Office Mein von elfogadunk (Im Büro) ================================================================================ Kapitel 25: Plötzlich verlobt ----------------------------- Erst als der Flieger nach insgesamt fast 15 Stunden Flug schließlich zur Landung ansetzte, fiel Anjali ein, dass ihre Eltern sie vom Flughafen abholen wollten. Ihre Zeit, um Rahul loszuwerden, war also begrenzt, denn sie hatte alles andere als Lust darauf, dass ihre Eltern ihn kennenlernten und irgendwelche Fragen stellten, die sie nicht beantworten wollte. Während die Maschine dem Boden immer näher kam, überlegte sie fieberhaft, wie sie Rahul entkommen konnte. Die einzige Möglichkeit sah sie darin, ihn `aus Versehen´ in der Menge der von Bord gehenden Passagiere zu verlieren und dann schnellstmöglich das Weite zu suchen. Ihr war allerdings klar, dass das wahrscheinlich einfacher gesagt als getan war. Nichtsdestotrotz versuchte sie es. Und scheiterte. Zwischenzeitlich hatte er zwar tatsächlich den Anschluss zu ihr verloren, doch durch das viel zu langsam laufende Gepäckband hatte er sie schnell wieder eingeholt. Auf dem Weg zum Ausgang schaute sie sich nervös in alle Richtungen auf der Suche nach einem Ausweg um, was Rahul natürlich nicht verborgen blieb. Amüsiert lehnte er sich zu ihr herunter und flüsterte ihr ins Ohr: „Spar dir die Mühe. Du wirst mich nicht los...“ Und zu Anjalis größtem Bedauern behielt er damit Recht, denn in diesem Moment erblickte sie auch schon ihre Eltern, die ihr von der Eingangshalle aus freudig zuwinkten. Als sie schließlich vor ihnen stand, überwog allerdings die Wiedersehensfreude. Sie ließ ihren Koffer fallen und fiel erst ihrer Mutter und dann ihrem Vater freudestrahlend um den Hals. Doch als sie sich schließlich wieder voneinander gelöst und ein paar Begrüßungsfloskeln ausgetauscht hatten, konnte Anjali die verstohlenen, neugierigen Blicke, die ihre Eltern Rahul zuwarfen, nicht mehr ignorieren und stellte ihn gezwungenermaßen vor. „Ma, Bauji, das hier ist Rahul Khanna.“, knirschte sie mürrisch hervor. „Er...“ „Ich bin Anjalis Verlobter. Es freut mich außerordentlich, Sie beide kennenzulernen.“, klinkte Rahul sich ein und streckte den beiden zur Begrüßung die Hand entgegen. „Was?!“, riefen daraufhin alle drei unisono aus und schauten ihn verblüfft an. „Ich weiß, das kommt jetzt sicher sehr plötzlich und ich hätte es Ihnen auch gern eher mitgeteilt, aber Anjali wollte Sie unbedingt überraschen...“, behauptete er lächelnd und legte einen Arm um Anjalis Schultern, um sie liebevoll an sich zu drücken. „Was?! Was soll das?! Ich...“, wollte sie daraufhin protestieren, doch Rahul ließ sie nicht ausreden. „Na gut, ich gebe es zu. Ich war derjenige, der Sie überraschen wollte.“, gestand er ein und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, um sich dann verlegen am Hinterkopf zu kratzen. Anjali wollte diese Lüge auf der Stelle aufklären, doch ihre Eltern kamen ihr zuvor. „Arre, Anju, ich glaube es ja nicht!“, rief ihre Mutter aus. „Wie konntest du das nur vor uns geheim halten? Ich kann es gar nicht fassen, dass du endlich einen Mann gefunden hast! Und dann noch einen so höflichen und gutaussehenden dazu!“ Sie wackelte freudig mit dem Kopf und musterte Rahul ausgiebig, während ihr Vater einen Arm um Rahuls Schultern legte und meinte: „Herzlich willkommen in der Familie, Puttar!“ Anjali beobachtete fassungslos das Geschehen und konnte nicht glauben, wie schnell ihre Eltern sich mit Rahul zufrieden gaben und ihn ohne nachzufragen in die Familie aufnahmen. Verzweifelt versuchte sie, die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu erlangen, um den Irrtum aufzuklären, doch die beiden waren viel zu sehr damit beschäftigt, auf ihren vermeintlichen Schwiegersohn einzureden und ihn auszufragen. Sie hatte keine Chance. Und so wurde ihr auch nur ein beiläufiges „Chalo, Beti!“ von ihrem Vater zugerufen, als sie einfach resigniert stehen blieb, obwohl ihre Eltern und Rahul sich bereits in Bewegung gesetzt hatten, um zum Auto zu gehen. Kurz bevor sie am Wagen angekommen waren, startete Anjali einen letzten verzweifelten Versuch, Rahul doch noch loszuwerden. „Mister Khann...“, begann sie, bemerkte jedoch ihren `Fehler´ und korrigierte sich schnell. „Ähm... Rahul, wolltest du dir nicht eigentlich ein Hotelzimmer nehmen?“, fragte sie scheinheilig, löste damit allerdings nur Empörung bei ihren Eltern aus. „Kya?! Das kommt überhaupt nicht in Frage!“, rief ihr Vater aus. „Ihr anständiges Verhalten in allen Ehren, aber Sie würden uns beleidigen, wenn Sie nicht bei uns wohnen würden.“, stimmte ihre Mutter ihrem Mann zu und meinte dann mit vorwurfsvoller Miene an Anjali gerichtet: „Du kannst doch nicht zulassen, dass dein Verlobter sich ein Hotelzimmer nimmt, während wir so ein großes Haus mit mehr als genügend Platz haben. Du solltest in Zukunft ein wenig umsichtiger werden, Anju.“ „Aber ich...“, wollte Anjali protestieren, doch sie hatte die Aufmerksamkeit ihrer Eltern bereits an das in den Kofferraum zu verstauende Gepäck verloren. Anjali war fassungslos ob der völligen Solidarität ihrer Eltern dem ihnen bis vor wenigen Minuten noch gänzlich unbekannten Rahul gegenüber. Und dass er auch noch die ganze Zeit daneben gestanden und mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen das kleine Schauspiel eben beobachtet hatte, machte es auch nicht besser. Auf der Fahrt zum Haus der Sharmas musste Anjali sich mit Rahul die Rückbank teilen. Nachdem sie bereits ein Weile unterwegs waren, lehnte er sich zu ihr herüber und flüsterte: „Das Duzen kannst du in Zukunft gern beibehalten.“ Er zwinkerte daraufhin, doch Anjali kniff nur wütend die Augen zusammen. „Vergessen Sie’s!“, zischte sie und wendete sich dann von ihm ab, um aus dem Fenster zu starren. „... wie du willst...“, gab er daraufhin zurück und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Was flüstert ihr beiden denn da hinten?“, wollte Anjalis Mutter wissen und drehte sich neugierig lächelnd zu den beiden um. „Ich habe Anjali nur gesagt, wie froh ich bin, dass sie mich überredet hat, sie nach Indien zu begleiten.“, entgegnete Rahul und legte eine Hand auf Anjalis Oberschenkel, um kurz darüber zu streicheln. Anjali zwang sich daraufhin zu einem zustimmenden Lächeln und kämpfte gegen den starken Drang an, Rahuls Hand mit einem kräftigen Hieb wegzuschlagen. „Euch beiden sieht man die Liebe wirklich im wahrsten Sinne des Wortes an.“, stellte Anjalis Mutter daraufhin fest. Als sie sich allerdings wieder nach vorn gedreht hatte, schenkte Anjali Rahul einen bitterbösen Blick, der ihm sagen sollte, dass er sofort seine Hand von ihrem Oberschenkel nehmen sollte. Er wollte dieses Spiel allerdings noch ein wenig weiterspielen und strich erst sanft und quälend langsam bis zu ihrem Knie und wieder zurück, bevor er seine Hand wegzog und seine vor Schelm funkelnden Augen von ihr abwendete und seinen Blick aus dem Fenster richtete. Anjali versuchte indes ihre Atmung gleichmäßig zu halten und ihr wie wild pochendes Herz wieder zu beruhigen. Seine Berührung hatte unwillkürlich ein wahres Feuerwerk in ihr ausgelöst und sie konnte nicht verhindern, dass sie sich für einen Moment fragte, wie es wohl wäre, wenn seine Hand nicht nur über ihren Oberschenkel streichelte. Ihr Körper begann bei diesem Gedanken so sehr zu kribbeln, dass sie für einen Moment die Augen schließen und den Atem anhalten musste. Sie hasste es und verfluchte sich selbst dafür, doch sie war vollkommen machtlos dagegen. Und wenn sie an die vor ihr liegenden drei Wochen dachte, entrann nur ein verzweifelter Seufzer ihrer Kehle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)