Monday Dreaming von Momachita ================================================================================ Kapitel 1: Staustress --------------------- Eine Woche Urlaub. Unsere Eltern haben sich extra frei genommen, damit wir Mamas größten Wunsch der letzten fünf Jahre endlich erfüllen konnten: Urlaub mit der ganzen Familie. Da meine Schwester und ich sonst immer unterwegs und unsere Eltern an den Wochenenden zu sehr mit dem Versuch beschäftigt sind, den kläglichen Rest Freizeit, der ihnen neben ihren Berufen noch zu Verfügung steht, mit Freunden in Verbindung zu bringen, sehen wir uns meist nur einmal am Tag, zum Frühstück. An Feiertagen und Geburtstagen noch zum gemeinsamen Abendessen, aber das war's dann auch schon. Und da unsere geliebte Mutter eine wahre Harmoniefanatikerin ist und wegen all dem Stress der letzten Wochen fast zusammengebrochen wäre, haben wir Schneiders uns nun endlich zu diesem Urlaub durchzuringen. Nur Paps, Mama, Lizy, meine unglaublich nervtötende Schwester und ich. Ach ja, und Will, der nicht nur die perfekte Idee für das Urlaubsziel und genug Connections für eine gescheite Unterkunft hat, sondern zudem noch mein Ex ist und schon bald mein Schwager wird. Ich weiß, das klingt ziemlich verwirrend. Und das ist es auch. Aber zum Glück nicht sonderlich kompliziert. Ich bin schwul. Und Will bi. Ich habe ihn vor etwa vier Jahren kennen gelernt. Ganz normal auf einer Party. Wie man das halt so kennt. Mit uns beiden hat es zwar nicht sonderlich gut geklappt, nach einem Monat trennten wir uns schon wieder. Aber blieben als Freunde zusammen und schließlich lernte er so auch meine Schwester kennen, seine jetzige Verlobte. Er mag mich zwar immer noch sehr und macht solche Annäherungsversuche wie heute Morgen mit dem Schmatzer auf die Wange wirklich gerne, aber wir wissen alle, dass es zwischen Lizy und ihm die große Liebe ist. Immerhin hat sie ihm den Antrag gemacht und das obwohl sie sich seit ihrem 14. Lebensjahr geschworen hat, sie werden nie heiraten! Tja, Schwesterherz, falsch gedacht! So kommt es, dass ich bei diesem Date-Urlaub der einzige bin, der Single ist. Ach, und Ramses ist auch Single. Der kleine knuddelige Hundewelpe, auf den Will zurzeit aufpassen muss und der uns von daher begleitet und die sonnigen Tage noch mehr versüßen wird. Wirklich, dieser Hund ist das niedlichste, was mir bislang unter die Augen gekommen ist. Verschlafen liegt er auf meinem Schoß, reibt sich erst die feuchte Schnauze mit seiner Pfote, legt diese dann darauf, rekelt sich noch ein bisschen weiter hin und her bis er endlich DIE Position zum Liegen gefunden hat und friedlich einschläft. Putzig. „Wie geht’s Rambo?“, erkundigt sich da gerade sein Aufpasser von vorne nach dem Kleinen und weckt ihn damit auf. „Ach, Will!“, seufzte ich vorwurfsvoll und kraule dem kleinen Hündchen hinterm Ohr. Er verdreht den Kopf vor Verzückung und wackelt freudig leicht mit dem Schwänzchen. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, erwidert Will gereizt. Er hasst lange Autofahrten, hat aber darauf bestanden, dass er fährt und nicht, wie wir zuerst vorgehabt hatten, abwechselnd ich und Lizy. „Jetzt hast du den Kleinen wieder aufgeweckt.“, belehre ich ihn. „Außerdem heißt er immer noch Ramses, nicht Rambo.“ Als ob dieses Kuschelvieh überhaupt jemals ein Rambo werden könnte. So lieb wie er einen immer anguckt. So niedlich! „Ramses.“, sagt Will abfällig. „Wer hat sich den Namen bitte ausgedacht. Für einen Golden Retriever.“ Ich habe aufgehört zu zählen wie oft er sich darüber schon beschwert hat. „Aber Ram können wir ihn auch nicht nennen. Also heißt er Rambo. Punkt.“ Will liebt Abkürzungen. Naja, bei dem Vornamen würde ich auch wollen, dass man mich Will nennt. Vielleicht passt er deswegen ja so gut zu Lizy. Sie haben beide total altmodische Namen abbekommen und können sich nun tagein, tagaus zusammen darüber aufregen. Wilhelm und Elisabeth. Klingt als wären das meine Großeltern. „Was grinst du denn schon wieder so dumm, he?“ Will hat mich durch den Rückspiegel fixiert. „Ach nichts.“ Ich kann's mir nicht verkneifen und füge ein leises „Wilhelm“ hinzu. Der knurrt mich nur kurz an und konzentriert sich dann wieder auf den Verkehr auf der Straße vor ihm. Lizy währenddessen hat sich mal wieder vorzüglich auf unsere Kosten amüsiert und kichert schon die ganze Zeit immer wieder vor sich hin. „Ihr seid wirklich wie ein altes Ehepärchen.“ Ich beuge mich etwas zu ihr nach vorne. „Wart's nur ab, in ein paar Jahren bin ich derjenige, der das sagen darf.“ Sie streckt mir als Antwort die Zunge raus. Ich tue es ihr gleich und werde überrascht nach hinten in den Sitz geworfen, als Will plötzlich hart abbremst und zum Stehen kommt. „Scheiße!“ Fluchend schlägt er aufs Steuer und schaltet den Warnblinker an. „Was ist denn jetzt los?“ „Siehst du doch.“ Will wedelt mit seinem Arm nach vorne. „Stau. So ein Mist!“ Wir stehen einige Minuten ehe wir zwei, drei Schritte weiterrollen, bis wir wieder stehen. Will hat das Radio angestellt, aber nicht um Musik zu hören, sondern um sich zu vergewissern, dass es den Stau wirklich gibt und er nicht einfach nur eine Einbildung ist. Ganz ehrlich, wieso sollte man sich über Staus informieren, wenn man schon drin steckt? Ist doch sinnlos. Man macht sich nur damit die Stimmung kaputt, dass man erfährt wie lang der Stau ist. Und egal ob er jetzt sechs, acht oder auch 24 Kilometer lang ist, warten bis er weg ist muss man so oder so. Jedenfalls meistens. Wir haben zum Glück noch einen Ausweg. „Da vorne ist 'ne Raststätte, vielleicht sollten wir da gleich erst mal reinfahren und da abwarten bis der Stau sich gelegt hat.“ Lizy's Vorschlag kommt einer Götterbotschaft gleich. Wenn Will schlecht gelaunt ist, weil er Auto fährt UND dazu noch in einem Stau steht, habe ich wirklich keine große Lust auf ihn. Egal wie eng wir befreundet sind. Und auch wenn ich meine Schwester meistens hasse wie die Pest und auf Parties, auf denen plötzlich beide der Schneider-Zwillinge vertreten sind, abstreite, dass ich mit ihr blutsverwandt bin, so muss ich doch zugeben, dass sie jetzt gerade der genialste Mensch der Welt ist. Tja, sie hat Will halt nicht nur lieben gelernt, sondern auch wie man am besten mit ihm hantiert, wenn er schlecht drauf ist. „Gute Idee. Dann kann 'Rambo' gleich auch mal austreten.“, stimme ich ihr sofort zu und Will kann gar nicht anders als nicken, denn er ist so oder so überstimmt. Und da wir eh eine Rast von mindestens 30 Minuten mit eingeplant haben, sieht auch er ein, dass jetzt dafür wohl der beste Zeitpunkt wäre. Schnell gebe ich noch Mom und Paps per Handy Bescheid, was wir vorhaben, damit sie nicht nachher vor uns im Stau herschleichen und sich plötzlich fragen, wo ihre Kinder hin sind. Knapp zehn Minuten später haben wir es geschafft und ich strecke meinen vom Sitzen im Auto steif gewordenen Körper an der frischen Luft. Ramses springt und hüpft um mich herum und bellt freudig dabei. Hab ich schon erwähnt, dass dieser Hund das knuddeligste Wesen auf der gesamten Welt ist? „Komm, Ramses, wir gehen uns mal ein bisschen die Beine vertreten.“ Als hätte er meine Worte verstanden, bellt er zweimal fröhlich und stupselt schon auf und davon. Ich folge ihm bei Fuß – wie Ironisch – und freue mich über jede Aktivität des kleinen Hundes mehr als Eltern über ihr Baby, das gerade ein extra großes Bäuerchen gemacht hat. „Aw, ist der süß!“, ertönt plötzlich eine Mädchenstimme nicht weit entfernt von mir. Als ich mich umdrehe steht da ein etwa 15-jähriges Mädchen mit blonden Haaren, die sie zu zwei Zöpfen geflochten hat und ein luftiges Sommerkleid trägt. Wobei 'luftig' in diesem Fall 'Achtung-ich-kann-deinen-Popo-sehen-wenn-du-dich-nur-leicht-nach-vorne-beugst' bedeutet. Hoffentlich trägt sie 'ne Panty drunter oder irgendwas anderes, was mir diesen bestimmten Einblick erspart lässt. Ich habe einmal in meinem Leben mitbekommen was beim weiblichen Geschlecht da unten alles so vor sich geht und würde mit Vorliebe drauf verzichten es nochmal mit ansehen zu müssen. „Ist das deiner?“ Erst jetzt bemerke ich, dass das Mädchen mit mir spricht. Und zwar über Ramses. „Ähm.. nein.“, stammele ich etwas überrascht und wende meinen Blick wieder dem Hundi zu, das ganz vergnügt einer Libelle hinterherjagt. „Gehört meinem Schwager in Spe, ich passe nur auf, dass er sich nichts tut.“ „Oh, verstehe.“ Das Mädchen stellt sich auffällig neben mich. „Er könnte sich hier wirklich stark verletzen. Diese Libelle, der er hinterher hechelt... ich hab letztens gesehen wie sie ein ganzes Kleinkind mit einem Haps verschluckt hat. Vielleicht sollten wir den Hund lieber wieder in Sicherheit zu den Picknicktischen bringen.“ Sie bleibt völlig ernst während sie das sagt und sieht Ramses tatsächlich leicht besorgt an. Häh?! Ist dieses Mädchen verrückt, oder...? Plötzlich lacht sie. „'tschudlige, ich weiß, mein Humor ist ziemlich schräg. Aber du solltest dein Gesicht sehen. Da konnt' ich mich wirklich nicht mehr zurückhalten.“ Ah, verstehe. Gut, ich muss zugeben, ich habe sie aber auch angesehen, als wäre sie aus dem Irrenhaus geflohen. „Mein Name ist Lara.“, sie streckt mir ihre Hand entgegen, die ich höflicherweise auch ergreife. „Alexander. Kannst mich aber Alex nennen.“ „Sollen wir trotzdem vielleicht zu den Tischen gehen? Ich glaub, ich hab noch ein paar Hundeleckerli da, wenn Rambo sie nicht schon alle gegessen hat.“ Sie rollt genervt mit den Augen, hört aber überrascht auf, als ich plötzlich zu kichern beginne. „Rambo?“, frage ich erheitert nach. „Sag mir nicht, du hast einen Hund, der Rambo heißt.“ Sie nickt seufzend, sagt, dass es nicht ihre Idee gewesen wäre und sie den Namen überhaupt nicht ausstehen kann und ich lache noch lauter. Davon wird Ramses angelockt, der zum dritten Mal die Butterblume vor sich aufs Genauste beschnüffelt hat und nun zu mir angerannt kommt. Spielerisch beißt er in mein Hosenbein und zieht daran. „Ramses!“ Ich ziehe ihn weg und nehme ihn auf den Arm. „Ja, ich denke ein oder zwei Hundekuchen wären auch für mich nicht schlecht. Solange keine echten Hunde drin sind.“ Lara sieht mich ungläubig an. Ich zwinkere ihr zu und erkläre: „Mein Humor ist auch nicht der verständlichste.“ Wir gehen zusammen zu ihrer Familie, sie erzählt mir wie süß Rambo früher doch war und wie sehr ihn der Name doch verändert hat, während sie immer wieder mit einem liebevollen und neugierigen Lächeln zu Ramses blickt und ihm über den Kopf streichelt. Ich habe irgendwie das Gefühl, das wir beste Freunde werden könnten. ---------------- Huiiiii~ Ich freue mich, dass die Geschichte anscheinend einen guten Anklang findet und ich schon jetzt 10 Favoriten-Leser auf den lächerlich kleinen Prolog schon Kommentare bekommen habe :D Brav so, brav, schön weitermachen xD Ich danke auch vielmals dafür, dass ihr es schon bis hierher gelesen habt und veraten euch nun persönlich an dieser Stelle, dass ich vorhabe jden Donnerstag ein neues Kapitel hochzuladen. Soweit mir nichts dazwischen kommt.... hehe.... ^^'' mit diesen Worten: Bis nächste Woche, Eure ^w^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)