Shin no yuri von ChiisaiYume (Todeslilie) ================================================================================ Kapitel 13: Decision -------------------- Etwas berührte mich auf der Brust und im nächsten Moment waren alle positiven Gefühle für Yuudai verschwunden. Ich drehte mich um und liess mich von Yukio umarmen. „Danke!“, flüsterte ich. „Ich denke, ich sollte hier einiges aufklären!“, unterbrach eine tiefe, heisere Stimme. Ich bemerkte einen Mann mit einem Stock in der Tür stehen. „Hör zu und unterbrich mich nicht!“, befahl er, „Er hat dich verflucht. Darum warst du kurzzeitig so angezogen von Yuudai. Ich habe den Fluch gelöst.“ Ich hatte, trotz meiner Überraschung, eine riesen Rede erwartet, nach dem er mir, so von sich selbst überzeugt, befohlen hatte, ruhig zu sein und ihm zu zu hören. Mir entging nicht, wie abschätzig er von Yukio sprach. Er musste ein Phönix sein. Und er musste mehr wissen. „Kann ich … etwas fragen?“ „Mach nur!“, sagte er, ein wenig ungeduldig sogar. Wobei mir in diesem Moment auffiel, dass es unmöglich so ruhig sein konnte. Yuudais Stimme fehlte, er hätte sicher schon lange irgendwas zum ganzen gesagt. Und dann entdeckte ich Yuudai auf seinem Bett liegen, bewusstlos. Es musste der alte Mann gewesen sein, Yukio hatte mich ja die ganze Zeit festgehalten. Ein seltsamer alter Mann. „Was ist denn nun?“, jetzt war er eindeutig ungeduldig. „Also, Yuudai erzählte mir, dass Phönixe nicht sterbe könnten, aber Yukio hat gesagt, dass sie einmal ausgelöscht worden waren. Wie ist das möglich?“ „Ganz einfach. Yuudai hat gelogen. Phönixe können sterben. Durch Erfrierung. Eiswasser, begraben in Schnee und so 'n Zeug. Und Phönixe können sterben durch Magie. Entweder die eines anderen oder die eigenen.“ „Die eigene?“ „Genau. Wenn du deine Magie immer benutzt, wird sie irgendwann aufgebraucht sein und dann stirbst du wie ein Mensch ohne Luft. Benutzt du deine Magie aber nie, staut sie sich auf und droht dich zu ersticken. Auch dann stirbst du. In beiden Fällen wir dein Körper zu Asche, die durch die Welt fliegt. Dadurch werden übrigens auch neue Phönixe geboren. Gelangt die Asche eines Phönix in Berührung mit der Haut einer schwangeren Frau, wird ihr Kind als Phönix geboren.“ Er erzählt das wie ein Biologielehrer irgendein Pflanzenwachstum oder so was. „Deshalb sind Geschwister so etwas seltenes.“, murmelte ich vor mich hin. „Genau.“, antwortete er abwesend, während er sich in der Nase bohrte. Seltsamer und ekliger alter Mann. „Aber willst doch noch etwas wissen.“, bemerkte er dann, „Spuck's aus, sonst verschwinde ich bevor du fragen kannst.“ „Also ich... wollte wissen, wann meine Magie ihre Farbe bekommt.“, fragte ich kleinlaut. Ich wunderte mich ehrlich, warum ich mich diesem seltsamen und ekligen alten Mann so unter ordnete. „Was für eine überaus dumme Frage. Natürlich hat deine Magie bereits eine Farbe. Woher hast du diesen Schwachsinn?!“, antwortete er mit abschätzigem Blick. „Yuudai hat gesagt, meine Magie sei noch nicht ausgebildet und deshalb sei noch keine Farbe zu erkennen.“ „Deine Magie ist weiss.“ Es war zu meinem Erstaunen Yukio, der mir antwortete, „Das reinste Weiss, das ich je gesehen habe.“ Er lächelte mich an und ich lächelte dankbar zurück. „Die Krähe hat Recht. Deine Magie ist weiss wie eine weisse Lilie oder die Krähenform deines kleinen Freundes hier.“, bestätigte der Alte. Ich musste beinahe lachen, wegen der Ironie in seinen Worten, denn der Alte war aller höchstens halb so gross wie Yukio. „Du musst dich entscheiden.“, sagte der Alte plötzlich. „Entscheiden?“ „Du musst dich entscheiden, ob du der Organisation beitrittst oder nicht. Trittst du bei mit unseren Regeln leben. Ob du mit ihnen einverstanden bist oder nicht. Du wirst bei uns deine Augen trainieren, deine Magie kennen, verstehen und nutzen lernen und kämpfen. Es gibt vieles, was es zu lernen gibt. Dementsprechend wirst du viel Zeit hier unten verbringen. Trittst du uns nicht bei, gilt für dich nur eine Regel. Du darfst deine Magie niemals benutzen.“ Ich hatte mich schon entschieden. Es ist doch wohl völlig offensichtlich, was ich wählen würde. Doch dann sagte er noch etwas, das mich nachdenken liess. „Vergiss aber nicht. Trittst du nicht bei, kannst du deine Magie nicht anwenden. Du wirst also früher oder später sterben.“ Er hatte Recht. Nachdem, was er vorher erzählt hatte, bedeutete das nicht anwenden der Magie den Tod des Phönixes. Ich schluckte. Ich sah Yukio in die Augen, nach einer Antwort suchend. „Du musst das selbst entscheiden. Aber ich bleibe bei dir. Versprochen. Egal, wie du dich entscheidest.“, sagte er leise. In diesem Moment drängten sich zwei Männer an uns vorbei. Sie sprachen kein Wort als sie Yuudai hoch hoben und das Zimmer wieder verliessen. „Was war das?“ Ich wusste nicht, wie ich anders hätte fragen können. „Er wird bestraft. Weil er unsere Regeln missachtet hat.“, antwortete er einfach. „Wie? Wie wird es bestraft?“ Ich hatte das Gefühl, es war wichtig, das zu wissen. „Er wird begraben. In Schnee.“ „Was bitte ist das für eine Bestrafung? Ich meine, er ist ein Phönix. Das sollte ihm doch nichts ausmachen, oder?“, fragte ich. „Sag mal, bist du wirklich so dumm, oder tust du nur so?“, fragte er arrogant und mit einer Augenbraue hoch gezogen, „Achtest du dich überhaupt nicht auf die Warnungen deines Körpers?!“ Jetzt fühlte ich mich echt dumm. Zumal ich noch nicht mal verstand, was genau er mir sagen wollte. Wäre ich in irgendeinem Manga, hätte ich jetzt wahrscheinlich einige duzend Fragezeichen über meinem Kopf schweben. „Dein Körper wird schwach, wenn es kalt ist. Du hast das Gefühl, deine Kräfte werden dir ausgesaugt, du wirst müde, bist oft krank und das alles. Du kannst mir nicht erzählen, dass dir das alles noch gar nie aufgefallen ist.“, warf er mir ungläubig vor. „Klar ist mir das aufgefallen. Aber was hat das damit zu tun?“ „Das einzig Natürliche, das uns töten kann, ist die Kälte. Das habe ich dir doch vorhin gesagt. Wirft man einen Phönix ins Eiswasser ist er in weniger als einer Minute tot. Genauso, wenn man ihn in Schnee begräbt. Jetzt verstanden?“ Ja, ich hatte verstanden. Sie würden Yuudai töten. „Was für ein Verbrechen hat er denn genau begangen?“ Es seltsam, ihn jetzt plötzlich zu verteidigen. Aber der Tod? Das war eindeutig übertrieben. „Er hat eine Regel gebrochen. Die Regel lautet: Kein Phönix darf gezwungen werden, der Organisation beizutreten. Hätten wir jemanden unfreiwillig hier, könnte dieser jemand beginnen, uns von innen heraus zu vernichten. Hier gibt es keine anderen Strafen ausser den Tod.“ Das war ganz offensichtlich sein letztes Wort dazu, denn er verliess mit den Worten „Ich erwarte deine Antwort.“ das Zimmer. Nach einer Weile gingen auch Yukio und ich. Draussen fanden wir, zu meiner Überraschung Shin und Sayuri im Gang stehend. Sie umarmten sich, küssten sich. Und als ob das nicht schon Neuigkeiten genug gewesen wären, erinnerte ich mich in diesem Moment an Sayuris Fluch. Ich konnte, und wollte, mir gar nicht erst vorstellen, wie schmerzvoll es für Shin sein musste. Wie viele Tode er starb. Aber ich wollte mich nicht einmischen. Die zwei sahen glücklich aus. Sie hatten es verdient. Wir vier liefen zusammen nach Hause. Ich hielt Yukios Hand. Weder Shin noch Sayuri fragten mich, was der Alte mit erzählt hatte, doch noch am selben Abend erklärten Yukio, ich und Shin Sayuri alles über die Phönixe. Das meiste an Sprechen übernahmen Shin und Yukio. Ich war still, sagte selten etwas, dachte nach. Ich hatte eine Entscheidung zu fällen. Und ich würde sie fällen. Noch heute Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)