Hass+Hass=Liebe? von Himikario ================================================================================ Kapitel 6: Anstoß ----------------- Wieso? Wieso aufgerechnet zu diesem Zeitpunkt? Envy kochte innerlich. Er war so nah dran gewesen, das zu bekommen, was er wollte und dann DAS! Er raufte sich verärgert die Haare. Was ihm einen sichtlich verwirrten Blick von Lust einbrachte. Es wäre nur halb so schlimm gewesen das Fullmetal weggelaufen war, hätte Envy ihm nachlaufen können. Ihr Verhältnis zueinander klären können, aber nein! Edward war noch keine 2 Minuten weg, da musste ja Lust auftauchen, weil Dante sicherlich wieder irgendeine Kleinigkeit von ihm wollte. Wäre er nicht selbst so bedacht darauf es möglichst lange geheim zu halten wäre es ihm mit Sicherheit völlig egal gewesen, aber so? Wieso musste immer dann, wenn Envy etwas wirklich wollte, irgendeine unbedeutende Kleinigkeit dazwischen kommen? Die Wut darüber ließ sich kaum in Grenzen halten. Lust schien das zu spüren, denn sie sparte sich ihre üblichen spitzen Kommentare. Envy konnte wirklich beängstigend sein, wenn er wirklich sauer war. Auch sie hatte es schon einmal zu weit mit ihm getrieben und danach nie mehr. Hätte Gluttony sie nicht im letzten Moment beschützt würde sie heute bereits nicht mehr unter ihnen wandeln. Kaum das sie in der verlassenen Stadt unter der Kirche angekommen waren, begann Envy damit ein wenig Dampf abzulassen. Er schlug ein riesiges Loch in die erstbeste Wand, die er errichte. Das alte Gemäuer brach sofort zusammen, hatte er damit doch die Grundstütze des Gebäudes zerstört. Wie als hätte das Gestein zu viel Angst vor ihm, fielen Schutt und Asche nur um ihn herum. Es war ein sonderliches Bild, doch Envys Zorn war noch lange nicht gestillt. Sofort musste die nächste Wand dran glauben. Alle Kleintiere dessen Lebensraum er gerade im Begriff war zu zerstören flohen. Der Staub stieg Meter hoch und war über die gesamte Geisterstadt zu sehen. Wieder folgte das knirschende Geräusch welches beim Zusammentreffen von Fleisch und Gestein entstand. Ungeachtet der Tatsache das er sich die komplette Haut blutig schlug, konnte er einfach nicht damit aufhören irgendetwas zu zerstören, die Wut machte ihn für diesen Moment immune gegen den Schmerz. Die Häuser fielen reihenweise, wie geschlagene Soldaten ihm Krieg, beschmiert mit dem Blut des Zornes, das schimmernd auf ihnen lag und von dem Drama zeugte welches sich hier ereignete und im Stillen an die früheren Ereignisse anknüpfte, die dieser Stadt wiederfahren waren. Nach etwa 3 Blocks zerstörter Häuser ließ der Zorn endlich nach, ließ wieder Platz für andere Gedanken. Gedanken wie den körperlichen Schmerz dessen Ursprung, die Wut selber war, aber auch Seelische, die sich als schwer lastende Ungewissheit über ihn legte wie ein grauer Schleier. Envy blickte auf seine blutigen Hände. Dieser Anblick würde sich in wenigen Minuten wieder der Normalität zugewandt haben. Es wäre als hätte es sich nie verändert, es würde verpuffen, sowie die Wut es getan hatte. Doch die Ungewissheit würde an seinen Gedanken nagen, ihn peinigen bis er die erlösende Antwort kannte, nach der er strebte, bis er das hatte, was er im Moment am meisten wollte. Völlig versunken in den quälenden Frage, ob er seine Chance vielleicht bereits vertan hatte, lief er durch das Trümmerfeld, welches in schwerer Demut vor seinem Hass niedergegangen war. Das einzige Geräusch welches die gespenstische Stille durchbrach war das Ätzen der erschlagenen Bauten, das durch die verlassen Straßen hallte, wie das letzte Aufstöhnen der Sterbenden kurz vor ihrem endgültigen Schweigen. Edward wurde geweckt vom warmen Windhauch des Lebens, der sanft über seine Stirn hinwegglitt um dann von der warmen Umarmung des Himmelsgestirn abgelöst zu werden, welches sich lautlos durchs Fenster ergoss. Jedoch spürte er noch etwas, etwas das ihm das Blut in den Kopf schießen ließ und ihn dazu trieb fast hektisch die Augen zu öffnen. Stark gegen das helle Weiß des Lichtes anblinzelnd besah er die Konturen des schlafenden Gesichts, das dem seinen so nahe war. Er schluckte schwer, spürte die weiche Haut des Größeren auf seinem Rücken, hörte das hinaufgestiegene Blut in seinen Ohren rauschen. Wie sollte er jetzt mit der Situation umgehen? Fast zögerlich umfing Ed Sams Arm mit seiner Hand um ihn mit bedächtiger Vorsicht von seinem Körper zu lösen und ihn stattdessen näher an Sam zu platzieren. Sein nervöser Blick wanderte wie ein Spielball zwischen Sams Hand und seinen Augen hin und her. Trotz der Tatsache, das er gerade erst erwacht war lag bereits eine solche Konzentration in dieser Handlung, das er vor Spannung den Atem anhielt. Erleichtert stieß er die verbrauchte Luft aus als er die erste Hürde auf seinem Weg ins Bad gemeistert hatte. Bloß keine hektischen Bewegungen, ermahnte er sich innerlich selbst, obwohl ihm sein Fluchtreflex praktisch anschrie er solle einfach aufspringen und losrennen. Langsam befreite er sich von der Decke, die ihn wie ein Kokon umfing um sich dann ein Stück wegzudrehen und sich langsam aufzusetzen. Er kroch am Fußende aus dem Bett und sammelte seine verstreut liegenden Sachen zusammen, wobei er immer wieder einen Blick auf den Braunhaarigen warf. Er wollte sich gerade umdrehen und zur Tür gehen, als Sam sich plötzlich regte, Eds Puls beschleunigte sich, alle Alarmglöckchen schrillten und drängten ihn einfach hinauszurennen, doch bevor er sich entschied zu rennen, wurde sie Situation wieder entschärft, da sich Sam lediglich umgedreht hatte. Wieder atmete Ed erleichtert auf und schüttelte den Kopf über sich selbst, dann schlich er auf Zehenspitzen, fast lautlos zur Tür und verließ den Raum. Erst als Ed das Wohnzimmer durchschritt um ins Bad zu gelangen erinnerte er sich wieder daran das sich diese Situation vielleicht noch viel mehr verkomplizieren könnte. Denn er war in der Wohnung nicht alleine, Al und Winry mussten im Nebenzimmer geschlafen haben. Ed wurde leicht schlecht bei dem Gedanken den Beiden erklären zu müssen wieso ein wild fremder Mann aus seinem Schlafzimmer kam. Es bereitete ihm bereits jetzt Kopfschmerzen, doch er schob diesen Gedanken erst einmal zurück und ließ ihn draußen zurück als er das Bad betrat. Er ließ seine Sachen auf den Teppich fallen und ließ sich Wasser in die Badewanne. Er besah sein Gesicht im Spiegel und stellte mit erschrecken fest das seine Augen immer noch leicht gerötet waren und das er völlig durch den Wind aussah mit seinem wirren Haar, deswegen öffnete er seinen Zopf und versuchte wieder ein wenig Ordnung in seine Mähne zu bekommen, bevor er eintauchte in die wohlige Wärme des Wassers. Für einen kurzen Augenblick verhalf ihm das Wasser zur Entspannung, doch die quälenden Gedanken und die Ereignisse der letzten Nacht ließen nicht lange auf sich warten. Noch immer war er sich nicht wirklich im klaren darüber wie er die gestrige Nacht beleuchten sollte. Einerseits schien der Gedanke, das Envy ihn lieben könnte so unglaublich lächerlich, wie als würde man einen Fisch und einen Vogel vereinen wollen. Solange Ed denken konnte hatte Envy immer versucht ihn umzubringen oder ihm anderweitig Schaden zuzufügen, wie konnte es jetzt also sein das er so etwas wie Liebe empfand? Aber was noch viel wichtiger war, wieso hatte er selbst auch das Gefühl das er plötzlich Zuneigung für ihn empfand? Er schüttelte sich bei dem Gedanken, er war so unnatürlich so unbegreiflich wie das ihn umgebene Wasser. Anderseits wollte Ed auf das hören was sein Herz ihm zuflüsterte einer Melodie gleich, die ihn verheißungsvoll lockte mit den schönsten Tönen und Vielfalt der Liebe. Allerdings war das noch nicht alles. Envy hatte ihm gestern Angst gemacht, eine Angst die viel tiefer griff, als jedes Mal zuvor bei dem sie sich als Feinde gegenüberstanden. Damals waren ihre Standpunkte und Ziele ersichtlich und klar, doch jetzt war alles so verworren und kompliziert geworden. Ed hatte nicht einmal die geringste Vorstellung davon wie sich Envy einem Menschen gegenüber verhielt den er liebte, sich auf ihn einzulassen bürgte einige Risiken und warf neue Probleme auf, die vergleichbar waren mit einer Gradwanderung. Am Ende dieses schmalen Pfades stand Envy, so wie er sich jetzt verhielt umgeben von schwarzen Rauch der seine ganze Persönlichkeit verhüllte, hinter ihm lag die Vergangenheit, klar und ersichtlich vor seinen Augen. An den Seiten sah er einerseits seine Freunde und seinen Bruder und auf der anderen die Homunkuli. Keine dieser beiden Fronten würde ein Verhältnis dieser Art gut heißen, es wäre für sie gewiss noch unverständlicher als für Envy oder ihn selbst. Es würde nicht leicht sein diesen Weg zu beschreiten, doch die Frage die nur er selbst sich beantworten konnte war, ob es sich lohnte, ob er bereit war diesen Weg einzuschlagen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt vermochte Ed noch nicht zu sagen, ob er dazu bereit war, denn so viele Stimmen redeten in seinem Kopf durcheinander und keine von ihnen laut genug als das er genau wüsste was er tun sollte. Wie sollte er sich nur darüber klar werden? Natürlich war da etwas, das wie ein junges Vögelein umherflatterte und seine süße reine Melodie sang, doch sein Lied wurde getrübt von den Zweifeln. „EDWARD?“, drang plötzlich die von entsetzen durchtränke Stimme seines Bruders ins Bad. Ed verzog das Gesicht zu einer Grimasse und seufzte schwer bevor er antwortete: „Ja, Al, was ist denn?“ Jedoch ahnte er schon wieso sein Bruder einen solchen Ton anschlug. Er stieg schnell aus der Wanne und band sich ein Handtuch um die Hüfte. Gerade als er die Tür öffnen wollte, hämmerte jemand heftig dagegen. „Edward, Ed mach auf!“, bat die vertraute Stimme. Natürlich kam Ed dieser Aufforderung seines Bruder nach, jedoch nur recht ungern. Al schaute ihn mit großen Augen an, zeigte in Richtung seines Schlafzimmers und fixierte wieder seinen Bruder und in seinem Blick konnte man hundert Fragezeichen erkennen. „Ed was hat DAS zu bedeuten?“, fragte er. „Beruhige dich Al, das ist bloß ein neuer Arbeitskollege, mit dem ich seit gestern arbeite“, versuchte Ed die Situation zu entschärfen. „Aber wenn ihr nur Arbeitskollegen seid wieso schläft er dann in deinem Bett? Hast du dich etwa mit ihm ...“ „Nein, hab ich nicht“, unterbrach Ed Al während ihm die Röte ins Gesicht schlug. Wie kam sein kleiner Bruder nur auf den Gedanken? Ed hatte sich noch nie mit irgendwem rumgebissen, wie kam Al darauf das er das jetzt getan haben könnte? Ed schoss bei diesen Gedanken gleich wieder die Erinnerung an den Kuss mit Envy in den Kopf und ließ ihn noch röter anlaufen als er sowieso schon war. Al legte den Kopf leicht schräg und machte ein völlig unverständliches Gesicht. „Aber wenn du dich nicht mit ihm angefreundet hast, wieso ist er dann hier?“ Hatte er seinen Bruder gerade richtig verstanden? Ein herzhaftes Kichern brach aus Ed hervor, er hatte mehr in Als Frage hereininterpretiert als nötig gewesen wäre, wie kam er bloß auf den Gedanken sein Bruder würde so etwas von ihm denken? Es war mehr als lächerlich. Die Augen seines Bruders wanderten hin und her und sein Blick konzentrierte sich stark auf die Wand, aber er verstand dennoch nicht, was er gerade so lustiges gesagt hatte. „Verzeih mir Al“, meinte Ed sich die Lachtränen aus den Augen wischend, „ ich hab dich etwas falsch verstanden. Ich habe mich tatsächlich mit diesem Mann angefreundet, Sam und ich haben noch spät Abends an unserem Fall gearbeitet, deswegen hat er hier übernachtet. Wärst du so gut deswegen für einen mehr zu decken?“ Al grinste und nickte, bevor er sichtlich entspannter in Richtung Küche davon ging. Es behangte Ed nicht seinen Bruder die ganze Wahrheit zu verschweigen, doch er hatte einfach Angst vor dem was sein Bruder von ihm denken würde, wenn er ihm die ganze Geschichte erzählte, vor allem das was gestern Abend in dieser dunklen Gasse vorgefallen war. Eine Viertelstunde später kam Edward endlich aus dem Bad, sobald er die Küche betrat sah er Sam, der da saß und seinen Kaffe trank während er sich scheinbar angeregt mit Al und Winry unterhielt. Doch als Ed eintrat tauschten sie bedeutungsschwere Blicke aus umfüllt von einer spannungsgeladenen Stille, die jedoch bald von Sam unterbrochen wurde. „Morgen Ed“, meinte er und lächelte. „Morgen Sam, Winry“, wiederholte er die Geste. Zu Edwards Glück verlief das Frühstück ohne irgendwelche Peinlichkeiten, wofür er Sam außerordentlich dankbar war, selbst Winry verhielt sich heute freundlich, da mit Eds Automail im Moment alles in Ordnung war. Gemeinsam verabschiedeten sich Sam und Ed von Winry und Al um zur Arbeit zu fahren. Auf dem Weg nach unten herrschte wieder diese bedrückende Stille zwischen ihnen und auch noch als sie in Sams Auto einstiegen. Jedoch fuhr Sam nicht sofort los, als sie beide saßen, sondern schaute Ed stumm an, erwartend, mitfühlend, obwohl er nicht wusste was passiert war. Ed sah ihn an, holte sogar Luft um dann wieder wegzuschauen. Er setzte ein weiteres Mal dazu an etwas zu sagen, doch auch diesmal brachte er es nicht über sich. „Wenn du es mir nicht sagen willst, muss du nicht...“, erklärte Sam ihm verständnisvoll. Ed verzog leicht gequält die Miene und seufzte. „Aber ich will es dir ja erklären, nur weiß ich nicht so recht wie“, druckste Ed herum. Er kannte Sam kaum, dennoch hatte er das Gefühl ihm einfach vertrauen zu können, zudem kannte er Envy nicht und konnte deshalb kein schlechtes Bild von ihm haben. Er würde die ganze Situation völlig objektiv betrachten können. „ Also es gibt da jemanden, der Gefühle für mich hat“, begann es zögerlich ohne Sam wirklich ansehen zu können. „Und hast auch du Gefühle für denjenigen?“, fragte er vorsichtig nach. Nun schaute Ed Sam doch einen Moment lang in die Augen bevor er antwortete :“ Ich denke schon, aber...“ Er hielt kurz inne. Sam wartete geduldig bis Edward weiter sprach. „ Aber wir hatten bis dato immer ein eher kompliziertes fast feindliches Verhältnis zueinander gehabt, niemand würde es verstehen“ erklärte Ed weiter und sah Sam dann erneut an. Dieser lächelte kurz. „ Nun ja letztendlich müsst ihr wissen, ob ihr bereit seid euch durch diese Probleme zu kämpfen, ob du selbst vor allem der Meinung bist, das diese Liebe stark genug werden kann, denn wenn du selbst schon daran Zweifels wie sollen es dann andere?“, versuchte Sam ihn seinem Standpunkt zu vermitteln. „ Ja das ist mir durchaus bewusst, nur aufgrund unseres früheren Verhältnis weiß ich auch nicht wirklich, ob ich ihm genug vertrauen kann, er ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln“, klage Ed. Sam sah ihn einen Moment verwundert aus, da er nicht damit gerechnet hatte das sie über einen Mann sprachen doch er atmete durch und dachte sich jedem das seine. Die Liebe ging manchmal rätselhafte Wege. Es war nicht so das ihn diese Vorstellung abstieg, aber er war halt doch überrascht, weil es nicht unbedingt üblich war. Ed hatte ihn erst verwundert angesehen, doch dann hatte er begriffen von was dieses plötzlich Erstaunen herzeugte. Diese Erkenntnis zauberte eine leichte Röte in Eds Gesicht und er räusperte sich und rieb sich verlegen den Hals. „Dann solltest du es am besten heraus finden, triff dich öfters mit ihm, rede mit ihm und entscheide dann, ob du bereit bist ihm das nötige Vertrauen zu schenken“, versuchte Sam das Gespräch normal weiter zu führen. „Ja vielleicht sollte ich das mal versuchen“, meinte Ed gedankenverloren. Dann herrschte wieder kurz Stille, die jedoch wenig später vom Schnurren des Motors durchbrochen wurde. „Danke“, murmelte Ed irgendwann während der Fahrt, immer noch daran vertieft wie er es schaffen sollte Envy wiederzusehen, schließlich hatte er keine Ahnung wo er sich aufhielt. „Gern geschehen“, erwiderte Sam lächelnd, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Edwards Gedanken schlugen mal wieder regelrecht Purzelbäume und drehten sich ihm Kreis wie eine Katze die ihren eigenen Schwanz jagte, jedoch kam er zu der Erkenntnis das er nichts tun konnte außer zu warten, darauf zu warten, das Envy ihn wieder finden würde, so wie er es jetzt schon so oft getan hatte. Die Frage war nur, wann das sein würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)