Wächterin der Einsamkeit von abgemeldet (The Midnight Breed Fanfic) ================================================================================ Prolog: Beerdigung ------------------ Alles war trostlos. Die Farben trist, die Gesichter der Menschen um mich herum wie aus Porzellan. Kein Regung in ihren Augen, leblos. Sie schwiegen, sie versuchten stark zu sein, sich nichts anmerken zu lassen. Alle schwiegen sie. Stille. Nein. Da war ein Schluchzen. Ein leises, kindliches Weinen. Es war das Mädchen, welches ihre Arme um mein rechtes Bein geschlungen hatte. Der schwarze Hut den ich ihr aufgesetzt hatte, lag auf dem vom Regen matschigen Boden. Ihr blond gelocktes Haar, ganz verklebt in ihrem von Tränen überfluteten Gesicht. Die Farbe ihrer Haare hatte sie von dem Mann der vor mir in dieser langen Kiste lag. Ihren Namen auch. Jamie war James´ Tochter. Und James war der Mann mit dem ich fünf Jahre lang verheiratet gewesen war. Damals ein braun gebrannter Mann mit verflucht schönen Augen. Und wenn ich ihn jetzt so ansah, konnte ich ihn kaum wieder erkennen. Das blond seiner kurz geschnittenen Haare war nicht mehr so kräftig wie zuvor, sein Teint ganz bleich und die Augen geschlossen. Dann hörte man es plötzlich Schreien als sich der Sarg schloss:“Papa! Papa, verlass mich nicht!“ Ich schluckte, versuchte meine Tränen zurück zu halten. Ich war gefährlich nahe daran, ihnen nach zu geben. Aber ich musste stark sein, für Jamie, für mich, für uns. „Mama!“ Sie zog wie verrückt an meinem Rockzipfel und ich zitterte. Und dann das Schluchzen einer weiteren Person. „Mamaaa! Tu was! Sie wollen Papa..!“ Ihre Stimme brach ab, trotzdem setzte sie von neuem an um ihren Satz zu beenden. „Mama, sie wollen Papa in der Erde einsperren!“ Ich sah dem vier Jahre alten Mädchen heute zum ersten mal in die Augen. Das sonst so fröhliche Grün ihrer Iris war wie von Nebel überzogen. Die Augen rot gerändert, gereizt des Weinens wegen. In ihren langen Wimpern hatte sich Salzwasser verfangen. Nur eine Träne war nicht echt, längs unter ihrem linken Auge, der Mond mit der Träne, den auch ich und vor mir auch meine Mutter schon dort trug. Ein Muttermal, welches jede Frau in unserer Familie gehabt zu haben schien. Meine Mutter verstarb vor sieben Jahren. Ich dachte ich müsste diesen Schmerz nie wieder empfinden. James´ hatte mir seine Eltern nie vorgestellt und sie waren auch auf meine Aufforderung zu seiner Beerdigung nicht gekommen. Ich hatte nicht mal einen Vater der mir seinen Arm um meine Schulter legen konnte. Er war nie in meinem Leben anwesend gewesen. Alles fremde Menschen. Nur Jamie und ich waren uns bekannt. „Mama?“ Sie wimmerte. Und nun konnte ich selbst auch nicht mehr. Ich fiel auf meine Knie, und nahm das Kind weinend in die Arme, als ich sah wie die Hoffnung auf ein Wiederkehren von Papa in ihren Kinderaugen zur Kälte erstarrt war. Wir saßen noch lange da, längst verlassen von jedermann. Dunkelheit hüllte uns ein, die Sterne heute Nacht kaum zu erkennen, als es anfing zu regnen. Ich hob die Mütze nun endlich auf, wusch sie im Friedhofbächlein und wringte das Wasser heraus. Dann gab ich den Hut meiner Tochter. Sie war müde geworden, ihre Lider schwer und beim Gehen schlurften die Füße am Boden entlang, so dass ihre Schuhe schnell braun vom Matsch wurden. Ich schlug die Beifahrertür auf, hob das Mädchen an und setzte es auf den Beifahrersitz um ihr die Schuhe auszuziehen und legte diese anschließend in eine Tüte. Die Türe geschlossen, ging ich um den Wagen herum um mich an das Steuer zu setzen. Der Motor am laufen, fuhr der Wagen gleich um die nächste Ecke. Ich wendete mich Jamie zu:“Wir sind gleich daheim Schätzchen!“ Das blonde Mädchen jedoch reagierte erst nicht und starrte wie gebannt auf die Frontscheibe. Erst als ich den Blick wieder nach vorne richtete, auf die Straße, antwortete sie mir:“Es ist nicht mehr unser zu Hause. Du hast es abgegeben!“ Ich sah sie wiederum an und mir kamen die Tränen. James war vor einigen Tagen tot aufgefunden worden. Es wurde mir verboten ihn sofort begraben zu lassen, warum wusste ich auch nicht. Das Haus in dem wir lebten habe ich verkauft. Dabei wohnten wir erst seit einem halben Jahr dort. James und ich hatten vor unsere Familie zu vergrößern, doch dies war nicht möglich gewesen in der kleinen Wohnung, in der wir zuvor gelebt hatten. Es tat weh dieses Haus selbst nur von aussen zu betrachten. Aber innen drin war es mir schier unmöglich einzuschlafen, da das Gefühl mich nicht verließ ihn immer noch bei mir zu haben. Jamie war dieser Umzug nicht recht, aber es tat auch ihr nicht gut. Abends wartete sie immer noch im Badezimmer auf ihren Vater um mit ihm die Zähne zu putzen. Morgens weigerte sie sich aufzustehen, da es Papa war, der sie immer geweckt hatte und Mama war eben diejenige die sie ins Bett brachte. Ein erschrockenes Kieksen zog mich schleudernd aus meiner Traumwelt, in der ich James küsste und dem wir Jamie eine Gute-Nacht-Geschichte vorlasen. Ich riss das Lenkrad herum und wich so einem auf der Mitte der Straßen stehendem Mann aus und kam, als ich auf die Bremse tritt, mit quietschenden Reifen zum Stehen. Das Herz in meiner Brust schlug rasend und auch Jamie hatte die Augen weit aufgerissen. „Warte hier!“, sagte ich zu ihr. Ich wusste, ich hatte den Mann angefahren, es hatte »Rumms« gemacht und ein schmerzerfüllter Schrei ertönte. Ich wollte nicht das Jamie einen womöglich blutenden Mann sah. Doch als ich aus dem Wagen gestiegen war und einige Schritte zurück ging, sah ich nichts. Hatte ich mich geirrt? Ich war mir sicher, einen großen Mann gesehen zu haben. Oder war es nur der Schatten einer Laterne gewesen? Den Kopf schüttelnd blieb ich noch einige Sekunden stehen bis ich dann endlich wieder zum Wagen zurück ging und einstieg. „Es ist nichts passiert Liebling!“, ich lächelte, wollte den Wagen starten und wollte den Blick zu meiner Tochter wenden, als vom Sitz neben mir eine rauchige Stimme anwortete. „Hallo Cassandra!“ Kapitel 1: Ein kleines Mädchen mit einer beachtlichen Gabe ---------------------------------------------------------- Ich dachte eine Messerklinge würde über meinem Rücken gleiten, dabei war es nur ein kalter Schauer der über meinen Rücken lief, als ich ihn sah. Es war Gerry, James bester Freund. Erst jetzt fiel mir auf dass er bei der Beerdigung nicht anwesend gewesen war. Unter anderen Umständen wäre ich Gerry um den Hals gefallen und hätte mich bei ihm ausgeweint. Wie bereits gesagt, unter anderen Umständen. Gerrys Haar war triefnass, sein Gesicht verschmiert mit Schlamm und unter seiner Nase trockenes Blut, ein Hinweis darauf, dass er sich mit jemanden geschlagen haben musste. Das alles war schon schlimm genug und wäre dennoch kein Grund zur Aufregung gewesen, wären da nicht diese schneidenden und doch leeren Augen gewesen und meine Tochter auf seinem Schoß, deren Mund er mit seiner Hand zu hielt. Ihre Augen waren rot, aber sie weinte nicht. Dafür hatte Jamie zu viel Angst. „Gerry, lass Jamie los!“, ich versuchte in einem ruhigen Ton mit ihm zu sprechen. Aber er kicherte nur zur Antwort:“Das geht leider nicht Cassyyy~“ Er zog meinen Namen in die Länge. „Cassandra!“, ich schaute ihm missbilligend in die Augen. „Wenn du Jamie nicht auf der Stelle loslässt rufe ich die Polizei!“ Dies sollte eine Drohung sein, aber Gerry sah mich nur höhnisch an. „Mit was denn? Deinem Handy? Rate mal wo es ist!“ Sofort richteten sich meine Augen auf das offene Handschuhfach. Das Handy war weg. „Was willst du Gerry?!“, meine Stimme bebte und meine Brust zog sich zusammen als ich in die schreckensstarren Augen meiner Tochter blickte. „Nichts Cassy, alles was ich brauche liegt in meinen Armen. Ich rate dir einfach wieder auszusteigen und mich mit Jamie wegfahren zu lassen. Ansonsten ergeht es dir genauso wie meinem lieben Freund!“ Gerry lächelte. „Wirklich. Du solltest einfach g-“, doch weiter kam er nicht. Mit einem markerschütterndem Schrei rammte ich meine Schulter gegen die seine, legte dann meine Hand an seinem Hinterkopf an und ließ sein Gesicht gegen das Amaturenbrett krachen. Blut lief an seiner Wange hinunter. Dann nahm ich Jamie zu mir, welche er schon losgelassen hatte, als ich ihn gerammt hatte. Das Mädchen atmete schon ganz hysterisch und sie zitterte plötzlich am ganzen Körper. Schnell öffnete ich die Türe wieder und ließ die Kleine hinaus. Als auch ich aufstehen wollte, wuchtete es mich zurück. Ich hatte vergessen mich abzuschnallen. Meine Hände suchten nervös nach dem Schnaller um ihn zu öffnen. Schon hatte ich ihn gefunden und wollte mit Jamie gemeinsam losrennen als Hitze und Schmerz meinen Rücken durchfuhr. Ich schrie auf und Schmerzenstränen liefen mir über die Wangen. „Du hast es also auch!“ Als ich mein Gesicht zu ihm wandte um ihn anzusehen, starrte er nur wie gebannt auf meinen Rücken. Es musste das Muttermal sein, welches ihm aufgefallen war. Wilde Entschlossenheit zog über sein Gesicht, als er mich zurück zog und mir sein rostiges Messer an den Hals hielt. „Lauf Jamie!“ Das Mädchen schrie nach mir. „Mami, Mamiii!“ Mein Gott, sie schluchzte so herzzereissend. „LAUF!“,schrie ich zurück und dann rannte sie endlich. „Verlucht!“, zischte Gerry. Doch dann grinste er. „Aber egal, Jamie ist ja nur ein kleines Mädchen!“ Das Kind war meinem Blickfeld nun entlaufen. Als hätten Gerrys Augen eine magische Anziehungskraft sah ich auf, ihm entgegen. Mein Kopf lag auf seinem Schoß, meine Beine aus der Fahrertür hängend, mein Rücken leicht verdreht, schmerzend. „Du wirst ihn bestimmt um so mehr erfreuen!“ Sein Ellenbogen schoss auf mich herab und plötzlich war alles dunkel um mich herum. Es war Geschenk und Fluch gleichermaßen. Eine Sache die ich nur bedingt kontrollieren konnte. Das erste mal passierte es mir als ich sieben war. Ich schlief tief und fest, meine Eltern waren auf ein Date aus. Damals war ich noch der Ansicht, wir seien die glücklichste Familie der Welt gewesen. Meine Mutter war eine einfache Hausfrau, welche das Studium ihres Kindes wegen, mich, aufgeben musste. Mein Vater war Strafverteidiger. Damals wusste ich noch nicht was ein Strafverteidiger war. So war ich immer stolz auf meinem Papa, wenn er wieder mal mit einem Sieg nach Hause kam. Eines Nachts hatte ich einen Traum. Ich träumte ich wäre mit meinem Vater unterwegs. Da ich mit ihm auf Augenhöhe war, schien ich meine Mutter zu sein. Ich weiß nicht weswegen, aber mein Vater schien damals mies gelaunt zu sein, sein Kopf damals so rot wie eine Paprikaschote. Heute weiß ich dass er betrunken war. Aus einem mir bekannten Grund schrie er mich plötzlich an. Er beschuldigte mich der Untreue und schlug mich. Dieser Schock riss mich damals aus dem Schlaf. Am nächsten Morgen machte meine Mutter mir gerade mein Schulbrot, stillschweigend. „Mama?“, fragte ich. „Hast du gut geschlafen?“ Meine Mutter mied es mir in die Augen zu sehen. Aber ich hatte sie entdeckt; die rotgeschwollenen Augen und die blauen Flecken hier und dort auf ihrer Haut. Ich hielt es für Zufall, dass so etwas geschehen konnte. Aber es blieb nicht bei diesem einen Mal. Mit der Zeit lernte ich zu kontrollieren wann und ob ich in diese Trance oder in einen so wirklichen Traum fiel. Die Gabe hatte jedoch ihre Grenzen. Ich konnte mich nur in Personen hinein versetzen, die ich auch schon einmal berührt hatte. Bis heute hatte ich noch nicht gelernt, mich gezielt in jemanden hinein zu versetzen, es kostete viel Anstrengung und bedeutete viele Versuche. Doch dieses mal funktionierte es sofort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)