Precious Treasure von Dekowolke (BaschxBalthier) ================================================================================ Kapitel 5: Chapter Five ----------------------- „Obwohl die Zerstörung erst anderthalb Jahre zurückliegt, hat sich Bur-Omisace ziemlich gut gefangen… Es ist kaum noch etwas von den Schäden zu sehen!“ „Das liegt daran, dass der junge Kaiser von Arcadis und Dalmascas Königin den Wiederaufbau unterstützen. Ohne die Hilfe der beiden Reiche würden Bur-Omisace wahrscheinlich nicht einmal mehr bestehen…“ Seufzend blickte die noch recht junge Heilerin zum Horizont, während Balthier kurz nach der nun nicht mehr vorhandenen Wunde sah, zufrieden nickte und sich anschließend durch die Haare strich. Dass er hier halbnackt auf einem Stuhl saß, störte ihn scheinbar keineswegs. Aber er war ja auch selbst schuld! Immerhin hatte er sich geweigert, eine kürzere Hose anzuziehen! Nicht umsonst hatte Basch dem Piraten angeboten, zumindest für den Moment, in dem seine Wunde geheilt werden sollte, eine kurze Hose anzuziehen. Nein, lieber zog Mister Luftpirat seine Hose aus und zog nahezu alle Blicke auf sich, während er ungeniert mit der Heilerin zu flirten begann. Selbst als diese mit einem Lächeln jegliche mögliche Verabredung zu einem Essen abgelehnt hatte, hatte Balthier nicht aufgegeben. „Ihr habt mir immer noch nicht Euren Namen verraten! Wie soll ich euch denn dann jemals wieder finden?“ Seufzend schloss Basch seine Augen und verschränkte die Arme, während er Balthier den Rücken zuwandte. Als kurz darauf die Heilerin auch schon mit der Begründung verschwand, zu ihrer Meisterin zu eilen, konnte er sich nur schwer ein leises Lachen verkneifen. „Du solltest nicht mit den Gefühlen der Frauen spielen, Balthier…“ „Wer sagt, dass ich mit ihren Gefühlen spiele?“ „Ich kenne dich mittlerweile ziemlich gut. Ich weiß, dass du das mit ihr gerade nicht ernst meintest… Du brauchtest nur mal wieder jemanden zum Flirten.“ „Eifersüchtig?“ „Auf wen?“ „Auf die Frauen!“ Überrascht drehte sich der Richter wieder um und bereute es zugleich. Denn angesichts seiner Überraschung wurde das breite Grinsen auf Balthiers Gesicht nur noch breiter, bis es fast schon als unverschämt gelten konnte. „Ich weiß nicht, wovon du redest, Balthier.“ „Natürlich nicht… Genauso wenig wie du weißt, was du zu mir in der Bar gesagt hast…“ Die Überraschung auf Baschs Gesicht vergrößerte sich nur noch mehr, während der Pirat sich leise fluchend auf die Unterlippe biss und den Kopf schüttelte. Irgendetwas verheimlichte Balthier vor ihm. Fragte sich nur was! „Was habe ich dir denn in der Bar gesagt?“ Fragend verschränkte Basch die Arme und nun trat so etwas wie Neugierde in sein Gesicht, die die Überraschung gekonnt verdrängte. Nur verschwand diese Neugierde sogleich wieder und wich einer unguten Vorahnung. „Na ja… Also…“ „Balthier! Was habe ich dir gesagt?!“ Nun war es an Balthier überrascht dreinzublicken, während Basch ihn fordernd und sogar ein wenig beunruhigt ansah. Er wusste nur zu gut, wie ‚gesprächig’ er werden konnte, hatte er erst einmal genug getrunken. Das hatte Vossler ihm oft genug unter die Nase gerieben! Nur schien Balthier sich ziemlich schnell wieder zu fangen. Denn statt zu antworten hob er nur eine Braue an, zog endlich seine Hose wieder hoch und streckte sich ausgiebig, ehe er an Basch vorbei ging. Nicht jedoch, ohne ihm zuvor auf die Schulter zu klopfen. „Nicht so wichtig. Außerdem ist gerade auch nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Aber keine Sorge… Irgendwann wirst du schon wissen, was du gesagt hast!“ Noch während der Pirat grinsend an ihm vorbei ging, schüttelte Basch ungläubig den Kopf. Nicht umsonst hatte Balthier gerade die gleichen Worte gewählt, wie er es bei der Frage nach der Übersetzung dieses einen Satzes getan hatte. Nur machte er sich darüber keine so großen Gedanken wie Balthier. Denn der Braunhaarige hatte ihn noch öfter gefragt, was dieser eine kleine Satz bedeuten würde. Aber Basch konnte es ihm nicht sagen… Noch nicht jedenfalls! „Sag mal, Basch… Wo liegt Landis?“ Obwohl Balthier nur ganz normal gefragt hatte, sah der Richter ihn ein wenig verstört an, was den Piraten wiederum zum Schmunzeln brachte, ehe er wieder ernst wurde. „Warum willst du das wissen?“ „Warum wohl? Ich will natürlich dorthin fliegen! Nabudis war ja immerhin ein völliger Reinfall und Landis kenne ich kein bisschen. Als Landis unterging war ich schließlich erst vier Jahre alt!“ Dieser leicht trotzige Ton in der Stimme des Braunhaarigen und auch die Art, wie er ihn herausfordernd ansah, brachte Basch dazu, sich abzuwenden. So lange… 19 Jahre waren nun schon vergangen, seit dass Imperium seine Heimat angegriffen hatte… 19 verdammt lange Jahre! „Vergiss es, Balthier… Wenn du unbedingt dorthin fliegen willst, bitte. Aber ohne mich!“ Seufzend richtete Basch seinen Blick gen Westen, wobei er seinem Partner den Rücken zuwandte und schon nach seiner Kette greifen wollte, bis ihm einfiel, dass Balthier diese trug. Kurz darauf spürte er auch schon eine warme Hand auf seiner Schulter, welche ihn mit sanfter Gewalt umzudrehen versuchte. Nur ließ Basch das nicht zu. Stattdessen schob er die Hand von seiner Schulter weg und ging anschließend einfach davon. Dass Balthier ihm folgte, war ihm sofort klar. Wenn er wollte, konnte der Pirat genauso penetrant sein wie so manch anderer wasserstoffblonder Luftpirat! Und genau das musste Balthier wohl gerade unter Beweis stellen! Denn anstatt, dass er Basch einfach ein wenig in Ruhe ließ, schnappte er sich dessen Handgelenk und hielt ihn zurück. „Balthier…“ „Irgendwann musst du einmal dahin zurückkehren, Basch! Sieh mich an! Ich bin auch von Zuhause abgehauen und wieder gekommen! Und ich lebe immer noch!“ Dass Balthier damit genau die falschen Worte gewählt hatte, bekam er auch sogleich zu spüren. Denn auch wenn Basch immer versuchte, sich so gut wie möglich zu beherrschen, so war er doch nicht völlig gefühlskalt. Deswegen sah er jetzt auch alles anderes als gutgelaunt aus, während er sein Handgelenk befreite und den Jüngeren scharf musterte. „Ich bin nicht von Zuhause abgehauen! Ich bin der Armee beigetreten und wurde in ein anderes Land abkommandiert, bevor das Imperium in Landis einfiel. Und im Gegensatz zu Archadis ist meine Heimat, mein Geburtsort, völlig zerstört! Ich habe Landis noch einmal gesehen, Balthier… Und Nabudis ist gar nichts dagegen. Denn das mag die Stadt der Toten sein, aber Landis… Landis ist das Totenreich auf Erden!“ Der Richter hatte nicht bemerkt, wie seine Stimme zu zittern begonnen hatte. Als er jedoch sah, wie Balthier den Blick abwandte, schloss er kurz die Augen und verfluchte sich innerlich, sich gehen gelassen zu haben. Er wollte andere nicht mit seinen Gefühlen belasten, und genau das hatte er gerade getan. „Balthier, ich-“ „Es tut mir Leid, Basch… Ich wusste nicht, dass der Schmerz über den Verlust noch so tief sitzt. Aber ich finde trotzdem, dass wir dort hin fliegen sollten! Ich meine… Was soll schon groß passieren? Außer vielleicht, dass du dir endlich nicht mehr die Schuld daran gibst, dass Landis untergegangen ist? Wenn überhaupt, dann ist der Senat an allem Schuld… Er war die treibende Kraft hinter alledem… Und selbst wenn du da gewesen wärst, hättest du sie nicht alle aufhalten können!“ Seufzend nickte Basch und schüttelte anschließend denn Kopf, während Balthier ihm abermals eine Hand auf die Schulter legte und ihn anschließend mit seinem sanften Lächeln ansah. „Dein Bruder hat dir Larsas Sicherheit übertragen. Dass hätte er wohl kaum gemacht, wenn er dir nicht vertraut und dir weiterhin die Schuld an allem gegeben hätte. Wahrscheinlich hat er dich nicht einmal richtig hassen können… Immerhin seid ihr Zwillinge! Zwischen euch herrschte eine tiefe Vertrautheit…“ Mit wem auch immer Balthier das letzte Jahr verbracht hatte, irgendwie musste dieser ihn verändert haben… Denn früher war er sicherlich nicht so… so… psychiaterähnlich gewesen! Als nächstes sollte er sich wohl auf eine Liege legen und über seine Kindheit reden! „Basch? Erzähl mir mal etwas über deine Kindheit…“ Völlig irritiert erwiderte der Richter den eindringlichen Blick der braunen Augen, bis Balthier plötzlich leise lachte und den Kopf schüttelte, ehe sich abwandte und Richtung Terminal ging. „Du hättest gerade mal deinen Blick sehen müssen, Basch! Ein Bild für die Götter!“, lachte der Pirat noch immer und als Basch ihm immer noch nicht folgte, ging er zu ihm zurück und zog ihn regelrecht zu Strahl, was jedoch nichts an der Irritation des Älteren änderte. „Jetzt schau nicht so! Das war doch nur Spass! Bring uns lieber nach Landis…“ „ Du willst mich ernsthaft fliegen lassen?“ „Natürlich! Was soll schon passieren?“ Die berühmten letzten Worte, nur passierte wirklich nichts! Oder zumindest stürzte die Strahl nicht ab oder flog gegen irgendetwas Hartes. Eigentlich stellte Basch sich auch recht gut an, wenn man einmal davon absah, dass er völlig angespannt da saß. Dabei hatte die Anspannung wenig mit dem Fliegen selbst zu tun. Es war viel mehr das Wissen, dass sie gerade in seine Heimat flogen, dass ihn so steif werden ließ. So lange war Basch schon nicht mehr dort gewesen… Und nun kehrte er zurück, damit Balthier seine Schätze suchen konnte! Nein… So durfte er nicht denken! Basch kannte den Piraten schon lange genug, um ihn als einen Freund zu bezeichnen. Und selbst wenn Balthier wirklich nur die verborgenen Schätze suchen wollte, konnte es ihm doch eigentlich egal sein… Landis war nicht mehr die Stadt, die er gekannt hatte. Sie hatte sich völlig durch den Angriff des Imperiums verändert. Dabei war sie nicht etwa zerstört worden oder ähnliches… Aber sie war innerlich tot… Was auch immer das Imperium damals getan hatte. Sie haben es damals geschafft, sämtliches Leben aus dem einst so schönen Land zu vertreiben. Selbst Monster mieden den Ort und jeder, der zu lange in Landis blieb, wurde nach einer Zeit verrückt…Seine Heimat war einfach nur tot! „Ist das dort unten Landis? Ich dachte, das Imperium wäre eingefallen und hätte alles zerstört!“ Basch hörte die Überraschung in Balthiers Worten und musste innerlich darüber lächeln. Äußerlich seufzte er jedoch nur tonlos und nickte zustimmend, während auch er auf die Stadt hinunter sah. Wüsste er es nicht besser, hätte er gedacht eine kleine Wüstenstadt vor sich zu haben. „Lass dich nicht von dem Anblick täuschen, Balthier. Das Imperium hat damals vielleicht nicht die Stadt selbst zerstört, dafür aber alles Leben in und um die Stadt vernichtet. Sobald wir unten sind, wirst du verstehen, was ich meine…“ Ein wenig melancholisch wandte Basch sich wieder völlig dem Fliegen zu und fand schließlich eine Stelle, an der sie mit der Strahl beruhigt anlegen konnten. Vielleicht spürte Balthier auch die neuerliche Traurigkeit, die von dem Richter ausging, denn er sagte nichts mehr, sondern packte nur ein paar wenige Sachen zusammen. Dankbar dafür, packte Basch ebenfalls ein paar Sachen ein und verließ anschließend mit dem Piraten die Strahl und ging ziemlich sicher über eine weite Ebene, die schon fast der Sandsee ähnelte. Nur war es nicht einmal annähernd so heiß wie dort. Auch fehlte jegliche Flora und Fauna, ganz zu schweigen von dem sonst üblichen Leben. Kein Vogel, nicht einmal ein kleiner Käfer oder eine lästige Mücke ließ sich blicken, was Balthier scheinbar immer mehr zu denken gab. Allerdings behielt der Braunhaarige jeglichen Kommentar für sich, bis Basch vor einer hohen Steinmauer stehen blieb und sichtlich überrascht wirkte. Denn wenn er ehrlich war, hatte er dies nicht erwartet. Diese Steinmauer wurde damals von den Bewohnern des Landes erschaffen, um Feinde fernzuhalten. Doch er hatte eigentlich gedacht, dass sie nicht mehr bestehen würde. Dass das Imperium die Mauer mit dem Leben vernichtet hätte. Aber scheinbar hatten seine Vorfahren diese Mauer zu stark für das Imperium gemacht… „Und jetzt?“ „Gib mir meine Kette.“ „Du meinst wohl eher, MEINE Kette!“ „…Gut, dann gib mir eben DEINE Kette.“ Kopfschüttelnd nahm Basch die Kette entgegen und ging ein Stück weit die Mauer runter, legte den Kopf kurz in den Nacken und nickte anschließend schweigend. Kurz darauf presste er den Anhänger gegen die steinerne Mauer und trat wieder zurück. „Ist dir die Kette deswegen so wichtig, Basch?“, fragte Balthier nach, während Basch ihm die Kette wieder zurückwarf und unter dem entstandenen Torbogen hindurch schritt. Kurz darauf stand er, wie auch schon vor so vielen Jahren einmal, in seiner alten Heimatstadt. Seit damals hatte sie sich kein bisschen verändert. Noch immer war die Stadt leer und still. Lediglich der Wind, wenn er durch die Gassen fegte oder den Sand aufwirbelte und ihn gegen alte Holzplatten schlagen ließ, durchdrang die Stille. „Nein. Normalerweise konnte man die Mauer von innen her öffnen, aber da hier keiner mehr ist, der sie öffnen könnte geht es nur noch mit bestimmten Relikten. Aber da diese Stadt völlig ausgestorben ist, sehe ich auch keinen Grund hierher zukommen. Sie ist mir nur wichtig, weil ich die Kette von meinem Vater bekommen habe.“ Schon wieder leicht melancholisch ließ der Ritter seinen Blick über die Gebäude schweifen, die dem Laufe der Zeit scheinbar völlig getrotzt hatten. Obwohl es hier sicherlich geregnet hatte, war das ganze unbehandelte Holz völlig unversehrt. Kein Wunder… Es existierten nicht einmal mehr die Bakterien, die eine Zersetzung herbeiführen könnten. Vielleicht würde ihr Erscheinen kurzzeitig etwas verändern, aber es würde nicht von Dauer sein… „Das ist… schrecklich! Ich habe nie gewusst, zu was das Imperium noch alles im Stande ist. Ich meine, ich habe lange Zeit mit meinem Vater über verschiedene Sachen gebrütet, aber dass das Imperium so etwas… Es tut mir Leid, Basch!“ Überrascht wandte sich Basch zu dem Piraten um und runzelte die Stirn, als Balthier ihn entschuldigend ansah. Nur fand der Richter, dass diese Entschuldigung völlig fehl am Platz war. Immerhin konnte Balthier ja nichts dafür! „Du kannst nichts dafür, Balthier. Es war die Entscheidung des Senats, nicht die von ganz Archadis. Und jetzt sollten wir uns irgendwo ausruhen. Es wird bald dunkel werden und die Nächte in Landis sind nicht gerade sehr warm…“ Als der Jüngere schweigend nickte, setzte sich Basch wieder in Bewegung und versuchte, jegliche Gefühle zu unterdrücken. Er wollte nicht hier sein. Nicht an diesem Ort, der sein gesamtes Versagen widerspiegelte… „Was ist das?“ „Das? Das ist Ronsenburg… Dort habe ich mit meinem Bruder und meiner Mutter gelebt.“ Basch konnte die Überraschung in Balthiers Gesicht sehen und ahnte auch schon die nächste Frage, die er sogleich mit einem Kopfschütteln verneinte. „Ich bin nicht adelig, Balthier…“ „Aber… Das ist eine Burg, Basch! Zwar eine kleine, aber immerhin eine Burg!“ „Ich weiß, dass das eine Burg ist. Aber ich bin trotzdem nicht adelig. Meine Familie wurde schon immer sehr geschätzt. Nicht zuletzt wegen unseren Fähigkeiten als Kämpfer…. Aber wir haben uns nie etwas aus Adelstiteln gemacht. Lediglich unser Name ist adelig anmutend.“ Nicht weiter darauf eingehend ging Basch weiter und führte seinen Partner schließlich sogar ein wenig in der Burg herum, die noch genauso aussah, wie vor über 20 Jahren. Sicher, die Blumen von damals waren mittlerweile vertrocknet und über all lag feiner Sand, aber sonst hatte sich nichts verändert. Nichts ließ auf einen Kampf schließen. Es sah so aus, als wäre die Stadt einfach in einen tiefen Schlaf gefallen… Ein tiefer Schlaf, der für immer anhalten würde. „Weißt du, Basch… Ein Gutes hat das Ganze hier“, lächelte Balthier plötzlich, als sie zusammen an einem Tisch saßen und ihre mitgenommen Lebensmittel aßen, beziehungsweise tranken. „Und was?“ „Nun. Du kannst dir sicher sein, dass es hier nicht auch nur eine einzige Spinne gibt!“ Obwohl ihnen beide klar war, dass diese scheinbare Fröhlichkeit nur aufgesetzt war, musste Basch wirklich leise lachen. Und als er den verwunderten Blick des Piraten sah, erst recht. Und erst jetzt fiel dem Richter auch auf, wie sehr ihm das gefehlt hatte. Es war schon länger her, seit er das letzte Mal völlig frei gelacht hatte und für ihn war es, als würde eine große Last von seinen Schultern fallen. Erst, als Balthier sich über den Tisch zu ihm beugte, sich mit den Händen am Tisch abstützte und ihn frech angrinste, riss er sich gezwungenermaßen zusammen und zeigte nur noch ein Lächeln, das einfach nicht aus seinem Gesicht weichen wollte. „Du hast gelacht, Basch… Und du fängst sicherlich auch gleich wieder an zu lachen! Und du weißt, was das bedeutet? Du bist meins!“ Auch der Pirat hatte bei den letzten Worten zu lachen begonnen, nur runzelte Basch jetzt hingegen die Stirn. Balthiers Gesicht war dicht vor dem seinen und dessen warmer Atem strich sanft über seine Wange, während er den unaufdringlichen Geruch des Weines wahrnahm, den der Pirat eben getrunken hatte. Immerhin war dieser Wein ja echt lange gereift! Aber nicht das war es, was den Richter jetzt wieder so nachdenklich stimmte. Oder zumindest nicht nur das! Es war etwas anderes. Etwas, dass Balthier ihm gerade gesagt hatte… Du bist meins! Ja, es hatte eindeutig etwas mit diesem Satz zu tun. Ein Satz, der nur aus Spaß gesagt wurde, um die beklemmende Stille und Leere um sie beide herum zu lösen, zu verbannen. Und doch hatte Basch das Gefühl, als würde mehr hinter diesen Worten stecken. Als hätte er sie schon einmal gehört… „Basch? Was ist los?“ Eigentlich hatte der Richter ‚Nichts’ sagen wollen, als sein Blick auf den dunklen Fleck an Balthiers Hals fiel und er fast vom Stuhl flog, als die Erkenntnis ihn wie ein Schlag traf. Stattdessen richtete er sich so schnell auf, dass Balthier überrascht nach hinten stolperte und wieder in seinem Stuhl landete. „Was ist los mit dir?!“ Der Pirat hatte sich wieder hochgestemmt und musterte Basch besorgt, welcher sich fahrig durch die kurzen Haare strich und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Wenn er seinen neuen Erinnerungen trauen konnte, hatte er ein gewaltiges Problem! Als Balthier dann auch noch um den Tisch schritt und ihm eine Hand auf die Schulter legte, schüttelte Basch unwillig den Kopf und fasste seinen Partner bestimmt um die Schultern. „Was habe ich getan?“ „Du musst schon etwas präziser werden, wenn du eine ehrliche Antwort haben willst, Herr Richter!“ Durchgerüttelt zu werden schien Balthier nicht zu gefallen. Jedenfalls ließen seine Wortwahl und seine leicht trotzige Haltung darauf schließen. „In der Bar. Was habe ich an dem Abend in der Bar gemacht, Balthier? Und sag mir diesmal die Wahrheit!“ Baschs Stimme war nicht mehr als ein leises Wispern, da sein Hals völlig trocken geworden war. Und wenn er den bestürzten Gesichtsausdruck des Piraten sah, wurde das flaue Gefühl in seinem Magen auch nicht besser! „Na ja… Du warst ziemlich angetrunken und da habe ich dir dein Glas weggenommen. Du wolltest es natürlich wieder haben und da habe ich den Inhalt ausgetrunken…“ Basch hatte es bisher nur ein oder zweimal erlebt, dass Balthier nicht wusste, was er sagen sollte. Dass er nach den richtigen Worten suchte und betreten den Blick abwandte. Unter normalen Umständen hätte der Richter auch nicht weiter nachgefragt, aber jetzt… „Und weiter? Was habe ich getan? Habe ich etwas gesagt?“ „Du… hast mich geküsst, die ganzen Besucher mit Stoppga verzaubert und mich anschließend noch einmal geküsst, nachdem du mir gesagt hast, dass du mich liebst. Zufrieden?!“ Obwohl der Pirat versuchte sich aus dem Griff zu lösen, ließ Basch ihn nicht los, sondern hielt ihn nur noch stärker fest. Der Sinn des Gesagten verdrängte er erst einmal, denn er wusste genau, dass da noch mehr war. „Nein, noch nicht. Was ist dann passiert?“ „…“ „Balthier!“ „Du hast dich entschuldigt, ich habe dich ins Hotel gebracht und konnte nicht einmal auf mein Zimmer gehen, weil du mich festgehalten hast! Du wolltest mich nicht gehen lassen und sagtest schließlich, dass ich zu dir gehören würde…“ Zögernd legte Balthier eine Hand auf seinen Hals und verschwand schließlich aus dem Zimmer, da Basch ihn losgelassen hatte. Erst nachdem der Richter seine Gedanken geordnet hatte, suchte er den Jüngeren und fand ihn schließlich auf der Terrasse von Basch früherem Zimmer. Mittlerweile war die Nacht über Landis hereingebrochen und genau wie Basch es gesagt hatte, war diese alles andere als warm. Wahrscheinlich zitterte Balthier auch deswegen so. Jedenfalls nahm der Ritter sogleich noch eine Decke mit und legte diese dem Piraten über die Schulter. Er sah dessen Überraschung, sagte jedoch nichts und stellte sich einfach neben ihn und blickte über seine ehemalige Heimatstadt. Selbst als er aus dem Augenwinkel sah, wie Balthier die Decke eng um sich legte, sagte er noch nichts. „Du solltest mit Larsa reden, Basch… Vielleicht findet er einen Weg, um das Leben zurück nach Landis zu bringen…“ Basch spürte den Blick des Piraten auf sich ruhen und stützte seine Arme auf dem Geländer der Terrasse ab, ehe er Balthiers Blick erwiderte. Dabei wirkte der Jüngere seltsam gelassen, wenn man bedachte, wie er eben noch den kleineren ‚Speisesaal’ verlassen hatte! „Warum hast du mich zuerst angelogen?“ „…Vielleicht… weil ich Angst vor dem hatte, was du sagen würdest? Ich meine… du warst so betrunken, dass es mich wundert, dass du dich jetzt wieder ein wenig erinnern kannst… Woher sollte ich wissen, ob du gelogen oder die Wahrheit gesagt hast?“ Seufzend wandte Balthier den Blick wieder ab und zog die Decke um seinen Körper stattdessen nur noch enger um sich, als könnte er die Kälte um ihn herum so vertreiben. „Warum hast du nicht einfach nachgefragt?“ „Mal überlegen… Vielleicht, weil du dich wahrscheinlich nur entschuldigt hättest? Und… weil ich nicht wissen wollte, ob du nun gelogen hast oder nicht. Ich meine, ich will dich als meinen Partner, Basch. Und wenn du gelogen hättest, wie hätte es dann weiter gehen sollen? Ich könnte niemals mit dir einen draufmachen, weil du sicherlich keinen Alkohol mehr angerührt hättest. Und du würdest dich die ganze Zeit über schuldig fühlen…“ Da Basch noch immer seinen Blick auf den Jüngeren gerichtet hatte, sah er dessen künstliches Lächeln, welches jedoch recht bald einem Seufzen weichen musste. Nur sah der Richter nicht ein, warum er jetzt wie ein Grab schweigen sollte. „Ich habe nicht gelogen…“ „Ja, das habe ich schon- Du… WAS?“ Diesmal war es an Basch, wieder über seine Heimatstadt zu blicken, während Balthier ihn überrascht und auch ein wenig skeptisch ansah. Selbst der Richter merkte, dass seinen Worten nicht viel Glauben geschenkt wurde, weswegen er sich wieder seinem Partner zuwandte und ihn leicht anlächelte. „Ich habe dich nicht angelogen, Balthier… Ich war betrunken, aber alles was ich gesagt habe, war mein Ernst. Auch wenn ich immer noch nicht fassen kann, dass ich so etwas getan habe!“ Da Balthier immer noch ziemlich perplex dreinblickte, richtete Basch sich wieder völlig auf und schüttelte nun leise lachend den Kopf, ehe er zu den dunklen Wolken über sich nickte. „Du solltest langsam reingehen. Es wird gleich regnen und dann solltest du nicht zu lange draußen bleiben. Wenn du willst, kannst du in diesem Zimmer schlafen. 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