Ganymed von Kristallini (It's just another kind of time ...) ================================================================================ Prolog: The Outer Space ----------------------- Stille. Ein Tropfen fällt zu Boden. Am Boden taucht er ein. Ein Thron. Ein Junge mit Haaren wie Staub. Leiser Regen, es klingt wie weinen. Ein Grab, ohne Blumen. Der Junge erhebt die Stimme und das Leben erwacht, aus Beton, Glas und Freiheit. "Einer fällt, einer steigt der Lauf der Dinge ist ein Kreis. Wo wir stehen das ist Schicksal." Lauter. "Niemand hat die Ewigkeit den ewig ist nichts. Wir träumen von den Sternen ohne je einen berühren zu dürfen und wenn er uns berührt verbrennen wir." Ein weiterer Tropfen, blau im Fall, am Boden rot. Der Regen ist grau. Schluchten. "Es tut mir leid, dass es mein Schicksal ist, aber ich gedenke nicht zu weinen. Ich bin der König, der König bin ich. Nur mein Reich bleibt mir, aber aus Macht wächst Licht oder Nichts." Der Thron ist aus Gold. Die Augen des Jungen, schwarz wie das Licht. Stunden verstreichen, versinken im Regen, gerinnen zu Jahren. Lachen. Kapitel 1: The Boy from Nowhere ------------------------------- Den Anfang des Winters mochte Yuri nicht. Er wohnte in einer Seitenstraße, in der nicht mehr alle Straßenlampen gingen, sodass er um diese Zeit erstens meist im Dunkeln und zweitens bei einer Mordsglätte zur Schule musste. Egal wie sehr er sich konzentrierte, es passierte ihm regelmäßig, dass er unsanft auf den Allerwertesten fiel und sich im schlimmsten Fall der Inhalt seiner Tasche über die Straße verteilte. Schon allein das reichte, um in ihm im Laufe seiner 17 Lebensjahre einen gewaltigen Hass auf den Winter, die Kälte, seine bekloppte Heimatstadt und vor allem die Schule zu erzeugen. An diesen morgen hatte es mal wieder geklappt, demzufolge schlecht war seine Laune an diesem Tag. Dass er dann in Mathe noch eine Arbeit schreiben erzürnte ihn dermassen, dass er am liebsten gleich gegangen wäre, aber er riss sich zusammen und vergrub sich einfach unter seinen Kopfhörern, wobei er die Lautstärke voll aufdrehte. Selbst als der Lehrer hereinkam nahm er nur einen Stöpsel heraus, um auf dem anderen Ohr weiter voll beschallt zu werden, denn bei seiner momentanen Stimmung garantierte er für nichts, wenn er sich nicht wenigstens akkustisch innerlich abreagieren konnte. Daher hörte er auch nicht richtig was der Lehrer ihnen erzählte, es interessierte ihn auch herzlichst wenig, denn da es noch nicht Stunde war konnte es nichts besonders Relevantes sein. Irgendwas von einem Neuzugang, der grade erst in der Stadt angekommen sei und nun in ihre Klasse käme, dann bat er Jemanden herein. Als der Junge eintrat herrschte noch allgemeiner Trubbel, Schwatzen und Lachen, doch Yuri betrachtete den Kerl ganz einträchtig, den er hatte schon auf den ersten Blick etwas Faszinierendes an sich und sofort vergass Yuri seine schlechte Laune. Er hatte aschgraues Haar, wie ein alter Mann und war dennoch viel kleiner als die meisten in seinem Alter. Auch sein Gesicht wirkte jünger als es wohl eigentlich war, fast kindlich. Ohne es richtig zu merken nahm Yuri auch den zweiten Stöpsel aus seinem Ohr und betrachtete beinahe starrend den Fremdling. Dieser stellte sich neben den Lehrer, er war wirklich geradezu ein Zwerg oder einfach so klug, dass er ein paar Klassen übersprungen hatte. "Stell dich doch bitte vor!", bat ihn der Lehrer lächelnd. Er wollte gerade ansetzen um um Ruhe zu bitten, da begann der Junge schon zu sprechen. "Mein Name ist Cornelius Brosel, ich bin gestern erst in diese Stadt gezogen. Ich bin 17 Jahre alt, habe keine Eltern und hasse laute Kinder." Schon beim ersten Wort war schlagartig jeder verstummt. In Cornelius Stimme schwang etwas mit, was einen unweigerlich aufhören lässt. Man glaubt jedes seiner Worte wäre unsagbar wichtig und mit genau dieser Annahme sprach er auch, würdevoll, ja majestätisch und durchdringend, wie wenn einem jemand leise ins Ohr schreit. Yuri dachte sofort, dass so wohl ein Herrscher zu Untergebenen spricht. Der Lehrer, der nun sichtlich den roten Faden verloren hatte fand erst die Stimme wieder als der Neue sich schon ohne einen weiteren Kommentar auf einen Platz hinten in die Ecke gesetzt hatte und begann gelangweilt aus dem Fenster zu schauen. Das klingeln riss ihn aus seiner Trance. "Gut, da das jetzt geklärt ist fangen wir mit dem Unterricht an." Yuri hatte auf einmal das Gefühl extrem wach zu sein, die Stimme des Fremden hatte in ihm seltsame Energien geweckt. Er war erstaunlich konzentriert fast so als würde er von etwas angetriben werden. Ständig, ohne es kontrollieren oder begründen zu können schaute er immer nach hinten zu dem Neuling. Wie eine Statue, sah dieser bis zum Rest der Stunde aus dem Fenster und sagte kein Wort mehr. In der Pause wagte komischerweise keiner ihn anzusprechen, was er gerne so mache, welche Musik er möge und so weiter. Aber sie redeten über ihn, der eine wollte das gehört haben, der eine das andere. Schließlich nach der zweiten Stunde in der Cornelius ebenfalls völlig regungslos, wie schlafend den Himmel betrachtet hatte und in Gedanken verloren zu sein schien, schickten die Mädchen eine besonders Taffe vor. Sie stellte sich demonstrativ neben ihn und sagte: "Hi!" Yuri beobachtete verstohlen die Szene. "Wie gehts dir so?!" Keine Antwort. Nun wurde sie etwas energischer und stuppste ihn an. "Hey,ich rede mit dir, schläfst du mit offenen Augen oder was?!" Er blieb starr, zuckte nicht einmal. Allmählich wurde sie wütend, sie mochte es nicht ignoriert zu werden, es war die Sorte Mensch die Jedermanns Kumpel sein will und das auch kann. Sie winkte vor seinem Gesicht,wie man es macht um jemanden aus seinen Tagträumen zu wecken. "Es ist echt voll unhöflich nicht zu antworten wenn dich jemand anspricht!!", sagte sie mit den Händen in den Hüften,"komm schon reg dich du Zombie!!" Mit diesen Worten packte sie Cornelius Hand, doch im selben Moment ließ sie diese los. Er betrachtete seinen Handrücken, als hätte sie direkt darauf geniesst. Dann drehte er sich ganz langsam zu ihr, fast als würde jeder seiner Muskeln der Bewegung soviel Ausdruck wie möglich verleihen wollen. Sie sah jetzt direkt in seine beinahe schwarzen Augen. Es waren Augen in denen man versank, mit denen man durchleuchtet wurde ohne den Besitzer dahinter zu erkennen. Er formulierte jede Silbe einzeln und sie kamen aus seinem Mund wie Kugeln, die einem sofort das Selbstvertrauen zerschmetterten: "Ver-schwin-de!!!" Ganz geschockt wandte sie sich ab und ging wieder zu ihren Freundinnen, sie schien fast zu heulen. "Seine Hand war ganz kalt, wie bei einer Leiche und dieser Blick...", aber sie schien im Moment nicht die richtigen Worte für dieses Erlebnis zu finden und verliess in einer Traube von Mädchen das Zimmer. Yuri war begeistert, der Typ beeindruckte ihn immer mehr. Er war nun wieder in seine Starre zurückgefallen und sah nach draußen. Plötzlich erscholl Nicks Stimme hinter ihm, er war der Klassenliebling, er sagte was und wer cool war, ihm folgten sie alle, ihn mochten alle, aber Yuri mied ihn, er war ihm zu aufgesetzt. "Echt'n freak der Neue, oder?!, hat Sanni voll abblitzen lassen. Sitzt da wie wien Zombie und zuckt sich net, echt voll assozial der Typ." Yuri fühlte sich warum auch immer auf einal persönlich angegriffen: "Es kann dir doch egal sein wie er ist!" "Oh, hegen wir etwa Sympathien für den Zombie, tja ist wol sone Sache unter untoten Kollegen. Frag ihn doch mal ob ihr zusammen eure Gang auf dem Friedhof besuchen wollt." Die anderen lachten, Yuri schwieg, das war ihm zu primitiv. Nun wurde Nick etwas herausfordernder: "Hey, wie wärs mit ner Wette?!" Yuri sah ihn entnervt an: "Wenn du mich dann endlich in Ruhe lässt!" "Ich wette, dass du nicht rauskriegst wo der Freak wohnt!!" Ein seltsames Gemisch aus Ehrgeiz, Wut und ein bisschen Neugier durchdrang Yuri und forderten ihn auf die Wette, so kindisch das auch sein mochte zu akzeptieren. "Ich wette dagegen, wenn ich gewinne musst du mir für den Rest des Jahres die Französisch Hausaufgaben machen!" "Sehr gut, und wenn ich gewinne musst du mir Mathe machen!" "Abgemacht!" Sie schüttelten sich die Hände. Alle raunten wie cool das sei mit Nick zu wetten, aber Yuri war das egal. Er hatte sich schon einen Plan zurechtgelegt, den er nach der Schule in die Tat umsetzen wollte. Dann würde er vielleicht etwas mehr über den komischen Kerl erfahren und etwas Farbe in sein blödes Leben bringen oder aber .... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)