OS-Sammlung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Mein Weg... ---------------------- Ich erinnere mich noch sehr gut an mein erstes Zusammentreffen mit ihm, dem Mann, dem meine Seele noch über meinen Tod hinaus gehören soll. Lange hat es gebraucht, damit aus den Streitereien, dem jugendlichen Unsinn und auch der Mordlust von damals eine tiefe Verbundenheit wurde, die immer noch anhält. Ob es Liebe ist? Sicherlich. Allerdings nur von meiner Seite aus, denn er kann seine Gefühle nicht zeigen, hat es nie gelernt. Ja, es war nicht immer einfach mit ihm, sollte es auch gar nicht. Für mich war er von je her eine Herausforderung, der ich mich stellen musste und wollte. Seine kalten Augen, die mich damals so faszinierten, mich gar dazu anregten ihn überhaupt zum ersten Mal anzusprechen, sind heute noch so wie früher. Zugegeben, ich neckte ihn bei unserer ersten Begegnung schon ziemlich und hatte auch große Angst, dass er mich vielleicht umbringen könnte, doch gehört das wohl zu den Dingen, die einfach geschehen mussten. Wenn ich daran denke wie ich ihn dann das zweite Mal bei meinem Vater in der Lehre traf, dann wird es mir heute noch warm ums Herz. Ich liebte seine kühle Art von je her, weswegen ich den damaligen Thief auch immer bei seinen Übungen und Trainingseinheiten beobachtete. Man mag es heute vielleicht als eine Art Belästigung sehen, doch in meinen Augen war es das einzig Richtige was ich überhaupt unternehmen konnte. Seine Aufmerksamkeit zu erringen fällt mir heute noch genauso schwer wie damals, aber es wird langsam immer besser. Bei Gott, womit habe ich ihn eigentlich verdient? Ich, ein immungeschwächter Mann, der von je her immer wieder krank wurde und immer noch den Mut einer Maus besaß. Vielleicht mochte er auch gerade das an mir, ich kann es auch heute noch nicht sagen. Er bereitet mir Kopfschmerzen, da ich immer wieder über ihn nachgrübel muss. Doch, will ich es eigentlich anders? Nein. Er ist mein ein und alles, das was ich zum Leben brauche und genau deswegen werde ich mich hüten mich überhaupt über etwas an ihm zu beschweren. Ja, er hat seine Macken, Dinge, die mir an ihm nicht gefallen, doch besitzen wir die nicht alle? Ich denke schon. Seine Sturheit, diese grenzenlose Gefühlskälte und seine völlige Gleichgültigkeit gehen mir oft auf die Nerven, bringen mich gar an den Rand des Wahnsinns, doch ich sage dazu nichts. Er ist gut so, wie er ist. Wie oft habe ich schon versucht mich für ihn zu ändern? Mir ist es entfallen. Ich bin gescheitert, jedes Mal ums Neue. Einmal, kurz nach der Geburt unserer Zwillinge, bin ich fast zerbrochen an unseren beiden Fehlern und doch... Doch bin ich der Meinung, dass es vielleicht eine Art Prüfung war, die wir überstehen mussten, etwas, das uns etwas näher zueinander brachte. Wenn ich mir unsere Söhne heute so ansehe, muss ich sagen, dass sie uns immer ähnlicher werden. Erschreckend, eigentlich... Andererseits amüsiere ich mich auch jedes Mal köstlich über die Beiden, wenn ich die Parallelen zu ihm und mir ziehe. Ich wünsche den Beiden, dass sie niemals solche Jahre des Umwerbens durchmachen müssen wie ich einst. In meinen Gedanken gefangen, bemerke ich gar nicht wie er mich anschaut. Erst jetzt, wo ich langsam wieder zu mir komme, kann ich den Blick erwidern, der mir etwas sagt, das ich noch nie von ihm gehört habe. Ob es sein Ernst ist? Ob er wirklich Angst um mein Leben hat? Ich weiß es nicht. Vermutlich ist es nur wieder ein Versuch mir etwas mehr Gefühl entgegen zu bringen, selbst wenn er innerlich gar nicht wirklich weiß, was er überhaupt empfindet. Mein schönstes Lächeln schenke ich ihm, dem Mörder, der mein Herz im Sturm erobern konnte. Ich merke, dass es nicht mehr lange dauern wird, das ich nicht mehr lange bei ihm sein werde und dennoch bin ich selbst jetzt noch dankbar für jeden kleinen Augenblick mit ihm. Meine Hand wandert zu seiner, drückt dessen Finger etwas auseinander, damit meine eigenen schließlich zwischen diese passen. So verbunden schaue ich wieder zu ihm auf, lächle ihn noch einmal an und versuche etwas zu sagen. Es kommt nichts heraus... Meine Stimme ist mittlerweile wohl nicht mehr gebrauchsfähig, doch interessiert das eigentlich? Eher nicht. Ich glaube, dass wir uns nach all den Jahren schon fast blind vertrauen und ohne Worte verstehen können. Nein, das war nicht immer so. Einst wollte er mich vernichten, mein Judas sein, doch so weit sollte es nie kommen. Ein letztes Grinsen huscht über mein Gesicht bei dem Gedanken, dass er nun wohl niemals die Chance bekommen wird mein Leben selbst zu vernichten. Die Hand, die ich nun halte, ziehe ich dicht zu mir heran und seinen Körper damit ebenfalls. Er soll mir nahe sein, mich mit seiner Präsenz wärmen. Nun spüre ich doch noch so etwas wie Trauer, aber nicht über meinen baldigen Abschied, sondern Trauer über die Tatsache, dass ich wohl noch viele Jahre warten muss, bis ich ihn wieder in die Arme schließen kann. Noch einmal setze ich meine ganze Kraft ein, versuche zu sprechen, doch dieses Mal sollen meine Worte auch endlich verständlich werden. „Onix, ich liebe dich...“ es sind die letzten Worte, die dieser schwer verletzte Körper noch von sich geben kann. Unaufhörlich fließt Blut aus der klaffenden Wunde in meiner linken Brusthälfte. Wie sie dort hingekommen ist? Ein Gunslinger, der mich wohl nicht sonderlich mochte, hatte auf mich geschossen. Es ist gewiss, dass er wohl einen schmerzhaften Tod finden wird. Mir wird kalt, ich spüre, wie sich das Leben aus meinem schmerzdurchzogenen Körper haucht. Warum ich davor keine Angst habe oder versuche zu kämpfen? Weil ich weiß, dass er auch ohne mich zurechtkommen wird. Er braucht mich nicht so, wie ich ihn die ganzen Jahre über brauchte. Unsere Kinder werden es irgendwann verstehen, auch wenn es vielleicht in der ersten Zeit danach noch weh tun wird. Ich hebe meinen Kopf mit letzter Kraft so an, dass ich mit meiner Stirn seine berühren kann. Unsere Augen fixieren einander, können gar nicht mehr davon ablassen, doch schon im nächsten Augenblick verschwindet alles Menschliche aus mir und die leblose Hülle fällt auf den dreckigen Asphalt Einbech’s. ‚Wir sehen uns in der Ewigkeit wieder.‘ hauche ich ihm zu, auch wenn er mich nun nicht mehr hören kann. --------------------------------------------------------------------------------- Dieser Oneshot ist für mein Namensgegenstück _Mondwolf_. Du weißt worum es sich hierbei handelt und ich denke, dass es auch ein guter Abschluss ist. Was meinst du? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)