Die Herumtreiber von DhalaElenaAngel (und warum man sie nicht ärgern sollte) ================================================================================ Kapitel 4: ...über das normale Maß eines Potters hinaus ------------------------------------------------------- Es war inzwischen Nachmittag geworden, Harry hatte all seine Geschenke ausgepackt und saß nun im Garten, in der Hand den Besen, den Sirius ihm geschenkt hatte. Der Neueste auf dem Markt, wie er gesehen hatte. Es war ein lustiger Tag gewesen, das auf alle Fälle, er hatte bisher mehr Spaß gehabt, als je zuvor, er hatte mit seinem Dad und Sirius herum gealbert, nun, wo er wusste, dass das Alles kein Traum war. Aber da war noch etwas: es waren keine Briefe für ihn gekommen, wie sonst jedes Jahr, Nicht mal Hermine hatte sich gemeldet. Hatten sie ihn vergessen? War er ihnen nicht wichtig genug? Was war nur geschehen? Er wusste doch, dass Eulen ihre Botschaften immer ablieferten und die Empfänger auch fanden, wenn sie umgezogen waren... „Potter!“ Erschrocken zuckte Harry herum, atmete tief durch und befahl sich, ruhig zu bleiben. Nur Malfoy, nur Malfoy, nur Malfoy sagte er sich immer wieder vor. Niemand sonst. Was auch immer der hier zu suchen hatte. Er sah nicht wirklich so aus, als sei er freiwillig hier. Nun, für Malfoy war es sicher auch ein Schock gewesen, von der Freundschaft ihrer Eltern zu erfahren konnte er sich so vorstellen. „Was?“, fragte er daher nur leise, sah wieder auf seinen Besen, er wollte keinen Streit, nicht jetzt, nicht heute, gar nicht. „Merlin,“ murmelte Draco, als er sich auf den Rasen fallen ließ. „Sei doch noch freundlicher,“ fügte er zynisch an. Er verstand seinen Alten einfach nicht. Freundschaft mit Gryffindors! Aber ihm was predigen wollen! Und jetzt sollte er sich auch noch um Harry bloody fucking sodding Potter kümmern, statt, wie sonst um diese Zeit, mit Blaise, Greg, Pansy und Millie seinen Spaß zu haben! Nimm ihn doch mit, hatte sein Vater vorgeschlagen! Potter! Mitnehmen! Sicher! Und sich bis auf die Knochen blamieren! Mit dem Helden der verdammten Zauberwelt aufkreuzen! Allerdings... Draco musterte den Jungen. Das war nicht sein Schulrivale, der immer irgendeinen dummen Spruch auf den Lippen hatten. Potter sah eher aus, als wäre er am Ende. Und er erinnerte sich daran, dass sein Vater verlangt hatte, dass er nett sein sollte, dass eine Freundschaft für ihn sicher von Vorteil wäre. Sein Dad hatte noch nie wirklich falsch gelegen. „Was starrst du so auf den Besen? Auf solchen Dingern fliegt man,“ merkte er daher an. Er selbst hatte dieses Modell auch und es war einfach nur genial. „Ich hab meinen Besen auch dabei, wir können eine Runde fliegen, dann musst du nicht auf dem Boden rum krebsen.“ Überrascht sah Harry auf. Fliegen? Mit Malfoy? Er wusste nicht so recht. Irgendwie fühlte er sich, als würde er Ron damit verraten, dann aber sah er in den Himmel. Noch immer kein Anzeichen einer Eule. Als haben ihn alle vergessen... also, warum sollte er dann leiden? Er nickte, stand auf. „Von mir aus...“ Harry wartete, bis Draco seinen Besen geholt hatte, zusammen mit einem Schnatz beide stiegen auf ihre Fluggeräte, stießen sich vom Boden ab – und legten los. Nur zu schnell hatten sie sogar zusammen ihren Spaß. Sie ärgerten sich und auch als sie wieder festen Grund unter den Füßen hatten, balgten sie sich eine Weile weiter und für eine Zeit war alles Andere vergessen. Draco japste nach Luft, als er wieder von Harry aufstand, den er mit Leichtigkeit mehrere Male unter sich begraben hatte. Der Junge war viel zu dürr, zu leicht und damit schnell mit purer Kraft und der sprichwörtlichen malfoy’schen Eleganz zu besiegen. Nie im Leben hätte er gedacht, dass man mit irgendeinem Potter Spaß haben konnte. „Gewonnen.“ „Ich hab aber den Schnatz erwischt!“, konterte Harry leise, während er sich wieder aufsetzte. Jedes Mal, wenn Draco sich halb über ihn geworfen hatte, hatte er alle Mühe gehabt, keine Angstzustände zu bekommen, immerhin hatte Dudley das immer gern mit ihm getan. Draco zuckte mit den Schultern, setzte sich neben den Jüngeren. „Und was gibt es für einen Grund, warum du so ein Gesicht ziehst?“, fragte er. „Und was starrst du so in die Luft? Du hattest doch massig Geschenke! So enttäuscht kannst du nicht...!“ „Es... geht nicht um Geschenke, aber... sie... Keiner hat geschrieben,“ murmelte Harry, starrte auf seine Finger. Er kam sich dumm vor, aber es tat einfach weh, so vergessen zu werden. Dabei hatte er doch immer so auf seine Freunde gebaut, für sie hatte er Alles ertragen, statt wegzurennen, wie er es so oft hatte tun wollen, ein Leben auf der Straße konnte nicht so schlimm sein, verglichen mit dem, was sich bei ihm zu Haus abgespielt hatte... Was? Schreiben? „Der Rest vom goldenen Trio?“, fragte Draco trocken, sah das Nicken. „Dann frag sie, warum, wenn wir in der Schule sind,“ meinte er nur. „Vielleicht gab es einen ganz einfachen Grund.“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Beiden Potter verraten würden, dazu waren sie zu treudoof, ähnlich, wie Crabbe und Goyle ihm gegenüber. Harry nickte. Er würde seinen Freunden immer die Chance geben, sich zu erklären, aber er fühlte sich einfach mies. Auch, weil er erfahren hatte, dass Sirius und sein Vater ab morgen wieder regulär arbeiten würden, wie Remus auch. Er sollte bei seinen Großeltern bleiben und seinen Spaß haben, wie sein Dad so schön gesagt hatte, doch was sollte er denn tun?! Hauselfen erledigten jede noch so kleine Arbeit und so nett seine Großeltern auch klangen, er kannte sie kaum. Und obwohl er wusste, dass das kindisch war, fühlte er sich von seinem Vater abgeschoben. Weil er schwierig war, weil er so lang nicht gesprochen hatte, weil er zu viel klammerte, weil er kein kleines Kind mehr war, er wusste es nicht, er fühlte sich, als habe er die Schuld. Auch jetzt war James nicht da, er war mit den Anderen drin, um etwas zu trinken, er war regelrecht raus geschickt worden, um etwas Farbe zu bekommen, wie sein Dad gemeint hatte. Er war sich auch ziemlich sicher, dass Draco nicht wirklich von selbst zu ihm gekommen war. Draco musterte den Jungen, der nun neben ihm saß eine Weile. Meine Güte, was hatte man eigentlich mit Potter getan, um ihn so fertig zu machen?! Nun.... vielleicht... vielleicht war Potter gar nicht so schlecht, entschied er für sich. Immerhin hatte das Auftauchen der alten Erinnerungen das dunkle Mal seines Vaters entfernt und ihn somit davon befreit, am Ende auch gebrandmarkt werden zu müssen. Er konnte es ja mal mit einer Freundschaft versuchen. Es sah nicht so aus, als würde Potter sich an und für sich ablehnen. „Dad...“ Lucius wandte sich um, er hatte gerade mit Severus geredet, als sein Sohn auftauchte. Und das, wo es schon fast Mitternacht war. Er hob eine Augenbraue, sah Draco an. „Was gibt es? Solltest du nicht schon im Bett sein?“ „Es.... es geht um Potter.“ „Um welchen?“ Severus verdrehte nur die Augen. Toll! Der Name Potter war gefallen, der Weltuntergang war wieder einen Schritt näher gekommen! Hatte er eigentlich irgendwo Ruhe vor diesen Leuten?! Selbst hier, in Malfoy Manor, zuvor sicheres Territorium, kam nun dauernd einer der beiden jüngsten Potters mit ins Gespräch! „Harry....“ „Und was genau ist mit ihm?“, fragte Lucius. Er hatte Draco nur gesagt, dass Harry schwer krank gewesen war, auch, um zu erklären, warum der Jüngere nicht sprechen würde und warum er so katastrophal aussah, damit, dass Harry doch was sagte, hatte er noch nicht mal gerechnet. Nun ja, zumindest hatte sein Sohn sich, nachdem sie gegen sieben Uhr abends gegangen waren, nicht mehr so beschwert, mitgenommen worden zu sein, also hatte auch Draco seinen Spaß gehabt. Na gut, gestattete Severus das Thema. Es ging zumindest nicht um James. Denn der Mann regte ihn einfach nur auf. Und er konnte von sich sagen, dass er zwar mit Black und Lupin befreundet gewesen war, wovon er Ersteres nur über seine Leiche und Zweiteres nur unter Folter zugeben würde, aber mit Potter Senior hatte er es nie gehabt. Der kleine Potter hatte es eigentlich sogar in den letzten Tagen geschafft, ihn irgendwie zu beeindrucken, als ihm klar geworden war, was der so mit sich rum geschleppt hatte, die letzten Jahre. Draco zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, er... kam mir komisch vor – zu ruhig und... irgendwie seltsam. Als würde was nicht stimmen. Außerdem hat er gemeint, dass keiner seiner Leute ihm geschrieben hat.“ Lucius’ zweite Augenbraue schoss in die Höhe. Wie? Seine Freunde hatten Harrys Geburtstag vergessen? Das konnte er sich nicht wirklich vorstellen. Weasleys galten als sehr loyal, wenn sie sich ein Mal entschieden hatten und auch, wenn Granger an den Nerven seines Sohnes zehrte, treulos war auch sie nicht. „Vielleicht haben die Potters einen Zauber auf ihrem Grundstück, der verhindert, dass fremde Eulen einfach so rein kommen, so, wie wir auch. Und sie haben vergessen, das Schild etwas abzumindern,“ schlug er daher vor. Immerhin hatten wohl alle in dem Haus in letzter Zeit andere Sorgen gehabt. Auch er. Harry war sein Patenkind und er war wirklich krank gewesen, dahin gehend hatte er seinen Sohn nicht belogen. „Und ich habe dir gesagt, er war krank, natürlich war er ruhiger als sonst.“ Draco schüttelte den Kopf. „Da war mehr,“ beharrte er. Er war ein guter Menschenkenner. „Er... Merlin, das hört sich bescheuert an! Dad, er hat seine Familie wieder, aber.. ich hatte den Eindruck, dass er sich vollkommen verloren fühlt!“ „Bei der Familie, kein Wunder,“ knurrte Severus nur, doch mit einem Stoß in die Rippen wurde er zum Schweigen gebracht. „Harry hat sich einfach noch nicht an die neue Situation gewöhnt. So was braucht Zeit, Draco. Aber... warum bist du so besorgt, ich dachte, du willst nichts mit einem Gryffindor zu tun haben und schon gar nicht mit diesem? Waren das nicht noch heut Morgen deine exakten Worte?“ Draco zuckte nur mit den Schultern. „Mit ihm was zu machen war besser, als euch zuzusehen oder zuzuhören, “ gab er nur zurück. „Onkel Sev hat nur gemeckert, der Werwolf hat gelesen und Black und Potter... sind einfach komisch! Benehmen sich wie Kinder! Dabei sind sie doch nur ein paar Jahre jünger, als du! Ich will nicht auch noch in meiner Freizeit gucken müssen, ob auf meinem Stuhl ein dummes Pfurzkissen liegt!“ Na endlich dachte Severus. Endlich jemand, der es genauso sah, wie er selbst! Er verstand immer noch nicht, warum man das Geburtstagskind einfach so aus geschickt hatte, nur, weil James sich offensichtlich gestört fühlte und vor seinem Sohn nicht offen reden konnte oder wollte. Wie der Mann sich um ein Kind kümmern wollte, länger, als eine Woche, war ihm ein Rätsel, denn nach einer Woche verlor der Mann meist das Interesse an seinem neuen Spielzeug. Vor allem, wenn es sich so kampflos, wie Potter, also, wie Harry, in eine Ecke stellen ließ. Lucius lachte leise, als er diese Beschreibung von seinem Sohn hörte. Es stimmte, James und Sirius waren beide immer noch ein wenig kindisch, aber im Grunde konnte man es ihnen nicht nachsehen, immerhin hatten sie viele Jahre ihres Lebens nachzuholen. Auch, wenn er die Art, wie sie es taten, nur bedingt gut heißen konnte. „Nun, Harry ist einfach etwas ruhiger, als er immer den Anschein erweckt hat, er ist ein guter Schauspieler. Vielleicht könnt ihr euch ja doch anfreunden und ich rede mit den Weasleys, um Harry vielleicht einige Briefe zu bringen – und wenn nicht, weiß er wenigstens, woran er ist.“ Draco nickte. Ja, Potter war nicht so schlimm, also Harry. Merlin, er würde fragen müssen, ob sie sich beim Vornamen nennen konnten, denn er legte keinen gesteigerten Wert darauf, dessen Vater an der Leitung zu haben, wenn er Harry wollte. Aber ja, so gesehen bot Harry sich mal wieder als ein geeigneter Freund an und warum auch nicht? Feindschaften waren ausgeräumt und die Seiten waren nun auch klar. Sein Vater hatte den dunklen Lord offiziell endgültig denunziert, zusammen mit Onkel Severus und Dumbledore galt nun auch als Schwerverbrecher. „Geh ins Bett, Sohn,“ meinte Lucius nur ruhig. „Es ist ohnehin schon spät und du wolltest dich morgen mit Blaise und den Anderen treffen...“ Draco nickte, kurz überlegte er sich, etwas zu sagen, dann wandte er sich im Türrahmen um: „Sag bescheid, wenn du dass nächste Mal zu den Potters gehst, vielleicht komm ich dann mit.“ „Du kannst Harry auch einfach hierher einladen,“ schlug Lucius lächelnd vor, froh, dass sein Sohn und sein Patenkind nicht mehr vor zu haben schienen, sich zu bekriegen, denn er würde Harry wirklich gern besser kennen lernen. Er wartete, bis Draco weg war, sah dann zu Severus. „Was denkst du?“, fragte er den Tränkemeister. Er kannte dessen sauertöpfische Mine und wusste sie von anderen zu unterscheiden. Etwas, das sonst kaum Jemand zuwege brachte. Nun, aber er hatte auch Zeit gehabt, das zu lernen – lange. Severus musterte den Anderen eine Weile und knurrte. „Das ich keine Lust habe, auch noch hier über Potters nachdenken zu müssen!?“ „Er ist mein Patenkind,“ erinnerte Lucius Severus. Der Dunkelhaarige grummelte etwas Unverständliches in seinen Bart. „Ich denke Potter ist ungeeignet, um ein Kind zu erziehen, weil es ihn auf Dauer langweilen wird und sein Sohn ist nicht, wie er. Er ist kein Herumtreiber, aber das wollen weder Black noch Potter sehen. So, nun zufrieden?!“ „Ich dachte, er sei genau wie sein Vater?“ „Das unerwartete und unwillkommene Auftauchen von seinem Vater hat mich wieder daran erinnert, dass Unterschiede bestehen, gravierende. Ich ziehe den Sohn dem Vater vor,“ zischte Severus, wobei er selbst nicht so genau wusste, wen er in dem Moment mehr beleidigte, James oder Harry. Lucius machte ein seltsames Geräusch, zu dem er sich in der Öffentlichkeit sicher nicht herabgelassen hätte: „Weißt du eigentlich, wen genau du beleidigen wolltest?“, fragte er nur. „Harry hat dir nichts getan und James auch nicht, nur, um es gesagt zu haben. Gut, er ist etwas kindisch, aber für sein Kind würde er Einiges tun, er ist nicht von Harrys Bett, bis der wieder aufgewacht ist.“ „Und danach war die Sache für ihn erledigt und er geht fröhlich seiner Wege!“, blaffte Severus unwillig. James dachte mal wieder nicht nach, wie immer! Er an dessen Stelle hätte schon lange einen Kindergeistheiler hinzu gezogen, um sicher zu gehen, wie es dem Jungen wirklich ging. Denn wenn er so lange schwerste Misshandlungen unter einem falschen, nervigen Grinsen versteckt hatte, würde er nun sicher nicht damit aufhören, seine Probleme in sich hinein zu fressen... Lucius seufzte leise. „Dann werden wohl wir ein Auge auf ihn haben müssen und in dem Fall ist eine Freundschaft zu Draco vielleicht genau das Richtige, meinst du nicht auch? Zumindest wird mein Sohn schnell merken, wenn was nicht stimmt, wir finden es raus und geben es weiter, so einfach ist das.“ „Dann wird Potter hysterisch und nach fünf Minuten hat er es wieder vergessen,“ konterte Severus trocken. Oh, er hatte die Erzählung von Lupin über James’ Panik mehr als genossen. „Nun, dann werden wir es eben Miss Potter sagen und sie wird ihrem Sohn genau erklären, was er zu tun hat – nachdem sie ihm den Hosenboden stramm gezogen hat zumindest,“ fügte Lucius grinsend hinzu. „Und das würde dir gefallen, was?“, er stand auf, trat zu Severus, stützte beide Hände auf die Lehnen von Severus’ Sessel ab. „Ihr wart schon immer Konkurrenten...“, hauchte er, küsste den Jüngeren, noch bevor der wieder einen sarkastischen Kommentar abgeben konnte. „Ich freue mich schon unendlich auf die nächsten Magengeschwüre,“ knurrte Severus, als sein Lover wieder von ihm abließ. „Kannst nicht wenigstens du dir deine Patenkinder besser aussuchen?!“ Lucius lachte nur noch mehr, küsste den Jüngeren erneut. „Wir werden sehen, was passieren wird,“ meinte er nur. „Ich lasse mich gern überraschen und zumindest wird es nie langweilig werden... nicht mit Sirius und James...“ „Harry...“ Der Grünäugige wandte sich um, sah Remus hinter sich kommen, angezogen in neuen, guten Roben. Sein Dad und Sirius waren schon vor zwei Stunden abgezogen, eigentlich fast eineinhalb Stunden zu früh, aber sie hatten ‚die Leute in den Wahnsinn treiben’ wollen, wie sie es selbst so schön ausgedrückt hatten. Er fühlte sich schon jetzt verlassen, allein mit zwei Leuten, mit denen er verwandt sein mochte, die er aber nicht kannte. Schon vor einer Stunde hatte er sich daher in den Garten verkrochen. Er hatte eine kleine Schaufel gefunden, war nun dabei, in einem kleinen Eck das Gartens Unkraut zu jäten. Eine winzige Stelle, die die Hauselfen übersehen zu haben schienen. Aber er musste sich einfach beschäftigen, er konnte nicht dauernd lesen, davon bekam er schreckliches Kopfweh... Remus runzelte die Stirn, er hatte mehrere Minuten gebraucht, bevor er den Jüngeren gefunden hatte. Im Garten, bei der Arbeit, mitten in der Sonne. Gut, es war noch früh und nicht zu warm, aber Harry war kaum gesund, geschweige denn, wirklich gut genug beieinander. Außerdem musste sein Welpe doch gar nichts tun! Er konnte doch einfach seinen Tag genießen! Am See, am Bach, mit einem Buch irgendwo, wo immer er wollte! Aber doch nicht beim Arbeiten! „Welpe, was tust du denn hier?“, fragte er sanft, nahm dem Jungen die kleine Schaufel ab. „Du sollst dich doch nicht anstrengen, du bist immer noch nicht ganz auf der Höhe...“ Harry starrte auf die Schaufel, die ihm abgenommen worden war, er fühlte sich regelrecht hilflos. „Aber... was soll ich denn dann machen?“ Nun doch ein wenig erschüttert musterte Remus den Jungen, er hatte Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, was er dachte. Er strich leicht durch Harrys Locken. „Deine Großeltern haben eine riesige Bibliothek, nicht nur mit Büchern zum Lernen. Du hast mir letztes Jahr gesagt, dass du gern liest. Du könntest Bücher mit raus nehmen, sie am Bach lesen.“ „Ich... mir tut der Kopf weh, wenn... ich lang lese,“ nuschelte Harry nur. Er wollte nicht ins Detail gehen, denn diese Schmerzen waren erst vor einem halben Jahr richtig aufgekommen. Remus’ Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, während er Harry auf half. Doch er riss sich weiter zusammen. „Du hast zu deinem Geburtstag doch viele Sachen bekommen, du kannst sie ausprobieren, du kannst im Garten fliegen oder schwimmen.“ Schwimmen?! Automatisch begann Harry, zu zittern. Er liebte Wasser, aber er hasste es, wenn er in etwas stand, das tiefer war, als vielleicht ein halber Meter. Und Fliegen... das konnte man auch nicht den ganzen Tag machen, doch er nickte, er wollte nicht, dass Remus sich Sorgen machte. „Dann komm, Welpe,“ lächelte der Werwolf, er nahm Harrys Hand in Seine, brachte ihn zurück zur Villa, wo Nanette gerade dabei war, eine Tasse Tee zu trinken. „Nanette...“ Nanette sah auf, sie lächelte, als sie Remus und Harry sah. „Ah, du machst dich auch auf den Weg?“, fragte sie, merkte überrascht, dass Harrys Hände erdig waren. „Ja,“ gab Remus nur zurück. „Ich muss in fünf Minuten da sein. Aber Harry hier hat ein kleines Problem, ich denke, mit seinen Augen, er sagt, beim Lesen tut ihm ziemlich schnell der Kopf weh...“ „Ah,“ Nanette musterte ihren Enkel und lächelte etwas. „Geh ruhig, Remus, ich kümmere mich direkt darum.“ Remus nickte, er lächelte seinem Welpen zu, wuschelte über dessen Haare. „Ich sehe dich dann heut Abend – und genieß deine Ferien, du musst nicht arbeiten. Du kannst ja die Gegend erforschen.“ Harry lächelte erneut, aber er war nicht sehr begeistert, weder davon, dass Remus seiner Großmutter gesagt hatte, dass ihm der Kopf weh tat, noch dass dieser nun auch gehen würde. Er beobachtete den Mann, wie er ging, zuckte leicht zusammen, als eine Hand sich leicht auf seine Schulter legte. „Mam...?“ „Och Junge,“ lächelte Nanette nur. „Ich bin deine Oma, komm bloß nicht auf die Idee, mich zu siezen!“ Sie musterte Harry, der dem Anderen vollkommen verloren hinterher zu starren schien. „Und was genau ist mit deinem Kopf?“, fragte sie dann, froh, dass James den Kleinen Irgendwie zum Sprechen gebracht hatte. Hatte sie etwa was übersehen? Harry sah die Frau kurz an, blickte dann auf seine dürren Finger. „Wenn... ich mich auf Sachen lang... konzentriere, tut... mir der Kopf etwas weh,“ murmelte er, ohne seinen Blick wieder zu heben. Nanette hob den Kopf des Jüngeren an, sah ihm in die Augen. „Das hättest du mir doch schon längst sagen können,“ meinte sie leise, führte ihn zu einem der Stühle und setzte sich, strich über seine Wange. „Entspann dich,“ bat sie ruhig, zog ihren Zauberstab. „Ich muss ein paar Dinge kontrollieren, es wird nicht weh tun.“ Was hatte sie nur übersehen? Sie hatte sogar einen Großteil der extremen Sehschwäche beseitigt, in einem Maß, dass Harry keine Brille mehr brauchen würde! Also, warum hatte er dann noch Kopfweh? Und es musste gewaltig sein, wenn der Junge es zugab! Allerdings – zeigte nicht einer der Zauber körperliche Verletzungen. Es war Alles in Ordnung. Sie sah zu Harry, der sich nicht rührte. „Harry....“ „Es... ist nichts da,“ murmelte Harry nur. Das war es, was er schon öfter gehört hatte. Dass er sich das einbilden müsse und er damit leben musste. Nanette strich leicht über Harrys Haare. „Nein, das habe ich nicht gesagt,“ gab sie nur zurück. Sie hatte einen Verdacht und der war alles Andere, als schön. Außerdem erforderte das entweder einen Anruf in St. Mungos, was sie vermeiden wollte, oder eine andere Person, aber leider fiel ihr selbst erst mal keine ein. Mentale Verletzungen, ausgelöst dadurch, dass Jemand mit Gewalt in Harrys Kopf herumgewühlt hatte. So etwas hatte sie schon gesehen, gerade bei den wenigen Misshandlungsopfern, die es selten in der magischen Welt gab, jedes Mal gefolgt von einem Aufruhr. „Aber um zu sehen, was nicht stimmt, muss ich noch Jemanden dazu ziehen,“ erklärte sie. „Gibt es Irgendwen, dem du vertraust? Einen Anderen, als deinen Dad, Sirius und Remus? Es wäre leichter, wenn du dieser Person wirklich trauen würdest.“ Harry musterte seine Großmutter. Vertrauen? Er runzelte seine Stirn. Er traute kaum Jemandem. Siri, Remus, seinem Vater... und... „Snape,“ nuschelte er, aber er konnte sich nicht vorstellen, inwiefern das wichtig sein könnte. Vor Allem, da der Mann ihn nicht ausstehen konnte. Das sah er jedes Mal, wenn der Tränkemeister hier gewesen war. „Snape? Severus Snape?“, fragte Nanette und fühlte sich regelrecht erleichtert. Sie wusste inzwischen, dass der schmächtige Junge von damals sich mehr als gut gemacht hatte und dass er konnte, was sie gerade so dringend brauchten. „Dein Professor?“ Harry nickte. „Gut,“ nickte Nanette. „Bleib bitte kurz hier, ruf eine der Hauselfen, die bringen dir sicher gern noch was zu trinken und ich frage mal, wann dein Professor Zeit hat, kurz vorbei zu gucken.“ Harry blieb sitzen, ohne sich etwas holen zu lassen, er rollte sich etwas in sich selbst zusammen und schloss seine Augen. Warum Snape? Wozu brauchte seine Großmutter Snape? Er verstand es nicht... Nanette hingegen lief, so ruhig es ihr eben möglich war, zu dem Kamin in der Eingangshalle: „Snape Manor.“ Es dauerte nicht lange, bis eine Hauselfe antwortete, ihr aber mitteilte, dass ihr Master beim den Malfoys war. Also warf sie wieder Pulver in die Flammen und rief nach Malfoy Manor. Dieses Mal war es auch keine Hauselfe, sondern Draco, der zu ihrem Erstaunen antwortete. „Hallo Draco. Ist Severus Snape bei euch? Die Hauselfen haben gesagt, dass er hier sein muss.“ Draco hob eine Augenbraue. Oh ja, sein Patenonkel war da, das hatte er vor dem Einschlafen noch sehr, sehr deutlich mitbekommen. Denn diese Beiden waren unmöglich. Wenn sie es liebten, etwas zu vergessen, dann waren es die Stillezauber und es gab Dinge, die wollte ein Teenager über seinen Vater, seinen Patenonkel und ihre Beziehung definitiv nicht wissen! „Er ist da,“ nickte er daher. „Ich muss ihn sprechen,“ erklärte Nanette ruhig, freundlich. Draco zuckte mit den Schultern. „Moment,“ meinte er nur, stand auf und lief in den kleinen Salon, wenig überrascht, dass Beide, sein Dad und sein Onkel, ruhig da saßen und ihr Frühstück genossen. Das konnte sich bei den Beiden manchmal richtig lang dauern. Aber wohl dieses Mal eher nicht, sie waren Beide angezogen und sein Dad musste sehr, sehr bald ins Ministerium. „Dad, Onkel Sev...“ Lucius hob eine Augenbraue. „Sohn...“ Es war nicht normal, dass Draco sie Beide bei ihrem Frühstück störte, er aß lieber für sich. „Was führt dich hierher?“ „Ein Anruf. Miss Potter. Sie will Onkel Sev, klang ernst.“ „Um was wetten wir, dass es um Potter geht?“, knurrte Severus, dessen herrlicher Morgen soeben den Bach herunter ging. „Nun, das ist fast anzunehmen, wenn ein Potter dich hier zu erreichen versucht,“ stellte Lucius amüsiert fest, stand aber ebenfalls auf. „Na los, geh schon, Miss Potter ist wie Miss Weasley, wenn sie etwas will, ich würde zusehen, dass ich hin komme, bevor sie mich an Ohren, Haaren oder noch an ganz anderen Körperteilen zu sich zerrt.“ Severus rieb sich nur seine schmerzende Stirn, er bekam schon wieder Stiche hinter der Schläfe und ein gewaltiges Kneifen im Magen. Gutes Zeichen, wirklich gutes Zeichen: Dabei hatte er vor gehabt, heut mal wieder etwas zu experimentieren. Doch er gab nach, ging zu dem Kamin und sah hinein. „Miss Potter?“ „Nanette für dich, Junge und ich brauche deine Hilfe.“ „Wobei?“, fragte Severus, nun erst Recht misstrauisch: Er wusste mit Sicherheit, dass Potter und Black im Moment irgendwo im Ministerium waren um Leute in den Wahnsinn zu treiben, ausnahmsweise mal nicht ihn. Blieb also nur noch ein anderer Potter, da Nanettes Mann nicht so unfallträchtig war, wie Sohn und Enkel. Nanette seufzte leise, sie sah sich um, doch Harry war ihr nicht hinterher gekommen. Es hätte sei auch gewundert. „Es.. geht um Harry.“ „Warum überrascht mich das nur nicht?“, konterte Severus. „Und warum werde ich dann gebraucht?“ „Weil der Junge dir vertraut, komm bitte. Der Flooweg ist offen.“ Severus knurrte. „Vertrauen! Warum sollte der Junge mir vertrauen?!“, doch er nahm eine Hand Floopulver und trat durch die Flammen, sah, wie Miss Potter zur Seite trat, um ihm Platz zu machen. „Also? Warum bin ich hier?“ Nanette musterte den Mann, der ihr irgendwie immer noch sehr missgelaunt vorkam – oder schon wieder, das war immer etwas schwer zu beurteilen. „Harry hat gesagt, er vertraut dir und ich weiß, dass du ein trainierter Legitimens bist...“ „Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun? Wenn Potter so viel mit seinem Vater gemeinsam hat, wie ich fürchte, und sei es nur pur genetisch, wann hat er absolut kein Talent, das zu lernen!“ „Er soll es nicht lernen, ihm seine ersten, richtigen Ferien zu versauen wäre sicher nicht sehr nett, aber... er scheint ständig Kopfweh zu haben, vor allem, wenn er versucht, sich zu konzentrieren, aber ich kann rein körperlich nichts feststellen. Das Einzige, was ausgeschlagen hat, war... eine Anzeige über seine Erinnerungen. Etwas in seinem Kopf stimmt nicht.“ „Nicht, dass das eine Überraschung wäre,“ murmelte Severus nur. Es bestätigte seine Vermutung, dass Potters generell einen Schatten hatten. Dann aber riss er sich zusammen. „Was für eine Störung?“ Nanette atmete tief durch. „Zeichen einer mentalen Vergewaltigung,“ erklärte sie. „Und alles, was ich kann, aber in mentaler Magie bin auch ich nicht bewandert. Der Junge hat genug durchgemacht, ich will ihm nicht jetzt noch weh tun. Und er sagte, er vertraut dir, dich würde er eher in seinen Kopf lassen, als mich.“ „Mich?!“, fragte Severus zynisch. „Der Bengel hasst mich!“ „Nein, manchmal zweifle ich, dass der Junge irgendwen hassen kann. Ich glaube eher, dass er dich mag, Severus,“ meinte Nanette nur. „Warum auch immer. Er hat nur dich genannt. Und du weißt, dass diese Dinge einfacher sind, wenn der Patient dem Arzt vertraut. Harry würde so schnell kein Vertrauen fassen, ich bin seine Großmutter und er hat sich nicht mal getraut, mir von seinen Schmerzen zu erzählen.“ Severus runzelte die Stirn, enthielt sich aber vorerst einen Kommentars, froh, einigermaßen ausgeruht zu sein. „Wo ist der Bengel und gibt es hier einen leeren Raum, den man mit einer weichen Unterlage auslegen kann? Ich will das hier so schnell wie möglich hinter mich bringen, ich hatte heut eigentlich andere Pläne.“ Und die hatten sicher nicht beinhaltet, im Kopf eines Teenagers herum zu furunkeln. Aber ganz, ganz sicher nicht. Nanette nickte und rief eine Hauselfe, gab ihr schnell einige Befehle. „Daffy bringt dich in den Zeichenraum, er ist so gut wie leer und in einigen Minuten sicher ganz leer, er hat große Fenster und er wird mit Decken und Kissen ausgelegt, ich hole Harry.“ Sie wusste, solche Sachen sollte man so schnell, wie möglich in Ordnung bringen, denn wenn solche Wunden nicht behandelt wurden, auch, wenn Muggel die noch nicht mal finden konnten, konnte die Person wahnsinnig werden. Sie hatte schon immer gedacht, dass mit Voldemort und auch mit Bella Black so was in der Art geschehen sein musste und sie wollte nicht, dass das mit dem Jungen geschah, der ohnehin schon so viel durchgemacht hatte. Sie trat wieder zur Terrasse, wenig überrascht, Harry immer noch im selben Stuhl zu finden, die Beine an den Körper gezogen und den Kopf auf den Knien liegend. „Harry...“ Harry schreckte auf, froh, dass die Hand sich erst auf seine Schulter legte, als er die Stimme schon gehört hatte. Er sah auf. „Was... passiert jetzt?“, fragte er leise. „Severus ist hier,“ erklärte Nanette. „Er beherrscht Legethimetik. Das ist eine Technik, in den Kopf von Jemandem einzudringen. Rein körperlich bist du unverletzt. Aber in deinem Kopf kann auch was Anderes sein. Severus hat, während seines Trainings als Tränkemeister auch das Grundwissen über Heilung mitbekommen, sowie eine Zusatzausbildung, weil er mit Geistmagie sehr gut war. Er kann sehen, woher diese Schmerzen kommen und sie vielleicht gleich stoppen.“ „Wie..?“ Nanette strich leicht über Harrys Wange. „Severus wird mit einem Zauber in deinen Kopf eindringen und das geht nur, wenn du Demjenigen, der das tun muss, vertraust. Darum habe ich gefragt, wem du vertrauen würdest,“ erklärte sie. Nanette nahm die Hand ihres Enkels. „Komm, je schneller wir das hinter uns bringen, umso schneller hört dein Kopf auf, weh zu tun.“ Nur ungern folgte Harry der Frau, ihm war es unheimlich, sich vorzustellen, dass Snape, ausgerechnet Snape, in seinen Kopf gehen sollte, doch er wusste, dass das vielleicht die einzige Möglichkeit sein würde, dieses ständige Pochen los zu werden und sich wieder konzentrieren zu können. Es war ohnehin das erste Mal, dass man ihm glaubte, dass da etwas war. Er wurde in einen großen, hellen Raum gebracht, der Boden war ganz weich und in der Mitte im Schneidersitz saß Snape, doch zu Harrys Überraschung nicht in einer der Roben, die in der Schule mit ihm verwachsen zu sein schienen, sondern in einer einfachen, schwarzen Stoffhose und einem dunkelgrünen Hemd, dass dessen helle Haut noch viel mehr betonte. Severus sah auf, als er die Schritte hörte, er runzelte die Stirn. Potter sah nicht sonderlich überragend aus, aber das war wohl auch kaum zu erwarten gewesen. Er hielt immer noch nichts davon, in seinen Kopf zu gucken, aber er hatte wohl kaum eine andere Wahl, nicht bei dieser Frau! Und sollte Potter wirklich was haben, musste nachgesehen werden. „Potter, setz dich mir gegenüber,“ wies er den Jugendlichen an, seine Stimme so neutral wie möglich haltend. Harry sah zuerst zu Snape, dann zu seiner Großmutter, die nickte und ihn ein wenig schubste. Also setzte er sich seinem Professor gegenüber. Severus musterte den Jungen eine Weile lang. „Du weißt, was passieren wird?“, fragte er ruhig. „Sie...gucken, ob... was in meinem ... Kopf... nicht stimmt...“, murmelte Harry, seinen Blick auf den Boden gerichtet. „Etwas, das über das normale Maß eines Potter hinaus geht,“ grummelte Severus, er packte Harrys Kinn, hob es an und musterte die grünen Augen. Nun, wo er keine Brille trug, sah man auch, wie groß diese eigentlich waren. „Ich muss in deine Augen sehen, so ist es am Einfachsten. Und du darfst dich nicht gegen mich wehren, denn dann wird es sehr, sehr weh tun! Verstanden!?“ Harry nickte vorsichtig. Er sah Anderen nicht gern in die Augen, also versuchte er, überall anders hin zu sehen, während das vertraute Pochen schlimmer wurde. Severus runzelte die Stirn. „Sieh mich an,“ befahl er knapp, und in dem Moment, wo ihr Blick sich kreuzte, sprach er ein leises legitimens. Sofort wurde er in den Geist des Jungen herein gezogen. Er traf augenblicklich auf Wiederstand, doch kurz darauf verschwand dieser. Gut, wenigstens konnte dieser Potter einfachen Befehlen folgen, sonst hätte er abgebrochen. Vorsichtig tastete er sich weiter, entlang an Erinnerungen, kaum eine davon sonderlich erfreulich. Er merkte sich, was er sah, doch nachdenken würde er erst später, er durfte sich nun auf gar keinen Fall aufregen. Das konnte Potter verletzen, mehr verletzen, als er es schon zu sein schien, denn nun sah er es. Erinnerungen gestanden in der Regel aus einer Art Strang, in den dünne Fäden liefen, doch überall in diesem Strang waren Risse, er war nicht fest, er war... durchwühlt, ohne Rücksicht auf Verluste. Das hier war nicht eine mentale Vergewaltigung, das waren mehrere gewesen. Kein Zauber, um Erinnerungen zu überdecken oder zu verändern, keine Wolken, um Dinge vergessen zu machen, das hier war einfach nur Folter. Die Schmerzen mussten höllisch sein. Und es erklärte, warum der Bengel sich nie auf irgendwas konzentrieren konnte. Langsam ließ Severus seine Magie auf den zerfledderten Strang und die Löcher darum herum fließen, sah zu, wie seine Magie der des Jungen half, die Schäden zu richten. Aber das hier konnte sich hinziehen. Er musste es in einer Sitzung schaffen, denn zwei Mal würde Nanette Potter sich das sicher nicht ansehen. Rein Äußerlich war Severus sich ziemlich sicher, dass der B... der Junge zu krampfen begonnen hatte. Severus leitete die Magie seines Schülers, froh, dass dessen magischer Kern offensichtlich größer war, als seine Fähigkeiten im Unterricht hätten vermuten lassen, denn allein hätte er das nicht geschafft. Es war zu viel und der Schaden schon zu groß. Er selbst wusste nicht, wie lang es dauerte, bis Alles nicht mehr aussah, wie ein grausiges, mehrfach durchgenommenes Schlachtfeld, doch dann hatte er es geschafft. Japsend tauchte Severus wieder aus dem Kopf seines Patienten auf, stellte verwirrt fest, dass seine Hände die Schmaleren des Jüngeren hielten, der nun einfach nach vorn weg in seinen Schoß sackte, dass Gesicht tränenüberströmt, am gesamten Körper zitternd. Automatisch, noch bevor er merkte, was er tat, sammelte er ausgerechnet Potters Brut in seinen Schoß, strich über dessen Haare. Nanette hatte das alles beobachtet, auch das Krampfen, aber sie wusste, sie hatte nicht eingreifen dürfen, auf gar keinen Fall, das hätte Beide, Harry und Severus stören können. Aber sie hatte sich zwingen müssen, zu bleiben wo sie war. Auf jeden Fall verstand sie, warum Harry ausgerechnet diesem Mann traute, sie hatte gesehen, wie Severus gekämpft hatte. Und nun.... sie fand, allein das Bild, die Beiden so sitzen zu sehen, sagte mehr als tausend Worte. Severus beschützte den Jungen, hielt ihn... Sie wartete noch eine ganze Weile, bevor sie sich zusammenriss. „Nun?“, fragte sie ruhig. Severus sah nicht mal auf, voll auf den Jungen in seinen Armen fixiert. Es war eine normale Reaktion, diese Stränge im Kopf wieder zu richten war alles Andere als schmerzlos. „Es stimmte, in seinem Kopf ist übelst gespielt worden,“ gab er, nun ruhig, ohne sein übliches Knurren zurück. „Und soweit ich das beurteilen konnte, ging es nie darum, Informationen zu erlangen, sondern ausschließlich darum, ihm Schmerzen zu verursachen –nachhaltige.“ „Wollte man ihn in den Wahnsinn treiben?“, fragte Nanette weiter, während sie eine Decke nahm, die eine Hauselfe brachte und Harry darin einwickelte. Severus zuckte mit den Schultern und erhob sich vorsichtig, Potter Junior noch immer in den Armen. Er wusste ja, wo dessen Zimmer war, lief einfach los. Der Bengel war wirklich zu leicht für sein Alter und zu klein. Aber wenigstens konnte man ihn noch leicht und gut durch die Gegend schleppen. Er legte Harry in dessen Bett, zog ihm die Schuhe aus und deckte ihn noch mal mit seiner richtigen Decke zu, blieb sogar noch, bis der Junge eindeutig eingeschlafen war. „Ja,“ antwortete er erst dann Nanette. „Das wäre eine Möglichkeit, denn physisch kann man keine Wunden nachweisen und die Schulschwester hat keinerlei Ausbildung auch nur versucht zu haben, solche Wunden in Betracht zu ziehen.“ Er erhob sich, trat mit Nanette aus dem Raum und schloss leise die Tür. „Er wird schlafen, vielleicht bis heut Nachmittag, bis morgen dürfte er noch Kopfweh haben, danach sollte es besser werden.“ Nanette nickte erleichtert. Na wenigstens etwas. Ihr Enkel würde in Ordnung sein. „Hatte er große Schmerzen?“ Severus’ Augen verdunkelten sich, er sah die Erinnerungen des Jüngeren an seinem inneren Auge vorbeiziehen, dann die Verletzungen. „Ja. Vermutlich hatte er darum auch immer Konzentrationsschwierigkeiten. Ich würde vorschlagen, dass er mindestens drei Mal die Woche nach Malfoy Manor kommt, da können Lucius und ich ihn etwas... trainieren, damit seine Lücken in Tränken und in anderen Fächern sich wieder schließen und er kann mit Draco spielen.“ WAS?! Merlin! Was bitteschön hatte er gerade selbst vorgeschlagen?! War er nun von allen guten Geistern vollständig verlassen?! Wer bitte hatte ihm ins Hirn geschissen?! Ein Potter? In seiner wenigen Freizeit?! Oh, er war soooo dämlich! Nein, sicher nicht! Miss Potter würde das sicher ablehnen! Ja, sie musste ablehnen!! „Das... ist eine hervorragende Idee!“, strahlte Nanette. „Immerhin vertraut Harry dir und ich denke, er mochte Draco, außerdem wäre er beschäftigt, ich denke, er ist es nicht gewohnt, einfach rum zu sitzen. Und er braucht junge Leute um sich herum, jünger, als Sebastian oder mich! Das ist wirklich eine tolle Idee! Wie wäre es diese Woche mit Donnerstag und Freitag? Dann hat er erst mal noch zwei Tage, um sich zu erholen.“ ‚Nein, Severus! Tu das nicht! Tu das bloß nicht!’, brüllte der Tränkemeister sich selbst an, doch noch bevor er es verhindern konnte, nickte er und hörte sich zu seinem Entsetzen sagen: „Gut, dann Donnerstag, neun Uhr.“ Nein! Zu spät! Verdammt! Er war verflucht! Er war so was von verflucht! Und natürlich würde Lucius nichts dagegen haben! Der Idiot hatte eine grausige Schwäche für Potter, also für Harry, schon immer gehabt und nun, wo der Bengel sich auch noch als Patensohn raus gestellt hatte, gleich noch viel, viel mehr... Verdammt! Er und seine große Klappe! Das er aber auch wirklich nie den Schnabel halten konnte! „Sehr gut,“ lächelte Nanette, die sehr überrascht über dieses Angebot war, aber sie wusste, Harry würde es sicher mehr freuen, als nur die gesamte Zeit hier herum zu hängen. „Ich werde es meinem Enkel sagen, sobald er aufwacht. Willst du dich in einem der Gästezimmer ausruhen?", schlug sie vor. „Du siehst selbst ziemlich mitgenommen und erschöpft aus.“ Ja, das merkte er, verdammt noch mal selbst! Er wusste, was es ihn allein an Kraft gekostet hatte und den Jungen gleich noch mit dazu! Mentalmagie war nun mal anstrengend! Schon immer gewesen! „Ich werde zurück nach Malfoy Manor gehen,“ gab er nur zurück. „Ich muss das Labor vorbereiten und außerdem sind meine Sachen dort, da ich Draco auch gerade etwas im Voraus unterrichte. Ich sehe Po… Harry ja nun wohl noch früh genug. Dann... bis zum nächsten... Notfall, der bei diesem Kind sicher nicht ausbleiben wird,“ murmelte er, ging zurück zu dem Zimmer in dem er bei seiner Ankunft gelandet war. „Und halt ihn für mindestens diese Woche von Besen fern, er hat selbst viel seiner Magie genutzt, nicht dass er im Flug dreißig Meter fällt. Gegen den Tod haben noch nicht mal wir eine wirksame Kur gefunden,“ erinnerte Severus zynisch, dann war er auch schon wieder verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)