OS-Sammlung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Himmelsspiegel... ---------------------------- Thema: Eternal Sonata -_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_- Schon seit einer ganzen Weile stand ein junger Mann mit dem Gesicht auf ein kleines Dorf gerichtet auf einer Klippe, die gen Meer zeigte. Nicht weit vom Meer entfernt stand auch besagtes Dorf und glänzte in der Nacht durch die unzähligen Blumen, die in der Nacht blühten und gespeichertes Sonnenlicht abgaben. Wie oft schon war der junge Mann hier gewesen und hatte das Spektakel auf’s Neue beobachtet? Er wusste es wahrscheinlich schon lange nicht mehr und würde es dennoch immer wieder und wieder machen, da das Leuchten der Himmelspiegel für ihn eine besondere Bedeutung hatten. Himmelspiegel nannte man hier die Blumen, die am Tage Licht absorbierten und in der Nacht dieses wieder bei voller Blüte abgaben. Jede Nacht um genau zwei Uhr öffneten sich die schwarz-lilanen Blüten dieser Pflanze und leuchteten im Mondschein. Das Meer schien erhellt zu werden durch die Himmelsspiegel und man konnte für nur ganz kurze Zeit etwas in dem Wasser des Meeres sehen. Es schien als glänzender Nebel aufzusteigen und zu dem jungen Mann mit den Nachtgrauen Haaren zu sehen. War dort ein Wesen im Wasser, das ihm zuwinkte? Nein, es schien wie immer nur ein Trugbild zu sein und der Mann hatte es auch schon lange aufgegeben irgendwas sehen zu wollen was dann doch nicht wirklich da war. Viel zu oft hatten ihn die Lichter und das Wasser schon getäuscht, dass er nun auch an nichts mehr glauben konnte. Es war lange her, dass er diese Klippe das erste Mal hinaufgegangen war, um Blumen in voller Pracht zu sehen. Damals ging er jedoch nicht allein hier hinauf, doch dies hielt nicht lange an und nach weniger Zeit war er alleine und niemand konnte mehr etwas daran ändern. Noch eine Weile stand der junge Mann an der Klippe, doch dann wandte er sich um und machte sich auf dem Weg nach Hause in das kleine Dorf am Meer. Die Wiese vor im lag im Dunkel und es schien, als ob er deren wahre Schönheit gar nicht erkennen konnte oder wollte. Niemals nach dem einen Tag in seinem Leben hatte er diese Blumenwiese wieder bei Sonnenlicht betreten. Nein, für ihn war das hier nur in der Dunkelheit der Nacht ein wundervoller Ort. Auch sonst sah man ihn wenig draußen im Dorf herumlaufen oder durch die Gegend streifen, da er an sich sehr zurückgezogen lebte. Ab und zu ein paar Einkäufe erledigen und das war es dann auch schon mit seinen Spaziergängen am Tag. In der Nacht allerdings lief er fast schon orientierungslos herum und besuchte so viele Orte, dass ihn sogar einige Reisende beneideten und dennoch führte es ihn mindestens einmal in der Woche auf diese Klippe, um das Erblühen der Himmelspiegel zu betrachten. Er ging nicht weit und machte vor einem Schwert im Boden Halt, um sich niederzuknien und dieses einfach nur zu betrachten. Jedes Mal wenn er hier zu diesem Ort kam, musste er auch zu diesem Schwert gehen und ein Gebet sprechen. Er hatte es sich selbst versprochen und es half ihm auch mit sich selbst und dem Geschehenen umzugehen. Lange saß er da und sagte nichts, doch nach einer Weile seufzte der junge Mann schwer. „Was soll ich dir denn immer erzählen? Ich weiß doch gar nicht, ob du mir überhaupt zuhörst... – ob du mich überhaupt hören kannst... Sag, Frédéric, ist es schön dort wo du nun bist...? Hast du deine Heimat nun wiedergefunden? Und siehst du auch die Blumen, die du nie Totenblumen nennen wolltest? Gibt es die bei dir überhaupt...?“ fragte sich der Mann schon fast selbst und wusste, dass er auf diese Fragen keine Antwort erhalten würde. Doch so wichtig war eine Antwort darauf gar nicht, da es ihm schon gut tat einfach mit ‚ihm‘ zu reden. Ein kühler Wind vom Meer aus streifte die Sachen des Mannes und er schaute kurz hinauf zum Himmel, wo sich einige Lichter der Himmelsspiegel bewegten und in Richtung des Windes flogen. Eigentlich waren das nur die Pollen dieser Pflanzen, aber man konnte auch meinen, dass die Lichter ein eigenes Leben hatten – dass sie in eine bestimmte Richtung wollten, aber vom Wind daran gehindert wurden. Hatte man ihm nicht irgendwann mal erzählt, dass diese Blumen und ihre Lichter etwas Böses bedeuteten – dass sie die Seelen der Toten mit sich fort trugen? Ja, er erinnerte sich nur zu gut an diese Geschichte, doch er glaubte bis heute nicht wirklich, dass diese Blumen und deren Lichter den Seelen irgendetwas böses wollten. Setzte man voraus, dass sie wirklich Seelen mit sich transportierten, konnte es dann nicht sein, dass diese vielleicht an einen wundervollen Ort gebracht wurden? Nun, er konnte es ihm nicht mehr sagen... „Frédéric, ich glaube nur du selber weißt wie wertvoll und schön die Blüte der Himmelsspiegel ist. Hast du nicht selber immer gesagt, dass diese Welt ein Produkt deiner eigenen Phantasie ist? Nun, dann hast du auch diese Blumen geschaffen... Dann weißt du auch wohin ihr Weg sie führt und ich kann dir nun endlich glauben, dass du glücklich bist...auch wenn du nie wieder hierher zurückkehren wirst...“ mit diesen Worten wendete sich der Mann namens Allegretto wieder dem Schwert zu und betrachtete dessen Klinge. Noch immer klebte etwas Blut daran, Blut, dass kein lebendes Wesen mehr davon entfernen konnte oder wollte. Vor langer Zeit, kurz nachdem es geschehen war, hatte Allegretto versucht die Klinge zu reinigen, doch irgendetwas hatte ihm gesagt, dass das nicht möglich und nicht gewollt ist. Somit hatte er das Schwert, sein eigenes Schwert, zu diesem Ort gebracht und es neben einer bestimmten Stelle in den Boden gerammt. Er betrachtete die immer noch kahle Stelle neben dem Schwert, die auch nie wieder in Grün aufgehen würde und versuchte sich an den Tag zu erinnern, als sich sein Leben für immer veränderte. „Es ist nun fünf Jahre her, als du von uns... von mir... gingst, Frédéric... Du sagtest, dass es nicht schlimm wäre, dass ich das machen müsste... aber weißt du auch wie schwer das eigentlich war? Sehr oft habe ich damals dem Leben eines Monsters ein Ende gesetzt und sogar einige böse Leute haben wir mit unserer Gruppe getötet, doch das ist etwas Anderes, als einen geliebten Menschen zu helfen seinen Frieden zu finden, Frédéric... Warum musstest du das auch unbedingt gerade von mir verlangen...? Nein, das soll keine Anklage sein... Mittlerweile weiß ich, dass für dich gar kein Anderer in Frage gekommen wäre... Trotzdem ist es immer noch etwas, das mich nachts nicht schlafen lässt...“ beendete Allegretto seine Rede, um dann über die Klinge des Schwertes zu streicheln. Er musste weiter, da der Tag bald anbrechen würde und er unter keinen Umständen außerhalb des Hausen sein wollte, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Erde berührten. „Ich erinnere mich an das Gedicht von dir, Frédéric... Willst du es noch einmal hören? Nun, sicher willst du das...“ damit stand Allegretto auf und schaute von oben auf das Schwert hinab, dass plötzlich von einigen leuchtenden Pollen der Himmelsspiegel bedeckt wurde. „Ein kleiner Windstoß, die Welt im Dunkel... Eine Seele bricht auf in den leeren Himmel... Zieht vorbei, auf dem Weg, so möge das Leben erwachen... Zarte, helle Blüten, in gemeinsamen Glauben... Eine lange Reihe Blicke... Eine sanfte Melodie am Ende der Erinnerung... Würde ein Wunsch gewährt, so möge das Leben frei sein... Flüchtiger Staub... Aufsteigender Mond... Verbirgt ein Geheimnis... Eine Blume, der Spiegel des Himmels... Sonnenstrahlen brechen durch die Wipfel... eine schillernde Welt... Eine Seele läutet die Glocke des Friedens...“ sagte Allegretto das ihm altbekannte Gedicht seines Geliebten auf. Etwas kleines und unscheinbares berührte seine Wange, kaum wahrnehmbar für jemanden, doch Allegretto wandte sich sofort um und sah in das leichenblasse Gesicht Frédérics. Sagen konnte er lange nichts dazu, aber er wusste auch, dass das keine Täuschung war und allein das sagte ihm, dass seine Zeit nun wohl gekommen war. „Ich danke dir, dass du immer wieder zu mir gekommen bist... Ich danke dir, dass du mir jedes Mal mein über alles geliebtes Gedicht aufgesagt hast... Und nun möchte ich dir auch meine Dankbarkeit zeigen und dich mit mir nehmen, Allegretto... Deine Zeit in diesem Leben ist um, aber glaub mir, das nächste wird besser und du wirst für immer bei mir sein... Nun komm, wir haben keine Zeit mehr zu warten...“ damit nahm Frédéric mit seiner durchsichtigen und noch kalten Hand die Allegretto’s. Dieser wusste instinktiv was zu machen war und schon wenig später flogen zwei neue Lichter im Dunkeln gen Himmel, um die Nacht zu erleuchten... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)