Lost Souls von Selma ================================================================================ Kapitel 22: Seelenfresser ------------------------- Immer tiefer drang Selena in die Datenbanken der Lost Soul ein. Nachdem sie sich doch am Öffnungsmechanismus die Zähne ausgebissen hatte, ging das hier einfach, fast schon zu einfach. Selena stutzte, und sah sich einige der Dateien mal genauer an. Sie fluchte. Wäre ja auch zu schön gewesen. Die ‚ach so wichtigen’ Dateien waren allesamt für den Mülleimer. Selena musste ihre Suche neu aufrollen. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, das sie ein kalter Hauch spürte. Sie erschauderte und verwirrt. Was war denn das jetzt gewesen? Bei ihrem ‚Tauchgang’ hatte sie keine Gefühle, warum dann so etwas? Doch dieses Gefühl war genauso schnell wieder verschwunden wie es gekommen war. Selena klinkte sich aus und schnaufte erstmal durch. Es war niemand außer ihr im Cockpit. Ihr war kalt. Schnell überprüfte das Affenmädchen die Klimakontrolle. Alles in bester Ordnung. Sie kniff die Augen zusammen. Das fehlte noch, Fehler in den Klima-Kontroll-Systemen. Seufzen stöpselte sich Selena wieder ein. Zeta fiel mehr in sein Bett, als das er sich legte. Komplett angekleidet schlief er sofort ein. Komisch. Wieso war hier alles so grau? Zeta blickte sich verwundert um. Alles war in einem einzigen Grauton. Da schälten sich weiße Gestalten aus dem grau und umkreisten ihn. Er griff dorthin, wo eigentlich sein Schwert hängen musste, doch es war nicht da. „Das wird dir nicht helfen… uns half es auch nicht, was Jungs?“ „Ja… nichts hilft dagegen!“ „Du bist so gut wie tot…“ „Folge Karin!“ Die Geister redeten wild durcheinander, und immer wieder fiel Karins Name. Sein Gesicht verzog sich schmerzverzerrt. „Verschwindet! Zonde!“ Zeta riss die Hand hoch, aber nicht einmal ein einziger Funke schlug aus seinem Zeigefinger. Die Gestalten lachten. „Auch Mana schützt dich nicht… du bist nur ein erbärmlicher Cyborg…“ Zeta wachte auf, als er unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden machte. Und er war sich sicher, er hörte einen dieser verdammten Geister grade lachen. Zerknirscht warf er sich wieder auf das Bett und schob sich die rote LuSe in den Mund. ‚Schluss mit dem Spuk.’ Selena schloss wieder die Verbindung und seufzte. Sie hatte das System jetzt 3-mal gegen gecheckt, aber sie konnte keinen Fehler in der Klimakontrolle finden. Dennoch wollte dieses kühle Gefühl nicht weichen. Schließlich versuchte Selena sich wieder damit abzulenken, dass sie ihre ursprüngliche Arbeit fortsetzte. Doch diesmal schien sie mehr Glück zu haben. Nach zwei Stunden lehnte sie sich erschöpft in ihrem Stuhl zurück. Ihr Gesicht war unnatürlich blass und angespannt. Ihre Gedanken rasten. Langsam tasteten ihre Finger nach dem Com. "Zeta, ich weiß zwar nicht, ob es bei euch früher so etwas gab. Aber wenn sich bei uns die Kleinen nicht schickten, hieß es dann: Sei artig, oder der Seelenfresser wird kommen und dich holen, und nun..." Selena schluckte "Befinden wir uns auf genau diesem Schiff." Selena wartete auf eine Antwort. „Zeta?... Bist du da?... Hey mach keinen Scheiß, antworte…“ Zeta brummelte etwas vor sich hin, wobei ihm die rote LuSe aus dem Mund fiel. Er fuhr hoch. „Was…äh… wasn los?“ – „Was los ist?“ Selena kreischte fast. „Wir sind auf dem Seelenfresser, das ist los.“ Das war für Zeta mehr als Wecker genug. Er sprang aus dem Bett und wollte die Tür öffnen, aber sie bewegte sich nicht. „Oh sch… Selena! Die Tür ist verriegelt!“ Hastig hieb Selena auf ihren Tasten herum. „Ich bekomme das Ding von hier aus nicht auf. Alle Systeme blockieren. Mensch ist es kalt hier…“ Selena sah, wie sich kleine Dampfwolken vor ihren Lippen bildeten. Sie sprang aus dem Stuhl und wollte zur Tür, doch auch ihr blieb der Ausgang verwehrt. Sie war im Cockpit eingeschlossen und die Temperatur fiel rapide. Kira trat grade aus der Dusche, sie hatte sich ein Handtuch um den Körper gewickelt *Komm her.* grollte Alpha plötzlich in ihren Gedanken. „Warum?“ verwirrt blieb Kira stehen. *Komm zu mir, schnell.* seine ‚Stimme’ klang besorgt und Kira lief zu ihm. Sofort nahm Alpha sie wieder in seine Mitte und rollte sich um sie herum, so dass sein Körper einen lebenden Schutzwall um Kira bildete. „Was ist los? Was soll das Ganze?“ - *Ungebetener Besuch,* war seine Antwort. Zeta wollte grade an sein Energieschwert greifen um der Tür zu zeigen wer hier das sagen hatte, als er spürte, wie etwas seine Hände festhielt. Er wurde herumgerissen und blickte direkt in zwei Augen, die aus der Wand gefahren waren, ebenso wie die Kabel die seine Hände fesselten. „Wer weckt mich aus meinem Schlaf? Wer wagt es, das todbringende Schiff zu wecken?“ fragte eine lispelnde Stimme durch den Bordcom. „Nur die, die das Mana beherrschen sind befugt, dieses Schiff zu fliegen…“ ein Bohrer fuhr aus der Wand direkt vor Zeta und hielt auf seine Brust zu. „So? Shitarn!“ Zetas Hände glühten auf, die Kabel verbrannten. Eine durchsichtige Scheibe schwebte vor ihm im Raum, der Bohrer verglühte als er darauf traf. Die Tür öffnete sich. „Verdammt, verdammt,“ Selena tat alles, um sich warm zu halten. Überall zeigten sich Spuren von Raureif und die Temperatur fiel weiter. Ihre Verbindung nach Außen war zusammengebrochen. „Du hast mich aus meinem Schlaf geweckt. Du willst dir das Recht herausnehmen mich zu benutzen? Zeige mir deine Macht, oder du wirst das gleiche Schicksal erleiden, wie diejenigen die vor dir kamen und nicht das Mana besaßen.“ Die Temperatur sank nicht mehr, sie fiel… Zeta hämmerte gegen die Tür zum Cockpit. „Lass mich sofort rein, Lost Soul!“ „Nein. Nur Mana-Nutzer…“ „Du wolltest ja nicht hören. Ich lasse meine Freunde nicht im Stich!“ Zetas Energieschwert blitzte auf und fuhr in das Metall der Tür. *Sei leise, wir werden beobachtet.* Alpha schmiegte sich mittlerweile schon fast so eng um Kira, das sie schon etwas Angst bekam, nicht zu ersticken. „Nicht so fest, du schnürst mir die Luft ab,“ keuchte sie. Sofort lockerte Alpha seine Umklammerung, aber nur geringfügig. Sie konnte hören, das Zeta in einiger Entfernung war, aber Alphas großer Leib verfälschten die Laute. Dann schrie Alpha plötzlich auf und seine Muskeln spannten sich an, als sein Kopf zu einem, für Kira unsichtbaren, Ziel herum ruckte. Ein gigantischer Feuerball verließ sein Maul. *Wir sind auf einem verfluchten Geisterschiff, das es sich offensichtlich in den Kopf gesetzt hat, alle Besatzungsmitglieder, die nicht fähig sind, auf dieses komische Zeug, was es Mana nennt, zuzugreifen, vernichtet.* Er knurrte wieder. *Es soll nur versuchen an dich heran zu kommen, dann zeige ich ihm noch mehr von meinem ‚Mana’* Finstere Entschlossenheit war in seinen Augen zu lesen. So kalt, es war so ... furchtbar kalt. Selena war mittlerweile sogar schon unfähig noch mit den Zähnen zu klappern. Ihre Prothese sorgte nun zusätzlich dafür, dass sie Wärme verlor. Sie war so schrecklich müde, und irgendwo zwischen der Müdigkeit war ein falsches Gefühl der Wärme. Schlafen, sie musste einfach schlafen, dann wurde alles gut. Sie merkte schon gar nicht mehr, dass sie zu Boden stürzte. Zeta schitt ein sauberes Viereck in die Tür und trat die Metallplatte heraus. Er sprang ihr sofort hinterher, das Schwert einfahrend. Es war schneidend kalt in dem Raum, und er sah Selena auf dem Boden liegen. Sofort hob er sie vom Boden auf. „Selena, wach auf, hörst du?!“ schrie er. Die Kraft pulsierte stärker in ihm als jemals zuvor. „Foie!“ Ein Feuerball entstand vor Zeta und Selena in der Luft und heizte sie auf. Selena war erstaunlich leicht… naja, verglichen mit ihm war sie ja auch wirklich ziemlich klein. „K…ka…lt. Mir… ist… so …kal..t,“ stammelte Selena schwach. Sie bewegte sich träge und schloss die Augen. „Bleib wach, das ist ein Befehl! Foie! Foie!“ zwei weitere Feuerbälle umkreisten sie. „Sie wird erfrieren, wenn sie kein Mana einsetzen kann…“ lispelte die Stimme der Lost Soul. „Ich zerlege dich in deine Einzelteile und werfe dich ins nächst beste schwarze Loch, wenn Selena oder den anderen etwas passiert!“ zischte Zeta und rannte mit Selena in den Armen in den Reaktorraum. Auch hier schien das Schiff zu wüten, doch Alpha verteidigte Kira eisern. Das Schiff begann bereits nachzulassen. Besaß der Drache etwa Mana? Zeta entdeckte eine verkohlte Stelle an der Wand und rannte zu ihr. Er legte Selena neben die verkohlte Stelle im Metall, es glühte dort noch fast. Es zischte leise und roch nach verbrannten Federn, als Selena mit dem heißen Metall in Berührung kam. Doch sie zitterte immer noch, während der Raureif auf ihrem Körper begann zu schmelzen. „Selena, bleib bei uns.“ flehte Zeta und ergriff sie an den Handgelenken. Schneidende Kälte schoss durch die Hand, die die Prothese berührt hatte. Zeta legte die Hände auf die Prothese und versuchte die Kälte zu unterdrücken. „Resta!“ Energie floss in die Protese, doch sie erwärmte sich nur ein kleines bisschen und wurde sofort wieder eisig kalt. Der Energiestoß war zu klein gewesen. Zeta überlegte fieberhaft, seine Gedanken rasten. Seine linke wanderte in die Tasche seines Hemdes, und er umfasste eine kleine Kugel. Er zog die rote LuSe heraus und ihm kam eine zündende Idee. Die Kraft floss direkt in das Gel der Kugel. Sie begann rot zu glühen, und er setzte sie in eine Vertiefung in Selenas Prothese ein. Selena verfiel in eine art Dämmerzustand. Sie konnte immer noch spüren, wie die Kälte sich seinen Weg durch ihren Körper bahnte. Es war keine normale Kälte. Diese hier war anders. Zielgerichteter. Fast so, als wisse diese Kälte wohin sie müsste um Selena zu schädigen. Sie konnte zwar die Wärme spüren, auf der sie lag, aber diese erreichte die Kälte nicht, sondern wurde von dieser zurückgedrängt. Doch dann veränderte sich etwas. Jemand machte sich an ihrer Prothese zu schaffen, soviel konnte sie noch spüren, und dann war da plötzlich ein merkwürdiges Kribbeln. Die Kälte schien kurz zu erstarren. „Telepatris!“ flüsterte Zeta und baute eine Verbindung zu Selena auf. ‚Spüre die Kraft. Versuche nicht, sie zu zwingen, lass sie einfach fließen. Und dann sprich das Wort der Macht, das sie dir sagt.’ Entspannen, wenn man grade erfror, war leichter gesagt als getan. ‚Feura’. Mit einem Mal spürte Selena, wie aus dem kribbelnden Gefühl etwas entstand und die Kälte attackierte und langsam wurde sie zurückgedrängt. Selena wurde endlich wieder wärmer. Ein kleines Heulen zog sich durch das Schiff. Ein Gesicht schälte sich aus der Wand hinter Zeta, fuhr an einem dicken Strang Kabel heraus und blickte ihn von hinten her an. „Die, die das Mana nicht verwenden können, werden früher oder später verschwinden…“ lispelte das Gesicht. Zeta stand langsam auf und ballte die rechte Hand zur Faust. Er fuhr schneller herum, als man mit bloßem Auge erkennen konnte, und versenkte seine Hand in dem Gesicht. Metallteile splitterten, und als Zeta seine Hand zurückzog, tropfte Blut zu Boden. „Ich bin der Kapitän dieses Schiffes!“ rief er laut. „Und ICH sage, sie bleiben, ob sie nun Mana nutzen können oder nicht! Du hast mir zu gehorchen, Lost Soul, oder ich lasse dich leer in das Zentrum der Galaxie springen!“ Das Heulen wurde leiser und zu einem lispeln. „Jawohl…Kapitän Zeta…“ „Versuche auch nur einmal Kira anzurühren und du brauchst keinen Sprung mehr ins Zentrum der Galaxie,“ knurrte Alpha durch das Com. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)