schüttelte nur gut gelaunt den Kopf und fragte sich, wann der Junge begonnen hatte, seine Freude so offen zu zeigen anstatt sich um respektvolles Schweigen zu bemühen. Nicht, dass es ihn gestört hätte. Ganz im Gegenteil. Diese Sondertrainings waren um einiges angenehmer, wenn Zack nicht aufgrund übermäßigen Respekts kein Wort heraus bekam. “Ich werde Dich enttäuschen müssen.” meinte der Soldat irgendwann mit der Spur eines Lächelns als er der Meinung war, das Aufwärmtraining wäre ausreichend gewesen. “Ich denke es ist an der Zeit, dass Du zeigst, was Du gelernt hast.” Mit diesen Worten reichte der dem Jüngeren eben jenes Übungsholz, welches er ihm auch zu seinem ersten Training in die Hand gedrückt hatte. “Keine Waffen, keine Materia. Dein Augenmerk sollte auf der Verteidigung liegen. Ich hoffe, Du hast Dir Gedanken gemacht!” Die Verwunderung in Zack Fairs Augen verschwand schneller als sie gekommen war und wandelte sich zur Überraschung seines Ausbilders tatsächlich in aufrichtiges Vergnügen. “Sicher Sir. Darauf habe ich schon gewartet!” Und schon hatte er Angeal mit einem breiten Grinsen einen kurzen Salut gezollt und sprang in die Mitte des Simulationsfeldes. “Bin bereit! Simulation Anfang!” “Simulation stopp.” orderte Angeal etwas trockener und verschränkte die Arme vor der Brust. “Nicht so eilig. Du hast doch nicht etwa auch diese Mission heimlich geübt?” Schneller und energischer hätte Zack Fair den Kopf wohl gar nicht schütteln können. Schon jetzt flogen ihm die stacheligen Haarsträhnen wie wild um die Wangen. “Nein Sir! Ehrlich! Wirklich nicht Sir! Ich schwöre es!!!” “Na das lass mal lieber.” Eines musste man ihm lassen- dieser Junge konnte wirklich der Inbegriff von Aufrichtigkeit sein, wenn er es denn wollte. Mit diesem Blick hätte er tatsächlich jeden noch so begründeten Zweifel ausräumen können. Diese riesengroßen blauen Augen sahen wirklich aus, als könnten sie nicht einmal die Unwahrheit sagen. Und auch so... Angeal hatte längst das Missionen-Protokoll des Simulationscomputers aufgerufen um in Erfahrung zu bringen, welche Simulationen unter dem Account des jungen Soldaten eingespeichert waren. Die Frage war im Prinzip sowieso überflüssig gewesen. “Dann mach Dich bereit. Computer, Simulation Anfang.” Und schon erschienen die ersten metallenen Drohnen auch schon auf dem Übungsfeld und ließen ihre Geschosse auf den 3rd Class SOLDIER los. Diese parierte der Attackierte tatsächlich ohne jede Mühe. Und auch die folgenden hatten wenig Chance bei der Schnelligkeit des Schülers. Angriff um Angriff wehrte er mit dem spärlichen Holzstück ab ohne dabei auch nur einen winzigen Anteil seines Grinsens zu verlieren. Anscheinend hatte er wirklich begriffen, worum es hier ging. Nach und nach erschienen immer mehr der Simulationsdrohnen, doch bisher schien Zack Fair auch mit der Masse an Angreifern gut fertig zu werden. Aber nicht nur das- Angeal staunte nicht schlecht, als der Junge das Stück Holz in dem Moment mit einer schnellen Bewegung zur Seite drehte, in der die Geschosse gegen das Material prallten und dadurch derart abgelenkt wurden, dass sie in eine andere Drohne einschlugen, die durch den Treffer ins Trudeln kam und kurz darauf untauglich zu Boden fiel. Ein freudiger Ausruf klang von dem Kämpfer herüber aber dieses Mal war er offensichtlich aufmerksam genug gewesen, um anschließend einen schnellen Sprung zur vollführen und sich aus der Gefahrenzone zu begeben. Im folgenden musste Angeal mit wachsender Zufriedenheit mit ansehen, wie Zack Fair durch diese Methode nach und nach jede der kleinen Drohnen kampfunfähig machte. Ab und an sprang er sogar lediglich im letzten Moment aus dem Weg, so dass die angreifende Drohne ohne jede Einwirkung eine seiner Artgenossen traf, die den Soldaten von hinten hatte angreifen wollen. Nach ungefähr einer halben Stunde war noch eine einzige Drohne auf dem Schlachtfeld übrig geblieben- und auch diese war bald schon durch einen gezielten Hieb mit dem Stück Holz ausgeschaltet. Gut... jetzt hatte er also doch wieder selbst angegriffen, anstatt sich auf die Verteidigung zu beschränken. Aber in diesem Fall war auch das kein Grund für den Ausbilder, Missfallen zu hegen. Es gab einen Unterschied zwischen einem sinnlosen Angriff und deinem solchen, der wohldurchdacht im richtigen Moment erfolgte. “Yeahhh!!” grinste Zack Fair breit, als er begriff, dass er tatsächlich alle Gegner vernichtet hatte. Dabei schwang er das Stück Holz in eben der gleichen Weise in der Hand, wie es ihn Angeal schon des Öfteren mit einem Übungsschwert hatte tun sehen. Nur leider passte das Holz selbstverständlich nicht in die vorgesehene Schwerthalterung, so dass es der Junge im letzten Moment noch beinahe hätte fallen lassen. So viel zur Konzentration also. Und trotzdem lächelte auch Angeal reichlich zufrieden, als er die metallische Stimme des Computers vernahm. “Bereich vollständig gesäubert. Mission vollständig.” Es sah tatsächlich so aus, als ob der junge Kämpfer mit dem nächsten Satz bis zur Decke des Hangars springen könnte, so glücklich war er offensichtlich. “Gute Arbeit, Soldat.” bemerkte der Commander wohlwollend, während er zu dem Jüngeren trat. Sehr gute Arbeit. “Clevere Idee.” Hätte es der Junge vermocht, noch glücklicher zu werden, so hätte er es in diesem Moment wohl wirklich getan. Und auch dies brachte Angeal dazu, in eine seiner Gürteltaschen zu greifen und dem jungen Soldaten auf der Handfläche eine goldene Schwungfeder zu präsentieren. “Hier.” Vollkommen verwirrt starrte der Angesprochene erst auf die Feder und dann wieder auf seinen Ausbilder. “Sir?...” “Eine Phönixfeder. Nimm sie.” meinte dieser aber lediglich mit einem kleinen Schmunzeln. Zögernd streckte der Soldat schließlich seine Hand aus und griff wie geheißen nach der präsentierten Feder, die er mehr als vorsichtig zwischen seinen Fingern hielt und noch immer blinzelnd beäugte. “Warum?” fragte er schließlich lediglich. Aber Angeal war längst schon zufrieden und verschloss den kleinen Beutel an seinem Gürtel. “ShinRa gewährt jedem SOLDIER für erfolgreiche Missionen neben der üblichen Vergütung Ausrüstungsgegenstände und andere Items. Daran solltest Du Dich vielleicht auch schon gewöhnen.” Sicher- das hier war keine wirkliche Mission gewesen. Und Angeal war alles andere als das Direktorat ShinRas. Diese Feder hatte er bei einer seiner letzten Missionen in der Vorebene von Wutai erhalten. Aber der Junge hatte eine Belohnung verdient gehabt - nicht nur für die heutige Leistung, sondern auch für den ganzen letzten Monat. Und so wie es bisher erschienen war, kam man bei Zack Fair mit Lob viel weiter als mit Tadel. Er würde vielleicht noch Jahre nicht in die Gelegenheit kommen, diese Feder wirklich benutzen zu müssen. Aber vielleicht würde es ihm helfen, sich immer an das Ziel zu erinnern, dass er sich selbst gesetzt hatte. Die leuchtend blauen Augen des Jungen schienen tatsächlich noch ein Stück größer geworden zu sein. Und dort wo bis eben noch ein strahlendes Grinsen gewesen war, fand Angeal nun ein derart glückliches Lächeln, wie er es bei Zack Fair wahrlich noch nie erblickt hatte. Fast schon ein wenig seltsam- aber diese Feder machte ihn anscheinend glücklicher als der vorherige Sieg. “Danke ... Sir!” Angeal aber nickte nur und verkniff sich ein breiteres Lächeln. “Wir sind hier fertig. Nimm Dir den Rest des Tages frei.” Zufrieden setzte Angeal seine Unterschrift an diesem Abend unter den Bericht an Direktor Lazard. Noch einmal flogen seine Augen über den letzten Satz der Seite: “Bisherige Leistungen sind als vollständig zufriedenstellend einzustufen. Weitere Förderung erscheint zweckdienlich.” Es war ein gutes Gefühl, sich auf dem richtigen Weg zu wissen. Kapitel 3: ----------- VIII. Doch so wie Rückschläge zu fast jedem Gefecht gehörten, so war auch die folgende Ausbildung des jungen Soldaten nicht immer von Rückwürfen frei. Nicht einmal zwei Wochen waren seit Commander Angeals Berichterstattung an Direktor Lazard ins Land gestrichen, als er sich eines Abends wieder im Trainingsraum befand und auf Zack Fair wartete- ein Umstand, der eigentlich noch niemals vorgekommen war. Normalerweise war der Junge immer überpünktlich und hatte sein Aufwärmtraining längst begonnen oder sogar schon vervollständigt ehe sein Lehrer den Hangar betreten hätte. Heute war er jedoch schon mehrere Minuten überfällig. Doch die Merkwürdigkeit wollte in nächster Zeit auch nicht beendet werden. Weitere Minuten verstrichen und bald war der Soldat schon über zwanzig Minuten zu spät zu seinem abendlichen Training. Es war eigentlich wirklich nicht seine Art. Eigentlich... überhaupt nicht. Und es war genau diese Tatsache, die dem Commander fast schon Sorgen bereitete. Nicht, dass innerhalb des ShinRa Gebäudes irgend eine Gefahr hätte drohen können. Aber Angeal hatte einfach schon zu viel erlebt, um nicht mit einem ausgeprägten Misstrauen ausgestattet zu sein. Um kurz vor halb klingelte letztlich sein Mobiltelefon und riss ihn so aus vollkommen abwegigen Gedanken. Die Nachricht stammte von einem der älteren Ausbilder der 3rd Class SOLDIER- das allein schon bestätigte das zuvor gehegte Misstrauen. "3rd Class SOLDIER Fair wird wegen einer Anhörung heute nicht zu seinem Training erscheinen können. Ich bitte dies zu entschuldigen." Angeals Stirn war in Falten gelegt als er die Nachricht zum wiederholten Mal überflog. Eine Anhörung? Was konnte das nun wieder bedeuten? Anhörungen gab es für junge Soldaten grundsätzlich nur vor dem Disziplinarausschuss. Aber diese Option war kaum realistisch. Dennoch hatte der Commander schon die Nummer des Absenders gewählt, als er Hangar 2 in Richtung des Hauptgebäudekomplexes verließ. Es musste einen guten Grund geben, den Soldaten von seinem Training abzuhalten... und um dessen Lehrer eine gute halbe Stunde ohne Nachricht warten zu lassen. Doch die erhoffte Antwort sollte zunächst erst einmal ausbleiben. Mailbox. Bitte hinterlassen sie eine Nachricht... typisch. Leicht verärgert klappte Angeal das Handy zu und steckte es weg. Gut, er würde spätestens am nächsten Morgen bei dem regulären Training von Zack Fair erfahren, was sich hier abspielte. Aber während Geduld im Normalfall eine von Angeals Tugenden war, hatte er in diesem Moment reichlich wenig Nerven, um so lange zu warten. Andererseits auf gut Glück in die Truppenquartiere zu marschieren und zu hoffen, dort Informationen zu erhalten- auch das klang nicht nach einer wirklich erfolgversprechenden Taktik. "Stillgestanden, 1st Class anwesend!" Anscheinend hatte er es doch getan. Zumindest hatte er in diesem Augenblick einen der Gemeinschaftsräume der 3rd Class SOLDIER betreten. "Rühren." orderte Angeal nur und wandte sich an einen der Soldaten, welche ebenfalls bei dem Commander ihr Training absolvierten. "3rd Class SOLDIER Fair. Wo ist er gerade?" Der Junge vor ihm schien derart verunsichert durch das plötzliche Auftreten seines Vorgesetzten, dass er zunächst nur nervös zu seinen Kollegen blickte, bevor er eilig meinte: "Sir, Fair ist bei Commander Heios, Sir!" "Warum?" "Sir, dass... dass weiß ich nicht, Sir. Es läuft wohl eine Anhörung." "Und Du hast keine Ahnung, worum es geht?" "Nein Sir! Entschuldigen Sir, Sir!" Angeal seufzte nur und ließ den nervösen Jungspund stehen. Nicht wirklich neue Informationen. Dennoch konnte sich der 1st Class SOLDIER nicht gegen den aufkeimenden Ärger in seiner Brust wehren. Wenn es sich tatsächlich um eine Anhörung handelte, dann hatte sich Fair mehr als nur einen leichten Ausrutscher geleistet. Und das war eindeutig etwas, das Angeal nicht von ihm erwartet hätte. Und wenn es etwas gab, dass er nicht akzeptierten konnte und wollte, so war es von einem Schüler enttäuscht zu werden, in den er Hoffnungen gesetzt hatte. Sein Weg führte Angeal über den in Nacht gehüllten Innenhof des Ostflügels. Commander Heios war schon seit Jahrzehnten für die Truppenausbildung zuständig und wahrscheinlich länger noch bei ShinRa angestellt, als Angeal überhaupt auf dieser Erde war. Seine Amtszimmer befanden sich direkt hinter dem Kasernentrakt in dem auch die Kadetten und SOLDIER-Anwärter untergebracht waren. Dies hatte hauptsächlich den Hintergrund, dass diesem Commander die Aufsicht über den Kasernentrakt und die Hauptverantwortung für das allgemeine Verhalten der Kadetten übertragen worden war. Wenn er jemanden zu sich berief, handelte es sich zweifelsohne nicht um eine Lapalie. So hatte der Groll in Angeal einen neuen Höchstwert erreicht, noch bevor er das Ziel seines Weges hätte erreichen können. Er ließ sich nicht gerne zum Narren halten. Und schon gar nicht wollte er von Zack Fair enttäuscht werden, nachdem er dem Direktor von dessen Potential berichtet hatte. Mehr aber noch als das- er hatte selbst dieses Potential in Fair gesehen. Wenn der Junge es jetzt wegen irgendwelchen Dummheiten aufs Spiel setzen wollte, hätte er mit mehr umzugehen, als mit einer Anhörung. Gerade als der Commander die Stufen zum Kasernentrakt erklimmen wollte, wurde jedoch die Tür am oberen Ende der Treppe betätigt und eine Gruppe von jungen Soldaten trat hinaus unter den Nachthimmel. Schon aus einiger Entfernung war ersichtlich, dass dierses Rudel mehr als schlecht gelaunt war. Doch als sie den Vorgesetzten erblickten, salutierten auch sie steif und gehetzt und waren reichlich schnell an ihm vorbei in die Nacht verschwunden. Angeal hatte wenig Interesse, sich etwas bei diesem Rudel zu denken. Dazu war er einfach noch zu schlecht gelaunt. Kaum einige Stufen später öffnete sich die Tür jedoch ein weiteres Mal und dieses Mal war es an Angeal, abrupt stehen zu bleiben. Es war Zack Fair, der nun am oberen Treppenrand stand und im Begriff war, nach unten zu kommen. Zumindest bis er seinen Vorgesetzten erblickte und wie versteinert stehen blieb. Aber auch Commander Angeal bemerkte den fehlenden Gruß des Untergebenen nicht. Denn sein Blick ruhte eisern auf dem Gesicht des Jungen, das über dem einen Auge mit einem ungeschickt gebundenen Verband geziert war und dass einen Ausdruck trug, als hätte man den Soldaten für drei Wochen in eine Kühltruhe gesteckt. Zack Fair war der Erste, der aus seiner Versteinerung erwachen sollte. "Sir! Es... es tut mir leid!" Schon hatte er die restlichen Stufen genommen und stand schwer atmend und mit mehr als unglücklicher Miene vor seinem Vorgesetzten. "Bitte entschuldigen sie! Ich hatte wirklich nicht die Absicht, zu spät zu kommen!" Der schwarzhaarige Soldat hatte einen eiligen Salut vollführt und senkte nun derart schuldbewusst den Blick, dass es dem Commander schwer gefallen wäre, nicht von seiner Schuld überzeugt zu sein. "Erklär mir lieber, was hier los ist." befahl Angeal barsch. "Worum ging es bei der Anhörung?" Anstatt zu antworten trat der Angesprochene nur ein-, zweimal unsicher auf der Stelle hin und her und mied noch immer den Blick des Älteren, so dass dessen Geduld langsam in die Brüche ging. Bevor Angeal aber etwas hätte sagen können, zog der Junge auch schon einen Briefumschlag hervor und präsentierte ihn seinem Ausbilder mit beiden Händen und ausgestreckten Armen, während er noch immer eisern auf den Boden starrte. "Es tut mir leid Sir! Wirklich!" Angeals Blick blieb kühl, als er den Brief entgegen nahm und ruhte noch immer auf dem niedergeschlagenen Jungen vor sich. Das mit dem Verband würde er ebenso zu erklären haben - später. Es verwunderte den Älteren tatsächlich etwas, dass das Schreiben von Commander Heios an ihn adressiert war. Eilig hatte er die förmlich verfassten Zeilen überflogen, war dann aber doch an einem der Absätze hängen geblieben. Bedauerlicherweise muss ich ihnen mitteilen, dass 3rd Class Fair zum wiederholten Male an Ausschreitungen unter den Soldaten beteiligt gewesen war. Drei involvierte Soldaten befinden sich temporär in stationärer Behandlung mit Vita, für deren Notwendigkeit Fair die Verantwortung anerkannte. Aus diesem Anlass wird Fair für die kommenden zwei Wochen von jeglichem Training an der Waffe suspendiert. Ich bitte dies bei ihren Trainingseinheiten zu berücksichtigen. Commander Angeal hätte die Nachricht nicht ein zweites Mal lesen müssen, um diesen Inhalt zu begreifen. Dennoch tat er es mit penibler Genauigkeit- möglicherweise auch, um den auflodernden Groll so weit zu beherrschen, dass er sich in angemessenem Tonfall an den jungen Soldaten wenden konnte, der mitlerweile kaum mehr miserabler auf den Boden hätte starren können. Zunächst aber bedachte Angeal seinen Gegenüber nur mit stummer Kälte und wartete auf die Erklärung, die ihm Zack Fair eindeutig schuldig war. Der Junge aber brachte kein einziges Wort heraus. Nicht einmal seinen Blick konnte er offensichtlich heben. "Eine Erklärung, Soldat!" befahl er barsch, worauf der Soldat vor ihm ganz offensichtlich leicht zusammenzuckte. "Ist das die Wahrheit?!" Einen Augenblick schien der Schwarzhaarige zu zögern. doch dann nickte er langsam und hob letztlich doch seinen Blick. "Ja Sir. Es ... tut mir leid, Sir." Es tat ihm leid? Angeal konnte es einfach nicht fassen. Er hatte viel erwartet von diesem Jungen. Aber nicht ein derart unangemessenes Verhalten. "Und aus welchem Grund?" Nicht, dass es einen guten Grund gegeben hätte, die eigene Zukunft, die eigene Ehre derart zu missachten. Nur irgendeine Erklärung musste es doch geben! Hatte man Zack Fair denn nicht offen und ehrlich alle Türen aufgehalten? Begriff er denn gar nicht, wie ehrlos ein solches Verhalten war? Aus den Augen des Kleineren sprang fast schon das eindeutige Flehen, ihm zu verzeihen. Mehrere Male setzte er zum Sprechen an. Doch die Antwort blieb er schuldig und schüttelte letztlich nur den Kopf. "Ich... hatte keinen, Sir." Es war wahrlich nicht die Antwort gewesen, die der Commander in diesem Momenr befohlen hatte und schon aus diesem Grund hatte der Junge eine eindeutige Zurechtweisung verdient. Derzeit aber atmete Angeal nur tief ein und verbat sich, den eigenen Zorn so offen zu zeigen, wie er ihn gerade empfand. Auch das wäre nicht angemessen für einen Ausbilder. Und im Gegensatz zu Fair war ihm das eigene Ehrgefühl durchaus von Bedeutung. "Ich hoffe ich brauche Dir nicht erklären, wie töricht dieses Verhalten ist." "Nein Sir." Wieder schüttelte der Junge den Kopf, so dass ihm die dunklen Haarsträhnen über das unverletzte Auge glitten. "Es ist nicht entschuldbar, dass sich ein SOLDIER derartige Entgleisungen erlaubt! Ist Dir überhaupt bewusst, was Du getan hast?" Zack Fair nickte langsam. Angeal aber bezweifelte allerdings sehr, dass dies wahrlich der Fall war. "Zum wiederholten Mal? Ich hatte wirklich Anderes von Dir erwartet! Wo ist Deine Ehre als SOLDIER? Es ist ein Privileg, hier zu sein. Deine ganze Behandlung hier ist ein Privileg." Eine Schlägerei war eine Sache... unehrenhaft aber unter den Kadetten nicht vollkommen unbekannt. Aber zum wiederholten Mal? Und dabei drei Soldaten in sanitäte Behandlung schicken? ShinRa konnte sich nicht leisten, dass sich Soldaten des Konzerns gegenseitig ins Krankenbett prügelten. Und dann auch noch Zack Fair, in den der Commander selbst so viele Hoffnungen gelegt hatte! "Weißt Du was das bedeutet?" fragte er barsch, während er dem fast schon verzweifelten Soldaten den Brief vor die Nase hielt. "ShinRa kann sich keinen Soldaten leisten, der nicht zur Ausbildung zugelassen ist. Ich dachte, ich hätte mich bezüglich Deines Trainings klar ausgedrückt. Soll ich mich wirklich in Dir getäuscht haben?" Mehrere Male hatte Zack Fair ausgesehen, als wollte er etwas erwidern und seinen Vorgesetzten unterbrechen. Aber er tat es nicht und Angeal hätte es auch nicht zugelassen. Er konnte es einfach nicht begreifen. "Du entehrst Dich durch Dein Verhalten. Und Du entehrst mich als Deinen Ausbilder." Der Kopf des Jungen schnellte in die Höhe, bis große blaue Augen entsetzt in die ihres Commander starrten. "Sir!! Es war nicht meine Absicht..." "Ich will es nicht hörten, Soldat!" grollte Angeal und steckte den Brief in seine Uniform. "Das Einzige, das ich anhören würde, wäre eine wirklich gute Erklärung für Dein Verhalten. Aber anscheinend gibt es diese ja nicht, nicht wahr, Soldat?" Zack Fairs Atem bebte als er sich darum bemühte, den Blickkontakt zu halten. Es waren diese strahlend blauen Augen, die Angeal zuflüsterten, dass es mehr von einer Erklärung gab, als der Junge ihm sagen wollte. Und doch- als der Soldat schließlich den Kopf schüttelte, beließ es der Commander bei dieser Antwort. Er hätte ihm befehlen können, die Wahrheit zu sagen. Letztlich aber hätte es nichts an dem unehrenhaften Verhalten geändert. Er würde lernen müssen, für sein Verhalten Verantwortung zu übernehmen. Letztlich konnte der Soldat froh sein, mit einer derart milden Sanktion davon zu kommen. "Wegtreten Soldat." So einfach also wollte der Junge seine Chancen hier wegwerfen. Er hatte anscheinend wirklich nichts über Ehre gelernt. "Sir... aber..." "Wegtreten! Ich will so etwas nicht noch einmal von Dir hören, verstanden? Wenn Du weiterhin bei mir trainieren willst, erwarte ich eine andere Einstellung. Komm wieder, wenn Du weißt, was Ehrgefühl bedeutet." Ein weiteres Mal schien der junge Soldat zum Sprechen ansetzen zu wollen. Doch letztlich presste er nur seine Lippen aufeinander und salutierte seinem Vorgesetzten. Dann machte er eilig kehrt und verschwand in Richtung der Kasernen in der graugrünen Nacht. Angeal blickte ihm noch lange Zeit hinterher, bevor er sich zu einem Gespräch mit Commander Heios aufmachte. Er konnte es noch immer nicht so recht verstehen. Zack Fair hatte so viel zu verlieren. Und bisher hatte er immer geglaubt, der Junge wüsste das auch. ~ ~ ~ IX Es war spät in der Nacht als Angeal den Laptop auf seinem Schreibtisch zuklappte. Und doch war es noch eindeutig zu früh, um ans Schlafen zu denken. Commander Heios' Worte pochten noch immer in seinem Kopf- ganz genau so wie die kurze Videosequenz, die er sich wieder und wieder angesehen hatte. "Er ist ein guter Junge." hatte Commander Heios betrübt gemeint, als ihn Angeal noch an diesem Abend besucht hatte. "Aber in letzter Zeit... Es ist nicht das erste Mal gewesen, dass es Raufereien unter den Jungs gegeben hatte. Ist ja auch nichts Ungewöhnliches. Aber ab einem gewissen Ausmaß kann ich nicht mehr darüber hinweg sehen. Ich denke er hat gar nicht begriffen, wie stark er wirklich ist." "Das ist keine Rechtfertigung." meinte Angeal langsam und mit noch immer sehr ernster Miene. Er hatte dieses Gespräch ganz anders erwartet. Dass Commander Heios derart positiv von Zack Fair sprechen würde... es gab im Moment ja nicht wirklich einen Anlass dazu. "Du sagtest, es sei nicht das erste Mal. Das bedeutet, Du wusstest davon. Und Du hast nichts unternommen." Wie lange es her war, dass ihm Commander Heios das Du angeboten hatte, hätte Angeal nicht sagen können. Aber auch wenn er nur selten mit dem Commander sprach, war er froh um dieses Stück Persönlichkeit. Es machte es leichter offen zu sprechen. Der Ältere Soldat nickte langsam und seine Mundwinkel zuckten in einer betrübten, unangenehmen Art. "Ich hatte gehofft, sie würden es aufgeben. Zwischen ein Rudel raufende Hunde zu treten, kann den Streit manchmal nur eskalieren lassen." "Es aufgeben?" Angeal wusste nicht, ob er die Meinung des Soldaten teilen konnte. Es war ja nicht so, als ob Schlägereien unter den jüngeren Rekruten etwas unbekanntes wäre. Aber in den meißten Fällen hatten sie mit mangelnder Disziplin zu tun und konnten nicht durch Untätigkeit behoben werden. Commander Heios aber seufzte nur leise, während er Angeals Züge eingehend musterte. "Er hat es nicht leicht hier. Das hat doch keiner wie er." "Wie darf ich das verstehen?" "Du weißt es doch." seufzte der Ältere traurig. "Er ist besser als sie. Er weiß es... und sie beginnen es ebenfalls zu sehen. Vielleicht verstehen sie den Grund noch nicht. Aber es ist kein Geheimnis, dass er gesondert trainiert wird- allein mit seinem Vorgesetzten. Sie verstehen das nicht. Es ist nur typisch, dass sie es nicht akzeptieren wollen. Sie sind doch alle wie junge Hunde, wenn es um Aufmerksamkeit geht." Ja, Angeal hatte es tatsächlich gewusst. Nur nicht, dass es schon jetzt soweit war. Er hatte vorher gesehen, dass er Zack Fair nicht nur einen Gefallen damit tun würde, wenn er ihn aus seiner Gruppe heraushob- und noch weniger damit, indem er ihm den Grund für diese Sonderbehandlung dartat. Nachsitzen, Strafarbeiten, das alles würde das Rudel akzeptieren. Aber Bevorzugung? Es war klar, dass es ihm keine Freunde machen würde. Aber schon jetzt? "Dann gehe ich davon aus, dass es auch heute abend nicht von Fair ausging?" "Anderenfalls hätte ich ihn wohl kaum derart milde davon kommen lassen." Angeal nickte. "Ich hatte mich schon gewundert." "Dennoch ist es klar, dass dieses Verhalten nicht akzeptabel ist." Wieder nickte Angeal, als wäre er es, dem das Vergehen vorzuwerfen wäre. In gewisser Weise war das ja auch der Fall. Zack Fair lag in seiner Verantwortung, seit dem er Anweisungen des Direktors bezüglich dieses Jungen erhalten hatte. Er hatte die Situation unterschätzt, vielleicht zu gedankenlos gehandelt. Wenn Zack Fair sich nun falsch verhielt, so fiel die Verantwortung auf seinen Mentor. "Vielleicht möchtest Du es sehen." meinte Commander heios nach einer längeren Pause und schob eine kleine Chipkarte über den Tisch. "Wir hatten die Aufnahme für die Anhörung benötigt." Angeal nickte nur langsam und nahm die Karte entgegen. Dass jeder Bereich des ShinRa Komplexes überwacht wurde, war keine Neuigkeit. Die Kameras waren ein wichtiges Element zur Prävention von Angriffen lebensmüder Rebellen. Ganz offensichtlich, hatte es aber noch anderen Nutzen. "Ganz gleich was geschehen ist, es ändert nichts an der Ehrlosigkeit seines Verhaltens." murmelte Angeal irgendwann bitter. Es nutzte nichts, den Jungen in Schutz zu nehmen. Er hatte drei Soldaten ernsthaft verletzt. Darüber gab es nichts zu diskutieren. "Natürlich nicht." pflichtete ihm Commander Heios bei. "Nur... wir sollten vielleicht auch berücksichtigen, dass ihm möglicherweise... nicht viel Auswahl geblieben war." "Man hat immer eine Wahl, sich ehrenhaft zzu verhalten." gab Angeal hart zur Antwort. Heios seufzte nur und schüttelte den Kopf. "Ich widerspreche Dir nicht. Aber ... versuch Dich einfach zu erinnern, wie es bei Dir selbst war. Ihr hattet es auch nicht immer einfach, nicht wahr?" Commander Angeal blickte fragend auf, doch anstatt einer Antwort erhielt er nur ein schmales Lächeln des Älteren. Der grauhaarige Soldat war schon so lange Ausbilder bei ShinRa... er hatte schon mehr erlebt als nur einen hitzköpfigen Rekruten, der mehr Kraft in seinem Körper hatte als gut für ihn war. "Wie bist Du mit ihm verblieben?" fragte Heios nach einer Weile. "Mit Fair? Ich habe ihn fortgeschickt. Ihm gesagt, er solle sich erst Gedanken um sein Verhalten machen, bevor er das Training fortführen könnte." "Ich verstehe." murmelte Heios und griff schließlich in eine Schublade seines Schreibtischs. "Ich habe das hier bei den Jungs konfisziert. Höchstwahrscheinlich haben sie es von Fair. Ich glaube es würde nichts schaden, wenn er es zurück bekommen würde. Beizeiten... Und nicht von mir." Einen Augenblick starrte Angeal nur auf die goldene Feder vor seinen Augen. Dann griff er auch nach ihr und steckte sie in seine Tasche. "Ich werde dafür sorgen. Und ich werde Direktor Lazard Bericht erstatten.... Danke für alles. " Und das hatte er dann auch getan. Doch der Zwischenfall war nicht so einfach beizulegen gewesen- auch nicht mit einer knappen Notiz an den Direktor. Die kurze Sequenz des Überwachungsvideos hatte jede Befürchtung bestätigt. Zack Fair hatte wohl wirklich keine echte Wahl gehabt. Denn wie verteidigte man sich schon gegen ein ganzes Rudel Rekruten, die eindeutig auf Streit aus waren? Ein Wunder, dass der Junge selbst mit einem blauen Auge davon gekommen war. Angeal hatte sich das Video wieder und wieder angesehen. Das hatte wohl auch etwas mit der eigenen Verantwortung zu tun. Letztlich war es seine Entscheidung gewesen, den Jungen gesondert zu trainieren. Ebenso wie es seine Entscheidung gewesen war, ihm diese Phönixfeder zu überlassen, die nun im grünen Licht der Reaktoren auf seinem Schreibtisch schimmerte. Commander Heios hate Recht. Er selbst hatte die Erfahrung gemacht, wie es war, anders als die Übrigen zu sein. Doch er selbst hatte sich deswegen niemals ehrlos verhalten. Nur hatte er damals Freunde gehabt... und ein Bewusstsein von Ehrgefühl, das dem Jungen noch fehlte. Das war wohl der Punkt, an dem seine weitere Ausbildung anzusetzen hatte. Anderenfalls würde das hier wohl nicht der letzt Zwischenfall gewesen sein. Seltsam nur, dass sich der Junge so wenig hatte anmerken lassen. Commander Hewley würde wohl nicht umhin kommen, den Jungen in Zukunft besser kennen zu lernen. ~ ~ ~ X "Die Regeln auf dem Schlachtfeld sind einfach. Achtet ihr nicht auf eure Deckung, seid ihr am Boden, noch ehe ihr euer Schwert gezogen habt. Wenn der Kamerad an eurem Rücken eure Angriffe nicht schützt, werdet ihr nicht überleben. Überlebt ihr nicht, wird auch er keine Chance haben. Ihr seid keine Soldaten, um Einzelkämpfer zu werden. Ihr seid 3rd Class, Fußvolk, ihr seid ShinRa's Schuld. Ihr könnt nicht davon ausgehen, allein gegen einen Angreifer zu bestehen. Vielleicht wird das niemand von euch je können. Kein Kamerad wird euch jemals Deckung geben, wenn ihr nicht bereit seid, das Gleiche für ihn zu tun. Seht euch um- wenn ihr nicht lernt eine Einheit zu bilden, werdet ihr viele Gesichter nach eurem ersten wirklichen Gefecht nicht mehr wieder sehen." Angeal hielt normalerweise nicht viel davon, Kadetten durch barsche Worte Verstand einzuprügeln. Aber in dieser Situation war es womöglich der einzige Weg. Die halbe Nacht hatte er sich wegen des Zwischenfalls um die Ohren geschlagen. Er war müde, er war schlecht gelaunt und vor allem war er noch immer wütend. Auch das war nichts, worauf ein Soldat stolz sein könnte. Allerdings glaubte er, in diesem Fall eine gewissse Berechtigung zu besitzen, ungehalten zu sein. Die jungen Soldaten standen in Reih und Glied aufgestellt auf dem Trainingsgrund. Wenn er in ihre Gesichter sah, konnte er viele Emotionen entdecken. Verwunderung, Sorge, ab und an vielleicht sogar Angst. Doch nur in einem Augenpaar fand er derartige Beschämung, wie in dem des schwarzhaarigen Soldaten am Ende der Reihe. Zumindest einer verstand einen Teil von dem was er sagte. Und in diesem Fall war es vielleicht sogar der Wichtigste, der unruhig und doch fast unmerklich das Gewicht von einem auf den anderen Fuß verlagerte. "Ihr seid SOLDIER! Ich denke ich brauche euch das Privileg nicht erklären, dass euch zu Teil wird. Ihr seid Soldaten! Kameraden! Brüder! Wendet ihr euch gegen einen von euch, so bechmutzt ihr eure eigene Ehre. Und ihr könnt euch sicher sein- ich werde der erste sein, dessen Schwert ihr zu spüren bekommen werdet, wenn ihr auf dem Schlachtfeld die Ehre der SOLDIER verratet!" Nein, es ging hier nicht darum, ein Exempel zu statuieren oder die Befehlsgewalt eines Vorgesetzten zu demonstrieren. ShinRa, SOLDIER, das alles war auch Angeals Heimat geworden. Er ehrte seine Stellung in der Armee nicht weniger als er das Ziel seines Daseins zu ehren versuchte. Nur dieses Rudel vor ihm schien nichts von dem zu sehen, zu begreifen, was es bedeutete, hier zu sein... was es bedeutete, ein Soldat zu sein. Keiner von ihnen hatte bisher durch die eigene Hand ein Leben genommen. Was hatten sie schon eine Ahnung davon, wie leer diese Welt sein konnte? Sie würden jede Unterstützung brauchen, die sie bekommen konnten, um nach einer Schlacht nicht das Ziel vor Augen zu verlieren. Wenn es nicht ihre Kameraden wären, die sie wieder aufrichteten- wer sollte es dann sein? "Die nächsten zwei Wochen wird keiner von euch eine Waffe in die Hände nehmen. Ihr werdet hier trainieren aber ich werde euch nicht eher kämpfen lassen als ihr mir nicht bewiesen habt, dass ihr als Einheit denken könnt." Ein kurzes Murmeln ging durch die Reihen. Sie verstanden die Strafe. Es hätte Commander Hewley auch gewundert, wären sie erfreut gewesen. Zack Fairs Suspendierung auf seine Kameraden zu übertragen würde dem Jungen sicher nichts bezüglich seiner Beliebtheit unter den Jungs schenken. Aber es war die einzig gerechte Lösung. Angeal hatte sich die Gesichter eingeprägt, die er in der letzten Nacht auf der Videoaufzeichnung hatte erblicken können. Viele von ihnen starrten nun auf den Boden, versuchten unbeteiligt zu wirken oder sich unter einer Maske der Disziplin zu verstecken. Es war wohl mehr Zufall als alles andere, dass es nicht ihre Fäuste waren, die einen Kameraden auf die Sanitätsstation befördert hatten. Und diejenigen, die nicht zugegen gewesen waren? Es würde ihnen nicht Unrecht tun, etwas über Kameradschaft zu lernen. Was immer sich unter den Rekruten bezüglich Zack Fair auch abspielte- es geschah mit Sicherheit nicht erst seid der letzten Nacht. Jeder von ihnen hatte diese Abmahnung verdient. Und so würden sie die Konsequenzen gemeinsam tragen, wie es eine Einheit auf dem Schlchtfeld auch zu tun hätte. " Für die nächsten vierzehn Tage werden eure privaten Zugänge zu den Missionen von mir eingeschränkt und überwacht. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sich der Trainingsplan für die kommenden Monate ändert. Ihr werdet eure Versäumnisse eben in den darauf folgenden Wochen nachholen müssen." Weiteres Gemurmel. Es war kein Geheimnis, dass ShinRa schon nach einem halben Jahr unbrauchbare SOLDIER ausmusterte. Sie hatten Angst. Das konnte man ja fast schon riechen. "Wenn nun einer von euch meint, er müsste sich für diese Behandlung gesondert bedanken, so darf er gerne vortreten und mir selbst seine Bedenken äußern." Stille. Wer hätte das gedacht? "Eines noch- wenn ich noch ein einziges Mal davon erfahre, dass einer von euch die Regeln hier verletzt, dann werden alle hier die Konsequenzen zu tragen zu haben. Verstanden, Soldaten?!" "Ja Sir!" bellte es dem Commander aus mehreren Kehlen entgegen. "Aufwärmen, 30 Runden. Dann aufstellen in Gruppen zu zwei Soldaten." "Ja Sir!" Und schon setzte sich das Rudel in Bewegung. Eine Zeit lang glitten Angeals Augen über die jungen Soldaten. Er zweifelte sicher nicht an seinen Worten- und ebenso an der Entscheidung die nötig geworden war. Zack Fair für volle zwei Wochen vollständig aus dem Training zu nehmen wäre nicht vertretbar gewesen und wäre auch vor Direktor Lazard rechtfertigungsbedürftig geworden.. Es war ein Glück, dass sich Commander Heios derart präzise ausgedrückt hatte: Kein Dienst an der Waffe. Nun, das hatte sich einrichten lassen und würde eine Lektion sein, die den jungen Hunden vielleicht einmal wirklich zu Nutzen sein würde. Noch am selben Morgen hatte die Sanitätsstation auch Commander Hewley Bericht erstattet. Die drei Verwundeten würden heute noch kein Training absolvieren können. Allerdings wäre ihre Teilnahme wohl morgen schon gewährleistet. Zack Fair hatte Angeal selbst heute morgen mit seinen Kameraden zum Training beordern lassen. Untätigkeit würde dem Jungen sicher auch nicht besser tun. Zwar trug er noch immer einen festen Verband über einem Auge, dieser schien ihn allerdings nicht sonderlich bei seinen Übungen zu behindern. Schon wieder hatte er als Erstes sein Aufwärmtraining beendet und stand nun zwar schwer atmend, jedoch kaum wirklich erschöpft am Rande des Trainingsfelds und wartete auf denjenigen Soldaten, der sich für das folgende Training zu ihm gesellen würde. Es war offensichtlich, dass der Junge den Blick des Commanders mied. Sein freies Auge war starr auf den Boden vor seinen Füßen gerichtet und die steife Haltung seiner Schultern verriet seine augenscheinliche Verkrampfung. Doch er sagte nichts, ließ sich nichts weiter anmerken. Er stand einfach nur da - ohne zu lächeln, ohne zu strahlen, wie er es sonst immer tat. Angeal hatte seine Position unter seinen Kameraden durch die heutige Ansprache sicher nicht erleichtert. Wieder eine Lektion, die der Junge zu lernen hätte. Es war nicht immer ein Privileg, vorgezogen zu werden. Aber das wusste Zack Fair mittlerweile sicher. Commander Hewley konnte in diesem Moment nicht anders als sich zu fragen, was wohl in seinem Schüler vor sich ging. Ob er verstanden hatte, dass Angeal nicht von der alleinigen Schuld des Jungen ausging? Angeal wandte den Blick zum Trainingsfeld auf dem der Rest des Rudels noch immer um den zweiten Platz rang. Es war unangebracht, sich mehr als nötig um nur einen der Soldaten zu kümmern, wenn dieser im Augenblick nicht fähig war, das Sondertraining zu absolvieren, das eine hervorgehobene Behandlung rechtfertigen würde. Letztlich hatte es doch noch ein weiterer Soldat geschafft, das Training zu beenden. Der hagere junge Mann trat zögernd vor und gesellte sich scheinbar nur unwillig zu dem wartenden Zack Fair. Es wunderte den Commander recht wenig. Auch dieses Gesicht kannte er noch aus der letzten Nacht. Umso besser. "Vortreten Soldaten." orderte er daher knapp und deutete in Richtung eines der Simulations-Hangars. "Für die anderen weitere 30 Runden!" befahl er in die Runde. Nur weil sie kein Schwert halten durften, bedeutete es nicht, dass sie sich nicht anstrengen sollten. Für die ersten zwei Rekruten hielt der Commander allerdings nicht nur Simulationsbrillen bereit. "Nebeneinander aufstellen." Zack Fair starrte noch immer lieber auf den Boden als mitnzusehen, wie der Commander einen der Chokobo-Zäume aus dem Inventar wählte und damit das Handgelenk des schwarzhaarigen Jungen mit dem seines Kameraden verband. "Ihr werdet als Team arbeiten müssen, um zu überleben. Und alleine darum geht es bei der folgenden Simulation. Ihr habt 30 Minuten um das angezeigte Gelände zu verlassen und sämtliche Wachen zu umgehen. Ich denke ich muss euch nicht mehr darauf hinweisen, dass das Eingehen eines offenen Gefechts ohne jegliche Bewaffnung mehr als unratsam wäre. Brillen aufsetzen. Simulation sStart." Bis sämtliche Soldaten die Simulation in zweier-Gruppen absolviert hatten, war es schon spätter Nachmittag. Und so entließ Commander Hewley seine erschöpfte Truppe mit nicht wirklich gebessterter Stimmung. Natürlich konnten sie 3rd Class SOLDIER Teamgeist vortäuschen, wenn sie von ihrem Vorgesetzten beobachtet wurden. Dass dies jedoch ein reichlich geschöhntes Bild der Realität war, dass war dem Commander durchaus bewusst. Nach und nach verschwanden die jungen Männer aus dem Hangar und auch Angeal räumte lediglich noch das letzte Inventar in die vorgesehenen Halterungen ehe auch er den Trainingsgrund zu verlassen gedachte. Es war das Bewusstsein zweier Augen auf seinem Rücken, die ihn letztlich dazu veranlassten, sich noch einmal zu den Kadetten umzuwenden. Dass es nun genau dieser Soldat sein sollte, der zurück geblieben war, verwunderte den Älteren wenig. Zack Fair hatte den Blick schneller gesenkt, als Angeal es erwartet hätte. Und doch war es offensichtlich, dass er zögerte, seinen aufbrechenden Kameraden zu folgen. Einen Augenblick harrte der Commander einfach nur aus, betrachtete den schmalen Jungen aus einiger Entfernung und fragte sich, ob dieser den Mut haben würde, seine Gedanken offen auszusprechen. Nur einen Wimpernschlag lang hatten sich ihre Blicke getroffen, dann hatte Zack Fair auch schon die Hand zu einem strengen Salut erhoben und sich auf dem Absatz umgewand. Es erschien Angeal fast, als würden die Schritte des Jungen hastiger werden, je näher er dem Ausgang kam. Dann war er fort und alles was Commander Hewley für den kommenden Abend blieb, war die Erinnerung an die vielen unausgesprochenen Worte, die er in den Augen des jungen Soldaten zu sehen geglaubt hatte. ~ ~ ~ XI Die Tage vergingen schleppend und liefen jeweils ungefähr gleich ab. Commander Hewley würde weitere Missionen für seine Rekruten haben und sie würden sie absolvieren, ohne Waffen, ohne Widerworte, ohne weitere Zwischenfälle. Zack Fair würde brillieren in jeder ihm aufgetragenen Arbeit und er würde den Blick seines Vorgesetzten meiden, wann immer er nur konnte. Häufig schien es so, als hätte der Junge etwas zu sagen. Aber die Stimme erhob er doch niemals. Er blieb ein wenig länger an jedem Abend, lungerte in einer Ecke des Trainingshangars herum, bis es keinen guten Grund mehr gab um zu verweilen und verschwand dann, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben. Meist würde sich sein Blick mit dem des Vorgesetzten für ein, vielleicht zwei Momente kreuzen und Angeal würde sehen können, dass das Strahlen in die tiefblauen Augen noch immer nicht zurück gekehrt war. Aber an jedem Abend ließ auch er den Jungen wortlos gehen- ohne ein Sondertraining, ohne eine Anordnung, ohne eine Frage oder Zurechtweisung. Er hätte Lob häufig verdient gehabt. Doch Angeal wollte es nicht aussprechen, ehe der Junge nicht selbst den rechten Moment gefunden hätte. Er wusste, dass Zack Fair keine Wahl gehabt hatte, sich zu verteidigen. Er wusste, dass der Soldat es bereute, es wirklich ernsthaft bereute. Man konnte es in seinem Blick sehen, in dem fehlenden Grinsen, in der Art, in der es ihm schwer zu fallen schien, Atem zu finden, wenn sich ihre Blicke nun doch einmal kreuzen sollten. Angeal war bewusst, wie viel er von Zack Fair erwartete, wenn er nun selbst schweigend darauf harrte, bis und ob der Junge den Mut haben würde, selbst auf seinen Vorgesetzten zuzugehen. Aber er würde es auch niemals derart erwarten, wäre nicht deutlich, dass dieser immer wieder selbst mit sich rang und häufig so nah daran war, seine Hemmung zu überwinden. Es wäre unfair dem Soldaten gegenüber, ihm die Entscheidung über das 'wann' zu entreißen. Es sollte ein ein Abend wie jeder andere werden, an dem Zack Fair die Schwelle übertrat. Einmal mehr war er der letzte Soldat, der sich außer dem Commander noch im Trainingshangar befand. Angeal hatte sich daran gewöhnt, die leisen Atemzüge des Schülers zu vernehmen, während er die Computerprogramme des vergangenen Tages abschloss und eine Statistik über die Erfolge der Rekruten anforderte. "Sir?..." Seine Stimme klang ein wenig gepresst und hallte leise durch den Hangar wieder. Ein schmales Lächeln überflog die Züge seines Vorgesetzen, der sich noch immer dem Computer zugewendet hielt. Na also... "Was gibt es, 3rd Class Fair?" Angeal hielt es nicht für nötig, sich sogleich umzuwenden, sondern beendete zunächst einfach die offenen Programme, bevor er seinen Blick auf den kleineren Soldaten richtete, der näher als erwartet und reichlich steif vor ihm stand und offensichtlich damit zu kämpfen hatte, den Blick nicht wieder auf den Boden zu richten. "Sir..." der Junge stockte, doch er tat es nur kurz, ehe er sich kerzengerade aufrichtete und die Schultern straffte. "Sir... sie sagten mir, ich solle wieder erschienen, wenn ... wenn ich eine Antwort hätte." Der Ältere hob eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte seine Anordnung wahrlich nicht vergessen "Und Du hast eine gefunden?" Das veranlasste den Jungen dazu, etwas unsicher sein Gewicht auf nur einen Fuß zu verlagern und seine Miene etwas unglücklich zu verziehen. "Ich hab's versucht, Sir. Ich ... Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht." murmelte er irgendwann etwas geknickt. All die Courage, mit der er anscheinend aufzutreten versucht hatte, war von seinen Schultern abgefallen. "Sprich offen Soldat." gab Angeal ruhig zurück. "Was ist Deiner Meinung nach Deine Antwort? Was ist... Ehrgefühl für Dich?" Zack Fair schüttelte kurz den Kopf- doch nicht um sein Unvermögen zu demonstrieren, sondern anscheinend um das abzuschütteln, was ihn davon abhielt zu antworten. "Es bedeutet, sich bewusst zu sein, dass es ein Privileg ist, ein Teil des Corps zu sein- ein SOLDIER sein zu dürfen. Es bedeutet, die Ideale und Regeln der SOLDIER im Herzen zu tragen und zu achten und... und niemals die eigene Stärke für eigene Kämpfe zu benutzen. Niemals... zu kämpfen, wenn es nicht für ein ehrenvolles Ziel ist. Es bedeutet, seine Gefährten zu achten... ebenso wie die eigenen Vorgesetzten. Und für die eigenen Fehler einzustehen und...." Der Junge brach ab und schüttelte erneut den Kopf. Es war offensichtlich, dass er nicht so recht weiter wusste. Aber das hätte er auch nicht gemusst. Angeal war durchaus zufrieden mit dem was er sah. Zack Fair hatte sich Gedanken gemacht, er hatte zumindest seine eigene Schuld begriffen. Aber dafür hätte er heute gar nichts sagen müssen. Dass heute war nur ein Test gewesen... ob ihm sein Ziel wichtig genug wäre, um die eigene Angst zu überwinden. Und so beendete Angeal mit steinerner Miene den Satz des Jungen für diesen: "... und es bedeutet, die Verantwortung selbst dann zu übernehmen, wenn sie möglicherweise auch bei einem Kameraden gelegen hatte. Es bedeutet, für die eigenen Ziele einzustehen... auch wenn es vielleicht ein einsamer Weg bis dahin ist." Zack Fair war gänzlich verstummt und starrte seinen Vorgesetzten nur aus großen, blauen Augen an- solange, bis dieser irgendwann die Stille durchbrach. "Ich weiß, dass es nicht Deine Absicht war, jemanden zu verletzen. und ich weiß, dass es nicht Deine Schuld war, dass es zu diesem Zwischenfall gekommen ist. Es genügt mir, dass Du Deine Verantwortung begriffen hast." Die Augen des Jüngeren wuchsen noch ein kleines Stückchen mehr... wenn das denn möglich gewesen war. "Sir..." Aber Angeal schüttelte nur den Kopf und lächelte leicht und ein wenig bekümmert. "Ich sehe auch meine eigene Verantwortung für das Vorgefallene. Ich habe ihr Verhalten vorher gesehen und dennoch nicht davon abgesehen, einen von ihnen über die Gruppe zu stellen." Wieder öffnete Zack Fair den Mund, wollte augenscheinlich protestieren, doch wieder schnitt Angeal ihm das Wort mit einer Handbewegung ab. "Ich hoffe Du hast begriffen, dass Du Deine eigene Stärke kontrollieren musst. Ich werde nicht gestatten, dass so etwas noch einmal vorfällt. Wenn Du Probleme hast, dann wende Dich an einen Vorgesetzten -wende Dich an mich. Das ist keine Bitte, Soldat." "... Ja, Sir." Angeal nickte langsam. Er konnte sich noch so gut an seine eigene Jugend in der Armee erinnern. "Es ist niemals leicht, anders zu sein, Zack Fair. Du wirst niemals allen Erwartungen gerecht werden. Aber hasse sie niemals für ihr Unverständnis. Auch sie haben ihre Position nicht frei gewählt." "... Ja, Sir." Wieder nickte Angeal langsam und musterte den jungen Mann vor sich. Es würde sicher nicht das letzte Mal sein, dass er es schwerer haben würde, als seine Kameraden. Aber er hatte auch einen weiteren Weg vor sich. "Ich erwarte Dich morgen abend um 21 Uhr vor der Trainingshalle." Es war wirklich an der Zeit dafür. "Wirklich?!" Für einen Augenblick war da wieder dieser andere Zack Fair zurück, für einen Moment blitzte das Glitzern in seinen Augen auf und sein Körper spannte sich vor überschüssiger Energie. Angeal musste fast schon wieder lächeln. Dann jedoch klappten die Schultern des Jungen fast schon zusammen und seine Stirn legte sich in unbequeme Falten. "Aber... die Suspendierung. Es ist mir nicht gestattet..." "Das weiß ich, Soldat." gab Angeal deutlich kühler zurück, nur um gleich darauf erneut in ein leichtes Lächeln zu verfallen. "Ich habe da allerdings schon eine Idee." ~ ~ ~ XII Insgeheim war Commander Hewley mehr als erleichtert darüber, dass sich sein Schüler doch noch dazu durchgerungen hatte, ihn anzusprechen. Es war schon seltsam, aber seit dem Moment, an dem er den jungen Soldaten in der Trainingshalle zurückgelassen hatte, verließ die Lippen des Commanders nur selten dieses leichte unauffällige Lächeln. Er war froh, Zack Fair nun wieder unterrichten zu können, ohne an diesen Zwischenfall und die abgewandten Augen des Jungen denken zu müssen. Nun, etwas übertrieben war das doch. Denn für Angeal war es noch immer nicht einfach, nicht über die Position dieses jungen Soldaten nachzudenken. Neben seinem Laptop lag noch immer der Datenträger mit dem Überwachungsvideo der besagten Nacht und nicht zu selten fragte sich der Ältere, ob es denn mit seiner Ansprache wirklich erledigt sein könnte. Er kannte diese Art von Rudel. Jetzt da sie eine Bestrafung für ihre Übertretungen erhalten hatten, würden sie ihren Zorn nicht noch kräftiger als zuvor an ihrem Opfer auslassen? Wieviel konnten die Worte eines Vorgesetzten daran schon ändern, wenn der Vorgesetzte nicht da wäre, wenn es darauf ankam? Zu diesem Zeitpunkt wunderte sich Angeal noch nicht darüber, sich derart häufig mit Zack Fair zu befassen. Dieser Junge war schließlich seine derzeit einzige Aufgabe. Und der Commander war es gewohnt, seine Aufgaben vollständig, gewissenhaft und erfolgreich zu absolvieren. Das bedeutete ja nicht, dass er sich nicht auch darüber freuen könnte, den quirligen Soldaten an diesem Abend wieder zu sehen. Zack Fair lungerte wohl schon eine Weile vor dem Trainingsraum herum, denn als sich der Commander letztlich um Punkt 21 Uhr dem Eingang näherte, wanderte der Junge einmal mehr etwas unruhig in einem Halbkreis auf und ab. Kaum dass er seinen Vorgesetzten jedoch erblickt hatte, nahm er Haltung an und salutierte gekonnt und exakt vor Commander Hewley. "Guten Abend Fair." lächelte Angeal nur, während er den Jungen vor sich eingehend musterte. Die Rüstungselemente der 3rd Class Uniform würde er heute wahrlich nicht benötigen. Aber das konnte er ja schlecht wissen. "Komm mit." damit wandte er sich auch schon wieder vom Eingang der Trainingshalle ab und ging den Flur hinunter. "Guten Abend Sir!" antwortete der Junge noch immer förmlich und hätte wohl um ein Haar verpasst, dass sich sein Vorgesetzter schon in Bewegung gesetzt hatte, so überrascht schien er über den unerwarteten Richtungswechsel zu sein. "Wohin...?" stammelte er nur, stolperte und eilte dann eilig dem Commander hinterher, der sich ein ernsthaftes Grinsen verkneifen musste. "Kein Training heute, Soldat." "Nein??" Auch ohne Zack Fair anzusehen, bemerkte Angeal das Entsetzen auf den Zügen des Soldaten. Seine Gefühle zu verbergen war wohl wirklich nicht dessen Stärke. "Du bist noch immer suspendiert." Es war nicht zu übersehen, wie betreten Zack Fair auf den Boden blickte. Angeal wollte es ihm eigentlich nicht mehr vorhalten. Aber dass es nicht vergessen sein könnte, dass war ihm ebenso klar. Nicht weil es noch galt, den Jungen zurecht zu weisen. Aber Regeln waren nun einmal Regeln. Doch darum ging es heute ja eigentlich wirklich nicht. "Und ich habe heute eine besondere Aufgabe für Dich." Und schon strahlte der Jüngere wieder, während er ein gespanntes "Und welche, Sir?" herausplapperte. Angeal grinste nur und sagte nichts. Es war wirklich eine Gabe, die dieser Junge besaß, dass er es vermochte, Angeal immer wieder zu einem ehrlichen Lächeln zu bewegen. Angeal führte seinen Schüler zu einem der Besprechungsräume im oberen Teil des ShinRa Gebäudes. Der Zutritt zu den höheren Stockwerken war zwar grundsätzlich Offizieren und Turks vorbehalten, aber es war später Abend und zudem Freitag, so dass Angeal bezweifelte, dass jemand fragen würde. Und wenn es jemand denn täte, so würde der Commander schlicht die Wahrheit erzählen. Der junge Soldat an Angeals Seite war ruhig, fast seltsam ruhig für sein normales Gemüt. Nur seine großen Augen wanderten aufmerksam durch die unbekannten Gänge und schienen jedes noch so kleine Detail in sich aufnehmen zu wollen. Das Konferenzzimmer selbst bot nur Platz für drei oder vier Offiziere und das nötigste Fachpersonal. Der Raum wurde nur noch selten genutzt, seit dem vertrauliche Besprechungen hauptsächlich im Zimmer des Direktors durchgeführt wurden. Aber die technische Ausstattung war auf dem neuesten Stand und bot Angeal alles, was er für die nächsten Stunden benötigen würde. "Setz Dich!" orderte er freundlich, während er den Computer in der Mitte des Konferenztisches aktivierte. Augenblicklich erhob sich aus der Tischplatte ein durchsichtiger Bildschirm auf dem sich das Logo von ShinRa aufbaute. Ohne dem Jungen mit den großen wachen Augen sonderliche Aufmerksamkeit zu schenken, wählte der Commander manuell die Ortungskarte einer Gegend in den Bergen vor Wutai auf, die ihm vor einigen Monaten zur Vorbereitung eines Einsatzes gedient hatte. Solche Ortungskarten waren für einen 3rd Class SOLDIER ganz sicher nichts Neues oder Interessantes. Dennoch konnte Angeal fast schon lächelnd beobachten, mit welcher Aufmerksamkeit sein junger Schüler die Karte augenblicklich studierte. Er stellte keine Fragen bezüglich seiner Aufgabe, erwartete nichts, sondern passte sich einfach nur schweigend der neuen Situation an. Eine schnelle Auffassungsgabe also. Für einen Soldaten ein Glücksgriff. Angeal betätigte ein weiteres Kommando so dass die Karte ihre Position wechselte und sich scheinbar in der Luft ausfaltete. Bald schwebte ein leicht durchsichtiges, dreidimensionales Abbild der Umgebung in der Luft über dem Tisch. Der Commander hatte nun alles was er benötigte. Zeit, um mit dem Unterricht zu beginnen. Daher setzte er sich gegenüber seinem Schüler auf einen der wenigen Stühle am Tisch und musterte den Jungen noch einmal. Dieser aber blickte nur etwas nervös von der Karte zu seinem Vorgesetzten und wieder zurück. Im bläulichen Licht der Simulation, von der das einzige Licht im ganzen Raum ausging, wirkten Zack Fairs Augen fast unwirklich strahlend. Natürlich war es das Mako in ihnen... aber trotzdem ein ungewöhnlich intensiver Anblick. "Gut. Gehen wir davon aus, dass sich Rebellen an diesen Stellen verborgen halten." Angeal tippte mit einer Fingerspitze in Richtung verschiedener Bereiche der Karte an denen augenblicklich kleine gelbe Punkte erschienen. "Ihre Truppenstärke ist unbekannt. Ebenso ihre Bewaffnung. Berichten nach zu urteilen befinden sich mindestens 30 Mann in dieser Gegend hier." Wieder erschien ein gelber Punkt am Fuße eines der Berge. "Dir selbst steht ein Schwadron Infanteristen zur Verfügung. Drei Second Classes und vier Ortungsdrohnen. Hubschrauber können in dem Gebiet über 700 Meter nicht landen. Ein Überflug mit dem Helikopter ist aufgrund der Ortungssysteme der Rebellen nicht ratsam. Deine Mision ist es, eine zuverlässige Einschätzung der Truppenstärke der Rebellen zu erlangen und ihre Reihen empfindlich zu schwächen. Wenn möglich sollte es keinem der Rebellen ermöglicht werden zu fliehen. Wie gehst Du vor?" Für einen guten Augenblick lang starrte der angesprochene Soldat nur mit geweiteten Augen und leicht geöffnetem Mund auf die Landkarte vor ihm. Und er tat es wohl aus gutem Grund. Die Befehligung eigener Truppen war den Offizieren vorbehalten. Vor der Einstufung als 2nd Class SOLDIER erhielt kein Soldat bei ShinRa Unterricht in Kriegsführung und schon gar nicht in Taktik und Strategie einer Angriffsführung. Diese Talente waren unter den Soldaten einfach nicht von Nöten. Die wenigsten würden jemals eine eigene Mission leiten- geschweige denn einen Teil des SOLDIER-Corps. Dennoch hatte Commander Hewley gerade einen solchen Unterricht für Zack Fair ausgesucht. Denn nach den letzten Wochen hatte zumindest er nur noch wenige Zweifel daran, dass Zack Fair einmal zu diesen Wenigen gehören würde, denen Taktik und Strategie abverlangt werden würden. Im Moment aber schien er einfach nur völlig überfordert zu sein. Starr und wie gebannt starrte er einfach nur auf die Landkarte vor sich, sagte nichts und ließ sich mit keiner Bewegung anmerken, was gerade in ihm vorging. Angeal verschränkte die Arme und beschränkte sich darauf, den Jungen einfach eine Zeit lang zu beobachten. Es wäre durchaus lehrreich zu erfahren, wie dieser Soldat mit unbekannten Situationen umging. Es brauchte jedoch nicht einmal eine Minute, dann war der schwarzhaarige Junge mit den strahlend blauen Augen von seinem Platz aufgesprungen und machte fast schon einen Satz in Richtung der Seite des Tisches. Sein ganzer Körper war von dieser plötzlichen Energie ergriffen und als er zu sprechen begann, bebte seine Stimme leicht vor Enthusiasmus. "Ich würde die Truppen aufteilen. Selbstverständlich ... den 2nd Class SOLDIERn zuteilen. Die erste Truppe würde sich hier am Hang sammeln, nachdem der Hubschrauber sie in ausreichender Entfernung abgesetzt hat. Vielleicht hier. Möglichst weit entfernt, damit die Sensoren der Gegner nicht alarmiert werden ..." schon hatte er sich über die Karte gebeugt und tippte mit schlanken Fingerspitzen ebenso wie Angeal es eben getan hatte auf die Karte, so dass an den gewünschten Stellen kleine blaue Punkte entstanden. "Sie sollten sich zu Fuß nähern. Möglichst leise und daher noch nicht in Kampfformation. Der Hang dort scheint durch das Gestrüpp ausreichend Deckung zu bieten, um kurzfristig ungesehen zu bleiben. So kann sich der Hubschrauber mit den übrigen zwei Schwadronen von Norden nähern. Ungefähr bis zu diesem Punkt. Die Truppen sollten sich spätestens hier aufteilen und nach Osten und Westen ausweichen. Der Angriff sollte simultan erfolgen. Erst wenn die Soldaten von Norden aus die ersten Rebellen ausfindig machen würden, währen die Drohnen einzusetzen. Anderenfalls laufen wir Gefahr, den Überraschungsmoment zu verlieren." Angeal ließ den Jungen erst einmal reden. Es war erstaunlich genug, dass er so schnell und plötzlich mit einer ganzen Strategie aufwartete. Er sollte wirklich Zeit bekommen, um sich zu erklären. Und das tat dieser auch- voller Begeisterung, voller Strahlen und so hastig, dass es reichlich Konzentration brauchte, ihm auch noch bei seinen eiligen Bewegungen zu folgen. "Die Truppen aus dem Norden sollten versuchen, dieses Gebiet hier einzukreisen. Also nicht vollständig. Eher ein Halbkreis. Dann ordne ich Kampfformation an. Und den Angriff, sobald die Ebene erreicht ist." Commander Hewley nickte. Doch dann erhob auch er sich, so dass der Junge wie automatisch vom Tisch zurück wich und etwas verunsichert verstummte. Angeal reagierte auf dieses Verhalten gar nicht. Er hatte nicht vor, den Soldaten hier abbrechen zu lassen. Ganz im Gegenteil. Und so winkte er den Jungen nur mit einer kurzen Handbewegung zurück an den Tisch und wandte dann seine volle Aufmerksamkeit auf die Karte vor sich. "Das Gebiet fällt nach Süden hier ab. Das gibt dem Feind einen Vorteil gegenüber deinen südlich stationierten Truppen am Hang. Wenn sie angreifen, werden die Soldaten leicht überwältigt werden." "Nicht unbedingt." Angeal blickte fast schon verwundert zu seiner Seite, an der Zack Fair nun wieder dicht an dem Tisch neben ihm stand und ebenso auf die Karte vor ihm starrte. Irgendwie hatte er nicht erwartet, dass der Junge einfach weiter sprechen würde... oder besser gesagt, dass er sich nicht von Kritik verunsichern lassen würde. Das war etwas, dass den Commander erneut zum Lächeln brachte. "Ich liege falsch, Soldat?" Augenblicklich schüttelte der Angesprochene eilig und abwehrend den Kopf. "Nein Sir! Natürlich nicht Sir! Ich meine nur..." "Nur zu, Junge!" Und schon lehnte sich der Kleinere wieder weit über den Tisch. "Das Gebiet fällt nach Süden ab. Deswegen werden wir im Norden nicht derart viele Infanteristen benötigen. Der Großteil wird im Süden stationiert. Die beiden kleineren Trupps im Norden nutzen das abfallende Land bis zur Ebene für ihren Angriff. Wir können nicht erwarten, dass sich die Rebellen auf einen offenen Kampf einlassen. Daher die Mehrzahl der Truppen im Süden. Sie stehen bereit, wenn die zurückweichenden Rebellen den Pass hier passieren." Angeal lächelte noch breiter, während er seine Handflächen auf dem Tisch abstützte. "Du willst sie ihnen in die Arme jagen, hm?" Zack Fair nickte eilig und noch immer voller überschäumender Energie. "Wenn wir die Drohnen hier, hier und hier einsetzen, sobald der Angriff startet und sie Richtung Osten und Westen in die Wälder schicken, so können wir auch versteckte Rebellen aufspüren." "Und wenn sie nicht nach Süden fliehen?" "Sie werden, wenn die nördlichen Truppen ihre Reihen nur geschlossen genug halten." "Vergiss nicht, dass es nur Infanteristen sind. Sie sind Fußkämpfe kaum gewohnt." "Jetzt war es an dem jungen Soldaten, seinen Vorgesetzten doch noch etwas unsicher zu betrachten. Es war ja auch nicht wirklich fair gewesen, ihm diese Anmerkung zuteil werden zu lassen. "Aber..." Und auf einmal war da wieder das Strahlen in seinen Augen, als Zack Fair den Kopf schüttelte und seine Augen über die Landkarte rasen ließ. "Dann greifen wir in der Dämmerung an. Die 2nd Class SOLDIER bleiben hinter den Reihen und entfachen mit Feuga Brände in den Wäldern. Das erleichtert nicht nur die Sicht, sondern wird den Anschein erwecken, als wären weitere Truppen im Angriff." "Warum nicht einfach Feuer? Das könnten sogar Infanteristen benutzen und Du müsstest die 2nds nicht von der Kampflinie nehmen. Zudem würdest Du MP sparen." Wieder schüttelte der Soldat den Kopf. "Feuga kann an mehreren Stellen gleichzeitig wirken. ShinRa verwendet Kampfroboter die jeweils mehrere Detonationen durchführen. Ein Angriff mit Feuga wird von der Ferne ähnlich wirken." "Sehr gut." Angeal nickte. Der Junge ließ sich nicht verunsichern. Und er hatte gute Ideen. Um genau zu sein, waren es sehr ähnliche Ideen, wie die, mit denen der Commander selbst vor einigen Wochen das wirkliche Gefecht gegen Wutai geführt hatte. Wirklich überraschend! Mehr als nur das... Angeal hätte es nicht einmal für möglich erachtet, dass ein derart junger Soldat eine Kampfstrategie so schnell ausarbeiten könnte. Und dazu noch eine Erfolg versprechende. Ganz gleich was der Commander von seinem Schüler erwartet hatte... es war sicher nicht eine derartige Leistung gewesen. Aber Zack Fair war noch lange nicht fertig. Mit jedem neuen Wort ging er näher ins Detail, zeigte hier hin, deutete dort hin und schien vollkommen vergessen zu haben, dass er sich direkt neben einem Vorgesetzen befand und dies hier eigentlich Unterricht und nicht ein Freizeitvergnügen war. Es war mehr als deutlich, dass Zack Fair Spaß hatte- und das anscheinend nicht weniger, als er es bei seinem Kampftraining hatte. Angeal wusste selbst nicht, warum ihn selbst diese Tatsache mehr als freute. Aber es war wohl noch immer so, dass er dem Jungen nicht gerne seine Suspendierung vor Augen führte... eine Bestrafung, die er wahrscheinlich wirklich nicht verdient hatte. Der Commander schüttelte den Kopf. Er sollte nicht vergessen, was Zack Fair getan hatte- ganz gleich, warum es geschehen war. Irgendwann hatte sich Angeal wieder gesetzt und auch Zack Fair hatte einen Platz eingenommen- dieses Mal aber direkt neben seinem Lehrer, der ihn über Ausrüstung, Bewaffnung, Materia und weitere Kampfsituationen ausfragte. Auf jede Frage folgte eine prompte Antwort, meist eine Richtige, manchmal eine verblüffend gute. Irgendwann hatte Commander Hewley eine weitere Karte aufgerufen, eine neue Ausgangssituation erklärt. Und wieder hatte Zack Fair eine Strategie entwickelt- so schnell, wie es manche Offiziere auch nach Jahren nicht konnten. Natürlich hatten seine Pläne Schwächen. Doch sie waren brauchbar, gut... zu gut für einen Schüler seines Ranges. So gut, dass Angeal sich nach einigen Sunden gegen die Lehne seines Stuhls sinken ließ und Zack Fair einfach nur noch anlächelte. "Woher hast Du diese Einfälle? Du scheinst ja gar nicht nachzudenken, bevor Du sprichst." Zack Fair stand an der gegenüberliegenden Seite des Tisches und wollte wohl gerade eine weitere Stelle auf einer Karte markieren, blieb aber nun wie erfroren stehen. "Verzeihung Sir. Ich hab schon wieder nicht nachgedacht, nicht wahr?" Angeal aber schüttelte nur den Kopf und faltete noch immer lächelnd seine Hände vor sich auf dem Tisch. "Das meine ich eigentlich nicht. Eigentlich wollte ich Dir gerade sagen, dass Deine Leistung erstaunlich ist. Wirklich erstaunlich. Ich habe Dich nur gefragt, ob Du weißt, woher Du das kannst." Zack Fairs Augen waren so groß, dass sie fast sein ganzes Gesicht einzunehmen schienen. Er lächelte nicht. Aber das taten diese großen Augen für ihn. Sie wirkten glücklich, wenngleich der Junge selbst ein wenig hilflos erschien, als er sich langsam auf einen der Stühle niederließ. "Ich weiß nicht Sir. Ich sag' einfach, was mir einfällt." "Na das dachte ich mir." Angeal lachte leise, wurde aber schnell wieder ernst. "Ich habe Deine Unterlagen erhalten. Deine Zensuren im Unterricht sind durchweg gut. Aber das hier war mehr als gut. Kannst Du mir erklären, warum Deine Lehrer nicht von so etwas berichten konnten?" Es war nicht vorwurfsvoll gemeint. Ganz im Gegenteil. Angeal genoss diesen Abend weit mehr, als dass es ein Lehrer normalerweise wohl tat. Das hier war etwas anderes als Kampftraining. Die Begeisterung des jungen Soldaten quoll förmlich aus ihm heraus. Und sie war ansteckend. Wann immer Zack Fair zu grinsen, zu strahlen begann, meinte Angeal, das Gleiche tun zu müssen. Es war etwas Anderes, als nur den herausragenden Soldaten Fair zu beobachten. Hier in diesem abgedunkelten Konferenzraum konnte Commander Hewley endlich etwas mehr von dem jungen Mann Fair erfahren. Und dass dieser nicht minder talentiert war, als er es beim Kämpfen war, das machte Angeal selbst wirklich glücklich. "Ich... langweile mich im Unterricht." "Wie bitte?!" Die überraschend leise und schüchterne Stimme des jungen Soldaten hatte den Commander reichlich überraschend aus seinen Gedanken gerissen. "Soldat, ich hoffe Dir ist bewusst, dass Deine persönlichen Vorlieben bei Deiner Ausbildung kein Maßstab sind, sich nicht anstrengen zu müssen." Zack Fair aber schüttelte schon wieder so eilig den Kopf, dass ihm mehrere Haarsträhnen über die Augen fielen, die er mit einer weiteren ungeduldigen Kopfbewegung zur Seite beförderte. "Das wollte ich nicht sagen, Sir. Ich mag jeden Unterricht hier..." gab er noch immer etwas unbequem zurück. "Aber? Warum langweilst Du Dich dann?" Zack Fair seufzte. "Es ist zu langsam. Ich kann mich nicht konzentrieren, weil es zu langsam ist. Es ist immer wieder das Gleiche, immer wieder die gleichen Fragen. Ich kenn' es einfach schon. Deswegen ... kann ich mich nicht konzentrieren. Ich weiß, dass das keine Ausrede ist." Der Junge senkte fast schon beschämt den Blick. Angeal aber musterte ihn nur eine Zeit lang schweigend. Nachdem was er bisher von Zack erlebt hatte, war diese Eröffnung eigentlich nichts, mit dem der Commander nicht hätte rechnen können. "Unterfordert, hm?" meinte er schließlich mit einem ehrlich gemeinten schmalen Lächeln. Irgendwie tat ihm der Junge ein wenig leid. Zack zuckte nur mit den Schultern und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. "Auch nicht grad angemessen, nicht wahr?" Angeal schüttelte nur den Kopf. "Mit Angemessenheit hat das nichts zu tun. Aber es sollte geändert werden." "Sir..." begann Zack und rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. "...ich will nicht..." "Keine Sonderbehandlung?" fragte Angeal mit einem erneuten Lächeln. "Ich glaube dafür ist es zu spät. Und Talent sollte nicht verschwendet werden, nicht wahr?" Es war deutlich, dass Zack Fair dieses Kompliment begriffen hatte. Trotzdem war sein Lächeln irgendwie etwas gezwungen. "Immer noch ... Probleme mit Deinen Kameraden deswegen?" Es hätte Angeal ja nicht wirklich gewundert. Aber was sollte es sonst sein, dass Zack davon abhielt, sich über eine Sonderbehandlung zu freuen? Der jüngere Soldat schüttelte den Kopf und murmelte ein "Nein, Sir.", konnte sein vorheriges kurzes Zögern aber nicht überdecken. Das konnte doch einfach nicht sein! Kaum auszudenken, was er zur Zeit durchmachen musste. "Zack?... Die Wahrheit!" Angeal hatte den Jungen gar nicht bewusst, so persönlich angesprochen. Er machte sich einfach Sorgen... wirkliche Sorgen, die ihn für den Moment die Ettikette hatten vergessen lassen. Aber wieder zögerte der Junge, senkte den Blick um dann wieder aufzublicken... und vollkommen zu erstarren. Aber es hätte die Reaktion des Soldaten nicht bedurft, um Angeal bemerken zu lassen, was sich geändert hatte. Auch wenn sich die Tür zum Raum hinter Angeals Rücken befand, wusste er ohne hinzusehen, wer gerade den Raum betreten hatte. "Ich gehe davon aus, dass Du nicht zufällig hier bist." Eine kurze Handbewegung in Richtung des Soldaten vor sich, sollte Zack Fair bedeuten, ruhig und gelassen zu bleiben. Angeal wandte sich gerade noch schnell genug um, um Genesis verschmitzt grinsen zu sehen. "Der Computer hat mir verraten in welchem Zimmer Du eingeloggt bist." Ohne ein weiteres Wort hatte sich Genesis in Bewegung gesetzt und den Raum betreten. Augenblicklich sprang Zack Fair von seinem Platz auf und salutierte dem Vorgesetzten steif und eindeutig etwas nervös. Genesis grinste nur und ließ sich gelassen auf den Platz nieder, auf dem noch eben der junge Soldat gesessen hatte. Angeal konnte nicht anders, als missbilligend die Lippen aufeinander zu pressen. "Ich hoffe, es gibt etwas Wichtiges. Ich bin mitten im Unterricht." "Ach wirklich?" Genesis lächelte noch immer, als er sich langsam und genüsslich zurücklehnte. Er machte nicht gerade den Anschein, schnell wieder gehen zu wollen. "Wir haben uns schon gefragt, wo Du steckst." Angeals Augen wanderten nur einen Augenblick zu seinem Schüler hinüber, der noch immer salutierend etwas abgedrängt in Position stand. "Rühren Soldat." meinte Angeal leise, bevor er sich wieder an seinen Freund wandte. "Wir?" "Sag mir nicht, dass Du uns vergessen hast. Commander! Also wirklich! Das ist ja nun gar nicht Deine Art!" gab Genesis in einem spielerisch entrüsteten Tonfall zurück. Angeal aber starrte ihn für einen Moment nur schweigend an. Er konnte es selbst gar nicht fassen. Er hatte sie tatsächlich vergessen! Nach all den Stunden zusammen mit seinem Schüler hatte er gar nicht mehr daran gedacht, dass heute Freitag Abend war... und dass er tatsächlich schon vor einiger Zeit zusammen mit Sephiroth und Genesis verabredet gewesen war. Und das ... das war tatsächlich rein gar nicht seine Art. "Also hatte ich Recht." grinste Genesis mit einem nicht zu übersehenden Funkeln in den Augen, bevor er sich in Richtung desjenigen umwandte, der Angeal derart abgelenkt hatte. Ein weiteres Grinsen überflog das Gesicht des anderen 1st Class SOLDIER "Ich verstehe schon.... Du kannst jetzt verschwinden, ja?" Eine kurze Handbewegung deutete Zack Fair eindeutig die Richtung zur Tür. Und der Junge hätte wohl gar nicht schneller fliehen können. "Genesis!" Angeal klang für ihn selbst überraschend hart. "Der Unterricht war noch nicht beendet. Fair. Du kannst bleiben." Der Junge aber schüttelte eilig den Kopf. "Sir, es ist in Ordnung Sir! Sie haben einen Termin. Ich... bin schon weg." Ein Seufzten glitt von Angeals Lippen ehe er Genesis einen genervten Blick zuwandte. Dann jedoch erhob er sich und wandte sich ebenfalls in Richtung der Tür. "Na gut... Ich bring Dich noch bis zum Aufzug. du brauchst meinen Aktivierungscode um ihn zu bedienen." Angeal wusste, wann es keinen Sinn machte, sich gegen Genesis Willen zu stellen. Und er wollte es auch nicht tun, wenn er selbst einen solchen Fehler begangen hatte. Wie konnte es nur geschehen, dass er einfach diesen Abend mit seinen Freunden vergaß? Aber wenn er nun den Jungen beobachtete, der vor ihm in den Aufzug stieg und schon wieder ein leichtes Grinsen auf den Lippen hatte, dann war es nicht mehr schwer zu erraten, wie das hatte geschehen können. Angeal hatte dieser Abend wirklich Vergnügen bereitet. Und das bis zum letzten Moment. Es war mehr, als dass er die Fortschritte des jungen Soldaten gerne beaufsichtigte. Er mochte ihn einfach, diesen Jungen mit dem ehrlichen Lächeln in den Augen. "Wir sehen uns morgen früh beim Training." meinte er nur noch zu den tiefblauen Augen seines Schülers. "Entschuldige wegen des abrupten Endes..." Zack aber schüttelte nur den Kopf und grinste noch etwas breiter. "Keine Ursache, Sir. Und danke... für alles!" Erst als sich der Aufzug schon geschlossen hatte, begriff Commander Hewley, dass ihm Zack auf seine letzte Frage gar keine Antwort mehr gegeben hatte. Und so war es ein eher ungutes Gefühl, das ihn umgab, als er zurück zu Genesis ging. ----------------------- Kapitel 4: ----------- XIII "Und? Was hat es mit diesem Kleinen auf sich?" hatte Genesis reichlich unverfroren gefragt, während er Angeal dabei beobachtete, wie dieser die Simulation der Berglandschaft deaktivierte. Bei jedem Anderen hätte man eine solche Frage leichtens beantworten können. Bei Genesis war das etwas anderes. Und so zögerte Angeal auch, bevor er zu sprechen begann. Genesis war anders, Genesis kümmerte sich nicht um Infanteristen oder 3rd Class SOLDIER. Wenn er eine Frage bezüglich eines Nachwuchssoldaten stellte, dann gab es einen guten Grund dafür. "Er ist mir zugeteilt. Das weißt Du." bemerkte Angeal daher einfach und kümmerte sich weiterhin um den Computer. "Es ist nicht Deine Art, etwas zu vergessen." hauchte sein Freund nur gegen Angeals Hinterkopf. Wann genau war er überhaupt dort hin gekommen? "Es tut mir leid. wenn ihr wollt..." "Kein Bedarf. Morgen vielleicht." Genesis grinste, war schon an der Tür, hob die Hand und winkte derart theatralisch, dass Angeal nicht anders als ebenfalls grinsen konnte. "Vielleicht." gab der Commander nur zum Abschied und wandte sich wieder dem Computer zu, als Genesis sich zum Gehen begab. Hatte er Zack Fair wirklich für diese kurze Unterredung fortgeschickt? Angeal schüttelte den Kopf. Zeitverschwendung. Uneffizient. Und er hatte keine Antwort mehr erhalten. Seufztend verließ er letztlich den Raum. Es war wohl wirklich ein Wunschtraum zu glauben, der Junge würde nun keine Probleme mehr mit seinen Freunden haben. Und Freunde... das war wohl wirklich das falsche Wort. Auch wenn der Abend schon weit voran geschritten war, hatte der Commander nicht die absicht, seine Pflichten schon jetzt beiseite zu lassen. Wenngleich es objektiv wohl auch nicht seine eigentliche Pflicht war, den Hauptcomputer nach sämtlichen Statistiken über Zack Fairs Unterrichtsleistungen abzufragen. Einige Tassen Tee und mehrere Stunden später hatte sich das Bild, das Angeal bisher von dem Jungen hatte, reichlich erweitert. Zack Fair war ein Bursche vom Land. Er war im üblichen Alter von 14 Jahren zur Armee nach Midgar gekommen. Aber das war auch das Einzige an ihm, das wie üblich abgelaufen war. Vermerke über hervorragende Leistungen waren schon ab seiner zweiten Trainingswoche notiert. Bei jeder Beurteilung war er weit über dem Durschnitt eingeordnet worden, Bester im Nahkampf, Bester an der Waffe, Bester im Umgang mit Angriffsmateria- die Liste ließ sich noch lange Zeit fortsetzen. Seine Leistungen im Unterricht waren zufriedenstellend. Hervorragendes Leistungsvermögen bei Prüfungen, exzellent in Belastungssituationen. Andererseits auch immer wieder Hinweise auf mangelnde Konzentration. Angeal nippte lächelnd an seinem Tee. Das kannte er ja schon. Es waren nicht die Noten, die Einstufungen und Beurteilungen, die beunruhigend wirkten. Nach dem sozialen Profil des Soldaten war Zack Fair durchwegs als freundlicher, zurückhaltender und stets höflicher Junge eingestuft worden. Sein überschwenglicher Enthusaismus hatte ihm niemals Ärger mit einem Vorgesetzten beschwert. Nur mir seinen Kameraden hatte es immer wieder Auffälligkeiten gegeben. Einer seiner Lehrer hatte sogar vermerkt, dass es dem Jungen schwer zu fallen schien, Anschluss in seiner Kompanie zu finden. Für einen Soldaten nicht gerade der beste Ausgangspunkt. Teamfähigkeit war essentiell für jeden von ihnen und konnte im Ernstfall Leben retten. Angeal bezweifelte allerdings, dass es wirklich an Zack Fair lag, dass er sein erstes Jahr bei ShinRa allein verbracht hatte. Es war wohl eher das Team, das ihn nicht haben wollte. Die Berufung zu SOLDIER erfolgte nach knapp einem Jahr. Angeal blätterte einige Seiten weiter. Infusion mit MAKO zeigte keine Auffälligkeiten. Einteilung zu Commander Hewley, Eingliederung in die Kompanie der 3rd CLASS SOLDIER, dann folgten Vermerke von Angeal selbst. Einige Notizen waren von Direktor Lazard unterzeichnet worden. Auch der Hinweis über die erfolgte Anhörung war darunter. Andere Auffälligkeiten waren nicht berichtet worden. Ein psychologisches Profil stand noch aus. Der Commander wählte die letzte Rubrik der Akte- Missionen. Wie zu erwarten war kaum ein Einsatz vermerkt. Einige kurze Einsätze als Infanterist, das war alles. Man schickte die Jungen heute nicht mehr in Gefechte. wenn sie zum Einsatz kamen, dann als Begleitung der Offiziere- starke Bewaffnung aber kein Einsatz. Das Resultat daraus war, dass die Soldaten erst nach Jahren einen echten Kampf miterlebten. Krieg bedeutete für sie häufig nichts anderes als von Hubschraubern aus auf winzige Ziele zu feuern oder die Spuren eines Einsatzes von SOLDIER-Offizieren zu beseitigen. Bei Zack Fair schien das nicht anders gewesen zu sein. Auch da gab es also noch einiges zu lernen. Zu viel wohl, um heute schon eine objektive Beurteilung über sein späteres Leistungsvermögen abgeben zu können. Commander Hewley aber blieb vorerst bei seiner Einschätzung, dem Soldaten eine große Zukunft zu prophezeien. Zumindest wenn er es schaffen würde, mit seinen Kameraden zurecht zu kommen. Angeal konnte nicht vergessen, wie bedrückt Zack Fair gewirkt hatte, als er ihm eine Sonderbehandlung im Unterricht in Aussicht gestellt hatte. Es war kein gutes Gefühl, noch in dieser Nacht zu beschließen, ihm eben diese Sonderbehandlung trotz allem zuteil werden zu lassen. Talent durfte nicht vergeudet werden. Und der Commander würde persönlich ein Auge darauf haben, dass die 3rd Class es ihm nicht zu schwer machen könnten. Soweit das eben möglich war. Angeal rieb sich die Augen und starrte auf den Alarm an seinem Laptop. Zu früh für das Training aber eigentlich eindeutig zu spät, um sich noch Gedanken um einen Schüler zu machen. Trotzdem starrte er noch eine Weile auf das Profilbild des jungen Soldaten, welches in der Dunkelheit seines Arbeitszimmers noch immer auf dem Bildschirm flackerte. - "Fair, warte! Es gibt da noch etwas zu besprechen." Die Blicke der Umstehenden waren nicht schwer zu deuten, als der Commander einmal mehr einen bestimmten Schüler nach dem morgentlichen Training zu sich berief. Und doch ließ sich auch der Angesprochene nichts anmerken, nickte nur und gab ein kräftiges "Natürlich, Sir!" von sich, während er sich mit dem Handrücken Schweiß und lose Haarsträhnen von der Stirn wischte. Angeal hatte viel darüber nachgedacht, wie und ob er es dem Jungen leichter machen könnte. Aber es war keine Option, die Sonderbehandlung vor den Anderen verbergen zu wollen. wie sollte das auch funktionieren? Und warum sollte es getan werden? Besondere Leistungen verdienten besondere Aufmerksamkeit, genauso wie ein besonderer Schüler eine exzellente Ausbildung erforderte. Er würde lernen müssen, damit umzugehen. Und es war nicht an Commander Hewley, Bedauern für die Scherereien, mit denen Zack Fair zu kämpfen hatte, zu empfinden. Dass er es dennoch tat, durfte nichts an seinen Entscheidungen ändern. Es dauerte eine Weile, bis sich der Trainingsraum geleert hatte und sämtliche 3rd Class in Richtung der Duschen und Umkleiden verschwunden waren. Angeal hatte die Zeit genutzt, um die Trainingsausrüstung zu kontrollieren und einige Leistungsvermerke im Hauptcomputer einzutragen. Erst als es nur noch Zack Fair war, der etwas unschlüssig im Trainingsraum verblieben war, wandte er sich wieder an den Soldaten. "Nach Absprache mit dem Direktor habe ich Dir einen neuen Ausbildungsplan erstellt. Ich denke es ist das Beste, wenn wir ihn kurz zusammen durchgehen." Keine Regung im Gesicht des Jüngeren, kein Anflug von Missbilligung, Besorgnis. Er nickte nur und folgte, als Commander Hewley in die Überwachungszentrale trat und einen der Bildschirme aktivierte, an dem er den Plan aufrief, den er noch in der letzten Nacht für Zack erstellt hatte. "Er ist ein wenig umfangreicher als Dein bisheriger Ausbildungsplan, aber ich denke, Du wirst damit zurecht kommen. Wie Du hier siehst, erwarte ich Dich ab jetzt an festen Abenden zu einem Einzeltraining. Bis zum Ablauf Deiner Suspendierung werden wir uns weiterhin wie am gestrigen Abend zu beschäftigen wissen. Aber ich möchte auch in Zukunft derartige Einheiten ansetzen. Zudem habe ich schon jetzt mit einem Großteil Deiner Lehrer gesprochen und sie haben mir versichert, zukünftig mehr Rücksicht auf Deine Leistungsniveau zu nehmen." Es war nicht zufällig gewesen, dass der Commander seinen Schüler gerade in diesem Moment durchdringend musterte. Und tatsächlich war das leichte Zucken in der Haltung des Soldaten durchaus bemerkbar. Einen Moment lang verhärteten sich die Züge des Jungen, dann aber nickte er nur und murmelte ein gepresstes "Danke, Sir." Angeals Stirn legte sich in besorgte Falten. Also hatte er am vorherigen Abend mit Sicherheit etwas verheimlicht. "Zudem wirst Du mir zum Ende jeder Woche Bericht erstatten. Ich ertwarte von Dir, dass Du mir genau mitteilst, wie Du mit dem neuen Plan zurecht kommst und ob die Anforderungen in jedem Fach ein angemessenes Niveau haben. Wenn der Unterricht weiterhin zu leicht für Dich ist, dann will ich es hören. ebenso, wenn Du mit den neuen Einheiten nicht zurecht kommst." Zack Fair nickte. "Ebenso erwarte ich eine umfassende Darlegung jeglicher... Zwischenfälle mit Deinen Kameraden. Und das auch, wenn diese nicht Aktenkundig werden. Ich versichere Dir, dass dies nicht zu Deinen Lasten in Deiner Akte vermerkt werden wird. Allerdings ermahne ich Dich in dieser Hinsicht ausdrücklich zu Ehrlichkeit. Es wird mir nicht verborgen bleiben, wenn Du mir Ereignisse vorenthalten willst." Und wieder lagen die Augen des Commanders mehr als prpüfend auf dem Gesicht des Kleineren. Dieses Mal war diesem das Unbehagen deutlich anzusehen. Angeal kannte ihn zumindest schon so lange, dass er das betretene Senken des Blickes, ebenso wie die leichte Gewichtsverlagerung von einem Bein auf das Andere, einordnen konnte. Hier hatte er einen Punkt getroffen. "Verstanden?" "Natürlich Sir." Noch immer kein Blickkontakt. "Na dann fang an." "Sir?" Dieses Mal ein zweifelnder Blick. Eine Augenbraue wurde leicht erhoben. Nicht unhöflich, nein, sicher nicht. Nur etwas unsicher vielleicht. "Ein Bericht, Soldat. Ich will es hören. Und zwar alles. Du bist mir letzten Abend eine Antwort schuldig geblieben." Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich, verschwanden dann aber wieder hinter dichten Wimpern, als der Soldat seinen blick abwandte. "Sir, es gibt nichts zu berichten. Es ist nichts geschehen." "Warum dann dieses Verhalten? Warum wolltest Du dann gestern vermeiden, dass Dir eine Sonderbehandlung im Unterricht gewährt wird, selbst wenn diese Deine Ausbildung fördern kann?" "Das, das wollte ich nicht! Ich fühle mich geehrt, dass sie derart viel Vertrauen in mein Können setzen! Ich wollte nicht unhöflich erscheinen, Sir! Wirklich!" "Wie oft?" "Wie oft was, Sir?" "Wie oft schon ist es vorgefallen? Wie oft hast du schon Probleme mit Deinen Kameraden bekommen, weil Du eine besondere Unterrichtung erhältst?" Und wieder einmal schienen die Augen des Jungen unnatürlich viel Platz in seinem Gesicht einzunehmen. Dann aber schüttelte er nur den Kopf. Seine Brust hob sich auffällig, als er nach Atem suchte. Dann aber begann er doch noch, eine Antwort zu geben. "Es hat nichts damit zu tun Sir. Bitte glauben sie nicht, dass ich nicht zu schätzen weiß, was sie..." Dieses Mal war es an Angeal, den Kopf zu schütteln, so dass sein Untergebener augenblicklich verstummte. Was tat er hier eigentlich? Was erhoffte er sich davon, die Wahrheit aus dem Jungen herauszupressen, wenn dieser sich so offensichtlich lieber die Zunge abbeißen würde, als zuzugeben, was ihm widerfuhr? Und hatte er es denn nicht selbst vorhergesehen, als er darüber bestimmt hatte, diesem hier eine Sonderbehandlung zuteil werden zu lassen? Von dem Rudel abgesondert zu werden, hatte eben genau diese Folgen. Angeal sollte das doch eigentlich wissen. Es änderte sich nicht dadurch, dass man einem Vorgesetzten die Wahrheit mitteilte. Ganz im Gegenteil. Nur durfte Angeal nicht vergessen, dass er niemals allein gewesen war. es waren immer zwei von ihnen gewesen, die besser, schneller... die anders gewesen waren. Wie es damals ohne Genesis verlaufen wäre, das war nur schwer zu vermuten. "Hör mir mal zu, Junge." begann der Commander schließlich, während er kurzfristig eine Hand auf der noch deutlich schmaleren Schulter des Jüngeren plazierte. "Du weißt, dass ich Dir nur befehlen müsste, mir die Wahrheit zu sagen. Auf Befehlsverweigerung folgt unehrenhafte Entlassung. Dass ist Dir hoffentlich bewusst." Zack Fair hätte gar nicht unglücklicher aussehen können, als er langsam nickte. "Ich werde Dir diesen Befehl nicht geben. Heute nicht. Aber denk nicht, dass ich deswegen akzeptieren werde, wenn Du mich gezielt anlügst." "Sir, ich..." Aber Commander Hewley schüttelte nur erneut den Kopf und verstärkte für einen Augenblick den Druck auf die Schulter seines Schülers. "Ich denke, Du hast mich verstanden. Ich will nur, dass Du weißt, dass ich das nicht aus Schikane von Dir verlange." "Sir, ich habe niemals..." "Zack. Jetzt hör mir doch einfach mal zu." Bei der Nennung seines Vornamens schreckte der Soldat regelrecht auf, so dass es dessen Vorgesetzter fast schon bereute, für einen Moment die Richtlinien außer Acht gelassen zu haben. Zumindest aber war er nun wieder verstummt. Angeal seufzte lautlos, ehe er seinen Blick auf die durchdringenden Augen des Jungen richtete. "Ich kann verstehen, dass Du Deine Kameraden nicht verraten willst. Aber glaube mir, dass es nichts Unehrenhaftes ist, Unrecht aufzuzeigen. Es gibt jede Berechtigung dafür, dass Du eben dieses Training erhältst, das ich für Dich vorgesehen habe. Also lass Dir nicht einreden, dass es unfair ist. Wenn es etwas gibt, dass Du zu berichten hast, dann komm zu mir. Sieh mal... ich selbst war nicht länger als ein Jahr Infanterist. Es ist also nicht so, als ob ich nicht verstehen würde, was es bedeutet, ein wenig.... anders zu sein." Angeal lächelte, zwinkerte und ließ die Schulter des Jungen dann gehen. Der aber blickte ihn nur lange an, hatte den Kopf etwas schief gelegt und wirkte, als könnte er nicht so recht glauben, was er hörte. "Talent ist nichts, worunter man leiden sollte. Also denk darüber nach, ob Du nicht doch mit mir reden möchtest." Zack Fair aber sagte nichts mehr, bis er entlassen wurde. Nur seine Augen sprachen für ihn, als sie noch eine lange Zeit auf dem Gesicht des Commanders ruhten und diesen intensiv musterten. ~ ~ ~ Kapitel 5: ----------- XIV Nicht einmal eine Woche verging, in der Zack Fair seinem neuen Trainingsplan folgte und doch konnte Angeal schon jetzt erkennen, wie die Ausbildung des Jungen unter seinen Augen Form annahm. Fortschritte waren schon zuvor reichlich verzeichnet worden- doch nun wirkte es beinahe, als würde der junge 3rd Class unter der Aufsicht des Commanders aufblühen. Die zusätzliche Aufmerksamkeit tat ihm sichtlich gut und auch Zacks Lehrer hatten Hewley versichert, das erhöhte Lernpensum würde sich positiv auf dessen Konzentration auswirken. Es verging kaum mehr ein Augenblick, in dem Angeal seinen Schüler nicht grinsen sah. Und meist gab es guten Grund dazu. Erst am gestrigen Abend hatte Angeal einen weiteren Bericht an Direktor Lazard gesendet, welcher für einen Unbeteiligten fast schon überschwenglich hätte wirken können. Commander Hewley aber war niemand für überschwengliche Worte oder Übertreibungen. Keine Zeile hätte er verfasst, entspräche sie nicht vollkommen der Realität. Angeal hatte sich selbst schon so sehr an die abendliche Routine der Trainingseinheiten gewöhnt, dass er fast schon vergessen hatte, dass dies alles nur als Übergangsphase geplant war. Eine Nachricht des Direktors am folgenden Abend sollte ihm dies erst wieder bewusst werden lassen. "Entschuldige, ich werde noch einige Zeit benötigen. Ein kurz angesetztes Meeting. Die Simulationen 5-1-1; 3-9-11 und 4-2-7 sind im Computer für Dich freigeschaltet. Beginne mit 5-1-1 aber nicht vor meiner Rückkehr. Viel Spaß." Der Comander hatte gerade genug Zeit, um seinem reichlich verblüfft dreinschauenden Schüler kurz auf die Schulter zu klopfen als er im Flur an ihm vorübertrat. Es war nicht seine Art, Zack Fair während eines Trainings allein zu lassen. Aber der Direktor hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass die Unterredung keinen Aufschub duldete. Nicht dass Angeal es in Erwägung gezogen hätte, einen Vorgesetzten warten zu lassen. Und so wandte er Zack Fair den Rücken zu, ohne bemerken zu können, dass das Lächeln des Jüngeren heute ein wenig bedrückter gewirkt hatte als am Abend zuvor. "Direktor?" Das Büro des Leiters der SOLDIER-Abteilung war erstaunlich leer dafür, dass die kurze Nachricht derart dringlich geklungen hatte. Lediglich der Direktor selbst brütete über seinem Computer und blickte mit einem kurzen und diskreten Lächeln auf, als Angeal eintrat. "Ah, Commander. Entschuldige für die späte Störung. Ich hoffe, ich habe Dich nicht bei etwas unterbrochen." Angeal schüttelte den Kopf und registrierte einmal mehr die seltsame Art, in der der Direktor ihn anzusprechen beliebte. Seit dem Lazard an die Spitze des SOLDIER-Corps gesetzt worden war, dutzte er seine 1st Class SOLDIER und nannte sie dennoch gleichzeitig bei ihrem Rang. Es wollte noch immer nicht richtig in den Ohren des schwarzhaarigen Soldaten klingen. Aber es hätte ihm fern gelegen, diese Eigenart zu hinterfragen. "Gehe ich richtig in der Annahme, dass ein Angriff dieses Treffen nötig machte? Sind es die Rebellen aus Wutai?" Es wäre nicht überraschend gewesen. Fast vier Fünftel aller Missionen hatten Angeal bisher nach Wutai geführt. Schon zu viele Jahre wütete der Konflikt zwischen ShinRa und den ursprünglichen Bewohnern der Gebirgskette. Dieses Mal aber war es an dem Direktor, zu verneinen. "Die Lage in Wutai ist unverändert. Es ist dieses Mal der Osten in dem es Probleme gibt." "Der Osten?" Angeal blickte reichlich verwundert in Richtung Lazards, welcher sich erhoben hatte, um einen der großen Bildschirme an der hinteren Wand zu aktivieren. Noch niemals hatte es Angriffe im Osten gegeben. In der Gebirgskette der östlichen Inseln gab es kaum mehr als ein paar vereinzelte Dörfer und jede Menge Schnee und Eis. Die Menschen dort schöpften ihren gesamten Reichtum aus den Einnahmen, die ShinRa ihnen für die Abschöpfung aus den Mako-Reaktoren als Entschädigung zahlte. Es gab keinen Grund für sie, sich gegen die Cooperation zu stellen. "Oh, kein Angriff, Commander. Es ist vielmehr ein technisches Problem. Einer unserer Rekatoren auf der südlichen Insel meldet einen Riss in der inneren Schale. Es hat eine seltsame Reaktion mit der Außenwelt gegeben. Anscheinend strömen zur Zeit ettliche Monster aus dem Reaktor. Uns fehlen zuverlässige Informationen über die Ursache dieser... Abnormalität. Aber wir brauchen jemanden, der die Lage sichert, bis unsere Wissenschaftler eine Erklärung finden und der Riss geschlossen werden kann. Im Moment sind sowohl die Bewohner des angrenzenden Dorfes als auch unser Personal in akuter Gefahr. Wir haben dort selbst keinerlei ausgebildete Sicherheitskräfte die auf einen solchen Fall vorbereitet wären." Ein entschuldigendes Lächeln wanderte über das Gesicht des jungen Direktors während dieser die Gläser seiner Brille putzte. "Nicht wirklich eine Aufgabe für einen SOLDIER Deines Ranges. Unter anderen Umständen würde ich Dich auch nicht schicken, aber jegliche unserer jüngeren 2nd Classes sind mit General Sephiroth in Wutai und seit dem auch der Großteil der Offiziere in die Berge entsandt werden musste... sind unsere Mittel begrenzt. Ich kann im Augenblick niemanden aus Wutai abziehen. Seit gestern Nachmittag sichert Commander Rhapsodos das Gebiet um den Reaktor. Aber ich muss ihn wieder nach Wutai versetzen- er kennt die derzeitige Situation dort. Du solltest ihn morgen früh ablösen. Entschuldige bitte, dass ich Dich mit einer derartigen ... Lapalie belästige." Angeal legte seine Stirn für einen Moment in Falten und verschränkte die Arme. Wenn es sich lediglich um ein paar Monster handelte, so war dies wohl tatsächlich eine Spur zu einfach für einen First Class SOLDIER. Es wäre ihm jedoch nie eingefallen, dies als Grund zu nehmen, um einer solchen Aufgabe nicht ebenso viel Ernst zu widmen, wie jedem anderen Gefecht. Es war eine logische Entscheidung des Direktors, ihn zu schicken. Erstaunlich nur, dass die Lage in Wutai derart angespannt zu sein schien... und dass man ihn dennoch hier behalten hatte um die jungen Hunde auszubilden. Wirklich erstaunlich. Der Bildschirm an der Wand zeigte bald einen Grundriss des Reaktors und einen Lageplan des angrenzenden Dorfes. Unerheblich, wie einfach diese Mission auch war- die Dorfbewohner dort waren in Gefahr. Angeal würde noch in dieser Nacht aufbrechen. Es brauchte nicht lange, bis der Commander alle notwendigen Daten erhalten hatte und die Transportsabteilung für den folgenden Transfer informiert worden war. Angeal war schon in seinen Gemächern angelangt, als er den Direkor für eine letzte Sache noch kontaktierte. "Direktor? Erbitte die Erlaubnis, einige der 3rd Classes auf die Mission mitzunehmen. Es wird sicherlich lehrreich für sie sein. Und nach den uns zur Verfügung stehenden Informationen sollten sie der Situation gewachsen sein." Kaum eine Stunde später hatten sich die neun von Angeal ausgewählten Rekruten in voller Rüstung im Abflughangar eingefunden. Jeder von ihnen war von ihrem Ausbilder mit Bedacht gewählt worden. Nur die Besten dieses Jahrgangs waren in Frage gekommen. Angeal hatte ihre Daten oft studiert. Es war ein Leichtes gewesen, ihre Namen in kurzer Zeit zu nennen. In jedem Gesicht konnte der Commander eine andere Emotion lesen. Nervosität, Unruhe, einige wirkten aufgrund der späten Stunde sogar etwas unausgeschlafen. Dass sie glücklich über ihre Erwählung waren, das konnte man jedem von ihnen ansehen. Keiner jedoch grinste derart breit und glücklich wie es der etwas kleinere Soldat direkt vor Angeal tat. Zack Fair war nicht einmal anzusehen, dass er bis eben noch im Simulationshangar gekämpft hatte. Enthusiastisch wie ein junger Jagdhund betrachtete er seinen Ausbilder und schien nur auf einen winzigen Befehl zu warten, um geradewegs auf einen Feind zuzustürmen. Angeal konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen als auch er den Transporthubschrauber bestieg. Dass er dem Jungen mit dieser Mission mehr als nur eine Freude bereitete, war irgendwie ein gutes Gefühl. "Mir ist bewusst, dass dies eure erste Mission an den Schwertern ist. Ich erwarte Disziplin von euch- schnellers Handeln und überlegte Angriffe. Keine Waghalsigkeiten, keine Dummheiten, kein unnötiges Heldentum, verstanden? Ihr dürft es als Bestätigung eurer bisherigen Leistungen sehen, dass ihr mich heute Abend begleitet- nicht mehr, nicht weniger. Ich erwarte solide Leistungen. Ihr habt gelernt, Befehle entgegen zu nehmen, jetzt werdet ihr lernen, sie in der Praxis umzusetzen. Es ist ein Unterschied, ob man von dreihundert Metern Entfernung Salven auf einen Gegner abgibt, oder ob man ihn mit dem eigenen Schwert zu Boden streckt. Es ist ein Unterschied, ob man eine Simulation mit der Klinge zerteilt oder einem Angreifer den Todesstoß schenkt. Ihr werdet das schnell genug begreifen. Kämpft hart und behaltet die obersten Maxime im Blick: Stolz und Ehre! Ihr seid SOLDIER! Vergesst das in keinem Moment." Angeals Augen wanderten über die Jungs vor ihm und blieben ohne es zu wollen an einem blauen Augenpaar hängen, welches den Blick des Commanders stark und unermüdlich erwiderte. Zack Fair lächelte wissend. Für ihn waren diese Worte längst nichts Unbekanntes mehr. Es gab keinen Zweifel daran, dass er darauf brannte zu beweisen, was er gelernt hatte. "Und etwas noch- Ich werde ein Auge auf euch haben! Ich werde eure Fehler registrieren, aber auch euer Können. Wenn einer von euch es schafft, mich in den nächsten Tagen von seinen Leistungen zu überzeugen, so wird er mich auch auf meine folgende Mission begleiten- unter der Vorraussetzung, dass diese seinen Fähigkeiten entspricht. Also strengt euch an, Soldaten! Und nun zum Inhalt unserer Mission..." Der Commander aktivierte ein Programm und schon erschien auch auf dem Bildschirm am vorderen Ende der Passagierkabine der Grundriss des Reaktors. Während er seine Instruktionen gab, musterte Angeal seine 3rd Class SOLDIER aufmerksam. In jedem einzelnen Gesicht stand die Überzeugung geschrieben, eben derjenige zu sein, von dem ihr Commander eben gesprochen hatte. Und wieder war es das Gesicht des jüngsten der Rekruten, das am hellsten strahlte. Ob er begriff, dass gerade an ihn die höchsten Erwartungen geknüpft waren? Angeal wandte den Blick und widmete sich dem Bildschirm und den Erläuterungen. Er würde jedem Soldaten eine absolut faire Chance geben. Hätte er nur einen Moment länger seine Schüler im Auge behalten, so hätte er wohl unweigerlich bemerken müssen, wie sich der Blick eben jenes schwarzhaarigen Soldaten verdunkelte, als sein Sitznachbahr ihm eine eindeutige Drohung zuflüsterte. Es war nach Mitternacht, dass der Hubschrauber auf einem schneebedeckten Hügel in der Nähe des Dorfes seine Mannschaft absetzte. Der Wind war hier derart kalt, dass eine Landung für mehr als einige Minuten unmöglich gewesen wäre. Anderenfalls drohten die Rotierblätter der Maschine zu schnell zu vereisen. So blies der sich entfernde Hubschrauber eine eisige Wolke aufstäubenden Schnees in die Rücken des kleinen Soldatentrupps, der sich in Richtung der schäbigen Hütten durch die kniehohen Verwehungen aus festgefrorenen Schneeflocken kämpfte. Der Vorsteher der kaum wirklich als Dorf zu bezeichnenden Hüttengruppe war freundlich genug gewesen, den ShinRa Trupps die mehr oder weniger winddichte Stadthalle als Unterkunft zur Verfügung zu stellen- eine kreisrunde Hütte etwas abseits der übrigen Bauwerke, die außer ein paar Stühlen keinerlei Einrichtung besaß und deren Pforten sich von einem verängstigten Alten erst nach mehrmaligem beharrlichen Klopfen öffneten. Angeal hatte wahrlich keinen Grund zur Klage. Diese spärliche Unterkunft war weit komfortabler als viele andere Plätze an denen er die Nacht verbacht hatte. Nur wunderte es ihn wenig, dass Genesis hier nicht zu verbleiben gedachte. Es könnte durchaus sein, dass er die Nacht durchkämpfen würde- nur um nicht auf einem derart unbequemen Boden zu nächtigen. Sicherlich war Genesis es selbst gewesen, der die Notwendigkeit seines sofortigen Abzugs nach Wutai vor dem Direktor betont hatte. Das würde ihm ähnlich sehen... Angeal grinste vergnügt, als er einen Teil der Ausrüstung im Nachtlager von seinen Schultern ablegte. Es würde gut tun, den alten Freund in einem Gefecht wieder zu sehen. "Entfacht ein Feuer im Kamin, kontrolliert eure Ausrüstung und dann legt euch zur Ruhe. Mit der morgigen Dämmerung beginnt euer Einsatz. Einer von euch wird an der Tür Wache halten, also teilt eure Wachzeiten ein. Ich werde im Reaktor nach der Lage sehen. Keiner von euch verlässt dieses Gebäude, bevor er den Befehl dazu erhält, verstanden?" "Verstanden, Sir!" hallte es aus neun Kehlen, als Angeal ein letztes Mal die Gurte seiner Rüstung festzog und sich zur Tür begab. Nur für einen Moment zog er das breite Schwert aus der Halterung und legte seine Stirn gegen das kühle Metall. "Stolz und Ehre." raunten seine Lippen unhörbar wie schon so viele Male zuvor. Dann ergriff er ein Langschwert aus dem mitgeführten Equipment und plazierte auch dieses an der Halterung auf seinem Rücken als er in Nacht und Wind hinaustrat um dem nächsten Kampf entgegen zu treten. Ein einzelnes blaues Augenpaar folgte ihm noch sehnsüchtig, bis sich die Tür wieder schloss und Kälte den 1st Class SOLDIER umfing. "Du kommst spät." lachte sein alter Freund schon aus der Ferne und teilte mit seiner Klinge ein schlangenartiges Monster entzwei. "Bist Du etwa alt geworden in Midgar?" Auch Angeal lachte als er mit einer ruckartigen Bewegung Tropfen grünlicher Flüssigkeit von seinem Schwert abfallen ließ und zu Genesis aufschloss. "Ich hatte wohl zu lange Ferien mit den Rekruten, als dass ich noch mit Dir mithalten könnte." "Das konntest Du doch noch nie." "Ich verstehe schon Du Held! Deswegen hat Lazard ja auch mich geschickt, um Dich abzulösen. Bist wohl alleine nicht hier klar gekommen, was?" Angeal schwang sein Schwert und wieder fiel eine der Kreaturen leblos auf den Boden des Flures, welcher schon glitschig war aufgrund der vielen grünlich scheinenden Flüssigkeit, welche wie Blut aus den gefallenen Wesen quoll. Es war eine wahre Freude endlich wieder kämpfen zu können! Eine besonders aussichtsreiche Lage war die Vorliegende dennoch nicht. Am ende des Flures befand sich der Zugang zu den Reaktoren aus denen mit zufälliger Kontinuität Monster das austretende Mako bevölkerten. Sie waren weder stark noch wendig noch derart zahlreich, dass es ein harter Kampf gewesen wäre. Doch ihr ständiges Erscheinen machte einen endgültigen Sieg unmöglich. In den Räumen nahe des Ausgangs arbeiteten Wissenschaftler unermüdlich an einer Lösung, den Spalt in Reaktor drei möglichst schnell zu schließen. Dies aber schien mit einigen Problemen verbunden zu sein. Angeal kümmerte sich nicht um solche Schwierigkeiten. Es war nicht sein Belang und er wäre keine Hilfe in solchen Fragen. Seine Aufgabe war klar wenn auch auf die Dauer undankbar. Ein Streich mit seinem Schwert und der nächste Gegner fiel zu Boden. Es war wahrlich ein perfekter Trainingsgrund für die 3rd Classes. Sie würden zwar einige Mühe mehr mit diesen Kreaturen haben, aber sie würden etwas lernen und an Stärke gewinnen. Wenn denn bis morgen früh keine Lösung gefunden worden wäre. Genesis ließ sich nur widerwillig dazu überreden, für den Rest der Nacht abgelöst zu werden und bei den 3rd Class Soldaten bis zum nächsten Morgen etwas Ruhe vor seinem Aufbruch nach Wutai zu suchen. Es lag an dem unbequemen Lager. Davon war zumindest Angeal überzeugt, als er mit einem Grinsen zurückblieb nachdem er es letztlich doch geschafft hatte, seinem Freund Vernunft einzureden. Vielleicht war Genesis aber auch nur gegangen weil er müde davon war, sich Angeals Gerede über Vernunft und die Notwendigkeit einiger Stunden Schlaf anzuhören. Die Stunden erschienen wie eine einzige Unendlichkeit, während Angeal auf den kommenden Morgen wartete. Es gab keinen Moment um zu ruhen, keinen Augenblick um zu Schlafen. Zu viele Monster klafften aus dem Spalt des Reaktors, dessen Größe Angeal bald mit eigenen Augen hatte erblicken können. Irgendwann hatte er sich direkt in Reaktorraum 3 postiert um die herabfallenden Kreaturen entzwei zu spalten, noch ehe diese den Boden berühren konnten. Dennoch war es langweilige Arbeit, einfach und fast schon im Schlaf zu bewältigen. Aber eben nur fast. Es waren erst die hallenden Schritte hinter ihm, die den nahenden Morgen ankündigten. "Du bist zu früh." grinste Angeal erleichtert über das Ende seiner endlosen Langweile. Ein Surren ertönte, als auch Genesis seine Klinge zog und sie auf die nahenden Gegner richtete. "Ich habe dich wohl einfach vermisst." Ein Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als das grüne Blut eines Gegners über seinen Handschuh rann. "Deine Welpen haben mir keine Ruhe gelassen. Sie wollten unbedingt schon jetzt ausgeführt werden. Hast sie wohl nicht Stubenrein bekommen." "Sicher. Daran muss es liegen." Angeal lachte rau und wandte den Blick in Richtung der Tür. "Na wo sind sie denn dann jetzt? Hast Du sie unterwegs verloren?" "Oh sie müssten gleich kommen. Zumindest acht von ihnen." "Acht?" Angeal hatte sein Schwert für einen Augenblick gesenkt und blickte Genesis mehr als verwundert an. "Was soll das heißen?" "Dass sich einer von ihnen wohl etwas verspäten wird. Ich habe ihn gerade erst unter die Dusche geschickt." "Du hast was?! Genesis, dass hier ist nicht eine von Deinen Amüsierbetr..." "Oh sicher nicht." unterbrach ihn der andere 1st Class und wurde für einen Augenblick beinahe so etwas wie ernst. "Es gab da einen Zwischenfall. Deswegen bin ich auch früher hierher gekommen. Es geht um Deinen kleinen Welpen. Ich dachte, es interessiert Dich." Wieder war da dieses seltsame feine Lächeln auf Genesis Lippen, das Angeal nicht so recht als etwas anderes sehen konnte als ein amüsierter Gesichtsausdruck. Das aber war im Moment wohl Angeals letzte Sorge. "Was willst Du damit sagen?! Geht es um Zack?! Zack Fair? Was ist jetzt schon wieder passiert?" "Schon wieder?" Genesis hob eine Augenbraue. "Das dachte ich mir fast." Immernoch dieses feine Lächeln. "Ich hab ihn nach der Wachablösung vor der Hütte gefunden. War ziemlich außer sich der Junge. Ich schätze sie haben ihm seine eigenen Potion verabreicht, denn mehr als ein paar blaue Flecken waren nicht zu sehen. Es musste aber wohl kurz vorher passiert sein. Er konnte nicht einmal richtig aufstehen. Wie gesagt- war ziemlich aufgebracht. Hat nur immer wieder gesagt, Du dürftest es nicht erfahren. Tja... deswegen bin ich natürlich sofort zu Dir gekommen." Dieses Mal war das Grinsen des alten Freundes um einiges deutlicher. Hätte Angeal nicht gerade andere Gedanken zu bewältigen, er hätte wohl meinen müssen, dass Genesis seine Freude daran hatte, diese Nachricht zu überbringen. "Wer?!..." Die Stimme des Schwarzhaarigen war ein einziges Grollen als er sein Schwert unbarmherzig in einen Gegner bohrte. Zu viele Informationen... und dazu noch immer die Tatsache, dass er nicht fassen konnte, dass so etwas noch immer geschah. Direkt unter seinen Augen! Genesis aber zuckte nur die Schultern. "Keine Ahnung. Er war allein da draußen. Vielleicht war es nur einer von ihnen, vielleicht alle. Ich bin erst zur Wachablösung am Morgen gekommen. Hab die Nacht lieber beim Bürgermeister verbracht. Der hatte noch ein ordentliches Zimme..." "Genesis!!" Angeal brüllte fast während er Gegner um Gegner zu Boden fällte. Das Blut pochte laut und heiß gegen seine Schläfen. Er konnte es nicht fassen. Direkt unter seinen Augen! Auf einer Mission! Was um alles in der Welt hatte sie es wagen lassen, Zack Fair noch einmal anzufassen! Ausgerechnet hier! Die Tatsache ihrer Missionszugehörigkeit grenzte die Zahl der potentiellen Täter auf acht ein. Aber das machte es nicht besser, nicht ungeschehen. Eine weitere Kreatur wurde entzwei gespalten, so dass grüne Flüssigkeit gegen Angeals linke Gesichtshälfte spritzte. Er wischte sie mit dem Handrücken fort, als wäre es Wasser. "Wo ist er jetzt?!" "Ich sag doch, ich hab ihn duschen geschickt. Seine Haare haben nach Urin gestunken, als hätte jemand..." Genesis zuckte mit den Schultern und köpfte eine Schlange. "Na ja, da er es wohl kaum selbst getan hat, denke ich, dass genau das der Fall war. Niemand will so rumlaufen. Also habe ich ihn unter die Dusche geschickt. Aber keine Sorge. Er wird sich sicher nicht lange Zeit lassen." Angeal hatte sein Schwert gesenkt und starrte Genesis einfach nur noch fassungslos an. Zu viele Gedanken, zu viel aufsteigender Zorn war in ihm aufgestaut, als dass er hätte damit umgehen können. Und so formte sich nur ein einziger klarer Gedanke in seinem Kopf- wie konnte Genesis so unbekümmert sein? Wie konnte es ihn scheinbar so wenig kümmern, was geschehen war? Und wie hatte er, Angeal, es nur dazu kommen lassen können? Es war gerade dieser Augenblick, dass weitere Schritte im Gang hallten und acht der Rekruten mit erhobenen Schwertern um die Ecke preschten. "Halt!" bellte Angeal und hob eine Hand, während er mit der Anderen den vorerst letzten Gegner zu Boden brachte. Das Blut kochte in seinen Adern und er hätte wohl lieber jeden seiner verfluchten Schüler für diese Ungerechtigkeit zu Boden gestreckt anstatt sie hier in ihren ersten wirklichen Nahkampf zu schicken. Dass er dies nicht tun konnte, war ihm jedoch ebenso bewusst. Vielleicht ist es nur einer von ihnen, vielleicht alle. Gut... dass es nicht nur ein einziger gewesen sein konnte war klar. Zack war stärker als jeder von ihnen. Er hätte es mit zwei, drei von ihnen leicht aufnehmen können. Es waren nicht nur ein paar gewesen. Dennoch- Sie befanden sich in einem Gefecht- unabhängig davon, ob es für ihn nun ein lächerlich leichtes war oder nicht. Ein Offizier hatte Professionalität zu beweisen, hatte Sanktionen und Untersuchungen auf einen angemessenen Zeitpunkt zu verlagern. Und doch war er nicht sicher, ob er nicht zu wütend war, um einfach nur zu unterrichten und so gerecht zu bleiben, wie er es zu bleiben hatte. So hatte der Commander den Angreifern und Rekruten den Rücken gekehrt, noch ehe diese den offensichtlichen Zorn in seinen Augen hätten bemerken können. "Commander Rhapsodos wird euch einweisen. Entehrt mich gefälligst nicht, bis ich zurück bin." Und so eilte Angeal den Flur entlang in Richtung Ausgang um zu erfahren, was genau geschehen war und wen es galt, einen Kopf kürzer zu machen. Dieses Mal würde ihm Zack die Antwort nicht schuldig bleiben. - Wie vermutet blitzte die tief stehende Sonne noch kaum über die Gletscher der umliegenden Berge als Commander Hewley in die Kälte hinaus trat. Sein Atem bildete kleine Wolken vor seinem Gesicht und er hätte sich wohl einmal mehr gefragt, warum den SOLDIER der ShinRa Cooperation keine der Kälte angemessenen Uniformen zur Verfügung standen, wenn er denn im Augenblick so etwas wie Kälte hätte empfinden können. Derzeit glühte Angeals ganzes Bewusstsein derart vor Zorn, dass ihm die zwangsläufige Abkühlung des Aufenthalts im Freien fast schon gelegen kam. Es war schwer einen einzigen Gedanken zu fassen, der nicht aus Wut bestand. Auch wenn er seine Glieder aufgrund des nächtlichen Einsatzes mittlerweile deutlich spürte, meinte er, augenblicklich umkehren und einen Gegner entzweischlagen zu müssen, um seiner Wut Ausdruck zu verleihen. Er konnte es einfach nicht fassen- diese jungen Hunde wagten es unter seinem Kommando gegen die Regeln zu verstoßen! Sie wagten es noch einmal Hand an einen Kameraden zu legen, nachdem er derart deutlich klar gemacht hatte, wie wenig ein solches Verhalten toleriert werden würde! Aber nicht nur das- Angeal konnte sich ein ehrloseres Verhalten kaum vorstellen. Er war ihr Mitstreiter! Ihr Verbündeter! Sollten stolz darauf sein, neben einem Talent wie Zack Fair zu dienen, anstatt... Er hatte ja viel zu lange schon tatenlos zugesehen. Er hätte härter durchgreifen müssen. Von Anfang an! Aber hatte er Zack Fair nicht auch ausdrücklich aufgetragen, ihm über jeden Zwischenfall zu unterrichten? Gut, möglicherweise war dies der erste Übergriff seit Commander Hewleys Anordnung. Aber selbst wenn dieser unwahrscheinliche Fall den Gegebenheiten entsprechen würde, so waren Genesis' Erzählungen eindeutig gewesen: Zack Fair hatte darum gebeten, es seinem Commander zu verheimlichen! Angeals Zähne knirrschten unangenehm unter dem Zorn des Soldaten. Was genau hatten seine Lehreinheiten bei solchen Schülern eigentlich geholfen? Der First Class SOLDIER musste nicht den vollständigen Weg bis zur Stadthalle zurücklegen um sein Ziel zu erreichen. Auf halber Strecke schon kam ihm ein offensichtlich aufgebrachter Soldat entgegengerannt, welcher sich noch im Laufen darum bemühte, die Gurte seiner Schulterrüstung zu fixieren. Schon aus einiger Entfernung war ersichtlich, wie schlecht gelaunt der junge Rekrut sein musste- sein sonst so strahlendes Gesicht war von Wut gezeichnet und immer wieder brüllte er eindeutige Ausdrücke wenn ihm wiedereinmal die Gurte im Rennen durch die Finger glitten und er seine Arbeit von Vorne beginnen musste. Seinen Vorgesetzten aber bemerkte er gerade erst, als er schon um ein Haar mit ihm kollidiert war. "Langsam, Soldat." orderte der Commander, strich sein besudeltes Schwert auf dem unberührten Schnee ab und fixierte es mit einer leichtfertigen Bewegung über dem breiten Schwert auf seinem Rücken. Zack Fair stolperte gerade noch einen Schritt durch den kniehohen Schnee, blieb dann abrupt stehen und starrte mit geweiteten Augen auf den Offizier, bevor er sich eilig aufrichtete und streng salutierte. Sein Blick jedoch blieb hart und unnahbar auf dem Gesicht des Vorgesetzten hängen- ein Umstand, der Angeal durchaus überraschte. Auch Commander Hewley nahm sich Zeit um den Soldaten zu mustern, um zu bemerken, dass dessen Haare nass und zerzaust und seine Schultergurte schlecht verschnallt waren. Er bemerkte die blauen Flecken an den Armen des Jungen, von denen Genesis erzählt hatte, sofort. Es wäre eher verwunderlich, wenn der bedeckte Teil seines Körpers in besserem Zustand gewesen wäre. Unweigerlich formte sich in Angeal die Frage, wie viele Heiltränke man dem Soldaten wohl hatte verabreichen müssen, um ihn wieder in diesen Zustand zu bekommen. Pech nur für die Angreifer, dass selbst Potion nicht die letzten Anzeichen einer Verletzung verdecken konnte. Ein Tropfen Wasser rann von einer Haarsträhne des Soldaten und bahnte sich einen Weg über dessen bleiche Nase von wo aus er auf bläuliche Lippen kullerte und dort hängen blieb. Zack Fair aber verharrte in seinem starren Salut. Keine Regung in seinen Augen hätte ihn verraten können... oder vielmehr seine Kameraden. Angeals Mundwinkel zuckten. Er war wütend, er war enttäuscht. Er hatte dem Jungen aufgetragen, ihm Bericht zu erstatten, doch dieser zog es noch immer vor, rein gar nichts zu sagen. Und doch hatte er nicht die Absicht, Zack jetzt zur Rede zu stellen. Nicht, bevor er ihm nicht die ausdrückliche Gelegenheit zur Äußerung gegeben hätte... und nicht, bis er nicht selbst wusste, was er dem Junge genau sagen wollte. "Wenn Du mit dieser Ausrüstung in den Kampf gehst, verlierst Du sie nach dem ersten Schlag." knurrte der Commander daher stattdessen und zog mit einem kräftigen Ruck die Schultergurte des jüngeren Soldaten fest, so dass dieser leicht zusammenzuckte. Und doch blieb er stumm und in seinem Salut. Nur seine blauen Augen waren jetzt hinter dichten Wimpern verborgen. "Verzeihung... Sir. Ich wollte es so eben richten." presste Zack aus bleichen Lippen hervor. Seine Stimme bebte leicht, doch es klang eher nach unterdrückter Wut als nach einem Resultat seiner offensichtlichen Unterkühlung. Wirklich aufmerksam von Genesis, den Jungen duschen zu schicken, wenn die einzige derartige Einrichtung in diesem Dorf aus einer Tonne voller halbgefrorenen Wasser hinter ihrer Schlafhütte bestand. Angeal überlegte mehr als nur einen Moment lang, ob er den Jungen nicht einfach postwendend zurück in das Quartier schicken sollte. In einem Normalfall würde er keinen seiner Untergebenen in einem derartigen Zustand in ein Gefecht ziehen lassen, wenn es nicht nötig war. Und hier war es eindeutig nicht erforderlich, noch einen 3rd Class im Reaktor zu haben. Aber es würde bedeuten, denjenigen für ein Verhalten zu bestrafen, das ihm selbst am wenigsten vorzuwerfen war. Angeal wusste doch genau, wie sehr der schwarzhaarige Soldat auf diesen Kampf brannte. Doch Zack Fair schwieg noch immer. Sein Commander würde ihn ganz sicher nicht in den Kampf schicken, ehe er nicht die Wahrheit kannte. "Zack? Hast Du mir nicht etwas zu sagen?" Angeal bemühte sich wirklich, seinen Zorn nicht zu sehr an seinem Gegenüber auszulassen. Ihm war die Unehrenhaftigkeit nicht vorzuwerfen. Ihm nicht... Vielleicht hatte er den Soldaten deswegen einmal mehr persönlich angesprochen. Damit es diesem leichter fallen würde. Der junge 3rd Class SOLDIER senkte letztlich seine Hand und ließ sie etwas verkrampft neben seinem Körper baumeln, während er seinen Blick wieder hob. "Verzeihung Sir. Ich habe mich verspätet. Ich... bitte um Verzeihung, Sir!" Der Vorgesetzte presste seine Lippen aufeinander, bevor er sich wieder den Augen des Schützlings widmete. "Und Dein Grund für die Verspätung?" Noch immer bemühte er sich um einen nicht zu harten Tonfall. "Sir... ich...." Zack Fair schüttelte den Kopf, straffte seine Schultern und hob seinen Blick. Seine blauen Augen waren hart, sicher. Es lag eine Stärke in ihnen, die Angeal bisher nicht hatte sehen können. "Ich hatte Probleme mit meiner Ausrüstung, Sir. Ich bitte um Verzeihung." "Wie viele Potion befinden sich in Deinem Inventar? Jeder Soldat wurde vor der Abreise mit zehn ausgestattet. Wie viele finden sich in Deinem Inventar?" Angeals Augen hatten sich verengt. Er war ungeduldig geworden und der Zorn auf diese Situation war nicht verschwunden. "Sir?" Der Junge trat von einem Fuß auf den Anderen. Die Sicherheit in seinen Augen war verschwunden. "Wie viele, Zack?" begann Angeal ein letztes Mal mit aufgezwungener Ruhe. Es war doch nicht seine Schuld. Nein, es war mit Sicherheit nicht einfach, das Geschehene zuzugeben. Und doch würde er es tun... "Zehn Sir." Die Wimpern des Rekruten zitterten über dessen Augen. Seine Stimme aber war sicher. "Soldat! Dein Vorgesetzter fragt Dich nach der korrekten Anzahl! Ist das die Antwort, die Du ihm geben willst?" Die Stimme des Älteren war bedrohlich kalt geworden, so hart, dass Zack unwillkürlich zusammenzuckte. Aber Angeal konnte es nicht fassen. Er hatte dem Jungen genug Zeit gegeben, um zu antworten. Eine Lüge würde er garantiert nicht akzeptieren. "Du wirst mir jetzt sagen, was geschehen ist, Du wirst mir Namen nennen und Du wirst es jetzt sofort tun! Oder soll ich Dich erst auffordern, mir Dein Ausrüstungsinventar zu zeigen?! Das ist ein Befehl, Soldat!" Es war nicht Angeals Art, einen Untergebenen anzubrüllen. Es war nicht seine Art, Schwächere zu bestrafen. Aber Zack würde auch in dieser Situation lernen müssen, zu tun, was man von ihm verlangte. Der Angesprochene hatte nur einen winzigen Schritt zurück gemacht. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Doch mit keiner Regung seiner Mimik verriet er, falls er sich hatte einschüchtern lassen. Nur seine Augen sprachen für ihn, als sie dem Blick des Älteren nicht mehr stand halten konnten. Eine kurze Zeit verging, in der Zack lediglich stumm auf den vereißten Boden vor sich starrte. Dann erst begann er zu sprechen. "Tripe, Harson, Yenn, Jones,... Harley, ...Michelson..." Angeal unterdrückte ein Seufzten. So viele von ihnen? "... Jeffrey... und Carter,... Sir." Zack hatte seinen Blick gehoben und als er den seines Vorgesetzten traf, waren seine Augen voller Wut. "Und es sind drei, Sir. Drei Potion in meinem Inventar. ... Verzeihung, Sir." Für einen Augenblick wusste Commander Hewley wahrlich nicht mehr, wie er zu reagieren hatte. Acht seiner Soldaten hatten dies getan. Acht gegen einen einzigen von ihnen. Und jeder von ihnen hatte die Nerven gehabt, es auch noch auf einer Mission unter seinem Kommando zu tun. Jeder von ihnen war ihm an diesem Morgen unter die Augen getreten, als wäre nichts geschehen. Und Zack Fair wollte sie auch noch decken! Angeal rang tatsächlich mit den Worten, als er nach einer Antwort suchte. Natürlich konnte er von Zack nun verlangen, ihm die Einzelheiten zu schildern. Aber im Endeffekt hatte dies Zeit bis zu der offiziellen Untersuchung nach Ende der Mission. Und deren Ende war in diesem Augenblick um einiges näher gerückt. Schließlich nickte Angeal nur. "Ich verstehe.... Komm!" "Sir?..." Aber Angeal war schon an seinem Schüler vorbeigetreten und kämpfte sich in Richtung der Unterkunft durch den Schnee. "Sir?... Was haben sie vor?..." Zack Fair klang nervös, unsicher... und doch konnte der Commander nach kurzer Zeit auch die Schritte des Jüngeren hinter sich im Schnee vernehmen. "In der Unterkunft befindet sich ein Funkgerät. Ich werde die Missionsverwaltung kontaktieren und einen weiteren Hubschrauber für die 3rd Class SOLDIER beordern. Bis zu dessen Ankunft wirst Du dort warten, während ich Deine... Kameraden... abhole. Eure Mission ist hiermit beendet." "Was?!" Die Stimme des Jungen war mehr als nur aufgebracht, als er abrupt stehen blieb. "Sir! Das können sie doch nicht..." dann jedoch verstummte er. Gerade rechtzeitig noch. "Was kann ich nicht, Soldat?" knurrte Commander Hewley, als er sich zu seinem Schüler wandte. "Diese Mission war eine Anerkennung für die Leistungen herausragender 3rd Class SOLDIER. Willst Du mir sagen, dass einer der genannten Namen es verdient hat, hier zu stehen? Und was Dich betrifft... ich kann keinen Soldaten gebrauchen, der vor Kälte wahrscheinlich nicht einmal mehr sein Schwert halten kann." "Sir! Das ist nicht fair!! Ich kann kämpfen!" Zorn floss aus der gepressten Stimme des Soldaten als dieser seinen Vorgesetzten anfunkelte. Ein Verhalten, das Angeal unter keinen anderen Umständen je zugelassen hätte. In diesem Fall aber würde eine harsche Belehrung genügen. Man konnte ihm nicht verübeln, dass er wütend war. Es war die logische Konsequenz. "Ruhe Soldat! Sofort!" knurrte der Commander so dass Zack tatsächlich augenblicklich verstummte und betroffen seinen Kopf senkte. "Verzeihung, Sir. Es war nicht meine Absicht, unangemessen zu reagieren." murmelte er nur noch und begann, zu seinem Vorgesetzten aufzuschließen. Dieser schüttelte langsam den Kopf und wartete, bis Zack auf seiner Höhe angelangt war. Es war nicht seine Absicht, den einzigen seiner Soldaten zu bestrafen, der Ehrgefühl zu besitzen schien. Aber es war die logische Entscheidung. Und in einer Mission hatte Fairness nun einmal einfach nichts zu suchen. "Zack, Ich tue das nicht, um Dich zu bestrafen." meinte Angeal schließlich, als auch er sich wieder in Bewegung setzte. "Es wird eine andere Mission für Dich kommen. Aber ich trage hier die Verantwortung." Die Augen des Jüngeren waren groß und verwundert als sie den Commander von der Seite betrachteten. Angeal konnte nicht sagen, ob Zack es akzeptierte. Zumindest schien er zu verstehen. Und darauf kam es an. Der Knall der Explosion erreichte die beiden Soldaten nur kurz vor der folgenden Schockwelle. Keine Zeit sich umzusehen, keine Zeit um nachzudenken. Nur für eine Reaktion war Gelegenheit. Angeal hatte seinen Schüler gerade noch zu Boden gerissen, als ihn die Welle erreichte. Die Druckwelle preschte über den Rücken des Soldaten hinweg und presste ihm die Luft aus den Lungen. Einen Augenblick herrschte nur unendlicher Lärm in seinen Ohren, dann wurde alles still. Angeal kannte das taube Gefühl nach einer Explosion, kannte die Stille und das Fehlen jedes Schmerzes. Dennoch brauchte es, bis er sich wieder auf die eigenen Beine richten konnte. Ein keuchendes Husten durchdrang seinen Körper, doch er konnte sich selbst noch nicht hören. Die Welt war still und bewegte sich wie in Zeitlupe, jemand unter ihm bewegte sich wie in Zeitlupe. Angeal streckte seine Hand aus und packte den jungen Rekruten am Oberarm, um ihm auf die Füße zu helfen. "Steh auf! Bist Du verletzt?" brüllte der Commander gegen den ohrenbetäubenden Lärm, den er nicht hören konnte und von dem er doch wusste, dass er vorhanden war. Seine eigene Stimme hörte er nur von weiter Ferne. Wieder tanzten ihm schwarze Flecken vor den Augen. Zack Fair starrte ihn nur an, seine Beine wollten ihn noch nicht halten, so dass Angeal ihn hart an einer Schulterpanzerung packte und leicht schüttelte. "Zack! Konzentrier Dich!!" Die Stimme klang noch immer metallisch, doch er konnte sie jetzt wieder hören. Ebenso wie den Klang einer weiteren kleinen Expolision, wie das Bersten von altem Holz und das knisternde Züngeln frischer Flammen. Commander Hewley hielt den strauchelnden Soldaten noch immer, als er sich umwandte und mit der Rechten das schlanke Langschwert aus seiner Halterung zog. Das Bild des Dorfes hatte sich schlagartig geändert. Hütten standen in Feuer, verschreckte, schreiende Dorfbewohner rannten umher, überall Brocken rußgeschwärzten Betons. Doch es war der Reaktor, der den Blick des Soldaten gefesselt hielt. Wo noch eben drei hügelförmige Türme gestanden hatten, war nun hauptsächlich ein geschwärztes Skelett aus Stahl und Eisen verblieben, das sich verrenkt dem Himmel empor räkelte. Reaktorturm 3 war bis auf das Außengerüst komplett eingebrochen, Turm 1 schien intakt zu sein, an Turm 2 hatte sich ein breiter Riss gebildet. Der Druck des aufströmenden Mako musste zu hoch geworden sein. "Sir! Ihre Schulter! Sir!" Zack Fairs Stimme klang noch immer hohl und metallisch, doch sie brachte den Soldaten dazu, die eigene Schulter zu betrachten. Das Metall der Schulterpanzerung musste durch die Explosion aufgebrochen sein. Nun bohrte es sich tief in seinen Schultermuskel. Angeal hatte es gar nicht bemerkt. Erst der Anblick des austretenden Blutes brachte die Empfindung von Schmerz wie eine Welle über ihn. Der Schock über den Aufprall musste es unterdrückt haben. Nicht ungewöhnlich für den Commander, nicht ungewöhnlich für eine solche Situation. Kurzerhand öffnete er den forderen Verschluss des defekten Rüstungsteils und befreite sich von dem nutzlos gewordenen Stück Metall. Besser jetzt, bevor eine reale Empfindung zurück kommen würde. "Den Rückengurt! Kannst Du ihn mit Deiner Klinge über der Halterung durchtrennen? Nur die linke Seite!" Zack Fair starrte seinen Vorgesetzten mit großen Augen an, doch tat letztlich wie ihm befohlen, so dass die zerborstene Schulterpanzerung klappernd zu Boden fiel. Angeal schnallte den rechten Gurt enger, versuchte so die fehlende Halterung für das Buster Sword auf seinem Rücken auszugleichen, und setzte sich in Bewegung. "Vorwärts! Wir müssen die Anderen finden!" Der Schnee schmolz schon unter ihren Füßen, als sie in Richtung des rauchenden Reaktors rannten. Commander Hewley nahm noch im Lauf eine Hi-Potion zu sich und drückte eine andere dem jüngeren Soldaten in die Hand- als Ausgleich für die, die er in der letzten Nacht verloren hatte. Von dem kurzen Blick, den Angeal seinem Schüler hatte zuwerfen können, hatte der Soldat erkennen können, dass der 3rd Class SOLDIER unverletzt zu sein schien. Es war ein Glück gewesen, dass er den zuerst zu Boden hatte werfen können und ihm so durch den eigenen Rücken die Wucht der Schockwelle hatte ersparen können. Jetzt wirkte der Soldat mit dem rabenschwarzen Haar lediglich angespannt und konzentriert, als er mit gezogenem Schwert neben seinem Vorgesetzten vorran preschte. Sie hatten den Reaktor fast erreicht, als ein weiteres Grollen sie zum Anhalten zwang. Kein Beton, kein Feuer, keine Explosion. Es war das Dröhnen unzähliger Schritte in ihre Richtung, welche den Commander dazu bewog, innezuhalten und sein Schwert auszurichten. Zack Fair reagierte schnell und tat es dem Vorgesetzten gleich. Und doch zitterte seine Klinge, als sich das Entstandende offenbarte. Aus der kraterförmigen Öffnung des zerborstenen Reaktors drangen dutzende Kreaturen. Sie krochen über das Stahlgerüst hinab, fielen teilweise wie Steine in die Tiefe. Unzählige von ihnen schienen sich gerade erst dort zu bilden... und die ersten hatten das Haupttor erreicht. Die schief in den Angeln hängenden Türflügel konnten sie nicht halten und so brach eine Welle von abartig geformten Wesen hinaus ins Freie und in Richtung der beiden Soldaten. Noch zehn Sekunden bis zum Aufprall... Fünf... "Blitzga!" Die erste Reihe der Monster fiel leblos zu Boden als sie der Zauber des First Class SOLDIER erreichte. Doch die Reihe würde schnell wieder gefüllt werden. "An meinen Rücken! Gib mir Deckung und bleib dicht bei mir! Blitzga!" Die nächste Reihe fiel, noch ehe Fair seinen Platz eingenommen hatte. "Bleib ruhig. Der Aufprall wird gleich unangenehm, ich kann sie nicht ewig mit Materia zurückhalten. Schau einfach, dass Du auf den Beinen bleibst und übernimm die auf Deiner Seite! Bleib auf den Beinen!" In einer solchen Situation zu straucheln hätte das sichere Ende bedeutet. Zu viele Tatzen die einen einzelnen Körper zertrampeln könnten. "Ja, Sir!" eine sichere Stimme. Dass die Nervosität in ihr mitschwang war verständlich. Der hochgewachsene Soldat konnte die Feinde länger als erwartet fern halten. Doch irgendwann waren genügend von ihnen aus den Toren hinausgebrochen, so dass sie die Seiten erreicht hatten, an denen selbst die Streuwirkung von Blitzga nicht mehr wirken konnte. Der erste Schlag seiner Klinge beförderte ein halbes Dutzend von Monstern in die Rachen ihrer Gefolgstiere. Ein weiterer Moment verging, ehe Angeal auch in seinem Rücken das Geräusch einer durch die Luft surrenden Klinge vernahm. Sie hatten also auch Zack erreicht. Einen Moment wehrte Angeal die Angreifer lediglich mit seinem Schwert ab, warf sie mit einer starken Materia zurück und verabreichte sich immer wieder eine Dosis Äther. Es war zu einer altbekannten Routine für ein Gefecht geworden. Nicht ihre Stärke war beunruhigend. Nur die Anzahl. Die endlose Menge der Viecher, die unaufhörlich aus den zerborstenen Pforten des Reaktorgebäudes drang. "Wir müssen da rein und die Anderen raus holen! Bleib an meinem Rücken und renn nur, wenn ich es auch tue! Nach meinem nächsten Angriff folgst Du mir, wenn ich stehen bleibe, bist Du wieder hinter mir!" "Verstanden, Sir!" "Feuga!" Hitze prallte auch in Angeals Gesicht, als er die Gegner vor sich zu Staub verbrannte. Dann eilte er vorwärts, schnell genug um ein gutes Stück Raum zu gewinnen und doch so bedacht, dass er einen Schatten von Zacks Bewegungen nie aus den Augenwinkeln verlor. Dann folgte der nächste Angriff, den Angeal mit seinem Schwert abwehrte. Welle um Welle kämpfte sich der Offizier so vorwärts, bis beide Soldaten die Reaktorpforte durchschritten hatten. Ab hier wurde es weit schwieriger. Andere Materia als Eisga einzusetzen, war bei den instabilen Reaktoren zu riskant und Eisga half hier kaum weiter um die Gegner zurück zu drängen. So kamen sie nur schrittweise vorwärts. Ein, zwei Tritte nachdem eine Reihe von Gegnern mit der Klinge niedergemetzelt wurde. Zumindest aber waren die Gänge hier so eng, dass Angeal alle Angreifer auf einmal stoppen konnte und Zack so mit weit weniger Gegnern fertig werden musste. "Pass auf wo Du hintrittst!" Der Boden war bedeckt von grünlicher Flüssigkeit, von zerborstenen Wänden und zerteilten Monstern. Bei jedem Schritt drohte man zu straucheln. Mehrere Male hatte Angeal versucht, Genesis oder die 3rd Class SOLDIER anzufunken, doch das Mako verhinderte jeden Funkkontakt. Die Labortür hinter der nächsten Biegung war längst zu Boden gerissen worden. Die stationierten Wissenschaftler waren fort- ob tot oder geflohen, konnte man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Nur die angefressenen Überreste einer einzigen menschlichen Leiche fand Commander Hewley unter einem Armaturenbrett, nachdem er ein Monster gegen die nächste Wand geschleudert hatte. Ein kurzer Griff, dann hatte er den Mitarbeiterausweis des Toten von dessen Kleidung gerissen und eingesteckt- zur späteren Identifizierung. Auch dies war im Krieg zur Routine geworden. Eine weitere Biegung im Flur brachte die Soldaten in Richtung der Reaktorräume. Von dort strömten die Monster in weit größerer Anzahl entgegen- so dicht, dass sie sich teilweise gegenseitig in den Gängen zertrampelten. Doch noch ein anderes Geräusch als das von Krallen und Zähnen drang von dort herüber. Kehlige Schreie zerschnittener Monster, deren letztes Fauchen in einem erstickten Gurgeln ihrer eigenen Lunge erstarb. Dann ein gebrüllter Befehl, ein Zauber. "Genesis!" First Class SOLDIER Genesis Rhapsodos war nicht ohne Grund Schwadronscommander des SOLDIER-Corps. Man sagte von ihm, er könne ein Dutzend Soldaten mit einem einzigen Streich seiner Klinge niedermetzeln. Und Angeal wäre dumm gewesen, solche Gerüchte abzutun. Denn er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Nein, Genesis war niemand, um den man sich im Gefecht Sorgen machen musste. Und doch war Commander Hewley erleichtert, als er die Stimme seines alten Freundes vernahm. Sorgen waren etwas Irrationales. Bis zum heutigen Tage hatte Angeal nicht gelernt, sie vollständig zurückzulassen. Die letzten Meter bis zu den Shotten der Reaktorräume waren ein harter Kampf, doch als er leztlich bestritten war, musste Angeal ernüchtert feststellen, dass sein Weg an diesem Punkt ein jähes Ende nahm. Wo sich noch vor wenigen Stunden der Eingang zu Reaktorraum 3 befand, versperrten nun Beton und Schotter den Zugang zu dem eingestürzten Reaktor. Angeal gab nur ein genervtes Knurren von sich und wandte sich mit dem Rücken zu dem Schotterhaufen, um die Gegner abzuwehren, die durch die zerbrochene Decke herabfielen. Auch dort oben war kein Zugang zu erwarten - die Monster regneten direkt aus dem Reaktor-krater selbst heraus. Selbst wenn man von dem höchsten Punkt der Trümmer Reaktorraum 3 noch betreten könnte, würde zumindest der 3rd Class SOLDIER die Barriere kaum zu überwinden wissen, ohne dabei von den herabfallenden Kreaturen zerteilt zu werden. Ihn hier allein zu lassen... war angesichts der Massen an Angreifern auch keine vernünftige Option. "Hier geht es nicht weiter. Untersuch die Trümmer und sieh, ob Du sie beiseite schaffen kannst." orderte der ältere Soldat und widmete sich wieder dem Kampf. "Ja Sir!" die Stimme des jungen Rekruten klang angespannt, doch Angeal konnte augenblicklich hören, wie sich einiges Geröll hinter ihm bewegte. Und doch verging nicht lange Zeit, bis Zack erneut zögernd zu sprechen begann. "Sir... Es tut mir leid. Ohne Materia geht es nicht." "Und die können wir nicht benutzen. Sonst fliegt uns hier noch das ganze Gebäude in die Luft." Angeal seufzte und zerteilte ein weiteres Monster, ehe er sich zu seinem Schüler umwandte. Ein kurzer Moment blieb nur, doch lange genug, um den Jungen seit Beginn des Kampfes einmal wirklich anzusehen. Es war offensichtlich, dass Zack mit dieser Situation hart zu kämpfen hatte. Sein sonst so entspannter Gesichtsausdruck war mehr als nur angestrengt, Schweiß und Dreck klebten in seiner Stirn, die Überreste der Monster hatten seine Uniform ebenso besudelt wie die des Commanders. "Sir... es tut mir leid. Ich schaffe das nicht ohne Materia." keuchte der junge Soldat erneut und bemühte sich noch immer, einen Betonbrocken mit seinen Händen aus dem Weg zu schaffen. "Schon gut. Das hab' ich auch nicht erwartet. Ist in Ordnung. Hör auf." "Aber die Anderen sind noch..." Mehr als nur Sorge sprach aus den Augen des Jungen, als er den Blick in Richtung des versperrten Weges wandte. "Und wir werden sie da raus holen. Ruhe bewahren. Wir finden einen anderen Weg." Zack Fair nickte, schluckte, nickte erneut und erhob sein Schwert vom Boden. Erst jetzt da Angeal ihn für einen Augenblick betrachtete, erinnerte er sich daran, wie jung und unerfahren Zack doch war. Es war seine erste wirkliche Mission. Kaum verwunderlich, dass er überfordert war. Und er schlug sich gut! Keinen Kratzer konnte Angeal am Körper des Soldaten erkennen. "Du schlägst Dich sehr gut. Weiter so! Und jetzt komm. Vielleicht können wir über Reaktorraum 2 zu ihnen durchdringen." Angeal nahm sich fest vor, die Leistung seines Schülers angemessen zu würdigen, wenn sie erst einmal hier heraus waren. Für den Moment musste es genügen, ihm durch knappe Worte etwas Bestätigung zuzuteilen. "Danke... Sir! Natürlich, Sir!" Angeal lächelte als er erneut zum Schlag ausholte. Tatsächlich klang die Stimme des Anderen ein klein wenig fester als zuvor. Die Reaktoren 1, 2 und 3 lagen direkt nebeneinander am Westhang der Gebirgskette, wobei Reaktor 2 die Mitte zwischen dem Zerstörten und dem noch Intakten bildete. Die Reaktorräume 2 und 3 lagen folglich direkt nebeneinander im Gebäude. Vielleicht war die Wand ja dünn genug, um sie zu durchbrechen... vielleicht war sie durch die Explosion ja schon zerstört, vielleicht.... Zu viele solcher Gedanken preschten durch Commander Hewleys Kopf als er sich den Weg zum nächsten Durchgang freischlug. Es war nicht die Art eines Soldaten, zu besorgt um Kameraden oder Gefolgschaft zu sein. Bei der derzeitigen Situation... war Sorge möglicherweise aber angebracht. Immer wieder kam es vor, dass er die Stimme des kaum ein Jahr älteren Commanders durch die Wand vernahm, als dieser einmal wieder einen Zauber herausbrüllte. "Verdammter Idiot." murmelte Angeal nur. Genesis würde es noch schaffen, dass alle hier unter einem riesigen Schutthaufen begraben würden. Doch wenn er den Namen seines Freundes durch die Wand brüllte, erreichte ihn keine Antwort. Die Situation wurde kaum besser, als sie den Eingang zu Reaktorraum 2 durchschritten. Kaum hatte sich die Pforte geöffnet, strömten unzählige weitere Monster in den Gang hinaus und drohten die beiden Soldaten zu überrennen. Angeal wurde an die gegenüberliegende Wand gepresst und hatte gerade noch Zeit, um Zack an einer Schulter zu packen und auf den Beinen zu halten, während er mit der anderen Hand zum Hieb ausholte. "Warte... warte..." ein weiterer Schlag, dann tat sich eine Lücke auf. "Los jetzt!" Es war kaum verwunderlich, dass die Monster mit derartiger Stärke gegen die Pforten gedrückt hatten. Denn im Inneren des Reaktorraumes herrschte eine derartige Hitze, dass es schwer war, zu atem zu kommen. Nur wenige Kreaturen drangen derzeit aus dem großen Spalt, der sich auch an diesem Turm gebildet hatte- das verschaffte etwas Zeit. Zeit, die dringend nötig war, um in dieser Umgebung einen klaren Gedanken zu fassen. Das Labor, das sich in diesem Raum befand, war fast vollständig erhalten geblieben. Kein gutes Zeichen. Es bedeutete, dass die Wände zu Raum 1 fest und stabil waren und warscheinlich jeder Erschütterung stand halten würden. "Zack! Sieh Dich um, such nach Schwachstellen in der Wand. Irgendetwas, das uns helfen könnte." Auch die Stimme des Commanders war durch die erdrückende Hitze angeschlagen. Hätte er davon ausgehen müssen, dass eine solche Situation auf sie wartete, so hätte er die Ausrüstung der Soldaten besser angepasst. "Feuga!" "Warte!!" Der Flammenbefehl von eben war aus unmittelbarer Nähe gekommen. Genesis musste sich direkt hinter dieser Wand befinden. "Genesis?!" Angeal schlug mit seinem Schwert gegen einen Metallpfeiler an der Wand, so dass ein lautes Dröhnen ertönte. Das schöne Schwert... "Verdammt, ja! Wird aber auch Zeit!" Eine Welle der Erleichterung floss Commander Hewleys Rücken entlang. "Der Zugang zu Reaktorraum 3 ist versperrt." "Hab ich schon gemerkt. Tritt zurück, ich hab's gleich!" "Genesis! wenn Du hier drin Materia..." "Feuga!" "Zack! In Deckung!" Angeal konnte gerade noch rechtzeitig zurückweichen, um nicht von der plötzlichen Explosion erfasst zu werden. Ein Wimpernschlag, dann klaffte ein rußiges Loch in der Wand vor ihm. Und dahinter.... "Genesis.." First Class SOLDIER Rhapsodos war offensichtlich erleichtert über das Nachgeben der Wand, strich sich jedoch schon wieder mit einem Lächeln den Schmutz von der Stirn. Angeal nickte ihm zu und konnte doch seine Augen nicht für lange Zeit auf ihm lassen. Zack Fair war neben seinen Commander getreten, wirkte unverletzt- eine Sorge weniger. Doch das nächste Problem tat sich hinter dem Offizier im roten Mantel auf- Angeal begriff nun die Ursache der unbegreiflichen Hitze. Denn die Überreste von Reaktorraum 3 standen fast vollständig in Flammen. "Raus mit euch!! Aber plötzlich!" bellte Angeals Freund, doch dieser konnte den anderen Commander nur fassungslos anstarren. "Und Du benützt Feuga- da drin?" "Keine andere Wahl. Alles andere wäre noch dämlicher gewesen." knurrte der Angesprochene und schubste einen jüngeren Soldaten durch das Loch in der Wand. "Vorwärts hab ich gesagt!" Wahrscheinlich hatte Genesis sogar Recht mit dem was er sagte. Er war kein Idiot. Eisga und Blitzga konnten Beton nichts anhaben. Seismos wäre dem Selbstmord noch näher gekommen. Dunkelzauber, Zustandszauber, Graviga... das alles hätte tatsächlich keinen Sinn gehabt. Angeal erfasste ein weiterer Schauer der Erleichterung als einer seiner 3rd Class SOLDIER rußbedeckt durch das Loch in der Wand stolperte. "Genesis, ...wie viele?" "Ich hab hier fünf. Eine Leiche haben wir gefunden. Die Anderen... keine Ahnung. Wir hatten wenig Zeit um zu suchen. Hinter Dir!" Angeal wirbelte herum und wollte einen Gegner zerteilen, doch musste er erstaunt feststellen, dass dieser schon getroffen am Boden lag. Zack Fair verpasste dem Viech gerade den Todesstoß. Für einen winzigen Augenblick war das Feuer und die Monster um den Commander verschwunden und er lächelte einfach nur reichlich stolz. So hatte er es dem Jungen beigebracht! Der Moment dauerte jedoch verhältnismäßig kurz an. Nur sechs von acht. Einer sicher gefallen... und bei den Flammen da drin. "Verdammter Mist!" so war das nicht geplant gewesen! Er hatte die Jungs auf diese Mission geschickt! Er! Und nun hatte er zwei von ihnen auf dem Gewissen. Nach und nach stolperten die anderen Rekruten hustend und keuchend durch die Öffnung in der Wand. Einer von ihnen musste gestützt werden, ein anderer verabreichte sich gerade selbst eine Ration Potion. Aber es war nicht die Zeit um jetzt über Verluste nachzudenken. "Wir müssen hier raus! Reaktor 2 hat schon einen Riss. Alles hier kann jeden Moment zusammenstürzen. Genesis, geh Du nach vorne, Ich übernehme die Nachhut." Genesis nickte bissig und brachte sein Schwert in Verteidigungshaltung. Angeal bemerkte die Blicke wohl, die ihm von den anderen Rekruten und vor allem von Zack Fair zugeworfen wurden- Wollte er denn nicht nach den vermissten Soldaten suchen lassen? Wollte er sie denn einfach so zurück lassen? Nein, Angeal wollte nicht. Und er hatte auch nicht vor, sie einfach so zurück zu lassen. Aber das Leben von sechs 3rd Class SOLDIER war zu retten. Er konnte sie unmöglich hier in Gefahr belassen, um nach zwei wahrscheinlich schon gefallenen Soldaten zu suchen. Der Rückweg würde beschwerlich genug werden, denn nun hatten sie die Gegner im Rücken und nicht mehr vor sich. Wenn die Jüngeren in Sicherheit wären, könnte er zurückkehren. "Vorwärts!" bellte Angeal und riss sich selbst so aus den bitteren Gedanken. Und doch... setzte sich niemand vor ihm in Bewegung. Es brauchte einen Augenblick bis Commander Hewley begriff, warum die Männer vor sich keinen Schritt taten. Sie alle starrten nur nach oben dem Reaktor entgegen. Bis auch Angeal den Blick hob. "...Was..?!" Bei Odins neun Schwertern- was zur Hölle geschah dort oben an Reaktor 2? "Nicht schon wieder!" zischte Genesis verbissen und trat entschlossen auf den Reaktor zu. "Angeal!! Schnell! Ich könnte hier Hilfe gebrauchen!" Das war nun wirklich beunruhigend. Genesis gebrauchte niemals Hilfe! Doch angesichts dessen, was sich etwa fünfzig Fuß über ihnen abspielte, schien wohl auch der sonst so selbstsichere Commander zur Vernunft gekommen zu sein. Zunächst hatte Angeal geglaubt, der grün glühende Spalt in Reaktor zwei habe sich von innen verschlossen, denn es drangen seit geraumer Zeit keine Monster mehr aus ihm heraus. Doch dann bemerkte er die Bewegung, die Kralle, die sich aus dem Innersten nach draußen wand und durch ihre Größe jeden grünen Glanz verdeckte. Einer Kralle folgten zwei weitere und bald hatte sich eine ganze Tatze nach außen geräckelt- so groß, dass sie selbst ein virtel der höhe des Reaktorturms erreicht. "Das ist bei Nummer 3 auch geschehen. Das war die Ursache!" Genesis machte einen Satz vorwärts und befand sich im nächsten Augenblick auf dem Sprung in Richtung des Spaltes selbst. "Ihr bleibt zurück! Bildet einen Halbkreis um den Reaktor. Verteidigt euch und bleibt zusammen!!!" wandte sich der schwarzhaarige Commander an die nervösen Rekruten. Dann war auch Angeal auf dem Sprung nach oben, wo Genesis schon wie verrückt auf die zuckende Pranke einschlug. "Bei Nummer 3 entstand auch so ein Viech. Es ist zu groß. Wenn es versucht raus zu kommen, wird es den ganzen Reaktor sprengen! Ich war nicht schnell genug! Wir hatten Glück, rechtzeitig in Deckung zu kommen. Ich will das Glück nicht zweimal so herausfordern! Wir müssen das Ding aufhalten, bevor uns alles um die Ohren fliegt!" Das war das Letzte, was Genesis noch herausbrüllte, ehe er voller Wucht gegen das riesenhafte Monster ankämpfte, um eine der Krallen von der Pranke abzutrennen. Ein Atemzug später und Angeal tat es ihm gleich. Er konnte die Rekruten nicht hinaus schicken. Im Flur befanden sich zu viele Monster aus Reaktor 3. Sie würden den Rückweg nie alleine schaffen. Aber wenn er sie hier behielt... und wenn sie versagten? Was wenn dieses Wesen hier nicht aufzuhalten war? Dann war das der sichere Tod für alle von ihnen. Weitere Hiebe, Stiche, immer wieder sprang Angeal von einem Vorsprung in die Höhe um das Monster zu attakieren. So lange, bis letztlich ein fast ohrenbetäubendes Brüllen aus dem Inneren des Reaktorturms ertönte und eine Kralle mit den Ausmaßen von drei Mann dem Boden entgegen stürzte. Die Pranke zuckte, Genesis hieb eine weitere Kralle ab... und letztlich zog sich die riesige Tatze zitternd zurück in den Reaktor. "Keine Zeit! Raus hier! Wir können das Viech nicht besiegen!! Wir haben vielleicht noch ein paar Minuten, bis es sich regeneriert hat. Vielleicht." Genesis stürtzte sich selbst schon in die Tiefe, als Angeal ihm noch hinterherbrüllte: "Aber der Reaktor! Es wird alles explodieren! Was ist mit dem Dorf!?" Aber Commander Hewley wusste selbst, in welcher Situation sie sich befanden. Der Reaktor, das Dorf... längst verloren. Und so stürzte auch er in die Tiefe hinab, bis er hart vor den Rekruten zum Stehen kam. "Ihr habt den Commander gehört! Raus hier! Sofort!" Angeals Augen wanderten eilig über die Gesichter der Soldaten um auszumachen, ob sie den Befehl begriffen hatten. Sein Atem stockte als er begriff, dass ein weiterer unter ihnen fehlte. Wo um Gaias Willen war Zack Fair?! ------- Note: Tja...? Wie wird es wohl weiter gehen? Ihr habt ja wirklich lange bisher ausgehalten. Danke dafür. Kapitel 6: ----------- So ihr Lieben... und da ist auch schon das neue Kapitel. Wie gut das doch ist, dass ich noch Einiges auf dem PC habe, das noch nicht hochgeladen ist ^_- Und wer muss schon für die Uni lernen?` zu den Kommentaren: Irgendjemand glaubt tatsächlich, dass Genesis zu so etwas ekelhaftem fähig ist. o.O Armer Genesis! So viel Ablehnung hat er gar nicht verdient. Oder etwa doch? Was die Rechtschreibung betrifft: Ich habe weder Beta-Leser, noch lese ich das was ich geschrieben habe, selbst nochmal durch. Ganz ehrlich- bin echt zu faul dafür XD Also hoffe ich einfach mal, dass es nicht ZU tragisch ist. Sonst muss ich vielleicht doch noch mal drüber lesen. so... aber jetzt geht es erstmal weiter... --------------------------------------------------------- ..... Commander Hewley konnte die Lücke in der spärlichen Reihe seiner Rekruten nicht fassen. Hatte er denn nicht ausdrücklich angeordnet, dass jeder von ihnen genau hier am Fleck zu verbleiben hatte? "Wo ist Fair?" donnerte Angeal ungeduldig in Richtung der vermeintlichen Kameraden. Es konnte ja wohl nicht sein, dass ihn ein Monster erwischt hatte! Seit dem die Kralle im Spalt des Reaktors erschienen war, hatte sich keine einzige Kreatur mehr in Reaktorraum 2 gezeigt. Und aus Reaktorraum 3 drangen lediglich Flammen. Kein Monster hätte in dieser Hitze lange überlegt. "Keine Ahnung Sir. Er war eben noch..." murmelte einer der Angesprochenen betreten. "Keine Ahnung ist keine Option, Harley!" knurrte der ältere Offizier wütend in das verschreckte Gesicht des Soldaten. "Ihr seid Kameraden! Ihr habt die Pflicht aufeinander zu achten!" Aber Angeal wusste ja eigentlich schon, wie es die Anwesenden mit der Kameradschaft hielten. Und mit Ehrgefühl. Dass nun auch noch der Letzte von ihnen begann, Befehle zu missachten- verdammt, mit was für einer Truppe hatte es Angeal hier eigentlich zu tun? Und doch war Commander Hewley weit davon entfernt, lediglich wütend zu sein. Es konnte nicht sein, dass er einen weiteren Soldaten verloren hatte! Und schon gar nicht ihn! Nicht Zack! Nicht den Einzigen, der hier etwas von Ehrgefühl verstand. "Sir, Verzeihung, Sir." "Kein Wort, Soldat!" Commander Hewley hatte sich abgewandt. Er konnte einfach nicht fassen, wie sehr er bei diesen Soldaten versagt hatte. Nicht einmal die einfachsten Grundregeln über Kameradschaft schienen sie zu verstehen. Und Zack... wenn er sich wirklich einfach davon gemacht hatte... "Genesis... kannst Du das Pack hier alleine raus schaffen? Ich werde ihn suchen." Ein theatralisches Seufzten seines Freundes zeigte ihm, was dieser wohl von seiner Entscheidung hielt. Doch schließlich setzte sich der 1st Class SOLDIER in Bewegung. "Ihr habt euren Commander gehört. Vorwärts jetzt!" Damit packte Genesis einen der jungen Rekruten am Kragen und schubste ihn in Richtung des Ausgangs. "Sir... Commander... ich bin schon da." Zack Fairs angestrengte Stimme ließ Commander Hewley auf der Stelle herumfahren. Wie konnte es sein, dass er den Soldaten bis eben nicht hatte erblicken können? Diese Frage aber sollte sich schnell erübrigen, als Angeal den vermissten Rekruten schleppend und strauchelnd aus eben dem Loch in der Wand kommen sah, aus dem auch dunkle Schwaden von Rauch herüber quollen. "Verdammt, Junge, was zur Hölle treibst Du da?!" Eine kurze Handbewegung sollte Genesis bedeuten, mit den Anderen hier zu verschwinden, doch dann war Angeal auch schon losgerannt, um zu dem eindeutig wahnsinnigen Soldaten aufzuschließen. "Sir... ich ... ich hab ihn." keuchte der Angesprochene gegen die Schwaden aus Rauch und glühend heißer Luft. "Sir... Jeffrey..." Jeffrey?... Erst jetzt aus der Nähe konnte der 1st Class SOLDIER erkennen, warum es seinem Schüler wirklich so viel abverlangte, sich über die Haufen Geröll durch den Durchgang zu kämpfen- ein Arm hing über seiner Schulter, ein Körper baumelte an seiner Seite, schleifte über den Boden und ließ den schwarzhaarigen Jungen fast zusammen brechen. Jeffrey...? ...! "Bist Du denn vollkommen verrückt geworden?!" herrschte Angeal nur, als er mit einigen Sätzen den Untergebenen erreichte. "Sir... er ... er lebt noch..." murmelte der Junge nur verzweifelt, bevor ihn ein weiterer Hustenschauer ergriff. "Das hilft mir nicht, wenn Du es dafür nicht mehr lang machst!" knurrte Angeal und nahm dem noch so schmalen Soldaten mit einem Rück die Last von den Schultern, um sich Jeffreys Arm selbst über eine Schulter zu ziehen und ihn so mit sich tragen zu können. Und tatsächlich... Zack Fair sah einfach nur noch miserabel aus. Was hatte er sich auch gedacht, da noch einmal rein zu gehen? Bei diesem Rauch würden seine Lungen schon nach wenigen Minuten schlapp machen. "Sir, ich..." keuchte der rabenschwarze Soldat und stolperte durch den plötzlichen Lastverlust bedrohlich in Richtung einer der Wände. "Schnauze!" Mit der freien Hand hatte Angeal eine der Hi-Potion aus seinem Inventar ergriffen und durch Zacks brüchige Lippen gepresst, bevor dieser noch der zweite Soldat wäre, den sein Commander über der Schulter nach draußen zu schleppen hatte. "Kein Wort jetzt und raus hier! Ich hab' keine Lust Dich am Ende des Tages noch zusammenkehren zu müssen." Einen kurzen Augenblick hatte ihn Zack Fair nur mit großen verwirrten Augen angestarrt, dann endlich hatte er genickt und hatte kehrt gemacht, um in Richtung des Ausgangs zu gelangen. Angeal folgte ihm, so schnell das mit der neuen Last nur möglich war. Bis sie das Tageslicht wieder erreichten war keine Zeit für Gedanken, für Erleichterung oder Zorn oder Sorge um das, was noch auf sie warten würde. Genesis und die anderen Rekruten waren einige Flurbiegungen voraus und so hatte Commander Hewley Zack auf halbem Weg doch wieder die Last des verletzten Soldaten aufbürden müssen, um nachfolgende Monster aus Reaktor 3 an einem Angriff zu hindern. Zwar hatte Angeal versucht, auch den bewusstlosen Jeffrey mit einer Potion zu heilen, dieser schien jedoch eine ernsthafte Rauchvergiftung erlitten zu haben. Bevor sie die frische Luft nicht erreichen würden, wäre da kaum etwas zu machen. Und so schleppte Zack Fair erstaunlich ausdauernd die Last seines Kameraden vor Angeal her, während dieser sich darum bemühte, ihnen den Rücken frei zu halten. Das Tageslicht war kaum wirklich eine Erlösung. Denn auch außerhalb des Reaktors brannten noch immer überall mehrere Feuer. Überall war Rauch und dicke Qualmwolken. Und doch ergriff Angeal eine Welle der Erleichterung, als er die Rekruten dicht gedrängt in den Überresten des schmelzenden Schnees erblickte. Offensichtlich hatte Genesis befohlen, auf den Commander zu warten und setzte sich gerade selbst wieder in Richtung des Eingangs in Bewegung, als die beiden Soldaten ins Freie traten. Oh wenn man Genesis nur erst richtig kannte... die Erleichterung stand ihm so eindeutig in den Augen geschrieben. Nur war wohl kaum einer außer seinem Kindheitsfreund in der Lage, dieses Gesicht wirklich zu lesen. Ein Lächeln- wenn auch ein überhebliches- floss dennoch über die Lippen des 1st Class SOLDIER. "Du kommst spät." "Das Thema hatten wir doch schon." grinste Angeal nur und winkte seine Rekruten zu sich. "Carter, Harley... ihr übernehmt Jeffrey. Die Anderen zu ihren Flanken! Wir sind hier noch immer nicht sicher!" "Sir, das geht so schon..." und wieder war es Zack Fair, der sich ein Wort des Widerspruches leistete. "Ich kann ihn schon tragen." Ein harter Blick in Richtung des Rekruten und dieser war verstummt. "Ich glaube das reicht jetzt, Fair!" Für eine einzige Mission hatte sich der Junge reichlich viele Widerworte erlaubt. und Angeal war sich sicher, dass er es wusste, denn Zack blickte sogleich betreten zu Boden und ließ sich den Bewusstlosen abnehmen. Und doch... konnte sein Commander einfach nicht anders, als noch etwas hinzuzufügen: "'Außerdem brauche ich die besten Kämpfer an den Flanken. Bis zu den Hügeln wird es ein harter Weg." Wie einfach es doch war, dem erschöpften Soldaten neuen Mut zu schenken. Denn augenblicklich erstrahlte das Gesicht des 3rd Class SOLDIER mit einem Enthusiasmus, den seine offensichtliche Erschöpfung niemals hätte erwarten lassen. ... Es tat gut in einer solchen Lage, diese Freude zu sehen... Aber der Commander irrte nicht mit seinen Worten, denn der offene Himmel über ihnen brachte nicht nur Vorteile mit sich. Hier draußen strömten die Kreaturen in jeder Richtung aus. Tausende mussten es mittlerweile sein, die sich aus den beiden Reaktoren gezwängt hatten und nun zwischen den brennenden Hütten eine potentielle Gefahr darstellten. Der einzige Vorteil hier war es, wieder Materia einsetzen zu können. "Genesis..." "Der Huschrauber war auf 0900 angesetzt." beantwortete der zweite Commander die unausgesprochene Frage des Freundes. "Uns bleiben noch etwa fünfzehn Minuten. Hoffen wir, dass der Reaktor so lange hält." Angeal nickte, während sich der Trupp, so schnell es mit dem verletzten Jeffrey eben ging, in Bewegung setzte. "Kannst Du sie bis dorthin bringen? Ich sehe nach Überlebenden." Und wieder seufzte Genesis und tat wie erbeten. "Du glaubst doch nicht, dass einer das hier überlebt hat..." Nein, Angeal glaubte es wirklich nicht. Aber so lange keine Sicherheit bestand... hier hatten bis vor wenigen Stunden mehrere dutzend Zivilisten gewohnt. Sie einfach so aufzugeben... war keine Alternative. Außerdem... ein Rekrut war noch immer dort drin. Ein Rekrut, von dem niemand wusste, ob er noch lebte. Zack hatte Jeffrey gefunden- lebend. Vielleicht gab es ja noch einen Weg... "Yenn ist noch da drin. Vielleicht lebt er noch. Ich muss es wenigstens versuchen." "Du bist verrückt geworden." knurrte Genesis nur. Doch ließ er ihn gewähren und führte den Trupp vorwärts. "Commander! ..." Noch bevor der 1st Class SOLDIER den Rückweg zum Reaktor wirklich hätte antreten können, kam auch schon einer der Rekruten auf ihn zugerannt. Sein rabenschwarzes Haar war staubig und zerzaust, das Gesicht von Ruß und trockendem Blut gezeichnet und doch war es offensichtlich schon wieder Fair... Zack. "Commander! Bitte ... es tut mir leid. Ich hatte es ihnen vorher sagen wollen, aber..." Der Junge war verstummt, als er die Hand ausstreckte. Als Angeal die silberne Plakete auf der bebenden Handfläche erblickte, musste auch er schlucken. "Dann ist Yenn...?" "Ja Sir. Es tut mir leid Sir." der Junge brach ab, schüttelte den Kopf und senkte seinen Blick. Er hatte offensichtlich mit seiner Selbstbeherrschung zu kämpfen. "Nein Zack, Du konntest nichts tun. Danke. Heb sie auf. Seine Familie wird Dir dankbar sein." Commander Hewley zwang sich eine sichere Stimme auf, als er die Hand des jungen Soldaten um das Stück Metall schloss. Jetzt hatte er zumindest Sicherheit. Aber wie hart konnte Sicherheit sein? Nun waren es zwei Verluste, zwei Leben, zwei junge Soldaten, die er nicht hatte schützen können hatte. "Geh' zu den Anderen. Wir treffen uns am Hubschrauber. Geh schon." Angeal versuchte, ein wenig aufmunternder zu klingen, als er Zack zurück in die Formation entsannte. Und doch zögerte der Junge einen weiteren kurzen Moment. "Geben sie auf sich Acht Sir. Bitte..." murmelte er nur noch- so leise, dass es mit Sicherheit niemand außer seinem Commander hatte hören können. Dann war Zack auch schon unterwegs und Angeal blieb zurück mit einem Gefühl, das zu beschreiben schwerer wäre, als einem Morbol mit einem Streich jeden einzelnen Tentakel abzuhacken. Die Hoffnung war kaum existent gewesen. Warum nur war die Ernüchterung dann dennoch so bitter? Angeal erreichte den Hubschrauber mit leeren Händen. Nichts hatte er finden können als die sterblichen Überreste derer, die schon den Weg in den Lebensstrom gefunden hatten. Gaia würde heute viele Seelen dort begrüßen können. Kein einziger Überlebender. Vielleicht hatten ein paar die Wälder erreicht, bevor die Monster sich ausgebreitet hatten. Doch die Chance war verschwindend gering. Mit bitterer Miene gab der Commander das Zeichen zum Abflug und schwang sich ins Innere des Hubschraubers. Dass ShinRa Genesis noch an diesem Morgen nach Wutai hatte entsenden wollen, war vielleicht ihre Lebensrettung. Das Funkgerät in ihrer Lagerhütte war mit allem anderen verbrannt. Ein weiteres Transportmittel hätten sie von hier nicht anfordern können und die nächste Funkstation lag etliche Meilen hinter den Bergen. Noch als er die Luke schloss, musste er ein letztes Monster abwehren. Sie waren in den letzten Minuten immer mehr geworden. Doch nicht nur das- aus der Ferne war erneut dieses tiefe Grollen aus Reaktor 2 ertönt. und dieses Mal war kein 1st Class SOLDIER mehr am Boden, um den Ausbruch zu verhindern. Reaktor 2 war nicht zu retten. Kaum dass der Hubschrauber den ersten Hügel überwunden hatte, wandte sich Commander Rhapsodos an den Captain: "Kontaktieren sie die ShinRa Luftwache. Wir haben hier einen Code 43." "Sir?" Der Flugleiter klang mehr als nur besorgt, als er sich für einen Augenblick umwandte. "Für einen Code... 43 brauchte ich die Bestätigung aller leitenden Offiziere." Angeal seufzte nur lautlos und ließ sich auf eine der Seitenbänke im Innersten des Transporthubschraubers nieder. Wie viel Wahl blieb ihnen schon? Dort unten waren mehrere tausend Kreaturen. und niemand wusste was geschehen würde, wenn es eines der riesigen Monster schaffen würde, lebend aus einem Reaktor zu kriechen. "Bestätige Code 43." Wie konnte es nur sein, dass ein einziger Tag so verteufelt schief ging? Während sich Genesis im Cockpit neben dem dem Piloten niedergelassen hatte, bevorzugte es Angeal, im hinteren Teil des Hubschraubers zu verbleiben. Die einzige Sitzgelegenheit bestand hier aus mehreren schmalen Bänken die längsseits an der Innenwand der Maschine befestigt waren. So blieb mehr Platz um Maschinen, Waffen oder Verwundete zu transportieren. Man hatte Jeffrey auf eine der Liegen am Ende des Innenraumes verschnallt und mit einer großen Menge an Potion und Heilmitteln stabil gehalten. Jetzt würde die Zeit zeigen, ob seine Lungen sich erholen würden. Potions konnten lediglich den Körper heilen. Wenn sich der Qualm nun zu tief in den Lungen festgesetzt hätte, so würde ihm keine Potion der Welt groß weiterhelfen können. Die Rückkehr nach Midgar würde noch einige Stunden dauern. Es war eine Selbstverständlichkeit, zuerst dorthin aufzubrechen, bevor Genesis nach Wutai transportiert werden würde. Die 3rd Class SOLDIER mussten in Sicherheit gebracht werden. Reporte würden verfasst werden müssen... und ... Angehörige benachrichtigt. Angeals Miene war bitter als er die Reihe der Rekruten betrachtete, die in einiger Entfernung wie verschreckte Hunde auf der gegenüberliegenden Bank hockten. Dank dem exzessiven Einsatz von Potions war keiner von ihnen ernsthaft verletzt. Doch ihre Gesichter waren bleich und ihre Haltung verkrampft. Über die Hälfte von ihnen hatte die Erschöpfung nicht mehr bekämpfen können und war eingeschlafen. Besser für sie. Auch ihnen würden Reporte bei der Ankunft nicht erspart bleiben. Angeal hoffte nur für sie, dass der Schlaf ohne Träume für sie wäre. Und die, die nicht die Gnade des Schlafes erlangt hatten? Angeal kannte den Ausdruck auf ihren Gesichtern, wusste wie es sich für sie anfühlen musste. Eine Leere die den Körper von innen zerfraß. Ihre erste Mission... Er hätte sie davor bewahren müssen! Doch Worte der Aufmunterung fand er nicht für diese Rekruten. Angeals Hand schloss sich fester um den Griff des Buster Swords, welches er über seinen Knien gelegt hielt und mit einem rauen Tuch von den Spuren der Schlacht befreite. Keinen einzigen Schlag hatte er damit ausgeführt, doch Ruß und das Blut der Kreaturen hatte jeden Teil seiner Uniform besudelt. Er hasste es, das Schwert in einem solchen Zustand zu sehen. Und so hatte er etwas zu tun., während er die einzelnen Fehler an dieser Missuion revue passieren ließ. Zwei tote SOLDIER, ein ausgelöschtes Dorf, ein verlorener Mako-Reaktor... und verbleibende sechs Rekruten, die er für ihre Fehltritte eigentlich höchstpersönlich aus dem SOLDIER-Corps werfen sollte. Und dann war da noch Zack. Es würde lange dauern, bis Angeal nach seiner Ankunft Zeit für Schlaf bekommen würde. Und dabei zehrten die letzte Nacht und der heutige Morgen auch an ihm. "Sir?..." Eine leise Stimme ließ den Commander letztlich aufblicken. Zack Fair hatte sich leise genähert und so unauffällig, dass keiner seiner Kameraden ihn beobachtete als Angeal zu ihnen hinüberblickte. "Was gibt es Soldat?" meinte Angeal ebenso leise und beendete die Arbeit an seinem Schwert, während er den Jungen eingehend musterte. Blass wirkte er unter seinen rabenschwarzen Haaren und unter der Schicht aus Ruß und Dreck. Erschöpft bis aufs Äußerste... er konnte sich bei den leichten Turbulenzen ja kaum aufrecht auf den Beinen halten. Und doch bemühte er sich, gerade zu stehen und Haltung zu bewahren vor seinem Commander. "Ich... wollte mich entschuldigen, Sir." murmelte der Junge irgendwann niedergeschlagen und doch so drängend, dass er nicht hätte abgeschoben werden können. Angeal aber hob zunächst nur eine Augenbraue. "Und wofür?" Sicher, es gab da Einiges... aber er wollte es doch lireber von dem Jungen hören. "Sir, ich... ich habe ihre Befehle missachtet. Sie hatten gesagt, ich sollte mich nicht entfernen. Aber ich dachte, ich könnte die Anderen vielleicht noch..." Wieder erschütterten Turbulenzen den Hubschrauber, so dass sich Zack gerade noch an einem Haltegriff festklammern konnte. "Setz Dich." meinte Angeal nur und deutete auf die leere Bank neben sich, was bei dem angesprochenen Soldaten dazu führte, dass er einmal mehr für kurze Zeit die Augen weitete, bevor er dann jedoch eilig der Anordnung nachkam und sich in einer taktvollen Entfernung neben seinen Commander setzte. "... Immer wieder hab' ich ihnen wiedersprochen und... und mich unehrenhaft verhalten. Es tut mir leid Sir,wirklich!" Einen Moment betrachtete 1st Class SOLDIER Hewley seinen Schüler schweigend von der Seite, dann nickte er langsam. "Ich habe befohlen, dass ihr euch nicht von der Stelle rührt. Und Du bist einfach verschwunden- in einer Situation, in der es Dich leicht Dein Leben gekostet hätte- und das Deiner Kameraden dazu, hätte ich sie auf die Suche nach Dir geschickt. Eine Befehlsmissachtung ist im Kampf noch weniger zu tolerieren, als in jedem anderen Moment." Es war mehr als nötig, es dem Jungen noch einmal klar zu machen. Und doch war die Stimme des Offiziers sanft, als er leise mit Zack Fair sprach. Denn dieser hatte seine Lektion ganz offensichtlich schon gelernt. Und nicht nur das... "Sir, ich bitte um Entschuldigung..." "Ich war noch nicht fertig, Soldat!" "....Verzeihung!" "Dein Verhalten war inakzeptabel und wird sicherlich nicht vergessen werden. Aber ich werde auch nicht vergessen, was Du heute für Jeffrey getan hast. Einen Kameraden retten zu wollen- gerade... in Deiner momentanen Situation..." Zack wandte den Blick gen Boden, doch Angeal war noch lange nicht mit ihm fertig. "... Befehle zu befolgen ist Deine Pflicht. Aber ich werde auch nicht vergessen, dass Du einen Soldaten gerettet hast. Es war ehrenhaft was Du heute getan hast. Auch das wird nicht vergessen werden." Angeals Augen trafen die seines Schülers als dieser erneut aufblickte. "Wenn Du das noch ein einziges Mal machst, dann werfe ich Dich persönlich den Monstern zum Fraß vor, verstanden?!" Ein fast schon panischer Ausdruck bildete sich auf Zack Fairs Gesicht. Erst jetzt stahl sich ein kurzes Grinsen auf Angeals Gesicht. Auch das war jedoch schnell wieder gewichen, als er fortfuhr. "Ich werde Dir so ein Verhalten nicht noch einmal durchgehen lassen. Keine Widerworte mehr und keine Befehlsverweigerungen! Verstanden?" "Verstanden... Sir." "Ich erwarte tadelloses Verhalten von Dir... auf unserer nächsten Mission." Ein winziger Moment verging, dann spürte Angeal blaue Augen so groß wie Mühlräder auf sich. "...S..Sir?" Der Commander nickte nur und verkniff sich ein heimliches Grinsen. "Ich halte meine Versprechen, Soldat." Und gab es irgend einen unter den Rekruten, der ihn mehr beeindruckt hätte, als Zack Fair? Er hatte sich diesen Preis wahrlich verdient. "...Danke... Danke Sir! Natürlich Sir! Ich werde sie nicht enttäuschen!" "Natürlich nicht, Soldat." Wenngleich es doch erstaunlich war, dass sich der Junge darüber freuen konnte auf eine neue Mission zu gehen- nach dieser Erfahrung. Eine lange Zeit des Schweigens verging, bis Zack noch einmal die Stimme erhob. "Sir?... Was bedeutet Code 43?" "Eliminierung des gesamten Gebiets." "...." "Die Kampfjets haben uns vor einer halben Stunde passiert." "... und ... die Zivilisten...?...!" "Das Gebiet war schon zuvor verloren." "...." "... Gut gekämpft heute... Zack." ~ ~ ~ Noch im Ankunftshangar befahl Commander Hewley seinen Rekruten, sich in nicht mehr als zwanzig Minuten erneut bei ihm zu melden um die Reporte aufzunehmen. Im Normalfall war dies eine Pflicht, die jedem Soldaten alleine auferlegt war. Dieses Mal jedoch wollte der Offizier selbst Sorge für die korrekte Berichterstattung tragen. Es war noch immer ihre erste Mission gewesen. Man musste Nachsicht üben. So blieben für den Commander selbst zwanzig Minuten um für Jeffreys Verlegung auf die Krankenstation zu sorgen, um dem Direktor einen ersten Bericht zu erstatten und letztlich um die Spuren der vergangenen Stunden von sich zu waschen. Die Zeit war knapp bemessen und doch wollte Angeal den 3rd Class und sich selbst keinen weiteren Aufschub gestatten. Es gab so viel noch zu erledigen... so viele Fehler zu überdenken. Schon im Hubschrauber hatte sich die Gelegenheit ergeben, noch einmal mit Genesis über den Zwischenfall im Reaktor zu sprechen. Es machte einiges klarer. Doch wie es wirklich zu dem Unglück kommen konnte, blieb weiterhin rätselhaft. Sicher war nur, dass Genesis das erste übergroße Monster nicht daran hatte hindern können, von innen gegen die Reaktorwände zu pressen bis diese irgendwann unter dem Druck zerbarsten. Der Großteil der Explosion ereignete sich im oberen Teil des Reaktors selbst. Die hinaus geschleuderten Betonteile und glühenden Stahlträger hatten somit eine derartige Wucht, dass sie eine große Strecke durch die Luft jagten, ehe sie das Dorf in Brand setzten. Das war wohl der einzige Grund, warum Überwachungsraum 3 nicht vollkommen zerstört worden war. Doch auch in ihn fielen etliche Reaktorsplitter. Michelson war von einem der Trümmer getroffen worden und sofort zu Boden gegangen. Selbst eine Phönixfeder hätte nichts mehr genützt. Ihm war anscheinend ein schneller Weg in den Lebensstrom gegönnt worden. Was Yenn betraf, so konnte auch Commader Rhapsodos keine Auskunft geben. Man müsste wohl auf Fairs Bericht warten. Und was Jeffrey betraf... vielleicht würde es noch Tage dauern, bis Auskunft von ihm erlangt werden könnte. Aber er lebte noch- alles andere war nebensächlich. Exakt 7 Minuten 22 waren Angeal in seinem Appartement im Obergeschoss des Shin-Ra Gebäudes geblieben, um ein wenig Erholung zu finden. Doch er war fast froh darum, nicht mehr Zeit zur Verfügung zu haben. Denn schon während der wenigen Minuten in der Dusche begannen seine Glieder ihm die vergangenen Anstrengungen und den beginnenden Mangel an Schlaf aufzuzeigen. Es würde noch ein langer Tag werden. Besser, er sehnte sich nicht schon jetzt nach einigen Augenblicken Ruhe. So beeilte sich Angeal mehr noch als nötig, um erneut akurat gekleidet und gut rasiert den Weg zu dem vereinbarten Konferenzzimmer zu beschreiten. Akurates Auftreten war etwas, auf das der Commander eindeutig wert legte- soweit es sich in einem angemessenen Rahmen hielt. Im Gegensatz zu Genesis hatte er wenigstens keine Probleme damit, für die Dauer einer Mission auf gewisse Annehmlichkeiten zu verzichten. Wie zu erwarten war, erschienen die Rekruten erst einige Minuten später. Und bei nicht wenigen von ihnen hätte es wohl unter anderen Umständen Grund für Tadel bezüglich ihres Erscheinungsbilds gegeben. Nun... unter anderen Umständen. Carter, Harley, Tripe, Harson, Jones, Fair. Nacheinander rief der Commander jeden von ihnen zu einem Gespräch in das Besprechungszimmer, während die Anderen vor eben diesem Raum zu warten hatten. Jedes Mal die gleichen Fragen - Was war während der Mission geschehen?, Wie hast Du reagiert?, Wurdest Du verletzt? Welches Inventar wurde benutzt? - Standardisierte Fragen zur Erstellung eines Missionsberichts eben. Der First Class SOLDIER ließ bei jeder Befragung eine Sprachaufzeichnung anfertigen, von denen er jeweils eine Kopie behielt und eine für den jeweiligen Soldaten anfertigte, anhand derer der Rekrut seinen Missionsreport zu verfassen hätte. Für alles war Angeal nun ja auch nicht zuständig. Am Ende jeder Befragung aktivierte Commander Hewley eine weitere Sprachaufzeichnung und stellte eine letzte Frage: "Gibt es noch etwas, dass Du mir zu sagen hast?" Die meisten der 3rd Class SOLDIER schüttelten nur den Kopf, murmelten ein "Nein Sir." und waren anscheinend froh, wenn sie endlich zu einem Gesundheitscheck in Richtung der Sanitätsstation entlassen wurden. Aber was verwunderte es den Commander auch? Nur dass sie so wenig Respekt vor einem Vorgesetzten hatten, so wenig Ehrgfühl besaßen... das konnte Angeal noch immer nicht begreifen. Erst als letzter Soldat wurde Zack Fair in den Konferenzraum berufen und es geschah mit Absicht, denn die Unterredung mit Fair würde wohl am längsten andauern. Er war der Einzige, der über Yenn Aufschluss geben und nähere Angaben über Jeffreys Auffinden machen konnte. Und mehr noch... "Setz Dich." Der Junge tat wie geheißen, noch immer bleich, noch immer angespannt. Von seinem gewohnten Grinsen hätte er kaum weiter entfernt sein können. Seine Hände ruhten mit verkrampften Fäusten auf seinem Schoß. Wieder aktivierte Angeal die Sprachaufzeichnung. "Beschreibe die Vorgänge des heutigen morgens seit Beginn der Explosion in Reaktor 3." Und Zack Fair begann zu berichten- sachlich, genau, abschließend. Er beschrieb, wie er während der ersten Explosion von seinem Vorgesetzten zu Boden geworfen wurde und so durch ihn vor einer Verletzung bewahrt wurde, wie er ihm in den Reaktor folgte, bis sie den getöteten Wissenschaftler auffanden und wie er versagte, als er den Befahl bekam, die Trümer vor Reaktorraum 3 aus dem Weg zu räumen. Er konnte sogar noch die exakte Anzahl der Kreaturen benennen, die er auf dem Weg in Reaktorraum 2 vernichtete. "...Commander Rhapsodos und Commander Hewley ließen uns zurück, um diese... riesige Kreatur im Reaktor zu vernichten. Commander Hewley gab uns den Befehl, uns nicht von der Stelle zu bewegen, bis er es anordnen würde. ... Ich... missachtete diese Anordnung bewusst...." "Warum?" "Ich .... ich glaubte, .... ich glaubte, die Stimme eines Kameraden zu hören. Aus Reaktorraum 3. Aber ich konnte nichts sehen. Wegen dem Qualm, Sir. Ich musste einfach nachsehen. Vielleicht waren sie ja noch am leben! Vielleicht konnte ich sie retten." "Nur eine Stimme? Deshalb bist Du in Reaktorraum 3 hinüber gegangen- obwohl dieser in Flammen stand, obwohl Reaktor 2 jeden Moment hätte explodieren können... und obwohl Dir Dein Vorgesetzter einen eindeutigen Befehl gegeben hatte?" Zacks Gesicht schnellte nach oben. "Sir... ja.... ich hab' die Stimme mehrmals gehört. Sir, ja. Ich... bitte um Verzeihung..." "Dir ist bewusst, dass Du dadurch Dein eigenes Leben und das Deiner Kameraden aufs Spiel gesetzt hast?." "... Ja Sir..." Angeal nickte. "Und was ist dann geschehen?" "Ich habe... Jeffrey gefunden.... und Yenn." Der schwarzhaarige Soldat schluckte schwer, zwang sich jedoch, mit sicherer Stimme weiter zu sprechen. "Yenn fand ich zuerst... in der Nähe der verschütteten Tür. Er ... er ... brannte noch... Sir. Ich... Er war schon tot. Ich hätte ihn gar nicht erkannt... ohne seine Marken. Ich hab' ihm nicht helfen können..." "Nein, das konntest Du nicht." meinte Angeal sanft, um den Jungen etwas zu beruhigen. "...Was war mit Jeffrey?" Es war nicht notwendig, den viel zu jungen Soldaten weiter mit den Bildern dieser Erinnerung zu quälen. er würde sie so oder so noch viel zu lange mit sich tragen müssen. Angeal wusste es leider viel zu gut... wie es sich anfühlte, jede Nacht erneut zu erwachen, weil die Toten nicht verschwinden wollten. "Jeffrey, Sir..." Zack atmete tief durch. "Es ... muss seine Stimme gewesen sein. Ich fand ihn etwas entfernt. Ein Eisenträger hatte ihn eingeklemmt. Er ... war kaum mehr bei Bewusstsein. Ich hab ihn da raus gekriegt. Irgendwie hab ich ihn da raus gekriegt." "Und dann bist Du in Reaktorraum 2 zurück gekehrt?" "... So schnell es ging Sir. Sie... Commander Hewley wartete dort auf mich. Er ... hat gewartet. Obwohl es brannte. Und obwohl Reaktor 2 gleich hätte explodieren können. Er ... hat auch sein Leben aufs Spiel gesetzt.." Angeal warf dem Jungen einen reichlich tadelnden Blick zu, so dass dieser augenblicklich verstummte. Doch dann begann der Commander ganz leicht zu lächeln. Ihm war die Anspielung auf seine eigenen Worte durchaus bewusst. Fair... Zack war ein wirklich unglaublicher Soldat. Er traute sich einiges. Eine Menge Mut steckte in ihm. Und das hatte nicht nur Schlechtes. "Weiter, Soldat." Und Zack Fair sprach weiter bis zu dem Punkt, an dem er den Hubschrauber wieder bestiegen hatte. Dann endete er und eine lange Pause trat ein. "Sir...? Ich... hab sie noch." Angeal blickte verwundert auf, als der 3rd Class SOLDIER gegenüber eine verkrampfte Faust nach vorne schob und langsam öffnete, so dass eine silberne Marke klappernd auf den Tisch herab fiel. Der Junge hatte sie anscheinend die ganze Zeit über gehalten - so fest, dass sie zunächst an seiner Handfläche hängen blieb und danach hellrote Linien hinterlies. Warum hatte es so schief gehen müssen? Zack ... war noch so jung. Auf der ersten Mission. So etwas sollte niemandem derart schnell widerfahren. Einen Augenblick starrte auch Commander Hewley nur auf die Marke, die einmal 3rd Class SOLDIER Yenn gehört hatte, dann nahm er sie eilig an sich. Er wusste doch selbst, dass dies das Schicksal war, dass jeder in gewisser Weise wählte, der sich für das SOLDIER-Corps entschied. Mit Verlusten lernte man umzugehen. Irgendwann. "Danke, Soldat.... Hast Du mir sonst noch etwas zu sagen?..." Er würde es haben. Angeal wusste es. Jetzt gab es keinen Aufschub mehr, keine Explosion... Zack Fair senkte den Kopf. "...Was... wird jetzt mit ihnen geschehen?..." "Wie bitte?" "... Yenn... Michelson... Ihre Familien..." Angeal seufzte lautlos und deaktivierte die Sprachaufzeichnung. Es war klar, dass ein Soldat wie Fair darüber nachdenken würde. Denn auch sein Commander hatte es getan... und tat es noch immer. " Sie werden eine Militärbestattung erhalten. Da wir ... die Leichen nicht bergen konnten, wird es eine symbolische Zeremonie werden. Ich werde ihre Familien nun anschließend kontaktieren. Michelson stammt selbst aus Midgar. Bei Yenn... wird es schwierig werden. Er kommt vom Land. Ich weiß nicht, ob es mir möglich sein wird, persönlich dorthin zu reisen. Die derzeitige Lage..." Angeal brach ab und schüttelte selbst leicht den Kopf. Er hatte sich selbst vergessen. Solche Probleme waren seine Sache und seine allein. Es war wenig professionell, einen Schüler damit zu belasten. "... Sie selbst, Sir?..." Der Junge war eindeutig erstaunt. Und ebenso war es Angeal über diese Frage. "Ich habe diese Mission geleitet. Und sie waren meine Schüler. Es war meine Entscheidung, sie auf diese Mission zu schicken. Es liegt in meiner Verantwortung, wenn ich sie nicht wieder nach Hause bringe..." Es lag in seiner Verantwortung, dass es derart schief gegangen war. Sicher war es nicht üblich, dass ein Offizier selbst solche Nachrichten den Verwandten überbrachte. Aber wann immer Commander Hewley den Tod eines SOLDIER hatte verantworten müssen, hatte er sich bemüht, diese Bürde selbst zu übernehmen. Erst als Angeal aufblickte und den Jungen vor sich den Kopf schütteln sah, bemerkte er, dass er wohl die Augen gesenkt gehabt hatte. "Sir, sie können sich nichts vorwerfen! Sie sind ein guter Commander, Sir! Der Beste! Sie..." "Zack..!" meinte dessen Lehrer nur ruhig und doch so bestimmt, dass dieser sogleich verstummte. Erst nach einigen Wimpernschlägen fügte Angeal ein knappes. "Aber... danke..." hinzu. Es war nicht gerade typisch, solche Worte von einem Rekruten zu hören. Und doch ... konnten sie etwas der Last von seinem Herzen nehmen. "Das ... wäre dann alles?" fragte Comander Hewley nach einer kurzen Ewigkeit, in der er sich seine Selbstbeherrschung wieder aufzwang. Zack Fair nickte langsam und wollte sich schon von seinem Platz erheben, als ihm sein Vorgesetzter mit einer Handbewegung bedeutete, an Ort und Stelle zu verbleiben. Dann initiierte Angeal eine weitere Stimmaufzeichnung und blickte dem jungen Soldaten erneut in die tiefen blauen Augen. "Berichte von der vergangenen Nacht und dem... Zwischenfall mit Deinen Kameraden. Das ist ein Befehl." ---------------------------------------- So jetzt habe ich noch ca 10 Seiten geschrieben, die ich noch laden ...könnte XD Irgendwann. Und dann muss ich wohl oder übel mal weiter schreiben. Kommentare sind wie immer gern gesehen ^_- Kapitel 7: ----------- Jetzt hats ja fast mal lang gedauert XD Ach ja: Ich bin übrigens der Meinung, dass Angeal sich bei jedem seiner Schüler so verhalten würde- nicht nur bei Zack. Zumindest in dieser Situation. Ich denke, es liegt einfach in seiner Natur, Verantwortung zu übernehmen und für die Sorge tragen zu wollen, die ihm zugeteilt sind. Was natürlich nicht bedeuten soll, dass er den Zack nicht sicher iiiiirgggeeeeendddwaaaannn mal gern hat ^.^- ----- Zack hatte wissen müssen, dass dieser Befehl folgen würde. Und doch starrte er den Commander an, als hätte man ihm soeben aufgetragen, jeden seiner Kameraden hinterrücks zu ermorden und anschließend freiwillig das SOLDIER-Corps zu verlassen. Langsam verstand es Angeal einfach nicht mehr- wie konnte es nur sein, dass es diesem Junge so schwer fiel, die Unehrenhaftigkeit seiner Kameraden aufzuzeigen und sie der Gerechtigkeit zuzufügen? Und doch... eigentlich ... eigentlich verstand er sehr wohl. Was musste der Junge gelitten haben unter diesen Erniedrigungen? Er war noch immer ein Soldat. Und hatte Angeal ihm nicht selbst erklärt, wie wichtig der eigene Stolz war? Zack Fair sagte noch immer kein Wort, starrte mittlerweile lediglich angespannt auf die dunkle Tischplatte, auf der auch das kleine Aufnahmegerät lag. Das leise Rauschen der Tonspur war das einzige Geräusch in diesem Raum. "... Sie haben mir die erste Wache gegeben." murmelte der Junge auf der anderen Seite des Tisches irgendwann gepresst. "Eigentlich... haben sie mich für die ganze Nacht eingeteilt." Angeal hob eine Augenbraue, verkniff sich jedoch jeden Kommentar. Er sollte sich lieber darauf einstellen, mehrere solcher Dinge zu hören. Denn war so etwas nicht eine Bagatelle im Gegensatz zu dem, was noch kommen würde? "Wer hat das entschieden?" fragte der Commander daher lediglich ruhig und konnte doch nicht verhindern, dass auch die eigene Stimme angespannt klang. "... Alle, Sir. Zuerst wollten wir losen. ... ... Carter meinte irgendwann, ich solle es doch alleine tun...." "Warum?" Zack stockte und starrte wieder nur angespannt auf die Tischplatte vor sich, als könnte er in ihr versinken, starrte er sie nur lange genug derartig an. "...Er... mag mich nicht Sir." murmelte er irgendwann nur. "... Ist das der einzige Grund?" Angeal bezweifelte nicht, dass der Junge die Wahrheit sprach. Doch jetzt, da er ihn endlich zum Reden bekommen hatte, sollte er auch alles erzählen. Es war recht offensichtlich, dass es die Bevorzugung war, die Fairs Genossen zu solchen Handlungen trieb. Aber wenn Angeal das Tonband für den Zweck verwenden wollte, dem es galt, so musste Zack wohl oder übel alles sagen. "Es... es ging um die Belohnung, Sir." "Belohnung?" "Sie hatten demjenigen, der sie in dieser Mission beeindruckt in Aussicht gestellt, dass er sie wieder begleiten dürfte. Ich wollte es unbedingt schaffen. Alle wollten das. Sie... haben gesagt, dass ... dass ich es nicht wagen sollte, dieses Mal wieder... besser zu sein. Und dann haben sie gesagt, ich könnt' ja die ganze Nacht machen. Weil ich doch sicher ... meinen Commander... beeindrucken wollte. "Und wolltest Du das? Die ganze Nacht Wache halten?" "Nein Sir!" Für einen kurzen Moment flackerten die Augen des Soldaten nach oben, so dass Angeal das tiefe Blau sehen konnte. Dann verschwand es auch schon wieder hinter einer Wand aus dunklen Wimpern. "Ich meine... ich hätte es schon getan, wenn ein Offizier es befohlen hätte. Aber ich... wusste doch, dass der kommende Tag wichtig war." "Und das hast Du ihnen auch gesagt? Dass Du es nicht tun wolltest?" "Natürlich Sir..." Angeal nickte nur. "Und was geschah dann?" Wieder ein langes Zögern, bevor sich Zack dazu durchringen konnte, weiter zu sprechen. "Sie haben mich hinausgeworfen, haben gesagt, dass sie mich dann schon ablösen würden. "Haben sie das? Wann?" "Ich... weiß nicht genau. Es muss nach Mitternacht gewesen sein, weil der Mond schon so hoch stand. Ich hatte keine Uhr, ich..." wieder schüttelte der junge Soldat den Kopf und presste die Lippen aufeinander, so dass nur noch seine unterdrückten Atemzüge zu hören waren. Angeal ließ ihn eine Zeit gewähren, ließ ihn die Momente nehmen die er brauchte, um fortzufahren. Er selbst konnte nur erahnen, wie es war, das aussprechen zu müssen, was Zack widerfahren sein musste. Irgendwann sprach der Junge von alleine weiter. "Sie kamen vor die Hütte. Irgendwann nach Mitternacht." "Wer?" ..." Alle, Sir..." "Die Namen, Soldat." forderte Angeal so sanft wie nur möglich und tippte mit bitterer Miene mit dem Zeigefinger auf das kleine Aufnahmegerät auf dem Tisch. Und wieder schnellten die Augen des Soldaten in die Höhe- dieses Mal fast hilfesuchend in Richtung des Commanders. Was hätte Angeal darum gegeben, es dem Jungen zu ersparen! So sehr, wie er sich anscheinend schämte, das Erlebnis zu schildern. Und doch... First Class SOLDIER Hewley hatte zu viel schon in seinem Leben erlebt- Morde, Schlachten, Gemetzel, Dinge die kein Mann jemals erleben wollte. Das Leben... war nicht immer gerecht. Umso wichtiger war es doch, die Ungerechtigkeiten, die zu verhindern möglich war, konsequent aufzuzeigen. "... Carter... Harley, ... Tripe, Harson, Jones, ... Jeffrey.... und Michelson... und ... Yenn." Die letzten Namen hatte Zack Fair kaum mehr als geflüstert. Angeal konnte sich vorstellen, warum. Es war eine Sache, einen Lebenden anzuklagen. Aber die Ehre eines Toten?... Und doch nickte Commander Hewley wohlwollend und gab eine kurze Handbewegung, auf dass der Soldat fortfahren möge. " Sie... haben zunächst ... Späße gemacht.." "Inwiefern?" "... Mich rumgeschubst und so. Ich dachte sie hören wieder auf, wenn ich nicht darauf eingehe..." "Wie kamst Du darauf?..." ".... Sie... machen so etwas häufig." murmelte Zack nur mit hochrotem Kopf. "... Hauptsächlich Carter... und Fleeting ... Richardson." Nun war es an Angeal, den Jungen voller Unglauben anzustarren. Fleeting ... Richardson... sie auch?! Was um alles in der Welt war nur los, dass nun beinahe alle der 3rd Class SOLDIER ihre Ehre vergessen hatten! Warum zur Hölle war Zack nur nicht früher zu ihm gekommen? So wie er es von ihm verlangt hatte?! "Was bedeutet häufig?" forschte der Offizier weiter und konnte noch nicht verhindern, dass seine Stimme einen leicht harschen Unterton annahm. Zack Fairs Schultern zuckten leicht, während er starr auf den Tisch vor sich starrte. "Seit ich hier bin ... immer wieder ... und seit... seit ich mit ihnen trainiere... wöchentlich. Letzte Woche dreimal...Sir." Angeals Hände hatten sich ebenso zu Fäusten geballt und er starrte den Soldaten vor sich derart lange und eindringlich an, bis auch dieser irgendwann den Blick hob. Warum bist Du nicht zu mir gekommen? Die stumme Frage des Commanders hing zwischen ihnen in der Luft, bis Zack letztlich doch von alleine weiter sprach. "Dieses Mal haben sie nicht aufgehört. Sie haben ... mich geschlagen. In den Magen, dann ins Gesicht. Irgendwann bin ich gestürzt. Ich... weiß nicht genau, warum. Der Schnee war hoch und..." "Wer genau hat begonnen? Hast Du Dich gewehrt? "Nein! Nein Sir. Sie hatten doch gesagt, dass es unehrenhaft ist. Und dass weiß ich doch auch. Ich wollte nicht unehrenhaft sein. Nicht... wie sie." "Ja... das sagte ich..." murmelte Angeal bitter und wünschte sich nur, mehr getan zu haben, als Zack irgendwelche Reden zu präsentieren. Irgendetwas, das ihm vielleicht sogar geholfen hätte. "Ich weiß nicht wer es alles war. Es war dunkel... Sie haben nicht aufgehört, haben mich getreten bis ich husten musste. Dann haben sie aufgehört, klangen... beunruhigt. Ich glaube ich habe Blut gehustet. Deswegen... haben sie wohl aufgehört." In Angeals Brust hatte sich ein Knoten aus Wut geschlungen- so fest, dass es ihn schmerzte. Er hätte da sein müssen! Er hätte es verhindern müssen! Aber statt dessen hatte er zugesehen, wie sie seine Befehle missachteten, sich entehrten... ihn entehrten... und Zack Fair so etwas antaten. Fast schon hoffte er, er hätte nun bald alles gehört, doch genau in jenem Moment überwand sich der Junge, weiterzusprechen. "Irgendjemand zog mich auf die Beine. Sie haben mein Inventar genommen und ... und mich gezwungen die Potion zu nehmen. Damit ... niemand die Verletzungen bemerkt." "Wie viele?" "... drei...Sir..." "Und die anderen Potion? Du erwähntest sieben ... heute morgen." Nein, eigentlich wollte Angeal schon lange nichts mehr hören. Aber wie viel Wahl blieb ihm noch? Kaum mehr als dem verkrampften Jungen vor sich. "Sie haben gewartet... bis die Wirkung einsetzt. Harley hat gemeint, dass es jetzt ja genug sei. Ich glaube es war Harley. Ich... ich weiß es nicht. ...Aber Carter meinte, ich hätte ja noch genügend Potion übrig. Und dann hat er wieder zugeschlagen. Und Jeffrey und Jones. Ich muss irgendwann bewusstlos geworden sein. Ich hab nur noch die Potion zwischen meinen Lippen gespürt. Dann ging es wieder... "... Und dann?" Angeal konnte die Wut kaum mehr zurück halten. Doch sie war nicht mehr das einzige Gefühl in ihm. Ihm war übel als müsste er sich übergeben aufgrund dieser Arbartigkeit. Wie konnten sie einem Kameraden nur so etwas antun? "... dann haben sie weiter gemacht." knirrschte Zack durch zusammengebissene Zähne. " Was geschah?..." Er wollte ihn nicht dazu zwingen, es bis zum Ende zu erzählen. Er hätte so viel anderes lieber getan. Die Wände des Konferenzzimmers schienen immer enger zu werden, immer erdrückender. Und doch hatte er Zack hier auf dem Prästentierteller ausgeliefert- vor seinem Commander und diesem Tonband. Und sie wussten es beide. "Commander Rhapsodos hat mich gefunden. Gegen... morgen... glaube ich." Angeal seufzte nur und schüttelte den Kopf. Es half nichts... dieses Tonband musste alles aufzeichnen. "Zack... Du musst alles erzählen." meinte er daher so ruhig wie möglich, so aufmunternd... und doch klang die eigene Stimme einfach nur betrügerisch. Die Augen des Jungen ruhten auf ihm, fragend, flehend, so viel Scham lag in diesem Blick, doch Commander Hewley konnte nur langsam nicken, bis Zack irgendwann ruckartig auf die Tischplatte starrte und die Hände zu Fäusten ballte. "Sie haben mich erneut geschlagen! Wieder in den Magen, bis ich auf dem Boden lag. Sie haben gelacht. Und dann haben sie... haben sie... auf mich ... uriniert! Und ich kann nicht sagen, wer von ihnen es war, weil ich sie nicht gesehen habe!! Weil jemand seinen Stiefel in meinen Rücken gepresst hat als ich am Boden lag!!!" Die Stimme des Jungen war immer lauter geworden, immer wütender, bis er die letzten Worte nur noch seinem Commander und der Tischplatte entgegen brüllte. Als er schwieg, zitterte sein ganzer Körper und sein Kopf war rot und schien fast zu glühen. Wieder und wieder atmete der Soldat tief ein und aus und hörte nicht auf, den Tisch anzustarren, bis Angeal irgendwann gepresst die Stimme erhob. "Und dann hat Dich Commander Rhapsodos gefunden?" Zack nickte nur wütend und stumm, so dass sein Commander erneut auf das Tonband tippen musste. Es war fast geschafft. Fast. Nur noch dieses letzte Stück. "Ja! Ja!!! Und er hat mich duschen geschickt, weil ich gestunken habe! Nach Urin!!" Die Fingerknöchel des 3rd Class SOLDIER waren weiß, so fest ballte Zack Fair seine Hände zu Fäusten und wagte es doch nicht, noch einmal aufzublicken. Auch Commander Hewley rang mit seinem Atem, als er das Tonband letztlich deaktivierte. So viele Gedanken waren in ihm, so viele Gefühle. Er hatte es Zack nicht antun wollen- nichts davon. Und doch lag es ebenso in seiner Verantwortung, dass dies geschehen war. Er hatte seinen Schülern keinen Anstand vermittelt. Er hatte Zack nicht geschützt. Und nun wagte er es nicht, ihm dies zu sagen, denn es würde wie eine lächerliche Entschuldigung für etwas klingen, das nicht zu entschuldigen war. Und so steckte er das Tonband nur ein und versuchte seinen Zorn und den unerlaubten Schmerz hinunter zu schlucken, ehe er sich wieder an den Rekruten wandte. "Wenn Du etwas brauchst... Wenn Du reden willst... Ich habe Dir schon zuvor gesagt, dass Du zu mir kommen kannst. Du kannst es jederzeit." "Darf ich nun gehen, Sir?" presste Zack lediglich und hob nicht ein einziges Mal den Blick. "Natürlich.... und ich versichere Dir dass ich nicht verlange, dass Du noch einmal darüber sprechen musst, wenn Du nicht möchtest. Außer... bei der Verhandlung...." Zack Fair war schon halb aufgesprungen gewesen, doch nun suchte er tatsächlich noch einmal den Blick seines Lehrers, fassungslos und erneut voller Panik. "Verhandlung...?" Angeal nickte bitter. "Ich werde einen Prozess anstreben. Das... was geschehen ist, darf nicht ungesühnt bleiben." "Nein!! Nein, Sir, ich bitte sie!" Doch der Commander konnte nur bitter den Kopf schütteln. "Es tut mir leid. Mir bleibt keine Wahl. Solche Handlungen müssen Konsequenzen haben." Aber Zack starrte ihn nur an aus verzweifelten Augen und mit bebender Brust. Dann brach der Blickkontakt wieder und der schwarzhaarige Rekrut starrte erneut auf den Boden vor seinen Füßen. "Erbitte Erlaubnis, wegtreten zu dürfen, Sir!" Und Angeal hatte keine Wahl als ihn gehen zu lassen. Ganz gleich wie gerne er es nun nicht getan hätte. "Erlaubnis erteilt. Aber wenn Du..." Aber Zack war schon hinaus gestürmt ohne anzuhören, was sein Commander noch zu sagen hätte. ~ ~ ~ "Es tut mir leid Commander, aber ich kann das nicht gutheißen." Wieder einmal rückte Direktor Lazard seine Brille zurecht, während er von seinem Schreibtisch zu dem Offizier aufblickte. Er hatte ihm zuvor schon angeboten sich zu setzen, doch der 1st Class SOLDIER hatte dankend abgelehnt. Es war ein förmlicher Besuch, der ihn an diesem Abend noch einmal in das Zimmer des Direktors geführt hatte. Es war einfach passend... es nicht zu ... persönlich werden zu lassen. "Wie genau darf ich das verstehen?" Commander Hewleys Miene verriet keinen seiner Gedanken, als er den Vorgesetzten streng musterte. Er war nicht mit einem Gesuch hierher gekommen. Solche Worte hatte er von dem Leiter der SOLDIER-Abteilung wahrlich nicht erwartet. Lazard aber seufzte nur leise und schüttelte scheinbar betrübt den Kopf, ehe er sich wieder an seinen Offizier wandte. "Denk nicht, dass mir das leicht fällt." begann er schließlich und wäre Angeal nicht so vor den Kopf gestoßen gewesen von diesem Verhalten, so hätte er doch keinerlei Zweifel daran haben können, dass es dem Direktor wahrlich schwer fiel, sich derart zu äußern. "Es ... ist zweifelsohne ... ehrlos, was geschehen ist. Und ich teile absolut Deine Ansicht, dass die Verantwortlichen bestraft werden müssen. Dass sie hart zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Zweifelsohne! Aber bitte- bedenk die Konsequenzen!" Angeal Hewley verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den Direktor ernst und erwartungsvoll. Ging es hier etwa allein um das Ansehen des Corps? Was glaubte er denn, wie dieses Ansehen leiden würde, würden diese Hunde nicht hart bestraft werden? Der blonde Direktor musste wohl erkannt haben, was in Commander Hewley vorging, denn er hob eilig und abwehrend seine Handfläche. "Es geht hier sicher nicht um das Ansehen Shin-Ras! Wie gesagt- ich teile absolut Deine Meinung, dass eine Bestrafung unerlässlich ist." "Aber...?" Wieder seufzte Lazard während er einen Augenblick die Akten auf seinem Tisch betrachtete. "Du sagtest, es wären wie viele?... Acht? Und möglicherweise noch zwei mehr, die nicht auf der Mission gewesen sind." Wieder seufzte der Direktor, dann erst blickte er wieder auf und schob seine Brille zurecht. "Wir wissen doch beide, was auf einen solchen Prozess notgedrungen folgen wird..." "Worauf wollen sie hinaus?" Aber der Direktor hatte sich erhoben und Angeal den Rücken zugewandt, während er in Richtung einer großen Landkarte wanderte, welche die rechte Wand des Zimmers vollständig einnahm. "Wusstest Du, dass die Rebellen sich vor wenigen Tagen bis zum südlichen Bergkamm vorgewagt haben? General Sephiroth hat sie zurückgeschlagen aber sie sind hartnäckig." Die schlanken Finger des Direktors glitten fast schon abwesend über die nördlichen Gebiete Wutais. Es war kein Geheimnis, dass er aufgrund der anhaltenden Konflikte mit den dort ansässigen Rebellen in ShinRa einen schweren Stand hatte. Wieder seufzte Lazard. "Wir befinden uns im Krieg Commander. Unsere eigenen Reihen sind dünn besetzt, die Ausbildung der Infanteristen dauert lange und nur wenige eignen sich für eine Aufnahme in das SOLDIER-Corps. Allein im letzten Monat haben wir fünf 2nd Classes in Wutai verloren. Und dazu kommen die bedauerlichen Verluste Deiner letzten Mission." Angeal senkte einen Augenblick seine Augen. Er wusste um seine Verantwortung. Aber darum ging es in diesem Augenblick nicht. Commander Hewley hatte längst begriffen, worauf sein Vorgesetzter hinaus wollte. Wenngleich es zu akzeptieren schwer war. Und so blieb er stumm und wartete mit verschränkten Armen darauf, dass Lazard es letztlich aussprechen würde. "In der derzeitigen Situation wäre der Verlust von sechs weiteren SOLDIER ein schwerer Schlag für die Armee. Wenn es zu einem Prozess kommt, so läuft dieser zwangsläufig auf eine unehrenhafte Entlassung hinaus. Das wissen wir doch beide." Angel nickte. Er hatte es erwartet, hatte es kommen sehen. "Und genau dies haben diese Jungs verdient." meinte er bitter. "Ein derart ehrloses Verhalten rechtfertigt es nicht, länger ein SOLDIER zu bleiben. Das... wissen sie ebenfalls, Sir." Lazard ließ seine Hand sinken und schüttelte leicht den Kopf, ehe er sich erneut zu seinem Offizier umwandte. "Tue ich das Commander? Versteh mich nicht falsch. Ich will es nicht rechtfertigen und könnte es niemals. Der arme Fair... es ist abartig, wozu sie fähig waren. Aber Commander, sie sind jung. Haben sie nicht auch die Chance verdient, ihr Fehlverhalten durch mutige, ehrenhafte Taten auszugleichen? Indem sie für eine gute Sache kämpfen! Für das Wohl der Menschen!" Angeals Stirn legte sich in Falten als auch er auf die Landkarte hinter dem Direktor starrte. "Ich bin der Ansicht, dass manche Dinge nicht ausgeglichen werden können. Direktor, es ist nicht das erste Mal geschehen! Nur weil der Junge bisher überlebt hat, bedeutet es nicht, dass... "Ich verstehe Deine Bedenken sehr wohl." unterbrach ihn der Direktor. "Ich bitte Dich nur... einen anderen Weg zu wählen. Es muss kein Prozess stattfinden." Angeal Hewleys Augen blitzten auf, als sie sich wieder auf sein Gegenüber richteten. "Direktor, bei allem nötigen Respekt, aber wissen sie wie viele AP ein 3rd Class SOLDIER besitzt?" "...Nun, ich bin sicher, sie werden mich aufklären Commander." antwortete der Direktor ein wenig verwirrt. " Die durchschnittlichen Lebenspunkte, die ein Soldat in dieser Phase besitzt, betragen nicht mehr als 4-500. Eine Potion heilt in etwa 100 AP. Sie haben die Aufnahme gehört! Fair hat insgesamt sieben Potion benötigt, um sich einigermaßen aufrecht zu erhalten. Allein seine erste Dosis betrug 3 Potion! Sie haben ihn beinahe umgebracht!" First Class SOLDIER Hewley war niemand, der respektloses Verhalten an den Tag legen würde. Doch das bedeutete nicht, dass er seine Verärgerung um jeden Preis zu verbergen hatte. Fair hätte diese Nacht nicht überleben müssen. Hätte Genesis ihn nicht gefunden... er hätte ebenso erfrieren können! Und der Direktor sprach davon... Fehler einfach... auszugleichen?? Direktor Lazard legte nun selbst seine Stirn in Falten und blickte bitter auf den Schreibtisch, neben dem er nun wieder stand. Es war offensichtlich, dass ihm diese Situation kein Behagen bereitete und dass er mehr als nur Mitleid für den jungen Rekruten empfand. Aber dem Commander konnte das nicht genügen. Mitleid... machte nichts ungeschehen. Und Mitleid war das letzte, das Zack Fair sich in dieser Situation sicher wünschte. Noch immer konnte er den Blick des Jungen vor seinen Augen sehen, als er ihm den Befehl gegeben hatte, die vergangene Nacht in jedem Detail zu schildern. Aber Angeal hatte diesen Befehl nicht ohne Grund gegeben! Er hatte dieses Tonband gebraucht, um Anklage vor dem Shin-Ra Militärgericht erheben zu können. Er wollte diese Soldaten zur Rechenschaft ziehen. Jemand der derart handelte... der so offen gegen jeden Befehl handelte, der einen Kameraden misshandelte... so jemand hatte nichts in SOLDIER verloren. Und Commander Hewley hatte angenommen, der Direktor würde es ebenso sehen. Die Enttäuschung war noch immer schwer zu begreifen. "Commander... sicher, dass der Junge die Wahrheit spricht?" es klang mehr nach einem lächerlichen Versuch, sich mit einer Weidenrute gegen eine Armee zu verteidigen als nach einer ernst gemeinten Frage. Und doch blitzte der Zorn in Angeals Augen auf. "Absolut sicher. Direktor, sie können auch Commander Rhapsodos befragen. Ich bin sicher, an seinen Ausführungen werden sie keine Zweifel haben. Und er hat Fair schließlich gefunden." Angeal wusste, welches Benehmen von einem Soldaten zu erwarten war. Und so war seine Stimme lediglich ernst und bestimmt und zeigte nichts von der Wut in seinem Inneren. Er hatte immer große Stücke von diesem jungen Direktor gehalten, der nie selbst die Offizierslaufbahn bestritten hatte und doch Leiter der SOLDIER-Abteilung Shin-Ras geworden war. In dieser Sache jedoch... war der Commander einfach nur noch enttäuscht. " Ich wollte dem Jungen nichts unterstellen." meinte Lazard beschwichtigend. Er hatte wohl trotz Angeals Selbstbeherrschung begriffen... "Aber Du musst es verstehen- ich kann es mir nicht leisten, .... nur nach meinem Verständnis von... Ehre zu handeln." Blonde Haarsträhnen wurden mit einer Hand zurecht gestrichen. "Du musst das Ausmaß bedenken. Der Verlust von sechs 3rd Classes. Möglicherweise noch zwei mehr, wenn sich die Sache mit .... wie hießen sie?" Der Direktor blickte kurz auf ein Blatt Papier vor sich. "... mit Fleeting und Richardson bestätigen würde. Wir würden fast ein Drittel unserer Jährlinge verlieren. Und hattest Du nicht selbst gesagt, dass Du nur die Besten von ihnen für diese Mission eingeteilt hattest? Wir würden unseren besten Nachwuchs verlieren." "Ihr bester Nachwuchs ist Fair." meinte Angeal knapp. "Und wollen sie wirklich sagen, dass sie diese Soldaten als... vorbildhaft bezeichnen wollen? Nach ihrem ... Verhalten?" "Sie sind die besten Kämpfer- abgesehen von Fair. Das ist alles was ich sagen wollte." bemerkte der Direktor trocken. "Zudem dürfen wir nicht vergessen... auch Yenn und Michelson waren unter den Angeschuldigten. Meine Güte, Commander! Ist es nicht bedauerlich genug, dass diese viel zu jungen Männer ihr Leben lassen mussten? Müssen wir ihren Familien diese Schmach wirklich antun?" "Bei allem Respekt- Direktor, was ist mit der Schmach, die Fair erleiden musste?" Es kostete den Commander einiges, nicht zu sehr auf die Worte des Direktors einzugehen. Denn sie sagten ihm nur wieder und wieder, welche Verantwortung er zu tragen hatte. Denn ganz gleich was diese Jungen verbrochen hatten- den Tod hatte niemand von ihnen verdient. Er war ihr Commander gewesen. Er hätte es verhindern müssen. "Ich will den Verlust von Yenn und Michelson in keiner Weise herunterspielen, Sir. Und ich werde alles in die Wege leiten, damit sie eine ehrenvolle Bestattung erhalten, so wie es... ihren Familien gebührt. Aber sie waren es selbst, der Fair in meine Verantwortung stellte! Und ich kann und werde nicht mitansehen, wie dieser Junge von seinen Kameraden zerstört wird und diese noch ungeschoren davon kommen!" "Das erwartet auch niemand von Dir." seufzte Lazard bedrückt. "Aber es gibt doch andere Wege als einen Prozess. Du kannst tun was Du willst- bestrafe sie hart! Nichts Anderes würde auch ich tun. Aber eine Entlassung ist ebenso wenig eine Alternative wie eine Degradierung von ihrer derzeitigen Ausbildung. Commander, wir brauchen diese Soldaten!..." Der Direktor machte eine Pause, in der er Angeal nur intensiv anblickte. "Ich weiß, dass ich Dich nicht aufhalten kann. Du bist einer meiner First Classes... und Du hast freie Hand. Ich kann nicht verhindern, wenn Du das Gericht anrufen willst. Ich bitte Dich nur darum... weise zu handeln. Ehre... ist nicht das Einzige, das Bedeutung hat. Aber der Direktor verstand nicht. Ehre ... war das Einzige, das Bedeutung hatte. Sie war das Einzige, das einen Soldaten im Krieg aufrecht erhalten konnte. Ehre... war alles. Commander Hewley verstand das wie niemand anderes. Und deshalb würde er diesen Prozess nicht erzwingen können. Denn Ehrgefühl befahl es auch, die Bitte des Vorgesetzten einzuhalten. Wahrscheinlich wusste der Direktor das sogar, als er seinem Offizier so freigiebig freie Hand überließ. Der 1st Class SOLDIER konnte das nicht ändern. Und so ergriff er ohne ein weiteres Wort das Tonbandgerät und verließ das Amtszimmer des Direktors. ~ ~ ~ Fortsetzung folgt bald. (hoffentlich) ^^- Kapitel 8: ----------- Note: Argh Sorry, dass es so lange gedauert hatte! War im Examens-Stress XD Aber jetzt ist Examen vorbei und die Fanfiction drängt immer mehr dazu, weiter geschrieben zu werden. Also freut euch auf neue Kapitel (bald schon) und gebt mir fleißig Kommentare ^^- ~ ~ ~ "Sie kamen vor die Hütte. Irgendwann nach Mitternacht." "Wer?" ..." Alle, Sir..." "Die Namen, Soldat." Angeal kannte den Wortlaut des Tonbandgeräts fast schon auswendig. Und doch lief es nun erneut ab, wieder und wieder während sich Commander Hewley gegen die Lehne eines großen Sessel in seinem Appartement lehnte und versuchte, eine Lösung zu finden. "... Carter... Harley, ... Tripe, Harson, Jones, ... Jeffrey.... und Michelson... und ... Yenn." Der Tag hatte sich schnell schon der Nacht geneigt und schon seit Stunden drang durch die Fenster an der Westseite des Wohnzimmers nur das grüne Leuchten der Mako-Reaktoren. Regen prasselte gegen die Scheiben wie so oft in Midgar. Doch Angeal hörte nur die brüchige Stimme aus dem Tonband. " Sie... haben zunächst ... Späße gemacht.." Der heutige Tag war eine absolute Katastrophe gewesen. Noch immer konnte der Soldat die brennende Hitze im Reaktor an seinen Haaren riechen, konnte die Schwielen spüren, die sich von dem Griff des Schwertes auf seiner Hand gebildet hatten. Seine Schulter schmerzte noch immer leicht durch die geheilte Wunde und würde es bis zum morgigen Tag wohl noch weiterhin tun. Und wenn er die Augen schloss, sah er immer wieder das Ausmaß der Zerstörung, das er nicht hatte aufhalten können... die Gesichter der Rekruten auf ihrem Rückflug- bleich und ausgelaugt. Es hatte eine Belohnung sein sollen. Und er sah die Gesichter die fehlten- Yenn, Michelson... noch an diesem Nachmittag hatte Angeal Michelsons Vater die Nachricht überbracht. Er war ein starker Mann, wenngleich schon gebeugt vom Alter. Er hatte nicht aufhören können zu Schluchzen. Zu Yenns Familie war ebenfalls ein Soldat entsannt worden. Der Weg war zu weit, als dass ihn Angeal selbst hatte übernehmen können. Er hatte weitere Pflichten hier. So viele... "Inwiefern?" "... Mich rumgeschubst und so. Ich dachte sie hören wieder auf, wenn ich nicht darauf eingehe..." "Wie kamst Du darauf?..." ".... Sie... machen so etwas häufig.... Hauptsächlich Carter... und Fleeting ... Richardson." "Was bedeutet häufig?" "Seit ich hier bin ... immer wieder ... und seit... seit ich mit ihnen trainiere... wöchentlich. Letzte Woche dreimal... Sir." Es war vielleicht nicht angemessen gewesen, noch an diesem Tag den Direktor wegen des Zwischenfalls zu unterrichten. Aber eine lange Besprechung bezüglich der fehlgeschlagenen Mission war voraus gegangen. Commander Hewley hatte seinen Bericht beendet, die Analyse der Krankenstation lag vor. Leutnant Teslowq vom Fliegerschwadron meldete sich über Funk und bestätigte die vollständige Zerstörung des Reaktors und eines Gebiets im Umkreis von fünfzehn Meilen. Aus der nun freigelegten Mako-Quelle traten nach dem letzten Bombardement keinerlei Kreaturen mehr aus. Doch es wurde ein Kommando zur Beobachtung in der Nähe stationiert. Näheres wäre wohl erst am nächsten Morgen zu erfahren. Und es wäre kaum mehr Sache des First Class SOLDIER- zumindest nicht mehr, sollte man ihn nicht mehr in dieses Gebiet entsenden. "Dieses Mal haben sie nicht aufgehört. Sie haben ... mich geschlagen. In den Magen, dann ins Gesicht. Irgendwann bin ich gestürzt. Ich... weiß nicht genau, warum. Der Schnee war hoch und..." "Wer genau hat begonnen? Hast Du Dich gewehrt? "Nein! Nein Sir. Sie hatten doch gesagt, dass es unehrenhaft ist. Und dass weiß ich doch auch. Ich wollte nicht unehrenhaft sein. Nicht... wie sie." "Ja... das sagte ich..." Angeals Gedanken drifteten wieder ab. Er hatte mit dem Direktor reden müssen. Selbstverständlich hätte er auch ohne dessen Genehmigung das Gericht einberufen können. Lazard hatte es doch selbst betont- First Classes genossen einige Freiheiten. Aber es war nicht Commander Hewleys Art, so etwas über den Kopf des Vorgesetzten hinweg zu erledigen. Nun hatte er seine Antwort... und würde damit leben müssen. "Ich weiß nicht wer es alles war. Es war dunkel... Sie haben nicht aufgehört, haben mich getreten bis ich husten musste. Dann haben sie aufgehört, klangen... beunruhigt. Ich glaube ich habe Blut gehustet. Deswegen... haben sie wohl aufgehört." Angeals Hände ballten sich auf den Armlehnen zu eisernen Fäusten. Diese Hunde hatten es nicht verdient, sich weiter SOLDIER zu nennen! Diese Einheit war nichts für jemanden, der über keinerlei Ehrgefühl verfügte! Und was nutzte ein Soldat im Krieg, wäre er nicht fähig, Befehle zu befolgen? Ein Soldat ohne Ehrgefühl war nichts wert. Viel mehr als Feigheit konnte man von einem solchen nicht erwarten! .... "Sie haben gewartet... bis die Wirkung einsetzt. Harley hat gemeint, dass es jetzt ja genug sei. Ich glaube es war Harley. Ich... ich weiß es nicht. ...Aber Carter meinte, ich hätte ja noch genügend Potion übrig. Und dann hat er wieder zugeschlagen. Und Jeffrey und Jones. Ich muss irgendwann bewusstlos geworden sein. Ich hab nur noch die Potion zwischen meinen Lippen gespürt. Dann ging es wieder... "... Und dann?" "... dann haben sie weiter gemacht." Aber es waren nicht nur die brennenden Hütten, der zerstörte Reaktor und die Leichen der Dorfbewohner, die Angeal in der Dunkelheit seines Zimmers vor sich tanzen sah. Es war auch das Gesicht dieses jungen Soldaten. Er hatte so viel von Zack verlangt, indem er ihn diese Aussage hatte machen lassen. Dass wusste der Commander sehr wohl. Aber er wollte noch immer glauben, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Dieses Pack würde niemals aufhören, würde man ihm nicht Einhalt gebieten. Und um das zu können, hatte Angeal die Wahrheit erfahren müssen. Ganz gleich wie sehr der Junge dadurch verletzt worden war. Nur was sollte er nun tun? Wie sollte er diesen Soldaten Einhalt gebieten, wenn ihnen anscheinend jeder Respekt vor ihrem Vorgesetzten fehlte? Direkt unter seinen Augen hatten sie ihn hintergangen!! Angeal konnte es noch immer nicht fassen. Er würde einen Weg finden, ihnen Anstand einzuprügeln. Oh er würde... Aber es war noch ein weiterer Gedanke der Angeal trotz all der Anstrengung davon abhielt, endlich Schlaf zu finden. Wie würde sich Zack ihm gegenüber nun verhalten? Der Junge war aus dem Konferenzraum gestürmt, ohne seinen Vorgesetzten überhaupt aussprechen zu lassen. Zack war schon zuvor in gewisser Weise... aufmüpfig gewesen, hatte sich schwer daran getan, Befehle zu befolgen ohne sie zu hinterfragen. Auf der letzten Mission hatte er gegen einen eindeutigen Befehl verstoßen und sich selbst so in Lebensgefahr gebracht. Und nun war er davon gestürmt, als könne er seinem Commander nie wieder in die Augen blicken. Es schien, als würde ihm dieser Junge Stück für Stück entgleiten, als würde er sich losreißen und einen Weg einschlagen, auf dem ihn Angeal nicht mehr führen konnte. Wenn das so weiter ging, dann wusste Commander Hewley wahrlich nicht, wie er die Aufgabe bewältigen sollte, die ihm Direktor Lazard aufgetragen hatte. Und das gerade jetzt, da der talentierte 3rd Class so alleine war... und offensichtlich dringend etwas Halt brauchen konnte. Angeal seufzte. Was ... sollte er nur tun? " Was geschah?..." "Commander Rhapsodos hat mich gefunden. Gegen... morgen... glaube ich." "Zack... Du musst alles erzählen." “Und ich dachte immer, er hieße Fair.” Die plötzliche Stimme klang süffisant, überheblich... und doch überwog in Angeal die Freude weit über die Überraschung, den alten Freund so unvorbereitet in der eigenen Wohnung bemerken zu müssen. Wie war er hier herein gekommen? Und warum hatte ihn Angeal nicht früher bemerkt? Im Normalfall wäre dem Soldaten die Anwesenheit eines Anderen nicht derart einfach verborgen geblieben. Er war darauf trainiert, niemals von einem Gegner überrascht zu werden. Aber dies hier war kein Gefährdungsgebiet... und er war müde... so müde, dass er nicht einmal seinen alten Freund bemerkt hatte. "Wie bitte?" murmelte der Commander mit einem Lächeln und ließ sich so in keiner Weise anmerken, dass er durchaus von Genesis überrascht worden war. "Sie haben mich erneut geschlagen! Wieder in den Magen, bis ich auf dem Boden lag. Sie haben........ Mit einem Mal hatte sich Angeal zu seinem Laptop gebeugt und die Tonspur abgebrochen. Ganz gleich ob Genesis ein Freund war... Durch den Befehl, die volle Wahrheit zu erzählen, hatte Angeal gegenüber diesem jungen Soldaten eine Verantwortung aufgenommen. Es war deutlich, wie schwer es Zack gefallen war, überhaupt mit einem Vorgesetzten darüber zu sprechen. Genesis hatte schon genug mit eigenen Augen gesehen. Der plötzliche Eindringling lachte jedoch nur über diese hektische Aktion und beugte sich über Angeals Schulter, so dass sein Gesicht die Wange des Freundes berührte. "Dein Welpe. Ich war bisher immer der Ansicht gewesen, er hieße 'Fair'." Der schwarzhaarige SOLDIER hob eine Augenbraue und lehnte sich in Richtung des Freundes an die Lehne seines Sessels zurück. "Mein... Welpe?" Angeal hob eine Augenbraue, entschied jedoch, Genesis ungefragt zu belassen..".. Aber ja, er heißt Fair. Zack Fair. Wieso?" Angeal spürte Genesis an seiner Wange grinsen. "So so ... man nennt ihn also schon bei seinem Vornamen." Nun war es doch noch an Angeal, fast ertappt in seinem Sessel hochzufahren. Nur noch mit großer Anstrengung konnte er sich ein 'W...Was?' verbieten. Doch für die nächsten Augenblicke spürte er sein Herz kräftig gegen seine Kehle schlagen. Nicht nur hatte er mit dieser Feststellung niemals gerechnet... eine Feststellung die auch noch zutraf. Dieses Tonband bezeugte es. In vielerlei Hinsicht hatte sich Commander Hewley diesem einen Rekruten gegenüber anders verhalten als gegenüber seinen übrigen Schülern. Doch bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte er es immer mit dessen Talent, dessen besonderem Förderungsbedürfnis gerechtfertigt. Wie hatte er dabei übersehen können, dass er zu einem gewissen Grad begonnen hatte, Formalitäten zu vernachlässigen? First Class SOLDIER Hewley war niemand, der einen lockeren Umgangston mit Untergebenen pflegte. Im Gegenteil- er war fast schon berüchtigt dafür, besonderen Wert auf korrekte Umgangsformen zu legen. Innerhalb von ShinRa gab es außer Genesis und Sephiroth niemanden, den er nicht mit seinem offiziellen Titel ansprach- nicht weil es an Gelegenheiten gemangelt hätte, sondern weil dies eben die angemessene Art war, sich im Dienst zu begegnen. Aber jetzt da er darüber nachdenken konnte, jetzt da Genesis es ausgesprochen hatte... jetzt erst bemerkte Angeal wie weit entfernt dieser scheinbare Ausrutscher davon war, ein Einzelfall zu sein. Wie oft genau hatte er den Jungen nun schon derart privat angesprochen? Aber es hatte sich immer so richtig angefühlt.... "Ertappt Commander." Wieder lachte Genesis leise auf, während er sich selbst zu einem Glas Wein aus dem offenen Küchenbereich verhalf. Angeal selbst trank niemals Alkohol. Dass sich tatsächlich einige edle Flaschen hier finden ließen, lag nur an der Angewohnheit des Appartmentinhabers, zu jeder Zeit ein exzellenter Gastgeber zu sein. In diesem Moment hatte dieser allerdings andere Probleme. Und so fuhr er sich lediglich erschöpft mit einer hand über sein Gesicht und schüttelte den Kopf. "Es war ein langer Tag. Ich muss die Ettikette vergessen haben." "Du vergisst niemals die Ettikette." gab Genesis lächelnd zurück und nippte genüsslich an seinem Getränk. Und wieder hatte er Recht. Im Moment jedoch war Angeal Hewley tatsächlich zu erschöpft, um sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen, wie Genesis sein Verhalten nun bewerten würde. Denn sein Freund war ja wohl kaum hierher gekommen, nur wegen eines Vornamens. "Du siehst erschöpft aus." flüsterte Genesis als könnte die Gedanken seines Freundes in dessen Gesicht lesen können, stellte sein Glas neben dem Laptop auf den niedrigen Tisch vor der Couch und stand wieder hinter dem Sessel. Seine Hände lagen auf Angeals Schultern, sanft und doch so fest, dass sie den Wunsch in Angeal auslösten, sich einfach nur gegen sie zu lehnen. "Mein Tag war nicht kürzer als der Deinige, Genesis." seufzte der Schwarzhaarige nur mit einem Lächeln als er bemerkte, wie die Hände des Freundes über seine Schultern glitten. Wieder so eine Angewohnheit, an die sich Angeal gewöhnt hatte. Nähe war etwas so Natürliches in der Gegenwart des Freundes, dass er sie kaum mehr hinterfragte. "Das glaube ich doch. Ich habe seit unserer Ankunft geschlafen. .. Auf diesen Missionen bekommt man ja auch kein Auge zu." Selbst jetzt da Angeals Augen auf die dunkle Wand am gegenüberliegenden Ende des Wohnraumes gerichtet waren, konnte er das Schmunzeln des Freundes bemerken. Einige Stunden Schlaf... mehr bräuchte er wahrscheinlich wirklich nicht, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Doch diese Möglichkeit schien noch so weit entfernt. "Ich weiß nicht was ich tun soll.." grollte der Commander daher doch irgendwann. "Nun... das ist neu." Angeal seufzte, schüttelte den Kopf und strich sich erneut mit der Hand über das müde Gesicht. "Ich habe mit dem Direktor gesprochen. Er lehnt jeden Prozess vor einem Militärgericht ab. Aber ich muss ihnen beikommen... Du hast selbst gesehen was sie getan haben." "Schon wieder wegen dem Welpen? Wie ... ermüdend.." Wieder dieses theatralische Gesäusel. Angeal seufzte nur. "Wann fängst Du endlich an, Deine Position zu nutzen?" bemerkte Genesis dann doch ernsthaft. "Du bist ein First! Was interessiert es Dich, was Lazard gefällt?" "Du weißt, dass es mich interessiert." konterte Angeal trocken. "...Es muss einen anderen Weg geben." "Oh mit Sicherheit. Wirf sie hinaus, verprügel sie, wirf sie in den Schnee und p..." "Genesis!" knurrte der Commander bedrohlich. Es gab ja nun wirklich absolut keinen Grund, um eine derart ernste Situation ins Lächerliche zu rücken! "Verzeih..." flüsterte der Angesprochene zärtlich gegen die Wange des Freundes. "Aber sieh es doch einmal so- wenn ein ganzes Rudel den Welpen nicht akzeptiert, ist der Konflikt dann nicht viel einfacher zu lösen, indem man den Welpen in einen anderen Zwinger sperrt? Du weißt doch wie Hunde sind. Willst du ihren Willen brechen, so lassen sie es nur an dem Schwächsten aus." "Za... ...Fair ist mit Sicherheit nicht der Schwächste von ihnen." meinte Angeal mit noch immer leicht gehärtetem Gesichtsausdruck und fragte sich, ob Genesis ihm gerade wirklich vorschlug, den Jungen selbst für die Fehler des Rudels zu bestrafen. "Ha... schon wieder." "Was auch immer..." knurrte der Commander und beugte sich über seinen Laptop, so dass Genesis' Hände von seinen Schultern glitten. Nicht gerade angenehm, bei etwas ertappt zu werden, das man doch eigentlich gar nicht tun wollte. "Du bist ja wohl kaum wegen eines Namens hier." "Nein. Um mich zu verabschieden." "Du gehst? ... Nach Wutai?" Angeal hatte den Laptop zugeklappt und sich zu seinem Freund umgewandt. Es war abzusehen gewesen, dass er diese Mission wieder antreten würde. Einen bitteren Beigeschmack hatte es jedoch immer. "Gräme Dich nicht mein Freund." raunte Genesis in jener Art, in der er es vorzog, Gedichte zu rezitieren. "Eines Tages wird es Dir gestattet sein, mich zu begleiten." Angeal schüttelte den Kopf, lächelte und schüttelte ihn erneut. "Aber nicht dieses Mal. Meine Aufgabe beschränkt sich zur Zeit wohl tatsächlich auf... junge Hunde." Wenngleich Commander seine Missionen ernster nahm als die eigenen Wünsche, so sehnte er sich fast danach, ebenfalls wieder ins Gefecht zu ziehen. Denn dort waren Probleme so einfach zu lösen, dort war keine Zeit um zu denken und keine Gelegenheit um Müdigkeit zu zeigen. Seite an Seite mit seinem Freund in die Schlacht zu ziehen... es war schon zu lange her. Aber es war mehr noch, dass Angeal bedrückte. Nicht einmal ein First Class war unverwundbar. Genesis konnte sicher auf sich selbst aufpassen... aber was konnte man schon tun gegen das eigene Bedürfnis, die Liebsten zu schützen? "Übertreib es aber nicht, ja?" grinste der Jüngere. ...Pass auf Dich auf! Aber so etwas musste wohl ungesagt bleiben. " Sie werden zerbersten wie die Wogen an einer Klippe. Dieses Mal... wird ein Held geboren." Ein seltsam glückliches Lächeln rann über Genesis' Lippen als er sich umwandte um in der Dunkelheit zu verschwinden. Nur das Geräusch der sich schließenden Tür verriet Angeal, dass er tatsächlich gegangen war. ~ ~ ~ "Harley, Jonson, Tripe! Zum Apell in zwei Minuten!!" Commander Hewleys Stimme donnerte durch den Schlafsaal, noch ehe das Sicherheitspersonal das Licht im Raum entfachte. Ein ganzes Dutzend von ihnen hatte der First Class SOLDIER beordert- und das weit nach Mitternacht. Doch nachdem er sich für eine Handlungsoption entschieden hatte, konnte er keinen Aufschub mehr dulden. Anderenfalls läge möglicherweise sogar noch der Gedanke nahe, man könnte in seiner Kompanie tun und lassen was man wollte. Wie schon im letzten Schlafsaal schreckten auch in diesem sämtliche Rekruten alarmiert von ihren Matratzen hoch. Nicht wenige blickten schockiert in Richtung der Tür, an der sich Commander Hewley mit sechs in die Uniform des ShinRa Sicherheitspersonals gekleideten Männern aufgebaut hatte. Die Gesichter derjenigen Soldaten, dessen Namen der Offizier genannt hatte, waren jedoch leichenblass. Erst nach einem langen Moment begannen sie, sich wie panisch aus ihren Betten zu bewegen, um rechtzeitig irgendwie ihre Uniform überzustreifen. Wäre es nach Angeal gegangen, so hätte man ihnen wohl nicht einmal zwei Minuten gegeben. Ihre Uniformen hinterhertragen- das hatte der Commander allerdings mit Sicherheit auch nicht vor. Seine Augen waren eisern auf die Rekruten vor ihm gerichtet. Ob diese nächtliche Aktion ihnen endlich den nötigen Respekt einprügeln würde? Nun... falls sogar dies erfolglos wäre, so hatte sich Angeal schon einige ándere sanktionen überlegt. Die Entscheidung war kurz nach Genesis' Abreise gefallen. Anlass war wohl eben jenes Ziel gewesen, gen dem der Freund in dieser Nacht transportiert wurde. In Wutai herrschte Krieg, dort starben Soldaten... Und Director Lazard hatte deutlich genug gemacht, dass jeder Rekrut dort benötigt werden würde. Angesichts einer solchen Lage machte es den Commander nur noch wütend, wie wenig Respekt ihm gezollt worden war. Diese Jungs wussten nichts vom Leben! Das Einzige was sie zu tun vermochten, war ehrlos und niederträchtig. Man musste ihnen eine Erziehung zukommen lassen, solange dies noch möglich war. Die Zeiger der Stoppuhr in Angeals Handfläche tickten unaufhörlich, während sich die angesprochenen Rekruten in ihre Uniformen zwangen. Die Augen des Offiziers aber waren schon längst an einem der übrigen Soldaten hängen geblieben. Es war nicht ohne Grund gewesen, dass Commander Hewley diese Maßnahme vor den Kameraden der Übeltäter ausführte. Sie alle sollten sehen, was Respektlosigkeit, Ehrlosigkeit hervorrief... vor allem aber er... Zack Fair, der ebenfalls in diesem Zimmer wohnte, der auf dem oberen Abteil eines Hochbettes in der Ecke des Schlafsaals hockte und aussah, als müsste er sich gleich übergeben. Die Augen des Jungen huschten unruhig und gequält von seinen Kameraden in der Mitte des Raumes in Richtung der Tür und anschließend wieder zurück. Seinen Commander jedoch würdigte der 3rd Class SOLDIER keines Blickes. Es war offensichtlich, dass dieser fehlende Blickkontakt intendiert war. Angeal ... konnte es ihm nicht einmal wirklich verübeln. Er hatte viel von diesem Jungen verlangt. Als die Zeit abgelaufen war, gab der Offizier lediglich eine Kopfbewegung in Richtung des Sicherheitspersonals, die augenblicklich die zuvor benannten Rekruten an Armen und Schultern ergriffen und vor ihren Commander brachten. Keiner von ihnen hatte seine Uniform komplett angelegt. Es geschah erstaunlich leise. Nur das Trampeln von Stiefeln, das Schnappen nach Luft, dann standen die drei Soldaten vor Angeal - blass und beunruhigt und fast schon jämmerlich anzusehen. Ihr Commander aber hatte kaum etwas für sie übrig als Abscheu für das, was sie getan hatten. Ob sie wussten, warum er nun hier war? "3rd Class SOLDIER Harley, Jonsen, Tripe. Sie sind hiermit wegen wiederholter Verstöße gegen Anweisungen ihrer Vorgesetzten unter Einzelarrest gestellt!" donnerte der Vorgesetzte in die Gesichter derer, die noch immer von dem Sicherheitspersonal gehalten wurde. Der Schock war in jedem von ihnen deutlich zu lesen. Ob sie nun nachvollziehen konnten, was Hilflosigkeit bedeutete? Ob sie... Angeals Stirn legte sich für einen kurzen Moment in zornige Falten. Was immer ihre Sanktion auch sein konnte, sie würde doch niemals ausreichen, um das Geschehene ungeschehen zu machen. "Abführen!" Keiner der Rekruten wehrte sich, als er von den Sicherheitskräften in den Flur hinaus geschleift wurde, in dem schon Diejenigen gehalten wurden, die zuvor schon festgenommen worden waren. Und dennoch hatte Angeal das Personal angewiesen, nur nicht zu respektvoll mit den jungen SOLDIERN umzugehen. Es war durchaus eine Befriedigung zu sehen, dass sich an diese Anordnung gehalten wurde. Der First Class SOLDIER verließ den Schlafsaal als letztes hinter dem Sicherheitspersonal. Dies ließ ihm die Zeit, noch einmal selbst die Gesichter der Verbliebenen zu mustern. "Für alle Anderen beginnt das Training morgen um acht Uhr." Eigentlich aber... ging es nur darum, einen einzelnen noch einmal anzusehen- denjenigen Soldaten, der noch immer zwanghaft versuchte, den Augen des Commanders auszuweichen. Nur einen winzigen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Angeals Brust verkrampfte sich schmerzhaft als er bemerken musste, dass dieser Junge ein völlig anderer war als der, den er vor einigen Wochen zu trainieren begonnen hatte. Bleich und übermüdet wirkte Zack Fair... aber vor allem derart verkrampft, dass man sich kaum vorstellen konnte, dass dieser Soldat zu einem strahlenden Lächeln fähig war. Der unglückliche Ausdruck in diesen Augen verfolgte Angeal noch lange, nachdem er das Licht wieder gelöscht hatte. ~ ~ ~ "Was geschah im Missionslager nachdem ich in den Reaktor aufgebrochen bin?" Angeal konnte sich kaum mehr daran erinnern, wie oft er diese Frage in dieser Nacht schon gestellt hatte. Eindeutig zu häufig. Und jedes Mal war sie mit Lügen beantwortet worden, mit Ausflüchten und Umschreibungen, ehe dann und wann dann doch noch hier und da ein Rekrut die Wahrheit von sich gegeben hatte. Nicht jeder war derart weit gekommen. "Was meinen sie... Sir?" der müde Soldat rutschte etwas unsicher auf seinem Platz hin und her. "Die Wahrheit, Soldat! Auf der Stelle!!" Und mit jedem neuen Soldaten, ging das Spiel aufs Neue los. Allein dafür hätten sie eigentlich eine Suspension verdient. Sich einem Vorgesetzten gegenüber derart unehrlich zu verhalten... es war eine Schande für ganz SOLDIER! Nur wie viel Wahl hatte Commander Hewley in dieser Situation schon? Keine Degradierung, keine unehrenhafte Entlasung, kein Ausschließen von ihrem Training... wenn er nun nicht gerade zu körperlicher Züchtigung übergehen wollte, gab es kaum mehr Sanktionen, die für ein solches Verhalten angemessen wären. Und solche Dinge entsprachen wahrlich nicht dem Kodex, dem zu entsprechen der First Class SOLDIER sich bemühte. Und so hatte er sich zu einer anderen Vorgehensweise entschlossen. Ob diese von Erfolg gezeichnet sein sollte, stand wohl noch in den Sternen. Mittlerweile war es fast sieben Uhr morgens. Commander Hewley war müde, schlecht gelaunt und eindeutig nicht mehr dazu geneigt, die Ausflüchte von diesem Pack entgegen zu nehmen. Natürlich hätte er mit der Befragung bis zum späten Vormittag warten können. Der Einzelarrest hätte möglicherweise ja fürs Erste genügt. Aber Angeal hatte nicht die Absicht, seinen Rekruten Schlaf zu gönnen, bevor sie nicht zugaben, was an diesem Abend geschehen war. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust, ihnen irgendetws zu gönnen. Das Problem war nur folgendes: Wenn er um Zack Fairs Willen vermeiden wollte, dass zu viele von den Geschehnissen auf Mission XW37K5 erfuhren, so musste er die Befragungen wohl oder übel selbst durchführen. Und das wiederum führte auch für ihn zu weiteren Stunden ohne Ruhe. Natürlich hätte er diese Aufgabe wirklich abgeben können. Nur dass Zack Fair noch immer in seiner Verantwortung stand. Und es ihm zuzurechnen war, dass das alles überhaupt geschehen war. Nun fühlte er sich auch verantwortlich dafür, den Schaden in Bezug auf das Ansehen des Soldaten so gering wie möglich zu halten. Im Moment könnte sich Angeal selbst dafür ohrfeigen, dass er das Training mit den übrigen 3rd Class schon auf acht Uhr gelegt hatte. Das Verhör dieses Soldaten war nicht ergiebiger als jedes Vorherige. Und auch dieses hatte Commander Hewley mit den gleichen Worten beendet- dreißig Tage Einzelarrest, keine Freistellung für Ausbildungsstunden, keine Freistellung von der Abschlussbenotung, ein negativer Eintrag im Führungszeugnis und eine 80% Kürzung des Solds. Zudem würde es den Soldaten für die Zeit ihres Arrests nicht gestattet sein, die Uniform eines SOLDIER zu tragen. Bei Beschwerden stünde den Rekruten bei einer solchenm Anordnung eines 1st Class SOLDIER lediglich der Gang zum Militärgericht offen. Angeal hatte jedes Mal betont, dass es den 3rd Class freistehen würde, ihn zu wählen, doch dass dies in jedem Fall eine 'Umfassende Sachverhaltsrekonstruktion und Sanktionierung' zur Folge hätte. Er war sich sicher, dass niemand diese Option auch nur in Erwägung ziehen würde. Überhaupt... was waren schon dreißig Tage Einzelarrest, wenn etliche Stunden am Tag dem Training mit den übrigen Rekruten vorbehalten war? Nein, Commander Hewley hielt nicht viel von einem solchen offenen Arrest. Aber er würde wahrlich auch nicht so weit gehen, gesonderte Einheiten für die Arrestierten anzusetzen. Das würde die Zeit schlicht und einfach nicht zulassen. Zudem wäre es möglicherweise sogar zweckdienlich, müssten sich diese Rekruten in einer einfachen Uniform zu ihren Kameraden gesellen, welche auch bei Trainingseinheiten das Wappen der SOLDIER trugen. Nun... Mutmaßungen. Man würde sehen... Commander Hewley unterdrückte ein Gähnen als er auch die letzte Zelle verließ und die gepanzerte Glastür hinter sich verschloss. Alle Arrestzellen dieser Einheit lagen auf der gleichen Seite des unterirdischen Arresttraktes und waren mit schalldichten Glastüren ausgestattet, so dass eine Kommunikation unter den Insassen nicht möglich war und eine umfassende Überwachung dennoch gewährleistet wäre. Privatsphäre wäre in dem 3x2 Meter großen Zellen so oder so nicht angebracht gewesen. Die Wachablösung für die Frühschicht salutierte streng und wünschte einen guten Morgen, als Commander Hewley sie im Gang passierte. Der 1st Class war sich allerdings sicher, dass dieser Morgen alles andere als gut werden würde. Verdammt, Angeal wollte einfach nur noch schlafen. Das Gemurmel der Rekruten war nicht zu überhören, als der Sicherheitsdienst um Punkt 8 00 mit den sechs blassen Soldaten im Trainingsraum erschien, um diese für das folgende Training abzuliefern. Zumindest dieser Anblick schien etwas Eindruck zu hinterlassen. Angeal glaubte, sich nicht die Mühe machen zu müssen zu erklären, dass diese Vorführung jedem blühte, der gegen die Anweisungen des 1st Class verstieß... oder es wagte, Hand an einen seiner Schüler zu legen. Es gab Dinge, die sich schnell herumsprachen. ... Andererseits war der Einzige, der in den letzten Stunden die Möglichkeit gehabt hätte, etwas über die Vergehen der Kameraden zu berichten, wohl auch der Letzte, der das jemals tun würde. Zack Fair stand mit düsterer Miene etwas Abseits der übrigen 3rd Class SOLDIER und vermied es tunlichst, auch nur irgendeinem von ihnen zu lange in die Augen zu sehen. Auch den Blick seines Commander vermied er gewissenhaft. Angeal kannte das aus der Vergangenheit schon. Dieses Mal jedoch wirkte es nicht so sehr wie Scham oder Unbehagen, welche ihn nach der letzten Anhörung davon abehalten hatten, seinen Vorgesetzten anzusprechen. Vielmehr starrte Zack mit derartig starrem Blick auf einen Fleck Boden vor ihm, dass man beinahe meinen könnte, er wäre wütend. Angeal konnte es ihm kaum verdenken. Er brauchte sicher Zeit um über den Verrat der Kameraden hinweg zu kommen. Doch Commander Hewley war nicht darauf gefasst, wie lange sein Rekrut tatsächlich benötigen würde. Anfangs war es lediglich seine starre Miene, seine Ablehnung, irgendetwas anderes ansehen zu wollen als den Boden, die Wand, das Schwert eines Trainingsgegners. Er mied den Kontakt mit jedem der ihm hätte nahe kommen können, sprach nicht und kämpfte härter und verbissener als jemals zuvor. Doch Angeal ließ ihn gewähren. Vielleicht war der offensichtliche Zorn in diesem Jungen der einzige Weg, mit dem Geschehenen umzugehen. Es war ja kaum zwei Tage nun her... man durfte nicht zu viel erwarten. Und war Angeal selbst nicht ebenso wütend auf jene Täter, die in den Reihen der 3rd Class dem Training beiwohnten, als wäre nie etwas vorgefallen? Eines aber zeigte sich im Laufe des Tages immer deutlicher- Wut machte Hiebe möglicherweise kraftvoller, machte einen Schlag härter und eine Wunde tiefer... doch sie konnte niemals einen Krieger fähiger machen oder die Chancen im Kampf erhöhen. Ganz im Gegenteil... Commander Hewley hatte selten eine derart schwache Leistung von Fair bemerken müssen. Wann immer er während der morgendlichen Trainingseinheit die Zeit hatte finden können, diesen einen Schüler zu beobachten, so hatte er nur mitansehen müssen, wie dieser fast schon blindlings auf seine Gegner einhieb. Zweimal hatte er ihn zurecht gewiesen, hatte ihm persönlich noch einmal gezeigt, was in dieser Stunde verlangt war (eine Gegebenheit die bei diesem sonst so talentierten Schüler sonst niemals im regulären Training auftrat). Beide Male aber hatte Zack Fair auch den Blick seines Commander gemieden und mit düsterer Miene ins Leere gestarrt. Für einen Augenblick hatte er dann getan, wie ihm aufgetragen - nur um im nächsten wieder in sein heutiges Schema zu verfallen. Aber auch diesbezüglich beschloss Angeal, es zu akzeptieren und abzuwarten. Der nächste Tag würde sicher wieder besser werden. Doch auch in diesem Fall sollte sich Commander Hewley geirrt haben. Vielleicht wirkten die Soldaten an diesem morgen ausgeruhter, erholter. Zack Fair aber stand erneut abseits und starrte lediglich finster auf den Boden bis ihm gestattet wurde, gegen einen seiner vermeindlichen Kameraden anzugehen. Es brauchte nur einen kurzen Moment bis Angeal seufztend den Kampf beenden ließ. Der Junge schien tatsächlich jeden einzelnen Rat missachten zu wollen, den ihm sein Ausbilder in den letzten Wochen erteilt hatte. Er war unaufmerksam, seine Paraden zu riskant, seine Ausführung zwar voller Kraft doch ohne jede Technik. Und doch war dieser Rekrut ein anderer als der, den Angeal zu Beginn seiner Beauftragung gegenüber dem Direktor als vielversprechend bezeichnet hatte. Dieser Zack Fair schien keine Freude an den Kämpfen zu haben. Es fehlte jenes aufgeweckte Grinsen, das ihn in den vergangenen Wochen so stetig begleitet hatte. An seiner Statt fand Angeal Verbissenheit und Ernst, der fast schon unterdrücktem Zorn glich- Attribute, die einen anderen Soldaten möglicherweise befähigt hätten, besser zu kämpfen. Bei Zack Fair bewirkten sie das genaue Gegenteil. Müsste der Junge gegen Gegner in seinem Alter und mit seiner Statur antreten, so hätte er durch die bloße Wucht seiner Schläge möglicherweise sogar gute Chancen. Aber die meisten 3rd Classes waren zwei, drei Jahre älter als er und ihm körperlich offensichtlich überlegen. Ein wütender Hieb eines 15jährigen war von vorneherein aussichtslos. Jedes Mal, wenn der schwarzhaarige Soldat wieder auf die Matte geschickt worden war, rief ihn sein Ausbilder zurecht, erklärte ihm jeden seiner Fehler und teilte ihn einem neuen Trainingspartner zu. Angeal hatte sich wirklich vorgenommen, Geduld mit diesem Schüler zu haben. Es war nicht verwunderlich, dass er wütend war. Schließlich wurde von ihm verlangt, mit eben jenen zu trainieren, die ihn derart erniedrigt hatten. Was dieses Vorfall betraf, so würde Commander Hewley nichts weiter von Zack verlangen. Er hatte schon genug von ihm gefordert. Und so wäre es das Beste, die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen- so weit das eben ging. Das aber bedeutete auch, dass wenngleich Angeal nachsichtig mit den kümmerlichen Leistungen des Rekruten sein wollte, er ihn nicht anders behandeln würde als jeden anderen Schüler. Und auf die Dauer hätte er doch bei keinem Anderen einen solchen Leistungsabfall dulden können. So orderte der 1st Class SOLDIER schon am frühen Nachmittag den Jungen zu sich, der gerade eben seinen fünften Kampf des Tages verloren hatte. ~ ~ ~ Fortsetzung folgt... (bald :) ) Kapitel 9: ----------- Commander Hewley hatte lange mit sich selbstr gehadert, ehe er seinen jungen Schüler zu sich rief. Er hatte den übrigen Rekruten eine Simulationsmission aufgetragen, welche die Kadetten ruhig stellen würde und ihrem Commander die nötige Zeit geben sollte, um zu sagen, was zu sagen war. Jetzt, da er jedoch im hinteren Teil der Kommandozentrale von Simulationshangar 4 wartete, hatte er die richtige Strategie für diese Zurechtweisung noch immer nicht endgültig gefunden. Als 1st Class SOLDIER sollte man es gewohnt sein, einem Untergebenen Missbilligung mitzuteilen. Und wenngleich Angeal Hewley im Vergleich zu den übrigen 1st Class keinen Gefallen daran fand, sein Macht durch Strenge zu demonstrieren, so war ihm ein solches Verhalten doch auch nicht fremd. In diesem Fall war das alles jedoch nicht ganz so leicht. Zack Fair war mehr als ein Untergebener, mehr als ein namenloser Rekrut, dessen Befehlsausführung eine bloße Selbstverständlichkeit war. Zack Fair war Commander Hewleys Mission. Direktor Lazard hatte ihm den Auftrag gegeben, das Potential in diesem Jungen zu bergen und zu fördern. Und Potential hatte er genügend entdeckt. Dieser Soldat könnte eine große Zukunft vor sich haben. Das wusste Angeal schon seit geraumer Zeit. Von Zack Fair wurde mehr erwartet, als Befehle auszuführen. Und von Commander Hewley mehr, als ihm solche zu erteilen. Eine strenge Zurechtweisung könnte möglicherweise noch mehr Schaden anrichten, als schon geschehen war. Und für das Geschehene - musste sich Commander Hewley nicht auch zum Teil Verantwortung zuschreiben? Es war so deutlich in den letzten Trainingseinheiten zu Tage getreten, dass Zack Fairs Potential notwendig mit dessen Kampfgeist verbunden zu sein schien. Und eben dieser Kampfgeist fehlte nun. Nur wie sollte man einem gerade fünfzehnjährigen Kadetten Mut und Kampfgeist zurückgeben, wenn alles, das im Augenblick in ihm zu finden wäre, purer Zorn war? Eine Bestrafung erschien irgendwie nicht das Richtige zu sein, um einen positiven Effekt zu erzielen. Den Soldaten aber für eine derart schwache Leistung zu belohnen, war geradewegs abwegig. Commander Hewley seufzte und beobachtete angespannt durch die Scheibe aus Panzerglas vor ihm, wie sich Zack Fair von der Gruppe der Kameraden entfernte und wie befohlen in Richtung der Komandozentrale ging. Er sollte nicht von derartiger Unsicherheit getragen werden! Es gebührte einem 1st Class SOLDIER ShinRas nicht, in einer solchen Lapalie Zweifel zu hegen. Aber Lapalien gab es für Angeal niemals, wenn eine seiner Missionen gfährdet war. Und Lapalien sollte es nie geben, wenn die Zukunft eines so jungen Mannes betroffen war. Auf einmal seit einer sehr, sehr langen Zeit, fühlte sich Angeal Hewley zu jung, zu unerfahren für die Aufgaben, die ihm auferlegt worden waren. Es war ein seltsames Gefühl der Schwäche in seinem Magen aufgekommen, das so sehr fehl am Platz war, dass Angeal nicht anders konnte als sich zu fragen, wo dieses nur hergekommen sein konnte. Schon vor seiner Beförderung zum Commander der linken Front der Unit SOLDIER, war Schwäche eine unbekannte Komponente im Leben des Soldaten. Wie fast jeder Rekrut hatte er seine Laufbahn im vierzehnten Lebensjahr begonnen. Ein Jahr später erfolgte die Aufnahme im SOLDIER-Corps, kaum ein halbes danach die Ernennung zum 2cnd Class SOLDIER. Er war noch nicht einmal annährend volljährig, ehe man ihm das erste Kommando übergab. Noch vor seinem zwanzigsten Geburtstag wurde er am selben Tag wie Commander Rhapsodos feierlich als 1st Class SOLDIER ShinRas proklamiert. Schon jetzt hatte er eine Karriere hinter sich, die nur zwei andere Soldaten jemals in diesem Alter erreicht hatten. Schon jetzt stand er an der Spitze der wohl stärksten Einheit des gesamten Kontinents- und über ihm nur General Sephiroth, ein Kämpfer mit fast schon übermenschlichem Können. Angeal Hewley hatte allein gegen ganze Kompanien gefochten, er hatte Missionen auf fast jedem bekannten Fleck der Welt ausgeführt und mehr Menschenleben genommen, als es ein Mann jemals tun sollte. Er wusste, was Krieg, was Zerstörung war. Er kannte den Geruch eines Schlachtfelds, auf dem in der grausamen Mittagssonne hunderte Verwundete verendeten und tausende schon leblose Körper den Fliegen und der Verwesung. Unzählige Male hatte er der Götting Gaia und dem Lebensstrom getrotzt, ohne Schwäche oder Sorge zu empfinden. Und nun haderte er wirklich mit sich, wie er einen jungen Welpen auf den vorgesehenen Weg bringen sollte? Aber es war tatsächlich etwas vollkommen Anderes, einen Gegner zu Boden zu strecken, oder einen jungen Schüler zu fördern. Dies war etwas, das Angeal bisher nie gelernt hatte. Noch als Kinder wurden die Rekruten zu ShinRa berufen, noch als Kind lernten sie zu kämpfen, zu töten, Befehle zu befolgen. Wer besonders talentiert war, wurde in Strategie und Befehlsführung geschult. Aber was musste man da schon wissen, außer wie man eine Meute Jäger geschickt auf die Beute hetzt? Ein Infanterist war für ShinRa kaum mehr wert als zwei Briefmarken. Mit der Ersten wurde der Tod den Angehörigen bekannt gemacht, mit der Zweiten ein neuer Infanterist berufen. Mitglieder des SOLDIER-Corps waren zwar wertvoller, erbrachten sie jedoch keine Leistung, brauchte es nicht einmal eine einzige Briefmarke, um sie zu ersetzen. Und so hatte Angeal zwar gelernt, auf dem Schlachtfeld seine Meute über sich hinauswachsen zu lassen, er wusste jedoch deshalb noch lange nicht, wie man jemandem Mut gab, der diesen durch Zorn verloren hatte. Im letzten Sommer erst hatte Angeal mit seinen Freunden seinen zweiundzwanzigsten Geburtstag gefeiert. In seiner Welt war er vielleicht erwachsen. In einem anderen Leben wäre er vielleicht noch nicht einmal ein voller Mann geworden. Er hatte keine Erfahrung mit jungen Menschen, außer, wenn er ihnen Befehle erteilte. Er wusste zwar, dass er von den jungen Soldaten geachtet und häufig verehrt wurde. Aber er hatte sich nie darum bemüht, dies zu erreichen. Commander Hewley gehörte zu den Soldaten, die sich einmal ein Leben nach dem Dienst wünschten- lachende Kinder auf den Schultern und eine liebende Frau an der Seite. Aber bis dahin würden noch Jahre vergehen, falls er denn so lange überleben würde. Es gab einfach so viel, von dem Angeal noch nichts wusste. "Sir?" Der Soldat wurde abrupt aus diesen absurden Gedanken gerissen, als der schmächtige 3rd Class SOLDIER steif vor ihm salutierte. Und so schnell der Commander es der Soldat vermochte, seinen Fokus auf den nächsten Feind zu richten, so schnell ließ er nun auch die ungeliebten Gedanken und das Gefühl von Unsicherheit hinter sich und richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen Gegenüber. "Rühren Soldat." Zack Fair ließ seine Hand sinken, die steife Haltung und den angespannten Gesichtsausdruck, mit dem er den Boden vor sich beddachte, verlor er jedoch nicht. "Nun, Zack.... Fair... weißt Du, warum ich Dich zu mir beordert habe?" Vielleicht würde der Junge von sich aus einen Schritt in die richtige Richtung machen. "Ich kann es mir vorstellen... Sir." murmelte Fair bissig und in gerade noch verständlicher Lautstärke. "Und der Grund wäre?" Commander Hewley vermied es, schon jetzt seine volle Strenge zu demonstrieren. Solange Fair nicht offen unhöflich wäre, könnte er um des zu erreichenden Zieles wegen, durchaus Abstriche machen. Einen Augenblick lang schwieg der junge Soldat, während er mit kaum merklich zuckenden Schultern auf den Boden starrte. Nur langsam hob er den Blick und begann erst zu sprechen, als seine Augen irgendwo an der Wand hinter Commander Hewley ruhten. "Was genau wollen sie von mir hören, Sir?" Der 3rd Class SOLDIER hatte es nicht gewagt, einen unhöflichen Tonfall gegenüber seinem Vorgesetzten einzusetzen und doch verfinsterte sich die Miene des Commanders deutlich, als er die Arme verschränkte. "Ich will, dass Du meine Frage beantwortest, Zack." grollte der Ältere kühl und ohne den geringsten Zweifel aufkommen zu lassen, dass seine Geduld nicht lange währen würde. Womöglich war er wirklich zu nachsichtig mit dem Jungen gewesen. Zack zuckte nervös zurück, seine Pupille wanderten hin und her, zu dem Commander und doch wieder fort, ohne dessen Augen jemals zu treffen. Er hatte sich auf die Unterlippe gebissen, ehe er schließlich zu sprechen begonnen hatte. "Sir. Ich weiß, dass sie unzufrieden mit ... meinen Leistungen sind. Sir." "Ist das so?" Angeal hob eine Augenbraue. "Und Du meinst, ich habe einen Grund dazu?" "Sir!" Die Stimme des Soldaten bebte von Emotionen. Es schien ihm viel abzuverlangen, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. "Sir, natürlich sind sie unzufrieden! Und dass haben sie mir auch schon gesagt!" Commander Hewley sagte zunächst gar nichts, stemmte nur seine Fäuste gegen den Schutzgürtel um seine Taille und musterte den widerspänstigen Rekruten. "Nun... wenn ich es Dir schon gesagt habe, wie kann es dann sein, dass Du heute schon wieder vor mir stehst?" Zack Fair hatte den Mund schon geöffnet, um irgendetwas Lautstarkes zu erwidern. Im letzten Moment jedoch schüttelte er nur den Kopf, ballte die Fäuste und starrte wie gefesselt auf den Boden vor seinen Füßen. "Zack?" begann der Commander letztlich kühl. "Ich werde das nicht länger dulden. Ich hoffe, ich brauche Dir nicht erklären, dass es ein Privileg ist, als SOLDIER zu dienen. Und glaube mir, ich habe besseres zu tun, als meine Zeit mit einem Soldaten zu vergeuden, der sein Talent so freigiebig wegwirft, wie Du es gerade tust!" Jetzt hatte er es also doch getan. Er hatte den Jungen kalt und hart zurecht gewiesen. Genau das, was er eigentlich nicht hatte tun wollen. Sicher war es notwendig, dass der Rekrut die möglichen Konsequenzen seines derzeitigen Verhaltens verstand. Doch wenn er ihn nun so betrachtete, wie diese junge Zack Fair vor ihm stand und es nicht einmal wagte, seinem Vorgesetzten in die Augen zu sehen, da wusste Angeal Hewley einfach, dass es nicht reichen konnte, den Soldaten zurecht zu stutzen und zu entlassen, als wäre es bloßer Ungehorsam, der ihn daran hinderte, zu tun, was von ihm verlangt war. Der ältere Commander schüttelte leicht den Kopf und verschränkte erneut die Arme vor der Brust, bevor er deutlich freundlicher fortfuhr: "Das war die letzte Warnung, Soldat. Ich erwarte Anderes von Dir. Und dass weißt Du." Zack Fair ließ sich mit keiner Regung anmerken, dass er verstanden hatte. Aber das musste er auch gar nicht. Wenn in ihm noch der Wille war, der ihn in den vorherigen Wochen so stark hatte werden lassen, dann würde er begreifen, was er hier im Begriff war, fortzuwerfen. Doch Angeal war noch nicht fertig mit seinem Schüler. "So... und jetzt Du." "Sir?!" Angeal Hewley seufzte ein lautloses Seufzen der Ermüdung. Der Junge vor ihm bebte noch von den Nachwirkungen der offensichtlichen Androhung. Es war nicht zu übersehen, wie hart Zack die Aussicht, seine Stellung zu verlieren, getroffen hatte. Aber hatte er wirklich geglaubt, sein Vorgesetzter würde ihn einfach machen lassen wie er wollte? War er wirklich noch derart ...jung? Der Commander lies seine Augen lange über das Gesicht des Soldaten wandern. Er wollte ihm die Chance geben, dieses Gespräch zu mehr werden zu lassen als zu der Abmahnung, die er schon erteilt hatte. Denn Angeal hatte immer mehr sein wollen, als ein kalter, teilnahmsloser Vorgesetzter. Davon gab es in ShinRa zu viele. Wenngleich er seine Rekruten erst seit wenigen Wochen ausbildete, hatte er jeden von ihnen doch so nahe an sich kommen lassen, dass der Verlust eines Mannes schwerer auf seinem Herzen lastete, als der Verlust eines Kämpfers im Krieg. Und Zack... Zack war mehr als das alles. Zu viele Abende hatte er damit verbracht, ihn zu fördern und seine Fortschritte durch ein meist heimliches Lächeln zu kommentieren. Er würde ihn nicht einfach so fallen lassen, wenn es Grund gab, an ihm festzuhalten. "Ich habe Dir schon einmal gesagt, dass Du zu mir kommen kannst, wenn Dich etwas bedrückt. Ich sehe es, Zack. So lange es da drin ist, wirst Du nicht besser kämpfen können." Angeal hob seinen Zeigefinger und tippte leicht auf die Stirn des schwarzhaarigen Soldaten. Er hatte es schon einmal getan, hatte von Stolz und Ehrgefühl gesprochen. Dieses Mal aber wich Zack zurück, zuckte fast schon zusammen und starrte dann mit verfinstertem Blick und bebenden Schultern erneut auf den Boden. Und noch immer schwieg er. Natürlich hätte der 1st Class SOLDIER ihm einfach befehlen können, zu sprechen. Wenn er den Jungen noch weiter zurückweichen sehen wollte, konnte er das sicher tun. Aber das war keine Art, wenn er ihm seine alte Begeisterung zurückgeben wollte. Er musste ihm diesen Freiraum wohl lassen. Und doch kam es einer Niederlage gleich, ihn einfach so fortgehen zu lassen. Das wiederum war ebenfalls etwas, das man vor einem Untergebenen niemals haben durfte. "Zack?... " ein letztes Mal erhob der Commander das Wort, ernster jetzt noch und um einiges strenger. "Ich habe Dir viel durchgehen lassen. Vielleicht mehr als Deinen Kameraden. Weil ich an Dein Talent geglaubt habe... und noch immer glaube. Und weil ich weiß, dass Du es schwerer deswegen hast, als es gerecht wäre. Aber reize dieses Privileg nicht aus. Du kannst es nur bereuen." "Ich habe nicht darum gebeten!!!" platzte Zack Fair so plötzlich heraus, dass Angeals Augen sich vor Überraschung weiteten. Doch der Junge schien gerade erst angefangen zu haben. "Ich habe nicht darum gebeten, besser behandelt zu werden! Ich habe nicht darum gebeten, dass sie bestraft werden! Dass alle sehen, was geschehen ist! Das alle sehen, dass ... dass sie mich vor ihnen beschützen! Ich habe das nicht gewollt und dennoch mussten sie es tun!!" Der junge Soldat bebte, wahrscheinlich überrascht durch die Lautstärke seiner Stimme. Nicht länger waren seine Augen auf den Boden gerichtet, nicht länger mied er die seines Vorgesetzten. Statt dessen starrte er den Commander an, voller Zorn, voller Wut. Aber nicht auf die Kameraden, nicht auf die Täter... sondern auf den Vorgesetzten selbst. Auf den, der dafür sorgte, dass suspendierte Soldaten in grauen Uniformen zwischen den SOLDIERn kämpften und so jeden Tag daran erinnerten, was geschehen war. Es brauchte einen Moment, wenngleich keinen langen, bis Zack den blick erneut gen Boden wandte. Seine Stimme zitterte leise, als er begriff, wie weit er so eben gegangen war. Doch eine Entschuldigung folgte noch immer nicht. "Ich hätte damit leben können, es zu vergessen. Aber so... so... werden sie mich nie akzeptieren." Commander Hewley hatte handeln wollen, wie es einem Vorgesetzten entsprach. Kein 1st Class SOLDIER ließ sich von einem Untergebenen anschreien. Nicht ohne Grund. Doch auch dieses Mal sah er davon ab. Vielleicht weil es einen Grund gab... und vielleicht auch, weil vor ihm ein Soldat stand, zitternd und bebend und so offensichtlich seinen Fehler erkennend und in diesem Moment kaum mehr... als ein Junge. Er musste schrecklich allein sein. Bevor Angeal hätte antworten können, kam es dann letztlich doch. "Verzeihung... Verzeihung Sir! Ich hätte das nicht..." murmelte Zack bitter und verkrampft. Aber es war wenigstens ernst gemeint. Der Ältere wartete einen weiteren Moment, ob noch etwas folgen würde. Dann jedoch musste er wohl reagieren. Die ganze Zeit über hatte er den Jungen falsch eingeschätzt, hatte dessen Wut auf die Kameraden bezogen. Dass sie ihm selbst galt... er hätte es wohl wissen müssen. "Aber wie es scheint, habe ich Dich dazu aufgefordert, es zu sagen." meinte er schließlich fast verzeihend. "Und ich denke, dass es grundsätzlich nicht falsch war, dass Du es mir gesagt hast." Angeal strich sich mit der Hand durch die Haare und ließ es doch niemals zu, dass er den Jungen aus den Augen verlir. "Nur lass mich etwas klarstellen. Ich habe es nicht für Dich getan. Es ist keine Sonderbehandlung für Dich, es ist eine schlichte Notwendigkeit. Für einen derartigen Regelverstoß hätte ich die Betreffenden eigentlich aus SOLDIER entfernen lassen müssen. Aber wir befinden uns im Krieg und so müssen Abstriche gemacht werden. Nur versteh das richtig- es geht bei dieser Sanktion nicht um Dich. Ich sehe, dass es Dich trifft, vielleicht härter noch als sie. Nur steht es nicht in meiner Wahl, es einfach zu vergessen und weiter zu machen." Ein müdes Lächeln huschte über Angeals Gesicht, als seine Stimme für einen kurzen Moment sanfter wurde. "Glaub mir, es gefällt mir auch nicht, wie es ist." Nur ein Offizier konnte es sich nicht leisten, mild und nachsichtig mit den Untergebenen zu sein, wenn sie ihn so offen herausforderten, wie es Zack in diesen Tagen tat. Und so verschränkte Commander Hewley erneut die Arme vor der Brust und fuhr deutlich kühler fort. "Es darf Dich wütend machen, Du darfst es ungerecht finden. Aber wenn meine Entscheidung es Dir unmöglich macht, angemessen zu kämpfen, dann ist dies der falsche Ort für Dich." Doch wieder verlor Angeal einen Teil der Strenge, die er nicht demonstrieren wollte, wenn er diesen verletzten jungen Mann betrachtete. Zack Fair zuckte zusammen, als die Handflächen des Vorgesetzten seine Schultern berührten und sich mit bestimmtem Druck auf sie legten. "Zack... Ich verbiete Dir nicht, wütend zu sein. Aber ich sage Dir eines- Dein Talent kann Dich weit bringen. Wirf es nicht unbedacht fort." Und wieder spürte der ältere Soldat die Augen des Untergeben auf seinem Gesicht, als hätte ihn ein leichter Windhauch berührt. So viele unausgesprochene Emotionen spiegelten sich in ihnen wider. Zorn war nicht mehr unter ihnen. Und auch zuckte der Junge dieses Mal nicht zurück, bis der Offizier von selbst seine Hände zurück zog und Zack Fair entließ. "Denk darüber nach. Morgen ... will ich Anderes von Dir sehen. Du kannst jetzt gehen." Einen kurzen Augenblick zögerte der Schwarzhaarige. Dann wandte er sich ab, nur um noch einmal zurück gerufen zu werden. "Und achte auf Deinen Tonfall., verstanden?" "... Verstanden, Sir." Die Tür schloss sich automatisch und Angeal seufzte laut. Er war wirklich zu jung für so etwas. ~ ~ ~ Note: Wir sind jetzt offiziell bei 102 Seiten ^^ Tja, das ging schnell, nicht wahr? Ich hoffe, dass ich in den kommenden Tagen vorran komme. Etwas großes wartet auf unsere beiden Helden ^^- Look forward! Und da man bei Animexx ja nicht mehr um Kommentare bitten darf, da das als 'Kommentarbettelei' abgestempelt wird -> Wehe ihr schreibt mir Kommentare!! Ich sag dazu gar nichts mehr, liebes Animexx-Team. Kapitel 10: ------------ Note: Yeah! endlich geht die Story mal richtig los. Wir sind jetzt endlich über den Anfang hinweg, also kann es jetzt langsam losgehen. Hoffentlich verzeiht ihr mir, dass diese FF Story haben wird. Also nicht nur lauter schöne Yaoi Szenen XD ... ich selbst hätte ja auch gern welche XD Lest es trotzdem bitte- auch wenns jetzt recht kompliziert wird mit den ganzen Städten und Namen. Deswegen würde ich auch darum bitten, dass ihr eine Landkarte von Final Fantasy 7 neben euch legt und einfach mal schaut, was so alles wo liegt. Da behält man den Überblick und es macht mehr Spaß zu lesen. Ihr findet die auf Google unter 'Final Fantasy 7 map' Und noch etwas: Ich habe keine Ahnung, ob das was ich jetzt schreibe so richtig ins FF 7 Universum passt. Wenn irgendwo n Fehler drin ist, dann meldet ihn doch bitte. Und jetzt viel Spaß ^_- --------- "Vielen Dank für ihr kurzfristiges Erscheinen. Leider war keine Zeit für eine frühzeitigere Unterrichtung." Direktor Lazard wirkte angespannt, seine Haltung zu gerade, seine Finger zu konzentriert darauf, die Brille zurecht zu rücken. Eine Hand hielt er auf dem Rücken verborgen, während er nun mit der Anderen über die Tischplatte des Konferenztisches strich, als müsste er dort einzelne Staubkörnchen fortwischen. Seine Nacht musste kurz gewesen sein. Das zumindest ließen die Schatten unter seinen Augen vermuten. Der zerknitterte Zustand seines sonst so penibel gebügelten Hemdes sprach sogar von einer noch viel ernsteren Situation. Das alles bemerkte Commander Hewley eher beiläufig, während er seinen Blick durch den Konferenzraum schweifen ließ. Ein guter Soldat achtete auf Details. Sie konnten ausschlaggebend sein, sich in einer unbekannten Situation schnell zurecht zu finden, zu handeln, zu überleben. Mittlerweile war es schlicht zur Gewohnheit geworden. Der 1st Class SOLDIER ließ seinen Blick weiter wandern. Mit ihm hatten sich ein halbes Dutzend Offiziere eingefunden. Alles hoch ausgezeichnete Krieger, Strategen und Anführer. Ihre Mienen waren eisern, festgefroren in einer starren Ernsthaftigkeit, die nur durch zu viele Kämpfe erworben werden konnte. Alle waren sie dem Commander in Alter und Kriegserfahrung überlegen. Und dennoch war er es gewesen, der zuerst am Tisch Platz genommen hatte, dem sie salutierten, wie es einem Vorgesetzten gebührte. Bis heute hatte sich Angeal Hewley nicht daran gewöhnen können. "Meine Herren, ich fürchte, ich kann ihnen heute morgen keine positiven Nachrichten überbringen. Aber die Ereignisse der letzten Stunden haben uns schließlich zu drastischeren Maßnahmen gezwungen." fuhr Direktor Lazard fort, während er den Simulationsbildschirm in der Mitte des Tisches aktivierte. Augenblicklich erschien das rot-schwarze Logo der ShinRa Company und drehte sich gleichförmig etwa eine Armlänge über der Tischplatte. "In der letzten Nacht haben uns beunruhigende Nachrichten von den östlichen Inseln erreicht. Anscheinend hat es einen Angriff auf ein Dorf am Ost-Ende der Insel um Mideel gegeben. Das halbe Dorf wurde geradezu zerschmettert. Zunächst wurde ein Küstensturm vermutet. Doch vor wenigen Stunden wurden diese Bilder aufgenommen." Das ShinRa Logo war augenblicklich verschwunden. Statt dessen zeigte der Bildschirm Aufnahmen von den östlichen Inseln. Zunächst waren es die zerstörten Überreste eines kleinen Fischerdorfes. Überschwemmte Wege, die Kadaver einiger Tiere und letztlich die Leichen etlicher Dorfbewohner. Commander Hewley verschränkte die Arme und lehnte sich zurück, um den Bildschirm über dem Tisch leichter betrachten zu können. Auf den ersten Blick wirkte es wahrlich wie das Werk eines Küstensturms. Aber er wusste, was Direktor Lazard ausdrücken wollte. Denn nicht jeder der Verstorbenen war dem Wasser zum Opfer gefallen. Aus einigen ragten noch immer die spitzen Federkiele des Westvolkes. "Wutai?" Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Und doch erhob sich augenblicklich ein Raunen unter den Anwesenden. "Dafür gibt es keine konkreten Anhaltspunkte." bemerkte einer der älteren Offiziere beunruhigt. Eine Narbe überzog sein rechtes Auge hinunter bis zu seinem Mundwinkel. Captain Fejuu, 2. Class SOLDIER ShinRas. Angeal hatte ihn damals bei der Militärparade zum Sieg von Fort Condor kennen gelernt. Damals war er selbst noch ein junger 3rd Class gewesen, Fejuu dagegen ein ausgezeichneter Offizier. "Die Fiederung ist eindeutig. Die Monster, die diese Federn liefern, hausen nur auf den Westinseln." unterbrach Captain Meriku. Er war jünger, doch nicht jung genug, um nicht zu verstehen, was das bedeuten konnte. Den Krieg hatte jeder von ihnen miterlebt. Jeder von ihnen hatte dort gekämpft. Außer Commander Hewley. Denn das Ende des Krieges lag nun fast neun Jahre zurück. Und doch wusste auch er, welche Bedeutung die östlichen Inseln hatten. "Damit verletzen sie die Bedingungen der Kapitulation. Mideel ist waffenfreie Zone." Commander Hewley legte die Stirn in Falten. Es war schwer vorstellbar, dass die Rebellen derart weit gehen würden. Direktor Lazard nickte. "Aus eben diesem Grund habe ich sie hier her kommen lassen. Im Augenblick haben wir keine gesicherten Informationen. Letztlich sind wir in dieser Sache auf die Turks angewiesen. Ihre Labors prüfen in diesen Minuten die Echtheit der Geschosse. Da wir keinen einzigen ... Angreifer... gefangen nehmen konnten, dürfen wir keine voreiligen Schlüsse ziehen. Doch vieles spricht für einen Angriff, zumal ShinRa gerade in dieser Gegend neue Gewinnungsmethoden für Mako zu entwickeln versucht. Irgendwie müssen sie davon erfahren haben." "Heißt das, wir sollen abwarten, bis sich die Geschichte aufs Neue abspielt?" Captain Fejuu schien wenig begeistert zu sein. Commander Hewley vermerkte in seinem Kopf, dass wohl auch Geduld keine Stärke des Captains zu sein schien. Völlig Unrecht hatte der Ältere jedoch auch nicht. Mideel war damals als erstes gefallen. Dann folgte die Invasion auf dem Festland. Zu viele hatten damals ihr Leben lassen müssen. Und gerade weil Angeal damals nicht gekämpft hatte, weil er dennoch heute Commander war und der Vorgesetzte jener Offiziere, gerade deswegen würde er ihre Erfahrung immer würdigen und ihre Bedenken jederzeit ernst nehmen. "Sicherlich nicht." Erneut hatte Lazard die Anzeige auf dem Bildschirm gewechselt, so dass nun eine strategische Landkarte des Kontinents und der angrenzenden Inseln sichtbar wurde. Rote Kreise markierten die Stützpunkte der Armee. "Doch wir müssen mit Bedacht handeln. Anderenfalls würde dies die Bevölkerung Wutais geschlossen hinter die Rebellen stellen. Vergessen sie nicht- es sind bisher nur Rebellen! ShinRa kann und will sich keinen neuen Konflikt mit der Regierung Wutais erlauben." Ein Manschettenknopf am Ärmel des Direktors musste sich geöffnet haben, anderenfalls wäre die folgende Bewegung überflüssig gewesen. "Doch die Vorkommnisse der letzten Nacht sind letztlich nicht ausschlaggebend für die kommenden Entwicklungen. Die Attacken der Rebellen in Wutai haben sich in den letzten Wochen drastisch verstärkt. Die Company ist nicht mehr gewillt, dies länger zu dulden. Die Entscheidungen sind schon in den vergangenen Tagen gefallen. Angesichts der letzten Entwicklungen hat sich die ShinRa Company jedoch dazu entschieden, die geplanten Züge zu beschleunigen. Die folgenden Anweisungen kommen direkt aus dem Board des Vizepräsidenten und wurden mir selbst erst in der letzten Nacht übermittelt. Ich bitte daher, auch in diesem Fall die Kurzfristigkeit zu entschuldigen." Angeal Hewleys Blick verdunkelte sich. Ein Befehl direkt von der Spitze ShinRas? Es war lange her, dass sich die Company sehr für die Unit SOLDIER interessierte, wenn es nicht gerade um die Erhaltung der Reaktoren ging oder die eine oder andere Benefizveranstaltung abgehalten wurde. Sicher gab es innerhalb der ShinRa-Abteilungen eine strikte Befehlsstruktur bis hin zum Präsidenten selbst. Dies bedeutete jedoch nicht, dass dem SOLDIER-Corps nicht eine gewisse Selbstständigkeit gestattet worden war- Zumindest seit dem das Corps für ShinRa den Krieg gewonnen hatte. Aus irgendeinem Grund schien ShinRa die Angriffe in diesem Fall ernster zu nehmen als sonst. Direktor Lazard hatte unterdessen ein Markierungsgerät zur Hand genommen und so einige Punkte der Landkarte angewählt. "Seit dem letzten Rebellenaufstand kämpfen unsere Soldaten und die der Armee ausschließlich auf der Insel Wutais selbst. Das unkoordinierte Vorgehen der Rebellen hat eine Ausweitung der Verteidigungsoperationen nicht nötig werden lassen. Die derzeitigen Entwicklungen waren jedoch Anlass für Vizepräsident ShinRa, diese Strategie noch einmal zu überdenken. Im Folgenden sehen sie einen groben Umriss der kommenden Veränderungen." Die Karte wanderte westwärts bis hin zu Wutai selbst. Drei rote Kreise blinkten auf. "Es wurde für das Beste befunden, die derzeitgen Stellungen im Westen nicht zu verändern. Commander Rhapsodos führt dort im Süden unter dem General unsere Truppen gegen die Rebellen. In den letzten Monaten konnten sie bis vor die nördlichen Gebirge vordringen. Ein Abzug dieser Streitkräfte würde den Aufständigen ein falsches Signal geben. Im Gegenteil wird ShinRa die stationierten Soldaten der Hauptarmee auf dem Westkontinent verstärken. Zu diesem Zweck soll ein Basislager südlich von Rocket Town errichtet werden. Commander Rhapsodos wird derzeit in Kenntnis gesetzt und übernimmt vor Ort das Kommando. Captain Meriku, Captain Calas, sie werden die Flügeltruppen von Midgar aus begleiten und in Rocket Town befehligen. Nähere Informationen finden sie in ihrem Tutorial. Rhapsodos wird morgen früh in Midgar erwartet. Er wird hier in den nächsten Wochen den Truppenaufbau leiten." Ein junger Lieutnant war aus dem Schatten des Konferenzraumes getreten und reichte den Offizieren jeweils einen Update-Coder für das Tutorial. Keine automatische Datenversendung bemerkte Commander Hewley für sich. Es musste sich folglich um die höchste Geheimhaltungsstufe handeln. Und doch würde dieses Vorgehen auch Genesis wieder in das Hauptquartier Midgars zurück bringen. Es war immer gut, den Freund in der Nähe zu wissen. Ihre beiderseitige Stellung als Befehlshaber ließ dies für Angeal viel zu selten zu. "Dies führt uns nun zurück zu Mideel und der Situation im Osten." Wieder wanderte die Karte weiter, bis sie nur noch das östliche Kontinent und die angrenzenden Inseln zeigte. "In jedem Fall muss vermieden werden, dass die Rebellen Verdacht schöpfen oder die Bevölkerung Wutais sich bedrängt fühlt. Ein offenes Vorgehen scheidet somit aus. Dennoch ist unsere östliche Flanke im Moment ungedeckt. In den nächsten Monaten sollen daher weitere Stützpunkte errichtet werden. Mideel selbst muss dabei zwingend außer Acht gelassen werden, um nicht zu offen zu operieren. Statt dessen wird Fort Condor reaktiviert werden. Aufgrund historischer Gegebenheiten vermuten wir jedoch gerade im dortigen Umkreis starke Spionagetätigkeiten. Fort Condor wird daher nur im Geheimen genutzt werden können. Die Truppen selbst sollten daher südlich in den Woodlands oder an der Südspitze des Kontinents stationiert werden und von dort aus Wutai einschließen. die Mideel-Inseln dienen uns dabei sowohl als Schutz, als auch als Sichthindernis für die Rebellen. Wenn die Station in Junon geglückt ist, kann im Frühjahr auch von Osten aus nach Wutai übergesetzt werden. Commander Hewley? Ich würde sie gerne mit dieser Operation betrauen." 1st Class SOLDIER Hewley erwiderte den Blick des Direktors und nickte um sein Einverständnis zu signalisieren. "Sehr gut Commander. Der Osten gehört ihnen." Es war abzusehen und die logischste Schlussfolgerung gewesen, ihm diese Mission zuzuordnen. So wären die 1st Classes am effektivsten eingesetzt. Und für sich persönlich musste Angeal zugeben, dass seine letzte Mission einfach schon zu lange her gewesen ist. Direktor Lazard sprach weiter und wandte sich an die übrigen Offiziere, um ihnen ihre Aufgaben für die nächsten Monate zuzuordnen, während auch Hewley ein Update zu seinem Tutorial gereicht wurde. Ein kurzer Blick über die einzelnen Stufen der Aufrüstung gaben ihm ein grobes Bild von dem, was kommen würde. In den nächsten vier Wochen würde die Aufrüstung und Materialherstellung in Midgar stattfinden. Geeignete Truppen müssten ausgewählt und aufgeteilt werden, um sie ihren Offizieren zuzuordnen. Die Soldaten selbst müssten in Simulationen auf die bevorstehenden Gefechte vorbereitet werden und die Ausrüstung müsste dem Klima angepasst werden. In dieser Zeit sollte Commander Hewley nicht nur die Aufrüstung überwachen, sondern auch in Erkundungsmissionen eine geeignete Stellung für die Truppenlager im Süden finden. Die zweite Phase beinhaltete die Reaktivierung von Fort Condor als Kommandostützpunkt und die Übersiedlung der Truppen zum Stützpunkt. Hauptmerk würde die Versorgung der Truppen in diesem abgelegenen Teil des Kontinents sein. Bis Ende des Winters sollte diese Phase abgeschlossen sein. Phase Drei brachte das Vorgehen gegen die Rebellen selbst. Hier war noch vieles ungenau und offen. Die nächsten sechs Monate lang sollten jedoch weitere Daten eingeholt werden, so dass Ende des Winters eine Strategie stehen könnte. Es war ein großrahmiger Plan, der offensichtlich eine langfristige Strategieänderung beinhalten sollte und nun doch in sechs Monaten vollzogen werden musste. Es klang vielleicht nach einer langen Zeit- für die Umstrukturierung einer halben Armee schien es jedoch recht knapp bemessen. Mittlerweile hatte sich der Direktor an einen weiteren Offizier gewandt. Er hatte schon begonnen zu sprechen, als Commander Hewleys Aufmerksamkeit geweckt wurde. "... 3rd Class Einheit von Commander Hewley ab heute übernehmen. Bis zum Winter sollten sie sie gefechtsbereit machen. Sehen sie zu, dass alle da durchkommen. Wir brauchen bis zum Frühjahr eine möglichst starke Truppe." Angeal blickte auf. Dies war ein Aspekt, den er in den vergangenen Minuten in seinen Überlegungen außer Acht gelassen hatte. Die 3rd Class SOLDIER müssten notwendigerweise einem anderen Offizier zugewiesen werden. Schließlich würden die neuen Aufgaben niemals genügend Zeit lassen, um die Ausbildung der Rekruten sicherzustellen. Auch dies war ein vollkommen logischer Zug. Und doch fühlte es sich irgendwie... falsch an. "Commander? Haben sie etwas hinzuzufügen?" Direktor Lazards Blick wirkte fragend. Erst in diesem Moment bemerkte Angeal, dass er der Instruierung von Lieutnant Yarahki wohl mit einem etwas zu ernsten Blick gefolgt war. Es gab ja nichts hinzuzufügen. Zumindest nicht in dieser Runde. "Ich werde Lieutnant Yarahki bezüglich des derzeitigen Trainingsstandes unterrichten. Am besten noch vor dem nachmittag. Lieutnant?" "Selbstverständlich, Sir." Commander Hewley nickte. Ein logischer, strategisch notwendiger Schritt. Wahrscheinlich hatte er sich nur überrumpelt gefühlt. Die Besprechung dauerte noch etwa eine halbe Stunde. Die übrigen Offiziere wurden instruiert, Tutoriale erneuert, private Besprechungen verabredet. Commander Hewley nutzte die Zeit, um sich innerlich einen Plan für die nächsten Wochen zurecht zu legen. Die erhaltenen Befehle wirkten klar, doch letztlich waren sie nur ein grober Umriss dessen, was zu geschehen hatte. Die Details waren in seine Hände gelegt worden. Und doch konnte er die Gedanken niemals völlig auf die neue Aufgabe richten. Denn an seiner Seite saß Lieutnant Yarahki und würde die 3rd Class SOLDIER übernehmen. Heute noch. Und es war so vieles unvollendet geblieben. --- "Lieutnant, es gibt einige Dinge, die sie bei dieser Truppe beachten sollten." Commander Hewley ging strengen Schrittes den Flur hinunter - an seiner Seite nun Lieutnant Yarahki , mit ernster Miene und ohne Probleme, den Schritten des Commanders nachzukommen. 2nd Class SOLDIER Halar Yarahki war ein hochgewachsener Mann mit blondem Haar, das im Nacken streng mit einem Band zusammen gehalten wurde. Sein Gesicht wirkte streng wenn er nicht sprach und häufig noch strenger, wenn er es tat. Es lag wohl hauptsächlich an einer Narbe ausgehend von seinem rechten Mundwinkel bis hin zu seiner Schläfe, dass ihm das Lächeln so schwer fiel. Doch wenn er letztlich einmal offensichtlich grinste, so meinten seine blauen Augen wahrlich zu strahlen. Angeal kannte sein genaues Alter nicht, doch auch ihn schätzte er auf mindestens fünfzehn, vielleicht zwanzig Jahre älter als sich selbst. Eine altbekannte Situation. "Hat ihnen der Direktor meine letzten Berichte zukommen lassen?" "Ich hatte bisher noch keine Zeit, sie alle durchzugehen, Commander." "Selbstverständlich." Die Konferenz an diesem Morgen war kaum länger als eine Stunde vorüber. Und doch hatte sich Commander Hewley entschieden, die Übergabe noch vor der nächsten Trainingseinheit der 3rd Classes zu vollziehen. Es gab keinen Grund, um Zeit zu verlieren. Das reguläre Training war auf 8.00 angesetzt. Der Morgen hatte an diesem Tag reichlich früh begonnen. "Sehen sie Lieutnant, es sind talentierte Jungen in der Gruppe. Aber sie benötigen eine strenge Führung. In den vergangenen Wochen gab es einige Zwischenfälle. Der Gruppenzusammenhalt lässt mehr als zu wünschen übrig. Ich habe in Absprache mit Direktor Lazard die nötigen Schritte unternommen, doch ich erwarte keine plötzliche und vollständige Besserung." "Wie darf ich mir diese ... Zwischenfälle vorstellen, Sir?" Er sprach das Sir so einfach und selbstverständlich. Und doch hätte Lieutnant Yarahki fast schon Angeals Vater sein können. Wann würde es beginnen, sich nicht mehr so seltsam anzufühlen? "Es gibt da einen 3rd Class, Zack Fair ist sein Name. Hat ihnen der Direktor etwas zu ihm erläutert?" "Ich fürchte nein, Sir. Sehen sie, ich hatte noch keine Gelegenheit, das Tuto..." "Ich verstehe." Commander Hewley machte eine abwendende Handbewegung. Es gab keinen Grund sich zu rechtfertigen. Die Geschehnisse des Morgens hatten sie alle unvorbereitet getroffen. "Fair, er hat ...Probleme mit der Gruppe. Sie müssen ein Auge darauf haben. Es ist keine Kleinigkeit mehr, was sie mit ihm anstellen." Lieutnant Yarahki nickte nur und strich sich über das perfekt rasierte Kinn. "Normales Gruppenverhalten. Sie suchen sich den Schwächsten aus." Normales Gruppenverhalten? Angeal hob skeptisch eine Augenbraue. Als normal würde er die Vorkommnisse ganz und gar nicht bezeichnen. "Ganz im Gegenteil Lieutnant." meinte der Commander bitter. "Zack Fair ist alles andere als schwach. Er ist mit Abstand der Beste in diesem Jahr. Und er ist erst 15." "15?" Yarahki blickte fast schon ungläubig zu dem leicht größeren Commander auf. "Und er ist ein 3rd?" "Ich sagte doch, dass er Talent hat." Angeal seufzte lautlos. "Ich habe mich in den letzten Monaten bemüht, diese Talent so gut es ging zu fördern. Der Direktor sucht nach potentiellen Nachwuchsoffizieren. Es ist vielleicht zu früh, so etwas zu prognostizieren, doch der Junge könnte eine große Karriere vor sich haben." "Und daher passt er nicht in die Gruppe?... Verstehe." "Wie gesagt, Lieutnant. Sie müssen ein Auge darauf haben." Es war einer der seltenen Momente, in denen Lieutnant Yarahki in ein breites Lächeln verfiel. Es machte ihn sympathischer, wenngleich auch in gewisser Weise distanzierter. Vielleicht lag es daran, dass aus seinen Augen so viel Erfahrung funkelte. "Commander, mit Verlaub, ich bin mir sicher, dass ich mit dem Pack fertig werde. Es ist nicht der erste Jahrgang, den ich durch den Winter gebracht habe. Und wenn ich nach Hause komme, warten dort drei weitere Halbstarke auf mich. Ich kenne diese Art von Jungs. Sie brauchen eine starke Führung, das ist alles." Commander Hewley nickte und lächelte höflich, wenngleich auch zurückhaltend. Es hatte sich doch irgendwie wie eine Kritik an seinem Führungsstil angehört. Aber das... war sicherlich nur Einbildung gewesen. Und so ging Angeal weiter den Flur hinunter in Richtung des Simulationshangars, in dem das besagte Pack sicherlich schon wartete. "Bezüglich der Übernahme der Sondereinheiten für Rekrut Fair sprechen wir am Besten nach dem regulären Training. Wir sind schon etwas spät dran." Commander Hewley blickte missmutig auf die Uhr am Ende des Flurs. Unpünktlichkeit war normalerweise keine Eigenschaft des 1st Class SOLDIER. "Ja... ich habe darüber etwas im Tutorial gelesen. Hat der Direktor diese Einheiten angeordnet?" "Ich selbst habe sie für den besten Weg erachtet, das Talent des Jungen zu fördern. Direktor Lazard gab mir freie Hand in dieser Sache." Wieder nickte Lieutnant Yarahki. "Sir, dann denke ich nicht, dass ich diese Einheiten fortführen werde." Angeal blieb mehr als abrupt stehen. "Lieutnant, wie darf ich das verstehen?" Und wieder lächelte Yarahki in einer so erwachsenen, so väterlichen Art, dass es dem Commander in diesem Moment nicht wirklich gefallen konnte. "Sir, sie sagten selbst, dass dieser Fair Talent hat. Meinen sie nicht, dass es an dieser Sonderbehandlung liegen könnte, dass sich die Gruppe gegen ihn wendet? Ich denke es wäre für den Gruppenzusammenhalt kontraproduktiv, weiterhin einem Einzelnen erhöhte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen." Angeals Blick wurde härter. Es gefiel ihm wenig, in seiner Strategie kritisiert zu werden und noch weniger, dass durchaus ein Funken Wahrheit hinter den Worten des Älteren stand. Und doch wollte er Zack Fairs Förderung nicht einfach abschreiben. Der Junge war gerade in einer schwierigen Phase. Talent allein reichte eben nicht. Ohne Förderung... könnte all sein Können verschenkt sein. "Lieutnant, meinen sie nicht, dass sie so das Talent des Jungen zugunsten der Gruppe aufopfern?" "So weit würde ich nicht gehen. Wenn er Talent hat, dann wird er auch ohne Extrastunden besser sein als die Anderen. Wir sind nicht hier um Privatunterricht zu geben. Im Frühjahr werden diese Kinder in den Krieg ziehen. Besser sie lernen bis dahin, sich gegenseitig zu vertrauen. Die Karriereaussichten eines Einzelnen sind da ... sekundär." Wäre der Tonfall des Lieutnant nicht so offensichtlich höflich gewesen, so hätte sich Commander Hewleys Miene noch um einiges stärker verdunkelt. Es war nicht gerade das angenehmste aller Gefühle, von einem Lieutnant und Untergebenen belehrt zu werden. Vor allem nicht, wenn Angeal selbst nicht so wirklich wusste, ob Yarahki nicht vielleicht richtig lag mit seiner Ansicht. Der junge Commander presste die Lippen aufeinander. Warum fühlte es sich nur so an, als würde er Zack im Stich lassen? "Keine Sorge Commander. Ich werde gut auf ihr Rudel aufpassen." Für einen Moment ruhte die Hand des Älteren auf Angeals Schulter. Und wieder fühlte er sich jung, so verdammt jung. Und doch... nicht unerfahren genug, um sich einfach so von einem Lieutnant umstimmen zu lassen. "Da bin ich mir sicher Lieutnant. Aber halten sie mich bezüglich Rekrut Fair auf dem Laufenden. Ich werde mir vorbehalten, seinen Unterrichtsplan zu ändern, sollten sie nicht Recht behalten." Dieses Mal war es an Angeal, zuerst zu grinsen. Besser das, als offen seinen Missmut zu zeigen. "Natürlich Sir. Wollen wir?" Angeal nickte und setzte sich wieder in Bewegung. Zu spät zu kommen war noch immer keine Alternative. "In Aufstellung!" orderte der Commander, als sich die Schotten zu Hangar 1 hinter den beiden Offizieren geschlossen hatten. Ein kurzer Blick über die Reihen, dann begann er zu sprechen. "Dies ist 2cnd Class SOLDIER Lieutnant Yarahki. Vom heutigen Tag an wird er das Training der 3rd Class SOLDIER leiten und beaufsichtigen." Ein Raunen ging durch die Reihen der Soldaten. Blicke wurden ausgetauscht, Augenbrauen nach oben gezogen. Und einer von ihnen... einer wirkte tatsächlich, als hätte man ihm in den Magen geschlagen. "Diese Maßnahme ist Teil einer strategischen Neuorientierung ShinRas, deren genauer Inhalt euch im Augenblick noch nicht zu interessieren braucht. Ich erwarte von euch ein tadelloses Verhalten gegenüber dem Lieutnant und die größten Anstrengungen in eurer weiteren Ausbildung. Lasst euch versichern, dass der Lieutnant auch nicht weniger im Auge behalten wird, als ich es getan habe. Ab heute ist er für euch Ansprechpartner und Missionsführer. Soldaten!" "Ja, Sir! Verstanden, Sir!" hallte es ihm entgegen. Dann tat Angeal einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er dem Offizier mit einem Kopfnicken die Führung übergab. Ein letztes Mal salutierte auch Lieutnant Yarahki dem Vorgesetzten, dann wandte er sich bellend an die Gruppe. "Ihr habt den Commander gehört. Ab heute werde ich dafür Sorgen, dass euch nicht langweilig wird. Aber glaubt nicht, dass ihr bei mir ein einfacheres Leben haben werdet als bei eurem Commander. Es wird kein Nachsehen und keine Extrawürste geben. Wer nicht mitkommt, der fliegt. Und wer die Ehre der SOLDIER beschmutzt, um den werde ich mich persönlich kümmern. Ich erwarte Höchstleistungen von euch. Dann werdet ihr im Frühjahr euren lang ersehnten Kampf bekommen!" Das Raunen verstummte. Und wieder hallten vereinte Stimmen durch den Hangar. "Ja Sir, Verstanden, Sir!" Yarahki verstand es, eine gewisse Aufregung unter die Jungs zu streuen. Es hätte Angeal Hewley nicht gewundert, wäre die Gruppe in Jubeln ausgebrochen bei der Aussicht, wirklich in ein Gefecht zu ziehen. Nur waren sie noch Kinder ... und keiner von ihnen verstand die Bedeutung eines wahren Krieges. Mit gemischten Gefühlen nickte der Commander dem Untergebenen zu. "Viel Glück, Lieutnant." Es war nicht mehr seine Aufgabe. Der 2nd Class SOLDIER würde schon klar kommen. Dann wandte er sich ab. Doch es war nicht früh genug, um den Blick des jungen Soldaten in der hinteren Reihe zu übersehen. Zack Fair starrte seinen Commander an, als hätte man ihm ein Messer in den Rücken gerammt. Angeal Hewley spürte die stechend blauen Augen noch immer auf sich, als er den Hangar schon längst verlassen hatte. Ließ er Zack tatsächlich... im Stich? ----- Note: Zur Rangfolge in SOLDIER: In der US Army steht der Captain über dem Commander. Bei mir ist das nicht der Fall ^__^ Weil irgendwie finde ich, dass es blöd klingt : Captain Hewley. Doof ne? Ok, deswegen sieht es so aus: General - Commander- Captain- Lieutnant... was danach kommt ist im Moment unwichtig XD Und einen 'General of the Army' gibts in SOLDIER nicht, weil SOLDIER ja nur ein Spezialteil der Armee von ShinRa ist. Zweitens: Ihr merkt schon... viele Städte kommen vor und ein Krieg wird erwähnt. Jetzt nochmal: Ich hab keine Ahnung ob meine Städtebeschreibung ins Final Fantasy Universum passt! Beschwerden sind erwünscht. Und das mit dem Krieg ist absolut meine Idee. Irgendwo muss Sephiroth doch ein Kriegsheld geworden sein. Falls das irgendwo erklärt wird und ich weiß es nur nicht, dann tut es mir leid. Ich versuche, nah an Crisis Core zu bleiben. Aber so ein bisschen gönne ich mir auch meine Freiheit. Es soll ja ne eigene Geschichte werden ^_- Ok das wars für heute. Bis bald! Kapitel 11: ------------ Note: Ok, ok es hat lange gedauert. ECHT lange. Tut mir leid! Mir kam ständig was dazwischen! ;_; Ich weiß... Ausreden, Ausreden XD Aber ich habs nicht vergessen! Also es geht weiter! (wenn vielleicht auch ab und an sehr schleppend) -------- "Was soll dieser Aufzug, Soldat?" Es war offensichtlich, dass dem Angesprochenen diese Frage nicht behagte. Und so dauerte es ein, zwei Wimpernschläge, bis der junge Soldat mit starrem Blick und steinerner Haltung eine Antwort heraus bellte. "Sir, das war eine Anordnung von Commander Hewley, Sir!" "Soldat, können sie mir sagen, aus welchem Grund, der Commander dies angeordnet hat?" Und wieder stockte der junge Mann, blickte fast hilfesuchend zu den Kameraden nur um von dem eisernen Blick des Vorgesetzten wieder zu einer geraden Haltung gezwungen zu werden. "Sir..." Die Mundwinkel des Soldaten zuckten, doch seine Augen verließen niemals diesen einen unbedeutenden Punkt an der gegenüberliegenden Wand. "... als Sanktion, Sir. Commander Hewley hat ... einige von uns... unter Arrest gestellt." Die Augen des Lieutnants verengten sich merklich während er den Blick über die sechs Rekruten wandern ließ, die statt der angemessenen SOLDIER Uniform eine schlichte Trainingsausrüstung trugen. "Was habt ihr angestellt?" knurrte Yarahki in einer Tonlage, die einem Wüstenlöwen angemessen gewesen wäre. Der junge Soldat namens Jeffrey schien am Ende seiner Fassung angekommen zu sein. Und doch zwang er sich eine feste Stimme auf, als er letztlich die geforderte Antwort gab. "Commander Hewley orderte dies aufgrund... unangemessenen Verhaltens ... gegenüber einem.... Einheitsmitglied an." Der Lieutnant hob eine Augenbraue, schwieg einen Moment und nickte schließlich. "Nun... ich habe davon gehört. Zurücktreten." Augenblicklich trat der Angesprochene in die Reihe der Rekruten zurück, die sich etwa drei Schritte hinter ihm erstreckte. Ein genauer Beobachter hätte die Schweißperlen auf seiner Stirn bemerken können. Doch Commander Hewley war zu weit entfernt, um diese überflüssige Kleinigkeit sehen zu können. Vielleicht wäre es möglich gewesen, wenn er sich auf 3rd Class SOLDIER Jeffrey konzentriert hätte. Die Augen des Offiziers hatten jedoch schon vor einiger Zeit ein anderes Ziel gefunden. Für Wochen war diese Truppe Angeals Mission gewesen- seine Aufgabe, die ihm auferlegt worden war und eine Verpflichtung nicht nur gegenüber ShinRa, sondern auch gegenüber sich selbst. Es wäre niemals in Frage gekommen, die Jungs einfach an einen anderen abzugeben, ohne sich zuvor davon zu vergewissern, dass dieser der Aufgabe in angemessenem Maße gewachsen wäre. Und so hatte Commander Hewley zwar den Trainingshangar verlassen, gleichwohl aber von der Kommandozentrale des Trainingsgeländes die Audioübertragung eingeleitet und die Trennwände auf einseitige Durchsicht geschaltet. "Von heute an wird es so etwas hier nicht mehr geben!" Die Stimme des älteren Offiziers bebte durch den Trainingshangar, als er mit der Spitze des eigenen Trainingsschwerts auf Jeffreys graue Uniform deutete. "Ihr werdet wieder in eurer Uniform erscheinen und ihr werdet euch eures Ranges angemessen verhalten. Keiner von euch wird es wagen, das Ansehen der SOLDIER mit ehrlosem Verhalten zu besudeln! Ich bin nicht Commander Hewley- aber glaubt mir, wenn einer von euch meine Anweisungen missachtet, so wird er sich noch wünschen, ich wäre es." Lieutnant Yarahki wanderte die Reihe der Soldaten entlang, musterte jeden von ihnen eindringlich, während Angeal Hewley den Rücken des neuen Ausbilders musterte. "Ab heute werdet ihr eine Einheit sein! Es wird keine Ausnahmen mehr geben, keine Sonderbehandlungen und keine Nachsicht. Verstanden?!" "Sir! Ja, Sir!" hallte es aus etlichen Kehlen. "Dann zeigt mir, was ihr gelernt habt." Keine Ausnahmen, keine Sonderbehandlung... Angeals Blick hatte sich verdunkelt. Der Commander wusste gut, was Yarahki damit hatte sagen wollen. Es so zu hören... glich einem Angriff auf die eigenen Trainingsmethoden. Und doch hatte er nicht den Willen, einzuschreiten und seine Position klarzustellen. Derart ... unreif war der 1st Class SOLDIER einfach nicht. Lieutnant Yarahki hatte Erfahrung mit der Ausbildung von Rekruten. Mit Sicherheit zehn Jahre mehr als Commander Hewley selbst vorweisen konnte. Er wusste, was er tat. Sicherlich... "Commander! Sir." Die Stimme eines jungen Soldaten, der geradewegs in die Kommandozentrale gestolpert kam, riss Angeal Hewley jäh aus seinen Gedanken. "Sir, hier sind sie!" Der junge Mann schnappte mehrmals nach Atem, dann richtete er sich auf und salutierte streng. "Sir, sie werden im Büro des Direktors erwartet. Die Umgebungskarten sind eingetroffen. Agent Tseng hat sie persönlich gebracht und bittet mit ihnen zu sprechen." Angeal hob eine Augenbraue. "Tseng von den Turks?" Der junge Mann nickte eilig und bemühte sich, nicht zu offensichtlich nach Atemluft zu schnappen. Er musste sich ja ganz schön beeilt haben. "Ja... Sir! Würden sie bitte...?" "Schon gut." antwortete Hewley mit einem schiefen Lächeln. "Ich bin schon auf dem Weg. Aber keine Sorge, Junge. Es ist nicht dringend." Die Augen des rothaarigen Mannes wuchsen in die Größe von Bahamut-Eiern als er hörte, dass er sich möglicherweise völlig umsonst beeilt hatte. "Sir, woher wissen sie das, Sir?" Angeal aber zuckte nur die Schultern und verließ die Zentrale in Richtung des Flurs. "Er hat meine Nummer. Er hätte ja anrufen können." Typisch Turks... sie hatten wohl einfach zu viel Spaß daran, eine Aura von Dringlichkeit zu verbreiten. ~ ~ ~ Kaum dass die Abdeckung entfernt worden war, quoll auch schon heißer Dampf aus dem Behältnis und stieg Angeal entgegen, so dass er den mehrseitigen Bericht beiseite legen musste, um das Papier nicht zu benetzen. Zwei Tropfen Farnfrucht und eine Prise gelber Pfefferwurzel später waren die Teigtaschen beinahe servierfertig. Ein letztes Mal kontrollierte der 1st Class SOLDIER die Temperatur der Gemüsepfanne, wendete den Reis und deckte das Körbchen voller Teigtaschen wieder ab. Dann griff er erneut nach dem Bericht auf der Ablage. Vielleicht konnte er ihn ja noch beenden, bevor die Junon-Ente aus dem Ofen genommen werden müsste. Simulationstraining 1-4-8; 3rd Class Ausbildung 2nd Class SOLDIER Lieutnant Yarahki, Freitag, 7. November, 9 00. Simulationsergebnisse. Bestzeit: 3rd Class Soldier Harley; 7.46 min; TP Steigerung, Level 5 Simulationstraining 1-4-9, 3rd Cl..... Angeal überflog die Zeilen mehr, als dass er sie las. Für ihn selbst war es kein Geheimnis, wonach er suchte. Doch fündig wurde er auch auf dieser Seite nicht. Seufzend legte er den Bericht erneut beiseite, um die Temperatur des Ofens zu überprüfen. Die Berichte von allein dreizehn Trainingssimulationen hatte er nun durchgelesen. Doch nur bei sechs von ihnen hatte Zack Fair Bestzeit erlangt. Für jeden anderen Rekruten wäre das sicherlich ein herausragendes Ergebnis. Aber für Fair? Commander Hewley war Besseres von diesem Jungen gewohnt. Doch er kannte die Hintergründe nicht, hatte den Soldaten auch heute nicht kämpfen sehen und konnte seine Fehler so nur schlecht beurteilen. Und doch wurde er nicht müde, die Berichte zu lesen. Denn letztlich war es das Einzige, das er tun konnte. Kaum vier Tage waren vergangen, seid dem 1st Class SOLDIER Hewley seine neuen Befehle erhalten hatte. Vier lange Tage voller Berichterstattungen, voller Meetings und endloser Lagebesprechungen. Unzählige Karten hatte er studiert, unzählige Gespräche geführt, unzählige Listen aufgestellt. Von Tagesanbruch bis tief in jede Nacht hinein hatte er Vorbereitungen für die Truppenstationierungen getroffen, hatte Material angefordert und Karten studiert. Der Zeitplan bis zu Stufe Zwei war straff gefasst. Bald schon würde Angeal aufbrechen müssen, um einen geeigneten Stationierungsort im Süden auszumachen und Fort Condor zu besuchen. Und doch reichten all diese trägen Stunden ermüdender Arbeit nicht, um die Gedanken aufzuhalten und die Gefühle zu beruhigen. Denn es war ebenfalls gerade erst vier Tage her, dass Commander Hewley das Kommando über die 3rd Class SOLDIER abgegeben und auch die Förderung des wohl Talentiertesten dieses Jahrgangs an Lieutnant Yarahki übertragen hatte. Und auch wenn Angeal wusste, dass es nicht mehr ihm oblag, die Zukunft dieses Rudels zu formen, so hatte er sich selten so sehr in einer Weise gefühlt, als hätte er in einer Mission versagt oder diese auf halbem Wege abgebrochen. Doch es war nicht so, dass er Yarahki nicht hätte trauen können. Der Mann hatte Erfahrung. Er würde sicherlich weit besser mit diesem Pack zurecht kommen, als es dem Commander in den nächsten Monaten möglich gewesen wäre. Letztlich lag es nicht an dem unerzogenen Rudel selbst oder an Yarahki, dessen Vorgehensweise den Stolz des 1str Class SOLDIER berührt hatte. Es war meist in den Morgenstunden, weit nach Mitternacht in einer erneuten schlaflosen Nacht, wenn sich Angeal eingestehen musste, dass der einzige Grund für seine mangelnde Ruhe dieser eine Junge namens Zack Fair war, dessen Ausbildung so viel mehr herausbringen könnte, als nur einen durchschnittlichen Unteroffizier. Er hatte etwas in diesem Jungen gesehen... irgendetwas, in dessen strahlend blauen Augen, das mehr war, als nur Talent. Es mochte seltsam klingen- doch nach allem was geschehen war, fühlte sich Angeal diesem Jungen verpflichtet. "Was riecht den hier so verbrannt?--- Verdammt Angeal! Du hast die Ente versaut!!" Kaum dass Genesis zur Tür hereingepoltert war, stürzte er auch schon mit wahrlich überraschender Eile zum Ofen, um zu retten was zu retten war. "Das Viech war teuer!" ja ...war es gewesen. Nur dass Angeal dieses 'Viech' auf dem Markt bezahlt hatte. "Und der schöne Brandy. Den ganzen Brandy hast Du drauf getan und jetzt?..." Angeal verzog nur schweigend die Miene und nahm seinem Freund die Platte mit dem Abendessen aus den Händen. "So schlimm ist es nun auch nicht." Genesis aber bedachte den schwarzhaarigen Offizier nur mit einem skeptischen Blick. "Was ist los?" "Was soll los sein?" Die Ente roch doch kaum verbrannt... "So etwas passiert Dir doch nie! Und schau Dich doch mal an! Da bin ich gerade vom Ende der Welt zurück gekehrt und Du schiebst sieben Tage Regenwetter!" Angeal hob eine Augenbraue und stellte das Essen beiseite, sagte jedoch nichts. "Und was ist das schon wieder? Kannst Du den Papierkram eigentlich nie hinter Dir lassen?" Und schon hatte Genesis mit flinken Fingern die Trainingsberichte von der Ablage am Herd genommen und blätterte sie interessiert durch. "3rd Class SOLDIER Training? Ich dachte, Du hättest die Bälger abgegeben?!" "Hab ich auch." murmelte der Angesprochene. "Gib das her." Aber daran dachte Genesis offensichtlich nicht gerade, als er sich mit der neugewonnenen Lektüre auf das Sofa fallen lies. "Hör Dir das an: Bestzeit 3rd Class SOLDIER Zack Fair, 8.32 min, TP Verlust 103 und das bei dieser billigen Trainingsmission! So etwas sollte man doch in höchstens 40 Sekunden geschafft haben!" "Genesis, gib das her!" Angeals Stimme hatte sich deutlich verdunkelt als er die Hand nach den zerknitterten Unterlagen ausstreckte. Natürlich war das keine besonders gute Leistung von Fair gewesen. Selbst für einen 3rd Class nicht. Nun... wohl eher für Zack Fair nicht. Aber darum ging es ja gerade... Genesis aber hob nur eine Augenbraue und bedachte seinen Freund mit einem langen Schweigen, ehe er auf einmal schmal zu grinsen begann. "Dachte ich es mir doch." Mit einem schnellen Griff hatte Commander Hewley die Zettel zurück erlangt. Irgendetwas gefiel Angeal an dem Gesichtsausdruck des Anderen nicht. Etwas das ihn davon abhielt, nachzufragen. Nicht, dass es nötig gewesen wäre... Eine kurze Zeit des Schweigens verging, in der Genesis' heimliches Grinsen für Angeal immer deutlicher wurde. "Es stört Dich, nicht wahr?" "Was soll mich stören?" grummelte Angeal, legte die Blätter wieder neben den Herd und richtete auch den Rest des Essens an. "Dass er nicht mehr Deine Aufgabe ist." Genesis begann leise zu lachen. War die Überraschung Angeal wirklich so deutlich ins Gesicht geschrieben? Tatsächlich aber schaffte er es für einige Wimpernschläge nicht, eine geeignete Antwort über die plötzlich so trockenen Lippen zu bekommen. "Oh alter Freund, Du bist so leicht aus der Ruhe zu bringen." schmunzelnd hatte sich Genesis erhoben und stand nun wieder vor dem Verstummten- so nah, dass sich fast beiläufig ihre Hände berührten. Doch dieses Mal war Angeal nicht in der Stimmung, dieses Spiel zuzulassen. Und so drückte er kurzerhand Genesis die letzte Platte in die Hände und wandte sich zum Esstisch. "Ich frage mich, was Du damit bezweckst. Ich interessiere mich für jeden von ihnen. Nur weil ich ihr Kommando abgeben musste, heißt es nicht, dass mir ihr Schicksal gleichgültig geworden ist. "Oho Schicksal! Dir ist das ja ganz schön ernst." "Ach hör auf." knurrte Angeal langsam etwas genervt von seinem Freund und der eigenen misslichen Wortwahl. "Ich frage mich immer noch, was Du an diesem Welpen nur hast." lächelte Genesis als hätte er den düsteren Blick des Freundes nicht auf seinem Gesicht gespürt. "Er hat Talent." grollte Angeal offensichtlich schlecht gelaunt. "Er könnte weit kommen, wenn man sich nur mit ihm beschäftigen würde." Das Lächeln des Älteren zeigte eine Spur heimlichen Triumphs als er sich an den Tisch niederließ. "Könnte?...." Der Korken gab ein dumpfes Knallen von sich, als Commander Hewley gekonnt den schweren Rotwein öffnete. "Ich würde wirklich gerne wissen, was Dich das angeht." Wenn es etwas gab, dass Genesis Rhapsodos noch besser konnte als schnell und kalt zu töten, so war es, das Gesicht des Freundes wie einen altbekannten Roman lesen zu können. So war bald dort, wo eben noch ein überlegenes Lächeln hätte gefunden werden können, nun ein Hauch von Ehrlichkeit in Genesis' Augen zu finden, als er mit einem Kopfnicken das gefüllte Glas entgegen nahm. "Es bedrückt Dich. Und so kümmert es mich. Aber nun lass uns Essen." Auch wenn Angeal noch den ganzen Abend darüber nachdachte, er konnte nicht mit Gewissheit sagen, ob diese Ehrlichkeit nicht auch nur Schein gewesen war. Der Abend war schon weit voran geschritten, als sich Genesis verabschiedete. Trotz des deutlichen Geruchs von Wein und der geleerten Flaschen auf dem Wohnzimmertisch schritt der Ältere ohne zu wanken zur Tür, wo ihn Angeal mit einem ernst gemeinten Lächeln verabschiedete. Dieses Mal wich er nicht zurück, als sich der Freund zu ihm beugte, so nah, dass es einem Zuschauer schwer gefallen wäre zu sagen, ob sich ihre Wangen berührten. "Warum holst Du ihn Dir nicht zurück mein Freund...?" Angeal lachte nur trocken und schob es auf den Alkohol und Genesis' seltsames Wesen. Doch als dessen Stimme verstummt und die Tür wieder geschlossen war, hallten diese kindischen Worte noch immer in der dunklen Wohnung umher. ~ ~ ~ to be continued Note: Ich mag euch! ^_^ Kapitel 12: ------------ ES TUT MIR LEID, dass ich jetzt erst weiter schreibe. Ich hab so viel um die Ohren (vor allem meine neue Supernatural Sucht die es schwierig macht, sich auf Zangeal zu konzentrieren), aber ich habe die Jungs nicht vergessen. Und deswegen geht es jetzt mit einem etwas ungewöhnlichen Kapitel weiter. Ich hatte eigentlich vor, auf Englisch weiter zu schreiben. Es fällt mir tatsächlich schwer, im Moment auf Deutsch zu schreiben. Liegt wohl daran, dass ich seit einigen Monaten in den USA lebe XD Aber mein Schatz hat es sich in Deutsch gewünscht- also bleiben wir mal bei Deutsch fürt den Moment. Here you go: ------ Mit bedachten Händen arrangierte der junge Mann das kleine Bündel auf einem steinernen Tablett das er in der Mitte seines Schreibtisches aufgestellt hatte. Die ersten Sonnenstrahlen drangen gerade erst müde durch das hohe Fenster hinter ihm und tauchten nun alles in den grünen Schein eines Herbstmorgens in Midgar. Angeal war an diesem Tag früher noch als gewöhnlich aufgestanden. Es war ein altes Ritual das er wie so viele vor ihm am morgen des ersten Nachtfrostes abhielt. Natürlich drang das Eis niemals bis in die Innenstadt Midgars vor. Die Maschinerien der Stadt heizten die Umgebung noch im Umkreis hunderter Meilen künstlich auf. Doch der junge Soldat hatte nie aufgehört, den Kontakt zu der Welt dort draußen zu halten. In seiner Heimat hatte es in der letzten Nacht zum ersten Mal geschneit. Es war Zeit, die Lichter zu bewahren. So schloss Angeal die Augen und presste seine Handflächen für einige Sekunden zusammen. "Dein Licht tragen wir in die Schatten." flüsterte er leise, ehe er die Magie von seinen Fingern gleiten ließ. Augenblicklich begann das kleine Bündel zu knistern als es von den Flammen erfasst wurde. Bald schon brannte es hell und begehrlich und erleuchtete das Gesicht des jungen Mannes. Das Bündel war aus einem besonderen Holz gefasst, winzige Äste gebunden durch die Fasern einer seltenen Wurzel. Von der Natur geschenkt, von den Göttern gesegnet. Es war eine alte Tradition in dieser Welt, ein Tribut an die Götter und eine Vorbereitung auf den kommenden Winter. Er hatte gerade erst sprechen gelernt als ihm seine Mutter die Geschichte zum ersten Mal erzählte: Vor vielen, vielen Jahren als die Erde noch jung gewesen war, wandelte der erste Mensch über die Erde. Er war fleißig und bebaute das Land, er errichtete sich ein Haus und zeichnete die Erde nach seinem Willen. An jedem Tage betete er zu den Göttern und die Götter lächelten und waren wohlwollend mit ihm. Doch die Götter im Himmel waren uneins über das Schicksal des Menschen. Denn der Boden unter den Füßen des Menschen war fruchtbar und seine Ernte wuchs prächtig. Es war Shiva, die den Glauben des Menschen in Frage stellte. 'Was wenn er uns nur anpreist weil seine Kammern voll und sein Vieh satt ist? Liebt er denn uns oder liebt er nur, was wir ihm geben?' Und so plante sie den Menschen vor eine Prüfung zu stellen. Sie wollte ihm Eis schicken, Kälte und Finsternis auf dass sein Glaube geprüft werden möge. Doch die Götter waren uneins und stritten über Shiva's Plan. Ifrit, Gott des Feuers, war der erste Fürsprecher des Menschen. Denn er selbst war machtlos gegen Kälte und Eis und wusste, er würde unter der Prüfung leiden wie es der Mensch tun würde. So trat er vor die Götter und sprach für den Menschen. Doch die Götter durchschauten seine Motive und so wurde er verbannt tief in die Erde und der Winter rollte über die Erde. Die Tage wurden kürzer und dunkler und bald brach Finsternis über das Land herein. Die Ernte des Menschen hörte auf zu wachsen und das Vieh floh in das Haus des Menschen in dem es nun dunkel und kalt war. Der Abend kam da die Erde unter seinen Füßen gefror. Doch noch in dieser Nacht sprach der Mensch ein Gebet an die Götter und dankte für das Vieh in seinem Haus und das Dach über seinem Kopf. Und auf einmal wurde die Dunkelheit durchbrochen. Die ersten Strahlen hellen Lichts erreichten den Menschen. Doch es war nicht der Morgen, der nach der Nacht zu ihm gekommen war. An seiner Tür stand Ifrit und bat um Einlass. Der Gott war schwach geworden durch die Kälte und seine Kräfte gingen zur Neige. Doch er hatte das Gebet des Menschen vernommen. Es war am Morgen des ersten Frostes dass der Gott mit dem Menschen einen Pakt schloss: Wenn nur der Mensch dafür sorgen würde, dass sein Feuer niemals erlöschen würde, so versprach Ifrit zurück zu kehren und dem Menschen den Frühling zu schicken. Der Mensch nickte und nahm Holz von seinem Dach und Wurzeln aus seinen Kammern und richtete es vor Ifrit an. Mit seiner letzten verbliebenen Kraft entfachte der Gott das Feuer und verschwand in den Flammen. Es vergingen Wochen und Monate doch der Mensch hielt sein Versprechen und ließ die Flamme niemals erlöschen. So erhielt er den Gott am Leben und brachte Licht in die Dunkelheit während Shiva vor seinen Türen das Eis über das Land trieb. Es war nicht vor der dunkelsten Nacht des Jahres, dass das Feuer schließlich erlosch... ' Das Feuer erlosch?' Große Augen starrten vom Boden auf, ungläubig zu hören, was so eben erzählt wurde. 'Was passierte dann??' 'Aber Genesis... Du weißt doch was dann passiert.' Die junge Frau lächelte und rückte ihren Stuhl näher ans Feuer. 'Erzählen sie es trotzdem Mrs. Hewley.' Der kleine Junge hatte am Boden vor dem Kamin Platz genommen und blickte erwartungsvoll zu der Erzählerin. 'Du kennst die Regeln. Du musst bis zur Sonnenwende warten, bis die Geschichte vollendet wird. Nicht wahr Angeal?' Der schwarzhaarige Junge hockte ruhig neben seinem Freund und nickte nun. Er konnte mit dem warten umgehen, wusste er doch, dass die Nacht der Sonnenwende das Fest der Wiedergeburt genannt wurde. An diesem Morgen hatte auch seine Mutter ein kleines Holzbündel entzündet und es auf dem Kamin platziert. Es würde brennen exakt bis zur Sonnenwende - eine Magie die bis heute wissenschaftlich kaum zu erklären war. Es waren nun fast 17 Jahre vergangen, seit dem er den Geschichten seiner Mutter vor dem Kamin gelauscht hatte, doch noch heute musste er daran denken. Mit dem Entfachen des Feuers leitete er noch heute den Winter ein und bereitete sich auf das Fest der Wiedergeburt in fast zwei Monaten vor. Manche Traditionen... waren es wert bewahrt zu werden. Mit geschickten Handgriffen platzierte Angeal Hewley das brennende Bündel in einer Materia-Kugel und lies es darin verschwinden, bevor er die Kugel wieder an seinem Gürtel befestigte. Die nächsten zwei Monate würde es dort unbemerkt brennen und ihm ein Zeichen dafür sein, dass es dem Menschen nicht zur Aufgabe war, jedes Rätsel zu lösen und die Götter zu beherrschen. Dann wandte er sich von seinem Schreibtisch und ließ den Tag beginnen. Es gab viel zu tun. ----- So, ihr habt ein seltsames Kapitel überstanden. Eigentlich nur die Sneak-Preview für das eigentliche Kapitel. Aber das ist noch nicht fertig. Also verzagt nicht, Zack wird ganz bald wieder vorkommen. versprochen!! Und dann geht die Story auch endlich weiter. Keine sorge- es ist alles in meinem Kopf. Es muss nur da raus kommen ^_- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)