Dinge geregelt kriegen. von blumenpups (Kopfgeldjäger und andere Katastrophen) ================================================================================ Kapitel 3: Tage wie dieser -------------------------- Hallöchen! Bin grade mitten im Abiturstress, deshalb bitte nicht böse sein, dass es so lange gedauert hat. Allerdings konnte ich Gini einfach keine weitere Wartezeit mehr antun, also....das nächste Kapitel. Viel Spaß beim lesen! *Kekse ausstell* Kapitel 3: Tage wie dieser TASHIGI Ratlos kratzte sich Tashigi am Hinterkopf. Seit etwas mehr als einer Stunde malträtierte sie nun schon ihre Tastatur und dennoch schien der Berg an Arbeit nicht abzunehmen. Im Gegenteil. Zwischenzeitlich hatte Saga erkannt, dass ihr geistiger Zustand nicht mehr unbedingt stabil war und hatte ihr eine neue Kanne Tee und eine Packung Kekse vorbeigebracht, an denen sie sich gütig tun konnte. Nun knabberte sie nachdenklich an einem der Dickmacher herum, halb genüsslich, halb mit schlechtem Gewissen, als ihr Telefon losklingelte. Irritiert runzelte sie die Stirn. Rein theoretisch hatte sie frei. Rein theoretisch wusste auch das ganze Revier, dass sie frei hatte. Also dürfte sie auch rein theoretisch niemand anrufen. Ihr Gefühl sagte ihr nichts Gutes, was allerdings auch nicht sonderlich verwunderlich war. Immerhin gab es Tage, die waren einfach dazu auserkoren, grandios in die Hose zu gehen, und wenn es einen Tag gab, der bisher sämtliche Kriterien erfüllt hatte, dann war das ja wohl dieser. Widerwillig streckte sie die Hand nach dem Hörer aus, um die schlechte Nachricht entgegen zu nehmen. Keine volle Minute später saß sie wie erstarrt an ihrem Schreibtisch und ließ die Nachricht erst einmal auf sich wirken. Dann sprang sie so energisch auf die Beine, dass ihr Stuhl zu Boden krachte, sprang in ihre Schuhe und riss die Jacke von dem Haken an der Wand, um zurück zur Grundschule zu fahren und Sammy abzuholen, der es tatsächlich gewagt hatte, sich mit einer Mitschülerin zu prügeln. Wie gesagt: es gab Tage, die waren dazu auserkoren, grandios in die Hose zu gehen. Und dieser Tag war auf dem besten Wege in die Top 5 ihrer Scheißtage zu kommen. = = = ZORRO Zwei Stunden, nachdem er endlich aufgebrochen war, parkte er auf einem recht verlassenen Platz hinter einem unheimlich verkommenden Gebäude und wartete. Auf der Armatur stand ein vergessener Styroporbecher mit lauwarmen Kaffee, auf dem Beifahrersitz lagen sämtliche Utensilien aus seinem Kofferraum, die er für die Arbeit benötigte und die Marron niemals in die Hände kriegen durfte, den Sitz hatte er etwas nach hinten gestellt und die Knie stützte er auf dem Lenkrad ab, während er sich durch eine Akte blätterte und mit dem Kugelschreiber auf dem Schalthebel herum trommelte. Ursprünglich hatte er einmal studiert – auch wenn ihm das nie jemand zugetraut hatte – aber mit einem Kleinkind im Hörsaal einzutreffen war dann doch keine so gute Idee gewesen, also hatte er improvisieren müssen. Damals hatte er noch gedacht, der Beruf des Kopfgeldjägers wäre ausgestorben gewesen. Mittlerweile wusste er es besser und innerhalb der letzten vier Jahre hatte er sich von einem Amateur zu einem regelrechten Profi hochgearbeitet. Sein Traum war es sicherlich nie gewesen und ungefährlich war es auch nicht unbedingt, aber immerhin konnte man von dem Geld ganz gut leben und sich seine Zeit selber einteilen. Während Marron in der Schule war, verbrachte er seine Zeit also damit Akten durchzuarbeiten, Personen zu befragen und Geistesgestörte aufzuspüren. Und gerade war er so kurz davor, einen der größeren Fische hochzunehmen. Er hatte Wochen gebraucht, bis er genügend Informationen über Buggy gesammelt hatte und er wusste haargenau, dass der idiotische Kerl innerhalb der nächsten Viertelstunde hier eintreffen würde, um seinen neuen Unterschlupf zu beziehen. Aber dazu würde er gar nicht erst kommen. Wie praktisch, dass Verbündete so bestechlich sein konnten. Ein stümperhafter Kerl namens Moji hatte ihn schließlich auf die Spur von Buggys Handlanger Kabaji gebracht. Das Gespräch in einer zwielichtigen Bar war zwar nicht unbedingt so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte, aber nachdem Kabaji gemerkt hatte, dass er doch nicht so einfach abzumurksen war, wie zunächst gedacht, hatte er es mit der Angst zu tun bekommen und seinen Chef verpfiffen. Und genau deshalb wartete er hier, mitten in dem wohl miesesten Viertel der Stadt und wusste, dass es nicht mehr allzu lange dauern konnte, bis er den Kerl schnappen würde, als sein Handy in der Jackentasche zu vibrieren begann. Zorro rieb sich über den steifen Nacken, ließ seinen Blick kurz über die Gegend schweifen, bevor er schließlich den Anruf annahm. „Lorenor Zorro?“ „Hallo Zorro“, meldete sich Kaya zögerlich und dem Grünhaarigen schwante sofort Böses. Kaya war die Freundin eines Kumpels – und zufälligerweise auch die Kinderkrankenschwester aus Marrons Grundschule. Sie wusste, in welchem Metier er arbeitete, sie wusste, dass er gerade gar keine Zeit hatte und er wusste, dass sie ihn nicht einfach grundlos anrief. „Was gibt’s?“, seufzte er also und lehnte den Kopf in den Nacken, als er einen Wagen auf den Platz fahren sah. Kaum merklich spannte er sich an und tastete mit der freien Hand bereits nach seiner Waffe und zwei paar Handschellen – er zweifelte nicht im geringsten daran, dass es Buggy gar nicht gefallen würde, festgenommen zu werden – als Kaya ihm die frohe Botschaft überbrachte. „Du musst Marron abholen.“ „Ist grade ganz schlecht.“ „Weiß ich. Aber sie hat sich mit einem Mitschüler geprügelt und die Direktorin springt im Dreieck, wenn du nicht so schnell wie möglich herkommst“, versuchte die blonde Schwester ihn zu überzeugen und am liebsten hätte Zorro sich mit seiner eigenen Waffe erschossen. „Jetzt?!“, stöhnte er und hatte die Waffe bereits entsichert, denn der Wagen hielt in einigen Metern Entfernung zu seinem eigenen an und er konnte Buggy bereits erkennen. Ihn jetzt laufen zu lassen wäre nicht nur ärgerlich, es wäre auch fürchterlich blamabel und wochenlange Arbeit wäre für die Katz gewesen. „Ja, jetzt.“.“ Der Grünhaarige zerkaute sich die Unterlippe, während er beobachtete, wie Buggy aus dem Wagen kletterte und sich einen Rucksack über die Schulter warf. „Ich bin gleich da“, seufzte er dann und legte auf. Das durfte doch nicht wahr sein. Der Tag hatte schon so super angefangen, und jetzt fing Marron auch noch urplötzlich damit an, sich mit anderen Kindern zu prügeln, weshalb er jetzt wieder in einen enormen Rückstand fallen würde. Nachdenklich blickte er auf die Waffe in seinen Händen und warf einen Blick auf die Uhr. Fünf Minuten. Länger würde er ohnehin nicht brauchen. = = = Eine halbe Stunde später hielt er mit einer Vollbremsung an Marrons Grundschule und warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, um sich selbst davon zu überzeugen, dass er halbwegs passabel aussah und keines der Kinder verschrecken würde. Sein Shirt hatte einen Riss an der Schulter, aber wenn er die Jacke wieder anzog, würde das keiner bemerken, den Matsch auf seinen Klamotten konnte er allerdings weniger gut verbergen. Er hatte Buggy ganz eindeutig zu sehr auf die leichte Schulter genommen und das konnte er sich eigentlich gar nicht leisten, alleine deshalb, weil er sich um Marron zu kümmern hatte und er mit solchen Fahrlässigkeiten sein Leben leichtfertig aufs Spiel setzte. Sie hatte ihre Eltern schon einmal verloren und damals hatte er sich geschworen, sie nicht im Stich zu lassen. Und er hatte vor, dieses Versprechen zu halten. Frustriert aufseufzend wischte er sich mit einem Taschentuch das Blut aus dem Augenwinkel, das von einem Riss in der Augenbraue heruntertropfte und presste es eine Weile auf die Wunde, in der dumpfen Hoffnung, das würde irgendetwas besser machen. Dann gab er es auf und stieg aus dem Wagen, um Marron einzuladen. = = = TASHIGI Sie hätte die Strecke vom Revier zur Grundschule in Rekordzeit hinter sich gebracht, wenn es auf ihrer geplanten Strecke nicht zu einem Unfall gekommen wäre und sie eine Umleitung hätte nehmen müssen, aber irgendwann war sie schließlich angekommen. Vom Sekretariat hatte man sie dann umgehend in den Sanitätsraum geschickt – was ihr beinahe den Magen umgedreht hätte, den Revi würde sie umbringen, wenn ihrem Jungen etwas ernsthaftes passiert war – und dort angekommen fiel ihr ein ganzes Gebirge vom Herzen, als sich Sammys Verletzung als ein aufgeschrammtes Knie und eine blutige Lippe entpuppte. Er hatte die Arme bockig vor der Brust verschränkt und hockte auf einer Liege, die eindeutig nicht für Kinder gemacht war, weil seine Beine lose in der Luft baumelten und nicht einmal ansatzweise an den Boden herankamen. Das schien ihn jedoch nicht zu stören, denn er war so damit beschäftigt, das Mädchen auf der Liege ihm gegenüber so feindselig anzustarren, als hätte sie ihn tödlich beleidigt. Bei einem zweiten Blick erkannte sie die Tochter des Prachtexemplars. Und ihre Nase blutete. Na ganz toll. Das war der Stoff, aus dem Alpträume gemacht wurden. Sie zweifelte eigentlich keine Sekunde daran, dass Sammy die Prügelei angezettelt hatte, und sie wollte sich gar nicht erst die Reaktion des Prachtexemplars ausmalen, wenn er ebenfalls ankam und seine Tochter verletzt vorfand. Kurz nickte sie der blonden Frau zu, die dem braunhaarigen Mädchen lächelnd ein Taschentuch reichte und ihr einen Beutel mit Eis auf die Nase presste. Dann beschloss sie, dass es irgendwo ihre Pflicht war, dem Jungen die Leviten zu lesen – nicht bloß ihre Pflicht, immerhin war sie eine Polizistin und hatte für Recht und Ordnung zu sorgen – also durchquerte sie den Raum und ließ sich neben Sammy nieder. „Okay. Was ist passiert?“ Der Junge setzte gerade zum Sprechen an, als die Tür beinahe aus den Angeln gerissen wurde und das Prachtexemplar die Manege betrat. Allerdings sah er nicht einmal ansatzweise so aus, wie sie ihn vor wenigen Stunden noch kennen gelernt hatte. Das Einzige, was an ihm sauber war, war seine schwarze Jacke – ansonsten war er über und über mit Matsch und anderem Schmutz besudelt und von einem Riss an der Augenbraue rann ihm Blut über die rechte Gesichtshälfte. Anscheinend waren die beiden Kinder nicht die einzigen, die sich eine Prügelei geliefert hatten. Einige lange Sekunden war Tashigi wie vor den Kopf gestoßen. Wie konnte man selbst völlig verdreckt und blutend noch so verboten gut aussehen?! Dann bemerkte sie, dass das nicht unbedingt die entscheidende Frage war und dass das hier gar nicht hingehörte. Viel mehr sollte sie interessieren, was zum Geier er angestellt hatte, um halb zerfetzt in der Grundschule seiner Tochter aufzutauchen. Das Prachtexemplar, triefnass vom anhaltenden Regen, verschaffte sich einen kurzen Überblick, wischte sich mit dem Handrücken die Blutspur aus dem Gesicht und stutzte einen Moment, als sein Blick auf sie fiel. Ein leichtes Schmunzeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, was sie so dermaßen unvorbereitet traf, dass ihr zunächst einmal die Luft wegblieb und die Sprache verschlug. Aber was hätte sie auch schon sagen sollen? Er durchquerte ebenfalls den Raum und ließ sich neben seiner Tochter auf die Liege sinken, legte ihr eine Hand an das Kinn und musterte ihre blutige Nase. Das Mädchen verzog leicht das Gesicht, sagte allerdings zunächst einmal nichts und musterte ihren Vater ebenso aufmerksam, wie der sie. „Was hast du angestellt?“, fragten sie dann zeitgleich, bevor sie sich angrinsten. Die blonde Frau, die wohl als Kinderkrankenschwester oder ähnliches fungierte, sah ungefähr so perplex aus, wie sie sich momentan fühlte. Dann schüttelte sie nachsichtig den Kopf. „Soll ich mich gleich darum kümmern, Zorro?“, bot sie dann lächelnd an, überließ es dem Prachtexemplar, den Eisbeutel und die Verwaltung der Taschentücher zu übernehmen, und wandte sich dem Wasserkocher zu, der auf der Fensterbank stand. „Nicht nötig. Halb so wild“, gab das Prachtexemplar zurück und legte seiner Tochter einen Arm um die Schulter. Zorro hieß er also. Sie konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass der Name zu ihm passte wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Geheimnisvoll und verwegen. Während sie versonnen das Prachtexemplar im Umgang mit seiner Tochter beobachtete, fiel ihr plötzlich ein, dass sie ja auch noch die Verantwortung für ein Kind trug und jetzt eigentlich gar keine Zeit hatte, gedankenverloren vor sich hinzuschwärmen. Verlegen blickte sie hinunter zu Sammy. „Also? Ich höre“, versicherte sie ihm dann ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Als das Prachtexemplar hinter ihr leise lachte und meinte: „Da bin ich aber auch gespannt“, musste sie jedoch feststellen, dass ihre Aufmerksamkeitsspanne erschreckend kurz war und sie hatte alle Mühe damit, sich wieder auf die beiden Kinder zu konzentrieren, die völlig synchron damit begannen, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. „Sie hat angefangen!“ „Stimmt doch gar nicht! Er hat angefangen!“ „Aber sie hat mir gegen das Schienbein getreten!“ „Ja, weil du mich nicht beim Fußball mitspielen lassen wolltest“, maulte die Braunhaarige eigensinnig und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann blickte sie stirnrunzelnd zu ihrem Vater hoch, der sich auf die Lippe biss, um sich das Lachen zu verkneifen. „Wie du’s mir gesagt hast.“ Das Grinsen verging ihm schlagartig. „Also…wenn ich gewusst hätte, dass das so ausartet, hätte ich dir gesagt, du sollst ihn Blödmann nennen oder so“, versuchte er sich zu verteidigen, während die blonde Frau die Augen verdrehte. „Zorro, du bist unmöglich. So was regelt man doch nicht mit Gewalt.“ Da pflichtete Tashigi ihr bei. „Das finde ich allerdings auch. Sie können Ihrer Tochter doch nicht sagen, dass sie ihn treten soll, nur weil Sammy sie nicht mitspielen lassen will.“ Das Prachtexemplar blickte von der einen Frau zur anderen und runzelte die Stirn. „Ich hab ja nicht gesagt, dass sie feste treten soll. Ich hab nur gesagt, sie soll sich wehren, wenn ihr jemand blöd kommt.“ „Stimmt gar nicht. Du hast gesagt, ich soll ihn treten, wenn er mich wieder schubst“, widersprach die Braunhaarige und schob schmollend die Unterlippe nach vorne. Tashigi blickte kurz zu Sammy, der sich plötzlich gar nicht wohl in seiner Haut zu fühlen schien. „Ich hab sie ja auch gar nicht feste geschubst…“, meinte er dann und blickte hilfesuchend zu ihr auf. Sie hatte allerdings keinen blassen Schimmer, wie sie ihm aus dieser Situation heraushelfen sollte, besonders, wo sie nur allzu gut verstehen konnte, warum die Kleine ihn getreten hatte. Zögernd blickte sie zu dem Prachtexemplar herüber, den die ganze Situation eher zu belustigen schien als dass er sich ernsthafte Sorgen machte oder wirklich wütend war. Als er ihren Blick bemerkte, wandte sie hastig den Kopf ab und erinnerte sich ein ums andere Mal daran, dass er vermutlich sowieso verheiratet war und sie nicht den Hauch einer Chance bei ihm hatte. Denn selbst, wenn er nicht verheiratet oder vergeben war, konnte er wohl jede haben – und wahrscheinlich würde er nicht unbedingt die Frau nehmen, die die Verantwortung für den Jungen trug, mit dem sich seine Tochter geprügelt hatte. „Na, dann hat sich die Sache ja geklärt. Ist ja auch nichts weiter passiert“, winkte das Prachtexemplar schließlich ab und rutschte von der Liege herunter, um wieder auf die Beine zu kommen. Auf dem eingerissenen Kunstleder der Liege hinterließ er dabei einen nassen, schlammigen Abdruck und seine Schuhe verursachten ein schmatzendes Geräusch. Immer noch lief ihm Blut über die Wange, aber entweder er ignorierte die Schmerzen, die er wahrscheinlich hatte, gekonnt oder er war tatsächlich so hart im Nehmen – was sie sich nur sehr schwer vorstellen konnte. „Können wir die beiden dann mitnehmen?“, fragte sie schließlich bei der blonden Frau nach, um sich irgendwie von dem Prachtexemplar abzulenken, bevor sie sich noch unwiderruflich in ihn verknallte und die nächste Woche damit verbrachte, ihn wieder aus ihrem Gedächtnis zu tilgen. Denn das ging nur mit viel Schokolade und Fast Food und das würde ihrer Figur und ihrem Selbstbewusstsein alles andere als gut tun. Geschweige denn ihrem Selbstwertgefühl. Die blonde Frau wandte sich kurz zu ihr herum und stellte nach wie vor ihr unverbindliches, freundliches Lächeln zur Schau. „Leider nicht. Die beiden müssen erst noch zum Direktor und sich ihre Strafpredigt anhören, aber danach können Sie gerne gehen“, erklärte sie und stellte schließlich den Wasserkocher an. „Möchten Sie einen Tee?“, bot sie dann an, aber Tashigi schüttelte bloß hastig den Kopf. Sie hatte auf dem Revier immerhin innerhalb kürzester Zeit beinahe zwei volle Kannen alleine getrunken, noch mehr würde ihre Blase wohl kaum vertragen, ohne zu platzen wie eine Luftballon, den man als Zielscheibe zum Dart missbrauchte. Die blonde Frau nickte leicht, bevor sie sich an Sammy wandte. „Geht es wieder, Samuel?“ Der Junge nickte brummig und rutschte umständlich von der Liege hinunter, um sich seine Gardinenpredigt abzuholen. Tashigi tätschelte ihm unbeholfen die Schulter. „Marron?“ „Jaaa…“, seufzte das Mädchen, brachte das Prachtexemplar dazu, den Eisbeutel aus ihrem Nacken zu nehmen und rutschte ebenfalls von der Liege herunter, um Sammy zu folgen. Als die Kinder den Raum verlassen hatten, befand Tashigi, dass das nun der richtige Moment war, um das Prachtexemplar zu fragen, was zum Teufel er eigentlich angestellt hatte – auch wenn sie sich noch nicht ganz sicher war, ob sie die Antwort wirklich hören wollte. „Was haben Sie angestellt? Sie sehen furchtbar aus.“ Eigentlich sah er ja zum anbeißen aus, aber das behielt sie wohl lieber für sich. Das Prachtexemplar ließ sich wieder auf die Liege sinken und verzog leicht das Gesicht. „Danke für das Kompliment“, gab er dann zurück und grinste sachte, während die blonde Frau ihm wortlos ein frisches Taschentuch entgegenhielt, damit er sich das Gesicht abwischen konnte. „Ich hab’ ne Wasserleitung verlegt“, erklärte er dann, während er sich das Blut von der Wange wischte und obwohl seine Mimik nichts verriet, wurde sie das unbestimmte Gefühl nicht los, dass er sie belog. Mochte vielleicht auch an der Tatsache liegen, dass die Krankenschwester leise auflachte und dem Prachtexemplar einen mahnenden Klaps auf den Hinterkopf versetzte, bevor sie sich Tashigi zuwandte. „Zorro ist Kautionsdetektiv“, berichtigte sie dann und lehnte sich gegen die Fensterbank. Tashigi verstand nur Bahnhof. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was ein Kautionsdetektiv sein sollte oder was man als solcher machte – aber es klang auf jeden Fall langweilig und nach irgendeiner Schreibtischarbeit, auch wenn er gerade nicht danach aussah, als hätte er die paar Stunden im Büro verbracht. „Ach so“, sagte sie jedoch bloß ausweichend, um nicht in Verlegenheit zu geraten. Weil das Prachtexemplar sie jedoch unverwandt anblickte, bemerkte er scheinbar ihr Unwissen. Sie wider rum bemerkte bloß, dass seine Augen die Farbe von Jade hatten und wirklich unglaublich fesselnd waren. Hastig blickte sie bei Seite. „Mit anderen Worten, ich bin Kopfgeldjäger und das Telefonat hat mich mitten in einem Auftrag erwischt“, führte der Grünhaarige weiter aus, während er sich das Taschentuch auf die Augenbraue drückte. Sie weitete erstaunt die Augen. Kopfgeldjäger sagte ihr schon eher was, einige kannte sie sogar selbst, weil hin und wieder einer von der Truppe jemanden bei ihnen ablieferte, um seine Bestätigung zu bekommen und sich die Prämie abholen zu können. Meist waren das allerdings nur kleine Fische. Eigentlich war sie darauf erpicht, ihn auszufragen – sowohl in beruflicher als auch in privater Hinsicht – aber das traute sie sich dann doch nicht, also blieb sie lieber still und hörte dem Prachtexemplar und der Krankenschwester bei ihrem Gespräch zu. To be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)