Winterszenen von July-chan ================================================================================ Kapitel 6: Alles auf Anfang --------------------------- Lied: River Flows in You Seufzend betrat Koushoku Noeru sein Zimmer und fuhr erschrocken zusammen als die Tür hinter ihm zuschlug. Das Schloss schnappte ein und Aijou blickte ihn ernst an während er den Schlüssel in der Hosentasche verschwinden ließ. Langsam schritt er an Koushoku vorbei und ließ sich dann auf der Kante des Bettes nieder. Der junge Mensch stand noch immer mit großen Augen wie angewurzelt in der Mitte des Zimmers und machte den Eindruck einer Maus, der gerade eine Katze in Gesicht grinste. „Wir müssen uns mal unterhalten.“, sagte Aijou und der Satz klang Unheil verkündend in Koushokus Ohren nach. Der Engel erhob sich, legte einen Arm um ihn und zwang ihn dann mit sanfter Gewalt neben sich auf das Bett. Seine Finger glitten in die schwarzen Haare des anderen und lockten den müden Kopf auf seine Schulter. Die zärtliche Geste verführte Koushoku sich zu entspannen, die Steifheit wich aus seiner Haltung und er schmiegte sich an den warmen Körper neben sich. Bis er die Situation realisierte und angespannt so weit es Aijous Halb-Umarmung zuließ wegrückte. „Bist du...?“, fragte er unsicher und wurde rot als er das Zittern in seiner eigenen Stimme vernahm. Aijou schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nein.“, erwiderte er simpel. „Dann bist du...?“, hakte Koushoku nach, ein wenig neugierig, ein wenig hoffnungsvoll, er vermochte es nicht zu sagen. „Nein.“, war wieder die Antwort und er hatte reichlich Mühe seine Enttäuschung nicht zu zeigen. „Aber-“, setzte er an, doch Aijou unterbrach ihn. „Schönheit ist Schönheit, Gefühle sind Gefühle.“, erklärte er. „Also bist du doch...“ „Wenn du meinst.“, resignierte der Engel mit einem Augenrollen. Koushoku holte tief Luft, so als müsse er allen Mut, der im Raum war in sich aufnehmen um das zu auszusprechen, was sie beide wussten und was er doch endlich sagen musste, um darüber hinweg zu kommen. „Ich...“, begann er, aber die Worte verließen ihn und er biss sich frustriert auf die Unterlippe. „Ich weiß.“, beschwichtigte Aijou. „Ist okay.“ Mit einem erleichterten Seufzen lehnte Koushoku sich wieder an ihn an und für eine Weile saßen sie so da, schweigend, den plötzlichen Frieden genießend, einander himmlische menschliche Nähe gebend. Ein unausgesprochenes Danke schwebte mit einem Gern geschehen im Raum und tanzte über ihren Köpfen. .oOo.oOo.oOo.oOo.oOo. „Du warst wohl ein ziemliches Arschloch deswegen.“, brach Aijou schließlich die Stille. „Hmm.“, brummte der junge Mann an seiner Schulter benommen. „Ist ja auch nicht unverständlich. Aber irgendwie musst du jetzt auch wieder damit aufhören.“ „Ich weiß. Will ich ja auch, aber-“ „Nichts aber. Du bist nicht alleine. Nozomi will ihren Koushoku zurück, so wie er war bevor er aus ihr unerfindlichen Gründen eine 180°-Wendung gemacht hat. Du warst ja vorher auch schon schwul, du wusstest es nur nicht, und Nozomi mag dich genau so wie du bist, glaub mir. Wahrscheinlich ist sie sogar eins von diesen quietschende Fangirls, wenn du verstehst, was ich meine... Und ich für meinen Teil, könnte mich nicht weniger daran stören. Ich würde viel eher gerne mal den richtigen Koushoku Noeru kennen lernen! - Mein Name ist Aijou Tenshino, ich bin 18 Jahre alt und meine Hobbies sind fliegen, Harfe spielen und Menschen helfen. Ich will... ähm... Rettungssanitäter werden oder sowas in der Art. Und du?“ Verblüfft sah Koushoku ihn an, Aijous Finger waren noch immer in seine Haare verwoben und sein Blick war vollkommen ernst. Harfe spielen? Komisches Hobby... Die ganze Situation war schlichtweg bizarr. Aijou, der seit einer Woche bei ihnen wohnte, den er zuerst für den Freund seiner kleinen Schwester gehalten und äußerst brüsk ignoriert hatte, half ihm gerade über seine Krise hinweg. Der Gedanke entfachte ein leises Kribbeln in seinem Bauch, eine unverhältnismäßige Freude, wenn nicht sogar Euphorie, die nach Zuckerwattewolken und Schlaraffenland schmeckte. „K... Koushoku Noeru. Ich bin auch 18. Ich spiele Geige, kutschiere meine Schwester durch die Gegend und ich will Gerichtsmedizin studieren.“, ging er jedoch dann auf das Spiel ein. „Freut mich, dich kennen zu lernen.“, Aijou strahlte über das ganze Gesicht und das unnatürliche Glitzern in seinen blass grünen Augen brachte auch Koushoku zum Lächeln. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“, konterte er galant und reichte dem anderen die Hand. Dieser lehnte ein Händeschütteln ab und rutschte stattdessen vom Bett auf die Knie, um seine Lippen auf den dargebotenen Handrücken zu legen. Überrumpelt starrte Koushoku ihn an und wandte dann beschämt den Kopf, in der Hoffnung seine geröteten Wangen zu verbergen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)