Kako von Wieselchen (Narben der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 1: Schneefang --------------------- Kako Narben der Vergangenheit Die kleine Flocke fiel langsam immer weiter hinunter. Oft wirbelte sie etwas durcheinander, trieb nochmals nach oben und drehte einige Kreise, ehe sie ihren Weg gemächlich wieder fortsetzte, leicht abgehoben vom weißen Himmel dahinter und umringt von den anderen Flocken, die ebenso gen Boden strebten. Azumas Blick war einfach auf den Boden gerichtet, viele Meter weiter unter ihm. Es war ein bisschen kalt, doch das störte ihn nicht. Eine leise, spöttische Stimme sagte, dass er das Jo nie erlauben würde, doch er achtete nicht auf sie. Für ihn war es angenehm so kühl. Seit Jo zurück gekehrt war, war alles so durcheinander geraten. So viele Dinge rangen in seinem Kopf miteinander, dass er froh war, wenn die Kälte ihn klarer denken ließ. Er hatte geglaubt er hätte alles im Griff gehabt. Er hatte seinen Platz gefunden und sich sein Leben eingerichtet wie es sein sollte, ohne jegliche Bindungen und Abhängigkeiten. Er war nun Azuma Takashi… Dieser sachte Schmerz, jedes Mal, wenn er diesen Namen sagte, erinnerte ihn daran, dass Azuma Takashi niemanden brauchte und ganz für sich alleine bleiben konnte. Er wollte es nicht anders und es war weitaus besser so. Seufzend holte er eine Zigarettenschachtel aus seiner Tasche und steckte sich eine Zigarette in den Mund. Während er das Feuerzeug heraus holte, wanderten seine verräterischen Gedanken wieder zu ihm, dachten daran, dass sie das früher nie getan hätten, schon alleine wegen Jos Asthma. War es besser geworden? Was spielte das für eine Rolle. Azuma würde sich mit ihm nicht mehr abgeben. Das war vorbei. Wieder starrte der Schwarzhaarige hinunter vom Dach, in die Tiefen zum Schulhof. Wenn man dort hinunter fiel, war man tot. Dieser Gedanke hielt ihn eine ganze Weile gefangen. Tot... Die Hand mit der Zigarette wanderte hoch und er nahm wieder einen Zug, riss sich los, von der fast tröstlich erscheinenden Tiefe. Warum war Jo zurück gekommen? Warum war er nicht in Amerika geblieben? „Ich bin gekommen, um dich zu sehen“, das hatte er gesagt. Am liebsten hätte Azuma jetzt laut geschnaubt, aber das hätte ihm auch nichts gebracht. Dieser eine Satz… dieser eine Satz brachte schon so vieles durcheinander. Freunde sollten sie sein. Aber das war absolut unmöglich. Nie wieder würde er sich auf so etwas einlassen. Nie wieder würde er von jemandem verlassen werden können. Eine solche Schwäche würde er sich niemals wieder erlauben. Und doch traf dieser Satz so unverhofft seine Sehnsüchte, viel heftiger, als er es erwartet hatte. Alleine dafür hasst er sich. Dass er so schwach war. Dass er es nicht schaffte, seine Gefühle für Jo ganz still in sich zu verschließen und sich nicht mehr weiter um ihn zu sorgen. Jo war noch der gleiche Idiot wie damals. Wie damals geriet er dauernd in Schwierigkeiten. Azuma machte sich immer Sorgen. Selbst jetzt würde er am liebsten neben seinem Bett sitzen und sehen, dass Jo friedlich schlief - und er hasste es. Die Zigarette war aufgeraucht. Azuma ließ sie verschwinden, wie er es immer machte, ohne Spuren zu hinterlassen. Jo….. Dieses verdammte Gefühl in seiner Brust….. Es durfte gar nicht erst lauter werden. Es war besser so. Es war besser, wenn sie weit voneinander entfernt blieben und er wollte niemals wieder jemanden nahe bei sich haben. Diese Freundschaft nach der er sich sehnte und dieser Mensch, der dauernd in seinen Gedanken war, würden nie wieder ein Teil von ihm sein. Unruhig zappelte die Flocke im Wind, brauste auf und fiel doch wieder hinab, wurde durcheinander geschüttelt. Der Weg zum Boden schien endlos lang zu sein, denn die Winde ließen sie nicht tiefer sinken, ohne sie wieder hinauf zu schleudern. ________________________________________ Ich hoffe ich konnte die Demian-Fans, die - zu Recht - sehr anspruchsvoll sind befriedigen, wobei ich hier meine Zweifel habe. Es ist ein recht kurzes Stück, aber es ist auch mehr die Einleitung. Azuma wird vielen anders vorkommen, in dieser Geschichte, als im Manga, was einfach daran liegt, dass der Manga seine Gefühle ja fast vollständig ausblendet und fast vollständig nur die Fassade zeigt, die Azuma für die Außenwelt zeigt. Er selbst ist sich aber der Dinge bewusst die er empfindet und da diese Geschichte sich auf seine eigenen Gedanken konzentriert, wird davon viel mehr zu sehen sein, als im Manga und auch viel deutlicher sein als im Manga. In Azumas Gedanken ist sein Plan nicht angedeutet sichtbar, sondern ganz offen dargelegt. Ich hoffe das führt nicht dazu, dass euch die Geschichte nicht gefällt. Aber selbst wenn ihr keinen Spaß am Lesen hattet, würde ich mich freuen zu erfahren was euch gestört hat und wenn es euch gefiel, was euch daran denn gefallen hat. Mit den kommenden Kapiteln wünsche ich allen Lesern noch viel Spaß und ich kann versprechen, dass die auch was länger sein werden, als dieses hier. Wie gesagt, das war praktisch der Auftakt des Ganzen. Liebe Grüße, Sanada Kapitel 2: Versenktes Weiß -------------------------- Hallo ihr Lieben! Es tut mir wirklich leid, dass das Kapitel erst jetzt kommt. Eigentlich war es nur zwei Tage nach dem letzten fertig geschrieben, aber es war dann komplizierter als gedacht das meinem Betamenschen zukommen zu lassen. O_o Ich habs dann die Tage einfach hochgeladen und ihr per ENS hinterlassen und dann hat sie es sich auch schnell engesehen. Vielen Dank auch für eure Kommentare! Ich hätte gar nicht gedacht, dass euch die Geschichte so gut gefällt, aber es freut mich natürlich sehr! Für mich ist das ein großer Ansporn, gerade, weil ich mich lange nicht an Demian getraut habe, in der Erwartung ich vermassle es. Jetzt genug gequasselt! Kapitel zwei wartet auf euch! :) ___________________________________________________ Kapitel 2: Versenktes Weiß Unruhig zappelte die Flocke im Wind, brauste auf und viel doch wieder hinab, wurde durcheinander geschüttelt. Der Weg zum Boden schien endlos lang zu sein, denn die Winde ließen sie nicht tiefer sinken, ohne sie wieder hinauf zu schleudern. Als Azuma ihr Zimmer wieder betrat, fand er Jo friedlich schlafend in seinem Bett. Diese leise, stichelnde Stimme hatte beinahe erwartet, dass etwas nicht stimmte, aber er stellte erleichtert fest, dass alles in Ordnung war und als er sich dieser Erleichterung bewusst wurde, wandte er den Kopf schnell wieder ab. Es war alles beschlossen, alles klar. In seinem Bewusstsein war der Weg, für den er sich entschieden hatte, deutlich eingebrannt. Dennoch war sein inneres Auge auf Jo gerichtet. Er sah ihn nicht, aber das musste er auch gar nicht. Er hatte dieses schlafende Gesicht schon so oft gesehen. Es war ihm ganz vertraut und er sah es umso deutlicher, je mehr er sich dagegen wehrte. Als er sich umgezogen hatte, legte er sich leise neben Jo in das Bett. Die Futons waren immer direkt nebeneinander ausgerollt und wenn er sich auf die Seite drehte, sah er direkt in Jos Gesicht, das nicht mal einen Meter von ihm entfernt war. Eine ganze Weile lag Azuma nur da und schwieg, während er die vertrauten Gesichtszüge betrachtete. Er tat es oft. Seit Jo hier war, tat er das fast jede Nacht bevor er einschlief. Jo hatte noch genau das gleiche Gesicht wie früher, nur ein klein wenig männlicher. Aber seine Züge waren sehr weich geblieben. Früher hatte er das sehr gemocht. Die Haare waren heute länger und obwohl sie ihn wohl lässig aussehen lassen sollten, gaben sie seinem ohnehin schon weichen Gesicht einen weiblichen Touch. Azumas Blicke wanderten die langen Strähnen hinunter, betrachteten die – nun etwas andere Art – wie sie sein Gesicht umschmeichelten und als er die kleinen Kringel sah, die sie trotz der Länge noch heute manchmal an den Stufen machten, musste er unwillkürlich ein wenig lächeln. Den Schmerz den der Schwarzhaarige empfand, bemerkte er jedoch auch und schloss die Augen. Wenn Azuma Jo so ansah, schien er ganz wie immer zu sein. Sein Jo, sein Jo von früher, der nur ihm alleine gehörte, den er beschützte und der mit ihm eine Welt teilte, zu der niemand einen Zutritt hatte. Aber dieser Jo war bei ihm und verriet ihn nicht. Der jetzige Jo war trotzdem nach Amerika gegangen und hatte ihn alleine gelassen. Sein eigener Schmerz darüber ließ Azuma sich selbst als lächerlich empfinden. Ein Gedanke zuckte durch seinen Kopf, der Gedanke daran, wie er über sich selbst hatte lachen müssen, weil er sich so alleine gefühlt hatte. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden und er drehte sich auf die andere Seite. Er brauchte das alles nicht. Azuma Takashi war alleine und brauchte nichts. So war es besser. Die kleine Flocke wirbelte noch immer umher, ein ganzes Stück weiter versetzt zu ihrem Ausgangspunkt. Ein anderer Baum war nahe gekommen, doch sie wirbelte sich schier ohne Orientierung in der Luft umher. Dann kam sie plötzlich zur Ruhe. Die Winde zerrten nicht mehr und sie sank ganz gemächlich hinunter, entspannte sich endlich erleichtert. Kurz über dem Baumstamm riss der Wind sie brutal hinauf, schleuderte sie erneut umher, sodass sie gänzlich ihre Orientierung verlor. ___________________________________________________ Das war es erstmal wieder. Ich weiß, es ist wieder etwas kürzer, aber wenn ich weiter schreibe, würde ich in einen neuen Abschnitt rein geraten, der am Stück erzählt werden will. Dafür gibt es im nächsten Kapitel zum ersten Mal Azuma-Jo-Interaktion. (Ob das so gut ist? ... xD) Ich freue mich natürlich, wenn euch die Geschichte gefällt und ihr mir auch ein paar Worte dazu hinterlasst. :) Beim letzten Mal war ich ja wie gesagt super überrascht, dass es so gut gefallen hat. Hat mir sehr gefreut und gleich wieder angespont! :) Bis zum nächsten Mal! *knuff* Sanada Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)