Hass+Hass=Liebe? von Himikario ================================================================================ Kapitel 5: Nächtliches Chaos ---------------------------- Ed lief durch die zunehmend verlasseneren Straßen von Central. Obgleich er als Staatsalchemist gewiss wenig zu fürchten hatte, schlich sich eine leise Paranoia in seine Gedanken. Wo die Augen in der Nacht nur eingeschränkt ihrer Tätigkeit nachgehen konnten, wurden die Ohren umso aktiver. Jedes noch so kleine Geräusch wurde plötzlich fast schon zur Bedrohung an sich, konnte es nicht eindeutig als ungefährlich eingestuft werden. Dies führte den Drang mit sich, sich immer und immer wieder umzudrehen, sicherzugehen das man nicht plötzlich überrascht werden konnte. Alleine um den Verstand ein weiteres Mal zu beruhigen und dieses kribblige Gefühl in der Magengegend wenigstens für einige Sekunden zu beruhigen, bis es erneut einsetzte. Tapp, Tapp, Tapp. Leise Schritte waren gedämpft zu vernehmen. Erneut blieb Ed stehen und sah sich um, erblickte jedoch niemanden. Vielleicht nur ein Hirngespinst welches öfters als Begleiter nächtlicher Paranoia auftrat? Sicherlich hatte er sich das nur eingebildet oder aber jemand war in einer Seitenstraße langgelaufen. Doch sobald er sich wieder in Bewegung setzte, erklangen zum wiederholten Male gedämpfte, jedoch wahrnehmbare Schritte hinter ihm. Jede Faser seines Körpers spannte sich an, jegliche Müdigkeit fiel von ihm ab und hinterließ einen geschärften Verstand, der immer mehr in Panik auszubrechen drohte. Die Vermutung verfolgt zu werden schien gleichsam so greifbar und doch so unsinnig, konnte es doch auch reiner Zufall sein. Doch was sollte er tun um Gewissheit zu erlangen? Sein Puls beschleunigte sich gleichmäßig zu seiner Atmung, die Angst im Nacken jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. Obwohl Ed sicherlich einiges zu seiner Verteidigung unternehmen könnte, vernebelte ihm die Furcht und die Panik, des Kindes in ihm, sämtliche Fähigkeit klar zu denken. Er folgte dem natürlichsten aller Reflexen und floh, begann zu rennen, schneller immer schneller, jagte er durch die schummrige Dunkelheit, sah in jedem Schatten seinen Verfolger. Das Blut rauschte ihm ohrenbetäubend laut in den Ohren und sein Herz pochte in seiner Brust als wolle es zerspringen. Ed bog immer wieder ab, erst recht, gerade aus, zurück zur Hauptstraße, dann die nächste Links und nach 2 Straßen wieder rechts. Immer wieder landete er auf anderen Hauptstraßen die an ihm vorbeirasten, selbst bekannte Plätze blieben unbeachtet, in Anbetracht der anderen viel wichtigeren Quelle, die Gefahr mit sich brachte. Wann immer er bedächtig im laufen lauschte, hörte er sie, die Schritte seines Verfolgers! Dann bog er wieder in eine dunkle Seitenstraße ein, die nächste links, plötzlich war das Geräusch weg, als nächstes bog er wieder links ab und dann noch einmal rechts. Nach weiteren 100 Metern blieb er schwer atmend stehen, stützte die Hände an den Oberschenkeln und beugte sich leicht nach vorne, in dem Bemühen wieder zu Atem zu kommen. Sobald sich sein Puls ein wenig beruhigt hatte ging er langsam weiter, selbst bemüht nicht den geringsten Laut von sich zu geben, lauschte er in die alles verschlingenden Schatten. Stille. Nur sein eigener, schneller Atem und seine gedämpften Schritte. Er hatte ihn abgehängt. Eine unglaubliche Erleichterung floss durch Edwards Körper, löste die Anspannung in den verkrampften Muskeln und auch seine Gedanken wurden wieder klarer. Im Nachhinein fragte er sich wieso er eine solche Angst gehabt hatte? Mit seiner Alchemie hätte er seinen Verfolger sicherlich mit Leichtigkeit austricksen können. Doch Ed schüttelte diese Gedanken einfach ab und widmete sich seinem Weg zurück nach Hause. Das Problem war nur, das er so oft in diesem wirren Straßensystemen völlig kopflos abgebogen war und somit nicht die geringste Ahnung hatte wo er sich zur Zeit aufhielt. Doch Ed war sich sicher, wenn es ihm gelingen würde zu einer der Hauptstraßen zurück zu gelangen, würde der restliche Weg ein Kinderspiel werden. Deswegen ging er einfach die schmale Seitenstraße weiter entlang in der er sich befand. An ihrem Ende angelangt schien sofort das gelbliche, jetzt fast einladende Licht, der Straßenbeleuchtung von recht, während der linke Weg in Dunkelheit getaucht war. Ohne weiter nachdenken zu müssen wand er sich nach rechts und spürte ihm nächsten Moment eine kalte Hand auf seiner Schulter. Ein Schreckenslaut entfuhr seiner Kehle und durchschnitt für den Bruchteil einer Sekunde die Stille. Er erfror zur Salzsäule und sein Herzschlag setzte für einen Moment aus, nur um ihm nächsten Moment wieder zu rasen, während er bedächtig langsam den Kopf nach hinten wendete. Mit sanfter Gewalt bewirkte die Hand, das Ed sich vollständig umdrehte. Envy stand breit grinsend vor ihm. Er schüttelte den Kopf und setzte ein spielerisch belehrendes Gesicht auf. „Na, na, na das ist aber nicht die feine, alchemistische Art. Einfach vor seinem Lebensretter wegzulaufen oder Fullmetal?“, fragte er gespielt beleidigt. Ed konnte ihn im ersten Moment nur völlig entgeistert anstarren. Envy hingegen schien es richtig Spaß zu machen, Ed so aus der Fassung zu bringen. „Vielleicht solltest du Nachts lieber nicht alleine durch die dunklen, gefährlich Straßen von Central wandern, kleiner Fullmetal. Es gibt zu viele Leute mit bösen Absichten des Nachts“, erklärte Envy und setzte nun ein nahezu beängstigendes Grinsen auf, aus welchem der Wahnsinn strahlte. „Dann warst du das?“, fragte Ed etwas angespannt, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte. „Vielleicht“, er legte den Kopf schräg, „vielleicht auch nicht“, meinte er und wendete ihn zur anderen Seite. Vielmehr als diesen nichtssagenden Kommentar würde er wohl nicht als Antwort bekommen, dennoch sagte ihm seine Intuition, das Envy sein Verfolger gewesen war. Einerseits tauchte jetzt die Warum - Frage auf, aber andererseits war es vielleicht auch eine gute Gelegenheit herauszufinden, was Envys Verhältnis zu Ed dermaßen beeinflusst hatte. „Wieso bist du hier?“, fragte Ed, da er sich sicher war, das Envy ihn nicht ganz ohne Hintergedanken aufsuchte. „Einzig und alleine wegen dir“, war Envys schlichte Antwort. „Wegen mir?“, wiederholte Ed etwas verwirrt, „in wie fern?“ „Nun ja, ich habe dir das Leben gerettet, Fullmetal. Meinst du nicht das ein kleiner Dank angebracht wäre?“, fragte er fordernd. Konnte er wirklich nur deswegen gekommen sein? Vielleicht würde er sich auch gar nicht mit einem einfachen Dankeschön begnügen? Envy kam Edward nun näher. Dieser wich aus reinem Reflex weiter zurück, bis er letztendlich mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Ihn machte diese Situation sehr nervös, auf eine unangenehm, beängstigende Art. „Nun Fullmetal?“, fragte Envy leicht ungeduldig während er seine rechte Hand neben Eds Kopf gegen die Wand stützte. „Vielen Dank“, flüsterte Ed leicht verunsichert. Er fühlte sich irgendwie gefangen, nicht nur physisch, durch Envys Körper sondern auch seelisch, rein aus Verpflichtung demjenigen gegenüber dem er sein Leben zu verdanken hatte. „War das schon alles?“, fragte Envy immer noch fordernd und bedrängte Ed noch ein wenig mehr. „Was willst du den noch?“, fragte Ed verwirrt und eher stockend, da er sich selbst nicht sicher war, ob er die Antwort auf diese Frage wirklich hören wollte. Envy grinste siegessicher bevor er sich zu Ed vorbeugte, so nah bis seine intensiv violetten Augen das Einzige waren, was Edward wahrnehmen konnte und er Envys Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Ein einziges Wort bahnte sich den Weg über seine Lippen. „Dich!“, hauchte Envy, bevor sich seine Lippen begierig auf die von Edward legten. Ed hatte das Gefühl vom Schlag getroffen zu werden. Was geschah hier gerade? Wie konnte das sein? Envy konnte das unmöglich ernst meinen, oder? Ed war zu keiner Reaktion fähig. Kühle Hände legten sich um ihn und zogen ihn an den starken, warmen Körper des Homunkuli. „Wieso?“, war das einzige kaum wahrnehmbare Wort, das über Eds roséfarbende Lippen kam, als Envy wieder von ihm abließ, um in diese bezaubernden goldglänzenden Augen zu sehen. Eine der kalten Hände legte sich auf seine Wange und fuhr sanft hinunter zum Hals. „Wieso nicht?“, hauchte er ihm in Ohr und senkte erneut seine Lippen auf die von Ed. Ein Chaos explodierte in Edwards Kopf und verteilte sich in jedem einzelnen Winkel seines Körpers. Ein Gemisch aus Angst, Verlangen, Zweifel und Gewissheit erfühlte seine Gedanken und trieb ihn letztendlich dazu diesen drängenden Lippen nachzugeben, obwohl es geradezu wahnwitzig war. Doch Ed war zu keinem klaren Gedanken fähig, gab sich einfach dem Drängen seines Körpers hin und erwiderte den Kuss, allerdings eher zögerlich. Envy hätte niemals mit dieser Art von Reaktion gerechnet, obwohl er es sich tief in seiner Seele natürlich gewünscht hatte. Für ihn wäre es viel verständlicher gewesen hätte Ed versucht zu fliehen oder sich mit Händen und Füßen gewehrt. Gewiss wäre das auch kein Hindernis für Envy gewesen, er hätte trotzdem das bekommen was er wollte, auch wenn es vielleicht ein wenig länger gedauert hätte. Den ganzen Tag war er brav gewesen, aber die Gelegenheit den kleinen Fullmetal des Nachts zu verführen war einfach zu groß. Er hatte es nicht länger zurückhalten können, sein unbändiges Verlangen, nach diesem zierlich, kleinen Körper den er nun in Armen hielt. Aber auch diese geringe Bestätigung ließ sein Herz auf unerwartete Weise höher schlagen. Nie hätte er geglaubt das Ed es schaffte eine solche Euphorie in ihm auszulösen. Envys Kuss wurde nur noch drängender, noch fordernder. Er versuchte Ed dazu zu drängen, seine Lippen zu öffnen, um Envys Zunge Eintritt zu gewähren. Doch noch zierte Ed sich etwas. Gleichzeitig fuhr nun seine rechte Hand langsam vom Rücken, nach vorne zum Bauch, tauchte dort unter den schwarzen Stoff, der Edwards Oberkörper bedeckte und wanderte langsam an den Bauchmuskel entlang, weiter nach oben Richtung Brust. Er konnte spüren wie kleine wohlige Schauer über Eds Körper jagten. Ihm solche Gefühle zu bescheren, machte Envy nur noch wahnsinniger. In seiner Lendengegend verhärtete sich alles und forderte mehr. Er wollte Ed! Alles von ihm, vom Kopfe bis zum Fuße, sowohl Körper als auch Seele. Ein etwas erschrockenes Zucken fuhr durch Eds Körper, als sich etwas Hartes gegen seinen Unterleib presste. Envy grinste in den Kuss hinein. Wie empfindlich, der kleine Fullmetal doch war. So unschuldig, so rein, das schrie regelrecht danach von Lust und Begierde verfärbt zu werden. Im ersten Moment durchfloss Ed ein warmes, kribbeliges Gefühl, welches sich in seinem gesamten Körper ausbreitete und sich über das graue, wirre Chaos legte. Er fühlte sich nun weniger bedroht, ja fast schon geborgen. Allerdings schlichen sich leise Zweifel zwischen diese trügerische Wonne. Sein Verstand sagte ihm, das eine solche Verbindung zwischen ihnen niemals bestand haben würde, denn er war sich sicher, dass Envy in eines Tages verletzten würde oder die Menschen die ihm Nahe standen. Envy konnte man nicht mit Anderen vergleichen, obwohl er sich zumindest in diesem Moment zu gerne der Illusion hingegeben hätte, das er sich von Grund auf ändern könnte, aber Ed wusste, dass das völlig unmöglich war. Envy würde nicht nur wegen der Zuneigung zu Edward das lassen, was er jetzt tat. Lügen, betrügen, foltern und morden, die Liste war lang. Er löste die weiche Verbindung der Lippen und blickte in die lustvollen violetten Seelenspiegel, die regelrecht zu strahlen schienen. Ed war hin und her gerissen zwischen seinen Zweifeln und dieser Wärme, die er bei jeder Berührung spürte. Er rang nach Worten, wollte immer wieder zu einem Satz ansetzten, fand jedoch nicht die Überwindung ihn auszusprechen. Envy merkte natürlich Eds hadern, tat das jedoch als Schüchternheit aufgrund der Unerfahrenheit ab. Er senkte seinen Kopf hinunter zu Edwards Hals knabberte neckisch dran und fuhr sogleich liebevoll mit der Zunge über die angegriffene Stelle. Ed musste es jetzt einfach sagen! Er nahm Envys Gesicht in beide Hände und bedeutete ihm mit sanften Druck, das er ihn ansehen sollte. Envy kam dieser wortlosen Aufforderung nach und blinkte unentschlossenen goldenen Augen. Ed holte hörbar Luft. „Das hier ist falsch. Es kann nicht funktionieren“, brachte Ed stockend heraus. Er wendete das Gesicht von Envy ab, wollte den Blick der folgen würde nicht sehen. Weiches, langes Haar schmiegte sich an Edwards Wange, warmer Atem strich über seinen Hals. „Was soll hieran falsch sein? Ich will es, du willst es. Das ist alles was nötig ist damit es funktioniert“, flüsterte Envy mit vor Erregung rauer Stimme. Konnte es wirklich sein? Konnte es wirklich so einfach sein? Doch Envy ließ ihm nicht viel Zeit über diese Frage nachzusinnen. Wieder verwickelte er Ed in einen leidenschaftlich Kuss und drängte ihn dazu seine Lippen für ihn zu öffnen. Verunsichert gab Ed der Forderung nach. Envys eine Hand wanderte tiefer, begann damit seinen Gürtel zu öffnen. Das ging Ed viel zu schnell, sanft legte er seine Hand auf Envys und versuchte ihm so sein Unwohlsein zu signalisieren. Zog sie nach oben und ließ sie wieder los, doch sofort wanderte sie wieder zu seinem Gürtel und arbeitete weiter an seinem Gürtel. Erst war Ed noch versucht sich auf Envy einzulassen, doch dadurch spürte er die Gier, die Envys Drängen offen kundtat und löste in ihm das Gefühl aus, völlig eingenommen zu werden. Lebendig der ungeheuren Begierde einverleibt, die seinen Körper und seine Seele, nie wieder hergeben würde. Es eröffnete einen bodenlosen Abgrund, aus dem er niemals wieder empor steigen konnte, war er einmal hineingefallen. Die Angst übernahm seinen Verstand und signalisierte ihm die Gefahr, die diese Verbindung mit sich brachte. Er musste sie lösen bevor es zu spät war! Völlig unvermittelt stieß er Envy heftig von sich, wie einen Tier, welches die fütternde Hand gebissen hatte. Envy stolperte aufgrund der plötzlichen Bewegung und landete auf dem Boden. Beide starrten den anderen fast ungläubig an. „Tu – tut mir leid“, murmelte Ed eine schnelle Entschuldigung und rannte dann zur Hauptstraße. Er orientierte sich schnell und lief links entlang, seinem Hotel entgegen. So viele Gedanken, Gefühle und Eindrücke schwirrten in seinem Kopf rum. Er war einfach nicht mehr damit klar gekommen, er wusste nicht mehr ob es richtig oder falsch war, was er getan und gefühlt hatte. Die Verzweiflung über diese Ungewissheit trieb ihm die Tränen in die Augen und vernebelte nicht nur seinen Blick, sondern auch seinen Verstand. Er wollte nur noch nach Hause, zurück zur Normalität, zurück zur Klarheit seines alten Lebens. Des Lebens bevor Envy anfing sich so seltsam zu benehmen, er wünschte sich, das einfach alles vergessen zu können. Er wusste das dies nicht möglich sein würde, dennoch schlug ihm das Gewichts dieser Offenbarung schwer auf die Seele. Er drehte sich kein einziges Mal um, aber Envy verfolgte ihn auch nicht, ansonsten hätte er ihn sicherlich schon eingeholt, doch dies war nicht der Fall. Ungeachtet der verwirrten Blicke der Personen, im Eingangsbereich und an der Rezeption, schoss Edward so zerzaust und fertig er auch aussah an allen vorbei, die Treppe hoch und den Gang entlang. Erst vor seinem Zimmer blieb er stehen, klopfte heftig gegen die Zimmertür. Keine Reaktion, nicht das geringste Geräusch drang aus dem Raum, das die Anwesenheit seines Bruders preisgegeben hätte. Ungeduldig begann Ed in seiner Manteltasche zu kramen. Rechts war er nicht, links auch nicht. Als nächstes überprüfte er die Hosentaschen, doch auch da war er nicht zu finden. Irgendwo muss ich diesen dämlich Schlüssel doch haben!, dachte er am Rande der Verzweiflung. Wieder durchstöberten seine Hände seine Manteltaschen. „Suchst du vielleicht das hier Ed?“, fragte plötzlich eine bekannte Stimme freundlich von links. Ed wendete den Kopf zur Seite. Er erkannte den Mann sofort. Es war Sam, der einen Schlüssel in der Hand hielt und freundlich grinste, bis er Eds Erscheinung richtig sah. Plötzlich wich jede Fröhlichkeit aus seinem Gesicht und ein besorgter Ausdruck legte sich auf seine weichen Gesichtszüge, während er nun eilig auf Ed zu kam. „Ed“, er beugte sich etwas zu ihm hinab, um ihn richtig ansehen zu können, „Was ist passiert?“, fragte er besorgt und legte eine Hand auf Eds Schulter. Er konnte diesen Anblick kaum fassen. Edward sah absolut schrecklich aus. Der strahlende, leicht reizbare Engel, hatte sich in eine mitleiderregende Trauergestalt verwandelt. Ed ballte die Fäuste zusammen, seine Oberlippe begann zu beben und die Tränen flossen wieder über seine tränennassen Wangen, dann konnte er einfach nicht mehr und schmiss sich Sam an den Hals. Im ersten Moment war er etwas überrascht, legte dann jedoch seine Arme um Ed. Auch wenn er nicht genau wusste, was diese Trauer ausgelöst hatte, so würde er doch für Ed dar sein und ihm Trost spenden, soweit es ihm möglich war. Er wartete einen Moment, bis Edward sich wenigstens ein bisschen beruhigt hatte und schloss mit seiner rechten Hand, Edwards Zimmer auf. Den Schlüssel hatte er in seinem Auto gefunden, er musste Ed wohl irgendwann im Laufe des Tages, beim Ein- oder Aussteigen aus der Tasche gerutscht sein. Er zog den Schlüssel wieder ab und schob den Jungen mit sich selbst hinein. Was sich als nicht gerade einfach erwies da Edward nicht sonderlich bewegungsfähig schien. Sobald er die Tür geschlossen hatte, nahm er Ed auf den Arm und suchte das Schlafzimmer. Küche, Wohnzimmer, Bad und ganz zum Schluss fand er letztendlich den richtigen Raum, der als Einziges übrig geblieben war. Ed hatte sich keine Sekunde beschwert oder aber auch nur einen Ton von sich gegeben, doch es war verständlich. Irgendwas machte ihm stark zu schaffen, vielleicht würde Sam bald erfahren, was es war. Er setzte Ed aufs Bett und streifte ihm vorsichtig die Schuhe ab. Wenn er ihm etwas erzählen wollen würde, würde er das schon tun. Auch die Socken brauchte er nicht. Denn selbst wenn er nicht mit ihm redete, brauchte er doch dringend Schlaf. Als nächstes war der Mantel dran. Auch er wurde abgestreift und landete unbeachtet auf dem Boden. Nach dem Schlafen sah die Welt meistens schon viel besser und klarer aus. Die Verwirrung war Edward beinahe ins Gesicht geschrieben. Jetzt dieses andere schwarze jackenartige Teil. Edward weinte immer noch diese stillen Tränen. Zum Schluss die Hose. Die fast schlimmste Art von Tränen überhaupt. Ed rutschte brav weiter aufs Bett und legte sich hin. Dieser starre Blick, aus den sonst so leuchtenden Augen tat fast schon körperlich weh. Nun deckte Sam ihn zu und saß auf der Bettkante. Sanft streichelte er ihm beruhigend über den Kopf und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. „Du solltest versuchen zu schlafen“, murmelte Sam, nachdem Eds Tränen langsam versiegt waren. Ed schloss die Augen. Einen Moment blieb Sam noch ruhig sitzen, doch dann wollte er sich erheben. Er war noch nicht einmal richtig aufgestanden, da wurde er schon am Ärmel gepackt. Er drehte den Kopf wieder zu Ed. Dieser schaute ihn aus diesen traurigen Augen an und hatte seine Hand, in den Stoff von Sams Oberteil gekrallt. „Geh bitte nicht“, kam das brüchige Flüstern von Ed. Eigentlich hatte er jetzt sein Gepäck endlich in sein Zimmer bringen wollen, aber er würde seinen Partner nicht einfach im Stich lassen. „Okay, ich bleibe“, flüsterte Sam und streifte auch seine Schuhe und einige Kleidungsstücke ab. Er kroch zu Edward unter die Decke und dieser kuschelte sich sofort an ihn. Schutz suchend vor allem Unheil dieser Welt klammerte er sich an Sam und wurde langsam vom gleichmäßigen, beruhigenden Herzschlag des Größeren ins Land der Träume begleitet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)