Papierherz von Ur (Bleistiftspuren bleiben) ================================================================================ Kapitel 10: Geküsst, benutzt, geliebt ------------------------------------- Die beiden nehmen zur Zeit einen großen Teil meiner Grübeleien ein. Ich bin froh, dass ich mich ihnen jetzt voll und ganz widmen kann. Das Kapitel hier ist etwas aus den Fugen geraten, aber ich bin sehr zufrieden. Es gefällt mir, so wie es jetzt ist, auch wenn sich der Storyverlauf dadurch etwas verändert und sich alles noch mehr in die Länge zieht. Ich hoffe, ihr reißt mir nach diesem Kapitel nicht den Kopf ab. Viel Spaß beim Lesen, liebe Grüße! PS: Danke wie immer für die lieben Kommentare! Die Musik zu diesem Kapitel ist von Hodges - My side of the story. ____________________________ Er konnte es immer noch nicht fassen. In ihm tobte es seit zwei Tagen. Wie hatte diese vollidiotische Ausgeburt der Aufdringlichkeit es wagen können, ihn zu küssen? Kannte Kolja überhaupt keine Grenzen? Das war seine Privatsphäre! Er küsste nicht jeden und schon gar nicht küsste er Kolja! Küsse waren – zum Teufel noch mal – etwas Besonderes. Ganz davon abgesehen, dass seine Küsse ohnehin vergeben waren. Irgendwie. Das führte zwar dazu, dass er wohl nie wieder jemanden küssen würde, aber was machte das schon? Es gab nur einen Menschen in seinem Leben. Und das war Marek. Marek war es gewesen, schon seit damals, als er das erste Mal das Haus von Jannis’ Eltern betreten hatte. Jannis tigerte durch die Wohnung. Zu allem Überfluss regnete es draußen, was ihn unweigerlich daran erinnerte, was damals passiert war. Auf dem Balkon. Das Gefühl war immer noch da. Die Erinnerung an Mareks Lippen auf seinen. Damals hatte er gewusst, dass er niemals ein Mädchen lieben konnte. Und er hatte immer gedacht, dass er gut darin war, das zu verstecken. Und nun kam dieser Armleuchter daher und baggerte ihn an, fragte ihn nach Dates und küsste ihn, als wäre es absolut offensichtlich, dass Jannis… dass er nicht hetero war. Kein kleines bisschen. Aber das wusste niemand, nicht einmal Marek hatte er es wirklich gesagt. Für Marek war das nur ein Kuss gewesen. Einfach so, weil er Jannis mochte. Aber Jannis hatte diesen einen, einzigen Kuss niemals vergessen und es war für ihn niemals einfach nur ein Kuss gewesen. Sein erster und letzter und einziger Kuss. Mit Marek im Regen auf dem Balkon. Alles strömte wieder auf ihn ein und er ließ sich aufs Sofa sinken, vergrub das Gesicht in den Armen und fluchte lautlos auf Kolja und seine Dreistigkeit und er schimpfte auf sich selbst, weil da immer noch Gefühle für seinen besten Freund waren, die zwar nicht mehr so schlimm waren wie damals… aber immer noch vorhanden. Immer noch wurde er rot, wenn Marek zweideutige Späßchen machte. Immer noch wurde Jannis missmutig, wenn Marek ihm von seinen Bettgeschichten erzählte. Und immer noch fühlte er sich taub bei dem Gedanken, dass Marek vielleicht wirklich verliebt war in diesen Sebastian, mit dem er seit längerer Zeit etwas hatte. Marek war ein Schmetterling. Er flog rastlos von Blüte zu Blüte, er blieb nie allzu lang und bevor man sich noch fragen konnte, woher diese sachte Berührung im Herzen kam, da war er schon wieder verschwunden. Jannis hob den Kopf und starrte hinaus in den Regen, der auf seine Dachfenster prasselte. Der Regen erinnerte ihn an den einen Kuss, der immer noch an seinen Lippen haftete. Und jetzt klebte irgendwo auf Mareks Kuss der von Kolja. Es fühlte sich falsch an. Und Jannis hatte eine derartige Wut auf Kolja, dass er sich selbst kaum wieder erkannte. Er war sonst eher gleichgültig, desinteressiert, abweisend. Aber etwas an Kolja machte ihn rasend. Vielleicht war es der Umstand, dass Kolja scheinbar sehr deutlich erkannt hatte, dass Jannis so wenig heterosexuell wie kontaktfreudig war. Niemand hatte es je gemerkt. Marek hatte diesen Kuss als Spaß zwischen Freunden gesehen. Für Marek war immer alles nur Spaß. Jannis legte seine Brille beiseite. Es war Montag. Morgen hatte er Tutorium. Morgen sah er Kolja wieder. Und Herrgott, er wollte ihn nicht sehen. Er wollte nicht mit ihm reden und er wollte seine Stimme nicht hören. Einen Moment lang blieb er sitzen, dann stand er auf und ging in sein Schlafzimmer, schaltete seinen Laptop an und schrieb Herrn Dillmann eine Email, dass das Tutorium leider ausfallen musste, weil er krank war. Eine abgeänderte Form dieser Mail ging an alle Teilnehmer des Tutoriums. Finster starrte er auf kolja.reichenau@gmx.de. Dann schickte er die Email ab und lehnte sich seufzend auf seinem Stuhl zurück. Lana kam herein und strich schnurrend um seine Knöchel. Er bückte sich, hob sie auf seinen Schoß und sah ihr dabei zu, wie sie sich auf seinem Schoß zusammen rollte. Abwesend kraulte er sie hinter den Ohren und sie schloss genießerisch die Augen und versenkte ihre Krallen in seiner Hose. Er hatte noch nie die Uni geschwänzt. Er ließ die Uni sausen, weil ein verdammter Erstsemesterstudent ihn geküsst hatte. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Jannis hob Lana von seinem Schoß und sie sah ihn vorwurfsvoll an, dann verschwand sie schmollend aus dem Zimmer. Nachdem er aufgestanden war, ging er hinüber zum Telefon und betrachtete es einen Moment lang. Er dachte darüber nach, Marek anzurufen und ihm davon zu erzählen. Aber dann war er sich fast im selben Augenblick sicher, dass er es kaum ertragen könnte, darüber mit Marek zu reden, weil für Marek Küsse nur ein Spaß waren. Also schnappte er sich seinen Schlüssel und verließ die Wohnung. Er hatte keine Jacke an und fror erbärmlich, während er kopflos durch den Regen irrte. Es war so was von nicht normal, dass ein zweiundzwanzigjähriger Student sich wegen eines Kusses dermaßen aufregte. Aber er war immerhin auch nicht irgendein Student. Er war überhaupt komisch. Immer schon hatte er das Gefühl gehabt, nicht dazu zu gehören. Der Regen rann über sein Gesicht. Ohne seine Brille sah er alles nur verschwommen. Die kalten Tropfen liefen ihm den Nacken hinunter, über die Hände und durchweichten seine Haare. Jeder Tropfen war eine von Mareks Fingerspitzen und jeder Tropfen sollte ein Kuss von ihm sein. Aber dem war nicht so. Weil da ein anderer Kuss war. Jannis hätte am liebsten geschrieen. Der Regen küsste ihn nicht mehr. Er hatte Mareks Kuss verloren! Als er nach zwei Stunden komplett durchgefroren, nass und bibbernd vor Kälte zu seiner Wohnung zurückkehrte, saß Marek vor seiner Wohnungstür und sah ihm mit schief gelegtem Kopf entgegen. Jannis hielt einen Moment den Atem an, dann wandte er den Blick ab und kramte mit zittrigen Fingern nach seinem Schlüssel. Woher wusste Marek immer, wie es ihm ging? Das war unheimlich. »Du hast blaue Lippen«, sagte Marek nachdenklich und erhob sich, als Jannis die Wohnungstür aufgeschlossen hatte. »War spazieren«, sagte Jannis abweisend, trat in den Flur und schloss die Tür hinter ihnen. Dann schlüpfte er aus den Schuhen. Unter ihm bildete sich bereits eine Wasserlache. Er wich Mareks Blick aus und ignorierte das Stechen in seiner Brust. Unweigerlich dachte er daran, wie er sich sein Herz früher vorgestellt hatte. Wie Papier. Mareks Name stand quer darüber geschrieben und ließ keinen Platz für einen anderen Namen. Das war für ihn immer in Ordnung gewesen. Jetzt wünschte er sich zum ersten Mal, er hätte noch jemanden anderen, mit dem er über Marek reden konnte. Denn das war das einzige Thema, über das er mit seinem besten Freund nicht sprechen konnte. »Du hast rote Augen«, erklärte Marek. Jannis antwortete nicht. Nach und nach schälte er sich aus den nassen Klamotten, hob das tropfende Bündel vom Boden auf und ging nur noch in Boxershorts bekleidet ins Bad, um die Sachen in die Dusche zu werfen. Marek folgte ihm beharrlich. »Was machst du hier?«, fragte Jannis schließlich, als er fast nackt vor seinem Kleiderschrank stand und sich dicke Klamotten herausnahm. »Nach dir sehen«, erwiderte sein bester Freund. Es gab selten Gelegenheiten, in denen Marek so ernst redete. Normalerweise sprach er verträumt, war mit den Gedanken immer irgendwo anders. »Es gibt nichts zu sehen«, antwortete Jannis, ging wieder ins Bad und schloss die Tür, ehe Marek ihm wieder folgen konnte. Er zog sich trockene Shorts an, rubbelte sich die Haare trocken und schlüpfte in die warmen Klamotten, ehe er die Badetür wieder öffnete. Marek stand direkt davor und beinahe wäre Jannis mit ihm zusammen gestoßen. »Ich glaube schon, dass es etwas zu sehen gibt. Außerdem wollte ich dir sagen, dass ich Schluss gemacht habe. Mit Sebastian«, sagte er. Jannis spürte augenblicklich einen übermächtigen Hoffnungsfunken in sich aufkeimen, sofort erstickt von dem unpassenden Bedürfnis zu lachen. Natürlich hatte Marek Schluss gemacht. Er machte immer irgendwann Schluss. Und die Hoffnung war lächerlich. Das predigte er sich selbst schon seit über sieben Jahren. »Natürlich hast du Schluss gemacht«, sagte er ziemlich schroff und ging immer noch frierend in die Küche, um sich einen Tee zu kochen. Hermes kam schnurrend in den Flur getapst, doch weder Marek noch Jannis beachteten ihn. »Ich habe nicht Schluss gemacht, weil ich einen Neuen habe«, erklärte Marek sehr leise und Jannis hielt in seinen Bewegungen inne, legte den Teebeutel beiseite und wandte sich zu seinem besten Freund um. Er sah traurig aus. Jannis hasste es, wenn Marek traurig aussah. »Was hat er gemacht?«, fragte er unverhofft wütend auf denjenigen, der Mareks Gesicht so traurig aussehen ließ. Marek kam zu ihm herüber und fuhr damit fort, Jannis einen Tee zu kochen. Jannis starrte ihn die ganze Zeit von der Seite an. »Er hat nichts gemacht. Er… liebt mich nur. So richtig«, fuhr Marek zögerlich fort, während der Wasserkocher rauschte und der Regen auf das Dachfenster in der Küche prasselte. Jannis seufzte. »Das ist doch… gut…«, entgegnete er matt. Marek schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass das nicht stimmt. Außerdem ist das nicht das Schlimmste«, meinte er und Jannis sah, wie Marek nervös am Bund seines Pullovers herum spielte. Marek war nie nervös. Jannis spürte, wie etwas auf ihn zukam und ihn umzuwerfen drohte. Natürlich konnte er es nicht aufhalten, es war unausweichlich gewesen. Er wusste, was Marek gleich sagen würde… »Noch schlimmer ist, dass ich mich in ihn verliebt habe.« Jannis’ Küchenboden löste sich in Luft auf und Jannis fiel, fiel und versank in Dunkelheit. Mareks Gesicht sah irgendwie flehend aus, so als wollte er, dass Jannis dieses Gefühl abschaltete. Aber wie sollte er das tun? Er konnte ja nicht einmal seine eigenen Gefühle abschalten und das seit sieben Jahren! »Aber wenn ihr ineinander verliebt seid, dann…«, meinte er matt und griff nach dem Wasserkocher, der sich automatisch ausschaltete. Jannis wünschte, er könnte das mit seinen Gefühlen genauso tun. »Du weißt es doch. Du kennst mich. Ich kann das alles nicht. Nähe macht mir Angst.« Mareks Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Jannis seufzte, schob seinen aufgegossenen Tee beiseite und machte einen Schritt auf Marek zu. Zögerlich streckte er die Arme aus. »Ja, ich weiß«, nuschelte er. Marek lehnte sich an ihn. Er war kleiner als Jannis. Er konnte seinen Kopf ganz wunderbar auf Jannis’ Schulter legen. Es war nie körperliche Nähe gewesen, vor der Marek Angst gehabt hatte. Es waren Gefühle gewesen. Sie waren so unterschiedlich und doch in diesem einen Punkt so gleich. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass sie so eng befreundet waren. Jannis wusste, dass er der einzige Mensch war, mit dem Marek emotionale Nähe teilte. Das hatte ihn immer stolz gemacht. Aber viel eingebracht hatte es ihm angesichts seiner unerwiderten Gefühle anderer Art auch nicht. »Ich hab nicht versucht, ihm das zu sagen. Ich hab nur gesagt, dass ich ihn nicht mehr bei mir haben will.« Jannis konnte Marek kaum verstehen. So leise sprach er sonst nie. Es war kaum mehr ein Hauch an Jannis’ Hals, der ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Behutsam strich er über Mareks Rücken. »Was hat er dazu gesagt?«, fragte Jannis. Wollte er es wirklich wissen? Und war er ein miserabler Freund, weil er es vermutlich nicht wissen wollte? »Er hat… er hat geweint«, murmelte Marek. Jannis schloss die Augen. Normalerweise machte es Marek nichts aus, Menschen mit gebrochenem Herzen zurück zu lassen. Er sagte jedem, mit dem er sich einließ, dass er keine Beziehung wollte. Er war immer ehrlich. Aber meistens erhofften sich die Jungs, mit denen er schlief, trotzdem mehr. Und sie wurden immer enttäuscht. »Und du bist gegangen?«, fragte er weiter. Er griff nach der Teetasse und streichelte mit der anderen Hand sachte Mareks Rücken. Seine Finger brannten angesichts der Berührung. »Hab ’n Taxi genommen und bin zu dir gefahren. Und dir geht’s auch schlecht. Ich wollte nicht allein sein«, kam es zusammenhangslos. Jannis schob Marek behutsam in Richtung Wohnzimmer und drückte ihn aufs Sofa. Dann rührte er kurz in seinem Tee und legte den Teebeutel auf den Unterteller. Marek hatte sich zu einer Kugel zusammen gerollt und Jannis konnte sein Gesicht nicht sehen. Aber er hatte das schreckliche Gefühl, dass gerade etwas falsch lief. »Marek… weinst du?«, fragte er heiser. Marek schüttelte den Kopf, aber das lautlose Schluchzen, das seinen Körper leicht erzittern ließ, strafte ihn Lügen. Jannis zog ihn in eine sitzende Position und starrte seinen besten Freund an. Seine Augen waren gerötet, Tränen liefen ihm über die blassen Wangen. »Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, mir ging’s noch nie so dreckig. Ich will nicht verliebt sein, ich will, dass es verschwindet«, brachte er abgehackt hervor und Jannis fühlte einen schweren Kloß im Hals. Er stand hastig auf, um nach Taschentüchern zu suchen. Als er sich wieder gesetzt und Marek sich die Nase geputzt hatte, drückte er seine Hand auf Jannis’ Brustkorb, da wo das Herz schlug. Jannis schluckte. »Da tut’s weh… da hat es nie wehgetan«, flüsterte er. »Ich weiß…«, gab Jannis zurück. Es war ein ‚Ich weiß’ für beide Teile des Satzes. ‚Ich weiß, dass es da bei dir noch nie wehgetan hat’ und ‚Ich weiß, wie sich das anfühlt’. »Ich vermisse ihn. Ich will ihn umarmen. Aber ich kann das alles nicht. Sobald ich merke, wie mein Herz hämmert, wenn ich ihn ansehe, will ich weglaufen. Dann zieht sich alles in mir zusammen. Ich konnte nächtelang nicht schlafen, als ich gemerkt habe, was mit mir los ist.« Jannis konnte es kaum ertragen, Marek derart aufgelöst zu sehen und ihn so schluchzen zu hören. Es war nicht einfach so, dass Marek traurig war und sich schlecht fühlte. Jannis sah in den Augen seines besten Freundes, dass er eine wahnwitzige Angst hatte. Vor sich selbst und seinen Gefühlen. Jannis kannte das Gefühl, aber er hatte es schon hinter sich. Er war schon verliebt gewesen und Reste davon waren immer noch übrig. »Warum geht’s dir schlecht?«, wollte Marek erstickt wissen und wischte sich die Tränen fort. »Wegen nichts«, sagte Jannis leise und griff nach seinem Tee. Er hörte, wie Marek sich erneut schnäuzte. »Du kannst mich nicht anlügen«, sagte sein bester Freund und klang beinahe ein wenig trotzig. Jannis hätte fast gelächelt. Dann erinnerte er sich daran, weswegen der Regen ihn nicht mehr küsste. »Kolja hat mich geküsst«, sagte er brummend. Marek schwieg einen Moment lang. »Bist du verknallt?«, fragte er dann. Jannis runzelte die Stirn. »Nein! Er nervt mich, er ist aufdringlich, ich wollte überhaupt nicht von ihm geküsst werden!«, erwiderte Jannis heftig und Marek lächelte. »Sieh mal… du bist sauer«, flüsterte sein bester Freund und Jannis schaffte es, ihm in die verweinten Augen zu sehen. »Ja, ich weiß. Ich weiß auch, dass das ungewöhnlich ist. Aber ich will ihn nicht sehen. Es hat nichts mit Verknalltsein zu tun«, sagte er und er meinte es auch so. Er wusste immerhin, wie sich so etwas anfühlte. Marek nickte leicht. »Jannis…?«, murmelte er dann und blickte aufs Sofa. Jannis hob die Brauen. »Ja?« Marek schwieg eine ganze Weile lang. »Du weißt, dass ich dich liebe. Als besten Freund«, sagte Marek dann nach einiger Zeit. Jannis spürte, wie sein Herz sich leicht zusammen zog, aber er nickte. »Und ich würde nie wollen, dass da irgendwas zwischen uns ist«, fuhr Marek fort. Jannis runzelte erneut die Stirn. Er hatte keine Ahnung, worauf Marek hinaus wollte, aber schon im nächsten Moment wurde es ihm klar. »Darf ich dich benutzen?«, wisperte Marek. Jannis’ Herz setzte aus und sein Gehirn stellte sämtliche Denkprozesse ein. »Ich… ich weiß nicht«, krächzte er. Marek war so nah. Er war viel zu nah. »Ich weiß, dass das nicht richtig ist«, flüsterte Marek gegen seine Lippen, »aber du bist der Einzige, der mir jetzt helfen kann…« Jannis zitterte. Und diesmal nicht aus Kälte. »Ich weiß nicht, ob ich… das kann«, sagte er heiser. »Ich liebe dich«, murmelte Marek. Und Jannis wusste, wie er es meinte. Trotzdem begann sein Herz wie verrückt zu schlagen und alles in ihm kribbelte. »Ich dich auch«, gab er zurück und es war das erste Mal, dass er Marek das sagte. Natürlich war es rein freundschaftlich und so sollte es bei Marek auch ankommen. Jannis wusste, was passieren würde, wenn er nicht Stopp sagte. Aber Mareks Lippen waren so dicht an seinen. Vielleicht konnten sie Koljas Kuss wieder überdecken…? Mareks Mund presste sich auf seinen. Sie kippten nach hinten und Jannis landete unter Marek. Das Gewicht seines Körpers war viel zu leicht. Marek schmiegte sich an ihn, strich ihm die Seite entlang, hielt Jannis’ Wange mit der anderen Hand umfangen und küsste ihn. Küsste ihn so wundervoll zärtlich und fordernd und liebevoll, dass sein Herz zerspringen wollte. Mareks Körperwärme war ansteckend. Ihm war so heiß, seine Lippen bewegten sich fiebrig gegen Mareks, seine Finger huschten rastlos über Mareks Rücken, zogen seinen Pullover nach oben. Er hatte nicht gewusst, dass so viel Leidenschaft in ihm steckte, geschweige denn das Verlangen, das plötzlich in ihm aufflammte. Mareks Zunge, die über seine Lippen strich, ließ ihn aufkeuchen. Bereitwillig öffnete er den Mund, spürte das erste Mal, wie Mareks Zunge an seiner sich anfühlte. Sein Körper erbebte, als er Mareks tastende Fingerspitzen unter seinem Pullover spürte. Mareks warme, weiche Haut unter seinen Händen machte ihn beinahe verrückt vor Sehnsucht. Dunkel keimte in ihm der Gedanke auf, ob es nur die Sehnsucht nach Marek war. Oder ob es die allgemeine Sehnsucht nach Nähe war, die er immer vermied und niemals gehabt hatte? Dieser Gedanke machte ihm Angst. Genauso wie er Marek auch Angst gemacht hatte. Aber die weichen Lippen küssten ihm den Gedanken wieder fort, wanderte über seine Wange, seine Schläfe, tupften sich auf seine Augenlider und Mareks Mund wanderte weiter abwärts, knabberte an seinem Hals… Jannis spürte, wie es in seiner Hose unangenehm eng wurde. Er biss sich fest auf die Unterlippe, um nicht aufzukeuchen. Sein ganzer Körper zitterte. Mareks Zunge kitzelte ihn am Ohrläppchen, glitt tiefer, strich über sein Schlüsselbein, nachdem Mareks Hand den Pullover ein Stück nach unten gezerrt hatte. Diese Hitze fühlte sich so gut an. Mareks Lippen auf seiner Haut waren der vorübergehende Himmel. Und dann klingelte es. Hosted by Animexx e.V. 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