Sommer, Sonne und geschmolzene Schokolade von Nate_River ================================================================================ Kapitel 9: Bittere Süßspeise ---------------------------- Kapitel 8: Bittere Süßspeise "Frische Orangen, reife Zitronen, pralle Wassermelonen!" "Sonnenbrillen, Postkarten, Souvenairs!" "Süßes Mandeleis, Erdbeereis und Schokoladeneis!" "Mello, kommst du mit?" Ls Augen klebten an dem kleinen Eisladen, der sich zwischen zwei größere Gebäude schmiegte. Vor dem Laden standen mehrere Tische und dazugehörige Stühle aus Retan, die alle von großen Sonnenschirmen überragt und in Schatten getaucht wurden. Es gab eine kleine Verkaufstheke mit einer Tischglocke. Matt seufzte und sah L und Mello hinterher, die sich sofort auf den Weg machten. Das Gepäck ließen sie bei Matt und Near, die im kühlen Schatten eines Schuhgeschäfts warteten. "Irgendwann werden die beiden rund und fett sein", murmelte Matt und schirmte seine Augen mit einer Hand ab, um den immer noch starken Strahlen der Nachmittagssonne zu entgehen. "Du weißt doch ganz genau, dass das nicht stimmt", erwiderte Near mit ausdrucksloser Stimme und ließ den Blick schweifen. Seine Hand war in seinem Haar vergraben und spielte mit den lockigen Strähnen herum. "Das weiß ich doch auch selbst!", sagte Matt auf einmal gereizt. "Dass du immer so tun musst, als wüsstest du alles besser!" Near reagierte nicht darauf; er wusste genau, dass das nichts gebracht hätte außer weiteren Ärger. Matt schnalzte wütend mit der Zunge und starrte zu L und Mello, die beide mit einer großen Schokoladeneistüte in der Hand zurückkamen. Eine Woche waren sie nun im Urlaub und heute hatten sie einen Ausflug in die nächste Stadt gemacht. L hatte ein Taxi bestelllt, das sie abgeholt hatte und am Abend auch wieder nach Hause zurückbringen würde. Sie hatten ein paar wichtige Besorgungen gemacht und zusätzlich hier und da ein Andenken gekauft. Nun wollten sie noch irgendwo etwas Kleines zum Abendessen essen und dann nach Hause zum Ferienhaus fahren. Nachdem sie sich eine Weile umgeschaut hatten, fanden sie ein kleines Restaurant, das zur Straße halb geöffnet war. Da es draußen noch immer warm war und die Sitzplätze im Schatten lagen, setzten sie sich vor das Resaurant. Bald kam eine junge Frau mit einer weinroten Schürze und Speisekarten. Während sie die Augen in den Speisekarten versunken hatten, leckten L und Mello weiter an ihren Schokoladeneis. Plötzlich beugte sich Matt zu Mello hinüber, ergriff seine Hand und leckte von seinem Eis einen großen Happen ab. "Heeey!" Mello starrte Matt an, der ihn breit angrinste. "Das ist echt lecker", sagte der rothaarige Junge. "Ich bin gleich wieder da", ertönte auf einmal Nears Stimme. Er war bereits aufgestanden und ging in das Restaurant hinein. "Er muss bestimmt mal auf`s Klo", meinte Matt und lehnte sich gegen seine Stuhllehne. Ls Blick ließ nicht erahnen, was er gerade dachte, doch als Mello unruhig auf seinem Stuhl hin und herrutschte, legte der junge Mann seine Augen auf Mello. Und Mello glaubte so etwas wie eine Ermutigung darin zu sehen; so als wenn ihm L sagen würde: "Nun lauf ihm schon hinterher!" Ohne weiter zu zögern, erhob sich der blone Junge von seinem Stuhl. Matt sah ihn verwirrt an. "Was ist denn los, Mello?" Es gefiel Mello ganz und gar nicht, seinen besten Freund immer wieder anlügen und seine Gefühle für Near vor ihm geheim halten zu müssen. Aber er wusste nicht, was Near davon halten würde. "Jetzt, wo du es erwähnt hast, merke ich, dass ich wirklich auf`s Klo müsste", erwiderte Mello und grinste schief. "Ich bin in ein paar Minuten wieder da." Matt sah ihm immer noch verwirrt hinterher. L sagte nichts. Mello fand Near nicht in den Toilettenräumen, sondern in einem kleinen Gang daneben, wo ein Zigarettenautomat stand. Der weißhaarige Junge stand an die Wand gelehnt am Fenster und schaute hinaus. Durch das Fenster konnte Mello einen kleinen Garten mit Obstbäumen erkennen. Near bemerkte ihn erst, als er zwei Schritte von ihm entfernt war. "Mello?" Mello betrachtete Near aufmerksam; in seinen sonst so neutralen Augen lag etwas, das Mello noch nicht oft bei ihm gesehen hatte: Trauer. "Near, was hast du denn? Geht es dir nicht gut?" Sanft legte Mello eine Hand auf Nears Arm, doch erschrocken merkte er, wie Near bei der Berührung zusammenzuckte. "Mit mir ist nichts, wirklich. Geh lieber wieder zurück, sonst macht sich Matt noch Sorgen." ...Matt? "Wie kommst du denn darauf, Near? Matt kann das doch egal sein, wo ich bin und wie lange." Near erwiderte nichts, sondern wandte seinen Kopf wieder in Richtung des Fensters. Unvermittelt brodelte Wut in Mello hoch. Was zum Henker meinte Near damit? Und warum sprach er einfach nicht mit Mello? Und warum wollte Mello ihn so sehr? Ohne weiter darüber nachzudenken, machte Mello einen Schritt auf Near zu, presste ihn gegen die Wand und klemmte ihn zwischen seinen Armen ein. Nears Augen waren weit aufgerissen, doch Mello blickte direkt in sie hinein. "Ich weiß zwar nicht, was das Ganze soll, aber eines weiß ich: Ich werde deswegen nicht auf dich verzichten, Near. Du gehörst mir und ich will dich!" Nears Atem blieb bei diesen Worten stehen und sein Körper verkrampfte sich. "Mello..." "Nein, still jetzt, ich will nichts mehr hören!" Bevor Near überhaupt auf den Gedanken kommen konnte, etwas zu erwidern, presste Mello seine Lippen heftig auf Nears. Der schmächtige Junge wehrte sich ein paar Momente lang, doch als Mello seine Zunge über Nears Lippen gleiten ließ, wurde jeglicher Widerstand zu Nichte gemacht. Near klammterte sich an Mellos T-Shirt fest, damit seine weichgewordenen Beine nicht nachgaben. Auch Mello spürte eine Schwäche in seinem Körper: in seinem Kopf herrschte vollkommene Leere- nur Near war noch in seinen Gedanken. Nears Duft, seine Nähe, sein Geschmack. Alles raubte Mello beinahe den Verstand. Kaum konnte er sich zügeln, doch er bemerkte, dass auch Nears Herz raste und er schwer Luft bekam. Dass Near Mello genauso wollte wie er ihn, fachte seine Sehnsucht noch weiter an. Doch plötzlich spürte er einen Druck auf seinen Armen; Near schob ihn von sich weg, keuchend lehnte er sich an die Wand und verdeckte sein Gesicht mit den Händen. "Bitter, Mello!!, rief er und seine Stimme klang zum ersten Mal so, als hätte er sie nicht unter Kontrolle. "Du schmeckst so bitter, Mello!" Mello starrte Near entsetzt an. Doch Near stemmte sich schwerfällig von der Wand ab und ging weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)