Durch die Zeiten von DhalaElenaAngel (oder die Wahrheit dahinter) ================================================================================ Kapitel 4: Blonder Besuch ------------------------- „Nein, er war nicht im Unterricht,“ wiederholte Minerva ruhig. Sie saß in ihrem üblichen Stuhl im Büro des Direktors, neben ihr hatte Severus Platz genommen und auch Sybil und Hagrid waren da. Es ging – wieder ein Mal – um Harry Potter. Minerva mochte den Jungen, aber manchmal regte er sie irgendwie auf. Er war wie sein Vater und schien Ärger magisch anzuziehen. Er war wirklich ein gutes Kind, aber manchmal schien ihm sein Ruhm doch zu Kopfe zu steigen. Heute zum Beispiel hatte er einfach geschwänzt! Ohne Grund oder sonst was! Nicht nur das, dazu kam noch, dass Albus das als Grund zu sehen schien, ihnen allen das Abendessen vorzuenthalten. Warum ließ er den Jungen nicht einfach einen Tag schmollen und nahm ihn sich dann am nächsten Tag zur Brust? Es ging sicher wieder um die leidige Angelegenheit, wo er die Ferien zu verbringen hatte, denn der Direktor hatte gesagt, dass er Harry gestern mitgeteilt habe, dass er zu Weihnachten zu seinen Verwandten zu gehen habe. Albus schloss kurz die Augen. Er war stinksauer. Hatte er nicht klipp und klar zum Ausdruck gebracht, was den Bengel erwarten würde, wenn der sich nicht künftig an jedes verdammte Wort halten würde, was er sagen würde?! Na, wenn er den kleinen Bastard zwischen seine Finger bekommen würde, sollte der sich warm, sehr warm anziehen! Dann würde es Ärger setzen! Aber so richtig! Er sah zu Severus, der mit seiner üblichen, kalten Mine da saß. Was er dachte, war unmöglich auch nur zu erkennen. „Hast du ihn gesehen?“ „Nein,“ gab Severus nur knapp und eisig zurück. Oh, wie er diesen Mann hasste, der vor allen so tat als wäre er der wohlwollende Großvater, der nur das Beste für seine Schützlinge wollte. Von Wegen! Er selbst ertrug es immer weniger, seine Rolle zu spielen, aber er hielt eisern durch. Nicht für sich, sondern für das, an das er einmal geglaubt, für das er gekämpft hatte. Warum er es inzwischen machte, wusste er nicht. Vielleicht, damit es niemandem mehr so erging, wie ihm, seiner damaligen Geliebten und seinen Freunden. „Wo bitte soll er sein?! Ich habe ihn überall gesucht, die Geister und Gemälde versuchen, ihn zu finden und niemand will ihn gesehen haben! Seit gestern Nachmittag!!“ Der Tränkemeister hob nur eine Augenbraue, der Ausbruch beeindruckte ihn nur wenig. Potter war so eine Sache. Er hasste den Jungen nicht, er hatte in dessen viertem Schuljahr begriffen, dass der Junge nur eine Maske trug, so, wie er auch und das der fröhliche, abenteuerlustige Junge, der das Ebenbild seines bekloppten Vaters war, nur eine Illusion war, die von allen erwartet wurde. Sein wahres Gesicht hatte Potter vermutlich nur ein Mal gezeigt, als er den Direktor angeschrien und ihm die Schuld an Blacks Tod gegeben hatte. Tscha – wenn der nur wirklich Geschichte sein würde.... „Irgendwo wird der Junge sicher sein,“ beruhigte Minerva ihren Vorgesetzten. Sie verstand nicht, was all das sollte, denn immerhin schwänzte immer mal wieder ein Kind für einen Tag den Unterricht. In der Regel wurde ein Auge zugedrückt. Allerdings beunruhigte es sie etwas, dass angeblich nicht mal die Geister ihn hatten finden können. Andererseits – wenn Harry wirklich nicht gefunden werden wollte, war es schon immer schwer gewesen, ihn wieder aufzuspüren. „Morgen ist er sicher wieder da.“ ‚Nicht, wenn er nur eine Spur Verstand besitzt’, dachte Severus ruhig. ‚Wenn er eine Möglichkeit gefunden hat, dem Alten zu entkommen, sollte er bleiben, wo er ist und seinen Kopf nirgends mehr sehen lassen!’ Der Tränkemeister massierte sich seine Nasenwurzel. Die Abwesenheit des Jungen befreite ihn von der Pflicht, ihn im Auge zu behalten. Denn das war wirklich anstrengend geworden. Dummerweise war Potter nicht so dumm, wie er immer tat. Im Gegenteil, manchmal hatte Severus den Bengel in der Bücherei gefunden, weit nach der Zeit, in der man auf dem Gang zu sein hatte, mit komplizierten Büchern auf dem Schoß und einem traurigen Blick, oft hatte er geweint. Nicht mal er hatte es dann über sich gebracht, Harry Punkte abzuziehen. Im Gegenteil, oft hatte er das irrwitzige Bedürfnis den Jungen zu trösten, mit aller Macht unterdrücken müssen. „Ich will ihn hier haben! Noch heute Nacht!“ „Aber Albus, denkst du nicht, dass...?!“ „Kein Widerspruch!“, zischte Albus und deutete auf die Tür. „Heute Nacht will ich ihn wieder haben!“ Severus war der Erste, der aufstand und einfach ging. Er machte sich keine Illusionen darüber, ihn zu finden. Wenn nicht mal mehr die verdammten Geister den Bengel fanden, wurde er es sicher auch nicht tun. Und selbst wenn, wusste er nicht, ob er das Herz hatte, ihn dem Irren vor sich auszuliefern. Er war schon zu lange bei Dumbledore, um sich noch Illusionen über dessen Ziele zum machen und er war mehr als ein Mal hier gestanden, wenn der Andere befunden hatte, dass er versagt hatte und bestraft werden musste. Dagegen war Tom in seiner schlechtesten Laune noch moderat. Der nutzte zwar den crucio, aber nicht so. Sollte er Potter finden, würde er ihn zu den vermaledeiten Zwillingen bringen und die machen lassen. Vielleicht konnten die ihm sogar den Kopf etwas zurecht rücken. Niemand verlangte, dass Potter auf ihrer Seite kämpfte oder sonst was. Severus hatte den Jungen lange genug beobachtet, um zu wissen, dass der das Kämpfen hasste, auch, wenn Verteidigung und Duellieren seine einzigen Stärken zu sein schienen. Aber er hatte ja ohnehin den Verdacht, dass dem nicht so war, seit er mal einen Blick auf die Bücher geworfen hatte, die der Bengel so in der Bücherei verschlang. Da waren Werke dabei, die er selbst oft und gern gelesen hatte, komplizierte Schriften zu seltenen Tränken zum Beispiel. Ruhig lief Severus die Flure des Schlosses entlang, die ihm so vertraut geworden waren. Er sah nicht wirklich nach links oder rechts, wenn die Geister Potter nicht fanden, würde er keinen Erfolg haben. Aber er konnte ja mal bei Tom nachfragen und ihn vom Verschwinden des Jungen in Kenntnis setzen, so lange er es noch konnte. Er hatte wenig Zweifel daran, noch in dieser Nacht zu dem Alten gerufen zu werden, damit der seine Wut an ihm auslassen konnte, wie immer eben. Vielleicht sollte er vorher noch mal seinen Medikamentenschrank überprüfen. Harry wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er wieder erwachte, weil Finger ihn zwischen den Ohren kraulten. Unwillig öffnete er die Augen. Warum wurde er denn jetzt geweckt, wo er gerade mal friedlich geschlafen hatte? Das war nicht fair! Das war das erste Mal seit Jahren gewesen, dass er kaum Alpträume gehabt hatte! Doch die Finger gaben einfach nicht nach. Fred lächelte, als der Kleine ihn endlich ansah. „Na, geht es dir besser?“, fragte er sanft. „Deine Pfote sieht auf jeden Fall wieder besser aus. Hier, schau mal, etwas zu essen und zu trinken.“ Erneut blinzelte Harry, dann aber nickte er und ließ sich aus dem Körbchen heben, wobei er feststellte, dass er nicht mehr in dem Zimmer war, in dem er eingeschlafen war, denn vor ihm stand ein Kamin, mehrere Sessel waren in dem Raum verteilt. Er trottete zu den Schälchen und schnupperte an deren Inhalt. Hühnchen, kein Katzenfutter, stellte er erleichtert fest und wieder Milch. Langsam und genüsslich begann er, zu fressen, wobei er die Blicke, die ihn beobachteten, konsequent ignorierte. Fred lächelte und beobachtete den Kleinen, er hatte gerade ein Gespräch mit George gehabt und er musste sagen, ihm gefiel diese Idee, die er bezüglich eines Besitzers gehabt hatte, vor allem, da er das Fellknäuel dann auch wiedersehen konnte, er liebte diese winzigen Tierchen und er liebte es, zuzusehen, wie die Wunden heilten. Er hatte die tiefen Schnitte bereits versorgt, bevor er den Kleinen geweckt hatte, der für ein Tier einen erstaunlich tiefen Schlaf hatte. „Fred!!“ „Das gibt es nicht,“ murrte der Rotschopf sauer. „Ich kann keine Sekunde allein bleiben, ohne, dass George irgendwas anstellt...“ Er strich dem Kleinen weiterhin über das Fell, wartete, bis der fertig gegessen hatte und hob ihn wieder auf seine Arme, bevor er nach unten ging. Harry sagte nichts, konnte er ja ohnehin nicht, aber als er sah, wer da stand, stellten sich ihm alle Nackenhaare auf und er fauchte, während er in den Armen des Älteren in Deckung ging. Was bitte hatten die Beiden ausgerechnet mit dem zu tun?! „Was für ein Empfang,“ stellte Lucius nur trocken fest, als er den kleinen, zerzausten Fellball in den Armen des einen Zwillings sah, der ihn anfauchte. „Woher habt ihr bitte einen so jungen Panther?“ Panther? Moment mal! Panther woher?! Er war eine dumme Katze, kein Panther! Eine Katze mit Riesenpfoten! „Schon gut, Kleiner,“ lächelte Fred nur und streichelte den Kleinen. „Er sieht groß und böse aus, aber das ist er nicht – manchmal zumindest. Er ist ein Freund.“ Freund?! Wer zum Henker hatte den Zwillingen das Hirn aufgeweicht?! Lucius trat zu Fred, er betrachtete das Tier, es war zwar in einem schrecklichen Zustand, aber sicher wertvoll, wenn es sich gut erholen würde, das war eindeutig. Ein seltenes Tier, das einen guten und langjährigen Gefährten geben würde. Er streckte seine Hand aus, aber sofort duckte der Kleine sich und fauchte nur noch lauter. „Er mag mich nicht, “ stellte der Blonde ruhig fest, nahm seinen Stab mit dem Schlangenkopf in die andere Hand. „Aber ziemlich übel zugerichtet, der Kleine.“ Fred nickte und streichelte den Kleinen beruhigend. „Sie hätten ihn heut Morgen sehen sollen,“ gab er nur zurück. „Da waren die Wunden noch offen, eitrig und blutig. Er ist auch dürr und ausgehungert!“ „Schande,“ gab Lucius nur zurück, dann wurde er aber ernst. „Ich habe einen Grund, hier aufzutauchen.“ „Das dachten wir uns schon,“ gab George zurück und warf sich quer über einen der Sessel, während Fred sich vorsichtiger setzte und den Panther auf seinen Knien positionierte. Das Jungtier presste sich eng an seinen Körper, die Augen schienen zu Schlitzen zusammengezogen und die Nackenhaare noch immer aufgestellt. „Also, was gibt es?“ „Potter ist seit heute Mittag verschwunden, hat Severus gemeldet.“ „WAS?!“ Oh? Das hatten die aber früh gemerkt, stellte Harry hämisch fest. Und selbst wenn er vor dem Büro des Alten auf und ab gehen würde, würden sie ihn nicht bemerken! Jawohl! Er wollte nicht zurück! Ganz bestimmt nicht! Also verhielt er sich ruhig. Denn da war noch was. Warum erzählte Malfoy das den Zwillingen? Und wem hatte Snape das anvertraut? Solche Neuigkeiten sollten die Schule doch gar nicht verlassen! „Was ist genau passiert?“, hakte Fred schließlich nach, während er gedankenverloren den kleinen Fellball streichelte, der sich sichtlich verspannt hatte. Wie hatte Harry einfach so unter der Nase des Direktors verschwinden können, der ihn doch sonst bewachte, wie ein Adler seine Beute? Irgendwo machte er sich Sorgen um seinen Freund, aber andererseits war er auch ganz froh, dass der Jüngere offensichtlich aus Hogwarts geflüchtet war. Das würde vieles einfacher machen, hoffte er insgeheim. „Das scheint niemand zu wissen, Potter soll einfach verschwunden sein, ohne Jemandem was zu sagen. Sie denken, er ist abgehauen.“ „Warum das?“ „Weil niemand die Sachen finden konnte, an denen er immer besonders gehangen haben soll. Sein Album, seinen Besen, seinen Umhang und irgendeine Karte.“ Automatisch spannte Harry sich kurz an, als der blonde Mann seinen Besen erwähnte und er musste aufpassen, nicht das heulen anzufangen. Er hatte das Fluggerät nicht mal vor Dumbledore in Sicherheit bringen können. Es war sicher noch in dessen Büro oder schon verbrannt. Wiedersehen würde er ihn wohl kaum. Aber all die anderen Dinge, die waren sicher. Auch der zwei-Wege-Spiegel. „Was meinen Sie?“, fragte George. „Hat er Dumbles durchschaut und ist abgehauen?“ „Davon gehen Severus und ich aus,“ stimmte Lucius ruhig zu. „Wir denken, dass er vielleicht irgendein Gespräch belauscht haben wird und ihn das endlich überzeugt haben dürfte, abzuhauen. Er scheint auch absolut niemandem Bescheid gesagt zu haben. Weasley und Granger waren ahnungslos. Wobei ich aber sagen muss, dass zumindest Ihr Bruder ein schlechtes Gewissen zu haben schien.“ „Vielleicht ist der ja noch nicht ganz verloren,“ stimmte George zu und sah zu Fred, der die Stirn runzelte, während der kleine Panter recht seltsame Verrenkungen auf dessen Schoß zu machen schien. Komisches Vieh... Harry schluckte, als er das höre. Endlich aufgewacht? Von wegen! Er hatte schon lange den Verdacht gehabt, dass der Alte nicht war, wie er tat, aber die Vorkehrungen hatten es ihm bisher unmöglich gemacht, zu fliehen und er wusste noch immer nicht, wem er es zu verdanken hatte, dass er nun hier war, als Katze obendrein (nein, er war kein Panther! Die hatten nur alle Tomaten auf den Augen!). Fred strich über den Rücken des Kleinen, um ihn zu beruhigen, er hatte keine Ahnung, was das Tier so aufwühlte, vielleicht Malfoys Anwesenheit? Nein, das glaubte er nicht. Vermutlich eher der fremde Geruch und die Trankzutaten oder so. Sicher wollte er an den Sachen schnüffeln, also setzte er den Kleinen vorsichtig auf den Boden. „Wie finden wir Harry?“, fragte er dann. „Wir sollten ihn auf jeden Fall vor dem Alten finden, wer weiß, was der sonst mit ihm macht.“ „Allerdings “ stimmte Lucius zu. „Ich habe keine Lust, Black erklären zu müssen, warum sein Patenkind halb tot gecruciot worden ist.“ Harry, der sich auf den Weg gemacht hatte, einen Spiegel zu finden, hielt mitten in der Bewegung inne, zwei Pfoten in der Luft, den Schwanz steil nach oben gerichtet, bis er das Gleichgewicht verlor und auf den Rücken kippte. Black??! Sirius? Was redete der Andere da?! War er nun vollkommen durchgetickt? Sirius war tot! Gefallen! Er würde nicht mehr wieder kommen, weil er, Harry zu langsam gewesen war! Voldemort hatte Sirius mindestens so auf dem Gewissen, wie Bella und er! Die Zwillinge zuckten mitleidig zusammen: „Ja,“ stimmte George dann zu. „Das könnte wirklich ungemütlich werden. Was meint ihr? Wie lange können wir Harrys Verschwinden vor ihm geheim halten? Wenn er jetzt Amok läuft, war alles umsonst. Dann versucht der Alte wieder ihn umzubringen.“ Umbringen? Dumbledore? Der Alte hatte seine widerlichen Gichtgriffel mit im Spiel? Was zum Henker ging hier in Dreihexennamen vor? Wo hatte er geschlafen, um DAS zu verpassen? Und... wenn Sirius lebte, warum hatte der dann keinen Kontakt mit ihm aufgenommen? Nein, diese Idioten litten nur an einer Halluzination! Nachdem Harry zu diesem Schluss gelangt war, rappelte er sich wieder auf und hielt weiter auf den Spiegel zu, den er entdeckt hatte. „Und dafür haben wir ihm nicht seinen Hintern gerettet,“ folgerte Fred. „Gut, wir müssen Harry also finden, aber wo bitte sollen wir zu suchen beginnen?“ „Lupin.“ George grinse. „Stimmt! Er wird sicher versuchen, zu Remus zu kommen! Immerhin ist er der Einzige, dem er noch vertrauen wird! Der Werwolf ist Sirius’ bester Freund! Habt ihr ihm schon gesagt, dass der Beste nicht so tot ist, wie alle denken?“ Lucius schüttelte den Kopf. „Noch nicht, Lupin befindet sich im Ausland, aber wir haben Grayback hinter ihm her geschickt.“ „Ob das die beste Idee war?“ „Er ist der Einzige, der Lupin im Notfall gewachsen sein wird,“ rief der Blonde den Zwillingen in Erinnerung. „Und der Einzige, der ihn konstant verfolgen kann.“ „Ah.. Oh, wie süß! Guckt mal!“, rief Fred da auch schon und deutete auf den Spiegel, der an einer der Wände hing, er war recht groß und ging fast bis auf den Boden. Harry hatte den Spiegel inzwischen erreicht, er hätte nicht erwartet, dass die Zwillinge so einen großen besaßen. Er brauchte eine Weile, bis er den Stuhl erklommen hatte, aber dann hatte er es geschafft. Vorsichtig richtete er sich auf, so, dass seine Vorderpfoten und sein Kopf im Spiegel sichtbar wurden, aber sofort ließ er wieder davon ab, versteckte seine Augen hinter seinen Pfoten. Das glaubte er nicht! Der verdammte Spiegel musste sich irren! Immer und immer wieder sah er hinein, aber das Ergebnis blieb dasselbe – er war keine Katze. Toll! Nicht mal in seiner Animagusform konnte er normal sein! Und nicht nur das, er hatte keine Ahnung, wie er wieder menschlich werden sollte! Lucius beobachtete das Tierchen dabei, wie es immer mal wieder in den Spiegel starrte, sich fallen ließ und das Ganze dann wiederholte. Als habe die noch so junge Wildkatze sich bereits erkannt und könne es nicht glauben. „Scheint ein hochintelligentes Exemplar zu sein.“ Das hörte Harry, er setzte sich wieder, starrte auf den Blonden. Oh, was würde er darum geben, dass der das vor Snape wiederholen würde! Oh, das würde seinen Tag retten! Er starrte den Blonden an, der ihn scheinbar schon eine Weile beobachtete. Was der arrogante Malfoy ihn so beobachtete, würde Harry auch gern wissen, oder was ausgerechnet der eitle Pfau mit den Zwillingen zu schaffen hatte, dass er die von seinem Verschwinden in Kenntnis setzte. Fred lachte leise und trat zu dem Kleinen, hob ihn wieder auf seine Arme: „Das ist er. Wie er George Speck klauen kann, hatte er raus, noch bevor das erste Frühstück um war.“ „Vergiss die Sache mit der Feder nicht.“ Lucius grinste nur, dann aber wurde er ernst und erhob sich. „Ich gehe wieder zurück,“ gab er an, verzog dabei sein Gesicht. „Ich hab den Kürzeren gezogen, ich muss Tom auch noch erzählen, dass Potter weg ist. Ihr, haltet bitte die Augen offen.“ Die Zwillinge nickten. 3. 6. 983 Ich verstehe die Anderen einfach nicht! Kaum macht dieser blonde Trottel den Mund auf, hängen sie an seinen Lippen! Da kann ich sagen was ich will, da kann ich argumentieren, aber die Weiber haben dann schon wieder abgeschaltet! Was hat dieser Idiot, was ich nicht habe? Mal abgesehen von unerträglich großen Glubschaugen und einem dummen Grinsen?! Muss ich mich erst in ein Harlekinkostüm werfen, um wieder etwas Aufmerksamkeit beim Bau MEINER Schule zu bekommen?! Warum haben die dummen Weiber ihn überhaupt erst mitgebracht?! Ich dachte, es wäre ausgemacht, dass nur wir Drei unsere Hand da drin haben! Es ist so schon schlimm genug, dass ich mit dieser Besserwisserin verlobt worden bin! Was finden Vater und Mutter nur an ihr? Ja, gut, sie ist eine Ravenclaw, aber wenn ich etwas nicht ertrage, ist es ihre besserwisserische Art! Und warum muss Helga mir wieder hinterher scharwenzeln? Uneheliche Tochter von Vater hin oder her! Allein, dass er mich gezwungen hat, sie mitzunehmen! Sie ist nur im Weg mit ihrer dauernden Gefühlsduselei! Aber natürlich ist gerade SIE ein Fan von diesem Glubschauge! Es geht so weit, dass sie Vater geschrieben hat und der meinte, ich solle ihn doch zu Samhain oder noch eher mit nach Hause bringen! Mir ist jetzt schon kotzübel! Wer ist er denn schon? Bestenfalls ein ehemaliger Straßenjunge, den Rowena aufgelesen hat! Wir wissen eigentlich nichts über ihn! Ich traue ihm nicht! Er versteckt was, so einfach ist es! Und dann noch sein Name! Wer bitte heißt schon Godric? Der Nachname sagt mit auch gar nichts! Gryffindor ist so nichtssagend! Aber welche Frau hängt sich schon an solchen ‚Kleinigkeiten’ auf? Das darf ich machen... und mich graut es jetzt schon... ---- Tom musste etwas grinsen, als er diesen Beitrag las. Es war nicht er Erste, in dem Salazar sich über den jungen, blonden Mann aufregte, der einfach auf ein Mal wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien. Es war generell unterhaltsam, das alte Tagebuch zu lesen und das Schönste war, dass er nicht mal ein schlechtes Gewissen haben musste, bedachte man, dass es im Grunde sein eigenes war und ganz ehrlich – sein jetziges Tagebuch hatte denselben zynischen Witz. Außerdem war es lustig, etwas zu lesen, was schon so lange her war. Bisher war auch nichts Außergewöhnliches zu Lesen gewesen, in den letzten Seiten war der Entschluss gereift, die Schule zu errichten, um die magisch begabten Kinder von den Muggeln zu trennen, die immer rabiater wurden, wo das Christentum sich ausbreitete und ‚Hexen’ als böse darstellte. Als hätten die damals nichts Besseres zu tun gehabt, als Unwetter zu zaubern! Nur sehr, sehr starke Magier waren überhaupt in der Lage, das Wetter zu beeinflussen! Und diese herrlich bösen Kommentare über diese dumme Muggelreligion und deren engstirnige Anhänger! Das Schlimmste war, dass die sich in den letzten tausend Jahren auch nicht wirklich geändert hatten. Das war das Schlimmste. Noch immer brauchte die magische Welt Schutz, denn kaum ein Magier war wirklich stark genug, um sich effektiv gegen die Muggel zu verteidigen, vor allem jetzt, wo sie die neuen Schusswaffen entwickelt hatten. Und das war es, was Tom erreichen wollte. Er wusste, es war unverantwortlich die magische und nichtmagische Welt zu mischen. Keine der beiden Welten war für so etwas bereit, im Gegenteil, vielleicht waren sie es heut so wenig, wie je zuvor, nun, wo Religionen, die Hexen verbrannten, die waren, die am verbreitesten waren. Nein, das war Toms eigentliches Ziel und das war es immer gewesen: die Trennung der magischen und der Muggelwelt, was auch beinhaltete, Squibs raus zu bringen zu Muggeln, wo sie toleriert werden würden und die magischen Kinder aber zu magischen Familien zu bringen. Denn gerade die langsame Vermischung, die Dumbleodere scheinbar wollte, war lebensgefährlich. Magier, die Muggel heirateten, schwächten ihre eigene Magie, die dann nicht weiter gegeben wurde und wenn sie es wurde, löste sie bei dem nichtmagischen Partner meist Panik aus, denn auch, wenn sie etwas anderes behaupteten, hatten Menschen nun mal immer Angst, wenn jemand mehr konnte, als sie. Daran zerbrachen auch viele reine Muggelfamilien, wenn sie ein magisches Kind hatten. Sie schnitten es dann oft oder verstießen es, sie schlugen und misshandelten es und doch weigerte Dumbledore sich, auf diese Argumente einzugehen. Da konnten sie noch so vernünftig sein. Der alte Mann hatte jeden legalen Versuch, seine Ideen umzusetzen blockiert, erst ab dem Zeitpunkt hatte er begonnen, auch auf illegale Mittel zurückzugreifen. Doch das hinderte Tom nicht an seinen Wünschen. Er würde weiter machen, mit einem Kurs, den er offensichtlich schon vor einem Jahrtausend eingeschlagen hatte und dieses Mal hoffentlich mit mehr Erfolg. Mit den Gedanken blätterte Tom weiter und las zufrieden. Die Spitzfindigkeiten zogen sich noch fast einen Monat hin. --- 10. 7. 983 Gestern Nacht hab ich mich in Gryffindors Quartier geschlichen. Ich habe die Nase voll gehabt, ihm nichts, aber auch gar nichts aus der Nase ziehen zu können! Aber was ich gefunden habe, hätte ich auch nicht erwartet. Er hatte einen Alptraum, als ich bei ihm war, er hat sich im Bett hin und her gewälzt und er hat geweint. Ich verstehe nicht, warum mich das so mitnimmt, aber das hat es getan. Die Tränen über sein bleiches Gesicht rinnen zu sehen, hat mir wirklich sehr, sehr weh getan. Als wäre ich dabei Schuld. Dabei kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass das Schlimmste, was ich ihm angetan habe, einige böse Kommentare waren. Und selbst die haben mir auf ein Mal leid getan! Verdammt! Daran sind nur diese Weiber Schuld und die Tatsache, dass ich ihnen allein ausgeliefert bin! Sie haben mich verweichlicht! Hier habe ich nicht mal einen Übungspartner zum Schwerttraining, denn in Hogsmeade gibt es nur kleine Bauern, einen Tränkemeister, einen Gastwirt und eine kleine Praxis mit einem Heiler... Dazu nervt mich mein Vater, dass ich endlich einen Hochzeitstermin nennen soll. Verdammt, ich will Rowena nicht heiraten! Sie ist als Freundin schon schwer erträglich, aber allein der Gedanke, mit ihr das Bett zu teilen! Brrrrrrrrrrrr – ich bekomme Gänsehaut. Nur, wie soll ich das meinen Eltern beibringen? Sie fürchten um ihren Ruf, wenn ich nicht endlich heirate. Aber gerade jetzt will ich es weniger denn je. Der einzig gute Punkt – Rowena geht es da genauso. Sie liebt eigentlich ohnehin einen Anderen. Er heißt Sebeon und ist extra nach Hogsmeade gezogen, er wird auch später, wenn das Schloss bewohnbar und fertig ist, hier unterrichten, als Lehrer für dunkle Magie. Ich habe nichts dagegen, dann nervt Row nicht mich. Sebeon kommt aus einer guten Familie, vielleicht kann sie ihre Eltern ja überzeugen, den dummen Vertrag zu brechen. Ich frage mich aber, was ich wegen Godric – verdammt, warum fange ich an, ihn in Gedanken bei seinem Vornamen zu nennen??? – unternehmen soll. Ich weiß nicht, warum mich sein Geheule so gestört hat, aber ich will nicht, dass er das tut. Ich glaube, es hängt mit seiner Vergangenheit zusammen, aber wie zum Henker, bekomme ich es raus? Ich bin kein einfühlsamer Mensch wie Helga. Allein der Gedanke lässt mich schaudern! Vielleicht sollte ich es anders angehen und ich glaube, ich weiß, wie. Ich werde ihn morgen zwingen, mit mir zu üben. Ja, das ist gut! Vielleicht kann ich dann etwas Vertrauen aufbauen und er sagt mir, was zum Henker er versteckt! Denn so kann es nicht weiter gehen! Ich beobachte ihn ja nun schon länger und mir ist öfter aufgefallen, dass er scheinbar kaum schläft, er hat oft Augenringe, oder er bittet Helga, wenn er denkt, dass ich es nicht merke, um mehr Traumlostrank – den ich dann wieder nachbrauen darf! Weiß er denn nicht, dass das Zeug süchtig macht? Na, ich werde ja sehen, was da noch bei raus kommt. Erst mal muss ich die Sache mit Rowena hinter mich bringen. Heiraten – bah! --- Toms Augenbraue wanderte steil nach oben. Er ahnte, auf was das hinauslaufen würde. Aber bitte – das durfte doch wohl nicht wahr sein!? Hatte er denn in der Vergangenheit derart unter Geschmacksverirrung gelitten? Einen Blonden? Igitt! Und dazu noch Jemanden, der nachts in die Kissen heulte, statt sich seinen Problemen zu stellen? Na, wie gut, das ihm das nicht passieren konnte... Er wollte gerade die nächste Seite aufschlagen, als es klopfte. Tom verdrehte die Augen: „Was?!“ Er hob die Augenbraue, als ausgerechnet Lucius eintrat. „Was hat dich denn hierher geführt? Hab ich was nicht mitbekommen, Fudge ist endlich tot umgekippt und du Minister oder warum störst du mich?“ „Ich habe Neuigkeiten von Severus aus Hogwarts.“ Das brachte Tom dann doch dazu, ein Lesezeichen zwischen die Seiten zu legen und dem Anderen den Sessel ihm gegenüber zu weisen. „Was ist so wichtig, dass er dich kontaktiert hat?“ „Es.. geht um Potter,“ setzte der Blonde vorsichtig an, während er beobachtete, wie die Mine des Älteren verschloss. „Was ist nun schon wieder?“, fragte Tom nur entnervt. „Er ist verschwunden.“ „Er ist... was?“ „Verschwunden, unter der Nase von Dumbledore und der hat das nicht gut genommen. Er hat Severus für heute Nacht bestellt, ich habe ihm schon frische Tränke gebracht.“ Toms Augenraue wanderte weiter nach oben. Er war wirklich überrascht, das zu hören. „Wer sagt euch, dass er nicht einfach nur für eine Weile allein sein wollte? Haben seine Anhängsel das behauptet?“ Lucius schüttelte den Kopf: „Im Gegenteil, die haben von nichts keine Ahnung gehabt und davon eine Menge...“, gab er zurück. „Aber was uns gesagt hat, dass er weg ist, ist einfach nur, dass alle seine Sachen weg zu sein scheinen, die ihm etwas bedeuten.“ „Wie hat er reagiert?“ „Der Alte will es geheim halten und Potter wieder einfangen, bevor die Presse Wind davon bekommt...“ „Nun, dann machen wir ihm einen Strich durch die Rechnung...“ „Wie?“ „Wenn Potter bis Ende der Woche nicht wieder in der Schule aufgetaucht ist, werden WIR die Presse auf Dumbledore und Potter ansetzen.“ „Was, wenn er sich vor dem Krieg versteckt und sie ihn aufschrecken?“ „Darum erst nächste Woche,“ argumentierte Tom ruhig. „Das gibt dem Bengel, sollte er tatsächlich so vernünftig geworden sein, die Zeit, abzuhauen. Hoffentlich außer Landes. Sollte er noch hier sein und die Presse ihn aufspüren, sollten wir zusehen, dass wir ihn bekommen, bevor Dumbledore ihn in die Finger bekommt.“ „Was, wenn die Presse tatsächlich etwas ausgräbt?“ „Dann fangen die Leute vielleicht endlich an, uns zuzuhören und ich weiß auch eine Stelle, wo wir ansetzen können. Streu hinweise über Blacks Unschuld.“ „Was, wenn es negative Auswirkungen gibt?“ „Das ist etwas mit dem wir dann kämpfen, wenn es soweit ist,“ winkte Tom nur ab. „Außerdem kann es schlimmer kaum noch werden. Meinst du nicht?“ „Auch wieder wahr,“ stimmte Lucius zu: „Dann mache ich mich auf den Weg.“ Tom sah dem Anderen hinterher, während er wieder nach dem Tagebuch griff. Er fragte sich irgendwo, was Potter die Augen geöffnet hatte, aber das war eher Nebensache. Natürlich war es toll, dass der ihm nun vielleicht nicht mehr im Weg stehen würde, aber auch so war der Junge noch weit davon entfernt, ein ernst zu nehmendes Hindernis zu sein. Einfach, weil die Idioten zu dumm waren, ihre Waffe zu trainieren und damit brauchbar zu machen. Er selbst hatte nie vorgehabt, gegen ein Kind vorzugehen, damals war es auch ein anderer Grund gewesen, zu den Potters zu gehen, aber er wusste nicht, was sie da gewollt hatten. Seine Erinnerung war immer noch bestenfalls lückenhaft. Damit heftete Tom diesen Gedanken ab, um ihn vielleicht später wieder aufzunehmen und schlug stattdessen das Tagebuch auf, um noch ein, zwei weitere Einträge zu lesen, bevor er sich hinlegen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)