Keep living von Seira-sempai (even though it is difficult.) ================================================================================ Kapitel 1: Nothing but impossible (nichts außer unmöglich) ---------------------------------------------------------- „Athrun!“, rief Kira, bevor er die Waffe des Aegis mit Strikes Schwert in der Mitte durchtrennte. Der abgetrennte Teil dieser explodierte nur eine Sekunde später. „Leutnant Yamato, geh nicht zu weit ran.“, hörte er die Stimme von Natarle Badgiruel, doch Kira ignorierte das. Er ignorierte es nicht nur, sondern widersetzte sich bewusst. „Verschwinde endlich!“, schrie er zum Pilot von Aegis, „Ihr seid besiegt.“ „Was?“, kam es wütend von Athrun, bevor dieser Kira erneut angriff. „Hör auch, Athrun. Ich will nicht mehr kämpfen.“, rief Kira. Immer noch zeigte sich keine Reaktion des Gegners. Kira war gezwungen, weiter gegen Aegis zu kämpfen. „Was sagst du da?“, schrie der Pilot von diesem. „Schieß mich doch einfach ab! Du sagtest doch auch... Du sagtest, du würdest mich abschießen!“ Kira schleuderte die Maschine ein paar Meter zurück. Aegis kam am Boden auf. Die Panzerung verschwand, die gesamte Energie war aufgebraucht. „Athrun!“, rief Kira wieder, in der Hoffnung, seinen besten Freund noch umstimmen zu können. Er wollte ihn nicht töten müssen! Plötzlich hörte er eine zweite Stimme: „Athrun, geh zur Seite!“ Er hob das Schwert, um die Gliedmaßen des Aegis abzutrennen. Blitz kam auf ihn zu, rannte in die Schwungbahn des Schwertes hinein. Bevor Kira überhaupt realisierte, was gerade passierte, steckte das Schwert schon im Cockpit. So schnell er konnte, deaktivierte er das Schwert und zog es zurück. Doch der Schaden war bereits angerichtet. Kira wich einige Schritte in seiner Einheit zurück. Erschrocken betrachtete er, was er gerade getan hatte. Dann hörte er erneut die Stimme des Piloten: „Athrun, verschwinde!“ Im selben Augenblick explodierte Blitz. Kira, am ganzen Körper zitternd, starrte auf seine Hände und ballte diese zu Fäusten. Aber das Zittern wollte nicht stoppen. Stattdessen kämpfte er jetzt auch gegen die aufkommenden Tränen an. Was hatte er getan?! „NICOL!“ Athruns Schrei verhallte in seinem Ohr, wollte nicht mehr verschwinden. Die Überreste vom Blitz qualmten. Kira konnte es noch immer nicht fassen. Er hatte ihn umgebracht, einen Freund von Athrun! Das durfte nicht wahr sein. Aegis verschwand, gemeinsam mit dem Duel und dem Buster. Irgendwo im Hintergrund hörte Kira, wie Natarle Badgiruel ihn anschrie und eine Moralpredigt hielt. Wieder starrte er auf die Trümmer, dann auf die Archangel. Er bekam einen Rückzugsbefehl. Aber er konnte seinen Blick einfach nicht von den Überresten der Mobile Suit wenden. Es wäre nicht richtig. Jetzt einfach zu gehen, wäre nicht richtig! Aber was sollte er dann tun? Zurück auf das Schiff gehen? Und was, wenn der Pilot noch am Leben war? Kira schaute auf den Teil der Trümmer, wo er das Cockpit vermutete. Es war nicht möglich! Der Pilot konnte das unmöglich überlebt haben, aber was, wenn doch? Kira konnte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, jetzt auf die Archangel zurückzukehren, ohne nachgesehen zu haben, ob der Pilot wirklich tot war oder... Er steuerte Strike direkt auf die Trümmer zu, suchte über die Kamera nach Hinweisen. Aber er fand nichts, weshalb er seine Maschine verließ. Er kletterte über die Reste der Mobile Suit, bis er an der Stelle ankam, wo sich das Cockpit befunden hatte. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Überrascht drehte Kira sich um und blickte in das Gesicht von Mwu La Fllaga, einem Mann mir blonden Locken und blauen Augen. „Was soll das hier werden, wenn es fertig ist?“, fragte dieser. Kira riss sich los. „Was suchst du? Du kannst dem Piloten nicht mehr helfen. Er ist tot. Das einzige, was du hier finden wirst, sind seine Überreste!“, versuchte der Major auf ihn einzureden. Vergebens. Kira hörte nicht auf ihn. Stattdessen kletterte der Sechzehnjährige zum Cockpit, oder besser gesagt dem, was davon übrig geblieben war und schaute sich aufmerksam um. Er entdeckte eine Hand zwischen den Trümmern. Sofort entfernte Kira den Teil von ihnen, der ihn behinderten. Zum Vorschein kam der Pilot vom Blitz. Seine eigentlich rote ZAFT Uniform hatte an einigen Stellen jetzt eine schwarze Farbe. Er lag auf dem Bauch. Vorsichtig, immer noch am ganzen Körper zitternd, drehte Kira ihn um, darauf gefasst, dass er jetzt das Schlimmste sehen könnte. Als er kurz in das Gesicht des Piloten sah, es hatte einige Schnittwunden, welche wahrscheinlich davon stammten, dass das Glas im Helm zersplittert war, glaubte er, etwas gesehen zu haben, eine Reaktion. Aber das konnte nicht sein! Das war unmöglich, oder etwa doch nicht? Vorsichtig nahm Kira dem Verletzten den Helm ab, welchen er gleich danach unachtsam zur Seite warf. Dann öffnete er den Druckanzug ein Stück und fühlte den Puls. Tatsächlich! Er war noch da, wenn auch sehr schwach. Kiras Beine gaben nach und er fiel auf die Knie. Wie war das möglich? Er müsste doch eigentlich tot sein... Doch der Sechzehnjährige freute sich, dass er das nicht war. Aber die Freude hielt nicht lange. Kira bemerkte eine tiefe Verletzung am Bauch des Piloten. Er brauchte schnell ärztliche Versorgung, sonst würde er sterben! Der Sechzehnjährige ballte seine Hände zu Fäusten. Er musste ihm helfen, immerhin war er ein wichtiger Freund von Athrun, aber wie sollte er das schaffen? Wieder spürte der Sechzehnjährige eine Hand auf seiner Schulter. „Ich sagte doch, er ist tot. Was hast du erwartet?“, hörte er die Stimme des Majors. „Er lebt noch...“, widersprach Kira leise. Mwu gab einen Überraschten Laut von sich, bevor er sich neben Kira kniete und ebenfalls den Puls fühlte. „Tatsächlich...“, murmelte der Mann nach einigen Sekunden. Dann sah er in das Gesicht des Jungen. „Armer Junge. Er scheint erst in deinem Alter zu sein.“ Kira nickte. „Können- ...Können Sie nicht irgendetwas für ihn tun?“, fragte er unsicher. „Häh?“, entgegnete der Major. „Bitte.“, flüsterte Kira leise, „Er muss behandelt werden, sonst stirbt er.“ Zuerst sah es so aus, als würde der Major ablehnen, doch als dieser Kira ins Gesicht sah, schien er auf einmal seine Meinung zu ändern. „Ich werde mit dem Kapitän reden.“ Er gab der Archangel ein Signal. „Danke...“, murmelte Kira. Der Mann grinste ihn an. „Dafür wischst du dir aber jetzt die Tränen aus dem Gesicht!“ Peinlich berührt setzte der Sechzehnjährige seinen Helm ab und wischte sich mit dem Handrücken der linken Hand mehrfach über das Gesicht. Ihm war nicht aufgefallen, dass er angefangen hatte, zu weinen. Er hatte es einfach nicht bemerkt „Schon besser.“, hörte er den Major sagen, „ Aber wenn du nächstes mal einen Helm nach mir wirfst, helfe ich dir nicht mehr. Du hättest mich um ein Haar getroffen!“ „’tschuldigung...“, nuschelte Kira und wendete seinen Kopf ab. Die Archangel landete neben ihnen. Major La Fllaga rannte auf das Kriegsschiff der Erdallianz zu und rief dem Wartungsteam irgendetwas zu. Aber Kira konnte es nicht verstehen. Wenig später kamen die Sanitäter aus dem Schiff gerannt, zwei von ihnen mit einer Trage. Sie knieten sich ebenfalls neben den verletzten Pilot und untersuchten diesen kurz, bevor sie ihn vorsichtig auf die Trage hoben und schnellstmöglich auf das Schiff brachten. Langsam folgte Kira ihnen. Kaum hatte er das Schiff betreten, war er auch schon vom Wartungsteam umstellt. Einige klopften ihm auf die Schulter, andere klatschten Beifall. „Gut gemacht, Kleiner!“, hörte er Kojiro Murdock sagen, „Endlich hast du einen von ihnen erwischt! Hoffentlich müssen die anderen auch bald dran glauben.“ Kira erstarrte. Die Worte hatten ihn tief getroffen. Als Murdock ihm die Hand auf den Kopf legte, riss sich der Sechzehnjährige los. „Lasst mich in Ruhe!“ Er stürmte aus dem Hangar und rannte die Gänge der Archangel entlang. Wieder sammelten sich Tränen in seinen Augen, aber das war ihm jetzt egal. Er wischte sie sich auch nicht weg. Wie konnte Murdock nur so etwas sagen? Hatte er den schwer verletzten ZAFT Soldaten nicht gesehen? Nein, er musste es wahrgenommen haben! Die Sanitäter hatten ihn durch den Hangar getragen. Murdock wollte die Verletzungen dieses Jungen also nicht sehen... Verständlich, immerhin gehörte er zur Erdallianz und ZAFT war ihr Feind, aber trotzdem konnten sie doch nicht einfach... Kiras Tempo verlangsamte sich immer mehr, bis er irgendwann ganz stehen blieb. Der Pilot war nicht älter gewesen als er selbst und außerdem ein Freund von Athrun. Noch immer sah er den verletzten Piloten vor seinem inneren Auge und hörte Athruns Schrei in seinem Kopf. So verletzt hatte Kira ihn noch nie gehört. Der Junge musste ihm viel bedeuten, sehr viel. Ob Athrun auch so geschrieen hätte, hätte es ihn erwischt, anstelle des anderen Piloten? Wahrscheinlich nicht... Der Junge war sein Verbündeter und sie waren Feinde. Kraftlos ließ er sich an einer nahegelegenen Wand hinuntersinken, bevor er leise den Namen des Piloten murmelte: „Nicol...“ „Kira Yamato, bitte unverzüglich auf der Brücke melden und wage es ja nicht, auch nur noch einen Befehl zu missachten.“, erklang eine Durchsage von Leutnant Badgiruel. Kapitel 2: Detention (Arrest) ----------------------------- „Kira Yamato, bitte unverzüglich auf der Brücke melden und wage es ja nicht, auch nur noch einen Befehl zu missachten.“, erklang eine Durchsage von Leutnant Badgiruel. Kira zuckte zusammen, hob fragend seinen Kopf, blieb aber sitzen und starrte weiterhin auf den Boden. Er zitterte am ganzen Körper und es wollte einfach nicht aufhören. Er hatte seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. Seine Gedanken wanderten wieder zu dem Piloten. Er hatte es nicht gewollt. Er hatte ihn nicht verletzen wollen, nicht so schwer. Warum hatte er nur auf das Cockpit gezielt? Es musste noch einen anderen Weg gegeben haben, den Angriff abzuwehren, ohne den Piloten zu töten. Aber was hatte er getan? Athrun würde ihm das sicher nie verzeihen. Niemals. Kira hoffte, der Pilot würde irgendwie überleben. Wenn nicht, dann... Wenn die Ärzte ihn nicht retten konnten, dann... Wenn er starb, dann... Er hätte ihn umgebracht! „Kira Yamato, bitte unverzüglich auf der Brücke melden!“, wiederholte Leutnant Badgiruel ihre Durchsage und riss Kira aus seinen Gedanken. Immer noch am ganzen Körper zitternd stützte er sich mit einer Hand an der Wand ab und versuchte wieder auf die Beine zu gelangen. Aber noch bevor er es geschafft hatte, gaben seine Knie nach und er fiel wieder auf den Boden und stützte sich mit den Händen ab. Was war nur mit ihm los? Warum konnte er nicht aufstehen? Er würde eine Menge Ärger bekommen, meldete er sich jetzt nicht auf der Brücke. Nur, wie sollte er hinkommen, in seinem Zustand? Noch einmal versuchte Kira, aufzustehen. Diesmal gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben. Sich mit einer Hand an der Wand abstützend schleppte er sich in Richtung Brücke. Doch weit kam er auch diesmal nicht. Nach etwa zwanzig Metern gaben seine Knie erneut nach und er kippte nach vorn. Darauf gefasst, wieder auf dem harten Boden zu landen, schloss Kira seine Augen, nur um sie einen Augenblick später verwundert aufzureißen. Er war gegen etwas Weiches gefallen! „Alles in Ordnung, Junge?“, hörte er die Stimme des blonden Majors. „Major La Fllaga? “, fragte Kira vorsichtig. „Ich habe dich schon überall gesucht.“, sagte der Mann und zog ihn wieder auf die Beine, „Leutnant Badgiruel ist ziemlich wütend auf dich.“ Dann sah er Kira direkt in das Gesicht. Der ernste und leicht ärgerliche Ausdruck in diesem wich und machte einem besorgten Platz. „Aber das hat Zeit. In diesem Zustand kann ich sie nicht auf dich loslassen.“ Der blondhaarige Mann setzte Kira wieder hin, mit dem Rücken zur Wand und kniete sich vor ihn. „Kopf hoch. Ich habe mit dem Kapitän gesprochen. So schlimm kann es nicht werden. Immerhin hast du den Pilot nicht ohne Erlaubnis an Bord gebracht und er stellt auch keine Gefährdung für die Crew dar. Ich schätze, du wirst mit einer Verwarnung und im schlimmsten Fall ein paar Tagen Arrest davonkommen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es falsch war, überhaupt erst nachzusehen, ob er noch am Leben war.“ War das sein Ernst? Er hätte einfach verschwinden und ihn sterben lassen sollen? Kira lächelte schwach, bevor er widersprach. „Es war nicht falsch, nur gegen die Regeln.“ Major La Fllaga grinste ihn schief an. „Da magst du vielleicht Recht haben, aber erwähn das lieber nicht vor den anderen.“ Der junge Pilot nickte schwach. Er schluckte, bevor er dem Major direkt in die Augen sah. „Wissen Sie schon etwas über den Piloten? Ist er...?“ Der Mann schüttelte seinen Kopf. „Sie mussten ihn vorhin wiederbeleben. Momentan ist er bewusstlos, aber sein Zustand ist noch kritisch. Er ist schwer verletzt. Du hast die Wunde doch gesehen. Nicht einmal die Ärzte wissen, ob er durchkommen wird. Sie versuchen ihr Bestes. Deshalb nimm es ihnen bitte nicht übel, wenn sie es nicht schaffen sollten.“ Kira nickte. Er ballte seine Hände zu Fäusten, um nicht wieder die Fassung zu verlieren und hemmungslos loszuweinen. Der Blick des Majors wurde wieder Ernst. „Das scheint dich ziemlich hart getroffen zu haben. Der Pilot... Kennst du ihn?“ Verwundert schaute Kira den Mann an, dann schüttelte er seinen Kopf. „Gut, das wollte ich nur wissen. Ansonsten sähe es echt schlecht aus für dich. Du lügst mich doch nicht an, oder?“, wollte der Major wissen. Wieder schüttelte Kira seinen Kopf. „Was soll das werden, wenn es fertig ist?“, hörte Kira plötzlich die Stimme von Leutnant Badgiruel. Die junge Frau stand direkt hinter dem Major und sah ihn und den jungen Piloten streng an. Man konnte ihr im Gesicht ablesen, dass sie eine Erklärung verlangte. „Yamato, warum haben Sie sich nicht auf der Brücke gemeldet?“, fragte sie. „Ganz ruhig, Leutnant.“, sprach Major La Fllaga, „Kira ist zusammengeklappt. Ich hatte vor, ihn auf die Brücke zu bringen, sobald er wieder in der Lage ist, aufzustehen.“ Die Frau schnaubte. „Das wird jetzt nicht mehr nötig sein. Yamato wurde wegen wiederholter Missachtung sämtlicher Befehle und unerlaubter Bergung eines Feindes verwarnt und zu einer Woche Arrest verurteilt. Noch irgendwelche letzte Worte?“ Kira schüttelte seinen Kopf. Er war nicht mehr fähig, zu sprechen. Außerdem hätte er dadurch alles nur noch schlimmer gemacht. Es war wohl das Beste, er saß seine Strafe ab, ohne sich zu beschweren. Eine Woche war ja keine lange Zeit. „Wenn sie ihn bitte abführen würden, Major.“, setzte Leutnant Badgiruel fort. La Fllaga nickte. „Kira?“ Der Angesprochene stand vorsichtig auf und ließ sich widerstandslos von dem Mann in seine Zelle führen. Kaum waren sie außer Hörweite der Anderen, sprach der Major ihn erneut an. „Ich habe vom Watungsteam gehört, du seiest einfach davongerannt. Was haben sie zu dir gesagt?“ Kira starrte auf den Boden. „Hoffentlich müssen die anderen auch bald dran glauben.“ Der blondhaarige Pilot sah ihn streng an. „Ich weiß, es war in dieser Situation nicht gerade angebracht, von ihnen, aber sie haben Recht. Töten wir sie nicht, töten sie uns.“ „Ich weiß das.“, schrie Kira. Er wusste es. Aber trotzdem. Er wollte es nicht. Er wollte nicht auf Athrun schießen, ihn verletzen oder gar töten. Er konnte es nicht. Athrun war sein bester Freund. Bester Freund... Durfte er ihn überhaupt noch so nennen? Nach dem, was er getan hatte? Sicher nicht! Der Major schob ihn in eine Zelle und verriegelte diese danach. Kira sah sich etwas um. Außer einem Bett, einer Toilette und einem Waschbecken gab es hier nichts. Aber das war auch egal. Immerhin musste er es nur für eine Woche hier aushalten. Es gab Schlimmeres. Nur leider hatte er jetzt sehr viel Freizeit, Zeit, sich Gedanken zu machen, über den letzten Kampf gegen ZAFT und dem Piloten. Kira wusste, der Pilot hätte ihn getötet, ohne nur mit der Wimper zu zucken. Aber trotzdem fühlte er keinen Hass gegen ihn, nicht ein kleines Bisschen. Warum? „Kira?“, vernahm er unerwartet die Stimme von einem seiner Freunde. Er zuckte zusammen, bevor er in die Richtung sah, aus welcher er gerufen worden war. Tolle stand vor der Zelle, mit einem Tablett, seinem Essen, in den Händen. Dieses schob er in die Zelle. Schweigend nahm Kira es entgegen. Aber anstatt etwas zu essen, betrachtete er die Speisen nur appetitlos. „Ich habe keinen Hunger.“, murmelte er und schob das Tablett wieder aus der Zelle. Er hörte, wie Tolle seufzte. „Was ist mit dir los, Kira? Ist es wegen dem Piloten? Das ist doch nicht deine Schuld. Er wollte dich töten, nicht du ihn. Ich habe es gesehen. Du hast dich nur verteidigt. Hättest du nicht-“ „Tolle!“, unterbrach Kira ihn lautstark. Sein Freund zuckte zusammen und sah ihn daraufhin verdutzt an. „J- Ja?“ „Hätte ich einen deiner Freunde getötet, würdest du mir das verzeihen? Hätte ich Sai oder Kuzzey vor deinen Augen getötet, könntest du mir verzeihen?“, fragte Kira mit fester Stimme. Tolle starrte ihn geschockt an. „K- Ki... ra... W- Was redest du denn da, Kira? Du würdest doch nie im Leben einen meiner Freunde umbringen.“ „Stell dir vor, ich hätte es getan!“, forderte der Mobile Suit Pilot, „Würdest du ihn rächen? Würdest du mich dafür töten?“ „K- Kira, ich...“, stotterte Tolle, dann riss er plötzlich seine Augen auf. „Es ist wegen deinem Freund, dem Pilot vom Aegis, habe ich Recht?“, fragte er mitfühlend. Kira nickte. „Blitz ist explodiert. Ich habe direkt auf das Cockpit gezielt. Athrun denkt, ich hätte ihn umgebracht. Du hast es nicht gehört, wie er kurz nach der Explosion den Namen des Piloten geschrieen hat. So verzweifelt und verletzt habe ich ihn noch nie gehört. Das nächste Mal, wenn ZAFT angreift, wird er mich wahrscheinlich abschießen. Denn ich kann es nicht. Ich kann ihn nicht umbringen. Er war mein bester Freund.“ „Jetzt warte doch mal!“, rief Tolle, „Noch ist der Pilot nicht tot.“ „Er wird aber sterben!“, antwortete Kira im selben Tonfall, „Ich habe seine Verletzungen gesehen. Es ist unmöglich, dass er es überlebt.“ „Trotzdem...“, flüsterte Tolle leise, „Du hast versucht, ihn zu retten. Zählt das als gar nichts?“ „Und was soll ich Athrun sagen?“, schrie Kira seinen Freund an, „Tut mir Leid, dass ich deinen Freund umgebracht habe. Ich habe ja danach versucht, ihn zu retten, aber es war leider schon zu spät?“ Kapitel 3: Fight (Kampf) ------------------------ Der Arrest war aufgehoben. Kapitän Murrue hatte ihn von einer Woche auf zwei Tage verkürzt und Kira konnte sich denken, wer dafür verantwortlich war: Major La Fllaga. Sicher hatte der blondhaarige Mann ihm mal wieder geholfen, wie er es eigentlich fast immer tat. Gerade lief Kira durch die Gänge der Archangel. Er war auf dem Weg zum Krankenzimmer. Seine Freunde hatten ihm gesagt, der Pilot vom Blitz sei dort und wäre momentan auch noch am Leben. Natürlich hatte Kira das anfangs nicht geglaubt, aber jetzt wollte er trotzdem nachsehen, zu sehr hoffte er, dass Miriallia und Sai die Wahrheit gesagt hatten. Mit Tolle hatte er seit seinem Gefühlsausbruch in der Zelle nicht mehr gesprochen. Einige Male hatte Kira versucht, sich zu entschuldigen, hatte es aber nie geschafft. Vor dem Krankenzimmer blieb der Sechzehnjährige stehen. Er hob seine Hand und wollte klopfen. Doch was war, wenn die Informationen seiner Freunde nicht der Wahrheit entsprachen, wenn der Pilot bereits tot war? Mit den Verletzungen, die er ihm zugefügt hatte, wäre das nicht weiter wunderlich gewesen. Es grenzte schon an ein Wunder, dass der Junge nach der Explosion überhaupt noch am Leben gewesen war. Entschlossen schüttelte Kira seinen Kopf. So durfte er nicht denken. Endlich klopfte er gegen die Tür und wartete, ob sich in dem Raum etwas tat. Nach einem Augenblick hörte er ein leises „Herein?“ von einem der Ärzte, so ordnete er die Männerstimme jedenfalls ein. Kira betrat den Raum. Sofort wanderten alle Augenpaare in seine Richtung. Einige Sekunden später kam einer der Ärzte auf ihn zu und führte ihn vor eines der Betten. Als Kira genauer hinsah, erkannte er den Piloten vom Blitz darin. Der ZAFT Soldat sah schrecklich zugerichtet aus. Sein ganzes Gesicht wies Schnittwunden auf, überall waren Schläuche und Kabel angebracht, welche wiederum mit den verschiedensten Messgeräten verbunden waren, und der schwer Verletzte war sogar an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Kira spürte, wie sich alles in ihm verkrampfte. Er ballte seine Hände zu Fäusten, um seinen Gefühlen nicht wieder freien Lauf zu lassen, als er leise fragte: „Wie geht es ihm?“ Der Arzt schüttelte seinen Kopf. „Das kann ich noch nicht sagen. Wir konnten ihn zwar etwas stabilisieren, aber sein Zustand ist noch immer mehr als kritisch. Die Wahrscheinlichkeit, dass er die nächsten vierundzwanzig Stunden überlebt liegt bei etwa zehn Prozent.“ Der Sechzehnjährige spürte, wie die Tränen ihm in die Augen stiegen. Das hatte er nicht gewollt! Dieser Junge hatte doch nur Athrun helfen wollen und jetzt musste er dafür wahrscheinlich sterben?! Die Welt war ungerecht! Ohne den Arzt noch eines Blickes zu würdigen, rannte Kira aus dem Zimmer, die Gänge entlang, bis er im Hangar angekommen war. Vor dem Strike, seiner Einheit, blieb er stehen. Das Tori, was bis jetzt die ganze Zeit über ruhig auf seiner Schulter gesessen hatte, schmiegte sich an sein Gesicht, als wolle es ihn trösten. Sofort musste Kian wieder an Athrun denken. Er sah das Gesicht seines ehemals besten Freundes vor seinem inneren Auge, wie sie sich vor Jahren verabschiedet hatten und als er ihm in Orb Tori zurückgebracht hatte. Dann hörte er wieder den verzweifelten Schrei. „Nicol!“ Kira musste an Andrew Waldfeld denken, an die letzten Worte dieses Mannes: „Wir haben keine andere Wahl als zu kämpfen, so lange wir Feinde sind. Wir werden kämpfen, bis einer von uns stirbt!“ Feinde..., schoss es Kira durch den Kopf und er dachte wieder an Athrun. War er... Athruns Feind? Er war es, richtig? Und das ließ sich durch nichts wieder rückgängig machen. Nach einer Weile setzte Kira sich an eine nahe liegende Wand und schlang die Arme um die Knie. Er wollte jetzt niemanden treffen und nur hier würden sie ihn vielleicht nicht suchen. Tori saß ruhig auf seiner Schulter. Plötzlich ging der Alarm los. „Alle Mann auf ihre Position. Alarmstufe Eins!“, sagte eine Männerstimme über die Sprechanlage. Kira zuckte zusammen und sprang auf. Er rannte zu den Schränken, in denen sein Druckanzug verstaut war. Unterwegs traf er auf Flay, eine gute Freundin von ihm, rannte aber an ihr vorbei als sei nichts gewesen. „Kira!“, rief sie ihn und er blieb stehen, drehte sich in ihre Richtung. „Kira...“, setzte das Mädchen an, „Kira... Ich...“ „Tut mir Leid.“, unterbrach Kira sie. „Nicht jetzt. Wenn ich wieder zurück bin...“ Er setzte seinen Weg fort, ohne noch einmal in Flays Richtung zu sehen. Er hatte es eilig. Schnell zog er sich um und stieg in seine Einheit, und kaum saß er in der Mobile Suit, begannen auch schon die Startvorbereitungen. „Kira?“, baute Major La Fllaga eine Verbindung zu ihm auf. „Ja.“, antwortete Kira. „Bist du in Ordnung?“, fragte der blondhaarige Mann ihn. Wieder antwortete Kira mit einem „Ja.“. Dann startete er den Strike und verließ die Archangel. Direkt vor ihm befanden sich Aegis, Buster und Duel. Diese drei Mobile Suits griffen ihn auch sofort an. Major La Fllaga griff in den Kampf ein und lockte den Buster weg von ihm. Jetzt musste Kira nur noch gegen Athrun und den Piloten vom Duel kämpfen, aber auch das war nicht einfach. Feuerte er auf einen von ihnen, schoss der andere in der Zwischenzeit auf ihn. Einige Raketen der Feinde trafen die Archangel und beschädigten das Schiff. Einen Augenblick war Kira deswegen unaufmerksam, schon befand sich der Duel direkt vor ihm und trat gegen seine Einheit, schleuderte ihn zurück. Noch im Flug zielte Kira auf das Bein der feindlichen Einheit und schoss. Er traf dieses auch und es explodierte kurz darauf. Doch der Pilot schoss weiter auf ihn, traf auch seine Waffe, die daraufhin ebenfalls explodierte. Kira hatte keine Zeit, sich zu erholen, bereits im nächsten Augenblick griff Athrun ihn an. Der Aegis und der Strike landeten auf einer Insel, während es begann, zu regnen. Die beiden Mobile Suit Piloten kämpften bis aufs Äußerste, das wusste Kira. Athrun machte ernst. Er hatte vor, ihn zu töten, das war sicher. Aus dem Regen wurde ein heftiges Gewitter. „Kira!“, hörte der Sechzehnjährige seinen ehemals besten Freund seinen Namen rufen, während der Kampf zwischen ihnen immer mehr aus dem Ruder geriet, „Du hast Nicol umgebracht!“ Hass war in Athruns Stimme zu hören. „Du hast Nicol umgebracht!“, schrie er erneut und griff den Strike mit der vollen Kraft von Aegis an. Kira schüttelte seinen Kopf. Das hatte er nicht, noch nicht. Noch lebte der Pilot, aber er schaffte es nicht, Athrun das zu sagen. Gerade noch so konnte Kira einem Beam ausweichen, als er erneut seinen Namen hörte. „Kira!“ Das war Tolles Stimme! Strikes Pilot riss seine Augen auf. „Tolle, nicht! Komm nicht näher!“, schrie er. Aber Tolle hörte nicht. Er steuerte seinen Sky Crasper auf Athruns Aegis zu und feuerte eine Rakete ab, welche die rote Einheit einfach auswich. Jetzt zielte Athrun auf das Kampfflugzeug, schoss und traf es genau. Am Himmel erschien eine Explosion. Kira zitterte am ganzen Körper. Geschockt starrte er auf die Stelle, an der sich bis vor wenigen Sekunden noch sein Freund befunden hatte, bevor er dessen Name schrie. „Tolle!“ Tränen sammelten sich in Kiras Augen und in ihm wuchsen sämtliche Emotionen, wie Hass, Wut, aber auch Trauer und Verzweiflung. Doch trotzdem blieb sein Verstand seltsam klar, als er auf Athrun zusteuerte, der es ihm gleich tat. „Athrun!“, schrie Kira. Diesmal kämpfte er völlig ernst. Er hatte vor, Athrun zu töten, seinen ehemals besten Freund. Er holte mit Strikes Schwert aus und schnitt Aegis einen Arm ab. Dann trat er gegen dessen Kopf und schleuderte die Einheit zurück. Athrun landete mit der stark beschädigten Einheit am Boden und sprang wieder ab. „Ich werde dich umbringen!“, schrie er und Kira hörte es, da die Verbindung zwischen den Einheiten noch nicht wieder getrennt war. Athrun trennte Strikes Schutzschild ab, während Kira das gleiche mit dem Kopf vom Aegis tat. Keiner von beiden verteidigte mehr, sie holten nur noch zu Gegenschlägen aus. Athrun beschädigte das Cockpit vom Strike, so dass jetzt ein großes Loch in der Wand von diesem war, wodurch Kira nach draußen schauen konnte. „ATHRUN!“, schrie der Sechzehnjährige! „KIRA!“, kam es von seinem Gegner in der gleichen Lautstärke. Aegis packte den Strike und die Laserkanone der roten Einheit befand sich jetzt genau vor dem Loch im Cockpit des Strike. Kira riss seine Augen auf, doch gerade als er dachte, er sei tot, verschwand auf einmal die Phasenverschiebungspanzerung vom Aegis. Anscheinend war diesem die Power ausgegangen. Kira witterte seine Chance, richtete seine letzte noch halbwegs unbeschädigte Waffe auf das Cockpit vom Aegis wollte abdrücken, doch dann stoppte er. Vor seinem inneren Auge sah er Athrun, in ihrer Kindheit auf dem Mond, der ihn anlächelte. Kira konnte es nicht. Er konnte Athrun nicht umbringen. Für ihn war der ZAFT Soldat immer noch der Junge, der einst sein bester Freund gewesen war, obwohl er Tolle getötet hatte. Durch diesen kleinen Gefühlsausbruch verlor Kira wichtige Sekunden. Athrun hatte inzwischen seine Einheit verlassen und Kira wusste, was jetzt kommen würde. Er gab einen erschrockenen Laut von sich und riss seine Augen auf, als im selben Augenblick Aegis sich selbst zerstörte und die gesamte Umgebung in die Luft flog. Kira spürte eine enorme Hitze und starken Schmerz. Danach wurde alles schwarz. Kapitel 4: Encounter (Begegnung) -------------------------------- In einem vom Dämmerlicht erhellten Raum lag ein sechzehnjähriger Junge mit dunkelblauem Haar. Seine Augen waren geschlossen, als schliefe er, aber er bewegte sich nicht. Er war bewusstlos und seine regelmäßigen Atemzüge hoben und senkten seinen Brustkorb. Lange lag der Junge so da, doch dann kam er langsam wieder zu Bewusstsein. Er öffnete seine Augen und sah sich verwundert um. Über ihn schien durch ein kleines Fenster Dämmerlicht in den Raum, in den er sich befand. Es blendete ihn und er kniff sein Augen zusammen, verstand nicht, was passiert war und wieso er sich an so einen Ort befand. Der Blick des Jungen fiel auf seinen Arm. Erst als er den Verband an diesem erblickte bemerkte er, dass er anscheinen verletzt gewesen war und ihn jemand behandelt haben musste. Warum war ihm das nicht aufgefallen? Und warum konnte er sich nicht daran erinnern. Irgendetwas musste passiert sein, das war sicher. Langsam setzte der Junge sich auf. Doch das war leichter gedacht als es aussah. Es war nämlich nicht nur sein Arm verletzt. Und so stöhnte er vor Schmerz, was sie Aufmerksamkeit seines Bewachers auf sich zog. „Du bist aufgewacht?“ Ein Mädchen im selben Alter wie er stand nur wenige Meter von ihm entfernt und hatte eine Schusswaffe auf ihn gerichtet. Der Junge zuckte zusammen. Er kannte dieses Mädchen und konnte sich nicht erklären, wie sie hier herkam. Der Name des war Cagalli und sie war die Tochter des Repräsentanten von Orb. Sie hatten sich vor einigen Wochen auf einer kleinen Insel getroffen. „Du bis in einem Orbflugzeug.“, sagte Cagalli und ihre Stimme klang kalt, „Wir haben dich hier hergebracht, nachdem wir dich bewusstlos am Strand gefunden haben.“ So langsam schien Athrun zu realisieren, wie es gerade um ihn stand. „Orb?“, fragte er und wendete seinen Blick ab, „Was will ein neutrales Land wie Orb von mir? Oder gehören sie jetzt zur Erdallianz?“ Er zog sich die Nadel des Tropfes aus dem Arm. „Ich will dich etwas fragen.“, kam es hart von Cagalli, „Warst du derjenige, der den Strike zerstört hat?“ Athrun riss seine Augen auf. Erst jetzt erinnerte er sich wieder daran, was passiert war und woher seine Verletzungen stammten. Wie hatte er das nur vergessen können? „Das ist richtig.“, flüsterte er und seine Stimme klang seltsam kraftlos. Cagalli zuckte zusammen und gab einen geschockten Laut von sich. „Was ist mit dem Piloten passiert?“, fragte sie dann ungewöhnlich ruhig, „Konnte er seine Einheit verlassen, wie du es getan hast? Oder...?“ Das Mädchen stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. „Wir konnten Kira nicht finden! Sag etwas!“ Die letzten beiden Worte schrie Cagalli. „Er wurde...“, setzte Athrun schwach an und starrte auf den Boden, „... von mir umgebracht.“ Cagalli schnappte geschockt nach Luft. Fassungslos starrte sie Athrun an. „Ich habe ihn umgebracht.“, flüsterte dieser. Er verstand es nicht. Wieso fühlte es sich so falsch an. Er hatte einen gefährlichen Feind getötet und trotzdem fühlte er sich als hätte er seinen besten Freund umgebracht. „Ich... habe ihn mit Aegis ergriffen und selbstzerstört.“, erzählte er, wie es genau abgelaufen war. Auch Athrun kämpfte inzwischen mit den Tränen und seine Stimme zitterte. „Es ist nicht möglich, dass er entkommen sein könnte.“ Im selben Augenblick wie er geendet hatte, wurde er plötzlich von Cagalli am Kraken gepackt. Sie richtete seine Waffe auf ihn. Doch Athrun erzählte einfach weiter. Seine Stimme klang von Wort zu Wort vereletzter und es wurde immer schwerer, die Tränen zurückzuhalten.. „Es gab keinen anderen Weg! Um ihn loszuwerden...“ In Athruns Augen bildeten sich Tränen. Er konnte sie nicht länger zurückhalten. „Du Bastard!“, schrie Cagalli und warf ihn zurück auf das Bett. Sie richtete ihre Waffe direkt auf sein Gesicht und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie abdrückte. Doch zu Athruns Überraschung ließ sie ihn wieder los und entfernte sich einige Schritte von ihm. „Scheiße!“, schrie sie und schlug mit beiden Händen gegen die Wand. Athrun setzte sich währenddessen wieder auf. „Aber warum bin ich dann noch am Leben?“, sprach der die Frage aus, die ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf ging. Im Augenwinkel sah er, wie Cagalli mit vor Zorn verzerrten Gesicht in seine Richtung starrte. Auch sie weinte inzwischen. „Weil ich entkommen bin?“, setzte er seine Gedanken fort, „Oder war es, damit du mich erschießen kannst?“ Cagalli richtete wieder ihre Waffe auf ihn. Diesmal würde sie ganz sicher abdrücken! „Kira war unbeholfen! Ich habe nie gewusst, was er gedacht hat und er hat schnell geweint!“, warf Cagalli ihm unter Tränen an den Kopf, „Aber er war eine freundliche Person!“ Auf Athruns Gesicht bildete sich ein trauriges Lächeln. „Ich weiß.“, gestand Athrun, „Er hat sich wirklich kein Bisschen verändert. Er war schon immer so.“ „Du...?“, kam es ungläubig von Cagalli. „Er war eine Heulsuse, und kindisch...“ Athrun erinnerte sich noch genau an Kira, „Selbst mit seinen großen Fähigkeiten war er immer noch unbeholfen.“ „Du kanntest Kira?!“, vergewisserte sich Cagalli. „Ich kannte ihn. Seht gut sogar...“, hauchte Athrun, „Seit wir klein waren... Wir waren immer beste Freunde. Wir waren uns so nahe...“ „Aber dann... wieso?“ Cagalli schrie verständnislos ihn an und packte ihn erneut am Kraken, „Warum musstest du ihm umbringen?!“ „Ich weiß es nicht...“, schrie Athrun seine Gefühle heraus, „Ich weiß es nicht! Unsere Wege trennten sich und als ich ihn das nächste Mal sah, waren wir Feinde!“ „Feinde?“ „Ich habe ihm viele Male gesagt, er soll mit mir mitkommen! Er war ein Coordinator! Er war einer von uns! Es war falsch von ihm, auf der Erde zu sein.“ Athrun schrie alles heraus, was ihn in den letzten Monaten belastet hatte. Er konnte es einfach nicht mehr zurückhalten. „Du?“ Cagalli schien sprachlos, als sie seinen Teil der Geschichte hörte. „Aber er hat nie auf mich gehört! Er kämpfte gegen uns... verletzte unsere Leute... Er hat Nicol getötet.“ „Und deswegen hast du Kira umgebracht?!“ Der Zorn in Cagallis Stimme war nicht zu überhören, als sie ihm diese Frage stellte, „Du?!“ „Er war mein Feind!, schrie Athrun verzweifelt, „Was für ein andere Wahl hatte ich?!“ „Du Idiot!“, Cagalli packte ihn noch härter am Kraken und richtete ihre Waffe direkt auf seinen Oberkörper, „Warum musste das passieren? Warum musste es so enden?“ „Er hat Nicol umgebracht! Er liebte es auf seinem Piano zu spielen und war erst fünfzehn! Aber trotzdem hat er gekämpft um Plant zu beschützen!“ Athrun konnte den Schmerz, den Nicols Tod verursacht hatte noch nicht vergessen. „Kira hat auch gekämpft, um zu beschützen! Wenn du wirklich sein Freund warst... Warum musstest du ihn dann umbringen?!“ Darauf konnte Athrun nichts mehr erwidern. Er schluchzte wie ein kleines Kind und ließ seinen Tränen freien Lauf. „Töten, weil jemand getötet wurde... Getötet werden, weil man getötet hat... Glaubst du, dass es so jemals zu Frieden kommen wird?!“ Nach diesen Worten von Cagalli schwiegen die beiden sich an. Stumm liefen ihnen die Tränen über ihre Gesichter und sie schluchzten ab und zu, aber keiner sagte mehr ein Wort. Nach einer Weile verließ Cagalli dann das Zimmer. Wahrscheinlich um zu melden, dass sie die Suche nach Kira abbrechen konnten! Am nächsten Morgen saß Athrun schweigend auf seinem Bett und starrte auf den Boden, er wurde noch immer von Cagalli bewacht, als es an der Tür klopfte und ein Mann in Uniform hereintrat. „Die Eskorte ist eingetroffen.“ „Okay.“, murmelte Cagalli und ging auf den ZAFT Soldaten zu. „Athrun.“ Als der Angesprochene nicht reagierte, klopfte sie ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Hey! Die Eskorte ist hier.“ Zuerst verstand Athrun nicht, was Cagalli damit meinte, doch sie beantwortete ihn diese unausgesprochene Frage schnell. „Wir können keinen ZAFT Soldaten mit nach Orb nehmen.“ Noch immer zeigte sich Auf Athruns Gesicht keine Reaktion. „Scheiße.“, murmelte Cagalli und zog ihn auf die Beine, „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“ „Du bist wirklich eine seltsame Person.“, sagte Athrun endlich, was ihm durch den Kopf ging, „Soll ich dir danken? Ich bin mir gerade nicht ganz sicher...“ Dann lief er einfach an Cagalli vorbei. „Warte kurz!“, rief sie und rannte ihm hinterher. Kaum hatte Athrun sich wieder zu ihr umgedreht, hängte sie ihm auch schon etwas um den Hals. „Das ist ein Amulett von Houmea. Du bist zu unsicher. Es soll dich beschützen.“ Athrun war überrascht, zeigte es aber nicht. Das einzige, was er fragte, war: „Selbst wenn ich Kira umgebracht habe?“ „Ich will keinen mehr sterben sehen, egal wer es ist.“, antwortete ihm Cagalli auf diese Frage. Ohne sich von ihr zu verabschieden, stieg Athrun in ein kleines Boot, welches ihn zu einem ZAFT Schiff brachte. Ab der Tür dieses Schiffes standen Yzak und einige Soldaten, sie er nicht näher kannte. „Du Arsch!“, schrie Yzak, noch bevor er das Schiff überhaupt erreicht hatte, „Was fällt dir ein, so zurückzukommen?!“ Ein anderer zog Athrun, der sich inzwischen vor der Tür des Schiffes befand, in dieses hinein. „Strike ist zerstört.“, sagte Athrun kühl und lief an seinem Kamerad vorbei. Kapitel 5: Memory (Erinnerung) ------------------------------ Athrun saß halb liegend in seinem Bett in einer ZAFT Basis und schaute aus dem Fenster. Zumindest sah es danach aus, denn auf seinem Gesicht sah man keine Emotionen. Aber er bekam nicht das Geringste von dem, was sich um ihn herum abspielte mit, zu sehr war er in Gedanken vertieft. Er kämpfte mit seinen Erinnerungen, die einfach nicht von ihm ablassen wollten. Immer wieder sah er die letzten Momente vor Nicols Tod ablaufen, wie er mit Blitz Kiras Strike angegriffen hatte und Kira sich verteidigt hatte. Er hatte direkt auf das Cockpit gezielt, woraufhin Blitz kurz darauf explodiert war. Und obwohl Athrun gewusst hatte, dass Kira seinen Kameraden niemals hatte verletzen oder gar umbringen wollen, hatte er das in seinem Zorn ausgeblendet. Er hatte mit voller Kraft gegen Kira gekämpft und ihn gezwungen, das gleiche zu tun. Er sah alles noch vor sich, als sei es erst wenige Minuten her. „Kira!“, hörte er sich den Namen seines Besten Freundes rufen, während der Kampf zwischen ihnen immer mehr aus dem Ruder geriet, „Du hast Nicol umgebracht!“ Hass war in seiner Stimme zu hören. „Du hast Nicol umgebracht!“, schrie er erneut. „Kira!“, rief ein Junge, der anscheinend ein guter Freund von Kira war. „Tolle, nicht! Komm nicht näher!“, schrie Kira sofort. Im nächsten Augenblick steuerte ein Kampfflugzeug der Erdallianz auf den Aegis zu und feuerte eine Rakete ab, welcher Athrun einfach auswich. Jetzt zielte Athrun auf das Kampfflugzeug, schoss und traf es genau. Am Himmel erschien eine Explosion. „Tolle!“, schrie Kira verzweifelt. Dann steuerte er auf den Aegis zu. „Athrun!“Kira holte mit Strikes Schwert aus und schnitt Aegis einen Arm ab. Dann trat er gegen dessen Kopf und schleuderte die Einheit zurück. Athrun landete mit der stark beschädigten Einheit am Boden und sprang wieder ab. „Ich werde dich umbringen!“, schrie er und trennte Strikes Schutzschild ab, während Kira das gleiche mit dem Kopf vom Aegis tat. Keiner von beiden verteidigte mehr, sie holten nur noch zu Gegenschlägen aus. Athrun beschädigte das Cockpit vom Strike, so dass jetzt ein großes Loch in der Wand von diesem war, wodurch Kira nach draußen schauen konnte. „ATHRUN!“, schrie der Sechzehnjährige! „KIRA!“, kam es von Athrun in der gleichen Lautstärke. Aegis packte den Strike und die Laserkanone der roten Einheit befand sich jetzt genau vor dem Loch im Cockpit des Strike. Doch auf einmal verschwand die Phasenverschiebungspanzerung vom Aegis und die Anzeige meldete, dass die gesamte Energie aufgebraucht sei. Kira richtete seine Waffe auf das Cockpit vom Aegis schien abdrücken zu wollen, doch dann stoppte er. Es schien fast, als würde er nicht schießen wollen. Athrun nutzte seine Chance und löste die Selbstzerstörung aus. Sofort nachdem er das getan hatte, verließ er seine Einheit. Nur wenige Sekunden später explodierte Aegis und die gesamte Umgebung in die Luft flog. Die Explosion war so heftig, dass Athrun dabei das Bewusstsein verloren haben musste. Athrun hatte seine Rache bekommen, er hatte Nicol gerächt, doch er fühlte sich kein bisschen besser danach. Im Gegenteil: Er fühlte sich sogar um einiges mieser. Jetzt war nicht nur einer seiner besten Freunde tot, sondern gleich zwei. So ungern Athrun es sich auch anfangs hatte eingestehen wollen, er hatte Kira nie als einen Feind gesehen. Für ihn war der Pilot vom Strike immer noch die kleine Heulsuse gewesen, mit der er seine Kindheit auf dem Mond verbracht hatte. Oft hatte er versucht, sich einzureden, sie seien Feinde, nur um hinterher festzustellen, das es nicht funktioniert hatte. Erst jetzt fiel es dem ZAFT Soldaten auf. Er hätte eigentlich längst tot sein müssen. Kira hätte ihn umbringen können! Er hatte es auch vorgehabt! Die Waffe war direkt auf das Cockpit, in dem er gesessen hatte, gerichtet gewesen! Aber Kira hatte nicht abgedrückt. Irgendetwas musste ihn daran gehindert haben. Zuerst verstand Athrun diese seltsame Handlung von seinem ehemals besten Freund nicht, doch je länger er sie betrachtete, umso deutlicher wurde es: Kira hatte ihn nicht umbringen wollen oder es nicht fertig gebracht. Athrun riss seine Augen auf, erschrocken über diese Erkenntnis. Wenn das wirklich stimmte - was sehr wahrscheinlich war, immerhin hatte er Kira schon ewig gekannt und so gut wie alles über ihn gewusst - dann hatte er etwas getan, was er niemals wieder in Ordnung bringen konnte. So sehr er es sich auch wünschte, er konnte seine Handlungen nicht ungeschehen machen. Kira war tot! Sein bester Freund war tot. Er hatte ihn umgebracht. Athrun sah Cagallis vor sich, wie sie geweint hatte, als sie von ihm erfahren hatte, dass Kira tot war. Ihre wütenden und verzweifelten Worte schallten noch immer in seinen Ohren wieder und ließen in ihm noch mehr Schuldgefühle aufkommen. „Kira war unbeholfen! Ich habe nie gewusst, was er gedacht hat und er hat schnell geweint! Aber er war eine freundliche Person!“ Athrun wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als sein Vorgesetzter, Kapitän Le Kreuze, das Zimmer betrat. Verwundert sah er in die Richtung des Mannes und wollte sich aufsetzen, doch der Kapitän unterbrach ihn. „Bleib einfach liegen.“ Athrun wandte seinen Blick ab. „Ich habe Schande über Sie gebracht.“ „Nein.“, sagte Le Kreuze, „Ich habe den Report gelesen. Du hast das gut gemacht.“ „Nein...“, widersprach Athrun leise und kraftlos. „Ich muss mich dafür entschuldigen, dich nicht eher besucht zu haben.“, setzte der Kapitän fort, „Sicher gab es viele Opfer, doch das ließ sich nicht ändern. Es bedeutet nur, dass sie beeindruckend gut waren. Dein Freund...“ Bei den letzten beiden Wörtern zuckte Athrun zusammen und riss seine Augen auf. Der Kapitän sprach von Kira. Aber auch der Rest machte ihn wütend. Er hatte zwei, wenn man Dearka und Miguel mitzählte, sogar vier seiner besten Freunde verloren und was sagte sein Vorgesetzter dazu? Es ließ sich nicht ändern?! Das wollte er einfach nicht wahrhaben. „Ich verstehe, dass es ein schwerer Kampf für dich war, aber Nicol, Miguel und viele andere Soldaten haben durch ihn ihr Leben verloren. Du, der du ihn besiegt hast, wirst jetzt hoch angesehen in deinem Heimatland. Ich habe gehört, dass dir der Nevula Orden verliehen wird.“ Athrun sah überrascht auf. Hatte er sich gerade verhört? „Ich fühle mich unwohl, dir das zu sagen, aber es traf eine Nachricht ein, die sagt, dass du ab jetzt der Spezialeinheit angehörst, die direkt dem Rat untersteht.“ Athrun glaubte nicht, was er gerade hörte. „Unmöglich... Kapitän!“ „Du bist jetzt ein Spitzenpilot, Athrun. Du wirst der Pilot einer brandneuen Einheit sein. Sie wünschen, dass du so schnell wie möglich nach Plant zurückkehrst, damit du deine neue Einheit erhalten kannst.“ „Aber!“, widersprach Athrun. „Hasz du schon gehört, dass dein ehrbarer Vater der neue Vorsitzende des Rates ist?“, wechselte Le Kreuze geschockt das Thema. „Eh... Ja...“, kam es leiht verwirrt von Athrun. „Der Vorsitzende Zala will den Krieg so schnell wie möglich beenden. Ich wünschte auch, er würde schnell enden. Ein Krieg wie dieser... Ich möchte, dass du für das mit ganzem Herzen kämpfst...“ Mit diesen Worten verließ Le Kreuze das Zimmer wieder und ließ einen völlig überrumpelten Athrun zurück. Athrun schaute wieder aus dem Fenster. Er versuchte, seine Gedanken zu sortieren. Aber so einfach war das nicht. Schon bald würde er nach Plant zurückkehren. Um ehrlich zu sein, wollte er das nicht. Er wollte keine Anerkennung dafür, dass er seinen besten Freund getötet hatte! Dieser blöde Orden und die Beförderung interessierten ihn kein Bisschen. Es gab nur eine einzige Sache, die er wirklich wollte. Er wollte seinen besten Freund zurück. Und dafür würde er wirklich alles geben. Aber auch das würde nicht helfen. Kira war tot und würde es auch bleiben, egal was er tat. Wenige Tage später verließ Athrun wie vom Rat verlangt die Basis und machte sich auf den Rückweg nach Plant. Er packte seine wenigen Sachen, was sich mit nur einem Arm, den anderen konnte er aufgrund der Verletzung noch nicht wieder benutzen, etwas schwieriger gestaltete. Aber er war trotzdem schnell damit fertig. Als er mit der unverletzten Hand seinen Koffer tragend sein Zimmer verließ, bemerkte er, dass Yzak auf dem Gang auf ihn zu warten schien. Athrun blieb kurz stehen und ging dann ohne zu zögern auf seinen Kameraden zu. „Ich bin direkt hinter dir.“, sagte Yzak, „Ein Typ wie du in der Spezialeinheit...“ Athrun stellte seinen Koffer ab und hielt seinem Kameraden die Hand hin. „Mir tuten viele Dinge Leid. Und danke für alles.“ Yzak schlug schweigend ein. „Also dann...“, sagte Athrun, hob seinen Koffer wieder auf und ging an Yzak vorbei. „Nächstes Mal werde ich dein Vorgesetzter sein.“, rief Yzak, „Also stirb gefälligst nicht bevor ich das nicht geschafft habe.“ Überrascht blieb Athrun stehen, doch dann lächelte er und schaute noch ein letztes Mal zu seinem Kameraden zurück. „Verstanden.“ Nach diesem Wort lief Athrun schweigend den Korridor entlang, ohne noch einmal stehen zu bleiben oder jemandem zu begegnen. Kapitel 6: Dream (Traum) ------------------------ Es war warm und Kira hörte merkwürdige Geräusche, als er wieder zu Bewusstsein kam. Eine Weile überlegte er, wo er sein könnte, doch ihm fiel nichts realistisches ein, weshalb er langsam seine Augen öffnete und sich verwundert umsah, als sich über ihm ein Glasdach befand und Licht auf ihn strahlte. „Ah, du bist aufgewacht… Guten Morgen.“, hörte Kira eine ihm bekannte Mädchenstimme. Verwundert schaute der junge Pilot in die Richtung, aus der er die Stimme gehört hatte. „Wo bin ich…?“, fragte er mit schwacher Stimme. „Weißt du, wo du bist?“, stellte sein gegenüber ihm die Gegenfrage. Ein Haro sprang inzwischen vor ihr auf und ab. „Haro, Haro, wie geht es dir? Geht es dir gut?“ Erst als er genau in zwei in die blauen Augen einer ihm sehr bekannten rosahaarigen Sängerin blickte, erkannte er diese. „L- Lacus-san?“, fragte er immer noch hörbar verwirrt. „Oh!“, rief Lacus freudig, „Nenn mich bitte Lacus, Kira. Aber ich bin froh, dass du dich noch an mich erinnerst.“ Die Angesprochene lächelte ihn freundlich an. Haro sprang auf sein Bett. „Danke! Danke!“ Noch immer verstand Kira nicht, was vor sich ging. Warum lag er in einem Garten, oder besser gesagt: in Lacus Garten? Er versuchte, sich zu erinnern, doch sein Gehirn hatte ihm scheinbar einen Streich gespielt, denn er konnte sich nicht ins Gedächtnis rufen, was passiert war. Er versuchte, sich aufzusetzen, gab es aber auf, als er merkte, dass seine Kraft dafür nicht reichte. „Es sieht aus, als hätte er seine Augen geöffnet.“, hörte Kira eine ihm unbekannte Männerstimme. „Ja, Malchio-sama.“, antwortete Lacus dem Mann immer noch freudig. „Ich frage mich... Bist du überrascht?“, sprach der Mann Kira direkt an, „Du bist aneinem Ort wie diesen aufgewacht, aber Lacus-sama bestand darauf, dass dein Bett hier her gestellt werden sollte.“ „So erholt er sich doch viel schneller. “, verteidigte Lacus sich, „Viel schneller als in einem Zimmer, nicht?“ Kira starrte an den künstlichen Himmel. So richtig konnte er mit der momentanen Situation noch nicht umgehen. „Ich...“ „Ich habe dich bewusstlos und verletzt in meinem Gebetsgarten gefunden.“, sagte Malchio, „Ich habe dich danach hier her gebracht.“ Plötzlich schossen Bilder durch Kiras Kopf. Er, wie er gegen Athrun kämpft und Athrun ihn samt Strike in die Luft jagte. Kalter Schweiß lief Kira über dem Körper. „Kira?“, sprach Lacus ihn erschrocken an. „Warum...?“, fragte Kira, „Warum bin ich...?“ „Weil du eine Person bist, die ein SEED gemeistert hat.“ Krampfhaft richtete sich Kira auf. Seine Atmung ging nur noch stockend und er hatte Mühe, seine Gefühle zu kontrollieren. Er ballte seine Hände zu Fäusten, um nicht diese Kontrolle zu verlieren. Tränen liefen ihm über das Gesicht. „Kira!“ Lacus rannte auf ihn zu und sah ihn besorgt an, bevor sie ihre Hände vorsichtig auf seine verkrampften Fäuste legte und ihn zwang, diese zu entspannen. „Ich-“, setzte Kira an, während ihm Tränen über sein Gesicht liefen, „Ich habe gegen Athrun kämpfen sollen und hätte sterben sollen, aber ich-“ Lacus zuckte aufgrund seiner Worte zusammen und ich besorgter Gesichtsausdruck wich einem traurigen. „Kira...“ Vorsichtig zog sie ihn in eine Umarmung. Kira war jetzt schon einige Tage bei Lacus und langsam erholte er sich von seinen Verletzungen. Seit seinem Gefühlsausbruch, kurz nachdem er wieder zu Bewusstsein gekommen war, hatte er nicht mehr mit den anderen darüber gesprochen. Er sprach generell nicht besonders viel und beantwortete Fragen, die ihm gestellt wurden, knapp mit ein oder zwei Wörtern oder gar nicht. Lacus setzte sich neben ihn auf einen Stuhl und sah ihm schweigend zu, wie er gedankenverloren die Umgebung betrachtete. „Ich konnte nichts tun.“, sprach er zu seiner Überraschung plötzlich monoton seine Gedanken aus, „Ich... Sein Freund... Ich habe ihn wahrscheinlich umgebracht.“ Lacus blickte ihn überrascht an. „Wahrscheinlich?“ „Ja.“, antwortete Kira, „Ich habe direkt auf das Cockpit gezielt. Die Einheit ist explodiert. Als ich nach dem Kampf nach dem Piloten gesucht habe, lebte er zwar noch. Aber er war so schwer verletzt... Inzwischen ist er wahrscheinlich tot.“ „Athrun hat geglaubt, du hättest ihn umgebracht, nicht wahr?“, schlussfolgerte Lacus richtig. Kira nickte. „Athrun... Er hat einen meiner Freunde umgebracht. Deshalb...“ „Deshalb hast du versucht, Athrun umzubringen und Athrun versuchte, dich umzubringen.“ Ausgelöst durch Lacus' Worte sah Kira wieder die letzten Momente des Kampfes vor seinem inneren Auge noch einmal ablaufen. Egal, was er tat. Diese Erinnerungen wollten einfach nicht von ihm ablassen. „Aber das ist etwas, was nicht geändert werden kann.“, sprach Lacus weiter, „So lange Krieg herrscht, werdet ihr beide als Feinde gegeneinander kämpfen. Liege ich falsch?“ Lacus hatte Recht. Kira und Athrun waren Feinde. Kira hatte es von Anfang an gewusst, dass es so enden würde. „Feinde...“ Als Kira einige Tage später wieder aus eigener Kraft laufen konnte, verließ er das Bett und sah sich ein wenig um. Auf einer Terrasse mit blick auf ein künstlichen See blieb er stehen. Er stützte seinen Oberkörper auf das Geländer und betrachtete die Landschaft. Der Wind blies ihm in das Gesicht und es fühlte sich hier fast so an, als sei er auf der Erde. Es war so friedlich an diesem Ort, dass es schwer war zu glauben, dass außerhalb dieses kleinen Ortes Krieg herrschte. Irgendwie erinnerte ihn diese Situation an Heliopolis. Sie erinnerte ihn an seine Freunde, an Tolle. Damals hätte es keiner von ihnen für möglich gehalten, dass sie bald mit in den Krieg hineingezogen werden würden. Keiner hatte damit gerechnet, dass eine neutrale Kolonie zum Kriegsschauplatz würde. Aber selbst nachdem das passiert war, hatte Tolle noch zu ihm gehalten. Er war derjenige gewesen, der sich dazwischen gestellt hatte, als die Leute von der Erdallianz ihn hatte erschießen wollen. Er hatte sich in den Krieg eingemischt, weil er gehofft hatte, etwas erreichen zu können. Aber er hatte übertrieben. Obwohl Kira ihn gewarnt hatte, war er nicht auf die Archangel zurückgekehrt und hatte statt dessen Athrun angegriffen. Und Athrun hatte ihn umgebracht. Kira liefen Tränen über das Gesicht, als er sich daran erinnerte. „Wohin schaust du wohl gerade?“, riss ihn Lacus' Stimme aus den Gedanken. Die rosahaarige Sängerin lief auf Kira zu und stellte sich neben ihn. „Deine Träume... Sie scheinen immer traurige Träume zu sein...“ Kurz sah Kira auf. Doch er senkte seinen Blick sofort wieder. Er brachte es einfach nicht fertig, Lacus in die Augen zu sehen. Sie war Athruns Verlobte und Athrun war sein Feind. „Traurige Träume...?“, frage Kira nach einigen Sekunden trotzdem nach. Es waren keine Träume, jedenfalls nicht nur. Es war die Realität. Er hatte einfach zu viel erleben müssen in der letzten Zeit. Die Zerstörung von der Weltraumkolonie Heliopolis, die Kämpfe gegen Athrun und dessen Freunde...“ „So viele sind gestorben.“, murmelte Kira, „So viele... habe ich... umgebracht.“ Er konnte sich nicht an alle erinnern, die durch seine Hand gestorben waren, aber diejenigen, die er gekannt hatte, vergaß er nie wieder. Lacus strich ihm beruhigend über den Kopf. „Du hast gekämpft. Es gibt sicher auch viele Menschen, die du dadurch gerettet hast.“ Die rosahaarige Sängerin lächelte ihn aufmunternd an. „Aber...“ Kira horchte auf. Lacus wollte gerade etwas wichtiges sagen. Doch schien sie es sich im letzten Augenblick anders überlegt zu haben. „Aber lass und jetzt erst einmal essen. Ich wärme es für sich wieder auf.“ Mit diesen Worten packte sie den verletzten Kira am Arm und zog ihn über das halbe Grundstück. „Außerdem musst du dich noch ausruhen. Es ist in Ordnung. Hier ist es noch friedlich.“ Am nächsten Morgen saß Kira gerade auf einer Bank, um sich ein wenig von dem Herumlaufen auszuruhen, als Lacus ihn ansprach. „Es wird bald regnen. Möchtest du auf eine Tasse Tee mit hineinkommen?“ Schweigend stand Kira auf und folgte der rosahaarigen Sängerin in das innere des Hauses. Und so kam es, dass Kira zusammen mit Malchio an einem Tisch saß und gerade eine Tasse Tee trank, während Lacus mit ihrem Haro spielte. „Magst du den Regen, Kira?“, fragte Lacus. „Ich denke nur gerade darüber nach, wie wunderbar es ist.“, antwortete er, „Ich frage mich warum ich hier bin und alles.“ „Wo möchtest du denn sein, Kita?“, stellte Lacus ihre nächste Frage. „Ich weiß es nicht...“ „Gefällt es dir hier nicht?“, erkundigte sich die rosahaarige Sängerin weiter. „Ist es in Ordnung für mich, hier zu sein?“, sprach Kira seine Zweifel der letzten Tage aus. „Ich würde sagen, natürlich ist es das.“, antwortete Lacus ohne zu zögern. „Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du verstehen, wo du sein musst und was du tun musst.“, sagte Malchio, „Weil du eine Person bist, die das SEED in sich trägt.“ „Sagt er...“, munterte Lacus Kira auf. Dieser war von der ganzen Freundlichkeit und Offenheit der beiden völlig überrumpelt. Nie hatte er damit gerechnet, von Leuten, die genau genommen seine Feinde waren, so behandelt zu werden. Er mochte es wirklich hier... Lacus Vater kam von seiner Arbeit nach Hause und betrat den Raum, in dem die drei saßen. „Es bringt nichts. Sie sagen, sie lassen kein Shuttle zur Erde starten.“ „Hier ist eine Nachricht für Sigel-sama von Eileen Kanaba-sama.“, wurde eine Durchsage gemacht. Eine Verbindung wurde aufgebaut. „Hier ist Clyne.“, antwortete Lacus' Vater auf den Videoanruf. „Sigel Clyne. Wir wurden von Zala angelogen! Spit-Breaks Ziel war nicht Panama! Es war Alaska!“ Kapitel 7: Rude awakening (böses Erwachen) ------------------------------------------ Es war dunkel. Er konnte Schmerzen spüren und Geräusche wahrnehmen, aber noch nichts sehen. Er spürte, dass er in einem Bett lag und von seine rechten Seite hörte er einen regelmäßigen Piepton, der wahrscheinlich von einem Gerät zur Überwachung des Herzschlages oder so stammte. So genau konnte er das aber auch nicht sagen. Er hatte sie nie weiter mit solchen Sachen beschäftigt. Und noch etwas fiel ihm auf. Irgendetwas bedeckte seinen Mund und versorgte ihn mit Sauerstoff. Als Nicol seine Augen öffnete, erkannte er nur ein paar grobe Umrisse eines Raumes. Erst durch mehrfaches blinzeln wurden diese schärfer und er bemerkte, dass ein Mann in einer weißen Uniform, wahrscheinlich ein Arzt, neben dem Bett stand, in dem er gerade lag. Nicol sah sich in dem Raum um. Irgendwie kam ihm dieser bekannt vor, aber irgendwie auch nicht. Er war hier noch nie gewesen, das wusste er, zumindest war er ziemlich sicher. Wieder spürte er Schmerzen. War er verletzt? Er konnte sich an nichts mehr erinnern. Nicol wollte etwas sagen, doch sein Mund war so ausgetrocknet, dass er keinen Tom herausbrachte. Wortlos nahm der Arzt ihm das Gerät für die Beatmung ab und reichte der Arzt ihm ein zur Hälfte gefülltes Wasserglas und hielt es ihm an den Mund. „Hier, trink das, dann wird es dir besser gehen.“ Nicol wollte sich aufsetzen, brach seine Aktion aber stöhnend ab, als die Schmerzen unerträglich wurden. Der Arzt seufzte. „Wenn ich du wäre, würde ich brav im Bett liegen bleiben und mich nicht bewegen. Wenn dich deine Wunde wieder öffnet, war es das für dich. Wir könnten sie mit der und zur Verfügung stehenden Technik nicht schnell genug behandeln und du würdest verbluten. Es grenzt eh an ein Wunder, dass du bis jetzt überlebt hast.“ Nicol nahm einen Schluck von dem Wasser. Es schmeckte bitter. Hatte der Arzt etwas darin gelöst? Wahrscheinlich. „Wo bin ich?“, fragte der Fünfzehnjährige vorsichtig. Der Arzt setzte ihm das Gerät wieder auf. Nicol hatte solche ähnlichen schon einmal bei ZAFT gesehen, wusste aber nicht, was ihre genaue Bezeichnung war, weshalb er es einfach bei Gerät beließ. „Auf der Archangel. Wir sind vor einigen Tagen in Alaska angekommen.“, sagte der Mann. Schwach nickte Nicol. Er versuchte, sich zu erinnern, aber er schaffte es nicht. Das letzte, an das er sich erinnern konnte war, dass sie gegen den Strike gekämpft hatten und dieser kurz davor gewesen war, Athrun umzubringen. Moment mal: Hatte der Arzt nicht gesagt, er sei auf der „Archangel?“ „Einer unserer Piloten hat dich nach der Explosion aufgeklaubt und hier her gebracht.“, erklärte der Arzt ruhig, „Du bist jetzt unser Kriegsgefangener. Sobald deine Verletzungen verheilt sind, wirst du in deine Zelle verlegt.“ Nicol schluckte. Kriegsgefangener? Er wollte das nicht! Er hatte Angst. Was würden sie mit ihm tun, jetzt wo er wieder bei Bewusstsein war? Er wollte gar nicht daran denken. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ein weiterer Mann trat in das Zimmer. „Oh.“, sagte dieser, „Wie ich sehe ist der Pilot aufgewacht.“ „Major La Fllaga.“, setzte der Arzt an, „Was tun Sie noch hier? Müssten Sie nicht längst in der Basis sein? Sie wissen schon, wegen ihrer Versetzung.“ Der Major, er hatte blondes lockiges Haar und blaue Augen, so viel erkannte Nicol, grinste. „Ich wollte noch einmal hier vorbeischauen und sehen, wie sich Ihr Patient so macht. Meinen Glückwunsch. Sie haben ihn wieder hinbekommen.“ „Kira hätte sich sicher gefreut, wenn er das noch miterlebt hätte.“ Die Stimme des Arztes klang traurig. War einer seiner Patienten gestorben? Oder einer von der Crew? Der Major schlug mit der Faust gegen die Wand. „Erinnern Sie mich nur nicht daran!“ Dann ging er auf Nicol zu und schrie den Jungen an. „Solltest du jemals wieder zurück nach Plant kommen, dann sag dem Piloten vom Aegis folgendes: Derjenige, der dich aus den Trümmern gefischt und dafür gesorgt hat, dass du behandelt wirst, war der Pilot vom Strike.“ Nicol erstarrte. Strike soll was? Plötzlich konnte er sich wieder erinnern. Er war dazwischengegangen, bevor Strike Athrun hätte verletzen können und hatte die feindliche Mobile Suit angegriffen. Aber Strike hatte sich gewehrt und mit seinem Schwert direkt auf sein Cockpit gezielt und ihn verletzt. Daraufhin war Blitz explodiert. Und jetzt hörte Nicol, der selbe Pilot, der ihn fast umgebracht hatte, sollte ihm das Leben gerettet haben? Er verstand das nicht. Strike hatte doch gar keinen Grund dazu gehabt. Wieso sollte er so etwas tun? Oder hatte es einen Grund dafür gegeben? Aber andererseits erleichterte Nicol die Tatsache, dass Aegis der Strike zerstört hatte, auch ein wenig. Es bedeutete nämlich, dass Athrun danach hatte fliehen können und noch am Leben war. Dann war seine Aktion wenigstens nicht sinnlos gewesen... „Major!“, rief der Arzt, „Beruhigen Sie sich! Außerdem: Warum soll er es gerade Aegis sagen? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!“ „Den ergibt es sehr wohl! Er war es, der Kira umgebracht hat. Vielleicht hat es sich noch nicht bis zu Ihnen herumgesprochen, aber wir haben es vor einigen Tagen von Orb erfahren. Sie haben den Piloten von Aegis bei ihrer Suche nach Kira bewusstlos am Strand gefunden. Bei einem Verhör soll er ausgesagt haben, dass er den stark beschädigten Strike mit Aegis gepackt und dann selbstzerstört hat. Die Temperaturen, die bei der Explosion geherrscht haben, waren so hoch, dass alle im Cockpit verschmort ist. Das kann Kira unmöglich überlebt haben. Auch wenn es keine Beweise dafür gibt, dass Kira zum Zeitpunkt der Explosion noch im Cockpit war, wäre er es nicht gewesen, hätten sie ihn finden müssen, oder wenigstens seine Leiche. Aber nicht mal die konnten sie finden!“ Nicol schluckte. Der Major schien sehr wütend zu sein. Aber das war verständlich. Hätten sie einen seiner Kameraden umgebracht, wäre er das sicher auch gewesen. Zu seiner Überraschung seufzte der Major und setzte sich zu ihm auf die Bettkante. „Wirklich: Ihr hättet ihm danke sagen sollen, anstatt ihn umzubringen. Wisst ihr eigentlich, wie viel ihr ihm zu verdanken habt? Hätte er nicht eigenmächtig gehandelt, ihr hättet die Tochter von Sigel Clyne wahrscheinlich nie wieder gesehen! Er war auch derjenige, der ihre Rettungskapsel bei Junius 7 eingesammelt hat. Du wärst übrigens auch längst tot. Sein eigentlicher Befehl lautete nämlich, sofort auf das Schiff zurückzukommen. Er hatte ziemlichen Ärger deswegen.“ Nicols Augen weiteten sich. Das hatte er nicht gewusst. Lacus-sama hatte das nie gesagt. Na ja, vielleicht hatte sie es auch nur Athrun gesagt. Nicol verstand gar nicht mehr. Der Pilot vom Strike schien ein wirklich netter Mensch gewesen zu sein. Und je länger er das dachte, umso unwahrscheinlicher wurde es für ihn, dass dieser Kira, das war wahrscheinlich sein Name, Athrun wirklich umgebracht hätte. Vielleicht hätte er auch nur die Einheit zerstört und das Cockpit unbeschädigt gelassen. Aber im Nachhinein Spekulationen anzustellen, brachte ihm gar nichts. Es half ihm nicht, von hier wegzukommen, noch änderte es irgendetwas an seiner momentanen Situation, auch wenn er diesen Kira gerne einmal persönlich getroffen hätte, an einem friedlichen Ort, nicht auf einem Schlachtfeld und nicht als Feind. Der Major stand wieder auf. „Ich gehe dann mal. Wenn ich zu spät komme, fahren die noch ohne mich los...“ Er verließ das Zimmer und ließ die anderen beiden zurück. Während der Arzt sich wieder seiner Arbeit widmete, starrte Nicol an die Decke. Etwas anderes konnte er in seinem jetzigen Zustand nicht tun. Jede noch so kleine Bewegung schmerzte, selbst das Atmen tat weh. Nicol dachte nach. Das Verhalten des Majors eben war sehr ungewöhnlich für einen Soldaten mir einem so hohen Rang. Hatte ihn der Tod vom Piloten vom Strike so sehr getroffen oder bezweckte er irgendetwas damit? Aber was sollte das dann sein? Und warum sollte er Athrun erzählen, dass ausgerechnet Strike ihn gerettet hatte? Damit Athrun sich Vorwürfe machte? Würde das dem Major irgendetwas nutzen? Nein. Also warum diese Aktion eben? Oder gab es keinen Grund dafür? War der Mann einfach mit den Nerven am Ende? Nicol wusste, dass Naturals nicht so belastbar waren, wie Coordinator, aber der Mann war ein Soldat, noch dazu einer mit einem hohen Rang. Da musste er es eigentlich abkönnen, dass ab und zu einer seiner Kameraden starb. Wie man es auch drehte und wendete, es ergab einfach keinen Sinn, weshalb Nicol nach einer Weile aufgab und an etwas anderes dachte. Was machte seine Freunde wohl gerade? Wussten sie, dass er noch am Leben war oder hielten sie ihn für tot? Hatte seine Familie schon davon erfahren. Hoffentlich machte seine Mutter sich nicht zu große Sorgen um ihn... Plötzlich ging der Alarm los. „Alle Mann auf ihre Position. Alarmstufe Eins!“, sagte eine Frauenstimme über die Sprechanlage. Nicol erstarrte. Die Archangel ging in den Kampf? Hieß es nicht, sie hätten Alaska erreicht? Wenn man das betrachtete, war der einzige sinnvolle Grund für diesen Alarm, dass ZAFT die Basis der Erdallianz angriff. Kapitel 8: Decision (Entscheidung) ---------------------------------- „Sigel Clyne. Wir wurden von Zala angelogen! Spit-Breaks Ziel war nicht Panama! Es war Alaska!“ „Was hast du gesagt?“, schrie Lacus' Vater. Kira zuckte zusammen. Die Teetasse glitt ihn zwischen seinen Fingern hindurch, fiel auf den Tisch und zerbrach, zusammen mit der Untertasse. „Kira.“, rief Lacus besorgt. Eileen Kanaba sprach weiter. „Er will das ganze Militär der Erdallianz mit einem Schlag auslöschen! Das Komitee hat nie zugestimmt, ihn so etwas tun zu lassen.“ ZAFT würde Alaska angreifen? Das konnte nicht sein. Dort waren Kiras Freunde! Er dachte an alle Menschen, die sterben würden. Seine Atmung ging stockend und der Schmerz, der einer unüberlegte Bewegung folgte, erinnerte ihn daran, dass er noch verletzt war. „Kira...“, flüsterte Lacus. Kira stand auf und verließ den Raum. Lacus folgte ihm in einigem Abstand. „Kira?“ Er blieb stehen und sah in ihre Richtung. Tränen liefen ihm über das Gesicht, aber er hatte sich entschieden. „Ich gehe...“ „Wohin gehst du?“, fragte Lacus, die ihn anscheinend nicht richtig verstanden hatte. Oder sie hatte ihn nicht verstehen wollen... „Zur Erde...“, sagte Kira schwach, „Ich muss wieder zurück.“ „Warum? Selbst wenn du zurückgehst, wird der Kampf nicht aufhören.“ Kira nickte. „Trotzdem... kann ich nicht einfach von hier aus zusehen... Ich halte das nicht mehr aus. Ich kann nichts erreichen, wenn ich nichts unternehme. So kann ich nichts tun. Nichts wird sich ändern... Nichts wird enden...“ „Wirst du wieder gegen ZAFT kämpfen?“, erkundigte sich Lacus. Kira schüttelte seinen Kopf. „Dann gegen die Erdallianz...?“ Erneut schüttelte Kira seinen Kopf. „Für uns... Ich glaube ich hab jetzt ein bisschen verstanden, wofür ich kämpfen muss.“ „Ich verstehe.“, sagte Lacus und versuchte nicht länger, ihn vom Gehen abzuhalten. Sie führte ihn zurück in das Haus, wo einer ihrer Angestellten ihr eine rote ZAFT Uniform brachte. „Bitte zieh das an, Kira.“, verlangte Lacus. Kira verstand zwar nicht den Grund dafür, tat aber, was sie sagte. Sicher dachte sich Lacus etwas dabei und er wollte ihr nicht noch mehr Schwierigkeiten machen. Die rosahaarige Sängerin wandte sich an den Angestellten. „Bitte sage ihnen, dass Lacus Clyne das Lied des Friedens singen wird.“ Lacus und Kira fuhren in einer weißen Limousine durch die Stadt. „Ah.“, sagte Lacus, „So musst du das machen.“ Sie salutierte vor ihm „So.“ Kira machte es ihr sichtlich verwirrt nach. „So salutieren die Soldaten von ZAFT.“, erklärte die Sängerin. Mit Lacus an seiner Seite schaffte es Kira ohne Probleme ins innere einer ZAFT Basis. Unterwegs begegneten sie einigen Soldaten. Lacus salutierte vor ihnen und begrüßte sie. „Hallo.“ Kira tat es ihr gleich, sagte aber nichts. Er fühlte sich noch sehr unwohl, in einer roten ZAFT Uniform durch eine ZAFT Basis zu spazieren. Und nicht nur das: Bis jetzt war er keinem aufgefallen. Keiner hatte bemerkt, dass er gar kein Soldat von ZAFT war. Wenn sie wüssten, wer er wirklich war, er wollte sich gar nicht ausmalen, was dann hier abgehen würde. Lacus führte ihn direkt vor eine Tür, die von zwei Soldaten in grüner Uniform bewacht wurde. Als die rosahaarige Sängerin ihnen zunickte, öffneten sie die Tür und ließen Kira und sie eintreten. „Hier.“, sagte Lacus zu Kira. „Komm herein.“ Als sie den Raum betreten hatten und das Licht eingeschaltet wurde, staunte Kira nicht schlecht, als er direkt vor einer Mobile Suit stand. „Gundam..“, stellte er fest. „Dieser hier ist ein kleinwenig anders, nicht.“, fragte Lacus, „Das ist ZGMF-X10A Freedom. Aber ich glaube, Gundam klingt stärker, nicht wahr? Das ist die neuste Einheit von ZAFT, die unter dem Vorsitzenden Zala gebaut wurde, aus den weiterentwickelten Daten von den Mobile Suit, die wir auf Heliopolis beschlagnahmt haben.“ „Warum gibst du sie mir?“, fragte Kira völlig überrumpelt. „Weil ich glaube, dass du ihre Kraft brauchen wirst. Du kannst nichts erreichen, wenn du nur den Willen dazu hast und die Kraft. Deshalb... Brachst du sie nicht, um deine Wünsche zu erfüllen und an den Ort zu gelangen, an den du schon die ganze Zeit willst?“ „Nur weil ich den Willen habe... die Kraft...“ Kira sah verwundert zu Lacus, „Wer bist du?“ „Ich bin Lacus Clyne, Kira Yamato.“ Lacus grinste ihn an. „Danke.“, sagte Kira. Als er später in einem Druckanzug und mit Helm in der Hand in die Einheit stieg, half ihm Lacus dabei und zog ihn in dem schwerelosen Raum neben das Cockpit. „Ist das wirklich in Ordnung?“, fragte er. „Ich singe auch...“, meinte sie daraufhin nur, „Das Lied des Friedens.“ „Sei vorsichtig.“, verabschiedete Kira sich und wollte in die Einheit steigen. „Ja.“, antwortete Lacus, „Du aber auch... Mit meiner Kraft...“ Sie beugte sich nach vorn und küsste ihn auf sie Wange. „Also dann, alles Gute auf deinem Weg.“ Kiras Gesicht nahm einen leichten Rotschimmer an, als er nickte und endlich in seine neue Einheit stieg. Er startete diese und stellte sie auf sich ein. „Neutron Jammer Canceller?“, stellte er überrascht fest, „Unglaublich! Sie ist vier mal so stark wie der Strike!“ Kira löste die Kabel ab. „Nur weil ich das Herz habe... Nur weil ich die Kraft habe...“ Lacus Worte schallten noch immer in seinen Ohren wieder. Auf dem Bildschirm sah er, wie Lacus ihn zuwinkte, während sich die Tür vor ihr schloss. „Wer bist du?“, schrie eine unbekannte Männerstimme. Anscheinend war ihnen aufgefallen, dass er den Freedom genommen hatte. „Stoppe das, sofort!“ Kira tat nicht, was sie von ihm verlangten, sondern startete die Triebwerke des Freedoms und verließ die ZAFT Basis. Er flog an zwei Mobile Suits vorbei, deren Piloten so überrascht waren, dass sie ihn gar nicht erst stoppen konnten, direkt auf die Erde zu, nach Alaska. Die Piloten schossen zwar auf ihn, waren aber zu langsam und landeten deshalb nicht einen einzigen Treffer. „Hört auf. Lasst mich gehen!“, rief Kira und entwaffnete zwei Mobile Suits, die von vorn auf ihn zugeflogen kamen. Er flog durch die Einzelteile hindurch, an einem Shuttle, dass anscheinend gerade von der Erde kam vorbei, direkt auf diese zu. Als Kira die Erde erreichte, war es fast zu spät. Die Erdallianz kämpfte bereits gegen ZAFT und eine Mobile Suit war kurz davor, die Archangel zu versenken. Kira schon auf die Waffe dieser Einheit, die sofort explodierte und trennte die Hauptkamera und die restlichen Waffen von der Mobile Suit ab. Dann steuerte er den Freedom direkt vor die Archangel baute er eine Verbindung zu dem Schiff auf. „Hier spricht Kira Yamato. Ich gebe euch Deckung. Nutzt die Zeit, um zu verschwinden.“ Mehrere Mobile Suits kamen auf ihn zugeflogen, doch aufgrund der immensen Kraft des Freedoms, konnte er diese ohne Probleme zerstören und musste nicht einmal auf die Cockpits zielen. Die neue Technik erlaubte ihm sogar, auf mehrere Einheiten gleichzeitig zu schießen. Er baute eine Verbindung mit Bildübertragung auf, für den Fall, dass sie ihn nicht erkannten, damit sie ihn sehen konnten. „Murrue-san, beeilt euch und verschwindet von hier.“ Der Kapitän starrte ihn verwirrt an und stotterte zuerst nur wirres Zeug, aber dann schien sich die Frau wieder gefasst zu haben. „Unter dem Hauptquartier ist Cyclops installiert. Wir wurden als Köder benutzt. Das war von Anfang an geplant! Wir haben nichts davon gewusst!“ Kira schnappte erschrocken nach Luft. Damit hatte er nicht gerechnet. Er musste schnell etwas unternehmen! „Deswegen können wir hier nicht weg. Wir müssen uns weiter vom Hauptquartier entfernen!“ „Verstanden.“, antwortete Kira. Er baute eine Verbindung zu allen verbündeten und feindlichen Einheiten und Schiffen auf: „Das ist eine Nachricht für ZAFT und die Erdallianz. Die Basis in Alaska wird in Kürze Cyclops aktivieren und sich selbstzerstören. Ich erbitte von beiden Seiten, das Feier augenblicklich einzustellen und sich zurückzuziehen.“ Er unterdrückte die Schmerzen, die seine noch nict vollständig verheilten Verletzungen verursachten. Dafür war jetzt keine Zeit. Das Leben seiner Freund war wichtiger. Erholen konnte er sich auch später noch. „Ich wiederhole: Die Basis in Alaska wird in Kürze Cyclops aktivieren und sich selbstzerstören. Ich erbitte von beiden Seiten, das Feier augenblicklich einzustellen und sich zurückzuziehen.“ Der Duel flog auf ihn zu. „Das ist doch nur ein Bluff!“, schrie der Pilot. Kira verdrängte die Tatsache, dass dieser Pilot ein Shuttle voller Zivilisten abgeschossen hatte und verteidigte sich gegen einen Laserstrahl. Der Duel zog sein Schwert und holte aus, doch Kira konnte leicht durch eine Drehung in der Luft ausweichen. „Ich habe doch gesagt, du sollst aufhören! Willst du hier sterben?“, schrie er. Freedom zog sein Schwert und flog direkt auf den Duel zu. Diesmal zwang sich Kira, das Cockpit auf keinen Fall zu treffen und trennte der Einheit nur die Beine ab. „Hör auf und flieh! Stopp endlich diese Albernheiten!“ Er verpasste dem Duel einen Tritt, woraufhin dieser sich zu seiner Überraschung tatsächlich schnellstmöglich von dem Hauptquartier entfernte, und das keine Sekunde zu spät, denn schon einen Augenblick später wurde Cyclops aktiviert und die Basis flog in die Luft. Zurück blieb ein riesiger Trümmerhaufen mit tausenden von Toten. Die Archangel war das einzige Schiff der Erdallianz, dem die Flucht noch gelang. Auf einer nahe gelegenen Insel landete das Kriegsschiff und Kira neben diesen. Er stieg aus seiner Einheit und ging auf die Crewmitglieder, die das Schiff inzwischen verlassen hatten, zu. Kapitel 9: Clarification (Klarstellung) --------------------------------------- Die Archangel landete auf einer nahe gelegenen Insel und Kira neben ihr. Er stieg aus seiner Einheit und ging auf die Crewmitglieder, die das Schiff inzwischen verlassen hatten, zu. Sie staunten nicht schlecht, als er vor ihnen stehen blieb und den Helm seiner roten ZAFT Uniform abnahm. „Zum Glück habe ich es noch rechtzeitig geschafft.“, sagte Kira zur Begrüßung. Murrue starrte ihn sprachlos an. „Du.. Du bist es wirklich, Kira-kun...“ Kira nickte. Im nächsten Augenblick riefen viele Crewmitglieder seinen Namen und rannten auf ihn zu. Sie warfen ihn so viele Fragen auf einmal an den Kopf, dass er es nicht schaffte, auch nur eine von ihnen zu beantworten. Er konnte die meisten nicht einmal den Personen zuordnen. „Du?“ „Wie um alles in der Welt hast du?“ „Du bist kein Geist, oder?“ Kira löste sich von der Gruppe und lief auf zwei seiner Freunde zu, die in einiger Entfernung stehen geblieben waren. „Sai... Kuzzey ...“ Sai war den Tränen nahe. „Ich bin so froh, dass du noch am Leben bist.“ „Tut mir Leid.“ Kira klopfte ihm auf die Schulter. „Danke.“ Dann wandte er sich an Murrue. „Es sieht aus, als gibt es viele Dinge, worüber wir sprechen müssen.“ „Ja...“, murmelte die Frau. „Ich möchte auch viele Sachen fragen.“, setzte Kira fort. „Da bin ich mir sicher.“, meinte Murrue. Mwu ging schnurstracks auf Kira zu und grinste ihn frech an. „Warst du bei ZAFT?“ „Ja, aber ich bin kein Teil von ZAFT.“, antwortete Kira, „Und jetzt... gehöre ich auch nicht mehr zur Erdallianz.“ Ein Raunen ging durch die Menge. „Verstanden.“, Murrue brachte die Mannschaft zum Schweigen, „Lass uns zuerst darüber reden.“ Sie deutete auf den Freedom. „Was ist mit dieser Einheit? Was hast du mit ihr vor?“ „Wenn Sie die Wartungen und das Nachladen meinen, sie sind nicht nötig.“, erwiderte Kira, „Sie ist mit einem Neutron Jammer Canceller ausgestattet.“ „ Neutron Jammer Canceller?“, fragte Mwu ungläubig. „Dann verfügt dieses Teil über Atomkraft?“, warf ein anderer ein. „Wo um alles in der Welt hast du dieses Ding her?“, rief ein dritter. „Wenn ihr Daten von mir fordert, werde ich widersprechen und diesen Ort augenblicklich verlassen.“, stellte Kira klar, „Wenn ihr versucht, sie mir wegzunehmen, werde ich sie verteidigen, selbst wenn das heißt, gegen euch kämpfen zu müssen.“ „Kira-kun...“ Murrue blickte ihn sprachlos an. Aber Mwu schien es nicht besser erwischt zu haben. „Du...?“ „Das ist meine Aufgabe.“, erklärte Kira, „Seit diese Einheit mir anvertraut wurde.“ „Verstanden.“, erklärte Murrue und warf einen ernsten Blick auf die Manschaft, „Ich garantiere, dass keiner von uns jemals diese Einheit anfassen wird. Verstanden?“ „Danke.“, sagte Kira und meinte es auch so. Kira und die Crew betraten die Archangel, nachdem Freedom sicher auf ihr verstaut worden war. Auf der Brücke angekommen, besprachen sie, wie es jetzt weitergehen sollte. „Das war also der Plan...?“, fragte Kira. „Da gibt es keinen Zweifel.“, bestätigte Mwu mit harter Stimme. „Sie haben uns nichts gesagt.“, schilderte Murrue die Situation aus ihrer Sichtweise. „Das Hauptquartier wusste die ganze Zeit, dass das Ziel Alaska sein würde. Und nicht nur das, sie wussten es auch schon eine lange Zeit. Das ist der Grund, weshalb sie Cyclops installiert hatten.“ Mwu war hörbar wütend über diese Tatsache. Kira konnte es ihm nicht verübeln. Auch er war nicht mehr ruhig, immerhin hätte die Erdallianz beinahe seine Freunde umgebracht. Er senkte seinen Blick und erinnerte sich an den Augenblick, wo er von dem Angriff auf Alaska erfahren hatte, durch einen Anruf von einer Bekannten von Lacus' Vater. „Das selbe gilt für Plant.“ Die Crew sah ihn überrascht an, sagte aber nichts. „Also Murrue-san, was werden Sie und die Archangel jetzt tun?“, fragte er weiter. „Was wir tun werden...“, murmelte die Frau. „Sollen wir nach Panama gehen und uns ihnen zur Verfügung stellen?“, fragte Neumann. „Ich frage mich, ob wir dort noch willkommen sein werden.“, scherzte Mwu, „Nach all dem.“ „Seit dieses Schiff vom Schlachtfeld geflohen ist...“, meine Murrue zweifelnd. „Gesetzt ist immer noch Gesetz...“, dachte Neumann laut nach. „Aus irgendwelchen Gründen.“, sprach Murrue endlich weiter, „Weiß ich nicht mehr, wofür wir kämpfen sollen.“ „Denkst du darüber nach, wie wir kämpfen sollten, um das zu beenden, Murrue-san?“, fragte Kira, „Ich glaube, dass wir alle dagegen kämpfen müssen. Vielleicht wäre es das beste, uns Orb anzuschließen...“ „Orb?“ Murrue sah ihn ungläubig an. Doch Kira erwiderte nichts mehr darauf, sondern verließ schweigend die Brücke. Er wusste, dass die Crew Zeit brauchte, um über seinen Vorschlag nachzudenken und außerdem wollte er endlich den Druckanzug ausziehen, weshalb er in seine Kabine ging. Seine Sachen waren in einen Karton gepackt, was ihn nicht weiter wunderte, schließlich galt er als verschollen. Er suchte sich seine Uniform heraus und zog sich um. Gerade als er sich auf das Bett setzen wollte, fiel ihm ein silbern glänzender Gegenstand auf den Boden auf. Als er diesen anhob, erkannte er Flays Lippenstift. Plötzlich erinnerte es sich wieder daran. Flay hatte ihm vor seinem letzten Start noch etwas sagen wollen, aber er hatte keine Zeit gehabt und es auf später verschoben. Nur leider war er nach dem Kampf nicht wie geplant auf das Schiff zurückgekehrt. Die Tür öffnete sich und sein Tori flog in das Zimmer. Überrascht schaute Kira in die Richtung, aus der der Robotervogel gekommen war. „Ich hatte ihn bei mir.“, sagte Sai, der in der Tür stand, „Ich habe es einfach nicht fertig gebracht, den kleinen Kerl auszuschalten.“ „Danke.“, sagte Kira, dann erkundigte er sich nach Flay. „Sie wurde in Alaska versetzt, zusammen mit Leutnant Badgiruel und Major La Fllaga. Wie es der Major geschafft hat, zurückzukommen, weiß ich nicht.“ „Verstehe...“, murmelte Kira. Flay war also nicht mehr hier. Er sah Sai hinterher, als dieser das Zimmer wieder verließ und setzte sich auf sein Bett. Er dachte nach. Wie sollte es jetzt weitergehen? War es wirklich richtig, sich Orb anzuschließen? Gut, etwas anderes blieb ihnen momentan nicht übrig. Er klopfte an der Tür. Wenig später trat Mwu ein. Er grinste Kira an. „Ich habe da etwas, was ich dir gerne zeigen möchte.“ Dann packte er den völlig überrumpelten Jungen am Arm und zog ihn aus dem Zimmer durch die Gänge der Archangel bis in das Krankenzimmer. Ohne zu klopfen, trat er in dieses ein, Kira immer noch im Schlepptau. Der Arzt sprang auf und starrte Mwu zuerst sprachlos an „A- aber das ist doch unmöglich!“, stotterte der Mann, „Wie geht denn das? Warum sind Sie noch hier, Major? Was ist auf Ihrer Versetzung geworden.“ Mwu grinste. „Die habe ich verpasst. Aber das ist nicht der Grund, weswegen ich hier bin.“ Er zog Kira vor sich. „Ich dachte, de Kleinen wüsste gern, wie es Ihrem Patient geht.“ „Mwu-san!“, Kira verzog vor Schmerz das Gesicht, als der Mann ihm auf die Schulter klopfte. Der ehemalige Major schaute den Jungen daraufhin erst irritiert an, bis er zu kapieren schien, weshalb Kira so reagierte. „Du bist ja verletzt…“ „Natürlich bin ich das!“, meinte Kira leicht beleidigt, „Ich habe die Explosion voll abbekommen. Ich bin zwar ein Coordinator und mein Körper hält mehr aus und heilt schneller, aber so schnell nun auch wieder nicht!“ Der Arzt starrte Kira geschockt an. Die Hände des Mannes begannen zu zittern, bevor die Unterlagen ihm aus den Händen rutschten und mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden aufkamen. Er rieb sich seine Augen und starrte Kira weiterhin geschockt an. „Ich bin wieder da…“, murmelte der Junge leise. Der Arzt erstarrte. Dann schüttelte er seinen Kopf, bevor er sich nach einigen Minuten wieder aus seiner Starre löste. „Du- du lebst…“ „Sieht so aus…“, meinte Kira und trat ein paar Schritte weiter in das Krankenzimmer hinein. Er ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Bei einem der Krankenbetten blieb sein Blick haften. Es lag ein Junge in etwa seinem Alter darin, der ihn mit einem fragenden Gesichtsausdruck anschaute. Nur langsam kamen Kiras Erinnerungen an diesen Jungen zurück. Er sah vor seinem inneren Auge, wie er den Jungen schwer verletzt aus den Trümmern gefischt hatte. Eigentlich war das nicht möglich. Er müsste tot sein. Doch Kira freute sich, dass er noch lebte. Langsam ging Kira auf ihn zu, bevor er ihn mit erleichterter Stimme ansprach. „Du lebst…“ „Das sagt der richtige!“, rief Mwu. Aber Kira ignorierte es. Er lief weiter, bis er direkt vor dem Bett stand und sah dem Jungen direkt in die Augen, bevor er sich auf die Bettkante setzte. „Du heißt Nicol, richtig?“ Dem Arzt fielen ein weiteres Mal die Unterlagen aus den Händen und Mwu schnappte erschrocken nach Luft. „Sa- sagtest du nicht, dass du ihn nicht kennst?“ „Ich kenne ihn auch nicht.“, meinte Kira ungerührt, „Den Namen habe ich irgendwo aufgeschnappt…“ Nicol schluckte, bevor er Kira fragend ansah. „Woher kennen Sie meinen Namen? Wer sind Sie?“ In der Stimme des Jungen schwang Angst mit. Kira wusste, er fühlte sich mehr als unwohl in seiner momentanen Situation. „Wer ich bin? Kira. Ich glaube, den Rest willst du nicht wissen. Und was deinen Namen betrifft: Athrun hat ihn geschrieen, kurz nachdem Blitz explodiert war.“ Kapitel 10: Late comprehension (spätes Verständnis) --------------------------------------------------- Als Athrun in der ZAFT Basis eintraf, herrschte Chaos. Irgendetwas musste passiert sein, aber was. Als er gestern Abend aufgebrochen war, hatte er nicht das Geringste mitbekommen. Hatte es einen überraschenden Angriff gegeben? Das war sehr unwahrscheinlich. Athrun sah sich aufmerksam um und setzte seinen Weg fort, als er ein bekanntes Gesicht erblickte. „Kapitän Yuki!“ Der Mann sah ihn leicht verwirrt an. „Athrun Zala! Was bringt dich denn hier her?“ „Eh...“, stotterte Athrun, „Nichts besonderes. Aber was ist hier los?“ Der Mann sah ihn ernst an. „Es scheint, als sei Spit-Break fehlgeschlagen!“ „Was?“ Athrun konnte es nicht glauben. Der Mann sprach weiter. „Ich kenne die genauen Details nicht, aber in den Reporten wird berichtet, dass unsere gesamten Streitkräfte vernichtete wurden.“ „Unmöglich!“, rief Athrun. Das konnte einfach nicht sein. Spit-Break war so lange geplant gewesen und jetzt sollte es einfach so fehlgeschlagen sein. Das war einfach unmöglich. Kapitän Yuki beugte sich zu Athrun hinunter und sprach leiser weiter. „Es gibt noch eine andere schlechte Nachricht, die ich dir mitteilen muss. Jemand hat die neuste Mobile Suit, die in völliger Geheimhaltung hergestellt worden war, gestohlen. Es wird behauptet, dass diejenige, die dem Spion bei der Flucht geholfen hat, Lacus Clyne gewesen sein soll.“ Athrun schnappte erschrocken nach Luft. Hatte er sich gerade verhört? Lacus sollte? Das konnte nicht sein. Kapitän Yuki sprach noch weiter, aber Athrun hörte ihm nicht mehr zu. Nicht, dass er das nicht wollte oder gerne unhöflich war, aber seine Gedanken kreisten momentan um eine andere Sache. Seine Hand begann zu zittern, der Koffer entglitt ihr und kam mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. „D- Das kann nicht sein...“, stotterte Athrun, „...unmöglich... Lacus? Das kann nicht sein...“ Athrun machte sich sofort auf den Weg zu seinem Vater um genaueres darüber zu erfahren. Er wollte es einfach nicht glauben. Lacus würde niemals einem Spion helfen. Es musste sich um einen Irrtum handeln. Genau: Eine Person, die ihr ähnlich sah, war am Tatort gesehen worden! Athrun wusste, wie dämlich das klang, aber ihm fiel nichts besseres ein. Er betrat das Büro seines Vaters. „Entschuldigen Sie!“ Keiner schenkte ihm Aufmerksamkeit. Die Männer diskutierten einfach weiter. Athrun konnte ein paar Brocken auffangen, aber ihm fehlten die Zusammenhänge und so verstand er nicht, worüber sie sprachen, außer dass es um Spit-Break ging, was fehlgeschlagen war. Ein Mann trat ein und überbrachte Patrick Zala die Nachricht, dass die anderen Ratsmitglieder eine Erklärung von ihm forderten. Danach ging er wieder, ohne die Antwort abzuwarten. Athrun sah ihm verwirrt hinterher, als sein Vater ihm endlich Beachtung schenkte. „Einen Augenblick!“, sagte der Mann streng. Athrun salutierte. In der Öffentlichkeit musste er das, immerhin war er ein Soldat und sein Vater der Vorsitzende von Plant... Doch Patrick Zala beachtete ihn schon nicht mehr. Er schrie seinen Leuten Befehle entgegen, sie sollten endlich die Clynes finden und alle, die mit ihnen eng befreundet waren, unter Arrest stellen. Athrun schien das Übertrieben. Wegen einer einzigen Einheit so einen Aufstand zu machen, das war doch Lächerlich. Und außerdem: Hatte sein Vater überhaupt Beweise? Nach einer Ewigkeit verließen die anderen endlich das Büro und Patrick ließ sich erschöpft in seinen Stuhl fallen. Athrun trat einen Schritt nach vorn. „Vater...“ Der Mann schaute wütend auf, aber sein Blick galt nicht ihm. „Was ist denn das für ein Benehmen?!“ Erschrocken salutierte Athrun. „Entschuldigen Sie, Vorsitzender Zala!“ Patrick sah seinen Sohn noch immer nicht an. „Du kennst die Situation?“ „Ja, aber...“, unterbracht Athrun ihn, „Ich kann das nicht glauben. Dass Lacus einem Spion geholfen haben soll... So etwas dummes würde sie doch nie tun...“ „Schau.“, sagte Patrick und betätigte die Vorrichtung, die den Vorhang vor einem großen Bildschirm an der Wand zu Seite zog. „Das sind die letzten Bilder, die die Überwachungskamera aufgenommen hat, bevor der Freedom gestohlen wurde.“ Athrun schaute auf den Bildschirm. Es waren zwei Personen zu erkennen, aber nur von hinten, so dass man ihre Gesichter nicht sehen konnte. Eine, wahrscheinlich ein Mann, trug eine rote ZAFT Uniform. Die andere war in eines von Lacus Kleidern gekleidet. Auch die Haarfarbe und die Haarlänge stimmten. Aber trotzdem! So ein Kleid konnte man leicht nachmachen und das mit den Haaren ließ sich auch mit einer Perücke hinbekommen. Das war noch lange kein Beweis für ihre Schuld! „Wer glaubt noch an ihre Unschuld, wenn sie das hier gesehen haben?“, sprach der Vater weiter, „egal was du sagst, das ist die Wahrheit! Lacus Clyne ist nicht länger deine Verlobte. Es ist noch nicht offiziell, aber sie ist eine Verräterin, die unsere Geheimnisse verlauft hat und danach geflohen ist!“ Diese Worte erschreckten Athrun. So weißt würde sein Vater gehen? In diesem Augenblick wendete die Person auf der Leinwand in Lacus Kleid ihr Gesicht dem Mann in der Uniform zu. Jetzt konnte man es erkennen. Athrun glaubte seinen Augen nicht. Das war tatsächlich Lacus Gesicht! Aber noch bevor er genauer darüber nachdenken konnte, war der Bildschirm schon wieder schwarz. Sein Vater sprach weiter. „Deine Aufgabe ist es, den X10A Freedom zurückzubringen und alle Personen, die an dem Diebstahl beteiligt sein könnten und den Piloten zu eliminieren!“ Athruns Augen weiteten sich. Unmöglich! Er sollte was?! „Du wirst auf deiner Mission den X09A Justice fliegen. Starte, sobald du bereit bist. Wenn du den Freedom nicht zurückbringen kannst, zerstöre ihn komplett.“ Die Stimme von Patrick Zala duldete keinerlei Widerspruch. „Sollte ich nicht erst versuchen, Kontakt mit ihm aufzunehmen?“, fragte Athrun trotzdem, „Vielleicht klärt sich die Sache ja dadurch...“ Im Gesicht seines Vaters spiegelte sich blanker Hass, als dieser auf die Frage antwortete. „X10A Freedom und X09A Justice sind beides Einheiten, die mit einem Neutron Jammer Canceller ausgestattet sind.“ Athrun glaubte, sich verhört zu haben. „ Neutron Jammer Canceller? Unmöglich!“ Wie es von ihm verlangt wurde, machte Athrun sich sofort auf den Weg zu seiner neuen Einheit. In seinem Kopf hörte er immer und immer wieder die Worte, die sein Vater ihm auf die letzte Frage geantwortet hatte. „Diese Energie ist etwas, was wir brauchen, um zu gewinnen! Deine Mission ist entscheidend! Bereite dich darauf vor!“ Das war es gewesen, dann hatte er ihn zu Yuri Amalfi geschickt, Nicols Vater. Und jetzt standen die beiden vor Athruns neuer Einheit und schwiegen sich an. Erst nach einigen Minuten brach der Mann das Schweigen. „Nicol hat ihre Lieder wirklich geliebt...“ Diese Worte brachten Athruns Erinnerungen an den Tod seines Freundes zurück, den Tod seiner beiden besten Freunde. „Nicol war wirklich...“ Yuri unterbrach ihn. „Nein, es ist okay... Es tut mir Leid. Eich weiß, es ist Krieg... Du warst derjenige, der ihn gerächt hat.“ Athrun schaute erschrocken auf. Dann senkte er seinen Blick wieder. Kira war tot... Doch er fühlte sich kein Bisschen besser. Es war nur noch einer seiner Freund tot... „Nein...“ „Aber wie du, oder Nicol... Es gibt Millionen von jungen Menschen, die ihr Leben opfern... Warum sind da Menschen, die uns verraten?! Ich kann das einfach nicht begreifen! Es gab schon so viele Opfer! Deshalb... Deshalb haben wir uns entschieden, diese Einheiten mit dem N Jammer Canceller auszustatten!“ Plötzlich sah Athrun Lacus Gesicht vor sich. Es kam ihm vor, als würde er etwas übersehen. Ein winzig kleines Detail, was ihm erklären konnte, was hier vor sich ging... Athrun entschuldigte sich bei Yuri Amalfi. „Ich breche schnellstmöglich zu meiner Mission auf.“ Er verließ die Basis, ohne noch recht auf seine Umgebung zu achten. Es musste etwas geben! Eine Erklärung, warum Lacus so gehandelt hatte! Und bevor er begriff, wie ihm geschah, stand er plötzlich mitten auf dem Anwesen der Familie Clyne. Alles um ihn war zerstört. Die Fenster waren von Kugeln zerschossen wurden, die Blumen niedergetrampelt... Plötzlich hörte Athrun ein Geräusch. Gerade wollte er nach seiner Waffe greifen, als eine rosafarbener Kugel auf ihn zugehüpft kam. „Ich werde das nicht akzeptieren!“ Gerade als Athrun nach dieser greifen wollte, hüpfte sie weiter. „Danke! Danke!“ Athrun rannte der Kugel hinterher. „Haro!“ Der pinke Ball hielt an und sprang in seine Richtung. Verwirrt fing Athrun ihn auf. Dieser Ort, an den er Haro unbewusst gefolgt war. Hier waren einst die Blumen gewesen, die sie nach ihrem ersten Konzert geschenkt bekommen hatte. Haro sprang ihm wieder aus der Hand. „Haro geht es gut. Geht es dir auch gut?“ Athruns Augen weiteten sich. Das konnte nicht sein! War Lacus tatsächlich dort?! Ohne weiter daran zu denken, dass die rosahaarige Sängerin jetzt eigentlich sein Feind war, machte er sich auf den Weg, zur der Konzerthalle, wo Lacus das erste Mal vor Publikum gesungen hatte. Kapitel 11: Conversation (Gespräch) ----------------------------------- „Haro geht es gut. Geht es dir auch gut?“ Athruns Augen weiteten sich. Das konnte nicht sein! War Lacus tatsächlich dort?! Ohne weiter daran zu denken, dass die rosahaarige Sängerin jetzt eigentlich sein Feind war, machte er sich auf den Weg, zur der Konzerthalle, wo Lacus das erste Mal vor Publikum gesungen hatte. Als er seinen Zielort erreichte, goss es wie aus Strömen, doch das störte Athrun nicht weiter. Er ging geradewegs auf die leer stehende und inzwischen leicht verfallene und verstaubte Konzerthalle zu. Langsam trat er ein und lief in Richtung der Bühne. Doch als er die Tür zu dieser öffnete, hörte er plötzlich ein Geräusch. Jemand sang. Das war Lacus Stimme! Vorsichtig zog er seine Waffe und näherte sich Athrun dem Mädchen, mit dem er einst verlobt war. Der Text ihres Liedes brachte sofort wieder seine Erinnerungen an Kira zurück. Doch dieses Mal verdrängte Athrun diese nicht mehr. Völlig in seinen Gedanken versunken näherte er sich Lacus immer mehr, bis er von einer rosafarbenen Kugel aus ihnen gerissen wurde. „Danke! Danke! Lacus!“, rief Haro, als er Athrun aus der Hand sprang und geradewegs auf seine Besitzerin zuhüpfte. Diese fing ihn überrascht auf. „Oh! Wie ich sehe, hast du ihn zu mir gebracht. Danke.“ „Lacus?“, sprach Athrun sie endlich an. „Ja?“ Die Antwort der Sängerin klang freundlich. Fast so, als sei sie zu unrecht beschuldigt worden. Was war wirklich passiert? Hatte man Lacus reingelegt? Athrun nahm einige Schritte Anlauf und sprang zu ihr auf die Bühne. „Was ist passiert?“, fragte er hart. Und sah ihr in das Gesicht, um eine Lüge sofort zu bemerken. Doch Lacus blickte ihn nur fragend aus ihren blauen Augen heraus an. „Bist du nicht hier, weil du die ganze Geschichte gehört hast?“ „Dann ist es wahr?!“, schrie Athrun. Er konnte es nicht glauben. Sie sollte tatsächlich... „Du hast einem Spion geholfen...! Warum hast du das getan?!“ Lacus blieb trotz dieser Anschuldigung ruhig. „Ich haben nie einem Spion geholfen.“ „Eh?“ Jetzt war Athrun verwirrt. Er verstand gar nichts mehr. Wenn Lacus dem Spion nicht geholfen hatte, wer dann? Hatte man sie wirklich reingelegt oder kam noch etwas? Plötzlich war Lacus Gesichtsausdruck ernst. „Ich habe gehört, du hast den Strike besiegt. Herzlichen Glückwunsch, du hast deinen besten Freund getötet.“ Athrun erstarrte. „Was hätte ich denn sonst tun sollen? Es ging nicht anders.“, schrie er. Athrun war so wütend über das, was er eben gehört hatte, dass er seine Waffe auf Lacus richtete und bereit war, abzudrücken. Doch dir rosahaarige schien das kein bisschen zu stören. „Hättest du versucht, mit ihm zu reden, wäre es gar nicht erst so weit gekommen.“, sagte Lacus „Du hast ihm unrecht getan.“ „W- was meinst du damit?“, fragte Athrun. Er hatte bereits eine Vorahnung, doch es war unmöglich, dass Lacus genau das meinte. Sie konnte es doch gar nicht wissen. „Hast du ihn nicht umgebracht, weil du geglaubt hast, er hätte deinen Kameraden getötet?“, fragte Lacus. Athrun hörte aus ihrer Stimme heraus, sie wusste mehr als sie gerade zugab. Was wurde hier gespielt? Was verschwieg sie ihm? Oder würde sie es noch sagen? „Was würdest du tun, wenn ich dir sage, dass ein Kamerad zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht tot gewesen war? Was wäre, wenn du erfahren würdest, dass Kira versucht hat, ihm das Leben zu retten? Wie würdest du reagieren?“ Athruns Hände zitterten. In seinem Körper breitete sich ein seltsames Gefühl aus. Er konnte es nicht zuordnen. Aber es war kein schönes Gefühl. Es fühlte sich kalt an und einsam. „I- Ist das wahr?“, fragte Athrun leise. Seine gesamte Kraft war verschwunden. Er fühlte sich hilflos wie ein kleines Kind. „Glaubst du mir nicht, was ich dir sage?“, stellte Lacus die Gegenfrage. „Warum überzeugst du dich dann nicht selbst? Geht auf die Archangel und frag nach.“ „Bist du verrückt?“, schrie Athrun, „Das Schiff gehört zur Erdallianz!“ „Keine Angst.“, flüsterte Lacus, „Sie werden dir nichts tun.“ Dann wurde ihre Stimme wieder lauter und fordernder. „ Außerdem: Du musst doch eh zu diesem Schiff. Deine Mission ist es, den Freedom zurückzubringen und diese Mobile Suit befindet sich momentan auf der Archangel. Wenn du das Schiff gefunden hast, dann verlange einfach den Piloten dieser Einheit und sage ihm, dass ich dich geschickt habe. Er wird dafür sorgen, dass sie dich an Bord lassen und dir deine Fragen beantworten.“ „Aber er ist unser Feind!“, rief Athrun. „Wen versuchst du hier zu überzeugen? Auf dem Schlachtfeld... und selbst Plant, wohin du gerade zurückgekehrt bist... Hast du nichts gesehen?“ „Lacus?!“, Athrun verstand die Sängerin nicht mehr. „An was glaubst du und für was kämpfst du? Die Befehle des Militärs? Die Befehle deines Vaters?“ Lacus Stimme wurde von Wort zu Wort lauter. Athrun konnte nur zuhören, so sehr war er überrumpelt von dem, was sie sagte. „Lacus!“ „Wenn dem so ist, werde ich dein Feind werden.“ Die Sängerin ging direkt auf ihn zu. „Wenn ich dein Feind wäre, würdest du auf mich schießen, Athrun Zala von ZAFT? Zum zweiten Mal erstarrte Athrun. Er senkte seine Waffe und starrte auf den Fußboden. „Ich- Ich will-“ In diesem Augenblick wurde er unterbrochen. Die Tür wurde aufgestoßen und mehrere gestalten stürmten in die Konzerthalle. Athrun erkannte sie als die Männer, die Lacus und ihren Vater suchten und festnehmen sollten, wenn sie einen der beiden fanden. Ohne nachzudenken, was er tat, stellte er sich schützend vor die Sängerin und richtete seine Waffe auf die Männer. „Gute Arbeit, Athrun Zala.“, sagte einer von ihnen. „Was haben Sie gesagt?“, kam es wütend von Athrun, der erst jetzt begriff, dass man ihn verfolgt haben musste ohne dass er es bemerkt hatte. „Sie ist wirklich deine Verlobte. Das hat sich als positiv herausgestellt. Gehen Sie jetzt bitte zur Seite.“ Die Stimme des Mannes klang sachlich, was bei seinem Job aber auch nicht weiter wunderlich war. Athrun ignorierte diese indirekte Warnung. Genau genommen ignorierte er sie nicht nur, sondern widersetzte sich bewusst, indem er noch einen Schritt näher an Lacus herantrat. Doch das schien den Mann nicht zu interessieren. Er sprach ruhig weiter. „Sie ist eine Flüchtige, die Hochverrat begangen hat. Wir haben selbst den Befehl, sie zu eliminieren, wenn sie nicht kooperiert.Willst du sie immer noch beschützen?“ „Das ist unmöglich!“, schrie Athrun. In diesem Augenblick ertönte ein Schuss und einer der Männer fiel tot um. Athrun nutzte seine Chance, packte Lacus und zog sie hinter eine Steinplatte, wo sie erst einmal in Sicherheit war. Die Männer schossen zwar auf auf sie, trafen aber zum Glück nicht. Als Athrun versuchte, seine Deckung zu verlassen, um zu sehen, was außerhalb vorging, musste er wieder zurückweichen. Die Männer hatten ihr Versteck eingekreist und schossen darauf. Doch einer nach dem anderen wurde erschossen. Irgendwo hier musste es verbündete geben, so viel konnte sich Athrun denken. Nur wusste er nicht, wer sie waren und wie viele es waren. Erst als der letzte der Männer tot am Boden lag, verließen Athrun und Lacus ihr Versteck wieder. Ein Mann in ZAFT Uniform kam auf die beiden zu. „Lacus-sama.“ Die Sängerin sah zu Athrun. „Danke, Athrun.“, während die Aufmerksamkeit des Angesprochenen auf den vielen blutverschmierten Leichen lag. „Seid Ihr in Ordnung, Lacus-sama?“, fragte der Soldat und zog damit Athruns Aufmerksamkeit auf sich, „Wir müssen weiter...“ „Was ist mit Malchio-sama?“, fragte Lacus den Mann. „Er ist in Sicherheit.“ „Dann, Athrun.“ Die Sängerin wendete sich noch einmal an ihn, „Danke dass du mir Pink‑chan gebracht hast. „Danke! Danke!“, rief der kleine pinke Kerl. Athrun stand einfach nur da uns starrte das Mädchen an. Er hatte noch immer nicht vollständig begriffen, was gerade passiert war und sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um diesen Verlust nachzuholen. Er hatte sich seinem Vater widersetzt. Er hatte einer Schwerverbrecherin bei der Flucht geholfen. Ansonsten ging es ihm aber noch gut, oder? Lacus lächelte ihn an. „Geh auf die Erde und kontaktiere die Archangel. Wenn du mit dem Piloten vom Freedom sprichst, wirst du es verstehen. Ob dein toter Kamerad noch am Leben und auf diesem Schiff ist, kann ich dir leider nicht sagen. Das musst du selbst herausfinden.“ Als Lacus und ihre Begleiter gingen, ließen sie einen völlig verwirrten Athrun zurück, der die Welt nicht mehr verstand. Was würde er verstehen? Wer war dieser Pilot? Kannte er ihn? Athrun schüttelte seinen Kopf. Darüber konnte er sich Gedanken machen, wenn er ihm gegenüberstand. Jetzt galt es erst einmal, so schnell wie möglich eine Starterlaubnis zu bekommen. Athrun hatte sich entschieden. Er würde der Archangel einen Besuch abstatten. Kapitel 12: Confession (Geständnis) ----------------------------------- Nicol hatte gerade seine Augen geschlossen und wollte schlafen, als auf einmal die Tür zum Krankenzimmer geöffnet wurde und er zwei Personen eintreten hörte. Er hörte, wie der Arzt aufsprang „A- aber das ist doch unmöglich! Wie geht denn das? Warum sind Sie noch hier, Major? Was ist auf Ihrer Versetzung geworden.“ Nicol öffnete seine Augen und erblickte den blondhaarigen Major, der gerade grinste. „Die habe ich verpasst. Aber das ist nicht der Grund, weswegen ich hier bin.“ Er zog einen Jungen in etwa Nicols Alter in einer Uniform der Erdallianz vor sich. „Ich dachte, der Kleinen wüsste gern, wie es Ihrem Patient geht.“ „Mwu-san!“, Der Junge verzog das Gesicht, als der Mann ihm auf die Schulter klopfte. Es sah aus, als hätte er Schmerzen. War er verletzt? Möglich war es, denn die Archagnel hatte gerade einen Kampf hinter sich. Der Major schaute den Jungen erst irritiert an. „Du bist ja verletzt…“ Diese Aussage verwunderte Nicol. Hatte der Mann das nicht gewusst? Aber wenn er den Jungen nicht wegen der Verletzungen hergebracht hatte, wieso dann? „Natürlich bin ich das!“, meinte der Junge leicht beleidigt, „Ich habe die Explosion voll abbekommen. Ich bin zwar ein Coordinator und mein Körper hält mehr aus und heilt schneller, aber so schnell nun auch wieder nicht!“ Nicol schluckte. Der Junge sollte ein Coordinator sein? Aber was tat er dann auf einem Schiff der Erdallianz? Oder hatte Nicol sich verhört? Der Arzt starrte den Jungen geschockt an. Die Hände des Mannes begannen zu zittern, bevor die Unterlagen ihm aus den Händen rutschten und mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden aufkamen. Er rieb sich seine Augen und starrte den Jungen weiterhin geschockt an. „Ich bin wieder da…“, murmelte der Junge leise. Der Arzt erstarrte. Dann schüttelte er seinen Kopf, bevor er sich nach einigen Minuten wieder aus seiner Starre löste. „Du- du lebst…“ „Sieht so aus…“, meinte der Junge und trat ein paar Schritte weiter in das Krankenzimmer hinein. Er ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Auf Nicol blieb sein Blick haften. Langsam ging der Junge auf Nicol zu, bevor er ihn mit erleichterter Stimme ansprach. „Du lebst…“ Er sah irgendwie glücklich aus. „Das sagt der richtige!“, rief der Major. Der Junge lief weiter, bis er direkt vor dem Bett stand und sah Nicol in die Augen, bevor er sich auf die Bettkante setzte. „Du heißt Nicol, richtig?“ Nicol riss seine Augen auf. Woher kannte der Fremde seinen Namen? Wer war er? „Sa- sagtest du nicht, dass du ihn nicht kennst?“, fragte der Major geschockt. „Ich kenne ihn auch nicht.“, meinte der Junge ungerührt, „Den Namen habe ich irgendwo aufgeschnappt…“ Nicol schluckte, bevor er den Jungen fragend ansah. „Woher kennen Sie meinen Namen? Wer sind Sie?“ In seiner Stimme schwang Angst mit. Er wollte hier weg. Ihm war das alles unheimlich und er hatte Angst. „Wer ich bin? Kira. Ich glaube, den Rest willst du nicht wissen. Und was deinen Namen betrifft: Athrun hat ihn geschrieen, kurz nachdem Blitz explodiert war.“ Nicol erstarrte. Kira? Diesen Namen hatte er schon einmal gehört. Der Pilot vom Strike hieß so. Aber der war doch tot. Oder doch nicht? Nicol verstand gar nichts mehr. Es dauerte, bis sein Gehirn die Aussage von diesem Kira vollständig verarbeitet hatte, weshalb er erst nach einigen Sekunden realisierte, dass etwas an ihr merkwürdig war. „Athrun?“, fragte Nicol ungläubig. Dieser Kira meinte sicher nicht den Athrun, an den er gerade dachte. Es gab bestimmt viele Menschen mit dem Namen. Aber er hatte auch gesagt, dass Athrun seinen Nehmen geschrieen hatte. Dann blieb eigentlich kein anderer übrig, oder? Der fremde Namens Kira nickte. Er sah leicht unsicher zu dem Major und dem Arzt, bevor er Nicols Frage beantwortete. „Athrun Zala, der Pilot vom Aegis.“ Der Major schnappte nach Luft. „Was hast du gerade gesagt?“, schrie er diesen Kira an, „Aegis? Du hattest während des Kampfes Kontakt zu einem ZAFT Soldaten?! Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du weißt, dass das verboten ist!“ „Ich weiß…“, murmelte der Junge. Aber irgendwie schien es, als sei es ihm egal. „Zala…“, murmelte der Major, der für Nicols Geschmack erstaunlich schnell nachgegeben hatte, „Der jetzige Vorsitzende von Plant heißt auch so.“ „Er ist Athruns Vater.“, kam es von diesem Kira. Der Major seufzte. „Gibt es sonst noch irgendwelche Kleinigkeiten, die du uns verschwiegen hast?“, dann stockte er, „Du hast den Piloten beim Namen genannt. Kennst du ihn?“ Kira nickte. „Es jetzt abzustreiten, macht keinen Sinn mehr. Wir haben die gleiche Grundschule besucht und waren sogar beste Freunde…“ Der Major griff sich an den Kopf. „Irgendwie fällt es mir schwer, das zu glauben. Nach allem, was wir von Orb über euren Kampf erfahren haben. Er hat nämlich ausgesagt, er hätte dich umgebracht. Und da sagst du jetzt ihr wärt Freunde gewesen.“ Nicols Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Athrun hatte gegen diesen Kira gekämpft. Der Name des Piloten vom Strike war auch Kira gewesen. Strike hatte gegen Aegis gekämpft und Athrun hatte außerdem ausgesagt, er hätte den Piloten umgebracht. War dieser Junge hier etwa… „Gewesen.“, sagte Kira hart, „Das ist Jahre her…“ Der Major nickte. Dann grinste er. „Irgendwie habe ich gerade das Gefühl hier unerwünscht zu sein.“ Er packte den Arzt am Arm und zog ihn aus dem Krankenzimmer. Verwirrt sahen Nicol und Kira ihnen hinterher. Erst als sich die Tür hinter den Männern geschlossen hatte, sprach Nicol aus, was er eben herausgefunden hatte. „Sie sind der Pilot vom Strike, richtig?“ Zuerst sah Kira ihn verwundert an, doch dann senkte er seinen Blick und nickte stumm. „Der Major sagte, Sie seien derjenige gewesen, der mir das Leben gerettet hat. Warum?“ Kira zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht… Ich hab da nicht nachgedacht… Vielleicht wegen Athrun… Ich habe das nicht gewollt. Ich wollte nicht auf das Cockpit zielen. Ich schätze, spätestens als Athrun deinen Namen geschrien hat, hat mein Gehirn abgeschaltet. So verletzt hatte ich ihn noch nie gehört…“ Nicol wendete seinen Blick ab und schaute an die Decke. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Dieser Kira hatte seine Frage eben so ehrlich beantwortet, dass er es nicht wagte, noch eine zu stellen. „Sie sind seltsam.“, murmelte er. „Du.“, entgegnete Kira. Zuerst verstand Nicol nicht, wie das gemeint war, aber Kira war so nett, es ihm noch einmal zu erklären. „Du kannst mich duzen. Ich mag diese Förmlichkeiten nicht.“ Nicol nickte. Je länger er sich mit Kira unterhielt, umso sympathischer wurde ihm der Junge. Aber ein wenig verwirrte ihn Kiras verhalten auch. So verhielt sich kein ausgebildeter Soldat. „Bekommst du jetzt Ärger?“, fragte Nicol unsicher, „Immerhin hast du gerade zugegeben, den Feind zu kennen und sogar Kontakt zu ihm aufgenommen zu haben...“ „Nein, das geht schon klar.“, meinte Kira, „Die Archangel gehört nicht mehr zur Erdallianz. Und die Leute hier sind auch nicht mehr meine Vorgesetzten...“ „Wie meinst du das?“ Nicol war sich nicht sicher, ob er weiter nachfragen durfte, aber dieser Kira schien nett zu sein und es hatte nicht den Anschein, als würde er es ihm übel nehmen. „Vorhin hat ZAFT Alaska angegriffen. Der Plan der Erdallianz war es, sie die Basis einnehmen zu lassen und sie kurz darauf selbstzuserstören. Dafür hatten sie Cyclops installiert. Die Crew war nicht sonderlich begeistert, als sie davon erfahren hat. Ich habe ihnen geholfen, vom Schlachtfeld zu fliehen und die Pläne der Erdallianz an ZAFT weitergeleitet. Ich glaube nicht, dass wir dort jetzt noch willkommen sind. Momentan sind wir auf dem Weg nach Orb.“ „Orb?“, fragte Nicol, „Was wollt ihr dort?“ „Sie haben uns schon einmal geholfen.“, antwortete Kira, „Und ich glaube, dass sie es auch diesmal tun werden.“ Dann sah er Nicol aufmunternd an. „Orb ist neutral. Das bedeutet, sie haben keine Verwendung für dich. Mit etwas Glück lassen sie dich gehen.“ Diese Worte erleichterten Nicol. Es war, als hätte man eine riesige Last von ihm genommen. „Danke.“, murmelte er, „Dafür dass du so freundlich zu mir bist.“ Kira lächelte. „Ich hatte das Gefühl, es würde dir gut tun.“ In diesem Augenblick betraten zwei Krankenschwestern das Zimmer. Sie schienen so sehr in ihr Gespräch vertieft zu sein, dass sie Kira und Nicol gar nicht bemerkten. „Ich habe gehört, der Soldat soll heute aufgewacht sein.“, sagte die erste der beiden. „Meinst du?“, fragte die zweite, „Bei den Verletzungen. Würde mich nicht wundern, wenn er draufgeht.“ Ihre Stimme klang gelangweilt. „Er ist ein Coordinator.“, meinte die erste der beiden, „Da ist es nicht weiter wunderlich, dass er das überlebt hat. Ich habe gehört, alle sollen so sein. Wenn du mich fragst, sind das keine Menschen mehr, sondern Monster!“ Nicol versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn diese Äußerung traf, aber Kira schien es trotzdem aufgefallen zu sein. Er wandte seinen Blick langsam in Richtung der Krankenschwestern, bevor er sich räusperte und somit die Aufmerksamkeit der beiden Frauen auf sich zog. Kapitel 13: Trouble (Ärger) --------------------------- Kira wandte seinen Blick langsam in Richtung der Krankenschwestern, bevor er sich räusperte und somit die Aufmerksamkeit der beiden Frauen auf sich zog. Diese Bemerkung eben war alles andere als freundlich gewesen. Und er fühlte sich verletzt. Auch wenn er es nicht offen zeigte, verletzten ihn solche Worte jedes Mal. Er hasste es, wenn andere ihn oder einen seiner Freunde verurteilten, weil er ein Coordinator war oder ein Natural. Konnten sie nicht endlich damit aufhören? Reichte es nicht, dass genau aus diesem jämmerlichen Grund seit über einem Jahr Krieg herrschte?! Die Frauen blickten Kira teilnahmslos an. Dann lächelte eine von ihnen entschuldigend. „Oh, ich wusste nicht, dass Sie hier sind, Leutna-“ Kira stand auf. „Diese Förmlichkeiten können Sie sich sparen.“, unterbrach er die Frau in einem ruhigen Ton. Er war selbst überrascht, dass er es schaffte, in dieser Situation so ruhig zu bleiben. Früher hätte er geschrien oder wäre weggerannt. Aber dieses Mal zwang er sich, hier stehen zu bleiben. „Wenn Ihnen etwas nicht passt, dann sagen Sie es mir ins Gesicht.“ Er trat einen Schritt nach vorn. „Oder Sie akzeptieren es einfach als Tatsache und hören auf hinter dem Rücken anderer darüber zu reden!“ Die Frau starrte ihn wütend an. „Ich verbitte mir diesen Ton. Sie entschuldigen sich jetzt augenblicklich für Ihr unangemessenes Verhalten oder ich sehe mich gezwungen, Kapitän Murrue darüber zu informieren.“ „Es tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Kira untersteht nicht mehr unseren Kommando.“, hörte der Junge die Stimme des blonden Majors, während dieser gerade das Krankenzimmer betrat und die beiden Krankenschwestern angrinste. „Ich an Ihrer Stelle würde ihn nicht ärgern. Wenn wir ihn vergraulen, sind wir ZAFT und der Erdallianz schutzlos ausgeliefert. Die Archangel ist zu schwer beschädigt und kampfunfähig. Wir haben momentan nur noch drei kampffähige Einheiten an Bord, wovon wir eine aufgrund des Mangels an einem Piloten nicht einsetzen können. Also bleiben nur noch mein Sky Crasper und Kiras Mobile Suit. Und wenn Kira geht oder sich weigert, sie im Falle eines Kampfes zu steuern, bin nur noch ich übrig. Den Rest können Sie sich sicher denken.“ Die Frauen wichen vor Mwu zurück und starrten auf den Boden. Nach einer Weile verließen sie schweigend den Raum. Mwu seufzte und ließ sich auf den Stuhl neben Nicols Bett fallen, während Kira sich wieder auf die Bettkante setzte und den Mann genau musterte. Kira wusste, Mwu wollte etwas, sonst wäre er nicht hergekommen und Kira wollte wissen, was es war. Der Mann grinste ihn an. „Und? Gibt es auf Plant süße Mädchen?“ Zuerst schaute Kira blöd. Was war das denn für eine Frage? Meinte Mwu es ernst oder wollte er ihn verarschen? Kira lächelte. „Ich hatte leider keine Zeit, mich umzusehen.“ Mwu seufzte und starrte an die Decke. „Wirst du wieder zurückgehen, nachdem wir Orb erreicht haben? Oder bleibst du noch eine Weile?“ „Ich kann nicht mehr zurück.“, murmelte Kira, „Für die nächste Zeit... Ihr Aufenthaltsort hat sich geändert. Ich weiß nicht, wo sie gerade ist und außerdem würde ich sie nur in Schwierigkeiten bringen, wenn ich jetzt versuchen würde, Kontakt zu ihr aufzunehmen.“ Mwus Grinsen wurde breiter. „Dann ist dein mysteriöser Auftraggeber also eine sie. Raus mit der Sprache: Wie als ist sie? Ist sie hübsch? Hast du sie schon mal in Unterwäsche gesehen?“ Kira griff sich an den Kopf. Lacus war nicht seine Auftraggeberin. Sie hatte ihm lediglich sehr geholfen... Aber das konnte er dem Mann nicht erzählen, weshalb er beschloss, dass es besser sei, jetzt das Thema zu wechseln. „Könne Sie auch noch an etwas anderes denken?“, fragte er gespielt genervt, „Ich bin minderjährig!“ Zuerst schaute Mwu ihn irritiert an, dann klappte der Mund des Mannes auf und sein Gesicht bekam eine leicht rötliche Farbe. „So könnte man meine Frage auch auslegen...“ Dann grinste Mwu wieder als sei nichts gewesen. „Kannst du mir einen kleinen Gefallen tun, Kira?“ Der Angesprochene schaute leicht irritiert. Was wollte der Mann jetzt wieder von ihm? Doch da sprach Mwu auch schon weiter. „Könntest du dem Kriegsgefangenen bitte sein Frühstück bringen. Keiner von der Crew will das übernehmen...“ „Frühstück?“, fragte Kira verwundert, „Es ist drei Uhr nachmittags.“ „Ich weiß.“, kam es von dem blondhaarigen Mann, „Er hat sicher schon Hunger...“ Kira seufzte und stand auf, um das Essen für den Kriegsgefangenen zu holen. Dann machte er sich mit Tori auf seiner Schulter auf den Weg zu den Zellen. Er wusste aus eigener Erfahrung, wo sich diese befanden und hatte sein Ziel deshalb schnell erreicht. Vorsichtig betrat Kira den abgedunkelten Raum und sah sich um, in welche Zelle sie den Kriegsgefangenen gesperrt hatten, doch dieser kam ihm zuvor: „Bevor Sie sich noch verlaufen: Hier bin ich!“ Die Stimme, sie kam aus der Zelle, in der auch Kira gesessen hatte, klang arrogant und Kira konnte sich schon jetzt denken, warum sich alle weigerten, ihm das Essen zu bringen. Schweigend stellte Kira das Tablett mir den Lebensmitteln auf den Boden und schob es in die Zelle, bevor er einen kurzen Blick auf den Pilot warf. Er stockte, als er einen Jungen in etwa seinem Alter mit blonden Locken und lila Augen erblickte, hatte sich aber schnell wieder gefasst. „Du bist doch einer von denen, die sich in Orb eingeschmuggelt hatten und wenn mich nicht alles täuscht auch der Pilot von Buster.“ Der Gefangene sprang auf. „Wer sind Sie? Woher wissen Sie von der Sache in Orb?“ „Kira.“, beantwortete der Angesprochene die Frage, „Ich habe euch gesehen.“ „Ich darf dich bei deinem Vornamen nennen?“, kam es überrascht von dem anderen Pilot. Kira nickte. „Wenn du mir deinen Namen sagst.“ „Dearka Elthman. Wie du schon richtig vermutet hast, bin ich der Pilot vom Buster.“ Der Gefangene nahm einen Bissen von seinem Essen. „Aber woher wusstest du das. Wir waren zu viert in Orb. Wie hast du es herausgefunden? Ober haben es dir die anderen gesagt?“ Dearka stockte. „Warte mal! Das ganze Schiff weiß wer ich bin! Warum du nicht?“ Kira lächelte schwach. Das waren ganz schön viele Fragen auf einmal. „Ich bin erst seit etwa zwei Stunden wieder auf dem Schiff und hatte noch nicht die Gelegenheit, mich länger mit den anderen zu unterhalten. Sie haben mich einfach hier hergeschickt, ohne mich genauere Informationen zu geben. Und was die Sache in Orb betrifft: Der Duel fällt aus. Er hat uns vor wenigen Stunden angegriffen. Der Pilot ist der mit den weißen Haaren und der Narbe im Gesicht, oder?“ Dearka nickte. „Jetzt bleibt aber immer noch der Aegis. Warum kann ich nicht der Pilot dieser Mobile Suit sein?“ „Ich kenne Athrun.“ Das war das einzige, was Kira darauf sagte. Der Gefangene hustete. Er hatte sich anscheinend an seinem Essen verschluckt. „W- was meinst du mit kennen? Du kennst Athrun? Wie gut und woher?“ „Wir haben die gleiche Grundschule besucht und waren beste Freunde.“ Diese Worte kamen Kira nur schwer über die Lippen. Je öfter er an seinen ehemals besten Freund dachte, desto sehnlicher wünschte er ihn sich zurück. Er wollte Athrun wieder als seinen besten Freund haben, mit ihm reden und vergessen, dass Krieg herrschte. Er wollte zurück, wie es damals war, bevor Athrun nach Plant gezogen war. Doch das war unmöglich. Athrun hasste ihn für das, was er getan hatte, und würde ihn bei der nächsten Begegnung sicher umbringen. Dearka riss ihn aus seinen Gedanken. „Ihr wart auf der selben Grundschule? Aber das ich unmöglich, ein Natural kann diese Schule unmöglich besucht haben.“ „Ich weiß.“, sagte Kira leise, „Ich bin ein Coordinator, erste Generation um genau zu sein.“ „Aber was machst du dann auf der Seite der Erdallianz?!“, schrie Dearka, „Warum kämpfst du gegen deine eigene Art?“ Kira lachte leise. Es war kein fröhliches oder glückliches Lachen. Es war ein trockenes Lachen, dass die Traurigkeit überspielte. Doch auch das half nichts. Wieder musste Kira an Athrun denken. Er kam einfach nicht von ihm los. Wie es ihm wohl gerade ging? „Warum lachst du?“, rief Dearka, „Oder hast du deine Art verraten?“ Kira schüttelte seinen Kopf. „Es ist nur, dass Athrun das auch zu mir gesagt hat. Jedes Mal, wenn wir uns auf dem Schlachtfeld getroffen haben... Wie oft hat er versucht, mich zu überreden, mit ihm zu kommen...“ „Warum bist du dann noch hier?“, schrie Dearka ihn an. „Meine Freunde...“, murmelte Kira, „Wäre ich mit Athrun gegangen, hättet ihr sie umgebracht...“ Er lehnte sich an die Wand gegenüber der Zelle. „Auf Heliopolis... Ein Lehrer hat mich in sein Büro bestellt. Und um sicher zu gehen, dass ich mich nicht drücke, hat er meine Freunde beauftragt, mich hinzubringen. Als wir im Büro ankamen, war er nicht da, also warteten wir. Dann gab es plötzlich eine Explosion und ihr habt angegriffen.“ „Warte mal!“, unterbrach Dearka ihn, „Es- es waren Zivilisten auf dem Schiff?!“ Kira nickte. „Und du warst einer dieser Zivilisten.“, murmelte Dearka mehr zu sich selbst als zu Kira, „Aber warum trägst du dann jetzt eine Uniform der Erdallianz? Hast du dich freiwillig gemeldet? Und wie konntest du mit Athrun sprechen, wenn du von Anfang an ein Zivilist warst?“ Aber gegen Ende hin wurde der ZAFT Soldat von Wort zu Wort lauter. „Genau genommen sollte ich dir nur dein Essen bringen. Ich muss dir deine Fragen nicht beantworten, aber wenn du es unbedingt wissen willst.“ Kira ging einige Schritte auf die Zelle zu, bis er wenige Zentimeter vor dem Gitter stehen blieb. Eigentlich wollte er es dem Piloten vom Buster nicht sagen, aber Nicol hatte er es auch gesagt... „Freiwillig gemeldet würde ich es zwar nicht nennen, aber am Ende lief es auf das gleiche hinaus. Athrun hat wirklich kein Wort gesagt, oder? Dass er den Piloten vom Strike von früher kennt...“ Kapitel 14: Kindness (Freundlichkeit) ------------------------------------- Kira ging einige Schritte auf die Zelle zu, bis er wenige Zentimeter vor dem Gitter stehen blieb. Eigentlich wollte er es dem Piloten vom Buster nicht sagen, aber Nicol hatte er es auch gesagt... „Freiwillig gemeldet würde ich es zwar nicht nennen, aber am Ende lief es auf das gleiche hinaus. Athrun hat wirklich kein Wort gesagt, oder? Dass er den Piloten vom Strike von früher kennt...“ Weiter kam Kira nicht. Ein plötzlicher Ruck unterbrach ihn und bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte der Pilot vom Buster ihn am Kragen seiner Uniform gepackt und zog ihn an das Gitter. „Du warst das?“, schrie Dearka. Kira antwortete ihm nicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte sich aus dem Griff seines Gesprächspartners befreien, schaffte es aber nicht. Sobald er seine Hand hob, um Dearkas von seiner Uniform zu befreien, meldete sich seine Verletzung an der rechten Schulter. Kira zuckte zusammen und verzog sein Gesicht kurz vor Schmerz. Dearka zog ihn in die Luft und schüttelte ihn. „Und dann wagst du es allen ernstes noch, es mir ins Gesicht zu sagen? Nach allem was du uns angetan hast?! Du hast Yzak verletzt! Nicol hast du sogar umgebracht!“ In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zum Flur und noch bevor Kira in der Lage war, auch nur ein einziges Wort zu sagen, kam Mwu auf ihn zugerannt. Er befreite ihn aus Dearkas Griff und lehnte ihn gegen die gegenüberliegende Wand. Kira atmete mehrmals tief ein und wieder aus um sich zu beruhigen, bevor er sich an seinen Retter wandte. „Danke...“ Mwu baute sich vor Dearka auf. „Weißt du was? Ich habe richtig Lust, dir eine Kugel durch den Kopf zu blasen. Und was noch besser ist: Keinen würde es stören.“ Strikes ehemaliger Pilot schluckte. Mwu klang wütend, sehr wütend. Kira konnte nicht einschätzen, ob die Worte des Mannes ein schlechter Schert, eine Lehre Drohung oder ernst gemeint waren, aber er hoffte auf eines der ersten beiden. Mwu zog seine Waffe, entsicherte diese und richtete sie auf den Pilot vom Buster. Kira erstarrte. Der Mann würde nicht abdrücken, oder? Immerhin war Gewalt gegenüber Kriegsgefangenen verboten... Der Blick des Jungen wanderte zu Dearka, welcher den Mann angsterfüllt anstarrte. Noch bevor Kira wusste, was er tat, hatte er sich den beiden genähert und mit seiner rechten Hand nach der Waffe gegriffen. „Mwu-san, hör auf. Es reicht...“ „Finger weg!“ Der Angesprochene riss ihm die Pistole aus der Hand. Ein stechender Schmerz durchzuckte Kiras Schulter. Instinktiv hielt der junge Pilot sich die verletzte Schulte, was es aber kein bisschen erträglicher machte. Seine Knie gaben nach und er sackte langsam mit vor Schmerz verzogenem Gesicht zusammen. „Kira!“, schrie Mwu besorgt und kniete sich neben den Jungen. Die Waffe hatte er einfach in den Gang geworfen, damit Dearka sie nicht zufällig in die Finger bekam. Der Mann kniete sich vor Kira auf den Boden und zog ihm vorsichtig die blaue Jacke seiner Uniform aus. Das weiße T-Shirt, was Kira darunter trug hatte sich an der Schulter bereits dunkelrot gefärbt. „Wir schwer bist du wirklich verletzt?“, fragte Mwu streng. „Mir geht es gut.“, entgegnete Kira. Sein Blick wanderte zur Zelle und deren Insassen. Dearka stand noch immer an der selben Stelle und starrte ihn geschockt an. „Du bist ja verletzt... Tut mir Leid, das wusste ich nicht...“ Mwu schnaubte. „Obwohl es einer deiner Kameraden war, der ihn so zugerichtet hat!“ Dearka schaute leicht verwirrt. Er schien nicht zu verstehen, was der Mann meinte. „Aegis hat Kira samt seiner Einheit in die Luft gejagt! Er hat den schwer beschädigten Strike mit dem Aegis gepackt und selbstzerstört. Die Explosion war so heftig, dass alles im Cockpit verschmort ist und Kira war in ihrem Zentrum...“ Vorsichtig, sich immer noch die Schulter haltend, stand der junge Pilot auf. Doch kaum stand er, geriet er auch schon heftig ins schwanken. Sofort stützte Mwu ihn. „Du gehst sofort zum Arzt!“ Mit diesen Worten half er Kira zum Ausgang. Nach einigen Schritten blieb der junge Coordinator stehen und sah noch einmal zurück zu Dearka. „Der Pilot vom Blitz... Soll ich Nicol etwas ausrichten?“ Der ZAFT Soldat erstarrte. „Wie? Was? Nicol lebt?“ „Kira hat ihn nach der Explosion ohne Erlaubnis aus den Trümmern gefischt und auf das Schiff gebracht. Dabei hat er sämtliche Befehle ignoriert.“, erklärte Mwu grinsend. Auf Kiras Gesicht erschien ein schwaches Lächeln. Aber er sagte nichts dazu. Nach einigen Sekunden sprach Mwu weiter. „Und weißt du, was er zu seiner Verteidigung gesagt hat? Es sei nicht falsch gewesen, dem Piloten zu helfen, nur gegen die Regeln.“ Der Mann grinste. „Und damit hatte er nicht einmal so unrecht.“ Plötzlich lachte Dearka. „Ich wusste gar nicht, dass der Pilot vom Strike so ein Idiot ist!“ Dann schaute er Kira direkt ins Gesicht. „Sag Nicol, er soll sich nicht bei der Genesung überanstrengen. Wir hätten ihn gern lebend zurück.“ Kira nickte. „Das werde ich...“ Danach verließ er, immer noch von Mwu gestützt, den Raum und lief die Flure entlang, bis zum Krankenzimmer. Der Arzt staunte nicht schlecht, als die beiden eintraten und Mwu den verletzten Kira direkt vor ihm platzierte. „Könnten Sie sich bitte seine Schulter ansehen? Es scheint, als habe er sie eben überbeansprucht.“ Der Mann in weißem Kittel nickte. Er wandte sich an Kira. „Zieh bitte dein T-Shirt aus, damit ich mir die Schulter ansehen kann.“ Wortlos tat der junge Coordinator, was von ihm verlangt wurde. Im Augenwinkel sah er, wir Nicol ihn dabei mit einem seltsamen Gesichtsausdruck beobachtete. Als der blutverschmierte Verband darunter zum Vorschein kam, weiteten sich die Augen des ZAFT Piloten. Aber Kira trug nicht nur diesen einen Verband um seiner Schulter, fast sein ganzer Körper war in Verbände gepackt, nur die Arme nicht. Auch Mwu schien geschockt zu sein. Kira lächelte schwach. „Ich habe doch gesagt, dass ich die Explosion voll abbekommen habe. Es dauert noch, bis das wieder vollständig verheilt ist...“ Schweigend behandelte der Arzt die immer noch blutende Verletzung. Zuerst stoppte er die Blutung, danach legte er einen neuen Verband an. „Das müsste fürs erste reichen. Wenn du deine Schulter nicht zu sehr belastest, kannst du wieder gehen. Aber wenn sich die Wunde noch einmal öffnet, solltest du dein Bett besser für ein paar Tage nicht verlassen. Und eine Mobile Suit wirst du in den nächsten Tagen auch nicht mehr steuern...“ Kira nickte. Er wusste, es war besser, jetzt nichts zu sagen. Er musste sich ja später nicht daran halten. Das konnte er gar nicht. Wurde die Archangel angegriffen, musste er starten. Ohne den Freedom waren sie jedem Feind schutzlos ausgeliefert. Mwu ging einige Schritte auf den jungen Coordinator zu. Er deutete auf die vielen Verbände. „Ich kann es nicht fassen, dass du in diesem Zustand eine Mobile Suit gesteuert hast. Ich habe keinen Unterschied zu vorher bemerkt.“ Das Gesicht des Mannes wurde ernst. „Und sie haben dich auf Plant tatsächlich mit diesen Verletzungen wieder gehen lassen?“, fragte er skeptisch, „Haben sie nicht versucht, dich aufzuhalten?“ Kira schüttelte seinen Kopf. Lacus hatte ihn einfahc gehen lassen, obwohl er in ihren Augen hatte lesen können, dass es ihr nicht gefiel. „Begeistert war sie nicht davon, aber sie hat nicht versucht, mich aufzuhalten. Ich hätte schon früher gehen können, aber da habe ich es nicht mal aus eigener Kraft geschafft, mein Bett zu verlassen.“ „Du durftest dich frei bewegen?“, fragte der Arzt ungläubig. Kir nickte. „Sie haben mich nicht überwacht. Das Grundstück war zwar gesichert, aber wenn ich gewollt hätte, hätte ich das System hacken und einfach abhauen können. Sie hätten es nicht verhindern können...“ Mwu seufzte. „Haben sie dir so sehr vertraut oder war es ihnen einfach egal?“ „Ich weiß nicht.“, antwortete Kira, „Ich habe nicht nachgefragt...“ Der Mann griff sich an den Kopf. „Sie können froh sein, dass sie gerade dir das Leben gerettet haben. So ziemlich jeder andere hätte das ausgenutzt und sie hintergangen!“ Plötzlich ging ein Rütteln durch die Archangel und das Kriegsschiff hielt an. Murrues Gesicht erschien auf dem Monitor über Nicols Bett. „Kira-kun!“ Die Stimme der Frau klang ernst, „Wir haben ein Problem: Der Duel versperrt uns den Weg. Sollen wir angreifen oder-“ „Versuchen Sie, zu verhandeln.“, sagte Kira mit einer für ihn sehr ruhigen Stimme, „Die Einheit ist stark beschädigt und nicht länger kampftauglich. Ich glaube nicht, dass er uns irgendwelche Schwierigkeiten machen wird. Sollte er trotzdem angreifen, kümmere ich mich darum.“ Die Frau nickte. Dann wandte sie sich an die Crew. „Miriallia, sende dem Duel eine Nachricht. Wir haben kein Interesse, ihn zu bekämpfen und bitten ihn, uns passieren zu lassen. Sollte er uns aber angreifen, werden wir unsere Einheiten starten.“ Mwu und der Arzt starrten Kira wütend an. „Hast du schon wieder vergessen, dass du eine Woche lang keine Mobile Suit steuern darfst?“, fragte der Major wütend. „Ich habe nie gesagt, dass ich das würde. Wir haben zwei seiner Freund an Bord. Ich glaube nicht, dass er noch auf uns schießen wird, wenn er es erfährt.“ Murrue nickte verstehend. „Das klingt logisch.“ Plötzlich schrie Miriallis erschrocken aus dem Hintergrund. „Hinter dem Duel ist eine weitere Mobile Suit gelandet. Typ: unbekannt.“ Das Bild von dem Duel und der anderen Einheit wurde auf dem Bildschirm im Krankenzimmer angezeigt. Die unbekannte Einheit hatte eine rote Farbe und schien seinem Freedom ein wenig zu ähneln. Aber gesehen hatte Kira sie noch nie. Kapitel 15: Utterly impossible (absolut unmöglich) -------------------------------------------------- „Bitte lassen Sie mich starten, Amalfi-san!“, verlangte Athrun gerade zum dritten Mal. Doch er bekam wieder die gleiche Antwort wie schon die Male zuvor: „Nein!“ „Bitte!“, flehte Athrun fast schon, „Ich muss. Es gibt etwas, was ich unbedingt überprüfen muss! Und dazu muss ich auf die Erde.“ Yuri Amalfi sah ihn streng an. „Das hat Zeit. Du wirst nicht eher starten, bis du von deinem Vater die Erlaubnis bekommst. Und jetzt geh!“ Athrun schüttelte seinen Kopf. „So lange kann ich nicht warten!“, rief er, „Bitte, es ist sehr dringend! Ich muss auf die Erde, jetzt sofort!“ Der Mann seufzte. „Ich weiß, dass du es eilig hast, Athrun. Aber ich kann dich nicht starten lassen, nicht ohne die Zustimmung deines Vaters.“ Der junge ZAFT Soldat wollte nicht länger warten. Lacus Worte hallten immer noch in seinem Kopf wieder. Gleich nach seinem Gespräch mir ihr war er hier her gerannt und bat seitdem um eine Starterlaubnis. Bis jetzt vergebens. „Ich war auf dem Grundstück der Clynes.“, erzählte er jetzt in einem ruhigeren Ton, „Ich konnte Lacus und ihren Vater zwar nicht finden, aber Lacus hat mir eine Nachricht hinterlassen. Ich muss unbedingt wissen, ob es wahr ist... Deshalb, bitte... Ich weiß, wo der Freedom ist. Sie hat es mir geschrieben...“ „Ob was wahr ist?“, fragte Yuri Amalfi. „Lacus... Sie- Sie meinte, Nicol wäre... Er wäre nach der Explosion noch nicht sofort tot gewesen. Kir- Sie hätten ihn auf die Archangel gebracht und behandelt. Sie hat geschrieben, wenn er noch am Leben ist, dann ist er auf diesem Schiff.“ Yuri Amalfi erstarrte. „Nicol... sagst du...?“ Athrun nickte. „Ich weiß nicht, ob es wahr ist. Und selbst wenn, gibt es keine Garantie, dass er noch lebt. Sie meinte, er sei sehr schwer verletzt gewesen. Er könnte inzwischen auch schon gestorben sein... Aber trotzdem! Ich- Bitte lassen sie mich starten!“ „Und was tust du, wenn die Archangel dir keine Informationen gibt?“, fragte Yuri sachlich. „Freedom ist auf der Archangel. Ich weiß nicht, was er vor hat und warum er dort ist, aber Lacus meinte, ich solle versuchen, ihn zu kontaktieren. Wenn ich sage, sie hätte mich geschickt, würde er meine Fragen beantworten.“ Yuri Amalfi starrte ihn geschockt an. „Deine Mission ist es, ihn zu töten und nicht, Kontakt mit ihm aufzunehmen! Was tust du, wenn es eine Falle ist?“ „Ich weiß.“, murmelte Athrun, „Aber ich muss einfach dort hin.“ Der Mann gab nach. „Gut, dann starte. Aber tu nichts leichtsinniges und informiere mich sobald du etwas genaueres herausgefunden hast.“ „Athrun Zala, Justice, starte!“ Die rote Mobile Suit verließ die ZAFT Basis und machte sich auf den Weg zur Erde. Athrun hatte es geschafft. Nur wusste er nicht, was er als nächstes tun sollte. War es ratsam, die Archangel zu kontaktieren oder sollte er versuchen, direkt zu dem Piloten vom Freedom Kontakt aufzunehmen? Er wusste es nicht. Auch warum Lacus ihn auf dieses Schiff schickte, war ihm nicht bekannt. Was genau bezweckte die Sängerin damit? Kannte er den Piloten? Aber warum hatte sie es dann nicht gesagt? War sie wütend? Sicher... Immerhin hatte sie Kira sehr gemocht. Soweit er sagen konnte, waren die beiden gute Freunde zu wissen. Aber woher wusste Lacus von seinem Kampf mit Kira? Wer hatte es ihr verraten? War es Orb? Vielleicht Cagalli? Oder hatte sie andere Quellen? Und wie hatte sie von Nicol erfahren können? Das war nicht möglich, außer sie hatte jemanden von der Crew getroffen. Aber wer sollte das gewesen sein? Es war keiner auf Plant gewesen und eine Nachricht hatte ihr sicher auch keiner geschickt. Wie war Lacus also an diese Informationen gekommen? Athrun seufzte. Er wusste es nicht. Er verstand seine inzwischen ehemalige Verlobte nicht mehr. Erst half sie einem Spion und dann verlangte sie auch noch, dass er Kontakt zu diesem aufnahm. Wusste sie denn gar nicht, wie gefährlich das war? Gut möglich, dass er die Archangel nicht mehr lebend verließ. Athrun setzte seinen Weg zur Erde fort. Das Kriegsschiff war als letztes in Alaska gesehen worden, also würde er dort mit seiner Suche starten. Hoffentlich fand er es schnell. Dieser Gedanke erschreckte ihn. Was genau erwartete er? Sie würden ihn nicht mit offenen Armen begrüßen, nach allem was er ihnen angetan hatte. Aber andererseits hatte er jetzt eine neue Einheit und sie würden ihn vielleicht nicht erkennen. Immerhin wussten sie nicht, wer der Pilot vom Aegis gewesen war. Das war seine einzige Chance, um in die Nähe des Schiffes zu gelangen. Aber was sollte er tun, nachdem er Kontakt zu ihnen aufgenommen hatte? Gleich nach Nicol fragen, konnte er nicht. Sollte er den Piloten vom Freedom verlangen? Aber er kannte nicht einmal seinen Namen... Und es war auch nicht sichergestellt, dass er von ihm Hilfe bekommen würde. Lacus hatte es zwar gesagt, aber sie musste nicht Recht haben. Der Justice kam der Erde immer näher. Und nach einer halben Ewigkeit, so schien es Athrun, hatte er Alaska endlich erreicht. Der ZAFT Pilot sah sich um. Es gab nur eine Richtung, in die sich das Kriegsschiff von der komplett zerstörten Basis entfernt haben könnte, also flog er in diese, während er auf seinem Radar nach ihm Ausschau hielt. Es dauerte nicht lange, da hatte er das besagte Kriegsschiff eingeholt. Es hatte auf einer kleinen Insel gestoppt, wahrscheinlich um die wichtigsten Reparaturen durchzuführen. So schwer beschädigt, wie es war, erreichte es sein Ziel nicht ohne weiteres. Gerade wollte Athrun eine Verbindung zur Archangel aufbauen, als er bemerkte, dass etwas nicht zu stimmen schien. Niemand befand sich in der nähe des Schiffes und als er genauer hinsah, entdeckte er den Duel. Die Mobile Suit war ebenfalls schwer beschädigt und hatte ihre Waffen auf das Kriegsschiff gerichtet, wobei Athrun bezweifelte, dass diese noch funktionierten, aber Yzak musste es besser wissen. Anstatt die Archangel zu kontaktieren, baute der ZAFT Soldat jetzt eine Verbindung zum Duel auf. „Yzak? Yzak, kannst du mich hören?“ Zuerst bekam er keine Antwort, dann schrie ihn sein Kamerad wütend an. „Was hast du hier zu suchen? Müsstest du nicht auf Plant sein?“ Athrun landete neben der verbündeten Mobile Suit. „Ich bin gerade auf Mission und habe dich zufällig gesehen. Brauchst du Hilfe? Ist dein Antrieb defekt oder deine Hauptbatterie leer?“, fragte er. In diesem Augenblick baute die Archangel eine Verbindung zu ihm und Yzak auf. „An die beiden Piloten. Hier spricht der Kapitän der Archangel, Murrue Ramias. Die Archangel ist nicht länger ein Teil der Erdallianz, also haben wir keinen Grund mehr, gegen Sie zu kämpfen. Wenn Sie und passieren lassen, werden wir nicht auf Sie feuern. Sollten Sie aber angreifen, sehen wir und gezwungen, unsere Einheiten zu starten...“ Athrun schaute verwundert, als eine junge Frau auf dem Bildschirm in seiner Einheit erschien, während Yzak eher beleidigt schien: „Ihr habt dich nur Angst, abgeschossen zu werden!“ „Yzak!“, ermahnte Athrun seinen Kameraden, „Ich regele die Sache. Du hältst dich da heraus. Ansonsten bin ich gezwungen, auf dich zu schießen!“ „Du Arsch! Was hast du vor?“, rief der Angesprochene wütend. Athrun ignorierte ihn. Die Verbindung war noch nicht unterbrochen worden und die Leute von der Archangel konnten alles hören... Der ZAFT Pilot aktivierte die Kamera in seinem Cockpit, damit die Crew ihn sehen konnte, bevor er seinen Helm abnahm und begann zu sprechen. „Ich weiß, dass der Freedom an Bord Ihres Schiffes ist. Ich möchte mit dem Piloten sprechen!“ Die Frau schaute ihn verwundert an. „Kennen Sie ihn?“, fragte sie. Auf diese Frage war Athrun nicht vorbereitet. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Grund zu sagen, weshalb er hier war. „Die Person, die ihm diese Einheit gegeben hat, schickt mich.“, sagte er und beobachtete die Reaktion der Crew, „Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.“ Der Kapitän der Archangel schien zu überlegen. Jedenfalls dauerte es eine Weile, bis sie antwortete und der erste Teil der Antwort war auch nicht an ihn gerichtet. „Miriallia, baue eine Verbindung ins Krankenzimmer auf. Major La Fllaga müsste dort sein und Kira-kun wahrscheinlich auch.“ Dann sah sie wieder zu Athrun. „Was wollen sie von dem Piloten?“ Der ZAFT Pilot saß wie versteinert in seiner Einheit und starrte auf den Bildschirm. Hatte die Frau gerade 'Kira' gesagt? Es hatte so geklungen... Aber sie konnte nicht den Kira meinen, an den er gerade dachte. Denn dieser war tot. Athrun atmete einmal tief ein und wieder aus, um sich zu beruhigen, bevor er seine wahren Gründe nannte. „Informationen. Ich will wissen, warum man mich den weiten Weg hier her schickt, nur um diese Person kurz zu treffen.“ Athrun hörte eine Männerstimme, die scheinbar aus dem Krankenzimmer in das CIC übertragen wurde, jedenfalls klang es danach. „Hey! Wo willst du hin?! Zum CIC geht es in die andere Richtung!“ Der Mann lachte. „Und weg ist er. Ich schätze, er ist auf dem Weg zum Ausgang...“ „Die Frau nickte und sah Athrun ernst an. „Verlassen Sie beide Ihre Einheiten. Der Pilot wartet am Eingang auf Sie. Sollten Sie auch nur im entferntesten versuchen, uns zu schaden, sehen wir uns gezwungen, auf Sie zu schießen.“ Athrun tat, was von ihm verlangt wurde. Sein ganzer Körper zitterte vor Anspannung, als er den Justice verließ. Er würde den Piloten treffen. Und wenn Nicol noch am Leben war, dann... Er würde es gleich erfahren. Athrun vergaß glatt, wie gefährlich sein momentanes Handeln war. Erst Yzaks wütende Schreie erinnerten ihn wieder daran. „Du Trottel! Wenn du zum Schiff gehst, werden sie sich erschießen!“ Athrun blieb stehen und wartete, bis sein Kamerad ihn eingeholt hatte. Dieser starrte ihn wütend an. „Ich meine es ernst. Du solltest das Schiff versenken. Jetzt, wo du die Gelegenheit dazu hast. So eine Chance kommt kein zweites Mal.“ Athrun sah Yzak stur in die Augen. „Das kann ich nicht.“, schrie er, „Nicol könnte an Bord sein! Bei unserem letzten Kampf war er es!“ Yzak erstarrte. „Nicol? Rede keine Scheiße! Nicol ist tot!“ „Strike hat ihn nach der Explosion geborgen. Zu diesem Zeitpunkt war er noch am Leben. Sie haben ihn an Bord gebracht und behandelt. Wenn- Wenn er noch am Leben ist, dann ist er auf diesem Schiff!“ Ohne Yzak weiter zu beachten, setzte Athrun seinen Weg fort. Als er in Richtung des Eingangs sah, entdeckte er eine Gestalt, die sich gegen die Außenwand des Kriegsschiffes lehnte und auf den Boden sah. Allem Anschein nach war das der Pilot. Der ZAFT Pilot ging zügig auf ihn zu, jedenfalls bis der Pilot den Kopf hob und ihm direkt in die Augen sah. Athrun erstarrte. Das war nicht möglich! Er musste sich irren. Das muste eine Täuschung sein! Es konnte einfach nicht wahr sein. Seine Arme und Beine zitterten, seine Knie schienen jeden Augenblick nachzugeben, seine Augen weiteten sich. Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, als er den Namen des Piloten aussprach. „Kira...“ Kapitel 16: Mistakes (Fehler) ----------------------------- „Wir haben zwei seiner Freunde an Bord. Ich glaube nicht, dass er noch auf uns schießen wird, wenn er es erfährt.“ Murrue nickte verstehend. „Das klingt logisch.“ Der Bildschirm wurde wieder schwarz. Nicol sah fragend in Kiras Richtung. „Was meinst du mit 'zwei'?“ „Dich und den Piloten vom Buster. Er hat gesagt, er heißt Dearka.“, antwortete Kira ruhig, „Ihm geht es gut. Er ist nicht verletzt.“ Nicol nickte. „Ach so...“ Plötzlich erschien erneut Murrues Gesicht auf dem Bildschirm. Sie schien gerade mit jemanden zu sprechen. Wahrscheinlich verhandelte sie noch mit den Piloten. „Was wollen Sie von dem Piloten?“, fragte die junge Frau sachlich und Kira verstand nicht ganz, was sie meinte oder von wem sie sprach. „Informationen. Ich will wissen, warum man mich den weiten Weg hier her schickt, nur um diese Person kurz zu treffen.“ Kiras Auge weiteten sich. Seine Hände begannen zu zittern und er musste sich auf die Bettkante setzen, da er ansonsten wahrscheinlich zusammengebrochen wäre. Er kannte diese Stimme, sehr gut sogar. Nur hatte er nie damit gerechnet, sie noch einmal zu hören und erst recht nicht auf der Archangel... „U- Unmöglich...“, murmelte Kira, so leise, dass es die anderen wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen hatten, dann stürmte er aus dem Zimmer. Mwu schrie ihm hinterher: „Hey! Wo willst du hin?! Zum CIC geht es in die andere Richt-“ Den Rest hörte er nicht mehr. Er war bereits zu weit vom Krankenzimmer entfernt und die gerade schließende Tür übertönte es vollständig. Der junge Coordinator rannte in sein Zimmer, zog sich schnell das erstbeste T-Shirt der Erdallianzuniform drüber und rannte das zum Ausgang. Die verwirrten Blicke der Crewmitglieder ignorierte er. An seinem Ziel angelangt, verließ er das Schiff. In einiger Entfernung sah er die beiden Einheiten stehen, welche gerade von ihren Piloten verlassen worden. Einer der Piloten, der aus der roten Einheit, kam auf ihn zugelaufen. Kira senkte seinen Blick. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. War das eben wirklich Athruns Stimme gewesen oder hatte er sich verhört? Die ZAFT Soldaten blieben in einiger Entfernung stehen. Kira konnte nicht verstehen, worüber sie sprachen und er versuchte auch nicht, es herauszufinden. Im Augenwinkel sah er, wie einige Crewmitglieder, die die Archangel ebenfalls verlassen hatten, ihre Waffen auf die beiden Piloten richteten. Eine falsche Bewegung und sie würden schießen. Einer der ZAFT Soldaten setzte seinen Weg fort, Kira hörte Schritte. Langsam hob er seinen Kopf, um zu sehen, welcher von beiden es war. Als er einen blauen Haarschopf und grüne Augen erblickte, stockte er. Es war tatsächlich Athrun! Er stand in seinem roten Druckanzug vor ihm, gesund und munter und scheinbar auch ohne größere Verletzungen. „Kira...“, murmelte er schwach. Der Angesprochene löste sich von der Wand und ging einige Schritte auf den Jungen zu, der bis vor wenigen Monaten, vielleicht bis vor ein paar Wochen, sein bester Freund gewesen war. Er brachte nur ein einziges Wort über die Lippen. „Athrun...“ Der ZAFT Soldat beschleunigte seinen Schritt. Erst als er direkt vor Kira stand, stoppte er. Noch bevor Freedoms Pilot wusste, wie ihm geschah, hatte Athrun mit der Faust ausgeholt und ihm direkt in das Gesicht geschlagen. Der Schlag war so kräftig, dass Kira einige Schritte zurückstolperte und sich die Wange hielt. „Wie kannst du es wagen?!“, schrie Athrun ihn zornentbrannt an, „Wie kannst du es wagen, mich so zu hintergehen?! Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, was für Schwierigkeiten ich deinetwegen hatte?! Kira! Was hast du dir dabei gedacht? Sag es! Warum hast du nicht abgedrückt? Warum hast du mich nicht umgebracht? Antworte!“ Völlig perplex und überfordert mit der Situation starrte Kira ihn einfach nur an. Es dauerte, bis sein Gehirn die eben aufgenommenen Informationen verarbeitet hatte und er verstand, weshalb Athrun so wütend war. „Rede!“, schrie Athrun. Er schien sich noch kein bisschen beruhigt zu haben. „A- Athrun... Ich...“, stotterte Kira und ging vorsichtig auf de ZAFT Soldaten zu. Er wollte ihn nicht provozieren, aber er wusste auch nicht, wie er auf Athruns Frage reagieren sollte. Zumal auch ihm kein eindeutiger Grund für sein zögern bekannt war. „I- Ich...“ „Du lebst...“, flüsterte Athrun. Im nächsten Moment wurde Kira von zwei Armen gepackt und in eine Umarmung gezogen. Er hatte keine Chance, sich dagegen zu wehren und befreien konnte er sich auch nicht ohne weiteres, dazu war Athruns Griff zu fest. Freedoms Pilot verzog kurz sein Gesicht vor Schmerz, als er Athruns Kopf auf seiner Schulter spürte, sagte aber nichts. Er stand einfach nur wie versteinert da, baff und völlig mit der Situation überfordert. „Du lebst...“, wiederholte Athrun und sein Griff wurde noch einmal fester. Wider verzog Kira sein Gesicht. „Athrun, nicht so fest. Das tut weh.“ Der Angesprochene lockerte die Umarmung zwar etwas, dachte aber scheinbar nicht im Traum daran, ihn wieder loszulassen. Statt dessen schlug er Kira kraftlos mit der Faust auf den Rücken. „Du Idiot!“, schrie Athrun, „Ich dachte du seist tot! Ich dachte- Ich dachte, ich hätte dich umgebracht. Kira, ich- Ich habe das nicht gewollt!“ Die Crew der Archangel und der Pilot vom Duel starrten die beiden verblüfft an. Einigen war sogar der Mund aufgeklappt. Keiner von ihnen schien zu wissen, wie er mit der Situation umgehen sollte. Sie hatten ihre Waffen gesenkt und schienen auf einen Befehl zu warten. Auf Kiras Gesicht erschien ein schwaches Lächeln. „Tut mir Leid.“ „Warum?“, fragte Athrun mit stockender Stimme, „Warum hast du nicht abgedrückt?“ Freedoms Pilot richtete seinen Blick in den Himmel, bevor er leise auf die Frage antwortete. „Ich weiß es nicht. Ich konnte einfach nicht die Kraft dazu aufbringen.“ „Kira...“, Athruns Stimme zitterte, „Warum?“ „Ich verstehe es selbst nicht. Als du Tolle umgebracht hast, war ich so wütend. Aber dann, als ich die Gelegenheit hatte, dich umzubringen... Ich konnte es einfach nicht...“ Ein Zucken ging durch Athruns Körper. „Er war dein Freund, richtig?“ Kira nickte, wissend dass sein Gesprächspartner es nicht sehen konnte. Einige Minuten standen die beiden Piloten so da, bevor Kira vorsichtig versuchte, sich aus der Umarmung zu befreien. Aber er brachte nicht die nötige Kraft auf und konnte seinen einen Arm wegen der Verletzung auch nicht ohne Schmerzen bewegen. „Athrun, k- könntest du mich wieder loslassen?“, fragte er vorsichtig, um den anderen nicht zu verletzten. Der ZAFT Soldat nickte und ging einen Schritt zurück. „'tschuldige.“ Er wischte sich schnell mit dem Arm über seine Augen. Kira schaute Athrun verwundert an. Hatte er geweint? Er beschloss, das Thema zu wechseln. „Du sagtest, du seist wegen Informationen hier. Was willst du wissen?“ Zuerst schaute Athrun ihn verwundert an, dann wechselte dieser Gesichtsausdruck in einen verstehenden und er schaute leicht beschämt auf den Boden. „Du hast es vergessen...“, murmelte Kira sachlich und musste sich das Lachen verkneifen. Aus Erfahrung wusste er, dass Athrun so schnell nichts vergaß. Es brauchte schon fast eine Katastrophe, damit überhaupt erst eine Chance bestand, dass das passierte. Und er hatte diese Katastrophe ausgelöst, wenn auch unbewusst. Athrun nickte. „Irgendwie...“ Kira wandte sich kurz an Mwu und Murrue, die ebenfalls das Schiff verlassen hatten. „Ist es okay, wenn Athrun kurz mit an Bord kommt?“ Murrue nickte schweigend, während Mwu de ZAFT Piloten von oben bis unten musterte. „Das ist also der Pilot vom Aegis, Athrun Zala... Von deinem Vater fange ich gar nicht erst an. Das wäre Zeitverschwendung.“ Athruns Augen weiteten sich. „Woher-?“ Dann sah er zu Kira. „Du hast es ihnen gesagt, richtig?“ „Nicht direkt.“, antwortete Kira ruhig, „Mwu-san hat mitgehört...“ Er lief zum Eingang des Schiffes und wartete dort, bis Athrun sich dazu durchgerungen hatte, ihm zu folgen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Krankenzimmer, wobei nur Kira das wusste. Athrun folgte ihm einfach, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Vor der Tür blieb Kira stehen und öffnete diese. Der Arzt erhob sich von seinem Schreibtisch und schaute die beiden Jugendlichen mit einer Mischung aus Verwunderung und Unglauben an. Auf Kiras bittenden Blick hin lächelte er verstehend und verließ das Zimmer. „Ich gehe meine Akten sortieren.“ „Danke.“, sagte Freedoms Pilot, bevor er den durch diese Aktion eben etwas verwirrten Athrun in das Zimmer schob, bis vor Nicols Bett. Zuerst schaute der ZAFT Soldat Kira verwundert an, aber als er dann in Richtung des Bettes sah, riss er seine Augen weit auf. „N- Nicol!“ Auch der Angesprochene schien überrascht zu sein. „Athrun? Wie?“ Er versuchte, sich aufzusetzen. Sofort hinderte Kira ihn daran, indem er Nicols Schultern vorsichtig wieder zurück auf das Bett drückte. „Nein, nicht bewegen!“ Erst als der Verletzte zögerlich nickte, ließ er die Schultern wieder los und ging einige Schritte zurück. Sein Blick fiel auf sein blutverschmiertes T-Shirt. Schnell nahm er es vom Stuhl und versteckte es hinter seinem Rücken, doch zu spät. Athrun hatte es bemerkt. Langsam lief der ZAFT Pilot auf Kira zu und griff nach dem Kleidungsstück. Einige Sekunden betrachtete er es, bevor er Kira mit einem ernsten Blick ansah. „Ist das deines?“ Zögerlich nickte Kira. „Dann ist das Blut sicher auch von dir.“, sagte er ernst, „Warum ist es mir nicht sofort aufgefallen? Die Verletzungen von der Explosion sind noch nicht vollständig verheilt, richtig? Wie schwer bist du noch verletzt?“ Kapitel 17: Answer (Antwort) ---------------------------- „Dann ist das Blut sicher auch von dir.“, sagte Athrun ernst, „Warum ist es mir nicht sofort aufgefallen? Die Verletzungen von der Explosion sind noch nicht vollständig verheilt, richtig? Wie schwer bist du noch verletzt?“ Kira schwieg. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Einerseits wollte er nicht die Wahrheit sagen, aber Athrun anlügen wollte er andererseits auch nicht. Es würde nicht funktioniere. Dazu kannte der ZAFT Soldat ihn schon zu lange und zu gut. Er würde es sofort bemerken. Kira wusste das und deshalb schwieg er. Nach einer Weile schien Athrun aufgegeben zu haben. Er seufzte und setzte sich zu Nicol auf die Bettkante, wo vorher schon Kira gesessen hatte , und sah seinen Kamerad ernst an. „Weißt du es? Wie schwer Kira verletzt ist?“ Nicol schüttelte seinen Kopf. „Nicht genau. Er hat Verbände um seinen ganzen Oberkörper und den um die Schulter mussten sie vorhin wechseln, weil sich die Wunde wieder geöffnet hat. Der Arzt meinte, wenn das noch einmal passiert, dürfe Kira die nächsten Tage das Bett nicht verlassen...“ Athrun nickte. „Verstehe.“ Dann wandte er sich an Kira. „Du hättest es mir sagen sollen, das mit deinen Verletzungen. Dann hätte ich eben nicht so fest zugeschlagen...“ Kira lächelte schwach. „Ich glaube, den Schlag hatte ich verdient.“ „Kira...“, flüsterte Athrun, „Du...?“ Freedoms Pilot setzte sich auf den Stuhl und legte das T-Shirt zur Seite. „Ich habe in letzter Zeit viele Fehler gemacht. Einige bewusst, andere unbewusst. Vieles kann ich nicht mehr ungeschehen machen, egal wie sehr ich es mir wünsche. Tote kommen nicht wieder ins Leben. Viele von ihnen wären noch am Leben, hätte ich anders reagiert oder meine Reflexe unter Kontrolle gehabt.“ „Kira...“, Athrun schüttelte seinen Kopf, „Du kannst nicht jedes Leben retten. Wie sind im Krieg. Du bist ein Soldat-“ „Nicht mehr.“, unterbrach Freedoms Pilot seinen ehemals besten Freund, „Ich glaube nicht, dass ich noch besonders willkommen wäre, nach meiner Aktion in Alaska... Der Archangel geht es nicht anders. Ich weiß nicht, wie viel du erfahren hast, aber das Schiff hat das Schlachtfeld ohne Erlaubnis verlassen. Darauf steht das Todesurteil. Deshalb sind wir auf den Weg nach Orb. Vielleicht helfen sie uns ein weiteres Mal.“ Mwu und Murrue betraten das Krankenzimmer. „Dachte ich es mir doch, dass ihr hier seid.“, sagte der Mann grinsend und lehnte sich gegen die Wand. „Ich will euch zwar nicht stören, aber wir wüssten gerne, welche Informationen Kira weitergibt. Vielleicht verrät er ja auch endlich, wer die Person war, die ihm in der letzten Zeit so sehr geholfen hat.“ „Mwu-san!“, seufzte Kira, „Wie oft soll ich es noch sagen? Ich werde euch diesbezüglich keine Informationen geben, egal wie oft ihr mich fragt.“ „Das dachte ich mir fast schon.“ Das Grinsen des Mannes wandelte sich in einen ernsten Blick. „Eigentlich wüsste ich auch gern etwas anderes. Der Grund, den dein 'Freund', oder was auch immer er für dich ist, für den Schlag eben nannte. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hattest du die Chance, ihn umzubringen, hast aber nicht abgedrückt!“ Nicol starrte Kira geschockt über die Aussage es Mannes eben an. Auch Murrue mehr als nur ein wenig überrascht zu sein. „Kira-kun?“ Freedoms Pilot nickte schwach. „Das stimmt...“ „Du hast ihn also absichtlich gewinnen lassen?“, fragte Mwu wütend, „Er hätte dich fast umgebracht! Warum hast du das getan? Wolltest du so dringend streben?!“ „Nein... ich...“, Kira schüttelte seinen Kopf, „Ich habe es nicht fertig gebracht. Athrun, er...“ „Er ist wirklich dein Freund...“, murmelte Mwu. Zu Kiras Überraschung war er nicht mehr wütend. Es schien fast, als würde er Athrun akzeptieren. Kira wendete sich an de ZAFT Piloten, der einst sein bester Freund war, „Weißt du inzwischen wieder, weswegen du hergekommen bist. Du sagtest irgendetwas von Informationen. Was willst du wissen?“ Athrun wendete seinen Blick ab. „Der Größte Teil hat sich geklärt. Ich weiß jetzt, warum Lacus unbedingt wollte, dass ich das Schiff kontaktiere.“ Er lächelte schwach. „Sie hätte es mir ruhig sagen können, dass du noch am Leben bist.“ Das überraschte Kira. „Wie? Sie hat es dir nicht gesagt?“ Athrun nickte. „Als du vor dem Schiff gewartet hast, ich dachte, ich sähe nicht mehr richtig.“ die Richtung seines Kameraden „Lacus sagte, du hättest Nicol nach der Explosion auf das Schiff gebracht. Warum hast du es mir nicht gesagt?“ „Hättest du mir zugehört?“, stellte Kira die Gegenfrage, „Hättest du mir geglaubt?“ „Ich...“ Athrun brach ab. „Was hätte ich dir sagen sollen? Dass dein Freund zwar noch am Leben war, aber so schwer verletzt, dass er jeden Augenblick sterben konnte? Athrun, die Wahrscheinlichkeit, dass er das überlebt, lag bei weniger als zehn Prozent.“ Athrun sah Nicol mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck an. Erst nach einigen Minuten wandte er sich wieder an Kira. „Was ist in Alaska wirklich passiert?“, fragte er ernst. Kira zuckte mit seinen Schultern. „Alles habe ich nicht mitbekommen. Ich weiß nur, dass die Erdallianz geplant hatte, ihre Basis selbstzuzerstören, sobald ZAFT sie fast eingenommen hatte. Ihre Soldaten wussten nichts davon und hatten den Befehl, sie zu verteidigen.“ Freedoms Pilot stoppte kurz, als er sich daran erinnerte, wie er auf Plant von dem Angriff auf Alaska erfahren hatte, „Die Erdallianz muss schon eine Weile gewusst haben, was das wahre Ziel der Operation Spit-Break war, sonst hätten sie nicht Cyclops installiert.“ Athrun und Nicol starrten Kira fassungslos an. „Woher weißt du davon?“, fragte der ältere der beiden, „Hast du dich in irgendein System gehackt?“ Kira schüttelte seinen Kopf. „Ich habe eine Nachricht für Sigel Clyne mitgehört, wo eine Eileen Kanaba gesprochen hat. Sie meinte, dein Vater hätte sie angelogen. Spit-Breaks wahres Ziel sei nicht Panama, sondern Alaska.“ Er sah die beiden ZAFT Soldaten ernst an. „Wenn die Erdallianz es schon vorher gewusst hat, was nötig war, um Cyclops zu installieren, dann hat ZAFT eine undichte Stelle. Ich gehe mal davon aus, dass nur wenige Personen, die für die Planung zuständig waren, das wahre Ziel gekannt haben. Und einer von ihnen hat sie Pläne an eine Führungskraft der Erdallianz weitergeleitet.“ Wenn Athrun und Nicol schon vorher sprachlos gewesen waren, dann waren sie es jetzt erst jetzt. Sie wirkten schon fast geschockt. Athrun hatte sich als erster wieder gefasst. Ernst sah er Kira an. „Du bist dir also sicher, dass es in ZAFT einen Spion gibt?“ Kira nickte. „Anders lässt es sich nicht erklären.“ Mwu stimmte zu. „Die gesamte Basis war leer. Das ganze war definitiv schon länger geplant gewesen.“ Er hielt kurz inne, „Aber eine Sache wundert mich. Warum hat ZAFT sich nicht zurückgezogen? Raw Le Creuset hat die leere Kommandozentrale ebenfalls gesehen. Warum hat er nicht den Befehl zum Rückzug gegeben?“ Plötzlich grinste Mwu wieder. „Ihr habt einen schönen Kapitän, der euch einfach in den Tod schickt.“ Athrun starrte den Mann ungläubig an. „Ist das wirklich wahr? War er wirklich in der Basis?“ Mwu nickte. „Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen.“ „Ich werde ihn in nächster Zeit im Auge behalten.“, murmelte Athrun leise, zu sich selbst. Dann sah er Kira mit einem traurigen Gesichtsausdruck an. „Wenn wir uns das nächste Mal treffen, sind wir wieder Feinde. Ich habe die Mission, Freedom zurückzubringen und den Piloten und alle Personen, die Daten über die Mobile Suit haben könnten, auszuschalten.“ Ein schwaches Lächeln bildete sich auf Athruns Gesicht. „Ich werde versuchen, dich und deine Freunde nicht zu verletzen. Aber versprechen kann ich es nicht.“ „Heißt das, du widersetzt dich deinem Befehl?“, fragte Nicol unsicher. „Ich weiß...“ Athruns Stimme war kaum zu verstehen, „Aber ich will nicht gegen Kira kämpfen. Er ist mein bester Freund. Ich will ihn nicht verlieren.“ Freedoms Pilot schaute überrascht auf. „Sagtest du gerade 'bester Freund'?“ Der ZAFT Soldat senkte seinen Blick. „Wenn du mich nicht mehr als Freund betrachtest, ist das okay. Ich kann es verstehen. Nach allem, was ich getan habe...“ „Nein!“, rief Kira lauter als beabsichtigt, „So habe ich das nicht gemeint! Ich war nur überrascht. Natürlich bist du noch mein bester Freund!“ Kapitel 18: Meeting (Treffen) ----------------------------- „Nein!“, rief Kira lauter als beabsichtigt, „So habe ich das nicht gemeint! Ich war nur überrascht. Natürlich bist du noch mein bester Freund!“ Eine Weile war es still, jedenfalls bin Mwu plötzlich in schallendes Gelächter ausbrach. „Wisst ihr was, ihr zwei? Eigentlich müsste man euch für die Aktion vor Alaska eine ordentliche Tracht Prügel verpassen. Dann kommt ihr vielleicht nicht mehr auf solche dummen Ideen, wie den besten Freund umbringen zu wollen!“ Er spazierte auf Freedoms Piloten zu und klopfte diesem mehrfach vorsichtig mit der Handfläche auf den Kopf. „Ich bin jedenfalls froh, dass wir unseren Kira wiederhaben...“ „Mwu-san!“, beschwerte sich der junge Coordinator. Dass der Mann ihn auch immer wie ein kleines Kind behandeln musste... Auf Athruns Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln. Er senkte seinen Blick und starrte auf den Boden, unfähig der Crew der Archangel in die Augen zu sehen. „Ich bin auch froh, dass mein bester Freund noch lebt.“ Beschämt sah Kira ebenfalls zu Boden. Ihm war das ganze peinlich. Er hatte die Sache überlebt, also gab es keinen Grund mehr, noch darüber zu sprechen, was er für einen Blödsinn gemacht hatte. Nur leider waren die anderen nicht der gleichen Meinung. Oder sie ärgerten ihn einfach nur gerne. Beides war möglich. Kiras Blick fiel Auf Nicol. Eine Weile überlegte er, bevor er sich an den Kapitän der Archangel wandte. „Murrue-san, wäre es möglich, Nicol an ZAFT zu übergeben?“ Einige Sekunden war es still, dann seufzte die junge Frau. „Theoretisch schon. Wir haben keine Verwendung mehr für ihn. Außerdem sollten sie in der Lage sein, seine Verletzungen besser zu versorgen. Nur weiß ich nicht, wie wir sie benachrichtigen sollen. Außerdem ist so eine Übergabe sehr riskant.“ Mwu nickte zustimmend. „Es ist ja nicht so, dass wir ihn deinem Freund nicht mitgeben würden, nur... Mit diesen Verletzungen würde er es wahrscheinlich nicht überleben. Die einzige Möglichkeit, die wir haben, ist an der Grenze zu Orb.“ Er wandte sich an Athrun. „Wenn du ein unbewaffnetes Schiff organisieren kannst bevor wie die Grenze erreicht haben, dann darfst du deinen Freund abholen.“ Der ZAFT Soldat nickte. „Ich werde sehen, was sich organisieren lässt.“ Erleichtert atmete Kira aus. Das war gerade noch mal gut gegangen. Murrue nannte Athrun die Koordinaten des Punkte, an dem sie Nicol übergeben würden, bevor sie und Mwu das Krankenzimmer wieder verließen. Athrun setzte sich seufzend auf Nicols Bett und schaute an die Decke. „Falls jemand fragt, sagt bitte nicht, dass ich einfach mit an Bord gekommen bin. Mein Vater rastet aus, wenn er davon erfährt. Genau genommen hatte ich nicht einmal eine Starterlaubnis.“ Nicol sah seinen Kameraden verwirrt an. „A- aber wie bist du dass?“ „Ich habe so lange auf deinen Vater eingeredet, bis er mich starten lassen hat. Hoffentlich bekommt er nicht zu viel Ärger deswegen. Jedenfalls: Könntet ihr den anderen sagen, ich hätte nur kurz Kontakt aufgenommen, um einige Informationen von Freedoms Pilot, den ich vorher noch nie gesehen habe, zu bekommen. Er hat mir ein paar Frage beantwortet und das mir der Übergabe geregelt.“ Synchron nickten Kira und Nicol, was Athrun zu erleichtern schien. „Jetzt muss ich nur noch Yzak zum Schweigen bringen.“, murmelte er, mehr zu sich selbst. „Der Pilot vom Duel?“, fragte Kira. Athrun nickte. „Aber woher weißt du das? Hat die jemand seinen Namen gesagt?“ Kira schüttelte den Kopf. „Er ist der einzige Pilot, von dem ich den Namen noch nicht wusste. Außerdem fallen die anderen Einheiten aus.“ „Was ist mit dem Buster?“, kam es nach einigen Sekunden zögerlich von Athrun. „Dearka fällt aus.“, murmelte Kira, „Der sitzt seit einigen Tagen hinten in einer der Zellen und ärgert die Crewmitglieder. Inzwischen weigern sich schon fast alle, ihm das Essen zu bringen.“ Er stockte kurz, dann sah er zu Nicol. „Fast hätte ich es vergessen. Ich soll die etwas von ihm ausrichten: Du sollst dich mit deiner Genesung nicht überanstrengen. Sie hätten dich gern lebend zurück.“ „Das sieht ihm ähnlich.“, murmelte der Junge leise und grinste leicht, „Immer muss er mich ärgern. Schätze, ich sollte mich langsam damit abfinden...“ Zuerst nickte Athrun zustimmend, dann wanderte sein Blick langsam, fast wie in Zeitlupe, zu Kira. Seine Augen weiteten sich und er starrte seinen besten Freund erschrocken an. „H- heißt das, Dearka ist hier?“ „Willst du ihn besuchen?“, fragte Kira als sei es das normalste der Welt. Athrun seufzte. „Bekommst du keine Schwierigkeiten deswegen? Ich meine... Du kannst doch nicht einfach einen ZAFT Soldaten durch das gesamte Schiff führen.“ Anstatt zu antworten packte Kira Athrun am Oberarm und zog ihn aus dem Krankenzimmer, durch einige Gänge, in Richtung Dearkas Zelle. Zwischendurch begegneten sie einigen Crewmitgliedern der Archangel, doch diese lachten entweder oder die übersahen beiden gekonnt. Keinen schien es auch nur ansatzweise zu stören, dass Kira einen feindlichen Soldaten durch das Kriegsschiff führte. Als sie an ihrem Ziel angekommen waren, direkt vor Dearkas Zelle - deren Bewohner an die Decke starrte und seinen Besuch nicht beachtete - standen, griff sich Athrun an den Kopf. „Das glaube ich jetzt nicht.“ Erschrocken sprang Dearka auf. Zuerst sah er sich mehr als nur verwirrt um, bevor er zuerst Kira dann Athrun ungläubig anstarrte. „W- was ist hier los? Wieso ist Athrun hier, Kira?“ „Er wollte mir nicht glauben, dass es keinen stört, wenn ich ihn eine Runde durch das Schiff führe...“, meinte Freedoms Pilot ungerührt, woraufhin sein bester Freund beleidigt schnaubte. Dearka seufzte. „Ich meine nicht dieses 'hier'. Warum ist er auf dem Schiff?“ „Lacus hat ihn vorbeigeschickt.“, meinte Kira, „Mehr weiß ich auch nicht.“ „Ach so.“ Es hatte nicht den Anschein, als würde sich Dearka mit dieser Antwort zufrieden geben, doch er fragte auch nicht weiter nach, sondern schwieg und begutachtete das Muster auf dem Fußboden. Athrun seufzte, bevor er sich an den Kopf griff.. „Will ich wissen, was passiert ist, dass du hier gelandet bist, Dearka?“ Der ältere der beiden ZAFT Soldaten schüttelte seinen Kopf. „Ich glaube nicht...“ „Er hat sich im letzten Kampf gegen uns ergeben. Genaueres weiß ich auch nicht.“, beantwortete Kira die Frage seines besten Freundes, woraufhin er sich von Dearka einen wütenden Blick einfing. „Dich hat keiner gefragt!“ Auf Athruns Gesicht erschien ein schwaches Lächeln als er auf seinen Kameraden zuging und diesem einen bittenden Blick zuwarf. „Falls jemand fragt: Ich war nicht hier. Mein Vater bringt mich um, wenn er das herausfindet. Er wird schon so nicht besonders begeistert sein, immerhin hatte ich keine Starterlaubnis. Also sag den anderen einfach, du wüsstest von nichts, okay? Sie werden nicht weiter nachfragen, immerhin gehen sie nicht davon aus, dass du als Kriegsgefangener irgendwelche wichtigen Informationen hast.“ „Geht klar.“, meinte Dearka und grinste, „Aber nur, wenn du mir sagst, wieso du uns die ganze Zeit verschwiegen hast, dass du Strike kennst.“ Athruns Blick wanderte zuerst zu Freedoms Pilot, den er wütend anstarrte, dann zurück zu seinem Kameraden. „Kira hat es dir gesagt, richtig?“ Dearka nickte. „Wir haben uns vorhin eine Weile unterhalten.“ Das Detail mit der verletzten Schulter verschwieg er, worüber Kira sehr froh war. Er wollte nicht, dass Athrun sich seinetwegen Vorwürfe machte, und genau das würde der ZAFT Pilot tun, wenn er erfuhr, wie schwer Kira noch verletzt war. „Ich gehe dann mal besser.“, murmelte Athrun, „Bevor Yzak irgendwelchen Blödsinn anstellt. Außerdem muss ich ihn noch irgendwie zum Schweigen bringen.“ Die beiden anderen Mobile Suit Piloten nickten, bevor Kira seinen besten Freund zum Ausgang brachte, wo der Pilot vom Duel schon ungeduldig auf ihn zu warten schien. Er saß auf den Boden, umzingelt von den bewaffneten Crewmitgliedern der Archangel und hatte einen sehr finsteren Gesichtsausdruck. Dieser nahm wütende Züge an, als er Athrun und Kira erblickte. Der ZAFT Pilot sprang auf und stiefelte auf die beiden zu, während er Kira gekonnt ignorierte und Athrun anschrie. „Du Arsch! Ich glaube, du schuldest mir eine Erklärung! Was wird hier gespielt?! Raus mit der Sprache!“ Zur Überraschung aller bleib Athrun ruhig. „Nicol lebt.“ Dem Kira unbekannten Mobile Suit Pilot entglitten sämtliche Gesichtszüge. Fassungslos starrte er sein Gegenüber an. „I- Ist das wahr?“ „Ich habe mich kurz mit ihm unterhalten. Ihm geht es den Umständen entsprechend gut.“ Athrun sah ihn unnachgiebig an. „Wenn alles glatt läuft, bekommen wir ihn zurück. Dazu müssen wir uns aber an einige Bedingungen halten.“ „Du- Du hast mit ihnen verhandelt?“, schrie der weißhaarige Soldat. „Yzak!“, ermahnte Athrun ihn, „Lass mich wenigstens zu Ende reden, bevor du dich darüber aufregst! Sie werden an der Grenze von Orb auf uns warten. Wenn wir ein unbewaffnetes Transportschiff organisieren können, übergeben sie uns Nicol.“ „Einfach so?“ Yzak klang ungläubig. „Na ja, nicht ganz.“, entgegnete Kira, „Ihr bekommt ihn, weil die Archangel nicht dafür ausgestattet ist, so schwer verletzte Menschen zu behandeln.“ „Um einen kleinen Gefallen müsste ich dich noch bitten.“, meinte Athrun an Yzak gewandt, „Kannst du im Missionsbericht schreiben, ich hätte mich nur kurz mit dem Pilot vom Freedom unterhalten um mir die benötigten Informationen zu besorgen. Ich war nicht an Bord der Archangel und kenne ihn auch nicht, okay? Außerdem war er es, der Nicols Übergabe organisiert hat, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.“ Kapitel 19: Cooperativeness (Hilfsbereitschaft) ----------------------------------------------- Athrun verließ gerade die ZAFT Basis, um Nicols Vater zu treffen. Wegen seines eigenmächtiges Handelns und des Startes ohne Erlaubnis hatte er eine ordentliche Zusammenfuhr von seinem Vater bekommen. Zum Glück hatten einige Mitglieder des Rates gemeint, sein Handeln sei berechtigt gewesen, woraufhin das Ganze bei einer Verwarnung belassen worden war, zum Glück. Yzak hatte sein Wort gehalten und seine Version der ganzen Sache etwas abgeändert, so dass er offiziell nur unerlaubterweise Weise Kontakt mit einem Feind aufgenommen hatte, um für Plant wichtige Informationen zu bekommen. Allerdings hatte der weißhaarige Soldat Athrun danach zur Rede gestellt, doch der dieser hatte es irgendwie geschafft, nichts wichtiges zu sagen. In einiger Entfernung sah Athrun Nicols Vater, Yuri Amalfi, stehen. Der Mann wartete auf ihn. Gleich nachdem er erfahren hatte, dass sein Sohn noch lebte, hatte er alles stehen und liegen gelassen und war ohne Umwege auf die Erde gereist, um sich selbst zu überzeugen. Athrun grüßte den Mann höflich. „Guten Morgen.“ Yuri erwiderte den Gruß. „Danke, dass du so schnell kommen konntest.“ „Keine Ursache.“, Athrun lächelte leicht verlegen, er mochte es nicht, wenn man ihn für Sachen dankte, die selbstverständlich waren. Doch das schien dem Mann nicht aufzufallen. Er machte weiter, als sei nichts gewesen, zum Glück Athruns. „Was genau ist mit der Archangel wirklich passiert?“, fragte er ernst, „Ich glaube nämlich nicht, dass sie ohne weiteres bereit waren, dir Informationen zu geben..“ Athrun senkte seinen Blick. Lügen brachte nichts mehr. Es schien als hatte Nicols Vater ihn durchschaut. „Darf ich die Wahrheit sagen?“ Seine Stimme klang unsicher als er das aussprach, aber ein anderer Weg fiel ihm nicht ein. Yuri Amalfi sah den jungen Soldaten erst verwirrt an, nickte aber kurz. „Wenn du willst sage den anderen nichts, auch nicht deinem Vater.“ Darauf hatte Athrun gewartet. Er wusste, der Mann hielt sein Wort und würde ihn nicht verraten, trotz dass er und Yzak vor dem Rat gelogen hatten. „Ich habe meinem Vater und den anderen nicht ganz die Wahrheit gesagt.“, setzte er an und beobachtete die Reaktion seines Gegenüber genau, um sofort abbrechen zu können, falls etwas Unvorhergesehenes passierte. Auf dem Gesicht von Yuri Amalfi erschien ein schwaches Lächeln. „Ich weiß.“ Athrun seufzte. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte und was er besser verschwieg. Also begann er mit dem, was seinen Gesprächspartner vermutlich am Meisten interessierte. „Nicol lebt.“, flüsterte er und schaffte es nicht, dem Blick des Vaters seines Kameraden standzuhalten. Er senkte ihn und starrte auf den Boden. Nicols Vater schnappte erschrocken nach Luft. „B- bist du dir sicher?“ Athrun nickte. „Ich weiß, es ist leichtsinnig von mir, das zu sagen, aber ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen. Um genau zu sein, habe ich nicht mit Freedom per Funkkontakt verhandelt, ich war auf dem Schiff.“ Yuri riss erschrocken seine Augen auf. „W- was?! Bist du verrückt?“, schrie er. Doch Athrun schüttelte nur seinen Kopf. „Kann schon sein. Aber ich bin nicht wirklich ein Risiko eingegangen. Freedom hat das organisiert. Er hat mich direkt zu Nicol geführt, ohne dass ich überhaupt die Gelegenheit hatte, nach ihm zu fragen. Er muss ihn gewusst haben, den Grund, warum ich das Schiff kontaktiert habe.“ Langsam beruhigte sich der Mann wieder ein wenig, aber nicht vollständig. „Ich verstehe das nicht. Wieso sollte Freedom so etwas tun? Was waren seine Beweggründe?“ „Das ist vielleicht ein wenig unangebracht...“, murmelte Athrun, „Aber ich glaube nicht, dass er eine Bedrohung für uns darstellt. Auf mich hat der den Eindruck gemacht, als könnte er nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun.“ Plötzlich war die Stimme von Nicole Vater wieder hart. „Das mag schon sein, aber Befehl ist Befehl. Deine subjektive Meinung interessiert niemanden.“ „Mein Vater handelt doch auch nur aus seiner subjektiven Meinung heraus!“ Athrun erwiderte dein strengen Blick des Mannes trotzig. Er wusste, er hatte sich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Mehr durfte er auf keinen Fall verraten. Also beendete er das Gespräch lieber schnell. „Wie dem auch sei. Freedom hat dafür gesorgt, dass sie bereit sind, und Nicol zu übergeben. Sie verlangen keine Gegenleistung, außer dass wir unbewaffnet und mit nur einem Schiff am Treffpunkt erscheinen. Halten wir uns nicht daran, werden sie uns angreifen. Können sie da etwas organisieren?“ Der Blick von Yuri Amalfi wandelte sich von wütend über verwirrt bis stark überrascht. „I- Ist das wahr? Sie lassen ihn wirklich gehen.“ Athrun schüttelte schwach seinen Kopf. „So einfach ist die Sache auch wieder nicht. Der einzige Grund, dass sie ihn gehen lassen, ist: Wir haben bessere Möglichkeiten, seine Verletzungen zu behandeln und die Wahrscheinlichkeit, dass er es ohne bleibende Schäden übersteht so größer ist.“ Nicols Vater starrte mich geschockt an. „E- er ist verletzt?“ „Was haben Sie denn geglaubt?“, fragte Athrun leicht gereizt, „Dass er die Explosion seiner Einheit überstanden hat, ohne auch nur einen einzigen Kratzer abzubekommen?“ Der Mann schüttelte seinen Kopf. „Nein...“ Athrun fuhr fort, in der Hoffnung, seinen Gesprächspartner so von dem abzulenken, was er vorhin beinahe über Kira gesagt hatte. „Er ist schwer verletzt und erst seit zwei Tagen wieder bei Bewusstsein. Ich habe die Daten des behandelnden Arztes kurz überflogen und um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass er das Ganze ohne bleibende Schäden überstehen wird.“ Nicols Vater senkte seinen Blick. In seinem Gesicht stand ein verzweifelter Ausdruck, doch als er wieder aussah, war dieser fast vollständig einem enttäuschten Ausdruck gewichen. „Das heißt dann also, dass er nicht länger als Soldat arbeiten kann...“ Athrun erstarrte. Das war nicht sein Ernst! Nicol lag schwer verletzt im Bett und kämpfte um sein Leben und das einzige, was seinen Vater interessierte war, dass er nicht mehr als Soldat arbeiten konnte? Wütend schrie Athrun den Mann an. „Ist das alles? Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?“ Der junge Soldat fühlte sich an seinen Vater erinnert. „Ihr seid doch alle gleich! Kaum habt ihr einen bestimmten sozialen Status, sind euch auf einmal eure Familie und deren Gefühle auf einmal scheißegal. Das einzige, was euch noch interessiert, ist Macht und Ansehen! Bedeutet Nicol Ihnen überhaupt noch etwas?! Wenn nicht, können wir die ganze Sache gleich abblasen. Dann ist er auf der Archangel besser aufgehoben. Dort kümmert man sich wenigstens um ihn!“ „Nein.“ Yuri Amalfi wich einige Schritte zurück. „So habe ich das nicht gemeint. Natürlich ist mir Nicol nicht egal, immerhin ist er mein Sohn.“ Erleichtert atmete Athrun aus, bevor er dem Mann die Daten des Punktes der Übergabe nannte. „Wenn Sie wollen, kann ich mitgehen. Allerdings müssten sie alles, was mit dem Transport zu tun hat organisieren. Ich habe schon eine Verwarnung.“ Der Mann nickte. „Das wäre nett. Ich werde auch hingehen. Ich kümmere mich um die Formalitäten und keine Angst, ich rede schon mit deinem Vater, damit du keinen Ärger bekommst.“ „Danke.“, sagte Athrun und meinte es auch so. „Dann treffen wir uns auf dem Schiff für die Übergabe. Ich muss jetzt wieder gehen, ich habe noch viel zu erledigen. Auf Wiedersehen.“ „Tschüss.“ Der Mann lächelte ihn noch einmal aufmunternd an, bevor er sich ohne ein weiteres Wort abwandte und in Richtung der Stadt ging. Athrun sah ihm noch einige Sekunden hinterher, bevor er sich auf den Weg zurück in die Basis machte. Wenn Yzak bemerkte, dass er sich mit Nicols Vater getroffen hatte, würde er ihn nur wieder ausquetschen und das konnte Athrun im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Ohne weiter auf den Weg oder die Umgebung zu achten, lief der junge ZAFT Soldat die Straßen entlang und dachte über die Geschehnisse der letzten Tage nach. Nicol lebte. Es war zwar sehr wahrscheinlich, dass die schweren Verletzungen bleibende Schäden hinterlassen würden, aber das war ihm egal. So lange sein Kamerad und guter Freund nur am Leben war. Athrun dachte zurück, wem er das verdankte. Kira... Okay, er war such derjenige gewesen, der Nicol fast umgebracht hatte, aber... Kira hatte das nicht gewollt, so viel wusste Athrun inzwischen. Eigentlich hatte er es schon die ganze Zeit gewusst, wollte es sich nur nie eingestehen. Außerdem hatte Kira in den letzten Monaten schon genug gelitten. Er war in den Krieg hineingeraten, ohne es zu wollen oder auch nur eine Chance zu haben, etwas zu ändern. Es war nicht fair, ihn für Sachen zu beschuldigen, für die er nichts konnte. Jeder an seiner Stelle hätte so reagiert. Nicol hatte auf das Cockpit gezielt. Kira hatte nur sein Leben verteidigt. Das hätte jeder getan, auch Athrun, so schwer er sich das auch eingestehen wollte. Doch Kira war nach der Explosion nicht einfach zurück auf die Archangel gegangen, nein er hatte die Trümmer nach Nicol durchsucht und dem jungen Piloten somit das Leben gerettet. Dafür war Athrun ihm sehr dankbar. Außerdem hatte Athrun Kira schon fast wieder verziehen, dass dieser einen seiner Freunde fast umgebracht hatte. Er hatte nicht das Recht, Kira deswegen Vorwürfe zu machen. Athrun selbst hatte sich ihm gegenüber nicht anders verhalten und ihn umbringen wollen. Doch zum Glück hatte Kira überlebt und ihm wie es schien auch noch verziehen. So bestand noch Hoffnung, dass die beiden in der Zukunft wieder beste Freunde sein könnten, wäre da nicht diese dämliche Mission von Athruns Vater... Kapitel 20: Coming home (heimgekommen) -------------------------------------- Endlich war es so weit. In weniger als einer halben Stunde würde die Archangel die Grenze von Orb erreichen. Wie mit Athrun abgesprochen würden sie dort kurz auf das Transportschiff für Nicol warten und den verletzten Jungen ZAFT übergeben, angenommen Athrun erschien zum vereinbarten Zeitpunkt am vereinbarten Ort. Doch Kira zweifelte nicht daran, dass sein bester Freund das tun würde. Er war sich sicher, denn Athrun hielt immer sein Wort. Auf dem Kriegsschiff wurden alle Vorbereitungen für die Übergabe getroffen. Die Ärzte untersuchten Nicol noch einmal genau, während der Rest der Crew die Umgebung nach feindlichen Schiffen oder Einheiten absuchte. Orb hatten sie auch bereits kontaktiert. Überraschenderweise war das Land sofort mit der Übergabe einverstanden gewesen und hatte ihnen sogar Asyl angeboten. Das war mehr, als der Großteil der Crew je zu hoffen gewagt hatte. Uzumi Nara Athha war wirklich ein netter Mann, fand Kira. Er hatte ihnen sofort geholfen, genau wie letztes Mal. Mit diesem Gedanken machte Kira sich auf den Weg zum Krankenzimmer, um Nicol zu besuchen. Die letzten Tage hatte er das öfter getan und so langsam aber sicher schienen sich die beiden immer besser zu verstehen. Ob das gut war oder nicht, konnte Freedoms Pilot nicht sagen. Es war gut möglich, dass sie sich in einiger Zeit als Feinde auf dem Schlachtfeld gegenüberstanden, theoretisch jedenfalls. Aber das würde noch dauern, immerhin mussten zuerst die Verletzungen des ZAFT Soldaten verheilen. Freedoms Pilot öffnete die Tür des Krankenzimmers und trat sein, woraufhin Nicol kurz in seine Richtung sah. „Kira, hallo.“ Die Ärzte beendeten gerade ihre Untersuchen und verließen das Zimmer, damit die beiden sich noch einmal in Ruhe unterhalten konnten. Kira war ihnen dankbar dafür, denn so musste er nicht ständig überlegen, was er sagen durfte und was nicht. Mit einem schwachen Lächeln im Gesicht setzte er sich auf die Kante des Bettes. „Gleich holen sie dich ab.“ Nicol nickte. „Ich weiß gar nicht, ob ich mich darüber freuen soll oder nicht.“, murmelte er und starrte an die Decke. Mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht. „Willst du gar nicht zurück?“, fragte Kira überrascht. „Doch.“ Nicol sah ihn erschrocken an. „Aber ich habe das Gefühl, dass wir uns nächstes Mal wieder als Feinde gegenüberstehen und das will ich nicht. Und das will ich nicht, weil... Ich könnte nicht mehr gegen dich kämpfen, jetzt wo...“ „Mir geht es auch so.“, antwortete Kira mit einem traurigen Ausdruck im Gesicht, bevor dieser ernst wurde. „Jetzt wo...?“ Der ZAFT Soldat senkte leicht verunsichert seinen Blick, bevor er auf die Frage antwortete. „Jetzt wo ich dich als einen Freund sehe...“ Diese Worte überraschten Kira. Damit hatte er nicht gerechnet. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Mir geht es nicht anders. Aber ich schätze, so schnell wirst du in keine Mobile Suit mehr steigen. So lange deine Verletzungen noch nicht verheilt sind, besteht also keine Gefahr. Von mir aus kannst du dir ruhig Zeit damit lassen.“ Nicol lachte leise. „Hatte ich vor. Vielleicht ist der Krieg ja ach vorbei, bis ich wieder fit bin. Mit etwas Glück muss ich nie wieder eine Mobile Suit steuern. Weißt du, eigentlich wollte ich nie Soldat werden, aber ich hatte keine Wahl. Mein Vater hat es von mir erwartet und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Eigentlich wollte ich Pianist werden. Sieht so aus, als müsste ich damit noch etwas warten.“ „Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute. Du schaffst das.“, munterte Freedoms Pilot den Verletzten auf, „Sobald der Krieg vorbei ist, wird dich keiner mehr daran hindern.“ In diesem Augenblick betrat Mwu die Krankenstation. Er sah sich kurz um und grinste Kira und Nicol an, bevor er sich an den ZAFT Soldaten wandte. „Dein Abholservice ist eben eingetroffen. Der Pilot vom Aegis ist auch dabei.“ „Er heißt Athrun!“, kam es synchron von den beiden Jungs, woraufhin der Mann nur noch breiter grinste und abwinkte. „Ist doch egal.“ „Ist es nicht!“, meinte Kira leicht gekränkt, „Hör auf, ihn so zu nennen.“ „Von mir aus. Dann eben Athrun.“ Der Major gab nach. Die Ärzte betraten das Krankenzimmer und holten Nicole samt seinem Bett aus diesem. Vorsichtig schoben sie ihn durch die Gänge. Kira folgte ihnen in einigem Abstand. Er wusste, er durfte nicht auffallen. Aber Athrun war hier und er wollte ihn sehen, wenigstens kurz. Nächstes Mal standen sie sich wahrscheinlich wieder als Feinde gegenüber. Momentan waren sie das nicht und das musste man ausnutzen. Vielleicht hatte Freedoms Pilot sogar die Gelegenheit, ein paar Worte mit seinem besten Freund zu sprechen. Deshalb machte sich Kira auf den Weg zum Ausgang und verließ das Schiff durch diesen. Ihm gegenüber befand sich ein ZAFT Transportschiff, von dem gerade ein kleines Boot ablegte. Doch das bekam Kira nur am Rande mit. Seine Aufmerksamkeit galt einer anderen Sache. Am Ausgang des anderen Schiff stand Athrun, zusammen mit einem älteren Mann in Uniform und braunem, gelocktem Haar, der die ganze Situation kritisch beobachtete. „Das ist eine Nachricht an das ZAFT Transportschiff.“, hörte Kira Murrue zu ihnen durch die Durchsage sprechen, „Wir sind nicht verpflichtet, ihnen den Soldaten zu übergeben. Sollte auch nur der kleinste Verdacht aufkommen, Sie würden sich nicht an die Abmachung halten, werden wir das Ganze sofort abbrechen und unsere Einheiten starten. Unsere Gesamten Einheiten sind startbereit. Die Piloten warten nur noch auf ihren Einsatz.“ Kira beobachtete, wie sich auf Athruns Gesicht ein Grinsen bildete. Er hatte den Bluff sofort durchschaut. Aber etwas anderes hatte Freedoms Pilot auch nicht von ihm erwartet. Immerhin standen sich die beiden Mobile Suit Piloten gerade gegenüber und sahen sich belustigt in die Augen. Und wenn man den Piloten sehen konnte, war es sehr unwahrscheinlich, dass er gleichzeitig noch in seiner Einheit saß. Das kleine Boot erreichte die Archangel. Zwei Männer stiegen aus und verluden Nicol in es, bevor sie sich von den ehemaligen Soldaten der Erdallianz verabschiedeten und den Rückweg antraten, gemeinsam mit dem verletzten Jungen. Es schien, als würden sie der Crew der Archangel nicht trauen, aber das konnte man ihnen schlecht verübeln. Laut der Fraktion, der sie angehörten, waren sie Feinde und Feinden vertraute man nicht. Das war schon immer so und würde sich auch nicht so schnell ändern. Mit einem schwachen Lächeln im Gesicht, wendete sich Kira von seinem besten Freund und Nicol ab, ohne sich zu verabschieden, das hätte nur das Misstrauen der anderen ZAFT Soldaten geweckt, und ging zurück in das Schiff. Eigentlich hatte er sich kurz mit Athrun unterhalten wollen, aber es ging nicht. Es durfte nicht auffallen, dass sie sich kanten, niemals. Kira wollte sich gar nicht vorstellen, was sie Athrun dann antun würden. Angenehm würde es sicher nicht für ihn werden. Der ZAFT Soldat hatte schon zu viel für ihn getan, da durfte und wollte er nicht noch mehr verlangen. Ohne den anderen über den Weg zu laufen, ging Freedoms Pilot zurück in seine Kabine, wo er sich auf sein Bett setzte und an die Decke starrte. In ihm sträubte sich alles, Athrun einfach gehen zu lassen, aber so war es besser. Er hatte keine andere Wahl. Nächstes Mal würden sie sich wieder als Feinde gegenüberstehen. Die Tür öffnete sich und Kiras Freunde traten ein. „Wir haben uns noch gar nicht richtig unterhalten, seit du wieder zurück bist.“ Miriallia versuchte, ein Gespräch anzufangen, schien aber nicht richtig zu wissen, was sie sagen sollte. „Genau.“, warf Kuzzey ein Sai nickte zur Bestätigung. „Was ist los? Du bist irgendwie seltsam...“ Kira seufzte. „Ich habe nur gerade etwas Stress. Tut mir Leid.“ „Es ist wegen Aegis, oder?“, fragte Miriallia, darauf achtend, dass sie nicht zu viel sagte oder ihren Freund durch ihre Worte verletzte. „Woher?“ Zuerst war Freedoms Pilot verblüfft, dann erinnerte er sich aber daran, dass er es ihnen gesagt hatte. „Ich habe Athrun getroffen.“ „Was? Wann? Wo?“, kam es aufgebracht von Sai, „Das glaube ich jetzt nicht.“ Kira senkte seinen Blick. „Er war vor ein paar Tagen hier. Wir haben uns unterhalten.“ Die drei sahen ihn erschrocken und fassungslos an an. „D- das ist jetzt nicht dein Ernst.“ Kuzzey wich einige Schritte zurück. „Er war hier? Auf der Archangel? Das würde der Kapitän niemals erlauben.“ „Ich habe Murrue-san um Erlaubnis gebeten.“, erklärte Freedoms Pilot, „Sie und Mwu-san haben auch mit ihm gesprochen.“ „Trotzdem.“, warf Sai ein, „Er ist ein ZAFT Soldat. Er ist unser Feind, egal ob ihr mal befreundet wart. Er hat versucht, dich umzubringen! Was tust du, wenn es eine Falle war?“ „Athrun wird mich nicht hintergehen.“, murmelte Kira leise, „Er ist zuverlässig. Wenn er etwas zusagt, dann hält er sein Wort, selbst wenn ihn das umbringt.“ „Woher weißt du das?“, fragte Miriallia verwundert. „Er ist mein bester Freund.“, flüsterte Kira, „Ich kenne ihn schon ewig. Wir waren in der Grundschule unzertrennlich. Er hat sich kein Bisschen verändert, er ist immer noch der Athrun von damals. Aus diesem Grund kann er mich nicht belügen. Ich würde es sofort bemerken. Das gleiche gilt auch für mich. Er bemerkt es sofort, wenn ich lüge...“ Kapitel 21: Taking a break (eine Pause nehmen) ---------------------------------------------- Nicol seufzte. Seit zwei Tagen lag er jetzt schon in der ZAFT Basis in einem Krankenbett, ohne dass ihn jemand besuchte. Zwar schauten ab und zu ein paar Ärzte vorbei, um seine Verletzungen zu behandeln, aber jemand anderes hatte sich noch nicht blicken lassen. Dem Jungen war langweilig. Er wusste mit seiner ganzen Zeit nichts anzufangen. Und wegen der noch nicht verheilten Verletzungen durfte er das Bett auch nicht verlassen. Wenn er nur jemand hätte, mit dem er sich unterhalten könnte. Auf der Archangel waren doch auch Leute gewesen, die ihm ab und zu Gesellschaft geleistet hatten. Er musste an Kira denken. Was er wohl jetzt gerade machte? Sicher hatte die Archangel Orb schon erreicht und die Crew konnte sich erst einmal etwas erholen, von dem Stress, den sie wegen Alaska hatten. Obwohl es Nicol nur ungern zugab, wollte er nicht, dass ihnen etwas zustieß. Immerhin war es Kira gewesen, der ihn aus seiner explodierten Einheit gezogen war und die anderen hatten seine Verletzungen behandelt. Er verdankte ihnen eine Menge. Wäre er an Kiras Stelle gewesen, hätte er sicher nicht so gehandelt. Er hätte nicht den Mut aufgebracht, ihm zu helfen und ihn deshalb wahrscheinlich einfach sterben lassen. Aber vielleicht hätte Athrun auch eingegriffen, immerhin waren die beiden schon seit der Grundschule beste Freunde, auch wenn Nicol nicht verstand, wie sie sich so leicht verzeihen konnten. Sie hatten versucht, sich gegenseitig umzubringen. Und trotzdem hassten sie einander nicht. Schon nach einer kurzen Aussprache hatten sie sich wieder vertragen. Nicols Blick schweifte durch das Zimmer, ohne dass er wirklich etwas davon mitbekam. Er nahm die Gegenstände, die er sah, nur unbewusst wahr. Mit den Gedanken war er wo anderes. Er wunderte sich, weshalb ihm nie aufgefallen war, dass etwas mit Athrun nicht stimmte. Die ganze Zeit hatte dieser gegen seinen besten Freund gekämpft, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Er musste dem gesamten Team etwas vorgespielt haben. Ob ihr Kapitän davon wusste? Vielleicht… Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass es Athrun sicherlich schwer gefallen sein musste, Nicol war sich sicher, er hätte so etwas nie gekonnt. Und auch jetzt, wo der Pilot vom Strike als tot galt, musste Athrun weiterhin gegen seinen besten Freund kämpfen. Jedoch hatten sich die beiden entschieden, nicht mehr mit voller Kraft zu kämpfen, also war es relativ unwahrscheinlich, dass sie sich schwerere Verletzungen zufügen würden. Wenn es darauf ankam, war Athrun vielleicht auch bereit, ZAFT zu verraten, um Kira das Leben zu retten. Nicol konnte nur hoffen, dass er bis dahin noch nicht wieder in der Lage war, eine Mobile Suit zu steuern, denn gegen die beiden wollte er nicht kämpfen, auf keinen Fall. Vielleicht war es aber auch ein wenig weit hergeholt, wenn er davon ausging, dass Athrun sich für Kira und gegen ZAFT entscheiden könnte. Aber andererseits hatte er es ja auch gesagt, dass er seinen Befehl ignorieren und nicht ernsthaft kämpfen würde. Wenn das herauskam, steckte er ziemlich in Schwierigkeiten. Die Tür wurde geöffnet und Nicols Vater betrat das Zimmer. Er warf einen kurzen Blick auf seinen Sohn, bevor er die Tür hinter sich wieder schloss und auf ihn zuging. „Es tut mir Leid, dass ich dich nicht eher besuchen konnte. Ich musste vor den Rat, eine Rechtfertigung bezüglich meiner Entscheidung, deiner Übergabe zuzustimmen, abgeben und bin gerade erst wieder auf der Erde eingetroffen.“ „Das macht nichts.“, murmelte der Verletzte und senkte seinen Blick. Er wollte seinem Vater so vieles erzählen, doch konnte er es nicht. Würde er über Kira sprechen oder die Crew der Archangel, bekäme er sicher Schwierigkeiten. Er kannte die Regeln und diese verboten es. Also behielt Nicol das Ganze erst einmal für sich. „Hast du irgendetwas mitbekommen, während du auf der Archangel warst? Haben sie dir irgendetwas gesagt?“, fragte Yuri Amalfi. Sein Sohn schüttelte den Kopf. „Nichts, was ZAFT wissen will. Außer der Namen ein paar Crewmitglieder kann ich dir nicht viel sagen. Was Alaska betrifft, wisst ihr ja schon Bescheid. Sie haben dem Feind die Pläne der Erdallianz verraten und danach ohne Erlaubnis das Schlachtfeld verlassen. Da sie nicht mehr zurück konnten, sind sie nach Orb geflohen.“ „Ich weiß.“, murmelte der Vater, „Darüber hat Athrun uns schon informiert. Gibt es nichts, was dir noch aufgefallen ist? Vielleicht hast de den Piloten vom Freedom getroffen…“ „Ich weiß nicht“, murmelte Nicol, „Möglich wäre es. Es könnte unter denen gewesen sein, die ab und zu nach mir gesehen haben. Aber sicher kann ich es nicht sagen.“ Eigentlich wollte er nicht lügen, doch es ging nicht anders. Würde er jetzt von Kira erzählen, geriet dieser sicherlich in Schwierigkeiten, und Athrun vielleicht auch. „So ist das also.“ Yuri blickte an die Decke. „Das war klar. Wenn sie dir irgendwelche wichtigen Informationen gegeben hätten, wäre das auch leichtsinnig von ihnen gewesen.“ Nicol lächelte schwach. „Ich weiß…“ Er wechselte das Thema, damit er nicht zu viel verriet. Er wollte seine Freunde nicht in Schwierigkeiten bringen. Das wäre nicht fair, nach allem, was sie für ihn getan hatten. „Ich habe gehört, Athrun hat Strike besiegt.“ Der Mann nickte. „Man hat ihm einen Orden dafür verliehen…“ Nicol schluckte. Das musste echt schwer für Athrun gewesen sein. Nicht nur, dass er dachte, er hätte seinen besten Freund umgebracht, sie verliehen ihm auch noch einen Orden dafür. Da war Athruns Reaktion, seine Befehle nicht mehr auszuführen, nur verständlich. Es klopfte an der Tür. Wenig später traten Athrun und Yzak ein. Sie warfen einen kurzen Blick auf den Verletzten, begrüßten dessen Vater höflich und setzten sich auf die Stühle neben dem Bett. Nicol blickte die beiden verwundert an. Erst besuchte ihn keiner und dann alle auf einmal. Hätten sie sich nicht abwechseln können? Er wollte noch einmal mit Athrun sprechen, bezüglich Kira, allein. Wenn andere dabei waren, konnte er das nicht. „Wie geht es dir?“, fragte der blauhaarige ZAFT Soldat nach einigen Sekunden. „Ganz gut“, antwortete Nicol und lächelte schwach. Yzak schnaubte. „Das ist alles, was du zu sagen hast?! Wir haben geglaubt, du wärst tot!“ Der Verletzte senkte seinen Blick. „Tut mir Leid.“ „Hey!“, mischte sich Athrun ein, „Du weißt genau, dass Nicol nichts dafür kann, also mach ihm keine Vorwürfe. Sei froh, dass er noch lebt. Darauf sagte Yzak nichts mehr und Yuri Amalfi ergriff das Wort. Er sah seinen Sohn entschuldigend an. „Ich muss jetzt wieder gehen. Mein Shuttle startet in knapp drei Stunden. Eigentlich wollte ich länger bleiben, aber es geht nicht.“ „Das macht nichts.“, antwortete Nicol und zwang sich zu einem Lächeln. Er wollte nicht, dass sein Vater jetzt schon wieder ging, konnte ihn aber auch schlecht aufhalten. Sein Vater hatte einen wichtigen Job, durch den er nur selten zu Hause war und Nicol sollte froh sein, dass er ihn überhaupt besucht hatte. Deshalb ließ er es sich nicht anmerken. Yuri verabschiedete sich von den drei Jugendlichen und verließ das Krankenzimmer. Danach war es eine Weile Still. Yzak schaute beleidigt durch die Gegend und Athrun schien kein geeignetes Gesprächsthema zu finden. Nicol ging es ähnlich. Nur dass er sich zusätzlich nicht sicher war, was er ansprechen durfte und was nicht. Entgegen aller Erwartungen brach Athrun nach einigen Sekunden das Schweigen mit einer unerwarteten Frage. „Wie geht es Dearka?“ Yzak erstarrte, bevor er einen fassungslosen Blick an Kiras besten Freund richtete. „Dearka?“ Auf Nicols Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln. „Wahrscheinlich ärgert er immer noch die Crew der Archangel. Das hat er jedenfalls die letzten Tage gemacht. Der Major war so wütend darüber, dass er meinte, er würde ihn am liebsten vom Schiff werfen.“ Athrun lachte. „So wird man seine Kriegsgefangenen auch wieder los...“ Inzwischen schien Yzak sich wieder gefasst zu haben. Er sah Athrun abwartend an. „Dearka ist Kriegsgefangener auf der Archangel, richtig? Warum sagst du mir das erst jetzt?“ „Er wollte nicht, dass die anderen davon erfahren.“, antwortete Athrun, „Es scheint als sei ihm die Sache ein kleinwenig peinlich. Er-“ „Moment mal!“ Yzak unterbrach ihn. „Wenn Dearka auf der Archangel ist, wieso haben sie uns dann nur Nicol übergeben? Ich denke sie wollen sich Orb anschließen und brauchen keine Kriegsgefangenen der Erdallianz mehr!“ „So ist es auch.“, sagte Athrun, „Sie werden ihn in Orb gehen lassen. Der Grund, warum sie ihn uns nur Nicol übergeben haben, ist einfach. Die Archangel ist nicht dafür ausgestattet, solche Verletzungen zu behandeln und sie wollten, dass er ordentlich behandelt wird, was nur hier möglich ist. Dearka ist nicht verletzt und somit auch nicht auf eine medizinische Versorgung angewiesen. Sie können sich also mit seiner Übergabe Zeit lassen. Vielleicht planen sie auch, ihn für ihre Zwecke zu verwenden...“ „Diese Arschlöcher!“, rief der weißhaarige ZAFT Soldat erbost. Athrun legte seinem Kameraden die Hand auf die Schulter, hoffend dass es ihn beruhigte. „Dearka wird schon nichts passieren. Er ist durchaus in der Lage, auf sich aufzupassen. Und ich glaube auch nicht, dass sie ihn mit Gewalt zu irgendetwas zwingen werden. Kira wird das auf jeden Fall zu verhindern wissen.“ Kapitel 22: A day off (ein freier Tag) -------------------------------------- Athrun legte seinem Kameraden die Hand auf die Schulter, hoffend dass es ihn beruhigte. „Dearka wird schon nichts passieren. Er ist durchaus in der Lage, auf sich aufzupassen. Und ich glaube auch nicht, dass sie ihn mit Gewalt zu irgendetwas zwingen werden. Kira wird das auf jeden Fall zu verhindern wissen.“ Yzak schnaubte. „Du denkst ja ziemlich hoch von diesem Kerl. Raus mit der Sprache: Was hat er mit dir gemacht? Und wage es ja nicht, dich herauszureden oder gar zu lügen. Kaum unterhaltet ihr euch eine Stunde oder zwei, schon fängst du an-“ „Yzak!“, unterbrach Athrun seinen Freund, bevor er sich zwang leiser weiterzusprechen, „Ich kenne ihn. Wir haben die gleiche Grundschule besucht und sind seit Jahren beste Freunde.“ Dem weißhaarigen Soldaten klappte der Mund auf. „Das ist nicht dein Ernst!“ „Leider doch.“, antwortete Kiras bester Freund. „Ich glaube ich höre nicht richtig. Bist du bescheuert?! Der Kerl ist unser Feind. Wenn wir ihn nicht schleunigst ausschalten, bringt er uns um.“ Athrun sah seinen Kameraden ernst an. „Glaubst du das wirklich?“ „Natürlich, was denkst du denn?!“, schrie Yzak immer noch erbost. „Warum hat er dich dann vor Alaska nicht umgebracht?“, fragte Athrun mit ruhiger Stimme, „Er hatte so viele Gelegenheiten, einen von uns umzubringen und hat es nicht getan.“ „Athrun hat recht.“, mischte sich Nicol ein, „Wir können Kira vertrauen.“ Wütend schnaubte Yzak. „Jetzt fang du nicht auch noch mit der Scheiße an!“ Athrun wandte sich von seinen Freunden ab und starrte auf den Boden, unschlüssig ob er weitersprechen sollte oder lieber den Rest verschwieg. Einerseits wollte er seinem Freund sagen, wer Kira wirklich war, andererseits hatte er Angst davor, dass er es ihren Vorgesetzten sagten oder seinen besten Freund verletzte. Nach einigen Sekunden entschied er sich dafür, es Yzak schrittweise zu erzählen. „Kira… du kennst ihn…“ Zuerst sah der weißhaarige ZAFT Soldat ihn verwundert an, dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck wieder in einen wütenden. „Wie meinst du das?!“ „Wie ich es gesagt habe. Du kennst Kira.“ Athruns Stimme klang ruhig. „Was willst du damit sagen?!“ Jetzt schrie Yzak. „Du hast ihn schon einmal getroffen.“, fuhr Athrun fort, „Als wir uns letztens in Orb eingeschmuggelt hatten. Er war der Junge mit dem Robotervogel.“ Nicol sah ihn überrascht an. „Aber dann-“ „Ich weiß.“ Athrun warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. „Wir haben so getan als würden wir uns nicht kennen. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht damit gerechnet, ihn dort zu treffen und ihm schien es mit mir genauso gegangen zu sein. Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen, immerhin habe ich den Robotervogel gebaut. Ich hätte die Personenerkennungssoftware nicht unterschätzen dürfen.“ „Deshalb ist der Vogel zu dir geflogen?“ Nicol sah ihn ungläubig an. Athrun nickte, bevor er fortfuhr. „Habt ihr euch nie gewundert, woher ich wusste, dass die Archangel in Orb war?“ „Was meinst du damit?“ Yzak hatte sich noch immer nicht wieder beruhigt. Plötzlich weiteten sich Nicols Augen und er sah Athrun überrascht an. „Natürlich. Warum bin ich nicht früher darauf gekommen. Ich glaube, ich stand echt auf der Leitung.“ Sein Blick wurde etwas ernster. „Du wusstest es, weil du Kira getroffen hast.“ „Aber“ Yzak unterbrach ihn. „die beiden haben sich doch gar nicht unterhalten. Alles, was dieser komische Typ in Orb gesagt hat, war, dass er den Vogel von einem sehr wichtigen Freund geschenkt bekommen hat.“ Einige Sekunden war es still. Nicol und Athrun schauten den weißhaarigen ZAFT Soldaten abwartend an. Erst nach einer Weile schien dieser alle aufgenommenen Informationen verarbeitet zu haben. Seine Augen weiteten sich und ihm klappte der Mund auf. „Moment mal: Sagtest du nicht eben, dass du es warst, der ihm den Vogel geschenkt hat?“ „Habe ich…“, entgegnete Athrun monoton. „Wieso um alles in der Welt sagt er dann zu dir, dass er ihn von einem sehr wichtigen Freund bekommen hat.“, fuhr Yzak seinen blauhaarigen Freund an. Dieser seufzte. „Das war eine Nachricht für mich.“ „Gut, dann habt ihr euch eben gekannt und er hat dir irgendeine verschlüsselte Nachricht übergeben, ist mir auch scheißegal. Ich wüsste jetzt nur gerne, was dein Kira mit der Archangel zu tun hat.“, Yzaks Geduld war am Ende. Das konnte man nicht überhören. Athrun und Nicol warfen sich vielsagende Blicke zu. Da hatten sie ihm jetzt schon so viele Hinweise gegeben und er hatte es immer noch nicht herausgefunden. „Ganz einfach.“, sagte Athrun mit einem schwachen Lächeln im Gesicht, „Kira ist derjenige, der den Strike der Erdallianz gesteuert hat.“ Yzaks Gesichtszüge Erstarrten. Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht. „D- das ist nicht euer Ernst!“, schrie er zornentbrannt, „Seid ihr jetzt völlig durchgeknallt?!“ Er wandte sich an Athrun. „Lügner! Du hast gesagt du hättest ihn umgebracht!“ Der Angesprochene schüttelte seinen Kopf. „Genau genommen habe ich nur gesagt, der Strike sei besiegt. Den Piloten habe ich mit keinem Wort erwähnt.“ Er schwieg einige Sekunden, bevor er erneut das Wort ergriff. „Kira ist nicht unser Feind!“ „Natürlich ist er das!“, brüllte Yzak. Auch Athruns Stimme wurde lauter. „Wenn er wirklich euer Feind wäre, wieso hat er euch dann nicht umgebracht, als er die Chance dazu hatte? Ich weiß, dass er es war, der dir die Narbe zugefügt hat. Aber das rechtfertigt es nicht, ihn als Feind zu bezeichnen. Er hätte dich nämlich auch umbringen können. Also hör gefälligst auf, ihn wegen so einer Kleinigkeit zu verurteilen! Als die Archangel Orb verließ und wir sie angriffen, waren sie uns klar überlegen. Wir wären jetzt alle tot, hätte er auf die Cockpits gezielt!“ „Das glaube ich nicht!“ Yzak tobte. „Falls es dir schon wieder entfallen sein sollte, er hat Nicol fast umgebracht!“ „Ich weiß.“, entgegnete Athrun etwas ruhiger als nur vor wenigen Sekunden. Er hatte sich wieder gefasst. „Aber Kira war es auch, der Nicol nach der Explosion aus den Trümmern gefischt hat, ohne Erlaubnis. Er hat dabei gegen sämtliche Befehle verstoßen und eine Menge Ärger mit seinen Vorgesetzten bekommen.“ „Ja uns?!“ Yzak schnaubte. „Das interessiert mich kein Bisschen.“ „Kira ist mein bester Freund.“ Athrun setzte sich erschöpft auf Nicols Bett. „Du weißt nicht, wie ich mich gefühlt habe, als ich gegen ihn kämpfen musste. Als ich dachte, dass er Nicol getötet hätte, war ich so wütend. Ich habe meine ganze Wut an Kira ausgelassen, ihm beschimpft und versucht, ihn umzubringen. Ich habe den schwerbeschädigten Strike mit Aegis gepackt und selbstzerstört. Ich dachte, er sei tot. Ich dachte ich hätte ihn umgebracht. Ich dachte ich hätte meinen besten Freund umgebracht. Du hast keine Ahnung, was mir für Vorwürfe deswegen gemacht habe.“ „Das habe ich gesehen.“, schnaubte Yzak, „So daneben wie du dich benommen hast, als du diesen Kerl vor der Archangel gesehen hast!“ Nicol, der sich bis jetzt eher zurückgehalten hatte, mischte sich in das Gespräch ein. „Wie, daneben benommen? Was hast du gemacht.“ Athrun wandte seinen Blick ab und starrte auf den Boden. Ihm war die Sache etwas peinlich, was ihn daran hinderte, den Blickkontakt zu seinen Freunden aufrecht zu halten. Auf Yzaks Gesicht bildete sich ein hinterhältiges Grinsen, was Athrun jedoch nicht sah und nur am Klang der Stimme des weißhaarigen ZAFT Soldaten hörte. „Zuerst hat er ihn eine halbe Ewigkeit angestarrt als sähe er einen Geist, jetzt weiß ich wenigstens auch warum. Dann hat er endlich seinen Namen gemurmelt und ihm nur einen Augenblick später eine ordentliche Ohrfeige verpasst. Danach hat Athrun ihn aufs übelste angeschrien. Wie dieser Kira oder wie auch immer er heißt es wagen konnte, ihn so zu hintergehen, warum er nicht abgedrückt hat, obwohl er die Chance hatte Athrun umzubringen und so. Und als wäre das nicht schon genug gewesen, ist er ihm nur ein paar Sekunden später heulend um den Hals gefallen!“ „Ich habe nicht geheult!“, verteidigte Athrun sich. Gegen den Rest konnte er nichts sagen, es entsprach alles der Wahrheit. „Natürlich hast du, ich habe es immerhin ge-“ Yzak stockte. Seine Stimme klang ungläubig als er weitersprach. „Strike hatte die Chance, dich umzubringen und hat es nicht getan?!“ Zögerlich nickte Athrun. „Das stimmt…“ Nicol sah zwischen den beiden einige Male hin und her, bis er sie unterbrach. „Wie hat Kira reagiert. Er muss ziemlich verwundert gewesen sein.“ „Verwundert ist noch mild ausgedrückt.“ Yzak warf Athrun einen vernichtenden Blick zu. „Er war mit der Situation so sehr überfordert, dass er nur wirres Zeug gestottert hat und in der Umarmung zu einer Salzsäule erstarrt ist.“ Auf Nicols Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln. „Irgendwie passt das nicht zu dem Kira, den ich kenne, aber wenn du es sagst, wird es wohl stimmen.“ Endlich schien Yzak sich wieder etwas beruhigt zu haben. „Wie meinst du das? Kennst du ihn etwa?“ „Kennen würde ich es nicht nennen. Er hat mir als ich auf der Archangel war öfters etwas die Langeweile vertrieben. Wir haben viel geredet. Trotzdem weiß ich so gut wie nichts über ihn.“, antwortete der Verletzte, „Die ganze Zeit über hat er sich den anderen gegenüber seltsam distanziert verhalten, deshalb verwundert es mich etwas, dass er sich einfach umarmen lassen hat. Kira scheint dir wirklich zu vertrauen, Athrun.“ Diese Worte überraschten Athrun. So hatte er die Sache noch gar nicht betrachtet und jetzt wo Nicol es erwähnte, bemerkte er auch, wie leichtsinnig er gehandelt hatte. Er hatte Kira fast umgebracht. Was wäre gewesen, wenn er sich dafür hätte rächen wollen. Innerlich schüttelte der ZAFT Soldat seinen Kopf. Das passte nicht zu seinem besten Freund. Leise flüsterte er: „Kira hat sich kein Bisschen verändert. Er ist noch immer die gleiche Heulsuse wie früher, die keinem etwas zuleide tun kann und ständig auf andere angewiesen ist. Manchmal frage ich mich echt, wie er es schafft, jedes Mal in eine Mobile Suit zu steigen.“ Nicol lachte leise. „Ich weiß. Er hat mir ein wenig von eurer Grundschulzeit erzählt.“ „Ich hoffe, nur die guten Sachen.“, scherzte Athrun, woraufhin seine beiden Freunde ihn erst irritiert anschauten, sich dann aber nicht mehr beherrschen konnten und laut loslachten. Kapitel 23: Arrival in Orb (Ankunft in Orb) ------------------------------------------- Vor wenigen Minuten hatte die Archangel in Orbs Hafen angedockt. Kira war gerade auf den Weg zur Brücke, um sich noch einmal mit Mwu und Murrue zu unterhalten, bevor sie mit Orbs Regierung sprachen. Einerseits war er erleichtert, dass das Land ihnen einfach so Asyl gewährt hatte, obwohl er nie wirklich daran gezweifelt hatte. Aber jetzt, wo das Kriegsschiff sein vorrübergehendes Ziel erreicht hatte, wurde ihm erst richtig klar, dass es genauso hätte schief gehen können. So schwer, wie die Archangel momentan beschädigt war, hätte sie keinen weiteren Kampf überstanden, weshalb Freedoms Pilot Uzumi sehr dankbar war, dass er ihnen auch dieses Mal half. Plötzlich hörte er, wie jemand seinen Namen rief. „Kira!“ Überrascht blieb er stehen und sah in die Richtung, aus der er gerufen worden war. Doch er konnte niemanden entdecken, da ein blonder Haarschopf ihm die gesamte Sicht versperrte. Im nächsten Augenblick spürte er, wie sich zwei Arme um seinen Hals schlangen und er von einem Gewicht zu Boden gedrückt wurde. Vor Schreck kniff er seine Augen zusammen und kam keine Sekunde später mit einem dumpfen Geräusch dort auf. Der Besitzer der Stimme schlug ihm mit der Faust gegen seinen Oberkörper. „Du Idiot!“ Es war eine Frauenstimme, welche er erst jetzt als die von Cagalli erkannte. Sie weinte. Kira öffnete seine Augen wieder und sah ihr ins Gesicht. „Du… Du…“, schrie Cagalli, während ihr Tränen über das Gesicht liefen, dann wurde ihre Stimme leiser. „Ich dachte di wärst tot, du Dreckskerl!“ Freedoms Pilot lehnte sich zurück und blieb bewegungslos auf dem harten Boden liegen. Der Sturz eben hatte seinen Verletzungen sicher nicht gut getan. „Es tut mir leid.“, entgegnete er leise und lächelte. Cagalli löste sich ein Stück von ihm. „Du… lebst noch, richtig?“, fragte sie mit unsicherer Stimme und es hatte den Anschein, als würde sie glauben, dass er gleich wieder verschwinden könnte. „Ich lebe.“, antwortete Kira leise, „Ich bin zurück.“ Es dauerte noch eine Weile, bis sich Cagalli wieder von ihm löste. Mit einem leichten Rotschimmer im Gesicht reichte sie Kira ihre Hand und zog ihn wieder auf die Beine. Sie liefen durch die Gänge der Archangel auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ungestört reden konnten. Im Hangar, vor dem Freedom, hielten sie an. „Verstehe.“, murmelte Kira nachdem er Cagallis Geschichte zugehört hatte, „Du hast Athrun getroffen.“ Er lehnte sich mit dem Rücken an die Umzäunung der Hebebrücke vor seiner Einheit. Uzumis Tochter trat neben ihn. „Wie haben ihn gefunden, als wir nach dir suchten.“ Sie sah in seine Richtung. „Er schien hoffnungslos zu sein. Er sagte, er habe dich umgebracht, und er weinte.“ Auf Kiras Gesicht erschien ein schwaches Lächeln. „Damals habe ich seinen Freund fast umgebracht. Athrun dachte, er wäre tot. Er tötete Tolle. Es konnte weder mir noch Athrun geholfen werden.“ „Ihr wart Kindheitsfreunde, nicht wahr?“ Cagalli klang neugierig. Kiras Lächeln wurde breiter als er sich daran erinnerte. „Athrun war immer zuverlässig. Er hat mir immer geholfen.“ „Warum?“, fragte Cagalli, „Warum warst du auf der Seite der Erdallianz, obwohl es bedeutete, dass du gegen jemanden wie ihm kämpfen musstest?“ „Was?“ Kira sah sie ungläubig an. „Ich meine…“, versuchte Cagalli ihre Worte zu erklären, „Du bist ein Coordinator und du musstest das wirklich nicht tun. Du musstest nicht gegen deinen Freund kämpfen. Also… Warum?“ „Ich dachte, wenn ich es nicht tun würde, würden alle streben.“, sagte Freedoms Pilot. „Ich bin ein Coordinator.“ Er wandte sich ab. „In Wirklichkeit, um die Wahrheit zu sagen, habe ich nie geglaubt, dass ich Athrun töten würde oder er mich.“ „Er wahrscheinlich auch nicht.“, murmelte Cagalli, „Aber wie soll es jetzt weitergehen? Wirst du es ihm sagen? Dass du noch am Leben bist, meine ich.“ „Das ist nicht mehr nötig.“, flüsterte Kira, „Er weiß es bereits.“ „Wie?“, fragte Cagalli hörbar verwirrt, „Habt ihr euch getroffen?“ Kira nickte. „Könnte man so sagen. Auf Lacus’ Bitte hin hat er vor einigen Tagen die Archangel kontaktiert und ein Treffen mit dem Piloten vom Freedom verlangt. Aber scheinbar hatte sie nicht ein Wort darüber verloren, dass ich überlebt hatte und der Pilot war. Dementsprechend war seine Reaktion.“ Cagalli schluckte. „Mit Lacus meinst du…?“ „Lacus Clyne, die Tochter von Sigel Clyne. Sie war diejenige, die mir den Freedom gegeben hat.“, antwortete der Sechzehnjährige ehrlich. „Ach so…“, nuschelte Cagalli, konnte aber den neugierigen, aber auch etwas besorgten Klang ihrer Stimme nicht ganz verbergen, „Und wie hat Athrun reagiert, als er dich gesehen hat?“ Freedoms Pilot schmunzelte. „So ähnlich wie du vorhin. Zuerst hat er mich einfach nur angestarrt. Als ich versucht habe, ein Gespräch mit ihm anzufangen, ist er auf mich losgegangen. Ich hätte nicht gedacht, dass er so fest zuschlagen kann. Er hat mich angeschrien, was mir einfalle, ihn so zu hintergehen. Am Ende ist er mir um den Hals gefallen und wollte mich gar nicht mehr loslassen.“ Uzumis Tochter kicherte. „Und du hast dir das einfach so gefallen lassen? Ich meine, hast du dich nicht gewehrt, als er auf dich losgegangen ist?“ „Nicht wirklich.“, antwortete Kira, „Ich stand einfach nur wie versteinert da und hab alles über mich ergehen lassen. Was hätte ich anderes tun sollen? Er hatte recht, mit allem was er sagte.“ Einige Stunden nach dem Gespräch zwischen Orbs Staatsoberhaupt und dem führenden Personal der Archangel stand Mwu vor dem Freedom, als Kira sich ihm näherte. „Denkst du daran, allein zu kämpfen?“, fragte der Mann den ihn. „Ich tue nur, was ich tun kann und was ich tun will.“, antwortete Kira mit einem entschlossenen Gesicht, „Ich möchte nicht, dass es so bleibt und ich glaube auch nicht, dass es einfach so endet.“ Mwus Augen weiteten sich und er war gerade dabei, etwas zu erwidern, als die beiden Cagallis Stimme vernahmen. „Kira!“ Uzumis Tochter rannte auf den Angesprochenen zu. „Erica Simmons möchte, dass du mitkommst. Ich glaube, sie will dir etwas zeigen.“ Ohne zu zögern folgte Freedoms Pilot ihr. Mwu und Murrue taten es ihm gleich. Wie nicht anders zu erwarten war, führte Erica Simmons sie durch einige Gänge und begann sofort ein Gespräch. „Da du zurück bist, dachte ich, es sei angemessen, ihn dir zurückzugeben.“ Zuerst verstand Kira nicht, wovon die Frau sprach, doch als er nur einen Augenblick später einen großen Raum betrat, weiteten sich seine Augen. Vor ihm stand eine ihm sehr vertraute Mobile Suit, der Strike. „Wir haben das dir bekannte Betriebssystem installiert, aber... Ich dachte, jemand anderes könnte ihn steuern, deshalb... „Ist es der Typ von System, das auch ein Natural bedienen kann?“, fragte Mwu. „Ja.“, antwortete Erica. „Ich werde ihn steuern!“, rief Cagalli sofort, wich dann aber etwas verlegen einige Schritte zurück, „Natürlich brauche ich erst die Erlaubnis...“ „Nein, du kannst das nicht!“, unterbrach Mwu sie laut. „Warum nicht?“, rief Uzumis Tochter hörbar erzürnt darüber. Doch Mwu grinste einfach nur. „Ich werde ihn steuern.“ Kira konnte nicht anders als zu lächeln als er die Worte seines ehemaligen Vorgesetzten hörte und sah, wie Cagalli ihn ungläubig anstarrte. „Major!“, warf Murrue ein. „Ich bin kein Major mehr.“, konterte der Mann gekonnt, „Murrue-san.“ Und so kam es, dass er und Kira sich nur wenig später eingekleidet in ihre Druckanzüge und in ihren jeweiligen Mobile Suits im Trainingsraum für diese gegenüberstanden. „Dich mit mir anzulegen...?“, fragte Freedoms Pilot hörbar besorgt, brachte seine Maschine aber in Kampfstellung, „Ist das nicht ein bisschen zu zeitig?“ „Halts Maul!“, schimpfte Mwu lautstark, „Und sei gefälligst nicht so arrogant. Ich greife jetzt an!“ Kaum hatte der Mann zu Ende gesprochen, stürmte der Strike auch schon mit gezogenem Schwert auf den Freedom zu. Kiras Gesichtszüge nahmen einen ernsten Ausdruck an, als seine Mobile Suit den schlag der momentan gegnerischen Einheit blockte. Kapitel 24: Unexpected things (unerwartete Dinge) ------------------------------------------------- Dem einen Trainingskampf, Kira hatte schon nach wenigen Minuten gewonnen, folgten weitere. Langsam verbesserte Mwu sich und Kira half ihm, wo er nur konnte. Zwar setzte ihm seine Verletzung immer noch schwer zu und er musste sich die ganze Zeit über zurückhalten, aber er tat, was er konnte, auch gegen die Anweisungen der Ärzte. Er änderte sogar Kleinigkeiten im Betriebssystem, damit der Mann besser mit seiner neuen Einheit klarkam. Gleichzeitig kümmerte Kira sich aber auf um den Freedom, damit dieser jederzeit einsetzbar war. Denn er wusste nicht, wie lange es noch dauern würde, bis diese Einheit gebraucht wurde. Es konnte morgen sein, oder in ein paar Tagen. Vielleicht vergingen auch noch Wochen oder gar Monate. Aber eines stand fest: Die Einheit musste auf jeden Fall kampfbereit sein. Und deshalb saß er gerade in ihn und stellte sicher, dass das der Fall war. „Hey!“, schrie jemand laut durch die Hallen der Archangel, „Alle Crewmitglieder der Archangel sollen sich versammeln.“ Sofort unterbrach Kira seine Arbeit und verließ sie Mobile Suit. Wie es klang, gab es etwas Wichtiges zu besprechen und obwohl er nicht mehr zur Crew der Archangel gehörte, war er sich sicher, dass er ebenfalls gemeint war. Kaum hatten sich alle am vereinbarten Punkt eingefunden, begann Murrue auch schon, zu sprechen. „Momentan ist eine Flotte der Erdallianz auf dem Weg zu uns.“ Ein raunen ging durch die Reihen, doch dadurch ließ die Frau sich nicht stören. „Sie betrachten Orb als einen Verbündeten von Plants, wenn das Land sich nicht entscheidet, sich mit der Erdallianz zu verbünden und Plant anzugreißen. Das ist der Grund.“ „Was soll das?“, rief ein junger Mann aus der Crew überrascht. Murrue fuhr fort. „Orb beharrt auf seine Neutralität und versucht dieses Problem diplomatisch zu lösen, aber leider, der Reaktion der Erdallianz zufolge, dass die Chance auf eine Einigung sehr klein ist. Orb hat angeordnet, alle Zivilisten, Metropolen und Gebäude mit Bezug zum Militär zu evakuieren. Es wird außerdem eine Verteidigungsformation geben, für den Fall, dass etwas passiert. Wir müssen auch eine Entscheidung treffen. Momentan ist die Archangel ein abtrünniges Schiff. Es ist noch nicht bestätigt, ob wir beitreten können oder nicht. Es ist keiner hier, der uns Befehle geben kann, noch habe ich dir Autorität, jemandem von euch etwas zu befehlen.“ Erneut ging ein raunen durch die Menge. Viele starrten sich verwundert, irritiert oder einfach nur ungläubig an. Keiner schien mit seiner Lage klarzukommen. Kira ging es nicht anders, doch als er in Cagallis völlig aufgewühltes Gesicht sah, zwang er sich zu einem Lächeln. Murrue war noch nicht fertig. „Wenn sie nicht in der Lage sind, es zu stoppen, beginnt er Kampf übermorgen um Neun Uhr vormittags. Kämpfen wir gegen die Erdallianz um Orb zu beschützen oder nicht? Das ist etwas, dass jeder von uns für sich selbst entscheiden muss. Und alle, die das Schiff verlassen möchten: Bitte lassen Sie sich sofort entsprechend Orbs Gesetzen evakuieren.“ Das Gemurmel wurde lauter und einige warfen leicht panische Blicke durch den Raum. „Ich danke Ihnen, dass sie einem unzureichenden Kapitän wie mir bis zu diesem Punkt gefolgt sind.“ Die Frau verbeugte sich vor ihrer Crew. Nach und nach verließ die Crew der Archangel den Raum. Einige Grüppchen bildeten sich, in denen darüber diskutiert wurde, was sie als nächstes tun sollten. Aber keiner schien zu einem festen Schluss zu kommen, wenngleich sich nur wenige offen äußerten, dass wie das Schiff verlassen würden. Ohne weiter auf die Gespräche der anderen zu achten, lief Kira die Gänge der Archangel entlang. Doch schon nach wenigen Schritten hörte er, wie ihm jemand folgte und einen Moment später Cagalli seinen Namen rief. „Kira!“ Der Angesprochene blieb überrascht stehen und wartete, bis sie ihn eingeholt hatte. Völlig außer Puste hielt das blondhaarige Mädchen vor ihm an. „Kira, ehm…“, stotterte sie. Freedoms Pilot lächelte, bevor er in ruhig zu ihr sprach. „Beruhige dich erst einmal ein wenig. Wenn jemand, der eine Uniform trägt, in Panik ist, werden die anderen Leute nervös werden.“ „Du hast recht.“, sagte Uzumis Tochter in einem Ton, dem man entnehmen konnte, dass sie daran nicht gedacht hatte, „Das stimmt, aber… Orb wird zum Schlachtfeld werden!“ Sie gestikulierte wild und verdeckte im nächsten Augenblick die Augen mit ihrer Hand. „Das kann nicht wahr sein.“ „Trotzdem glaube ich, dass das der richtige Weg ist.“, erwiderte Kira, „Ich weiß, dass die Entscheidung, was wir als nächstes tun, eine der größten Entscheidungen ist, die Orb je getroffen hat.“ „Kira.“, murmelte Cagalli den Tränen nahe. Freedoms Pilot fuhr fort als sei er nicht unterbrochen worden. „Deshalb solltest du dich auch beruhigen, Cagalli. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich dazu in der Lage sein werde oder nicht, werde ich versuchen, Orb zu beschützen. Ich beschütze dieses Land, das dein Vater und so viele andere versuchen zu bewahren.“ „Kira.“ Uzumis Tochter brach in Tränen aus und fiel ihm um den Hals. Unsicher, wie er darauf reagieren sollte, erstarrte Kira. „Ehm.. Also“, stotterte er. Doch dann legte er seine Arme um das Mädchen, um es zu trösten. So blieben sie einige Minuten stehen, bis sie sich wieder voneinander lösten. Leicht verlegen starrte Cagalli auf den Boden. Kira lächelte und deutete ihr an, ihm zu folgen. „Ich sehe kurz nach den anderen. Kommst du mit?“ Uzumis Tochter antwortete nicht auf diese Frage, sondern rannte ihm einfach hinterher. Als sie ihn eingeholt hatte, verlangsamte sie ihr Tempo und passte es seinem an. Kira beobachtete das, sagte aber nichts. Er lief schweigend neben ihr her, in die Richtung der Kabinen seiner Freunde. Schon aus einiger Entfernung konnten sie Kuzzeys Stimme hören. „Ich bin der einzige, der geht... Alle werden sagen, dass ich Angst habe, dass ich ein Feigling bin. Das ist es doch, was sie von mir denken!“, rief er. „Kuzzey.“, erwiderte Sai ruhig, als wolle er seinen Kameraden davon überzeugen, dass das nicht stimmte. „Es ist doch die Wahrheit, die sie sagen!“ Es brachte nichts. Kiras dunkelhaariger Klassenkamerad und Freund steigerte sich weiter in die Sache hinein. Gemeinsam mir Cagalli erreichte Freedoms Pilot die Kabinen. Jetzt sah er auch, was los war. Vor ihnen stand Kuzzey, mit gepacktem Koffer, und stritt mit Sai. „Aber es gibt nichts, was ich tun kann!“ Der Dunkelhaarige klang verzweifelt. „Sie wollen, dass ich kämpfe! Sag ihnen, sie sollen das zu den Leuten sagen, die kämpfen können!“ „Ich weiß.“, antwortete Sai, „Er passt nicht zu dir. Dieser Krieg... Du bist eine freundliche Person.“ „Sai...“ Ungläubig starrte Kuzzey seinen Kumpel an. Dieser ging auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wir treffen uns, wenn die Lage sich wieder beruhigt hat. Bleib bis dahin am Leben.“ Kuzzey murmelte den Namen seines Freundes, schien es sich dann aber anders zu überlegen. „Vielleicht sollte ich doch...“ „Ich sagte: Lass es. Du bereust es nur wieder.“, warf Sai ein. Freedoms Pilot ergriff das Wort und machte dadurch auf sich und Cagalli aufmerksam. „Sai hat recht. Du solltest gehen, so lange du noch kannst. Keiner wird es dir verübeln oder schlecht von dir denken. „Kira...“ Kuzzey schaute ihn dankbar an. „Wenn selbst du das sagst...“ Er wandte sich zum Gehen. „Passt auf euch auf, alle drei.“ Sai, Cagalli und Kira sahen ihm hinterher, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Erst dann trennten sie sich wieder voneinander und gingen jeder seinen eigenen Weg. Es gab noch viel, was vor dem wahrscheinlich sehr bald kommenden Angriff der Erdallianz getan werden musste und keiner von ihnen wollte seine Zeit vergeuden. Kapitel 25: The battle begins (der Kampf beginnt) ------------------------------------------------- In Orb war bereits alles für den bevorstehenden Kampf vorbereitet. Kira stieg in den Freedoms, um die letzten Systemeinstellungen vorzunehmen. Seine Verletzungen waren noch nicht wieder verheilt und der Arzt hatte ihm empfohlen, sich zurückzuhalten, aber das hier war kein Training, das er einfach so abbrechen konnte, es war ein echter Kampf. Er konnte nicht anders als zu kämpfen. Tat er es nicht, würden viele Menschen sterben, vielleicht auch einige seiner Freunde. Ihm blieb nichts anderes übrig. Er musste kämpfen. Und da war er auch schon: Der Angriff der Erdallianz. Orb startete seine Truppen, darunter auch die Archangel, auf der er sich gerade befand. „Kira Yamato, Freedom, Ich gehe raus.“, rief der Sechzehnjährige, noch bevor Miriallia die Startfreigabe hatte aussprechen können. Er hörte, wie Mwu seufzte. Das Mädchen tat als sei nichts gewesen und machte routiniert mit dem Start des Strikes weiter. „Strike! Startfreigabe!“, rief sie und keine fünf Sekunden später startete der Strike. Doch Kira achtete nicht weiter darauf. Er begann sofort, Orbs Truppen zu unterstützen, wo er nur konnte. Nur wenige Sekunden nach seinem Start fiel sein Blick auf drei Mobile Suits, deren Betriebssystem er geschrieben hatte. Wenn er sich richtig erinnerte, wurden sie von drei jungen Frauen oder Mädchen, er hatte sich nicht nach ihrem Alter erkundigt, gesteuert. Die Pilotinnen hatten Schwierigkeiten, sich gegen eine Überzahl mobile Suits der Erdallianz zu behaupten. Kira kam ihnen zur Hilfe. Er nahm die feindlichen Mobile Suits ins Visier und machte sie fast gleichzeitig in weniger als Zehn Sekunden kampfuntauglich, was bei den drei jungen Frauen ein Staunen auslöste. Er hörte noch, wie die blondhaarige von ihnen etwas flüsterte, was klang wie „unglaublich.“ Doch da war er schon auf dem Weg zum nächsten Kampf, um auch anderen zu helfen, weshalb er sich nicht ganz sicher war, ob er es richtig verstanden hatte. Weit kam er dennoch nicht. Er war noch nicht einmal wieder in der Nähe, als ein feindlicher Mobile Armor einen Laserstrahl auf die Archangel abfeuerte. Kiras Augen weiteten sich, er hatte ihn nicht bemerkt. Das Kriegsschiff konnte gerade noch ausweichen. Doch dadurch wurde eins von Orbs Schiffen getroffen. Wenige Sekunden danach explodierte es. Der Mobile Suit griff die Archangel erneut an. Doch diesmal war Kira darauf gefasst. Er ging dazwischen und stieß die feindliche Einheit von dem Kriegsschiff. Sie landete im Wasser. Genau in diesem Moment tauchte ein weiterer Mobile Armor der Erdallianz auf, der wie es schien nur mit einer Sense bewaffnet war. Er sprang auf ein weiteres Schiff Orbs und zerstörte es. Kira flog ihm hinterher. Er musste ihn aufhalten, das wusste er. Er durfte nicht noch mehr von Orbs Kriegsschiffen zerstören. Hinter ihm tauchte der erste Mobile Armor wieder aus dem Wasser auf und griff ihn an. Nur knapp gelang es Kira, der großen Metallkugel, die den Waffen der Ritter im Mittelalter glich, auszuweichen. Beide feindlichen Einheiten griffen ihn gleichzeitig an. Aber irgendwie schien es, als seien sie nicht aufeinander abgestimmt, fand Kira, die behinderten sich mehr als dass sie sich unterstützten. So konnte er ohne große Anstrengungen ausweichen und zielte auf den Mobile Armor mit der Sense. Jedoch traf sein Laser diesen nicht, sondern wurde von der Panzerung abgelenkt. „Die Strahlen andern ihre Richtung?!“, rief er erschrocken. Im nächsten Augenblick griff ihn der andere Mobile Armor, er hatte eine rötliche Panzerung, an. Kira bemerkte es nicht schnell genug und ihm ging beim Ausweichen wichtige Zeit verloren. Er bewegte sich ungünstig, worauf seine Verletzungen begannen zu schmerzen. Der Sechzehnjährige biss seine Zähne zusammen. Er dufte nicht nachlassen. Ließ er sich jetzt von den Schmerzen ablenken, war er erledigt. Seine Gegner würden nicht zögern, ihn abzuschießen. Nur hintergründig bemerkte er, dass die Archangel auf einmal von noch einer Mobile Suit unterstützt wurde. Er musste mehrfach hinsehen, um zu erkennen, dass es sich um den Buster handelte. Hatten sie Dearka nicht evakuiert? Was tat also diese Einheit hier? Kira schüttelte seinen Kopf. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Im Moment war der Buster, wer auch immer ihn gerade steuerte, ein Verbündeter. Mehr brauchte er nicht zu wissen. Die beiden Mobile Armor feuerten erneut auf ihn. Immer mehr wurde er in die Enge getrieben. Wenn er doch nur nicht so schwer verletzt wäre, dann könnte er sich richtig bewegen und ihnen wahrscheinlich auch etwas entgegensetzen. Aber in seiner momentanen körperlichen Verfassung war er ihnen unterlegen. Und als sich auch noch ein dritter zu ihnen gesellte, hatte er keine Chance mehr, siegreich aus diesem Kampf hervorzugehen. Es war nur noch eine Frage der zeit, bis sie ihm einen tödlichen Treffer versetzt hatten. Es fiel ihm immer schwerer, den Angriffen auszuweichen. Einige konnte er nur noch mit dem Schutzschild abwehren und wieder andere trafen den Freedom. Je länger dieser Kampf ging, umso stärker schmerzten Kiras Wunden. Man musste kein Arzt sein, um zu wissen, dass er schleunigst aus seiner Mobile Suit musste, um sie behandeln zu lassen. Aber dafür hatte es keine Zeit. Er musste durchhalten, koste es, was es wolle! Getroffen von der Sense des zweiten Mobile Armor, wurde Kira zurückgeschleudert. Seine Sicht wurde unklar und er konnte die Umgebung so gut wie nicht mehr wahrnehmen. Nur verschwommen sah er, wie einer der Mobile Armor einen Laserstrahl direkt auf dein Cockpit abfeuerte. Das war es, dachte er. Plötzlich war der Strahl verschwunden und etwas Rötliches befand sich zwischen ihm und den Mobile Armor. Freedoms Pilot wusste weder, woher es gekommen war, noch ob es sich um einen Freund oder einen Feind handelte. Mit weit aufgerissenen Augen und am ganzen Körper zitternd starrte er auf die rote Mobile Suit, deren Pilot ihm eben – bewusst oder unbewusst – das Leben gerettet hatte. Langsam wurde Kiras Sicht wieder schärfer und der sah die Mobile Armor der Erdallianz auf sich zukommen. Instinktiv wich er ihren Angriffen aus, ließ dabei die rote Mobile Suit aber nicht aus den Augen. Irgendwo hatte er sie schon einmal gesehen, das wusste er. Nue leider konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Aber nicht nur das, sie ähnelte auch irgendwie seinem Freedom. Wenn er doch nur wüsste, wer der Pilot war... Wie als hätte dieser seine Gedanken gelesen, baute er eine Verbindung auf. „Freedom, Kira Yamato, kannst du mich hören!“ Kira kannte diese Stimme, sie war ihm seit seiner frühesten Kindheit vertraut. Stockend und mit noch immer geweiteten Augen brachte er den Namen seines Lebensretters über die Lippen. „Athrun...“ Die Mobile Armor der Erdallianz feuerten auf die rote Mobile Suit. Doch Athrun ließ sich davon nicht stören, er zog die Waffen seiner Mobile Suit und griff sie an. „Was hat das zu bedeuten?!“, rief Kira während er seinen besten Freund unterstützte, so gut er mit seinen Verletzungen konnte, „Sagtest du nicht, du würdest vortäuschen, mich umbringen zu wollen? Warum bist du hier? Hat man es dir befohlen?“ „Ich habe keinen Befehl erhalten, in diesen Kampf mitzumischen.“, antwortete Athrun in selber Lautstärke. Gleichzeitig wich er einigen Laserstrahlen aus und versuchte, den Mobile Armor irgendwelche Schäden zuzufügen. Es blieb jedoch bei dem Versuch, denn er kam nicht nahe genug an sie heran. „Der Grund, warum ich mich einmische, ist meine eigene Entscheidung.“ Freedoms Pilot beschloss, nicht weiter nachzufragen und konzentrierte sich auf den Kampf. Jetzt, wo Athrun ihm helfen würde, konnten sie es schaffen. Sie konnten die feindlichen Einheiten besiegen. Während die beiden Coordinator sich beinahe schon blind verstanden und einander unterstützten, behinderten und bekämpften sich die Piloten der Mobile Armor noch immer, was ein Nachteil für diese war. Mit vereinten Kräften gelang es Kira und Athrun, ihre Feinde immer weiter zurückzudrängen. Den dreien gelang kein einziger Treffer mehr und sie mussten sogar einige wegstecken. Vier Augen sahen bekanntlich mehr als zwei und so wussten die beiden Freunde immer, wo sich die Mobile Armor befanden. Freedoms Pilot war überrascht, wie gut seine Zusammenarbeit mit Athrun funktionierte, denn bis jetzt hatten sie sich nur als Gegner gegenübergestanden. Die Mobile Armor bewegten sich immer unkoordinierter, was vor allem an ihren Angriffen zu sehen war. Diese trafen nicht nur den Freedom und Athruns rote Einheit, sondern auch die der anderen beiden Mobile Armor. „Sie schießen auf ihre eigenen Leute!“, rief Athrun erschrocken. Aber auch Kira verwirrte das. Doch gerade als sie ihre Feinde weit genug in die Enge getrieben hatten und ihre Chancen auf einen Sieg gut standen, flogen diese zurück zu ihrem Mutterschiff. Wenig später feuerte die Erdallianz eine Leuchtrakete als Zeichen, dass sie sich erst einmal zurückzogen. Während ihre Einheiten Orbs Gebiet verließen, drehte sich Athruns Einheit in die Richtung des Freedom. „Ich danke dir für deine Unterstützung.“, sagte Kira betont sachlich, „Trotzdem jetzt wüsste ich gern, weswegen du wirklich hier bist.“ Athrun öffnete das Cockpit um zu zeigen, dass er nicht vor hatte, gegen ihn zu kämpfen. „Du weißt, dass ich den Befehl habe, den Freedom entweder zurückzubringen oder zu zerstören.“, antwortete er, „Aber ich habe keinen Grund, dich oder deine Verbündeten zu bekämpfen.“ Auf Kiras Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln und er atmete erleichtert aus. Er wusste jetzt, dass Athrun ihm nichts tun würde. Ein Gefühl der Vertrautheit breitete sich in ihm aus. Doch es hielt nicht lange, denn schon im nächsten Augenblick begann seine Sicht erneut zu verschwimmen. Er hörte ein immer lauter werdendes Rauschen in seinen Ohren und kurze Zeit später verlor er das Bewusstsein. Das letzte, was er mitbekam war, wie Athrun besorgt seinen Namen schrie. Kapitel 26: Concern (Besorgnis) ------------------------------- „Du weißt, dass ich den Befehl habe, den Freedom entweder zurückzubringen oder zu zerstören.“, antwortete Athrun, „Aber ich habe keinen Grund, dich oder deine Verbündeten zu bekämpfen.“ Er wollte noch weitersprechen, hielt aber inne. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Kira schien ihm gar nicht zuzuhören und das verwunderte ihn, denn das passte ganz und gar nicht zu seinem besten Freund. Aber es war nicht nur das. Der Freedom begann auf einmal, sich ganz langsam nach unten zu bewegen. „Kira!“, rief Athrun besorgt, bekam aber keine Antwort. Plötzlich schaltete Freedoms Antrieb aus und die Einheit stürzte ab. Erschrocken flög Athrun ihr hinterher und fing sie mit seiner wenige Meter vor dem Meer auf. Erneut rief er den Namen seines besten Freundes. „Kira!“ Das ungute Gefühl verstärkte sich, als dieser ihm immer noch keine Antwort gab. Nicht sicher, ob er das richtige tat, packte er den Freedom und flog in Richtung der Küste, wo er nach kurzem Zögern in der Nähe der anderen Einheiten landete. Behutsam stellte er die Mobile Suit seines besten Freundes neben seiner auf den Boden, ehe er seinen Helm absetzte und sie durch das noch immer geöffnete Cockpit verließ. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, doch das interessierte den ZAFT Piloten im Moment nicht. Er verschwendete keinen Gedanken darüber, was jetzt wohl in ihren Köpfen vorging. Dazu war seine Sorge um Kira zu groß. So schnell er konnte, kletterte er vom Justice zum Freedom und öffnete dessen Cockpit. „Kira!“, rief er besorgt. Der Angesprochene reagierte nicht. Stumm und regungslos lag er in seiner Mobile Suit. Athrun stieg in die Einheit und löste vorsichtig den Gurt. Da dieser Kira nun nicht mehr hielt, kippte der braunhaarige Coordinator in seinem Sitz nach vorn. Erschrocken fing Athrun ihn auf. Ihm war inzwischen klar, dass sein bester Freund das Bewusstsein verloren haben musste. Vorsichtig, um ihn nicht zu verletzen, nahm er ihm den Helm ab und legte ihn beiseite. Erst danach hob er Kira behutsam aus dem Sitz und trug ihn zum Ausgang des Cockpits. Es kostete Athrun einiges an Anstrengungen, sowohl sich selbst als auch seinen besten Freund langsam an einem dafür eingebauten Lift herunterzulassen. Beinahe hätte er ihn auf halber Strecke verloren. Erschrocken festigte der ZAFT Soldat den Griff um Kiras Oberkörper und zog ihn näher an sich heran. Erst als er wieder Boden unter den Füßen hatte, lockerte er ihn wieder und legte den Bewusstlosen auf den Boden. Orbs Truppen, darunter auch die Crew der Archangel hatten sich in der Zwischenzeit in einem Halbkreis um ihn herum aufgestellt. In ihren Gesichtern spiegelte sich eine Mischung aus Verwunderung und Unglauben. „Das ist doch der ZAFT Soldat von letztens.“, murmelte einer von ihnen. Jedoch konnte Athrun nicht ausmachen wer. Andere von Orbs Streitkräften wiederum richteten ihre Waffen auf ihn und er wusste, sie würden bei einer falschen Bewegung seinerseits nicht zögern, ihn zu erschießen, Aber das interessierte ihn nicht. Für den Augenblick war es wichtiger, sich um Kira zu kümmern. Sachte öffnete er den Druckanzug seines besten Freundes ein Stück und fühlte den Puls. Er war noch da. Als er jedoch eine warme Flüssigkeit direkt in der Nähe fühlte, wurde er stutzig. Langsam zog er seine Hand zurück und betrachtete sie. An seinen Fingerspitzen befand sich eine rote Flüssigkeit und man brauchte nicht besonders helle zu sein, um herauszufinden, dass es sich um Kiras Blut handelte. „Scheiße!“ Athrun ballte seine Hand zur Faust, drückte sie so stark zusammen, dass sie begann zu zittern. Es war seine Schuld. Er war es gewesen, der ihm diese Verletzungen zugefügt hatte! „Worauf wartet ihr noch?! Holt einen Arzt!“, rief eine Männerstimme hinter ihm und als der ZAFT Soldat sich umdrehte, erkannte er den Mann mit den blonden Locken von der Archangel. Kira hatte ihn Mwu genannt. Dieser kam auf Athrun zu und hockte sich neben den verwundeten Mobile Suit Piloten. Er öffnete Kiras Druckanzug vollständig und warf einen kritischen Blick auf die blutverschmierten Verletzungen, die darunter zum Vorschein kamen. Athrun schluckte. Ein noch nie da gewesenes Gefühl der Reue breitete sich in ihm aus. Er hasste sich, für das was er seinem besten Freund angetan hatte. In diesem Moment eilten zwei Ärzte auf Kira zu. Sie knieten sich neben ihn und begannen, seine Verletzungen zu untersuchen. Wenig später hoben sie ihn auf eine Trage und trugen ihn auf die Archangel. Athrun stand auf und ging einige Schritte zur Seite, um ihnen nicht im Weg zu sein. Noch immer war ein Großteil der Blicke auf ihn gerichtet. Er spürte regelrecht, wie sie ihn durchbohrten, nach dem Grund suchten, weshalb er hier war. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Mach dich nicht so fertig...“, sagte der blondhaarige Soldat von der Archangel. Athrun zuckte aufgrund der unerwarteten Berührung zusammen und schlug die Hand des Mannes weg. „Fassen Sie mich nicht an!“ Der Mann schaute ihn leicht verdutzt an, bevor er seufzend seine Hände in den Hosentaschen verschwinden ließ. „Da ist aber einer angefressen...“ „Major La Fllaga!“, ermahnte eine braunhaarige Frau, die Athrun als Kapitän der Archangel wiedererkannte, den Mann. Dann näherte sie langsam dem ZAFT Soldaten, blieb allerdings in reichlich einem Meter Abstand vor ihm stehen. „Athrun-kun...“, flüsterte sie. Jetzt kamen auch die Orb Soldaten auf ihn zu, allerdings hatten sie noch immer ihre Waffen auf ihn gerichtet. Die Frau stellte sich zwischen sie und Athrun „Ich glaube, die Waffen brauchen Sie nicht.“, meinte er, „Der Junge ist nicht hier, um irgendwem etwas zu tun.“ Der Major verschränkte grinsend seine Arme hinter dem Kopf. „Genau. Wenn Sie ihn nicht ärgern, wird er Ihnen wahrscheinlich auch nichts tun. Am besten, Sie lassen ihn zu Kira, immerhin ist er seinetwegen hier.“ Verwirrt nickten die Soldaten, bevor sie zu Athruns Überraschung tatsächlich ihre Waffen herunternahmen. Doch ganz schienen sie ihm nicht zu vertrauen, denn der Major hielt ihm seine ausgestreckte Hand hin. „Deine Waffen, Athrun Zala.“, verlangte er. Ein Raunen ging durch die Menge. Aber das wunderte den Angesprochenen nicht wirklich. Er konnte sich schon denken, worum es ging: Seine Beziehung zu Plants neuen Präsidenten. Stumm kam er der Aufforderung nach und reichte dem Mann die Waffen. „Braver Junge.“, lobte der Major, woraufhin er sich vom Kapitän der Archangel den nächsten wütenden Blick einfing. Doch schon im nächsten Augenblick lächelte die Frau Athrun aufmunternd zu und deutete ihm an, ihr zu folgen. „Na komm, ich weiß doch, dass du zu Kira kun willst.“ Wieder tat Athrun, was man von ihm verlangt. Er kannte seine Position und wusste, dass es äußerst unklug wäre, zu widersprechen, außerdem hatte sie richtig geraten. Er wollte wirklich zu Kira. Die Frau führte ihn durch die Gänge der Archangel, direkt zum Krankenzimmer, wo Kira immer noch von den Ärzten behandelt wurde. Er konnte es durch die geöffnete Tür sehen. Betreten durfte er den Raum allerding nicht, was nicht weiter verwunderlich war. Er würde sie nur behindern und das wollte er nicht. Ohne weiter auf sein Umfeld zu achten, lehnte er sich gegen eine der Mauern und schloss für einen Augenblick seine Augen. „Ich gehe dann mal wieder.“, meinte Archangels Kapitän, „Die Ärzte sagen dir bescheid, sobald du zu Kira kannst.“ Athrun nickte. Wenn er ehrlich war, war er der Frau dankbar, dass sie ihm nicht länger, als es nötig gewesen war, Gesellschaft leistete, denn er wusste nicht, wie lange er diese Maste noch aufrecht erhalten konnte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie brach und er Emotionen preisgab, die die anderen nichts angingen. „Ich dachte mir, dass du hier bist.“, vernahm er eine vertraute Stimme zu seiner Rechten. Als er in die Richtung, aus der er angesprochen worden war, schaute, entdeckte er Cagalli. „Hi.“, flüsterte er, zu mehr war er nicht mehr fähig. Die seit einer gefühlten Ewigkeit verdrängten Tränen fanden den Weg aus seinen Augen und liefen ihm lautlos über das Gesicht. Neben ihm seufzte Cagalli. „Du weinst ja schon wieder... Kira muss dir wirklich eine Menge bedeuten...“ Die Ärzte waren gerade damit fertig, Freedoms Piloten zu behandeln, und hatten die beiden zu ihm ins Zimmer gewunken, als Athrun ein vertrautes Geräusch aus den Gängen der Archangel hörte. Überrascht blieb er stehen und drehte sich um. Ein grün-gelber Robotervogel flog direkt auf ihn zu. Fast schon instinktiv hob Athrun seine Hand und ließ ihn auf ihr landen. „Tori.“ Der Vogel legte den Kopf schief. „Lange nicht mehr gesehen, kleiner Freund.“, flüsterte Athrun während er sich die Tränen aus dem Gesicht wischte, „Wie ich sehe, hast du in den letzten Jahren gut auf Kira aufgepasst.“ „Tori, komm wieder zurück!“ Schnelle Schritte folgten dem Vogel und ein Mädchen mit kurzem hellbraunem Haar kam um die Ecke gerannt. Ein Junge mit dunkelblondem Haar folgte ihr. Beide trugen die Uniform der Erdallianz und waren in Kiras Alter, woraus Athrun schlussfolgerte, dass sie Freunde von ihm sein mussten. Der Blick des Mädchens fiel auf Athrun und den Robotervogel der auf dessen Hand saß. „Gibt ihn wieder zurück!“, rief sie, „Er gehört nicht dir!“ Kapitel 27: Conflict (Konflikt) ------------------------------- Der Blick des Mädchens fiel auf Athrun und den Robotervogel der auf dessen Hand saß. „Gibt ihn wieder zurück!“, rief sie, „Er gehört nicht dir!“ Überrascht, dass dieses Mädchen ihn – wenn auch indirekt – beschimpfte, er hätte Tori gestohlen, erwiderte der ZAFT Soldat seinen Blick. „Dir auch nicht...“ „Woher willst du das wissen?“, schrie das Mädchen, „Wer bist du überhaupt und was hast du hier zu suchen? Gehörst du nicht zu ZAFT?“ Auf Athruns Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln. Wahrscheinlich war es falsch, das jetzt zu sagen, aber er konnte nicht anders. „Ich weiß, für wen ich ihn gebaut habe.“ Die anderen Fragen beantwortete er nicht. Es gab Dinge, die blieben besser ungesagt. Unbewusst wanderte sein Blick in das Kranzimmer, direkt zu Kiras Bett, vor dem Cagalli schon seit etwa einer Minute stand und auf ihn wartete. Das Mädchen vor ihm schnappte erschrocken nach Luft, schien sich aber schnell wieder gefasst zu haben. Doch der zornige Gesichtsausdruck war nicht verschwunden? „Beweise es.“, verlangte es. „Miriallia!“, ermahnte der Junge das Mädchen. Er ging auf Athrun zu, musterte ihn. „Habe ich dich eben richtig verstanden?“, vergewisserte er sich, „Du hast Kiras Tori gebaut?“ Der ZAFT Soldat nickte. „Damals, als wir noch auf dem Mond lebten... Es war ein Abschiedsgeschenk.“ „Tori“ Der Robotervogel schlug zweimal mit den Flügeln, bevor er von Athruns Hand auf dessen Schulter hopste. Der Junge warf einen skeptischen Blick auf Athruns Druckanzug. „Du gehörst zu ZAFT, habe ich recht?“, schlussfolgerte er. Der Pilot des Justice schnitt eine Grimasse als er daran dachte, was sein Vater wohl mit ihm machen würde, ging er noch einmal zurück. „Gehörte...“, murmelte er nach einigen Sekunden, „Der Präsident ist keine Person, der ich noch länger vertrauen kann...“ „Autsch. Wenn er das hört, macht er dir die Hölle heiß.“, vernahm er auf einmal Dearkas Stimme direkt hinter Kiras Freunden. Athrun schaute seinen Freund mit einer Mischung aus Verwunderung und Belustigung an. „Du bist ja immer noch hier, Dearka... Haben sie dich nicht gehen lassen?“ Miriallia schnaubte. „Sag mal, für was hältst du uns eigentlich?! Natürlich haben wir das. Was können wir davon, wenn er statt sich evakuieren zu lassen, in Morgenröte einbricht, den Buster zurückholt und sich in den Kampf einmischt?!“, murmelte sie, mehr zu sich selbst. „Bis jetzt hast du deinem Vater noch nie widersprochen. Wo ist deine Loyalität geblieben? Du hast dich verändert, Athrun.“ Der blondhaarige Soldat warf einen Blick in das Krankenzimmer. „Hast das zufällig mit dem Kerl da drinnen zu tun?“ Der Angesprochene hob seine Schultern. „Wie würdest du reagieren, wenn dein Vater dir befielt, deinen besten Freund umzubringen?“, fragte er schwach, ehe er das Krankenzimmer betrat und sich auf die Kante Kiras Bettes setzte. „Punkt für dich.“ Dearka verstaute seine Hände in den Hosentaschen und folgte ihm gemeinsam mit den anderen, hielt jedoch etwas Abstand vom Bett. Athrun wandte sich von ihnen ab und sah zu seinem besten Freund, der noch immer nicht wieder bei Bewusstsein war. Kira lag friedlich in dem Bett, bis zum Hals mit einer dünnen Decke zugedeckt. Seine Augen waren geschlossen und erweckten den Anschein, als würde er schlafen. Athruns Hand ballte sich um das Bettlaken zur Faust und ihm stiegen erneut die Tränen in die Augen. „Wie konnte ich nur so blind sein?! Kira ist mein bester Freund... der einzige, der mich je verstanden hat... alles, was ich noch habe... Und trotzdem habe ich-“ Er brach ab. Eine Hand hatte sich auf seine Faust gelegt. Er dauerte eine Weile bis er begriff, dass es die seines besten Freundes war, der ihn aus seinen violetten Augen heraus mitfühlend ansah. „Kira!“, rief Athrun. Am liebsten wäre er ihm um den Hals gefallen, doch er hielt sich zurück. Dazu war Kira zu schwer verletzt, er würde ihm nur weh tun. Ein glückliches Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Verletzten. „Du bist noch hier...“, murmelte er und versuchte, sich aufzusetzen. Athrun half ihm, war sich allerdings nicht sicher, ob er das richtige tat. Kira war schwer verletzt und es wäre mit Sicherheit gesünder für ihn gewesen, im Bett liegen zu bleiben. Aber wie es aussah, wollte er das ganz und gar nicht. Allerdings schien Kira sich dabei etwas übernommen zu haben, denn schon nach wenigen Sekunden lehnte er sich erschöpft gegen seinen besten Freund. „Wie geht es dir?“, fragte Athrun. Er hatte die skeptischen Blicke der anderen bemerkt, machte sich jedoch nicht die Mühe, darauf näher einzugehen, sondern ignorierte sie. „Mir geht es gut.“, antwortete Kira während er seinen Kopf auf Athruns Schulter bettete. „Du erwartest doch jetzt nicht ernsthaft, dass ich dir das abkaufe oder?“ Athrun warf ihm einen mahnenden Blick zu, konnte den belustigten Ausdruck jedoch nicht vollständig aus seinem Gesicht verbannen. „Du bist und bleibst ein miserabler Lügner!“ Tori flatterte von Athruns Schulter auf die Bettdecke, von wo aus es in kleinen Sprüngen bis auf Kiras Schoß hüpfte. „Tori?“, rief es, während es den Kopf schief legte. „Um ehrlich zu sein, bin ich überrascht, dass du Tori nach all den Jahren noch hast.“, meinte Athrun nach einer Weile, „Ich dachte, du hättest es längst entsorgt.“ Kira lächelte. „Das hätte ich niemals gekonnt, nicht nach den vielen schlaflosen Nächten, die du damit zugebracht hast, es für mich zu bauen. Außerdem hast du es mir doch geschenkt, damit ich mich nicht so einsam fühle, wenn du zurück nach Plant gehst.“ „Ja, schon…“, setzte Athrun an, „aber…“ „Kein aber.“, widersprach ihm Kira, „Tori war das einzige, was von dir geblieben war. Es war viel zu wertvoll, um es einfach wegzuwerfen.“ „Als Lacus sagte, du würdest es überall mit hinnehmen, habe ich zuerst geglaubt, sie würde sich über mich lustig machen, aber jetzt weiß ich, dass es wahr ist.“, flüsterte der ZAFT Soldat. „Ihr habt euch darüber unterhalten?“ Kiras Stimme klang verwundert. Athrun lachte leise. „Ja, sie hat gesagt, dass du ein netter Mensch bist und sie dich mag.“ Kiras Gesicht nahm einen leichten Rotschimmer an und im nächsten Augenblick riss er seine Augen auf. „Mit ‚mögen’ meinst sie doch nicht etwa…“ „Keine Ahnung.“ Athrun blieb locker, „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das musst du sie schon selbst fragen.“ Freedoms Pilot nickte. „Weswegen bist du eigentlich hier?“, fragte er seinen besten Freund nach einer Weile. „Ich wollte mit dir reden.“, antwortete Athrun ehrlich. Er wusste, dass es nichts brachte, zu lügen. Er würde durchschaut werden, noch bevor er zu ende gesprochen hätte. Außerdem vertraute er Kira und hatte keinen Grund, ihm irgendetwas zu verheimlichen. „Worüber?“ Freedoms Pilot schaute ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Skepsis an. „Willst du etwas bestimmtes?“ „Eigentlich nicht…“ Athrun schüttelte seinen Kopf. Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er eigentlich schon wieder vergessen, warum er eigentlich hier her gekommen war. Wahrscheinlich war es auch nicht wichtig gewesen… „Ach so.“ Kira ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen. Es schien als würde er erst jetzt bemerken, dass er nicht allein war. Mit einem entschuldigenden Lächeln im Gesicht schaute er seine Freunde an. „Ich habe euch Sorgen gemacht, das tut mir leid. Es kommt nicht wieder vor.“ Das Mädchen, Athrun glaubte, sein Name sei Miriallia gewesen, stemmte ihre Hände in die Hüften. „Wenn du deine Verletzungen ordentlich verheilen lassen hättest, wie der Arzt es dir vorgeschrieben hatte, wäre es nie so weit gekommen!“ Es beruhigte sich wieder ein wenig. „Aber jetzt zu etwas anderem. Was hältst du davon, uns deinen Freund vorzustellen. So wie ihr miteinander umgeht, scheint ihr euch ziemlich gut zu kennen und wir wissen noch nicht einmal seinen Namen.“ „Er heißt Athrun.“, sagte Kira leise, „Athrun Zala. Wir haben die gleiche Grundschule besucht und waren unzertrennlich, jedenfalls bis er zurück nach Plant gegangen ist.“ Athrun hätte mit allem gerechnet, nur nicht, dass das Mädchen ihm freundlich lächelnd die Hand hinhielt. „Ich bin Miriallia. Freut mich, dich kennen zu lernen.“ Der Junge tat es ihm gleich. „Mein Name ist Sai. Wir sind von Heliopolis.“ Athrun schluckte. Die Erinnerungen an die Zerstörung der Kolonie kamen wieder hoch. Er schaffte es nicht länger, ihren Blicken stand zu halten und sah zu Boden. „Es tut mir leid. Wir wollten nicht, dass die Kolonie-“ „Du warst das?!“, rief das Mädchen. Jetzt klang sie wieder wütend. Aber Athrun konnte ihm das auch nicht verübeln, immerhin hatte er seine Heimat zerstört, wenn auch unabsichtlich. „Miriallia.“, mahnte Kira und zu Athruns Überraschung beruhigte sie sich wieder. Dearka ging auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter. „Jetzt mach dich nicht so fertig. Du hast schon so genug um die Ohren. Ich würde nicht mit dir tauschen wollen.“ „Herzlichen Dank auch.“, erwiderte Athrun gespielt beleidigt. Kapitel 28: A little talk (ein kleines Gespräch) ------------------------------------------------ „Herzlichen Dank auch.“, erwiderte Athrun gespielt beleidigt. Miriallia kicherte leise und auch Sai lachte. Nach einer Weile stimmte sogar Dearka mit ein. Kira, er lehnte immer noch gegen seinen besten Freund gelehnt mit dem Kopf auf dessen Schultern, lächelte, ehe er begann zu erklären. „Athrun ist derjenige, der den Aegis gesteuert und gegen und gekämpft hat.“ Sai und Miriallia schluckten schwer, während Dearka und Cagalli nur wissend grinsten. „A- aber dann-“, stotterte Sai, „Das würde ja heißen, dass er derjenige war, der dir diese Verletzungen zugefügt hat. Er hätte die um ein Haar umgebracht! Bist du verrückt?! Du kannst doch nicht einfach-“ „Athrun ist mein bester Freund.“ Kira sah seinen Klassenkameraden und guten Freund unnachgiebig an. Er wusste, Athrun würde nichts sagen um sich zu verteidigen, also musste er es tun, wenn er nicht wollte, dass sie weiterhin so schlecht über ihn redeten. Sai schnappte nach Luft und öffnete seinen Mund, schien widersprechen zu wollen, entschied sich aber dann dagegen und schloss ihn wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben. „Ist das dein Ernst?“, fragte Miriallia den Piloten des Freedom. Wortlos nickte Kira. „Dann werden wir uns nicht länger einmischen.“ Sie warf Sai einen mahnenden Blick zu. „Trotzdem wüssten wir gern mehr über deinen Freund.“, erklärte Sai. Athrun, der dem Gespräch zwischen Kira und ihnen bis jetzt stumm zugehört hatte, ergriff das Wort. „Was wollt ihr wissen?“ Sai hob die Schultern. „Keine Ahnung. Erzähl einfach etwas über dich, dein Lieblingsessen, deine Hobbies, wie deine Eltern heißen und was sie vom Beruf sind, warum du ZAFT beigetreten bist… Lass die etwas einfallen…“ Auf Athruns Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln als er darauf antwortete. „Ein Lieblingsessen habe ich nicht wirklich und Hobbies fallen mir gerade keine ein. Ich hatte in den letzten Monaten nicht besonders viel Zeit, etwas zu unternehmen. Über meine Eltern gibt es nicht besonders viel zu erzählen. Mein Vater ist Patrick Zala, er ist im Moment Plants neuer Präsident, und der Name meiner Mutter war Lenore. Sie war auf Junius 7. Das ist auch der Grund, weshalb ich ZAFT beigetreten bin.“ Als Kiras Freunde den Namen von Athruns Vater hörten, weiteten sich ihre Augen und Cagalli hätte ihn am liebsten unterbrochen. Aber als sie das von Lenore hörte, schaute die betreten zu Boden, wie die anderen auch. „Das mit deiner Mutter tut mir leid.“, murmelte sie. Athrun schüttelte seinen Kopf. „Das braucht es nicht.“ Eine Weile war es still. Keiner der Anwesenden schien zu wissen, was er sagen konnte und sollte. Kira löste sich wieder von Athrun und ließ sich von ihm zurück in das Bett legen. Auch wenn er es nicht offen zeigte, war es sehr anstrengend für ihn, eine längere Zeit aufrecht zu sitzen und es tat gut, sich wieder entspannen zu können. Für einen Augenblick schloss er sogar seine Augen, konnte sie aber nicht lange geschlossen halten. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und wusste, ohne nachzusehen, dass es die seines besten Freundes war. „Was wirst du jetzt tun?“, fragte Kira leise in den Raum hinein, wissend dass Athrun ihn verstanden hatte, „Gehst du wieder?“ Athrun schmunzelte. „Willst du denn, dass ich gehe?“ „Nein, ich-“, rief Kira lauter als beabsichtigt und ohne über die Folgen nachzudenken. Schon im nächsten Augenblick richteten sich sämtliche Augenpaare auf ihn. Erschrocken über diese egoistische Antwort wandte er seinen Blick ab und starrte an die Decke. „Du kannst natürlich gehen, wenn du willst…“ Es schien als hätte Athrun erraten, was gerade in ihm vorging, denn der blauhaarige ZAFT Soldat lächelte verstehend. „Denk nicht so viel darüber nach.“, flüsterte er, „Ich will eine ehrliche Antwort.“ Freedoms Pilot, er sah seinen besten Freund immer noch nicht wieder an, nickte. „Von mir aus. Aber sie wird dir nicht gefallen.“ Als Athrun darauf nichts erwiderte, sprach er weiter. „Wenn es nach mir ginge, hätte ich dich schon letztes Mal davon abgehalten, zu gehen. Ich habe Angst davor, dich zu verlieren. Wenn du gehst, dann… Was ist, wenn du wieder mein Feind wirst? Ich will das nicht. Ich will nicht gegen dich kämpfen müssen.“ Athrun legte Kira die Hand auf die Schulter. „Ich will das auch nicht. Wenn ich eine Wahl gehabt hätte, hätte ich es nie getan.“ Den Worten seines besten Freundes lauschend, schloss Kira seine Augen. In seinen Gedanken wog er ab, wie dieser auf seine Bitte reagieren würde. Auch wenn er sich wünschte, dass Athrun blieb und alles dafür tun würde, konnte er ihn nicht gegen seinen Willen hier festhalten. So schwer es ihm auch fiel, sollte Athrun gehen, würde er ihn nicht aufhalten. Dazu hatte er nicht das recht. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass Athrun nicht so schnell wieder ging. Der blauhaarige ZAFT Soldat seufzte. „Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet. Willst du, dass ich bleibe?“ Überrascht öffnete Kira seine Augen. Er verstand nicht ganz, worauf sein bester Freund hinauswollte. Außerdem hatte er eben unmissverständlich gesagt, dass er das wollte. „Du weißt, Kira…“, fuhr Athrun fort, „Ein Wort genügt. Ich konnte dir noch nie einen Wunsch abschlagen. Wenn du es willst, kehre ich ZAFT den Rücken zu und unterstütze dich und Lacus.“ Dass die beiden nicht allein im Krankenzimmer waren, hatten sie wahrscheinlich längst vergessen und da die anderen sie nicht darauf hinwiesen, würden sie es vielleicht auch nicht bemerken. Sai packte Miriallia vorsichtig an der Schulter und zog sie langsam aus dem Zimmer. Cagalli folgte ihnen leise, nachdem sie den zwei Freunden noch ein Lächeln zugeworfen hat, und schloss die Tür hinter sich. Der Pilot des Justice erhob sich vom Bett und lief einige Male im Zimmer auf und ab. Kira beobachtete ihn dabei, Athrun wartete auf seine Antwort, das wusste er. Trotzdem schwieg er, weil er sich nicht traute, seinen Wunsch laut auszusprechen. Einige Male öffnete er seinen Mund, schloss ihn aber jedes Mal kurz darauf wieder, ohne dass ein Laut ihn verlassen hatte. Er brachte es nicht fertig, die Worte auszusprechen, egal wie er es sich wünschte, er konnte Athrun nicht dazu zwingen. „Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt wieder gehe.“, murmelte Athrun und ging in die Richtung der Tür, „Keine Angst. Ich werde nicht zu ZAFT zurückgehen. Du wirst also nicht mehr gegen mich kämpfen müssen.“ Seite Stimme klang leicht enttäuscht und er hatte seinen Blick gesenkt. Doch das bekam Kira nicht wirklich mit. In seinem Kopf tobte ein Kampf zwischen seinem egoistischen Wunsch, Athrun aufzuhalten und seinem Gewissen, dass er ihn nicht zum bleiben zwingen durfte. Egal wie oft er abwog, welche Vor und Nachteile sein Handeln haben konnte, kam er dich zu keinem Schluss. Und je länger er darüber nachdachte, desto weiter entfernte sich Athrun von ihm. Ohne richtig zu wissen, was er tat, setzte er sich in seinem Bett auf und rief: „Nein, warte!“ Er zog sich die Decke vom Körper und stieg aus dem Bett, bevor er mit wackeligen Beinen auf seinen besten Freund zuging und nach dessen Arm griff. Athrun blieb stehen, sah jedoch nicht zurück und erwiderte auch nichts. Vor Kiras Auge verschwamm die Sicht erneut und er geriet ins Schwanken. Nach Halt suchend krallte er sich an Athruns Druckanzug fest. Kurz darauf gaben seine Beine nach und er sackte zusammen, fiel gegen seinen besten Freund, der ihn erschrocken auffing. „Kira!“, rief Athrun besorgt. Der Angesprochene lächelte schwach. „Mir geht es gut.“, murmelte er. Athrun legte ihm eine Hand um die Schulter, die andere unter die Knie und trug ihn zurück zum Bett, wo er ihn wieder auf die Matratze legte und zudeckte. Erschöpft setzte er sich auf die Bettkante. Ein gequältes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht als er seinem besten Freund einen mahnenden Blick zuwarf. „Erschrick mich nicht so!“, brachte er nach einigen Sekunden mit zitternder Stimme hervor. „Entschuldige.“, flüsterte Kira leise, „Ich wollte dich nicht so erschrecken.“ „Warum hast du mich aufgehalten?“, fragte Athrun, dem noch immer der Schreck ins Gesicht geschrieben stand. Wieder wandte Kira seinen Blick ab, allerdings griff er diesmal nach der Hand seines besten Freundes, um zu verhindern, dass dieser wieder ging. Die Rufe seines Gewissens wurden immer weiter in den Hintergrund gedrängt und er entschied sich, seinen egoistischen Wunsch zu äußern. „Geh nicht.“, sprach er mit schwacher Stimme, bereute es aber schon im nächsten Augenblick wieder und schwächte ihn deshalb wieder ab. „Das heißt, wenn du bleiben willst. Ich kann dich nicht dazu zwingen, egal wie sehr ich es wünsche.“ Athrun schmunzelte. „Du willst also, dass ich bleibe?“, hakte er nach. Kira nickte. „Welchen Grund hätte ich sonst, dich aufzuhalten?“ „Das war alles, was ich hören wollte.“ Er grinste. „Dir ist hoffentlich klar, dass du mich jetzt nicht so schnell wieder los wirst…“ Erleichtert darüber, dass Athrun jetzt an seiner Seite kämpfen würde, atmete Freedoms Pilot aus. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. „Wo sind eigentlich die anderen hin? Waren sie nicht eben noch hier?“ Athrun, der es ihm gleich tat, hob die Schultern. „Keine Ahnung.“ Kapitel 29: New Ways (neue Wege) -------------------------------- Athrun beobachtete, wie Kira schlief. Einerseits war er erleichtert, dass Kira ihn gebeten hatte, zu bleiben, andererseits fühlte er sich schlecht seinem besten Freund gegenüber. Er wusste, dass Kira es schon die ganze Zeit gewollt hatte, sich aber nicht traute, es auszusprechen. Vielleicht war es etwas unfair von ihm gewesen, sich eine Antwort zu erzwingen. Aber er hatte sie gebraucht. Er brauchte jemandem, der ihm das Gefühl gab, noch erwünscht zu sein, in dieser Welt. Sein Vater hasste ihn und würde nicht zögern, ihn für seine Taten zur Rechenschaft zu ziehen, das wusste Athrun. Es gab keinen Ort mehr, an den er zurück konnte, vielleicht hatte es diesen auch nie gegeben. Auch wenn er Kira quasi gezwungen hatte, diese Worte auszusprechen, fühlte er sich irgendwie erleichtert. Er wusste, dass er Kira noch etwas bedeutete, dass er ihm nicht egal war. Auch wenn er im Moment wahrscheinlich der einzige Mensch war, der so dachte… Die Tür zum Krankenzimmer öffnete sich und Cagalli trat hinein. „Du bist ja immer noch hier.“, murmelte sie. Athrun löste seinen Blick von Kira und schaute sie an. „Wo soll ich sonst hin?“, fragte er. Cagalli schaute ihn aufgrund dieser Worte verwundert an. „Wie meinst du das?“ „Für mich ist kein Platz mehr auf dieser Welt.“, erklärte Athrun. Warum er das tat, wusste er nicht, aber irgendwie erleichterte es ihn, mit jemandem darüber zu sprechen. „Mein Vater hasst mich. Ich habe ihn und ZAFT verraten. Er- er wollte, dass ich Kira umbringe, aber das kann ich nicht. Als ich erfahren habe, dass Kira überlebt hat, du weißt nicht, wie erleichtert ich war.“ „Kira hat mir davon erzählt.“, erwiderte Cagalli grinsend, „Zuerst hast du ihm eine gescheuert und ihn angeschrien, danach bist du ihm um den Hals gefallen und wolltest ihn gar nicht mehr los lassen.“ Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf Athruns Gesicht. Auch wenn er es niemals zugeben würde, war ihm die Sache peinlich und es erleichterte ihn, dass Kira verschwiegen hatte, dass er geweint hatte. „Es ist schön, dass Kira noch lebt, nicht?“, fragte Cagalli nach einer Weile. Athrun nickte. „Ja. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn tun würde.“ Er erinnerte sich an den Tag, als er in einem von Orbs Transportschiffen aufwachte, nachdem Soldaten dieses Landes ihm das Leben gerettet hatten. „Damals… Ich konnte dir nicht einmal Danken.“ „Du hast es. Wenn auch auf eine andere Art.“ Cagallis Stimme klang warm und freundlich. Verwundert schaute Athrun sie an. „Wirklich?“ „Warst du so neben dir, dass du dich nicht mehr daran erinnerst?“ Es schien als wollte Cagalli ihm nicht glauben. „Ja, vermutlich.“ Athrun gab nach. Ihm war nicht danach, sich deswegen mit ihr zu streiten. Außerdem war es wahrscheinlich wirklich so. Cagalli schaute seinen schlafenden besten Freund an. „Hat Kira sich verändert?“ „Nein.“ Athrun schüttelte seinen Kopf. „Er ist immer noch so, wie es früher war.“ Uzumis Tochter setzte sich neben ihn auf das Bett und verknetete nervös ihre Hände ineinander. „Ähm… also… Was wirst du jetzt tun?“ „Ich weiß es nicht.“, antwortete der Pilot des Justice ehrlich, „Aber die Antwort könnte bereits hier sein. Es ist schmerzhaft.“ „Für die anderen auch…“, murmelte Cagalli. Nachdem Cagalli wieder gegangen war, sie hatte viel zu tun und konnte sich nicht die ganze Zeit mit einem geflohenen ZAFT Soldaten abgeben, hing Athrun weiter seinen Gedanken nach. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Erdallianz erneut angriff und so wie Kira momentan aussah, machte er keinen kampftauglichen Eindruck. Aber den anderen erging es nicht anders. Alle waren erschöpft und keiner von ihnen wollte mehr kämpfen, doch was blieb ihnen anderes übrig? Taten sie es nicht, wurden sie getötet. Als das Alarmsignal erklang, zuckte Athrun zusammen. Wie es schien, war er kurz weggetreten. Doch schon im nächsten Moment war er wieder hellwach. Neben ihm setzte sich Kira in seinem Bett wieder auf, und verließ es nur wenige Sekunden später. Er griff nach seinem Druckanzug, der über einem Stuhl hing und zog ihn sich über. Auf einmal begriff Athrun, was sein bester Freund vorhatte. „Kira, bist du verrückt? DU kannst doch nicht einfach… Mit diesen Verletzungen…“ Freedoms Pilot schüttelte schwach seinen Kopf. „Darum geht es nicht. Ich muss kämpfen. Wenn ich es nicht tue, werden viele Menschen sterben.“ Immer noch ein kleinwenig unsicher auf den Beinen, verließ er das Krankenzimmer. „Kira, warte!“ Athrun rannte ihm hinterher und packte ihn an der Schulter, wodurch er stehen blieb. „Egal wie man es auch betrachtet, Orb hat keine Chance. Verstehst du das, Kira?“, fragte er mit gesenkter Stimme. „Ich weiß.“ Freedoms Pilot lächelte nur. „Und da bin ich wahrscheinlich nicht der einzige. Aber nur weil wir keine Chance haben, können wir uns nicht einfach ergeben und nicht kämpfen, nicht?“ „Kira.“ Athrun starrte ihn ungläubig an. So hatte er seinen besten Freund noch nie sprechen gehört. „Wichtig ist doch, wofür man kämpft. Deshalb werde ich gehen.“ Kira befreite sich aus Athruns Griff und entfernte sich langsam von ihm. „Ich will wirklich nicht kämpfen, aber es gibt etwas, dass man nur beschützen kann, wenn man kämpft. Es tut mit leid, Athrun. Danke für alles. Ich bin glücklich, dass ich mich noch einmal mit dir unterhalten konnte.“ Er stieg in seine Einheit. Athrun sah ihm hinterher, unfähig auch nur ein Wort zu sprechen. Er verstand es nicht. Warum sagte Kira solche seltsamen Dinge? Was ging nur in dem braunhaarigen Mobile Suit Piloten vor? Er glaubte dich nicht etwa, dass er in diesem Kampf sterben würde? Erschrocken über diese Erkenntnis riss Athrun seine Augen auf. Das durfte nicht sein. Er musste etwas unternehmen. Kira durfte nicht sterben! „Das ist ja wieder typisch!“, erklang Dearkas Stimme hinter ihm und als Athrun sich umdrehte, bemerkte er, dass sein blondhaariger Freund seinen Druckanzug trug. Er würde also auch kämpfen. Mit einem überheblichen Grinsen im Gesicht deutete Dearka auf den Freedom. „Du hast den Befehl, dieses Ding zurückzubringen, nicht? Ich glaube es ist nicht gut, wenn wir von ZAFT uns hier einmischen.“ „Ich… Er…“ Athrun ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich will ihn nicht da draußen sterben lassen!“, rief er. Dearkas Grinsen wandelte sich in ein freundliches Lächeln. „Seltsamerweise haben wir gerade zum ersten Mal die selbe Meinung.“ Zuerst sah Athrun ihn irritiert an, doch dann begriff er: Dearka hatte ihn provoziert, um eine ehrliche Antwort von ihm zu bekommen. Mit dem Wissen, dass es kein zurück mehr gab, stieg Athrun in seine Mobile Suit und startete, um seinen besten Freund auf dem Kampffeld zu unterstützen. Schon aus einiger Entfernung sah er, dass Kira wieder gegen die drei Einheiten vom letzten Mal kämpfte und Athrun bemerkte sofort, dass er Schwierigkeiten dabei hatte. Ohne groß nachzudenken, mischte er sich in den Kampf ein und verhinderte ein weiteres Mal, dass sie den Freedom abschossen. „Kira!“, rief er, in der Hoffnung, zu erfahren wie es diesem ging. „Athrun, warum?“, bekam er überrascht zur Antwort. „Ich habe es dir dich gesagt. Du wirst mich jetzt nicht mehr loswerden. Außerdem wissen wir es beide. Wir wissen, dass es Dinge gibt, für die wir kämpfen müssen, um sie zu beschützen.“, erklärte Athrun den Grund seines Handelns während er den Angriffen der Mobile Armor auswich. „Athrun.“, rief Kira, doch es klang nicht so, als würde er ihm widersprechen wollen. „Die holen wir uns.“, erwiderte der Pilot des Justice. Ihre Einheiten schwebten Rücken an Rücken in der Luft und überblickten kurz das Kampffeld. So konnten sie alles sehen und mussten sich nicht sorgen, von hinten angegriffen zu werden. „Ja!“, antwortete Kira und die beiden Einheiten lösten sich wieder voneinander. Athrun unterstützte ihn, so gut er konnte. Zum einen, weil er Angst hatte, dass sich Kiras Zustand verschlimmerte und zum anderen, weil sie gegen die drei Gegner nur gemeinsam eine Chance hatten. Wie schon letztes Mal gelang es ihnen, die Mobile Armor immer weiter zurückzudrängen. Aber trotzdem hatten sie bis jetzt noch nicht einen einzigen bedeutsamen Treffer landen können. Eines musste Athrun den Piloten dieser Dinger lassen: Sie waren talentiert, so talentiert, dass er begann zu bezweifeln, dass es sich um Naturals handelte. Doch, als sie kurz davor waren, die feindlichen Einheiten zu besiegen, zogen diese sich zurück, wie schon letztes Mal. Kurz darauf feuerte die Erdallianz eine Signalrakete ab und die ihre gesamten Streitkräfte zogen sich zurück. „Bist du okay?“, fragte Athrun seinen besten Freund völlig außer Atem. „Mir geht es gut.“, meinte Kira nur, konnte aber nicht verbergen, dass auch er schwerer als normal atmete. „Dann lass und zurückgehen.“, beschloss Athrun, „Es dauert sicher nicht lange, bis sie erneut angreifen und ich will, dass du dich in der Zwischenzeit ausruhst.“ Kira widersprach ihm nicht und folgte ihm wortlos zurück zu den anderen. Kapitel 30: Into the Skye (in den Himmel hinein) ------------------------------------------------ Kira schwankte beachtlich, als er seine Einheit verließ, doch er lehnte jegliche Hilfe ab. Erst als er wieder mit den Füßen auf dem Boden stand, ließ er sich von Athrun stützen. Seine Freunde rannten auf ihn zu. „Bist du in Ordnung?“, rief Miriallia besorgt. „Mir geht es gut“, antwortete Kira ruhig, „Ich bin nur etwas erschöpft. Wenn ich ein paar Stunden geschlafen habe, bin ich wieder fit.“ „Wenn du meinst“, murmelte Miriallia. Man konnte ihrem Gesicht ablesen, dass sie mit der Antwort nicht zufrieden war und sie auch nicht ganz glaubte, aber sie widersprach ihm nicht. Gemeinsam begleiteten sie Kira zurück zu seiner Kabine, wo Athrun ihn ins Bett verfrachtete, ohne auf sein Protestieren zu achten. „Du sagtest, du seist erschöpft, also leg dich gefälligst hin und schlaf!“ Kira seufzte, tat dann aber was sein bester Freund von ihm erwartete. Er wusste, dass Athrun diesbezüglich nicht mit sich reden ließ. Der ehemalige Zaft-Soldat machte sich Sorgen um ihn und Kira wollte es ihm nicht noch schwerer machen. Aber genau das würde passieren, wenn er sich überanstrengte und wieder zusammenbrach. Das musste nicht sein. Athrun hatte schon so ein schlechtes Gewissen wegen der Verletzungen, die er ihm zugefügt hatte. Eine Weile dachte Kira noch über sich und seinen besten Freund nach, bevor er in einen traumlosen Schlaf abdriftete. Als Uzumi bekanntgab, wie es mit Orb weitergehen sollte, kamen Kira und Athrun zu spät, weswegen man ihnen mahnende Blicke zuwarf. Aber keiner sagte etwas. Eigentlich hätten die zwei es sich sparen können, noch zu erscheinen, denn den Großteil hatten sie bereits verpasst. Aber trotzdem hatten sie sich die Mühe gemacht, hier her zu kommen. „Selbst, wenn wir Orb verlieren... Es gibt etwas, was wir nicht verlieren dürfen. Die Spitze der Erdallianz wird von Anführer von Blue Cosmos kontrolliert, Muruta Azrael, und in Plant hat Patrick Zala die Bekanntmachung abgesichert, dass nur Coordinator die neuen Menschen sind. Wenn das so weitergeht, werden in dieser Welt endlos Menschen gegeneinander kämpfen, die sich gegenseitig nicht akzeptieren können.“, sagte Uzumi, ohne die Störung weiter zu beachten. Athrun senkte seinen Blick. Kira wusste, er machte sich Vorwürfe, schließlich war Patrick sein Vater. Athrun war noch nicht lange auf der Archangel, aber diese Zeit hatte gereicht, um ihm zu zeigen, welche Vorurteile die anderen ihm gegenüber hatten, nur weil er Patricks Sohn war. Zwar hatte Kira sie davon überzeugen können, dass sie falsch lagen und Athrun keineswegs so war, aber es hatte einige Zeit gedauert. Noch immer schaute man dem ehemaligen ZAFT-Soldaten hinterher oder tuschelte über ihn. Kira hatte schnell begriffen, was in ihrer Abwesenheit entschlossen worden war. Sie sollten sich aus Orb zurückziehen. Da die Zivilbevölkerung bereits evakuiert war, stellte das kein großes Problem mehr dar, trotzdem störte es Freedoms Piloten. Aber es gab nichts, was er hätte unternehmen können. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Orb von der Landkarte verschwand. „Ist das euere Zukunft? Könnt ihr sie akzeptieren?“, fragte Uzumi, „Wenn ihr euch eine andere Zukunft wünscht, nehmt diese kleine Flamme hier und geht ins All. Der Weg wird schwer sein, aber du kannst das verstehen, nicht wahr, Murrue Ramius.“ Die Frau senkte ihren Blick, antwortete dann aber mit selbstsicherer Stimme: „Eine starke Flamme geht niemals aus, egal wie klein sein auch sein mag. Das ist das, was auch wir glauben.“ „Dann beeilt euch mit euren Vorbereitungen!“, verlangte Orbs Staatsoberhaupt. „Jawohl!“ Ein Großteil der Mannschaft verließ den Raum. Uzumi ging auf Cagalli zu und fuhr seiner Tochter über den Kopf. Danach schaute er zu Kira. Unsicher, wie er mit dieser plötzlichen Aufmerksamkeit umgehen sollte, erwiderte der Sechzehnjährige den Blick. Allerdings hatte er das Gefühl, dass der Mann ihm mehr sagen wollte, als er verstand. Aber er fragte nicht nach. „Und du bist dir sicher, dass du mitkommen willst, Athrun?“, erkundigte sich Kira. Er, Athrun und Dearka standen vor der Archangel und überlegten, wie es jetzt weitergehen sollte. Er dachte an die Geschehnisse der letzten Tage zurück. Athrun wusste, dass er drauf und dran war, seinen Vater zu verraten. Doch seltsamerweise störte es ihn nur wenig. „ZAFTs Athrun Zala, was?“, murmelte er, über seine frühere Loyalität spottend. Die beiden anderen schauten ihn verwundert an. Athrun erinnerte sich an seine letzte Begegnung mit Lacus. „Sie hat es die ganze Zeit gewusst.“ Auf Kiras fragenden Blich hin ergänzte er: „Lacus hat die ganze Zeit gewusst, dass ich ZAFT früher oder später hintergehen werde. Manschmal kennt sie mich besser als ich selbst.“ Dearka lachte. „Na hör mal! Sie ist immerhin deine Verlobte!“ „Nicht mehr“, antwortete der Pilot des Justice, „Mein Vater hat die Verlobung aufgelöst.“ Kira nickte, diese Information stumm zur Kenntnis nehmend. „Gegen was und für was sollen wir kämpfen?“, fragte Athrun. „Ich weiß es auch nicht“, antwortete Kira, „Aber wir können es gemeinsam herausfinden.“ „Vergesst mich nicht!“, rief Dearka gespielt empört, „Ich komme auch mit!“ In diesem Augenblick erklang der Alarm. So schnell sie konnten, rannten die Piloten zu ihren Einheiten und starteten. Dearka musste auf der Archangel bleiben, weil er dem Gegner in dem bevorstehenden Luftkampf unterlegen gewesen wäre. Der Freedom und der Justice gaben der Archangel und der Kusanagi Geleitschutz beim starten, damit die beiden Schiffe nicht abgeschossen worden. Als sich die feindlichen Mobile Suits ihnen näherten, stellten Athrun sich ihnen in den Weg. „Sie kommen!“, rief er Kira zu, der das Geschehen von etwas weiter oben beobachtete. Die Archangel startete zuerst. Mit Höchstgeschwindigkeit flog sie in den Himmel hinein. Die feindlichen Einheiten wollten auf sie schießen, doch das ließen Kira und Athrun nicht zu. Sie drängten die drei immer weiter zurück, bis genug Abstand zwischen ihnen und dem Schiff war und sie es nicht mehr treffen konnten. Als wenig später die Kusanagi startete, steuerten sie ihre Einheiten auf das Schiff zu und hielten sich an dessen Hülle fest. Freedom und Justice waren zwar ausgezeichnete Mobile Suits, aber wenn es darum ging, ins All zu starten, waren sie einem Schiff oder Shuttle, was die Geschwindigkeit betraf, noch weit unterlegen. Sie feuerten ein letztes Mal ihre Waffen auf die Einheiten der Erdallianz, bevor sie gemeinsam mit der Kusanagi Orb verließen und ins All aufbrachen. Unter ihnen explodierte die Schanze, die sie eben noch in den Himmel geleitet hatte. Es folgten Morgenröte und andere wichtige Gebäude. Kira schnappte erschrocken nach Luft, als er das sah. Er dachte an die Menschen, die in diesen Gebäuden geblieben waren, um ihnen den Start zu ermöglichen. Tränen bildeten sich in seinen Augen und er hatte Mühe, sie wieder herunterzuschlucken. Aber Athrun erging es nicht anders. Auch er war geschockt, obwohl er ein ausgebildeter Soldat war. Wie es wohl erst Cagalli ging? Immerhin gehörte ihr Vater zu denen, die sich für den Start geopfert hatten. Sie entfernten sich immer weiter von Orb, bis sie nichts von der Zerstörung mehr sahen und vom finsteren Weltall umgeben waren. Kapitel 31: Brother and Sister (Bruder und Schwester) ----------------------------------------------------- Athrun betrat gemeinsam mit Kira die Kusanagi. Sie machten sich Sorgen um Cagalli, immerhin hatte das Mädchen gerade ihren Vater verloren. Schweigend liefen die beiden besten Freunde nebeneinander her. Sie sprachen nicht, aber das war auch nicht nötig. Sie verstanden sich auch ohne Worte. Das erste, was Athrun bemerkte, als sie das Zimmer des Mädchens betraten, waren ihre geröteten Augen und die Tränen, die ihr über das Gesicht liefen. Kira hatte das Zimmer zuerst betreten und unternehm auch schon einen Versuch, sie zu trösten. Er hatte kaum ihren Namen zu Ende gesprochen, da warf sie sich ihm schon weinend um den Hals. Auch wenn Athrun es wohl niemals zugeben würde, in diesem Moment hätte er gern mit seinem besten Freund getauscht. Doch er schwieg. Jetzt war nicht die Zeit eifersüchtig zu werden. Kira strich Cagalli tröstend durch ihr kurzes blondes Haar. Nach einer Weile löste sie sich von Kira, wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht und ging in das zu ihrer Kabine gehörende Badezimmer. Athrun beobachtete sie schweigend. Er wusste nicht, was er sagen sollte. „Cagalli, ist alles in Ordnung?", fragte Kira besorgt, als sie nach einigen Minuten noch nicht wieder herausgekommen war. „Ja", erklang es wenig überzeigt von drinnen, „ich bin gleich fertig." Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, da öffnete sich auch schon die Tür und das Mädchen kam wieder heraus. Athrun sah, dass sie sich das Gesicht gewaschen hatte. Die Sputen ihrer Tränen waren verschwunden, aber die Augen hatten noch immer die gleiche Rötung wie vorher. Zu dritt machten sie sich auf den Weg zur Brücke der Kusanagi, wo man die Gespräche bereits begonnen hatte. „... die Vorräte sind nicht unendlich", erklang Kisakas Stimme, „Besonders Wasser wird zum Problem werden." „Die Koloniegruppe bei L-4 ist seit Kriegsbeginn zerstört. Sie wurden eine nach der anderen verlassen und stehen jetzt leer. Das wäre ein guter Ort, um Wasser zu beschaffen.", sagte ein Athrun unbekannter Orb-Soldat. Kapitän Murrue sah den Mann erschrocken an. „Das erinnert mich an alte Zeiten..." „Es ist okay", antwortete Major La Fllaga, „Es ist nicht so wie Junius Seven." „Einige Kolonien bei L-4 sind noch aktiv." Athrun beschloss, sich in das Gespräch einzubringen. Immerhin hatte er diesbezüglich die meisten Informationen. Die anderen schauten ihn überrascht an. Schnell erklärte er: „Es ist eine Weile her, aber es gab die Information, dass verdächtige Leute diesen Ort zu ihrem Versteck gemacht haben. Sie waren Feinde, über die ZAFT nachgeforscht hat. Es sind vielleicht keine Anwohner dort, aber es sollte einige Kolonien geben, deren Anlagen noch laufen." „Dann ist es entschieden, oder?" fragte Kira. Auch Cagalli lächelte. „Ja, aber..." Major La Fllaga sah Athrun argwöhnisch an. „Geht das mit dir wirklich in Ordnung? Das betrifft natürlich nicht nur dich, sondern auch deinen Freund. Ich habe den Kampf in Orb ebenfalls gesehen. Das, und eine Situation wie diese... Es ist nicht so, dass es mich stört, welche Uniformen die Leute tragen, aber wegen unserer Situation könnte es zu einem Kampf mit ZAFT kommen. Das ist anders als die Situation in Orb. Bist du darauf vorbereitet? Patrick Zala ist dein Vater, nicht wahr?" „Es ist doch egal, wessen Sohn Athrun ist. Er -", mischte Cagalli sich aufgebracht ein. Major La Fllaga unterbrach sie. „Die Tatsache, dass ein Soldat seine Uniform auszieht, schafft eine größere Zwickmühle, als du dir vorstellen kannst." Der Major sprach abwechselnd zu Cagalli und Athrun. „Um den Ganzen noch sein Sahnehäubchen aufzusetzen, ist dein Vater in der ranghöchste Position. Wir können nicht im Krieg kämpfen, wenn wir unseren Leuten nicht vertrauen können, sonst hätten wir geteilte Meinungen unter den Rängen. Glaubst du, das ist so einfach? Im Gegensatz zu Kira ist er ein ehemaliger Soldat von ZAFT. Es tut mir leid, das zu sagen, aber wenn du an unserer Seite kämpfst, kämpfen wir an deiner. Ist das in Ordnung? Antworte mir!" Auf der Brücke war es ruhig geworden. Alle Anwesenden sahen zwischen Athrun und dem blonden Major hin und her und obwohl die Worte des Majors wohl nicht die freundlichsten waren, wusste Athrun, dass es getan werden musste. Klärten sie die Sache nicht, könnte das zu Misstrauen gegen ihn führen und das wollte er verhindern. „In Orb... nein, sogar in Plant und auf der Erde. Ich war in vielen Zwickmühlen durch das, was ich gesehen und gehört habe. Ich weiß nicht, was die Antwort ist und was ich entdeckt habe. Auch jetzt bin ich mir nicht sicher. Es ist nur so... Die Welt auf die ich hoffe ist die selbe, auf die auch ihr hofft. Das ist es, was ich denke." Und ich will nicht mehr gegen Kira kämpfen. Das sprach er natürlich nicht aus, aber die meisten der Anwesenden konnten es sich wohl denken. Major La Fllaga lachte. „Das klang ja richtig gut. Er ist ganz anders als Kira." Auch sein bester Freund lächelte. „Er war schon immer so." „Der letzte Wunsch, den Orb und hinterlassen hat, ist groß.", für der Major fort. „Ja", antwortete Kapitän Murrue mit einem Lächeln. „Um ehrlich zu sein, ist es unmöglich mit nur zwei Kriegsschiffen", fuhr er fort, „Ist das immer noch okay?" „Lasst uns daran glauben", antwortete Kira an seiner Stelle, „Eine starke Flamme geht nicht aus, egal wie klein sie auch sein mag, nicht wahr?" Auf den Gesichtern der Anwesenden bildeten sich Lächeln. Aber Athrun wunderte das nicht wirklich. Kira hatte schon immer die Fähigkeit gehabt, andere zum Lächeln zu bringen. „Auf Plant gibt es Leute, die denken wie wir", erklärte er deshalb. „Lacus?", fragte Kira. „Die rosahaarige Prinzessin?" Major La Fllaga grinste. Athrun nickte. „Sie ist Athruns Verlobte", meinte Kira. Irgendwie klang er seltsam, fand Athrun. Doch er konnte nicht herausfinden, woran das lag. Wüsste er es nicht besser, würde er behaupten, Kira sei eifersüchtig. Aber das konnte nicht sein. Er kannte Lacus doch kaum. Außerdem, war er nicht mit Cagalli ... ? Auch das blonde Mädchen sah ihn mit diesem seltsamen Blick an, den er nicht deuten konnte. Er bekam das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. „Momentan ist sie eine gesuchte Verbrecherin. Mein Vater beschuldigt sie, eine Verräterin zu sein", erklärte er deshalb schnell. Noch Stunden später dachte Athrun über dieses Gespräch nach und über das, was er in Orb gehört hatte. Er hatte bereits befürchtet, dass Blue Cosmos hinter dem Krieg stand, aber er zu hören war etwas anderes. Und jetzt, wo sein Vater an der Macht war, würde es so schnell keinen Frieden geben. Er kannte die Einstellung seines Vaters und wusste, dass es nur schwer möglich war, ihn von seiner Überzeugung, die Coordinator seien die neuen Menschen, abzubringen. Aber er wollte nicht aufgeben, ohne es versucht zu haben. Er seufzte. „Athrun!", erklang Kiras Stimme hinter ihm, „Wie es aussieht, sind wir hier fertig. Lass uns zurück auf die Archangel gehen. Es ist egal, wo wir sind, aber hier haben sie genug von den M1, deshalb..." Der inzwischen ehemalige ZAFT-Soldat senkte seinen Blick und starrte auf den Boden, was Kira dazu brachte, besorgt seinen Namen zu rufen. In diesem Augenblick betrat Cagalli den Raum und rief nach Kira. „Hast du einen Augenblick Zeit?", fragte sie, ohne dem braunhaarigen Coordinator in die Augen zu sehen. Athrun kam sich überflüssig vor, weswegen er eigentlich gehen wollte, doch Cagalli hielt ihn auf. „Bleib hier", bat sie ihn. Etwas verwirrt kam Athrun der Bitte nach und beobachtete, wie Cagalli Kira ein Foto reichte. „Hier, sieh es dir an", sagte sie. Sichtbar verwirrt tat Kira, was sie von ihm verlangte. „Ein Foto? Von wem?" Auch Athrun warf einen Blick auf das Bild. Es zeigte eine braunhaarige junge Frau, die glücklich lächelte und zwei Babys, wahrscheinlich Zwillinge, in den Armen hielt. Eines der Kinder hatte ihre Haarfarbe, das andere hatte blondes Haar. Doch am meisten fielen ihm die Augen dieser Frau auf. Sie hatte die gleichen Augen wie Cagalli, wenn man von der Farbe mal absah. „Dreh es um", flüsterte Cagalli. Erneut liefen ihr Tränen über das Gesicht. Kira hielt es so, dass sowohl er als auch Athrun lesen konnten, was auf der Rückseite stand und was sie sahen, erschreckte sie beide. In sauberer Schrift standen in der unteren rechten Ecke die Namen "Kira" und "Cagalli". Erschrocken starrten die beiden besten Freunde das Mädchen an. „Mein Vater gab es mir, bevor die Kusanagi startete", erklärte sie, „"Du bist nicht allein", hat er gesagt, "Du hast einen Bruder." Was hat das zu bedeuten?" Sie klang verzweifelt. Kira ging es nicht viel besser. „Das ist... ich weiß nicht...", stotterte er. „Zwillinge?", sprach Athrun das aus, was wahrscheinlich durch die Köpfe der beiden ging. Die Beiden waren Zwillinge. Aber das war doch unmöglich. Als die Beiden auf die Archangel zurckkehrten, Cagalli blieb auf der Kusanagi, nahm Athrun seinen gesamten Mut zusammen und sprach aus, was ihm schon, seit er sich ihnen in Orb angeschlossen hatte, durch den Kopf ging. „Könnt ihr mir ein Shuttle leihen? Ich werde nach Plant zurückkehren. Ich möchte mit meinem Vater reden." Kapitel 32: Athruns mistake (Athruns Fehler) -------------------------------------------- „Hier spricht Athrun Zala, Spezialeinheit, direkt unter dem Verteidigungskomitee. ID-Nummer 285002." Kaum hatte Athrun sich ausgewiesen, ließ man ihn passieren, und das, obwohl er in einem Shuttle der Erdallianz saß. Allerdings wurde er von den Mobile Suits beobachtet und sobald er das Shuttle verlassen hatte, wurde er von zwei Wachen direkt zu seinem Vater eskortiert. Aber damit war zu rechnen gewesen, immerhin hatte er bereits eine Verwarnung. Da ging man eben nicht gern ein Risiko ein. Erst als er das Büro seines Vaters betrat, ließ man ihn allein. Die Wachen warteten vor der Tür, die nebenbei die einzige Fluchtmöglichkeit war. Langsam kam ihm der Gedanke, dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war, wieder hier her zu kommen. Aber er hatte unbedingt mit seinem Vater sprechen wollen. Patrick Zala, in seiner lilanen Uniform, saß an seinem Schreibtisch, den Blick auf einen Stapel Unterlagen gerichtet, die auf diesem lagen. Athrun wusste, sein Vater hatte ihn längst bemerkt, dennoch gab der das nicht zu erkennen. Er tat, als sei er voll und ganz in seine Arbeit vertieft. „Vater", begrüßte er den Mann mittleren Alters nach einer Weile. Patrick sah von seinen Unterlagen auf. Seine Stirn war in Falten gezogen und er wirkte gestresst. „Was geht hier vor? Was ist passiert?", schrie er seinen Sohn an, „Wo sind Justice und Freedom?" „Vater, was denkst du wirklich von diesem Krieg?", wechselte der junge Coordinator das Thema. Er wusste nicht, wie er sonst mit seinem Vater sprechen sollte. Jedoch machte das den Mann nur noch wütender. „Was hast du gesagt?", fuhr er auf. „Wie lange müssen wir noch so kämpfen?", fuhr Athrun fort. Er war die Wutausbrüche seines Vaters inzwischen gewohnt. Sein Vater hatte diese seit dem Tod seiner Mutter regelmäßig. Patrick schlug mit Faust auf den Tisch. „Wovon redest du da? Außerdem, was ist aus der Mission geworden, die dir aufgetragen wurde? Berichte!" „Ich bin zurückgekommen, um dich das persönlich zu fragen", entgegnete Athrun. „Athrun, warum?" Patrick klang verzweifelt. Er schlug erneut gegen den Schreibtisch, bevor er aufsprang. „Jetzt ist es aber genug! Was weißt du kleiner Junge schon, um so etwas zu sagen?!" Er umrundete seinem Schreibtisch herum und baute sich vor seinem Sohn auf. „Bist nicht du derjenige, der nichts weiß, Vater?" Jetzt wurde auch Athrun lauter. „Alaska, Panama, Victoria. Wir werden angegriffen und holen zum Gegenschlag aus. Die Flammen des Krieges haben sich so weit ausgebreitet, dass sie nicht mehr kontrollierbar sind." Inzwischen standen sich die beiden gegenüber. „Wo hast du so etwas absurdes aufgegriffen?", schrien Patrick, „Hast du es von diesem Mädchen? Von Lacus Clyne?" „Glaubst du wirklich, der Krieg endet, wenn du Feuer mit Feuer bekämpfst?" „Das ist richtig! Wenn alle Naturals tot sind, ist der Krieg vorbei!" Patrick sprach mit so einer Überzeugung, dass ihm schlecht wurde. Als Athrun den Sinn dieser Worte begriff, erstarrte er. Das war ein schlechter Scherz, oder? Selbst sein Vater würde nicht so weit gehen, oder? Er musste sich verhört haben! Doch so sehr er sich auch wünschte, es wäre so, er wusste, er hatte richtig gehört. Patrick griff nach seinem Kragen. „Jetzt rede endlich, Athrun! Wo sind Justice und Freedom? Selbst dir wird nicht immer vergeben. Es kommt auf deine Antwort an." „Vater, meinst du das ernst? Hast du wirklich vor, alle Naturals zu töten?", versuchte er verzweifelt, seinen Vater von der Falschheit seins Handelns zu überzeugen. „Das ist der Sinn dieses Krieges! Dafür kämpfen wir! Hast du das etwa vergessen?" Patricks Stimme wurde von Wort zu Wort lauter. Als er geendet hatte, stieß er seinen Sohn von sich, so dass dieser auf dem Boden vor ihm landete. Athrun fing sich mit den Armen ab, um nicht mit dem Hinterkopf auf dem Boden aufzuschlagen. Er konnte nicht fassen, was gerade passierte. Ja, er hatte gewusst, dass sein Vater rassistisch und aufbrausend war. Doch so etwas hätte er ihm nie zugetraut. Er fühlte sich verraten, vom letzten noch lebenden Familienmitglied. Patrick lief einige Schritte rückwärts, öffnete die Schreibtischschublade und zog eine Schusswaffe heraus, die er ohne zu zögern entsicherte und auf seinen Sohn richtete. Athrun, er hatte sich inzwischen aufrecht auf den Boden gesetzt, sah seinen Vater aus geweiteten Augen heraus an. Auch, wenn er es niemals zugeben würde, machte sein Vater ihm Angst, denn Athrun wusste, die Waffe war keine leere Drohung. Sie war geladen und sein Vater würde nicht zögern, sie auch zu verwenden. „Vater", flüsterte er verzweifelt. Doch Patrick ignorierte ihn. „Du Idiot!", schrie er, „Antworte mir ohne diese sentimentale Scheiße. Wo sind Justice und Freedom? Wenn du mir nicht antwortest, erkläre ich dich ebenfalls zum Verräter! Athrun!" Langsam kam er auf ihn zu, die Waffe die ganze Zeit auf ihn gerichtet. Als der junge Coordinator sich nicht rührte und auch so kein Anzeichen darauf gab, dass er die Frage in absehbarer Zeit beantworten würde, ging Patrick zurück zum Schreibtisch und löste durch das Drücken eines Knopfes Alarm aus. Nur wenige Sekunden später stürmten die Sicherheitskräfte in das Zimmer. Sie umstellten ihn und seinen Vater, die Waffen auf den jungen Zala gerichtet. Athrun senkte seinen Blick. Erneut musste er an die Worte denken, die Cagallis Vater kurz vor seinem Tod gesprochen hatte. An der Spitze der Erdallianz saß Murata Azrael, der Vorsitzende von Blue Cosmos, deren Ziel es war, die gesamten Coordinator auszulöschen. Und Plant wurde von seinem Vater geführt, der die Coordinator als die neue Menschheit sah und alle Naturals vernichten wollte. War es überhaupt noch möglich, den Krieg zu stoppen? Oder würden sich ZAFT und die Erdallianz gegenseitig auslöschen, zusammen mit der gesamten Bevölkerung? Hatte es überhaupt noch einen Sinn, zu kämpfen. 'Eine starke Flamme geht niemals aus, egal wie klein sein auch sein mag', das hatte Uzumi Nara Attha mehrfach vor ihrem Start ins All gesagt und die Crew der Archangel und der Kusanagi glaubte daran. Sie kämpften für ihre Überzeugungen, für das, was sie für richtig hielten. Sie kämpften, um den Krieg zu beenden. Und Kira kämpfte an ihrer Seite. Athrun kniff seine Augen zusammen, um die aufkommenden Tränen zu verdrängen, die sich in seinen Augen bildeten, als er an seinen besten Freud dachte. Kira, der momentan in seiner Mobile Suit irgendwo in der Nähe von Yakin Due auf ihn wartete. Kira, dem er versprochen hatte, zurückzukehren. Kira war verletzt gewesen, so schwer verletzt, dass er eigentlich in ein Bett gehörte. Trotzdem hatte er gekämpft. Athrun hatte ihm diese Verletzungen zugefügt, hatte versucht, ihn umzubringen. Wegen eines Missverständnisses. Aber Kira hatte ihm verziehen. Einfach so. Kira war schon immer zu gut für diese Welt gewesen, viel zu gut. Daran hatte auch der Krieg nichts geändert. Kira brauchte ihn. Er war noch immer verletzt. Athrun durfte jetzt hier nicht aufgeben. Irgendwie musste es doch möglich sein, hier wieder herauszukommen! Er ballte seine Hände zu Fäusten. „Athrun!", schrie Patrick und riss ihn damit aus seinen Gedanken, „Jetzt rede endlich!" Der junge Coordinator erwiderte entschlossen den Blick seines Vaters. Er würde hier nicht aufgeben. „Was du da tust, ist Wahnsinn, Vater", antwortete er mit fester Stimme, sich den Folgen seines Handelns bewusst, „Und ich werde diesen Wahnsinn nicht länger unterstützen!" Ein Schuss ertönte und Athrun spürte Schmerzen in seiner linken Schulter. Sein Vater hatte auf ihn geschossen. „Athrun, du Verräter!", schrie der Mann, er war inzwischen rot vor Zorn, bevor er weitere Schüsse auf seinen Sohn abfeuerte. Das letzte, woran Athrun sich erinnerte, waren starke Schmerzen, dann eine Schwärze, die ihn einwickelte und die Schmerzen vertrieb. Im Hintergrund hörte er eine Stimme, die immer wieder seinen Namen rief, doch er konnte nicht mehr die Kraft aufbringen, ihr zu antworten. Kira, verzeih mir, waren seine letzten Gedanken, bevor er sich der Schwärze komplett hingab. Kapitel 33: Lacus interferes (Lacus greift ein) ----------------------------------------------- „Könnt ihr mir ein Shuttle leihen? Ich werde nach Plant zurückkehren. Ich möchte mit meinem Vater reden." Erschrocken sah Kira seinen besten Freund an. Meinte er das ernst? Eigentlich konnte sich Freedoms Pilot die Frage selbst beantworten. Natürlich meinte Athrun es ernst. Er war niemand, der über solche Dinge scherzte. So kam es, dass sie sich wenig später auf der Archangel voneinander verabschiedeten. „Wenn ich nicht zurückkehre, solltest du den Justice nehmen", sagte Athrun zu Dearka, der dort auf die beiden gewartet hatte. „Nein!" Dearka sah seinem Kameraden wütend an. „Nur du solltest ihn verwenden!" Darauf erwiderte Athrun nichts mehr. Auch zu Kira sagte er nichts, als dieser beschloss, ihn mit dem Freedom noch ein Stück zu begleiten, auch wenn man ihm ansah, dass es ihm lieber gewesen wäre, Kira wäre auf der Archangel gewesen. „Kira, du wirst bald von Yakin Dues Verteidigung entdeckt werden", sagte Athrun nach einer Weile, „Du gehst besser wieder zurück." „Verstanden. Ich werde hier auf dich warten", meinte Kira. „Nein, geh zurück!", widersprach Athrun. Doch Kira wollte nicht auf ihn hören. „Du kommst wieder zurück, nicht wahr?", fragte er nach einer Weile. „Ich verspreche es", antwortete Athrun, bevor sie sich voneinander trennten und Kira hinter einigen Felsbrocken in Deckung ging, damit er nicht entdeckt wurde. Für mehrere Stunden wartete er dort, doch je mehr Zeit verging, desto unsicherer wurde er. Er machte sich Sorgen um Athrun. Es war wahnsinnig von seinem besten Freund gewesen, noch einmal nach Plant zurückzukehren, auch wenn er nur mit seinem Vater sprechen wollte. Kira kannte Patrick Zala von früher. Er war schon immer etwas aufbrausend gewesen, weswegen er früher vor dem Mann Angst gehabt hatte. Er hatte sich dann immer hinter Athrun versteckt, was dieser lächelnd zur Kenntnis genommen hatte. Noch immer gab es kein Lebenszeichen von Athrun. Hoffentlich kam Athrun bald. Er war inzwischen schon seit fünf Stunden auf Plant. So langsam musste er seinen Vater getroffen haben. Dass Athrun ihn verraten hatte und zu ZAFT zurückgekehrt war, glaubte Kira nicht. Dazu war der blauhaarige Coordinator zu loyal. Er würde ihm niemals in den Rücken fallen. Also musste etwas passiert sein. Kira beschloss, noch zwei Stunden zu warten, und wenn Athrun dann noch nicht aufgetaucht war, zur Archangel zurückzukehren und mit ihnen zu besprechen, was als nächstes zu tun war. Freedoms Pilot hatte kein gutes Gefühl bei der Sache und bis jetzt hatte ihn sein Gefühl noch nie getäuscht. Nur leider waren ihm im Moment die Hände gebunden. Er konnte nichts tun, außer zu warten und zu hoffen, dass es seinem besten Freund gut ging. Plötzlich wurde es um Yakin Due herum unruhig. Die Mobile Suits gingen in Kampfstellung. Wenig später entdeckte Kira ein Raumschiff, dass sich in sehr hoher Geschwindigkeit von Plant entfernte. Die Mobile Suits griffen das Schiff an. „Hier spricht Lacus Clyne", erhielt er plötzlich eine Nachricht von dem Raumschiff, „Wegen unserer verschiedenen Meinungen über die Zukunft erklärte Präsident Zala mich zum Feind. Ich habe nicht den Wunsch, gegen Sie zu kämpfen." Kira erstarrte. Lacus befand sich auf dem Schiff und wollte, wie es schien, an Yakin Due vorbei, ohne mit dessen Besatzung zu kämpfen. Er bezweifelte, dass das funktionierte, und beschloss, einzugreifen, sobald er es für notwendig hielt. Aber für den Moment hielt er sich erst einmal im Hintergrund. Er würde das Schiff auf jeden Fall beobachten. Vielleicht wusste Lacus ja etwas über Athrun oder er war sogar an Bord. „Bitte lassen Sie unser Schiff passieren", fuhr das Mädchen fort, „Außerdem möchte ich, dass Sie darüber nachdenken, gegen wen Sie wirklich kämpfen sollten." Doch ZAFT beendete den Angriff nicht, weswegen Kira sich nach kurzem Zögern aus seiner Deckung löste. Er schoss auf die Raketen, die sich dem Schiff näherten und es wohl ernsthaft beschädigt hätten, hätten sie es getroffen. Danach kümmerte er sich um die Mobile Suits, die es angriffen. Die Piloten waren noch immer überrascht. Wie es schien, hatten sie nicht damit gerechnet, dass sich jemand in den Kampf einmischte. Kira nutzte ihre Verwirrung, um sie so schnell wie möglich zu entwaffnen. Dabei versuchte er, die Piloten so wenig wie möglich zu verletzen. Erst als das Schiff nur noch von den Trümmern der Mobile Suits umgeben war, baute er eine Verbindung auf. „Hier spricht Freedom, Kira Yamato", sprach er. „Kira!", erklang Lacus' erleichterte Stimme durch die Verbindung und wenig später hatte er eine Videoverbindung. „Lacus?", fragte er überrascht. Er war noch immer überrascht, sie hier zu sehen, obwohl er schon seit einer Weile wusste, dass sie sich auf dem Schiff befand. So eine Handlung hatte er ihr gar nicht zugetraut... Aber den Freedom hatte sie ihm ja auch gegeben, also konnte es so abwegig gar nicht sein. „Ja", antwortete das rosahaarige Mädchen. Sie trug ein Kiras Meinung nach viel zu kurzes, lila Minikleid und einen weißen Mantel darüber. Ihr langes Haar hatte sie zusammengebunden. „Hey, Junge, du hast uns gerettet", vernahm Kira eine ihm sehr bekannte Stimme. Seine Augen weiteten sich. Aber das war doch nicht möglich, oder? „Waldfeld-san?", fragte er verwundert. War der Mann nicht tot? Er hatte ihn doch, zusammen mit seiner Einheit, in die Luft gejagt. Damals, als er noch den Strike gesteuert hatte und sie in der Wüste gegeneinander gekämpft hatten. Allen Anschein nach hatte der Mann überlebt, denn er saß gesund und munter in dem Schiff und grinste Kira an. Freedoms Pilot lächelte. Er war froh, dass er Andrew Waldfeld nicht getötet hatte, denn irgendwie hatte er den nach Kaffee verrückten Mann gemocht. Er begleitete die Eternal, so hieß das Schiff, zu dem Ort, an dem sich die Archangel und die Kusanagi versteckt hielten. Murrue-san staunte nicht schlecht, als sie wenig später der Crew des rosanen Kriegsschiffes gegenüberstand. „"Es freut mich, sie zu treffen" kling seltsam, nicht?", fragte Waldfeld-san während er der Frau die Hand reichte, „Ich bin Andrew Waldfeld." „Ich bin Murrue Ramius", antwortete die Frau, „Aber ich bin wirklich überrascht." Andrew lachte. „Das sind wir auch, nicht wahr, Junge?" Er sah zu Kira. „Sie haben einen Grund, mich anzugreifen", sagte Freedoms Pilot leise. „Wir sind im Krieg", entgegnete Andrew, „Vielleicht trägst du die Verantwortung, vielleicht aber auch nicht." „Danke", flüsterte Kira. Mit seinen Worten hatte der Mann eben klar gemacht, dass er ihm verzieh. „Was ist mit Athrun?", fragte er nach einer Weile Lacus, die sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, „Wisst ihr etwas?" Das Mädchen senkte seinen Blick. Kiras Magen zog sich zusammen. Das ungute Gefühl hatte recht gehabt. Irgendetwas war mit Athrun passiert. „Sein Vater hat ihn verhaften lassen", antwortete Lacus nach kurzem Zögern, „Mein Vater ist auf Plant geblieben. Wir versuchen, ihn zu befreien." Sie schluchzte. „Es sieht nicht gut aus. Laut unseren Informationen wurde er verletzt. Wir konnten aber nicht herausfinden, wie schwer. Wo sie ihn hingebracht haben, wird auch geheim gehalten." Kira ballte seine Hände zur Faust. Athrun war verletzt! Wenn er ihn doch nur aufgehalten hätte! Er hatte gewusst, dass es keine gute Idee war. Aber er hatte ihn trotzdem gehen lassen. Andrew nickte. Er sah Kira ernst an. „In zwei Tagen wird einer unserer Leute, die noch auf Plant sind, Kontakt zu mir aufnehmen und mich wieder zurück nach Plant bringen. Bis dahin dürften wir mehr Informationen über ihn haben. Wir werden dann entscheiden, wie wir weiter verfahren." „Ich komme mit!", sagte Kira entschlossen. Er hörte, wie um ihn herum erschrocken nach Luft geschnappt wurde. Er hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, aber das war ihm egal. Er wollte zu Athrun, so schnell wie möglich. Außerdem, wie sollte er ihm helfen, wenn er hier auf der Archangel festsaß? Er musste etwas tun. Als er zu Murrue-san und Mwu-san blickte, sah er, dass ihnen seine Entscheidung nicht gefiel. Aber er sah auch, dass sie sie akzeptierten. Sie wussten, wie viel ihm Athrun bedeutete. „Wie ich sehe, kennt ihr euch. Wie steht ihr zueinander?", fragte Andrew. „Athrun ist mein bester Freund. Wir kennen uns seit der Grundschule", antwortete Kira wahrheitsgemäß. „Nun, das ist eine Überraschung." Andrew seufzte. „Ich werde dich nicht aufhalten. Aber bist du dir sicher, dass du das wirklich willst. Ich kenne deine Fähigkeiten und ich weiß, dass wir jemanden wie dich gut brauchen könnten. Aber wenn wir auf Plant sind, gibt es kein Zurück mehr. Das sollte dir klar sein. Ich kann weder für deine Sicherheit noch für dein Überleben garantieren." „Das ist mir egal", entgegnete Kira, „Ich werde Athrun nicht im Stich lassen." „Gut", sagte Andrew, „Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!" Kapitel 34: Rescue Mission (Rettungseinsatz) -------------------------------------------- Kira hatte die letzten zwei Tage damit verbracht, sich so gut wie möglich zu erholen und seine Verletzungen zeigten langsam aber sicher Fortschritte in der Heilung. Der Arzt hatte noch immer etwas Bedenken, ihn mit nach Plant gehen zu lassen und hatte Kira das auch mehrfach versucht zu verdeutlichen. Doch der Teenager blieb stur, sehr zum Leidwesen der Crew der Archangel. Aber zumindest Mwu und Murrue versuchten nicht, ihn aufzuhalten, worüber Kira froh war. Athrun war sein bester Freund. Er würde ihn nicht im Stich lassen. Wie Andrew Waldfeld gesagt hatte, wurde die Eternal nach zwei Tagen von seinem auf Plant zurückgebliebenen Team kontaktiert. Dem Rettungsteam, wie Kira sie getauft hatte, war es ohne größere Schwierigkeiten gelungen, zurück zu den Plants zu schleichen. Sich Zutritt zu verschaffen, stellte sich schon als schwieriger heraus. „Sie haben sämtliche Passwörter geändert“, stöhnte DaCosta genervt als er versuchte das Eingangstor zur Kolonie zu öffnen. Seinem Frust freien Lauf lassend, schlug er mit der Faust gegen die Mauer neben dem Tor. „Kommt unser Team an die geänderten Codes heran?“, fragte Andrew. DaCosta schüttelte den Kopf: „Nicht auf die Schnelle ohne Zala auf sie aufmerksam zu machen. Wir könnten es versuchen, aber es würde vermutlich ein paar Tage dauern. Und wenn wir Gewalt anwenden, werden sie uns sofort bemerken.“ „Lasst mich mal ran“, meinte Kira, „Ich schau, ob ich mich in das System hacken kann.“ Andrew hob skeptisch die Brauen. „Ich glaube nicht, dass die Kolonie so schlecht gesichert ist, dass sich ein Teenager einfach Zutritt verschaffen kann. Du magst mit dem Betriebssystem einer Mobile Suit klarkommen, aber das hier ist auf einer anderen Liga. Wenn du einen Fehler machst, wird ZAFT auf uns aufmerksam.“ Kira erwiderte seinen Blick, etwas pikiert, dass der Mann ihn so unterschätzte. „Ihnen ist schon klar, dass ich eigentlich Programmierer bin? Ich kann zwar eine Mobile Suit steuern, aber meine eigentliche Stärke liegt in der Programmierung. Vielleicht fragen Sie Miss Simmons wenn wir wieder zurück sind, wer das Betriebssystem für ihre von Naturals gesteuerten Mobile Suits geschrieben hat. Oder Sie vertrauen einfach, dass ich weiß, was ich tue. Das hier ist nicht das erste System, in das ich mich hacke, und so viel stärker als der Hauptserver von Heliopolis wird der Eingang hier nicht gesichert sein.“ DaCosta gab einen geschockten Laut von sich und auch Andrew schien überrascht. „Du hast den Hauptserver von Heliopolis gehackt?“ Kira nickte: „Ja.“ „Und man hat dich nicht erwischt?“, hakte Andrew nach. Freedoms Pilot schüttelte den Kopf. „Nein.“ Andrew trat zur Seite und ließ ihn an die Steuerung des Eingangs. „Dann versuch dein Glück.“ Das ließ Kira sich nicht zweimal sagen. Er schloss sein Programmiergerät an das Tor und begann, sich das Programm anzusehen. „Vorbereitet scheinst du schon mal zu sein.“ Andrew deutete grinsend auf das Programmiergerät. Kira hob die Schultern. „Man weiß nie, wo man spontan so rein muss.“ Es dauerte nicht lange, dass hatte er die Tür geöffnet. DaCosta starrte ungläubig auf die geöffnete Tür. „Was? So schnell?“ Andrew pfiff anerkennend. „Alle Achtung, Kleiner.“ „Hat jemand einen Block und Stift?“, fragte der Sechzehnjährige. Sofort reichte einer aus dem Team ihm das gewünschte Material. Kira nahm es entgegen und schrieb alle Codes auf, die er dem System hatte entlocken können, ehe er diese an Andrew weitergab. „Hier sind die Passwörter, falls wir getrennt werden. Damit könnt ihr zwar nicht weiter in die Kolonie vordringen, aber ihr kommt unbemerkt wieder raus.“ Andrew reichte den Block an DaCosta weiter: „Merk sie dir und gib sie weiter.“ Sie warteten, bis das Team die neuen Passwörter einstudiert hatte, dann machten sie sich auf den Weg ins Innere der Kolonie. Dabei gingen sie allem Personal aus dem Weg und mischten sich schließlich unter die Zivilisten. Andrew und DaCosta legten eine simple Verkleidung an und auch Kira setzte vorsichtshalber ein Base-Cap und eine schwach getönte Sonnenbrille auf, um einen Teil seines Gesichtes zu verdecken. Zwar hatten nur das Team vom Transportschiff, welches Nicol abgeholt hatte und der Pilot des Duel sein Gesicht gesehen, aber er ging lieber sicher. Von Athrun hatte er erfahren, dass Patrick Zala und Raw Le Creuset ebenfalls von ihm wussten, ihn aber für tot hielten. Wenn sie gezielt nach ihm suchten, würden sie ihn zweifelslos erkennen. Aber solange sie das nicht taten, konnte er in der Menge untertauchen. Nachdem sie durch einige Straßen geschlendert waren, bogen sie in ein unauffällig wirkendes Gebäude ein. Dort wurden sie bereits vom auf der Kolonie zurückgebliebenen Teil des Teams, unter ihnen auch Sigel Clyne, erwartet. Einige der Teammitglieder beäugten Kira neugierig, wohl auch aufgrund seines jungen Alters. Andrew stellte ihnen Kira kurz vor. „Das ist Kira, ein Freund von Lacus und Athrun. Er ist Programmierer und kann uns Zugriff auf geschützte Bereiche verschaffen.“ Ein wenig wunderte es den Sechzehnjährigen, dass der Mann nicht mehr über ihn erzählte. Aber er wusste sicher, was er tat, weswegen Kira ihn nicht verbesserte. Außerdem war es ihm lieber, wenn er sich im Hintergrund halten konnte, zumindest vorerst. „Lacus und die Eternal konnten erfolgreich fliehen und haben sich mit der Kusanagi und der Archangel aus Orb zusammengeschlossen. Im Moment verstecken sie sich auf Mendel.“, fuhr Andrew fort, „Habt ihr bezüglich Athrun etwas erreichen können?“ Sigel schüttelte bedauern den Kopf: „Bis jetzt konnten wir noch nicht einmal ausfindig machen, wohin man ihn gebracht hat. Das einzige, was wir wissen, ist, dass er die Kolonie nicht verlassen hat. Er wird in keiner Liste geführt. Wir gehen inzwischen davon aus, dass es keine Dokumente zu seiner Festnahme gibt oder er unter einem anderen Namen gelistet wurde und nur eingeweihte Personen davon wissen.“ Kira schluckte. Athrun unter diesen Bedingungen zu finden war so gut wie unmöglich. Egal, welches System er hackte, wenn die Daten nicht eingegeben waren, würde er ihn nicht finden. „Haben Sie eine Idee wer von Patrick Zalas engsten Verbündeten Informationen darüber haben könnte?“ Vielleicht könnten sie über einen von ihnen an Athruns Aufenthaltsort herankommen. Kira hoffte es, denn anders würden sie seinen besten Freund so schnell nicht finden. Er könnte versuchen, sich in die Überwachungskamerad zu hacken und schauen, ob er den Radius eingrenzen konnte. Aber es war nicht sichergestellt, dass sie so ans Ziel kamen. „Er arbeitet sehr eng mit Ezalia Joule und Yuri Amalfi zusammen. Es ist möglich, dass einer der beiden etwas weiß“, antwortete Sigel, „aber wir können es nicht mit Sicherheit sagen.“ Das war zumindest schon einmal ein Anfang. Der eine Name kam Kira bekannt vor. „Athrun ist mit Nicol Amalfi befreundet.“ „Yuris Sohn“, erklärte Plants ehemaliger Präsident. Freedoms Pilot überlegte. „Wie ist das Verhältnis zwischen Vater und Sohn? Wenn Nicol seinen Vater zur Rede stellt, würde er Antworten bekommen?“ „Und wie willst du an den Sohn herankommen? Seit er wieder auf Plant ist, lassen seine Eltern ihn nicht mehr aus den Augen. Sein Vater hat ihm und seiner Mutter sogar hier ein Hotelzimmer gebucht!“, fragte eines der Teammitglieder. Ein junger, großgewachsener Mann mit kurzem, dunklen Haar und breiter Nase. „Nicol ist hier?“ Das würde die Sache natürlich erleichtern. Der Mann schnaubte. „Hast du mir eben nicht zugehört? Du kommst nicht an den jungen ran, ohne dass einer der Eltern dich bemerkt.“ „Dann werde ich klingeln und mich höflich als Freund vorstellen, der gerade in der Gegend ist und einen Überraschungsbesuch machen möchte“, widersprach Kira, „Nicol kennt mich und wird mich decken. Sobald wir allein sind, erzähl ich ihm dann, was passier ist.“ Er war sich sicher, dass Nicol ihnen helfen würde. Athrun war sein Freund, er würde ihn nicht im Stich lassen. Andrew blickte ihn nachdenklich an. „Das könnte tatsächlich funktionieren. Solange der Junge mitmacht. Aber glaubst du wirklich, dass er Plant verraten und sich und seine Familie zu Zalas Zielscheibe machen wird?“ „Er ist Athruns Freund. Er ist mir ins Schwert gesprungen, als er geglaubt hat, Athruns Leben sei in Gefahr“, entgegnete Kira, „Die Frage ist eher, wie viel wir ihm im Gegenzug für seine Hilfe bieten können. Wärt ihr bereit, ihn und seine Eltern zu schützen?“ Sämtliche Blicke richteten sich zu Sigel. Der Mann blickte Kira nachdenklich an. „Wir werden die Kolonie und uns der Eternal anzuschließen. Wir können sie mitnehmen, aber nicht für ihre Sicherheit garantieren.“ Kapitel 35: Reunion (Wiedersehen) --------------------------------- So kam es, dass Kira sich nur wenig später mit Andrews Störsender und seinem Programmiergerät bewaffnet vor besagter Zimmertür befand. Dem Rettungsteam war bereits bekannt gewesen, welches Hotel die Amalfis bewohnten. Für die Zimmernummer hatte Freedoms Pilot sich dann in das System gehackt. Die Alternative wäre gewesen, an der Rezeption zu fragen oder Yuri zu folgen, aber dann hätte er vielleicht ungewollte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Kira hob die Hand und klopfte kräftig gegen die Tür. Auch wenn er es vor dem Rettungsteam nicht gezeigt hatte, so war er doch etwas nervös. Er glaubte nicht, dass Nicol ihn an ZAFT verraten würde. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass Blitzes ehemaliger Pilot ihm nicht half. Doch trotzdem war er unsicher. Es dauerte nicht lange und diese wurde von einer jungen Frau mit langen grünen Locken und einem offenen, freundlichen Gesicht geöffnet. Verwundert schaute die Frau ihn an. „Kann ich Ihnen helfen?“ „Guten Tag, ist Nicol da? Ich war gerade in der Gegend und wollte kurz ‚Hallo‘ sagen.“, fragte Kira, bemüht so freundlich und offen wie möglich zu klingen. Schließlich wollte er einen guten und vor allem ungefährlichen ersten Eindruck machen. Allerdings musste er sich auch wie ein normaler Teenager verhalten, durfte also nicht zu höflich sein. Die Frau schaute ihn überrascht an, trat dann aber einen Schritt zurück in das Hotelzimmer. „Nicol, Besuch für dich.“, rief sie leise. Kira vernahm gedämpft Schritte und der junge ZAFT Pilot erschien hinter seiner Mutter. Er schien ähnlich erstaunt über seinen Besuch wie die Frau. „Kira? Was machst du denn hier?“ Der Sechzehnjährige grinste. „Überraschung. Ich wollte schauen, wie es dir geht und da ich gerade in der Gegend war…“ Es freute ihn, den jungen wieder auf den Beinen zu sehen. Als er ihn das letzte Mal gesehen hatte war er noch ans Bett gefesselt gewesen und durfte sich nicht zu sehr bewegen, um die Wunde an seinem Bauch nicht wieder zu öffnen. Wie es aussah, hatte man diese Verletzung bei ZAFT erfolgreich behandelt. Für einen Augenblick runzelte Nicol die Stirn. Er schien durchschaut zu haben, dass der Besuch andere Gründe hatte, ließ es sich aber nicht anmerken. „Die Überraschung ist dir gelungen. Komm doch rein.“ Das ließ sich Freedoms Pilot nicht zweimal sagen. Er folgte Nicol in das Hotelzimmer, durch den Eingangsbereich mit kleiner Küche und einem geräumigem Wohnbereich in das Schlafzimmer des Jungen. Dabei untersuchte er die Umgebung auf Überwachungskameras und Abhörgeräte. Kabel konnte er keine entdecken, aber in den Räumen befanden sich zu viele dekorative Gegenstände, als dass er alle anschauen konnte. Zwar vermutete er nicht, dass Yuri Amalfis Hotelzimmer überwacht wurde, aber sicher war sicher. Nicol schloss die Tür hinter ihnen und ließ sich auf das Bett fallen. „Was bringt dich her? Ich glaube nicht, dass das nur ein sozialer Besuch ist.“ Man sah ihm an, dass er hunderte Fragen hatte, die er gern stellen wollte, doch er beschränkte sich auf eine. Kira setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Er zog den Störsender aus der Tasche, schaltete ihn an und legte ihn zwischen sich und Nicol um die Bedeutsamkeit der Situation zu verdeutlichen. Er brauchte nicht zu erklären, was das kleine Gerät tat oder warum er dafür sorgte, dass sie ihr Gespräch nicht mitverfolgt werden konnte. Als Soldat wusste sein Gegenüber das bereits. Nicols Augen weiteten sich kurz als er den Störsender erblickte, aber sonst zeigte er keine Regung. „Du hast mit Sicherheit mitbekommen, dass sich während deiner Abwesenheit einiges auf Plant verändert hat“, begann Kira die Situation anzusprechen. „Orb ist gefallen. Lacus und Sigel Clyne werden als Verräter gesucht, die dem Fein wichtige Informationen zugespielt haben und Andrew Waldfeld hat mit seinem vor zwei Tagen ZAFTs neustes Kriegsschiff gekapert und ist mit ihnen geflohen“, sagte Nicol mit humorloser, ernster Stimme, „Mir scheint es außerdem, als sei Plants Regierung ein ganzes Stück radikaler geworden. Aber ich verstehe nicht das mit mir zu tun hat und warum du hier bist.“ Freedoms Pilot nickte. Das fasste die Geschehnisse der letzten Tage sehr gut zusammen. „Ich brauche deine Hilfe. Athrun ist vor zwei Tagen heimgeflogen, um mit seinem Vater darüber zu sprechen und nicht zurückgekehrt. Sigel-san hat herausfinden können, dass Präsident Zala ihn verhaften lassen hat, aber er wird nirgendwo gelistet und keiner scheint etwas darüber zu wissen. Es wurde entweder nicht oder unter falschen Namen dokumentiert.“ „Was?“ Nicol war kreidebleich geworden und starrte ihn geschockt an. „Wir wissen, dass er nicht auf eine andere Kolonie gebracht worden ist“, fuhr Kira fort, „Er muss noch hier sein. Aber wir können nicht finden, wohin man ihn gebracht hat. Dein Vater arbeitet eng mit Patrick Zala zusammen. Vielleicht hat er etwas mitbekommen. Ich brauche Athruns Aufenthaltsort. Wenn ich diesen habe, kann ich mich ins System hacken und ihn befreien.“ Nicol schluckte: „Dir ist klar, was du gerade von mir verlangst, oder?“ „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Kira. „Wenn das rauskommt, und das ist nur eine Frage der Zeit, wird man mich genauso verfolgen, wie die Clynes“, sagte Nicol, „Ich werde Plant verlassen müssen und kann wahrscheinlich nie wieder zurückkehren können. Und meine Eltern würde ich auch mit hineinziehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Präsident Zala sie ebenfalls als Verräter verfolgen lässt, selbst wenn sie nichts damit zu tun haben.“ „Wenn ich einen anderen Weg wüsste, würde ich dich nie darum bitten“, flüsterte Kira. „Ich weiß“, antwortete Nicol in gleicher Lautstärke. Er verknotete seine Hände ineinander und schien mit sich zu ringen. Sein Gesicht hatte noch immer eine ungesunde Färbung und es sah aus, als sei er kurz davor, in Tränen auszubrechen. „Du musst mir nicht helfen“, meinte Kira nach einer Weile leise, „Ich weiß, was für dich und deine Familie auf dem Spiel steht. Ich möchte dich nur darum bitten, nicht zu verraten, dass ich hier war.“ Nicol senkte seinen Blick und starrte auf den Boden. Er kniff die Augen kurz zusammen, dann wurde sein Gesichtsausdruck entschlossen. „Ich mache es“, sagte er laut und mit solcher Intensität, dass Kira kurz zusammenfuhr. „Danke“, murmelte Freedoms Pilot, „Du weiß nicht, was mir das bedeutet.“ Sein Gesprächspartner lächelte leicht: „Athrun ist auch mein Freund und ich würde so gut wie alles für ihn tun, auch ZAFT verraten. Wenn es nur um mich ginge, hätte ich sofort zugesagt. Aber ich kann meine Eltern nicht einfach mit in die Sache hineinziehen. Deshalb habe ich Bedingungen.“ Kira deutete ihm damit an, er solle fortfahren. „Wir weihen meine Eltern ein, in alles. Ich werde ihnen sagen, wer du bist und was in den letzten Wochen wirklich passiert ist. Und ich werde sie bitten, mir bei Athruns Befreiung zu helfen und die Clynes zu unterstützen.“, forderte Nicol. „Wenn du meinst es hilft, kannst du ihnen gern erzählen, wer ich bin. Ich habe nichts dagegen“, erwiderte Kira. Nicol nickte, ehe er mit fester Stimme fortfuhr: „Dafür wirst du dafür sorgen, dass sie von Clynes Leuten beschützt werden. Ich will nicht, dass ihnen meinetwegen etwas passiert.“ „Sigel-san wird mit seinen Leuten die Kolonie verlassen, sobald wir Athrun haben, und zur Eternal stoßen“, entgegnete Kira, „Ich habe die Sache mit ihm besprochen und sie sind bereit, euch mitzunehmen. Alternativ könnte ich euch auf die Archangel oder die Kusanagi bringen. Die drei Schiffe haben sich zusammengeschlossen und bilden eine dritte Front. Aber ich kann nicht für eure Sicherheit und euer Überleben garantieren. Ich werde mein Bestes tun, die Schiffe zu beschützen, aber ich bin nur ein Mensch und es kann passieren, dass wir in eine Situation gelangen, die meine Möglichkeiten übersteigt.“ Kapitel 36: Talking tot he parents (Gespräch mit den Eltern) ------------------------------------------------------------ Nicol sah Kira lange an, ehe er sich auf das Bett zurückfallen ließ: „Besser als nichts, schätze ich.“ „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Kira, „aber mehr kann ich leider nicht zusagen. Wir wissen alle nicht, ob wir die Sache überleben werden.“ „Kannst du mir mein Handy geben? Ich rufe meinen Vater an.“, fragte Nicol, „Es liegt auf dem Tisch.“ Freedoms Pilot erhob sich und brachte Nicol den gewünschten Gegenstand. Dieser nahm das Handy entgegen, entsicherte den Bildschirm und begann darauf herumzutippen. Kira schaltete in der Zwischenzeit den Störsender aus. Nicol legte das Mobiltelefon neben sich auf das Bett und das Gerät begann tuten. Es dauerte nicht lange und am anderen Ende der Leitung erklang eine Männerstimme: „Nicol, ist alles in Ordnung? Du rufst mich doch sonst nicht während der Arbeit an.“ „Hallo Dad. Es ist alles in Ordnung“, beschwichtigte der Fünfzehnjährige sofort, „Ich wollte dich nur fragen, ob du heute eher Schluss machen kannst. Ich habe überraschend Besuch von einem Freund bekommen, den ich dir und Mum gern vorstellen möchte, und er kann nicht lange bleiben, sonst verpasst er sein Shuttle.“ „Einen Moment, ich überprüfe meine Termine“, antwortete Yuri Amalfi. Am anderen Ende der Leitung wurde es kurz still. Nicol schaute hoffnungsvoll auf sein Handy. „Ich kann in zehn Minuten in Hotel sein“, sagte Yuri kurze Zeit später. Nicol setzte ein Grinsen auf. „Super! Ich sage Mum Bescheid. Bis gleich.“ „Bis gleich“, antwortete sein Vater. Dann legte er auf. „Das wäre geschafft“, seufzte Nicol und setzte sich wieder. „Was denkst du wie deine Eltern auf mich reagieren werden?“, fragte Kira, „Gibt es irgendwas, was ich besser nicht erwähnen sollte?“ Nicol schüttele den Kopf: „Nicht, dass ich wüsste. Am besten du lässt mich erklären und sagst nur etwas, wenn du gefragt wirst, zumindest für den Anfang.“ „Wie geht es dir eigentlich? Heilen deine Verletzungen gut ab?“, erkundigte sich Kira. „Mir geht es gut. Der Arzt meint in ein paar Wochen bin ich wieder so gut wie neu. Bis auf einer Narbe am Bauch werde ich es ohne bleibende Schäden überstehen“, antwortete Nicol. Kira lächelte. „Das freut mich zu hören.“ „Und dir? Du bist ja vom Krankenbett gleich aufs Schlachtfeld gestürmt.“, stellte Nicol ihm die Gegenfrage. „Der Arzt meint ich soll mich wenn möglich noch etwas schonen. Aber die Wunden verheilen gut und er denkt nicht, dass sie sich noch einmal öffnen werden“, meinte Kira. Nicol erhob sich: „Dann lass uns mal meine Mum vorwarnen, nicht dass sie einen Schreck bekommt, wenn Dad plötzlich wieder im Zimmer steht.“ Er steckte den Störsender ein, schaltete ihn aber nicht an. Die beiden hatten gerade den Wohnbereich betreten und die Tür hinter sich geschlossen, da öffnete sich auch schon die Zimmertür und Yuri trat herein. Seine Frau blickte ihn überrascht an. „Ist etwas vorgefallen? Du bist heute so zeitig.“ „Ich habe ihn gebeten, eher zu kommen“, erklärte Nicol, „Es gibt etwas, dass ich euch sagen muss. Können wir uns setzen?“ Er deutete auf die im Wohnbereich stehende Sitzgruppe bestehend aus einer Couch und zwei Sesseln. Die Möbel waren in einem warmen Braunton gehalten und sahen gemütlich, gleichzeitig aber auch modern aus. In der Mitte befand sich ein ovaler Glastisch, der auf einem grün gemusterten Teppich stand. Beide Eltern schauten zuerst ihn dann Kira verwundert an, kamen der Aufforderung aber nach und setzten sich auf die Couch. Die Teenager nahmen ihnen gegenüber in den Sesseln platz. Nicol zog den Störsender aus der Tasche, schaltete ihn an und legte ihn in die Mitte des Tisches. Kira beobachtete, wie sich Yuris Augen sich weiteten. Seine Frau schnappte erschrocken nach Luft. „Ich habe euch in einigen Dingen nicht ganz die Wahrheit gesagt“, begann Nicol. Sein Vater deutete auf den Störsender: „Ist das wirklich notwendig?“ Blitzes ehemaliger Pilot nickte. „Leider Ja. Was ich euch jetzt sage, darf diesen Raum nicht verlassen.“ „Was hast du uns zu erzählen?“, fragte seine Mutter. Trotz der Situation lächelte sie ihm aufmunternd zu. „Hat es mit deinem Besuch zu tun?“, wollte Yuri wissen. Er musterte Freedoms Pilot mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen. Nicol atmete tief durch, ehe er seine Eltern entschlossen ansah: „Präsident Zala hat uns angelogen. Der Strike der Erdallianz wurde nie von einem Natural gesteuert.“ Yuris schaute seinen Sohn erschrocken an. „Bist du sicher?“ „Es wurde nicht publik gemacht. Die einzigen, die davon wussten, waren Präsident Zala, Commander Le Creuset und Athrun. Und Lacus Clyne, sie war schließlich eine Weile an Bord der Archangel. Ich glaube, Commander Waldfeld hat es herausgefunden, aber hat nie darüber gesprochen“, fuhr Nicol fort. „Der Pilot war ein Coordinator? Was wollte ein Coordinator bei der Erdallianz? Hat er ZAFT verraten?“, wollte Yuri aufgebracht wissen. Seine Frau legte ihm die Hand auf dem Arm. „Beruhig dich, Liebling.“ Ihr Blick wanderte zu Kira und sie musterte ihn nachdenklich. Der sechzehnjährige zweifelte keine Sekunde daran, dass sie erkannt hatte, dass es zwischen ihm und dem Strike einen Zusammenhang gab. Nicol schloss für einen Augenblick die Augen, wahrscheinlich um seine Gedanken zu ordnen, ehe er fortfuhr: „Kira, das sind meine Eltern Yuri und Romina Amalfi. Mum, Dad, das ist Kira Yamato. Er ist Programmierer und ursprünglich ein Student von Heliopolis. Er ist auch derjenige, der den Strike der Erdallianz gesteuert hat.“ Yuri schnappte geschockt nach Luft: „Was?“ Auch seine Frau schien erschrocken, nahm die Sache aber nach außen hin gefasster auf: „Ich dachte er sei tot?“ Nicol verknotete nervös die Hände ineinander. Kira hatte das bereits ein paar Mal beobachtet und vermutete, dass es sich um eine Angewohnheit des Fünfzehnjährigen handelte. „Alles zu erzählen, würde zu lange dauern“, sagte Nicol, „Die Kurzfassung der letzten Wochen ist, dass Athrun und Kira sich von früher kennen, wir aber nicht davon wussten. Ich habe die Situation deshalb falsch eingeschätzt. Athruns Hauptbatterie war fast leer und die Phasenverschiebung hatte sich deaktiviert. Strike hat mit dem Schwert ausgeholt. Ich wollte Athrun retten und bin Kira praktisch ins Schwert gerannt. Kira hat sofort reagiert und das Schwert deaktiviert und zurückgezogen. Blitz ist trotzdem explodiert. Ich habe später erfahren, dass Kira mich aus den Trümmern geklaubt und auf die Archangel gebracht hat. Athrun hat davon nichts gewusst und hat beim nächsten Angriff Strikes schwer beschädigtes Cockpit in die Luft gejagt. Kira hat die Explosion knapp überlebt und wurde von Pastor Malchio hat ihn erkannt und zu den Clynes gebracht, wo er sich von seinen Verletzungen erholt hat.“ Während Nicol erzählte, wurden die Augen seiner Eltern immer größer. Ungläubig schauten sie zwischen ihm und Kira hin und her. Doch sie saßen beide ruhig auf der Couch und hörten ihrem Sohn aufmerksam zu. Nicol fuhr fort: „Als sie erfahren haben, was Präsident Zala mit der Operation Spit-Break wirklich vorhatte, haben die Clynes Kira geholfen, den Freedom zu stehlen und er ist nach Alaska, wo er ZAFT über das Cyclops informiert hat und der Archangel geholfen hat, das Schlachtfeld zu verlassen. Sie haben sich auf den Weg nach Orb gemacht. In der Zeit habe ich Kira und die Crew näher kennengelernt. Lacus hat Athrun auf Plant inzwischen ordentlich die Leviten gelesen, ihn über mich informiert und zur Archangel geschickt. Kira hat ihn zu mir auf die Krankenstation geführt und die Übergabe geregelt. Den Rest kennt ihr.“ Nachdem er geendet hatte, war es ruhig im Zimmer. Die beiden Erwachsenen mussten erst einmal verdauen, was ihr Sohn ihnen gerade gebeichtet hatte. Seine Mutter hatte sich als erstes wieder gefasst. „Warum erzählst du uns das? Warum jetzt? Und warum ist Freedoms Pilot hier? Was will er von uns?“, fragte sie. Nicol schaute seinem Vater entschlossen in die Augen, ehe er den Grund für Kiras Besuch nannte. „Präsident Zala hat Athrun vor zwei Tagen verhaften lassen. Wir brauchen deine Hilfe, um ihn auszubrechen.“ Kapitel 37: Family ties (familiäre Bindungen) --------------------------------------------- Yuri starrte seinen Sohn an. Das blanke Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben: „Das ist ein schlechter Scherz, oder?“ Auch Romina war sichtlich geschockt. Sie hatte ihre Hände vor den Mund geschlagen und starrte ihren Sohn aus geweiteten Augen an. „Ich kann und werde Präsident Zala nicht mehr unterstützen“, erklärte Nicol, „Seine Ansichten sind zu radikal. Ich habe mehrfach gehört, wie er alle Naturals als Feind bezeichnet hat. Obwohl Junius 7 von Atombomben zerstört wurde, lässt er Mobile Suits mit N-Jammer-Canceller bauen. Ich befürchte, sein Ziel ist nicht Frieden, sondern die komplette Zerstörung seiner Gegner.“ „N-Jammer-Canceller? Wusstest du davon?“, wollte Romina aufgebacht von Yuri wissen. Der Mann wich ihrem Blick aus: „Woher weißt du davon?“, fragte er stattdessen seinen Sohn. „Von Kira und Athrun“, antwortete Nicol wahrheitsgemäß. Yuri schaute zu Kira und sprach ihn zum ersten Mal direkt an: „Haben Sie die Daten weitergegeben oder hat irgendjemand anderes noch Zugriff auf die Mobile Suits?“ Der Sechzehnjährige schüttelte den Kopf: „Die Crew der Archangel weiß, dass Freedom und Justice mit N-Jammer-Canceller ausgestattet sind, aber nicht, wie dieser funktioniert. Ich habe mir Kapitän Ramius und Chef-Ingenieur Murdock abgesprochen, dass Athrun und ich die einzigen sind, die Zugriff auf diese Daten haben.“ Der Mann lehnte sich nach hinten und schloss die Augen. Man konnte ihm nicht ansehen, ob er erleichtert oder beunruhigt war durch diese Antwort. „Ich war maßgeblich am Bau dieser Einheiten betätigt“, gestand er. Nicol blickte ihn erschrocken an. „Du hast sie gebaut? Warum tust du so etwas? Wenn diese Technik in die die falschen Hände gelangt, kann sie genutzt werden, um die Plants komplett zu zerstören!“ Der Mann stöhnte gequält auf. „Die Spitze der Erdallianz wird von Muruta Azrael kontrolliert, dem Anführer von Blue Cosmos“, gab Kira bekannt. Sofort galt die Aufmerksamkeit der anderen drei ihm. „Ich hatte so etwas zwar schon vermutet, aber keiner konnte es bestätigen. Bist du sicher?“, fragte Nicol. „Ja“, antwortete Freedoms Pilot, „Und mit Plant unter Patrick Zalas radikalem Regime als Gegner, kann der Krieg nur noch weiter eskalieren. Wenn sie nicht gestoppt werden, weiß ich nicht, wozu sie noch fähig sind.“ „Deshalb habe ich mich entschieden, Kira zu helfen. Die Eternal hat sich mit der Archangel und der Kusanagi aus Orb zusammengeschlossen. Sie bilden eine dritte Front, in der Hoffnung den Krieg beenden zu können. Denn wenn wir zulassen, dass Präsident Zala und Blue Cosmos sich weiterhin bekriegen, weiß ich nicht, welche Grausamkeiten wir als nächstes zu Gesicht bekommen werden.“ Der junge Pilot schaute seine Eltern an, jede Regung von ihnen beobachtend. Romina seufze und schien mit sich zu kämpfen. Die Ansprache ihres Sohnes schien gewirkt zu haben: „Angenommen ich helfe euch, wie wird es danach weitergehen? Man wird uns als Verräter verfolgen. Wir werden untertauchen müssen oder die Plants komplett verlassen.“ „Wir schließen uns Clynes Team an und verlassen mit ihnen die Kolonie“, meinte Nicol. Ihr Mann starrte sie jetzt ebenfalls geschockt an: „was willst du damit sagen?“ Die Frau erwiderte seinen Blick entschlossen: „Ich habe meinen Sohn einmal verloren! Ich werde ihn nicht wieder verlieren! Wenn ich dafür Plant verraten und mich Sigel Clyne anschließen muss, bin ich bereit, das zu tun.“ „Mum“, murmelte Nicol. Anscheinend hatte er nicht mir dieser Reaktion gerechten. „Wenn ich dich eben richtig verstanden habe, ist dieser Junge derjenige, der sich auf den Trümmern deiner Einheit geborgen und dir das Leben gerettet hat“, fuhr sie fort. „Er ist auch derjenige, der dich erst verletzt hat“, widersprach ihr Mann. „Das stimmt so nicht“, berichtigte Nicol, „Kira hatte nie vor, mich zu verletzen. Während ich gegen ihn gekämpft habe, ist es mir nicht aufgefallen, aber während ich ans Bett gefesselt war, bin ich unsere gesamten Kämpfe noch einmal durchgegangen. Es ist lange her, seit ich das letzte mal gesehen habe, wie er auf ein Cockpit gezielt hat.“ Sein Vater ballte die Hände zu fäusten: „Er hätte dich beinahe umgebracht.“ Nicol schüttelte den Kopf. „Wenn ich bei der Sache wirklich gestorben wäre, hätte Kira keine Schuld getroffen. Es wäre Selbstmord gewesen. Ich bin ihm ins Schwert gerannt. Er hat es nicht nach mir geschwungen.“ Yuri sah zwischen seiner Frau und seinem Sohn hin uns her. Beide blickten ihn entschlossen an. „Ihr wollt wirklich Plant verraten?“, fragte er. Nicol nickte: „Wir werden Athrun ausbrechen, mit oder ohne deine Hilfe.“ „Du weißt, dass ich es mir nie verzeihen könnte, wenn dir etwas zustößt, nur weil ich dir nicht geholfen habe.“ Yuri schaute seinen Sohn gequält an. „Also gut, ich helfe euch.“ Er wandte sich an Kira. „Welche Informationen benötigt ihr genau.“ „Athruns aktuellen Aufenthaltsort“, antwortete Kira, „Und alles was Sie über den Ort wissen, an den man ihn gebracht hat. Wenn ich weiß, wonach ich suchen muss, könnte ich mich zwar auch in den Hauptserver hacken… Aber wenn ich weiß, womit ich es zu tun habe, geht es schneller.“ Der Mann erhob sich und lief durch das Zimmer. Er öffnete einen Schrank und holte seinen Laptop heraus, welchen er aufklappte und anschaltete. „Ich weiß nicht, ob es Athrun ist, aber in den letzten Tagen, wurde nur diese Person als Verräter verhaftet.“ Er suchte die gewünschten Dateien heraus, ehe er sie Kira und Nicol zeigte. Es handelte sich um die Aufnehmen einer Überwachungskamera. Sie zeigten, wie jemand in roter ZAFT-Uniform, der verdächtig nach Athrun aussah, von zwei Männern in ein Transportfahrzeug verladen wurde. Allerdings waren sie zu weit entfernt und die Bildqualität nicht gerade berauschend, weswegen Kira nicht mit Sicherheit sagen konnte, dass es sich bei der Person um Athrun handelte. Die Aufnahmezeit sprach aber dafür. „Darf ich?“ Er deutete auf den Laptop. Yuri deutete ihm an, fortzufahren. Kira wartete, bis das Transportfahrzeug den Bildschirm verlassen hatte, ehe er zurückspulte und an einem Punkt anhielt, an dem man die Personen recht gut erkennen konnte. Dann begann er, verschiedene Parameter im Wiedergabeprogramm zu verstellen. Es war nicht ideal, um ein wirklich gutes Ergebnis zu bekommen, bräuchte er bessere Technik. Aber es sollte reichen, um feststellen zu können, ob es sich wirklich um Athrun handelte. Die Amalfis beobachteten überrascht, wie das Bild schärfer wurde und die Gesichter der Personen deutlicher. Doch schon bald musste Kira aufgeben. „Mehr gibt das Video nicht her“, erklärte er, „Aber ich bin mir sicher, dass das Athrun ist.“ Er deutete mit der Maus auf eine Kette, die der Gefangene um den Hals hängen hatte. „Die hat Athrun vor ein paar Wochen von Cagalli bekommen.“ „Ich weiß, wo man ihn hingebracht hat“, sagte Yuri nach kurzen Zögern, „Aber dort einzubrechen ist so gut wie unmöglich. Der Ort ist viel zu stark gesichert. Ich habe keine Zutrittsberechtigung, also kann ich euch nicht helfen.“ Nicol schien enttäuscht über diese Aussage, doch Kira lächelte ihm aufmunternd zu. „Lass das mal meine Sorge sein. Es wird zwar eine Weile dauern, aber ich bin sicher, ich kann uns Zutritt verschaffen.“ Yuri starrte ihn ungläubig an: „Und an welchen Systemen hast du deine Fähigkeiten bereits getestet? Nicht, dass ich behaupten will, dass du kein guter Programmierer bist, aber dieses Gebäude ist so stark gesichert, dass nicht einmal eine Nadel zu Boden fallen kann, ohne dass es jemand bemerkt. Bist du dem wirklich gewachsen.“ „Ich werde mir das System anschauen müssen, um das mit Sicherheit sagen zu können, aber bis jetzt gab es noch kein System, in das ich mich nicht hacken konnte. Ich bin zuversichtlich, dass ich uns in das Gebäude und gemeinsam mit Athrun wieder heraus bekomme. Allerdings glaube ich nicht, dass wir unentdeckt bleiben werden. Ich halte es daher für Sinnvoll, alles auf unsere Flucht vorzubereiten, damit wir danach schnellstmöglich die Kolonie verlassen können.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)