Was wäre wenn von Felicity (... der Kampf im Tal des Endes anders ausgegangen wäre? (eine Partner-FF von -NikaEvelina- und mir)) ================================================================================ Kapitel 10: Alles auf eine Karte -------------------------------- Naruto verstand die Welt nicht mehr. Er verstand nicht, was passiert war, weder, woher die Ninja auf einmal gekommen waren, noch was in Sasuke gefahren war. Es war kein schöner Anblick gewesen, so kalt, so schnell, so… gefährlich. Sein Teamkamerad hatte sich wie eine erzürnte Bestien, wie ein Dämon auf die Oto-Nin gestürzt, doch in dem Augenblick, in dem er zu ihm zurückgekommen und sich neben ihn gekniet hatte, war da jeder Hass, jeder Wahnsinn in seinen Augen verschwunden gewesen, abgelöst durch etwas, das Naruto nur noch weniger verstand. Denn ein Uchiha war nicht besorgt. Niemals. Das hätte Sasuke ihm sicher auch selbst gesagt. Vielleicht tat er das sogar gerade, Naruto nahm nur zu deutlich wahr, wie sich Sasukes Lippen bewegten, aber irgendwie ergaben die Worte keinen wirklichen Sinn mehr. Sie gingen schlichtweg unter. Im Pochen seines eigenen Herzens, in den immer schlimmer werdenden, brennenden Schmerzen in seinem Hals, in den qualvollen Atemzügen, die irgendwie alles nur noch schlimmer zu machen schienen. Egal, wie oft er mühsam die Luft einzog, nie schien es etwas zu bringen, hinterher fühlte er sich nur noch mehr außer Atem und langsam aber sicher bekam er ein Gefühl des Erstickens. Langsam. Unangenehm. Dazu kam das Blut, das ihm über das Gesicht und ins Auge lief. Es brannte, ließ ihn blinzeln und färbte sein Blickfeld mit unschönen Schleiern. Naruto konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so schrecklich gefühlt hatte. Ob er das überhaupt schon einmal hatte. Bisher hatte er sich eingebildet, körperliche Wunden könnte man ertragen, aber mit einem Mal fragte er sich, ob er nicht bereits eine Grenze überschritten hatte. Der unsichere, leicht ratlos wirkende Ausdruck in Sasukes Augen bestätigte seinen Verdacht nur. Die Aktion war echt dämlich gewesen. Er hatte gehandelt, ohne darüber nachzudenken und jetzt, im Nachhinein… er bereute es nicht. Nicht im Geringsten, aber er wusste, dass es alles andere als schlau gewesen war. Immerhin konnte er jetzt von sich behaupten, dass er verstand, was Sasuke damals gemeint hatte, als er schwachsinnigerweise behauptet hatte sein Körper hätte sich „von alleine bewegt“. Denn ganz offensichtlich war Naruto ganz genauso schwachsinnig veranlagt… Er hustete gequält und der stechende Schmerz in seinem Hals holte ihn halbwegs in die Realität zurück und langsam, unendlich langsam stellte sein Gehirn fest, dass Sasuke mit ihm sprach, aber noch immer blieben die Worte verschwommen, undeutlich, nicht auszumachen. Aber da war etwas in Sasukes Mimik… waren das Tränen in seinen Augen? Naruto blinzelte verwundert, bis ihm mit einem Mal klar wurde, dass Sasuke offenbar echt kurz davor stand zu weinen. Er öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass er den Mist lassen sollte, doch als er sprechen wollte, hustete er nur wieder und schmeckte überdeutlichen das metallene Aroma frischen Blutes. Er hasste es. Ich werde sterben. Er wusste nicht, woher das Wissen auf einmal kam, es war einfach da. Und auch wenn er es nicht erklären konnte, er wusste, dass es stimmte. Er hatte Nadeln im Hals stecken und so schwer, wie ihm das Atmen fiel… Naruto lächelte traurig, als er zu Sasuke aufsah. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte doch nicht sterben wollen, ehe er nicht Hokage war… Gleichzeitig spürte er aber weder Hass, noch sonst irgendetwas, weder auf das Leben, noch auf Sasuke. Da war einfach… nichts. Es war nicht gelaufen, wie geplant, aber Naruto fand, dass es deutlich Schlimmeres gab, als für einen Freund zu sterben, ja, irgendwie entsprach das doch viel mehr seinem Ninjaweg, als so manches andere, das er hätte tun können. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als sie lautlos die Worte „Leb wohl.“ Formten. Sasukes Augen weiteten sich entsetzt und er schrie auf. „Naruto!“ Das erste verständliche Wort, doch Naruto wusste, dass es längst zu spät war. Sasuke offenbar auch, denn er riss die Augen nur noch ein Stück weiter auf und dann… dann änderte sich schlagartig alles. Sasuke biss sich auf die Lippen und im nächsten Moment verschwanden Sorge und Trauer aus seinen Zügen, wurden abgelöst von etwas, das Naruto als Spott, Hohn oder Hinterlist einstufen würde, aber… warum auf einmal? Naruto blinzelte verwirrt und wollte zu einer Frage ansetzen, doch Sasuke ließ ihm keine Gelegenheit. Stattdessen ließ er ihn mit einem Ruck los, sodass Naruto rücklings und fast schon hart auf den Boden aufschlug. Ein Keuchen entwich seinen Lippen und er presste gequält die Augen zusammen, als ihm Dank der unsanften Aktion erneut Stiche in den Hals zu fahren schienen. „Danke, Naruto.“, meinte Sasuke, aber in einem Tonfall, der seine Worte mehr als ironisch machte und als Naruto es endlich schaffte, die Tränen, die ihm in die Augen geschossen waren, wegzublinzeln, sah er, wie sein Teamkamerad ihn höhnisch angrinste. „Das ist besser gelaufen, als ich gedacht hätte.“, fuhr der nun unbeeindruckt fort und verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust, „Ich wusste, dass mindestens du mir nachlaufen würdest, wenn ich versuche abzuhauen, und dass ich dich unbedingt loswerden musste, aber dass du dich so bereitwillig opfern würdest…“ Er ließ den Satz unvollendet, zuckte nur die Schultern und stand in aller Seelenruhe auf, ohne Naruto aus den Augen zu lassen. „Diese Idioten hätten mich nur behindert, wenn sie es nicht einmal schaffen, am Leben zu bleiben.“, meinte er achtlos und deutete auf die beiden Gefallenen hinter sich, „Aber jetzt kann ich endlich meinen eigenen Weg gehen. Alleine. Und dorthin, wo ich schon die ganze Zeit hin wollte.“ Naruto wollte, konnte nicht glauben, was er da hörte. Er wollte protestieren, schreien, Sasuke verdammt noch mal am Kragen packen, ihn gegen den nächst besten Baum pressen und seinen Kopf so lange dagegen donnern, bis er wieder zur Vernunft kam! Was war auf einmal nur in ihn gefahren?! Naruto riss den Mund auf, spuckte aber nur Blut. Sasuke hob dazu kurz spöttisch eine Augenbraue, wand kurz den Blick ab, um zu sehen, ob sie noch alleine waren, dann stupste er Naruto fast schon sacht mit dem Fuß an. „Hast du echt gedacht, dein albernes Gerede über Freundschaft oder unsere“, er schnaubte, „so genannten Aufpasser würden mich aufhalten? Ich sag dir was, Naruto, Freundschaft ist mit das dämlichste, was es gibt. Sie kann dich niemals stark machen, sie kann dich nur schwächen und dir wehtun. Glaubst du ernsthaft, so was würde ich zulassen?“ Naruto wälzte sich auf dem Boden herum, versuchte irgendetwas zu tun, doch seine Glieder gehorchten ihm längst nicht mehr. Zu der anhaltenden Atemnot hatte sich eine Schwere in seinem ganzen Körper ausgebreitet, die ihn zunehmend bewegungsunfähig machte. Er fühlte sich wie ein Gefangener, unfähig sich auch nur ein Stück vom Boden zu erheben. Als er schreien wollte, spuckte er wieder nur Blut und keuchte gequält auf. Sasuke schnaubte amüsiert. „Versuch es gar nicht erst. Deine Zeit ist vorbei. Da siehst du, was dein ach so toller Ninjaweg dir gebracht hat.“ Naruto konnte nichts tun, als zuzuhören und den Menschen, den er für seinen besten Freund gehalten hatte, fassungslos anzustarren. Wie? Wann? Warum? Hatte er sich wirklich so sehr irren können? Hatte er so falsch liegen können? Wie konnte Sasuke – gerade Sasuke, der doch wissen sollte, wie sehr Verrat schmerzte – ihm das antun? Wieso jetzt? Wieso, wieso, wieso?! Sasuke derweil lehnte sich an den nächstbesten Baum und sah ihm zu. „Ich denke, ich schulde dir wohl, dass ich bis zum Ende bei dir bleibe, was? Um wenigstens noch zu sehen, dass du mir wirklich nicht wieder hinter kommen und mich aufhalten kannst. Ich frage mich ja immer noch, wie du es überhaupt einmal geschafft hast…“ Naruto spürte, wie ihm Tränen die Wangen herunter liefen und er merkte, wie seine Sicht zunehmend verschwommener wurde – und diesmal war es kein Ausdruck körperlicher Schmerzen. Er wollte es noch immer nicht glauben, wartete immer noch darauf, dass Sasuke ihn gleich auslachen würde, ihm sagen, dass alles nur ein blöder Witz war, dass er nur in einem Genjutsu steckte und jeden Moment daraus befreit werden würde, dass er aufwachen und merken würde, dass alles nur ein Albtraum war, irgendwas… Aber es geschah nichts. Es war die verdammte, knallharte, unfaire Wirklichkeit, in der Naruto sich zwar gerade fühlte, als würde er aus einem Traum aufwachen, aber keinesfalls aus einem Albtraum. War er wirklich so ein naiver Tagträumer gewesen, dass er nicht hatte sehen können, was Sasuke wirklich vorhatte und tat? Dass er nicht hatte wahrhaben wollen, dass die Worte, die er ihm immer wieder entgegen geschleudert hatte, ernst gemeint waren? Waren all die Male, in denen sie zusammen gekämpft hatten, als die Augenblicke, in denen sie etwas zusammen erreicht hatten und all die Momente, die ihnen ihre Freundschaft gezeigt hatten, nichts weiter als gespielt gewesen? Perfekt inszenierte Lügen und Illusionen? Täuschungen, nur auf Verrat und Hass ausgelegt? Sasuke kicherte leise. „Na, Naruto, wer von uns ist jetzt der Verlierer und liegt weinend am Boden? Ich konnte dich wirklich nie ausstehen, aber ich wusste, dass du mir eines Tages nützlich sein würdest. Deswegen hab ich damals auch vorgetäuscht für dich sterben zu wollen, obwohl ich nur zu genau wusste, dass es nicht tödlich sein würde. Du bist und bleibst einfach ein Trottel. Und jetzt, wo du deine Pflicht getan hast, brauche ich dich auch nicht mehr. Auf Nimmerwiedersehen, Naruto.“ Er lachte leise und so kalt, dass es Naruto schaudern ließ. Das war nicht Sasuke! Das war nicht der Junge, den er für seinen Freund gehalten hatte! Das durfte er nicht sein! Nein, nicht jetzt, nicht so, nicht…!!! „NEIN!“ Sasuke hatte nicht mal mehr die Zeit erschrocken zu zucken, als Naruto plötzlich aufsprang, ihn am Kragen packte und mit ordentlich Wucht gegen den Baumstamm presste, an dem er gelehnt hatte. Blinzelnd versuchte er noch zu verstehen, was gerade passiert war, als er Narutos Blick begegnete und leicht die Augen aufriss. Die Iriden, die ihm wütend entgegen blickten, waren tief rot und geschlitzt. Narutos gesamter Körper war von hellorange leuchtendem Chakra umgeben, dass wie ein seltsamer, lebendiger Schleim um ihn herumzuwabern schien. Die Nadeln aus seinem Hals waren verschwunden und als Sasukes Augen in Windeseile über die Umgebung huschten, fand er sie in den umliegenden Bäumen stecken, als hätte sie jemand oder etwas mit viel Druck aus Narutos Körper hinausgeschleudert. Oh, Mann, das hätte schief gehen können… Wenn diesen Nadeln jemanden getroffen hätten… Sasukes Blick zuckte ruckartig zu Narutos Hals und wie erwartet waren die Wunden bereits jetzt beinahe wieder verschwunden, nur unendlich kleine, rote Punkte waren noch zu sehen. Sasuke atmete innerlich aus und wäre vor Erleichterung fast in sich zusammengesackt, hätte ihn Narutos… Pranke nicht an Ort und Stelle gehalten. Sasuke hatte wirklich gedacht, es wäre zu spät. Narutos Verletzungen hätten tödlich sein sollen, das hatte er auf den ersten Blick gesehen. Ebenso, wie er von Anfang an gewusst hatte, dass er nichts dagegen hatte tun können. Selbst wenn er Arzt gewesen wäre – was er ganz eindeutig nicht war und nie sein würde – hätte er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nichts mehr tun können. Sasuke konnte nur vermuten, aber es hatte stark danach ausgesehen, als ob Naruto nicht nur Wunden in Adern und Luftröhre, sondern auch noch Blut in der Lunge gehabt hatte – er wäre früher oder später qualvoll erstickt. Und dann war Sasuke eine Idee gekommen, für die er beinahe augenblicklich selbst ein verdammt schlechtes Gewissen bekommen hatte. Aber er hatte keine Wahl, entweder es funktionierte und Naruto hatte eine Chance zu überleben, oder aber es lief schief, dann würde er ohnehin sterben. Nun, ganz so einfach war es natürlich nicht, denn Sasuke wusste nur zu gut, dass sein Plan beinhaltete, dass er Naruto mehr als nur wehtun musste. Er würde ihm so ziemlich das Schlimmste antun müssen, zu dem er überhaupt fähig war, aber er hatte einfach wirklich keine Wahl. Einmal hatte er nämlich schon erlebt, dass Naruto eine an sich tödliche Wunde (die er ihm auch noch selbst zugefügt hatte), unversehrt überstanden hatte. Und seine Erinnerung daran beinhaltete Wut, Hass, ungebändigten Zorn und Wildheit. Genau die Gefühle, die er jetzt auch hatte in ihm hervorrufen wollen und die ihm diese wilden, unmenschlichen Augen vor ihm nun entgegen schrieen. Sasuke hasste sich selbst dafür und es war ihm mehr als schwer gefallen seine Rolle bei zu halten, als Narutos Augen in immer anklagender und trauriger angesehen hatten und er geradezu spüren konnte, wie sehr der andere im Todeskampf auch noch litt. Aber scheinbar hatte es doch irgendwie funktioniert, schneller, als er erwartet hatte (zum Glück! Narutos Gesicht war schon dabei gewesen sich leicht bläulich zu färben), doch nun war zumindest die Lebensgefahr erst einmal gebannt. Als Naruto Sasukes Schädel durch einen unsanften Ruck gegen die raue Baumrinde donnerte, kam Sasuke wieder ins hier und jetzt zurück und ihm fiel schlagartig sein Denkfehler ein. Naruto lebte, aber er war nicht nur überaus wütend, er hatte sich ganz offenbar nicht mehr hundertprozentig unter Kontrolle. Beim letzten Mal war er auch mehr als unberechenbar und brutal gewesen, als er… Sasuke blinzelte ein wenig besorgt und setzte an zu sprechen: „Naruto, ich…“ Weiter kam er nicht, denn sein Kopf wurde zum wiederholten Mal fest genug gegen den Baum gedonnert, dass er erstmal nur Sternchen sah. „Du willst also abhauen, ja? Ich bin nutzlos geworden und du brauchst mich nicht mehr? Das kannst du so was von vergessen! Ich. Lass. Dich. Nicht. Gehen.“ Bei jedem einzelnen der Worte im letzten Satz wurde Sasuke erneut gegen den Baum gestoßen, bis ihm nicht nur der Schädel fast auseinander flog, sondern die Welt sich auch noch zu drehen schien. Und er wusste nicht, wie er Naruto jetzt beruhigen sollte. Wie er ihn noch einmal dazu bringen sollte, ihm zu glauben. Sein Plan endete mit Narutos Überleben, über das, was darauf folgen würde, hatte er sich keine Gedanken gemacht. „Hörst du mir zu, du Bastard?“, knurrte Naruto sauer und sein Gesicht kam Sasukes immer näher, „Ich rede mit dir!“ Sasuke begegnete Narutos Blick ruhig und sicher und mit einem Mal meinte er etwas in den Augen seines Gegenübers aufblitzen zu sehen. Unsicherheit? Verwirrung? Und dann hatte Sasuke eine noch bescheuertere Idee, als die letzte. Aber, hey, es war irgendwie der Tag der bescheuerten Ideen, also sollte wohl eine mehr auch keinen Unterschied mehr machen… Und so sagte er gar nichts, weil er nicht davon ausging, dass Naruto ihn überhaupt bewusst hören würde, gestattete sich nur ein echtes, sichtbares, erleichtertes Ausatmen und… umarmte Naruto, soweit das in ihrer Haltung irgendwie ging. „Es tut mir leid.“, flüsterte er neben dem Ohr seines Kumpels und ließ sich nun wirklich insofern fallen, dass er nicht mehr versuchte aufrecht stehen zu bleiben. Er spürte das seltsam heiße Chakra, das auf seiner Haut brannte, ohne sie wirklich zu verbrennen. Er spürte regelrecht die Wut, die darin steckte und aus Naruto ausbrach, aber er ignorierte es schlichtweg. Er hatte Naruto viel schlimmer wehgetan, da sollte er das jetzt aushalten können! Naruto hielt vollkommen entsetzt inne und verstand die Welt nicht mehr. Eben noch hatte Sasuke ihm erklärt, wie nichtsnutzig und untauglich er war und dass er abhauen würde und jetzt… umarmte er ihn und entschuldigte sich? „Was…?!“, mehr brachte er nicht heraus, aber er merkte, wie sein Hass schlagartig nachließ und er runterkühlte, als hätte ihm jemand einen Eimer kalten Wassers übergekippt. „Es tut mir wirklich leid, aber ich konnte nicht zulassen, dass du stirbst…“, flüsterte Sasuke weiter und Naruto wurde mit einem Mal kalt. Seine Hände zitterten und er kämpfte mühsam um seine Fassung, als er versuchte zu verstehen, was gerade vor sich ging. Sein Griff an Sasukes Kragen löste sich wie von selbst und seine Hand fiel haltlos herab. Sasuke löste sich wieder von ihm, hielt ihn aber besorgt an den Schultern fest und als ihre Blicke sich trafen, trug der andere ein leicht schmerzerfülltes Lächeln, als hätte er ein sehr schlechtes Gewissen. Die Kälte, der Spott, all das war aus seinem Gesicht gewichen, geblieben war… ja, was eigentlich? Naruto wusste es nicht. Er verstand es nicht, er wusste nicht, ob er es verstehen wollte… „Du…?“, versuchte er zu fragen, aber ihm brach die Stimme weg. Sasuke schüttelte sacht den Kopf. „Ich geh nicht weg.“, erklärte er, als hätte er die Frage tatsächlich verstanden. Das war Narutos letzte klare Erinnerung, danach wurde es dunkel und da war noch ein vages Gefühl zu fallen und dann… nichts mehr. „Naruto!“ Entsetzt fing Sasuke den Jungen schnell ab, als er auf einmal die Augen verdrehte und kurz drauf ohnmächtig in sich zusammenkippte. Eigentlich kein Wunder, er hatte einiges durchmachen müssen und ganz offensichtlich hatte es ihn einiges an Kraft gekostet. Sasuke seufzte leise. Das hatte er echt nicht gewollt… Vorsichtig hob er Naruto hoch, es wurde Zeit, dass sie sich auf den Rückweg machten. Allein bei dem Gedanken verzog er das Gesicht. Kakashi würde ihnen so was von den Marsch blasen… Im Nachhinein bedauerte er es halb, aber allein der Gedanke, dass sein Bruder auch nur in der Nähe sein konnte, hatte ihn rasend gemacht. Noch war er nicht so weit, da hatte Itachi ganz Recht, aber die Zeit würde kommen und dann konnte der verdammte Dreckskerl sich endlich auf was gefasst machen! Und bis dahin… ja, bis dahin hatte Sasuke tatsächlich nicht mehr vor wegzugehen. Auch wenn er sich bisher eingeredet hatte, dass Tsunades Siegel der Hauptgrund war, Naruto hatte ihm in seiner unorthodoxen Art wieder einmal ohne es selbst zu wissen, klar gemacht, wie falsch er eigentlich lag. Denn er hätte es wirklich nicht ertragen, soviel stand fest. Wäre Naruto wirklich vor seinen Augen – und noch schlimmer wegen ihm – gestorben, wäre Sasuke endgültig durchgedreht und vermutlich Amok gelaufen. Dann hätte ihn wohl auch Itachi nicht aufhalten können, stellte er trocken fest. Ob er das nun wollte oder nicht, der Chaot, den er grade durch die Gegend schleifen durfte, hatte es irgendwie fertig gebracht in sein Leben dazu zu gehören. Sasuke schnaubte leise. Wie hatte es nur dazu kommen können? Aber, wenn er wirklich ehrlich zu sich selbst war – was er fast nie tat – dann war er irgendwo auch froh darum. Er hatte immerhin wieder eine Art komischer Ersatzfamilie, die aber auf ihre eigene Art besorgt um ihn war. Okay, vielleicht ein wenig zu sehr, aber immerhin… Als das Hotel wieder in Sicht kam, musste Sasuke sich alle Mühe geben ein Seufzen zu unterdrücken. Er freute sich nicht gerade auf Kakashis Strafpredigt, die unweigerlich folgen würde und vor dem Moment, in dem Naruto aufwachen würde, hatte er fast schon Angst. Er würde ihm mehr als nur eine einfache Erklärung schulden und ob Naruto ihm danach noch vertrauen würde, war auch fraglich… aber wenigstens war er am Leben, alles andere würde sich schon irgendwie fügen. Kakashi traute seinen Augen nicht. Nachdem er soeben ins Zimmer seiner Schützlinge gegangen war, um die Schlafmützen (was ungewöhnlich war, normalerweise war Sasuke eher ein Frühaufsteher und weckte die Schlafmütze Naruto… nicht immer sanft) aus den Federn zu schmeißen, war alles, was er vorgefunden hatte, ein leeres Zimmer und ein offenes Fenster. Kakashi war nicht dumm und konnte sich denken, was das bedeuten sollte, entsprechend war er gerade dabei gewesen aus dem Haus hinauszustürmen, um eine mögliche Spur nicht zu verlieren, als er die beiden sah. Und es nicht glauben wollte. Sasuke trug Naruto, der offensichtlich nicht bei Bewusstsein war, vor sich in beiden Armen, beide waren mit größeren und kleineren Blutspritzern bedeckt und wirkten stark mitgenommen. Allein, dass Naruto bewusstlos war, ließ Kakashis Alarmglocken erst recht läuten und in Bruchteilen von Sekunden war er bei seinen Schülern. „Sasuke.“, meinte er scharf, doch als der zu ihm aufblickte, stand in seinen Augen ein Ausdruck, den Kakashi nicht verstand, fast so etwas wie… Erleichterung? In einer solchen Situation? „Was ist passiert?“ Sasuke seufzte unendlich leise, dann antwortete er für Kakashis Geschmack fast schon zu ruhig: „Wir wurden angegriffen und Naruto verletzt. Die Wunden sind verheilt, aber… er ist erschöpft. Ich bringe ihn ins Bett.“ Und damit ging er einfach weiter und an ihm vorbei. „Sasuke.“ Kakashi verstand sehr wohl, was Sasuke nicht sagen wollte. Angriff bedeutete offensichtlich Oto-Nin, Wunden verheilt, bedeutete, dass Naruto offenbar sehr, sehr wütend gewesen sein musste und dass Sasuke ihn ins Bett bringen wollte… er hatte ein schlechtes Gewissen? Weswegen? Und vor allem, warum waren die beiden überhaupt erst abgehauen? „Sasuke!“, wiederholte er gefährlich leise. Der blieb kurz stehen, wand sich aber nicht zu ihm um. „Kakashi-sensei, bitte, ich werde Ihnen nachher alles erklären, aber… nicht jetzt.“ Und damit ging er einfach weiter. Kakashi war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Eins war klar, wenn die beiden auch nur halbwegs ausgeruht waren, war dringend ein Gespräch nötig! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)