Dinge geregelt kriegen. von blumenpups (Kopfgeldjäger und andere Katastrophen) ================================================================================ Kapitel 5: Komplexe Angelegenheiten ----------------------------------- Wenn ein blumenpups einmal im Schreibrausch ist, sollte man sie nicht aufhalten. Ganz besonders nicht dann, wenn ihr plötzlich sämtliche Lösungen zu ihren FF-Zwickmühlen einfallen. Und Zorro hat mich mal wieder in eine ganz schön große Zwickmühle gebracht... Aber lest selbst, wenn ihr noch wisst, worum es geht. Wer errät, an welcher Stelle es gehakt hat, kriegt 'ne Überraschung. Für - mal wieder, aber es ist ja auch DEINE FF. Aber du kannst ein wenig Aufmunterung vertragen, also leiste ich mal meinen Beitrag dazu. Ich hab dich lieb :D Kapitel 5: Komplexe Angelegenheiten TASHIGI Es schien endlos lange zu dauern, bis sie wieder in die Realität zurückfand. Wie paralysiert hielt sie den Blick noch immer gebannt auf die Ecke gerichtet, hinter der der grüne Haarschopf des Prachtexemplars vor nun mehr einer Minute verschwunden war. Vielleicht war es auch vor mehreren Minuten gewesen, oder ein paar Sekunden, sie hätte es nicht sagen können. Zeitwahrnehmung war doch etwas furchtbar subjektives. Aber wen kümmerte das eigentlich? Ihr Herz hämmerte in einem hektischen, vollkommen unkontrollierten Rhythmus gegen den Brustkorb. Die feuchten Handflächen wischte sie sich geistesabwesend an der Jeans ab, bevor sie den Kopf schüttelte, in dem zweifelhaften Versuch, damit den Anblick des Kopfgeldjägers aus ihrem Kopf zu vertreiben. Ihr blieb gar keine andere Wahl, denn ansonsten würde sie den Hürdenlauf, der ihr noch bevorstand, kaum halbwegs heil überstehen. Und sie sprach hier nicht von diesen komischen Sportgeräten, mit denen sie sich früher immer im Sportunterricht bis auf die Knochen blamiert hatte, sondern von Problemen, die ihr über den Kopf wuchsen und anscheinend auch noch das sagenhafte Talent dazu besaßen, sich auf wundersame Art und Weise zu verdoppelt. Dafür brauchte sie einen klaren Kopf, und den hatte sie momentan ganz und gar nicht. Stattdessen entwickelten ihre Gedanken ein Eigenleben und fuhren heiter Karussell, während sie selbst auf einer rosaroten Wolke sieben durch die Gegend träumte. Und während sie noch dort oben war, vollkommen versunken in ihrer kleinen Traumwelt, erfüllt von unerklärlichem Glück, unangebrachten Östrogenschüben und einem aufregenden Nervenkitzel, machten die beiden Kinder sich daran, ihre kleine Seifenblase zum Platzen zu bringen. Tashigi seufzte halb verträumt, halb enttäuscht und riss ihren Blick vom Ende des Ganges los, um die beiden Streithähne unbehaglich zu mustern als wären sie giftige Reptilien, die sie jeden Moment anfallen könnten. Sie packten stillschweigend ihre Sachen zusammen und schlüpften in diese unfassbar kleinen Schuhe, bereit zum Aufbruch. Und während jeder noch so kleinen Bewegung musterten sie die Polizistin argwöhnisch aus den Augenwinkeln heraus. Die Polizistin spürte, wie ihr Herz – vor wenigen Sekunden noch meilenweit über den Wolken – abrupt abstürzte und ihr mit einem Satz in die Hose rutschte. Gleichzeitig krempelte sich ihr Magen schlagartig nach links und jedes Anzeichen eines Endorphinrauschs verpuffte ins Nichts. Tief durchatmend versuchte sie das Gefühl zu vertreiben, jeden Augenblick panisch zu hyperventilieren. Sie versuchte, die Kinder beruhigend anzulächeln, sah sich den darauffolgenden Blicken nach jedoch darin bestätigt, dass es mehr eine schiefe Grimasse war – und alles andere als eine beruhigende Wirkung hatte. „Brechen wir auf...“, seufzte sie schließlich geschlagen und wies in Richtung des Ausgangs. Marron und Sammy wechselten einen kurzen Blick, verdrehten dann zeitgleich die Augen und und trotteten los. Die überforderte Polizistin folgte ihnen im gebührenden Abstand. = = = ZORRO Als die Schwingtüren der Grundschule hinter ihm zufielen und die ersten Regentropfen auf sein Gesicht fielen, blieb Zorro unschlüssig stehen und warf einen kurzen Blick zurück. Auch, wenn er sich Tashigi gegenüber selbstsicher gegeben hatte, bezweifelte er seine Entscheidung jetzt und er fragte sich ernsthaft, ob er noch alle Tassen im Schrank hatte. Kein zurechnungsfähiger Mensch würde ein Kind in die Obhut einer fremden Frau geben, von der man weder Adresse noch Telefonnummer hatte – geschweige denn auch nur den vollen Namen. Er war sich sicher, dass seine plötzliche Vertrauensseligkeit einzig und allein daher rührte, dass sie Kuina so verblüffend ähnlich sah, und seiner Jugendfreundin hätte er seine Nichte schließlich ohne jegliche Bedenken anvertraut. Aber sie war nicht Kuina, das durfte er nicht vergessen, und es war mehr als verantwortungslos, dass er sich von den Gefühlen leiten ließ, die er mit der energischen Schwertkämpferin aus seiner Kindheit verband. Allerdings wäre es wohl noch verantwortungsloser, Marron in den selben Wagen zu setzen, in dem ein aktenkundiger Schwerverbrecher auf eine günstige Gelegenheit wartete, ihm die Kehle durchzuschneiden. Inbrünstig seufzend fuhr er sich mit einer Hand über die angespannte Stirn. Würde schon schiefgehen. Und sollte diese Tashigi es wagen, der Kleinen etwas zu anzutun, dann würde ihr Aussehen nicht länger sentimentale Gefühle in ihm heraufbeschwören, da war er sich sicher. Aber bisher hatte er sich immer auf seine Menschenkenntnis verlassen können. Jetzt blieb ihm nur zu hoffen, dass das auch so blieb. Endlich gab er sich einen Ruck, steuerte auf seinen alten, verbeulten Wagen zu und kramte im Gehen nach den Autoschlüsseln. Er war noch über drei Meter von dem Auto entfernt, da hörte er bereits das verräterische Klopfen aus dem Kofferraum. Zorro verdrehte genervt die Augen, fluchte halblaut und sah sich auf dem Parkplatz um, ohne auch nur eine Person zu Gesicht zu bekommen. Zum Glück, das ersparte ihm eine Menge unangenehmer, schwer zu beantwortender Fragen. Besonders, weil auf der Rückbank sei gesamtes Waffenarsenal ausgebreitet lag und er genau genommen weder die Erlaubnis zum Mitführen einer Waffe hatte, noch einen Waffenschein. Außerdem hatte er auch so seine Zweifel, ob seine individuelle Art, einen Gefangenen zu transportieren, unbedingt legal war. Er sah sich noch einmal auf dem Parkplatz um, dann donnerte er mit der Faust kräftig auf die Kofferraumklappe. „Ich hab dir gesagt, du sollst deine hässliche Fresse halten, Arschloch!“, sagte er laut und deutlich, sodass die Witzfigur darin es mitbekommen musste. „Was hast du Knilch gegen meine Nase gesagt?!!“, forderte sein Gefangener gedämpft zu wissen, aber Zorro ignorierte ihn geflissentlich, schloss den Wagen auf und schwang sich auf den Fahrersitz. Er würde den Idioten einfach ignorieren und schnell auf der Wache abliefern, dann konnte sich einer von denen mit dem wandelnden Nasenkomplex herumärgern. = = = Zehn Minuten später kapitulierte Zorro. Das Buggy sich von dem Klebeband offenbar befreien konnte, hatte er bereits auf dem Parkplatz gemerkt und dass der Clown die Klappe nicht halten würde, hatte er sich denken können. Aber das penetrante Hämmern und Klopfen in Kombination mit dem völlig manischen, unverständlichen Gezeter trieb den Kopfgeldjäger an den Rande des Wahnsinns. Er hatte sich bereits ein halbes Dutzend Mal verfahren, selbst für ihn eine neue Glanzleistung. Was zum Teufel veranstaltete der Irre da hinten?! Genervt versuchte der Grünhaarige, das Radio lauter zu drehen, aber lauter ging nicht mehr und er konnte den Kerl trotzdem laut und deutlich verstehen. Als die Schrotflinte Kaliber 12 begann, verlockend zu wirken, gab er auf und lenkte den Wagen, plötzlich sehr zielsicher, in ein kleines Waldstück am Rande der Stadt. Dort parkte er, stieg aus und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, der sie beobachtete und zog dann die hintere Tür auf. „Ich bin unschuldig, ihr Bullenschweine! Ich hab das Recht auf einen Rechtsverdreher!“, plärrte Buggy sofort in ohrenbetäubender Lautstärke los. Zorro versuchte, sich zwischen seinen Waffen zu entscheiden. „Du hast höchstens das Recht auf 'ne Kugel im Kopf...“, murmelte er, mehr, um sich selbst zu beruhigen als für alles andere. Dann steckte er sich eine Smith & Wesson in den hinteren Hosenbund und schob ein Jagdmesser zwischen Socken und Stiefel. Er kontrollierte, ob die Winchester Schrotflinte entsichert war und lud sie durch. Das Geräusch, dass die Waffe dabei von sich gab, wirkte auf Zorro ungewöhnlich beruhigend und brachte Buggy endlich dazu, die Fresse zu halten. Der Grünhaarige griff eine Rolle Klebeband, die er in die Jackentasche steckte, sowie weitere Handschellen und ein paar Meter Seil. Als er fertig war, warf er die Tür hinter sich zu. Vor dem Kofferraum kam er zum Stillstand. „Ich werde den Kofferraum gleich öffnen. Höre ich einen Ton von dir oder versuchst du zu fliehen, jage ich dir ohne zu zögern eine saftige Ladung Schrot in deinen hohlen Schädel.“ „Das darfst du gar nicht, Arschloch, sonst wanderst du selbst in den Knast!“, widersprach die Witzfigur triumphierend. Zorro grinste. „Wer weiß denn, dass ich dich gefunden habe?“, gab er zurück. Als er keine Antwort erhielt, fuhr er fort. „Machst du Zicken, während ich dir das Maul stopfe, klebt dein Schädel zermatscht in meinem Wagen. Ich hab keinen Bock auf die Sauerei und du bestimmt auch nicht. Sind wir uns da einig?“ Er bekam wieder keine Antwort, aber die brauchte er auch nicht. Hier wurde nach seinen Regeln gespielt. Er wappnete sich innerlich gegen alle Gefahren, dann öffnete er die Lade und richtete die 18 Millimeter Mündung der Winchester auf den Innenraum. Von Buggy keine Spur. Zorro starrte ungläubig auf den Stauraum, in dem bloß noch die gelösten Fesseln und irgendein weißes Material lag. In seinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken los. „Was zum...?!“, entfuhr es ihm irritiert und er sah sich hektisch um. Wenn es ihm gelungen war, sich zu befreien, konnte er noch nicht weit gekommen sein. Sein Blick fiel erneut auf das weiße Zeug und im selben Moment, in dem ihm klar wurde, dass es sich dabei um die Polsterfüllung seiner Rückbank handelte, ertönte unmittelbar vor ihm ein bedrohliches Klicken. Er hob den Blick und sah geradewegs in den Lauf seiner Beretta. Buggy kniete auf der Rückbank und richtete seine eigene Waffe gegen ihn. „Überraschung, Muskelprotz“, hauchte der Clown ihm entgegen – und drückte kalt lächelnd ab. = = = TASHIGI Draußen angekommen sahen die drei gerade noch ein klappriges Auto vom Parkplatz fahren. Als Marron dem Wagen fröhlich nachwinkte, musste Tashigi leicht schmunzeln. Allzu gut schien der Job als Kopfgeldjäger wohl nicht bezahlt zu werden. Gleichzeitig kam ihr aber auch der Gedanke, dass der Wagen irgendwie zu dem Prachtexemplar passte. Mehr Zeit, darüber nachzudenken ließen die Kinder ihr jedoch nicht. Sammy steuerte ohne Umschweife ihren Wagen an und wartete genervt darauf, dass sie ihn entriegelte. Marron folgte ihm und zwei Minuten später stritten sie sich mit beinahe leidenschaftlicher Intensität darüber, wer vorne sitzen durfte. Sie regelte das auf ihre eigene, resolute Art und Weise und verbannte beide auf den Rücksitz. Murrend fügten sie sich ihrem Schicksal, rückten soweit auseinander wie nur möglich und verschränkten die Arme vor der Brust. Na toll, was nun? Jetzt hatte sie gleich zwei Plagegeister am Hals, noch dazu zwei verfeindete Arten, die nicht das geringste Interesse daran zeigten, ihr die Situation ein wenig einfacher zu machen. Kurz zog sie es in Erwägung, das Prachtexemplar anzurufen und ihn anzuflehen, seine Tochter wieder einzusammeln. Allerdings war der Grünschopf noch keine drei Minuten weg und sie bezweifelte, dass er es überhaupt getan hätte, wenn er nicht etwas wirklich Wichtiges zu erledigen gehabt hätte. Seufzend rieb sie sich über die Nase und stellte dann das Radio an, bevor die Kleinen auf die Idee kamen, sie anzusprechen. Sie hoffte bloß, dass Zorros Auto die Reise noch aushielt, denn sie hatte keine Lust, länger als unbedingt nötig auf seine Kleine aufzupassen. Schließlich startete sie den Motor und fuhr los, während sie sich immer noch den Kopf darüber zerbrach, was sie mit diesen kleinen Wesen denn nun anstellen sollte. = = = „Voll cool“, fällte Marron ihr Urteil. Tashigi lächelte erleichtert, ließ Sammy jedoch nicht aus den Augen, der ihre Idee, zur Wache zu fahren, nicht ganz so begeistert aufnahm. Das hätte sie sich eigentlich auch denken können, immerhin arbeitete Revi hier und er war wahrscheinlich schon öfter hier gewesen – jedenfalls der Art nach zu urteilen, wie selbstverständlich ihre Kollegen den Jungen begrüßt hatten. Wenigstens die Tochter des Prachtexemplars hatte ihren Spaß. Schmunzelnd beobachtete die Polizistin, wie sie sich neugierig umsah und brachte ihr spontan ein wenig Sympathie entgegen. „Soll ich euch alles zeigen?“, bot sie an. Sammy warf ihr einen Blick zu, der sie eindeutig für geistesgestört erklärte. Dann zuckte der Junge mit den Schultern, während Marron so heftig nickte, dass Tashigi fast befürchtete, gleich würde ihr der Kopf abfallen. „Mein Dad ist oft hier, aber ich darf nie mit“, erklärte die Kleine, kaum dass sie losgegangen waren. „Meine Mum schleppt mich andauernd hierhin“, maulte Sam. „Und es gibt hier absolut nichts, was auch nur irgendwie spannend ist“, fuhr er fort und blickte demonstrativ zu seiner Babysitterin wider Willen. Die ignorierte den Einwurf gekonnt. Stattdessen witterte sie ihre Chance, mehr über das Prachtexemplar zu erfahren. „Sag mal, Marron...wie ist dein Dad denn so?“ „Voll cool“, wiederholte das Mädchen grinsend. Super, soweit war sie auch schon alleine gekommen. = = = ZORRO Blut spritzte, als der Kopfgeldjäger zu Boden ging. Die Schrecksekunde, in der er nur fassungslos in die 40 Millimeter Mündung seiner Beretta PX4 Storm gestarrt hatte, hätte ihm beinahe Kopf und Kragen gekostet. Einzig und allein seine schnelle Reaktion hatte verhindert, dass der Clown ihn umbrachte. Ein paar Hundertstel Sekunden langsamer, und die Kugel wäre geradewegs zwischen seinen Augen gelandet, anstatt bloß sein Gesicht zu streifen. Zorro lag bäuchlings im Schlamm und versuchte, weder auf sein rasendes Herz noch den brennenden Schmerz zu achten, während das Blut ihm über den Nacken und die Ohren rann und in den Kragen seiner Jacke sickerte. Stattdessen griff er nach der Smith & Wesson in seinem Hosenbund und entsicherte sie, noch bevor er wieder auf die Beine kam und sich auf Knien gegen den Wagen drückte. Die Winchester war ihm beim Sturz aus der Hand und unter den Wagen gerutscht. Alles, was ihm zur Verteidigung gegen den Verrückten diente, war die Handfeuerwaffe Kaliber .45, die er in den Händen hielt, und das Jagdmesser mit der zehn Zentimeter langen, gezackten Klinge, das noch immer in seinem Stiefel steckte. Buggy selbst hingegen stand ein ganzes Repertoire an Waffen zur Verfügung und er benutzte seinen Wagen als Kampfrüstung. Wenn er nicht schon Jahre in dieser Branche arbeiten würde und weniger technisch talentierte Freunde hätte, wäre das vermutlich ein potenzielles Problem gewesen. Nicht, dass die Situation unproblematisch wäre, aber für den akuten Notfall war er zumindest vorbereitet, damit es ihm nicht doch noch Kopf und Kragen kostete. Immerhin verließ Marron sich auf ihn, da hatte er gar keine andere Wahl. Leise vor sich hinfluchend tastete Zorro in seiner Jackentasche nach der kleinen Fernbedienung, die Lysop ihm vor kurzem zugesteckt hatte. Gebraucht hatte er sie bisher noch nie und er hoffte inständig, dass die Langnase seine Erfindung wenigstens vorher auf Herz und Nieren geprüft hatte. Es grenzte an ein Wunder, dass er das kleine Plastikding überhaupt bei sich trug, aber als er es in den Händen hielt und seinen Blick über die kleinen, vollkommen identischen Knöpfe wandern ließ, hatte er keinen blassen Schimmer, was er tun sollte. Wahllos drückte er auf einen in der Mitte. Das Auto ruckelte bedrohlich und Buggy fluchte einmal laut, aber als im nächsten Moment ein Schuss das Blech der Beifahrertür zerfetzte, ahnte Zorro, dass es nicht der Richtige gewesen war. Mit zunehmender Verzweiflung versuchte er sich an Lysops ausschweifende Erklärungen zu erinnern, aber mittlerweile hatte der Schwarzhaarige gemeinsam mit Franky bereits so viele, tollkühne Extras in sein Auto eingebaut, dass es selbst für Technikfreaks schwer war, da auf dem laufenden zu bleiben. Hektisch drückte er alle Tasten nacheinander. Irgendeiner davon würde wohl schon der Richtige sein und den Mechanismus der Rückbank aktivieren. Gebannt und immer noch geduckt hinter dem Kotflügel wartete er darauf, dass sich der Rücksitz automatisch nach hinten klappte und den wahnsinnigen Clown zurück in den Kofferraum beförderte. Die Karosserie ließ sich allerdings Zeit, seinem sehnlichsten Wunsch nachzukommen. Vollkommen überfordert von der Masse an Befehlen legte sich der Wagen zunächst selbst tiefer, sämtliche Türen verriegelten sich mit einem vernehmlichen Klicken und das Radio sprang lautstark an. Zorro hörte Buggy's irritiertes Brüllen und hielt gespannt die Luft an, während er sich vorsichtshalber einen Schritt von dem Auto entfernte. Wer konnte schon so genau sagen, was Lysop nicht noch alles eingebaut hatte? In einem finalen Kampf ging der Wagen in eine bedrohliche Schräglage, bevor der Grünhaarige endlich, endlich ein unverkennbares Rumpeln und das Scheppern der Waffen hörte, als sowohl sie als auch der Problemfall gegen ihren Willen in den Kofferraum rutschten. Seufzend wischte er sich erneut das Blut aus den Augenwinkeln und atmete tief und erleichtert durch, als er Buggy aus dem Kofferraum toben und fluchen hörte. Skeptisch betrachtete der Kopfgeldjäger die verschwindend kleine Fernbedienung in seiner Handfläche. Faszinierend, wozu Lysop alles in der Lage war, aber das nächste Mal sollte die Langnase ihm gefälligst eine Bedienungsanleitung mitgeben. Seine Erleichterung hielt gerade so lange an, wie Zorro Zeit hatte, sich aufzurichten und sich den Dreck von der Hose zu klopfen. Unmittelbar danach schien Buggy sich wieder gefangen und halbwegs orientiert zu haben. Offenbar hatte er in den wenigen Augenblicken den Plan gefasst, den Kopfgeldjäger umzubringen, ganz egal wie, und die Waffen im Kofferraum kamen ihm dabei offenbar zu Gute. Ziellos begann der Clown damit, durch das Blech zu schießen und den Wagen zu Schweizer Käse zu verarbeiten. Die scharfe Munition sirrte in alle Richtungen und schlug wahllos in den Boden oder die Baumstämme ein. Ein Geschoss traf Zorros Bein und zerfetzte seine Jeans, als er einen Sekundenbruchteil zu spät in Deckung ging. Er ignorierte den brennenden Schmerz an seinem Oberschenkel, presste sich rücklings gegen einen besonders dicken Baumstamm und versuchte,die gellenden Schüsse und manischen Schreie aus dem Auto auszublenden und sich zu konzentrieren. Die ganze Sache hier wäre sehr viel einfacher, wenn er nicht nur wüsste, dass er gegen solche Notfälle gewappnet war, sondern auch wie. Erneut rekapitulierte er Lysops ausschweifende Ausführungen, um sich an die verschiedenen Mechanismen zu erinnern - ausgefeilte Erfindungen, die absolut niemand in einer Schrottkarre wie seiner vermuten würde. Doch die Erinnerung wollte sich nicht so recht einstellen. Wieder drückte er ungezielt auf den Knöpfen herum, in der Hoffnung, dass irgendeine Funktion ihm den Hals retten konnte. Als sich nur Sekunden später ein tiefes Brummen über die Geräuschkulisse legte und sogar Buggys wildes Geballer übertönte, hielt Zorro irritiert inne, ließ die Fernbedienung sinken und fragte sich, was zum Teufel er angestellt hatte. Im selben Moment fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er umklammerte die Smith & Wesson in seinen Händen ein wenig fester. „WAS FÜR EINE VERFLUCHTE SCHEIßE!“, hörte er Buggy aus dem Kofferraum fluchen und Zorro hörte ein lautes Scheppern, Eisen gegen Eisen, als der Magnet die Waffen anzog und sie dem Clown geradewegs aus der Hand riss. Andernfalls, davon war der Grünhaarige fest überzeugt, hätte der Problemfall wohl noch seine ganze Munition verballert. Das magnetische Brummen hielt an und der Kopfgeldjäger dachte auch gar nicht daran, den Magneten in nächster Zeit wieder auszuschalten. Stattdessen lud er seine Handfeuerwaffe nach und zielte, über den Baumstamm hinweg, auf den Kofferraum. Buggy enttäuschte ihn nicht; die Klappe schwang Sekunden später auf und der Clown hechtete mit einem gewagten Sprung kopfüber aus dem Auto heraus. Zorro gab ein paar gezielte Schüsse ab, bis sein Magazin leergepumpt war, aber der Flüchtige schaffte es wie durch ein Wunder, ihnen auszuweichen. Zunächst verhinderte er seinen Sturz mit einer geschickten Rolle, danach flitzte er im Zick Zack durch die Gegend. Fluchend stürzte Zorro sich aus seinem Versteck und nahm die Verfolgung auf. Durfte doch nicht wahr sein, dass ihm der Idiot auf den letzten Drücker noch entkam! Buggy warf regelmäßig Blicke über seine Schulter. Als der Clown bemerkte, dass sein Gegner ihm dicht auf den Versen war, fluchte er lautstark und änderte seine Taktik: statt kopflos herumzurennen steuerte er nun geradewegs auf den nächsten Baum zu und zog sich an einem tiefhängenden Ast herauf. In Windeseile hatte er fünf Meter Höhenunterschied zwischen sich und den Kopfgeldjäger gebracht. Keuchend, blutend und schwitzend blieb Zorro vor dem Baum stehen und legte den Kopf in den Nacken, um zu Buggy hoch zu sehen. Er spürte, wie ihm Blut zäh über den Hals und aus der Schusswunde am Bein herunterlief. Diese Jagd zog sich jetzt schon viel zu lange hin. Er musste Marron abholen. Er hatte keine Zeit für so einen Scheiß, eindeutig. „Komm da runter!“, verlangte er grob und tastete mit einer Hand seine Hosentaschen ab, ob er noch mehr Munition bei sich trug, denn dann würde er Buggy wie einen Vogel da runterschießen. Hatte er aber nicht, also musste er sich was anderes einfallen lassen. „Kommt gar nicht in Frage, du Spinner!“, brüllte Buggy wenig überraschend zurück und zeigte ihm den Stinkefinger. Zorro seufzte genervt und warf einen Blick auf seinen Wagen. Sein treues Gefährt war von fast allen Seiten durchlöchert und hatte ein wenig Schräglage, aus dem Kofferraum surrte immer noch der Magnet und er würde einen Teufel tun und den abstellen. Wer wusste schon, wie flink Buggy von dem Baum auch wieder herunterkam. Also musste Plan B her – oder in Anbetracht der Umstände eher Plan D oder G. „Ich habe dich gewarnt!“, motzte der Grünhaarige genervt und trat auf sein Auto zu. Unter den misstrauischen Blicken des Kautionsflüchtigen zog er die Fahrertür auf und ließ sich auf den Sitz fallen. Als er den Schlüssel drehte, sprang der Motor an. Sehr gut. Resigniert legte er den Rückwärtsgang ein, wendete mit einem geschickten Drift, der eine Menge Erde und Tannennadeln aufwirbelte, und raste genau auf den Baum zu, auf den Buggy sich verkrümelt hatte. „SPINNST DU JETZT VÖLLIG?!“, kreischte der Clown von oben und klammerte sich panisch an dem Baumstamm fest, damit die Erschütterung ihn nicht herunterfallen ließ. Zorro gab keine Antwort. Stattdessen setzte er den Wagen ein Stück zurück, beschleunigte wieder und rammte den Baum erneut, ohne auf das wilde Gekreische des Idioten zu achten. Und das tat er solange, bis Buggy bei ihm auf der qualmenden und völlig deformierten Motorhaube landete und erst einmal benommen darauf liegen blieb. Die Tür klemmte ein wenig, als der Grünhaarige versuchte, sie aufzustemmen, aber nach einem Tritt mit dem unverletzten Bein gab sie nach und schwang auf. Wenig später fesselte der Kopfgeldjäger dem Clown erneut die Hände auf den Rücken und verklebte ihm den Mund mit Panzertape, bevor er ihn an der Tür fest kettete und die Fernbedienung seines Wagens aus der Hosentasche zog. Es dauerte nicht lange, bis er den Magnet ausgestellt und sämtliche Waffen auf dem Beifahrersitz verstaut hatte. Ohne auf das Zappeln seines Gefangenen zu achten lud er ihn wieder in den Kofferraum um, knallte die Klappe zu und ließ sich dann erschöpft auf den Fahrersitz fallen. Ruhe. Endlich. Einen kurzen Moment schloss er erleichtert die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die Nackenstütze, bevor er unter dem Sitz nach dem Verbandskasten griff. Mit einer Mullbinde schnürte er sich das Bein ab, um den Blutfluss zu stoppen, und wischte sich mit einer Auflage über die brennende Streifwunde an der Stirn. Dann warf er alles zu den Waffen im Fußraum des Beifahrersitzes und versuchte, den Motor zu starten. Im Rückspiegel sah er Blaulicht. „Verdammte Scheiße“, stellte er tonlos fest, als er über die Schulter blickte und den Streifenwagen entdeckte, der durch den Waldweg exakt auf sie zufuhr und schließlich neben ihm hielt. Durch die Windschutzscheibe erkannte er Captain Smoker. Der Saftsack hatte ihm gerade noch gefehlt. Der frühzeitig ergraute Cop stieg gelassen aus dem Wagen aus und Zorro hätte seine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er bei dem Anblick der Schrottkarre, die beinahe in einem Baumstamm parkte, geschmunzelt hatte. Die Ruhe in Person stiefelte der Polizist auf den Grünhaarigen Kopfgeldjäger zu und beugte sich durch die geplatzte Scheibe an der Fahrerseite. „Hallo, Lorenor“, grüßte er ihn mit seiner rauchigen Stimme. Zorro war nicht für Smalltalk aufgelegt, zumal er den weißen Jäger ohnehin nie besonders gut leiden konnte. „Hi, Smoker. Du hast mich zugeparkt – könntest du den Wagen mal zurücksetzen, damit ich weiter machen kann?“ „Nein“, gab Smoker schlicht zurück und sein Blick wanderte über die Einschusslöcher in der Verkleidung des Wagens. „Einige Anwohner haben bei uns angerufen und sich über Schüsse aus dem Wald beschwert. Hast du zufällig eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?“ „Keinen blassen Schimmer“, log der Grünhaarige, ohne rot zu werden. Smoker zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe und musterte ihn aufmerksam. Es war unmöglich, dass seinem geübten Auge die Blutspuren auf seinem Gesicht entgingen, genauso wie der Anblick der Zerstörung, den sein Wagen lieferte und das Waffen- und Munitionsarsenal auf und unter dem Beifahrersitz. Schließlich deutete der Ermittler auf das Offensichtlichste – das Waffenarsenal. „Hast du für die eine Lizenz?“ Zorro hätte am liebsten frustriert ins Lenkrad gebissen. Natürlich hatte er keine Lizenz und das wusste der Cop gut genug. War schließlich nicht das erste Mal, dass sie aneinander gerieten und der Grünhaarige wusste aus Erfahrung, dass Smoker wenig von seinen Methoden hielt. Aber auch in dieser verzwickten Situation ließ ihn sein Galgenhumor nicht im Stich. „Ich habe die Lizenz zum Töten, das wissen Sie doch“, witzelte er halbherzig. In dem Moment begann Buggy, im Kofferraum zu randalieren und auf sich Aufmerksam zu machen. Zorro seufzte resigniert. Smoker zog bloß skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Muss ich mit aufs Revier?“, fragte Zorro nach einer Weile angespannten Schweigens genervt. „Betrachte es als kostenfreie Mitfahrgelegenheit“, gab Smoker zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)