Geschichten des Lebens von Chibi_Lavi (Short story sammlung) ================================================================================ Kapitel 8: Für einen guten Freund (Eigene Serie) ------------------------------------------------ Es war einmal – und das ist noch gar nicht so lange her – ein dichter, dichter Wald. In diesem Wald da lebte ein buntgemischtes Rudel Wölfe; und in diesem Rudel lebte ein kleiner ganz besonderer Wolf. Er hatte es nicht immer leicht. Wegen seiner Ohren, die in einem leuchten-den Rot-Ton endeten, ärgerten ihn vielen der jüngeren Wölfe. Aber er hatte seine Freunde, von denen er wusste, dass sie zu ihm standen – auch wenn sie ihn manchmal arg enttäuschten. Der Tag, von dem diese Geschichte handelt, war ein eben solcher, an dem der kleine Wolf mal wieder durch die Umgebung streifte, nachdem er Streit mit seinen Freunden gehabt hatte. Es war von vornherein ein merkwürdiger Tag gewesen. Obwohl es um diese Jahreszeit meis-tens gutes Wetter hatte, war es schon den ganzen Tag bewölkt gewesen und seit einigen Stun-den regnete es auch noch. Langsam trottete der kleine Wolf am Flussufer, das immer so schnell aufweichte und dann einer einzigen Matschpfütze glich, entlang. Er war ein wenig in Gedanken versunken und fragte sich, warum denn schon wieder etwas hatte schiefgehen müssen. Es war ihm einfach unerklärlich, wieso immer wegen solcher Kleinigkeiten ein ganzer Streit ausbrach. Dabei war es doch heute – wie meistens – nur ein etwas dummes Kommentar gewesen… Aber nun lies sich leider nichts mehr rückgängig machen. Und so wanderte der kleine Wolf, ohne auf seine Schritte zu achten, weiter an dem Flussufer entlang und entfernte sich immer weiter von sei-nem Rudel, wagte sich weiter, als er es sonst tat, wenn er bewusst davon ging. Dass er so hart nachdenken musste, lies ihn einfach zu sehr in seine Gedanken versinken. Auf einmal wurde er aus seinen Gedanken gerissen und der kleine Wolf konnte sich nur noch fragen, was passiert war, dass es ihm gerade den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Er stand wieder auf, schüttelte sich, um zumindest ein bisschen Matsch und Wasser aus sei-nem Fell zu schleudern. Danach sah er sich um. Entdecken konnte er nichts. Aber warum war er dann gestolpert? Außer diesem Stein war da nichts. Ob er wohl darüber gefallen war? Wahrscheinlich… Immerhin konnte er hier nichts anderes entdecken als den Fluss, dessen Ufer, eine Menge aufgeweichter Erde und diesem Stein. Und über Flüsse und aufgeweichte Erde konnte man nun mal nicht stolpern! Gerade als der kleine Wolf sich wieder umdrehte, um seinen Weg fort zu setzen, war ihm, als hätte dieser Stein da drüben gezuckt. Er ging in eine leicht geduckte Stellung und näherte sich vorsichtig dem vermeintlichen Stein an. Man konnte deutlich hören, wie er versuchte Witte-rung auf zu nehmen. Als er mit seiner Nase direkt vor dem Stein angekommen war, roch er allerdings immer noch nichts! Ganz behutsam stupste er mit seiner Nase gegen das Objekt. Überraschenderweise stellte er fest, dass das gar nicht hart war, sondern richtig weich, nicht wie ein fester, kalter Stein, wie er sonst hier m Flussufer lag. Was war das denn? Vorsichtig tippte der kleine Wolf mit seiner Pfote gegen den weichen Kloß vor ihm. Ob das ein Lehm klumpen war? Aber dann wäre da ja jetzt ein Nasenabdruck von ihm gewesen… Also eher nicht… Noch einmal tippte er dagegen. Da! Da hatte wieder etwas gezuckt! Kurz darauf fing der unförmige Haufen an sich zu bewegen. Im nächsten Augenblick sahen ihn zwei große, leicht traurig funkelnde, grüne Augen an. Der Blick war aufmerksam aber vorsichtig und dis-tanziert. „Was bist du denn?“, fragte der Wolf. So ein Lebewesen hatte er noch nie gesehen. „Und was bist du?“, kam allerdings nur eine Gegenfrage. „Ich? Ich bin ein Wolf!“ „Achso… Isst du mich jetzt..?“ „Was bist du? Wer bist du? Wo kommst du her??“, fragte der kleine Wolf, neugierig wie er war. „Ich… bin eine Katze.“ „Und wo kommst du her?“ Keine Antwort. „Warum sagst du mir das nicht?“ „Weil ich es nicht weiß.“ „Aber du musst doch wissen, wo du zu Hause bist!“ „Wenn ich es sehe, weiß ich es.“ „Aber du weißt nicht, wo du wohnst?“ „Ich bin müde…“ „Wie kommst du denn hier her?“ „Ich bin beim Spielen in den Fluss gefallen…“ Einen kurzen Augenblick herrsche stille. „Kannst du mich nach Hause bringen?“ „Aber ich weiß doch auch nicht wo du hin musst.“ „Wenn ich es sehe, weiß ich es…“, gähnte die Katze. „Schlaf doch erst einmal!“ „Ich will aber nach Hause… Auch wenn da keiner wartet.“ „Wieso wartet denn keiner auf dich? Hast du keine Freunde?“ Die Katze schüttelte nur kurz den Kopf, bevor sie ihn ablegte. „Echt nicht?“ „Nein…“ „Dann bin ich jetzt dein Freund!“ „Einfach so?“ „Genau!“ „Und warum?“ „Weil ich möchte!“, der kleine Wolf wedelte mit seinem Schwant und fuhr während dessen fort, „Und da man bei seinen Freunden wohnt, bleibst du jetzt ganz einfach bei mir!“ Und im nächsten Augenblick hatte er die Katze vorsichtig am Nacken gepackt und trug sie in Richtung seines Rudels. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)